hamburg regional ver.di publik 03 · 2015 impressum: VERANtwoRtlich: VER.Di-lANDEsbEziRK hAMbURg, bEsENbiNDERhoF 60, 20097 hAMbURg. YAsEMiN tAsKEsEN, tEl. 040 / 2858-1140, www.hAMbURg.VERDi.DE 7 Völlig unter Wert bezahlt beraten, erziehen, betreuen, pflegen, fördern – und noch vieles mehr. Die aufgaben im sozial- und erziehungsdienst sind vielfältig, aber eins haben sie alle gemeinsam: Der mensch steht im mittelpunkt. tagtäglich geben die beschäftigten dort ihr bestes, damit unsere gesellschaft eine gemeinschaft bleibt. Wenn die Politik zudem die Qualitätsstandards anhebt, muss sie auch bereit sein, besser zu bezahlen. und das fordern die beschäftigten jetzt, verständlicherweise. es geht bei den derzeitigen Verhandlungen im sozial- und erziehungsdienst um die aufwertung von sozialen berufen und den anstoß einer gesellschaftlichen Debatte darüber, wie soziale berufe in Zukunft gesellschaftlich eingeordnet werden sollen. Mehr als 2 000 Beschäftigte streikten am 7. April in Hamburg nicht einfach ein job in den vergangenen Jahren ist die Kinderbetreuung in Deutschland erheblich ausgebaut worden. und je mehr das geschieht, umso mehr wird von denen verlangt, die diese betreuung übernehmen: sie sollen, wenn die Kinder schon auf die eltern verzichten, besser sein als diese. sie sollen stets gelassen und fröhlich sein, sie sollen beurteilungsbögen führen, förderpläne ausarbeiten und eltern-Kind-gespräche leiten, als wären sie angestellte der Personalabteilung. sie sollen darauf achten, dass jedes Kind nach dem mittagessen die Zähne putzt, kein muslim schweinefleisch isst und kein Vegetarier knochenmehlhaltige gummibärchen. erzieher/innen sollen auseinandersetzungen zwischen eltern moderieren können und sie sollen, vor allem, ihre arbeit mit leidenschaft tun, denn wer mit Kindern arbeitet, macht ja nicht einfach einen Job. nils asmussen (30), erzieher im Hamburger Waldkindergarten, sagt: „ich liebe es, die Kinder beim entdecken und erleben des alltäglichen zu begleiten und es für sie begreifbarer zu machen“. aber, fügt er hinzu, „es gibt im arbeitsalltag sehr wenig raum, um auf die Probleme, themen und besonderheiten der Kinder einzugehen.” oftmals sei es nur möglich, von einem Kind zum anderen zu hetzen, das Wichtigste zu klären und die büroarbeit zu erledigen. falle dann noch jemand durch Krankheit oder urlaub aus, gebe es keine Vertretung. „stattdessen werden zwei grup- Nils Asmussen Gabriele Marquardt pen zusammengelegt oder wenn möglich, eltern zur unterstützung eingebunden,” sagt asmussen. „Das macht nicht nur unzufrieden, das geht auch mir als jungem menschen an die substanz.” wo viele menschen wegschauen, beginnt ihr job: soziale dienste sozialarbeiter/innen und sozialpädagog/innen sind immer dann da, wenn Kindern, Jugendlichen oder erwachsenen ihre Probleme über den Kopf wachsen. gabriele marquardt, 59 Jahre alt und von beruf sozialpädagogin in der ambulanten sozialpsychiatrie (AsP), sagt: „Die sparpolitik des Hamburger senats macht sich insbesondere in gestiegenen arbeitsanforderungen bei reduziertem Personalschlüssel und absehbar veränderter Personalstruktur bemerkbar.” Das Moana Kahrmann heiße: „erhöhung der Klientenzahl pro mitarbeiter/in, sozialräumliche Öffnung mit dem anspruch, zusätzliche offene, niederschwellige angebote vorzuhalten, ein Druck, chronisch schwer erkrankte menschen in gruppenangebote, am liebsten verstärkt in den sozialraum hinein zu vermitteln und vieles mehr.“ in der Konsequenz führt die sparpolitik des Hamburger senats somit dazu, dass die Qualität der betreuungsleistung perspektivisch schrittweise abnehmen wird und der Druck auf die beschäftigten weiter steigt. ob die zuletzt geforderte inklusion so gelingen kann, ist mehr als fraglich. man weiß nie, was einen am tag erwartet Die entscheidung für den erzieher/innenberuf hat die 24-jährige moana Kahrmann bis jetzt nicht bereut. „Die arbeit ist spannend und abwechslungsreich, man weiß nie genau, was einen am tag erwartet.“ einen Haken hat das ganze jedoch: Die ausbildung wird nicht vergütet. „Viele meiner mitschülerinnen müssen neben 35 ausbildungsstunden wöchentlich zusätzlich arbeiten, um sich über Wasser zu halten. ich denke, dass die fehlende ausbildungsvergütung und die geringe bezahlung – sei es in der Pflege, assistenz oder eben in der erziehung – sich in eine Politik einreiht, die den sozialen sektor immer wieder vernachlässigt. und das ist ein unzumutbarer Zustand.“ unter anderem auch deshalb haben sich schüler/innen der Hamburger fachschulen für sozialpädagogik zusammengeschlossen, um für bessere ausbildungsbedingungen und vor allem für eine ausbildungsvergütung zu kämpfen. „es ist an der Zeit, dass auf politischer ebene gehandelt wird und die bezahlung der sozialen berufe sich an dem Wert ihrer arbeit für die gesellschaft, in der wir leben, orientiert. auch wenn mir bewusst ist, dass dieser Wert unbezahlbar ist, sollten menschen, die diesen beruf ausüben, sich zumindest niemals gedanken darüber machen müssen, wie sie sich im alltag über Wasser halten können oder wie sie ihre rente finanzieren sollen.“ Die beispiele zeigen: Die anforderungen an die sozial- und erziehungsberufe sind stark gestiegen – im gegensatz zu den entgelten. mehr Wertschätzung ist es daher, was die beschäftigten in den sozial- und erziehungsberufen einfordern – und Wertschätzung drückt sich auch in der bezahlung aus. ver.di will eine Verbesserung der eingruppierung der beschäftigten, sodass eine erhöhung der einkommen von durchschnittlich zehn Prozent wirksam würde. Die arbeitgeber erkennen zwar die bedeutung und die unverzichtbarkeit der arbeit im sozial- und erziehungsdienst an, sehen aber dennoch keinen grund für eine bessere bezahlung. ohne den weiteren massiven Druck der beschäftigten werden die arbeitgeber nicht zu einer aufwertung bereit sein. Die beschäftigten streiken dafür, und sowohl Politiker als auch eltern haben Verständnis dafür. Viele Politiker, eltern und gewerkschafter sind sich einig: sie sollen mehr verdienen. Jetzt müssen sich nur noch die arbeitgeber bewegen. f o t o s : D Pa P i c t u r e a l l i a n c e ; V e r . D i H a m b u r g sozial- und erziehungsberufe – Pädagogische Höchstleistungen für zu wenig Geld 11. juni, 19 uhr 30: Wer rettet Wen? filmvorführung mit der filmemacherin leslie franke. ver.di-frauen in Kooperation mit DENKtRÄUME, Hamburger frauenbibliothek, grindelallee 43, eintritt frei, spende erwünscht. ver.di Jugend (U28) lädt ein 27. mai, 9 bis 16 uhr: JAV-infotagung – tarifverträge: in den nachrichten werden tarifverhandlungen immer mit fähnchen und streiks dargestellt. Doch was und vor allem welche menschen stecken eigentlich dahinter? mehr infos unter [email protected] | für JAVen: freistellung vom arbeitgeber möglich. anmeldung bis zum 21. mai 2015. 17. und 20. juni, 18 uhr: meet your lokal union: offenes Verbindungstreffen für azubis, JAVen und junge beschäftigte. ort: Jugendraum des gewerkschaftshauses, besenbinderhof 60. Für Aktive und Interessierte 19. juni, 11 uhr: Werksbesichtigung a 380 airbus mit führung, Kosten 30 € für rentner/innen, 33 € für nichtrentner/innen, bitte überweisen. 25. juni, 10 uhr 45 uhr: museumshafen oevelgönne. rundgang durch den museumshafen mit besichtigung des feuerschiffs „elbe 3“. Kosten für die führung 3/4 € bar. montags u. mittwochs 10 bis 13 uhr, tel. 28 58 13 41; im internet http://senioren.hamburg.verdi.de Freie und Selbstständige Kurze Wege für Veränderungen angucken und sehen, wie in den strukturen gearbeitet wird. ich hoffe darauf, möglichst viele ideen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen entwickeln zu können. grundsätzlich möchte ich unbedingt dazu beitragen, dass ver.di in den betrieben und Dienststellen als eine unterstützung zur selbsthilfe begriffen wird. sicherlich ist hauptamtliche unterstützung aus dem gewerkschaftshaus wertvoll und hilfreich, im betrieb müssen unsere mitglieder aber Verantwortung übernehmen und möglichst viele ihrer Kolleginnen und Kollegen motivieren, sich gemeinsam eigenständig stark zu machen. ver.di publik – Du bist zukünftig auch für die Jugend und den Jungerwachsenenbereich zuständig. Hier schaffen wir es nach wie vor nicht, wieder an Stärke zu gewinnen. Was könnten richtige Ansätze sein? goldschmidt – ich denke, dass ein ansatz im Jugendbereich auch eine stärkere Präsenz von uns an schulen und berufsschulen sein kann. Wir müssen unsere inhalte und guten argumente möglichst rechtzeitig an Jugendliche Sandra Goldschmidt herantragen. Die übliche sozialisation der Vergangenheit, bei der jungen menschen in den arbeitnehmerfamilien die gewerkschaft nahegelegt wurde, hat sich leider verändert. als zweiten Punkt würde ich mir eine noch stärkere einbindung der jüngeren mitglieder in ihre betrieblichen interessensvertretungen und fachbereiche bei ver.di wünschen. nicht selten sind junge menschen bei uns aktiv, kriegen aber keinen richtigen Zugang zu ihren gewerkschaftlichen strukturen und gremien, wie beispielsweise den tarifkommissionen. ver.di publik – Hamburg ist als Landesbezirk der einzige „Stadtbezirk“ bei ver.di. Siehst du darin mögliche Chancen? goldschmidt – ich komme aus einem großen flächenbezirk, in dem Hauptund ehrenamtliche bis zu vier stunden anreisezeit haben, um an einer gremiensitzung oder betriebsversammlung teilzunehmen. Das ist hier nicht der fall. Hamburg hat gute bedingungen um gemeinsam etwas zu verändern. Der Weg in die betriebe, aber auch zur Politik, ist wesentlich kürzer als woanders. f oto : K ay H e r s c H e l m a n n hamburg – Sandra Goldschmidt sieht gute Bedingungen, im Landesbezirk Neues zu entwickeln ende februar wurde sandra goldschmidt neben Petra reimann zur stellvertretenden landesbezirksleiterin von ver.di Hamburg gewählt. Die 39-jährige mutter von drei Kindern war zuvor leiterin des ver.di-fachbereiches sozialversicherungen in niedersachsen-bremen und ist momentan dabei, mit ihrer familie nach Hamburg zu ziehen. ver.di publik – Sandra, wie sieht dein neuer Zuständigkeitsbereich als stellvertretende Landesbezirksleiterin aus? sandra goldschmidt – mein schwerpunkt ist unter anderem der bereich mitglieder- und organisationsentwicklung, also alles, was sich unter dem begriff „Perspektive 2015“ tummelt. gemeint ist damit ein Projekt, mit dem sich ver.di bundesweit umstrukturiert, damit wir unsere Kraft als gewerkschaft zukünftig effektiver nutzen. Das beinhaltet auch den bereich der rechtsberatung. außerdem bin ich für die bereiche frauen und Jugend zuständig. ver.di publik – Was sind deine Ideen für die neuen Aufgabenfelder? goldschmidt – ich möchte mir den Hamburger landesbezirk erst einmal Filmvorführung 28. mai 2015, 19 bis 21 uhr 15: marktanalyse – Wie finde ich meine Kunden? bin ich im richtigen marktsegment unterwegs, stimmt mein Verbreitungs-, fach- oder themengebiet? Weiß ich, was meine Kunden wollen und warum gerade von mir? referent: christian braun, berater und coach, beratungsbüro tiedemann & braun gbr. 10. juni 2015, 17 bis 19 uhr 15: „Durststrecke und Vogelstrauß? nicht mit mir!“ finanziell wird es schon mal eng. Das ist normal und gehört zur freiberuflichkeit dazu. es kommt darauf an, das richtige zu tun. Die referentin Heike oetjen berichtet dazu aus den erfahrungen der „Firmenhilfe” zeigt typische fehler auf, die bei einem finanziellen engpass gemacht werden – um sie zu vermeiden. 7. juli 2015, 19 bis 21 uhr 15: Wer neue Kunden und Projekte gewinnen möchte, braucht für die übersichtliche Verwaltung der aktivitäten die richtigen Werkzeuge. Wir zeigen, wie man akquise professionalisieren kann und was wichtig ist, um dabei nicht den faden zu verlieren. referent: Holger ahrens, socialmedia-berater & trainer. anmeldung unter: www.freie.hamburg.verdi.de/veranstaltungen Seniorinnen und Senioren monatliche mitgliedertreffen der fachbereiche 1, 4, 5, 8, 12, 13 am 13. mai und 10. Juni, jeweils 10 uhr 30 bis 13 uhr, raum st. georg: infos, referate und news am besenbinderhof 60, tel. 040 / 2858-1344 www.senioren.hamburg.verdi.de Schneller und einfacher ans Ziel. Mit diesem QR-Code zur Internetseite von ver.di-Hamburg
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