Freizeitkurier Donnerstag, 9. Oktober 2014 Eisbrenner macht Halt in Gessin Seite 23 Als Mathilda ein Filmbaby war Von Helga Wagner Zum Oktoberkonzert in der Kirchkapelle Gessin werden am Sonnabend, 11. Oktober, Tino Eisbrenner und Soto Lacoste erwartet. Tino Eisbrenners Songmaterial beläuft sich, seit er sich 1984 mit der Band Jessica und „Ich beobachte Dich“ in die deutsche Musikszene einführte, auf nunmehr dreizehn produzierte Alben. Seine ersten Ausf lüge in die Weltmusik unternahm er mit dem Projekt „Der wilde Garten“ und kehrte dabei seinen deutschsprachigen Songs nie den Rücken. Von Tourneen nach LaTINOamerica brachte er grandiose Musiker mit und viele Lieder, denen er deutsche Texte gab, um sie seinem Publikum in Deutschland nahe zu bringen. Und dies gelingt Eisbrenner mit dem Konzert „ Alle Zeit der Welt“ in besonderer Weise. Feurig oder melancholisch, sehnsüchtig und traurig, zornig und augenzwinkernd wirft der Künstler einen Blick auf sein bisheriges musikalisches Schaffen. Besonders genießt Tino Eisbrenner das Musizieren mit seinem chilenischen Freund, dem Pianisten, Gitarristen und Songschreiber Alejandro Soto Lacoste. In den vergangenen fünf Jahren waren sie gemeinsam wiederholt in Gessin. Nun also wieder. Die Besucher erwartet ein Samstagabend voller Spannung…und nicht (nur) zum Stillsitzen. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. GESSIN. Heute endet die Saison in der Kinokirche Nossentin mit dem preisgekrönten Film „Novemberkind“, der auch in und um Malchow gedreht wurde. Eine Malchowerin spielte dabei eine wichtige Rolle. Mathilda zeigt stolz das Foto, auf dem Anna Maria Mühe sie auf dem Arm hält. Darauf ist Mathilda ihr Filmbaby. Das Foto wurde zur Premiere des Films „Novemberkind“ 2008 in Berlin aufgenommen. Monika Göpper, die Mutter von Mathilda, war mit dabei. „Alle waren wir sehr aufgeregt“, sagt sie. Der Film kam sehr gut an. Auch in Malchow, wo es im November zudem eine Sonder-Premiere gab. Schließlich waren wichtige und berührende Szenen in und um Malchow gedreht worden. Und Mathilda, das Filmbaby, kam ja auch aus dem Städtchen. Regisseur und Drehbuchautor Christian Schwochow erzählt in seinem Film „Novemberkind“ die Geschichte einer jungen Frau aus Malchow, die bei ihren Großeltern lebt. Ihre Mutter sei 1980 bei einem Fluchtversuch über die Ostsee ertrunken, heißt es. Den Vater kenne niemand. Ihre kleine Tochter hat sie bei den Großeltern zurückgelassen. Diese Version vom Tod der Mutter glaubt auch Inga, inzwischen MALCHOW/NOSSENTIN. erwachsen geworden. Bis Robert, Literaturprofessor aus Konstanz, auftaucht, der um die wahre Geschichte weiß, sie ihr aber auch verschweigt. Er will einen Roman über Inga schreiben. Die macht sich, nichts ahnend, mit ihm auf den Weg, ihre Mutter und ihren Vater zu suchen. Es ist November 2007 … Anna Maria Mühe spielt beide Frauen: die Mutter Anne, die ohne ihre kleine Tochter in den Westen f lieht. Und die junge Frau Inga, die zwanzig Jahre später nach ihrer Mutter sucht – belogen von den Großeltern, die stets vorgaben, die Mutter sei kurz nach der Geburt des Kindes in der Ostsee ertrunken. In den Rückblenden wird der Gewissenskonf likt deutlich, wie schwer es der Mutter fällt, ihr Baby zurückzulassen. Für diese Rolle hatte die Filmcrew die kleine Mathilda aus Malchow gefunden. Ihre Mutter, Monika Göpper, erinnert sich noch genau. Sie holte gerade Elvira, ihre zweitjüngste Tochter, von der Schule ab. Mathilda lag im Kinderwagen, gut ein halbes Jahr alt. „Das könnte passen“, sagte die Frau von der Filmcrew. Sie hatten schon in etliche Kinderwagen geschaut, auf der Suche nach einem Filmbaby, aber die Kinder waren für die Rolle schon zu groß. Monika Göpper war einverstanden, und Mathilda zeigte sich zudem sehr geeignet für ihre erste Filmrolle: Sie war Mathilda Göpper, das kleine Mädchen aus dem Film, mit dem Foto, auf das sie so stolz ist. FOTO: HELGA WAGNER lieb, sie schrie nicht, sie ließ sich von den Schauspielern auf dem Arm schaukeln. Es passte alles wunderbar. „Wir hatten zum Dreh ihren Kinderwagen mitgenommen. Es gab Momente, wo sie schlief, da haben sie auch gewartet und sie nicht geweckt. Ich war dabei und habe damals auch noch voll gestillt“, erinnert sich die Mutter. Für die einheimischen Zuschauer dürfte der Film, der heute um 20 Uhr in der Kinokirche Nossentin gezeigt wird, doppelt interessant sein. Nicht nur, weil die Geschichte mit der Suche einer jungen Frau nach ihrer Identität eine zutiefst zu Herzen gehende ist, sondern auch, weil der Ortskundige manch Bekanntes zu sehen bekommt: den See und die Badestelle in Feisneck am südöstlichen Stadtrand von Waren zum Beispiel. In einer Szene gleich zu Beginn rennen dort Anna Maria Mühe mit Pelzmütze und ihre Freundin Steffi voller Lebenslust nackt in den See. „Das war im Januar, Februar und das Wasser eiskalt!“, erinnert sich die Schauspielerin. Sie wird das wohl nie vergessen, schon weil sie die Szene fünfmal wiederholten, bis sie zufrieden stellend im Kasten war. Mit diesem Film verabschiedet sich das Team der Kinokirche für dieses Jahr von seinen Zuschauern. Neues, Interessantes ist angedacht. Wie immer gibt es im Anschluss an den Film zu Wein, Wasser und Gesprächen etwas dem Film gemäßes. Soljanka soll gereicht werden und die Mecklenburgische Apfeltorte von Ingas Großmutter. Vielleicht wird auch Mathilda, das Novemberkind-Baby von damals, mit dabei sein. Mit ihren vier Geschwistern. Vor kurzem hat sie ihren achten Geburtstag gefeiert. 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