Punktum – der Tod bringt das Leben auf den Punkt Musikalisch-kreatives Totengedenken beim 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag Der Tod gehört zum Leben wie die Geburt. Und doch kann ein plötzlicher, ein unzeitiger, ein dramatischer, ein gewaltsamer … Tod das Leben der Angehörigen komplett auf den Kopf stellen. Es ist nichts mehr wie es war, die Zeit scheint still zu stehen und nie wieder in ihren Takt zu kommen. Der Tod erscheint als ein unverrückbarer und endgültiger Schlusspunkt unter dem Leben der Verstorbenen und unter dem Leben derer, die sie liebten: Punktum – alles aus und vorbei! Christiane Hähnle, Musikerin und Chorleiterin, hat dieses eigene Erleben und Erleiden in eine ganz besondere und unvergessliche musikalische Form gebracht, die behutsam moderiert und begleitet durch Texte der Lyrikerin Annemarie Schnitt, den Lebenslauf eines Menschen vokal und instrumental nachzeichnet: Von der Geburt bis zum plötzlichen Tod. Mal turbulent, mal still, mal brachial, mal stumm - Geburt, Liebe, Glück, Lebensfreude, Lebenstrubel, Lebensnot – in musikalischen Facetten wird das ganze Leben wiedergegeben. Fremdsprachige und deutsche Lieder sowie afro-kubanische Rhythmen zeugen vom „vollen Leben“. Laut und leise, langsam und schnell, rhythmisch intensiv und überbordend oder a cappella und vokal pur. In ihr musikalisch-kreatives Totengedenken hat sie auch die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Notfallseelsorge integriert. Die Hilfskräfte, die Angehörigen und die Verstorbenen treffen an einem einmaligen und für alle unvergesslichen Punkt ihres Lebens ein einziges Mal in dieser Konstellation zusammen. Im Totengedenken wird der Menschen gedacht, die ihr Leben lassen mussten und auch der Menschen, die aus diesem Grund aufeinander getroffen sind. Ein Moment der Stille unterbricht die überbordende Musik ebenso abrupt wie der Tod das Leben derer unterbrochen hat, denen das Totengedenken gilt. Die Einsatzkräfte bringen ihre Namen symbolisch vor Gott. Erste leise und zaghafte Töne und Stimmen gegen Ende der Stille lassen die zarte und verletzliche Hoffnung der Betroffenen erahnen, dass es vielleicht doch weitergehen könnte: Für die Verstorbenen und für die Menschen, die durch ihren Tod ebenfalls mitten im Leben aus dem Leben geworfen wurden. Musik und Rhythmus nehmen wieder Fahrt auf. Aus dem Punkt wird ein Doppelpunkt: Das Leben ist jetzt völlig anders, aber es geht tatsächlich weiter. Das Leben darf, kann und soll mit der Hilfe Gottes und der Menschen weiter gehen. Der Tod aber hat das Leben aller Beteiligten verändert, sie ins Gedenken und daraus auch ins Denken gebracht. Das musikalisch-kreative Totengedenken beim Kirchentag spricht dabei ganz bewusst alle Sinne an. Manchmal finden wir keine Worte und können Gefühle nur über Musik ausdrücken, manchmal geht es viel mehr um Stimmungen als um Texte – wir verstehen die Worte nicht, aber wir spüren, worum es geht. Das Ziel lautet: Hören, neu hören, anders hören, offen sein. Punktum - Doppelpunkt - Es geht weiter! Du bist nicht allein! Hab Zuversicht und Vertrauen! Hab Mut, sei offen für das Neue im Leben! Samstag, 6. Juni 2015 um 21 Uhr, Friedenskirche Stuttgart , Friedensplatz 1, 70190 Stuttgart-Mitte. Mitwirkende: chor notabene, Leitung: Christiane Hähnle. Rhythmusgruppe Taktlos, Leitung: Till Ohlhausen. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, DRK und Notfallseelsorge. Gitta Klein und Pfarrer Ulrich Gratz.
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