Bericht zum Spaziergang auf dem Weißen Hirsch

16.04.2015
Ein Spaziergang auf dem Weißen Hirsch
Eine nette Hörerin schreibt dazu:
Wir alle kennen den noblen Stadtteil Weißer Hirsch.
Mit Herrn Dr. Michael Böttger von Igeltour konnte jeder „laufenderweise“
Neues erfahren.
Ein weißer Hirsch soll wirklich bei einer Jagd des sächsischen Adels
geschossen worden sein – nachweisbar ist von 1686 die Schänke „Weißer
Hirsch“.
Früher gab es hier, vor den
Toren der Stadt, Weinberge und
Felder. Es gab auch ein großes
Rittergut und ein Herr Ludwig
Küntzelmann, der durch
Seifenherstellung viel Geld
verdient hatte, kaufte dieses im
19. Jahrhundert, teilte die
Gutsfelder in Parzellen und
legte eine Bauordnung fest – er
gilt als Begründer des Kur- und Villenviertels. Seinen Gedenkstein findet
man auf der Bautzner
Landstraße.
Das Lahmann-Sanatorium wird
z.Z. von der Baywoba zum
Wohnpark umgebaut und seine
zukünftigen Bewohner haben
auf jedem Fall viel Licht, Luft
und Sonne, wie Heinrich
Lahmann propagierte.
Der Konzertplatz – schon im
Wald – lädt wirklich zu einem
Besuch ein, vielleicht zu einer
Veranstaltung oder als Rast am
Ende einer Heidewanderung.
Herr Dr. Böttger führte wissend
und erzählte liebevoll von
„seinem“ Weißen Hirsch: vom
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chinesischen Pavillon mit
seiner interessanten
Geschichte, der letzten
Korbmacherin Dresdens und
natürlich von den wunderbaren Villen mit seinen
berühmten Bewohnern.
So wurde die Villa Urvasi –
damals sehr modern – für die
Kurgäste des LahmannSanatoriums erbaut. Im 2.
Weltkrieg nutzte das Haus die
Wehrmacht, nach dem Krieg
wohnten sowjetische Familien
darin und nach 1990 wurde es
saniert und jetzt ist es eine
wunderschöne Altenwohnanlage. Beim Spaziergang durch das Villenviertel
wird bewusst – Geschichte ist ein Kommen und Gehen.
Die typischen Villen haben
Balkone, Wintergarten und einen
Garten, oft gibt es Turmzimmer –
deshalb auch „Der Turm“ als Titel
des Romans von Uwe Tellkamp.
An den schmiedeeisernen Gartenzäunen
kann man auch die Bienenlilie finden,
die Uwe Tellkamp beschreibt.
Auch ich wusste nicht, was eine „Dresdner Ecke“ ist – das ist eine Art
Pavillon am Rande des Gartengrundstücks an der Straße, wo man sich
früher bei schönem Wetter zur Kommunikation traf – welch‘ schöner
sozialer Kontakt…
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Die Villen sind jetzt fast alle
denkmalpflegerische
Schmuckstücke und für
Interessierte ist da ein
Spaziergang eine Freude:
vorbei am Haus Alke auf der
Küntzelmannstraße (Alke
war die jüngste Tochter von
Heinrich Lahmann), der Villa
Luise (das war seine Ehefrau),
der Villa Bismarck, der
Meinhold’schen Villa oder ganz
modern, 1998 erbaut, der Villa
auf der Bergbahnstraße 4B…
Oft erzählte Herr Dr. Böttger
eine Geschichte zu den Orten.
Der Portier vom LahmannSanatorium bekam so viel
Trinkgeld, dass er auf der
Wolfshügelstraße die Villa
Teicher erbauen lassen konnte.
Gegenüber ist die sehr
interessante Villa Elbblick, die Uwe
Tellkamp auch genau beschreibt.
Martin Anderson Nexö lebte von
1952 bis 1954 auf dem Weißen Hirsch
in einer Villa, diese ist inzwischen
verkauft und saniert. Der jetzige
Besitzer hat eine Gedenktafel am Zaun
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angebracht – das ist ein verdienstvoller Umgang mit der Kulturgeschichte.
Eine malerische Aussicht auf
das Elbtal und Dresden hat
man vom Friedensblick, hier
hat der Verschönerungsverein
Dresden Weißer Hirsch einen
größeren Ruheplatz errichtet.
Im kleinen Park vor der Betriebsund Marketing- Abteilung von
Ardenne kann man auch
ausruhen. Dieses erfolgreiche,
weltweit arbeitende Unternehmen
gestaltet nicht nur diesen kleinen
Park liebevoll, sondern unterstützt auch die weitere Sanierung des
Lingner-Schlosses.
Es ist gut und wichtig, auch in diesem Stadtteil mit seinem Handeln der
Gemeinschaft etwas zurückzugeben!
Wer noch mehr über die Stadtteilgeschichte erfahren will, sollte selbst mit
Herrn Dr. Böttger von Igeltour über den Weißen Hirsch wandern –
unbedingt sollte man noch einmal den traumhaften Blick vom Luisenhof,
dem Balkon Dresdens, genießen.
Fotos: Jürgen Thomas
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