Masterarbeit von Frida Peyer Potsdam University of Applied Sciences Fachbereich Design, Studiengang Interfacedesign Februar 2015 Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem digitalen Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten mit einem besonderen Hinblick auf Open Access, Open Science und den Möglichkeiten des Selfpublishings für Wissenschaftler. Auf der Grundlage der theoretischen Konzeption wurde ein Modell entwickelt, welches Autorinnen und Autoren durch eine modulare Strukturierung der einzelnen Publikationselemente einen zeitgemäßen Produktions- und Veröffentlichungsprozess ihrer Arbeiten ermöglicht und durch die Einbindung in eine Plattform eine virtuelle und kollaborative Forschungsumgebung schafft. Keywords Electronic Publishing, Scientific Publishing, Open-Science, Open-Access, Self-Publishing, Digitalisation, Scholary Publishing, Service Design, digital scientific storytelling Gliederung 1. Einleitung 2. Problemdarstellung, Fragestellung, Ziele und Zielgruppe 3. Forschungsstand 4. Methodisches Vorgehen Cultural Probes Exemplarische Semiotische Analyse Interviews 5. Theoretische Konzeption 5.1 Digitales Publizieren – der Versuch einer Begriffsbestimmung 5.2. Strukturen und Prozesse wissenschaftlichen Publizierens Kreislauf wissenschaftlichen Arbeitens/Publikationsprozess Wissenschaftliche Publikationstypen Publikationsaufbau Qualitätssicherung und deren kritische Diskussion Distributionsmöglichkeiten Wissenschaftliche Community Qualitätsmessung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft Anstieg der Quantität/Publikationsdichte Social Media Suchverhalten Leseverhalten Rechte und Bezahlmodelle/Distribution Urheberrecht Digital Object Identifier (DOI) Kommerzielle Verlage Hochschulverlage Self-Archiving Creative Commons 5.3 Wissenschaftliche Diskurse Diskurs Open Access / Open Science Diskurs Papierlogik / digitale Strukturen einer wissenschaftlichen Publikation 5.4 Anforderungen an eine digitale Wissenschaftliche Publikation Formen der Produktion/Gestaltung Das Arbeiten mit Templates Versionskontrolle Pdf Extensible Markup Language (XML) Besondere Technische Herausforderungen Langzeitarchivierung 5.5 Ansätze und Referenzprojekte Kollaboratives Forschen/ Co-Creation Open Review / Collaborative Review Kircz-Paper Self-Publishing Research Gate Wissenschaftliches Storytelling Libroid GitHub 5.6. Schlussfolgerung für die kommende Modellbildung 6. Modellbildung Erste Ideen Was sind mögliche neue Strukturen? 7. Entwurf Schematische Darstellung Praktische Umsetzung 8. Fazit 9. Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam/incom 10. Anhang Verzeichnisse Details der Methoden 1. Einleitung Bereits in meiner Bachelor-Arbeit beschäftige ich mich erstmals mit dem Feld der digitalen Publikationen. Die Arbeit beschäftigte sich mit dem Anreichern von digitalen Dokumenten mit multimedialen Inhalten und lieferte Ansätze für die Produktion und den Umgang mit digitalen Dokumenten. Hierbei war mir immer besonders wichtig, grundsätzlich zwischen einem Print- und einem digitalen Dokument zu unterscheiden. Im Laufe dieser Arbeit zum Thema „Enhanced Publishing – Von der Papierlogik zum digitalen Publizieren“ stieß ich immer wieder auf das Thema der wissenschaftlichen Publikationen und wurde mir dessen Relevanz bewusst. Im Rahmen eines Co-Creation Workshops innerhalb meines Masterstudiums fiel mir zudem die immense Frustration und Unsicherheit bezüglich bestehender Publikations-Strukturen von der jungen Generation an Wissenschaftlern und wissenschaftlich arbeitenden jungen Akademikern auf und ich sah einen dringenden Handlungsbedarf. Nach einiger Recherche stieß ich auf immer mehr Ansatzpunkte, die klar werden ließen, wie sehr es einer Reformierung bestehender Prozesse bedarf. Das Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten folgt oft noch veralteten „Regeln“ und es gilt, sich unter der Berücksichtigung der Digitalisierung mit den digitalen wissenschaftlichen Publikationen zu beschäftigen. „Eigentlich schon.Irgendwie Oder nocheine anders. Irgendwie Also eine ich glaube «Eigentlich schon. Oder noch anders. Zwischenstufe. Also ich glaube das Sachen die nur noch das SachenZwischenstufe. die nur noch auf Papier rauskommen, die existieren garauf nicht mehr.» Papier rauskommen, die existieren gar nicht mehr.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 Bestätigt wurde diese Annahme durch explorative Interviews mit Doktoranden und jungen Wissenschaftlern - diese lieferten mir wertvolle Einsichten in den Arbeitsalltag einer jungen Generation von Wissenschaftlern, die sehr frustriert sind und sich tagtäglich einem konservativ-restriktivem System unterwerfen (müssen). Auch ich persönlich fühle mich eher gehemmt als motiviert, selbst wissenschaftliche Texte zu veröffentlichen, scheint doch die Hürde der Verlagssuche und den damit verbundenen Kosten unüberwindbar. Im Laufe der Arbeit bekam ich sehr viel positives Feedback und viele Anregungen und Chancen, meine Arbeit zu verwirklichen. Nicht zuletzt für die Chance, einen Teil meiner Ergebnisse gleich umsetzen zu können, bin ich sehr dankbar. Meine Perspektive vermag vielleicht nicht alle Disziplinen vollständig einzubeziehen und alle Mechanismen zu durchdringen, jedoch halte ich es für erkenntnisreich, die bestehenden Problematiken aus der Sichtweise einer Designerin zu bearbeiten. 2. Problemdarstellung, Fragestellung, Ziele und Zielgruppe Problemdarstellung 1 vgl. Karin S. Wozonig: Literaturkritik im Medienwechsel, in: C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.43 2 vgl.: P. Diepold: Elektronisches Publizieren, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 7. Jahrg., Beiheft 4/2004, 2004, S.85 Die Gestaltung und Struktur wissenschaftlicher Publikationen unterliegen weitreichenden Restriktionen, die auch daher rühren, dass bis vor wenigen Jahren auf Papier publiziert worden ist. Dabei ist es erstaunlich, dass im Rahmen der Digitalisierung keine wesentlichen Neuerungen oder Umstrukturierungen zu beobachten sind, so dass auch die digitalen Arbeiten immer noch einer Papier-Logik entsprechen. Der Anteil an digitalen wissenschaftlichen Publikationen steigt stetig und gerade von der jüngeren Generation von Wissenschaftlern werden auch zunehmend mehr digitale Publikationen rezipiert. Eines der größten gestalterischen Problemfelder ist, dass diese Publikationen meist nur digitalisiert werden aber formal weiterhin der Papier-Logik folgen. Es gilt digitale Publikationen zu etablieren, die nicht nur über digitale Medien zu finden sind, sondern auch deren Anforderungen und Chancen entsprechen.1 Diepold merkt an, dass fast alle Manuskripte heutzutage digital entstehen2, die Anmutung und Produktion aber immer noch den Gesetzen von Printpublikationen folgt. Wenn man als Wissenschaftler im Jahr 2015 publizieren möchte, ist man den verschiedensten Restriktionen und Dogmen ausgesetzt – egal ob man analog oder digital publiziert, ob man mit einem großen Verlag zusammenarbeitet oder man seine Publikation frei zugänglich veröffentlicht. Dabei ist es doch genau das, was den Wissenschaftsbetrieb ausmacht (oder ausmachen sollte): die Freiheit von Lehre und Forschung. Kommt es zur Phase des Publizierenz, ist es jedoch mit der Freiheit oft nicht mehr weither. Es gilt diese verzögernden oder verhindernden Prozesse und Funktionslogiken zu identifizieren und zu lösen. Betrachten wir zunächst die wichtigsten Akteure eines Publikationsprozesses und ihre Bedürfnisse: die Autoren, die Verlage und die Bibliotheken. Wie sich zeigen wird, stehen sie in einem engen interdependenten Verhältnis zueinander, infolgedessen sich ihre Probleme nicht selten wechselseitig bedingen. Autoren von wissenschaftlichen Publikationen wollen, das sollte ein Selbstverständnis der Wissenschaft sein, ihre Forschung und Ergebnisse in die Community tragen und zur Diskussion stellen. Hierbei werden sie mit einem komplexen Geflecht an unterschiedlichsten Problematiken konfrontiert. In der Regel werden Wissenschaftler von staatlichen und öffentlichen Geldern finanziert, womit der Anspruch verbunden ist, dass ihre Ergebnisse auch öffentlich zugänglich sind. Oftmals sind Verlagsverträge jedoch mit harten Klauseln versehen, die gerade die Nutzungsrechte der eigenen Publikation stark einschränken. Zudem kommen auf Autoren meist hohe Produktionskosten, etwa der „Druckkostenzuschuss“ oder eine Gebühr für die Bereitstellung der Publikation unter OpenAccess-Kriterien, zu. Auch in Bezug auf die Qualitätssicherung der Arbeit sind Wissenschaftler auf sich gestellt, die Arbeit wird meist nur vom Verlag redigiert, die Durchführung obliegt anderen wissenschaftlichen Fachkräften und ist meist nicht transparent (genug). Ein ebenfalls großes Problem ist die Reputation, hat es sich doch eingebürgert, dass der Marktwert eines Wissenschaftlers bzw. seiner Arbeit an der Anzahl seiner Publikationen in relevanten Fachzeitschriften gemessen wird, etwa dem „Journal-Impact-Factor“ (JIF) oder dem „Hirsch-Index“. Dass diese Metriken jedoch mit sehr widersprüchlichen Parametern berechnet werden und viele Wissenschaftsdisziplinen dabei unzureichend berücksichtigt werden, kann weitreichende Folgen für die Finanzierung einer Arbeit haben. Ein anderer Punkt ist die Gewährleistung des Zugangs zu den Ergebnissen anderer Forscher innerhalb und außerhalb der jeweiligen Fachdisziplin. Viele Wissenschaftler fühlen sich überfordert mit der Produktion ihrer eigenen Ergebnisse, die Software schafft keine Erleichterung sondern erschwert die Arbeit mit den Texten, da komplizierte Arbeitsabläufe und nicht nutzerorientierte Oberflächen viel Verwirrung stiften. Der Arbeitsaufwand für die Einarbeitung in eine solche Software ist nicht unerheblich und wird im Allgemeinen als sehr frustrierend empfunden. Überdies mangelt es vielen Wissenschaftlern schlichtweg an dem Wissen um Alternativen, wie sie ihre Arbeitsprozesse hinsichtlich der Produktion von Publikationen und auch den Veröffentlichungsprozess selbst verbessern oder erleichtern können. Die Verlage sind dahingegen in der Regel wirtschaftlich arbeitende Unternehmen und unterscheiden sich somit in ihren Finanzierungsmodellen grundsätzlich gegenüber Forschungsinstitutionen und anderen akademischen Einrichtungen. Klar ist damit, dass mit einer Veröffentlichung/ Publikation eine größtmögliche Gewinnspanne bei möglichst geringem Aufwand erreicht werden soll. Inhalte und Themen sollte zwar in das Verlags-Profil passen, spielen aber nicht selten eine untergeordnete Rolle. Die Digitalisierung hat diesbezüglich einen großen Umbruch in der Verlagswirtschaft nach sich gezogen. Viele der bisher klassischen und traditionellen Verlagsaufgaben fallen weg und die Verlage sehen sich zunehmend mit sinkenden Umsatzzahlen und einem wachsendem Unmut seitens der Autoren bezüglich bestehender Kostenmodelle und Leistungsspektren konfrontiert. Ein weiteres großes Thema ist die Qualitätssicherung der wissenschaftlichen Arbeiten. Oft redigiert ein Verlag diese und streicht dafür nicht zu unterschätzende Gebühren ein, durchgeführt wird diese jedoch zumeist von anderen Wissenschaftlern und Experten. Eine Herausforderung für die Verlage stellen ebenfalls das veränderte Lese- und Nutzungsverhalten ihrer Zielgruppe dar. Ein Buch in Papierform herauszubringen reicht nicht mehr aus, die Leser und Kunden wollen immer mehr auf zusätzliche Funktionen zugreifen oder zum Beispiel die Publikationen gleich digital weiterverarbeiten. Das klassische Verlagsmodell, wie es bisher praktiziert wird, scheint ausgedient zu haben und bedarf einer grundlegenden Umstrukturierung und Reformierung, die bisher jedoch nur mit großer Skepsis und Zurückhaltung angegangen wird. Welche Rolle werden die Verlage in der Zukunft spielen? Was werden ihre Aufgaben sein? 3 http://www.spiegel.de/ wissenschaft/medizin/ uni-konstanz-stopptverhandlungen-mit-elsevierzu-teuer-a-961084.html, 07.Dezember 2014 4 vlg.: C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.21 5 C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.9 Die Bibliotheken wollen „das Wissen“ archivieren und für die Nutzer, in den meisten Fällen Studierende oder wissenschaftlich arbeitende Menschen, bereitstellen. Im Zuge der Digitalisierung treten besondere Schwierigkeiten im Bereich der Langzeitarchivierung auf. Wer kann garantieren, dass in ein paar Jahren derzeit gängige Dateiformate noch von den Rechnern lesbar sind? Inwieweit werden dann überhaupt noch Rechner existieren, die diese (dann veralteten) Dateiformate überhaupt noch verarbeiten können? Eine Bibliothek hat den Anspruch, Wissen zugänglich zu machen. In den letzten Jahren häufen sich jedoch die Debatten über überteuerte Zugänge zu Verlagserzeugnissen, den immense Kosten für Journale und Datenbanken, infolge derer einige Universitätsbibliotheken ihre, für die wissenschaftliche Arbeit oft wichtigen Abonnements kündigen mussten.3 Mit einem eher konventionellen Lösungsansatz schlossen sich einige Bibliotheken zu Konsortien zusammen, um den Nutzern weiterhin Zugriff gewährleisten zu können, dem sogenannten „Cross Access“. 4 Dies bringt jedoch keine dauerhafte Entlastung oder Lösung der Problematik mit sich. « Das ganze Publikationswesen ist immer „Daswissenschaftliche ganze wissenschaftliche Publikationswesen istnoch völlig antiquiert undnoch hängtvöllig an irgendwelchen oder organisatorischen immer antiquiert undtechnischen hängt an irgendwelchen Notwendigkeiten vor ein paar hundertNotwendigkeiten Jahren mal geboren technischen die oder organisatorischen die wurden. vor ein paar hundert Jahren mal geboren wurden.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » Es lässt sich zusammenfassen, dass es den Anschein hat, als ob das ganze System von wissenschaftlichen Publikationen, so wie es derzeit praktiziert wird, nicht länger Bestand haben kann und einer dringenden Reformierung bedarf. Woll spricht 2005 sogar von einer „Krise der Wissenschaftlichen Informationsversorgung“. 5 Es gilt, bestehende Geschäftsmodelle, Prozesse und Wirkungsweisen grundsätzlich zu hinterfragen und Lösungen zu finden, die das Arbeiten mit und um digitale wissenschaftliche Arbeiten erleichtern und einen Mehrwert für alle Akteure des Problemfeldes bieten. Fragestellung In der vorliegenden Arbeit soll die Frage beantwortet werden, wie sich die Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten verändern, wenn digitale Publikationen nicht länger als Abfall-Produkt einer gedruckten Ausgabe entstehen. Es ist wichtig zu klären, wie in der wissenschaftlichen Community bisher bestehende Restriktionen aufgehoben werden können. Ich möchte zeigen, welchen Mehrwert gut entwickelte und ausgebaute digitale wissenschaftliche Publikationen haben und wie sich das auf die Publikationslandschaft auswirken könnte. Mit dieser Arbeit erhoffe ich mir, einen Anstoß zum Umdenken in der akademischen Community zu bewirken. Es ist mir besonders wichtig herauszustellen, welche Vorteile digitale Publikationen für die (Wissenschafts-) Gemeinschaft bringen können und was ich als Designerin dabei leisten kann. Was muss sich an den Prozessen des digitalen Publizierens wissenschaftlicher Arbeiten ändern und sind die inhaltlichen Strukturen dieser Publikationen überhaupt noch zeitgemäß? Durch die Vielschichtigkeit des Themas lassen sich folgende (Hypo-) Thesen formulieren, um die Themengebiete besser eingrenzen zu können, die innerhalb dieser Arbeit diskutiert werden sollen: (1) Digitale wissenschaftliche Publikationen, die mit multimedialen Inhalten angereichert worden sind, steigern die Verwertbarkeit innerhalb der Wissenschafts-Community, z.B. für die interdisziplinäre Forschung. (2) Die Arbeit mit neuen formal-ästhetischen Formaten und Prinzipien kann das Verständnis wissenschaftlicher Arbeiten für Fachfremde oder sogar Laien fördern. (3) Es existiert keine etablierte Strategie (der einzelnen Akteure) zur zeitgemäßen Anpassung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Publikationen an digitale Ausgabemedien. (4) Nachwuchswissenschaftler/innen sind nicht mehr auf die Zusammenarbeit mit Verlagen angewiesen. (5) Open-Access bietet vielfältige Möglichkeiten und Vorteile für den zukünftigen Wissenschaftsbetrieb. Die gestalterischen Fragestellungen hängen eng mit den theoretischen Fragestellungen zusammen und beziehen sich mehr auf den Herstellungsprozess und ästhetisch-formale Aspekte der digitalen wissenschaftlichen Publikationen. Eine vollständige Diskussion/Behandlung der entwickelten (Hypo-) Thesen würde den Rahmen der Arbeit sprengen, die entwickelten (Hypo-) Thesen werden innerhalb des Theorie-Teils bestmöglich diskutiert und sollen Ansatzpunkte für die folgende Modellbildung darstellen. Ein besonderer Fokus wird auf die Möglichkeit des autarken (nicht verlagsabhängigen) Publizierens gelegt. Parallel zu dem o.g. Untersuchungsgegenstand der Arbeit ist im Rahmen der Bearbeitungszeit ein weiteres Feld hinzugekommen: das Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten an der FH Potsdam. Hierzu ist eine Zusammenarbeit mit Incom entstanden und unter der Betreuung von Prof. Constanze Langer entstand ein Template für wissenschaftliches Arbeiten für Studierende des Fachbereichs Design, ein Leitfaden für digitales Publizieren und eine, nach den in dieser Arbeit entstandenen formal ästhetischen Kriterien gestaltete Vorlage für eine Publikation im PDF-Format. Eine ausführliche Betrachtung dieses Nebenprojektes erfolgt im Kapitel Leitfaden/Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam, S.135. Ziele Die vorliegende Arbeit soll den Mehrwert digitaler Publikationen im Wissenschaftsbetrieb aufzeigen. Neben einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit den Prozessen einer wissenschaftlichen Publikation soll ein besonderer Fokus auf neue Modelle des digitalen Publizierens gelegt werden. Es gilt, derzeitige Bewegungen wie beispielsweise Open Access oder Open Science kritisch zu hinterfragen und Rückschlüsse auf die zukünftige Handhabung mit digitalen Publikationen zu ziehen. Ebenfalls Ziel dieser Arbeit ist die Bearbeitung der gestalterischen Fragestellung, die sich im Hinblick auf die theoretischen und gesellschaftlichen Restriktionen innerhalb des Wissenschaftsbetriebes stellt. Es gilt, klare Leitlinien für Wissenschaftler zu entwickeln und sie in dem Prozess des Publizierens ihrer Forschungsergebnisse zu unterstützen und gleichermaßen ein Bewusstsein für die Chancen des digitalen Publizierens zu schaffen. Das zusätzlich entstandene Entwurfsprojekt soll die Ergebnisse dieser Arbeit bündeln und neue Möglichkeiten der Strukturen wissenschaftlicher Arbeiten aufzeigen, um sie den Möglichkeiten digitaler Medien anzupassen und sie formal, ästhetisch und technisch in das Jahr 2015 zu holen. Zielgruppe Die Arbeit richtet sich im Allgemeinen an alle Akteure des wissenschaftlichen Publizierens, im Speziellen jedoch an publizierende Wissenschaftler der jüngeren Generation. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie hauptsächlich oder zumindest gleichermaßen analog wie digital (natürlich auch abhängig von der jeweiligen Disziplin) recherchieren und lesen. Außerdem ist durch Interviews deutlich geworden, dass ihnen derzeitige Publikationsprozesse nicht transparent genug sind, diese eines hohen Einarbeitungsaufwandes bedürfen und sie die wissenschaftliche Praxis in Bezug auf Peer-Review, Verlagsverträge und des JIF (= Journal Impact Factor) kritisch zu hinterfragen beginnen. Neuen Möglichkeiten wie Self-Publishing für Wissenschaftler, Open Access-Initiativen und einer Neustrukturierung von (wissenschaftlichen) Publikationen sind sie grundsätzlich nicht abgeneigt und sie erhoffen sich eine geringere Frustration hinsichtlich des Publizierens ihrer eigenen Arbeiten und einer größeren Offenheit gegenüber neuen Systemen/Anwendungen/Prozessen. Wichtig ist es hierbei, Aufklärung zu betreiben und Lösungen anzubieten, die Alternativen zu bestehenden Verfahren bieten, die der Zielgruppe oft unbekannt oder noch mit Unsicherheiten verbunden sind. 3. Forschungsstand 6 Beispielsweise: C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013; C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005; F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2634-2648; U. Herb: Empfehlungen, Stellungnahmen, Deklarationen und Aktivitäten wissenschaftspolitischer Akteure zur Gestaltung des wissenschaftlichen Kommunikationssystems, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 2012, CC BY-NC-ND 3.0 Die Literaturrecherche war anfänglich etwas schwierig, denn in der Disziplin Design findet sich sehr wenig bis gar keine relevante Vorarbeiten, sodass Literaturanleihen aus anderen Wissenschaftsdisziplinen unabdingbar waren. Das hat prinzipiell den Vorteil, dass verschiedenste Ansätze und Sichtweisen einfließen können und somit das komplette Ausmaß der Problemstellung deutlich wird. Außerdem ist klar, dass die Thematik nicht nur auf eine Disziplin zu reduzieren ist, sondern viel mehr alle (!) Bereiche der Wissenschaft mit einschließt – schließlich sind in all diesen Bereichen Publikationen zu finden, die in der Regel auch von der Digitalisierung betroffen sind. Eine allzu große Offenheit und Integration aller (Nachbar-) Disziplinen kann sich jedoch auch negativ auswirken, erschwert sie doch die notwendige Ein- und Begrenzung des Untersuchungsgegenstandes. Es ist festzustellen, dass die erarbeitete Literatursammlung zwar wichtige theoretische Grundlagen bietet, aber keinen authentischen Einblick über tatsächliche Praktiken und Problemfelder im Produktions- und Herstellungsprozess digitaler wissenschaftlicher Publikationen gibt. Folgende Disziplinen wurden maßgeblich für Anleihen genutzt: Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, angewandte Informatik, Informationswissenschaften.6 Die Literaturliste wurde mit einer Verschlagwortung versehen, die es vereinfachen soll, die genutzte Literatur sowohl innerhalb dieser Arbeit als auch in ihrer jeweiligen Disziplin zu verorten und die Kontexte zu verdeutlichen. 7 vgl.: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2634 „Der Begriff Publizieren ist als Lehnwort (lat. publicare) seit dem 16. Jahrhundert im Sinne von bekannt machen, vor einer größere Menge Menschen (mittellat. publicum) bringen, im Deutschen nachweisbar. Der Begriff impliziert daher immer „öffentlich machen“, meint also den prinzipiell allgemeinen und ungehinderten Zugang zu Informationen. Publizieren schließt traditionell auf der Seite des Rezipienten auch den Aspekt der Verfügbarkeit von Informationen auf Dauer mit ein. Damit werden publizierte Informationen zeitpunktunabhängig nutzbar, d.h. unabhängig von einer „Ereigniszeit“ oder einer „Sendezeit““. 7 Scholze und Werner zeigen in ihrem Werk ebenfalls einen neuen Dokumentbegriff auf, da bis in die 80er Jahre rein text- und tapierbezogen definiert wurde. Nach ihren Empfinden umfasst er heute Referenzwerke, primär textbezogene Dokumente, druckbare nicht textbezogene Dokumente und nicht druckbare Dokumente. Herb beschreibt die Entstehung der wissenschaftlichen Journale, der Hauptkommunikationsform der wissenschaftlichen Community, unter Verweis auf Fröhlich8: 8 G. Fröhlich: Die Wissenschaftstheorie fordert Open Access, http://www.heise.de/ tp/artikel/31/31020/3. html, 14. Dezember 2014, veröffentlicht am 12.09.2009 « „Dieses Grundprinzip, dasdas kommt einfach daher, dassdass die die früher Dieses Grundprinzip, kommt einfach daher, früher warten warten mussten, dass die nächste Postkutsche fährt. So kam das Heft- überhaupt mussten, dass die nächste Postkutsche fährt. So kam das Heft-Prinzip Prinzip in die Welt. Braucht heute, ganzkein ehrlich gesagt, kein in die überhaupt Welt. Braucht heute, ganz ehrlich gesagt, Mensch mehr. Aber so sind Mensch mehr. Aber so sind wissenschaftliche Journale, inklusive ihrer wissenschaftliche Journale, inklusive ihrer Qualitätssicherung. Als das drakonische Qualitätssicherung. Als das drakonische von wissenschaftlichem Bild von wissenschaftlichem PublizierenBild entstanden, das bis heute den ganzen Publizieren bissich heute denPeer-Review, ganzen Klumbatsch, den ContainerKlumbatsch, den entstanden, ganzen Käsedas nach zieht: Hefte, dieser ganzen Käse nach sich zieht: Peer-Review, Hefte, dieser ContainerGedanke, was jetzt in diesem Container drin steckt, ist gut, weil das kommt von Gedanke, was jetzt in diesem Container steckt, istdas gut,ist weil das gut, weil der wissenschaftlichen Gesellschaft ausdrin London und weniger kommt von der wissenschaftlichen Gesellschaft aus London und das kommt von der wissenschaftlichen Gesellschaft aus Sheffield. Und genau das ist mit weniger gut, weil dastotaler kommtQuatsch, von der wissenschaftlichen dasselbe dem Druck: Alles das war irgendwann mal eine Gesellschaft aus Sheffield. Und genau dasselbe mit dem Konvention oder irgendeine Anpassung an eine technische oderDruck: organisatorische Alles totaler Quatsch, das war irgendwann mal eine Konvention oder hängen. Notwendigkeit. Und das ist schlimm, wie sehr die Leute daran irgendeine Anpassung an eine technische oder organisatorischeUlrich Herb Notwendigkeit. Und das ist schlimm, wie sehr die Leute daran hängen.“ Ulrich Herb im Interview am 10.November 2014 » 9 vgl. F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002 Der Transformationsprozess vom gedruckten zum elektronischen Medium wird bei Zeitschriften besonders deutlich. Die Entwicklung ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen, wirken doch die derzeitigen Formate immer noch wie ein Nebenher- oder Abfallprodukt der gedruckten Ausgaben. Die Produktion von elektronischen Zeitschriften begann Anfang der 80er Jahre und hatte einen besonderen Schwerpunkt in den erstmals auch überhaupt möglichen automatisierten Prozessen. Allerdings fehlte es bei diesen Formaten noch an leistungsfähigen Kommunikationssystemen, benutzerfreundlicher Software und entsprechenden Ausgabegeräten9. Danach erfolgte eine lange Phase, in der universitäre Einrichtungen oder auch Verlage die elektronischen Ausgaben als Parallelprodukt zur gedruckten Ausgabe nutzten, bevor die technischen Möglichkeiten Problematiken wie Speicher und Datenübertragung obsolet werden ließen. Bisher wurde jedoch immer noch kein einheitliches und zuverlässiges Preis- und Geschäftsmodell gefunden. Aktueller Forschungsstand digitale Publikationen 10 weiterführend exemplarische Beispiele zum aktuellen Forschungsstand : P. Burke: Die Explosion des Wissens - Von der Encyclopédie bis Wikipedia, Berlin, Verlag Klaus Wagenbach, 2014; E. Simukovic: Enhanced publications – Integration von Forschungsdaten beim wissenschaftlichen Publizieren“, MA-Arbeit, HU-Berlin, 2012; U. Herb/D. Beucke: Die Zukunft der Impact-Messung. Social Media, Nutzung und Zitate im World Wide Web. Wissenschaftsmanagement, in: Zeitschrift für Innovation, 19(4), 2013; Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ), Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung ISI, Universität Bielefeld Institute for Interdisciplinary Studies of Science (I2SoS): 3. Indikatorbericht Bibliometrische Indikatoren für den PFI Monitoring Bericht 2014, im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2014; http://wisspub. net, 12.Dezember 2014 (Gemeinschaftsblog zu wissenschaftlicher Kommunikation im Netz, Autoren: Heinz Pampel, Cornelius Puschmann, Robert Forkel, Ulrich Herb, Christian Gutknecht) Derzeit stellt die Beschäftigung mit dem digitalen Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten immer noch ein Forschungsdesiderat dar. Besonders wenn man auf gestalterische Punkte blickt, ist es nahezu eine Forschungslehrstelle. Eine erste grundlegende Auseinandersetzung mit dem Thema fand vor circa 10 Jahren statt, als es unter anderem technisch möglich wurde, größere Datenmengen zu verschicken und Formate wie eBooks aufkamen. Durch die enge Verschmelzung zwischen Gestaltung und Technik finden sich schon einige Ansätze in der Medieninformatik. Ferner haben sich einige Wissenschaftler mit der Thematik beschäftigt, allerdings oft nur aus publizistischer Sichtweise oder in Bezug auf die Gewährleistung wissenschaftlicher Qualität. Die Problemstellung auch aus einer gestalterischen, designtheoretischen Perspektive zu sehen, stellt eine neue Betrachtungsweise dar, die relevante Erkenntnisse auch für die anderen Bereiche erzielen kann. Durch die Beobachtung des entstehenden eBook-Marktes finden sich eventuell auch Parallelen, die sich auf wissenschaftliche Publikationen übertragen lassen. Gerade die Artikel- (Paper-) Kultur unterliegt großen restriktiven Standards, die sich so „eingebürgert“ haben und die es neu zu hinterfragen gilt. Neue Modelle und Bewegungen wie Open Access und Open Science / Open Data haben da schon eine größere Aufmerksamkeit und Reichweite im aktuellen Diskurs. Leider ohne grundsätzliche Strukturen und Prozesse zu hinterfragen, die diesen Distributionsmöglichkeiten voran gehen.10 4. Methodisches Vorgehen 11 F. Peyer: Enhanced Publishing- von der Papierlogik zum digitalen Publizieren, BachelorArbeit, Fachhochschule Potsdam, 2014 12 Jochen Gläser/Grit Laudel: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, Wiesbaden, VS-Verlag, 2010, S. 11-15 Die vorliegende Arbeit baut thematisch auf der vorhergegangenen Bachelor-Arbeit auf, in der sich erstmals grundlegend mit den digitalen Publikationen befasst wurde, mit einem besonderen Fokus auf mögliche multimediale Anreicherungen und der Entwicklung von sog. Enhanced Publications.11 Im darauf folgenden Masterstudium wurde das Thema eingegrenzt, vertieft und methodisch ausdefiniert. Die Arbeit stützt sich auf einen Methodenmix mit qualitativ-interpretativer Ausrichtung. Noch während des Masterstudiums wurden eine exemplarische semiotische Analyse, die Cultural-Probes und ein Co-Creation-Workshop durchgeführt, deren Ergebnisse in die Arbeit integriert werden. Methodisches Kernstück stellen die Experteninterviews12 mit Vertretern verschiedener Akteursgruppen des Handlungsfeldes Wissenschaftliches Publizieren dar. Die so gewonnen Insights fließen gemeinsam mit den theoretischen Annahmen dieser Arbeit in die Idea-Napkins ein, auf die am Schluss der Arbeit eingegangen und auf deren Basis die Modellbildung vorgenommen wird. Parallel zu diesem Arbeitsprozess erfolgte unter meiner Beteiligung die Bildung einer Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam, wo, gemeinsam mit incom und dem Projekt Forschendes Lehren der FH Potsdam, in einem ersten Schritt bereits eine Hochschul-Kommunikations-Plattform umgesetzt wurde und eine Vorlage für eine wissenschaftliche Projektdokumentation für Studierende entstanden ist. Dieses Projekt, verstanden als erste praxisorientierte Umsetzung, wird am Ende der Arbeit vorgestellt. Cultural Probes Neben explorativen Interviews wurden an die Zielgruppe von Masterstudierenden, Doktoranden, und jungen Wissenschaftlern insgesamt elf „Cultural Probes“ verteilt, die in spielerischer Weise und mit qualitativer Ausrichtung bestimmte Eindrücke aus dem Alltag der Wissenschaftler abfragen. Die Cultural Probes teilen sich in folgende Bereiche auf: •Welche Endgeräte (Computer, Tablet / eReader, Smartphone und gedrucktes Papier) werden genutzt, was wird wie darauf gelesen und welche tools werden zum Verfassen eigener Texte genutzt. •Am Beispiel des letzten gelesenen Fachartikels oder Fach buches werden gestalterische Maxime abgefragt (mit von den Probanden zu erstellende Fotos/Screenshots) •Die letzte, vom Probanden selbst erstellte Forschungs- oder Qualifikationsarbeit soll Auskunft darüber geben, wie der Prozess der Erstellung temporär gewichtet ist und in welcher Form (oder ob überhaupt) digital präsentiert bzw. publiziert worden ist •Eine Evaluierung von möglichen wichtigen Eigenschaften (meint die Einbindung von Multimedia Elementen in einer digitalen Publikation) anhand einer vom Probanden zu begründenden hierarchischen Anord- nung der verschiedenen möglichen Anreicherungsformen einer fiktiven Forschungsarbeit. Die Cultural Probes sollen in Form von Infografiken visualisiert werden und damit einen erfahrbaren Einblick in das Arbeiten mit wissenschaftlichen Publikationen bzw. dem digitalen Publizieren vermitteln. Aufgrund ihrer eher kritisch zu betrachtenden Validität haben sie nicht den Anspruch an Repräsentativität, sondern dienen lediglich dazu, die Arbeitsprozesse eines Wissenschaftlers im Digitalen exemplarisch zu illustrieren. 14 Die Cultural Probes und der Ideation-Workshop sind im SoSe2014 unter Betreuung von Prof. Reto Wettach konzipiert und durchgeführt worden. Im Rahmen des Thesisentwicklungskurses an der FH Potsdam im SoSe2014 wurde aufbauend auf den Cultural Probes zum Thema ein Ideation-Workshop mit einem Teil der Probandengruppe durchgeführt, der ebenfalls in die Arbeit einfließt. Inhalt des Workshops war die Hinterfragung der Publikationstypen hinsichtlich ihrer gestalterischen Qualität und Möglichkeiten der Veränderung zur Verbesserung der formal ästhetischen und inhaltlichen Rezeption. Dabei ist deutlich geworden, wie wichtig eine Aufklärung und Bewusstwerdung der Problematik bei jungen Wissenschaftlern ist, die die alternativ bestehende Verfahren des Publikationsprozessen / -Gestaltung weder kennen noch hinterfragen.14 Exemplarische Semiotische Analyse 15 C. S. Peirce: Semiotische Schriften. Band I-III (hrsg. und übers. von Christian Kloesel und Helmut Pape), Frankfurt a.M., Suhrkamp, 1986-1994, erstmals erschienen 1865-1913 16 C. W. Morris: Grundlagen der Zeichentheorie / Ästhetik und Zeichentheorie, Frankfurt/M., Berlin, Wien, Ullstein, 1979, erstmals erschienen in 1938/1939 17 Die semiotische Analyse wurde konzipiert und ausgeführt unter der Betreuung von Prof. Rainer Funke, FH Potsdam, SoSe2014 Bereits im Rahmen der Literaturrecherche wurde deutlich, dass die bestehenden Restriktionen beim Publizieren, besonders in Bezug auf das Publizieren von Artikeln („Papers“), hinterfragt werden müssen. Aus einer spezifisch gestalterischen Perspektiven interessieren hier vor allem die Nutzerfreundlichkeit, der Funktionsumfang und die formal-ästhetische Realisierung der Formatvorlagen und Templates, die seitens der Verlage bereitgestellt werden. Wissenschaftler beugen sich diesen Templates gezwungenermaßen, obwohl sie weder lese- noch verarbeitungsfreundlich sind. Gerade für das Lesen und Arbeiten an einem digitalen Ausgabemedium eignen sich die meisten Vorlagen großer Journale/Verlage/Datenbanken nicht. Die semiotische Analyse wird eine exemplarisch ausgewählte Formatvorlage analysieren, um Ansatzpunkte für ein Re-Design zu identifizieren, angefangen bei einer für das digitale Lesen angepassten Satz-Gestaltung. Beispielhaft wurde ein Paper-Standard der ACM-Datenbank für Microsoft Word genutzt. Nach einer Einordnung des Analysethemas in die Modelle der beiden Wegbereiter der Semiotik Peirce 15 und Morris 16 wurde deutlich, dass der ausgewählte Paper-Standard als ein semiotisches Bündel aufgefasst werden kann, also einer Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen Bedeutung von Zeichen. Daraufhin wurden diese unterschiedlichen Zeichen identifiziert, darunter zum Beispiel: unpersönliche Zeichen/ persönliche Zeichen, Zeichen der Datenbank, Zeichen, die die Bedienung vermitteln, Kausale Zeichen der Umwelt, Zeichen der Selbstreflexion, Zeichen der Identifikation, Nutzen und angrenzende Disziplinen. Weitere relevante Elemente stellten die Einordnung in Milieus und die Identifizierung bestehender Blockaden dar.17 Interviews Um den Untersuchungsgegenstand zu erfassen, war es notwendig, sich nicht nur auf vorhandene Literatur zu stützen, sondern auch, mit den Akteuren des Handlungsfeldes Wissenschaftliches Publizieren direkt in Kontakt zu treten. Hierbei war es besonders wichtig, weniger konkrete Strukturen abzufragen, als vielmehr auf die Prozesse sowie die individuellen Deutungsmuster einzugehen. Die geführten Interviews bilden ein Kernstück der Arbeit, weil sie ein unverfälschtes, wenn auch individuelles, Bild über gängige Praktiken, Abläufe und Zustände im Prozess des digitalen Publizierens von wissenschaftlichen Arbeiten darstellen. Bilder der Interviewpartner Es wurden drei explorative Interviews mit jungen Wissenschaftlern der FH Potsdam durchgeführt. Gegenüberstellend dazu wurde ein Interview mit einem traditionellem/klassischen Wissenschaftler „der alten Schule“ verwirklicht. Dieses Interview bildet einen wichtigen Kontrast und verdeutlicht relevante Ansatzpunkte in der Community. Die jüngeren Wissenschaftler sind gegenüber dem Digitalen schon wesentliche aufgeschlossener und haben einen nativeren Umgang mit digitalen Medien. Es wurde zudem ein Experteninterview mit Ulrich Herb durchgeführt, einem der führenden deutschsprachigen Experten für OpenAccess und OpenData / Open Science. Ein weiteres Experteninterview wurde mit dem Herstellungsleiter für die deutschsprachige Buchproduktion der Springer-Verlag GmbH (Offizieller Titel: Manager Book Production GLS), Michael Barton, geführt. Ein weiteres angedachtes Interview mit einem aussagekräftigen Vertreter von ReseachGate konnte nicht realisiert werden, da sich ResearchGate nach mehrmaligem Kontakt letztlich leider nicht zu einem Gespräch bereit erklärte. Die aus den Interviews gewonnenen Insights stellen einen wichtigen und wertvollen Teil der Arbeit dar und sind in Auszügen in die Arbeit integriert. Die vollständigen Transkripte sind auf der beiliegenden CD im Volltext verfügbar. Dr. Harald Mieg, Projektleitung FL2, FH Potsdam interviewt am 23. Juli 2014 Foto: FH Potsdam Sebastian Meier, Doktorand, FH Potsdam interviewt am 24. Juli 2014 Foto: FH Potsdam Dr. Marian Dörk, Forschungsprofessor Informationsvisualisierung, FH Potsdam interviewt am 04. September 2014 Foto: FH Potsdam Lisa Andergassen, Doktorandin, FH Potsdam interviewt am 27. August 2014 Foto: FH Potsdam Ulrich Herb, Open Access -Experte, Universität des Saarlandes, interviewt am 10. November 2014 Foto: Ulrich Herb Michael Barton, Herstellungsleiter für die deutschsprachige Buchproduktion, Springer-Verlag GmbH, interviewt am 14. November 2014 Foto: Birgit Wucher 5. Theoretische Konzeption 5.1 Digitales Publizieren – der Versuch einer Begriffsbestimmung 18 von der Erstellung eines eigenen Glossars wurde abgesehen 19 L. Brown/R. Griffiths/M. Rascoff: University Publishing In A Digital Age, 2007, S.3 20 S. Hermann: Designspezifikationen im digitalen Publikationsprozess, Dissertation, Institut für Informatik an der Technischen Universität München, 1999, S. 25 21 S. Hermann: Designspezifikationen im digitalen Publikationsprozess, Dissertation, Institut für Informatik an der Technischen Universität München, 1999, S. 70 22 F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2637f. In dem folgenden Versuch einer Begriffsbestimmung wird der Begriff des digitalen Publizierens näher beleuchtet. Andere Begriffsbestimmungen finden sich in der nachfolgenden Arbeit direkt an der entsprechenden Stelle verortet. 18 Ganz grundsätzlich definieren Brown, Griffiths und Rascoff das Publizieren in Bezug zur Digitalisierung: „By publishing we mean simply the communication and broad dissemination of knowledge, a function that has become both more complex and more important with the introduction and rapid evolution of digital and networking technologies.“ 19 Dieser, eher inhaltsbezogenen Bestimmung steht S. Hermann gegenüber, der in seiner Dissertation folgende Definition formulierte: „Unter digitaler Dokumenterstellung verstehen wir in dieser Arbeit den durch ein digitales Rechensystem unterstützten Vorgang, der alle Tätigkeiten von der Eingabe aller für ein Dokument benötigten Inhalte bis hin zu deren Aufbereitung für eine den Nutzern zugängliche Präsentation beinhaltet.“ 20 „ Allgemeines Ziel im Bereich der Dokumentverarbeitung ist es deshalb, den Prozess der Dokumenterstellung vollkommen ohne einen Medienbruch mit Hilfe von digitalen Rechensystemen zu bewerkstelligen. Der gängige Begriff hierfür [sic!] ist elektronisches Publizieren.“ 21 Die Bestimmung des Begriffspaares „Digitales (oder auch Elektronisches) Publizieren“ ist mit den vorangehenden Definitionen einigermaßen greifbar, spricht aber unterschiedliche Prozesse an, die Scholze und Werner wie folgt sammeln: •„Electronic Publishing im Sinne einer herstellungsorientierten Definition“ • „Electronic Publishing im Sinne der Auswahl von Medien in Kommunikationsprozessen“ und • „Electronic Publishing im Sinne der Auswahl von Medien in Kommunikationsprozessen unter Berücksichtigung der Kommunikationspartner und ihrer Funktion“ 22 Dies führen die Autoren zu einer Nominaldefinition zusammen: „Elektronisches Publizieren umfasst die öffentlichen Formen der zeitpunktunabhängigenKommunikation mittels digital vorliegender Dokumente 23 Scholze/Werner S.2640 24 https://www.ub.hu-berlin. de/de/bibliotheksglossar/ digitales-publizieren, 13. Dezember 2014, Autor unbekannt 25 in: C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.10 Fußnote 6, Verweis auf Meier (2002): S.1, Fußnote 1 26 F. Peyer: Enhanced Publishing- von der Papierlogik zum digitalen Publizieren, BachelorArbeit, Fachhochschule Potsdam, 2014, S. 11 zwischen einem über seine Funktionen definierten Hersteller (Kommunikator) und einem Empfänger (Rezipient).“ 23 Das Bibliotheks-Glossar der HU-Berlin fokussiert mit seiner Definition dahingehend eine andere Perspektive und legt den Begriff „Digitales Publizieren“ anwendungsorientierter aus: „Prozess des Veröffentlichens in Form einer Netzpublikation. Neben Verlagen bieten zunehmend auch Hochschulen und wissenschaftliche Institutionen elektronisches Publizieren auf einem Dokumentenserver an und ermöglichen somit ihren Angehörigen die kostenfreie Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten (Graduierungsarbeiten, Hochschulschriften, Forschungs- und Kongressberichte, Aufsätze, usw.) im Internet. Die Urheberrechte der Autoren bleiben gewahrt. I. d. R. steht einer weiteren Veröffentlichung in Zeitschriften, Monografien oder anderen Dokumentenservern nichts entgegen. Durch Vergabe eines Persistent Identifiers (z. B. DOI, URN) ist ein standortunabhängiger, dauerhafter Zugriff auf das digitale Objekt gewährleistet. Eine noch nicht abschließend gelöste Frage ist die Langzeitarchivierung digital vorliegender Informationen. Eine wichtige Form des elektronischen Publizierens ist das Open Access-Publizieren mit dem Ziel der kostenlosen Zugänglichmachung wissenschaftlicher Literatur im Internet.“ 24 Kritisch zu betrachten ist hierbei die Reduzierung, oder auch einfach unglückliche Formulierung, die von einer „kostenfreien Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten“ spricht und damit generalisiert. Es wird nur die Hochschulpublikation genauer ausgearbeitet, die Verlagspublikationen und deren Eigenheiten, die derzeit ja der Kernteil des wissenschaftlichen Publizierens sind, werden nur unzureichend erklärt. Einfacher definiert Meier den Begriff elektronisches Publizieren: „Die Herstellung, Vervielfältigung und Distribution von geistigen Erzeugnissen mittels elektronischer Technologien, in erster Linie des Internets“ 25 Innerhalb der dieser Masterarbeit vorausgegangen Bachelorarbeit wurde der Begriff „Digitale Publikation“ wie folgt gefasst: „Unter einer digitalen Publikation ist ein veröffentlichtes Dokument oder eine Anwendung zu verstehen, welches mittels eines technischen Ausgabegerätes dargestellt werden kann. Der Unterschied zu einem digitalen Dokument stellt den Prozess seiner Veröffentlichung dar.“ 26 In Anbetracht der intensiveren Auseinandersetzung mit der Thematik und unter Berücksichtigung der benannten Definitionen anderer Autoren ist eine Erweiterung der Definition notwendig. Für die vorliegende Arbeit wird der Begriff wie folgt definiert: Digitales Publizieren ist die Produktion und Veröffentlichung eines Dokumentes zur digitalen Verwertung und Rezeption mittels technischer Ausgabegeräte. 5.2 Strukturen und Prozesse wissenschaftlichen Publizierens Das folgende Kapitel soll einen Einblick in die Welt des (digitalen) Publizierens und seiner Kontexte geben. Die für diese Arbeit relevante Punkte bezüglich der Produktion wissenschaftlicher Arbeiten, deren formaler Struktur und deren Mechanismen in der Veröffentlichung werden aufgeführt, um die bestehenden Problematiken darzustellen, zu hinterlegen und damit die Grundlagen für die Modellbildung zu schaffen. Ebenfalls sollen bereits erste Alternativen zu konventionellen Strukturen und Prozessen aufgezeigt werden, um die Fülle der Möglichkeiten zu verdeutlichen und unabhängig von restriktiven Systemen die Vielfalt nutzbar zu machen. Kreislauf wissenschaftlichen Arbeitens / Publikationsprozess Publikationsprozess vereinfacht im Sinne eines allgemeinen Kommunikationsmodells dargestellt von Scholze und Werner: Abbildung 1: Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens nach Scholze/Werner (Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2635, Abb.248.1 Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens) Dieses Modell gliedert den Publikationsprozess in zwei Abschnitte, den Herstellungsprozess (Erstellen und Aufbereiten) und den Distributionsprozess (Vertreiben und Verteilen). Darin eingebunden findet sich auch das Kommunikationsmodell einer Publikation, in der auch die grundlegenden Akteure festgelegt werden: Kommunikator (Hersteller), Informationsmedium (das Dokument / die Publikation) und Rezipient (Empfänger oder auch Leser). Leider ist dieses Modell sehr vereinfacht und lässt nur wenig Spielraum für die Nebenakteure des Prozesses bzw. bindet die einzelnen Prozessproblematiken nicht mit ein. Eine grundsätzliche Frage ist beispielsweise, wo die Verlage oder die Autoren verortet werden könnten. Und auch ein Rezipient kann unterschiedlicher Natur sein. Um die grobe Richtungsangaben aufzuzeigen, mag das Modell jedoch ausreichen, auch wenn es keine Aussagekraft in Bezug auf den Prozess des Publizierens hat. Scholze und Werner gehen in einem weiteren Modell genauer auf den Herstellungsprozess ein, eine Darstellung des Distributionsprozesses wird leider in ihrem Beitrag vernachlässigt. Übersicht des Herstellungsprozesses nach Scholze/Werner: Abbildung 2: Übersicht des Herstellungsprozesses nach Scholze/Werner (Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2638, Abb.248.2 Schematisch vereinfachte Übersicht des Herstellungsprozesses) Spannend an diesem Modell ist der kleine Zusatz, in dem verdeutlicht wird, welche Arbeitsschritte einer Korrektur bedürfen. Wünschenswert wäre auch eine Zuordnung der Akteure (z.B. Verlage, Autoren, Reviewer aus der Community o.ä.) zu den einzelnen Prozessschritten gewesen. Letztlich fehlt eine Verbindung und Ergänzung beider Modelle die den Prozess besser greifbar macht und die Rolle der einzelnen Akteure einbezieht. Im Zuge der Recherche wurde kein adäquater Ansatz bzw. kein treffendes Modell des Prozesses einer wissenschaftlichen Publikation gefunden. Folgendes Modell veranschaulicht den Prozess des Digitalisieren Publizieren im Sinne des der Arbeit inhärenten Verständnisses: Der Prozess einer wissenschaftlichen Publikation folgt in der Regel einem Kreislauf. Es lassen sich in den meisten Wissenschaftsdisziplinen die gleichen, wiederkehrenden Prozessschritte identifizieren: (1) Forschung/Recherche/Datenerhebung (2) Schreiben (3) Review/Besprechung (4) Distribution (5) Rezeption/Verwertung Diese Prozessschritte lassen sich in Arbeitsschritte gliedern, die die Arbeit eines Wissenschaftlers beschreiben: Finden > Produzieren > Bekannt machen > Kommunizieren VERLAGE, DATENBANKEN, LANGZEITARCHIVIERUNG MARKDOWN DATENBANKEN / IMPACT-FACTOR STANDARDS, VERLAGE OPEN SCIENCE, RECHTE Die hervorgehobenen Problemfelder, bzw. Schlagworte stellen die Grafik in einen Kontext innerhalb der wissenschaftlichen Community und verorten für die Arbeit relevante Aspekte. Diese Grafik hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt die innerhalb der Arbeit gewonnene Wahrnehmung wieder. Der dargestellte Prozess sollte mit denen von Robert Merton (1972) definierten „Postulaten des Wissenschaftsethos“ 27 in Zusammenhang gebracht werden: 27 vgl. G. Fröhlich: Die Wissenschaftstheorie fordert Open Access, http://www.heise.de/ tp/artikel/31/31020/2. html, 14. Dezember 2014, veröffentlicht am 12.09.2009 28 Analogie zur Politikwissenschaft: „Sinn oder Unsinn des Konzepts „Politische Kultur“ für die Vergleichende Politikforschung, oder auch: Der Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln“ Max Kaase in: Wahlen und politisches System - Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, Volume 42, 1983, pp 144-171 Universalismus (Position/Status/Geschlecht des Autors ist gleichgültig) Kommunismus („Die materiellen Ergebnisse sind ein Produkt sozialer Zusammenarbeit und werden der Gemeinschaft zugeschrieben“ Merton,1972) Uneigennützigkeit („Wissenschaftler dürfen nur der Erkenntnis verpflichtet sein, und dürfen nicht Methoden oder Ergebnisse für Karriere- und Auftraggeberinteressen zurechtbiegen“ Fröhlich, 2009) Organisierter Skeptizismus („unvoreingenommene Prüfung von Glaubenshaltungen und Überzeugungen aufgrund empirischer und logischer Kriterien“ Merton, 1972) Die Vielschichtigkeit innerhalb des Wissenschaftsbetriebes lässt sich nicht so einfach greifen und ist deswegen auch nicht so einfach darstellbar. Das Modell stellt einen Versuch dar, dieser Sprachlosigkeit Abhilfe zu verschaffen, aber am Ende gleicht auch das dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. 28 Wissenschaftliche Publikationstypen 29 (formelles und informelles Publizieren, vgl.: L. Brown/R. Griffiths/M. Rascoff: University Publishing In A Digital Age, 2007, S.3) Grundsätzlich kann in formelles und informelles Publizieren unterschieden werden. Das formelle Publizieren (Auswahl, Aufbereitung, Produktion, Distribution) gilt im Gegensatz zum informellen Publizieren (entspricht der sogenannten grauen Literatur) als eine anerkannte Form der Veröffentlichung. 29 In der Wissenschaft gibt es folgende typische Dokument- und Publikationstypen, die für diese Arbeit zusammengefasst und festgehalten werden: Monografien ein (zumeist) umfangreiches Einzelwerk eines Autors, in dem ein Themenfeld oder Gegenstand systematisch umfassend behandelt wird. Das Publizieren erfolgt in der Regel über einen Verlag mit auszuhandelnden Modalitäten. Artikel in wissenschaftlichen Journalen weniger umfangreich (als eine Monografie) und präsentieren in der Regel theoretische Ansätze oder Forschungsergebnisse in der Community. Der Weg zu einem Journal kann sehr verschieden sein: man kann sich beispielsweise auf einen „Call-for-Papers“ des Journals bewerben oder den Herausgeber direkt kontaktieren oder auch einen Beitrag initiativ einreichen. Die Fachblätter (Journale, Magazine, Zeitschriften) entscheiden über das Veröffentlichen des Beitrages und organisieren den Prozess der Qualitätssicherung (Editorial- oder Peer-Review). Dieser Prozess ist meist sehr zeitintensiv (Monate bis Jahre). Artikel in wissenschaftlichen Konferenzbänden entsprechen in Umfang und Art oft den Artikeln in Journalen, die Qualitätssicherung unterscheidet sich je nachdem, ob der Konferenzband vor oder nach der Konferenz veröffentlicht wird. Grundsätzlich sind die Artikel aber die Grundlage für einen Vortrag des Autors auf der jeweiligen Konferenz für den sich der Autor mit einem Vorschlag (Abstract) bewirbt (oft über einen „Call-for-Abstracts“). Poster in wissenschaftlichen Konferenzbänden die Bedingungen gleichen der Veröffentlichung eines Artikels in einem Konferenzband, nur das Medium ändert sich: Ein Poster ist eine auf das Wesentlichste komprimiertere Form eines Artikels und sollte „auf einen Blick“ Forschungsergebnisse oder theoretische Ansätze darstellen. Sammelbände beinhalten eine Sammlung an ausgewählten Beiträgen zu einem, meist vom Herausgeber vorher definierten, Themengebiet. Eine sehr typische Publikationsform ist auch ein einzelner Beitrag eines Autors der in einem Sammelband veröffentlicht wird. Festschriften und Beiträge zu Festschriften bezeichnet eine Sammlung von Aufsätzen, die meist einem Wissenschaftler oder einem Institut gewidmet ist. Graue Literatur Dokumente mit wissenschaftlichem Hintergrund, die nicht im Buchhandel erhältlich sind. Beispiele sind etwa Berichte oder Institutsschriften. 30 vlg.: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitätsund Landesbibliothek, cc 3.0, S.4f 31 Deutsche Forschungsgesellschaft: Publikationsstrategien im Wandel? Ergebnisse einer Umfrage zum Publikationsund Rezeptionsverhalten unter besonderer Berücksichtigung von Open Access 2005, S. 24f Weitere Publikationstypen können Lexikonartikel, Rezensionen, Tagungsberichte und Interviews sein, und sind Formate mit eigenen Funktionslogiken. Viele Erkenntnisse der Arbeit gelten selbstverständlich auch für diese Formate, werden aber nicht explizit aufgeführt. 30 In den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen sind die oben genannten, und weitere, Publikationstypen unterschiedlich gewichtet und verbreitet. Im Folgenden werden die (Haupt-) Disziplinen mit ihren speziellen Eigenschaften hinsichtlich der häufigsten und gängigsten Präferenzen in den Publikationstypen verortet: 31 Geisteswissenschaften: Sammelbandwerke und Monografien Informatik: Konferenzbeiträge und Journalpublikationen Ingenieurwissenschaften: Konferenzbeiträge Naturwissenschaften: vorrangig Journal-Artikel (engl.) Psychologie: Journalpublikationen (engl.) Rechts- und Wirtschaftswissenschaften: Journale Sozialwissenschaften: Sammelbandwerke, Monografien und Journale Sprachwissenschaften: Journal- und Sammelbandwerke, Monografien 32 Weiterführende Informationen in: Deutsche Forschungsgesellschaft: Publikationsstrategien im Wandel? Ergebnisse einer Umfrage zum Publikationsund Rezeptionsverhalten unter besonderer Berücksichtigung von Open Access, 2005 33 Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ), Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung ISI, Universität Bielefeld Institute for Interdisciplinary Studies of Science (I2SoS): 3. Indikatorbericht Bibliometrische Indikatoren für den PFI Monitoring Bericht 2014, im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2014, S.2 Wie die o.g. Studie aufzeigt, stellt die häufigste Publikationsform das Veröffentlichen in wissenschaftlichen Journalen dar. Die Studie gibt zudem einen umfassenden Überblick über die Publikationsgepflogenheiten der unterschiedlichen Disziplinen. Besonders interessant sind die empirischen Erhebungen über die Open-Access-Publikation von Wissenschaftlern, die verdeutlichen, dass sie bisher nur von einem geringer Teil genutzt und die bloße Beschäftigung mit dieser Form des Publizierens gering ausfällt.32 In dem aktuellen Indikatorbericht bibliometrischer Indikatoren wird allerdings deutlich, dass Konferenzbeitrage als Medium für die wissenschaftliche Kommunikation in anwendungsnahen Feldern, wie z.B. Informatik oder Elektrotechnik, bedeutsamer sind als Zeitschriftenbeiträge und auch quantitativ mehr Gewicht innehaben.33 Publikationsaufbau Der Aufbau einer Publikation ist je nach Publikationstyp zu unterscheiden, folgt aber mal mehr, mal weniger, einem gleichbleibenden Muster. Autoren Abstract/Kurzzusammenfassung Einleitung Materialien/Methoden Resultate Diskussion Zusammenfassung Dank Literaturliste/Quellen Im Kapitel Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam > Vorlage zur wissenschaftlichen Projektdokumentation, S.127 werden die einzelnen Elemente des „normalen“ Aufbaus einer Publikation noch einmal verdeutlicht und in ihrer Beschaffenheit dargestellt. In Bezug auf digitale Publikationen gewinnen die Metadaten des Dokumentes an Bedeutung. Die Metadaten sollten bibliometrische Angaben wie Autor, Auflage, Erscheinungsjahr, Verlag und ISBN, bzw. DOI umfassen, denkbar wäre aber auch eine Erweiterung mit zusätzlichen, für die Nutzer relevanten Daten. 34 nach Endres 2000, 21 in: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin, de Gruyter, 2002, S.2642 Eine Publikation kann zudem verschiedene Datentypen enthalten, Datentypen nach Scholze/Werner 34 : Formatierte Daten (Bit, Zahl, Zeichenfolge) Text Zeichnung Bild (Festbild) Ton Film (Bewegtbild) Animation Der Aufbau einer Publikation kann sich natürlich individuell unterscheiden und folgt in der Regel einem konventionellen, linearen Aufbau. Es wird aber deutlich, dass eine Veröffentlichung viel weitreichender sein kann, gerade die Anreicherung mit Multimedia-Daten kann zu einer Aufweichung der klassischen Strukturen führen. Spannend ist der Punkt, dass die meisten Elemente des Aufbaus sich in den verschiedenen Publikationstypen gleichen oder ähneln und auch von den Autoren oft in nur leicht abgewandelter Form an verschiedenen Stellen in unterschiedlichen Publikationen genutzt werden. Qualitätssicherung: Review-Verfahren und deren kritische Diskussion 35 nach: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, cc 3.0 S.6f 36 nach Fröhlich 2003, in: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitätsund Landesbibliothek, cc 3.0 S.7 Die Frage nach der Qualität eines Beitrages stellt eine Grundlage des Wissenschaftlichen Arbeitens und gleichzeitig auch einen Ur-Konflikt innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft dar. Die einzelnen Verfahren der Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Arbeiten unterscheiden sich in ihrer Anwendung je nach Disziplin. Die am häufigsten genutzten Vorgehensweisen sind 35: Peer-review (single-blind, double-blind, tripple-blind) Eine Peer-Review ist die gebräuchlichste Form der Qualitätssicherung und greift oft auch auf die anderen Verfahren über. Ein Beitrag wird eingereicht (in der Regel für ein Journal/Magazin) und durch Experten der entsprechenden Fachrichtung bewertet. Es finden sich zwei gängige Ausprägungen: single-blind (die Gutachter kennen den Autor, der Autor aber nicht die Gutachter) und double-blind (weder Autor noch Gutachter kennen sich). Eine weitere Variante stellt eine Peer-Review im triple-blind-Verfahren dar: Autoren, Gutachter (Reviewer) und Herausgeber kennen sich nicht, diese Technik wird sehr selten angewendet, da sie einen nicht unerheblichen Mehraufwand nach sich zieht. Einer der häufigsten Kritikpunkte an der Peer-Review ist die fehlende Transparenz und ein damit verbundenes Fehlen eines offenen wissenschaftlichen Diskurses 36. Angefangen bei der berechtigten Frage nach der Eloquenz der begutachtenden Experten. Ein weiterer Punkt ist die (nicht nachgewiesene aber oft vermutete) Bevorzugung renommierter Wissenschaftler bei Auswahlprozessen. Ein anderer Nachteil ist der zeitliche und personelle Aufwand der hinter einer klassischen Peer-Review steckt. Bei einigen Forschungsfeldern ist es sehr schwierig, wenn die Autoren oft mehrere Monate auf ihre Review warten müssen und erst dann ihren Beitrag veröffentlichen können. Der Grundgedanke einer Peer-Review ist jedoch kein schlechter: können doch Experten der gleichen Disziplin am Besten über die Qualität eines Beitrages entscheiden. Zudem kann der Autor, wenn ihm der Gutachter unbekannt ist, nicht nach dessen Gefallen oder dem speziellen Fachgebiet des Gutachters arbeiten. Fröhlich und Herb kritisieren das Verfahren und dessen Kritikpunkte sehr ausführlich und stellen mit ihrer Meinung keinen Einzelfall dar. « ja alles dieso sind so einschwammig, bisschen schwammig, die „Das sind jaDas allessind Begriffe dieBegriffe sind eher eineher bisschen die sind nirgends genau definiert. Aber andererseits ist die Peer-Review auch sind nirgends genau definiert. Aber andererseits ist die Peer-Review auch nie genauda definiert, da hat ja jeder seine eigenen Vorgehensweisen. nie genau definiert, hat ja jeder seine eigenen Vorgehensweisen. (...) (...) Also das was imim Allgemeinen alsals normiert angesehen wird, singleblind/ Also das was Allgemeinen normiert angesehen wird, doubleblind-Review ist nicht normiert. Nur scheinbar. singleblind/doubleblind-Review ist nicht normiert. Nur scheinbar.“ Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb » Herausgeber/Verlags-review auch als Editorial-Review bezeichnet Am Häufigsten anzufinden in den Geistes- und Sozialwissenschaften und Sammelbänden (betrifft jede Disziplin). Oftmals geht dieser Technik zur Qualitätssicherung eine Einladung der Herausgeber an die Autoren voraus und betrifft einen einzelnen Artikel. Kritisch zu betrachten ist, ebenso wie bei der Peer-Review, die fehlende Transparenz. Wie entscheidet ein Verlag oder ein Herausgeber (bzw. mehrere Herausgeber) objektiv, welche Beiträge einer Qualität entsprechen oder für die Thematik geeignet sind? Selbst wenn ein Verlag Experten beauftragt – wann kann über Qualität entschieden werden, wenn finanzielle Hintergründe eine Rolle spielen? Selbst wenn das Finanzielle kein Thema ist, dann ist es meist doch die Auswirkung auf den, ebenfalls kritisch zu betrachtenden, JIF. Wenn keine finanziellen Interessen bestehen, dann doch zumindest das Streben nach Reputation im größtmöglichen Maße. Ein Vorteil der Editorial-Review kann sein, dass der Herausgeber selbst am Besten entscheiden kann, inwieweit ein Beitrag der Thematik des z.B. Sammelbandes entspricht und ob der Beitrag den gleichen Ton wie die anderen Beiträge des Sammelbandes trifft. « „Das ist haltDas immer, weilimmer, die Leute ein Verlag etwasihnen etwas ist halt weilglauben, die Leutedass glauben, dass ihnen ein Verlag Gutes bietet. Das bietet. macht Das er aber ganz Die selten. VerlageDie sagen ja auch Gutes macht er selten. aber ganz Verlage sagen ja auch immer, sie machen diemachen Peer-Review. Das stimmtDas ja gar nicht.jaDie immer, sie die Peer-Review. stimmt garPeernicht. Die PeerReview machen andere ja Wissenschaftler. So gesehen Käse!“ Reviewjamachen andere Wissenschaftler. So totaler gesehen totaler Käse! Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb » Programmkomitee (bei Konferenzbänden) Der Besuch und das damit verbundene Einreichen von Konferenzbeiträgen gehört mit in das Kerngeschäft der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Vor der Konferenz werden die eingereichten Beiträge bewertet und in den Konferenzband aufgenommen. Hier werden auch die Beiträge herausgefiltert, die später auf der Veranstaltung von den Autoren vorgestellt werden. Es gibt eine Unterscheidung in Paper und Poster. Durch Peer-Review oder Editorial-Review kann die Begutachtung durch ein Programmkomitee ergänzt werden. Die Disziplinen Geistes- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und auch die Informatik bedienen sich am häufigsten dieser Technik. Wie schon bei den anderen Verfahren ist auch hier die fehlende Transparenz kritisch zu diskutieren. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass wirtschaftliche oder eigennützige Interessen (Reputation) Auswirkung auf die Begutachtung der Beiträge haben. Gerade bei Konferenzen hat es oft den Anschein, dass die Beiträge erfahrener Wissenschaftler öfter für relevanter empfunden werden als etwa Beiträge von jungen Nachwuchswissenschaftlern. Neu aufgekommene Verfahren der Qualitätssicherung sind beispielsweise Open Review und Collaborative Review. Sie versuchen, mehr Transparenz in den Prozess der Begutachtung zu bringen und sich innerhalb des Prozesses zeitgemäßer digitaler Tools und Möglichkeiten zu bedienen. Das Thema der Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Publikationen ist sehr schwierig und vielschichtig. Daher es ist plausibel, dass immer wieder Kritik an den Review-Verfahren geäußert wird. Eine geeignetere Lösungen stellen die neuen Review-Verfahren dar. Grundsätzliche Probleme wie den zeitlich zu langen Ablauf und die Frage nach der tatsächlichen Expertise oder Unbefangenheit der Gutachter werden jedoch auch sie nicht lösen können. Eine Reformierung der bestehenden Verfahren bezüglich einer klareren Transparenz ist dennoch unabdingbar, könnten sie es dem Autor doch ermöglichen, selbst zu entscheiden, welchen Weg der Qualitätssicherung er wählt und welcher Kritik an seiner Arbeit er sich aussetzen möchte. sie es machen, wirklich machen, beiJournal, keinem bei Journal, bei keinem. «Ob sie es„Obwirklich weiß manweiß bei man keinem überhaupt überhaupt keinem. Ob die überhaupt eine machen Ob die überhaupt eine Peer-Review machen undPeer-Review wie die abläuft im Detail. Aber und die abläuft imVersprechen, Detail. Aber da das indirekte Versprechen, dawie ist das indirekte sie ist überweisen so und so viel Geld und der siekommt überweisen und Und so viel Geld undda der Artikel kommt Artikel dann so schon. dann steht drauf peer-reviewed (...). dann schon. Und dann steht da drauf peer-reviewed (...).“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 Gerade schnelllebige Wissenschaften leiden natürlich „Gerade schnelllebige Wissenschaften leiden natürlich furchtbar unter solchen Review-Zeitfenstern. furchtbar unter solchen Review-Zeitfenstern.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » « Eine umfassende Betrachtung von Review-Verfahren ist im Rahmen dieser Arbeit leider nicht möglich. Dennoch ist es ein sehr wichtiger Aspekt im Publikationsprozess wissenschaftlicher Arbeiten und sollte deshalb nicht außer Acht gelassen werden. Für das Publizieren von digitalen wissenschaftlichen Arbeiten und deren Anpassung an zeitgemäße technische Möglichkeiten wird im Kapitel Referenzprojekte > Open Review und Collaborative Review, S.79 noch einmal auf die neueren Verfahren Open Review und Collaborative Review eingegangen. » Distributionsmöglichkeiten Ein wichtiger Aspekt der Publikation wissenschaftlicher Arbeiten ist die Distribution. Konventionelle Methode ist die Distribution über einen Verlag, innerhalb eines Journals, die Veröffentlichung über die Hochschule oder die Bereitstellung über wissenschaftliche Institutionen/Datenbanken wie beispielsweise ACM oder IEEE. Diese Verfahren garantieren jedoch meist keinen freien Zugang des Lesers zur Publikation (Closed-Access) und sind oft mit nicht unerheblichen Kosten für den Autor verbunden. In einigen Disziplinen mehr oder weniger anerkannte Alternativen sind die Veröffentlichung über pre-print- und working paper- services auf institutionellen Repositorien, Open-Access-Journale und die Möglichkeiten des Self-Archivings (meistens post-print). Auch diese Verfahren arbeiten in der Regel bereits mit Methoden zur Qualitätssicherung (Review-Verfahren), auch wenn die Formate gewöhnlich nicht von den Verfahren zur Qualitätsmessung ( Journal-Impact-Factor o.ä.) berücksichtigt werden. « „Und die Verlage sichern sichsichern dann durch diesen Druckkostenzuschuss, Und die Verlage sich dann durch diesen Druckkostenzuschuss, der immensder hoch sein kann, dengegen finanziellen Verlust schon mal ab. immens hoch gegen sein kann, den finanziellen Verlust schon mal ab. Und zusätzlich sie schon Gewinnspanne drin. Also die haben Undhaben zusätzlich habeneine sie schon eine Gewinnspanne drin. Also die haben schon Geldschon verdient anverdient dem Buch, wennBuch, Sie den Vertrag unterschreiben! Geld an dem wenn Sie den Vertrag unterschreiben! Und bei Büchern das in Closed-Access und Open-Access gleich.“ gleich. Und bei ist Büchern ist das in Closed-Access und Open-Access Ulrich Herb im Interview am 10.November 2014Ulrich Herb » Zusätzlich finden sich auch noch einige andere Alternativen, die jedoch zumeist noch nicht anerkannt werden und in der Regel auch noch nicht in Verfahren zur Qualitätssicherung oder in Metriken zur Qualitätsmessung berücksichtigt werden. Diese Alternativen können beispielsweise die Distribution über eine eigene Website des Autors, ein Blog-Beitrag, der Vertrieb über App-Stores kommerzieller Unternehmen (z.B. Apple BooksStore, Amazon, etc.), oder die Bereitstellung in sozialen Netzwerken wie z.B. ResearchGate sein. Eine ausführliche Betrachtung ausgewählter Punkte und Prozesse zum Thema der Rechte und Bezahlmodelle in der Distribution (digitaler) wissenschaftlicher Publikationen findet sich im Kapitel Rechte und Bezahlmodelle/Distribution, S.49, wo detaillierter auf die Problematiken des Urheberrechts, die kommerziellen Verlage oder das Modell des Self-Archivings eingegangen wird. Wissenschaftliche Community Die Betrachtung der wissenschaftlichen Community beschreibt die verschiedenen Mechanismen, Strukturen und Prozesse rund um das wissenschaftliche Arbeiten. Im Zuge der Digitalisierung bezieht sich das auch auf die virtuelle Umgebung und Struktur der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Wie kommunizieren Wissenschaftler untereinander? Was treibt sie an? Wie können sie sich messen? Im Fokus dieses Abschnittes stehen die Veränderungen, die die Digitalisierung nach sich zieht und die Frage, wie die Community untereinander, miteinander agiert. „Ich freue meine werden. Wie werden «Ich freue michmich auch,auch, wennwenn meine PaperPaper zitiertzitiert werden. Wie werden meine Projekte meinedas Projekte diskutiert, das sieht man ja dadas auch ein ich bisschen, diskutiert, sieht man ja da auch ein bisschen, finde schon spannend. das finde ich ist schon spannend. Dermache Impactfactor istich mirinnicht Der Impactfactor mir nicht egal, ich das weil der Welt etwas egal, ich das weil derdiskutiert Welt etwas verändern und davon. verändern will,mache und Zitate, undich wieindas wird ist ja ein will, Ausdruck Zitate, und wie das diskutiert wird ist ja ein Ausdruck davon.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » 37 in: U. Herb: Empfehlungen, Stellungnahmen, Deklarationen und Aktivitäten wissenschaftspolitischer Akteure zur Gestaltung des wissenschaftlichen Kommunikationssystems, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 2012, CC BY-NC-ND 3.0 Die Allianz der Deutschen Wissenschaftsorganisationen definiert für virtuelle Forschungsumgebungen folgende Aufgaben 37: • gemeinsame Nutzung von lokalen und externen Ressourcen (Informationen, Daten, Diensten/Software, Hardware, Geräte) • Bereitstellung und Nutzung einer gemeinsamen Kommunikationsplattform • Unterstützung der Erfassung/Erhebung von Daten vor Ort, wie z.B. bei Beobachtung und Fernsteuerung von Experimenten, Feldstudien, Durchführung von Textanalysen, etc. • Dokumentation und Erschließung von Daten unter Berücksichtigung geeigneter Metadaten und Standards • Weiterverarbeitung der Daten, Zusammenführung und Analyse von Daten, Redaktion, Analyseverfahren und fachsystematische Untersuchungen • Publikation von Daten und Ergebnissen Hierbei stehen zunächst die Wissensproduktion und die Wissensvermittlung im Vordergrund, die Wissenschaftskommunikation und auch Publikation findet hauptsächlich über Konferenzen und Journale statt (siehe hierzu Kapitel Wissenschaftliche Publikationstypen, S.26), neuere Formate wie die Kommunikation über Social Media-Kanäle wie beispielsweise ResearchGate oder Twitter, Blogs oder ähnliches gewinnen immer mehr an Bedeutung. Qualitätsmessung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft Die Reputation und Beachtung der Publikationen eines Wissenschaftlers sind unerlässlich für wissenschaftliche Karrieren und das wissenschaftliche Arbeiten. Die Einschätzung, ob „gute“ oder „schlechte“ wissenschaftliche Arbeit betrieben worden ist, gestaltet sich sehr schwierig. Woran kann man messen ob man eine bedeutungsvolle wissenschaftliche Arbeit vorliegen hat oder nicht? Wer ist befugt, dies zu bestimmten? Die Qualitätsmessung wissenschaftlicher Arbeiten beruhen meist auf Zitationsanalysen, also wie oft und wo wurde die Publikation zitiert. Die gängigsten Ratings stellen der JIF (Journal Impact Factor) und der h-Index (Hirsch-Index) dar. Es gibt aber auch noch alternative Metriken und es bleibt eine grundsätzliche Hinterfragung über Sinn und Zweck solcher Praktiken. Hinzugezogen werden solche Werte der Qualitätsmessung oft zur Evaluierung der Publikationen beispielsweise bei Finanzierungsentscheidungen der Hochschulen und anderer Institutionen oder von den Bibliotheken über das Bestellen oder Abbestellen von Abonnements (zumeist von Journalen). 38 (Vgl: U. Herb/D. Beucke: Die Zukunft der ImpactMessung. Social Media, Nutzung und Zitate im World Wide Web. Wissenschaftsmanagement, in: Zeitschrift für Innovation, 19(4), 2013 39 in: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, cc 3.0 S.8 40 vgl: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitätsund Landesbibliothek, cc 3.0 S.8f Eine zentrale Frage ist, ob Zitationsmessung in klassischen Journalen noch maßgebend zur Relevanzbestimmung und ob sie im Zeitalter digitaler Wissenschaft überhaupt noch zeitgemäß sind? 38 JIF- Journal Impact Factor Der JIF bezieht sich auf das Feld der wissenschaftlichen Journale. Die Berechnungsformel setzt sich folgendermaßen zusammen39: JIF=Zahl Zahlder derZitate Zitate laufenden auf Artikel eines Journals der ver- zwei Jahre JIF= imim laufenden JahrJahr auf Artikel eines Journals der vergangenen zwei gangenen Zahl derJahre Artikel des Journals der vergangenen zwei Jahre Zahl der Artikel des Journals der vergangenen zwei Jahre Der JIF gilt derzeit noch als gängigster Wert in der Qualitätsmessung, ist aber auch gleichermaßen das am meisten kontrovers diskutierte Verfahren. Einige der Kritikpunkte sind 40: • es werden nicht alle Journale berücksichtigt/ nicht alle Veröffentlichungen werden eingerechnet • nicht alle Dokumentenarten werden berücksichtigt, ausgeschlossen sind: Graue Literatur, wissenschaftliche Berichte, Web-Publikationen englischsprachige Journale haben immer einen höheren JIF als Journale in anderen Sprachen • der JIF bezieht sich auf Journale und nicht auf Artikel. Die Folgerung ist, dass wenige, sehr häufig zitierte Artikel einen hohen Wert für das Journal erzeugen können oder dass viele Autoren mit geringen Zitationswerten von diesen wenigen, häufig zitierten Artikeln profitieren • Verwertungszyklen werden nicht berücksichtigt. Dies hat Auswirkung auf die unterschiedlichen Disziplinen und benachteiligt Fächer mit Ver- wertungszyklen über zwei Jahre • Das Mehrautorenproblem wissenschaftlicher Publikationen wird nicht berücksichtigt • Die einzelnen Zitationen erhalten keine Gewichtung • Viele Manipulationsmöglichkeiten (zum Beispiel Selbstzitierung) • Matthäus-Effekt (hoch gerankte Artikel werden noch häufiger zitiert, ohne dabei die eigentliche Qualität des Artikels zu beurteilen) « Bewertungs-Verfahren, trügerische Annahme, dass „DiesesDieses Bewertungs-Verfahren, diese diese trügerische Annahme, dassman manüber überden denImpact-Factor Impact-Factoretwas etwasüber überdie dieQualität Qualitäteiner einerPublikation erfahrendie könnte, breitet über die Fächer aus. Publikation erfahren könnte, breitetdie sich über sich die Fächer aus.“ Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb » Überdies muss man kritisch hinterfragen, was ein hoher JIF eigentlich einem Wissenschaftler bescheinigt – Popularität oder Qualität? « „Dass das mehr Dass oder das weniger ist, in der man von mehreine oderScheinwissenschaft weniger eine Scheinwissenschaft ist, in der man der Illusion befallen ist, dass durch pures quantitatives zählen Qualität von der Illusion befallen ist, dass durch pures quantitatives zählen Qualität erfassterfasst werdenwerden kann, so ähnlich sagt das Gerhard Fröhlich. Keiner Keiner weiß, weiß, was kann, so ähnlich sagt das Gerhard Fröhlich. was einen Wissenschaftler dazu antreibt, einen anderen zu zitieren: Ist das Ist das ein einen Wissenschaftler dazu antreibt, einen anderen zu zitieren: ein Indikator für Qualität? Für Popularität? Oder für sonst Indikator für Qualität? Für Popularität? Oder irgendwas?“ für sonst irgendwas? Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb » Wenn sich ein Wissenschaftler oder eine Forschungseinrichtung für alternative Publikationsstrategien wie Self-Archiving, green OpenAccess, usw. entscheiden, werden ihre Ergebnisse im JIF überhaupt nicht berücksichtigt. Das könnte weitreichende Folgewirkungen haben, weil die Platzierung in solchen Rankings einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Vergabe von Drittmitteln, die Finanzierung von Lehrstühlen oder die Besetzung von Professuren haben. Da Web-Veröffentlichungen ebenfalls überhaupt nicht bis unzureichend berücksichtigt werden, ist mehr als fraglich, ob Rankings wie der JIF als Instrument zur Relevanzbestimmung eines Wissenschaftlers oder einer Publikation in heutigen digitalen, global vernetzten Zeiten noch ihre Berechtigung haben. 41 in: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, cc 3.0 S.9 Hirsch-Index Der H-Index ist im Gegensatz zum JIF autorenzentriert und setzt sich folgendermaßen zusammen41: ein Autor hat einen Index h, wenn h von seinen insgesamt N Veröffent- h-index= ein Autor hat einen Index h, wenn h von seinen insgesamt N Verlichungen mindestens jeweils h Zitierungen haben und die anderen öffentlichungen mindestens jeweils h Zitierungen haben und die anderen (N-h) Publikationen weniger als h Zitierungen (N-h) Publikationen weniger als h Zitierungen 42 vgl: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitätsund Landesbibliothek, cc 3.0 S.8f Dadurch werden Verzerrungen durch Artikel mit hohen Zitationszahlen vermieden. Dennoch treffen viele Kritikpunkte des JIF auch auf den h-Index zu. • andere Dokumentenarten und Publikationen in einer anderen Sprache als Englisch werden nicht berücksichtigt bzw. benachteiligt • keine Datenbank, auf die der h-Index zugreift, kann wirklich alle Zitationen nachweisen • Mehrautorenproblematik • unklare Messdimension 42 Der h-Index findet u.a. Beachtung in der Google-Scholar-Personendatenbank und gilt als der authentischste Wert unter den „großen“ Verfahren zur Qualitätsmessung wissenschaftlicher Publikationen. Schwierig am h-index ist die Vergleichbarkeit der einzelnen Wissenschaftler, ist der Wert doch abhängig vom Alter und der Disziplin des Wissenschaftlers. 43 https://www. researchgate.net/ publicprofile.RGScoreFAQ. html, zuletzt aufgerufen am 24. Januar 2015 Alternativen Es gibt jedoch auch Alternativen zu den großen umstrittenen Verfahren zur Qualitätsmessung, beispielsweise die nicht kommerziellen Ratings von GoogleScholar oder ResearchGate. GoogleScholar baut sein Rating auch auf Zitationswerte auf und bietet dem (eingeloggten) Nutzer die Möglichkeit, sich verschiedene Zitationsindexe anzeigen zu lassen, mit der großen Besonderheit, dass auch schon einige Open-Access-Datenbanken berücksichtigt werden. Der RG Score von ResearchGate hat die Besonderheit, dass unter anderem die Aktivität des Nutzers innerhalb des Netzwerkes und viele weitere altmetric-Daten mit einfließen.43 Allerdings ist die automatische Auslesung der Daten bei keinem Verfahren zur Qualitätsmessung fehlerfrei und die endgültigen Metriken zur Erhebung der Werte sind ebenfalls nicht vollständig erschließbar. Abbildung 3: beispielhafter RG Score eines Nutzers von ResearchGate (Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015) « „Aber das Problem, was diese ganzen Ratings, egal was man jetzt Aber das Problem, was diese ganzen Ratings, egal was man jetzt nimmt, ResearchGate oder sonst irgendwas, dass die natürlich immer nimmt, ResearchGate oder sonst irgendwas, dass die natürlich immer ein Grundproblem bei Ratings haben oder auch bei Ranking haben. ein Grundproblem bei Ratings haben oder auch bei Ranking haben. Und zwar, dass man Unvergleichbares miteinander vergleicht.“ Und zwar, dass man Unvergleichbares miteinander vergleicht. Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 Ulrich Herb » 44 in: Ulrich Herb – Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten (2010), GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitätsund Landesbibliothek, cc 3.0 S.10, aus: Wissenschaftsrat – Pilotstudie Forschungsrating: Empfehlungen und Dokumentation, Köln, 2008 Das Rating des Wissenschaftsrates 44 (veröffentlicht 2008) mit Alternativen Kriterien: zum Einen die Qualität (wie üblich nach Zitationswerten) und Quantität von Publikationen und Drittmittelprojekten und zum Anderen publikationsbezogene Kriterien wie Publikationstyp, Sprache, Herkunftsland, mit oder ohne Peer-Review. In Ermangelung an verlässlichen Zitationswerten in vielen Disziplinen gab es stichprobenartige Prüfungen durch „Experten“, diese eher subjektive Art einen Wert zu ermitteln, ist natürlich im höchsten Maße problematisch. In Großbritannien wird im 5-Jahres-Rhythmus das sogenannte „Research Assessment Exercise“ durchgeführt. Es berücksichtigt auch qualitativen Kriterien, umfasst aber nur britische Publikationen. 45 vgl.: U. Herb/D. Beucke: Die Zukunft der ImpactMessung. Social Media, Nutzung und Zitate im World Wide Web. Wissenschaftsmanagement, in: Zeitschrift für Innovation, 19(4), 2013 Einen möglichen Lösungsansatz für das Problem der Qualitätsmessung stellen Herb und Beucke in ihrem Artikel vor: ein weiterer Parameter, der bei der zukünftigen Impact-Messung mit einfließen sollte und speziell auf die Nutzung, Verwendung und Erwähnung im Internet abzielt.45 Dieser Ansatz wird von ihnen als altmetrics bezeichnet und stellt neben Nutzung, Peer-Review und Zitationen einen neuen, vierten Ansatz in der Bestimmung des wissenschaftlichen Impacts dar. Innovativ an diesem Ansatz ist, dass auch Social-Media-Erwähnungen wie beispielsweise ein Tweet oder ein Facebook- oder Blogeintrag sowie Downloadzahlen berücksichtigt werden. Dadurch soll ebenfalls der kritische Faktor „zeitliche Einordnung“ der bisherigen Verfahren behoben werden, ist es doch mit den altmetrics möglich, die Werte nahezu live zu berechnen. Dies führt dazu, dass die Relevanzbestimmung auf der Ebene einzelner Objekte berechnet wird und nicht mehr wie beim JIF auf Grundlage indexierter Journale. Einige wenige Dienste greifen dieses System bereits auf, darunter der Open-Access-Verlag Public Library of Science (PLoS) mit seinem Service Article-Level Metrics (ALM) (www.article-level-metrics.plos.org) oder der kommerzielle Dienst Altmetrics (www.altmetric.com) mit einem sogenannten Altmetric Score. Mit Fokus auf die Institutionen arbeiten die Metriken des Unternehmens PLUM Analytics (www.plumanalytics.com), die Non-Profit-Organisation ImpactStory (www.impactstory.org) stellt sogar den einzelnen Wissenschaftler in den Vordergrund. Die Vorteile des Altmetric-Ansatzes liegen klar auf der Hand. Einer der wichtigsten ist die mehrdimensionale Erfassung der Relevanz einzelner Objekte in einer Publikationslandschaft, in der eine Publikation längst kein Text mehr sein muss. Ein weiterer Ansatz wäre die komplette Loslösung von den gängigen Metriken und Ratings, sodass der einzelne Wissenschaftler sich in seiner Wahrnehmung durch schon vorhandene Werkzeuge misst. Mendeley als Literaturverwaltungsprogramm bietet beispielsweise auch die Möglichkeit, sich Zitationen und Reichweite seiner Publikation anzusehen, ganz ohne ein Ranking im klassischen Sinne, aber der Autor hat die Möglichkeit die Relevanz seiner Publikation beobachten zu können. (http://www. mendeley.com) 46 in: U. Herb/D. Beucke: Die Zukunft der Impact-Messung. Social Media, Nutzung und Zitate im World Wide Web. Wissenschaftsmanagement, in: Zeitschrift für Innovation, 19(4), 2013 Es wurden verschiedenste Verfahren zur Qualitätsmessung beleuchtet und festgestellt: es finden sich überall erhebliche Kritikpunkte. Letztlich gilt es, Bestehendes noch einmal grundsätzlich zu hinterfragen. Herb und Beucke formulieren die entscheidende Frage folgendermaßen 46: „Inwiefern sind eindimensionale Verfahren, die allein auf Zitationen basieren, noch geeignet um wissenschaftlichen Einfluss zu messen?“ Herb beantwortet die Frage selbst wie folgt: „(...) aber an sich, dass ich jetzt einen Wert hole und denke, der bildet (...) aber an sich, dass ich jetzt einen Wert hole und denke, der bildet jetzt wirklich ab, was Leute treiben, das halte ich für vollkommenen jetzt wirklich ab, was Leute treiben, das halte ich für vollkommenen Unsinn. Unsinn. Jede Information, wissenschaftliche Information, oder die Qualität Jede Information, wissenschaftliche Information, oder die Qualität von von irgendwas ist immer ein mehrdimensionales Konstrukt und es wird irgendwas ist immer ein mehrdimensionales Konstrukt und es wird nie nie gelingen, das in einer Ziffer abzubilden, das ist völlig Banane!“ gelingen, das in einer Ziffer abzubilden, das ist völlig Banane! Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 Ulrich Herb « » Ob und wie eine Publikation innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft Einfluss hat oder nicht, entscheidet längst keine einfache Zahl mehr, die lediglich einen Teil der Wirkung beschreibt. Durch habituisierte Nutzung der Social Media-Kanäle oder die Bereitstellung auf institutionellen Repositorien bzw. über Varianten des zugangsfreien Publizierens kann nicht nur eine höhere Reichweite erzeugt werden, sondern auch die Relevanz erhöht werden - diese Dimensionen lassen sich jedoch nur sehr schwer fassen und erheben. Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit geführten Interviews zeigen, dass gerade die junge Generation an Wissenschaftlern sich zwar eine Art Bestätigung ihrer Arbeit wünscht und es ihr wichtig ist, mit ihrer Forschung etwas zu bewegen, aber sie die gängigen Verfahren zur Qualitätsmessung ablehnt und für nicht repräsentativ empfindet. Es gilt, neue Verfahren zu entwickeln, die auch alternative Veröffentlichungsmöglichkeiten mit einbeziehen und vielleicht auch mehr das gesamte Wirken eines Wissenschaftlers innerhalb der Community über seine Artikel in einschlägigen Fachzeitschriften hinaus aufzeigen. Anstieg der Quantität/Publikationsdichte « „Wenn wir an etwas arbeiten, ist der erste Schritt zu schauen, Wenn wir an etwas arbeiten, ist der erste Schritt zu schauen, wer hat das schon gemacht und hat es vielleicht schon jemand wer hat das schon gemacht und hat es vielleicht schon jemand veröffentlicht. Was aktuell fast schier unmöglich ist.“ veröffentlicht. Was aktuell fast schier unmöglich ist. Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014 Sebastian Meier » 47 Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ), Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung ISI, Universität Bielefeld Institute for Interdisciplinary Studies of Science (I2SoS): 3. Indikatorbericht Bibliometrische Indikatoren für den PFI Monitoring Bericht 2014, im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2014 48 49 vgl.: ebendiese, S.1 vgl.: ebendiese, S.1 50 Vgl.:Gemeinsame Wissenschaftskonferenz: Pakt für Forschung und Innovation – Monitoring-Bericht 2014, Heft 38, 2014, S.71 51 Weishaupt beschäftigt sich 2010 in ihrer Arbeit : Brasilien ist nicht nur stark im Fußball – Open Access in Brasilien und Deutschland im Vergleich, aus: Forschung Aktuell, 08/2010, http:// www.iat.eu/forschungaktuell/2010/fa2010-08. pdf mit annähernden Vergleichswerten für das Open-Access-Verfahren Durch die fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung wird auch der Prozess des Publizierens immer einfacher und hat einen Anstieg der Publikationsdichte innerhalb der letzten Jahre zur Folge. Die im Folgenden referierten Werte beziehen sich auf den Zeitraum von 2002-2012 und stammen vom Institut für Forschungsinformationen und Qualitätssicherung des Frauenhofer Instituts und der Universität Bielefeld im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.47 Zum Zeitpunkt der Abgabe der vorliegenden Arbeit war es nicht möglich, auf aktuellere Zahlen zur verweisen, laut Auskunft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird der Bericht für 2013 erst im Sommer 2015 veröffentlicht. Im Zeitraum 2002-2012 sind die weltweiten Veröffentlichungen jährlich um durchschnittlich 4,9% gewachsen. Die den einzelnen Forscher normierenden Publikationen verändern sich kaum, die absolute Erhöhung der Publikationszahlen ist in weiten Teilen auf eine Erhöhung der Förderung und der Personalzahlen zurückzuführen. In dem Bericht wird ebenfalls deutlich, dass aufstrebende Wissenschaftsländer wie China, Indien oder Brasilien ihre Anteile deutlich erhöhen konnten und nach und nach zu einem wichtigen Teil der globalen Publikationslandschaft werden. 48 Speziell in Deutschland betrug das durchschnittliche Wachstum 2,1%. Die deutschen Publikationen gehören international zu den besonders häufig zitierten: 17% der Publikationen zählen zu den weltweiten 10% der am häufigsten zitierten Veröffentlichungen und stoßen immer mehr in die Spitze der jeweiligen Disziplinen vor. 49 Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz erhebt, dass die deutschen Hochschulen ca. 75% zu der Gesamtpublikationsleistung in der Wissenschaft beitragen, die Forschungsorganisationen rund 17%. Damit leistet Deutschland 2012 den viertgrößten Beitrag zum Publikationsaufkommen der Welt, deutsche Publikationen werden überdurchschnittlich oft zitiert und finden sich vermehrt unter den meistzitierten Publikationen des jeweiligen Feldes. 50 Vergleichende, aktuelle Daten speziell zu digitalen oder Publikationen im Open-Access-Verfahren liegen derzeit leider noch nicht vor. Eine repräsentative Datenerhebung wäre diesbezüglich sehr aufschlussreich, die bisher vorliegenden Arbeiten betrachten Open-Acess-Verfahren bisher nur im Rahmen einzelner Disziplinen. 51 Die Argumentation in diesen Punkten stützt sich deshalb hauptsächlich auf die Eindrücke der Interviewpartner und die qualitativen Ergebnisse der Literaturrecherche. « „Und gleichzeitig glaube ich aber trotzdem auch: Es muss weniger Und gleichzeitig glaube ich aber trotzdem auch: Es muss weniger werden. werden. Es ist zum Beispiel auch ganz verrückt: Mittlerweile Es ist zum Beispiel auch ganz verrückt: Mittlerweile musst du viel publizieren, musst du viel publizieren, wenn du eine Professur haben willst, wenn du eine Professur haben willst, wenn du Forschungsgelder haben willst, wenn du Forschungsgelder haben willst, für alles, was in der für alles, was in der Wissenschaft stattfindet, musst du viel publizieren. Wissenschaft stattfindet, musst du viel publizieren.“ Sebastian Meier Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014 » Ein im Kontext der Publikationsdichte auftretendes Phänomen ist das sogenannte „Salami-Publishing“, das scheibchenweise Veröffentlichen eines eigentlich zusammenhängenden Forschungsergebnisses. Die hat den Vorteil für den Autor, dass seine Publikationsliste rein numerisch wächst, obwohl verhältnismäßig weniger Forschung betrieben wurde. « „Aber das ist halt echt so ein Trend, teilweise triffst du Leute, die Aber das ist halt echt so ein Trend, teilweise triffst du Leute, die halten einen halten einen Vortrag und wenn sie dann zum Ende kommen, denkst Vortrag und wenn sie dann zum Ende kommen, denkst du und jetzt kommt du und jetzt kommt der spannende Teil und dann: Ja, den Rest der spannende Teil und dann: Ja, den Rest haben wir auf einer Konferenz in haben wir auf einer Konferenz in zwei Monaten veröffentlicht. Das zwei Monaten veröffentlicht. Das wird dann in so kleine Slices gemacht, das wird dann in so kleine Slices gemacht, das ist Schwachsinn. Das ist Schwachsinn. Das bringt mir auch nichts dann, du musst dir dann alles bringt mir auch nichts dann, du musst dir dann alles zusammen zusammen suchen und das ist dann nur um des Publizierens Willen. suchen und das ist dann nur um des Publizierens Willen.“ Sebastian Meier Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014 » 52 J. Kunze: Digitale Werkzeuge für die persönliche Wissensorganisation, in: cms-journal 15, 2012, S.37-42) Kunze spricht im Zusammenhang mit der digitalen Wissensorganisation ebenfalls von einer aufkommenden Informationsflut 52 und spricht sich für eine nötige, sehr sorgfältige Organisationsstruktur der einzelnen Wissenschaftler aus. « „Das ist auch die Kehrseite: es wird viel publiziert Das ist auch die Kehrseite: es wird viel publiziert und dann wird auch viel geschlampt. und dann wird auch viel geschlampt. (...) Publiziert zu werden, ohne dass da irgendwas richtig durchdacht ist.“ (...) Publiziert zu werden, ohne dass da irgendwas richtig durchdacht ist. Harald Mieg im Interview am 23. Juli 2014 Harald Mieg » 53 C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.12f 54 A. D. Keller: Zeitschriften in der Krise – Entwicklung und Zukunft elektronischer Zeitschriften, Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin, 2001 Mehrfach wird auch die damit verbundene Kostenexplosion angesprochen, sind doch bisherige Publikationsstrategien oft mit hohen Gebühren für die Autoren (oder deren Institutionen) verbunden. Dies bespricht auch Woll ausführlich 53 und verweist dabei auch auf die Publikation von Keller54, die sich sehr ausführlich mit der Zeitschriftenkrise, der damit zusammenhängenden Publikationsflut und Kostenexplosion beschäftigt. „Also habe ja noch diese Porn-Study Geschichte. habe «Also ich ich habe ja noch diese Porn-Study Geschichte. Da Da habe ich schon das ich schon das Gefühl, dass Leute mehr selbst publizieren. Und Gefühl, dass Leute mehr selbst publizieren. Und da ist der Kreis aber auch da istda der Kreis kleiner, da hast du einen kleiner, hast du aber einenauch besseren Überblick. Aber ichbesseren habe jetzt nicht das Überblick. Aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass es viel gibt. Gefühl, dass es zu viel gibt. Weil ich glaube, dieseszu Filter-System, was ich Weil ich glaube, dieses Filter-System, was ich habe, funktioniert habe, funktioniert einfach ganz gut. Ich werde jetzt nicht davon überrollt. einfach ganz gut. Ich werde jetzt nicht davon überrollt.“ Lisa Andergassen Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 » 55 weiter siehe hierzu: T. Warnecke/A. Burchard: Schluss mit der Salamitaktik, http://www.zeit.de/ wissen/2010-02/dfgpublikationen-forschung, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015 Was kann man dieser ansteigenden Publikationsflut entgegensetzen oder wie findet ein einzelner Wissenschaftler einen Umgang mit der regelrechten Überschwemmung seines Forschungsfeldes? Einen richtungsweisenden Schritt hat hier 2010 die Deutsche Forschungsgemeinschaft gewagt, indem sie für ihre Drittmittelanträge neue Regeln einführte. Danach dürfen Wissenschaftler nur noch fünf bis zehn maßgebliche Werke anführen, was künstlich aufgeblähte Publikationslisten zumindest beim größten deutschen Drittmittelgeber entwertet. Klar ist aber auch, dass hier ein grundlegender Paradigmenwechsel in der Forschungsgemeinschaft notwendig ist, der die Fixierung auf quantitative Kennzahlen kritisch hinterfragt und neue Anerkennungsmechanismen für qualitative hochwertige und aufwendige Publikationen entwickelt.55 Social Media Die Relevanz der Social Media-Kanäle wird auch in der Wissenschaft immer größer. Dem entgegenzusetzen sind jedoch die bisher mangelnde Akzeptanz und große Unsicherheiten bezüglich einer konsequenten Durchsetzung innerhalb der Community. Doch welchen Nutzen kann die Arbeit mit Social Media für einen Wissenschaftler haben? « „Aber das ist zum Beispiel auch etwas, was im geisteswissenschaftlichen Aber das ist zum Beispiel auch etwas, was im geisteswissenschaftlichen Bereich überhaupt nicht anerkannt ist: Dass du einfach etwas, von Bereich überhaupt nicht anerkannt ist: Dass du einfach etwas, von mir aus, aus mir aus, aus einem Blog oder, von mir aus, aus einem Artikel, der einem Blog oder, von mir aus, aus einem Artikel, der jetzt nicht die New York jetzt nicht die New York Times ist oder so, zitierst. Das jetzt auch Times ist oder so, zitierst. Das jetzt auch nur zu einer Debatte um Wertigkeit. nur zu einer Debatte um Wertigkeit. Da denke ich mir aber: Das Da denke ich mir aber: Das bildet doch aber so viel ab, was gerade relevant bildet doch aber so viel ab, was gerade relevant ist, nur weil das ist, nur weil das eben nicht in irgendeinem wissenschaftlichen Journal ist. eben nicht in irgendeinem wissenschaftlichen Journal ist.“ Lisa Andergassen Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 » 56 Ein beispielhafter Stream findet sich auf: http://www. ctvnews.ca/health/torontohospital-live-tweets-coloncancer-surgery-1.2098215 , zuletzt aufgerufen am 05. Februar 2015 Spannend ist beispielsweise eine Entwicklung in den USA, wo einzelne Ärzte, Stationen oder Krankenhäuser twittern, teilweise sogar live aus den Operationssälen. Dies kann für die Wissenschaft von großer Bedeutung sein, findet doch eine Vernetzung statt und neu entwickelte Methoden und Erkenntnisse können transparent publiziert und gleichwohl in ihrer Anwendung vorgeführt werden. Es gab sogar schon als extra Personal eine „Twitter-Nurse“ die während einer Operation allein dafür zuständig war, das Geschehen zu dokumentieren. Ein Beispiel ist das Sunnybrook Hospital in Toronto, in dem schon mehrere Eingriffe via Twitter begleitet wurden, um damit auf einzelne Krankheitsbilder einzugehen.56 Abbildung 4: Beispiel eines OP-Tweets (Quelle: https://twitter.com/NeurosurgeonX/status/554064422592061440, Tweet erstellt am 10. Januar 2015 15:57 von @NeurosurgeonX, zuletzt aufgerufen am 19. Januar 2015) Andere Wissenschaftsdisziplinen könnten auch von einer vermehrten Nutzung der bekannten Social Media-Kanäle profitieren, etwa wenn ein Wissenschaftler innerhalb seines Forschungsfeldes gut vernetzt ist, könnten Ergebnisse oder neue Publikationen wesentlich einfacher verbreitet werden. 57 weiterführend: J. Kunze: Digitale Werkzeuge für die persönliche Wissensorganisation, in: cms-journal 15, 2012, S.37-42 Ein weiteres, für vernetzte Forschungsarbeit sehr nützliches Tool kann das sog. „Social-Bookmarking“ (impliziert meistens auch das „Social-Tagging“, also das kollaborative Verschlagworten von Werken) und das weiterführende „Social Reading“ sein.57 Gerade in Verbindung mit der sich immer mehr durchsetzenden DOI können Dokumente im Internet verortet und mit Anderen geteilt werden. Bekannte Dienste sind beispielsweise Delicious (http://delicious.com), Diigo (https://www.diigo.com) und Digg (http://digg.com), speziell für wissenschaftliche Beiträge unter anderem mendeley (http://www.mendeley.com). Social Reading bietet ebenfalls sehr vielfältige Möglichkeiten die momentan im Belletristikbereich immer mehr genutzt werden. Auch gibt es schon einige wissenschaftliche Plattformen, die schon Elemente des Social Readings aufgreifen, aber auch hier wird das umfassende Potenzial bisher nur unzureichend genutzt. Bemerkenswerte Plattformen aus der Belletristik sind zum Beispiel goodreads (http://www.goodreads.com) von Amazon oder sobooks (https:// sobooks.de) des bekannten (Internet-) Gesellschaftskritikers Sascha Lobo. Für wissenschaftliche Werke finden sich bisher wenige Beispiele, da die Diskussion eines Beitrages eher über die Review-Verfahren stattfindet. Es können jedoch wertvolle Anregungen gewonnen werden, die vielleicht auch Auswirkungen auf künftige Verfahren zur Qualitätssicherung (Review-Verfahren) haben. Im Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > Open Review und Collaborative Review, S.79 werden einige Plattformen und Initiativen vorgestellt, die verschiedenste Elemente des Social Readings mit aufgreifen. 58 siehe hierzu Kapitel Qualitätsmessung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, S.35 Ein soziales Netzwerk speziell für die wissenschaftliche Gemeinschaft wurde 2008 unter dem Namen ResearchGate gegründet. Die Plattform zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Nutzer Publikationen und auch Forschungsdaten im Netzwerk hochladen und von anderen Wissenschaftlern kommentieren/bewerten lassen können. Sie verfügt zudem über den eigens entwickelten RG Score als Alternative zu anderen Verfahren der Qualitätsmessung58, eine integrierte Jobbörse und die Möglichkeit, bisher ungestellte oder unbearbeitete Forschungsfragen mit der Community zu teilen und so wertvolle Ansätze, Kritiken oder auch Partner zur gemeinsamen Bearbeitung der Thematik zu gewinnen. Einige Punkte werden im Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > ResearchGate, S.84 eingehender untersucht und beleuchtet. « „Im Jahr 2015 wir,werden wird das sehr große Thema sein, Im werden Jahr 2015 wir, wird das sehr große Thema sein, Bücher, die wir anbieten, mit Enhancements auszustatten.“ Bücher, die wir anbieten, mit Enhancements auszustatten. Michael Barton im Interview am 14. November 2014 Michael Barton 59 siehe hierzu Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > Self-Publishing, S. 83 und Modellbildung, S. 95 Die Nutzung und Verwendung von Social-Media gewinnt auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft immer mehr an Bedeutung, auch wenn bisherige Modelle eher noch als Einzelfälle oder Referenzprojekte gelten. Es wird aber deutlich, dass in einer bedachten und gezielten Nutzung immense Potenziale ausgeschöpft werden können. Gerade mit Blick auf die Distribution und die Öffentlichkeitsarbeit beim Selfpublishing von Wissenschaftlern59, wird die Arbeit mit diesen Plattformen von elementarer Bedeutung sein. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist jedoch auch die derzeitig vorherrschende Ablehnung und Skepsis unter den klassischen und traditionellen Flügeln der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Die aus den Interviews gewonnenen Insights lassen aber die Prognose zu, dass diese Problematik eine Frage der Zeit ist. Junge und künftige Generationen von Wissenschaftlern werden sich immer mehr dieser Werkzeuge bedienen und werden bestehende Systeme und Kritikpunkte immer mehr hinterfragen, was, so zumindest die Annahme, zu einem Kulturwandel in der Wissenschaft führen wird. Im Zuge des Generationswechsels kann man auf die Wertschätzung der Potentiale der Digitalisierung hoffen, die derzeit noch nicht (an-)erkannt werden. Es bleibt auch die Frage was passieren wird, wenn Wissenschaftler nur noch einzelnen Personen folgen und nicht mehr (wie bisher gängige Praxis) themengebunden recherchieren? » Suchverhalten Längst vergangen erscheinen die Zeiten, in denen man für eine wissenschaftliche Arbeit in der Bibliothek einen Zettelkasten anlegte, wochenlang auf ein bestelltes Buch wartete, um dann am Ende vielleicht doch festzustellen, dass der Titel nicht relevant ist. Bibliotheken haben längst umgerüstet, es gibt interne Suchmaschinen, die nicht nur mit dem Hauskatalog, sondern auch mit abonnierten Journalen und Datenbanken vernetzt sind. Die Suche nach wissenschaftlichen Ressourcen erstreckt sich aber nicht nur noch mit oder in einer Bibliothek, sondern es wird den Wissenschaftlern ermöglicht, sie von zu Hause oder unterwegs aus zu betreiben. 60 Siehe dazu Kapitel Problemdarstellung, S.5 61 J. Kunze: Digitale Werkzeuge für die persönliche Wissensorganisation, in: cms-journal 15, 2012, S.37-42 62 Kapitel Anstieg der Quantität/ Publikationsdichte, S.40 Einige bekannte Suchmaschinen speziell für wissenschaftliche Inhalte sind beispielsweise die kommerziellen Seiten Web of Science (ehem. Web of Knowledge) (https://webofknowledge.com) oder Scopus (http://www. scopus.com) von Elsevier. Kostenlose Alternativen sind zum Beispiel das ebenfalls von Elsevier betriebene ScienceDirect (http://www.sciencedirect.com) welches verschiedenste kleinere und unabhängige Datenbanken, darunter SciVerse oder Scirus, mittlerweile geschluckt hat oder der ebenfalls sehr populäre Suchdienst Google Scholar (http://scholar.google.de). Besonders nützlich an Google Scholar ist, dass die Suchmaschine sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige (zum Beispiel auch Datenbanken wie ACM oder IEEE) Inhalte referenziert und der Suchende in der Regel die Wahl zwischen unterschiedlichen Versionen und Ressourcen hat. Problematisch ist natürlich, dass Wissenschaftler oft keinen Zugang zu den für sie relevanten Datenbanken haben, weil die Abonnements von Journalen oder der Zugang zu Datenbanken mit immensen Kosten verbunden sind, die wiederum nicht immer von den Hochschulen oder Bibliotheken getragen werden können.60 Kunze greift in ihrem Artikel ebenfalls das Thema des Suchverhaltens auf 61 und geht nicht nur auf die einzelnen digitalen Suchverfahren ein, sondern beschreibt auch hybride Formen, etwa den digitalen Zettelkasten (http://zettelkasten.danielluedecke.de). Die Thematik des Suchverhaltens ist natürlich eng verwandt mit der Problematik der ansteigenden Publikationsdichte62, schließlich ändert sich auch die Recherche, wenn man den Überblick über die Suchergebnisse verliert. Wichtig für die Suche nach wissenschaftlichen Ressourcen ist eine gut durchdachte, individuelle Struktur des Wissenschaftlers. Eng verknüpft mit der Suche und Organisation des Wissens ist das Leseverhalten. Leseverhalten « „Also eigentlich wenn ich ich irgendwo „Offline“ins fahre, Also nur, eigentlich nur,weiß, wenndass ich weiß, dass ichins irgendwo „Offline“ fahre, und weiß, dass der Akku alle gehen könnte. Dann drucke ich mir schon und weiß, dass der Akku alle gehen könnte. Dann drucke ich mir schon mal was aus, eigentlich nicht. Ich nicht. versuche es zu vermeiden.“ malaber was aus, aber eigentlich Ich versuche es zu vermeiden. Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian 2014 Meier » « „Ich lese dieIch meisten Sachen mittlerweile auch nur noch lese die meisten Sachen mittlerweile aucham nur noch am Bildschirm, weil ichweil mir das alles garalles nicht ausdrucken kann. Und Bildschirm, ich mir das gar nicht ausdrucken kann. Und ich ich bin eigentlich immer total froh,total wenn ich wenn Zugang bin eigentlich immer froh, ichbekomme.“ Zugang bekomme. Lisa Andergassen im Interview am 27. AugustLisa 2014 Andergassen » [Über das Lesen am Bildschirm] „Ich finde, das [Über ist eindas aktives Lesen. Lesen am Bildschirm] Das kann man auch auf dem Papier machen, in dem Moment ist Papier Ich finde, das ist ein aktives Lesen. Das kann man auch auf dem Papier machen, eigentlich ganzistangenehm auf materieller Ebene. Aber dann in dem auch Moment Papier eigentlich auch ganz angenehm auf materieller auch noch schnell Video zu klicken. Oder die Demo.Oder in die Ebene. Abermal dann auchins noch malrein schnell ins Video reininzu klicken. WasDemo. ich amWas Ende oftnicht mache, weilmache, ich manchmal dann doch dann doch ichgar amnicht Endesogar so oft weil ich manchmal irgendwie im im Park sitze mitmit dem Laptop aufauf dem Schoß oder in der irgendwie Park sitze dem Laptop dem Schoß oder in der S-Bahn. S-Bahn. Und dann nicht immer alles gleich ist. im Aber im wenn ich Und dann nicht immer sofortsofort alles gleich dabeidabei ist. Aber Lesen, Lesen, wenn ich dann Kommentare formuliere wie das ist ja ähnlich dann Kommentare formuliere wie das ist ja ähnlich wie so und so, und auch wie sodann und die so, Verknüpfungen und auch dann die Verknüpfungen anderen Papern und auch zu anderen Papern zu schnell herzustellen schnell herzustellen und auch schnell verfolgen zu können. Also ich schnell verfolgen zu können. Also ich sehe, das ist eine Weiterentwicklung von sehe, das ist eine Weiterentwicklung von einem Vorgänger-Projekt, einem Vorgänger-Projekt, kann es also verlinken, kann diesen Annotation-Key kann es alsound verlinken, diesen Annotation-Key einfügen da einfügen sagen:kann so und so anders. Das würdedaich total vermissen. und sagen: so und so anders. Das würde ich total vermissen.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 « » « Sagen wir es so: Ich lese Ausgedrucktes. (...) Und deswegen drucke ich „Sagen wirdaesvieles so: Ich lese Ausgedrucktes. Und deswegen drucke ich aus. Also wenn das jetzt(...) irgendwie so geschmeidig gestaltet ist, da vieles aus. Also wenn das jetzt irgendwie so geschmeidig dass sich das wirklich in einem liest am Bildschirm, danngestaltet ist das okay. Dann ist, dass sich drucke das wirklich einem liest amnicht Bildschirm, dann ist das okay.so ein ganz ich ininder Regel auch aus. Aber wenn ich jetzt Dann drucke typischen ich in der Regel auch nicht aus. Aber wenn ich jetzt so Journal-Artikel habe, dann ist das furchtbar, ein also als Pdf. ganz typischen Journal-Artikel habe, dann ist das furchtbar, also als Pdf.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » « Ich hätte mir vor fünf Jahren auch nicht vorstellen können, dass „Ich hätteich mirirgendwann vor fünf Jahren auch nicht vorstellen können, dass mal auf meinem Handy Bücher lese. Und es geht! ich irgendwann mal auf meinem Handy Bücher lese. Und es geht! Interessanterweise. (...) Wenn ich ein Buch auspacke, das hat schon etwas. Ein Interessanterweise. (...) Wenn iches ein Buch auspacke, das das hat schon etwas. etwas, was gut gedrucktes Buch, liegt gut in der Hand, ist weiterhin Ein gut gedrucktes Buch, es liegt gut in der Hand, das ist weiterhin etwas, ich nicht vermissen will. Das wird auch weiterhin so bleiben, bei mir. was ich nicht vermissen will. Das wird auch weiterhin so bleiben, bei mir.“ Michael Barton Michael Barton im Interview am 14. November 2014 » 63 H.P. Willberg/F. Forssmann: Lesetypografie, Mainz, Verlag Hermann Schmidt, 2005, S.17f 64 S.17 65 S.35) 66 S.29 67 S.23 68 S.53 69 S.59 70 S.41 71 S.47 71 M. Ziefle: Lesen an digitalen Medien, in: C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.223f Je nach Textart, Textform und individuellen Bedürfnissen des Lesers lassen sich nach Willberg und Forssmann63 unterschiedliche Lesarten und deren gestalterische Besonderheiten klassifizieren. Für wissenschaftliche Arbeiten relevant sind: das „lineare Lesen“64. Als klassische Art des Lesens zeichnet es sich durch seine Geradlinigkeit und den hohen Lesekomfort aus. Demgegenüber das „konsultierendes Lesen“65. Es beschreibt das gezielte Aufsuchen bestimmter Begriffe und findet sich häufig in Nachschlagewerken, Anmerkungen und Bibliografien. Die „differenzierende Typografie“66 für Berufsleser tritt besonders häufig bei wissenschaftlichen Büchern sowie Lehrbüchern auf und bildet klar hierarchische Stellenwerte ab. Beim „informierenden Lesen“67 ist der Text in leicht überschaubare Einheiten gegliedert und ermöglich so dem Leser, ein schnelles diagonales Überfliegen des Inhaltes. Informierend gelesen wird meist in Sachbüchern und Zeitungen, also in Medien, in denen ein leichter Wechsel zum linearen Lesen ermöglicht wird. Etwas unkonventionell, aber am Ende besonders relevant, um den Berufslesern eine neue Zugangsart zu Texten zu ermöglichen, ist die „aktivierende Typografie“68. Bisher eher in plakativeren Sachbüchern und Magazinen zu finden, ist diese gestalterisch aufwendige Lesart dafür geeignet, um den Leser aus seiner Routine zu holen und im Text „einzufangen“ und zum aufmerksamen Lesen zu verleiten. Bis auf die „aktivierende Typografie“ sind die meisten der genannten Lesarten programmierbar und können nach intensiver Vorbereitung automatisiert werden. Für das Lesen wissenschaftlicher Arbeiten weniger relevant sind die „inszenierende Typografie“69, das „selektierende Lesen“70 (betrifft vor allem Schulbücher) und die Typografie nach Sinnschritten71 (betrifft vor allem Leseanfänger). Ziefle stellt sich in ihrem Artikel 71 ebenfalls die Frage, welche Anforderungen an eine nutzergerechte Informationsdarstellung an digitalen Medien gestellt werden müssen. Sie macht sehr deutlich, dass die Untersuchung des Leseprozesses an digitalen Medien auch immer von den Lesebedingungen (z.B. Umgebungsgeräusche oder Lichtverhältnisse) und den individuellen Medienpräferenzen des Lesers abhängig ist. Ziefle entwickelt Indikatoren und Maße zur Beurteilung der Qualität einer visuellen Darstellung und empfiehlt, anknüpfend an die Untersuchungsergebnisse, zwei Strategien für die Verbesserung des digitalen Lesens. Zum Einen das Setzen auf Sichtbarkeit (große Font, wenig Textdichte) und zum Anderen so viel wie möglich auf ein Display zu bringen. Sie kommt zu dem Schluss, der auch für wissenschaftliche Arbeiten relevant ist, dass eine Balance zwischen visuellen und kognitiven Anforderungen gefunden werden muss – z.B. empfindet sie eine Funktionen-Vorschau wichtiger als die ausgegebene Textgröße. Digitale Information beschränkt sich nicht nur auf sichtbare Artefakte und gerade in Bezug zum Lesen an digitalen Medien müssen neue Interaktionsformen und Informationsketten untersucht werden. 73 weiterführende Informationen zur Studie: Universität Mainz: Unterschiedliche Lesegeräte, unterschiedliches Lesen?, Studienpapier, 2011, https:// www.medienkonvergenz. uni-mainz.de/forschung/ lesestudie-unterschiedlichelesegerate-unterschiedlicheslesen/ , zuletzt aufgerufen am 21. Januar 2015 74 dieser Annahme, auch in Bezug zu Veränderungen im Medienangebot, sind auch S.C. Ehmig/L. Heymann: Die Zukunft des Lesens, C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.260 Eine Studie der Universität Mainz zum Thema Elektronisches Lesen spricht gegen die landläufige Annahme, dass das Lesen an digitalen Medien weniger effektiv ist als bei Print-Produkten. Es wurde durch eine Kombination aus Eye-Tracking und einem EEG (zeigt die Hirnaktivität) herausgefunden, dass Informationen auf dem Tablet-PC schneller und mit weniger Aufwand verarbeitet werden als auf einem E-Reader und auf Papier, wenngleich von den Probanden subjektiv das Lesen auf Papier als angenehmer empfunden wird. Auch konnten die Forscher in ihrer Studie herausfinden, dass lange Texte digital besser beherrschbar erscheinen.73 Die Ergebnisse entkräften viele der bestehenden Kritikpunkte bezüglich des Lesens an digitalen Medien, leider ist die Studie mit bisher nur 30 Probanden (noch) nicht repräsentativ und bedarf eines Ausbaus. Das sehr große Potenzial und die möglichen Auswirkungen sind jedoch unverkennbar. Ähnlich wie bei der Arbeit mit Social Media oder dem Suchverhalten ist auch hier ein Generationswechsel zu beobachten, der veränderte Nutzungsstrategien und –gewohnheiten nach sich ziehen wird 74. Lesen ist eine Basiskompetenz, die durch die digitale Nutzung (beispielsweise Suchmaschinen, SMS, Mails, Chats oder Soziale Netzwerke) neue Formen und Funktionen gebildet hat und sich verändert. Die neuen Nutzungsgewohnheiten gilt es zu identifizieren, zu untersuchen und künftig bei der Konzeption und Gestaltung digitaler wissenschaftlicher Publikationen zu berücksichtigen. Rechte und Bezahlmodelle/Distribution Das Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die Rechtslage zum Thema Urheberrecht, greift in Bezug auf digitale Publikationen die Punkte Kopierschutz sowie Auffindbarkeit im Netz auf und unterscheidet zwischen den beiden Distributionsformen über einen kommerziellen Verlag oder einen Hochschulverlag. Einen besonderen Aspekt stellt die Betrachtung von Distributionsalternativen dar, die nicht kosten- oder verlagsgebunden sind, beispielsweise das sogenannte Self-Archiving oder das Lizenzieren unter CreativeCommons. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit, sondern vielmehrdarauf, ausgewählte Problematiken und darauf bezogene, mögliche Lösungswege aufzuzeigen « „Erst mal war dieser ganze Prozess desProzess Herausgebens der totale der totale Erst mal war dieser ganze des Herausgebens Wahnsinn, Wahnsinn, weil es ist jaweil so, es dass du für den Druck selber bezahlen ist ja so, dass du für den Druck selber bezahlen musst, dasmusst, fand ich dann auch ganz interessant. (lacht)“ (lacht) das fand ich dann auch ganz interessant. Lisa Andergassen im Interview am 27. AugustLisa 2014 Andergassen » Urheberrecht 75 Verweis Self-Archiving, S.58 Der folgende Abschnitt stellt keine umfassende juristische Beratung dar, sondern soll das Urheberrecht in seinen Grundlagen und seiner Bedeutung für wissenschaftliche Publikationen im Kontext dieser Arbeit erläutern. Ein Autor kommt üblicherweise mit dem Urheberrecht in Berührung, wenn es um die Veröffentlichung seines Werkes im Verlagskontext geht. Nicht selten werden bei Vertragsabschluss mit einem Verlag sämtliche Nutzungsrechte abgetreten. Die relevanten Regelungen finden sich im Urheberrechtsgesetz (UrhG) und dem Verlagsgesetz (VerlG). Im Gegensatz dazu kann das Urheberrecht an einem Werk jedoch nicht abgetreten oder übertragen werden. Es entsteht automatisch, gilt bis 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers (§64 UrhG), und ist vererbbar (§28 UrhG). Dem Urheber wird durch das Veröffentlichungsgesetz (§ 12 UrhG) freigestellt, wann und wie er sein Werk veröffentlichen will. Besonders wichtig für den Wissenschaftsbetrieb sind das Vervielfältigungsrecht (§16 UrhG) und das Verbreitungsrecht (§17 UrhG). Arbeitet der Urheber mit einem Verlag zusammen, hat der Verlag das Recht (und nach Abgabe des Nutzungsrechtes auch die Pflicht), das Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten (§8 VerlG). Entgegen dem Urheberrecht kann das Nutzungsrecht abgetreten werden, um das Werk vervielfältigen und verbreiten zu können (§29 und §31 UrhG). In der Regel treten die Autoren diese Rechte bei Vertragsunterzeichnung ab. Das Nutzungsrecht kann auch befristet übertragen werden. So hat der Autor nach Ablauf einer Frist beispielsweise die Möglichkeit des Self-Archivings75. Das Nutzungsrecht unterscheidet sich in ausschließliches (der Rechteinhaber kann das Werk unter Ausschluss aller anderen Personen, auch des Urhebers, nutzen) und einfaches (der Rechteinhaber darf das Werk auf die erlaubte Art nutzen) Nutzungsrecht. Sammlungen stellen einen Sonderfall des Nutzungsrechtes dar: Das ausschließliche Nutzungsrecht ist auf ein Jahr beschränkt und verwandelt sich danach in ein einfaches Nutzungsrecht. 76 vgl.: U. Herb: Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten, 2010, GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, cc 3.0, S.12 77 siehe Creative Commons, S.60 Verlagsverträge sind je nach Publikationstyp und Verlag unterschiedlich, enthalten jedoch in der Regel folgende Elemente76: • Titel und Umfang, Ausstattung des Werkes (zum Beispiel Papiersorte, Bindung) • Nutzungsrechte • Nebenrechte (zum Beispiel Rechte zur Onlinestellung, elektronische Nutzung, Bereitstellung in Datenbanken) • Manuskript (Gestaltung, Dateiformate), Vorarbeiten des Autors • Autorenexemplare, Rabatte • Pflichten des Verlages • Auflage, Erscheinungstermin • Regelung des eventuellen Druckkostenzuschusses des Autors • Lieferbarkeit, Nachauflagen, Autorenhonorar, Datenspeicherung Es ist üblich, dass die Autoren die Verwertungsrechte an ihrem Werk abgeben, es stehen ihnen jedoch auch innerhalb eines Vertrages Alternativen und Möglichkeiten zur Umgehung zur Verfügung. So können beispielsweise Klauseln ergänzt werden, die die Nutzungsrechte vorbehalten oder befristen. Weiterhin ist es möglich, und bei einigen Verlagen auch schon üblich, das Werk unter eine sogenannte Creative-Commons-Lizenz zu stellen.77 Eines der Probleme des Urheberrechtes ist, dass vergriffene oder verwaiste Werke mit oft wertvollen Inhalten nicht zugänglich gemacht werden dürfen, was sich negativ auf die Daten- und Quellenarbeit von Wissenschaftlern auswirken kann. Weiterhin ist es problematisch, das Urheberrecht in einen globalen Kontext zu setzen, denn die betroffenen Gesetze unterliegen dem Territorialprinzip und unterscheiden sich voneinander. Gerade bei Zitationen kann dies zu Problemen führen. Das deutsche Urheberrecht ist außerdem noch vom EU-Recht abhängig, ein Punkt, der eine flexible und zeitgemäße Anpassung an beispielsweise technische Fortschritte, neue Nutzungs- und Verwertungsmöglichkeiten zu einem langwierigen Prozess werden lässt. Ein Vorteil von digital verfügbaren Werken ist ein sekundenschneller Zugriff und eine unkomplizierte Verbreitung und Vervielfältigung. Das Bedürfnis der Konsumenten (Wissenschaftler inbegriffen) nach unbeschränkten und schnellen Zugang steht jedoch nicht selten in einem Spannungsverhältnis zu den Urheberrechten des Autors. Ein Beispiel ist das Aufkommen von sognannten „Sharehostern“, die auch urheberrechtlich geschütztes Material frei und kostenlos zugänglich machen. Viele Nutzer glauben, dass dieser freie Zugang auch automatisch die kostenlose Nutzung dieser Inhalte legitimiert; in jedem Fall besteht eine unsichere und undurchsichtige Rechtslage. In der Belletristik oder der Musik ist die Wirtschaftlichkeit eines Werkes ein großer Punkt, auf den Wissenschaftsbetrieb übertragen ist das Urheberrecht für Nachvollziehbarkeit und Qualitätssicherung (beispielsweise von Zitationen oder für die von der Wirtschaftlichkeit der Werke abhängigen Verlage) von großer Bedeutung. 78 vgl.: N. Zorn: Urheberrechtliche Grenzen, in: C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.166f 79 vgl.: N. Zorn: Urheberrechtliche Grenzen, in: C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.188 80 vgl.: C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.40 Nicole Zorn begreift das Urheberrecht als Menschenrecht, was auf zwei Prinzipien beruht: Zum Einen dem Schutz der persönlichkeitsrechtlichen ideellen Komponente und zum Anderen dem Schutz der wirtschaftlichen Interessen des Urhebers78. Zorn bezieht sich auf Literatur im Allgemeinen, doch muss an diese Stelle angemerkt werden, dass gerade in der Wissenschaft das Prinzip des Schutzes der wirtschaftlichen Interessen auf keine eindeutige Sachlage trifft. Schließlich ist es gängige Praxis, dass die Verlage und nicht die Urheber wirtschaftlich von den Werken profitieren. Dies zeigt sich nicht nur bezogen auf die Verbreitung und Vervielfältigung der Werke, sondern oft genug auch durch einen (oftmals nicht unerheblichen) finanziellen Aufwand für den Urheber selbst (beispielsweise sogenannte Druckkostenzuschüsse). Zorn sieht (wieder auf Literatur im Allgemeinen bezogen) den Open-Access-Gedanken als prinzipiell guten Ansatz, stellt aber gleichzeitig die Frage, inwiefern damit eine wirtschaftlich erfolgreiche Verwertung erzielt werden könne. Auf den Wissenschaftsbetrieb übertragen, kommt ein wichtiger Punkt hinzu: gerade freie Zugänglichkeit für den Nutzer bedeutet oft, dass die Autoren nicht unerhebliche Mehrkosten auf sich nehmen müssen, da die Verlage die wirtschaftlichen Risiken eines Werkes nach Open-Access-Kriterien oft genug auf die Autoren abwälzen und zudem nicht selten hohe Veröffentlichungsgebühren verlangen. Zorn formuliert als zentrales Reformziel in Bezug auf das Urheberrechtes digitaler Medien, dass Lösungsansätze gefunden werden müssen, die Schutz und Rechte der Urheber, gleichermaßen aber auch die Interessen der Verwerter (übertragen auf den wissenschaftlichen Betrieb der Verlage) und der Nutzer, berücksichtigen.79 Diese Forderung sollte auch für die Wissenschaft von zentraler Bedeutung werden. Es ist dringend notwendig, die Nutzungsrechte von digitalen Publikationen neu zu gestalten. Christian Woll merkt an, dass sowohl das aktuelle Urheberrecht als auch das Copyright (= Nutzungsrecht) für die Autoren durchaus Spielräume bieten, die jedoch kaum genutzt werden.80 Dies lässt sich vielleicht durch Unsicherheit und Unwissen über die Rechtslage seitens der Autoren begründen. Jedoch, gerade durch die Digitalisierung und in Zeiten, in denen Wissenschaftler oft eine eigene Website haben oder sich Social Media-Plattformen bedienen und nicht mehr ausschließlich auf gedruckte Publikationen angewiesen sind, sollte es ihnen ermöglicht werden, ihre eigenen Werke tatsächlich selbstbestimmt verbreiten und vervielfältigen zu können. Digital Object Identifier (DOI) « „Das Internet vergisst nichts. vergisst Ich fragenichts. mich dann auchmich immer, wie Das Internet Ich frage dann auch immer, das eigentlich kann. Weil das nochistirgendwo, wie das sein eigentlich sein natürlich kann. Weilistnatürlich das noch irgendwo, aber es istaber einfach mehr da, mehr genauda, an genau dieser an Stelle.“ es istnicht einfach nicht dieser Stelle. Lisa Andergassen im Interview am 27. AugustLisa 2014 Andergassen » Der Digital Object Identifier (DOI) beschreibt eine Art digitales Wasserzeichen für wissenschaftliche Publikationen und ist eine sehr relevante Entwicklung innerhalb der Infrastruktur des Content-Managements digitaler Objekte. Die generierten Identifikatoren lassen sich mit der ISBN und ISSN aus dem Print-Bereich vergleichen. Die zugehörige International DOI Foundation (http://www.doi.org) gründete sich im Jahr 1998 und veröffentlichte seit dem Jahr 2000 Anwendungen, die genutzt werden konnten. Inzwischen ist das DOI-System etabliert und gilt als Lösung für die persistente Auffindbarkeit von digitalen wissenschaftlichen Publikationen. Lange Zeit galt das Internet hinsichtlich der ständigen Auffindbarkeit von Dokumenten, relevant zur Gewährleistung des wissenschaftlichen Prinzips der Nachvollziehbarkeit, als sehr unsicher und stellte einen der größten Kritikpunkte gegen das digitale Publizieren dar. «„Jede JedePublikation Publikationsollte sollteinzwischen inzwischeneinen einenDOI DOIhaben. haben.Damit Damitnicht nicht Ähnliches Ähnliches passiert wie im Fall meiner Habil-Schrift: die ist unter passiert wie im Fall meiner Habil-Schrift: die ist unter verschiedenen Titeln verschiedenen Titeln zu finden. gibt esund einen Untertitel, zu finden. Denn meist gibt esDenn einenmeist Untertitel, dann schreibt einer den und dann schreibt einer den Vornamen nicht ganz aus und auf Vornamen nicht ganz aus und auf einmal haben Sie vier Bezüge, aber eigentlich einmal haben vierUnd Bezüge, aber eigentlich ist esDOI´s nur ein Buch. ist es nur ein Sie Buch. das soll eben mit diesen nicht passieren, die Und das sollisteben mit diesenegal DOI´s passieren,mitzitiert die Nummer Nummer eineindeutig, obnicht der Untertitel ist oder nicht. ist eineindeutig, egal ob der Untertitel mitzitiert ist oder nicht.“ Harald Mieg Harald Mieg im Interview am 23. Juli 2014 » 81 vlg.: J. G. Kircz: New practices for electronic publishing1 – Will the scientific paper keep ist form?, in: Learned Publishing, Vol.14, No.4, 2001, S. 268) 82 vgl.: N. Zorn: Urheberrechtliche Grenzen, in: C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S. 180 Einer DOI-Nummer liegt die Idee zugrunde, dass jedem Objekt, das einem Urheberrecht unterliegt, ein eigener Identifikationsschlüssel zugewiesen wird. Außerdem sollte jede DOI mit Metadaten zu den zugehörigen Objekten bestückt werden (bibliografische Daten, Schlagwörter, Verlagsinformationen, Preis).81 Zorn geht noch einen Schritt weiter und sieht in der DOI nicht nur eine Möglichkeit der persistenten Auffindbarkeit, sondern auch einen psychologischen Kopierschutz von digitalen Publikationen im Internet.82 « „Auf SpringerLink, also auf dieser Online-Plattform, in der wir einfach Auf SpringerLink, also auf dieser Online-Plattform, in der wir einfach für Bibliotheken und den Endkunden den Zugriff haben tatsächlich vor für Bibliotheken und den Endkunden den Zugriff haben tatsächlich vor Allem die Bücher kapitelweise anbieten. Das hat einfach den Vorteil, Allem die Bücher kapitelweise anbieten. Das hat einfach den Vorteil, dass wir über den DOI, über die Cross-Ref-Verfahren tatsächlich dass wir über den DOI, über die Cross-Ref-Verfahren tatsächlich exakte Sprung-Möglichkeiten für die Leser bieten können.“ exakte Sprung-Möglichkeiten für die Leser bieten können. Michael Barton im Interview am 14. November 2014 Michael Barton » 83 siehe weiter Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > Self-Publishing, S.83 und Kapitel Modellbildung, S.95 Durch die Etablierung dieses Verfahrens, welches auch von den großen wissenschaftlichen Verlagen und ihren Journale angenommen wurde, gründeten sich z.B. DataCite (https://www.datacite.org) und unter anderem CrossRef (http://www.crossref.org) als Plattformen für die Registrierung, Vergabe und als eine Art Suchmaschine für die originären Quellen von DOIs. Es werden nicht nur Publikationen in Form von Monografien oder Journal-Artikel referenziert, sondern auch andere Datentypen wie conference proceddings, working papers, technical reports oder ganze Datensätze. Das DOI-System setzte einen wichtigen Meilenstein für das digitale Publizieren von wissenschaftlichen Publikationen und setzt zudem wichtige Grundlagen für das Thema Selfpublishing für Wissenschaftler.83 Kommerzielle Verlage « „Und ich glaube, was der Verlag auch macht, und wofür du ja am Und ich glaube, was der Verlag auch macht, und wofür du ja am Ende Ende auch das Geld zahlst, ist, dass er dem Buch ein Zuhause gibt.“ auch das Geld zahlst, ist, dass er dem Buch ein Zuhause gibt. Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 Lisa Andergassen 84 Siehe Problemdarstellung, S. 5 85 C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.39 86 ebendieser, S. 9 » Der Abschnitt zu den kommerziellen Verlagen soll weder einen vollständigen Überblick über die nationale oder internationale Verlagslandschaft geben noch lässt der Rahmen der Arbeit eine weitreichende Abhandlung der einzelnen Strukturen und Prozesse zu. Im Folgenden werden einige für die Modellbildung relevante Punkte herausgegriffen und besprochen. Zum Beispiel die derzeit problematische Rolle der Verlage innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft 84, wie sich die Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung verändert haben und was künftige Lösungsansätze sein können. Woll spricht von einer derzeitigen Monopolstellung der Verlage85 in Bezug zur Problemdarstellung der von ihm benannten „Krise der wissenschaftlichen Informationsversorgung“86. Viele Autoren stehen der Arbeit mit Verlagen oft skeptisch gegenüber, dies liegt vermutlich an fehlenden Kontaktpunkten im Publikationsprozess. « „Das ist so ein hat mitman denhat Verlagen mal erst mal Dasbisschen ist so einkomisch, bisschenman komisch, mit denerst Verlagen gar nichtsgar zu tun. Was ja auch so ein bisschen ein Problem nichts zu tun. Was ja auch so ein bisschen ein ist.“ Problem ist. Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian 2014 Meier » « „Die Beiträge werden eingereicht, den Kontakt hat Springer Die Beiträge werden eingereicht, den Kontakt hat Springer normalerweise normalerweise nur zu den Herausgebern und nur in der eigentlichen nur zu den Herausgebern und nur in der eigentlichen Freigabe der Inhalte Freigabe der Inhalte wird nochmal der Kontakt zum Autor gesucht. wird nochmal der Kontakt zum Autor gesucht. Und das ist auch eine, ich sage Und das ist auch eine, ich sage mal, sehr standardisierte Arbeit. Weil mal, sehr standardisierte Arbeit. Weil die Autoren da gar nicht mehr, ich will die Autoren da gar nicht mehr, ich will nicht sagen nicht gewünscht nicht sagen nicht gewünscht sind, sondern um eben die Zeiten der Produktion sind, sondern um eben die Zeiten der Produktion möglichst kurz zu möglichst kurz zu halten, wird davon ausgegangen, dass die Inhalte, die uns halten, wird davon ausgegangen, dass die Inhalte, die uns eingereicht eingereicht werden, auch wirklich final sind. Und es ist deshalb tatsächlich werden, auch wirklich final sind. Und es ist deshalb tatsächlich nur nur dieser eine Kontaktpunkt zu den Beitragsautoren vorhanden ist. dieser eine Kontaktpunkt zu den Beitragsautoren vorhanden ist.“ Michael Barton Michael Barton im Interview am 14. November 2014 » 87 Siehe dazu Punkt Urheberrecht in diesem Kapitel Die Herstellung und Produktion ist gerade in den großen Verlagshäusern wie Springer inzwischen weitgehend ausgelagert und läuft größtenteils automatisiert ab. Dadurch können die Verlage zwar teilweise Produktionszeiträume von 30 Tagen erreichen, müssen aber auch Einbußen in der Sorgfältigkeit und Individualisierung der einzelnen Publikationen machen. Vorgefertigte, in die entsprechenden Reihen einpasste Layouts werden ohne inhaltsgemäße Gestaltung erstellt und Autoren haben meist nur sehr wenig Mitsprachrechte in der Produktion. In den entsprechenden Verträgen zwischen Autor bzw. Herausgeber und dem Verlag werden Verwertungs- und Nutzungsrechte abgegeben.87 « „Ichwerde werdeöffentlich öffentlichfinanziert, finanziert,ich ichhatte hatteschon schonein einöffentliches öffentlichesStipendium Ich Stipendium in Kanada, werde öffentlich finanziert kann nicht in Kanada, werde jetztjetzt öffentlich finanziert – Ich– Ich kann dasdas nicht verantworten, verantworten, dass hinter mein Krams hinter Bezahl-Türen ist.das Ich ist glaube, das wenn man dass mein Krams Bezahl-Türen ist. Ich glaube, ganz gut, ist ganz wenn man Und das hinbekommt. wennnicht das halt Springer dasgut, hinbekommt. wenn das haltUnd Springer erlaubt, ich glaube, die nicht erlaubt, ich glaube, die erlauben das dann scheinbar nicht, dann zusammen erlauben das dann scheinbar nicht, dann darf man mit denen nicht darf arbeiten. man mit denen nicht zusammen finde ich Das finde ich schwierig.arbeiten. (...) Also Das ich glaube, sieschwierig. müssen sich positiv (...) Also ich glaube, sie müssen sich positiv positionieren, was gute positionieren, was gute fortschrittliche Wissenschaft ist, und das ist kein Geldfortschrittliche Wissenschaft ist, und das ist kein Geld-Ding. Die Ding. Die sind natürlich ein kommerzieller Akteur, die gibt essind an allen Ecken natürlich ein kommerzieller Akteur, die gibt es an allen Ecken und Enden und Enden von Wissenschaft. Aber das eigentliche Resultat, oder das worum es von Wissenschaft. Aber das eigentliche Resultat,darf oder worum es in in der Wissenschaft geht, die Erkenntnis, sodas nicht reglementiert sein. der Wissenschaft geht, die Erkenntnis, darf so nicht reglementiert sein.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » 88 Siehe im Kapitel Punkt Self-Archiving, S.58 Durch die Forderungen vieler Wissenschaftler nach Open-Access und dem immer populärer werdenden Self-Archiving88 sind die Verlage in einer Zwickmühle, wirken diese Modelle auf den ersten Blick nicht wie rentable Geschäftsmodelle. Durch eine Umwälzung der Kosten vom Endkunden (Leser der Publikationen) hin zu den Autoren (sog. Golden Open Access) in Form von Autorengebühren, Bearbeitungsgebühren oder sog. Druckkostenzuschüssen ist es den Verlagen möglich, Open-Access-Programme zu realisieren. Der Kreis schließt sich jedoch damit, dass die meisten wissenschaftlichen Autoren in der Regel von öffentlichen Geldern finanziert werden, wodurch sich die Verlage indirekt durch Steuergelder finanzieren. « „Und auch da hat sich einfach das Geschäftsmodell insgesamt verändert, Und auch da hat sich einfach das Geschäftsmodell insgesamt verändert, ja. ja. Dass wir mittlerweile über ein Zentral-Archiv, wenn man das so Dass wir mittlerweile über ein Zentral-Archiv, wenn man das so sagen kann, das sagen kann, das ist ein bisschen ein konservativer Ausdruck, wir eine ist ein bisschen ein konservativer Ausdruck, wir eine zentrale Stelle geschaffen zentrale Stelle geschaffen haben, wo alle Publikationen zusammen haben, wo alle Publikationen zusammen laufen. Und von dort gehen dann die laufen. Und von dort gehen dann die elektronischen Ausgaben raus an elektronischen Ausgaben raus an unsere Kunden, also Amazon, Libreka als großer unsere Kunden, also Amazon, Libreka als großer Anbieter elektronischer Anbieter elektronischer Publikationen, über zahlreiche Kleinere, bis dahin, dass Publikationen, über zahlreiche Kleinere, bis dahin, dass ein Großteil der ein Großteil der Bibliotheken mittlerweile die E-Book-Pakete gekauft hat, die Bibliotheken mittlerweile die E-Book-Pakete gekauft hat, die Springer Springer anbietet zu bestimmten Themenfeldern. Und da dann tatsächlich den anbietet zu bestimmten Themenfeldern. Und da dann tatsächlich den Studenten, den Dozenten in dem Sinne kostenfreien Zugriff ermöglicht. Studenten, den Dozenten in dem Sinne kostenfreien Zugriff ermöglicht.“ Michael Barton Michael Barton im Interview am 14. November 2014 » 89 F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002 90 Siehe hierzu Kapitel Anforderungen an eine digitale wissenschaftliche Publikation>XML, S.75 und Wissenschaftliche Diskurse>Papierlogik vs. Strukturen einer wissenschaftlichen Publikation, S.66 91 W. Straub: Die deutschsprachige Verlagsbranche und die digitalen Bücher, in: C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.161 Durch diese und andere fragwürdige Geschäftsmodelle geraten die Verlage immer mehr in Bedrängnis und es gilt, die Rolle eines Verlages im Publikationsprozess neu zu definieren. Scholze und Werner konstatieren 2002 folgendes für die Zukunft der Verlage89: „Elektronische Publikationen werden in Zukunft die aktuelle Fachinformation bestimmen, während das gedruckte Buch in absehbarer Zeit seine wichtige Rolle als ständig zugängliches und nutzbares Archiv des Wissens behalten wird. Die Mehrfachverwertung von Inhalten wird für Verlage immer wichtiger“ Diese Prognose hat sich zu Teilen schon bewahrheitet. Viele Verlage veröffentlichen in ihren Programmen die meisten Publikationen sowohl als Print- als auch als Onlineversionen und auch rein digitale Journale sind weitestgehend etabliert. Die Mehrfachverwertung von Inhalten ist ein kritisch zu bewertender Punkt, die Übertragung der Inhalte vom Print ins Digitale verliert ohne Anpassungen oder die Ausschöpfung der Möglichkeiten, die das Digitale bietet, viel von ihrem potentiellen Mehrwert90. Die Digitalisierung muss dabei nicht zwangsläufig zu einem Bedeutungsverlust der Verlage führen. Straub sieht etwa zukünftig die Gewährleistung der Verlässlichkeit von Information und Sorgfalt bei ihrer Zusammenstellung als wichtige Funktion des Verlages91. In Zeiten hoher Publikationsdichte und fraglicher Verfahren zur Qualitätssicherung wäre das möglicherweise ein Alleinstellungsmerkmal seitens die Verlage, eine Abgrenzung zu anderen Veröffentlichungsmöglichkeiten und ein draus resultierendes serviceorientiertes Geschäftsmodell. Wichtig ist, dass die Autoren und Herausgeber nicht weiter das Vertrauen in die Verlage verlieren und durch automatisierte Produktionsketten geschleust werden, sondern vielmehr eng und auf Augenhöhe mit den Verlagen zusammen arbeiten, um ihren Publikationen ein spezifisches, themengerechtes und persönliches Umfeld geben zu können. Ein Zuhause für das Buch. Hochschulverlage 92 S. Häussermann: Aspekte der Gründung einer Universitätsverlages am Beispiel Heidelberg Heft 255, in: Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität Berlin, 2009, S. 18 93 S. Häussermann, S.24 Eine weitere Distributionsmöglichkeit für wissenschaftliche Publikation stellt die Veröffentlichung über einen Hochschulverlag dar. Ein Hochschulverlag definiert sich grundlegend als Eigenverlag einer Hochschule mit einem Non-Profit-Charakter.92 Im deutschsprachigen Raum finden sich nur 21 gelistete Hochschulverlage93. Grundsätzlich existieren zwei verschiedene Organisationsformen, wie ein Hochschulverlag strukturiert sein kann: Zum Einen als Eigenverlag und rechtlich, finanziell sowie organisatorisch an die Universität gebunden. Derart organisierte Verlage unterstützen meist Open-Access-Verfahren und eine Online-Ausgabe der Publikation ist grundlegend. Eine Printversion ist dagegen häufig optional und geht meistens mit einer Druckerei als externen Kooperationspartner einher. Zum Anderen findet sich die Organisationsform einer Kooperation zwischen der Hochschule und einem externen privatwirtschaftlichen Verlag. Dabei bestimmt die Universität das Verlagsprogramm und nutzt den klassischen Service der Verlage. In den „Empfehlungen zur Neuausrichtung des Informations- und Publikationssystems deutscher Hochschulen“ der Hochschulrektorenkonferenz von 2002 wird festgehalten, dass die Verbreitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse wieder der Wissenschaft und nicht primär den kommerziellen Interessen von Großverlagen obliegen soll. Eine große Hemmschwelle ist bisher das Fehlen von Begutachtungsstrukturen und -verfahren, die zweifellos für die alternativen Publikationsformen erarbeitet werden müssen. Es finden sich zwei Verbände, die sich mit der Unterstützung der Hochschulverlage beschäftigen: die Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage (http://blog.bibliothek.kit.edu/ag_univerlage/) als wichtige Kommunikations- und Informationsplattform für die Mitglieder und der Verbund der German Academic Publishers e.V. (http://www.gap-c.de) als föderatives Kompetenznetzwerk für eigenständig agierende Verlage und Open-Access-Publikationsinitiativen deutscher Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen. Mitglieder und Hochschulen, die überlegen einen Hochschulverlag zu gründen, finden bei diesen beiden Institutionen Möglichkeiten zum Austausch, Hilfe bei der Konzeption und Organisation sowie teilweise auch Präsentationsmöglichkeiten. 94 J.B. Thompson: Books in the digital Age, 2005, S. 195f 94 S. Häussermann, S. 19f In anderen Ländern, besonders Großbritannien und USA, sind Hochschulverlage schon wesentlich etablierter und blicken im Gegensatz zu den deutschen Hochschulverlagen auf eine lange Tradition und einen langen Erfahrungsschatz zurück. Hierzu geben Thompson94 und Häussermann95 einen umfassenden Überblick. 96 S. Häussermann: Aspekte der Gründung einer Universitätsverlages am Beispiel Heidelberg Heft 255, in: Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität Berlin, 2009 97 C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.57f Häussermann setzt sich sehr intensiv mit den Aspekten der Hochschulverlage auseinander und bespricht bereits bestehende Systeme und Verlagsstrukturen sowohl theoretisch als auch an Referenzobjekten sehr ausführlich96. Sie sieht, in Einklang mit dem Wissenschaftsrat, als wesentliche Voraussetzung für die Gründung eines Hochschulverlages die Qualitätssicherung, Archivierung und Erschließung an. Als Mehrwert, im Gegensatz zu den externen Verlagen, wird die fachliche Bündelung und Ausrichtung gesehen. Sie misst den Hochschulleitungen gemeinsam mit den Bibliotheken eine Schlüsselrolle der Gründung von Eigenverlagen zu, mit dem Fokus auf Qualitätssicherung. Woll sieht in der Gründung von Eigenverlagen seitens der Hochschulen ebenfalls ein sehr großes Potenzial, gibt aber zu bedenken, dass durch das sehr fachspezifische Spektrum nicht die Publikationsvielfalt eines kommerziellen Verlages abgedeckt werden kann97. Einen großen Vorteil von Universitätsverlagen ist in der Möglichkeit des Publizierens von Grauer Literatur (besonders interessant beispielsweise Qualifikationsarbeiten) zu sehen, die bisher noch keinen, ihr angemessenen Platz in der Publikationslandschaft gefunden hat. „Ich würde, auchich wenn jetzt nochmal ein Buch schreibe, «Ichwürde würde, auch wenn jetztich nochmal ein Buch schreibe, würde ich nicht in ich nicht in ein Vertragsverhältnis gehen. Weil wenn man ein Vertragsverhältnis gehen. Weil wenn man angestellt ist als Wissenschaftler angestellt ist als Wissenschaftler an das einer Hochschule braucht an einer Hochschule braucht man nicht. Ich mache jetzt damit nicht man das nicht. mache jetzt werden damit nicht die fette Kohle, die fette Kohle,Ich diese Bücher normalerweise nichtdiese zigtausend mal Bücher werden nicht zigtausend mal verkauft. Und verkauft. Undnormalerweise warum sollte ich dann meinen Output so reglementieren? warum sollte ich dann meinen Output so reglementieren?“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » 98 L. Brown/R. Griffiths/M. Rascoff: University Publishing In A Digital Age, 2007 Die Studie „University Publishing In A Digital Age“ von Brown, Griffiths und Rascoff zeigt wichtige Grundlagen und Überlegungen für die Gründung von Universitätsverlagen auf. Als abschließende Handlungsempfehlungen der Studie definieren sie folgende Punkte98: (1) Universitäten müssen mehr in den Publikationsprozess involviert werden und eine aktive Rolle übernehmen (2) es sollen Handlungen und Investments veranlasst werden um eine Revitalisierung der Universitätspublikationen zu ermöglichen (3) Chancen und Möglichkeiten eines Hochschulverlages sollen erkannt werden und in eine digitale Umwelt transportiert werden (4)) Eine Diskussion soll angetrieben werden um durch eine technologische Plattform innovatives universitäres disziplinäres Publizieren zu ermöglichen Es wird deutlich, dass Hochschulverlage ein hohes Potenzial haben und viele Autoren, gerade junge Wissenschaftler, enorm davon profitieren könnten, wenn sie über ihre eigene Hochschule publizieren könnten. Die Schwierigkeit ist es, einen Verlag hochschulpolitisch ökonomisch zu konzipieren und zu etablieren, gerade im Hinblick auf eine digitale Umwelt. Von daher wird es, gerade in der deutschen Hochschul- und Publikationslandschaft, eine besondere Herausforderung sein, individuelle Strategien für die einzelnen Hochschulen zu entwickeln und sie bei der Gründung hauseigener Verlage zu unterstützen und zu fördern. 99 Siehe Leitfaden/ Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam, S.125 Im Jahr 2014 wurde auch an der FH Potsdam ein eigener Hochschulverlag gegründet, inklusive eines Systems der internen Qualitätssicherung und Produktion, aber einer ausgelagerten Herstellung im Printbereich. Auf Nachfrage gab es keine Strategie oder Überlegungen hinsichtlich des digitalen Publizierens. Im Rahmen dieser Arbeit wird sich an späterer Stelle intensiver (sowohl theoretisch als auch praktisch) mit der Entwicklung einer solchen Strategie/ eines solchen Leitfadens für die FH Potsdam auseinandergesetzt 99. Self-Archiving 100 Woll gibt einen guten Überblick über die Entwicklung von den disziplinären und institutionellen Repositorien (C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.33f, S.35) und Häussermann verweist auf wichtige Aspekte hinsichtlich der Qualitätssicherung von Repositorien. (S. Häussermann: Aspekte der Gründung einer Universitätsverlages am Beispiel Heidelberg Heft 255, in: Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität Berlin, 2009, http://edoc. hu-berlin.de/series/berlinerhandreichungen/2009-255, S.13f) 101 U. Herb: Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten, 2010, GradUS Workshop Juni 2010, Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, cc 3.0, S.19 Das Self-Archiving wird von vielen auch als Green-Road-Open-Access bezeichnet oder fälschlicherweise als Self-Publishing. Es bietet den Autoren die Möglichkeit, ihre (üblicherweise bereits anderweitig veröffentlichte) Publikationen auf ihre eigene Website oder einem anderen Datenserver (institutionelles Repositorium oder disziplinäres Repositorium) in einer Art Zweitverwertung nochmals zur veröffentlichen.100 Eine wichtige Unterscheidung innerhalb des Self-Archivings ist, ob die Publikationen pre-print (vor dem Druck, also einer Vorab-Version vor der Erstveröffentlichung) zur Verfügung gestellt werden oder erst nachträglich (post-print) als Zweitveröffentlichung. « auch ein Grund, warum es noch mehr Aufstand „Ich glaube,Ich dasglaube, ist auchdas einist Grund, warum es noch nicht mehr nicht Aufstand gibt,mittlerweile du kannst mittlerweile meisten Paper googeln und du findest gibt, du kannst die meistendie Paper googeln und du findest auf irgendwelchen Uni-Servern, bei irgendwelchen auf der das Pdfdas aufPdf irgendwelchen Uni-Servern, bei irgendwelchen LeutenLeuten auf Website. offiziell darfst du eigentlich das eigentlich offiziell darfst der Website. AberAber offiziell darfst du das nicht.nicht. Also Also offiziell das auf deinernicht Website nicht kostenlos zur Verfügung darfst du das aufdudeiner Website kostenlos zur Verfügung stellen.“ stellen. Meier Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian 2014 » Das System einer Zweitveröffentlichung ist kritisch zu betrachten und nicht immer legal, da die Nutzungsrechte oft an den Verlag abgetreten wurden. Jedoch ist das Self-Archving schon weitestgehend etabliert und der Autor kann mit dem Verlag ein einfaches oder zeitlich begrenztes Nutzungsrecht vereinbaren. Viele Verlage erlauben ihren Autoren auch bereits das Self-Archiving ohne spezielle Vereinbarungen. Darunter finden sich auch renommierte Verlage, allerdings meist mit genauen Vorgaben (Layout, Fristen und auf welchen Repositorien Self-Archiving betrieben werden darf). 101 Das liegt darin begründet, dass viele Verlage diese parallele Open-Access-Veröffentlichung als Werbung anse- 102 C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.33ff. hen, was sich in höheren Zitationswerten und, bei Journalen, in einem höheren JIF wiederspiegelt. Woll gibt an, dass bereits 68% der Verlage das Self-Archiving gestatten – allerdings mit scharfen Auflagen. Er sieht das Self-Archiving ebenfalls als wichtige Alternative zu den langen Verfahren der Qualitätssicherung der Printproduktion.102 Die scharfen Auflagen haben auch Vorteile für den Autor, zumeist werden seine Publikationen einheitlich aufbereitet (für Erst- und Zweitveröffentlichung), was eine Verwertung von beiden Publikationen gleichermaßen ermöglicht. Allerdings hat das auch den Nachteil, dass in der Gestaltung keine Anpassungen vorgenommen werden können – weder Anpassung an die digitalen Ausgabegeräte noch individuelle Anpassungen, beispielsweise an die formal-ästhetische Prinzipien des digitalen Lesens. « „Und wenn ich mache, dann tu ichdann dieselben Unddieses wenn Self-Archiving ich dieses Self-Archiving mache, tu ich dieselben Pdfs einfach online. Das hat auch ein bisschen was mit Authenzität zu Pdfs einfach online. Das hat auch ein bisschen was mit Authenzität zu tun. Ich habe dieses Paper eingereicht für diese Konferenz, für diesen für diesen tun. Ich habe dieses Paper eingereicht für diese Konferenz, Verlag. Und was Seite 1 istSeite oder1Seite 2 sollte Verlag. Und was ist oder Seiteja2gleich sollte bleiben.“ ja gleich bleiben. Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 Marian Dörk » Für die Anreicherung der Publikationen mit zusätzlichen Inhalten bietet das Self-Archiving große Chancen. Es können zum Beispiel Demo-Videos, Prototypen, nachträglich erstellte Projekt-Websiten oder ganze Datensätze einfach verknüpft werden, m.a.W.: die Publikationen können angereichert werden. Ein großes Problem des Self-Archivings ist es, dass es oftmals ohne Verfahren zur Qualitätssicherung durchgeführt wird und keine Relevanz in den Impact-Messungen hat (bei Post-Print-Veröffentlichungen kann der Autor allerdings auf die Erstveröffentlichungen verweisen und hoffen, dass diese dann zitiert wird). Das führt dazu, dass das Self-Archiving aufgrund der fehlenden Qualitätssicherung keine „echte“ Alternative für ein verlagsunabhängiges Publizieren darstellt, aber (mehr oder minder) Zugangsfreiheit ermöglicht. 103 Eine genauere Betrachtung bietet das Kapitel Referenzprojekte und Ansätze > Self-Publishing, S.83, und die darauf folgende Modellbildung, S.95 Es lässt sich sagen, dass das Self-Archiving den Autoren Möglichkeiten gibt, ihre Publikationen abseits der Verlage zugänglich zu machen, aber kein „echtes“ Self-Publishing darstellt. Es werden aber für die Möglichkeit eines Self-Publishing wichtige organisatorische und konzeptionelle Grundlagen gelegt.103 Ein großes Potenzial stellt die erleichterte Verbindung mit Social-Media- und Storytelling-Elementen dar. Lizenzierung mit Creative Commons Die Lizensierung von Inhalten mit Hilfe von Creative Commons (CC) gilt mittlerweile als ein etabliertes, wenn auch noch nicht in der Wissenschaft habituisiertes Verfahren. Creative Commons (http://de.creativecommons. org) stellt seit 2001 Lizenztexte als Non-Profit-Organisation zur Verfügung und bietet Urhebern damit die Möglichkeit, ihre Rechte und die Bedingungen der (Nach-) Nutzungen klar und deutlich zu kommunizieren. Die aktuelle Version 4.0 bietet 6 Kernlizenzen: Namensnennung 4.0 international Namensnennung-KeineBearbeitung 4.0 international Namensnennung-NichtKommerziell 4.0 international Namensnennung-NichtKommerziell-Keine Bearbeitung 4.0 international Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen4.0 international Abbildung 5: Die unterschiedlichen CC-Lizenzen in der aktuellen Version 4.0 (international) (Quelle: http://creativecommons.org/choose/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015, die Icons wurden für eine konforme Darstellung farblich verändert) 104 Eine ausführliche Betrachtung und Erläuterung mit verschiedensten Nutzungsszenarien findet sich bei Klimpel (natürlich CC-lizenziert). (P. Klimpel: Freies Wissen Dank Creative Commons-Lizenzen: Folgen, Risiken und Nebenwirkungen der Bedingung „nicht kommerziell – NC“, wikimedia, iRights.info, CC DE, 2012, CC BY-SA 3.0.de) Für das deutsche Urheberrecht wurde bisher bis Version 3.0 importiert. Die Lizenztexte bieten drei verschiedene Darstellungsweisen an, die für unterschiedliche Nutzungsszenarien gedacht sind: die Kurzdarstellung, meist in Form von Icons (s. Abbildung oben), für Laien; eine lange Darstellung mit juristischem Volltext und eine maschinenlesbare Darstellung die beispielsweise von Suchmaschinen erkannt wird. In der Wissenschaft ist die Lizenzierung mit CC weitestgehend bekannt, wird aber selten praktiziert, obwohl es eine Möglichkeit des verlagsunabhängigen, rechtssichernden Publizierens darstellt. Springer bietet beispielsweise (gegen eine hohe Gebühr) eine Volltext-Freischaltung unter CC an und mit CC lizensierte Texte werden auch von der Public Library of Science (PLOS) geduldet. Ein sehr bekanntes Beispiel ist Wikimedia und auch der BBC plant ein großes Filmarchiv mit CC-Lizenzierungen. Ähnlich wie beim Self-Archiving stellen die mangelnde Qualitätssicherung und die fehlende Anerkennung in den Ratings große Probleme dar.104 5.3 Wissenschaftliche Diskurse 105 Ein weiterer assoziierter Diskurs, der in dieser Arbeit in den entsprechenden Kapiteln tentativ nachvollzogen wird, ist beispielsweise die Arbeit mit den kommerziellen Verlagen (siehe Kapitel Urheberrecht, S.49 und Kapitel kommerzielle Verlage S53) versus das aufkommende Self-Archiving, S58 In Anknüpfung an den vorhergehen Abschnitt, in dem der aktuelle Forschungsstand und die theoretischen Grundlagen erörtert wurden, soll hier gesondert auf bestehende wissenschaftliche Diskurse eingegangen werden. Vor allem der Diskurs um Open Access / Open Science lässt sich gut rekonstruieren, nicht zuletzt weil er aktuell sehr präsent ist und in der Community viel diskutiert wird. Andere Diskurse werden bisher nur unzureichend oder nicht öffentlich nachvollziehbar geführt. Das liegt möglicherweise auch an einem gewissen Strukturkonservatismus, schließlich bedarf es Ausdauer, Durchsetzungsvermögen und Kraft, alteingesessene und traditionelle Strukturen (öffentlich) zu hinterfragen oder gar neu zu ordnen. Viele erfahrene Wissenschaftler nehmen auch eine eher abwartende und passive Haltung ein – der technische Fortschritt und die damit verbundene Digitalisierung sind in einer zeitlichen Relation noch sehr jung und stecken gerade mal in den Kinderschuhen (gegenüber anderen klassischen Verfahren). Dennoch soll versucht werden, auch diesen Diskurs um die Papierlogik bzw. den digitalen Strukturen einer wissenschaftlichen Publikation vorzustellen, weil er in seiner Problemwahrnehmungen und seinen Ansätzen bereits darauf verweist, was künftig relevant werden könnte.105 Diskurs Open Access / Open Science Die Diskussion um einen offenen Zugang zu Publikationen und/oder Forschungsdaten findet derzeit eine verstärkte Aufmerksamkeit und bekommt durch den technischen Fortschritt auch immer mehr Relevanz. Von den Befürwortern wird gefordert, dass der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen (Forschungsergebnisse) nicht länger oft sehr kostspieligen Restriktionen unterliegen sollte. Wie in anderen Punkten innerhalb dieser Arbeit bereits anklang, wird hier die Standpunkt vertreten, dass ein durch öffentliche Gelder gefördertes Werk auch öffentlich zugänglich sein sollte. Beispielsweise wird ein Wissenschaftler in all seinen Bereichen (Studium, Hochschule als Arbeitgeber, Deutschland/EU als Drittmittelgeber) durch Steuergelder finanziert – das Ergebnis dieser Arbeit steht dann aber nicht frei zur Verfügung. « „Eigentlich sollte es ein Grundprinzip Wissenschaft Eigentlich sollte es ein Grundprinzip vonvon Wissenschaft sein, dass die sein, dass Ergebnisse wennworden sie Ergebnisse verfügbar sind,die wenn sie auch verfügbar öffentlich sind, finanziert sind. auch öffentlich finanziert worden sind.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 106 weiterführend: http:// open-access.net/de/ allgemeines/was_bedeutet_ open_access/, aufgerufen am 27. Januar 2015) » Open Access bedeutet, dass Literatur (Volltexte) kostenfrei und öffentlich (im Internet) zugänglich sind und auf jede denkbare legale Weise benutzt werden kann, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren. Es gibt drei Varianten: den „goldenen Weg“ (Erstveröffentlichungen, die einen Qualitätssicherungsprozess durchlaufen haben), den „grünen Weg“ (oder auch Self-Archiving; die Archivierung von pre- oder postprint-Inhalten auf institutionellen oder disziplinären Repositorien oder auch der eigenen Website) und die weniger bekannte Variante des „grauen Weges“ (die Nutzbarmachung von Grauer Literatur).106 Open Science beschreibt die Öffnung von Prozessen der Wissenschaft, was auch die Forderung nach offene Forschungsdaten, offene Quellen und eine offene Methodendarlegung (Datenerhebung) umfasst. In seiner Konsequenz kann Open Science auch bedeuten, die Qualitätssicherungsprozesse offen zu legen. „Der Gesamtnenner, das super Ganzepositiv super macht, positiv macht, ist «Der Gesamtnenner, der dasder Ganze ist Transparenz. Also Transparenz. braucht Also dieTransparenz, Wissenschaftlebt braucht Transparenz,Man lebt will sehen: die Wissenschaft von Transparenz. Man sehen: Wie sind die zu untersucht Wie von sindTransparenz. die Ergebnisse zuwill Stande gekommen, wasErgebnisse ist wo schon Standeund gekommen, was ist wo schon untersucht undins dasImmense. worden das bekommt durch das Internet eine worden Steigerung bekommt durch das Internet eine Steigerung ins Immense.“ Harald Mieg Harald Mieg im Interview am 23. Juli 2014 » « „Die Idee, wenn Forschung öffentlich finanziert ist, sollte sie auch Die Idee, wenn Forschung öffentlich finanziert ist, sollte sie auch öffentlich öffentlich verfügbar sein. Das gilt für die Dokumente, aber eben auch für verfügbar sein. Das gilt für die Dokumente, aber eben auch für die Daten. Und die Daten. Und das ist so ein bisschen dieses bürgerschaftliche daran, das ist so ein bisschen dieses bürgerschaftliche daran, aber das andere ist auch aber das andere ist auch einfach von der akademischen Seite macht einfach von der akademischen Seite macht man damit natürlich seine Forschung man damit natürlich seine Forschung transparenter, reproduzierbarer transparenter, reproduzierbarer und vielleicht auch angreifbarer. Aber das ist gut, und vielleicht auch angreifbarer. Aber das ist gut, wir sollten uns, wir sollten uns, glaube ich, auch öffnen. Das man Dinge auch widerlegen kann. glaube ich, auch öffnen. Das man Dinge auch widerlegen kann.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » 107 in: U. Herb: Empfehlungen, Stellungnahmen, Deklarationen und Aktivitäten wissenschaftspolitischer Akteure zur Gestaltung des wissenschaftlichen Kommunikationssystems, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 2012, CC BY-NC-ND 3.0) Es gibt verschiedene große deutsche Wissenschaftsorganisationen, die sich des Themas angenommen haben. Herausgekommen sind verschiedenste Initiativen, die mal mehr mal weniger Konsequenzen gezogen haben. Hierzu hat Ulrich Herb umfassend und sehr detailliert die einzelnen Aspekte und Vorgehensweisen der verschiedenen Akteure analysiert und zusammengefasst. 107 Die Forderung nach freiem Zugang beschränkt sich nicht nur auf Publikationen, sondern auch (und besonders) auf die Forschungsdaten. Einer der Grundsätze der Wissenschaft, Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Quellen und Datengrundlage, sind, wenn es an das Publizieren der Ergebnisse geht, oft nicht mehr zu finden. Forscher sollten nicht nur ihre Ergebnisse öffentlich machen, sondern auch den Prozess, der dazu führte. Schon kleinste (oft von den Forschern unbemerkte) Fehler in der Arbeit mit Forschungsdaten können zu maßgeblichen Veränderungen und einer Verfälschung der Ergebnisse führen. Gegner dieser Bewegung sind, wenn auch aus anders gelagerten Beweggründen, die Verlage. Das Diktum eines kostenfreien Zuganges zu allen wissenschaftlichen Publikationen würde das klassische Geschäftsmodell der Verlage stark ins Wanken bringen. Schon jetzt rechnen sich diese Modelle aufgrund der geringen Absatzzahlen wissenschaftlicher Publikationen für die Verlage oft nur dann, wenn sie die Autoren und Herausgeber mittels Druckkostenzuschüssen zwingen, sich an den Produktionskosten zu beteiligen. Auch hier wird einmal mehr deutlich, dass die Verlage bzw. ihre Geschäftsmodelle in Bezug auf wissenschaftliche Publikationen, will man dem Anspruch an mehr Transparenz und Zugänglichkeit nachkommen, einer dringenden Reformierung bedürfen. Es gilt, neue Strukturen und Aufgabenfelder für die Verlage zu definieren. Ein weiterer Kritikpunkt, der von den Gegnern des Open Access-Verfahrens angeführt wird, ist, dass mit einer derart offenen Publikationskultur die Veröffentlichungsdichte unreglementiert und unkontrolliert anwachsen würde, die jetzt schon schwer durchsetzbare Qualitätssicherung wissenschaftlicher Arbeiten noch schwieriger werden würde. « „Aber da finde ichda Open einfach theeinfach right-thing-toAber findeAccess ich Open Access the right-thing-todo. Damitdo. dieDamit Forschung auch Impact hat in derhat Praxis.“ die Forschung auch Impact in der Praxis. Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 Marian Dörk » 108 http://www.spiegel. de/wissenschaft/medizin/ uni-konstanz-stopptverhandlungen-mit-elsevierzu-teuer-a-961084.html, 07.Dezember 2014 109 Fachverlag: Nature macht Artikel frei lesbar, veröffentlicht am 03.Dezember 2014, http:// www.spiegel.de/wissenschaft/ mensch/fachverlag-naturemacht-alle-fachartikelfrei-lesbar-a-1006419. html , zuletzt aufgerufen am 13. Dezember2014 110 (H. Pampel: Nature – lesen ja, drucken nein!, veröffentlicht am 14.Dezember 2014, http:// wisspub.net/2014/12/04/ nature-lesen-ja-druckennein/ , 13.Dezember 2014 111 E. Simukovic: Enhanced publications – Integration von Forschungsdaten beim wissenschaftlichen Publizieren“, MA-Arbeit, HU-Berlin, 2012 112 vgl.: Simukovic, S.56 113 vgl.: Simukovic, S.2 Ganz aktuell ist das Thema Open Access auch bei den Bibliotheken: der Zugang zu wissenschaftlichen Journalen und Datenbanken ist mit immensen Kosten verbunden, die viele Bibliotheken nicht länger tragen können und wollen.108 Erst im Dezember 2014 wurde der Diskurs neu angefacht durch die Nature Publishing Group, (http://www.nature.com) die bekannt gab, ihre künftigen Publikationen Open-Access zur Verfügung stellen zu wollen, allerdings mit der Einschränkung, dass nur Abonnementen dieser freie Zugang gewährt wird.109 Diese nun „frei“ zugänglichen Publikationen wurden zudem noch mit einem Kopierschutz versehen, der zwar ein Lesen erlaubt, aber ein Ausdrucken oder eine digitale Verwertung nicht ermöglicht.110 Also eigentlich doch kein Open-Access. Simukovic kommt in ihrer Studie111 zu dem Schluss, dass die Zugänglichkeit von Forschungsdaten (also Open Science), deren persistente Identifizierung und die Beschreibung der Datenerhebungsmethoden notwendig sind.112 So kann durch einen freien Zugang zu Forschungsdaten in Zusammenhang mit einer Methodenbeschreibung die Selbstreflexion der Wissenschaft deutlich gesteigert werden. Die Verfügbarkeit ist dabei die Grundvoraussetzung für die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen113. Großes Potenzial für Open Science sieht sie in der Nachnutzung der offengelegten Daten und in der möglichen Bildung von interdisziplinären Kooperationen. „Und ich mache irgendeinen Fehler, der aber später dramatische vielleicht «Und ich mache irgendeinen Fehler, der aber später vielleicht Folgen dramatische Folgen aufich dieinAuswertung hat,indie ichich in dem Moment,durchführe, auf die Auswertung hat, die dem Moment, dem die Prozedur in dem ich die Prozedur durchführe, aber noch gar nicht absehen aber noch gar nicht absehen kann, dann ist alles hin. Wenn ich aber in einem dann ist alles abernachvollziehen in einem Git abspeichere, Gitkann, abspeichere, kannhin. ich Wenn späterich genau wo mein Fehler war. kann ich später genau nachvollziehen wo mein Fehler war.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 Wenn Sie jetzt an die Daten denken, die werden ja zum Teil heftig „Wenn Sie jetzt an die denken, die ja zum Teil heftigdann später umgearbeitet, vonDaten den Rohdaten biswerden zu den Daten, die man umgearbeitet, von den Rohdaten bis zu den die man wirklich irgendwo online abspeichert oderDaten, an denen man dann die Auswertung später wirklich irgendwo onlinesoabspeichert denen man die macht. Und da können viele Fehleroder darinanpassieren im Übergang von Auswertung macht. Und da können so viele Fehler darin passieren Primärdaten zu den Sekundärdaten, die man dann auswertet. Wenn man im Übergang von Primärdaten zu hat denund Sekundärdaten, die man dann diese Daten immer in einem Git alle Auswertungsschritte protokolliert auswertet. manSoftware, diese Daten immer einem Git hat undDaten, alle also jetzt undWenn auch die mit der maninunter Umständen Auswertungsschritte protokolliert und auch die Software, mit der manipuliert im Sinne von rechner- oder computerbasierten Umwandlungen, man unter Umständen Daten, also jetzt manipuliert im Sinne von macht oder sonst was, dann kann man später sehr genau nachvollziehen, wie rechneroderman computerbasierten Umwandlungen, oderaufgetreten sonst sauber gearbeitet hat oder wo vielleichtmacht ein Fehler ist. was, dann kann man später sehr genau nachvollziehen, wie sauberUlrich Herb man gearbeitet hat oder wo vielleicht ein Fehler aufgetreten ist.“ Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » « » Der Diskurs um Open Access und Open Science steht gerade erst an seinen Anfängen und wird die Forschungsgemeinschaft sicherlich in Zukunft noch intensiver beschäftigen, tangiert er doch die Grundsätze und das Selbstverständnis der Wissenschaft (oder wie es sein sollte). Eine Entscheidung für oder gegen Open Access und Open Science trifft momentan noch jeder Wissenschaftler für sich individuell. Deutlich wird, dass die Initiativen stark gefördert werden und gerade die junge Generation an Wissenshaftlern sich dieser Bewegung immer mehr bedienen, was die Relevanz des Diskurses einmal mehr hervorhebt. Es gilt Strategien zu finden, die die Durchsetzung der Bewegungen fördern und eine konsequente Anwendung erleichtern. Das zieht zwangsläufig Fragen nach neuen (Geschäfts-)Modellen und Modi der Qualitätssicherung nach sich. Hierzu werden einige Ansätze im Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > Open Review und Collaborative Review, S.79, gegeben. « „Aber das Problem istProblem halt, dass immer noch bei noch bei Aber das istWissenschaftler halt, dass Wissenschaftler immer der Verfügbarmachung von Forschungsdaten immer noch recht noch recht der Verfügbarmachung von Forschungsdaten immer zögerlich zögerlich sind, abersind, das Potenzial hat die Sache ganz klar.“ganz klar. aber das Potenzial hat die Sache Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb » Diskurs Papierlogik / digitale Strukturen einer wissenschaftlichen Publikation Vorwegnehmend muss gesagt werden, dass eine intersubjektiv nachvollziehbare Beschäftigung mit Diskurs „Papierlogik“ bisher nicht stattfindet, zumindest nicht in der Wissenschaft. Eine öffentlich geführte Fachdebatte, etwa in Fachjournalen, ist bisher noch nicht zu beobachten. Dennoch wird es als notwendig erachtet, diesen Diskurs aufzugreifen, bzw. anzustoßen. Gemeint ist eine erforderliche Auseinandersetzung mit den veränderten digitalen wissenschaftlichen Strukturen, besonders in Bezug auf die vorherrschende Papierlogik. Der Diskurs öffnet Fragen, ob z.B. durch die Anreicherung der digitalen Publikationen mit multimedialen Inhalten ein Mehrwert für die Verwertung entstehen kann oder ob die Arbeit mit neuen formal-ästhetischen Formaten und Prinzipien das Verständnis wissenschaftlicher Publikationen auch für Fachfremde und Laien fördert. Die Frage ist auch, ob nicht Designer sich dieses Problems annehmen sollten, um diesen Diskurs aktiv mitzugestalten. aber das Problem, über wir immer nochsonicht «Das ist„Das aberist das Problem, über das wirdas immer noch nicht richtig hinweg so richtig hinweg sind, das man immer noch denkt, ein muss auf sind, das man immer noch denkt, ein wissenschaftlicher Artikel wissenschaftlicher Artikel muss auf jeden Fall aussehen jeden Fall aussehen wie er in der gedruckten Zeitschrift aussieht.» wie er in der gedruckten Zeitschrift aussieht.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 114 J. G. Kircz: New practices for electronic publishing2 – New forms oft he scientific paper, in: Learned Publishing, Vol.15, No.1, 2002, S.27-32 Bisher finden sich nur sehr wenige Ansätze in diesem Diskurs, ein Beispiel ist aber die Entwicklung eines modularen Referenzsystems von Kircz 114. Dieser Ansatz wird im Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > Kircz-Paper, S.86 noch eingehender beleuchtet und diskutiert. In der momentanen wissenschaftlichen Praxis wird gerade im Produktionsprozess noch zu vielen Teilen an Relikten aus dem Print-Bereich gehangen, obwohl ein sehr großer und stetig wachsender Teil inzwischen auch ausschließlich digital oder dual, digital und analog, veröffentlicht wird. Dabei erfahren die digitalen Veröffentlichungen meist nur eine geringe bis gar keine Anpassung an digitale Ausgabemedien. Eine Loslösung von der Papierlogik bei digitalen Publikationen würde auch eine Veränderung in der Struktur, beispielsweise im Aufbau der digitalen Werke, nach sich ziehen. « „Wichtig ist Wichtig tatsächlich, und das istund ja fürdas jeden der ist tatsächlich, ist jaWissenschaftler, für jeden Wissenschaftler, der publiziert einfach wichtig, was er veröffentlicht, sowohl in der gedruckten publiziert einfach wichtig, was er veröffentlicht, sowohl in der gedruckten Version als Version auch in als denauch elektronischen Ausgaben erst mal zu erst 100% gleich in den elektronischen Ausgaben mal zu 100% gleich ist. Und folgend habenhaben wir natürlich einigeeinige Restriktionen, ist.dem UndAnsatz dem Ansatz folgend wir natürlich Restriktionen, weil weil wirwir dada natürlich dann, ichich sage mal sehr viele Spielerein, diedie wirwir machen natürlich dann, sage mal sehr viele Spielerein, machen könnten in den elektronischen Ausgaben, erst mal unterlassen.“ könnten in den elektronischen Ausgaben, erst mal unterlassen. Michael Barton im Interview am 14. November 2014 Michael Barton » Eine Anpassung an die digitalen Ausgabemedien ist notwendig. Das beginnt beispielsweise bei der Veränderung des bisher zumeist zweispaltigen Satzspiegels, der für das Lesen an digitalen Ausgabemedien völlig ungeeignet ist. Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Umgang mit den Seitenzahlen: in Zeiten von responsive Designs, in denen sich Texte an Bildschirmgrößen anpassen können, verändert sich auch deren Beschaffenheit. In der Wissenschaft spielt aber die „Verwertung“, also das Zitieren, der Publikationen eine große Rolle. Eine Lösung wäre zum Beispiel eine neue Zitierweise, die absatzgenau oder gar zeichengenau durchgeführt werden kann. Auch die wachsende Verknüpfung der wissenschaftlichen Arbeiten mit Elementen der Social Media erfordert es, neue Formate zu etablieren, die die Einbindung solcher Elemente ermöglichen. « „Da bin ich grundsätzlich kein großer Fan. Weil das zweispaltige Da bin ich grundsätzlich kein großer Fan. Weil das zweispaltige ist etwas ist etwas nicht-digitales. Das zweispaltige war früher etwas, wo nicht-digitales. Das zweispaltige war früher etwas, wo du eine DINA4du eine DINA4-Seite hast und die dann bestmöglich ausgefüllt Seite hast und die dann bestmöglich ausgefüllt wurde, weil du einfach wurde, weil du einfach die schmalen Spalten brauchtest, und dann die schmalen Spalten brauchtest, und dann hast du halt eine DINA4-Seite hast du halt eine DINA4-Seite entzwei geteilt. Digital macht das entzwei geteilt. Digital macht das überhaupt keinen Sinn! Also immer dieses überhaupt keinen Sinn! Also immer dieses runterscrollen, wieder runterscrollen, wieder hochscrollen, wieder runterscrollen... Warum? Im hochscrollen, wieder runterscrollen... Warum? Im Digitalen ist Digitalen ist ein Text eine lange Wurst. Das heißt ein langer Strang Text. ein Text eine lange Wurst. Das heißt ein langer Strang Text.“ Sebastian Meier Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014 » Eine intensivere Auseinandersetzung mit diesen Thematiken kann im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden. Es ist dennoch notwendig, diesen Diskurs anzustoßen, da er in der Praxis zwar schon durch Erfahrungsaustausche der Wissenschaftler untereinander stattfindet, er aber formal noch nicht geführt wird. Den Diskurs um mögliche neue Strukturen digitaler wissenschaftlicher Publikationen gilt es also noch zu führen, wobei die Mitwirkung von Gestaltern von großer Wichtigkeit ist. Diese Arbeit gibt vielleicht einen Anstoß dazu und bietet im Kapitel Modellbildung, S.95 erste Ansätze und Schritte zur Loslösung von der Papierlogik im Feld der wissenschaftlichen Publikationen. Die angesprochenen Diskurse bieten ein großes Potenzial, es eröffnen sich viele Möglichkeiten der Mitgestaltung bestehender Prozesse und Mechaniken und gerade Designer könnten und sollten in der Lage sein, hier innovative und funktionale Lösungen anzubieten – etwa mit der Entwicklung von Werkzeugen und Plattformen für einen vereinfachten Publikationsprozess mit offenen Forschungsdaten und zugangsfreien Volltexten oder die Entwicklung von neuen Formaten digitaler Publikationen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich die Wissenschaftler (und besonders die junge Generation an Akademikern) dieses Diskurses annehmen und für sich interpretieren, anstatt die althergebrachten Strukturen weiter zu reproduzieren. 5.4 Anforderungen an eine digitale wissenschaftliche Publikation 115 siehe Problemdarstellung, S.5 116 vgl.: P. Diepold: Elektronisches Publizieren, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 7. Jahrg., Beiheft 4/2004, S.85-96, 2004, S.86 Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Merkmalen digitaler wissenschaftlicher Publikationen und macht deutlich, wie solche Publikationen beschaffen sein müssen, damit zukünftig die Akteure des wissenschaftlichen Publizierens115 besser damit arbeiten können. Dies greift nicht unbedingt neue Ansätze auf, sondern zeigt bestehende Problematiken, um das wechselseitige Verständnis der Akteure zu fördern. Diepold 116 setzt schon bei der Arbeitsweise der Autoren an und zeigt, welche Rollen die einzelnen Akteure im Publikationsprozess haben sollten: 1. Der Autor sollte eine medienneutrale Vorlage für die verschiedenen Präsentationsformen (Papierdruck, Bildschirmvorlage, Pdf, Retrieval) erstellen. Das bedeutet: Er muss sich um Inhalt und Struktur seiner Arbeit kümmern und kann Layout und Technik der Umsetzung dem Verlag und dem Publikationsserver überlassen 2. Der Verlag sollte den Autor darin unterstützen, indem er ihm für sein Textverarbeitungssystem (Word, OpenOffice, LaTEX, usw.) eine sog. Formatvorlage liefert 3. Ein universitärer oder kommerzieller Dokumentenserver, der seinen Lesern über das Internet digitale Veröffentlichungen (zu akzeptablen Bedingungen!) zugänglich macht, sollte garantieren, dass die Arbeit wirklich von dem genannten Autor stammt (digitale Signatur), die Urheberrechte des Autors sichern, durch Sicherheitsmaßnahmen dafür sorgen, dass die Arbeit nicht verändert werden kann (DRM) und die Verfügbarkeit der Dokumente langfristig erhalten (DOI). 4. Die wissenschaftliche Bibliothek sollte die Arbeit über die sog. Metadaten erschließen (Autor, Titel, Ort, Zeit: Sacherschließung durch Schlagwörter oder klassifikatorische Erschließung) und diese Daten in einem Format zur Verfügung stellen, die den Metadatenexport zu den wissenschaftlichen Suchmaschinen und anderen Service-Providern über internationale Standards möglich macht, damit Fachkollegen wie auch die interessierte Öffentlichkeit durch gezielte Recherche am PC eine Veröffentlichung auch finden und sie als digitales Dokument herunterladen oder über einen der Bestelldienste in Kopie erhalten können. Inwiefern die von Diepold gestellten Anforderungen umsetzbar und auch sinnvoll sind, gilt es noch zu klären. Formen der Produktion/Gestaltung 117 P. Diepold: Elektronisches Publizieren, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 7. Jahrg., Beiheft 4/2004, S.85-96, 2004 Die technischen Besonderheiten der Produktion wissenschaftlicher Publikationen lässt sich nur sehr schwer in seiner Gesamtheit fassen. Deshalb wird in dieser Arbeit nur darauf eingegangen, was die derzeitigen Mechaniken speziell für die Autoren bedeuten. Ein zusammengefasster Produktionsprozess wissenschaftlicher Publikationen sieht derzeit folgendermaßen aus: Die Wissenschaftler schreiben die Texte und fügen sie meist in Formatvorlagen ein (übliche Programme sind hier Word oder LaTex). Der Verlag wandelt nach dem Lektorat die Daten in XML-Dateien um, um (nach einer nochmaligen Freigabe) eine bessere Handhabbarkeit in den folgenden Produktionsschritten (entweder print oder online) zu gewährleisten. Dabei wird deutlich, dass die Publikationen nicht mehr nur auf Papier ausgedruckt werden, sondern auch in anderen medialen Realisierungen veröffentlicht werden. Dieser Ansicht ist auch Diepold 117, er benennt weitere mediale Anwendungsszenarien: HTML-Seiten, als PDF-Datei zum Selbstausdruck des Lesers oder im XML- oder SGML-Format zu Archivierungs- oder Recherchezwecken auf Servern der Fachgesellschaften und Verlage. Es gibt also verschiedene Anwendungsszenarien jenseits der Printproduktion, jedoch gehen all diese Formate von einer ursprünglichen Datei aus, die meist einer Papierlogik folgt. Klar ist, dass die Inhalte der verschiedenen Anwendungen gleich sein müssen, allein schon, um die Zitierbarkeit gewährleisten zu können. Aber es ist in Frage zu stellen, ob nicht die Formate für eine multimediale und digitale Anwendung verändert werden können, um den Mehrwert eines digitalen Ausgabemediums voll ausschöpfen zu können. Zunächst jedoch zurück zu den Phasen, die die Autoren während eines Publikationsprozesses durchlaufen: Das Arbeiten mit Templates Viele der großen Verlage, Datenbanken und Konferenzen arbeiten mit Templates, in die der Autor seinen Beitrag einpassen soll. Nicht selten führt das zu einer großen Frustration und einem erhöhten Arbeitsaufwand, da die Vorlagen oft mehr Verwirrung stiften, als sie Klarheit bringen. « „Die haben Die fertige Templates, die du runterladen kannst undkannst du musst haben fertige Templates, die du runterladen und du musst halt die Templates Und jede halt die benutzen. Templates (...) benutzen. (...)Konferenz Und jede beziehungsweise Konferenz beziehungsweise jede Unterabteilung dieser Verlage hatVerlage andere hat Templates. Das heißt, Das heißt, jede Unterabteilung dieser andere Templates. du musst du auch jedes mal wieder ein neues Template benutzen.“ musst auch jedes mal wieder ein neues Template benutzen. Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian 2014 Meier » „Also wir hatten natürlich Stylesheets, das war wirklich «Also wir hatten natürlich Stylesheets, das war wirklich extrem anstrengend. extrem anstrengend. Aber klar, du musst das ja irgendwie Aber klar, du musst das ja irgendwie ans Stylesheet einpassen, aber dann ans Stylesheet einpassen, aber dann haben die das dann haben die das dann einfach in eine Indesign-Vorlage eingefügt.» einfach in eine Indesign-Vorlage eingefügt.“ « Lisa Andergassen Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 Von der Design-Perspektive ist das wahrscheinlich eine sehr lahme „Von der Design-Perspektive ist das wahrscheinlich eine sehr lahme Gestaltungen, aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein Gestaltungen, aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein ausgebildeter Designer (...). Es ist angenehm, dass ich mir darüber nicht ausgebildeter Designer (...). Es ist angenehm, dass ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen muss, sondern das fixiert ist, ich muss eine gute den Kopf zerbrechen muss, sondern das fixiert ist, ich muss eine gute Story abliefern, also einfach gute Forschung machen. Das Projekt selber Story abliefern, also einfach gute Forschung machen. Das Projekt selber lebt durch die Abbildungen oder durch die Demo oder das Video. lebt durch die Abbildungen oder durch die Demo oder das Video.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » 118 Methodisches Vorgehen>Cultural Probes, S.14 Das solche Vorlagen aber auch durchaus sinnvoll sind, zeigt sich aus den Insights der Interviewpartner und war ein Arbeitsergebnis des durchgeführten Co-Creation-Workshops118. Die derzeitigen Vorlagen erweisen sich jedoch weder anwendungs- und nutzerorientiert noch entsprechen sie in ihrer Ästhetik und Lesefreundlichkeit den formal ästhetischen Aspekten der Schriftgestaltung. Die exemplarische Analyse eines ACM-Standards brachte relevante Ergebnisse im Kontext des Arbeitens mit Templates für Autoren und Leser. Abbildung 6: ACM Word Template for SIG Sites, (Quelle: http://www.acm.org/sigs/publications/proceedings-templates, runtergeladen und zuletzt aufgerufen am 22. Januar 2015) 119 C. S. Peirce: Semiotische Schriften. Band I-III (hrsg. und übers. von Christian Kloesel und Helmut Pape), Frankfurt a.M., Suhrkamp, 1986-1994, erstmals erschienen 1865-1913 120 http://www.sinus-institut. de/loesungen/sinus-milieus. html, zuletzt aufgerufen am 26. Januar 2015 Durch die Einordnung des Zeichenbegriffes nach Peirce119, in der der Analysegegenstand als Zeichen in die Ebenen des Objektes, des Repräsentamen und des Interpretanten aufgegliedert wird, ist deutlich geworden, dass es sich bei dem Analyseobjekt um ein semiotisches Bündel mit vielen unterschiedlichen Bündelungen handelt. Die Struktur und das Layout des Templates ist klar vorgegeben und vermeidet somit mögliche Fehlinterpretationen oder viele Bedeutungsebenen. Durch die Einheitlichkeit können die Interpretanten (Nutzer) sich auf den eigentlichen Inhalt konzentrieren und die Struktur wird zum Symbol. Deutlich wird ebenfalls die Vermittlung einer Scheinobjektivität gegenüber dem Leser, unabhängig vom Thema oder dem Autor. Durch das Aufzeigen von Ähnlichkeiten des Templates und der Datenbank ist klar geworden, dass sich der Autor bzw. ein Nutzer der Datenbank an bereits erlernten Systemen wie beispielsweise die klare Strukturierung einer Kochanleitung, die Anmutung einer Zeitungsseite oder das Bibliotheksverzeichnis der Hausbibliothek orientieren kann und damit einen erleichterten kognitiven Zugang erhalten, einfacher filtern kann. Dennoch besteht die Gefahr, dass gerade durch diese erlernten Systeme weniger sorgfältig gearbeitet und gelesen und die Relevanz eines einzelnen Papers falsch eingeschätzt wird. Durch die Zeichen der Selbstreflexion und Identifikation wird die Wirkung und Bedeutung in der wissenschaftlichen Community deutlich: Durch die Standardisierung wird der Vielfalt eine Form gegeben und man schafft eine formale Vergleichbarkeit. Allerdings wird diese Praxis der Standards und Templates allgemein akzeptiert, ohne zu hinterfragen, ob das überhaupt den zeitgemäßen formal ästhetischen Ansprüchen genügt. Klar ist, dass durch die Nutzung dieser Vorlagen die Produktion vereinfacht wird und somit die Fokussierung auf den (eigentlich ja wichtigeren) Inhalt fördert. Weitere Vorteile zeigen sich in der Qualitätssicherung, denn durch die Standardisierung fällt es den Gutachtern einfacher, formal und inhaltlich zu urteilen. Im Zuge der Analyse des Templates wurde auch eine Einordnung in die Sinus-Milieus120 vorgenommen und das nochmal fokussiert auf die Digital User Groups. Daraus haben sich wichtige Fragestellungen ergeben: Zum Einen ganz grundsätzliche Fragen wie: „Für wen ist Wissenschaft eigentlich gemacht?“ oder „Gibt es durch die digitalen Publikationen auch neue Kriterien für die Zugänglichkeit von Wissenschaft?“ Zum Anderen auch sehr spezifische Fragen: „Was passiert mit den Digital-Outsiders innerhalb der Publikationslandschaft, wenn digitale Veröffentlichung immer mehr an Bedeutung und Reputation gewinnen?“ oder „Sind die digital Souveränen abgeschreckt von der bisher schlechten Handhabung digitaler Publikationen?“ Für den Abschluss der Analyse wurden bestehende mögliche Blockaden in der Arbeit mit den Templates verdeutlicht: Leser: der Leseablauf wurde nicht erlernt, sieht zu unattraktiv aus Autor: der Rahmen ist zu vorgefertigt und kann die Kreativität hemmen, vielleicht finden bestimmte relevante Aspekte in der stringenten Struktur keinen Platz Paper-Gestalter: Schriften völlig ungeeignet, keine Möglichkeiten einer Gestaltung nach formal ästhetischen Gesichtspunkten Verwerter: Unübersichtlichkeit innerhalb der Datenbank, „Standard-Werke“ lassen sich nur schwer herausfiltern Ein großes Problem stellt die Arbeit mit den Programmen dar. An den oft komplexen Programmstrukturen und undurchsichtigen Benutzeroberflächen scheitern viele Benutzer. Aufgrund fehlender Kenntnisse oder dem Willen zur oft zeitaufwendigen Einarbeitung werden viele Möglichkeiten nicht ausgereizt. Üblich bei den Templates ist es, sie entweder in Microsoft Word zu formatieren oder in LaTex. LaTex (http://www.latex-project. org) ist ein Softwarepaket und umfasst unter anderem das Textsatzsystem TeX, und BibTex, welches eine Automatisierung von Literaturverzeichnissen ermöglicht. Das Grundprinzip beruht auf einer logischen Auszeichnungssprache mit Markup und ermöglicht gerade für umfangreiche Textwerke eine kompatible, saubere Strukturierung und eine spätere Umwandlung in gängige Dateiformate wie PDF, HTML oder auch PostScript. Besonders in der Mathematik und den Naturwissenschaften ist LaTex schon sehr etabliert. Hindernisse für die Etablierung der oft sehr nützlichen, aber auch sehr komplexen Softwares sind die lange Einarbeitungszeit und die Voraussetzung einer gewissen technische Affinität. Einfachere Auszeichnungssprachen wie beispielsweise Markdown sind auch geeignet, weisen aber dieselben Probleme auf. « „Es ist wirklich oft auch ein Problem, bei Geisteswissenschaftlern: Wir Es ist wirklich oft auch ein Problem, bei Geisteswissenschaftlern: Wir haben haben das ja alle nicht gelernt. Also meine Generation, klar wir schreiben das ja alle nicht gelernt. Also meine Generation, klar wir schreiben schon immer schon immer am Computer, aber wir bedienen ja nur ein Programm am Computer, aber wir bedienen ja nur ein Programm und haben eigentlich und haben eigentlich überhaupt keinen Plan was Sache ist oder wie das überhaupt keinen Plan was Sache ist oder wie das funktioniert oder was für funktioniert oder was für Möglichkeiten es überhaupt gibt. Vielleicht ist Möglichkeiten es überhaupt gibt. Vielleicht ist das auch ein Punkt, wo man mal das auch ein Punkt, wo man mal ansetzen müsste. Weil sonst kannst du ansetzen müsste. Weil sonst kannst du die Möglichkeiten ja gar nicht nutzen, die die Möglichkeiten ja gar nicht nutzen, die gibt es dann halt, aber man gibt es dann halt, aber man weiß halt nicht wie. (...) Das ist das, was ich meine – ich weiß halt nicht wie. (...) Das ist das, was ich meine – ich sitze vor dem sitze vor dem Computer, ich drücke so Knöpfe und habe eigentlich überhaupt Computer, ich drücke so Knöpfe und habe eigentlich überhaupt keine keine Ahnung, was ich da mache: Was da passiert, wer das programmiert hat. Ahnung, was ich da mache: Was da passiert, wer das programmiert hat.“ Lisa Andergassen Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 » Abschließend lässt sich über die Arbeit mit den Formatvorlagen sagen, dass sie es den Autoren zwar ermöglichen, durch eine vorgegebenen Struktur ihre Ergebnisse verdichteter und strukturierter darzustellen, es jedoch oftmals an fehlenden Programmkenntnissen scheitert, was nicht unbedingt an der fehlenden Kenntnissen der Autoren liegen muss. Oftmals sind die Benutzeroberflächen nicht eindeutig und anwendungsorientiert aufgebaut. Das Arbeiten mit solchen Templates ist jedoch wichtig und es gilt, neue Lösungen zu finden, die benutzerfreundlicher sind und deren Output zeitgemäßen formal ästhetischen Anforderungen entspricht. „Aber ich wenn ich das wirklich möchte, kann ich mir das schon «Aber ich wenn ich das wirklich möchte, kann ich mir das schon irgendwie drauf irgendwie drauf schaufeln. Aber es gibt halt echt viele Leute, die da schaufeln. Aber es gibt halt echt viele Leute, die da überhaupt gar keine Affinität überhaupt gar keine Affinität haben. Für die wäre das wahrscheinlich haben. Für die wäre das wahrscheinlich der blanke Horror. Also ich glaube für der blanke Horror. Also ich glaube für mich persönlich, wenn ich das mich persönlich, wenn ich das jetzt hinbekommen würde, das wäre für mich die jetzt hinbekommen würde, das wäre für mich die beste Lösung. Aber beste Lösung. Aber ich glaube auch, dass es für die anderen die beste Lösung ich glaube auch, dass es für die anderen die beste Lösung wäre, nur wäre, nur wollen die das nicht wahr haben. Vor allem glaube ich in Bezug auf wollen die das nicht wahr haben. Vor allem glaube ich in Bezug auf alle alle digitalen Medien, wenn du ein bisschen Kontrolle haben willst über das, digitalen Medien, wenn du ein bisschen Kontrolle haben willst über das, was da eigentlich passiert, dann musst du es eigentlich selber machen. was da eigentlich passiert, dann musst du es eigentlich selber machen.“ Lisa Andergassen Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 » Versionskontrolle „Ich habe am Anfang, wenn ich jetzt zwei Seiten am Ende habe, «dann Ich habe am Anfang, wenn ich jetzt zwei Seiten am Ende habe, dann habe habe ich ungefähr zehn geschrieben. Ich habe immer zehn ich ungefähr zehn geschrieben. Ich habe immer zehn Versionen und einen Versionen und einen etwas konfusen Schreibprozess. Bei den etwas konfusen Schreibprozess. Bei den Artikeln geht das, das sind aber Artikeln geht das, das sind aber auch nur zwei Seiten. Das ist auf auch nur zwei Seiten. Das ist auf jeden Fall auch ein Problem. Manchmal jeden Fall auch ein Problem. Manchmal kann man es auch noch kann man es auch noch eruieren, weil man dann sieht, okay, das eine hast eruieren, weil man dann sieht, okay, das eine hast du halt früher du halt früher angelegt, oder nicht. Meistens heißen die auch anders, aber angelegt, oder nicht. Meistens heißen die auch anders, aber das das vergesse ich dann auch manchmal. Und ich speicher zum Beispiel vergesse ich dann auch manchmal. Und ich speicher zum Beispiel Dokumente oft auch gar nicht ab, wenn ich gerade daran schreibe. Dokumente oft auch gar nicht ab, wenn ich gerade daran schreibe.“ Lisa Andergassen Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 » Obwohl die digitale Versionskontrolle thematisch zu den Potentialen des kollaborativen Arbeitens gehört und damit dem hier untersuchten Publikationsprozess vorgelagert ist, wird sie in den folgenden Ansätzen, Referenzprojekten (S.78) und der Modellbildung (S.95) explizit mit einbezogen. Begründet liegt dies in erster Linie in der Bedeutungszuweisung dieses Arbeitsschrittes durch die Interviewten, die diesen Aspekt mehrheitlich thematisiert haben. « „Es gibt normalerweise eine Absprache über E-Mail: arbeite Es gibt normalerweise eine Absprache über „Ich E-Mail: „Ich jetzt arbeite jetzt an an Section1, lasslass mich malmal fummeln.“ So So was. Und dann würde ich ich einfach Section1, mich fummeln.“ was. Und dann würde einfach Dropbox ausschalten, dass esewig nichtimmer ewig immer und Dropbox ausschalten, dass es nicht hoch- hochund runterlädt, wenn runterlädt, wenn ich zwischendurch Und dann, wenn ich fertigich das. (...) ich zwischendurch sichere. Undsichere. dann, wenn ich fertig bin, pushe bin, pushemeiner ich das.Promotion, (...) Während meiner Promotion, also beidie meiner Während also bei meiner Doktormutti, hat nicht selber Doktormutti, die hat nicht selber in LaTex geschrieben. Sie hat in LaTex geschrieben. Sie hat das dann in Word geöffnet, ichdas war am Ende dann in das Word geöffnet,gefrickelt ich war am Ende der das zusammen gemacht, der, der zusammen hat. Sie der, hat dann Track-Changes gefrickelt Sie dann gemacht, in Word, und da in Word,hat. und dahat habe ichTrack-Changes gesehen, wo sie Kommentare reingemacht hat und habe gesehen, wosozusagen sie Kommentare hat und dann dannich musste ich das wiederreingemacht in die eigentliche Datei reinfügen. musste ich das sozusagen wieder in die eigentliche Datei reinfügen.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » 121 siehe Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > GitHub, S.90 Bislang finden sich nur dürftige und meist nicht mit anderen Programmen kompatible Lösungen. In der üblicherweise verwendeten Software (Microsoft Word, LaTex), beispielsweise lassen sich Dokumente in der Regel nicht zusammenführen und jede Anmerkung oder Korrektur muss einzeln angenommen werden. Diese sehr zeitintensiven und oft unübersichtlichen Praktiken bergen große Fehlerquellen und können auch Raum für urheberrechtliche Konflikte bieten (bei Ko-Autorenschaften beispielsweise stellt sich die Frage, wer hat was geschrieben und wer welchen Anteil an der Arbeit gehabt). Mögliche Lösungsansätze bieten Praktiken aus der Programmierung, in der diese Problematiken schon gelöst scheinen.121 [Über GitHub] [Über GitHub] „Und Sie würden damit einen irrsinnigen Vorteil gewinnen. Und würden einen irrsinnigen Vorteildaran gewinnen. Also Sie können Also SieSie können dadamit natürlich verteilt, kollaborativ schreiben, da ist natürlich verteilt, kollaborativ daran schreiben, völlig klar. Sie können das völlig klar. Sie können ja auch sogar taggen, das werist was gemacht ja auch sogar taggen, wer was hat und können nachher wirklich hat und können nachher wirklich auf gemacht Dokument-Ebene nachweisen, Dokument-Ebene nachweisen, werkönnten welchenSie Beitrag geleistet werauf welchen Beitrag geleistet hat. Damit natürlich auch hat. Damit könnten Sie natürlich auch solche Mikro-Contributions Der hat solche Mikro-Contributions ausweisen: Der hat das einfachausweisen: nur mal das einfach nurRechtschreibefehler mal durchgelesen und Rechtschreibefehler korrigiert. Aber durchgelesen und korrigiert. Aber irgendwie ist irgendwie ist das ja auch ein Beitrag zu einem Text, wenn der irgendwo, das ja auch ein Beitrag zu einem Text, der irgendwo, auch nur wenn auch in einer Fußnote erwähnt werden kann man ja quasi in einernur Fußnote erwähnt werden sollte. Und sollte. damit Und kanndamit man ja quasi echt beziffern, hat an Menge zu dem Artikel beigetragen. echt beziffern, wer hat anwer Menge wieviel zuwieviel dem Artikel beigetragen.“ Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb « » Pdf die Möglichkeiten der digitalen Medien nutzen, «Wie„Wie kannkann manman die Möglichkeiten der digitalen Medien nutzen, um das besser um das besser zu machen? Was heißt besser zu machen, um auch die zu machen? Was heißt besser zu machen, um das anzureichern, vielleicht das anzureichern, vielleicht auch die Zugänge zu erleichtern. Zugänge zu erleichtern. Weil diese Pdfs sind wirklich ein bisschen unhandlich.» Weil diese Pdfs sind wirklich ein bisschen unhandlich.“ Lisa Andergassen Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 122 S. Hermann: Designspezifikationen im digitalen Publikationsprozess, Dissertation, Institut für Informatik an der Technischen Universität München, 1999, S.44f Das Datei-Format PDF (Portable Document Format) von Adobe Systems ist inzwischen ein etabliertes Dateiformat für digitale wissenschaftliche Publikationen. Es wurde im Jahr 1993 veröffentlicht und hat das Ziel, Dokumente auf zuverlässige und einfache Art zwischen verschiedenen Programmen, Betriebssystemen und Hardware austauschen zu können. Meist wird jedoch nur eine Version der Print-Datei zur Verfügung gestellt – und das ohne Anpassungen, beispielsweise an das veränderte Lesen am Bildschirm, vorzunehmen. Das Format ist zwar sehr „sperrig“ in seiner Handhabung, hat jedoch den großen Vorteil, dass es sich auf dem lokalen Rechner speichern lässt. Zudem verfügt es (weitestgehend) über die Möglichkeit, die Metadaten fest zu implementieren. Hermann beschreibt das PDF in seiner Dissertation122 rein technisch gesehen als Wegwerfprodukt, in der eine Weiterverarbeitung oder Wiederverwendung (z.B. in abgewandelter oder neu kombinierter Form) sehr schwer oder nicht möglich ist. Eine Alterative zum PDF stellen zum Beispiel die E-Book-Formate dar, die in der Belletristik schon sehr populär sind, aber in der Wissenschaft bisher kaum bis gar keine Anwendung finden. Dies liegt unter anderem daran, dass diese Formate meist auf einen bestimmten E-Reader beschränkt sind und durch die sich verändernden Seitenbegrenzungen noch keine adäquate Lösung für die bibliometrische Verwendung (Zitierungen) gefunden wurde. Es ist jedoch nötig, zeitgemäßere Anwendungen und Formate zu finden, um digitale wissenschaftliche Publikationen zur Verfügung zu stellen. Seit geraumer Zeit ist es zwar schon möglich, interaktive PDF´s zu erstellen, die beispielsweise die Anreicherung mit multimedialen Inhalten erlauben und sich dynamisch dem Ausgabemedium anpassen können, jedoch werden diese Möglichkeiten bisher kaum genutzt. Auch die zeichen- oder absatzgenaue Zitierung hat bisher kaum, oder eigentlich gar keine praktische Anwendung erfahren. Extensible Markup Language (XML) 123 W. Straub: Die deutschsprachige Verlagsbranche und die digitalen Bücher, in: C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.152 Im Produktionsprozess digitaler wissenschaftlicher Publikationen hat sich inzwischen das Arbeiten mit XML-Dateien weitestgehend bewährt. XML ist eine erweiterte, hierarchisch aufgebaute Auszeichnungssprache (im SGML begründet) zur Darstellung strukturierter Daten und wird vordergründig in der Verlagsproduktion genutzt. Sie dient dazu, ein digitales Dokument nach der Erstellung kompatibel für mehrere Ausgabeformate (print und digital) zu halten, bei 100% gleichbleibenden Inhalten. Straub sieht es zum Beispiel für notwendig an, konsequent „XML-first“ zu produzieren123. Der gleichen Ansicht ist auch Michael Barton vom Springer-Verlag, da das XML den Vorteil hat, den Fokus auf die Inhalte legen zu können und nicht auf das Ausgabeformat mit seiner individuellen Anwendung. « „Da Da lösen wir wir unsuns komplett vonvon dem Print-Layout undund es geht reinrein um die lösen komplett dem Print-Layout es geht um die Inhalte. Und die bekommt der Autor dann zur Verfügung und Inhalte. Und die bekommt der Autor dann zur Verfügung und mit der Abfrage: mit der du Abfrage: Erteilst du uns diese Freigabe zur auf Veröffentlichung Erteilst uns diese Freigabe zur Veröffentlichung diese Inhalte so, wie wir auf diese Inhalte so, wie wir sie jetzt aufbereitet haben? Und das sie jetzt aufbereitet haben? Und das ist auch die Grundlage, sage ich mal, also ist auch die Grundlage, sage ich mal, also diese XML-basierte diese XML-basierte Freigabe, die in den nächsten Jahren, ich gehe davon aus, Freigabe, die in den nächsten Jahren, gehe davon aus, in dem in dem Zeitschriftenbereich zu 90% ich mindestens umgesetzt werden wird. Zeitschriftenbereich zu 90% mindestens umgesetzt werden wird.“ Michael Barton Michael Barton im Interview am 14. November 2014 » Ein Nachteil an diesem Verfahren ist beispielweise, dass gerade im Bereich der Schriftgestaltung durch die Automatisierung der Satz-Prozesse formal-ästhetische „Fehler“ unterlaufen, wie beispielsweise ein fehlender Spaltenausgleich, die sich letztendlich in der Lese-Qualität bemerkbar machen. Genau das, dass keine individuellen Anpassungen für die 124 weiterführend hat sich Knöchelmann in seiner Studie mit den veränderten Publikationsprozessen durch XML auseinandergesetzt: M. Knöchelmann: XML im Publikationsprozess – Veränderte Publikationsprozesse durch medienneutrale Inhaltslagerung mit XML im Bereich Sach- und Fachliteratur, Le publikateur, HTWK Leipzig, 2014 geplanten Ausgabemedien mehr gemacht werden, kann sich nachteilig auswirken. Schließlich ist jedes Ausgabemedium in seinen Anforderungen spezifisch und bietet einen eigenen Mehrwert, der ja bestenfalls ausgeschöpft werden sollte.124 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Arbeiten mit XML-Dateien viele Vorteile mit sich bringt, die damit einhergehende Automatisierung aber viele Tücken aufweist, die es noch zu beheben gilt. Für Autoren ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen, um die Produktionsprozesse besser nachvollziehen zu können und ggf. durch eigenes Fachwissen Verbesserungen hinsichtlich der Struktur ihrer Arbeiten vornehmen zu können, die sich dann in einem Mehrwert ihrer Publikationen widerspiegeln und den Workflow zwischen Autor und Verlag aktiver gestalten können. Weitergehend ist es wünschenswert, dass Autoren sich selbst eine Auszeichnungssprache aneignen, um diesen Prozess für die verschiedenen Akteure weiter zu optimieren, eine „einfache“ Alternative wäre zum Beispiel das Arbeiten mit der Auszeichnungssprache „Markdown“. Besondere technische Herausforderungen Besonders die technische Realisierung digitaler Publikationen wirft momentan noch viele Frage auf. Digitale Publikationen erfordern auch immer ein digitales Ausgabemedium – wie kann das abgesichert werden und welche Konsequenzen zieht das nach sich? Die meisten Datenbanken, Suchmaschinen oder auch Cloudspeichersysteme erfordern einen Internetzugang – wie kann der gewährleistet werden? In den westlichen Kulturländern mag ein Internetzugang oder der Zugang zu einem Bibliotheksnetzwerk mit vielen Journal-Abonnements normal sein, andere Teile der Welt sind von aktuellen Forschungsdiskursen oder der Teilnahme an Fachkonferenzen noch weitestgehend ausgeschlossen. 125 C. Grond-Riegler: Der literarische Text als Buch und E-Book, in: C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.) Zu den größten Problemfeldern gehört das Lesen am Bildschirm. Grond-Riegler identifizierte vier „Stereotype der Kritik im Kontext des elektronischen Publizierens“125: • keine Stabilisierung • fehlende Haptik • geistiger Diebstahl • problematische Haltbarkeit Alle diese Punkte können jedoch entkräftet werden – die Kritik entspricht meist nicht dem Stand der aktuellen technischen Entwicklungen. Viele der Probleme liegen nicht in der Digitalisierung und des damit verbundenen digitalen Lesens zu Grunde, sondern rühren von fehlerhaften Prozessen in der Struktur und Produktion der Werke her. Auf das Leseverhalten wurde schon im Kapitel Strukturen und Prozesse wissenschaftlichen Publizierens > Leseverhalten, S.46 eingegangen und die meisten Punkte lassen sich auf das Lesen am Bildschirm übertragen, werden an dieser Stelle also nicht noch einmal explizit ausgeführt. Langzeitarchivierung Angesichts der Archivierung digitaler Publikationen stehen die Bibliotheken vor großen Herausforderungen. Gängige Dateiformate wie pdf oder epub können durch den schnellen technischen Fortschritt bereits in einigen Jahren veraltet sein. Ebenfalls problematisch ist die Haltbarkeit heute genutzter Hardware. Es ist nicht sicher, ob Dateiformate und deren Wiedergabe-Medien über einen langen Zeitraum hinweg kompatibel bleiben. Um eine Archivierung zu sichern, müsste eine Bibliothek demnach nicht nur das Dokument selbst erhalten, sondern auch die dazugehörige Lesesoftware und die Hardware, die eine entsprechende Software ausgeben kann. 126 R. S. Kanzelak: Digitalisierung in Literaturarchiven, in: C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013, S.297 127 siehe Metadaten, Kapitel Publikationsaufbau, S.29 Als Aufgaben eines Literaturarchives sieht Kanzelak126 den Erwerb, die Erhaltung, die Erschließung, die Erläuterung und die Erforschung der Publikationen. Als zentraler Punkt wird hier die Digitalisierung der Metadaten127 und die nötige Systemunabhängigkeit der Publikationen (z.B. über XML) gesehen. Für eine tatsächliche Langzeitarchivierung würde sich laut des Autors das TIFF-Format (Tagged-Image-File-Format, eigentlich bekannt aus der Druckvorstufe für hochauflösende Bilder) oder das genormte PDF-A eignen. Der Punkt der Langzeitarchivierung digitaler Publikationen ist sehr problematisch und angesichts des immensen technischen Fortschritts bleibt die Frage, wie das Wissen langfristig bewahrt bleiben kann offen. Allerdings lässt sich annehmen, dass durch immer mehr automatisierte Prozesse und der kleinteiligen Übertragung der Dokumente von einem ins nächste System nichts verloren gehen wird. 5.5 Ansätze und Referenzprojekte Die folgenden Ansätze und Referenzprojekte dienen als Grundlagen und Inspiration für die anschließende Modellbildung sowie den dazugehörigen Entwurf. Bestehende Ansätze, Theorien, Methoden, Projekte oder auch Entwicklungen werden aufgegriffen und für diese Arbeit, also für digitale wissenschaftliche Publikationen, übersetzt. Zunächst komme ich auf Entwicklungen zu sprechen, die erste Ansätze aufzeigen, wie die bisherigen restriktiven Arrangements in moderne Strukturen umgewandelt werden können. Kollaboratives Forschen im Sinne der Co-Creation 128 E. B.-N. Sanders/P.J. Stappers: Co-Creation and the new landscapes of design, 2008 129 J. Kunze: Digitale Werkzeuge für die persönliche Wissensorganisation, in: cms-journal 15, 2012, S.37-42 Ein bisher aus der Wirtschaft und dem Service-Design geläufiges Verfahren ist die sog. Co-Creation, die erstmals 2008 von Sanders und Stappers definiert wurde. 128 Der Ansatz beschreibt einen Kreativprozess, in dem nicht ein einzelner Schöpfer (oder eine Agentur) an einem Projekt arbeitet, sondern mehrere Akteure (Designer, Hersteller, Endkunden, Lieferanten, etc.) involviert sind. Als einfaches Beispiel lässt sich der Schokoladenhersteller Ritter Sport aufführen, der zusammen mit seinen Kunden regelmäßig neue Schokoladensorten entwickelt, um sein Sortiment zu erweitern. Das ist natürlich keine völlig neuer Schöpfungsprozess, zeigt aber exemplarisch auf, wie fruchtbar sich interdisziplinäre Ansätze unter Einbeziehung verschiedener beteiligter Akteure in den Kreationsprozess erweisen können. Überträgt man den Ansatz der Co-Creation zunächst auf das kollaborative Arbeiten der Autoren untereinander, entstehen die bereits praktizierten Ko-Autorenschaften. Weiter gesponnen und bezogen auf das Arbeiten mit digitalen Medien, ist es das Schaffen von kollaborativen Forschungsumgebungen, in denen Wissenschaftler von den Ergebnissen anderer Wissenschaftler profitieren können. Das setzt aber natürlich die Offenlegung von beispielsweise Forschungsdaten im Sinne von Open Science voraus. Werkzeuge dafür können laut Kunze129 zum Beispiel sein: • Social Bookmarking und Social Reading (siehe hierzu Kapitel Wissenschaftliche Community > Social Media, S.42) • Mindmaps, die von mehreren Benutzern editiert werden können (beispielsweise: Realtimeboard (https://realtimeboard.com)) • Verwaltung von Notizen (beispielsweise: Evernote (https://evernote. com) , Nevernote (http://nevernote.sourceforge.net)) • Erstellung von Wikis (beispielsweise: MediaWiki (http://www.mediawiki. org), instiki (http://instiki.org)) • kollaborative Text-Editoren (beispielsweise: Googledocs (http://www. google.com/docs) , Zoho (https://www.zoho.com) , Etherpad (http:// etherpad.org)) • Dateiaustausch/Datenspeicherung (Dropbox (https://www.dropbox. com) , SpiderOak (https://spideroak.com), Wuala (http://www.wuala.com)) Geht man noch einen Schritt weiter und überträgt die Innovations- und Strukturprozesse der Wirtschaft auf das digitale Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten, kann das unter anderem heißen, dass es einer Auseinandersetzung zwischen den Akteuren des Publikationsprozesses bedarf, um die gegenseitigen Anforderungen und Bedürfnisse zu definieren und sie neu gestalten zu können. Mögliche Akteure können hierbei sein: Verlage, Autoren/Herausgeber, Wissenschaftler derselben Disziplin, Lektoren, Designer und Entwickler. Ein solcher Prozess wäre wünschenswert, wird aber im Gegensatz zu den virtuellen Forschungsumgebungen, die schon eine breite Anwendung finden, noch kaum bis gar nicht ausgenutzt. Open Review / Collaborative Review Neu aufgekommene Verfahren der Qualitätssicherung sind beispielsweise Open Review und Collaborative Review. Sie versuchen mehr Transparenz in den Prozess der Begutachtung zu bringen und bedienen sich zeitgemäßer digitaler Tools. Da noch keine anerkannten Definitionen vorliegen, sollen die folgenden Zitate aus dem Experteninterview mit Ulrich Herb als Begriffsbestimmung gelten: [Open Review] [Open Review] „Beider derOpen OpenReview Reviewkann kannman manzumindest zumindestsagen sagendas dasGrundverständnis Grundverständnisist, dass die «Bei ist, dassonline die Review derwerden. Gutachter online Review der Gutachter gestellt Wann das gestellt passiert,werden. ob das Wann anonym passiert dasfort, passiert, das anonym passiert und so weiterdie und so fort, und so weiter und so das istob Varianten unterworfen. (...) Obwohl Open-Review so ein das Varianten unterworfen. Obwohl bisschen anscheinend anistFahrt aufnimmt. Aber die (...) wird, glaubedie ich,Open-Review die klassischen Sachen so sondern ein bisschen anscheinend Fahrt aufnimmt. Abervielleicht die wird,etabliert. nie ersetzen, das wird eine neueanVariante sein, die sich glaube ich, die klassischen Sachen nie ersetzen, sondern dasUlrich Herb wird eine neue Variante sein, die sich vielleicht etabliert.“ Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 Review] [Collaborative Und diese kollaborative Review, da geht es ja eher darum, dass ein wie auch immer [Collaborative Review] definierter, oder auch nicht definierter, Personenkreis Kommentare zu einem Artikel „Und diese kollaborative Review, da geht es ja eher darum, dass ein hinterlassen kann. Also das könnte man ganz offen machen und da darf jeder einen Artikel/ wie auch immer definierter, oder es auch nicht definierter, Personenkreis Kommentar hinterlassen oder man kann natürlich auch so machen, dass man sagt nur Kommentare einem kann. Also könnte sind oder ein abgeschlossener Kreis,zu das heißtArtikel wie sohinterlassen ein Pool an Leuten, die das ausgewählt man ganz offen machen und daKommentare darf jeder einen Artikel/Kommentar die zur Fachgesellschaft gehören, können hinterlassen. Aber das ist natürlich oder man kann es Vielzahl natürlichvon auch so machen, dass man relativhinterlassen schwer zu handeln, dass eine Gutachtern dort unterzubringen. sagt nur ein abgeschlossener Kreis, das heißt wie so ein Pool an Leuten,Ulrich Herb die ausgewählt sind oder die zur Fachgesellschaft gehören, können Kommentare hinterlassen. Aber das ist natürlich relativ schwer zu handeln, dass eine Vielzahl von Gutachtern dort unterzubringen.“ Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » « » Einige Journale haben die alternativen Verfahren zur Qualitätssicherung schon aufgenommen, darunter beispielweise Atmospheric Chemistry and Physics (http://www.atmospheric-chemistry-and-physics.net), das sich selbst als interaktives Open Access-Journal für europäische Geowissenschaften sieht. Die klassische Peer-Review wurde bei dem Journal komplett ersetzt, die Beiträge werden nach der Einreichung sofort online gestellt, noch bevor die Gutachten erstellt werden. Der überarbeitete Text bildet dann den finalen Artikel. Ein großer Vorteil ist, dass die Ergebnisse schon mit der Einreichung online stehen und somit ihr Prioritätsanspruch bereits dokumentiert ist. Sie sind zitierfähig, bevor die oft sehr zeitintensiven Prozesse der Qualitätssicherung durchlaufen wurden. Ein weiteres Beispiel ist das Semantic Web Journal (http://www.semantic-web-journal. net), in dem eine Open Review durchgeführt wird. Beteiligt an der Review sind nicht nur die Gutachter, sondern auch das Lesepublikum, das in der finalen Version explizit benannt wird. Einige Plattformen bedienen sich auch schon neuer Verfahren zur Qualitätssicherung. PeerJ (https://peerj.com) beispielsweise nennt sich selbst nicht mehr Journal, sondern Publikationsplattform und arbeitet mit der Open Review ohne feststehende Auswahlkriterien wie den JIF. PubPeer (https://pubpeer.com) lässt bereits erschienene Artikel nochmal von der Community kommentieren (reviewen). In der Faculty of 1000 (http:// f1000.com) werden ebenfalls durch die Community Reviews von bereits publizierten Artikeln erstellt, allerdings mit der Besonderheit, dass die Autoren der Original-Publikationen die neuen Reviews beantworten können und so (bestenfalls) ein Dialog entsteht. Außerdem bietet diese Plattform noch eine integrierte Open Science-Plattform und ein Open Access-Repositorium für Poster und Präsentationen an. Ob diese Verfahren die klassischen Peer Review ersetzen werden, ist momentan jedoch noch fraglich, zumindest solange noch Institutionen wie der JIF existieren, die in ihrer Berechnung die Open Review und die Collaborative Review (noch) nicht anerkennen. Allerdings wird damit denjenigen Wissenschaftlern eine gute Alternative geboten, die sich dem System der klassischen Peer-Review nicht unterwerfen wollen bzw. eine offene und transparente Meinung über ihre Publikation erhalten wollen. Sich so zu öffnen, setzt aber auch Mut und ein hohes Maß an Kritikfähigkeit beider Seiten voraus, das wiederum sollte aber in der Wissenschaft wünschenswert sein. Kircz-Paper (modulares System) Der holländische Wissenschaftler Joost G. Kircz (KRA-Publishing Research/ Van der Waals-Zeeman Institut, Universiteit van Amsterdam) veröffentlichte 2001 und 2002 zwei aufeinander aufbauende Artikel, die sich mit der grundsätzlichen bestehenden Struktur und einer möglichen Neustrukturierung von wissenschaftlichen Artikeln in digitaler Form beschäftigen. 130 J. G. Kircz: New practices for electronic publishing1 – Will the scientific paper keep ist form?, in: Learned Publishing, Vol.14, No.4, 2001, S. 265-272 131 J. G. Kircz: New practices for electronic publishing1, in: Learned Publishing, Vol.14, No.4, 2001, S.266 132 J. G. Kircz: New practices for electronic publishing2 – New forms oft he scientific paper, in: Learned Publishing, Vol.15, No.1, 2002, S.27-32 Der erste Artikel „New Practices for electronic publishing1 – Will the scientific paper keep ist form?“130 diskutiert die bestehenden Formate und damit zusammenhängende Problematiken derzeitiger Publikationsprozesse. Seine Forderung „We need to step back and analyse what it means to write for an electronic medium“131 begründet er mit der Diagnose, dass die Transformation von Papier zu elektronischen Artikeln nicht einfach nur eine Projektion ist, sondern eine nochmalige komplette Betrachtung nach sich zieht, was wissenschaftliche Kommunikation eigentlich ist, wie sie hergestellt und wie sie genutzt wird. Abschließend stellt Kircz klar, dass weitgreifenden Experimente stattfinden müssen, die die traditionellen Standards zwar aufgreifen aber langfristig neue Methoden für digitale wissenschaftliche Publikationen entwickeln müssen. In seinem darauf folgenden Paper132 geht Kircz auf sein entwickeltes Modell ein. Hierbei stellt er zunächst den großen Vorteil des elektronischen Publizierens heraus: die mögliche multimedial Anreicherung (Integration von Text, Bild, Ton und Simulationen). Er gibt aber zu Bedenken, dass die Qualitäts- und Integritätsstandards beibehalten, bzw. geschaffen werden müssen, damit Wissen immer gleich präsentiert werden kann. In seinem Modell stellt sich Kircz eine Umgebung vor, in der unterschiedliche Komponenten (Elemente) als eigenständige, aber interagierende und sehr gut definierte Objekte agieren. Als Kerninhalt dieser Umgebung fungiert der sogenannte „Multiple use“, in dem eine Zitation ganzer Gliederungselemente anstatt nur einzelner Teile (einzelne Sätze oder Absätze) vorgesehen ist (nach vorheriger Erlaubnis des Original-Autors). Abbildung 7: Darstellung des von Kircz definierten „Multiple use“ (Quelle: J. G. Kircz: New practices for electronic publishing2 – New forms of the scientific paper, in: Learned Publishing, Vol.15, No.1, 2002, S. 29, Figure 1 Multiple Use) Damit begründet er die Idee, dass Modularität der nächste Schritt in der wissenschaftlichen Kommunikation ist. Die Module schließen nicht textgebundene Module mit ein, erlauben ein selektiertes Lesen und basieren in Kirczs Version auf SGML-Code der Metadaten. Dies erlaubt die Veränderbarkeit der Module in beide Richtungen. Damit muss, zumindest in der Theorie, eine Informationseinheit nur einmal gespeichert werden, kann aber in unterschiedlichen Dokumenten auftauchen. Der „Multiple use“ ist laut dem Paper eine Voraussetzung für „echtes“ elektronisches Publizieren und verdeutlicht, dass die Dokumentation von Wissenschaft neu formuliert werden muss. Damit eröffnet Kircz die von ihm geforderte experimentelle Phase der wissenschaftlichen Kommunikation, in der neue Qualitätsstandards und Regeln definiert werden müssen, gerade in Bezug auf non-textuelle Elemente. 133 E. Simukovic: Enhanced publications – Integration von Forschungsdaten beim wissenschaftlichen Publizieren“, MA-Arbeit, HU-Berlin, 2012, S.7 Simukovic greift in ihrer Studie das entwickelte Modell von Kircz auf und unterstützt die Forderung des Übergangs vom linearen zum modularen Artikel. 133 Die Entwicklung eines modularen Systems für digitale wissenschaftliche Publikationen besitzt großes Potenzial, das Modell von Kircz birgt jedoch auch verschiedene Risiken, gerade wenn Module nicht zitiert und weiterentwickelt, sondern immer 1:1 übernommen werden. Dessen ungeachtet stellen der fortschrittliche Ansatz von Kircz und sein dazugehöriges Modell eine zentrale Neuerung dar und bilden im Folgenden eine wichtige Grundlage für die Modellbildung dieser Arbeit. « „Also Also Videos wärewäre zum zum Beispiel interessant, zum zum Beispiel bei der Videos Beispiel interessant, Beispiel bei der einen einen Konferenz, da durfte man Videos als Attachements dazufügen, Konferenz, da durfte man Videos als Attachements dazufügen, aber du konntest aber duzum konntest dasnicht danninzum in den Aufbau das dann Beispiel denBeispiel Aufbau nicht des Dokuments einfügen. Das des Dokuments einfügen. Das wäre schon interessant. Natürlich wäre schon interessant. Natürlich fände ich es auch interessant wenn solche fände ich es auch interessant solche Sachen interaktiver Sachen interaktiver sind, also wennwenn Sachen mehr verlinkt wären. Zum Beispiel sind, also mehrnicht verlinkt Zum Beispiel viele vielewenn Pdf´sSachen haben noch malwären. die Zitation innerhalb des Textes. Pdf´s haben noch nicht mal die Zitation innerhalb des Textes.“ Sebastian Meier Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014 » Selfpublishing « „Ich merke, Ich dassmerke, es schon Leutemehr gibt, Leute die ihre Sachen online dassmehr es schon gibt, die ihre Sachen online publizieren und die es auch wirklich auf die eigene Seite stellen. publizieren und die es auch wirklich auf die eigene Seite stellen. Das Das ist etwas, waswas ich in Zeit Zeit bemerkt habe. Da bin ist etwas, ichletzter in letzter bemerkt habe. Da ich bin dann ich dann immer immer ganz erfreut, wenn ich das einfach so runterladen kann.“ ganz erfreut, wenn ich das einfach so runterladen kann. Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 Lisa Andergassen » Selfpublishing, also das Publizieren im „Selbstverlag“, ist ein Phänomen, welches bisher eher bei literarischen Werken der Roman- und Sachbuchbranche zu finden ist. Das Konzept sieht vor, dass ein Autor verlagsunabhängig und autark veröffentlicht. Die „Selbstverlage“ werden immer mehr als Parallel-Branche zum klassischen Buchmarkt gehandelt – so treten die im Selfpublishing veröffentlichten Werke auch nicht in den regulären Verkaufslisten auf. In der Wissenschaft gibt es noch kein etabliertes Modell des Selfpublishings, auch wenn der „grüne Weg“ des Open Access, bzw. auch das Self-Archiving oft fälschlicherweise als Selfpublishing bezeichnet wird. [Über eine mögliche[Über Etablierung des Self-Publishings] „An sich eine mögliche Etablierung des Self-Publishings] schon. Aber ich würde auch immer, viele Wissenschaftler sehen An sich schon. Aber das ich würde das auch immer, viele Wissenschaftler sehen das jetzt wahrscheinlich nicht aber denke, der Weg geht das jetzt wahrscheinlich nicht so,so, aber ichich denke, der Weg geht schon in die schon in dieder Richtung der Auflösung, jetztAuflösung nicht der Auflösung deraber so ein Richtung Auflösung, jetzt nicht der der Journale, Journale,der aber so ein bisschen der (...) Aber denke bisschen Ablösung. (...) Aber ichAblösung. denke schon, dassich es in diese Richtung schon, dassMeinung es in diese Richtung geht, meiner Meinung dass geht, meiner nach, dass solche Plattformen oder nach, auch Self-Publishing, solche oder Self-Publishing, wenn die Seriosität Plattform verspricht, wennPlattformen die Plattform einauch gewisses Maß an technischer ein gewisses Maß an technischer Seriosität verspricht,haben einen werden. einen mittelfristigen starken Bedeutungszuwachs mittelfristigen starken Bedeutungszuwachs haben werden.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 « » Die Möglichkeit des Selfpublishings von wissenschaftlichen Publikationen bietet beispielsweise die Plattform der Public Library of Science PLOS ONE (http://www.plosone.org) , in der sich die Qualitätssicherung durch eine Peer-Review nur noch darauf bezieht, ob der Artikel sauber gearbeitet und die Relevanz und „Neuigkeit“ des Beitrages damit nur noch sekundär ist. Auch die bereits aufgeführte Publikationsplattform PeerJ (https:// peerj.com) praktiziert Open Review. Ein weiterer beispielhafter Weg des Selfpublishings, der vielleicht auch eher dem originären Modell aus der Belletristik entspricht, kann das Publizieren über On-Demand-Dienste wie beispielsweise Epubli (http://www.epubli.de) in Verbindung mit einer Lizenzierung über Creative Commons sein. Hier können sowohl Online- als auch Printexemplare von den Nutzern bestellt werden, für Printversionen wird die Ausgabe dann auch erst auf Abruf produziert. Bei diesen Verfahren des Publizierens, ohne vorherigen Review-Prozess, bleibt die große Frage der Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Arbeiten offen. Beispielsweise für Herausgeberbände stellen die Verfahren des belletristischen Selfpublishings jedoch schon eine echte Alternative dar. Es gibt also durchaus schon Möglichkeiten des „echten“, verlagsunabhängigen und autarken Publizierens. Grundlegend mangelt es jedoch (noch immer) an einer Auseinandersetzung der Autoren mit der Thematik und der Anerkennung dieser Publikationswege seitens der wissenschaftlichen Community. « „Irgendwie muss, auch wenn ich, wie gesagt, diese ganze ImpactIrgendwie muss, auch wenn ich, wie gesagt, diese ganze Impact-Kreischerei Kreischerei für unsinnig halte, ist das aber ein wichtiges Kriterium, was für unsinnig halte, ist das aber ein wichtiges Kriterium, was die Reputation eines die Reputation eines Menschen oder seiner Publikation schon beeinflusst. Menschen oder seiner Publikation schon beeinflusst. Deswegen ist es wichtig, Deswegen ist es wichtig, dass solche Selfpublishing-Angebote so dass solche Selfpublishing-Angebote so etwas auch unterstützen, wenn sie in etwas auch unterstützen, wenn sie in Konkurrenz zu den klassischen Konkurrenz zu den klassischen Publikations-Outlets kommen wollen. (...) aber der Publikations-Outlets kommen wollen. (...) aber der Anreiz wird sein: Anreiz wird sein: Bekommen die Leute da irgendwie ihre Resonanz raus, ihren Bekommen die Leute da irgendwie ihre Resonanz raus, ihren Impact Impact raus. Wenn das gelingt, sind die Chancen groß, glaube ich schon. raus. Wenn das gelingt, sind die Chancen groß, glaube ich schon.“ Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » ResearchGate Abbildung 8: Startseite der Plattform ResearchGate (Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015) Die 2008 gegründete Plattform ermöglicht es Wissenschaftlern via Social Media fernab von (kommerziellen) Formaten wie Konferenzen oder Datenbanken zu interagieren und stellt im Grunde ein „Facebook“ für Wissenschaftler dar. Sie bietet unter anderem die Möglichkeit, in den Forschungsprozess eines Anderen einzusteigen und durch das stellen von „Forschungsfragen“ neue kollaborative und virtuelle Forschungsumgebungen mit anderen Nutzern zu gründen. ResearchGate stellt ein 134 Jedoch ist auch dieses Messverfahren kritisch zu bewerten, siehe hierzu Kapitel Qualitätsmessung, S.35 gelungenes Modell für eine zeitgemäße wissenschaftliche Kommunikation dar und neben einer Veröffentlichungsmöglichkeit für Publikationen bietet die Plattform auch den in Echtzeit messbaren „RG-Score“ an, eine Alternative zum JIF oder dem h-Index.134 Große Kritikpunkte an diesem Projekt sind beispielsweise der automatische Versand von Einladungen in die Community, falschen Autoren zugeordnete Artikel und unabsichtliche Urheberrechtsverletzungen. Auch sind die langfristigen Absichten und das genaue Geschäftsmodell von ResearchGate noch unklar. Es lässt sich aber sagen, dass die Nutzung der Plattform immer mehr zunimmt und dass ReseachGate das große Potenzial innovativer wissenschaftlicher Kommunikationswege aufzeigt. « „AlsoReseachGate ReseachGatebenutze benutzeich ichauch. auch.Stelle Stelleda, da,wenn wennich ichZeit Zeithabe, habe,auch meine Also auch meine Publikationen ein.ich ResearchGate findespannend, ich tatsächlich Publikationen ein. ResearchGate finde tatsächlich ganz also da gibt es spannend, dabei gibtmir es immer ja auchnoch dieses Ranking, derund ist bei ja auchganz dieses Ranking, also der ist nicht aktiviert, ich weiß auch mir immer noch aktiviert, ichdas weiß auch wann er bei spannend, nicht, wann er bei nicht mir aktiviert ist.und Aber finde ichnicht, tatsächlich ganz aktiviert ist. Aber finde ich tatsächlich ganz spannend, ich Also ich ichmir habe teilweise auchdas schon digital an Diskussionen teilgenommen. habe teilweise auch schon digital an Diskussionen teilgenommen. habe leider einfach nicht die Zeit ,mich damit so richtig zu beschäftigen, aber ich Also habeganz leider einfach nicht die ZeitMan ,michbekommt damit sodann richtig finde dasich schon interessante Konzepte. ja zu auch Punkte, beschäftigen, aber ich finde das schon ganz interessante Konzepte. wenn man Fragen beantwortet, finde ich schon ein sehr interessantes Konzept. Man dann ja auch Punkte, wenn man Fragen beantwortet, Also bekommt wenn das wirklich ein anerkanntes Ranking wäre für Publizieren, fände ich finde ich schon ein sehr interessantes Konzept. wenn das wirklich dass man das auch gar nicht so schlecht, dass man auch Also Punkte dafür bekommt, einWissenschaftlern anerkanntes Ranking wäreauch für Publizieren, fände ich das auch ausmacht, anderen hilft. Und ein Ranking, das sich dadurch gar nicht sowieviel schlecht, dass man bekommt, dass zum Beispiel du zitiert wirstauch und Punkte wieweitdafür die Zitierungen reichen. Was ja manviel anderen Und auch ein Ranking, dasist. sich eigentlich mehr Wissenschaftlern darüber aussagt, hilft. wie wertvoll deine Publikation Und dann ist dadurch ausmacht, zum Beispiel wieviel du zitiert wirst und wieweit es eigentlich egal, in welchem Journal das erscheint, wenn es viel zitiertdie wird, scheint Zitierungendrüber reichen. Was ja eigentlich viel mehr darüber aussagt, wie das ist. es ja irgendwas auszusagen, wie wichtig das ist. Und wie interessant wertvoll deine Publikation ist. Und dann ist es eigentlich egal, in welchem Sebastian Meier Journal das erscheint, wenn es viel zitiert wird, scheint es ja irgendwas drüber auszusagen, wie wichtig das ist. Und wie interessant das ist.“ Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014 » Wissenschaftliches Storytelling « „Die Die IdeeIdee an sich, dasdas Wissenschaftler sich,sich, sagen wir es im im Prinzip an sich, Wissenschaftler sagen wirmal, es mal, Prinzip verständlicher, geordneter, gefälliger wissenschaftlich äußern verständlicher, geordneter, gefälliger wissenschaftlich äußern sollten, stimme sollten, stimme ich Ihnen zu.die Diedabei Gefahr die dabei besteht, oderdie sie jetzt ich Ihnen völlig zu. Dievöllig Gefahr besteht, oder die Gefahr die Gefahr die sie jetzt anschreiben, dass man sagt, das wird seicht, anschreiben, dass man sagt, das wird seicht, populär und so weiter, das stimmt populär soandererseits weiter, das stimmt schon. andererseits istimmer es so, Marketing schon.und Aber ist es so, dass Aber Wissenschaft schon dass Wissenschaft schon immer Marketing war. Und das immer diedie populär war. Und das immer die Wissenschaft am meisten belohnt wird, Wissenschaft am meisten die populär war. Alsodas daswaren die oft eben war. Also das die Sachenbelohnt die am wird, häufigsten zitiert wurden, Sachen dieSachen, am häufigsten wurden, das waren oft eben auch Sinne. auch die sichzitiert gut verkaufen ließen, in einem gewissen Sachen, die sich gut verkaufen ließen, in einem gewissen Sinne.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » 135 Weiterführend über die Grundlagen des Storytelling: M. Kaiser (Herausgeber): Innovation in den Medien - Crossmedia, Storywelten, Change-Management, Verlag Dr. Gabriele Hooffacker/ MedienCampus Bayern e.V., München, 2013, http:// www.journalistenakademie. de/index.php?p=219 Das Storytelling als Erzählmethode bietet die Möglichkeit komplexe Themen erlebbarer und verständlicher zu machen, sowie Aufmerksamkeit und Konzentration des Lesers zu gewinnen135. Eine Weiterentwicklung stellt das digitale Storytelling dar, indem über verschiedenste Kanäle zu einem Thema gearbeitet wird.136 Ein Beispiel ist die aktuell laufende Kampagne der Naturschutzorganisation WWF, die „Stubentiger-Aktion“137, in der die Hauskatze als Übertragungsmöglichkeit für die Rettung der Lebensräume von Tigern genutzt wird. (Siehe Abbildung) 136 Blog und Buch über Digitales Storytelling von Simon Sturm: http://www.digistory. de, zuletzt aufgerufen am 03. Januar 2015 137 http://www.wwf. de/aktuell/tiger-rettenwwf-stubentiger-aktion, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015 Abbildung 9: Visuelle Darstellung der Kampagne „Stubentiger-Aktion“ des WWF (Quelle: http://www.wwf.de/aktuell/tiger-retten-wwf-stubentiger-aktion, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015) 138 M. Krzywinski/A. Cairo: Storytelling; in: Nature Methods vol.10 No.8, 2013 Für die Wissenschaft kann das Storytelling zu einer Möglichkeit werden, Andere langfristig an laufenden Projekten teilhaben zu lassen und fachfremde Kollegen oder Laien Forschungsergebnisse verständlich zu machen. Auch bietet es eine Methode, um als Wissenschaftler mehrere Kanäle (die auch Social Media) gleichzeitig bedienen zu können. Eine ersten Einblick gibt das Poster von Krzywinski und Cairo138, in dem sich der Aspekt des Geschichten Erzählens auf die Arbeit mit Abbildungen in den Publikationen bezieht und die Wissenschaftler auffordert, ihre Forschungsdaten und –Ergebnisse besser zu erklären. Eine große Gefahr besteht darin, dass durch das permanente Bilden von erfahrbaren Analogien und das Herunterbrechen der Komplexität von Themen wissenschaftliche Kommunikation und die zugehörigen Publikationen in das Banale abdriften: „Storytelling kann natürlich dazu führen, dass man in das Seichte oder «Storytelling kann natürlich dazu führen, dass man in das Seichte oder Spektakuläre Spektakuläre abdriftet, aber das ist ein Reflex der Wissenschaft, der zu abdriftet, aber das ist ein Reflex der Wissenschaft, der zu großen Teilen eh großen Teilen eh schon imgesehen Trend ist.istSo gesehen ist daswenn nichtes schön, schon im Trend ist. So das nicht schön, so ist, oder was wenn es so ist, oder was weiß ich, was bevorzugt wird, aber ist in Meinung weiß ich, was bevorzugt wird, aber ist der in der Wissenschaft, der meiner der Wissenschaft, meiner Meinung nach, schon immer angelegt oder nach, schon immer angelegt oder zumindest gestattet. Das Andere ist das, was zumindest gestattet. Daswollen, Anderedas ist das, wasdie Wissenschaftler Wissenschaftler wirklich ist halt Frage. Ich bin wirklich ja immer noch der wollen, das ist halt die Frage. Ich bin ja immer noch der Ansicht, dass Ansicht, dass viele Wissenschaftler sich absichtlich kompliziert ausdrücken. viele Wissenschaftler sich absichtlich kompliziert ausdrücken.“Ulrich Herb Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » Durchgeführtes Storytelling gibt den Wissenschaftlern die Möglichkeit den Output ihrer Projekte selbst steuern zu können, was in die Richtung des Selfpublishings geht. Wenn Themen zusätzlich zur einer klassischen textgebundenen Publikation noch in anderen Formaten (wie z.B. ein Blog oder einem Video) aufbereitet und verteilt werden, kann das zu einer gesteigerten Verbreitung führen und damit letztlich zu einem höheren Impact. habe jetzt jetzt beispielsweise beispielsweise angefangen, angefangen, alle alle meine meine Publikationen Publikationen im Grunde «„Ich Ich habe im Grunde als Wordpress-Post zu machen. Also das es ein ganz als Wordpress-Post zu machen. Also das es ein ganz normaler digital lesbarer normaler digital lesbarer Text viel ist. Das macht viel mehrlesen Sinn:können, du Text ist. Das macht irgendwie mehr Sinn:irgendwie das es Maschinen das es Maschinen lesen können, du kannst Links rein packen, es ist Metatext, kannst Links rein packen, es ist genauso zitierbar – du kannst in dem genauso zitierbar – du kannst in dem Metatext, in dem Header, kannst in dem Header, kannst du die ganzen Zitationssachen reinpacken und es gibt du mittlerweile die ganzen Zitationssachen und solche es gibtSachen mittlerweile auch Standards reinpacken mit denen man zitieren kann. auch Standards mit denen man solche Sachen zitieren kann.“ Sebastian Meier Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014 » « „ (...) ich habe das immer auch selbst dokumentiert, auf meiner (...) ich habe das immer auch selbst dokumentiert, auf meiner eigenen eigenen Website. (...) und damit sind meine Paper auch immer Website. (...) und damit sind meine Paper auch immer schnell findbar. Auf schnell findbar. Auf Scholar oder so. Oder auch auf einer kleinen Scholar oder so. Oder auch auf einer kleinen Projektseite (...) Das ist immer Projektseite (...) Das ist immer so ein bisschen mein Paket, wenn so ein bisschen mein Paket, wenn ich ein Paper habe zu einem Projekt. Dass ich ein Paper habe zu einem Projekt. Dass man gleich ein Video man gleich ein Video sieht, dass man das ausprobieren kann, dass man sieht, dass man das ausprobieren kann, dass man das Paper lesen das Paper lesen kann und idealerweise auch den Sourcecode bekommt. kann und idealerweise auch den Sourcecode bekommt. (...) Das (...) Das Paket, das ist für mich die autoritäre Version eines Projektes. Paket, das ist für mich die autoritäre Version eines Projektes.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » Digitales wissenschaftliches Storytelling mit der möglichen Einbindung unterschiedlicher Medienkanäle kann also die Wissenschaft auch für Disziplinfremde und Laien sowohl öffnen als auch verständlich machen. Komplexe Themen zu bearbeiten, bedeutet nicht zwingend, dass es kein anderer erfassen kann – es ist eine Sache der Aufbereitung. Storytelling kann das interdisziplinäre Arbeiten fördern und eine höhere Resonanz als die klassischen Publikationswege erzeugen. Das setzt natürlich voraus, dass die Altmetrics mit einbezogen werden. „Vonder derDesign-Perspektive Design-Perspektiveististdas daswahrscheinlich wahrscheinlicheine einesehr sehrlahme lahmeGestaltung, «Gestaltung, Von aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein ausgebildeter Designer (...). ausgebildeter (...). Es ist angenehm, ich mir darüber Es ist angenehm, dassDesigner ich mir darüber nicht den Kopfdass zerbrechen muss, sondern das nicht den Kopf zerbrechen muss, sondern das fixiert ist, ich muss eine machen. fixiert ist, ich muss eine gute Story abliefern, also einfach gute Forschung gute Storyselber abliefern, einfach gute Forschung machen. Das oder Projekt Das Projekt lebtalso durch die Abbildungen, durch die Demo das Video. selber lebt durch die Abbildungen, durch die Demo oder das Video.“ Marian Dörk Marian Dörk im Interview am 04. September 2014 » Libroid Abbildung 10: Schematische Darstellung des Libroids (Quelle: http://libroid.com/libroid/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015) Abbildung 11: Beispiel des ersten veröffentlichten Libroids (Quelle: https://itunes.apple.com/de/app/libroid-darwin/ id398139056?mt=8, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015) 139 https://itunes.apple. com/de/app/libroid-darwin/ id398139056?mt=8, zuletzt aufgerufen am 30. Dezember 2014 Libroid, als ein zeitgemäßes digitales Leseprodukt, wurde von dem Wissenschaftsjournalisten Jürgen Neffe entwickelt. (http://libroid.com) Das hypermediale Buchformat teilt sich in drei Spalten auf und zeichnet sich entgegen anderer E-Book-Konzepte dadurch aus, dass der Rezipient nicht mehr „blättert“, sondern die drei Spalten unabhängig voneinander scrollen kann. Die mittlere Spalte beinhaltet ausschließlich Text, die beiden anderen Spalten können mit multimedialen Zusatzinhalten wie Bildund Videomaterial, Fußnoten oder Kommentaren gefüllt werden. Neffe begreift sein Projekt nicht als E-Book, sondern als digitales Content-Management-System und bindet sogar Elemente des Social-Readings mit ein. Neben dem Programm gründete Neffe auch einen Verlag zu diesem Konzept, „Libroid – Der Verlag der ungedruckten Bücher“, und veröffentlichte 2012 das erste von ihm selbst verfasste Libroid „Ein Leben - eine Reise, auf Darwins Spuren um die Welt“.139 GitHub kollaboratives [über kollaboratives Arbeiten] „Obwohl ich da [über auch ehrlich sagen Arbeiten] «Obwohl ich da dass auch das ehrlich sagen muss das überhaupt nicht gut funktioniert, muss überhaupt nicht dass gut funktioniert, du kennst das du kennst das ja: Du dieses hast dann dieses riesigen Wust an 1000 Kommentaren. Du ja: Du hast dann riesigen Wust an 1000 Kommentaren. Du siehst überhaupt nicht, wowo das dazugehört, diese Verweise sieht man ja dann siehst überhaupt nicht, das dazugehört, diese Verweise sieht teilweise gar Ich finde das mehr. dann super nervig, muss dann erstmal man ja nicht dannmehr. teilweise gar nicht Ich finde das ich dann super alles annehmen, weil sonst sehe ich gar nicht, was da eigentlich los nervig, ich muss dann erstmal alles annehmen, weil sonst sehe ichist. Weil ich kann Kommentare gar nichtlos lesen. Da wäre sicher anderes sinnvoll. gardie nicht, was da eigentlich ist. Weil ich kann dieetwas Kommentare Lisa Andergassen gar nicht lesen. Da wäre sicher etwas anderes sinnvoll.“ Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014 » GitHub (https://github.com) als Werkzeug zur kollaborativen Versionskontrolle kommt originär aus der angewandten Informatik und wurde zur gemeinsamen Arbeit an (Software-) Code entwickelt. Zieht man die Analogie zu wissenschaftlichen Publikationen könnte GitHub gerade für die Autoren einen großen Mehrwert bieten, beispielsweise in den oft kritischen Fragen der Autorenschaft. Die Nutzung ist grundsätzlich kostenlos und bietet dem Nutzer die Möglichkeit einer detaillierten Versionierung seines Textes. Abbildung 12: Die Grundfunktionen von GitHub (Quelle: https://github.com, screenshot erstellt am 27. Januar 2015) « „Es ist ja mittlerweile nicht mehr nicht ganz mehr ungängige Praxis, dassPraxis, man dass man Es ist ja mittlerweile ganz ungängige die Texte als Vorab-Text in einem Git soGit was liegen hat. liegen Und hat. Und die Texte als Vorab-Text in oder einem oder so was dann eben auch auf Zeichenebene die Versionierung dazu.“ dann eben auch auf Zeichenebene die Versionierung dazu. Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb » Die kostenfreie Grundversion von GitHub erlaubt nur öffentlich einsehbare repositories und folgt damit der sog. Open Source-Bewegung, die eine Offenlegung von Quellcodes beinhaltet. Bekannte Open Source-Projekte, die auf GitHub ihren Quellcode offenlegen, sind zum Beispiel die freie Java-Skript-Bibliothek jQuery (http:// jquery.com) oder das Content-Management-System Joomla (http://www. joomla.org). Ein relevantes Feature ist zum Beispiel auch die Möglichkeit, dass Dozenten im technischen Bereich ihre Lehre über GitHub organisieren können (https://education.github.com). Die Grundsätze von GiHub ähneln den Prinzipien von Open Acess und Open Science aus der Wissenschaft. Ein exemplarisches Beispiel für die Vorteile von GitHub ist die im Sommersemester 2014 an der FH Potsdam entstandene Literaturliste zum Thema Interaction Design, die von den Masterstudenten Patricia Dobrindt, Mark Lukas und Frida Peyer unter der Beteiligung und Leitung von Prof. Boris Müller im Kurs „Teaching Interaction Design“ entstanden ist (siehe Abbildung). Nach einer zunächst hochschulinternen Veröffentlichung ist die umfassende Literaturliste auf Wunsch vieler Studierender auf GitHub hochgeladen worden und wird seitdem benutzt und weiterentwickelt. Abbildung 13: im Fachbereich Design der FH Potsdam erstellten Literaturliste „Interaction-Design“ auf GitHub (Quelle: https://github.com/FH-Potsdam/LW126-reading-list, zuletzt aufgerufen am 27. Januar 2015) Die zweite Abbildung zeigt eine weitere nützliche Funktion der Plattform, nämlich dass bestehende, übergeordnete, strukturelle Aufgaben mit dem Dokument verknüpft und sichtbar dargestellt werden können. Dies ermöglicht beispielsweise bei Ko-Autorenschaften einen flüssigen und auf eine Plattform gebündelten Arbeitsprozess. « „Wenn ich jetzt hier na gut einen nicht Wenn icheinen jetzt Linguisten, hier einen Linguisten, naLinguisten gut einen Linguisten nicht unbedingt,unbedingt, aber einen aber Geschichtswissenschaftler hinhocke und sage: das einen Geschichtswissenschaftler hinhocke und sage: das ist der Hammer ihm beschreibe was GitHubwas alles bietenalles kann, dannkann, dann ist derund Hammer und ihm beschreibe GitHub bieten sagt der: Spitze. Aber wenn er das dann benutzen soll, gibt er nach einer sagt der: Spitze. Aber wenn er das dann benutzen soll, gibt er nach einer Viertelstunde auf. Ich kann dass er aufgibt, Viertelstunde auf.es Ichauch kannverstehen, es auch verstehen, dass erwirklich.“ aufgibt, wirklich. Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb » Ein großes Problem in der Anwendung von GitHub als Plattform für nicht Code-basierte Projekte und deren zu erlernenden Programmiersprachen bzw. einer vorausgesetzten technischen Expertise ist die komplexe Anwendung. Es bedarf für Nicht-Programmierer einer langen Einarbei- tung. Ein Grund dafür kann unter anderem die eigene Sprache und das kompliziert erscheinende Wording sein: GitHub selbst liefert zwar eine grundlegende Einführung und ein Glossar, bleibt aber in seiner anfänglichen Einarbeitung und Handhabung kompliziert. « „Dann ich bin ich mir auch nicht sicher, ob diese Anwendung von Dann ich bin ich mir auch nicht sicher, ob diese Anwendung von Versionsverwaltung auf wissenschaftliche Objekte wirklich einen um Versionsverwaltung auf wissenschaftliche Objekte wirklich einen um sich sich greifenden Erfolg haben wird. Also ich würde mir das wirklich greifenden Erfolg haben wird. Also ich würde mir das wirklich wünschen. Es würde wünschen. Es würde furchtbar viele Dinge erleichtern, es würde auch furchtbar viele Dinge erleichtern, es würde auch die, wenn Sie jetzt an die Daten die, wenn Sie jetzt an die Daten denken, die werden ja zum Teil heftig denken, die werden ja zum Teil heftig umgearbeitet, von den Rohdaten bis zu umgearbeitet, von den Rohdaten bis zu den Daten, die man dann den Daten, die man dann später wirklich irgendwo online abspeichert oder an später wirklich irgendwo online abspeichert oder an denen man die denen man die Auswertung macht. Und da können so viele Fehler darin passieren Auswertung macht. Und da können so viele Fehler darin passieren im Übergang von Primärdaten zu den Sekundärdaten, die man dann auswertet. im Übergang von Primärdaten zu den Sekundärdaten, die man dann Wenn man diese Daten immer in einem Git hat und alle Auswertungsschritte auswertet. Wenn man diese Daten immer in einem Git hat und alle protokolliert und auch die Software, mit der man unter Umständen Daten, also Auswertungsschritte protokolliert und auch die Software, mit der jetzt manipuliert im Sinne von Rechner- oder Computerbasierten Umwandlungen man unter Umständen Daten, also jetzt manipuliert im Sinne von macht oder sonst was, dann kann man später sehr genau nachvollziehen, wie Rechner- oder Computerbasierten Umwandlungen macht oder sonst sauber man gearbeitet hat oder wo vielleicht ein Fehler aufgetreten ist. was, dann kann man später sehr genau nachvollziehen, wie sauberUlrich Herb man gearbeitet hat oder wo vielleicht ein Fehler aufgetreten ist.“ Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014 » 140 weitere Aspekte, speziell für Publizieren mit GitHub liefert Hellmann: http:// go-to-hellman.blogspot. de/2015/01/why-github-isimportant-for-book.html Eric Hellmann: Why Github is Important für Book Publishing, veröffentlicht am 26. Januar 2015, zuletzt aufgerufen am 27. Januar 2015 Für die bereits angesprochene Problematik der Versionskontrolle von wissenschaftlichen Publikationen, die heutzutage hauptsächlich an digitalen Ausgabemedien produziert wird, bietet die Plattform GitHub ein großes Potenzial. Gerade für kollaborative Arbeitsprozesse und virtuelle Forschungsumgebungen scheint die Nutzung, trotz schwieriger und komplexer Einarbeitung von GitHub sinnvoll. 140 5.6 Schlussfolgerung für die kommende Modellbildung Nach dem Schaffen von theoretischen Grundlagen, dem Aufzeigen von weniger bekannten Alternativen und der Vorstellung relevanter Ansätze und Referenzprojekte können nun Schlussfolgerungen gezogen, die Erkenntnisse aus der theoretischen Arbeit gebündelt und Ziele für die folgende Modellbildung formuliert werden. Es wird deutlich, dass das digitale Publizieren, speziell von wissenschaftlichen Arbeiten, mit verschiedensten Problemen verbunden ist. Durch den dargestellten Publikationsprozess wurde deutlich, dass die einzelnen Akteure wechselseitig aufeinander angewiesen sind und eine starke Abhängigkeit von den Verlagen vorherrscht. Die diskutierte Qualitätssicherung zeigt kritisch zu beurteilende Punkte auf, es mangelt vor Allem an Transparenz in den einzelnen Verfahren. Innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft herrschen viele restriktive Strukturen vor, die es zu hinterfragen gilt, beispielsweise die Verfahren zur Qualitätsmessung. Die Digitalisierung zieht viele Veränderungen nach sich, die auch in der wissenschaftlichen Praxis bemerkbar werden. So ändert sich das Such- und Leseverhalten und auch die Arbeit mit neuen Kommunikationskanälen, z.B. die Nutzung von Social Media, wird relevanter. Das Feld des Urheberrechts und der Distribution von wissenschaftlichen Publikationen ist sehr komplex und zeigt, dass sich Autoren in der heutigen Zeit nicht mehr althergebrachten Strukturen unterwerfen müssen, sondern die Möglichkeit haben, die Prozesse des Publizierens mitzugestalten. Der Diskurs um die freie Verfügbarkeit von Volltexten (Open Access) und die Offenlegung von Forschungsdaten (Open Science) hat zeigt, dass es Strategien zu finden gilt, diese Bewegungen zu fördern und praktikabel zu gestalten. Dies tangiert die Grundsätze der Wissenschaft und verdeutlicht, dass sich auch gerade junge Autoren den klassischen Systemen nicht länger unterwerfen müssen und anfangen können, eine Reformierung und Neustrukturierung zu initiieren. Das zeigt auch der noch zu führende Diskurs um die veränderten Strukturen wissenschaftlicher Publikationen in einer digitalen Umgebung. Aus den formulierten Anforderungen lassen sich folgende Eigenschaften schlussfolgern, die eine digitale wissenschaftliche Publikation haben sollte: • Lesbarkeit • Verwertbarkeit • Verständlichkeit • Kommunizierbarkeit • Archivierbarkeit Die Cultural Probes, der Co-Creation-Workshop, die exemplarische semiotische Analyse und die durchgeführten Interviews lieferten wertvolle Ansatzpunkte, um nah an den Akteuren des Publikationsprozesses und der Zielgruppe arbeiten zu können. Um die neu definierten Kriterien für wissenschaftliche Publikationen realisieren zu können, muss nicht nur die inhaltliche Struktur der Publikationen überdacht werden, es gilt auch gestalterische Lösungen zu finden. Die Grundannahme der Arbeit ist, dass eine gestalterische Perspektive in der Lage ist, den vielfältigen neuen Anforderungen eine Form zu geben. Die ausgesuchten Ansätze und Referenzprojekte lieferten dafür erste wichtige Grundlagen, die es nun zusammenzuführen, zu ordnen und in ein praktikables Modell zu übertragen gilt. Hierbei geht es nicht darum, Wissenschaft neu zu erfinden, sondern bestehende, zugegebenermaßen oft nicht mehr zeitgemäße, und praktikable Punkte zu identifizieren, zu untersuchen und Alternativen aufzuzeigen. 6. Modellbildung Ideen zur Umsetzung Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen wurden verschiedene Ideen entwickelt, um die gewonnenen Ergebnisse umzusetzen. Anhand von sog. „Idea-Napkins“ werden die verschiedenen Ansätze angerissen und in ihren grundlegenden Funktionen vorgestellt. Dossier Zeitgemäßes Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten Dossier ––Zeitgemäßes Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten Kurzzusammenfassung: Kurzzusammenfassung: Aspekte, Möglichkeiten & Diskussion digitaler wissenschaftlicher PublikaAspekte, Möglichkeiten & Diskussion digitaler wissenschaftlicher Publikationen tionen Problemdarstellung: Problemdarstellung: Vielen jungen Wissenschaftlern ist nicht bewusst, wie sie ihre Arbeiten idealerweise Vielen jungen Wissenschaftlern ist nicht bewusst, wie sie ihre Arbeiten selbst aufbereiten und veröffentlichen können. Es herrscht eine große Frustration idealerweise selbst aufbereiten und veröffentlichen können. Es herrscht der jüngeren Akademiker bezüglich der Verlagszusammenarbeit und der Dogmen eine große Frustration der jüngeren Akademiker bezüglich der Verlagszukonservativer Wissenschaftler. sammenarbeit und der Dogmen konservativer Wissenschaftler. Aufgabe: Aufgabe: Es gilt wissenschaftliche Publikationen ins Jahr 2015 zu bringen. Es gilt wissenschaftliche Publikationen ins Jahr 2015 zu bringen. Umsetzung: Umsetzung: Durch das Aufgreifen einzelner Aspekte sollen die Möglichkeiten digitaler Durch das Aufgreifen einzelner Aspekte sollen die Möglichkeiten digitaler Publikationen aufgezeigt und kritisch reflektiert werden. Publikationen aufgezeigt und kritisch reflektiert werden. z.B.: - Anreicherung (multimedial) z.B.: - Anreicherung (multimedial) - non-linearer Aufbau / Markdown als Auszeichnungspsrache - non-linearer Aufbau / Markdown als Auszeichnungspsrache - Hyperlink-System - Hyperlink-System - Self-Publishing für Wissenschaftler / Open-Access / On-Demand-Print - Self-Publishing für Wissenschaftler / Open-Access / On-De - Social-Media mand-Print - Social-Media Durch Anwendungsbeispiele werden die herausgestellten Aspekte veranschaulicht und nachvollziehbar gestaltet. Durch Anwendungsbeispiele werden die herausgestellten Aspekte veranschaulicht und nachvollziehbar gestaltet. Zielgruppe: Wissenschaftler, die ihre Publikation zeitgemäß und auf digitalen Wegen angemesZielgruppe: sen veröffentlichen wollen – und unter Umständen traditionelle VeröffentlichungsWissenschaftler, die ihre Publikation zeitgemäß und auf digitalen Wegen wege umgehen oder vermeiden wollen angemessen veröffentlichen wollen – und unter Umständen traditionelle Veröffentlichungswege umgehen oder vermeiden wollen Probleme: sehr theorielastig, ohne „konkretes“ End-Projekt Probleme: sehr theorielastig, ohne „konkretes“ End-Projekt Leitfaden Gestaltung + Distribution Kurzzusammenfassung: Aufklärung (Transparenz) & Empfehlungen (Handbuch) [in Form einer Broschüre/Website/E-Book bzw. Pdf] Problemdarstellung: Viele Wissenschaftler sind überfordert mit der Gestaltung und Distribution ihrer eigenen Arbeiten. Es herrscht keine Transparenz gegenüber den Prozessen einer Veröffentlichung, den Rechts- und Bezahlmodellen und den Möglichkeiten der Gestaltung im digitalen Bereich. Umsetzung: Ich möchte klare Handlungsanweisungen und Empfehlungen für das digitale Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten entwickeln. z.B.: - Aufklärung - Transparenz - Abdeckung der derzeitigen Standards, (z.B. ACM) > Bereitstellung ver schiedener Templates (je nach Kanal) - Alternativen aufzeigen Prozessbegleitend soll auf Gestaltung und Distribution in Form von Checklisten, Anwendungsbeispielen und verständlichen Theorie-Blöcken (z.B. Urheberrecht) eingegangen werden. Zielgruppe: Wissenschaftler, die den Gestaltungs- und Distributionsprozess selbst steuern wollen Probleme: Abdeckung der verschiedenen Disziplinen, Vollständigkeit vs. Unübersichtlichkeit Service I SciPubgemeinsam schreiben, formatieren und veröffentlichen Kurzzusammenfassung: Ein Service für den Prozess des digitalen Publizierens. Problemdarstellung: Mitglieder der wissenschaftlichen Community brauchen einen Service, der es ihnen ermöglicht, ihre (kollaborativen) Arbeiten zu schreiben, formatieren und in angemessener Form für andere Kanäle bereitzustellen, um sie für Andere zugänglich zu machen. Umsetzung: - der Editor basiert auf Markdown (für viele Kanäle anwendbar & responsive) - integrierte (kollaborative) Versionskontrolle - DOI-Vergabe - Buttons für Social-Media / Datenbanken (fokussiert auf Open-Access) Zielgruppe: Wissenschaftler, die vordergründig verlagsunabhängig veröffentlichen wollen Probleme: sehr umfangreich, Umsetzung nur als Klick-Dummy / Walktrough-Video Service II – Produktion und Distribution Kurzzusammenfassung: Ausgehend von einer [fertigen] Publikation wird ein Werkzeug für die Produktion und Distribution digitaler wissenschaftlicher Arbeiten entwickelt Umsetzung: - Bestimmung von „Blöcken“, die zu verschiedenen Formaten zusammengesetzt werden können - von den bekanntesten Standards (z.B. Datenbanken, Verlage, Poster) sind Templates abrufbar - automatisierte Verknüpfung mit Social-Media - Fokus Self-Publishing / OpenAccess Zielgruppe: Der Service richtet sich an Wissenschaftler, die verlagsunabhängig ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf mehreren Kanälen verbreiten wollen. Probleme: ähnliche Konzepte bestehen bereits, Anerkennung fragwürdig (bisherige Systeme werden zwar schon hinterfragt, aber noch benutzt), Umsetzung?! FHPubli – Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam Kurzzusammenfassung: In Form eines Leitfadens oder einer Strategie soll ein Konzept für digitales Publizieren an der FHP entwickelt werden Problemdarstellung: Der FHP-Verlag hat zwar einen Partner für Druck und Vertrieb, braucht aber auch eine Online-Strategie, gerade für wissenschaftliche Arbeiten. Umsetzung: - Es sollten klare Standards für die verschiedenen Kanäle und Formate ( Paper, Poster, Social-Media,...) definiert werden; ggf. mit Templates - Einbindung in Datenbanken (intern&extern) > Strategie für ein Verknüpfungsnetzwerk - Gestaltungskonzept für eine Website Zielgruppe: Studierende/Absolventen/Projektgruppen/wissenschaftliche Mitarbeiter/Professoren Probleme: bisherige Theorie-Arbeit nicht auf Hochschulverlage ausgelegt, bisheriges Gespräch mit Rainer Funke nicht gewinnbringend (kein signalisiertes Interesse an digitalen Publikationen) Die vorgestellten fünf Ansätze zur praktischen Umsetzung der Modellbildung sind alle denkbar und würden einen Mehrwert beisteuern können. Letztlich sind jedoch die beiden letzten Ansätze (Service II und FHPubli) die zukunftsweisendsten. Es gilt nicht nur bestehende Problematiken aufzuzeigen, sondern auch Ansätze zu finden, die den Akteuren des Publikationsprozesses wissenschaftlicher Veröffentlichungen ermöglichen, neue Strukturen zu bilden und sich nicht nur den klassischen Systemen zu entziehen. Weiterhin bilden die ausgewählten Ideen am Besten die in der theoretischen Arbeit gewonnen Ergebnisse ab und repräsentieren die Erkenntnisse aus den geführten Interviews bzw. den Cultural Probes und des Co-Creation-Workshops. Was sind mögliche neue Strukturen wissenschaftlicher Publikationen? Zu Beginn der Arbeit wurden verschiedene (Hypo-) Thesen aufgestellt (siehe S. 8) die zunächst theoretisch betrachtet wurden. Im Folgenden sollen nun die Ergebnisse aus dieser Betrachtung in ein konkretes Modell übersetzt werden. Die Annahme, dass digitale wissenschaftliche Publikationen, die mit multimedialen Inhalten angereichert worden sind, die Verwertbarkeit innerhalb der Wissenschafts-Community steigern (HT1) können, wurde bereits theoretisch begründet. So könnten unter anderem Forschungsdaten durch multimediale Inhalte authentischer dargestellt werden, wenn beispielsweise Interviews, Herztöne oder Vogelstimmen direkt als Audiodatei in der Arbeit integriert sind. Auch die Nutzung von Videos kann einen Mehrwert erzielen und zu einer höheren Verbreitung führen. Dafür ist es erforderlich, dass es den Wissenschaftlern auf eine einfache Art und Weise möglich ist, ihre Publikationen mit multimedialen Elementen anzureichern und diese dann auch zugehörig zu ihrer Publikation verbreiten können. Dass die Arbeit mit neuen formal ästhetischen Formaten und Prinzipien das Verständnis wissenschaftlicher Arbeiten für Fachfremde oder sogar Laien fördern kann (HT2) wird durch die Einbeziehung von Storytellingund Social Media-Elementen deutlich. Storytelling kann als Mittel verwendet werden, um die Ergebnisse verständlicher kommunizieren zu können. Social Media kann als ein Werkzeug dienen, um gerade Fachfremde und Laien auf das entsprechende Thema aufmerksam zu machen. Dabei ist es zum Einen wichtig durch Open Access eine Zugangsfreiheit zu ermöglichen, zum Anderen ist es aber auch notwendig, neue Formate zu etablieren, die eine Anpassung an zeigemäße formal-ästhetische Prinzipien, wie zum Beispiel an das veränderte Lese- und Suchverhalten bei digitalen Ausgabemedien, zu bilden und auch für digitale wissenschaftliche Publikationen durchzusetzen. Durch eine dem Digitalen angemessene Gestaltung, die sich in der Struktur der einzelnen Publikationen niederschlägt, kann eine bessere Verwertbarkeit gewährleistet werden. Die Suche nach der Existenz einer (etablierten) Strategie (der einzelnen Akteure) zur zeitgemäßen Anpassung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Publikationen an die digitalen Ausgabemedien (HT3) blieb weitestgehend erfolglos. Die bestehenden Publikationsprozesse der kommerziellen Verlage sind in der Regel automatisiert und es findet keine wirkliche Unterscheidung zwischen Print- und Onlinepublikationen statt. Es ist wichtig, wieder mehr Berührungspunkte für die Autoren mit der Veröffentlichung ihrer Arbeiten zu schaffen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, auch autark zu handeln, letztendlich um auch Verbesserungen hinsichtlich der Arbeitsprozesse erzielen zu können. Den Bibliotheken sollte durch das Bereitstellen von persistenten und kompatiblen Dateiformaten eine Langzeitarchivierung ermöglicht werden. Zur Bildung einer Strategie zur Anpassung und Weiterentwicklung digitaler wissenschaftlicher Publikationen gehört auch, den wissenschaftlichen Nachwuchs verstärkt zu fördern. Eine Möglichkeit zur Verwirklichung wäre es, eigene Hochschulverlage zu gründen, in denen digitale Strategien berücksichtigt werden, um junge Akademiker an das digitale Publizieren heranzuführen und in diesem Feld zu schulen. Ob Nachwuchswissenschaftler nicht mehr auf die Zusammenarbeit mit Verlagen angewiesen sind, (HT4) ist eng mit dem vorhergehenden Punkt verknüpft. Es ist von hoher Wichtigkeit, den Nachwuchswissenschaftlern die bestehenden Alternativen aufzuzeigen und zu verdeutlichen, dass Selfpublishing die Möglichkeit bietet, selbstständig über die Verwertung und Nutzung eigener Inhalte bestimmten zu können. Allerdings müssen den Publizierenden Werkzeuge zur Seite gestellt werden und die Arbeit mit Social Media-Kanälen für wissenschaftliche Arbeiten sollte standardisiert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Loslösung von bisherigen Strukturen anzustoßen, dies impliziert insbesondere die Vernachlässigung der Scores (JIF, h-Index) und die Anerkennung von alternativen Verfahren zur Qualitätssicherung. Für alle diese Punkte bietet Open-Access vielfältige Möglichkeiten und Vorteile für den zukünftigen Wissenschaftsbetrieb (HT5), wie schon im Diskurs Open Access/Open Science verdeutlicht wurde. Durch einen freien Zugang zu wissenschaftlichen Volltexten kann besonders für die Sichtbarkeit, Interdisziplinarität und die Perzeption ein erheblicher Mehrwert erreicht werden und gerade für die wissenschaftliche Kommunikation weitreichende Veränderungen bewirken. Konkret für das Modell und den folgenden Entwurf sind die (Hypo-) Thesen HT1, HT2, HT3 und HT5 relevant sowie die im theoretischen Teil aufgezeigten Ansätze und Referenzprojekte (ab S. 78). Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines modularen Systems für wissenschaftliche Publikationen mit der Einbindung der Möglichkeiten des Selfpublishings für wissenschaftliche Arbeiten und einer zeitgemäßen Anpassung an digitale Distributionskanäle (wie im zugehörigen Idea-Napkin skizziert). Die Zielgruppe umfasst die Autoren wissenschaftlicher Publikationen und soll ihnen ein Werkzeug an die Hand geben, um das Produzieren ihrer eigenen Arbeiten und den damit zusammenhängenden Veröffentlichungsprozess zu erleichtern. Das Modell sieht vor, die starre und lineare Struktur der einzelnen Publikationstypen aufzulockern und eine Mehrfachverwertung der Inhalte zu ermöglichen sowie langfristig nicht-lineare (Arbeits-) Prozesse zu anzustoßen. Durch die Anwendung des modularen Systems kann eine einfache Aufbereitung für die entsprechenden Social Media-Kanäle in Verbindung mit Elementen des Storytelling gewährleistet werden und die Verbreitung über verschiedenste Distributionskanäle wird erleichtert. Eine weitere nützliche Funktion kann zum Beispiel auch sein, eine detaillierte Versionierung und ein Arbeiten im Sinne der Co-Creation zu ermöglichen. Im Sinne der Offenlegung von Forschungsdaten (Open Science) ist die Anreicherung mit multimedialen Inhalten ein zentrales Element. Das dient zum Einen einer freien Zugänglichkeit, zum Anderen aber auch der einfachen Integrierung von Formaten die eine höhere Verständlichkeit, Nutzung und Verwertbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit gewährleisten. Denkbar sind beispielsweise klickbare Diagramme, interaktive Visualisierungen, Videos von Interviews oder Versuchsanordnungen, Tonaufnahmen und noch vieles mehr. Die Gestaltung der so entstandenen „Enhanced Publications“ sollte selbstverständlich an die damit verbundenen digitalen Ausgabemedien angepasst sein und den Prinzipien einer zeitgemäßen formal-ästhetischen Umsetzung folgen – expliziter: die Verwendung von Schriften, die für das Lesen am Bildschirm geeignet sind, die Verwendung von einspaltigen Satzspiegeln und großformatigen Abbildungen, sowie eine konsequente Verlinkung innerhalb und außerhalb des Dokumentes liegender Referenzpunkte der Publikation. Auch eine persistente Einbindung der Metadaten ist von einer hohen Bedeutung, um eine Auffindbarkeit, Wiederverwertung und Langzeitarchivierung zu ermöglichen. Im folgenden Entwurf wird das gebildete Modell zur besseren Verdeutlichung visuell dargestellt und näher erläutert. Für eine gute Verständlichkeit und die Verdeutlichung der Grundfunktionen ist es erforderlich, dem Modell eine Form zu geben und die theoretischen Ideen beispielhaft in ersten praktischen Ansätzen zu gestalten. Für das „Nebenprodukt“ dieser Arbeit, der Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam „FHPubli“, sind die mit HT3 und HT4 verbundenen Punkte von besonderer Relevanz. Auf die damit verbundenen Konsequenzen, Risiken und möglichen Umsetzungen wird ab S.122 gesondert eingegangen. 7. Entwurf Der Entwurf erklärt das Konzept des Modells zunächst in schematischen Darstellungen und liefert weiterhin in Form von Wireframes und visuellen Prototypen erste Ansätze einer praktischen Umsetzung. Außerdem wird ein erstes exemplarisches Anwendungsszenario aufgezeigt, um die Praktikabilität zu testen. Ein wichtiger erster Schritt ist die Namensfindung und Kurzbeschreibung. Um die Grundintension klar kommunizieren zu können, wird das gebildete Modell für den weiteren Verlauf der Arbeit „Sciencepub“ genannt. Die beschreibenden Grundattribute sind: - Informieren und Aufklären über Publikationsmöglichkeiten digi taler wissenschaftlicher Arbeiten, - das autarke Herstellen und Produzieren einer zeitgemäßen digitalen Publikation nach individuellen Bedürfnissen, - das Kommunizieren der digitalen Publikationen über verschie dene Kanäle im Sinne von Open Access, Open Science und Self publishing für Wissenschaftler, - die Möglichkeit einer modernen wissenschaftlichen Kommuni kation, Folgende Kernmerkmale sollte Sciencepub leisten: Informieren > Produzieren > Kommunizieren > Austauschen Eine vollständige Realisierung von Sciencepub ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, das entwickelte Modell gewinnt im Entwurfsteil jedoch an Form und gibt mit der Darstellung des Konzeptes und seiner Visualisierung Anfangspunkte für eine mögliche vollständige Entwicklung. Schematische Darstellung Hinsichtlich einer besseren Verständlichkeit und der Beschreibung der Funktionsweise von Sciencepub gilt es zunächst einmal die wichtigsten Punkte schematisch darzustellen. Auch werden mit dieser Darstellungsweise die aus der theoretischen Konzeption entwickelten Ergebnisse besser deutlich. Das Modell setzt sich aus zwei zentralen Abschnitten zusammen, der Phase der Produktion & Herstellung und der anschließenden Phase der Distribution & Kommunikation: Produktion & Herstellung Nach dem Schreibprozess hat der Autor die Möglichkeit das geschriebene Dokument in Container zu fassen. Da auch die Einbindung multimedialer Inhalte Teil des Konzeptes digitaler wissenschaftlicher Publikationen innerhalb dieser Arbeit sind und als relevant begriffen werden, fließen die erstellten Inhalte ebenfalls als Container mit ein. Mit den verschiedenen Containern (oder auch: Modulen) kann die Struktur der jeweiligen Publikationstypen gestaltet werden. Hierbei sind die Inhalte variabel und können individuell zusammengesetzt und verwendet werden. Auch die Inhalte selbst können dem jeweiligen Format nochmal angepasst werden. So kann eine zu einem Forschungsthema gebündelte Materialsammlung entstehen, von der ausgehend verschiedenste Ausgabeformate gestaltet werden können. Die Gestaltung der Dokumente ergibt sich durch das Abspeichern eines Dokumentes in ein gewünschtes Format und ist vorgegeben. Denkbar ist zum Beispiel auch die Einbindung der unterschiedlichen Format-Standards, wie zum Beispiel die Vorlagen von ACM, IEEE oder die Templates der großen Verlage. Daraus entsteht ein digitales Dokument, welches es danach zu Veröffentlichen und zu Verbreiten gilt. Distribution & Kommunikation Da das so entstandene digitale Dokument erst durch die Veröffentlichung zu einer Publikation wird, ist es wichtig, dass Sciencepub auch hierfür benutzerfreundliche Möglichkeiten bietet. Im Sinne von Open Access, Open Science und dem Ansatz des Selfpublishings für Wissenschaftler werden die vorgestellten Distributionsmöglichkeiten darauf fokussiert. Welche Distributionskanäle bespielt werden und wie sie sich letztendlich gestalten hängt von den individuellen Bedürfnissen der Nutzer ab. Wichtig ist jedoch eine vorgelagerte Vergabe einer persistenten Identifierzierungsmöglichkeit, die immer wieder auf den Autor und seine Inhalte verweist. Hier bietet sich die automatische Vergabe einer DOI an, die im Produktionsprozess integriert wird. Für die Modellbildung und den Entwurf im Rahmen dieser Arbeit kann dies noch nicht technisch gewährleistet werden, innerhalb einer tatsächlichen Realisierung ist die DOI-Vergabe ein fester Bestandteil und kann problemlos umgesetzt werden. Ohne weiteres möglich ist eine Veröffentlichung auf institutionellen und disziplinären Repositorien, die Bespielung von Social-Media-Kanälen wie beispielsweise ResearchGate, Twitter und YouTube, sowie die Einbindung innerhalb einer eigenen Website oder eines Blogs zum Forschungsthema. Bei der Veröffentlichung innerhalb eines Journales und teilweise auch bei Repositorien müssen meist Gestaltungsvorgaben eingehalten werden, die können allerdings, wie schon erwähnt, in den Produktionsprozess eingebunden werden. Die Auswahl der einzelnen Veröffentlichungsmöglichkeiten könnte beispielsweise sehr einfach über eine Verlinkung zu der jeweiligen Website über verschiedene Buttons gelöst werden. Der wichtige Aspekt der Qualitätssicherung und die Ermöglichung wissenschaftlicher Kommunikation bietet die Chance Sciencepub von einem Werkzeug zu einer Plattform wachsen zu lassen, in der sich neuartiger Verfahren, wie beispielsweise der Open Review oder der Collaborative Review bedient wird, die Offenlegung der Forschungsprozesse und -Daten, sowie der Gutachten unterstützt wird und die freie Zugänglichkeit zu den Publikationen gewährleistet und eine Austauschmöglichkeit der Nutzer geschaffen werden kann. Die Abbildung zeigt die zusammengefasste Funktionsweise von Sciencepub. Im Aufbau der einzelnen Publikationstypen ist meist eine starke Ähnlichkeit vorhanden, was ausgenutzt werden soll. Durch die Bildung von Modulen, die die inhaltliche Struktur einer digitalen wissenschaftlichen Struktur umfassen, wird ein variable Anwendung möglich. So können die einzelnen Elemente zu verschiedenen Formaten zusammengesetzt werden, etwa einem Paper oder einem Poster. Es müssen selbstverständlich nicht immer alle angelegten Module verwendet werden, der Nutzer kann frei entscheiden welche Module er verwenden möchte und kann diese ggf. noch anpassen. Für Autoren hat das den Vorteil, dass sie ihren Forschungsprozess zum Einen gänzlich dokumentieren können und zum Anderen, dass es für eine etwaige Veröffentlichung möglich ist aus einer Vielzahl von Material eine individuelle Auswahl zu treffen und zusammensetzen zu können. Die Veröffentlichung der einzelnen Module selbst kann dem jeweiligen Distributionskanal angepasst werden und verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten werden vorgegeben. Praktische Umsetzung Neben der visuellen Darstellung des Entwurfes ist es besonders wichtig, dass entwickelte Modell auch in seiner grundlegenden Struktur zu testen und ein erstes exemplarisches Anwendungsszenario zu zeigen. Als Beispiel dient die Publikation „Monadic Exploration: Seeing the Whole Trough Its Parts“ von Marian Dörk, Rob Comber und Martyn Dade-Robertson, die im April 2014 veröffentlicht wurde. (Materialien und Paper: http:// mariandoerk.de/monadicexploration/, zuletzt aufgerufen am 14. Februar 2015) Neben dem eigentlichen Artikel sind weitere Materialen vorhanden: ein Video, ein funktionaler Prototyp, verschiedenes Bildmaterial, eine Projekt-Website und der mit dem Projekt zusammenhängende Programmcode. Für eine exemplarische Anwendung des Ansatzes sind somit beste Voraussetzungen geschaffen. Überträgt man das vorhandene Material gemäß dem entwickelten Modell in Module, ergeben sich folgende Container: (die dargestellten Container dienen als Beispiel und stellen nicht den vollen Umfang dar) Die Container dienen sowohl als Materialsammlung des Forschungsprojektes, geben aber darüber hinaus auch die Möglichkeit die vorhandenen Module übersichtlich ordnen und für die weiteren Veröffentlichungen neu zusammenstellen zu können. Die einzelnen Container lassen sich auch übergreifend zusammensetzen, eine sinnvolle Zusammenfassung könnte zum Beispiel sein: Nach der Erstellung der Module können neue Inhalte aus der Materialsammlung generiert werden, so kann zum Beispiel ein Poster einfach per „drag&drop“ zusammengestellt werden. (siehe Abbildung auf der rechten Seite) Auf die gleiche Weise ist auch die Erstellung eines Papers möglich, welches den Anforderungen einer digitalen wissenschaftlichen Publikation entspricht. Zur Veranschaulichung werden die ersten beiden Seiten dargestellt. “A monad is not a part of a whole, but a point of view on all the entities taken severally and not as a totality.” – Bruno Latour et al. [14] There is increasing prevalence of large, relational data sets in the everyday practices of individuals. Most prominently, people are interacting with large-scale social data in the form of social network sites, and vast media collections such as photo archives, library catalogs, and blogs. With such data sets people are often interested in the content of particular elements as well as the entirety of elements as a whole. For instance, one might want to look at both a specific friend’s profile page, while also gaining some idea of who their friends are. Or one might read an individual post and then wish to see how it relates and resonates within a community. As digitisation proceeds further we witness the popularisation of interconnected data sets and the desire to afford new modes of navigation to make sense of them. In this paper we explore a type of interaction with relational information spaces, which incorporates both the individual and the whole. We aim to harness the rich connections embedded in collections to devise new methods for moving along linked elements. Some recent efforts in graph visualization defy the longstanding overview-first dogma in favor of filtered and local perspectives [10, 20]. These developments correspond to recent sociology theory promoting the part over the whole, as a richer and more nuanced view on social networks [14]. Our work here follows these lines of research in visualization and sociology and explores how information spaces can be navigated along individual entities in the context of their collection. We are inspired by the concept of the monad, which offers a relational perspective on the world by shifting emphasis from aggregation of the whole to movement among particular points of view [14, 17]. In fact, Bruno Latour explicitly challenged the CHI community to develop interfaces that support the visualization and navigation of monads [13]. This paper introduces monadic exploration as a new way of navigating relational information spaces. We propose three basic principles of the monadic perspective—having, difference, and movement—to inspire a new class of visual interfaces for exploring collections. The monadic perspective brings the contradictory representations of individual elements and entire collections closer together and suggests continuous movements between partially overlapping vantage points. Based on these ideas, we present a visualization that uses search queries or element selections to provide unique perspectives on the network through radial displacements and visual folding. We applied this visualization technique to a highly cross-referenced book and deployed it for a six-months period on theWeb. We report on the largely positive feedback and discuss future directions for research and design. VISUALIZING NETWORKS AND COLLECTIONS Visualizations have played a significant role in the analysis of social networks. Starting from manual drawings of ‘sociograms’, there has been a gradual movement towards computer-supported methods for graph layouts [7]. The main aim of such visualizations has been to analyse the structure of networks, and secondarily to communicate derived understandings. Some efforts focused on graph visualization for more casual audiences, for example, by encouraging the playful exploration of one’s own friend networks [10]. Figure 5. A book on creative activism (left) is used as a case study for monadic visualization. The interface represents the book’s contents using a monadic Context view (see Figures 4) and additionally as Article (middle) and Network (right) views. Monadic exploration is a new approach to interacting with relational information spaces that challenges the distinction between the whole and its parts. Building on the work of sociologists Gabriel Tarde and Bruno Latour we turn to the concept of the monad as a useful lens on online communities and collections that expands the possibility for creating meaning in their navigation. While existing interfaces tend to emphasize either the structure of the whole or details of a part, monadic exploration brings these opposing perspectives closer together in continuous movements between partially overlapping points of view. We present a visualization that reflects a given node’s relative position within a network using radial displacements and visual folding. To investigate the potential of monadic exploration we report on an iterative design process of a web-based visualization of a highly crossreferenced book and its six-month deployment. http://dx.doi.org/10.1145/2556288.2557083 A range of alternative visualizations have been developed that provide different perspectives on networks and support various types of analyses. For example, node properties can be aggregated into higher-level representations thus allowing for a meta analysis of connection patterns [22]. Graphs can also be summarized by histograms representing facet distributions across neighborhoods and graph-theoretical qualities such as node and edge specific metrics to characterize and compare large networks [12]. A hybrid representation between nodelink diagrams and matrices has been shown to support the analysis of local communities as well as global structure [11]. However, most network visualizations tend to provide a global perspective on a graph by attempting to represent it in its entirety or aggregating its nodes and edges based on their properties. Such global approaches can make it difficult to discern relations among particular nodes and neighborhoods. In contrast to the emphasis on high-level views on networks, there has been some work favoring more local perspectives. Without requiring a global view, egocentric networks around particular nodes can support the analysis of, for example, group communication patterns and people’s social roles [6]. In the context of online communities, it has been shown that ‘starting with what you know’ can serve as a more useful approach [10] than the established principle of ‘overview first’ [16]. When dealing with particularly large networks, search relevance can be used to initially establish a partial context and then expand the visualization from there [20]. While emphasizing individual nodes and their neighbors, local views lack the wider context of the network and thus can make it difficult to connect the part back to the whole http://dx.doi.org/10.1145/2556288.2557083 Monadic exploration is a new approach to interacting with relational information spaces that challenges the distinction between the whole and its parts. Building on the work of sociologists Gabriel Tarde and Bruno Latour we turn to the concept of the monad as a useful lens on online communities and collections that expands the possibility for creating meaning in their navigation. While existing interfaces tend to emphasize either the structure of the whole or details of a part, monadic exploration brings these opposing perspectives closer together in continuous movements between partially overlapping points of view. We present a visualization that reflects a given node’s relative position within a network using radial displacements and visual folding. To investigate the potential of monadic exploration we report on an iterative design process of a web-based visualization of a highly crossreferenced book and its six-month deployment. We adopted the perspective of the monad, as advanced by Tarde and Latour, to problematize the dichotomy between aggregate and element. Based on the idea of a monad as an element’s relational perspective onto the world, we introduced monadic exploration as a method to navigate relational information spaces along overlapping vantage points. We have presented one particular visualization that is based on this approach that merges the macro and the micro in a circular arrangement of elements. We applied this visualization to a cross-referenced book and deployed it as part of an experimental interface for six months. The feedback about the potential of monadic exploration was very promising; participants felt that the monadic view provided an inviting way to explore the book’s contents and appreciated the visualization’s immersive qualities. In summary, we have made the following main contributions: A theoretical treatise about the concept of monads that identifies key principles to inform new types of interfaces. A visualization technique that represents a collection as a circular arrangement of elements designed to support both exploratory and targeted forms of information seeking. A case study of a highly cross-referenced book contrasting a monadic visualization with conventional representations. During this work, interesting questions came up about the role of the explorer in a monadic interface and the treatment of temporal dynamics. How can a monad support explorers in following their changing interests? In what ways can the temporal dynamics be exposed that are latent in an information space? These are some of the questions we wish to pursue further in future work on monadic exploration. Die Fokussierung auf ein digitales Ausgabemedium ist zwar wichtig, es sollte jedoch eine Komptabilität in Form von festgelegten Seiten gewährleistet werden, schließlich liest ein großer Teil der Wissenschaftler zumeist noch „Ausgedrucktes“. Denkbar wäre jedoch die Möglichkeit für eine ausschließliche Online-Verwertung eine browserbasierte Darstellung anzubieten. Für die digitalen Dokumente können verschiedene interaktive Elemente eingebaut werden: Beispielsweise können Fußnoten direkt über einen „Mouse-Over“-Effekt angezeigt, multimediale Inhalte wie Videos direkt im Dokument eingebunden oder die direkte Verbindung zu dem Programmiercode aufgerufen werden. Zur Bündelung aller produzierten Inhalte ist die Erstellung einer Projektseite möglich. Die Einbettung relevanter Social Media-Kanäle könnte ebenfalls von der Projektseite ausgehen, so können zum Beispiel Tweets zum Forschungsprojekt einfach produziert werden. (Quelle: https://twitter.com/nrchtct/status/461528400331419650, zuletzt aufgerufen am 14. Februar 2015) Es zeigt sich, dass das entwickelte Modell in seiner grundlegenden Struktur anwendbar ist und die Möglichkeit einer reellen Umsetzung besteht. Durch eine vorgegebene Gestaltung der Publikationen ist eine automatische Generierung der Dokumente möglich und so könnten auch Formatvorlagen von Repositorien, Konferenzen oder Journalen berücksichtigt werden. Die modulare Struktur kann somit eingehalten und im Rahmen einer tatsächlichen Entwicklung verfeinert werden. Aus den herausgearbeiteten Grundfunktionen der Plattform Sciencepub ergibt sich auch die Storyline, der der Benutzer zunächst folgt. Die zu durchlaufenden Schritte (bezieht sich auf die Erstbenutzung) sind demnach: Informieren > Produzieren > Kommunizieren > Austauschen Diese Punkte sollten sich auch permanent in der Gestaltung wiederfinden und stets klar zu identifizieren sein. Durch ein klares und funktionales Design wird eine einfache Handhabung ermöglicht und der Fokus liegt auf den generierten Inhalten der Benutzer. Die hier gezeigte Gestaltung ist eine exemplarische Visualisierung, eine gänzliche Umsetzung ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich. Es sollen jedoch zentrale Elemente vorgestellt und der grundlegende Aufbau daran erläutert werden. Ein wichtiger Aspekt ist die Informationsweitergabe in Bezug auf die in den theoretischen Grundlagen erarbeiteten Alternativen zu den bisher konservativen und der Papierlogik folgenden Publikationsprozessen. Die Nutzer der Plattform sollen daher schon auf der Startseite die zentralen Funktionen vorgestellt bekommen Die Plattform selbst ist funktional aufgebaut und beinhaltet folgende Kernelemente die angewählt werden können: Dashboard Profil Werkzeugleiste Aktionsfenster die vier Kern-Bereiche Der Fokus von Sciencepub liegt auf der Produktion und Distribution digitaler wissenschaftlicher Publikationen, ein wichtiger vorgelagerter Nebenaspekt ist aber auch der Schreibprozess der Autoren und die Bündelung der einzelnen Module. Hierzu ist die Entwicklung eines eigenständigen Editors sinnvoll, der die einzelnen Module von Anfang an klar voneinander abgrenzt und eine einfache Anwendung ermöglicht. Der Editor sollte auch eine Funktion der Versionierung und die Einbindung von Elementen zum kollaborativen Arbeiten ermöglichen. Für die technische Realisierbarkeit ist die Verwendung einer Auszeichnungssprache wie Markup oder Markdown notwendig, diese kann aber einfach über Formatierungswerkzeuge innerhalb des Editors eingebunden werden. Nach der Zusammensetzung zu den einzelnen Dokumenten können diese, wie exemplarisch bereits an der Publikation von Marian Dörk aufgezeigt, gemäß der gewählten Gestaltungsvorlagen in den gängigen Dateiformaten exportiert und zur Verfügung gestellt werden. Durch die Einbindung bereits bestehender Formatvorlagen können die exportierten Dokumente auch auf anderen Plattformen verwendet werden, beispielsweise Repositorien oder Open Access –Plattformen. Die digitalen Publikationen können aber auch durch ein einfaches Klick-Button-System direkt über verschiedenste Kanäle kommuniziert werden. Vordergründig dienen diese bereitgestellten Wege der Verbreitung mittels Social Media. Titel Modul 2 Modul 3 Modul 4 Die Umsetzung des Entwurfes in Form eines klickbaren Prototypen, eine Darstellung des Modells in einem Demo-Video können über folgende Adressen aufgerufen werden: https://incom.org/projekt/4418 http://fridapeyer.de Der Entwurf zeigt ein Konzept zur Entwicklung neuer Produktions- und Herstellungsprozesse digitaler wissenschaftlicher Publikationen und bietet erste Ansätze einer praktikablen Umsetzung. Das entwickelte Modell für eine modulare Struktur und die Einbeziehung der in den theoretischen Grundlagen ausgearbeiteten Ergebnisse bündeln sich in der Plattform Sciencepub, die es Autoren ermöglicht verlagsunabhängig und im Sinne von Open Access und Open Science eine neue Art des Selfpublishings für wissenschaftliche Arbeiten durchzuführen. Damit wird ein neuer Ansatz für die Publikation digitaler wissenschaftlicher Arbeiten vorgestellt und zeitgemäße Formen der wissenschaftlichen Kommunikation unterstützt. Ein problematischer Punkt ist die Qualitätssicherung – neue Verfahren wie Open Review und Collaborative Review sind noch nicht etabliert. An dieser Stelle bedarf es einer Anerkennung innerhalb der Community und der Voraussetzung, dass restriktive Systeme wie beispielsweise der JIF hinterfragt werden. Eine weitere Hürde, die es noch zu nehmen gilt, ist eine Anwendung des modularen Systems auf umfangreichere Publikationstypen, ob Sciencepub beispielsweise auch für Monografien anwendbar ist gilt es noch herauszufinden. Für Herausgeberbände werden durch die Ermöglichung kollaborativer Arbeitsprozesse und einer detaillierten Versionierung jedoch gute Voraussetzungen geschaffen. Im Entwurf wird deutlich, dass mit Sciencepub auch eine virtuelle Forschungsumgebung bereitgestellt werden kann, in der Wissenschaftler eine Materialsammlung zu ihren Forschungsthemen bündeln und mit anderen Autoren im Sinne der Co-Creation zusammenarbeiten können. Das erarbeitete Konzept gilt es noch detaillierter auszuarbeiten und letztlich technisch zu entwickeln, ein repräsentativer Eindruck kann jedoch schon gewonnen werden. Nicht zuletzt die geführten Interviews verdeutlichen die hohe Relevanz des Themas und die Notwendigkeit von neuen Strategien für zeitgemäßes digitales Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten. 8. Fazit In der vorliegenden Arbeit wurde sich mit dem digitalen Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten auseinander gesetzt. Neben einer umfassenden theoretischen Konzeption wurde ein Modell entwickelt und in ein Entwurfskonzept übersetzt. Ein besonderer Fokus der Arbeit lag auf der Darstellung von Alternativen zu den bisher eher restriktiven Produktionsund Publikationsprozessen und den veränderten Anforderungen an eine Publikation, wenn sie nicht mehr einer Papierlogik folgt. Zunächst wurde herausgestellt, dass die derzeitige Publikationslandschaft im Feld der wissenschaftlichen Arbeiten einer Reformierung bedarf, beispielsweise die Verfahren der Qualitätssicherung und Qualitätsmessung oder die autorenunfreundlichen Verlagsverträge. Es bedarf einer grundsätzlichen Hinterfragung dieser Strukturen und Prozesse. Auch wurde erkannt, dass neue Entwicklungen die neue Alternativen aufzeigen in der wissenschaftlichen Community bisher kaum Anerkennung finden, was sehr oft aus einer fehlenden Kenntnis der Möglichkeiten resultiert. Jedoch ließen sich auch Strömungen wie Open Access oder Open Science identifizieren, die eine immer größer werdende Relevanz verzeichnen können. In der theoretischen Konzeption wurden nicht nur die wissenschaftliche Gemeinschaft und ihre derzeitigen Mechanismen kritisch beleuchtet, sondern auch die Publikationen an sich und ihre Kontexte untersucht. Hierbei wurde deutlich, dass es eine besondere Herausforderung ist, die vorherrschende Papierlogik hinsichtlich ihrer Restriktionen und Dogmen weitestgehend im Bereich der digitalen Publikationen abzulösen und die im Zuge der Digitalisierung bestehenden Möglichkeiten strukturell anzupassen und auszunutzen. Woll zeigt mögliche Zukunftsszenarien der Journale141, einem Hauptkommunikationsmittel der Wissenschaft, auf, die sich auch auf digitale wissenschaftliche Publikationen im Allgemeinen übertragen lassen: „(1) Die elektronische Zeitschrift in der Zukunft wird multimediale und interaktive Elemente aufnehmen und im Vergleich zu den heutigen Zeitschriften einen wesentlichen Mehrwert bieten. Die „digitalen Doppelgänger“ stellen lediglich eine Übergangserscheinung dar (2) Die elektronischen Zeitschriften werden als massgeschneiderte [sic!] Artikelsammlungen nach individuellem Interessenprofil erscheinen (3) Zeitschriften werden durch umfassende digitale Wissensspeicher abgelöst, in denen Artikel einzeln abgelegt werden. (4) Zeitschriftenartikel werden durch dynamische Informationsobjekte ersetzt, die stets den neuesten Wissensstand wiedergeben“ 141 (C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.68f, nach Keller 2001, S.68f) Besonders durch die geführten Interviews, der exemplarischen semiotischen Analyse und der Ansätze und Referenzprojekte ist klar geworden, dass sich nicht nur die Mechanismen ändern sollten, sondern auch die Struktur der Publikationen selbst. Das entwickelte Modell stellt mit Bezug auf die theoretisch gewonnenen Ergebnisse einen Ansatz dar, indem sowohl der Schreiprozess als auch die Produktion und die Distribution wissenschaftlicher Publikationen zusammengefasst und zeitgemäß interpretiert wird. Durch eine modulare Struktur von Forschungsprojekten eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Verbreitung wissenschaftlicher Publikationen und die Kommunikation der Wissenschaftler. Es muss nicht mehr länger verlagsabhängig publiziert werden, sondern Forschungsergebnisse können selbstbestimmt und unter Einbeziehung offengelegter Volltexte, Forschungsdaten und multimedialer Elemente über verschiedenste Kanäle verbreitet werden. Letztlich wurde ein digitales Selfpublishing-Konzept für Wissenschaftler entwickelt, unter Berücksichtigung von Social Media und digitalem Storytelling im Sinne von Open Access und Open Science. In der Entwurfsphase zeigte sich, dass wenn die neue Struktur, die veränderten Veröffentlichungsprozesse und die mit einbezogenen Aspekte des kollaborativen Arbeitens gebündelt werden sollen, die Entwicklung einer zusammenfassenden Plattform nahe liegt. Ein exemplarisches Anwendungsszenario und erste visuelle Entwurfskonzepte der entwickelten Plattform „Sciencepub“ zeigen ein großes Potenzial für bestehende Probleme und restriktive Mechaniken beim Publizieren digitaler wissenschaftlicher Arbeiten eine echte Alternative darzustellen. Ein erster Schritt für eine Umsetzung wurde schon mit der Entwicklung der Vorlage einer wissenschaftlichen Projektdokumentation für die Studierenden der FH Potsdam möglich. Zukünftig gilt es das Modell und die Entwürfe als Projekt anzusehen und Sciencepub weiter zu entwickeln, auszubauen, zu verfeinern und bestenfalls vollständig zu realisieren. Hierfür wurde mit dieser Arbeit ein guter Grundstein gelegt, um gegebenenfalls auch eine Kooperation mit einer Institution oder einem Wirtschaftsunternehmen eingehen zu können. Auch eine weitere theoretische Auseinandersetzung mit dem Projekt, zum Beispiel im Rahmen einer Promotion, ist denkbar. Durch die hohe Relevanz des Themas und der erarbeiteten zukunftsweisenden Inhalte ist die Weiterarbeit an Sciencepub wünschenswert und eine Realisierung kann einen großen Mehrwert für die wissenschaftliche Community und den Umgang mit digitalen wissenschaftlichen Publikationen beinhalten. Als nächster Schritt ist die digitale Veröffentlichung dieser Arbeit nach den selbst erarbeiteten Kriterien und Anforderungen anzusehen, der aktuelle Projektstand kann unter folgenden Adressen abgerufen werden: https://incom.org/projekt/4418 http://fridapeyer.de 9. Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam Parallel zu dem eigentlichen Entwurfsprojekt dieser Arbeit, dem modularen System für wissenschaftliche Publikationen, wurde deutlich, dass auch die Entwicklung einer Strategie für digitales Publizieren an Hochschulen eine hohe Relevanz hat. Wie im Kapitel Hochschulverlage, S. 56 klar wurde fehlen im deutschsprachigen Raum oft Strategien und Umsetzungen für das Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten die im Rahmen einer Hochschule entstanden sind. Die folgende exemplarische Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam soll einen ersten Ansatz und einen schon realisierten Teilaspekt darstellen und richtet sich nicht nur an Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter, sondern besonders auch an Studierende die es gilt frühzeitig in die Mechaniken des Publizierens einzuführen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen ihre Arbeiten selbst zu veröffentlichen. Die hier vorgestellte Strategie entspricht einem aktuellen Arbeitsstand und bedarf noch einer weiteren Ausarbeitung, es ist mir jedoch wichtig erste Denkanstöße und Lösungsansätze aufzuzeigen und eine Sensibilisierung für das digitale Publizieren zu schaffen. Im Rahmen der Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsplattform der FH Potsdam incom (https://about.incom.org) und Prof. Constanze Langer eine wissenschaftliche Projektdokumentation entwickelt. Das ermöglichte eine erste Realisierung der in der Arbeit entwickelten Ansätze. Ziel des Projektes war es Studierende, insbesondere der Studiengänge des Fachbereichs Designs der FH Potsdam, auf eine einfache Art und Weise an das wissenschaftliche Arbeiten heranzuführen und ihnen eine Hilfestellung anbieten zu können. Die Strukturelemente von wissenschaftlichen Publikationen wurden aufgegriffen und für die Anforderungen eines designorientierten Projektes übersetzt. Ich möchte mich an dieser Stelle explizit bei Tina Deiml-Seibt vom Incom-Team und Prof. Constanze Langer für die Projektzusammenarbeit und für die Möglichkeit noch vor Veröffentlichung der eigentlichen Masterarbeit bereits einen Teil der erarbeiteten Ansätze umsetzen zu können bedanken. 142 C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005, S.57f; L. Brown/R. Griffiths/M. Rascoff: University Publishing In A Digital Age, 2007, S.13f; S. Häussermann: Aspekte der Gründung einer Universitätsverlages am Beispiel Heidelberg Heft 255, in: Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität Berlin, 2009 143 L. Brown/R. Griffiths/M. Rascoff: University Publishing In A Digital Age, 2007, S.32 Theoretische Grundlagen für die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie für universitäres Publizieren liefern die Studien von Woll, Brown/ Griffiths/Rascoff und Häussermann.142 Bezogen auf digitale Veröffentlichungen ist die einstimmige Meinung festzustellen, dass eine Beschäftigung und eine Einbindung dieser Thematik von zentraler Relevanz ist. Insbesondere die Integration von Studierenden, die Anreicherung der Publikationen mit multimedialen Inhalten und die Bereitstellung von institutionellen Repositorien werten die Autoren als wichtige Aspekte. Brown, Griffiths und Rascoff geben zusammenfassend folgende Empfehlungen zur Gründung eines Hochschulverlages143: „- Recognize that publishing is an integral part oft he core mission and activities of universities, and take ownership on it - Take inventory oft he landscape of publishing activities currently taking place within your university - Develop a strategic approach to publishing on your campus, including what publication services schould be provided to your constituents, how they would be provided and funded, how publishing should relate to tenure decisions, and a postion on intellectual assets - create the organizational structure necessary to implement this strategy and leverage the resources oft he university - Consider the importance of publishing towards an institution´s reputation, especially when associated with core academic strenghts - Develop online publishing capabilities for backlist and frontlist content and for new emerging formats - Develop a shared electronic publishing infrastructure across universities to save costs, create scale, leverage expertise, innovate, extend the brand of higher education, create an interlinked enviroment of information, and provide a robust alternative to commercial ceompetitors - Commit resources to deliver an agreed strategic plan for scholary communication“ Weitere grundlegende Aspekte finden sich im Kapitel Hochschulverlage, S. 56. Status Quo an der FH Potsdam 144 http://www.fh-potsdam. de/informieren/aktuelles/ news-detailansicht/artikel/ fachhochschule-potsdamgruendet-eigenen-verlag/, zuletzt aufgerufen am 19. Februar 2014) An der FH Potsdam wurde im Sommer 2014 die Gründung eines eigenen Hochschulverlages bekannt gegeben.144 Laut der Aussage von Prof. Dr. Rainer Funke, dem Vizepräsidenten für Forschung und Transer der FH Potsdam, wird der Druck und Vertrieb über eine Kooperation mit dem Münsterländer Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat abgewickelt und die erste Publikation soll Anfang 2015 erscheinen. Eine Strategie für digitale Publikationen liege noch nicht vor und wäre auch erstmal noch nicht geplant. Digitale Veröffentlichungen können jedoch einen großen Mehrwert für den neu gegründeten Verlag erbringen und eine Auseinandersetzung mit digitalen Publikationen im Kontext des Hochschulverlages ist notwendig, eine reine Beschränkung auf Printveröffentlichungen erscheint nicht zeitgemäß und es droht die Gefahr, dass die Publikationen keine angemessene Verbreitung erfahren. Aufbauend auf dem derzeitigen Status Quo möchte im Folgenden einen Vorschlag für eine Strategie im Umgang mit digitalen Publikationen an der FH Potsdam einbringen, denn insbesondere durch das Spektrum des Fachbereichs Design könnten viele Lösungen entwickelt und umgesetzt werden und die Umsetzung kann erhebliche Vorteile mit sich bringen. Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam Organisationsform Die Basisfinanzierung sollte zunächst die Hochschule tragen, langfristig ist eine eigenständige Kostenabdeckung wünschenswert. Wichtig ist eine organisatorische Einbindung innerhalb der Hochschule und eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschulbibliothek. Durch die Fachbereiche Informationswissenschaften und Design ist eine inhaltliche Unterstützung durch wissenschaftliche Mitarbeiter und studentische Hilfkräfte möglich. Qualitätssicherung Die Qualitätssicherung kann weitesgehend von den herausgebenden Professoren, bzw. bei studentischen Publikationen von den betreuuenden Dozenten gewährleistet werden. Auch selbstorganisierte studentische Editionen mit einer Collaborative Review oder einer Open Review wären denkbar. Verlagsprogramm Das Verlagsprogramm sollte eng mit dem Fächerspektrum der FH Potsdam verknüpft sein. Es bietet sich an für die einzelnen Studiengänge Editionen zu etablieren. Interdisziplinäre Publikationen sollten besonders gefördert werden und auch eine spezifische Edition von besonderen Abschlussarbeiten wäre denkbar. Über die digitalen Publikationen und kann ein besonderer Fokus auf die Aspekte des Open Access und Open Science gewährleistet und realisiert werden. Publikationsform Die Abdeckung der Printausgaben läuft wie bisher über die Kooperation mit dem Verlagshaus. Für die digitalen Veröffentlichungen gilt es zeitgemäße Publikationen zu entwickeln, beispielsweise interaktive Pdf´s oder Projektseiten die sich dem modularen System bedienen könnten. Wichtig hierbei ist ein zusammenführender Webauftritt über die Hochschulwebsite. Geschäftsmodell Der Verlag sollte nicht kommerziell arbeiten, laufende Kosten gilt es langfristig über den Verkauf der Publikationen abzudecken. Hierfür könnte die vorhandenen on-demand-Möglichkeites des Kooperationspartners genutzt werden. Gestaltung/Corporate Design Die Gestaltung der Publikationen, die Entwicklung der verschiedenen Editionen und eines eigenständigen Corporate Designs kann innerhalb der Hochschule entwickelt werden und beispielsweise durch Lehrveranstaltungen oder Arbeitsgruppen im Fachbereich Design realisiert und stetig weiterentwickelt werden. Die verschiedenen Editionen sollten sich gestalterisch von einander abgrenzen und die digitalen Publikationen sollten keine Digitalisate der Printexemplare darstellen sondern die Möglichkeiten der digitalen Ausgabemedien ausschöpfen. Eine klare Identifizierung mit der FH Potsdam sollte immer gegeben sein. Autorenbetreuung Die Autorenbetreuung sollte bei Sammelbänden über die Herausgeber gesteuert werden, bzw. innerhalb der Fachbereiche. Langfristig sollten umfassende Leitfäden zur Verfügung gestellt werden die den Autoren eine Orientierungshilfe geben und ein selbstständiges Arbeiten ermöglichen. Outsourcing Außerhalb der Hochschule ist lediglich eine Abdeckung von Herstellung und Vertrieb der Printexemplare über den Kooperationspartner nötig. Alle anderen Prozesse, insbesondere die Produktion der digitalen Publikationen kann hochschulintern realisiert werden. Marketing Eine Einbindung in den Bibliothekskatalog ist von großem Vorteil, auch gilt es eine zusammenführende Plattform für die Publikationen zu entwickeln. Die Verbreitung sollte über sämtliche internen und externen Kommunikationskanäle der Hochschule stattfinden, mit einem Fokus auf Social Media. Besonders durch die digitalen Publikationen könnte ein großer Mehrwert erzielt werden ohne eine erhebliche Neu-Generierung von Inhalten. Mit der Bereistellung einer Vorlage zur wissenschafltichen Projektdokumentation konnte bereits ein erster Schritt hinsichtliche einer digitalen Veröffentlichungsmöglichkeit von wissenschaftlichenn Publikationen der FH Potsdam realisiert werden: (Einschlägiger) TITEL DES PROJEKTES Es geht nicht um kryptische Titel: Klar und deutlich soll der Titel sein, so dass Leser_innen das Projekt gut einordnen können. Gibt es einen „Kunsttitel“, so kann der Untertitel die Klarheit bringen. KURZFASSUNG / ABSTRACT Kurzfassung des Projektes: In wenigen Sätzen wird zusammengefasst, worum es in dem Paper geht. Was ist das Ziel der Arbeit, wie wird vorgegangen, was ist das vorgelegte Ergebnis / Resultat. Oft lesen andere Forscher_innen erstmal nur Abstract, Fazit, Keywords und Quellen — und entscheiden daraufhin, ob das Paper für sie relevant (lesenswert) ist. Von daher hier besonders am Text feilen; viele Schreiber_ innen widmen dem Abstract am Schluss nochmal gesondert Zeit zur Überarbeitung (nachdem sie das Paper geschrieben haben). FACHGRUPPE / GENERAL TERMS Unter welchen Oberbegriffen wird das Projekt in der Community eingeordnet, bzw. in welche Fachgruppe lässt sich das Projekt einordnen? (Interfacedesign, Kommunikationsdesign, Produktdesign) (Author) KEYWORDS Hier finden eigene Keywords — die das Projekt umschreiben — einen Platz. (max.5-8) Ziel des Verschlagwortens ist die bessere Auffindbarkeit für andere Forscher_innen. Es empfiehlt sich daher, solche Begriffe zu nutzen, die der gängigen Fachsprache entsprechen. 1. EINLEITUNG In der Einleitung wird in das Thema eingeführt und die Rahmenbedingungen abgesteckt. Die Forschungsfrage / die Definition des Problems wird vorgestellt. Mögliche Leitfragen können sein: Was ist der Ausgangspunkt? Was ist die Motivation sich gerade dieser Herausforderung / diesem Problem zu stellen? Was ist die Herausforderung für die Idee oder die Designaufgabe? 2. DAS PROJEKT (Hauptteil) Typischerweise ist dieses Kapitel in verschiede Unterpunkte gegliedert. Das Ziel des Projektes wird aufgeführt, es wird dargestellt, wie inhaltlich / methodisch gearbeitet wird und das Ergebnis wird aufgezeigt. 2.1 RELATED WORKS / RECHERCHE Es werden existierende Arbeiten und Erkenntnisse dargelegt, auf die sich das Projekt bezieht: Was sind die Theorien, Modelle, Rechercheergebnisse und / oder Inspirationsquellen, die relevant für das eigene Projekt sind? Die vorgestellten Ansätze werden nicht nur gezeigt sondern auch kritisch reflektiert / analysiert. (Was? & Warum genau das?) 2.2 METHODEN Das Forschungsdesign wird beschrieben = Beschreiben der Vorgehensweise und der angewendeten Methoden mit Begründung (Warum dafür entschieden, es so zu machen?). [z.B. qualitative oder quantitative Datenerhebung, Evaluationsmethodik, Aufbau zum Test von Material (PD: Materialstudien), Kreativprozess etc. ] 2.3 ENTWURF / PROTOTYP / DESIGNVORSCHLAG Der Designvorschlag (Entwurf, Prototyp) wird erklärt. Dabei können grafische Darstellungen, Visualisierungen oder auch Links zu funktionsfähigen Prototypen mit aufgenommen werden. 3. FAZIT Der Designvorschlag (Entwurf / Prototyp) wird im Fazit in Bezug zur Problemstellung diskutiert. Am Ende lohnt sich ein Ausblick, wie das Projekt weitergehen könnte / kann / wird. 4. DANKSAGUNG In der Danksagung werden Personen und Quellen genannt, ohne deren Unterstützung man das Projekt nicht durchführen hätte können. Das können z.B. Kooperationspartner oder bestimmte Datenquellen sein. Für gewöhnliche gute Zusammenarbeit oder den Eltern wird in der Regel hier nicht gedankt … auch wenn sie stets super sind! 5. REFERENZEN / QUELLEN In diesem Teil werden die Referenzen / Quellen dargelegt, die im Text aufgeführt sind. Der Fachbereich Design empfiehlt den Zitierstil nach APA. http://apastyle.org/learn/ 6. APPENDIX / ANHANG Im Appendix / Anhang wird ergänzendes Original-Material aufgeführt, z.B. Fragebögen, empirische Belege etc. Eingebunden in die Kommunikationsplattform der Hochschule, incom, wird die Vorlage wie auf den Abbildungen zu sehen, dargestellt und kann von den Nutzern individuell editiert werden. Viele anwendungsorienterte Funktionen wurden fest implementiert, so zum Beispiel die Möglichkeit mehrere Autoren anzulegen, das Projekt in einen hochschulinternen Kontext einzuordnen oder Materialien und Links hinzuzufügen. Zentral ist die Möglichkeit einer Verschlagwortung des Projektes die eine bessere Auffindbarkeit ermöglicht und zu einer höheren Verbreitung beitragen kann. Die Veröffentlichung findet über incom selbst statt, die Autoren können die Sichtbarkeit individuell einstellen und dem Projekt wird eine feste Domain zugewiesen die verbreitet werden kann. Nach der internen Präsentation der Vorlage war ein sehr gutes Feedback der Nutzer zu verzeichnen und eine Etablierung und Nutzung als Alternative zu der bisher eher künstlerisch-frei veranlagten Projektdokumentation ist wünschenswert. Im Rahmen der Entwicklung der wissenschaftlichen Projektvorlage wurde deutlich, dass eine Abspeicherung der digitalen wissenschaftlichen Projektdokumentation sinnvoll und auch technisch realisierbar ist. Das bietet die Möglichkeit, dass die Studierenden über incom hinaus ihre Veröffentlichungen in Dokumentform verbreiten können. Ein Fokus wurde hierbei auf die Anforderungen von digitalen Publikationen gelegt und eine zeitgemäße moderne Gestaltung. Das umfasst beispielsweise einen einspaltigen Satz, großformatige Bilder, die Möglichkeit Videos einzubinden und den Verzicht auf Fußnoten. Einige Gestaltungsvarianten finden sich in den Abbildungen, eine Umsetzung und weitere Entwicklung dieser Funktion ist im Frühjahr/Sommer 2015 geplant. Damit einhergehend ist die Vorstellung von Beispielprojekten, die detailliert auf die Besonderheiten der einzelnen Studiengänge eingehen. In diesem Zuge gilt es auch einen ausführlichen Leitfaden bereit zu stellen und einzubetten der grundlegende Mechaniken des digitalen Publizierens von wissenschaftlichen Arbeiten anschaulich und einfach anwendbar erklärt. 10. Anhang Abbildungsnachweise Abbildung 1: Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens nach Scholze/Werner Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2635, Abb.248.1 Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens) Abbildung 2: Übersicht des Herstellungsprozesses nach Scholze/Werner Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2638, Abb.248.2 Schematisch vereinfachte Übersicht des Herstellungsprozesses Abbildung 3: beispielhafter RG-Score eines Nutzers von ResearchGate Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015 Abbildung 4: Beispiel eines OP-Tweets Quelle: https://twitter.com/NeurosurgeonX/status/554064422592061440, Tweet erstellt am 10. Januar 2015 15:57 von @NeurosurgeonX, zuletzt aufgerufen am 19. Januar 2015 Abbildung 5: Die unterschiedlichen CC-Lizenzen in der aktuellen Version 4.0 (international) Quelle: http://creativecommons.org/choose/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015, die Icons wurden für eine konforme Darstellung farblich verändert Abbildung 6: ACM Word Template for SIG Sites, Quelle: http://www.acm.org/sigs/publications/proceedings-templates, runtergeladen und zuletzt aufgerufen am 22. Januar 2015 Abbildung 7: Darstellung des von Kircz definierten „Multiple use“ Quelle: J. G. Kircz: New practices for electronic publishing2 – New forms of the scientific paper, in: Learned Publishing, Vol.15, No.1, 2002, S. 29, Figure 1 Multiple Use Abbildung 8: Startseite der Plattform ResearchGate Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015 Abbildung 9: Visuelle Darstellung der Kampagne „Stubentiger-Aktion“ des WWF Quelle: http://www.wwf.de/aktuell/tiger-retten-wwf-stubentiger-aktion, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015 Abbildung 10: Schematische Darstellung des Libroids Quelle: http://libroid.com/libroid/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015 Abbildung 11: Beispiel des ersten veröffentlichten Libroids Quelle: https://itunes.apple.com/de/app/libroid-darwin/id398139056?mt=8, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015 Abbildung 12: Die Grundfunktionen von GitHub Quelle: https://github.com, screenshot erstellt am 27. Januar 2015 Abbildung 13: im Fachbereich Design der FH Potsdam erstellten Literaturliste „Interaction-Design“ auf GitHub Quelle: https://github.com/FH-Potsdam/LW126-reading-list, zuletzt aufgerufen am 27. Januar 2015 Alle anderen Abbildungen, wenn nicht gesondert an dieser Stelle ausgewiesen, wurden sind eigene Darstellungen der Autorin unterliegen ihrem Urheberrecht. Literaturliste Monografien/Akademische Publikationen P. Burke: Die Explosion des Wissens - Von der Encyclopédie bis Wikipedia, Berlin, Verlag Klaus Wagenbach, 2014 Informationswissenschaft, Informationsgeschichte J. Gläser/G. Laudel: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, Wiesbaden, VS-Verlag, 2010 Methoden, Interview, Exploratives Interview, Experten Interview C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter GmbH, 2013 Literaturwissenschaft, Digitalisierung, Buchmarkt, eBook, digitales Lesen S. Häussermann: Aspekte der Gründung einer Universitätsverlages am Beispiel Heidelberg Heft 255, in: Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität Berlin, 2009 http://edoc.hu-berlin.de/series/berliner-handreichungen/2009-255 Hochschulverlage, Open Access, wissenschafltiches Publikationswesen M. Knöchelmann: XML im Publikationsprozess – Veränderte Publikationsprozesse durch medienneutrale Inhaltslagerung mit XML im Bereich Sach- und Fachliteratur, Le publikateur, HTWK Leipzig, 2014 http://www.lepublikateur.de/wp-content/uploads/2014/11/Publizieren-mit-XML_Knoechelmann.pdf XML, digitales Publizieren U. 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Dezember 2014, 10:53, veröffentlicht am 12.09.2009 http://libroid.com Konzept eines Libroids als zeitgemäßes digitales Leseprodukt des Wissenschaftsjournalisten Jürgen Neffe 30.Dezember 2014, 10:45 https://itunes.apple.com/de/app/libroid-darwin/id398139056?mt=8 Jürgen Neffe: Ein Leben - eine Reise, auf Darwins Spuren um die Welt, 2012 30. Dezember 2014, 10:53 http://www.digistory.de Blog über Digitales Storytelling von Simon Sturm, 03. Januar 2015, 14:50 https://www.medienkonvergenz.uni-mainz.de/forschung/lesestudie-unterschiedliche-lesegerate-unterschiedliches-lesen/ Universität Mainz: Unterschiedliche Lesegeräte, unterschiedliches Lesen?, Studienpapier, 2011 21. Januar 2015, 15:20 Uhr http://go-to-hellman.blogspot.de/2015/01/why-github-is-important-for-book.html Eric Hellmann: Why Github is Important für Book Publishing, veröffentlicht am 26. Januar 2015 zuletzt aufgerufen am 27. Januar 2015, 14:11 Uhr Konferenzen/Tagungen/Barcamps S. Schomburg, C. Leggewie, H. Lobin, C. Puschmann (Hrsg.): Digitale Wissenschaft: Stand und Entwicklung digital vernetzter Forschung in Deutschland, 20./21. September 2010, Köln, Beiträge der Tagung, 2011 https://www.hbz-nrw.de/dokumentencenter/veroeffentlichungen/Tagung_Digitale_Wissenschaft.pdf Wissenschaft im Dialog gGmbh: Barcamp „Gesellschaft 2.0 – Und was kommt dann“ Dokumentation vom 13./14. Juni 2014 Wissenschaft im Dialog gGmbh: Barcamp „Wissenschaft 2.0 – Forschung neu denken“ Dokumentation vom 17./18. Oktober 2014 Details der Methoden Interview-Leitfaden Wissenschaftler/Autoren/Doktoranden In welchem Umfang/welchem Fach und welcher Art (Monografie, Fachzeitschrift, Konferenz, digital) wurde schon publiziert? Prozess Wie wurde die Publikation geschrieben? Wieviele Co-Autoren/Lektoren waren involviert? Gab es einen Gestalter? Mit welchen Programmen wurde hauptsächlich gearbeitet? (Zur Textverarbeitung, Lektorat, Kollaborative Tools, Gestaltung) Erfahrungen Distribution War ein Verlag involviert? Inwieweit hat der Verlag eingegriffen? (Besonders in der Gestaltung der Veröffentlichung – meint auch die Textmenge) Wurde schon digital, bzw. für eine digitale Plattform publiziert? Wenn ja, in welcher Form und wie ist es gelaufen? Wenn nein, warum nicht? Haltung Wie werden die Gefahren des digitalen Publizierens eingeschätzt? Was könnten Potenziale sein? Braucht beispielsweise ein Paper für eine Konferenz genaue formale Richtlinien? Inwieweit sollte eine Publikation mit dem Internet verknüpft sein, bzw. sollte es spezielle Online-Tools geben? Input Was macht eine gute Publikation aus? (besonderer Fokus auf Gestaltung, oder ist diese gar völlig egal?) Gibt es Beispiele die dem Interviewten einfallen? Was waren „grausame“ Erlebnisse? Interviewleitfaden Experten Vorstellung der Person (Position, Aufgabenfelder, Initiativen) Ulrich Herb (Durchgeführt am 10.11.2014) Was sind derzeitige Probleme im Open-Access-Prozess? Wie gestalten sich derzeitige Kostenmodelle? Was wird es für Neuerungen geben? Selfpublishing für Wissenschaftler? Ob & Wie könnte man sich das vorstellen? Was wären Chancen / Gefahren? (beispielsweise in Bezug zum Impactfactor) Gehen DOI´s eigentlich auch für Verlags-/Datenbankunabhängige Publikationen? Wie wird die zukünftige Arbeit mit SocialMedia- und Storytelling-Elementen eingeschätzt? Stichwort Papierlogik digitaler Dokumente Inwieweit sieht er Chancen für eine angepasstere Gestaltung digitaler Dokumente? Michael Barton (Durchgeführt am 14.11.2014) Produktionsablauf digitaler Publikationen Was gibt es für unterschiedliche Formate? & wie werden diese eingesetzt? Digitalisiert vs. Digital Wie ist der Workflow zwischen Wissenschaftlern und Verlag? Anreicherung der Publikationen mit multimedialen Inhalten (Stichworte: enhanced Publishing, Storytelling) Neue Projekte? (Open Access, Open Data) Wie positioniert Springer sich und wie wird damit umgegangen? Wie ist das Leseverhalten? Wird noch ausgedruckt oder digital gelesen? Interview-Transkripte und Auswertung der Cultural Probes Die im Rahmen der Arbeit geführten Interviews liegen in grob bereinigter Form als Transkripte und als Sounddateien vor. Die Offenlegung der Forschungsdaten ist Teil des Konzeptes der Arbeit. Um Ressourcen zu schonen sind die transkribierten Volltexte in der Druckversion auf der beiliegenden CD-ROM zu finden. Im Rahmen der Präsentation der Arbeit im März 2015 werden die Transkripte der Interviews, sowie die visualisierten Ergebnisse aus den Cultural Probes in gesonderter Form veröffentlicht, können danach bei der Autorin angefordert werden und werden in Teilen innerhalb der digitalen Veröffentlichung verarbeitet. Ich möchte Prof. Dr. Frank Heidmann und Prof. Constanze Langer sehr für die Betreuung meiner Arbeit, ihren Input und ihr Verständnis danken. Ein großer Dank gilt auch meinen Interviewpartnern Prof. Dr. Harald Mieg, Sebastian Meier, Lisa Andergassen, Prof. Dr. Marian Dörk, Ulrich Herb und Michael Barton. Ein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Marian Dörk für das Bereitstellen seiner Publikation und Tina Deiml-Seibt von incom für die Zusammenarbeit an der Vorlage für eine wissenschaftliche Projektdokumentation. Ein besonderer Dank für bedingungslosen Rückhalt und Unterstützung gilt meiner Familie: Conrad Bürger, Lisa Peyer, Marc Partetzke, Ina Peyer, Falk Peyer und Gabriele Hamm Die Masterarbeit „digital [neu] strukturiert - Wissenschaftliches Publizieren im Wandel “ von Frida Peyer (Matrikel- Nummer: 9995) ist im Zeitraum Juli 2014 bis Februar 2015 im Fachbereich Design an der Fachhochschule Potsdam entstanden. Betreuung: Prof. Frank Heidmann und Prof. Constanze Langer Gestalterisches Konzept, Satz & Gestaltung: Frida Peyer Auflage: 5 Exemplare Druck: http://zeitdruck.berlin Papier: Munken Lynx rough in unterschiedlichen Grammaturen Schriften: Avenir Next, The Sans Die vorliegende Arbeit unterliegt dem Urheberrecht von Frida Peyer. Für Anfragen, Nutzung und Verwertung der Inhalte auf kommerzielle Art und Weise ist eine Autorisation seitens der Urheberin erforderlich. Frida Peyer www.fridapeyer.de [email protected]
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