Praxis und Wissen Governance in der IT Dr. Hans-Georg Fill; O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. A Min Tjoa Im Rahmen des OCG Arbeitskreises IT-Governance (http://www.ocg. at/ak/governance/index.html) werden rechtliche, wirtschaftliche und informationstechnologische Aspekte von IT-Governance aus Sicht von in Österreich tätigen Unternehmen, der öffentlichen Verwaltung sowie der akademischen Forschung diskutiert [3]. Die folgenden Ausführungen sollen einen Überblick über dieses aktuelle Thema bieten. Die große Bedeutung von Informationstechnologie für Unternehmen ist heutzutage ein klares Faktum. Die Auswirkungen davon spiegeln sich nicht nur in der Vielzahl von innovativen Geschäftsmodellen, Produkten und Services wider, die durch die Einbeziehung von IT-Funktionalitäten entwickelt bzw. durch sie erst möglich werden. Vielmehr ist auch ein gesteigertes Interesse von Anteilseignern und gesetzlichen Aufsichtsbehörden am Wertbeitrag von IT zum Gesamtergebnis der Unternehmen und dem Umgang mit Risiken im IT-Bereich zu beobachten. Dies resultiert aus der engen Verflechtung von Geschäftsprozessen und Informationstechnologie, die heutzutage praktisch unvermeidbar ist. IT-Governance ist als Lösungsansatz für diese Entwicklungen zu sehen, der auf Basis von international abgestimmten Rahmenwerken und Best Practice-Ansätzen Unterstützung bei der Ausgestaltung von entsprechenden Steuerungsmaßnahmen und deren Umsetzung bietet. haben. Durch die enge Verknüpfung von operativem Geschäft und IT sind daher jene Compliance-Anforderungen, die an das Gesamtunternehmen gestellt werden, direkt und indirekt auch für die entsprechenden Bereiche der Informationstechnologie maßgeblich. Die Umsetzung von IT-Governance im Unternehmen erfolgt heute zumeist auf Basis von international abgestimmten Rahmenwerken und Standards. Aktuelle Rahmenwerke und Standards Bei den aktuell im Bereich IT-Governance zur Anwendung kommenden Rahmenwerken können zwei Ansätze genannt werden, die derzeit große Aufmerksamkeit erfahren: Dies ist einerseits der Ansatz von COBIT® (Control Objectives for Information and Related Technology) des IT-Governance Instituts Einleitung fen werden: „IT-Governance hilft dabei, [2] und die ITIL® (IT Infrastructure Libra- Die aktuellen Diskussionen rund um sicherzustellen, dass die IT-Geschäfts- ry) des britischen Office of Government IT-Governance werden häufig rein aus ziele unterstützt, Investitionen in die IT Commerce (OGC) [5]. Während CO- Praxissicht geführt. Wissenschaftliche optimiert und angemessenes IT-bezo- BIT® als ganzheitliches Referenzmo- Publikationen zu dem Thema sind zwar genes Risiko- und Changemanagement dell auf die Abstimmung zwischen der durchaus vorhanden (bspw. [1], [4]), betrieben werden“ [2]. Die Verantwor- gesamten Unternehmensstrategie und sie spielen jedoch derzeit sowohl bei tung für erfolgreiche IT-Governance ist der IT-Strategie ausgerichtet ist, liegt der der Erhebung der an IT-Governance dabei Führungskräften und Aufsichts- Fokus von ITIL auf der Definition von Re- gestellten Anforderungen als auch bei räten zugeschrieben. Sie umfasst die ferenzprozessen für das IT-Servicema- möglichen Umsetzungsstrategien eine erforderlichen Prozesse und Organisa- nagement. Bei beiden Ansätzen handelt eher untergeordnete Rolle. Mit den fol- tionsstrukturen und die damit verbun- es sich jedoch nicht um internationale genden Ausführungen soll ein erster denen Führungsaufgaben. Standards. Der zentrale Standard für Überblick über die momentan in der Im Zusammenhang mit IT-Governance das Gebiet IT-Servicemanagement ist Praxis diskutierten Themen im Bereich wird oft auch der Begriff „Compliance“ die ISO/IEC Norm 20000. Sie beinhaltet IT-Governance sowie mögliche Schnitt- verwendet. Sinngemäß soll damit die zum einen Anforderungsdefinitionen an stellen für die wissenschaftliche For- Einhaltung bzw. Befolgung von Regeln das IT-Servicemanagement für die ver- schung gegeben werden. und gesetzlichen Vorschriften ausge- antwortlichen Akteure und zum anderen drückt werden. Insbesondere betrifft einen „Code of practice“, der auch ei- Definition dies Vorschriften und Regulative, auf- nen Leitfaden für die Wirtschaftsprüfung Von den zahlreichen zurzeit gebräuch- grund derer Unternehmen Berichts- darstellt. lichen Definitionen für IT-Governance pflichten an gesetzliche Aufsichtsbe- Derzeit sind Bestrebungen im Gange, soll eine stellvertretend herausgegrif- hörden und Anteilseigner zu erfüllen COBIT®, ITIL® und die ISO20000 auf- 10 journal28.indd 10 21.02.2008 11:58:19 Praxis und Wissen Abb. 2.: COBIT® Rahmenwerk (Adaptiert nach [2]) Abb. 1.: ITIL® V3 Rahmenwerk (Adaptiert nach: Glenfis AG) einander abzustimmen, sodass die Ent- Der Markt bietet dafür zahlreiche Lö- Wien. Seine Forschungsschwerpunkte wicklungen auf diesen Gebieten weiter- sungsansätze und Tools, wobei der Be- liegen im Bereich Semantische Informa- hin beobachtet werden müssen. reich der frei zugänglichen Werkzeuge tionssysteme und Visualisierung in der und Methoden aktuell noch unterreprä- Wirtschaftsinformatik. Umsetzung sentiert ist. Aufgrund der im Rahmen von IT-Goverkommt auch für sie selbst meistens nur OCG Arbeitskreis IT-Governance eine IT-gestützte Umsetzung in Frage. Der im Jahr 2005 gegründete OCG Arbeits- nance zu verarbeitenden Datenmengen kreis IT-Governance bietet eine Diskussi- Quellen: onsplattform für alle Themen im Bereich [1] Fröschle, H.-P., Strahringer, S. IT-Governance. Hiermit möchten wir herz- (2006): IT-Governance, HMD lich dazu einladen, sich für den Arbeitskreis Praxis der Wirtschaftsinformatik. 150. dpunkt Verlag. [2] IT-Governance Institute: COBIT anzumelden, um so über die neuesten Aktivitäten informiert zu werden. n ist Vorstand des Instituts für Software- 4.0 – Deutsche Ausgabe. URL: http://www.isaca.at/Ressour- O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. A Min Tjoa Vortragende cen/CobiT%204.0%20Deutsch. technik und Leiter der Arbeitsgruppe Information & Software Engineering an der Technischen Universität Wien. Seine pdf [3] Karagiannis, D., Tjoa, A M. Forschungsschwerpunkte liegen in den (2005): IT-Governance: Defini- Bereichen Datawarehousing und Data- tion, Standards und Zertifizie- mining, Semantic Web, Software Engi- rung, OCG Journal 4/2005. neering und Informationssysteme. [4] Meyer, M., Zarnekow, R., Kolbe, L. M. (2003): IT-Governance – Begriff, Status quo und Be- Kontakt deutung. Wirtschaftsinformatik, 45/4, S. 445-448. [5] Office of Government Com- Dr. Hans-Georg Fill ist Universitätsas- merce: ITIL, URL: http://www. sistent am Institut für Knowledge and ogc.gov.uk/guidance_itil.asp Business Engineering der Universität OCG Journal 1/2008 journal28.indd 11 Dr. Hans Georg Fill, Universität Wien, Institut für Knowledge and Business Engineering [email protected] 11 21.02.2008 11:58:24
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