Highschool Aufenthalt in Texas 2015 Howdy, mein Name ist Jeanne Englert und ich bin von Januar bis Juli 2015 in Texas. Ich lebe hier mit meiner Gastfamilie und gehe auf die Burnet High School. Fangen wir gleich mal mit der Schule an: So schön amerikanisch die High School auch ist, das Bildungsniveau erscheint mir im Vergleich zu Deutschland viel schlechter. Das liegt nicht nur an vielen unmotivierten Schülern, sondern auch an den Lehrern, die jegliche Hoffnung, die Schüler wirklich zu unterrichten, aufgegeben haben. Ich habe, auf Herrn Beckmanns Empfehlung hin, jedes Fach auf dem anspruchsvollsten Level gewählt aber es ist trotzdem einfach. Ich hatte einen recht holprigen Start in der Schule, weil die Schulschwester an meinem ersten Tag festgestellt hat, dass mir die Impfung gegen Meningitis fehlt. Wir mussten dafür eine halbe Stunde in die nächste Stadt fahren und dort gab es die Impfung aber nicht beim Arzt, sondern im Hinterzimmer eines Drugstores. Wie auch immer, am nächsten Tag konnte ich in der Schule anfangen und obwohl alles erst mal sehr verwirrend war und ich in jedem Kurs mit neuen Leuten umgeben war, habe ich mich recht schnell eingewöhnt. Meine Schule fängt um 8 Uhr an und geht jeden Tag bis um 15:35 Uhr. Man darf das Schulgelände nicht verlassen und man hat nur eine kleine 6 Minuten Pause am Morgen und eine 44 Minuten lange Mittagspause. Zwischen den einzelnen Fächern ist 5 Minuten Zeit für den Wechsel in sein nächstes Klassenzimmer. Die Schule besteht aus 6 Gebäuden, die alle im Kreis um den Innenhof angeordnet sind. Drumherum gibt es noch die Football-, Softball- und Baseballfelder. Sport ist hier extrem wichtig und wenn man keine Ballsportart machen möchte, kann man auch schwimmen oder laufen. Die Fächerauswahl ist groß und ich habe neben US History, English, Algebra und Animal Science, noch meine Wahlfächer Tech Theater, Graphic Design, Culinary Arts und Teen Leadership. Ich bin hier ein Junior also in der elften Klasse, aber die Klassen sind mit allen Jahrgangsstufen gemixt. In einer Klasse sind fast nur Seniors (zwölfte) und in manchen sind sogar Freshmen(neunte). Alles in allem ist das Schulsystem sehr unterschiedlich zu unserem und ich kann nicht sagen, welches ich lieber mag. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich stolz darauf bin, ein Burnet Bulldog zu sein. Vor ein paar Wochen wurden Jahrbuch Fotos gemacht und ich werde auch darin sein. Als Junior darf ich auch am „prom“, dem Abschlussball teilnehmen, worauf sich hier jetzt schon alle mächtig freuen und ihre Outfits planen. Meine ersten Tage und Wochen hier waren sehr aufregend. Meine Gastmutter hat mich jedem einzelnen Menschen, dem wir begegnet sind, vorgestellt. Ihren Freunden sowieso, aber auch dem Verkäufer im Supermarkt und sogar dem Postboten. Mir fällt auf, dass die Leute hier sehr freundlich sind und viel miteinander reden. Fast jeder, den ich bisher kennengelernt habe, hat irgendeine Verbindung zu Deutschland. Die meisten haben Vorfahren aus Deutschland oder die Großväter waren als Soldat in Deutschland stationiert. Das Militär ist hier insgesamt sehr stark vertreten. Das liegt daran, dass nur eine halbe Stunde von meinem Wohnort Burnet entfernt, eine der größten Army Bases in den USA liegt. Trotz der vielen deutschen Verbindungen, ist hier alles sehr amerikanisch. Überall hängen Flaggen, die Highways erstrecken sich meilenweit durch karge Landschaft, stundenlange Autofahrten sind ganz normal und man sieht ein Fastfood Restaurant nach dem anderen. Natürlich ist auch die Sprache anders, aber auf Grund des bilingualen Zuges habe ich gar kein Problem damit. Viele wollten mir gar nicht glauben, dass ich eine Austauschschülerin, und nicht aus den USA bin. Es gibt jedoch einige sprachliche Besonderheiten, an die ich mich erst gewöhnen musste. Zum Beispiel gilt es als höflich und wird erwartet, dass man nicht nur „Yes“ und „No“ sagt, sondern immer „Yes, Ma’am“ und „No, Ma’am“,und „Yes, Sir“ und „No, Sir“. Das muss man natürlich nur sagen, wenn man mit Erwachsenen redet aber trotzdem musste ich mich ein bisschen umstellen. Inzwischen sage ich das schon ganz automatisch. Schließlich bin ich ja hier in Texas und obwohl der Akzent nicht ganz so extrem ist, wie ich dachte, reden manche Männer richtig „Country“ und das ist dann schwer zu verstehen. Ansonsten sind Wörter wie „Howdy“ und „Yewhaaa“ ganz alltäglich. Das Ranchleben mit Pferden und Rindern ist allgegenwärtig und manche tragen sogar in der Schule ihre Cowboy Stiefel mit breitem Gürtel und Hut. Ich finde das zwar komisch aber das ist der Style hier. Nach der Schule bin ich meistens mit unserem Hund „Vaquero“ (das ist Spanisch und heißt „Cowboy“) bei meinem Quarterhorse „Pee Wee“ auf der Ranch meines Gastopas. Ich muss mich zwar noch von Englisch auf Western umstellen aber ich darf bald mit Rindern arbeiten und lernen, wie man ein Lasso wirft…. „Yewhaaa“ ! Ich darf außerdem an einigen Trail Rides quer durch unser wunderschönes „Hill County“ teilnehmen. Vom 27. März bis zum 4.April werden meine Gastmutter und ich den Weg der ersten deutschen Siedler in Texas vor 200 Jahren nachreiten. Der fängt an der Küste an, mit Reiten am Strand und hört mitten in Texas, in New Braunfels auf. Mir wird hier sehr stolz die Geschichte und Kultur von Texas erzählt und beigebracht und wir machen viele kleine Trips zu historischen Orten, die hier genauso sorgfältig und liebevoll gehegt und gepflegt werden wie unsere hunderte Jahre älteren Kulturgüter in Europa. Gleich an meinem zweiten Wochenende sind wir nach Fort Worth gefahren und haben die alljährliche Stock Show besucht. Das ist eine dreiwöchige Veranstaltung, die es hier in fast jeder großen Stadt gibt. Alles fängt mit einer großen Pferdeparade an und dann geht es mit Ranch Rodeo und Tierpräsentationen weiter. Es war ein tolles Erlebnis und eine unglaubliche Erfahrung gleich zum richtigen Einstieg in das Leben im Lone Star State. Ganz ehrlich….mehr „Western“ geht nicht! Die nächstgrößere Stadt von meinem kleinen 6000-Einwohner-Städtchen aus ist Austin. Das ist „die“ Musikstadt und gilt als eine der schönsten Städte in den USA. Es gibt hier unzählige kleine Cafés, Bars und Saloons mit Live Bands und kleinen Shows und sehr viele bekannte Musiker kommen hierher, um Konzerte zu spielen. Einige weltberühmte Musiker kommen auch von hier. Wir waren außer in Fort Worth und Austin auch schon in Cisco und San Antonio und planen gerade einen Trip zur NASA Station in Houston. Über den „Spring Break“ waren wir sogar eine ganze Woche zum Campen im Big Bend National Park. In dem Nationalpark gibt es wilde Bären, Berglöwen, Kojoten, Wildschweine, Schlangen und vieles mehr aber außer Rehen, Hasen, Wildschweinen und Vögeln haben wir nicht viel gesehen. Wir waren dort reiten, paddeln, wandern und ich habe die wilde Natur mit Canyons und Bergen sehr genossen. Der Park ist direkt an der Grenze zu Mexiko und weil der Grenzfluss Rio Grande noch relativ flach war, habe ich sogar einen Hüpfer nach Mexiko rüber gemacht. Da auch hier endlich der Frühling durchkam, war die Landschaft wunderschön übersät mit Blumen, besonders den wunderschönen Bluebonnets (Staatsblume von Texas) Weitere tolle Sachen, die wir noch unternommen haben, waren ein Spiel der Harlem Globetrotters, als diese in Austin waren und das Ballett „Romeo und Julia“ in der Oper von San Antonio. Ich kann jedem, der über so einen Austausch nachdenkt, nur eins sagen „Mach es!“ Ich erlebe so viele, unglaubliche Sachen, sehe jeden Tag neue Orte, lerne neue Leute kennen und die Erfahrung, auf diese Art und Weise in eine andere Kultur eintauchen zu können, ist unbezahlbar.
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