SKIPPER_02_2015_Suzuki Leises

SUZUKI DF200A
Leises Kraftpaket
Mit der Einführung des DF200A hat Suzuki eine leichtere Alternative zum V6-Motor am Start. Dass dieser
neue nicht nur an Gewicht, sondern auch Sound verliert, muss kein Vorteil sein. Wir haben das getestet.
A
uf den ersten Bildern ist
zu sehen, Suzuki hat das
Design des 200-PS-Motors geändert. Das Ziel:
Die Luftkühlung soll nun
besser arbeiten als je zuvor, meint
Suzuki. Wir lernen, dass die Form
der Motorhaube mehr als nur modernes Styling ist und zusammen mit
der Luftführung als »semi-direktes
Ansaugsystem« fungiert, »das kühlere Luft direkt in das Long-TrackAnsaugsystem des Motors leitet«. Ich
atme durch und lasse es sacken und
auch der Motor atmet mittels variabler Ventilsteuerung und der doppelten
Ein- und Auslassventile pro Zylinder
noch effizienter – wir werden ja bald
merken, wie sich das anfühlt.
Unter der neuen Haube findet jetzt
auch ein Resonator Platz. Dessen Aufgabe ist es, die Schwingungen und
damit den Lärmpegel bei der Fahrt
deutlich zu reduzieren. Als Fan von
satten Motorsounds habe ich da eine
gewisse Skepsis. Dagegen ist eine
Gewichtsreduktion um mehr als 12
Prozent eine Hausnummer, denn der
neue Außenborder bringt nur noch
225 Kilo auf die Waage. Auch der Verbrauch konnte im Vergleich zum Vorgänger DF200 um 19 Prozent gesenkt
werden. Doch die, ich erlaube mir mal
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02.2015
die harte Formulierung, radikalste
Veränderung ist der
Motor selbst. Damit
meine ich nicht das
kraftstoffsparende
Lean-Burn-System,
welches die Wassersport-Gemeinde
bereits von kleineren
Motoren im vergangenen Sommer kennenlernen durfte. Der Hubraum
beläuft sich unverändert auf
2.867 cm³. Im Suzuki-Marketingdeutsch nennt sich
das
Big-Block-Hubraum.
Mit einem höheren Verdichtungsverhältnis
versprechen die Konstrukteure eine »beeindruckende Beschleunigung und enormes
Drehmoment im unteren
Drehzahlbereich«.
Alles
schön und auch gut, die
echte Revolution: Der Motor
läuft nur noch auf vier Zylindern!
Die Fahrt nach Frankreich, wo der Test
stattfindet, ist von einer gespannten
Erwartung geprägt. Gerade angekommen, geht’s sofort runter zum Hafen
und zur ersten Probefahrt. Der erste
Eindruck ist wie
so oft im Leben
von der Optik geprägt. Da weiß
der DF200A,
der an einem
Zodiac N-ZO
680 hängt,
durchaus
zu gefallen. Ich
steige ins RIB
und drehe den
Schlüssel um. Es.
Passiert. Nichts.
Mit einem breiten
Grinsen springt ein
Mitarbeiter von Suzuki
ins Boot und drückt mir
einen schwarzen Kunststoffriegel in die Hand.
Bei näherer Betrachtung
fällt mir auf: Mensch, das
Keyless-Go-System kenne
ich doch von euren Autos.
Aufatmen, finde ich nämlich
im Sinne der Bequemlichkeit
klasse. Wer mehrfach am Tag an- und
ablegt, muss jetzt nicht jedes Mal
den Schlüssel ein und ausstecken,
aufpassen, dass er nicht ins Wasser
fällt usw. Ein zusätzlicher Pluspunkt:
Es ist jetzt ein weiteres Steuergerät
für den Motor mit an Bord, das auf
die Motornummer programmiert ist.
Dieser springt nur an, wenn beides
gekoppelt ist. Nicht ganz ehrliche
Menschen, die sich den Motor ungefragt ausleihen oder gar gänzlich mitnehmen wollen, haben es durch diese
Technologie deutlich schwerer. Axel
Fischer, Marketing-Chef von Suzuki
Marine Deutschland, ergänzt: Wer ein
neues, umprogrammiertes Steuergerät
oder die Software dafür bestellt, wird
vor Auslieferung ob seiner Berechtigung überprüft. Im Laufe des Jahres
will Suzuki das System auch für kleinere und größere Motoren anbieten.
Jetzt geht’s ans Eingemachte, wir fahren los. Bereits im Standgas durch die
Marina wird mir klar: Ein Klangwunder ist er nicht, der neue Powerwürfel.
Man hört ihn – eigentlich gar nicht.
Unglaublich, wie leise 200 Pferde
durch das Wasser traben können.
Wir lassen die letzte Boje hinter uns,
Mit dem neuen Viertakter DF200A
will Suzuki den modernen Motorbootfahrer begeistern.
mein neugewonnener Freund mit dem
Keyless-Kästchen klammert sich an
die Griffe in der Zodiac und nickt mir
zu: Der Hebel darf also auf den Tisch.
Binnen Sekunden sind wir in Gleitfahrt und auf dem Tacho dreht sich die
Zahl fast schneller als wenn ich mich
auf meine Waage stelle. Wir erreichen
binnen kürzester Zeit 45 Knoten und
fliegen sozusagen ruhig dahin. Der Gegenwind ist um ein Vielfaches lauter
als der Motor. Selbst wenn man unmittelbar davor sitzt, entspricht die Geräuschentwicklung einem modernen
PKW bei 120 km/h auf der Autobahn.
Unterhalten mit der Liebsten ist überhaupt kein Problem – vielleicht kann
ich mich unter diesen Umständen
dann doch mit dem Feature anfreunden, wäre da nicht der Gegenwind
bei knapp 90 km/h. Selbst bei flotten
Fahrmanövern lässt sich der Motor die
verlorenen Zylinder nicht anmerken.
Zurück im Hafen frage ich mich: Was
soll ich nun vom neuen Motorsound
halten? Die Antwort lautet spontan:
Ich freue mich. So ein Leisetreter
mit Power hat dann mehr Vorteile
als gedacht – auch mit Blick auf das
Bankkonto. Zusätzliche Features wie
direkte, kurze Ansaugwege und eine
variable Ventilsteuerung, womit die
Japaner einen besseren thermischen
Wirkungsgrad und eine optimale Performance erreichen möchten, sowie
ein Klopf-, O²- und Wassersensor zur
Überwachung und Steuerung interner
Motorparameter, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen, werden von dem angepeilten modernen Motorbootfahrer
sicher auch nicht verschmäht. Mein
Fazit auf dem Flug nach Hause: So
macht Downsizing Spaß.
Text: Christopher Stützel
Fotos: Suzuki
TECHNIK