PDF (2 MB ) - ver.di | Jugend

Geschäftsbericht
der ver.di Jugend
2011 bis 2015
Seite [2] Inhalt
Inhalt

3- 4
ver.di Jugend wächst

5-18
Unsere Arbeitsstrukturen

19-25
ver.di Jugend im Betrieb

26-29
ver.di Jugend macht Tarif

30-35
ver.di Jugend bildet

36-38
ver.di Jugend in der Gesellschaft

39
Perspektive 2015
Seite [3] ver.di Jugend wächst
Mitgliedergewinnung
Die Mitgliederentwicklung in der Jugend hat sich seit 2011 insgesamt sehr positiv gestaltet. Gab es Ende
2011 noch 103.414 junge Mitglieder, so waren es Ende 2014 bereits 111.806. Auch der Mitgliederzuwachs unter den Auszubildenden war positiv. Hier wuchs die Zahl von 28.023 auf 31.023 organisierte
Auszubildende. Motor der positiven Mitgliederentwicklung bei Auszubildenden ist weiterhin der Ausbildungsstart. Hier konnten in den letzten Jahren zunehmend mehr Auszubildende gewonnen werden.
Zweiter wichtiger Faktor sind die Tarifrunden. Vor allem die Tarifrunde des öffentlichen Dienstes und die
Tarifrunde im Handel haben wahrnehmbaren Einfluss auf die Gewinnung von Jugend- und Auszubildenden gehabt.
Allerdings kippte die Entwicklung in 2014 und die Organisation musste erstmals seit langer Zeit wieder
rückläufige Zahlen zur Kenntnis nehmen.
Mitgliederentwicklung von Ende 2010 bis Ende 2014
für Jugend und Azubi
Seite [4] ver.di Jugend wächst
Mitgliedergewinnung
Jugendanteile in den DGB-Gewerkschaften
20
15,5
10
10,810,1
9,9
GdP
8,7 8,4
0
7,3
IG BCE
5,5 4,6
IG Metall
NGG
IG BAU
DGB-Jugendquote im Vergleich, Stand Ende 2014
Der Anteil der jungen Mitglieder in ver.di liegt bei 5,5 Prozent und damit weit unter dem Durchschnitt der
DGB-Gewerkschaften (ca. 8,4 Prozent). Die Jugendarbeit muss deshalb stärker ein Thema für die gesamte
Organisation werden. Das Ziel ist dabei klar: Um weiterhin eine durchsetzungsfähige Gewerkschaft zu
sein, muss ver.di die Jugendquote auf mindestens 8,5 Prozent steigern. Ausgehend von rund 2 Millionen
Mitgliedern wären das rund 170.000 junge Mitglieder, also rund 60.000 mehr als die ver.di Jugend momentan organisiert. Damit kann auch der Überalterung der Organisation entgegengewirkt werden. Zwischen 2002 und 2014 ist das Durchschnittsalter der ver.di-Mitglieder von 47,93 auf 51,83 Jahre angestiegen. Nur mit einer erfolgreichen Jugendarbeit sichern wir die Zukunft unserer Organisation!
Altersverteilung in ver.di
Seite [5] Unsere Arbeitsstrukturen
Bundesjugendvorstand und
Geschäftsführung
Auf der Bundesjugendkonferenz 2011 wurden
Jörg Grünefeld, Hülya Dogan und Daniela Catalano in die Geschäftsführung (GF) gewählt.
Bereits Mitte 2012 verließ Hülya die Geschäftsführung, da sie in die Hauptamtlichkeit in den
Fachbereich Finanzdienstleistungen wechselte.
Für sie wurde Kathrin Biro in die Geschäftsführung nachgewählt. Zum 1. September 2013
begannen Daniela und Kathrin ihre Einarbeitung
im achten Durchgang des Programms „Sekretäre_innen in Einarbeitung“ und verstärken seitdem das Jugendteam in Baden-Württemberg.
Auch Jörg verließ nach sieben Jahren den Bundesjugendvorstand (BJV) und wechselte in die
Hauptamtlichkeit in den Bundesfachbereich
Medien, Kunst und Industrie. Da alle drei damaligen GF-Mitglieder in die Hauptamtlichkeit gewechselt sind, musste eine komplette Neuwahl
der Geschäftsführung des BJV stattfinden.
In der Jugendarbeit sind vier Jahre ein langer
Zeitraum, der für viele Aktive mit weitreichenden
Veränderungen verbunden ist: Die Ausbildung
geht zu Ende, der Arbeitsplatz wird gewechselt,
ein Studium wird aufgenommen und natürlich
gibt es neben ver.di auch ein Privatleben, das
manchmal andere Prioritäten verlangt. So ist es
nicht verwunderlich, dass immer wieder neue
Gesichter im Bundesjugendvorstand auftauchten. Leider sind häufige Wechsel im Gremium
für eine kontinuierliche Arbeit hinderlich. Deshalb hat der Bundesjugendvorstand für sich die
Verabredung getroffen, Themenschwerpunkte
zu setzen und die Diskussion mit einer Weiterbildung zu verknüpfen. Auch die individuelle
Bildungsplanung ist eine Verabredung, die die
Mitglieder des Bundesjugendvorstandes untereinander getroffen haben.
In die Geschäftsführung wurden im September
2013 Simon Habermaaß (LBZ Baden Württemberg, Fachbereich Bildung, Wissenschaft und
Forschung), André Zeitler (LBZ Bayern, Fachbereich Sozialversicherung) und Isabell Senff (LBZ
Sachsen-Sachsenanhalt-Thüringen, Fachbereich
Postdienste, Speditionen und Logistik) gewählt.
Alle Mitglieder der Geschäftsführung haben in
den vergangenen Jahren viele Aufgaben übernommen. Durch ihre Mitarbeit haben sie den
Bereich Jugend unterstützt und die ver.di Jugend
nach innen und außen vertreten.
Der Bundesjugendvorstand hat viele Aufgaben
und muss Entscheidungen für die ver.di Jugend
als Ganzes treffen. Um dem gerecht zu werden,
sind der Austausch und die Rückkopplung mit
allen Entsendebereichen notwendig. Leider waren einige Landesbezirke und Fachbereiche teilweise nur unregelmäßig präsent. Teils können
diese Defizite ausgeglichen werden, indem über
hauptamtliche Kolleg_innen die Rücksprache
erfolgt. Doch dem Anspruch, ehrenamtliche
Aktive in die Arbeit einzubeziehen und Entscheidungen zu treffen, werden wir damit nur bedingt gerecht.
Seite [6] Unsere Arbeitsstrukturen
Gewerkschaftsrat
Der Gewerkschaftsrat ist das höchste Gremium der ver.di zwischen den Bundeskongressen und tagt vier
Mal im Jahr. Die ver.di Jugend ist mit insgesamt sechs Aktiven im Gremium vertreten. Jörg Grünefeld war
Mitglied im Personalausschuss (bis 2013). Stefan Wittstock und Isabell Senff arbeiteten ab 2014 im Haushalts- und Finanzausschuss mit. An anderen Arbeitsgruppen und Foren beteiligten sich die Jugendmitglieder im Gewerkschaftsrat nach Bedarf. Immer dann, wenn Jugendpositionen eingebracht werden mussten,
waren sie zur Stelle. Darüber hinaus gab es regelmäßig Austausch und Gespräche mit den anderen Mitgliedern des Gewerkschaftsrates.
Arbeitskreise
Zur Unterstützung und Beratung hatte der Bundesjugendvorstand zu Beginn vier Arbeitskreise eingerichtet. Die Mitgliedschaft im Bundesjugendvorstand ist dabei keine zwingende Voraussetzung für die Mitarbeit in den Arbeitskreisen, die aktive Mitarbeit in der ver.di Jugend allerdings schon. Vor allem geht es um
eine hohe fachliche Kompetenz im jeweiligen Themenfeld. Zum Teil sind konkrete Voraussetzungen für
die Mitarbeit in den einzelnen Arbeitskreisen nötig.
Arbeitskreis Tarifpolitik (AK Tapo)
AK Internationales (AK Int)
Der AK Tapo organisiert die Abstimmungsprozesse zu fachbereichsübergreifenden Tarifrunden
und begleitet zielgerichtet einzelne Tarifauseinandersetzungen vor und nach. Hier werden auch
strategische Diskussionen aufbereitet, zum Beispiel welche Eckpunkte aus Jugendsicht in der
Tarifarbeit von ver.di wichtig sind, wie Übernahme als Forderung mit guten Argumenten
unterlegt werden kann oder welche jugendspezifischen Forderungen in einer bestimmten Tarifrunde aufgestellt werden könnten. Außerdem
setzt der Arbeitskreis einen Schwerpunkt auf
Qualifizierung und bietet deshalb spezielle Tariftrainings für ver.di Jugend-Aktive und Jugendliche in Tarifkommissionen an. Um die Jugendtarifarbeit weiter stetig zu verbessern ist es wünschenswert, dass viele Fachbereiche sich in die
Arbeit des AK Tapo einbringen.
Dieser Arbeitskreis vertrat die ver.di Jugend in
verschiedenen internationalen Gremien. Der
Schwerpunkt lag zuletzt bei der Mitarbeit in den
Gremien der UNI Youth. Nachdem die Anzahl
der Aktiven des Arbeitskreises stark gesunken
ist, hat der BJV eine breite Diskussion über die
Zukunft des Arbeitskreises geführt. Letztlich
haben eine angespannte Haushaltslage, der
Mangel an interessierten Aktiven und die Übereinkunft, dass die internationale Arbeit aus den
internationalen Gremien in konkrete betriebliche
Projekte der Fachbereiche überführt werden
muss, dazu geführt, dass der BJV die Auflösung
des Arbeitskreises und die aktive Mitarbeit im AK
Internationales der DGB-Jugend beschloss.
Seite [7] Unsere Arbeitsstrukturen
Arbeitskreise
Bundesteamendenarbeitskreis (BTAK)
Der BTAK plant die zentrale Jugendbildungsarbeit und setzt die Planungen um. Dies geschieht in enger
Abstimmung mit den Landesbezirken und Fachbereichen. Für die Mitarbeit im BTAK und vor allem für den
Einsatz als Teamer oder Teamerin sind bestimmte Qualifikationen nötig. Neben dem zentralen Jugendbildungsprogramm organisiert der BTAK auch Aus- und Fortbildungen für Teamende, das Jugendbildungsforum, die Jugendbildungsplanung und entwickelt die Konzepte für die Bildungsarbeit in der ver.di Jugend
weiter.
AK Antidiskriminierung (AK AntiDis) ehemals AK Antirassismus (AK AntiRa)
Der AK AntiDis sorgt dafür, dass sich die Auseinandersetzung mit Diskriminierungsformen unterschiedlichster Art wie ein roter Faden durch
unsere Arbeit zieht. Dafür werden Materialien
erstellt und Konzepte für Seminare oder betriebliche Aktivitäten (weiter-)entwickelt. Ein weiteres
wichtiges Aufgabenfeld ist die Bündnisarbeit:
Der Arbeitskreis ist bundesweit mit verschiedenen Gruppen vernetzt und bringt sich in verschiedene Bündnisaktivitäten ein. Ein prominentes Beispiel ist die Arbeit im Bündnis „Dresden
nazifrei“. Außerdem hat der AK seinen Arbeits-
schwerpunkt auf die betriebliche Antidiskriminierungsarbeit verschoben und sich aus diesem
Grunde zum AK Antidiskriminierung umbenannt. Leider hat sich die Anzahl der Aktiven im
Arbeitskreis Antidiskriminierung in den letzten
Jahren nach und nach verringert. Deshalb konnten einige Treffen des Arbeitskreises mangels
Teilnehmer_innen nicht stattfinden. Der Fokus
der aktuellen Arbeit bezieht sich daher auf die
Planung und Durchführung des ab sofort jährlich
geplanten AntiRa-Forums.
Seite [8] Unsere Arbeitsstrukturen
Finanzen
Trotz erheblicher Verringerung der finanziellen Mittel konnte die zentrale Jugendarbeit in ver.di wichtige
Entwicklungsprojekte voranbringen. Dass dies möglich war, ist vor allem auf die sehr gute Zusammenarbeit der ehren- und hauptamtlich Aktiven der ver.di Jugend zurückzuführen. Eine verbindliche und auf
Schwerpunkte konzentrierte Arbeitsplanung und eine an den unterschiedlichen Kompetenzen orientierte
bundesweite Zusammenarbeit ist die Grundlage dafür.
Trotzdem konnten nicht alle Vorhaben realisiert werden. Maßgeblich hierfür sind die anhaltenden Kürzungen im Haushalt. Ab 2014 konnte eine Steigerung der öffentlichen Mittel erreicht werden.
659.300,00 €
584.924,00 €
628.000,00 €
575.000,00 €
582.000,00 €
593.000,00 €
Gesamthaushalt
KJP
153.000,00 €
151.700,00 €
150.000,00 €
150.000,00 €
236.000,00 €
201.000,00 €
425.000,00 €
506.300,00 €
2010
433.224,00 €
2011
392.000,00 €
432.000,00 €
2012
392.000,00 €
2013
2014
Entwicklung des Gesamtjugendhaushaltes und der öffentlichen Mittel
2015
ver.di
Seite [9] Unsere Arbeitsstrukturen
Einarbeitungsprogramm
für Jugendsekretär_innen
Bereits 2005 startete der erste Durchgang des
Einarbeitungsprogramms
für
Jugendsekretär_innen. Damals war dieses Programm noch
die Ausnahme, denn für ver.di galt ein Einstellungsstopp. Gleichzeitig wurde deutlich, dass
ver.di ein Nachwuchsproblem hat und immer
mehr Kolleg_innen aus der Jugendarbeit in andere Bereiche wechselten, um dort Lücken zu
füllen. Umso erfreulicher ist es, dass das Einarbeitungsprogramm fortgeschrieben und weiter-
entwickelt werden konnte. Seit 2011 sind weitere vier Durchgänge mit über 40 Kolleg_innen
durchgeführt worden. Auch für die Fachbereichsjugendarbeit wurden Kolleg_innen eingestellt und qualifiziert.
Problematisch ist jedoch, dass die zentrale einjährige Personalkostenförderung für die JuSiEs
ab 2015 ausgesetzt wurde. Damit wird es in
Zukunft schwieriger, Übergänge bei den Jugendsekretär_innen zu gestalten.
Seite [10] Unsere Arbeitsstrukturen
Der Bereich Jugend
Nach der Bundesjugendkonferenz 2011 startete
der Bereich Jugend mit Jan Duscheck, HolmAndreas Sieradzki, Silke Mader, Ringo Bischoff
und Erika Palm.
Leider haben uns im Oktober 2012 Silke Mader,
im Oktober 2013 unser bisheriger Bundesjugendsekretär Ringo Bischoff nach sieben Jahren
und im Dezember 2013 Erika Palm nach sechs
Jahren Jugendarbeit verlassen. Silke wechselte in
den Fachbereich Verkehr, Ringo wurde Bundesfachgruppenleiter der Sparkassen im Fachbereich
Finanzdienstleistungen und Erika arbeitet als
Verwaltungsangestellte im Bezirk PinnebergSteinfurt.
Wir wünschen Silke, Ringo und Erika bei den
neuen Aufgaben viel Spaß und Erfolg. Das Jugendteam sagt Danke für die Zusammenarbeit,
den Spaß und die klaren Worte – in der Diskussion wie auch zu jeder anderen Gelegenheit.
Dafür konnten wir im September 2011 Nadine
Telemann als neue Kollegin des Bereichs und Jan
Duscheck seit Oktober 2013 in neuer Funktion
des Bereichsleiters begrüßen. Jan ist somit der 3.
Bundesjugendsekretär in ver.di.
Mit Start des achten SiE-Lehrgangs konnten wir
Isabel Hauschild im Bereich Jugend begrüßen.
Sie hat ihre Einarbeitung Anfang September
2013 begonnen und ist seit März 2015 im Bereich Jugend beschäftigt. Mehr als zehn weitere
Jugendsekretär_innen in Einarbeitung des fünften bis neunten Lehrgangs waren zeitweise im
Bereich Jugend eingesetzt, haben die Arbeit im
Bundesjugendsekretariat kennengelernt, uns
dabei tatkräftig unterstützt und für viel frischen
Wind und Spaß gesorgt.
Seit Mitte 2014 bereichert Anke Hertel den Bereich als Verwaltungsangestellte. Sie ist zu 50%
im Bereich Jugend und zu 50% im Fachbereich
Finanzdienstleistungen beschäftigt.
Seite [11] Unsere Arbeitsstrukturen
Zusammenarbeit innerhalb der
Gewerkschaftsjugend
Die Zusammenarbeit mit der DGB-Jugend war in
den letzten Jahren durch immer wieder aufkommende Konflikte sowohl mit der Dachverbandsstruktur selbst, als auch unter den Mitgliedsgewerkschaften belastet.
So konnte beispielsweise 2013 keine Einigung
auf eine einheitliche Linie bei der Bundestagswahlkampagne gefunden werden, da die IG
Metall Jugend sich nicht nur weitestgehend aus
der Vorbereitung und den gemeinsamen Aktivitäten zurückzog, sondern zuletzt auch noch
erhebliche Einwände zur Ausgestaltung der
Kampagne einbrachte. Trotzdem ist es gelungen, punktuell gute Aktionen durchzuführen.
Im
November
2013
fand
die
DGBBundesjugendkonferenz statt. Die ver.di Jugend
beteiligte sich hier mit einer Delegation und
brachte sich vor allem bei den Themen Ziviler
Ungehorsam, Ausbildungsqualität, Dual Studierende und Mindestlohn sowie Mindestausbildungsvergütung ein. Für die Themen Mindestausbildungsvergütung und Industriepolitik konnten die Delegierten sich auf der Konferenz nur
auf Kompromisse verständigen. Entsprechend
wurde der Diskussionsprozess noch einmal in die
Mitgliedsgewerkschaften und den Bundesju-
gendausschuss gegeben. Hier gibt es entsprechende Verabredungen zu einem Prozess, um zu
einer gemeinsamen Positionierung zu kommen.
Im Jahr 2014 bildete die Verhandlung um die
Allianz für Aus- und Weiterbildung und damit
die Fortsetzung des Ausbildungspaktes einen
Schwerpunkt der Arbeit. Als ver.di Jugend setzten wir uns für eine verbindliche Steigerung der
betrieblichen Ausbildungsplätze ein, ohne die
wir keine substanzielle Verbesserung der Situation junger Menschen auf dem Ausbildungsmarkt
durch die Allianz sehen. Als weiteren zentralen
Punkt forderten wir eine transparente Ausbildungsstatistik, die der Wirklichkeit entspricht.
Letztendlich konnte sich innerhalb der DGBJugend nicht auf eine gemeinsame Position geeinigt werden, da der DGB-Bundesvorstand entgegen vorheriger Absprachen vorschnell eine
Allianzerklärung unterzeichnet hat, die weit
hinter unseren Forderungen zurückblieb.
Nach wie vor liegt bei den Mitgliedsgewerkschaften keine grundsätzliche gemeinsame Strategie für die Ausgestaltung der Dachverbandsarbeit vor. Ein entsprechender Prozess soll aber im
Sommer 2015 angestoßen werden.
Seite [12] Unsere Arbeitsstrukturen
Internationale Arbeit
ver.di Jugend - international engagiert
Die ver.di Jugend war in den vergangenen Jahren international sehr aktiv. Dies betraf die Arbeit in der UNI Europa Jugend als auch eigene
Veranstaltungen. Auf den stattfindenden Konferenzen wurden Themen eingebracht und an der
Umsetzung der Beschlüsse wurde im Lenkungsausschuss der UNI Europa Jugend aktiv mitgearbeitet.
Mit den Gewerkschaften aus dem deutschsprachigen Raum, insbesondere unserer Partnergewerkschaft GPA-djp aus Österreich, gab es eine
intensive Zusammenarbeit. Bei den verschiedenen Treffen waren unter anderem die Verteidigung des Streikrechts, Gesundheitsschutz, Arbeit
gegen Rechts und Arbeitszeitverkürzung Themen.
Auch personell übernahm die ver.di Jugend Verantwortung in der UNI Europa Jugend. In den
vergangenen Jahren vertraten uns dort Martina
Hartung als Präsidentin, Christian Wölm als Vizepräsident und Leonie Viola Thöne als Mitglied
im Lenkungsausschuss.
Aktionskonferenz „Streik + DU – Wir rocken den Arbeitskampf“
Blockieren, besetzen, streiken… vieles muss sich
ändern. Wir kämpfen für unsere Rechte. Es geht
um unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Auf der ver.di Jugend-Aktionskonferenz „Streik
+ Du – Wir rocken den Arbeitskampf“ vom 24.26.06.2012 haben sich ca. 60 Aktive mit den
internationalen Arbeitskämpfen beschäftigt.
Dabei standen folgende Fragen im Vordergrund:



Was bedeutet Streik eigentlich und wie
wird er organisiert?
Was passiert in anderen EU-Ländern?
Welche Protestformen gibt es dort und
wie können Beschäftigte Druck machen?
Seite [13] Unsere Arbeitsstrukturen
Internationale Arbeit
Zukunft der internationalen Arbeit
Leider haben sich die Rahmenbedingungen für
die internationale Arbeit der ver.di Jugend in den
letzten Monaten deutlich verschlechtert. Das
hängt zum einen damit zusammen, dass aktive
Ehrenamtliche durch den Wechsel in die
Hauptamtlichkeit oder Überschreiten der Altersgrenze nicht mehr für den Arbeitskreis Internationales zur Verfügung stehen und dadurch die
Kontinuität und Eigenständigkeit der Arbeit
nicht mehr gewährleistet sind. Weiterhin sind die
Kapazitäten für die hauptamtliche Begleitung
und finanzielle Ressourcen weiter zurückgegangen. Zudem gab es im Bundesjugendvorstand
die Übereinkunft, dass die internationale Arbeit
in konkrete betriebliche Projekte der Fachbereiche überführt werden muss.
Vor diesem Hintergrund hat der Bundesjugendvorstand im Dezember 2014 nach einer ausführlichen und langwierigen Beratung beschlossen,
dass eine aktive Mitarbeit der ver.di Jugend in
den Gremien der UNI Europa Jugend oder anderen internationalen Branchenzusammenschlüssen nur noch möglich ist, wenn hierfür die Finanzierung und Begleitung durch die Fachbereiche übernommen wird. In der kommenden Zeit
wird es ein stärkeres Engagement der ver.di
Jugend im AK Internationales der DGB-Jugend
geben. Grundsätzliche Fragen der internationalen Arbeit werden im BJV diskutiert.
Seite [14] Unsere Arbeitsstrukturen
Zielgruppenansprache
Nach wie vor steht für die ver.di Jugend die Zielgruppe der Auszubildenden im Fokus der Mitgliedergewinnung. Hier wurde in den letzten Jahren konzeptionell an einer kontinuierlichen betrieblichen Ansprache gearbeitet. Veränderungen in der Ausbildungslandschaft zugunsten des Studiums, die wiederholte
Ansprache von Auszubildenden über den Ausbildungsstart hinaus sowie die bisherige Schwäche in der
Begleitung junger Erwerbstätiger werden in Zukunft eine Neuausrichtung und Weiterentwicklung unserer
Ansprachekonzepte notwendig machen.
Ausbildungsstart – Von Anfang an mit der ver.di Jugend
In den letzten Jahren konnte der Ausbildungsstart immer erfolgreicher für die Organisation
genutzt werden. Sind 2010 noch 6.100 Auszubildende zum Beginn ihrer Ausbildung bei uns
Mitglied geworden, so waren es 2013 bereits
über 7.400. Neben gut abgestimmten Werbematerialien bietet die ver.di Jugend zur Unterstützung der Ansprache zum Ausbildungsbeginn
mit dem Konzept der dreimaligen Ansprache
einen wichtigen Baustein, um Auszubildende
erfolgreich werben zu können.
Um junge Menschen heute für die Mitgliedschaft in einer Organisation wie z. B. einer Gewerkschaft zu gewinnen, reicht eine einmalige
Ansprache meist nicht mehr aus. Deshalb hat die
ver.di Jugend das Konzept der dreimaligen Erstansprache entwickelt:
Erste Ansprache direkt zum Ausbildungsbeginn
Hier geht es uns zunächst darum, einen positiven ersten Eindruck von ver.di zu vermitteln.
Dies kann z. B. in Form einer kleinen ImageAktion im Betrieb oder an der Berufsschule
durch ver.di-Aktive oder einer kurzen persönlichen Begrüßung durch den Betriebs- / Personalrat, die JAV oder Vertrauensleuten von ver.di
direkt am Ausbildungsplatz geschehen. Als kleines Mitbringsel empfiehlt sich die Kugelschreiber-Karte „Herzlich Willkommen in deiner neuen
Welt!“, sie enthält u. a. einen Platzhalter für die
Visitenkarte
de_r
(Jugend)Sekretär_in.
zuständigen
ver.di-
Zweite Ansprache ca. 2 – 3 Monate nach
Ausbildungsbeginn
Auf diesem zweiten Kontakt sollte der Schwerpunkt unserer Aktivitäten liegen, denn nach dem
positiven Ersteindruck haben wir damit nun gute
Chancen, die neuen Auszubildenden von einer
ver.di-Mitgliedschaft zu überzeugen.
Besonders geeignet sind hier betriebliche Veranstaltungen (z. B. in Form von Teil-JA-Versammlungen), um die neuen Auszubildenden über ihre
Rechte und Pflichten, betriebliche Abläufe und
über ver.di zu informieren. Ergänzend empfiehlt
sich eine gemeinsame Freizeitaktivität (z. B. eine
Begrüßungsparty), um in lockerer Runde den
persönlichen Kontakt zu vertiefen und bei passender Gelegenheit noch einmal auf die Mitgliedschaft zu sprechen zu kommen.
Dritte Ansprache unmittelbar in den Wochen nach der zweiten Ansprache
Konsequentes Nachfassen ist für die Gewinnung
neuer Mitglieder oft ausschlaggebend. Hier können wir beispielsweise aktuelle Anlässen nutzen
(z. B. das Ende der Probezeit oder eine anstehende Tarifrunde), zuvor versprochene Informationen nachreichen und bisher Unentschlossene
noch einmal einzeln ansprechen.
Seite [15] Unsere Arbeitsstrukturen
Zielgruppenansprache
Dual Studierende
Das Duale Studium ist eine Studienform, die sich
bei Unternehmen, wie bei (Fach-)Abiturient_innen zunehmend großer Beliebtheit erfreut. Bundesweit sind die Studienplätze in diesem Bereich
stark angestiegen. Charakteristisch für duale
Studiengänge ist die enge Verzahnung von Theorievermittlung durch die Hochschulen und betrieblicher Praxis. Der Bereich Jugend hat 2013 /
2014 eine Befragung von betrieblichen Interessenvertretungen begleitet sowie ein Konzept zur
Ansprache von Dual Studierenden mitentwickelt.
Bisher wird nur in wenigen Bereichen der Fokus
auf diese neue Zielgruppe gelegt. Dementsprechend konnten bislang bei der Ansprache dieser
Zielgruppe nur wenige Erfahrungen gesammelt
werden. Die Ansprache von Dual-Studierenden
wurde daher als Arbeitsschwerpunkt in 2015 für
die Gesamtjugend verabredet und steht im Fokus der folgenden Jahre.
Übergang von Ausbildung zu Beruf
Zum Ausbildungsende verliert die ver.di Jugend
besonders viele Mitglieder. Mit der neuen Arbeitshilfe „Aktiv zum Ausbildungsende“ liefert
der Bereich Jugend eine wichtige konzeptionelle
Vorarbeit für die Mitgliederbindung und -gewinnung in dieser kritischen Phase. Die Arbeitshilfe richtet sich an betriebliche Interessenvertretungen sowie Aktive in den Betrieben und
Dienststellen. Sie enthält Konzepte, Checklisten
und Tipps für die Ansprache und die Durchführung von Veranstaltungen sowie entsprechende
Musterpräsentationen. Ergänzend dazu wurden
bereits in der Vergangenheit Materialien für den
Kontakt mit den Auslernenden und Berufseinsteiger_innen erstellt. Allerdings ist es in den
vergangenen Jahren nicht gelungen, die Ansprache zum Ausbildungsende flächendeckend zu
etablieren. In einigen Fachbereichen und Bezirken werden die Auszubildenden allerdings systematisch angeschrieben. Hier wurde auch die
Überarbeitung von Anschreiben zum Sonderzeitende übernommen. Die Gesamtorganisation
hat im Rahmen von Perspektive 2015 die Ansprache zum Ausbildungsende als wichtigen
Punkt erkannt und möchte die Jugend bei der
Umsetzung unterstützen.
Seite [16] Unsere Arbeitsstrukturen
Zielgruppenansprache
Ansprache
schulen
Junge Erwerbstätige
Die Zielgruppe der Beschäftigten unter 30 Jahren
findet innerhalb von ver.di bisher noch zu wenig
Beachtung. Im Rahmen von Perspektive 2015
wurde unter dem Stichwort „U 35“ an Konzepten gearbeitet, mit deren Umsetzung die
Fachbereiche beauftragt wurden.
an
Berufs-
Die Berufsschularbeit ist kein
gänzlich neues Feld für die
ver.di Jugend. Sie findet meist in
Zusammenarbeit mit der DGBJugend statt. Dort, wo wir über
die betrieblichen Strukturen nur
schwer an die Auszubildenden
kommen, wie zum Beispiel im Handel, den Speditionen und bei den Friseur_innen, gewinnt der
Anspracheraum Berufsschule stärker an Bedeutung. Deshalb hat die ver.di Jugend mit dem
Fachbereich 12 ein Pilotprojekt für eine eigene
branchenbezogene Berufsschularbeit begonnen.
Die Ergebnisse sollen Ende 2015 ausgewertet
und das Konzept auf weitere Branchen übertragen werden.
Seite [17] Unsere Arbeitsstrukturen
Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit
Die Junge PUBLIK – die Jugendbeilage in unserer Mitgliederzeitung
Zweimal im Jahr erscheint die Junge PUBLIK als
Beilage unserer Mitgliederzeitung ver.di PUBLIK.
Mit diesem Medium können wir unsere Themen
nicht nur in die gesamte Mitgliedschaft, sondern
auch darüber hinaus transportieren, eignet sich
die Junge PUBLIK doch als gutes Ansprachematerial in Betrieben und Dienststellen z.B. beim
Ausbildungsstart.
Inhalte der einzelnen Beilagen sind u.a. Interviews mit Künstler_innen, Berichte über erfolgreiche Beispiele in JAV- und Tarifarbeit, Argumente zur Mitgliederwerbung, Berichte und
Reportagen über aktuelle gesellschaftliche Themen und Porträts von Aktiven.
Webwelt der ver.di Jugend
Neben dem Hauptportal www.verdi-jugend.de sowie den beiden etablierten Zielgruppenportalen
www.ausbildung.info und www.jav.info wurden in den vergangenen vier Jahren zwei weitere Zielgruppen-Themenportale aufgebaut:
Mit www.jugend-macht-tarif.info und www.aktiv-gegen-diskriminierung.info konnte die ver.di Jugend
auch im tarifpolitischen Bereich und im Antidiskriminierungsbereich das Konzept von auf fachlich hohem
Standard angesiedelten Serviceportalen übertragen und damit ihr Profil als kompetente Interessenvertretung im betrieblichen und gesellschaftspolitischen Bereich ausbauen.
Die Zugriffszahlen der einzelnen Portale entwickelten sich sehr positiv und zeigen damit, dass das Angebot genutzt wird und die Webstrategie der ver.di Jugend erfolgreich ist.
Das Hauptportal und die dazugehörigen Satellitenseiten werden in Zusammenarbeit mit unserem Agenturnetzwerk ständig überarbeitet und aktualisiert.
Seite [18] Unsere Arbeitsstrukturen
Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit
Die ver.di Jugend wächst – auch in den sozialen Netzwerken
Im April 2015 überschritt der Facebook-Auftritt
der ver.di Jugend die Anzahl von 25.000 Fans.
Damit hat die ver.di Jugend die größte
Facebook-Community einer politischen Jugendorganisation in Deutschland – vor der IG Metall
Jugend und der Jungen Union. Hinzu kommen
mehr als 1.700 Follower bei Twitter.
Soziale Netzwerke spielen eine wichtige Rolle im
Kommunikationsverhalten der jungen Generation. Über Portale wie Facebook oder Twitter
beschafft man sich Informationen und bleibt in
Kontakt mit Freund_innen und Bekannten. Auch
für die ver.di Jugend sind soziale Netzwerke ein
wichtiges Standbein in der Öffentlichkeitsarbeit.
Mit unseren Auftritten bei Twitter und vor allem
bei Facebook erreichen wir deutlich mehr Menschen, als über Print- oder Online-Publikationen.
Und die ver.di Jugend hebt sich ab: Im Gegensatz zu anderen Facebook-Auftritten von politischen Organisationen sind wir auch am Wochenende vertreten und erreichen damit unsere
Zielgruppe.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Eine
professionelle und kontinuierliche Redaktionsplanung zahlt sich aus. So ist der Auftritt der
ver.di Jugend im Vergleich mit der IG Metall
Jugend nicht nur bei den Fanzahlen und der
Reichweite, sondern auch bei den Interaktionen
der User deutlich vorn. Dadurch gelingt es uns,
dass wir unsere Botschaften passgenau an Auszubildende und junge Beschäftigte bringen und
mit ihnen in den Dialog treten.
ver.di Jugend on air
ver.di Jugend on air ist ein Format, das jungen Menschen unsere politischen Themen und Positionen näherbringen soll. Dabei werden der Wunsch von Künstler_innen, sich fernab ihres aktuellen Titels, Filmes
oder Projektes politisch positionieren zu können und die breite Bekanntmachung der ver.di Jugend vereint. Wir konnten bereits verschiedenste Künstler_innen nicht nur für ein Interview, sondern auch für unsere Sache gewinnen. Das Feedback im Social Web, von den Künstler_innen und insbesondere aus der
Organisation ist positiv. Ziel ist es, das Format noch bekannter zu machen und dauerhaft zu etablieren.
Wir konnten damit bisher hunderttausende junge Menschen erreichen und begeistern. ver.di Jugend on
air ist ein weiterer Schritt, um die ver.di Jugend bekannter zu machen.
Seite [19] ver.di Jugend im Betrieb
Ausbildung
Allianz für Aus- und Weiterbildung
Im Koalitionsvertrag wurde zwischen SPD und CDU/CSU vereinbart, dass der bisherige Ausbildungspakt
mit den Sozialpartnern und den Ländern zur „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ weiterentwickelt werden soll. Unter Federführung der Abteilung Bildungspolitik des DGB wurde im Jahr 2014 ein Prozess zur
Positionsfindung der Gewerkschaften moderiert, in denen für ver.di die Bereiche Berufsbildungspolitik und
Jugend mitgewirkt haben. Letztendlich konnte innerhalb der DGB-Jugend keine Einigung auf eine gemeinsame Position gefunden werden, da der DGB-Bundesvorstand, entgegen vorheriger Absprachen,
vorschnell eine Allianzerklärung unterzeichnet hat, die weit hinter unseren Forderungen zurückblieb.
Darin wurde u.a. die Schaffung von 20.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen in 2015 gegenüber den
2014 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen, eine Bereitstellung von 20.000 Plätzen für
Einstiegsqualifizierung sowie für das Ausbildungsjahr 2015/2016 von bis zu 10.000 Plätzen für die assistierte Ausbildung geregelt. Außerdem wird die Bundesagentur für Arbeit jedem vermittlungsbereiten Jugendlichen, der zum 30.09.2015 noch keinen Ausbildungsplatz hat, drei Angebote für eine betriebliche
Ausbildung machen. Schließlich sollen jährlich 500.000 Praktikumsplätze für Schüler_innen im Rahmen
der Berufsorientierung angeboten werden.
Als ver.di Jugend haben wir in der Abwägung der Chancen und Gefahren für eine Ablehnung und entsprechende Nachverhandlungen der Allianz plädiert.
Die folgenden Punkte standen im Zentrum unserer Kritik:
Steigerung der betrieblichen Ausbildungsplätze
Der Entwurf verpflichtet die Wirtschaft zur
Schaffung von 20.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen zunächst nur für das Jahr 2015.
Für die folgenden Jahre der Laufzeit (2016 bis
2018) gibt es keine konkreten Vereinbarungen.
Mitte 2015 sollen lediglich weitere Maßnahmen
beraten werden. Die Wirtschaft ist in dieser Situation bevorteilt, da sie die folgenden drei Jahre
schlichtweg aussitzen kann. Selbst für die niedergeschriebenen 20.000 Ausbildungsplätze
sind keine Konsequenzen bei Nichterfüllung
geregelt.
Drei Angebote durch die Wirtschaft für jeden Jugendlichen, der zum 30. September
keinen Ausbildungsplatz hat
Die Verpflichtung der Regierung, jedem Jugendlichen, der zum 30. September keinen Ausbildungsplatz hat, drei Angebote auf eine betriebliche Ausbildung vorzulegen, hat lediglich einen
kosmetischen Charakter. Es nicht geregelt, welche Anforderungen die Angebote erfüllen müssen (geografische Lage des möglichen Ausbildungsbetriebs, gewünschter Ausbildungsberuf /
Ausbildungsrichtung etc.). Zudem wäre die Anforderung auch dann schon „erfüllt“, wenn
allen Ausbildungsplatzsuchenden dieselben drei
Ausbildungsplätze angeboten würden.
Seite [20] ver.di Jugend im Betrieb
Ausbildung
Assistierte Ausbildung
Datenbasis / Indikatoren (Seite 5, 14)
Bei der Schaffung von assistierten Ausbildungsplätzen sind keine verbindlichen, sondern lediglich unverbindliche Zielzahlen vereinbart. Die
Finanzierung soll für das Ausbildungsjahr
2015/16 komplett in der öffentlichen Hand liegen. Für die Folgejahre bestehen, analog zur
Steigerung der betrieblichen Ausbildungsplätze,
keine Regelungen. Die assistierte Ausbildung soll
erfreulicherweise zwar auf eine gesetzliche
Grundlage gestellt werden, allerdings nimmt der
Entwurf der Allianz keinen Bezug zu den gewünschten Konzepten als Gesetzesinhalt.
Die aktuelle Diskussion um das Thema „Fachkräftemangel“ zeigt, wie die Arbeitgeberseite
das Thema des Ausbildungsplatzmangels auf
Grundlage mangelhafter Datenerhebung und
-aufbereitung negieren oder gar umdrehen
kann. Dieselbe Gefahr sehen wir bei der Allianz.
Zum Beispiel können die vereinbarten zusätzlichen betrieblichen Ausbildungsplätze durch die
Wirtschaft erfüllt werden, indem die Spitzenverbände der Wirtschaft ihre Mitglieder ermuntern,
bisher nicht erfasste Ausbildungsplätze der Bundesagentur zu melden. Eine gemeinsame Einschätzung der Allianzpartner_innen zu der Lage
auf dem Ausbildungsmarkt ist ohne eine fundierte Datenbasis und sinnvolle Indikatoren nicht
möglich. Deshalb sehen wir es mit großer Sorge,
dass sich im vorliegenden Entwurf keine entsprechenden substanziellen Verbesserungen
wiederfinden. Die Länder sollen einen Anpassungsbedarf lediglich prüfen. Die Indikatoren
sollen erst 2015 entwickelt werden. Damit wird
die Entscheidung, ob wir eine geeignete Datenbasis mit entsprechenden Indikatoren zur Bewertung der vereinbarten Maßnahmen haben werden, in eine unsichere Zukunft verschoben. Die
Wirtschaft kann sich in dieser Situation auf die
bestehenden Vereinbarungen und Regelungen
zurückziehen. Wir als Gewerkschaftsbewegung
sind dann dagegen für vier Jahre in einer Allianz
gebunden, die keinen wirklichen Fortschritt
bringt, uns aber in unserer Handlungsmöglichkeit beschränkt.
.
Seite [21] ver.di Jugend im Betrieb
Berufsbildung
Novellierung Berufsbildungsgesetz
Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD spricht von einer Stärkung und Modernisierung der dualen
Ausbildung. Das soll u.a. auch über die Evaluation und Anpassung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) und
über die Stärkung des Konsensprinzips in der Berufsordnungsarbeit erreicht werden. In der geplanten
Novellierung geht es um die im Koalitionsvertrag benannten Themen: Erhöhung der Durchlässigkeit, Stärkung der Ausbildungsqualität, Stärkung gestufter Ausbildungen, Bildung von Berufsfamilien und die Sicherung des Ehrenamtes in den Prüfungsgremien.
Als ver.di Jugend begleiten wir den Prozess der Novellierung und ergreifen die Chance, positive Veränderungen in die Novellierung einzubringen. Die Gelegenheit zur Novellierung bietet sich nur sehr selten (zuletzt vor zehn Jahren). Deshalb mussten unter hohem Zeitdruck die Anforderungen und Positionen erarbeitet werden, um diese argumentativ in die Forderungsfindung des Positionspapiers des DGB zur BBiGNovelle einzubringen. Der Gesetzgebungsprozess soll dann 2016 erfolgen. Begleitend unterstützen wir die
Fokussierung der Qualität der beruflichen Ausbildung im betrieblichen Kontext.
Mitbestimmung durch die JAV
JAV-Wahlen
Für die ver.di Jugend sind die Arbeit mit JAVen
und damit auch die JAV-Wahlen ein wichtiger
Schwerpunkt. In den letzten Jahren wurde kontinuierlich an der Entwicklung und Umsetzung
eines JAV-Konzeptes als einheitlicher Standard
für die Arbeit mit JAVen gearbeitet.
Primäres Ziel des JAV-Konzeptes ist es, die Präsenz von ver.di bei allen JAVen im Organisationsbereich zu erhöhen. Gleichzeitig sollen der
Aufbau von Aktivenstrukturen und die Mitgliederentwicklung nachhaltig verbessert und auch
der Übergang für junge Aktive in die Erwachsenengremien erleichtert werden. Die Grundlage
bildet ein dreistufiges Konzept. Je nach Einstufung der JAV wird zwischen Basisbegleitung,
Aufbaubegleitung (1. Organisationsaufbau, 2.
Verankerung von Mitgliedergewinnungsprojekten) und Schwerpunktbegleitung unterschieden.
Die Sicherstellung der Basisbegleitung für alle
JAVen hat oberste Priorität. Sie besteht aus der
Bereitstellung unserer umfassenden Arbeitsmaterialien, wie Aktionssets, Arbeitshilfen, JAVInfoportal und Newslettern. Mit dem JAVSeminarangebot, Informationsveranstaltungen
und JAV-Stammtischen gibt es für die JAVen die
Möglichkeit, die Jugendsekretär_innen sowie
andere Aktive der ver.di Jugend kennenzulernen.
Mit den Basisangeboten sollen die flächendeckende Begleitung sowie die Vernetzung und
der Austausch der JAVen untereinander gewährleistet und gleichzeitig eine Entlastung der Jugendsekretär_innen erreicht werden.
Seite [22] ver.di Jugend im Betrieb
Mitbestimmung durch die JAV
Darauf aufbauend werden ausgewählte JAVen
gezielt in ihrer Arbeit begleitet und durch Beratung bei ihrer Arbeits- und Bildungsplanung
unterstützt (Aufbaubegleitung). Ausgehend von
dem betrieblichen Ansprachekonzept der ver.di
Jugend zur Mitgliedergewinnung werden die
JAVen in der Vorbereitung und Durchführung
von JA-Versammlungen begleitet. Die JAV wird
in die Ansprache und Gewinnung von neuen
Mitgliedern aktiv einbezogen. Hierbei wird angestrebt, dass die JAV dies eigenständig umsetzen
kann. Ziel ist es, JAVen und betriebliche
Aktivenstrukturen soweit aufzubauen, dass sie in
die Kategorie Schwerpunktbegleitung eingestuft
werden können und somit weitestgehend eigenständig arbeiten können.
JAV-Konzept
Mit dem Jugendprojekt zur Perspektive 2015 hatten wir die Chance, das bisherige Konzept zur JAV-Arbeit
zu evaluieren und weiterzuentwickeln.
Ziele des JAV-Konzepts:
 Ein flächendeckendes Begleitungsangebot für JAVen zu schaffen
 Klare Strukturierung der betrieblichen Arbeit
 Nutzen von Synergieeffekten durch Vereinheitlichung des JAV-Konzepts bundesweit und
fachbereichsübergreifend
 JAVen kollektiv und einzelne JAV-Mitglieder individuell weiterzuentwickeln
 Den Übergang nach der JAV-Zeit zu begleiten, um die aufgebauten Potenziale der Mitglieder für die Organisation zu sichern und ein Nachfolgemanagement in den Gremien
zu gewährleisten.
In der Arbeitsgruppe, die sich aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kollegen_innen zusammensetzte,
wurde das 3-stufige Konzept weiterentwickelt. Es gewährleistet eine kontinuierliche Begleitung aller JAVen, coacht nach erfolgter Schwerpunktsetzung ausgewählte JAVen gezielt, führt die betriebliche Ansprache durch und unterstützt betriebliche Kampagnen.
Seite [23] ver.di Jugend im Betrieb
Mitbestimmung durch die JAV
Basisbegleitung
Die Angebote der Basisbegleitung werden von JuSeks in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Aktiven
geplant und durchgeführt. Sie sollen alle Betriebe/Dienststellen erreichen und vor allem (J)AVen, die nicht
als Schwerpunktbetrieb ausgewählt werden, kontinuierlich betreuen. Dafür müssen die FB die Angebote
unterstützen und bewerben. Die Basisbegleitung soll eigene Angebote durch die FB nicht ausschließen,
sondern ergänzen.
Aufbaubegleitung
Hier ist eine enge Kooperation von JuSek und FB-Sekretär_innen notwendig. Oft haben FB-Seks bereits
einen Aktivenkreis in den Betrieben/Dienststellen aufgebaut. Davon können die JuSeks profitieren. Gerade
weil bspw. JAVen eine reguläre Amtszeit von zwei Jahren haben, der BR/PR dagegen von vier Jahren, lässt
sich hier durch eine enge Zusammenarbeit eine höhere Nachhaltigkeit erzielen, von der auch Auszubildende profitieren.
Teilbegleitung
Ziele sind die Aktivierung von Azubis, die Unterstützung der JAV bei betrieblichen Initiativen und Kampagnen und die Mitgliedergewinnung. Dafür müssen betriebliche ver.di-Strukturen, sowie die Zusammenarbeit zwischen FB und bestehenden VL-/BR- oder PR-Strukturen gegeben sein. Voraussetzung ist ebenfalls, dass sich die JAV mit ver.di identifiziert, selbstständig arbeitet und ein Potenzial an nichtorganisierten
Auszubildenden vorhanden ist.
Fachbereichsbegleitung
Können Betriebe/Dienststellen mit Potenzial nicht als Schwerpunktbetrieb ausgewählt werden, sollen die
FB-Seks dazu befähigt werden, selbstständig nach dem JAV-Konzept zu arbeiten.
Seite [24] ver.di Jugend im Betrieb
Mitbestimmung durch die JAV
JAV-Arbeit
Um die Arbeit der JAVen wirkungsvoll zu unterstützen, stehen zahlreiche Materialien rund um das Thema
JAV-Arbeit zur Verfügung. Unser Grundsatz ist dabei, dass es gerade bei den Arbeitshilfen nicht nur um
eine reine Erläuterung von Gesetzen geht, sondern darum, die JAVen stärker als gewerkschaftlich Aktive
in die Pflicht zu nehmen. So finden sich in den Materialien neben rechtlichen Erläuterungen auch Handlungsanregungen und Praxistipps. Als herausragendes Angebot in der Basisbegleitung bietet unsere Satellitenseite www.jav.info einen geeigneten Einstieg in die betriebliche Interessenvertretung, der JAV-Arbeit.
Hier erhalten JAVen einen ersten Überblick über die Arbeit, können sich über spezielle Themen informieren, entdecken Weiterbildungsmöglichkeiten, können unsere Materialien bestellen bzw. kostenlos downloaden, aber auch Kontakt zu den Jugendsekretären_innen vor Ort aufnehmen.
Toolbox Ausbildungsqualität
Ergänzend zu den Arbeitshilfen, die den JAVen
neben rechtlichen Hintergrundinformationen
auch Handlungsanregungen geben, wurde zum
Thema Qualität der Berufsausbildung eine Auswahl verschiedener Materialien erstellt. Dabei
stand im Vordergrund, dass diese mit geringem
zeitlichem und organisatorischem Aufwand im
Betrieb bzw. der Dienststelle eingesetzt werden
können.
Die Grundlage, nach der Ausbildung gute Perspektiven im Berufsleben zu haben, bildet eine
qualitativ hochwertige Ausbildung und somit die
Ausbildungsqualität. Da leider die Ausbildungsbedingungen in vielen Fällen stark zu wünschen
übrig lassen, z.B. aufgrund mangelhafter fachlicher Ausbildung, ausbildungsfremder Tätigkeiten, fehlender Ausbildungsmittel, eines schlechten Berufsschulunterrichts oder regelmäßiger
Überstunden, möchten wir als ver.di Jugend
dieses zentrale Thema angehen und vor Ort
konkrete Verbesserungen durchsetzen.
Aus diesem Grund haben wir die Toolbox Ausbildungsqualität erstellt. Sie bietet JAVen und
betrieblich Aktiven alle notwendigen Materialien
rund um das Thema: Von Hintergrundinformationen und rechtlichen Regelungen über Handlungsmöglichkeiten und Aktionsideen bis hin zu
Kommunikationsmedien wie Umfragen, Plakaten
und Flyern. Damit können auch außerhalb von
Tarifrunden Themen im Betrieb gesetzt werden,
um mit Auszubildenden den Kontakt zu halten,
an der Verbesserung ihrer konkreten Ausbildungsrealität zu arbeiten und ver.di als den Garanten für eine gute Ausbildungsqualität bekannt zu machen.
Seite [25] ver.di Jugend im Betrieb
Mitbestimmung durch die JAV
Bundesweite JAV-Seminare
Die ver.di Jugend bietet auch auf Bundesebene JAV-Seminare an. Diese verstehen sich als Ergänzungsund nicht als Konkurrenzangebot zu den regionalen JAV-Seminaren. In Naumburg finden deshalb
schwerpunktmäßig Seminare nach Betriebsverfassungsgesetz oder Bundespersonalvertretungsgesetz, JAVSpezialqualifizierungen und JAV-Praxis 2, 3 und 4 statt.
Seite [26] ver.di Jugend macht Tarif
ver.di Jugend macht Tarif
Tarifrunden im öffentlichen Dienst: 2012…
ver.di Jugend macht Tarif – das ist mehr als ein
Slogan. Die ver.di Jugend hat sich in diesem
gewerkschaftlichen Kernarbeitsfeld in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. Dies
wird sowohl durch eine Professionalisierung bei
der Vorbereitung und Durchführung von Tarifrunden, als auch durch einen sehr aktiven und
fachlich fundierten Auftritt in der Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern deutlich.
Für die ver.di Jugend begann die Tarifrunde im
öffentlichen Dienst 2008 bereits im vorangegangenen Herbst mit einer breit angelegten Forderungsdiskussion. Die neu gewählte Jugendtarifkommission trug diese Meldungen aus den Landesbezirken und Fachbereichen zusammen und
stellte schließlich folgende Forderungen für Auszubildende und junge Beschäftigte auf:




unbefristete und bedingungsfreie Übernahme nach der Ausbildung
Erhöhung der Ausbildungsvergütung
um 100 Euro
Erhöhung der Einkommen von jungen
Beschäftigten durch eine soziale Komponente
Übernahme der Fahrtkosten zur auswärtigen Berufsschule durch den Arbeitgeber.
Diese Forderungen wurden durch die Bundestarifkommission übernommen und es wurde ihnen
eine hohe Priorität eingeräumt.
Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen,
nahmen mehrere Tausend Auszubildende und
junge Beschäftigte an den beiden Warnstreikwellen teil. Dabei gelang es uns, sowohl bei den
Demonstrationen und Kundgebungen als auch
in der Berichterstattung in Presse, Hörfunk und
Fernsehen die ver.di Jugend so präsent wie selten zuvor in einer Tarifrunde zu machen. Ebenso
waren bei allen Verhandlungsrunden junge Kolleg_innen in Potsdam anwesend, um den Verhandelnden lautstark unsere Forderungen zu
verdeutlichen. Insbesondere vor der dritten und
entscheidenden Runde machte die ver.di Jugend
den Vertretern von Bund und VKA einen deutlichen Empfang.
Der Abschluss war für Auszubildende ein Erfolg:
Die Erhöhung der Ausbildungsvergütung war
mit insgesamt 90 Euro in zwei Schritten überdurchschnittlich. Die neue Fahrtkostenregelung
bedeutete ebenfalls mehr Geld für viele Auszubildende. Mit der Übernahmeregelung wurde
zum ersten Mal eine Perspektive für eine unbefristete Übernahme im öffentlichen Dienst vereinbart. Im Anschluss daran galt es, die betrieblichen Interessenvertretungen bei der Umsetzung
der Übernahmeregelung zu unterstützen. Hierzu
wurde ein Handlungsleitfaden erstellt und es
gab einzelne Qualifizierungsmaßnahmen für
JAVen, Betriebs- und Personalräte.
Seite [27] ver.di Jugend macht Tarif
ver.di Jugend macht Tarif
…und 2014
Für die Tarifrunde 2014 waren folgende Punkte
von zentraler Bedeutung:
 30 Tage Urlaub für alle
 Verbindliche und unbefristete Übernahme der Auszubildenden
 Erhöhung der Ausbildungsvergütungen
um 100 Euro
 Erhöhung der Entgelte der Beschäftigten um 100 Euro plus 3,5 Prozent
Die Tarifrunde brachte ein gutes Ergebnis: Nach
zähem Ringen konnte eine Verlängerung der
Übernahmegarantie ausgehandelt werden. Nach
wie vor bestand die Aufgabe darin, Betriebsund Personalräte
und auch die
JAVen in den
Betrieben
und
Dienststellen
dabei zu unterstützen,
diese
Regelung vor Ort
durchzusetzen.
Hierzu
wurden
der Handlungsleitfaden überarbeitet und mehrere Tagesqualis
im Bundesgebiet
angeboten. Der
erzielte Tarifabschluss für Bund und Kommunen
bedeutete für Auszubildende aber nicht nur eine
Verlängerung der Übernahmegarantie, sondern
auch eine erneut überproportional erhöhte Ausbildungsvergütung. Sie erhielten rückwirkend
zum 1. März 2014 zunächst 40 Euro mehr und
ab 1. März 2015 weitere 20 Euro mehr. Um
einen höheren Urlaubsanspruch musste ebenfalls
hart verhandelt werden: Bis kurz vor Schluss
lehnten die Arbeitgeber hier jedes Zugeständnis
ab. Zu guter Letzt konnten wir sie aber auch in
diesem Punkt bewegen: Seit 2014 gibt es nun
für alle Auszubildenden 28 Tage Urlaub. Zusätzlich wurde vereinbart, dass bei überbetrieblichen
Ausbildungsmaßnahmen die Unterkunftskosten
voll erstattet und höhere Zuschläge für ICEFahrten geleistet werden.
In der ver.di Jugend gab es vielfältige Aktivitäten
zur Bekräftigung unserer Forderungen. So wurden Auszubildende und junge Beschäftigte zu
Superheld_innen, die für ihre Sache kämpfen
und laut und deutlich sagten: yolo² - Das Leben
ist zu kurz für schlechte Arbeitsbedingungen.
Bei den zahlreichen Aktivitäten wurde uns aber
auch klar, dass wir das vorhandene Potenzial
und die kreativen Ideen bündeln wollen, um
einen bundesweit einheitlichen Auftritt zu schaffen. Daher haben wir die Initiative für eine bundesweite fachbereichsübergreifende Tarifkampagne in 2016 gestartet. Ihr Auftakt fand vom
13. bis 15.03.2015 in Berlin statt.
Seite [28] ver.di Jugend macht Tarif
ver.di Jugend macht Tarif
Tarifarbeit in den Fachbereichen
Die Tarifarbeit in ver.di ist vielfältig und findet
vor allem in den Fachbereichen statt. In den
vergangenen Jahren gab es hier eine intensivierte Zusammenarbeit zwischen dem Bereich Jugend und einigen Fachbereichen. Beispielsweise
zu nennen sind hier die Tarifrunden im Großund Einzelhandel (FB 12) oder bei Helios (FB 03).
Auch in Zukunft ist es unser Ziel, die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen zu intensivieren
und ihre Aktionen zu unterstützen.
Tarifpolitische Eckpunkte der ver.di
Jugend
Anfang 2013 hat der Bundesjugendvorstand
nach einem intensiven Diskussionsprozess in der
gesamten ver.di Jugend neue Tarifpolitische
Eckpunkte beschlossen. Diese Eckpunkte wurden
von den Mitgliedern des AK Tarifpolitik entwickelt und sollen zur Orientierung der Arbeit in
Tarif- und Verhandlungskommissionen dienen
und beinhalten folgende Themen:
 Ausbildungsqualität
 Gesund in der Arbeitswelt
 Biografieorientierte Tarifarbeit
 Beteiligung von Jugend in der Tarifarbeit
Tarifpolitische Qualifizierungen




Grundlage für eine erfolgreiche Tarifarbeit der
ver.di Jugend ist die Qualifizierung der Aktiven.
Um dies zu gewährleisten haben wir in den vergangenen vier Jahren verschiedene Seminarangebote (weiter)entwickelt und durchgeführt.
Dazu gehören insbesondere:
Die tarifpolitischen Trainings der ver.di Jugend
Besser leben mit Tarif 1 – Tarifvertrag und
Tarifrecht
Besser leben mit Tarif 2 – Tarifvertrag und
Streikrecht
Hier wird gestreikt – Planspiel Tarifpolitik
Seite [29] ver.di Jugend macht Tarif
ver.di Jugend macht Tarif
Tarifpolitisches Forum der ver.di Jugend
Das Tarifpolitische Forum hat sich in den letzten vier Jahren zu einem festen Bestandteil der Tarifarbeit der
ver.di Jugend entwickelt. Neben der Vernetzung und dem Austausch von ehren- und hauptamtlich Aktiven steht auch hier die Qualifizierung im Mittelpunkt.
2011 fand das Tarifpolitische Forum gemeinsam mit dem Jugendbildungsforum statt. Die Teilnehmenden
setzten sich mit der Frage auseinander, wie man Aktive der Bildungs- und Tarifarbeit besser vernetzen und
tarifpolitische Themen fest in den Seminaren der ver.di Jugend verankern kann. Im Jahr 2012 standen die
Auseinandersetzung mit den Tarifpolitischen Eckpunkten der ver.di Jugend und die Weiterentwicklung
unserer Tarifarbeit im Vordergrund.
MACHT.STREIK.TARIF – Wohin mit dem Arbeitskampf? Das war das Motto des Forums 2013. Hier ging es
vor allem darum, wie die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur_innen effektiver werden kann und
wie wir auch zukünftig erfolgreiche und wirksame Arbeitskämpfe auf die Beine stellen. Im vergangenen
Jahr drehte sich alles um den zentralen Erfolgsfaktor von Tarifarbeit: dem Gewinnen und Aktivieren von
Mitgliedern. Neben Inputs zu den Rechten von Gewerkschaften in Betrieben und Dienststellen hatten die
Teilnehmenden die Möglichkeit z.B. verschiedene Organizing-Instrumente direkt auszuprobieren. Integraler Bestandteil aller Tarifpolitischen Foren war der Transfer der Ergebnisse in die Arbeit vor Ort.
Seite [30] ver.di Jugend bildet
ver.di Jugend bildet
Bildungsplanung
Die Fertigstellung der zentralen Jugendbildungsprogramme erfolgte jeweils, nachdem sich im
Februar Vertreter_innen aller Landesbezirke und
Fachbereiche in Naumburg zum Bildungsplanungstreffen zusammengefunden hatten.
Wie in den vergangenen Jahren liegt der wesentliche Schwerpunkt der Bildungsarbeit auf
der
betrieblichen
sowie
ehrenamtlichen
Aktivenqualifizierung hinsichtlich fachlicher und
sozialer Kompetenzen. Von den tarifpolitischen
Trainings über die „GPS-Reihe“ (Interesse Macht
Politik, Staat Macht Gesellschaft, Globalisierung
Macht Chancen), die Moderationsausbildung
und Workshops zum Aufbau gewerkschaftlicher
Jugendstrukturen im Betrieb findet sich dort
alles, was die ver.di Jugend-Aktiven benötigen.
Am stärksten vertreten sind die Seminare für
JAVen mit über 40 arbeitgeberfinanzierten Seminarterminen (teilweise in Kooperation mit
Fachbereichen). Die JAV Praxis 1 (und teilweise
auch 2) Seminare nach BetrVG werden in der
ver.di Jugend regional angeboten. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt des Angebots auf
JAV-Spezial-Angeboten. Hervorzuheben hierbei
ist die Möglichkeit der Teilnahme von BR-/PRMitgliedern, welche die innerbetriebliche Zusammenarbeit
der
Interessensvertretungen
nachhaltig stärkt.
Besondere Aufmerksamkeit erhalten die nach
den JAV-Wahlen stattfindenden JAV-Seminare.
Hier gilt es, möglichst viele neu gewählte JAVen
in den ver.di Seminaren für ihre alltägliche Arbeit
zu schulen und sie an die ver.di Jugend zu binden. Dies ist vor allem regional wichtig, da dort
die Anbindung und die weitere Zusammenarbeit
mit ver.di geschieht. Neben der Wissensvermittlung in fachlich orientierter Hinsicht, dienen die
Seminare der Kommunikation, Teamarbeit und
Selbstorganisation sowie der Erweiterung der
persönlich-sozialen Kompetenzen. Diese seit drei
Jahren erfolgreich angebotenen arbeitgeberfinanzierten Seminare erfahren einen deutlichen
Zulauf.
Neben dem zentralen Jugendbildungsprogramm
gibt es unsere Quali-Angebote für unsere Teamenden, die sich im A&F Programm (Aus- und
Fortbildungsprogramm) wiederfinden. Hier sind
unsere Basisqualis und das Jugendbildungsstartpaket als wichtigste Seminare für den Einstieg
als Teamende zu nennen.
Seite [31] ver.di Jugend bildet
ver.di Jugend bildet
Lern doch was du willst……
Entlang des Qualifizierungsbedarfs unserer verschiedenen Zielgruppen unterteilt sich das Bildungsangebot
der Bundesebene in die Bereiche:
Willst Du….
 …. unsere Gesellschaft besser verstehen und verändern?
 …. dich engagiert gegen Diskriminierung stellen?
 …. Tarifpolitik verstehen und gestalten?
 …. Deine Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen verbessern?
 …. deine ver.di Jugend im Betrieb bekannt machen und stärken?
 …. deine sozialen und kommunikativen Kompetenzen erweitern?
 …. die Arbeitsweisen in deinem Gremium perfektionieren?
 …. „fit für Aktionen“ werden?
 …. deine Studi-Rechte kennen, dich qualifizieren und vernetzten?
 …. für deine JAV Arbeit alle Grundlagen kennen?
 …. für deine JAV Arbeit auch in Spezialthemen fit sein?
 …. bei deiner JAV Arbeit informieren und verhandeln können?
Das Angebot der zentralen Ebene versteht sich als Ergänzung, Vertiefung, Fortführung und Spezialisierung
des Bildungsangebotes der Bezirke und Landesbezirke, welche den Schwerpunkt auf Einstiegs- und
Grundlagenangebote legen.
Seite [32] ver.di Jugend bildet
ver.di Jugend bildet
Gut geplant …
Um diesen Anspruch mit Leben zu füllen, passte
der Bundesteamendenarbeitskreis (BTAK) 2011
auf Grundlage der BJK-Beschlüsse zur Jugendbildungsarbeit den Prozess zur Bildungsplanung
an. Unter Beteiligung aller Landesbezirke läuft
dieser Bildungsplanungsprozess jetzt im siebten
Jahr. In einem festgelegten Verfahren wird der
individuelle Bildungsbedarf der gewerkschaftlich
und betrieblich Aktiven ermittelt, passende Seminarangebote dazu entwickelt bzw. als Bedarf
an die nächste Ebene weitergegeben und dort
nach Möglichkeit realisiert.
Die Ziele: allen Landesbezirken, Bezirken und
Fachbereichen zu ermöglichen, Einfluss auf die
Bildungsplanung der zentralen Ebene zu nehmen, untereinander Kooperationen zu verabreden, das Angebot an Seminarreihen zur
Aktivenqualifizierung abzustimmen und Verabredungen zur Veröffentlichung des Seminarangebots zu treffen.
Das zentrale Seminarangebot wurde durch diesen Prozess näher an die betriebliche Arbeit
gerückt. Besonders die Seminare für Kommunikation und Rhetorik wurden gut besucht, nachdem wir sie auch für JAVen öffnen konnten.
Weiterentwicklung der Bildungsarbeit
Um nicht nur ein tolles Bildungsangebot auf
dem Papier zu haben, arbeiten wir auch weiterhin an der Qualitätssicherung unserer Bildungsarbeit. Die Entwicklung des Bildungsverständnisses, auf dessen Grundlage der BTAK arbeitet,
hat zu zwei Jugendbildungsforen für die
Teamendenqualifizierung geführt: 2011 haben
wir beim JuBiTaPoFo gemeinsam mit dem Arbeitskreis Tafifpolitik die Frage bewegt, wie wir
Tarifpolitik stärker in unsere Seminare bringen.
Die Ergebnisse wurden sowohl in die JAV Reihe,
wie auch in die GPS Reihe im Konzept verankert.
Im Februar 2012 fand das Jugendbildungsforum
(JuBiFo) unter dem Motto „Wer, Wie Was - Wieso weshalb, warum?“ statt.
Wir wollten unsere Jugendbildungsarbeit von
dieser Seite aus durchleuchten. Es galt herauszufinden, ob und was wir an unserer Jugendbildungsarbeit verändern müssen, können, wollen
oder sollen. Dazu haben wir uns mit der Lebenswirklichkeit unserer Teilnehmenden auseinander gesetzt. Mit diesen Ergebnissen konnte
der BTAK sehr gut weiterarbeiten und die Ergebnisse in ihre Seminare einfließen lassen.
Die Nachwuchsentwicklung für die TeamendenTätigkeit blieb für den BTAK und seine AG Quali(fizierung) ständige Aufgabe und Herausforderung. Die Jugendbildungsstartpakete wurden
jährlich von rund 70 Menschen besucht und das
Angebot an Basisqualis wurde zusätzlich zu den
JAV- und Ge(werkschafts)Po(litik)-Basisqualis um
die Ko(mmunikations)Ko(operation)-Basisqualifizierung erweitert.
Auch die Arbeit an Seminarkonzepten sichert die
Qualität unserer Bildungsangebote. Neben den
GPS1 bis 3-Konzepten wurden unter anderem
die Konzepte im Bereich der Kommunikationsseminare überarbeitet und verschriftlicht. Die
Seminare „JAV-Praxis 1 bis 3“ wurden weiter
überarbeitet und im Moment arbeiten wir an
einem JAV 4 Konzept.
Seite [33] ver.di Jugend bildet
Jugendbildungszentrale Naumburg
In der zurückliegenden Legislaturperiode haben
in unserer Bildungszentrale je Jahr zwischen 210
und 235 Veranstaltungen stattgefunden, mit
einer schwankenden Anzahl von Teilnehmer_innen. Im Jahr der letzten Bundesjugendkonferenz (2011) hatte das Haus seine bisher
beste
Auslastung
und
lag
mit
ca.
10.600 Leistungstagen (LT) sogar etwas über
dem rechnerischen Optimum von 10.500 LT. In
den Jahren 2012 und 2013 war die Auslastung
geringer, lag aber im Korridor des langjährigen
Aufwärtstrends. Das Jahr 2014 war geprägt von
Grafik 1: Belegung 2005 bis 2014
einigen Sonderereignissen mit belegungsmindernden Effekten: Im 1. Quartal sind einige Bäder saniert worden, so dass in dieser Zeit das
Haus trotz Nachfrage nicht voll ausgelastet werden konnte. Im Sommer folgte dann die Sonderbeanspruchung der ver.di Jugend durch die
Arbeit am Jugendkonzept für Perspektive 2015 zu Lasten der sonst intensiven BildungsmobilIsierung. Hinzu kamen kurzfristige Erosionen etablierter Kooperationsstrukturen, die nicht zeitnah
aufgefangen werden konnten.
Seite [34] ver.di Jugend bildet
Jugendbildungszentrale Naumburg
Für das aktuelle Jahr zeichnet sich eine äußerst positive Entwicklung ab. Das 1. Quartal 2015 war das
beste seit ver.di Gründung. Auch für den weiteren Verlauf des Jahres können wir optimistisch sein. Das
Haus ist gut gebucht und die Nachfrage nach den regionalen und zentralen Angeboten ist hoch.
Grafik 2: Belegung 1. Quartal 2006 – 2015
Seite [35] ver.di Jugend bildet
Jugendbildungszentrale Naumburg
Baumaßnahmen, Renovierungen und Ausstattung
Wie in den vorherigen Legislaturperioden ist auch in den vergangenen vier Jahren weiter gebaut und modernisiert worden. Die wichtigsten Maßnahmen waren:

Bädermodernisierung: Sanierung und vollständige Modernisierung von sechs Zimmerbädern inklusive
neuer Versorgungsstränge und Brandschottung

Umfangreiche Verbesserung des Brandschutzes: Einbau einer neuen Brandmeldeanlage, eines neuen
Notbeleuchtungssystems, einer neuen Fluchtwegbeschilderung, diverse Brandschutz- und Fluchttüren
u.a.m.

Modernisierung und Renovierung des Büroflurs: Türen, Zargen, Beleuchtung, Bodenbeläge, Farbgebung, Galeriesystem für Ausstellungen, brandschutzgerechte Flurmöblierung

Energetische Optimierung: Austausch von ca. 40 Zimmerfenstern; teilweise verbunden mit Wärmedämmung sowie Einbau eines modernen, energiesparenden Küchenblocks

Renovierung des Foyers mit neuer Farbgebung; Erneuerung der Eingangstür

Renovierung des Speisesaals und der Gartenhalle mit neuer Farbgebung

Beschaffung neuer Pinwände (Ergänzung des Bestandes) inklusive neuer Wandsysteme

Beschaffung neuer Seminarstühle (Ergänzung des Bestandes)
Nächste Vorhaben in 2015

Neumöblierung des Speisesaals und der
Gartenhalle

Erneuerung der Heizungsanlage

Erneuerung der Medienanlage im Bistro

In Planung außerdem: Schrittweise
Neumöblierung der Zimmer (ab 2016)
Seite [36] ver.di Jugend in der Gesellschaft
ver.di Jugend in der Gesellschaft
Gesellschaftspolitik und Bündnisarbeit
Den Schwerpunkt bildete hier klar der Kampf
gegen Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus.
Die ver.di Jugend hat sich bundesweit in entsprechenden Bündnissen engagiert. Sowohl bei
Blockaden gegen Naziaufmärsche, als auch bei
Protesten gegen PEGIDA sowie deren örtliche
Ableger. Die ver.di Jugend genießt durch ihre
zuverlässige und engagierte Arbeit großes Ansehen bei zahlreichen Bündnispartnern. Darüber
hinaus beteiligte sich die ver.di Jugend an zahl-
reichen Sozial- und Krisenbündnissen wie zum
Beispiel „Umfairteilen“ oder auch den
„Blockupy“-Protesten. Vielerorts haben sich
belastbare politische Netzwerke gebildet, die bei
anderen Themen und Kampagnen genutzt werden können. Das Thema Flüchtlingspolitik nahm
seit 2013 einen stärkeren Stellenwert ein. Hier
engagierte sich die ver.di Jugend ebenfalls in
zahlreichen Bündnissen und organisierte auch
konkrete Hilfe, zum Beispiel durch Spendensammlungen.
Antirassismus-Foren
Auch 2012 und 2014 fanden wieder Antirassismus-Foren statt. 2012 wurde der Schwerpunkt
Antimuslimischer Rassismus gewählt.
2014 standen vor allem die NSU-Mordserie und
die Verstrickungen des Verfassungsschutzes, die
Extremismusdebatte und die Verbreitung von
Rassismus in der Mitte der Gesellschaft im Vordergrund. Es wurde grundsätzlich am bewährten
Konzept – einer Kombination aus theoretischer
und praktischer Qualifizierung – festgehalten.
Beide Foren wurden grundsätzlich gut angenommen.
2012 gab es jedoch viele kurzfristige Absagen,
was zu weniger Teilnehmenden führte. Das Forum 2014 fand wieder mit über 40 Teilnehmenden statt. In Zukunft sollen die Antirassismus-
Foren jährlich stattfinden, um ein regelmäßiges
bundesweites Qualifizierungsangebot zu schaffen.
Seite [37] ver.di Jugend in der Gesellschaft
ver.di Jugend in der Gesellschaft
Nazifrei-Bündnisse und Ziviler Ungehorsam
Die ver.di Jugend beteiligte sich in den letzten
Jahren bundesweit an zahlreichen Anti-NaziBlockaden und entsprechenden Bündnissen.
Darüber hinaus wurde in ver.di eine Diskussion
um den Zivilen Ungehorsam und eine entsprechende Beschlusslage herbeigeführt, die Aktionen des Zivilen Ungehorsams als legitime Aktionsform gewerkschaftlichen Handelns ansieht.
Die ver.di Jugend hat die Diskussion auch innerhalb des DGB, sowohl bei der Bundesjugendkonferenz 2013, als auch beim Bundeskongress
2014 wortgebend vorangetrieben. Nach einer
langen und kontroversen Diskussion kam beim
DGB-Bundeskongress 2014 folgender Kompromiss zu Stande:
B 002
Aktionen des Zivilen Ungehorsams
Der DGB sieht Aktionen des Zivilen Ungehorsams als legitime Aktionen in gesellschaftlichen und betrieblichen Auseinandersetzungen an. Der DGB beteiligt sich aktiv an
Gegenprotesten zu RassistInnen bzw. Neonaziaufmärschen, -kundgebungen und Ähnlichem. Über Aktionen des Zivilen Ungehorsams wie etwa den Einsatz von Blockaden
als legitime Aktions- und Kampfform des DGB soll anlassbezogen im DGB diskutiert
und entschieden werden. Menschen, die infolge der Teilnahme an gewerkschaftlichen
Aktionen Zivilen Ungehorsams Sanktionen ausgesetzt sind, werden solidarisch unterstützt. Der DGB Bundesvorstand wird aufgefordert, einen Prozess des Dialogs über
Formen des Zivilen Ungehorsams zu initiieren.
Bis zum Ende des Berichtszeitraumes wurde kein entsprechender Dialog initiiert.
Blockupy 2013 und 2015
Unter der Federführung und organisatorischen
Beteiligung der ver.di Jugend Hessen, rief die
ver.di Jugend bundesweit zur Beteiligung an den
Blockupy-Protesten in 2013 und 2015 auf. Der
Protest richtet sich gegen den Versuch, die Folgen der Krise einseitig auf die Bevölkerung abzuwälzen und setzt sich kritisch mit den durch
das kapitalistische Wirtschaftssystem entstehenden negativen Folgen auseinander. Die
Blockupy-Bewegung ist ein breites Netzwerk aus
verschiedenen linken Gruppierungen, Verbänden
und Gewerkschaften. Die Proteste im Jahr 2015
fanden anlässlich der EZB-Eröffnung am 18.
März 2015 statt und liegen zeitlich nach dem
Redaktionsschluss dieses Berichtes. Eine entsprechende Kommentierung erfolgt mündlich auf
der Konferenz.
Seite [38] ver.di Jugend in der Gesellschaft
ver.di Jugend in der Gesellschaft
Frauenkampftag
Unter der Federführung und organisatorischen Beteiligung der ver.di Jugend Berlin, rief die ver.di Jugend
zur Beteiligung an der bundesweiten Demonstration des Frauenkampftagsbündnisses in 2014 und 2015
auf. Tatsächlich beteiligten sich über Berlin hinaus allerdings nur wenige Aktive an der zentralen Demonstration, was weniger an einem grundsätzlichen Desinteresse an diesem Thema lag, als vielmehr den bundesweit zahlreichen dezentralen Aktionen geschuldet war. Die Teilnahme der ver.di Jugend wurde aber
bei den Bündnispartner_innen durchaus positiv zur Kenntnis genommen.
Seite [39] Perspektive 2015
Perspektive 2015
Mit dem Organisationsentwicklungsprozess Perspektive 2015 will ver.di mehr Ressourcen in die kollektive
Arbeit mobilisieren. 2013 arbeiteten dazu sechs Arbeitsgruppen an verschiedenen Konzepten. Die Jugendarbeit wurde dabei nicht ausreichend betrachtet. In Auswertung der Vorschläge aus den Arbeitsgruppen wurde folgender anschließender Arbeitsauftrag im 2. Ausarbeitungsbeschluss des Gewerkschaftsrates im Herbst 2013 beschlossen:
„Als weitere übergreifende Fragestellung ist die Jugendarbeit und die Arbeit mit jungen Erwachsenen
(„U35“) zu adressieren. Die Arbeit mit und für die „junge Generation“ ist zum großen Teil integraler Bestandteil der kollektiven Betriebs- und Tarifarbeit, weist jedoch auch wichtige Schnittstellen zur individuellen Mitgliederarbeit, zur Kampagnenarbeit und zur allgemeinen gewerkschaftspolitischen Arbeit auf. Sie
muss deshalb noch besser mit diesen verschiedenen Aufgabenbereichen verzahnt werden. Wie diese Verzahnung strukturell besser organisiert werden kann, soll außerhalb des Projekts auch unter Einbeziehung
von ehrenamtlichen Kollegen_innen geklärt werden. Die Projekt-Gesamtkoordination erhält den klaren
Auftrag, hierzu bis Ende 2013 eine Projektstruktur zu entwickeln. Bis Mitte 2014 soll dabei möglichst ein
Feinkonzept vorliegen.“
Diesem Beschluss wurde ab Anfang 2014 nachgekommen, indem in zwei Projektteams an den Schwerpunkten „U 35“ und „Verzahnung der Jugendarbeit mit den Fachbereichen“ gearbeitet wurde. Im Herbst
2014 wurden die Konzepte zur Beratung der Projekt-Gesamtkoordination vorgelegt. Es dauerte letztendlich bis März 2015, bis sich mit der Projekt-Gesamtkoordination auf einen konkreten Umsetzungsweg
geeinigt werden konnte. Die Vereinbarungen zur Umsetzung blieben weitestgehend hinter den Erwartungen der Jugend zurück. Sie bieten aber auch Chancen, da sich zukünftig die Fachbereiche viel stärker in
die Jugendarbeit einbringen müssen.