Wachstum zieht an, Euphorie bleibt aus Ergebnisse der DIHK-Konjunkturumfrage bei den Industrie- und Handelskammern Frühsommer 2015 2 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 Mit der aktuellen Auswertung „Wachstum zieht an, Euphorie bleibt aus“ präsentiert der DIHK die Ergebnisse seiner aktuellen Konjunkturumfrage bei den Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland. Die Umfrage wurde erstmals im Herbst 1977 durchgeführt (bis Frühsommer 2013 unter dem Titel „Wirtschaftslage und Erwartungen“). Seit dem Jahr 2000 findet sie dreimal, bis dahin zweimal pro Jahr statt. Grundlage für die DIHK-Ergebnisse sind Befragungen der Unternehmen durch insgesamt 80 IHKs. Diese befragen jeweils eine repräsentative Auswahl von Mitgliedsunternehmen. Im Frühsommer 2015 haben sie wiederum mehr als 23.000 Antworten ausgewertet. Die regionalen Auswertungen der IHKs können Sie auch im Internet unter www.dihk.de/konjunktur abrufen. Die Antworten verteilen sich auf die Industrie (28 Prozent), die Bauwirtschaft (sieben Prozent), den Handel (22 Prozent) und die Dienstleistungen (43 Prozent). Ein besonderes Merkmal der DIHK-Umfrage ist die Unterscheidung der Unternehmenseinschätzungen nach Regionen. Dabei werden dem Norden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dem Westen die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet. Die Umfrage hat von Ende März 2015 bis Anfang Mai 2015 stattgefunden. Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation – Berlin 2015 3 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 Inhalt Konjunktur in Deutschland auf einen Blick 04 Geschäftslage 07 Geschäftserwartungen 15 • DIHK-Konjunkturklimaindikator Exporterwartungen • Entwicklung einzelner Zielregionen 26 27 34 Investitionsabsichten 39 Beschäftigungsabsichten 49 Konjunktur in den Regionen 59 • Norden 61 • Osten 64 • Süden 67 • Westen 70 IHK-Konjunkturumfragen 73 Anhang 74 • Fragebogen 75 • Zeitreihen der DIHK-Umfragen 76 Impressum 82 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 Deutschlands Konjunktur auf einen Blick Frühsommer 2015 Geschäftslage D ie Lageeinschätzung der Unternehmen verbessert (Anteile in %) sich im Frühsommer 2015 nicht weiter. Rund laufen 41 gut die Geschäfte in der Bauwirtschaft. Die Stimmung in 50 befriedigend der Industrie hellt sich dank besserer Auslandsgeschäfte 9 schlecht und der guten inländischen Konsumnachfrage auf. Beschäf tigungszuwächse, Lohnsteigerungen und nied2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 rige Preise schaffen Kaufkraft. Dies sorgt auch für eine spürbare Belebung im Handel. Vielen Dienstleistern kommt dies ebenfalls zugute, allerdings überwiegen in diesem Sektor insgesamt die bremsenden Faktoren – gerade in Sparten, die sich seit zwei Jahren eher um steigende Kosten als um die Nachfrageentwicklung sorgen. Geschäftserwartungen D ie Unternehmen blicken zunehmend optimistisch (Anteile in %) auf die kommenden Monate. Die Geschäftserwartungen 26 besser verbessern sich im Frühsommer spürbar, am stärksten in gleich 61 der Bauwirtschaft. Sie profibleibend tiert besonders von den an13 haltenden Niedrigzinsen. Der schlechter weiterhin güns tige Ölpreis und der schwache Wechsel2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 kurs nutzen zudem der Industrie, deren Erwartungen ebenfalls steigen. Die höhere Kaufkraft belebt die Zuversicht der Handelsbranchen. Bei den Dienstleistern gewinnen die Optimisten zwar gleichfalls an Gewicht, allerdings bremst in diesem Sektor vielfach die Verschlechterung einiger Rahmenbedingungen, etwa der Mindestlohn oder die steigenden Bürokratiebelastungen. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 Exporterwartungen D ie Exporterholung gewinnt allmählich an (Anteile in %) Fahrt. Die Euro-Schwäche begünstigt Ausfuhren in höher 31 Drittstaaten. Zudem bleibt die Wirtschaft in den Längleich 59 dern der Eurozone auf dem bleibend Erholungspfad. Gerade diese wichtigen Abnehmerlän10 geringer der setzen wieder verstärkt auf deutsche Erzeugnisse. 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Robust zeigt sich die Wirtschaft in den USA. Weiterhin große Sorgen bereitet deutschen Unternehmen die Entwicklung in Russland; zumindest zeichnet sich hier allmählich eine Bodenbildung bei den Erwartungen der Unternehmen ab. In China dämpfen wirtschaftspolitische Reformen das Wirtschaftswachstum. Dies dürfte mit einem geringeren Anstieg deutscher Exporte einhergehen. Investitionsabsichten D ie Investitionsabsichten hellen sich in allen Sek(Anteile in %) toren der Wirtschaft auf. Verbesserte Absatzperspek27 höher tiven im In- und Ausland erlauben derzeit eine exgleich pansivere Planung. Dies ist 58 bleibend freilich auch Sondereffekten wie den Niedrigzinsen und 15 geringer den gesunkenen Ölpreisen zu verdanken. Der Anstieg der Investitionspläne bleibt 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 noch immer etwas hinter der Dynamik der Geschäftserwartungen zurück. In der Industrie wollen Vorleister und Konsumgüterhersteller mehr investieren. Beim Bau setzt vor allem der Hochbau auf neue Kapazitäten. Die Finanzierungsbedingungen sind für Unternehmen, die mehr investieren wollen, weiterhin ausgesprochen günstig. Beschäftigungsabsichten D ie Unternehmen stellen weiter ein. Bau und Han(Anteile in %) del schrauben ihre Beschäftigungspläne wieder nach 17 höher oben. Die Industrie zeigt sich weiterhin expansiv. gleich 71 Zurückhaltend zeigen sich bleibend allerdings erneut die Dienst12 leister – die zuvor langjähgeringer riger Beschäftigungsmotor waren. Insgesamt halten die 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Beschäftigungspläne mit der Entwicklung der Geschäftserwartungen nicht ganz Schritt. Die Einstellung zusätzlichen Personals wird von wachsendem Fachkräftemangel gebremst. Das Risiko erreicht den höchsten Wert seit Befragungsbeginn 2010 – trotz steigender Löhne. Dies trägt neben dem Mindestlohn maßgeblich dazu bei, dass das Arbeitskostenrisiko auf Rekordniveau liegt. Geschäftslage 8 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 – Geschäftslage Atempause für den Moment Die Lageeinschätzung der Unternehmen verbessert sich im Frühsommer 2015 unter dem Strich nicht weiter. Rund laufen die Geschäfte in der Bauwirtschaft. Die Stimmung in der Industrie hellt sich dank besserer Auslandsgeschäfte und der guten inländischen Konsumnachfrage auf. Beschäftigungszuwächse, Lohnsteigerungen und niedrige Preise schaffen Kaufkraft. Dies sorgt auch für eine spürbare Belebung im Handel. Vielen Dienstleistern kommt dies ebenfalls zugute, allerdings überwiegen in diesem Sektor insgesamt die bremsenden Faktoren. Vor allem im Gastgewerbe und bei anderen personenbezogenen Dienstleistern trübt sich die Lageeinschätzung mittlerweile ein – Sparten, die sich seit zwei Jahren eher um steigende Kosten als um die Nachfrageentwicklung sorgen. Konsum beflügelt Wirtschaft … Die Lageurteile fallen alles in allem unverändert gut aus. Lediglich neun Prozent der Unternehmen schätzen ihre aktuelle geschäftliche Situation als „schlecht“, aber immerhin 41 Prozent als „gut“ („befriedigend“: 50 Prozent) ein – die Anteile verharren bei den Vorumfragewerten. Eine solche Atempause hatten bereits die verhaltenen Geschäftserwartungen in der Vorumfrage signalisiert. Das Wachstum war zuletzt vor allem durch den Konsum geprägt. Beschäftigung und Löhne sind gestiegen, während die Unternehmen die Preise stabil gehalten haben – das Konjunkturprogramm „Ölpreiseinbruch“ kommt in erster Linie den Verbrauchern zugute. … Wechselkurs überdeckt Schwächen Der resultierende Saldo von 32 Punkten bleibt damit seit Jahresbeginn 2014 auf hohem Niveau weitgehend stabil. Zum Vergleich: Der Höchstwert aus den Jahren 2011/12 liegt mit 37 Punkten nicht viel höher, der Schnitt seit 2003 liegt bei 18 Punkten und der seit 1991 sogar nur bei acht Punkten. Zwar kommt hier die noch immer hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zum Ausdruck. Allerdings beruht die Stärke - nach dem Anstieg der Arbeitskosten und zunehmenden Regulierungs- und Bürokratielasten - vor allem auf dem schwachen Euro; alles andere als eine langfristig stabile Grundlage. Geschäftslage der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 gut befriedigend schlecht Saldo 32 38 41 42 40 41 41 53 51 50 49 51 50 50 15 11 9 9 9 9 9 17 27 32 33 31 32 32 9 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 – Geschäftslage Geschäftslage der Unternehmen - Angaben in Punkten 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 Saldo Langjähriger Durchschnitt = 8 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1992 1993 -40 Industrie kann Aufwärtstrend stabilisieren Zum zweiten Mal in Folge verbessern sich die Lagebewertungen im Verarbeitenden Gewerbe. Der Antwortsaldo klettert erneut um zwei auf nunmehr 32 Punkte. Gegenüber dem Herbst 2014 sorgt zum einen der Preisrückgang bei Öl und weiteren Rohstoffen kostenseitig für Entlastung, den Endkunden im In- und Ausland verschafft er somit zusätzliche Kaufkraft. Zum anderen lässt der schwächere Euro die preisliche Wettbewerbsfähigkeit ein Rekordniveau erreichen. Von diesen Faktoren profitieren Hersteller von Vorleistungs- und von Konsumgütern wegen ihrer höheren Rohstoffintensität und ihrer preiselastischeren Nachfrage stärker als Investitionsgüterproduzenten. Insgesamt holt die Binnenindustrie im Frühsommer 2015 sogar etwas gegenüber den Exportbetrieben auf (Saldoanstieg um vier auf 28 Punkte bzw. um einen auf 33 Punkte). Die Weltkonjunktur hat bisher noch nicht richtig Tritt gefasst – vor allem weil Schwergewichte wie die USA und China zuletzt einen Gang zurückgeschaltet haben. Beim Russlandexport ist die Talsohle noch nicht erreicht. In der Eurozone hingegen kräftigt sich die Erholung. Vorleister profitieren Bei den Vorleistern fällt die Verbesserung am stärksten aus (Saldoanstieg von 27 auf 32 Punkte). Vor allem in der Metallerzeugung und im Holzgewerbe überwiegen die positiven die negativen Einschätzungen mittlerweile wieder deutlich – per saldo um 22 bzw. um 21 Punkte (Vorumfrage: neun bzw. fünf Punkte). Weiter verbessert zeigen 10 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 – Geschäftslage sich auch die Lagebeurteilungen in der Chemie sowie in der Gummi- und Kunststoffindustrie (Saldoanstieg um fünf bzw. um sieben auf jeweils 41 Punkte). Leichter Rücksetzer bei Investitionsgüterherstellern … Im Investitionsgütersegment trübt sich die gute Stimmung vom Jahresbeginn etwas ein. Die Nachfrage nach Kapitalgütern ist weniger preissensibel und in besonderem Maße von einer guten Weltkonjunktur abhängig, die zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Der Lagesaldo in der gesamten Hauptgruppe sinkt leicht von 35 auf 33 Punkte. Unter Herstellern von Sonstigen Fahrzeugen und von Maschinen fallen die Lagebewertungen nicht mehr ganz so gut aus wie in der Vorumfrage (Saldorückgang von 49 auf 39 Punkte bzw. von 32 auf 30 Punkte). Auch Unternehmen aus binnenorientierten Investitionssparten machen leichte Abstriche bei ihren Lageeinschätzungen. In der Maschinenreparatur und -installation sinkt der Antwortsaldo von 43 auf 40 Punkte, im Investitionsgüterleasing von 32 auf 20 Punkte. … KFZ und Gesundheit können sich abkoppeln Besser bewerten hingegen Hersteller von Kraftfahrzeugen ihre aktuelle Geschäftslage. Ihr Geschäft ist stark von der Nachfrage privater Haushalte geprägt. Auch in der Medizintechnik (Saldoanstieg von 41 auf 44 Punkte) folgt die Geschäftsentwicklung weniger dem globalen Investitionszyklus. Vielmehr dominiert hier der stabile Trend höherer Ansprüche an die Gesundheitsversorgung. Dies spiegelt sich auch in der guten, weiter verbesserten Lagebewertung der Pharmahersteller wieder (Saldoanstieg von 38 auf 49 Punkte). Konsumbranchen: Rund in der Industrie … Insgesamt hellt sich die Stimmung unter den Konsumgüterproduzenten weiter auf. Der Saldo in dieser Hauptgruppe steigt langsam, aber kontinuierlich um einen auf 28 Punkte. Damit liegt er mittlerweile 15 Punkte über seinem Durchschnitt seit 2003 (Industrie insgesamt: um zwölf Punkte). Vor allem Hersteller von Möbeln (Saldoanstieg von 24 auf 39 Punkte) und von Bekleidung (Saldoanstieg von 17 auf 31 Punkte) bewerten ihre aktuelle geschäftliche Situation deutlich besser als noch zu Jahresbeginn. Produzenten von Lederwaren sowie von Schmuck, Musikinstrumenten, Sportgeräten oder Spielwaren machen zwar Abstriche, freilich ausgehend von hohem Niveau (Saldorückgang von 39 auf 20 Punkte bzw. von 37 auf 25 Punkte). Unter dem Strich können die heimischen Produzenten von der gewachsenen Kaufkraft hierzulande profitieren. Beschäftigungs- und Lohnzuwächse, die vor allem ölpreisbedingt niedrigen Preise und zumindest kurzfristig auch steigende Sozialleistungen, insbesondere bei der Rente, liefern Konsumimpulse. … Dienste überraschen negativ In den meisten anderen Konsumsparten sorgen diese Rahmenbedingungen im Frühsommer 2015 allerdings nicht für bessere Lagebeurteilungen. Dabei deutet sich das Muster an, dass vor allem jene Branchen Abstriche machen, die sich eher um steigende Arbeitskosten als um die Nachfrageentwicklung sorgen: Im Gastgewerbe sackt der Antwortsaldo von 34 auf 26 Punkte. Besonders deutlich verschlechtert sich die Stimmung unter den sonstigen personenbezogenen Dienstleister wie Wäschereien, Frisörsalons, Saunen und Solarien (Saldorückgang um zwölf auf 28 Punkte). Unter den Reisevermittlern und in der Freizeitwirtschaft, zu der z. B. Fitnessstudios zählen, trübt sich die Stimmung ebenfalls ein (Saldorückgang um jeweils zwei auf 29 bzw. auf 33 Punkte). In allen diesen Sparten haben sich die Betriebe zuletzt deutlich stärker um 11 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 – Geschäftslage ihre Arbeitskosten und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gesorgt als um die Nachfrage. Gemischtes Bild im Service-Sektor Die Stimmungseintrübung erfasst auch die Finanzdienstleister (Saldorückgang von 45 auf 41 Punkte). In der Versicherungswirtschafft rutschen die Lagebewertungen per saldo sogar auf einen Tiefstwert seit 2009 (27 nach zuvor 49 Punkten), insbesondere bei den Lebensversicherern trübt sich die Stimmung merklich ein. Das niedrige Zinsumfeld stellt die Versicherer, aber auch die Banken vor Herausforderungen. Im Kreditgewerbe sinkt der Antwortsaldo von 44 auf immer noch gute 42 Punkte. Auch die Informations- und Kommunikationsbranche ist nicht mehr so zufrieden wie zu Jahresbeginn (Saldorückgang von 41 auf 38 Punkte). Dagegen erreichen die Lageurteile der Gesundheits- und Sozialdienste wieder den Höchstwert aus dem Vorjahr (neuer Saldo: 49 nach zuvor 40 Punkten). Bei den Unternehmensdiensten bleibt die Stimmung unter dem Strich nahezu unverändert gut (Saldo: 40 nach zuvor 41 Punkten) – sie schwimmen vor allem im Fahrwasser der Industrie. Dabei entwickeln sich die einzelnen Sparten allerdings teilweise stark gegenläufig. So sinkt bei den FuE-Dienstleistern der Antwortsaldo von 46 auf 30 Punkte, in der Zeitarbeit von 26 auf 18 Punkte und bei Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstaltern von 49 auf 41 Punkte. Hingegen erreicht der Lagesaldo in der Gruppe der Wirtschaftsprüfer, Rechts- und Steuerberater sogar einen neuen Höchststand (65 nach zuvor 59 Punkten). Besonders deutlich verbessert sich die Lagebewertung der Arbeitsvermittler (Saldoanstieg um 20 auf 31 Punkte). Verkehr verliert Anschluss In der Verkehrswirtschaft reichen die steigende Industrieproduktion und das Ölpreistief nicht für eine bessere Lagebeurteilung. Die Aufhellung der Vorumfrage verfliegt wieder (Saldorückgang von 21 auf 19 Punkte wie bereits im Herbst). Auch in diesem Sektor sind die Arbeitskosten mittlerweile größtes Geschäftsrisiko (53 Prozent seit Jahresbeginn 2015). Abstriche bei ihrer Lageeinschätzung machen Unternehmen aller Verkehrsträger. Im Landverkehr (Saldorückgang von 19 auf 15 Punkte) verschlechtert sich vor allem im Taxigewerbe die Stimmung (Saldorückgang um 22 auf minus 16 Punkte). Geschäftslage der Unternehmen (Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Industrie Bau Handel Dienstleister Gesamt 15 23 31 35 28 30 32 21 43 41 37 39 34 35 3 15 22 27 18 18 23 22 30 35 34 35 37 34 17 27 32 33 31 32 32 12 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 – Geschäftslage Geschäftslage nach Wirtschaftszweigen (Saldo in Punkten) Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Alle Branchen 60 50 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -50 Im Luftverkehr brechen die Lagebewertungen ebenfalls ein (Saldorückgang um 15 auf minus fünf Punkte), nachdem sie sich bereits zu Jahresbeginn etwas verschlechtert hatten. Im Schiffsverkehr sinkt der Saldo von 13 auf acht Punkte, damit fällt er in dieser Sparte aber zumindest noch etwas besser aus als im Herbst (vier Punkte). Handel durchweg im Aufwind Anders als in den genannten Dienstleistungsbranchen bewerten die Händler ihre Geschäftslage spürbar besser. Im Einzelhandel steigt der Saldo um fünf auf 22 Punkte, im KFZ-Handel sogar um 15 auf 21 – beide Handelssegmente waren in den letzten Jahren zumeist skeptisch (Durchschnitt seit 2003 ein Punkt bzw. minus drei Punkte). Hier liegen die Nachfragesorgen noch immer höher als das Arbeitskostenrisiko, das erst auf Platz 2 folgt. Die bessere Industrie- und Einzelhandelskonjunktur kommt auch bei Großhändlern und Handelsvermittlern an (Saldoanstieg von 23 auf 24 Punkte), so dass der gesamte Handelssektor alles in allem spürbar zufriedener als zu Jahresbeginn ist (Saldo: 23 nach zuvor 18 Punkten). DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 – Geschäftslage Bau: gut durch den Winter 13 Die Bauwirtschaft bewertet ihre Lage im Vergleich aller Wirtschaftszweige am besten. Der aktuelle Saldo beläuft sich auf 35 Punkte (Jahresbeginn: 34 Punkte). Dies ist der zweithöchste Frühsommerwert seit Befragungsbeginn – lediglich 2014 war die Stimmung nach einem besonders milden Winter noch etwas besser. Im Vergleich zur Vorumfrage und auch zum Vorjahr verschlechtert sich die Lagebewertung lediglich im Tiefbau (Saldorückgang um sieben auf 22 Punkte; Vorjahr 29 Punkte) – die angekündigte Wiederbelebung der öffentlichen Investitionen lässt weiter auf sich warten. Hauptimpulsgeber für die Baukonjunktur bleibt der private Wohnungsbau – vor allem hier schlagen die Niedrigzinsen positiv zu Buche. Unterstützend hinzu kommen das Einkommens- und mittlerweile auch das Bevölkerungswachstum. Im Hochbau und im Bauausbaugewerbe verbessern sich die Lagebewertungen (um drei auf 37 bzw. um zwei auf 39 Punkte). Nicht ganz halten können Architektur- und Ingenieurbüros sowie Immobilienwirtschaft ihre hohen Vorumfragewerte (Saldoverschlechterung von 47 auf 44 bzw. von 53 auf 52 Punkte). 14 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 002 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2013 Geschäftserwartungen 16 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen Optimismus kräftigt sich Die Unternehmen blicken zunehmend optimistisch auf die kommenden Monate. Die Geschäftserwartungen verbessern sich im Frühsommer spürbar, am stärksten in der Bauwirtschaft. Sie profitiert besonders von den anhaltenden Niedrigzinsen. Der weiterhin günstige Ölpreis und der schwache Wechselkurs nutzen zudem der Industrie, deren Erwartungen ebenfalls steigen. Die höhere Kaufkraft belebt die Zuversicht der Handelsbranchen. Bei den Dienstleistern gewinnen die Optimisten zwar gleichfalls an Gewicht, allerdings bremst in diesem Sektor vielfach die Verschlechterung einiger Rahmenbedingungen, etwa der Mindestlohn oder die steigenden Bürokratiebelastungen. Erwartungen gewinnen an Fahrt Gegenüber dem Jahresanfang 2015 verbessert sich der Saldo der Geschäftserwartungen in der Gesamtwirtschaft erneut – und zwar mit gesteigerter Dynamik. Mittlerweile rechnen 26 Prozent der Unternehmen mit besseren Geschäften, nur noch 13 Prozent mit schlechteren. Im Ergebnis klettert der Antwortsaldo auf 13 Punkte (Vorumfrage: sieben Punkte; Herbst 2014: sechs Punkte). Allerdings ist die Wirtschaft noch nicht wieder so optimistisch wie vor einem Jahr (Saldo Frühsommer 2014: 18 Punkte). Hoch bleibt der Anteil der Betriebe, die gleichbleibende Geschäfte erwarten: 61 Prozent machen hier ihr Kreuz in der Umfrage. Dieser Anteil liegt seit Beginn der Euro-Staatsschuldenkrise auf bemerkenswert hohem Niveau (Durchschnitt der Antwort „gleich bleibend“ seit Frühsommer 2010: 60 Prozent; 1991 bis 2010: 51 Prozent). Nachfragentwicklung weiter verbessert Das Nachfragerisiko für das Inland nimmt im Frühsommer weiter ab und liegt in der Gesamtwirtschaft bei 44 Prozent (Jahresbeginn 48 Prozent; Herbst 2014: 51 Prozent). Die stärksten Rückgänge verzeichnen Handel und Bauwirtschaft. Hier wirkt der Umstand, dass die Verbraucher dank des im Jahresvergleich niedrigen Ölpreises sowie guter Beschäftigungs- und Lohnentwicklung Kaufkraft und Konsumfreude gewonnen haben. Hinzu kommen die anziehende Investitionstätigkeit Geschäftserwartungen der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 besser gleich bleibend schlechter Saldo 25 24 28 29 21 22 26 59 63 61 60 64 63 61 16 13 11 11 15 15 13 9 11 17 18 6 7 13 17 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen Geschäftserwartungen der Unternehmen - Angaben in Punkten 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 Langjähriger Durchschnitt = 4 1996 1995 1992 1993 1994 Saldo -50 hierzulande sowie die weiterhin robust erwartete Entwicklung der Weltwirtschaft. Das Risiko Auslandsnachfrage sinkt aus Sicht der Exportindustrie erneut – und mit größerem Tempo – auf nunmehr 38 Prozent (Jahresbeginn 2015: 45 Prozent; Herbst 2014: 47 Prozent). Geopolitische Krisen haben sich nicht verschärft. Die Wachstumsaussichten für wichtige Handelspartner wie die USA, China und andere Schwellenländer sind zwar nicht überbordend und frei von Risiken, bleiben aber 2015 weiter eindeutig aufwärts gerichtet. Der gesunkene Ölpreis sorgt auch bei den Kunden aus energieimportierenden Regionen der Welt für Kaufkraftgewinne. Das dürfte die schwächere Nachfrage aus erdölexportierenden Staaten mehr als ausgleichen. Kosten blinken auf RisikoRadar In der Gesamtschau der Geschäftsrisiken gewinnen allerdings vor allem Risiken an Bedeutung, denen bislang als Sonderfaktor die Rolle als Konjunkturtreiber zukommt: der gesunkene Ölpreis und der schwache Euro. So nimmt die Risikowahrnehmung bei den Kosten für Energie und Rohstoffe um drei Punkte auf 30 Prozent zu. Zuvor hatte sich dieses Risiko seit dem Herbst 2013 kontinuierlich entspannt. Der aktuelle Anstieg ist auch darauf zurückzuführen, dass der Ölpreis zwar weiter günstiger als noch im Vorjahr ausfällt, die Talsohle aber durchschritten ist. Seit den Tiefstständen vom Jahresanfang sind die Rohölnotierungen wechselkursbereinigt 18 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen um mehr als 40 Prozent gestiegen. Unternehmen und Verbraucher können demnach nicht mit weiterem Schub von dieser Seite rechnen. Schwacher Euro = teure Importe Der merkliche Anstieg des Wechselkursrisikos von 18 auf 26 Prozent in der Exportindustrie dürfte nicht zuletzt von der Beschaffungsseite für Energie- und Rohstoffe getrieben sein. Der schwache Euro-Wechselkurs erhöht die Importpreise der in Dollar fakturierten Rohstoffe und Energieträger. 44 Prozent der Unternehmen, die in den stärkeren Ausschlägen der Eurokurse ein Geschäftsrisiko sehen, kreuzen auch das Risiko „Energie- und Rohstoffpreise“ an (Gesamtindustrie: 42 Prozent). Euro fällt nicht ins Bodenlose Insgesamt nutzt das „Quantitative Easing“-Programm der EZB freilich als zweiter Sonderfaktor den Exporten. Auch wenn die deutschen Exporteure deutlich weniger preissensible Güter anbieten als die Partner in der Eurozone, begünstigt die Euroschwäche doch ihre Ausfuhren in Drittstaaten spürbar. Hinzu kommt, dass die durch die EZB-Politik herbeigeführte Steigerung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit des gesamten gemeinsamen Währungsraumes gegenüber der restlichen Welt dem noch zarten Konjunkturpflänzchen der Eurozone beim Wachsen hilft. Der weiterhin wichtigste Absatzmarkt für deutsche Ausfuhrgüter erholt sich am aktuellen Rand mit zunehmender Dynamik. Allerdings scheint der von der Euroschwäche ausgehende Sondereffekt langsam auszulaufen. Zuletzt hat der Euro gegenüber dem US-Dollar bereits wieder spürbar aufgewertet. Die zunehmende Konjunkturstärke des Euroraums und die zugleich nachlassende Dynamik in den USA stehen einer weiteren Dollar-Aufwertung entgegen. Der für Herbst erwartete Einstieg in den Ausstieg der US-Notenbank aus der Politik des leichten Geldes dürfte weitgehend im Wechselkurs eingepreist sein. Bisher ist der exportstärkende Effekt durch die Euro-Schwäche hinter den Schätzungen zurückgeblieben. Dies deutet ebenso wie die steigende Risikoeinschätzung beim Wechselkurs darauf hin, dass der Währungsimpuls für die Konjunktur geringer ausfällt als in der Vergangenheit – möglicherweise wirkt dieses Doping nicht so stark wie erwartet. Wo sehen Sie die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung Ihres Unternehmens in den kommenden 12 Monaten? Mehrfachantworten möglich; in Prozent; *Angaben der exportierenden Industrieunternehmen Inlandsnachfrage Auslandsnachfrage* Finanzierung Arbeitskosten Fachkräftemangel Wechselkurs* Energie- und Rohstoffpreise Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen Frühsommer 2013 51 41 14 38 32 11 49 Herbst 2013 Frühsommer 2014 44 36 13 41 38 14 44 Herbst 2014 48 40 14 37 36 11 49 Jahresbeginn 2014 45 35 14 41 37 12 47 40 48 47 12 38 38 11 38 Jahresbeginn 2015 48 45 12 42 38 18 27 Frühsommer 2015 44 38 11 42 39 26 30 41 41 41 43 45 43 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen 19 Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung (in Prozent) Finanzierung Arbeitskosten Fachkräftemangel Wechselkurs* Energie- und Rohstoffpreise Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen 60 50 40 30 20 10 * Exportindustrie; JB = Jahresbeginn, FS = Frühsommer, HB = Herbst 0 JB HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS 2010 2010 2011 2011 2011 2012 2012 2012 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2015 2015 Niedrigzinsen beflügeln Bau erneut Sonderfaktor Nummer drei wirkt indes weiter mit voller Kraft. Die historischen Tiefstzinsen beflügeln die Bauwirtschaft und helfen auch der nun wieder anziehenden Investitionstätigkeit. Beim Wirtschaftssektor Bau verlassen die Geschäftserwartungen den negativen Bereich vom Jahresbeginn. Der Saldo der Geschäftserwartungen klettert um 14 auf 13 Punkte. Der Anstieg ist auch im saisonalen Vergleich kräftig und insbesondere stärker als im Vorjahr (Anstieg um sechs Punkte) – damals war auf den milden Winter ein relativ schwacher Frühsommer gefolgt. Den Löwenanteil der aktuellen Verbesserung verbuchen der Tiefbau und das Ausbaugewerbe auf sich (Saldoanstieg um 17 bzw. 16 Punkte). Der neue Erwartungssaldo von neun Punkten im Tiefbau bewegt sich auch in dieser Sparte weit oberhalb des für einen Frühsommer üblichen Durchschnitts von minus vier Punkten. Da dieser Bereich stark von öffentlichen Aufträgen abhängt macht die verbesserte Finanzlage vieler Kommunen Hoffnung auf eine Linderung des Investitionsstaus. Die Ankündigung der Bundesregierung einer Aufstockung öffentlicher Investitionsmittel um 15 Mrd. Euro ab 2016 findet freilich noch nicht den Weg in die Auftragsbücher – zumal auch die Umsetzung dann erfahrungsgemäß mehr Zeit beansprucht als veranschlagt. 20 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung (in Prozent) Inlandsnachfrage Auslandsnachfrage* 70 60 50 40 30 * Exportindustrie; JB = Jahresbeginn, FS = Frühsommer, HB = Herbst 20 JB HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS 2010 2010 2011 2011 2011 2012 2012 2012 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2015 2015 Wohnimmobilien: Es boomt weiter Über bereits volle Bücher freuen sich neben den Ausbaubetrieben auch die Unternehmen des Hochbaus. Baugeräte werden zum vorübergehenden „Wahrzeichen“ so mancher City. Folgerichtig nimmt der Optimismus dieses Teilbereichs der Bauwirtschaft zu und der Saldo der Geschäftserwartungen liegt nun bei zwölf Punkten (Anstieg um ebenfalls zwölf Punkte). Auch in der Immobilienwirtschaft legen die Geschäftserwartungen zu und zwar im Saldo um zwei auf 13 Punkte. Weitere Nutznießer der guten Bauentwicklung sind in der Grundstoffindustrie auch in diesem Frühsommer die Unternehmen der Glas-, Keramik- und Steineverarbeitung sowie der Sparte „Gewinnung von Steinen und Erden, Bergbau“. Ihre Geschäftserwartungen steigen per saldo deutlich um zwölf auf 14 Punkte bzw. um 13 auf null Punkte. Kehrseite: Strukturrisiken So hoffnungsfroh Teilschauplätze der aktuellen Konjunkturentwicklung stimmen, so klar verfestigt sich das Muster struktureller Geschäftsrisiken bei den Unternehmen. Sie nehmen weiter zu bzw. entspannen sich nicht spürbar: • Die Sorgen um höhere „Arbeitskosten“ verharren auf dem Höchststand, den sie zu Jahresbeginn erreicht hatten (42 Prozent). Im Osten sind die Arbeitskosten weiterhin Top-Risiko. Fast die Hälfte aller Unternehmen (49 Prozent) nennt es in der Umfrage. Hier wirkt der seit Jahresanfang geltende einheit- DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen 21 liche gesetzliche Mindestlohn am breitesten, direkt und auch auf das Lohngefüge oberhalb von 8,50 Euro pro Stunde. • Das Risiko „Fachkräftemangel“ legt sogar weiter zu – um einen Punkt auf nun 39 Prozent, wieder einmal neuer Rekord. Im Verlauf der letzten fünf Jahre hat es sich mehr als verdoppelt (Jahresbeginn 2010: 16 Prozent). Obwohl die spürbar steigenden Löhne zusätzliche Arbeitskräfte mobilisieren, verfestigt sich das Risiko auf hohem Niveau. Unter den Unternehmen, denen die Verfügbarkeit qualifizierten Personals zu schaffen macht, fällt die Einschätzung des Geschäftsrisikos Arbeitskosten noch höher aus. Fast die Hälfte jener Betriebe mit Fachkräftemangel bereitet steigender Lohnkostendruck Sorgen. Besonders gravierend ist dies im Dienstleistungssektor, wo 52 Prozent der Unternehmen eine Zunahme der Arbeitskosten als Hindernis für ihre Geschäfte angeben und zugleich ein Kreuz beim Risiko Fachkräftemangel machen. • Das Geschäftsrisiko „Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ geht nur leicht um zwei Punkte auf 43 Prozent zurück. Eine allmähliche Entspannung zeigt sich vor allem in der Exportindustrie (von 43 Prozent zu Jahresbeginn 2015 auf 37 Prozent), nachdem die Besorgnis hier nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl geopolitischer Krisen zwischenzeitlich merklich gestiegen war (von 34 auf 43 Prozent zu Jahresbeginn 2014 zu 2015). Unter den Dienstleistern entspannt sich das Risiko hingegen kaum – und in der Verkehrswirtschaft erreicht das Risiko einen neuen Höchstwert (45 Prozent). Einige vormalige „wirtschaftspolitische Risiken“ sind mittlerweile Realität bei den Kosten für Arbeitskräfte und durch Bürokratie. Darüber hinaus drohen nach wie vor Regulierungslasten, etwa beim Entgeltgleichheitsgesetz, dem Rückkehrrecht bei Teilzeit oder der Arbeitsmarktregulierung zur Zeitarbeit und zu Werkverträgen. Der Blick in diese Risikodetails macht deutlich: Die aktuell gute Konjunkturentwicklung darf angesichts der zahlreichen Risiken nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Politik eine Anleihe auf die Zukunft aufnimmt: Die Investitionen sind deutlich schwächer als in anderen Industrieländern, bei der öffentlichen Infrastruktur leben wir von der Substanz. Die Arbeitskosten steigen merklich, die Energiekosten liegen höher als anderswo – so dass mittlerweile wieder mehr Unternehmen im Ausland investieren, um Kosten zu sparen – mit negativen Folgen für die heimischen Investitionen.1 Die Rückzahlung dieser Anleihe wird nur dann gelingen, wenn die Politik endlich wieder hilft, die Leistungsfähigkeit des Standortes Deutschland zu verbessern: kurzfristig mit einem Belastungsstopp, mittelfristig 1 Vgl. „Europa punktet erneut – Kostendruck wieder wichtiger“, DIHK-Umfrage zu den Auslandsinvestitionen 2015. 22 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen mit deutlich mehr öffentlichen Investitionen und mit besseren Rahmenbedingen für private Investitionsprojekte.2 Industrie mit wachsender Zuversicht Die gleichermaßen verbesserten Binnen- und Exportaussichten kommen dem Verarbeitenden Gewerbe zugute. Die Geschäftserwartungen in der Industrie hellen sich erneut sichtlich auf – der Saldo steigt um sechs auf 17 Punkte (Exportindustrie: ebenfalls um sechs Punkte). Die Sorgen um Rückschläge bei der Inlandsnachfrage lassen nach (Rückgang von 51 auf 48 Prozent), stärker aber noch die Sorgen um die Auslandsnachfrage (Rückgang von 39 auf 33 Prozent). Nicht zuletzt der an Stärke gewinnende Aufschwung in der Eurozone – mit fast 40 Prozent Anteil der „Heimatmarkt“ – findet hier seinen Niederschlag. Die Reformen in den einstigen Krisenländern Spanien, Portugal oder Irland zahlen sich immer mehr aus. Auch Italien erntet erste Erfolge der Politik kleinerer Reformschritte. Frankreich zeigt Zeichen einer zyklischen Erholung. Vorleister gehen voran Besonders stark verbessern sich die Geschäftserwartungen der Vorleister. Unter dem Strich steigt der Erwartungssaldo in dieser Hauptgruppe um sieben auf 18 Punkte. Alle Sparten zeigen sich zuversichtlicher, beispielsweise die Chemiebranche (Saldoverbesserung um sechs auf 26 Punkte) und die Gummi- und Kunststoffindustrie (Saldoverbesserung um drei auf 18 Punkte). Am deutlichsten hellt sich die Stimmung der Metallerzeuger auf (Saldoanstieg um neun auf zwölf Punkte), nachdem sie zuletzt im Branchenvergleich eher skeptischer als andere Branchen waren. Zum einen sind ihre Kunden vor allem in der Eurozone ansässig, wo die Konjunktur zunehmend an Fahrt gewinnt. Zum anderen profitiert sie in besonderem Maße von den bis vor kurzem gesunkenen Energie- und Rohstoffpreisen – das entsprechende Risiko entspannt sich in dieser Branche sogar weiter. Der Anteil sinkt von 56 auf immer noch hohe 54 Prozent (Vorjahr: 83 Prozent). Geschäftserwartungen der Unternehmen (Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 2 Industrie Bau Handel Dienstleister Gesamt 10 14 24 22 7 11 17 11 1 7 13 -2 -1 13 5 9 15 18 3 4 11 9 11 16 16 7 7 12 9 11 17 18 6 7 13 Vgl. „Stärkung von Investitionen in Deutschland“, Bericht der Expertenkommission im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel 2015. 23 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen Geschäftserwartungen nach Wirtschaftszweigen (Saldo in Punkten) Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Alle Branchen 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -50 Investitionsgüterhersteller: vor allem Ausland soll’s richten Auch die exportstarken Investitionsgüterhersteller freuen sich über bessere Geschäftsaussichten. Der Antwortsaldo steigt um sechs auf 20 Punkte, am deutlichsten im Maschinenbau (Saldoverbesserung um acht auf 21 Punkte). Auch die KFZBauer gewinnen an Zuversicht, wenn auch im Schnitt der Hauptgruppe weniger deutlich (Saldoanstieg um drei auf 16 Punkte). Im Maschinen- und im KFZ-Bau lassen, wie in der gesamten Hauptgruppe, vor allem die Sorgen um die Auslandsnachfrage nach (Rückgang des Risikoanteils um jeweils fünf Punkte bzw. im KFZBau um vier Punkte; demgegenüber bei der Inlandsnachfrage Rückgang nur um jeweils einem Punkt). Konsumgüterkonjunktur läuft … Die vor allem auf den Inlandsmarkt konzentrierten Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten zeigen sich wieder besserer Stimmung. Der Anstieg des Erwartungssaldos um fünf auf 14 Punkte dieser traditionell weniger zyklischen Hauptgruppen hält fast mit der Gesamtindustrie Schritt (Anstieg um sechs Punkte). Vor allem die Hersteller von kurzlebigen Produkten (Verbrauchsgüter) verzeichnen einen erneuten Saldoanstieg (um sieben auf 14 Punkte), am stärksten die Produzenten von Lederwaren (Saldoanstieg um 13 auf elf Punkte). 24 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen … (fast) alles passt Der heimische Konjunkturmotor läuft insbesondere dank der Stärke des „KonsumZylinders“ in ordentlicher Drehzahl. Die Erfolgsgeschichte auf dem Arbeitsmarkt ist nahezu ungebrochen. Ebenfalls Impulse kommen von den Lohnsteigerungen und den höheren Sozialleistungen, deren negative Rückkopplungen auf die Beschäftigung erst allmählich sichtbar werden. So ist beim Mindestlohn fraglich, ob die kurzfristig Kaufkraft steigernde Komponente die Rückgänge durch Beschäftigungsverluste und durch Preissteigerungen aufwiegt. In einem Abschwung dürfte er sich ohnehin als Belastung herausstellen. Insgesamt sind dank der niedrigen Inflationsrate die Aussichten beim privaten Verbrauch derzeit weiterhin günstig. Der Preisrückgang beim Erdöl kommt momentan bei den Konsumenten in ganzer Breite an. Handel erfreut, Dienstleister gemischt Die Kauflaune bringt auch dem Handel sowie Dienstleistungsbranchen wie dem Gastgewerbe Schwung. Der Einzelhandel gewinnt nach dem Stimmungsrückgang zu Jahresbeginn an Optimismus und kommt bei den Geschäftserwartungen auf einen Saldo von sechs Punkten (Anstieg um sieben Punkte). Der Handel mit gesundheitsbezogenen Gütern erreicht einen Saldoanstieg um zehn Punkte, dank der zum Konjunkturimpuls zusätzlichen Strukturkomponente – Stichwort Demografie – auf insgesamt höherem Niveau (neuer Saldo: 16 Punkte). Das Gastgewerbe zeigt sich im Vergleich mit dem Jahresbeginn optimistischer, im Vorjahresvergleich ist die Stimmung aber gedrückt. Der Saldoanstieg gegenüber der Vorumfrage von vier auf 16 Punkte steht im Kontrast zum Rückgang um zwei Punkte gegenüber Frühsommer 2014. Dabei sind Nachfragesorgen sogar bemerkenswert selten (unverändert 22 Prozent; Vorjahr: 28 Prozent). Ungewöhnlich hoch sind stattdessen die Sorgen um steigende Arbeitskosten (63 Prozent Risikonennungen; Vorumfrage: 65 Prozent; Vorjahr 57 Prozent) bei gleichzeitig deutlicherem Fachkräftemangel (60 Prozent; Vorumfrage: 61 Prozent; Vorjahr 56 Prozent). So wird die positive Kaufkraftentwicklung häufiger durch steigende Löhne und schlechtere Verfügbarkeit von Personal abgebremst als in der Gesamtwirtschaft (42 Prozent bzw. 39 Prozent). Personendienste weniger optimistisch Die Reisevermittler setzen auf reisefreudige und zunehmend kaufkräftige Kunden. Die Erwartungen bleiben positiv, auch wenn sich die gute Stimmung vom Jahresbeginn nicht ganz hält. Der Saldo der Geschäftserwartungen verringert sich um sieben auf neun Punkte, nachdem er von Herbst 2014 zu Jahresbeginn 2015 um neun Punkte gestiegen war. Das Risiko Inlandsnachfrage entspannt sich (Rückgang von 45 auf 41 Prozent), aus Unternehmenssicht überwiegen mittlerweile die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (45 nach zu vor 41 Prozent). Die sonstigen personennahen Dienstleister wie Wäschereien, Frisörsalons, Saunen oder Solarien zeigen sich skeptischer als bei der Vorumfrage (Rückgang des Erwartungssaldos um einen auf sieben Punkte). In dieser Sparte dominiert das Arbeitskostenrisiko deutlich (55 Prozent; zweitgrößtes Risiko: „Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ mit 43 Prozent). Auch in anderen Dienstleistungsbranchen mit hoher Personalintensität sowie vergleichsweise niedrigen Qualifikationsanforderungen dominiert dieses Muster (Rei- DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen 25 nigungsdienste: Saldorückgang um drei auf 14 Punkte; Sicherheitswirtschaft: Saldorückgang um zwei auf 15 Punkte). Diese Skepsis korreliert mit weit überdurchschnittlichen Nennungen des Arbeitskostenrisikos (68 Prozent bei der Sicherheitswirtschaft, 63 Prozent bei den Reinigungsdiensten). Selbst in Unternehmen, die nicht unmittelbar vom Mindestlohn betroffen sind, dürfte der Lohndruck im Segment eher gering qualifizierter Beschäftigung zunehmen. Unternehmensdienste ziehen mit Gute Geschäfte bei der Industriekonjunktur freuen auch die Unternehmensdienstleister (Saldoanstieg von 18 auf 20 Punkte). Die Erwartungssalden steigen auf breiter Front an, am stärksten bei den Zeitarbeitsfirmen sowie den privaten Arbeitsvermittlern (um 18 bzw. zwölf auf 23 bzw. 29 Punkte). Auch die Veranstalter von Messen, Ausstellungen und Kongressen (Saldoanstieg um 14 auf 24 Punkte) sowie die Anbieter von Forschungs- und Entwicklungsleistungen sind besser gestimmt als zu Jahresbeginn (Saldoanstieg um acht auf 32 Punkte), Wirtschaftsprüfer, Steuerund Rechtsberater ebenso (Saldoanstieg um sieben auf 25 Punkte). Der industrieaffine Großhandel reiht sich in diesen Trend ein (Saldoverbesserung um sieben auf 15 Punkte). Verkehr: nur Schifffahrt in Moll Die Verkehrsbranchen gewinnen ebenfalls deutlich an Zuversicht (Saldoanstieg um 13 auf acht Punkte). Einen Saldoanstieg von jeweils 18 Punkten verzeichnen der Luftverkehr (neuer Saldo: 44 Punkte), der Straßengüterverkehr (neuer Saldo: neun Punkte) und auch das Taxigewerbe. Letzteres bleibt freilich mit einem Saldo von minus 20 Punkten die pessimistischste Branche (mit Ausnahme des Kreditgewerbes). In der Lagereiwirtschaft wächst die Zuversicht ebenfalls (Saldoanstieg um 18 auf 19 Punkte ). Eine Ausnahme ist der Schiffsverkehr: Nachdem die Erwartungen zu Jahresbeginn ins Positive geklettert waren und die Lagebewertung momentan tatsächlich nach schwierigen Jahren einen Höchstwert seit 2008 erreichen (13 Punkte), verfliegt die gute Stimmung nun bereits wieder. Der Saldo rutscht um acht auf minus vier Punkte gegenüber Jahresbeginn 2015. Entspannt hatten sich vorübergehend die Risiken Fachkräftemangel und Arbeitskosten, beide steigen nun aber wieder merklich (um neun bzw. um sieben Punkte). 26 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Geschäftserwartungen DIHK-Konjunkturklimaindikator Schritt für Schritt Richtung Vorjahreswert Der DIHK-Konjunkturklimaindikator festigt seinen Aufwärtstrend. Im Frühsommer ist die Erwartungsverbesserung für den Anstieg verantwortlich ist, während die Lage auf hohem Niveau stagniert. Der Klimaindikator als geometrisches Mittel der beiden Größen bewegt sich somit weiter nach oben. Die zweite Verbesserung in Folge reicht jedoch nicht aus, um den Rückgang vom Frühsommer zum Herbst 2014 auszugleichen. Die verhaltenen Geschäftserwartungen der Unternehmen vom Jahresbeginn 2015 hatten bereits angedeutet, dass sich die Lage im Frühsommer 2015 kaum verbessert. Auf die kommenden Monate blicken die Unternehmen nun wieder optimistischer. Das begründet die Hoffnung auf eine spürbare Lageverbesserung in den kommenden Monaten. Die Unternehmen schätzen ihre Absatzperspektiven gut ein, während die Sonderfaktoren „Ölpreis“ und „Euro-Schwäche“ die Konjunktur künftig nicht mehr so stark unterstützen dürften. 140 Frühsommer 2015: 122,1 Konjunkturklimaindikator 130 Durchschnittswert = 105 120 110 100 90 80 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 70 003 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2013 Exporterwartungen 28 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Aufwärtstrend festigt sich Die Exporte gewinnen allmählich an Schwung. Die Euro-Schwäche begünstigt Ausfuhren in Drittstaaten. Zudem bleibt die Wirtschaft in den Ländern der Eurozone auf dem Erholungspfad. Gerade diese wichtigen Abnehmerländer setzen wieder verstärkt auf deutsche Erzeugnisse. Robust zeigt sich die Wirtschaft in den USA. Weiterhin große Sorgen bereitet deutschen Unternehmen die Entwicklung in Russland; zumindest zeichnet sich hier aber eine Bodenbildung bei den Erwartungen der Unternehmen ab. In China ist das rasante Wachstum der vergangenen Jahre nicht mehr erreichbar. Dies dürfte mit einem geringeren Anstieg deutscher Exporte einhergehen. Erholung besser gegen Rückschläge abgesichert Für die insgesamt besseren Exportperspektiven dürfte vor allem eine Entspannung auf zuletzt mit Fragezeichen versehenen Auslandsmärkten verantwortlich sein, weniger eine Weltkonjunktur, die sich auf einzelne Boom-Märkte stützt. Dafür sprich, dass: • der Anteil der Betriebe mit optimistischen Exporterwartungen nur leicht von 30 auf 31 Prozent steigt; dafür sinkt der Anteil der Pessimisten spürbar von 13 auf zehn Prozent. Der resultierende Antwortsaldo klettert dementsprechend von 17 auf 21 Punkte, nachdem er zuvor bereits um zwei Punkte gestiegen war. Erstmals seit einem Jahr liegt der Exportsaldo damit wieder auf seinem langjährigen Durchschnitt seit 1992 – seitdem sind die Ausfuhren pro Jahr um gut fünf Prozent gewachsen. • der Anteil der Betriebe, die unter dem Strich gleich bleibende Exporte erwarten, auf 59 Prozent klettert – höher hat er noch nie gelegen. • zugleich der Anteil der Exportbetriebe sinkt, die sich um die Auslandsnachfrage Sorgen machen, und zwar merklich um sieben Punkte auf 38 Prozent – das entspricht dem Durchschnittswert seit 2010. Exporterwartungen der Industrieunternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 höher gleich bleibend geringer Saldo 30 32 37 34 30 30 31 57 59 56 57 55 57 59 13 9 7 9 15 13 10 17 23 30 25 15 17 21 29 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Exporterwartungen der Industrieunternehmen - Angaben in Punkten 50 40 30 20 10 0 -10 -20 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 Langjähriger Durchschnitt = 21 1998 1996 1994 1993 -40 1995 Saldo 1997 -30 • zudem alle Industriebranchen ein Exportwachstum erwarten, mit Ausnahme lediglich der beiden wenig exportorientierten Sparten „Druckgewerbe“ sowie „Gewinnung von Steinen und Erden, Bergbau“ (dort Salden von minus vier nach zuvor minus drei Punkten bzw. von minus neun nach zuvor minus acht Punkten). Globale Breite zurück 3 Vgl. AHK World Business Outlook, Mai 2015. Für das Szenario eines Exportwachstums mit vielen Stützen spricht vor allem die erfreuliche Entwicklung in vielen Volkswirtschaften des Euro-Raums.3 Die Reformstaaten Irland, Spanien und Portugal entwickeln sich immer besser, mit einiger Verzögerung auch Italien. Frankreich hat zuletzt Hoffnungszeichen gesetzt und vielversprechende Reformen zumindest angegangen. Der schwache Euro stärkt die Exportwirtschaft im Währungsraum und erschwert der Importkonkurrenz das Geschäft. Damit bessern sich die Exportperspektiven auf dem wichtigsten Absatzmarkt deutscher Unternehmen jenseits der Landesgrenzen. Die unsichere wirtschaftliche und politische Situation in Griechenland bereitet zwar Sorgen, aber die Reaktionen darauf zeigen auch die geringere 30 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Exporterwartungen der Industrie (Saldo in Punkten) und Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung (in Prozent) Exporterwartungen Risiko Wechselkurs (Exportindustrie) Risiko Auslandsnachfrage (Exportindustrie) 50 40 30 20 10 JB = Jahresbeginn, FS = Frühsommer, HB = Herbst 0 JB HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS 2010 2010 2011 2011 2011 2012 2012 2012 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2015 2015 Krisenanfälligkeit des gemeinsamen Währungsraums. Beim Russlandgeschäft keimt nach den schmerzlichen Einbrüchen mittlerweile zumindest Hoffnung auf eine Bodenbildung. Auf dem geopolitischen Krisenherd Naher Osten scheint die Situation nicht weiter zu eskalieren; der Konflikt im Jemen besitzt allerdings Eskalationspotenzial. Insgesamt entspannen sich die Sorgen um wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen in der Exportindustrie merklich (Rückgang um sechs Punkte; Gesamtindustrie um vier Punkte; Gesamtwirtschaft um zwei Punkte). Das Wachstum der USA, Chinas und der meisten anderen Schwellenländer hat zuletzt zwar an Schwung verloren, hält aber an – und die Nachfrage nach deutschen Gütern profitiert vom schwachen Euro. Zudem schaffen die niedrigen Energie- und Rohstoffpreise auf diesen Märkten spürbare Kaufkraftspielräume. Wettbewerbsfähigkeit als Scheinriese Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist derzeit bemerkenswert hoch – allerdings nur, weil der Euro zuletzt gegenüber dem Dollar so günstig war wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Dieser Preisvorteil ist vor allem der nach wie vor höheren Dynamik der USA zu verdanken – und der expansiven Politik der Europäischen Zentralbank. Darüber hinaus haben viele andere Euro-Staaten die letzten Jahre für ehrgeizige Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit genutzt. Der EZB-Indikator zur preislichen Wettbewerbsfähigkeit weist für Deutschland im Vergleich zu anderen Euro-Ländern DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen 31 erstmals seit 2002 keinen Vorteil mehr auf. In der aktuellen DIHKKonjunkturumfrage sehen mittlerweile 43 Prozent der Unternehmen, die ein schwächeres Exportgeschäft erwarten, die Arbeitskosten als Geschäftsrisiko – zu Jahresbeginn 2012 war es lediglich ein Viertel (Anstieg um 18 Punkte gegenüber zwölf Punkten in der Gesamtwirtschaft). Zusatzlasten haben zuletzt vor allem etliche teure und bürokratische Maßnahmen mit sich gebracht, insbesondere bei der Rente und auf dem Arbeitsmarkt. Zudem liegen die Strompreise in Deutschland weiterhin deutlich höher als anderswo, gegenüber den USA beispielsweise bis zu drei Mal höher – Tendenz steigend. Die niedrigen Weltmarktpreise für Rohöl entlasten zwar die Betriebe – die internationalen Wettbewerber allerdings in gleichem Ausmaß. Ohnehin ist keineswegs sicher, dass die Rohstoffnotierungen dauerhaft auf diesem Niveau verharren – die Risikoeinschätzung bei den Energie- und Rohstoffpreisen nimmt in der Exportindustrie von 38 auf 42 Prozent zu. Ein weiteres Alarmzeichen ist der seit zwei Jahren wieder steigende Anteil der Unternehmen, die aus Kostengründen im Ausland investieren.4 Exportstütze Wechselkurs wacklig 4 Die Schwäche des Euro begünstigt somit zwar das Ausfuhrgeschäft in Drittstaaten, übertüncht aber einsetzende Standortschwächen. Insgesamt steigt das Wechselkursrisiko aus Sicht der Unternehmen sogar auf einen Höchstwert (26 Prozent; Vorumfrage: 18 Prozent; Vorjahr: 14 Prozent). Die starken Kursbewegungen werfen langfristige Planungen durcheinander, Absicherungsgeschäfte werden teurer. Zudem steigen die Kosten für Vorleistungen aus dem Ausland, insbesondere für Rohstoffe. Beispielsweise nehmen die Risikonennungen in der Textilindustrie besonders deutlich zu (um 15 Punkte im Vorumfrage- und um 25 Punkte im Vorjahresvergleich auf 37 Prozent) – gerade diese Sparte importiert viele Vorleistungen aus Drittstaaten. Auch in der Möbel- und in der Bekleidungsindustrie steigt der Anteil gegenüber dem Frühsommer 2014 kräftig (von 14 auf 25 bzw. von 22 auf 45 Prozent). Zudem zeigen Investitionen zur Wechselkursabsicherung wie die Produktion in anderen Währungsräumen („Natural Hedging“) nun ihre Nachteile. Des Weiteren dürften die Zentralbanken vieler Länder angesichts des schwachen Euros ihre Leitzinsen länger niedrig halten oder sogar senken. Vgl. „Europa punktet erneut – Kostendruck wieder wichtiger“, DIHK-Umfrage zu den Auslandsinvestitionen 2015. 32 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Hauptgruppen: Alle schalten rauf, … Die Zuversicht wächst in den drei Hauptgruppen fast im Gleichschritt. In der Vorleistungs- und in der Investitionsgüterindustrie steigt der Exportsaldo jeweils um vier auf 20 bzw. 23 Punkte. In der Konsumgüterfertigung verbessern sich die Exporterwartungen per saldo um zwei auf 20 Punkte – ihre Geschäftsentwicklung schwankt weniger stark als in den anderen beiden Hauptgruppen. Zugleich entspannt sich die Sorge um die Auslandsnachfrage jeweils spürbar: bei den Vorleistern um acht Punkte auf 32 Prozent, bei den Konsumgüterherstellern um sieben Punkte auf 23 Prozent und bei den Investitionsgüterproduzenten um fünf Punkte auf 44 Prozent. … überall Branchengewinner Dementsprechend finden sich auch die größten Branchengewinner quer durch alle Hauptgruppen. Der Exportsaldo in der Holzindustrie steigt um sieben auf 24 Punkte (Höchstwert seit Herbst 2010; Rückgang Risiko Auslandsnachfrage um zehn Punkte auf 22 Prozent) und in der Medizintechnik um 18 auf 51 Punkte (Rückgang Risiko Auslandsnachfrage um zwölf Punkte auf 39 Punkte). Besonders kräftig klettert der Antwortsaldo auch in der Metallerzeugung und -bearbeitung (um 20 auf 19 Punkte, ein Vierjahreshoch; Rückgang Risiko Auslandsnachfrage um 20 Punkte). Anders als in anderen Branchen entspannen sich hier zudem die Sorgen um die Arbeits- sowie die Energie- und Rohstoffkosten (um vier bzw. um zwei Punkte), bleiben aber mit 41 bzw. 54 Prozent höher als in der Gesamtindustrie. Spürbar verschlechtert zeigen sich die Exporterwartungen nur in der Chemieindustrie. Der Antwortsaldo sinkt ausgehend von hohem Niveau um vier auf 29 Punkte. Zwar nehmen auch hier die Nachfragesorgen deutlich ab (von 51 auf 39 Punkte). Stärker als in anderen Branchen steigen hier allerdings die Sorgen um die Wechselkursentwicklung (um zwölf Punkte auf 33 Prozent) und um die Energie- und Rohstoffpreise (um sechs Punkte auf 56 Prozent). Exporterwartungen der Industrieunternehmen (Saldo in Punkten) Vorleistungsgüter- Investitionsgüter- Ge- und Verbrauchsproduzenten produzenten güterproduzenten Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 14 20 30 24 12 16 20 20 28 32 27 15 19 23 20 25 29 27 22 18 20 Industrie 17 23 30 25 15 17 21 33 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Exporterwartungen nach Hauptgruppen (Saldo in Punkten) Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten Vorleistungsgüterproduzenten Investitionsgüterproduzenten Industrie 60 50 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 Auslandsaktive Dienstleister vorsichtig optimistisch 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -50 Ein besseres Ausfuhrgeschäft kommt auch dem Transportgewerbe zugute. Dementsprechend dreht der Antwortsaldo der exportaktiven Verkehrsunternehmen ins Positive (Saldoanstieg von minus drei auf plus drei Punkte). Eine Entwicklung, die auch vom spürbaren Importzuwachs profitiert. Bei den Großhändlern und Handelsvermittlern steigen die Exporterwartungen hingegen unter dem Strich nicht weiter (Saldo: 14 Punkte). Zuversichtlicher auf ihr Auslandsgeschäft für die kommenden Monate blicken IT-Dienstleister und Unternehmensberatungen (Saldoanstieg um drei auf 28 Punkte bzw. um sieben auf 20 Punkte). Gegenläufig sind im Frühsommer 2015 die eingetrübten Erwartungen der Bauunternehmen (Saldorückgang um drei auf minus sieben Punkte) und der optimistische Ausblick der Architektur- und Ingenieurbüros (Saldoanstieg um zwei auf 20 Punkte) für das Auslandsgeschäft. 34 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Ergänzende Einschätzungen zur Entwicklung einzelner Zielregionen Die Einschätzungen basieren auch auf dem „AHK World Business Outlook 2015“ vom Frühsommer. Diese Umfrage erfasst die Rückmeldungen von rund 3.000 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs). Eurozone kommt in Fahrt Die Länder der Eurozone überraschen durch eine breite Front steigender Wachstumsdynamik. Beispielsweise konnte die Wirtschaft in Frankreich im ersten Quartal dieses Jahres mit einem Anstieg von 0,6 Prozent punkten. Angestoßene Reformen wie die Senkung der Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen können dazu ebenso beitragen wie die expansive Geldpolitik der EZB. Sie erleichtert Exporteuren das Geschäft. Auch Italien lässt aufmerken: Im ersten Quartal ist die Wirtschaft dort aus der Rezession gekommen. Auch Irland und Portugal haben ihren Wachstumskurs stabilisiert. Der griechische Schlingerkurs und der Rückfall des Landes in die Rezession ziehen den Rest Europas nicht in Mitleidenschaft. Das stimmt zuversichtlich, und so hat die Eurozone nach langer Zeit wieder das Zeug dazu, sich zu einem Wachstumstreiber zu entwickeln. Musterschüler Spanien Zu einem Vorzeigeland in Sachen wirtschaftlicher Reformen hat sich Spanien entwickelt. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahre und das Anheben des Mehrwertsteuersatzes von 18 Prozent auf 21 Prozent haben weiten Teilen der Bevölkerung viel abverlangt. Doch nun werden die Erfolge dieser Politik immer deutlicher sichtbar. Die deutschen Unternehmen in Spanien zeigen sich im Rahmen der Befragung „AHK World Business Outlook“ besonders optimistisch: 40 Prozent rechnen mit einer besseren Konjunktur in den kommenden zwölf Monaten. Für die eigenen geschäftlichen Aussichten sind sogar 54 Prozent optimistisch. Neue Einstellungen vor Ort planen 38 Prozent der Unternehmen. Bodenbildung in Russland Die Flaute in Russland ist noch nicht überwunden. Das Land dürfte in der Rangliste deutscher Exportnationen weiter abrutschen (2014: Rang 11). Skeptisch zeigen sich die AHK-Unternehmen hinsichtlich ihrer Personal- und Investitionspläne: Mehr als jeder fünfte Betrieb sieht sich gezwungen, Beschäftigung abzubauen. Nur wenige Firmen planen aktuell, ihre Belegschaft aufzustocken. Bei den Investitionen halten sich die deutschen Unternehmen ebenfalls zurück: Der Saldo zwischen steigenden und rückläufigen Investitionsbudgets liegt bei minus 23 Punkten. Zumindest zeichnet sich jedoch eine Bodenbildung ab: Die Konjunktur in Russland wird nur noch moderat negativ bewertet; für die eigenen Geschäfte sind die deutschen Unternehmen vor Ort sogar leicht positiv gestimmt. Die Strategie vieler Unternehmen, trotz widriger Bedingungen an ihrem russischem Standort bzw. ihren Geschäftsbeziehungen nach Russland festzuhalten, könnte sich auszahlen. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen USA bleiben Treiber der Weltkonjunktur 35 Der Aufschwung der US-Wirtschaft setzt sich fort, wenn auch mit etwas verringerter Dynamik. Die US-Wirtschaft hat zum Jahresstart zwar stark abgebremst, das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2015 praktisch stagniert. Neben dem schlechten Wetter und zahlreichen Hafenstreiks dürfte auch die Dollarstärke mitverantwortlich für den schwachen Jahreseinstieg sein. Trotz allem können die USA aber auch in diesem Jahr ein kräftiges Wachstum erzielen. Nach wie vor gehen vom Binnenkonsum Impulse aus, währungsbedingt gerade auch bei den Importen. Der private Konsum macht in den USA über zwei Drittel der wirtschaftlichen Aktivität aus. Das Plus von rund drei Millionen Arbeitsplätzen im letzten Jahr war der stärkste Beschäftigungszuwachs seit 15 Jahren. Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit Mitte 2008 nicht mehr. Die Auswirkungen des Ölpreisverfalls auf die US-Wirtschaft sind allerdings nicht ausschließlich positiv. Die Verbraucherstimmung hat sich zwar weiter verbessert; gleichzeitig führt der weltweite Nachfragerückgang nach dem „schwarzen Gold“ jedoch zu Stellenverlusten in den USA. Ein weiteres Risiko stellt perspektivisch der starke US-Dollar dar, insbesondere gegenüber dem Euro. Exporte verteuern sich relativ, die Importkonkurrenz nimmt zu. Das Ziel der Regierung, mit dem Export neben dem privaten Konsum ein weiteres wirtschaftliches Standbein zu kräftigen, bleibt noch längere Zeit eine Herausforderung. Der Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik könnte später und langsamer vonstattengehen als erwartet. Zudem sind neuerliche Haushaltsstreitigkeiten nicht auszuschließen. Chinas Wirtschaft schwenkt auf gesünderes Wachstum Die rasanten Zuwächse früherer Jahre gehören in China der Vergangenheit an. Das prognostizierte Plus von unter sieben Prozent – neuer Niedrigrekord der letzten 25 Jahre – hinterlässt auch bei den deutschen Ausfuhren Spuren. Das zweistellige Exportwachstum 2014 weicht einem eher moderaten Anstieg von rund fünf Prozent. Damit etabliert sich China freilich als viertwichtigster Absatzmarkt deutscher Unternehmen. Als Beschaffungsmarkt könnte China sogar die Niederlande von Platz eins verdrängen. Ausschlaggebend dafür sind zum einen die niedrigeren Preise für Erdöl, das Deutschland zu einem großen Teil vom Nachbarn Niederlande bezieht. Zum anderen bedient China die steigende Nachfrage hiesiger Verbraucher nach Informations- und Kommunikationselektronik. Große Chancen gerade für deutsche Unternehmen birgt ein gesünderes, umweltschonenderes Wachstum der chinesischen Wirtschaft: Nicht nur die Angebote deutscher Unternehmen im Bereich Erneuerbarer Energien könnten zum Zuge kommen. Generell punkten Anbieter durch Ressourcen schonende Lösungen Made in Germany. China hofft, Überkapazitäten in Staatsbetrieben und einen überdeutlichen Fokus auf den Export ohne allzu tiefe Bremsspuren abzubauen. Ein Risiko bilden allerdings die Grenzstreitigkeiten im Südchinesischen (mit Vietnam) und Ostchinesischen Meer (mit Japan). Asiatische Tiger weiter auf dem Vormarsch Südostasien gewinnt für die deutsche Wirtschaft schrittweise an Bedeutung. In Indonesien stehen die Zeichen nach den Präsidentschaftswahlen vom Oktober 2014 auf Kontinuität. Der neue reformorientierte Präsident möchte die Verflechtung Indonesiens mit der Weltwirtschaft ausweiten und setzt verstärkt auf ausländische Direktinvestitionen. Mit 250 Mio. Einwohnern und einem Pro-Kopf- 36 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Einkommen von rund 3.500 US-Dollar hat das Land den größten Binnenmarkt in Südostasien. Wachstumsraten um sechs Prozent pro Jahr unterstreichen die Absatzchancen. Zudem befindet sich Vietnam gerade in der Transformation zu einem marktwirtschaftlich orientierten System. Das Land wächst seit 2009 jährlich um fünf bis sechs Prozent. Ein Freihandelsabkommen mit der EU, das kurz vor dem Abschluss steht, dürfte die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen weiter beflügeln. Die Philippinen haben sich unter Präsident Aquino weiter politisch stabilisiert. Das Wirtschaftswachstum lag zuletzt bei sieben Prozent pro Jahr. Die OutsourcingAktivität westlicher Konzerne, unter anderem in den Bereichen Buchhaltung und Callcenter, erhöhen die Beschäftigung und die Kaufkraft im Land. Abenomics in Japan stoßen an Grenzen Japan ist nach China Deutschlands zweitwichtigster Handelspartner in Asien, wenn auch mit großem Abstand. Trotz spürbarer Yen-Abwertung zündet die Strategie der Konjunkturstimulierung durch geldpolitische Maßnahmen jedoch nicht. Vor allem wegen der von fünf auf sechs Prozent angehobenen Konsumsteuer kippte die japanische Wirtschaft zwischenzeitlich ins Negative. Die Rückkehr zum Wachstum ist bisher vor allem Lagerinvestitionen geschuldet. Die entscheidenden strukturellen Reformen zur Deregulierung und Öffnung von Märkten sowie zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen stocken. Auch der Versuch, seit einigen Jahren verstärkt auf die Globalisierung der Wirtschaftsaktivitäten zu setzen, zeigt noch keine Erfolge. Vielmehr ist das das japanische Handelsdefizit nach wie vor hoch – auch Ausdruck einer schwachen Wettbewerbsfähigkeit. Reformen in Indien zeigen Wirkung In Indien geben die Reformanstrengungen der neuen Regierung Anlass zur Hoffnung auf ein kräftigeres Wirtschaftswachstum. Die „Make in India“-Kampagne, die das Land nach dem Willen des im Mai 2014 gewählten Ministerpräsidenten Narendra Modi in einen „Manufacturing Hub“ umwandeln soll, kommt bei den in Indien engagierten deutschen Unternehmen gut an. Ihre Erwartungen für die Entwicklung des Landes und die eigenen geschäftlichen Aktivitäten fallen laut „AHK World Business Outlook 2015“ sehr positiv aus. Das Land dürfte 2015 erstmals seit einem Vierteljahrhundert wieder schneller als China wachsen. Die von den Betrieben oft beklagte ausufernde Bürokratie sowie ein teilweise unsicherer Rechtsrahmen stehen zumindest auf der Agenda der neuen Regierung. Um die Welle der Euphorie nicht wieder abebben zu lassen, müssen nun aber konkrete Maßnahmen folgen. Nahost weiterhin im Krisenmodus Die Sorgen über die politische Stabilität im Nahen Osten sind durch das Aufflammen der Kämpfe im Jemen erneut gestiegen. Militärische Kräfte stehen sich dort stellvertretend für den Iran und Saudi-Arabien gegenüber. Das lässt eine baldige Beruhigung der Lage in der Region nicht erwarten. Außerdem stellt sich gerade in den ölreichen arabischen Ländern die Frage, ob sich die Mindereinnahmen aus dem Ölexport durch Staatsfonds auffangen lassen und Investitionen in die Diversifizierung der Wirtschaft fortgeführt werden. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Exporterwartungen Afrika bleibt in der Rohstoff-Falle, Ebola von der Tagesordnung 37 Afrika gewinnt für die deutsche Exportwirtschaft weiter an Bedeutung, wenn auch in kleinen Schritten. Die Chancen auf eine baldige Überwindung der Ebola-Krise in Westafrika stehen gut. Das dürfte das Engagement der Unternehmen wieder ansteigen lassen. Allerdings stehen gerade Hoffnungsträger wie Nigeria und Angola vor der Herausforderung, in Zeiten niedriger Ölpreise das Wachstumsmodell ihrer Volkswirtschaft umzustellen und die hohe Abhängigkeit von Rohstoffexporten zu verringern. Investieren die Länder in die Modernisierung ihrer Verkehrs- und Energieinfrastruktur, wird die deutsche Exportwirtschaft profitieren. Bedenklich stimmt die weiterhin schwache Performance der südafrikanischen Wirtschaft. Denn das Land am Kap beeinflusst im Guten wie im Schlechten die konjunkturelle Entwicklung des gesamten Kontinents. Momentan überwiegt der Eindruck wirtschaftlicher Schwäche. Das zeigt sich zum Beispiel am Einbruch des Südafrikanischen Rand, der die Zentralbank zur Erhöhung der Zinsen gezwungen hat. Darunter leidet die Investitionstätigkeit. Seit Beginn dieses Jahres treten auch wieder vermehrt Engpässe in der Energieversorgung auf. Kolumbien und Mexiko holen auf in Lateinamerika Wirtschaftliche Lichtblicke in Lateinamerika sind Kolumbien und Mexiko. Die politische Stabilität in Kolumbien schlägt sich inzwischen auch in hohen Wachstumsraten nieder. Als Mitglied der Pazifik-Allianz ist Kolumbien an eine sehr dynamische und erfolgreiche Freihandelszone angeschlossen. Mexiko erntet die Früchte einer preisdämpfenden Energiereform. Die Vorzüge der Mitgliedschaft in der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA nutzen dem Land. Immer mehr Betriebe aus dem Süden der USA investieren in Produktionsstätten auf mexikanischem Boden. Insgesamt bleiben die Geschäftserwartungen deutscher Exporteure für Lateinamerika jedoch gedämpft optimistisch – das zeigt der aktuelle „AHK World Business Outlook 2015“. Brasilien als dominierende Volkswirtschaft der Region erholt sich gerade von einer Rezession. Nachlässigkeiten in Sachen Wettbewerbsfähigkeit treten offen zu Tage. Die Produktivitätszuwächse bleiben nicht zuletzt wegen des niedrigen Anteils des Verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung zu gering, um auf einen Pfad kontinuierlicher nachholender Entwicklung einzuschwenken. Die Sorge um eine Abwertung des brasilianischen Real und die fortgesetzte Verfehlung des Inflationsziels haben die Zentralbank zu einer Erhöhung der Zinsen genötigt. Es besteht weiterhin die Chance eines Kurswechsels in der Wirtschaftspolitik, der den Unternehmen bei der Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit hilft. 38 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 004 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2013 Investitionsabsichten 40 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten Investitionsabsichten hellen sich auf Die Investitionsabsichten hellen sich in allen Sektoren der Wirtschaft auf. Verbesserte Absatzperspektiven im In- und Ausland erlauben derzeit eine expansivere Planung. Das ist freilich auch Sondereffekten wie den Niedrigzinsen und den gesunkenen Ölpreisen zu verdanken. Der Anstieg der Investitionspläne bleibt aber etwas hinter der Dynamik der Geschäftserwartungen zurück. In der Industrie wollen Vorleister und Konsumgüterhersteller mehr investieren, während die Kapitalgüterproduzenten ihre Pläne unter dem Strich unverändert lassen. Gegen den Trend gehen die Investitionsabsichten in der KFZ-Industrie etwas zurück. Beim Bau setzt vor allem der Hochbau auf neue Kapazitäten. Die Finanzierungsbedingungen sind für Unternehmen, die mehr investieren wollen, weiterhin ausgesprochen günstig. Expansive Pläne in allen Sektoren Der Saldo der Investitionsabsichten der Unternehmen steigt über alle Wirtschaftssektoren um drei auf nun zwölf Punkte. Im Bau klettert der Saldo der Anschaffungspläne um vier auf drei Punkte, bei Handel und Dienstleistungen um je drei auf nun sieben bzw. 14 Punkte und in der Industrie um zwei auf 13 Punkte. Der Anstieg spiegelt den breiten Einfluss der anhaltenden, konjunkturstützenden Sonderfaktoren und die insgesamt gute Entwicklung auf Inlands- wie auf Auslandsmärkten wider. Noch bleibt das Plus jedoch etwas hinter dem Tempo zurück, mit dem in der Vergangenheit die Investitionspläne bei vergleichbaren Erwartungsverbesserungen ausgeweitet wurden. Dabei würde der Abbau der in den letzten Jahren aufgestauten Investitionslücke in Deutschland eigentlich sogar einen überdurchschnittlichen Schub erfordern. Dafür reichen die rein konjunkturellen Verbesserungen aber nicht aus, vielmehr braucht es politische Weichenstellungen für investitionsfreundlichere Rahmenbedingungen. Absatzaussichten erlauben derzeit Ausweitung Das gute Konsumklima im Inland führt aktuell zu einer Verbesserung der Absatzperspektiven. Die positive Nachfrageentwicklung ermöglicht expansivere Investitionspläne der Unternehmen. Investitionsabsichten der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 höher gleich bleibend geringer Saldo 23 25 26 27 25 26 27 57 58 58 57 58 57 58 20 17 16 16 17 17 15 3 8 10 11 8 9 12 41 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten Investitionsabsichten der Unternehmen - Angaben in Punkten 20 10 0 -10 -20 -30 Saldo Langjähriger Durchschnitt = -4 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 -40 Diese Entwicklungen sind jedoch stark von volatilen Einflussfaktoren abhängig. Während die Weltwirtschaft noch unterdurchschnittlich Fahrt aufnimmt, trägt der derzeit schwache Euro-Wechselkurs deutlich zu den positiven Absatzerwartungen im Ausland bei. Auf Dauer muss er freilich nicht so niedrig bleiben – und er verteuert zudem gleichzeitig den Import notwendiger Vorleistungen. Auch der Rückgang der Ölpreise, der die Unternehmen direkt entlastet und Verbrauchern mehr Konsum ermöglicht, könnte zumindest teilweise vorübergehend sein. Das Risiko Energieund Rohstoffpreise steigt gegenüber Jahresbeginn bereits wieder um drei Punkte auf 30 Prozent. Die Abhängigkeit von diesen Sonderfaktoren ist ein Grund, warum viele Unternehmen den deutlichen Anstieg der Geschäftserwartungen nur zum Teil in Investitionen umsetzen. Strukturelle Risiken bleiben Zudem hatten sich dauerhafte Risikofaktoren, die einer stärkeren Investitionsdynamik im Inland entgegenstehen. Bei den Unternehmen, die ihre Investitionen ausweiten wollen, sieht im Fachkräftemangel nahezu jedes Zweite (48 Prozent) eine ernsthafte Gefahr, neun Punkte mehr als aus der Perspektive der gesamten Wirtschaft. Die mit der Fachkräftesituation eng verbundene Entwicklung der Arbeitskosten bleibt mit 42 Prozent als Geschäftsrisiko auf Rekordniveau. Bei den Unternehmen, die sich um die Arbeitskosten sorgen, liegt der Investitionssaldo 42 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten Investitionsabsichten (Saldo in Punkten) und Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung (in Prozent) Investitionsabsichten Risiko Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen Risiko Finanzierung 50 40 30 20 10 0 * Exportindustrie; JB = Jahresbeginn, FS = Frühsommer, HB = Herbst -10 JB HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS 2010 2010 2011 2011 2011 2012 2012 2012 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2015 2015 zudem nur bei knapp neun Punkten, drei Punkte unter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft – die Belastung hier schränkt die Möglichkeiten ein, sich für die Zukunft zu rüsten. Die Einschätzung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen beunruhigt weiterhin einen erheblichen Teil der Unternehmen (43 Prozent). Motive stabil, kein Durchbruch bei Kapazitätserweiterungen Kapazitätserweiterungen spielen trotz guter Konjunktur weiterhin nur eine durchschnittliche Rolle (26 Prozent). Auch die anderen Investitionsmotive bleiben größtenteils unverändert. 66 Prozent der Unternehmen geben an, vor allem aus Ersatzbedarf heraus Investitionen vorzunehmen; es folgen Rationalisierungsziele (31 Prozent) und Produktinnovationen (30 Prozent). Lediglich das Umweltschutzmotiv sinkt aktuell um einen Punkt auf 13 Prozent und liegt damit nun wieder auf dem Niveau vom Herbst 2014. Vorleister weiten Investitionspläne aus Ein wichtiges Signal für Richtung und Tempo der konjunkturellen Entwicklung geht von den Plänen der Vorleistungsgüterhersteller aus. Für diese Unternehmen ist insbesondere die Wechselkursentwicklung ein zweischneidiges Schwert, da sie oft viele Rohstoffe importieren müssen. Unter dem Strich planen sie dennoch mit einer Zunahme ihre Investitionen; der Saldo der Investitionsabsichten steigt in dieser Hauptgruppe um drei auf 13 Punkte. Er erreicht damit allerdings noch nicht wieder 43 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten Hauptmotive der Investitionen im Inland in Prozent; Mehrfachnennungen möglich Rationalisierung Produktinnovation Kapazitätsausweitung Umweltschutz Ersatzbedarf 70 60 50 40 30 20 10 2003 bis 2012 Befragung jährlich im Herbst; JB = Jahresbeginn, FS = Frühsommer, HB = Herbst 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 JB FS HB JB FS HB JB FS 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2015 2015 den Vorjahreswert (15 Punkte). Die nun wieder höhere Investitionsneigung zeigt sich in fast allen Teilbranchen: Die Pläne bei den Metallerzeugern steigen im Saldo um neun auf nunmehr 20 Punkte, bei den Chemieunternehmen um vier auf 17 Punkte, im Bereich Gummi/Kunststoff um drei auf 13 Punkte. Der Bereich Steine, Erden und Bergbau bleibt zwar zurückhaltend. Mit einem Saldo von minus drei nach zuvor minus 13 Punkten flacht sich der Rückgang aber zumindest deutlich ab, die Pläne fallen auch nicht mehr so schwach aus wie im Schnitt der letzten Jahre (minus sieben Punkte). Die Glas- und Keramikhersteller weichen im Frühsommer allerdings von diesem positiven Gesamttrend ab und wollen ihre Investitionen sogar seltener ausweiten (Saldo: zehn nach zuvor zwölf Punkten). Konsumbranchen planen überwiegend expansiver Das gute Konsumklima bei den Verbrauchern hierzulande ebenso wie die anhaltende Auslandsnachfrage unterstützen steigende Investitionspläne bei den Konsumgüterherstellern. Bei den Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten steigt der Saldo der Investitionsabsichten insgesamt um zwei auf 17 Punkte. In der Pharmaindustrie, die vom langfristigen Trend steigender Ansprüche an die Gesundheitsversorgung profitiert, liegt der Saldo sogar bei 34 nach zuvor 25 Punkten. Anders sieht die Lage im Textil-, Bekleidungs- und Ledergewerbe aus. Viele dieser Unternehmen sind auf Importe aus Drittstaaten angewiesen und darum von der 44 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten Schwäche des Euro-Wechselkurses betroffen; das Wechselkursrisiko schätzen sie deutlich höher ein als in die gesamte Hauptgruppe (40 Prozent gegenüber 24 Prozent). Dies trägt zu leicht zurückgehenden Investitionsplänen mit einem Saldo von acht (nach zuvor neun) Punkten bei, aber auch zu strategischen Anpassungen: Produktinnovationen gewinnen bei dieser Unternehmensgruppe als Investitionsmotiv im Vergleich zur Vorumfrage spürbar an Bedeutung (um zehn Punkte auf 41 Prozent). Im Gastgewerbe (neuer Saldo: 18 nach zuvor 19 Punkten) und bei den Reisebüros (neuer Saldo: vier nach zuvor sechs Punkten) lässt das Investitionstempo nach. Einzelhandel und der KFZ-Handel steigern hingegen ihre Investitionspläne um drei auf vier bzw. um vier auf 13 Punkte; damit können die zwischenzeitliche Rückgange gegenüber dem Vorjahr kompensiert werden (Einzelhandel unverändert, KFZHandel sogar zwei Punkte höher). Die Konsumbranchen nutzen die derzeit überwiegend günstige Entwicklung damit auch, um sich für die Zukunft besser aufzustellen. Einen deutlichen Anstieg zeigt zudem die Investitionsbereitschaft bei den Gesundheits- und Sozialdiensten (Anstieg um 13 auf nun 36 Punkte). Kapitalgüterhersteller behalten Investitionstempo bei Die Hauptgruppe der Investitionsgüterhersteller zeigt keine expansiveren Pläne. Der Saldo der Investitionsabsichten bleibt unverändert bei zwölf Punkten. Dabei entwickeln sich die einzelnen Branchen jedoch spürbar unterschiedlich: Die Hersteller von Elektrotechnik planen mit einem Saldo von 14 nach zuvor zwölf Punkten leicht expansiver. Das gilt auch für die Maschinenbauer, bei denen der Saldo um einen auf elf Punkte steigt. Deutlich aufwärts gehen die Investitionspläne im Sonstigen Fahrzeugbau (Saldo: 16 nach zuvor neun Punkten) und in der Medizintechnik (Saldo: 24 nach zuvor 17 Punkten). Hingegen plant der KFZ-Bau ein etwas langsameres Expansionstempo (Rückgang des Saldos um einen Punkt auf 14 Punkte), und auch die Reparatur- und Installationsbetriebe wollen weniger investieren (Saldo sechs nach zuvor acht Punkten). Motive der Inlandsinvestitionen (in Prozent; Mehrfachnennungen möglich) Rationalisierung Ersatz Produktinnovation Kapazitätserweiterung Umweltschutz 32 32 31 30 31 31 31 65 66 66 66 66 66 66 27 29 29 28 30 30 30 25 27 27 27 26 26 26 13 13 13 12 13 14 13 Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Netzwerk Industrie folgt Eine deutliche Verbesserung der Investitionsabsichten zeigt sich in der Leasing- 45 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten Schwung seiner Kunden branche, die in Deutschland ein erhebliches Investitionsvolumen bewegt. Hier steigt der Saldo um acht auf sechs Punkte. Der stark von der Industriekonjunktur beeinflusste Großhandel will gleichfalls mehr investieren (Saldo: acht nach zuvor fünf Punkten). Von bereits hohem Niveau aus steigen zudem die Anschaffungspläne der IT-Dienstleister erneut (um zwei auf 20 Punkte). Gegen den Trend entwickeln sich hingegen die Pläne der Post-, Kurier- und Expressdienstleister, die zum Jahresanfang zunächst stark angestiegen waren (von 15 auf 35 Punkte), nun aber geradezu einbrechen (neuer Saldo: ein Punkt; Tiefstwert seit 2012). Auch die Forschungs- und Entwicklungsdienstleister reduzieren ihre Expansionspläne deutlich (Saldorückgang um 21 auf nur noch drei Punkte); die Investitionsabsichten dieser Branche schwanken im Zeitablauf aber ohnehin ungewöhnlich stark. Landverkehr und Lagerwirtschaft wollen aufstocken Die insgesamt günstige Konjunkturdynamik bewegt die Dienstleister im Landverkehr (Saldo ein Punkt nach zuvor minus drei Punkten) und in der Lagerei (Saldo 24 nach zuvor sechs Punkten) zu offensiveren Investitionsabsichten. Vor allem im Straßengüterverkehr kehrt die Investitionsbereitschaft zurück (Saldo: minus ein Punkt nach zuvor minus sechs Punkten). Auch der Omnibus-Gelegenheitsverkehr weitet seine Investitionspläne insgesamt nochmals aus, per saldo um drei auf nun 17 Punkte. Hier zeigt sich allerdings eine Verschiebung bei den Zielen der Anschaffungen: Der Kapazitätsaufbau verliert als Motiv 14 Punkte und liegt nun nur noch bei 13 Prozent, während Rationalisierung als Investitionsgrund um zehn Punkte hinzugewinnt und nun bei 15 Prozent liegt. Das deutet auf einen Konsolidierungsdruck hin. Vergleichbares gilt weiterhin für das Taxigewerbe. Stagnierende Nachfrage, Mindestlohn und neue Konkurrenten veranlassen die Branche dazu, die Investitionspläne um weitere elf auf nun minus 26 Punkte zurückzunehmen – Tiefstwert im Branchenvergleich (Anteil Ersatz: 82 Prozent; Kapazitätserweiterung nur elf Prozent und damit Tiefstwert im Branchenvergleich abgesehen vom Kreditgewerbe). Luft- und Schiffsverkehr mit ihren langen Investitionszyklen planen trotz der aktuell guten Lage sogar weniger Investitionen (Rückgang um neun auf 18 bzw. um drei auf 13 Punkte); hier hinterlässt der harte Preiswettbewerb in beiden Bereichen Spuren. Investitionsabsichten der Unternehmen (Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Industrie Bau Handel Dienstleister Gesamt 3 8 12 13 9 11 13 -4 -3 0 4 -1 -1 3 0 4 7 8 5 4 7 4 9 10 11 10 11 14 3 8 10 11 8 9 12 46 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten Investitionsabsichten nach Wirtschaftszweigen (Saldo in Punkten) Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Alle Branchen 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 Hochbau beschleunigt Kapazitätsaufbau 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -50 Im Bausektor will vor allem der Hochbau neue Anschaffungen tätigen. Der Saldo der Investitionsabsichten liegt bei sieben Punkten (fünf Punkte über der Vorumfrage und zwei Punkte über dem Vorjahr) und damit auf einem Rekordwert für die in Sachen Investitionen eher vorsichtige Branche. Zudem zeigen die Investitionsmotive einen weiteren Expansionskurs: Der Anteil der Unternehmen, die Investitionen zur Kapazitätserweiterung planen, steigt gegenüber der Vorumfrage um drei Punkte auf 23 Prozent (ein Jahr zuvor waren es 18 Prozent). Die anderen Bereiche des Baus hingegen zeigen weniger Dynamik. Im Tiefbau steigt der Saldo der Investitionspläne saisonbedingt um fünf auf minus drei Punkte, liegt damit aber immer noch unter dem Vorjahreswert (ein Punkt). Zudem verliert die Kapazitätserweiterung als Investitionsmotiv gegenüber der Vorumfrage an Bedeutung (um fünf Punkte und im Jahresvergleich um zwei Punkte auf elf Prozent). Die angekündigten zusätzlichen öffentlichen Investitionen in Deutschland sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht kapazitätswirksam. Sie bleiben ohnehin hinter der nötigen Größenordnung zurück und lösen bisher insofern auch keine offensivere Investitionsplanung in der stark von staatlichen Aufträgen beeinflussten Branche aus. Das weniger saisonabhängige Ausbaugewerbe will ebenfalls mehr investieren (Saldo: drei nach zuvor minus einem Punkt), ohne das Vorjahresniveau (fünf Punkte) zu erreichen. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Investitionsabsichten 47 Investitionspläne der Kreditwirtschaft einheitlicher Das Kreditgewerbe in Deutschland plant trotz schwacher Ertragslage – oft notgedrungen – insgesamt mit steigenden Investitionen. Der Saldo der Pläne klettert um vier auf zehn Punkte. Dabei liegen die Pläne der drei Säulen der Kreditwirtschaft nun enger beieinander: Die Kreditbanken erhöhen ihre Pläne nochmals um zwei auf nun 21 Punkte, im Genossenschaftssektor bleibt der Saldo unverändert bei sieben Punkten und die zum Jahresanfang sehr zurückhaltenden Sparkassen schließen wieder auf (Anstieg um zwölf auf einen Saldo von elf Punkten). Die Vielzahl neuer Regulierungen schlägt sich zeitlich zwar zuerst bei den Investitionsplänen größerer Banken nieder, erfordert mittelfristig aber letztlich Anpassungen bei allen Instituten– auch, weil die Regelungen oft nicht ausreichend nach Größe und Geschäftsmodell eines Instituts differenziert werden. Zudem erfordert die voranschreitende Digitalisierung der Bankgeschäfte erhebliche Investitionen, bietet mittelfristig aber zugleich erhebliche Kostensenkungspotentiale. Auch deshalb gewinnen Rationalisierung und Produktinnovation im Kreditgewerbe an Bedeutung (Anstieg um vier bzw. zwei Punkte auf nun 48 Prozent bzw. 17 Prozent). Nur neun Prozent der Unternehmen planen hingegen, in Kapazitätserweiterungen zu investieren - Tiefstwert im Branchenvergleich. Die Versicherungsbranche steht ebenso vor großen Veränderungen und behält mit einem Saldo von 18 (nach zuvor 19) Punkten ihr hohes Investitionstempo fast unverändert bei. Versorger fassen wieder Mut Nach dem deutlichen Rückgang in den letzten beiden Umfragen verbessern sich die Investitionspläne der Energieversorger um fünf auf 13 Punkte, bleiben damit aber noch unter dem Vorjahresniveau (17 Punkte). Auch gewinnt der Kapazitätsausbau mit 51 Prozent (nach 40 Prozent in der Vorumfrage) wieder deutlich an Bedeutung. Die Wasserversorger planen tendenziell ebenfalls expansiver. Finanzierung kein Hindernis Der Zugang zu Fremdkapital ist derzeit nur in seltenen Fällen ein Hindernis für die Investitionstätigkeit. Das Geschäftsrisiko „Finanzierungsbedingungen“ erreicht mit elf Prozent (nach zuvor zwölf Prozent) erneut ein Rekordtief. Selbst unter kleineren Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern, die traditionell die größten Hürden beim Kreditzugang überwinden müssen, betrachten dies nur 14 Prozent (nach zuvor 15 Prozent) als Risikofaktor. Unternehmen, die investieren, brauchen regelmäßig deutlich höhere Summen als für die bloße Finanzierung des laufenden Betriebs. Aber auch diese Gruppe sieht aktuell keine Nachteile: Nur elf Prozent der Unternehmen mit steigenden Investitionsabsichten machen sich Sorgen um die nötigen Finanzmittel. Somit wäre weiterhin eine deutlich stärkere Ausweitung der Investitionstätigkeit möglich. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen müssen hierfür aber die Voraussetzungen schaffen. 48 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 005 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2013 Beschäftigungsabsichten 50 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten Risiken hemmen Beschäftigungsaufbau Die Unternehmen stellen weiter ein. Bau und Handel schrauben ihre Beschäftigungspläne nach einem schwachen Jahresbeginn wieder nach oben. Die Industrie zeigt sich weiterhin expansiv. Zurückhaltend sind allerdings erneut die Dienstleister – zuvor waren sie langjähriger Beschäftigungsmotor. Insgesamt halten die Beschäftigungspläne mit der Entwicklung der Geschäftserwartungen nicht ganz Schritt. Die Einstellung zusätzlichen Personals wird vom wachsenden Fachkräftemangel gebremst. Das Risiko erreicht den höchsten Wert seit Befragungsbeginn 2010 – trotz steigender Löhne. Dies trägt neben dem Mindestlohn maßgeblich dazu bei, dass das Arbeitskostenrisiko auf Rekordniveau liegt. Personalbestand zwar ausgeweitet … Die Aufhellung der Beschäftigungsabsichten resultiert aus dem Rückgang der Unternehmen, die von einem Personalabbau ausgehen (zwölf Prozent, Jahresbeginn 2015: 14 Prozent). Während erneut 17 Prozent der Betriebe mit Personalausweitung planen, gehen 71 Prozent von einem unveränderten Personalbestand aus. Der aktuelle Saldo der Beschäftigungsabsichten steigt um zwei auf fünf Punkte und verpasst knapp das Niveau vom Frühsommer 2014 (sechs Punkte). Unter dem Strich setzt sich der Beschäftigungsaufbau auch 2015 – und somit das zehnte Jahr in Folge – fort. … aber Fachkräftemangel bremst Die Beschäftigungserwartungen folgen der Aufhellung der allgemeinen Geschäftsaussichten nicht mit gleichem Tempo. (Saldoanstieg um zwei gegenüber sechs Punkte). Von den Unternehmen mit verbesserten Geschäftsaussichten geben 35 Prozent an, Personal aufbauen zu wollen – in der Vorumfrage waren es noch 37 Prozent. Besonders der Fachkräftemangel dämpft den Expansionsdrang vieler Unternehmen. Mit 39 Prozent (nach 38 Prozent zu Jahresbeginn) erreicht dieses Geschäftsrisiko den höchsten Wert seit Umfragebeginn 2010. Trotz steigender Löhne haben Unternehmen Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Fast sechs von zehn Unternehmen mit expansiven Beschäftigungsplänen (59 Prozent) sehen Beschäftigungsabsichten der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 höher gleich bleibend geringer Saldo 15 16 17 17 15 17 17 71 72 72 72 72 69 71 14 12 11 11 13 14 12 1 4 6 6 2 3 5 51 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten Beschäftigungsabsichten der Unternehmen - Angaben in Punkten 20 Saldo Langjähriger Durchschnitt = -8 10 0 -10 -20 -30 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 -40 im Fachkräftemangel ein zentrales Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung; zu Jahresbeginn 2015 waren es noch 55 Prozent. Damit liegt der Fachkräftemangel in der Risikoeinschätzung jener Unternehmen, die Personal aufstocken wollen, inzwischen weit vor den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (41 Prozent) und der Inlandsnachfrage (36 Prozent). Bedarf in der Breite Der Fachkräftemangel verschärft sich in etlichen Branchen und ist dort vielfach größtes Geschäftsrisiko, so etwa bei den Zeitarbeitsagenturen (82 Prozent, Vorumfrage: 73 Prozent), bei den Wirtschaftsprüfern sowie Rechts- und Steuerberatern (66 Prozent, Vorumfrage: 64 Prozent), bei den Gesundheits- und sozialen Diensten (63 Prozent, Vorumfrage: 59 Prozent) und bei der Bauwirtschaft (56 Prozent, Vorumfrage: 54 Prozent). Gesucht werden insbesondere Facharbeiter, doch auch Akademiker sind weiterhin gefragt. Der erhöhten Nachfrage nach zusätzlichen Arbeitskräften kann durch mehrere Maßnahmen begegnet werden: Durch ein weiteres Ausschöpfen der stillen Reserve, einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf (z. B. durch eine bessere Ganztagsbetreuung für Schulkinder) und durch die 52 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten Beschäftigungsabsichten (Saldo in Punkten) und Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung (in Prozent) Beschäftigungsabsichten Risiko Fachkräftemangel Risiko Arbeitskosten Risiko Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen 50 40 30 20 10 0 JB = Jahresbeginn, FS = Frühsommer, HB = Herbst -10 JB HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS HB JB FS 2010 2010 2011 2011 2011 2012 2012 2012 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2015 2015 Weiterbeschäftigung älterer Mitarbeiter. Rekrutierungspotenzial speist sich zudem aus der Zuwanderung. Gerade Mittelgroße suchen oft vergeblich Das Risiko Fachkräftemangel ist bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen (20 bis 200 Mitarbeiter) am größten (Anstieg um einen Punkt auf 46 Prozent). Auch bei den kleinen (bis 20 Mitarbeiter) und mittelgroßen Unternehmen (200 bis 500 Mitarbeiter) nimmt es weiter an Bedeutung zu – hier sogar etwas stärker (von 32 auf 34 Prozent bzw. von 39 auf 41 Prozent). Dagegen bleibt die Risikoeinschätzung unter den Unternehmen ab 1.000 Beschäftigte unverändert bei 34 Prozent. Arbeitskosten auf Höchststand Mit 42 Prozent verharren im Frühsommer die Arbeitskosten in der Risikoeinschätzung der Unternehmen auf dem Rekordwert vom Jahresbeginn 2015. Erneut sehen besonders viele kleine und mittelständische Unternehmen (20 bis 200 Mitarbeiter) im Anstieg der Arbeitskosten ein Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung (46 Prozent, Jahresbeginn 2015: 45 Prozent). Lohnsteigerungen, etwa durch den Mindestlohn, durch Tarifabschlüsse und zur Linderung des Fachkräftemangels, stellen für die Unternehmen nach wie vor eine merkliche Belastung dar. Von den Unternehmen, die weniger Personal als bisher beschäftigen wollen, geben 53 Prozent die steigenden Arbeitskosten als Risiko an, unter den Dienstleisterunternehmen mittlerweile sogar 56 Prozent (nach 53 Prozent zu Jahresbeginn 2015). 53 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten Höhere Kosten befördern Gang ins Ausland Die zunehmenden Risikonennungen bei den Arbeitskosten und des Fachkräftemangels lenken den Blick der Unternehmen auf Investitionen im Ausland. Auslandinvestitionen aus Kostengründen sind mittlerweile für 23 Prozent der auslandsaktiven Unternehmen von Relevanz (2013: 20 Prozent).5 Betriebe, die aus Kostengründen im Ausland investieren wollen, haben hierzulande deutlich negative Beschäftigungspläne. Von den Unternehmen, die größere Investitionsbudgets im Ausland planen, nennen sogar 36 Prozent die eingeschränkte Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal als Hindernis für ihre wirtschaftliche Entwicklung hierzulande (2014: 32 Prozent). Dienstleister spüren wachsenden Kostendruck … Insgesamt sehen so viele Dienstleister wie nie zuvor in der Entwicklung der Arbeitskosten ein Risiko ihrer wirtschaftlichen Entwicklung (44 Prozent der Nennungen, Vorumfrage: 43 Prozent). Zugleich macht den Dienstleistern der Fachkräftemangel in besonderem Maße zu schaffen. Mit 44 Prozent erreicht dieses Risiko ebenfalls ein Rekordniveau. Unter den Dienstleistungsunternehmern mit expansiven Beschäftigungsplänen sehen sogar 65 Prozent im Fachkräftemangel ein Hemmnis für ihre wirtschaftliche Entwicklung – deutlich mehr als beim Risiko „Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ (42 Prozent) und der Entwicklung der Inlandsnachfrage (34 Prozent). Unter dem Strich zeigen sich die Dienstleistungsunternehmen beim Beschäftigungsaufbau im Vergleich zu den vorherigen Jahren eher zurückhaltend. Zwar ist der Saldo seit mittlerweile vier Jahren der höchste im Sektorenvergleich (Saldo: sechs nach zuvor fünf Punkten). Seinen Durchschnitt seit 2003 übertrifft er aktuell jedoch nur um vier Punkte – in den anderen Wirtschaftszweigen sind die Salden mindestens sieben Punkte höher als im Schnitt seit 2003. Der Beschäftigungsmotor schwächelt also aktuell etwas. Dafür spricht auch, dass in diesem Sektor der Anteil der Unternehmen mit expansiven Plänen trotz guter Konjunktur mit 18 Prozent nur dem Durchschnitt seit 1999 entspricht. Angesichts des niedrigen Anteils der Abbau-Pläne (zwölf Prozent) dürften also zwar kaum Stellen wegfallen, Beschäftigungsabsichten der Unternehmen (Saldo in Punkten) Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 5 Industrie Bau Handel Dienstleister Gesamt -2 1 5 5 0 2 3 2 0 3 1 -3 -2 3 -3 1 3 5 -1 -1 3 3 6 7 8 5 5 6 1 4 6 6 2 3 5 Vgl. DIHK-Umfrage Auslandsinvestitionen in der Industrie 2015 54 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten Beschäftigungsabsichten nach Wirtschaftszweigen (Saldo in Punkten) Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Alle Branchen 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -50 allerdings auch nicht mehr viele neue entstehen wie in vorherigen günstigen Konjunkturphasen. Im Osten, in dem jeder zweite Dienstleister in den Arbeitskosten das größte wirtschaftliche Risiko sieht, bleiben die Beschäftigungsabsichten dieses Sektors sogar erstmals seit Herbst 2008 unter dem Schnitt aller Branchen (null Punkte, Osten insgesamt: ein Punkt). … vor allem im Verkehr … Eine überdurchschnittliche Kostenbelastung zeigt sich beispielsweise im Straßengüterverkehr. Für 61 Prozent sind die Arbeitskosten (Vorumfrage: 59 Prozent) eine wesentliche Herausforderung bei der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Monaten, es folgt mit 57 Prozent der Fachkräftemangel (Vorumfrage: 53 Prozent). Auch für den Luftverkehr entwickeln sich die Arbeitskosten zu einem gravierenden Problem (57 Prozent, Jahresbeginn 2015: 47 Prozent), zudem ist der internationale Wettbewerbs sehr intensiv. Der Beschäftigungssaldo sinkt um vier auf minus acht Punkte. Insgesamt steigen die Beschäftigungsabsichten im Verkehrssektor dennoch per saldo von null auf drei Punkte, vor allem die Binnenschifffahrt legt ihre Zurückhaltung ab (Saldoanstieg um acht auf vier Punkte). Zudem dürfte sich der spürbare Personalabbau vieler Taxiunternehmen zumindest verlangsamen – der Saldo steigt von minus 38 auf minus 19 Punkte. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten 55 … und sogar bei unternehmensnahen Dienstleistern Bei den überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern erreicht das Geschäftsrisiko Arbeitskosten – nach einer zwischenzeitlich leichten Entspannung – wieder das Rekordniveau von 39 Prozent aus dem Frühsommer 2014. Unter den Unternehmen aus der Werbung und Marktforschung (47 Prozent), unter den Architektur- und Ingenieurbüros (36 Prozent) sowie in den Unternehmensberatungen (32 Prozent) sehen so viele Unternehmen wie nie zuvor in den Arbeitskosten ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung – in der Bildungswirtschaft ist es sogar jedes zweite. Zu den steigenden Arbeitskosten kommt gerade in diesen Sparten der Fachkräftemangel als Risiko hinzu: Mit 46 Prozent erreichen die Nennungen bei den überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern ein neues Hoch. Unter dem Strich erhöht sich der Saldo der Beschäftigungsabsichten hier nur leicht von 16 auf 18 Punkte. Zeitarbeit: Zeichen auf Personalaufbau Kräftig nach oben schrauben die Zeitarbeitsunternehmen ihre Beschäftigungsabsichten, von zehn auf 30 Punkte – bei gleichzeitig zunehmender Risikoeinschätzung der Arbeitskosten (52 nach zuvor 51 Prozent) und des Fachkräftemangels (82 nach zuvor 73 Prozent). Die Ausweitung des Personalbestandes dürfte ein Indiz dafür sein, dass die Zeitarbeitsfirmen zukünftig wieder eine verstärkte Nachfrage nach temporärer und damit flexibler Beschäftigung erwarten. Die Einschätzung des Geschäftsrisikos „Inlandsnachfrage“ fällt mit aktuell 38 Prozent niedriger aus als zu Jahresbeginn 2015 (39 Prozent). Allerdings könnte die Bundesregierung mit der geplanten Regulierung der Zeitarbeit diesen positiven Plänen einen Strich durch die Rechnung machen. Die Risikoeinschätzung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen liegt mit aktuell 62 Prozent deutlich über dem Schnitt der letzten Jahre (Durchschnitt: 56 Prozent) und höher als in fast allen anderen Branchen. Schlusslicht: Kreditgewerbe Der Beschäftigungssaldo im Kreditgewerbe rutscht auf den niedrigsten Wert im Branchenvergleich (von minus 24 auf aktuell minus 27 Punkte). Aauf so geringem Niveau lagen seine Beschäftigungsabsichten zuletzt vor knapp zehn Jahren. Als größtes Geschäftsrisiko kristallisieren sich abermals – sogar leicht erhöht – die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen heraus (82 Prozent, Jahresbeginn 2015: 81 Prozent). Im Genossenschaftssektor erreicht die Einschätzung mit 86 Prozent ein Rekordniveau. Steigende Anforderungen an die Kreditinstitute im Zuge der Finanzmarktregulierung, weiterhin niedrige Zinsen, aber auch die zunehmende Digitalisierung und die demografische Entwicklung stellen gerade die Filialstrukturen vor teilweise schmerzhafte Anpassungsnotwendigkeiten. Niedrigzinsumfeld belastet auch Versicherungen Auch in der Versicherungswirtschaft sackt der Saldo der Beschäftigungsabsichten weiter ab (Saldorückgang um sechs auf minus neun Punkte). Er liegt damit – anders als in fast allen anderen Branchen – unter seinem Durchschnitt seit 2003 (minus fünf Punkte). Die Branche sorgt sich besonders um die Nachfrage – angesichts der niedrigen Zinsen suchen sich Anleger renditeträchtigere Objekte. 63 Prozent der Unternehmen in der Versicherungswirtschaft sehen in der inländischen Nachfrage ein Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung 56 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten (Jahresbeginn 2015: 59 Prozent). Geschäftsrisiko Nr. 1 bleiben aus Sicht der Versicherer freilich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (66 Prozent). Industrie zeigt sich expansiv Die Industrieunternehmen führen ihren Beschäftigungsaufbau vom Jahresbeginn 2015 leicht verbessert fort (aktueller Saldo: drei Punkte, Vorumfrage: zwei Punkte). Dabei holt vor allem die Binnenindustrie mit ihren Beschäftigungsplänen etwas auf (Saldo: ein Punkt nach zuvor minus zwei Punkten; Exportindustrie: Anstieg auf vier von drei Punkten). Konsumgüterhersteller wollen aufstocken Die Konsumgüterproduzenten zeigen sich beim Personalthema weiterhin expansiv (Saldoverbesserung um drei auf vier Punkte). Besonders kräftig schraubt die Möbelbranche ihre Beschäftigungspläne nach oben (um zwölf auf neun Punkte). Infolge ihrer guten Lageeinschätzung (Saldoverbesserung um 15 auf 39 Punkte) setzt sie nun wieder auf Personalaufbau. Positiv in seinen Personalplanungen zeigt sich erneut das Textil-, Bekleidungs- und Ledergewerbe (Saldoanstieg um fünf auf einen Punkt). Die Pharmaindustrie ist noch expansiver als zu Jahresbeginn (Saldoanstieg um vier auf 31 Punkte). Sorgen bereiten den Pharmaunternehmen allerdings die Arbeitskosten – die Risikoeinschätzung liegt nach zuvor 26 Prozent nun bei 40 Prozent – sowie zunehmend wieder die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise (35 Prozent, Vorumfrage: 26 Prozent). Fahrzeugbauer treten auf die Bremse Den Schwung vom Jahresbeginn können die Investitionsgüterproduzenten nicht ganz halten. Der Beschäftigungssaldo verschlechtert sich um einen auf vier Punkte. Während sich die Beschäftigungspläne in der Medizintechnik besonders positiv entwickeln (Saldoverbesserung um zwölf auf 28 Punkte), schraubt der Fahrzeugbau seine Beschäftigungsabsichten kräftig nach unten (Saldoverschlechterung um neun auf minus acht Punkte), sowohl bei Kraftfahrzeugen als auch bei Sonstigen Fahrzeugen. Kleinere Abstriche machen zudem die Betriebe der Elektrotechnik (Saldoverschlechterung um einen auf neun Punkte). Der Maschinenbau zeigt sich mittlerweile wieder etwas expansiver (Saldoverbesserung um zwei auf vier Punkte). Chemie will erweitern Die Vorleister erhöhen erneut ihre Beschäftigungspläne (Saldoverbesserung um drei auf drei Punkte). Die Chemische Industrie rechnet nur mit leichten Zuwächsen (Saldoverbesserung um einen auf acht Punkte). Während auch die Metallerzeuger und -bearbeiter sowie das Holzgewerbe ihre Personalpläne aufstocken (Saldoanstieg um vier auf minus vier Punkte bzw. um sieben auf minus drei Punkte), setzen die Betriebe der Sparte „Gewinnung von Steinen und Erden, Bergbau“ den Rotstift an (Saldoverschlechterung um neun auf minus 21 Punkte). Handel holt langsam wieder auf … Mit einem Saldoanstieg um vier auf drei Punkte zeigt sich der Handel bei den Beschäftigungsabsichten mittlerweile genauso expansiv wie Industrie und Bauwirtschaft (Salden jeweils: drei Punkte). Agierten die Händler im vergangenen Herbst und zu Jahresbeginn noch vorsichtiger in puncto Personal, holen sie jetzt auf – nicht zuletzt wegen des guten Konsumklimas. Das Arbeitskostenrisiko schätzen viele Händler weiterhin bemerkenswert hoch ein (aktuelle Risikonennung 38 Prozent, Vorumfrage: 40 Prozent). Bei den Unternehmen der Sparte „KFZ-Handel und DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Beschäftigungsabsichten 57 -Reparatur“ klettert das Arbeitskostenrisiko von 47 auf 51 Prozent – der höchste Wert seit Umfragebeginn. In dieser Sparte fallen die Beschäftigungsabsichten weiterhin unterdurchschnittlich aus (Saldoanstieg um einen auf minus drei Punkte). … Einzelhandel legt Zurückhaltung ab Neben dem Großhandel, der seine Personalpläne nicht zuletzt wegen der verbesserten Industriekonjunktur weiter ausweitet (aktueller Saldo: sechs Punkte, Jahresbeginn 2015: drei Punkte), plant auch der Einzelhandel mit einer Aufstockung seiner Beschäftigtenzahl. Der aktuelle Saldo von null Punkten deutet erfahrungsgemäß auf einen zumindest leichten Beschäftigungsaufbau hin. Nach zuvor minus fünf Punkten verpasst er knapp das Niveau vom Frühsommer 2014. Der Mindestlohn dürfte im Bereich der geringfügig Beschäftigten bereits seine negativen Effekte gezeigt haben. In den Antworten der Einzelhändler zu den Arbeitskosten ist er vielfach eingepreist (aktuelle Risikoeinschätzung: 43 Prozent, Vorumfrage: 46 Prozent), aber noch nicht vollständig verdaut. So liegt im Osten die Risikoeinschätzung der Einzelhändler bei den Arbeitskosten noch immer deutlich über dem Schnitt (54 Prozent). Bau sucht Personal Die Bauwirtschaft will ihren Personalbedarf wieder aufstocken (Saldoverbesserung um zwei auf drei Punkte gegenüber Vorjahr; Saldo Vorumfrage: minus zwei Punkte). Während der Hochbau dank der guten Entwicklung im Wohnungsbau seine Beschäftigungspläne spürbar hochschraubt (Saldoanstieg um fünf auf sechs Punkte im Vorjahresvergleich; Vorumfrage: minus ein Punkt), fällt die Erholung im Tiefbau mager aus (Saldoverschlechterung um zehn auf minus sechs Punkte gegenüber Vorjahr; Vorumfrage: minus sieben Punkte). Noch fallen die öffentlichen Investitionen, von denen die Branche abhängt, eher schwach aus. Für die Bauwirtschaft wird es zudem zunehmend schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Mit aktuell 56 Prozent der Nennungen (Jahresbeginn 2015: 54 Prozent) erreicht das Geschäftsrisiko Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft einen neuen Höchstwert und ist größtes Risiko. Unter den Bauunternehmern mit expansiven Beschäftigungsplänen sind es mittlerweile fast drei Viertel (74 Prozent; Vorumfrage: 68 Prozent), die dieses Risiko angeben. 58 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 006 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2013 Konjunktur in den Regionen 60 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Regionen: Einheitlich uneinheitliches Bild Während sich die Lageeinschätzungen im Westen bessern, trüben sie sich im Norden und Osten etwas ein. Insgesamt bleiben die Regionen bei den meisten Konjunkturindikatoren in ihrer traditionellen Position: Die Unternehmen im Süden liegen aktuell bei allen Indikatoren von Geschäftslage bis zur Investitionen unangefochten an der Spitze bei ihren Einschätzungen, nur bei den Beschäftigungsplänen liegt der Westen im Frühsommer gleichauf. Der Norden und der Osten teilen sich dagegen die eher skeptischen Positionen mit Ausnahme der Investitionspläne: Hier liegt der Osten aktuell im Durchschnitt der Regionen. Die großen Trends im Bundesdurchschnitt lassen sich auch in den Regionen erkennen: Häufig gute Geschäfte in der Bauwirtschaft, eingeschränkt von Sorgen bei Arbeitskosten und Fachkräftemangel. Eine meist gute Stimmung in der Industrie und im Handel, vor allem wegen solider Konsumnachfrage, getrübt allerdings von den Sorgen über die Entwicklung von Wechselkurs und Energiepreisen. Ein uneinheitliches Bild bei den Dienstleistern: deutliche Sorgen in einigen Branchen vor allem bei Arbeitskosten und Fachkräftemangel, trotzdem Beschäftigungszuwächse; bei anderen Dienstleistungen eine weniger große Betroffenheit von Kosten und Fachkräftemangel, aber auch niedrige Beschäftigungszuwächse. Das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise zieht in allen Regionen nach dem starken Rückgang zu Jahresbeginn wieder an. Das Risiko „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ nimmt über alle Regionen ab; dabei zeigt sich ein Zusammenhang zum Risiko der Energie- und Rohstoffpreise und der Arbeitskosten: Viele Unternehmen, die in ersteren ein hohes Risiko sehen, nenne auch die Wirtschaftspolitik als Geschäftsrisiko. Bei den weiteren Risiken lässt sich weniger ein klares Bild erkennen: Beim Risiko des Inlandsabsatzes ist traditionell der Westen besonders pessimistisch, seit Anfang des Jahres auch beim Finanzierungsrisiko, dicht gefolgt vom Osten. Beim Auslandsabsatz und Wechselkursrisiko werden die höchsten Risiken im Süden formuliert – die starke Dominanz der Exportindustrie ist deutlich –, ebenfalls beim Fachkräftemangel, hier in einigem Abstand gefolgt vom Osten. Im Osten verfestigt sich bei den Arbeitskosten die weit überdurchschnittlich hohe Risikoeinschätzung, dominiert vom Bau und den Dienstleistungen. Zudem haben die Unternehmen dort eine hohe Risikoeinschätzung der Energieund Rohstoffpreise. Zugleich entspannt sich im Osten die Risikoeinschätzung bei der Inlandsnachfrage langsamer. Bei den Risiken der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen liegt aktuell der Norden an der Spitze. Zusätzlich lassen sich zwei Tendenzen erkennen: Ein Angleichen der Einschätzungen der Unternehmen im Osten an den Rest der Republik. Dies zeigt sich durch eine weniger überdurchschnittliche Lagebeurteilung und zugleich ein Aufholen bei den Erwartungen und bei den Investitionsplänen. Eine stabile wirtschaftliche Stärke nicht nur im Süden, sondern auch im südlichen Osten (Sachsen, Thüringen) und in Berlin. Die Unternehmen dort sind besonders optimistisch und prägen auch das Umland. 61 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Norden weiterhin skeptisch Nur leichte Aufhellung Die Unternehmen im Norden nehmen die Einschätzung der Geschäftslage merklich zurück. Der Norden ist bei der Lageeinschätzung regelmäßig vorsichtiger, im Frühsommer 2015 ist der Unterschied besonders stark ausgeprägt. Der Saldo liegt zehn Punkte unter dem Bundestrend und 16 Punkte unter dem Höchstwert im Süden. Verlierer ist – nur im Norden – vor allem das Baugewerbe. Auch bei den Dienstleistern und in der Industrie sinkt die Geschäftslage gegenüber dem Jahresbeginn spürbar. Leicht gewinnen kann nur der Handel. Eine schlechte Einschätzung der Geschäftslage kommt vor allem aus den Stadtstaaten Bremen und Hamburg, während Niedersachsen auf dem norddeutschen Durchschnitt liegt. Einzig Schleswig-Holstein liegt deutlich darüber. Hoffnung auf eine bessere Geschäftsentwicklung macht die Erwartungsaufhellung, hinter dem Bundestrend bleibt sie aber zurück. Die Erwartungen verbessern sich in allen Wirtschaftszweigen. Den größten Schub verzeichnen Industrie und Baugewerbe, die Dienstleister sind nur etwas zuversichtlicher. Unter den unternehmensnahen Dienstleistern und im Finanzsektor trübt sich die Stimmung sogar ein. Die Erwartungen im Handel bessern sich zwar etwas, per saldo überwiegt der Anteil der Pessimisten aber den der Optimisten weiterhin leicht. Unter dem Durchschnitt liegt einzig Bremen. „Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ Top-Risiko Höher als in anderen Regionen schätzen die norddeutschen Unternehmen vor allem das Risiko „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ ein (45 gegenüber 43 Prozent). In allen vier Nord-Ländern ist es größtes Geschäftsrisiko. Anders als im Bundesdurchschnitt entspannen sich die Sorgen auch nicht. Dagegen sinkt das Risiko einer schwächeren Inlandsnachfrage in keiner Region stärker. Die Sorgen lassen branchenübergreifend nach. Konjunktur im Norden (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein; Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Geschäftslage Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Norden 10 20 26 26 22 26 22 DE 17 27 32 33 31 32 32 Geschäftserwartungen Norden DE 5 9 4 11 11 17 13 18 0 6 2 7 6 13 Exporterwartungen* Norden DE 20 17 18 23 22 30 19 25 15 15 16 17 17 21 Investitionsabsichten Norden DE 1 3 3 8 5 10 9 11 4 8 5 9 6 12 Beschäftigungsabsichten Norden DE 0 1 -1 4 3 6 6 6 -1 2 0 3 2 5 62 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Konjunktur im Norden (Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Lage Erwartungen Export* Investitionen Beschäftigung 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 Exporterwartungen vergleichsweise stabil 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -40 Die Exporterwartungen in der norddeutschen Industrie steigen gegenüber dem Jahresbeginn nur leicht. Der Saldo liegt deutschlandweit mittlerweile vier Punkte höher. Den Vorjahreswert verfehlt er auch im Norden, allerdings nur knapp – die Eintrübung im Sommer 2014 war weniger deutlich als in den anderen Regionen. Rückschläge bei der Auslandsnachfrage fürchten zwar weniger Betriebe als zu Jahresbeginn 2015, allerdings sinkt die Zahl in anderen Regionen stärker. Das Wechselkursrisiko schätzen die Unternehmen sogar höher ein als anderswo – hier dürfte der hohe Importanteil ausschlaggebend sein. In den Stadtstaaten Bremen und Hamburg fallen die Exporterwartungen deutlich besser aus als in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In allen Ländern bewegt sich der Saldo relativ deutlich im positiven Bereich. Bessere Exporte erwarten vor allem das Lebensmittelgewerbe und der Maschinenbau, während die Zuversicht in der Elektrotechnik nachlässt. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Schleppende Erholung bei Investitionen und Beschäftigung 63 Investitions- und Beschäftigungsabsichten im Norden verbessern sind gegenüber Jahresbeginn nur leicht und bleiben unterhalb des Bundesdurchschnitts. Während die Investitionsabsichten im Baugewerbe, im Handel und bei den Dienstleistern leicht anziehen, will die Industrie zurückhaltender agieren. Zusätzliches Personal einstellen wollen Baugewerbe und Dienstleister. In Industrie und Handel hingegen trüben sich die Beschäftigungspläne ein – anders als in den anderen Regionen. Die große Mehrheit (zwischen 70 und 80 Prozent) der Unternehmen setzt über alle Wirtschaftszweige hinweg auf einen unveränderten Personalstand. Die expansivsten Beschäftigungsabsichten zeigen sich in der Industrie in Bremen, bei den Dienstleistern in Schleswig-Holstein und Hamburg sowie im Baugewerbe in Niedersachsen. Zurückhaltende Beschäftigungspläne sehen vor allem der Handel in Bremen und Schleswig-Holstein. Die Risiken „Fachkräftemangel“ und „Arbeitskosten“ bleiben aus Sicht der Unternehmen unverändert auf dem Rekordniveau vom Jahresbeginn, allerdings nicht so stark ausgeprägt wie im Bundesdurchschnitt. 64 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Osten wird normaler, Berlin und Sachsen Wachstumskerne Lage und Erwartungen nähern sich an Der Osten war in den letzten Jahren eher besser in der Lageeinschätzung als die anderen Regionen. Im Frühsommer 2015 liegt der Saldo im Bundesdurchschnitt. Untypisch ist gerade die schwache Entwicklung in Industrie und Handel: Sie nehmen ihre Lageeinschätzung im Osten zurück, während im Bundesdurchschnitt die Zufriedenheit zunimmt. Wie anderswo auch, trüben sich die Lageeinschätzungen der Dienstleister ein. Besonders skeptisch sind Verkehrs- und Gastgewerbe. Für die kommenden Monate werden dagegen die ostdeutschen Unternehmen zuversichtlicher. Im Osten ist das zusätzliche Plus von zehn Punkten bei den Geschäftserwartungen per saldo besonders deutlich. Dennoch erreichen die Geschäftserwartungen noch nicht den Bundesdurchschnitt. Besser werden die Geschäftserwartungen über alle Branchen. Das Baugewerbe schraubt seine Erwartungen im Osten besonders stark nach oben, stärker als im Bundesdurchschnitt. Auch die Handelsbranchen haben im Osten bessere Geschäftserwartungen als zu Jahresbeginn, vor allem in Berlin und Sachsen. Ebenso blicken die Dienstleister positiv in die Zukunft, besonders – nach Einbruch zu Jahresbeginn – das Gastgewerbe sowie unternehmensbezogene und wissensintensive Dienstleistungen. Die Zuversicht der wissensintensiven Dienstleistungen basiert vor allem auf dem Optimismus in Berlin und Sachsen. Insgesamt sind die besseren Geschäftserwartungen auch im Osten ein Ausdruck solider Konsumnachfrage. Die Risikoeinschätzung bei der Inlandsnachfrage entspannt allmählich auch dort, wenn auch weniger als in anderen Regionen. Mit 42 Prozent ist es in den neuen Ländern nur noch viertgrößtes Geschäftsrisiko – nach den Arbeitskosten, dem Fachkräftemangel und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Beim Finanzierungsrisiko liegt der Osten im Bundesdurchschnitt. Zuvor hatten die ostdeutschen Unternehmen dieses Risiko höher eingeschätzt als in anderen Regionen. Konjunktur im Osten (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen; Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Geschäftslage Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Osten 19 31 35 35 34 34 32 DE 17 27 32 33 31 32 32 Geschäftserwartungen Osten DE 8 9 6 11 10 17 14 18 2 6 0 7 10 13 Exporterwartungen* Osten DE 15 17 16 23 21 30 19 25 8 15 8 17 12 21 Investitionsabsichten Osten DE 1 3 7 8 8 10 7 11 11 8 8 9 12 12 Beschäftigungsabsichten Osten DE 2 1 4 4 4 6 5 6 1 2 -1 3 1 5 65 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Konjunktur im Osten (Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Lage Erwartungen Export* Investitionen Beschäftigung 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -40 Auch im Osten sieht sich besonders die Industrie seltener von Finanzierungsrisiken betroffen, nicht einmal jeder zehnte Betrieb nennt dieses Geschäftsrisiko. Bekannte Herausforderungen: schwächere Exportbasis … Bei den Exporterwartungen ist der Osten traditionell Schlusslicht, besonders die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern setzen weniger hohe Erwartungen ans Ausfuhrgeschäft als anderswo. Die Industrie in Sachsen und Thüringen liegt bei ihren Exportplänen dagegen fast auf Bundesniveau. Im Vergleich zur Vorumfrage wächst die Zuversicht auch im Osten, zum Beispiel bei den Vorleistungsgüterproduzenten und im Maschinenbau. Expansivere Pläne entwickelt der Osten auch bei den Investitionen und erreicht den Bundesdurchschnitt. Die positiven Investitionspläne sind gleichermaßen bei allen Branchen von Industrie bis Dienstleistung zu finden. Überdurchschnittlich positiv sind die Investitionsabsichten in Berlin und Brandenburg. … moderater Beschäftigungszuwachs Der Osten bleibt trotz eines leicht positiven Trends im Frühsommer 2015 Schlusslicht bei den Beschäftigungsplänen. Seit Herbst 2013 sind die Beschäftigungspläne in den neuen Ländern schlechter als im Bundesdurchschnitt. Dies kann auch Ausdruck einer nach wie vor hohen Belastung durch den Mindestlohn sein, abgemildert derzeit durch eine konjunkturell günstige Nachfrageentwicklung. Besonders zurückhaltend 66 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen zeigen sich Unternehmen in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und SachsenAnhalt. Deutlich nehmen im Osten die Beschäftigungspläne im Baugewerbe zu. Sie fallen aber weiterhin zurückhaltender aus als in anderen Regionen. Der Saldo von höheren und niedrigeren Beschäftigungsplänen liegt mit minus zwei Punkten noch knapp im negativen Bereich. Bemerkenswert groß sind die Unterschiede in den einzelnen Ländern: In Mecklenburg-Vorpommern sehen sich die Bauunternehmen zu Beschäftigungsabbau gezwungen, in Berlin hingegen wollen sie kräftig aufbauen. Die Beschäftigungspläne im Handel deuten auch im Osten wieder auf Expansion hin. Kaum verbessert entwickeln sich die Beschäftigungspläne der Dienstleister, sowohl bei unternehmens- als auch bei personenbezogenen Sparten. Leicht expansiv bleiben die Beschäftigungsabsichten in der Industrie. Risiken Arbeitskosten und Fachkräftemangel Zum Bild moderater Beschäftigungszuwächse passt ein nicht mehr ganz so hohes Risiko der Arbeitskosten – im Osten als einziger Region sinkt es. Freilich liegt das Arbeitskostenrisiko aus Sicht der Unternehmen weiterhin deutlich höher als in allen anderen Regionen: Rund die Hälfte der Unternehmen nennt es, bei gut 40 Prozent im Bundesdurchschnitt. Das Arbeitskostenrisiko entspannt sich im Handel und im Baugewerbe, in beiden Sektoren nennt das Risiko aber noch immer fast jedes zweite Unternehmen. Besonders hoch ist das Risiko Arbeitskosten aus Sicht der Einzelhändler. Vom Fachkräftemangel sieht sich der Handel nicht ganz so stark betroffen (45 Prozent). Im Bau sieht besonders das Ausbaugewerbe weiterhin ein hohes Arbeitskostenrisiko (mehr als 50 Prozent), während sich die Situation im Hochbau leicht entspannt. Das Baugewerbe im Osten ist zudem zunehmend vom Fachkräftemangel betroffen (Anstieg von 50 auf 56 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen nennen dieses Risiko sogar über 70 Prozent der Bauunternehmen. Auch bei den ostdeutschen Dienstleistern erreicht das Arbeitskostenrisiko weiterhin hohe Werte, ebenfalls parallel zum Fachkräftemangel. Besonders ausgeprägt ist das Arbeitskostenrisiko im Landverkehr, außerdem im Gastgewerbe, im Bereich Gartenund Landschaftsbau/Gebäudebetreuung sowie bei Kunst/Unterhaltung/Erholung. Hier finden sich auch Niedriglohnbranchen, ein Zusammenhang zum Mindestlohn ist also naheliegend, zumal dieser auch im Lohnsegment oberhalb von 8,50 Euro Druck erzeugt. Das Gastgewerbe und der Landverkehr sehen sich zudem stark vom Fachkräftemangel betroffen, außerdem die Gesundheits- und soziale Dienste sowie ITDienstleister. Der Osten bleibt auch beim Risiko der Energie- und Rohstoffpreise Spitzenreiter. Die Risikoeinschätzung nimmt nach einem Rückgang zu Jahresbeginn wieder deutlich zu. Das Risiko wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen hingegen bleibt anders als im Bundesdurchschnitt gleich. Eine deutliche Zunahme der Risikoeinschätzung zeigt sich bei den Dienstleistern und im Handel. Der Zusammenhang zwischen den Risiken „Arbeitskosten“ und „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ ist deutlich. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen 67 Süden bleibt das industrielle Kraftzentrum Einschätzungen positiv, häufig ausgehend von der Industrie Bei allen Konjunkturindikatoren liegt der Süden unangefochten an der Spitze. Die Lagebeurteilung bleibt im Süden wie im Bundestrend positiv. Sie steigt aber auch hier nicht weiter. Die Beschäftigungsabsichten verbessern sich weniger stark als in den anderen Regionen. Einen wichtigen Anteil daran dürften die überdurchschnittlich hohen Risiken Arbeitskosten und Fachkräftemangel haben. Bei Erwartungen, Exporten, Investitionsabsichten und Beschäftigungsplänen sehen die Unternehmen im Vergleich der Regionen positiv in die Zukunft. In der Regel ist im Süden dafür die Einschätzung der Industrie ausschlaggebend. In der Einschätzung des Risikos der Auslandsnachfrage erwarten die Unternehmen gerade im Süden eine gewisse Entspannung. Für das geringe Finanzierungsrisiko ist ebenfalls die Einschätzung der Industrie ausschlaggebend. Nur acht Prozent der Unternehmen fühlen sich davon betroffen, bei elf Prozent im Süden insgesamt. Zwar liegt die Risikoeinschätzung der Industrie im Süden im Bundesdurchschnitt, allerdings fällt sie hier stärker ins Gewicht. Risiken nach wie vor hoch Das Wechselkursrisiko nimmt wie im Bundesdurchschnitt zu. 25 Prozent der Industrieunternehmen sehen dieses Risiko als hoch an. Der Süden ist hier zusammen mit dem Norden Spitzenreiter. Im Bekleidungsgewerbe und in der Elektrotechnik sieht das Wechselkursrisiko mehr als ein Drittel der Unternehmen. Die wachsenden Sorgen sind durch kaum kalkulierbare Kursausschläge und von der Beschaffungsseite, besonders den Energie- und Rohstoffpreisen, beeinflusst. Viele Industrieunternehmen, die im Wechselkurs ein Geschäftsrisiko sehen, schätzen auch das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise als hoch ein. Das Arbeitskostenrisiko ist im Süden insgesamt nach wie vor hoch, steigt aber nicht weiter. 43 Prozent der Unternehmen sehen ihre Geschäftsentwicklung beeinträchtigt (Deutschland insgesamt: 42 Prozent). Konjunktur im Süden (Baden-Württemberg, Bayern; Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Geschäftslage Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Süden 24 34 39 39 37 38 38 DE 17 27 32 33 31 32 32 Geschäftserwartungen Süden DE 12 9 16 11 22 17 23 18 11 6 12 7 19 13 Exporterwartungen* Süden DE 20 17 28 23 36 30 32 25 18 15 22 17 28 21 Investitionsabsichten Süden DE 10 3 16 8 15 10 17 11 15 8 16 9 19 12 Beschäftigungsabsichten Süden DE 2 1 6 4 8 6 9 6 4 2 5 3 6 5 68 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Konjunktur im Süden (Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Lage Erwartungen Export* Investitionen Beschäftigung 60 50 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -50 Auch im Süden spitzt sich der Fachkräftemangel weiter zu. Er ist weiterhin drängender als in allen anderen Regionen, freilich dicht gefolgt vom Osten. Die Risikonennung erreicht im Süden den beachtlichen Wert von 45 Prozent. Das Risiko wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen nimmt im Frühsommer ab, sogar noch etwas stärker als im Bundestrend. Der Süden liegt im Regionenvergleich deshalb im Frühsommer auf dem niedrigsten Niveau bei diesem Risiko. Trotzdem liegt die Risikonennung noch bei 40 Prozent, geprägt vom hohen Anteil in Bayern (46 Prozent). Die Dienstleister sehen bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen am wenigstens Entspannung. Hier liegt der Anteil im Frühsommer bei 44 Prozent, in Bayern sogar bei 50 Prozent. Große Risiken in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen zwei von drei Unternehmen im Finanz- und Versicherungssektor sowie in der Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften. Bei letzteren ist der Zusammenhang mit dem Risiko der Arbeitskosten deutlich (80 Prozent). Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern folgt das nächsthöchste Risikoeinschätzung mit einigem Abstand (Inlandsnachfrage: 40 Prozent). DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Expansive Beschäftigungspläne stoßen an Grenzen 69 Die Beschäftigungsabsichten sind im Süden auf dem höchsten regionalen Niveau, wachsen aber unterdurchschnittlich. Während in Bayern die Beschäftigungsabsichten etwas expansiver ausfallen als zu Jahresbeginn, bleiben sie in BadenWürttemberg auf hohem Niveau unverändert. Die süddeutschen Dienstleister erhöhen ihre Beschäftigungsabsichten unter dem Strich gar nicht. Die gebremste Expansion geht mit zunehmenden Risikonennungen bei Fachkräften und Arbeitskosten einher – trotz einer günstigeren Bevölkerungsentwicklung als in anderen Regionen. 52 Prozent der Dienstleister sehen ein hohes Geschäftsrisiko im Fachkräftemangel, hier sieht sich nur das Baugewerbe mit 63 Prozent noch stärker betroffen. Im Ausbau sorgen sich im Süden sogar 70 Prozent um ihre Fachkräfte. 47 Prozent der Dienstleister sehen außerdem im Anstieg der Arbeitskosten ein hohes Risiko für die Geschäftsentwicklung, mehr als in Bau und Handel und auch als im Bundesdurchschnitt. Weniger Arbeitsplätze wollen die personenbezogenen Dienstleister im Süden aufbauen. Bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie in der Medien- und Filmwirtschaft drohen sogar Stellenverluste. 70 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Westen: Gut im Durchschnitt Konjunkturindikatoren knapp Der Westen ist die einzige Region in Deutschland mit verbesserter Lageeinschätüberdurchschnittlich zung. Dies gilt für alle Wirtschaftszweige außer den Dienstleistern. Deren Lageeinschätzung bleibt zwar gut, hellt sich aber nicht weiter auf. Der Handel zeigt dagegen ein besonders positives Bild. Infolge von Beschäftigungszuwächsen, Lohnsteigerungen und höherer Kaufkraft entspricht die Belebung dieses Sektors dem Bundestrend, ist im Westen jedoch besonders ausgeprägt. Die Geschäftserwartungen im Westen liegen im Durchschnitt. Die größere Zuversicht im Baugewerbe entspricht dem Bundestrend. Auch im Westen ist der Tiefbau eher zurückhaltend – Ausdruck nach wie vor schwacher öffentlicher Investitionen. Hochbau und Ausbau gewinnen hingegen deutlich an Optimismus. Auch im Westen wollen mehr Unternehmen investieren. Hier wie im Bundesdurchschnitt bleibt der Anstieg der Investitionspläne aber hinter der positiveren Entwicklung der Geschäftserwartungen zurück. Zusammen mit dem Norden bleibt der Westen Schlusslicht bei den Investitionsplänen. Für die positiven Investitionspläne sind der Handel und das Baugewerbe – v. a. der Hochbau – sowie Industriebranchen wie Elektrotechnik und Chemie verantwortlich. Das Finanzierungsrisiko nimmt im Westen zwar weiter ab. Im Regionenvergleich bleibt es aber hoch, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Exporterwartungen nur leicht im Aufwärtstrend Die Exporterwartungen der Industrie sind im Westen etwas besser als zu Jahresbeginn, steigen aber langsamer als im Bundestrend. Nach wie vor liegt der Exportsaldo unter dem Durchschnitt. Besonders in Nordrhein-Westfalen blicken die Unternehmen weniger zuversichtlich auf das Ausfuhrgeschäft. Konjunktur im Westen (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland; Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Geschäftslage Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Westen 13 21 27 31 27 28 31 DE 17 27 32 33 31 32 32 Geschäftserwartungen Westen DE 7 9 12 11 19 17 16 18 7 6 8 7 13 13 Exporterwartungen* Westen DE 12 17 21 23 28 30 21 25 13 15 15 17 17 21 Investitionsabsichten Westen DE -2 3 3 8 8 10 7 11 3 8 6 9 9 12 Beschäftigungsabsichten Westen DE -1 1 4 4 6 6 6 6 3 2 4 3 6 5 71 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Konjunktur im Westen (Saldo in Punkten; *Industrieunternehmen) Lage Erwartungen Export* Investitionen Beschäftigung 50 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 -40 Zumindest das Risiko von Rückschlägen beim Auslandsabsatz entspannt sich im Westen stärker. Nach 41 Prozent zu Jahresbeginn nennt im Frühsommer nur noch ein Drittel der Unternehmen dieses Risiko. Hoch schätzen nach wie vor Ge- und Verbrauchsgüterindustrie sowie Unternehmen der Spitzen- und Hochtechnologie dieses Risiko ein. In der Chemischen Industrie nennen 39 Prozent dieses Risiko, nach sogar 51 Prozent in der Vorumfrage. 72 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Konjunktur in den Regionen Beschäftigungspläne expansiv Die Beschäftigungspläne entwickeln sich im Westen erfreulich und steigen an die Spitze im Regionenvergleich (zusammen mit dem Süden). Hier spielen – anders als in den anderen Regionen – die Dienstleister weiterhin eine große Rolle. Unternehmens- und personenbezogene Dienstleistungen wollen ihre Beschäftigungspläne erhöhen, ebenso das Gastgewerbe. Zurückhaltend zeigen sich Finanz- und Versicherungsdienstleister sowie das Verkehrsgewerbe. Arbeitskosten und Fachkräfteproblem belasten Baugewerbe Hoffnung macht, dass der Fachkräftemangel im Westen als nicht ganz so belastend wahrgenommen wird. Weiterhin liegt dieses Risiko niedriger als bei den Fachkräften in den anderen Regionen, steigt aber weiter. Hervor sticht auch im Westen vor allem das Baugewerbe, in dem 49 Prozent der Unternehmen ein hohes Angebotsrisiko sehen. Der Ausbau sieht sich mit 58 Prozent Risikonennungen besonders betroffen, gleichermaßen über alle Bundesländer im Westen. Das Risiko der Arbeitskosten nimmt im Regionenvergleich nur für die westdeutschen Unternehmen zu. Der Westen befindet sich jedoch bei der Risikoeinschätzung mit 39 Prozent weiterhin unter dem Bundesdurchschnitt von 42 Prozent. Besonders hoch schätzt hingegen das Baugewerbe das Arbeitskostenrisiko ein (51 Prozent), besonders in Hessen. DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - IHK-Konjunkturumfragen 73 IHK-Konjunkturumfragen Die regionalen Konjunkturumfragen der 80 Industrie- und Handelskammern können Sie im Internet über www.dihk.de/konjunktur abrufen. 74 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Anhang Anhang DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Fragebogen Fragen des DIHK zur wirtschaftlichen Situation im Frühsommer 2015 Wie beurteilt Ihr Unternehmen seine gegenwärtige Lage? x x x gut befriedigend schlecht Mit welcher Entwicklung rechnet Ihr Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten? x x x besser gleich bleibend schlechter Wo sehen Sie die größten Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung Ihres Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten? (Mehrfachantworten möglich) x x x x x x x x Inlandsnachfrage Auslandsnachfrage Finanzierung Arbeitskosten Fachkräftemangel Wechselkurs Energie- und Rohstoffpreise Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen Mit welcher Entwicklung der Exporte rechnet Ihr Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten? x x x höher gleich bleibend geringer Wie werden sich die Ausgaben Ihres Unternehmens für Investitionen im Inland in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich entwickeln? x x x höher gleich bleibend geringer Welches sind die Hauptmotive, die Ihr Unternehmen seinen geplanten Investitionen im Inland für die kommenden zwölf Monate zugrunde legt? (Mehrfachantworten möglich) x x x x x Rationalisierung Produktinnovation Kapazitätsausweitung Umweltschutz Ersatzbedarf Wie wird sich die Beschäftigtenzahl Ihres Unternehmens im Inland in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich entwickeln? x x x höher gleich bleibend geringer 75 76 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Zeitreihen der DIHK-Umfragen Zeitreihen der DIHK-Umfragen Die Einteilung der Wirtschaftszweige in der DIHK-Konjunkturumfrage basiert entsprechend der amtlichen Statistik auf der WZ 2008. Im Rahmen der Umstellung im Frühsommer 2009 wurden Werte der Vorumfragen auf dieser Basis neu berechnet, so dass es im Vergleich zu früher ausgewiesenen Werten zu Differenzen kommen kann. 77 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Zeitreihen der DIHK-Umfragen Geschäftslage der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2009 Herbst 2009 Jahresbeginn 2010 Frühsommer 2010 Herbst 2010 Jahresbeginn 2011 Frühsommer 2011 Herbst 2011 Jahresbeginn 2012 Frühsommer 2012 Herbst 2012 Jahresbeginn 2013 Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 gut befriedigend schlecht Saldo 18 20 24 28 38 44 46 46 46 42 38 38 32 38 41 42 40 41 41 47 50 52 54 50 46 45 45 45 48 51 51 53 51 50 49 51 50 50 35 30 24 18 12 10 9 9 9 10 11 11 15 11 9 9 9 9 9 -17 -10 0 10 26 34 37 37 37 32 27 27 17 27 32 33 31 32 32 Geschäftslage der Unternehmen - Angaben in Punkten 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 Saldo Langjähriger Durchschnitt = 8 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1992 1993 -40 78 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Zeitreihen der DIHK-Umfragen Geschäftserwartungen der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) besser gleich bleibend schlechter Saldo 14 24 26 33 33 34 34 23 22 25 18 20 25 24 28 29 21 22 26 45 52 53 53 56 56 57 61 61 61 60 62 59 63 61 60 64 63 61 41 24 21 14 11 10 9 16 17 14 22 18 16 13 11 11 15 15 13 -27 0 5 19 22 24 25 7 5 11 -4 2 9 11 17 18 6 7 13 Frühsommer 2009 Herbst 2009 Jahresbeginn 2010 Frühsommer 2010 Herbst 2010 Jahresbeginn 2011 Frühsommer 2011 Herbst 2011 Jahresbeginn 2012 Frühsommer 2012 Herbst 2012 Jahresbeginn 2013 Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 Geschäftserwartungen der Unternehmen - Angaben in Punkten 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 Langjähriger Durchschnitt = 4 1996 1995 1992 1993 1994 Saldo -50 79 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Zeitreihen der DIHK-Umfragen Exporterwartungen der Industrieunternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2009 Herbst 2009 Jahresbeginn 2010 Frühsommer 2010 Herbst 2010 Jahresbeginn 2011 Frühsommer 2011 Herbst 2011 Jahresbeginn 2012 Frühsommer 2012 Herbst 2012 Jahresbeginn 2013 Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 höher gleich bleibend geringer Saldo 14 29 37 43 44 46 42 30 31 33 27 30 30 32 37 34 30 30 31 38 49 50 48 49 49 51 57 55 56 53 56 57 59 56 57 55 57 59 48 22 13 9 7 5 7 13 14 11 20 14 13 9 7 9 15 13 10 -34 7 24 34 37 41 35 17 17 22 7 16 17 23 30 25 15 17 21 Exporterwartungen der Industrieunternehmen - Angaben in Punkten 50 40 30 20 10 0 -10 -20 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 Langjähriger Durchschnitt = 21 1998 1996 1994 1993 1995 Saldo -40 1997 -30 80 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Zeitreihen der DIHK-Umfragen Investitionsabsichten der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2009 Herbst 2009 Jahresbeginn 2010 Frühsommer 2010 Herbst 2010 Jahresbeginn 2011 Frühsommer 2011 Herbst 2011 Jahresbeginn 2012 Frühsommer 2012 Herbst 2012 Jahresbeginn 2013 Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 höher gleich bleibend geringer Saldo 14 16 21 25 29 31 31 27 26 27 23 23 23 25 26 27 25 26 27 42 51 52 54 56 55 56 58 56 57 57 57 57 58 58 57 58 57 58 44 33 27 21 15 14 13 15 18 16 20 20 20 17 16 16 17 17 15 -30 -17 -6 4 14 17 18 12 8 11 3 3 3 8 10 11 8 9 12 Investitionsabsichten der Unternehmen - Angaben in Punkten 20 10 0 -10 -20 -30 Saldo Langjähriger Durchschnitt = -4 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 -40 81 DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Zeitreihen der DIHK-Umfragen Beschäftigungsabsichten der Unternehmen (in Prozent, Saldo in Punkten) Frühsommer 2009 Herbst 2009 Jahresbeginn 2010 Frühsommer 2010 Herbst 2010 Jahresbeginn 2011 Frühsommer 2011 Herbst 2011 Jahresbeginn 2012 Frühsommer 2012 Herbst 2012 Jahresbeginn 2013 Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Herbst 2014 Jahresbeginn 2015 Frühsommer 2015 höher gleich bleibend geringer Saldo 8 10 12 16 19 22 23 19 19 20 15 15 15 16 17 17 15 17 17 59 65 67 69 69 68 68 71 70 69 71 71 71 72 72 72 72 69 71 33 25 21 15 12 10 9 10 11 11 14 14 14 12 11 11 13 14 12 -25 -15 -9 1 7 12 14 9 8 9 1 1 1 4 6 6 2 3 5 Beschäftigungsabsichten der Unternehmen - Angaben in Punkten 20 Saldo Langjähriger Durchschnitt = -8 10 0 -10 -20 -30 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 -40 82 Herausgeber und Copyright DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2015 - Impressum © Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. 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