SUZUKI DF200A Leises Kraftpaket Mit der Einführung des DF200A hat Suzuki eine leichtere Alternative zum V6-Motor am Start. Dass dieser neue nicht nur an Gewicht, sondern auch Sound verliert, muss kein Vorteil sein. Wir haben das getestet. A uf den ersten Bildern ist zu sehen, Suzuki hat das Design des 200-PS-Motors geändert. Das Ziel: Die Luftkühlung soll nun besser arbeiten als je zuvor, meint Suzuki. Wir lernen, dass die Form der Motorhaube mehr als nur modernes Styling ist und zusammen mit der Luftführung als »semi-direktes Ansaugsystem« fungiert, »das kühlere Luft direkt in das Long-TrackAnsaugsystem des Motors leitet«. Ich atme durch und lasse es sacken und auch der Motor atmet mittels variabler Ventilsteuerung und der doppelten Ein- und Auslassventile pro Zylinder noch effizienter – wir werden ja bald merken, wie sich das anfühlt. Unter der neuen Haube findet jetzt auch ein Resonator Platz. Dessen Aufgabe ist es, die Schwingungen und damit den Lärmpegel bei der Fahrt deutlich zu reduzieren. Als Fan von satten Motorsounds habe ich da eine gewisse Skepsis. Dagegen ist eine Gewichtsreduktion um mehr als 12 Prozent eine Hausnummer, denn der neue Außenborder bringt nur noch 225 Kilo auf die Waage. Auch der Verbrauch konnte im Vergleich zum Vorgänger DF200 um 19 Prozent gesenkt werden. Doch die, ich erlaube mir mal 68 02.2015 die harte Formulierung, radikalste Veränderung ist der Motor selbst. Damit meine ich nicht das kraftstoffsparende Lean-Burn-System, welches die Wassersport-Gemeinde bereits von kleineren Motoren im vergangenen Sommer kennenlernen durfte. Der Hubraum beläuft sich unverändert auf 2.867 cm³. Im Suzuki-Marketingdeutsch nennt sich das Big-Block-Hubraum. Mit einem höheren Verdichtungsverhältnis versprechen die Konstrukteure eine »beeindruckende Beschleunigung und enormes Drehmoment im unteren Drehzahlbereich«. Alles schön und auch gut, die echte Revolution: Der Motor läuft nur noch auf vier Zylindern! Die Fahrt nach Frankreich, wo der Test stattfindet, ist von einer gespannten Erwartung geprägt. Gerade angekommen, geht’s sofort runter zum Hafen und zur ersten Probefahrt. Der erste Eindruck ist wie so oft im Leben von der Optik geprägt. Da weiß der DF200A, der an einem Zodiac N-ZO 680 hängt, durchaus zu gefallen. Ich steige ins RIB und drehe den Schlüssel um. Es. Passiert. Nichts. Mit einem breiten Grinsen springt ein Mitarbeiter von Suzuki ins Boot und drückt mir einen schwarzen Kunststoffriegel in die Hand. Bei näherer Betrachtung fällt mir auf: Mensch, das Keyless-Go-System kenne ich doch von euren Autos. Aufatmen, finde ich nämlich im Sinne der Bequemlichkeit klasse. Wer mehrfach am Tag an- und ablegt, muss jetzt nicht jedes Mal den Schlüssel ein und ausstecken, aufpassen, dass er nicht ins Wasser fällt usw. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Es ist jetzt ein weiteres Steuergerät für den Motor mit an Bord, das auf die Motornummer programmiert ist. Dieser springt nur an, wenn beides gekoppelt ist. Nicht ganz ehrliche Menschen, die sich den Motor ungefragt ausleihen oder gar gänzlich mitnehmen wollen, haben es durch diese Technologie deutlich schwerer. Axel Fischer, Marketing-Chef von Suzuki Marine Deutschland, ergänzt: Wer ein neues, umprogrammiertes Steuergerät oder die Software dafür bestellt, wird vor Auslieferung ob seiner Berechtigung überprüft. Im Laufe des Jahres will Suzuki das System auch für kleinere und größere Motoren anbieten. Jetzt geht’s ans Eingemachte, wir fahren los. Bereits im Standgas durch die Marina wird mir klar: Ein Klangwunder ist er nicht, der neue Powerwürfel. Man hört ihn – eigentlich gar nicht. Unglaublich, wie leise 200 Pferde durch das Wasser traben können. Wir lassen die letzte Boje hinter uns, Mit dem neuen Viertakter DF200A will Suzuki den modernen Motorbootfahrer begeistern. mein neugewonnener Freund mit dem Keyless-Kästchen klammert sich an die Griffe in der Zodiac und nickt mir zu: Der Hebel darf also auf den Tisch. Binnen Sekunden sind wir in Gleitfahrt und auf dem Tacho dreht sich die Zahl fast schneller als wenn ich mich auf meine Waage stelle. Wir erreichen binnen kürzester Zeit 45 Knoten und fliegen sozusagen ruhig dahin. Der Gegenwind ist um ein Vielfaches lauter als der Motor. Selbst wenn man unmittelbar davor sitzt, entspricht die Geräuschentwicklung einem modernen PKW bei 120 km/h auf der Autobahn. Unterhalten mit der Liebsten ist überhaupt kein Problem – vielleicht kann ich mich unter diesen Umständen dann doch mit dem Feature anfreunden, wäre da nicht der Gegenwind bei knapp 90 km/h. Selbst bei flotten Fahrmanövern lässt sich der Motor die verlorenen Zylinder nicht anmerken. Zurück im Hafen frage ich mich: Was soll ich nun vom neuen Motorsound halten? Die Antwort lautet spontan: Ich freue mich. So ein Leisetreter mit Power hat dann mehr Vorteile als gedacht – auch mit Blick auf das Bankkonto. Zusätzliche Features wie direkte, kurze Ansaugwege und eine variable Ventilsteuerung, womit die Japaner einen besseren thermischen Wirkungsgrad und eine optimale Performance erreichen möchten, sowie ein Klopf-, O²- und Wassersensor zur Überwachung und Steuerung interner Motorparameter, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen, werden von dem angepeilten modernen Motorbootfahrer sicher auch nicht verschmäht. Mein Fazit auf dem Flug nach Hause: So macht Downsizing Spaß. Text: Christopher Stützel Fotos: Suzuki TECHNIK
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