Trude Hausegger

Beschäftigte mit Migrationshintergrund in
Niederösterreich - Ergebnisse der
Machbarkeitsstudie Arbeitsland
Niederösterreich
Im Auftrag des Landes NÖ, gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds
und des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
Trude Hausegger
29.04.2015
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Grundlagen
Analyse der vorhandenen Daten und Studien zur Arbeitsmarktentwicklung in Niederösterreich
Durchführung von 6 (regionalen) Workshops mit insgesamt 105 VertreterInnen von AMS,
Bezirkshauptmannschaften, Sozialministeriumservice, AK, WK, Bildungs-, Beratungs- und
Beschäftigungsträgerorganisationen
Analyse der Förderungen im Bereich der berufsbezogenen Aus- und Weiterbildung
Im Auftrag des Landes NÖ, gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds
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Ergebnisse
Gemeinsam mit dem Verein Jugend und Arbeit: Entwicklung einer Berufbildungsförderungsdatenbank, in der
ausgehend von spezifischen Bedarfen die entsprechenden Angebote recherchiert werden können. Dazu
wurden 49 Förderungsrichtlinien von AK, AMS, Land NÖ, Sozialministeriumservice, WK gesichtet und in die
Datenbank eingepflegt.
Sammlung und Zuordnung der Handlungsvorschläge, die in den regionalen Workshops eingebracht wurden.
Erarbeitung eines Vorschlags für eine Strategie „Mobiles Arbeitsland Niederösterreich“.
Im Auftrag des Landes NÖ, gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds
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Unselbständig Beschäftigte (vollversichtungspflichtig) 2014
Andere Staaten
Undefiniert
Jugoslawien (ehem.)
Kosovo
Serbien und Montenegro
Vereinigte Staaten von Amerika
Großbritannien und Nordirland
Ägypten
Mazedonien
Ukraine
Türkei
Tunesien
Thailand
Syrien, Arabische Republik
Schweiz (Confoederatio Helvetica)
Schweden
Spanien
Slowenien
Slowakei
Russische Föderation
Rumänien
Philippinen
Pakistan
Nigeria
Niederlande
Italien
Indien
-10%
559
-32%
21%
24%
24%
2.684
8%
7.252
129%
115%
61%
173%
103%
99%
96%
9.415
8.736
8.318
127%
6.720
140%
95%
73%
78%6.277
58%
29%
28%
12%
1.432
492
183
331
223
413
146
247
80
251
114
203
519
579
27%
51%
43%
18%
3%
4%
334 -20%
125
209
262
548
268
18%
4.227
5.247
249%
234%
12.103
12.000
Ungarn
308
27%
7%
2.236
25%
-33%
971
478
833
10.000
Griechenland
Deutschland
Tschechische Republik
Tschechoslowakei (ehemalig)
Kroatien (Hrvatska)
China, Volksrepublik
Bulgarien
Bosnien und Herzegowina
28%
4.000
196
6.000
157
129%
14.000
Armenien
2.000
245
8.000
Albanien
Afghanistan
Zum Einstieg: Entwicklung der vollversicherungspflichtigen Beschäftigung von
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Menschen mit Migrationshintergrund in NÖ 2008-2014 nach Nationalität
Basis: Sozialministerium, Bali Web, Abfrage 28.4.2015, eigene Berechnungen
300%
250%
200%
150%
100%
50%
0%
-50%
Veränderung gegenüber 2008
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Entwicklung der vollversicherungspflichtigen Beschäftigung von Menschen mit
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österreichischer Staatsbürgerschaft in NÖ 2008-2014
Basis: Sozialministerium, Bali Web, Abfrage 28.4.2015, eigene Berechnungen
512000
510.751
510000
508000
506000
504.879
504000
505.145
503.306
501.769
502000
501.113
500000
498.618
498000
496000
494000
492000
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
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0,3
7,3
8,1
7,7
Spanien
Schweden
Schweiz (Confoederatio Helvetica)
Österreich
Undefiniert
Jugoslawien (ehem.)
Kosovo
8,2
12
8
Vereinigte Staaten von Amerika
Serbien und Montenegro
8,3
11,2
10,6
Großbritannien und Nordirland
Ägypten
Mazedonien
Ukraine
22,8
17,7
17,4
14,1
Tunesien
Türkei
15,1
Thailand
29,4
56,8
60
Syrien, Arabische Republik
8,9
7
Slowenien
Slowakei
31,6
26,3
40
Russische Föderation
Rumänien
Philippinen
15
10,1
9,5
Nigeria
5,1
10
Niederlande
Pakistan
8,1
4,3
Indien
Italien
4,6
9,6
9,1
Ungarn
14,9
13
Deutschland
5,2
3,2
Griechenland
Tschechische Republik
Tschechoslowakei (ehemalig)
Kroatien (Hrvatska)
China, Volksrepublik
9,1
10
Bulgarien
Bosnien und Herzegowina
Armenien
10,5
20
Albanien
0
0
24,4
30
Afghanistan
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Arbeitslosenquote
nach Nationalität
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in Niederösterreich 2014
Basis: Sozialministerium, Bali Web, Abfrage 28.4.2015, eigene Berechnungen
50
Im Auftrag des Landes NÖ, gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds
und des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
AL-Quote in NÖ 2014
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Ergebnisse
der SWOT
durch
– Analyse
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- Grundlegendes
Die für den österreichischen Arbeitsmarkt relevanten Entwicklungen - Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes, Rückgang der (standardisierten Vollzeit)Beschäftigung in der Sachgüterproduktion, Zunahme der
in vielen Fällen weniger standardisierten (Teilzeit) Beschäftigung in Dienstleistungsbranchen, Zunahme
Geringfügiger und Selbständiger Beschäftigung, sowie steigende Arbeitslosigkeit - zeigen sich aufgrund
der besonderen geographischen Lage Niederösterreichs hier verschärft. Es ist davon auszugehen, dass
dies auch zukünftig so sein wird.
Es zeigen sich im Hinblick auf die Arbeitsmarkt- wie auch im Hinblick auf die Bildungsstrukturen deutliche
Unterschiede zwischen den niederösterreichischen Regionen. Auch die Thematik „Berufsbezogene
Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ ist in den Hauptregionen von unterschiedlicher
Bedeutung.
Geographische Mobilität ist aufgrund der unterschiedlichen Wirtschafts- und Arbeitsmarktstrukturen in den
niederösterreichischen Regionen sowie aufgrund der Nähe zu Wien besonders bedeutsam.
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Stärken (unter besonderer Fokussierung der beruflichen Situation von Menschen
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mit Migrationshintergrund)
Qualitativ hochwertige Strukturen im Bereich der Aus- und Weiterbildung für Menschen mit gegebenem
Selbsthilfepotenzial und vorhandener (Basis)Qualifikation
Möglichkeit, eine ao LAP ablegen zu können
Angebote der AST
Bestehende Möglichkeiten im Bereich nicht reglementierter Berufe (diesbezüglich Informationsbedarf !)
Möglichkeiten, einen Hauptschulabschluss nachholen zu können (Regionalisierung!)
Bestehende Deutschkurse (Qualität! teilweise zu geringe Berufsbezogenheit !)
Gute verkehrstechnische Erschließung der niederösterreichischen Regionen entlang der
Hauptverkehrsachsen
Gute Abstimmung der für das Arbeitsmarktgeschehen relevanten Organisationen
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Schwächen (unter besonderer Fokussierung der beruflichen Situation von
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Menschen mit Migrationshintergrund)
Menschen, denen die qualifikatorische Basis und/oder (vorübergehend) die persönliche/gesundheitliche
Stabilität und/oder die Grundlagen für geographische Mobilität fehlen sowie Menschen, die aufgrund von
Pflege-/Betreuungsaufgaben zeitlich beschränkt sind, sind in ihren Chancen am Arbeitsmarkt und in ihren
Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten (deutlich) eingeschränkt.
Auch Menschen mit migrationsbedingt eingeschränkten Kompetenzprofilen sowie ältere Menschen sind
unter gegebenen Wettbewerbsbedingungen am Arbeitsmarkt in besonderem Maße von (langer und/oder
wiederkehrender) Arbeitslosigkeit bedroht.
Die vorhandenen Aus- und Weiterbildungsstrukturen, aber auch die öffentliche Verkehrsinfrastruktur sowie
die Strukturen zur Lösung von Betreuungsaufgaben reflektieren die sich rasch verändernden
Rahmenbedingungen am niederösterreichischen Arbeitsmarkt noch nicht ausreichend.
Subsidiär Schutzbedürftige sind – wie in anderen Bundesländern auch – von vielen Förderungsangeboten
ausgeschlossen.
Fehlende Deutschkurse für neuzugewanderte Personen im schulpflichtigen Alter.
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Risiken (unter besonderer Fokussierung der beruflichen Situation von Menschen
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mit Migrationshintergrund)
Bedingt durch den raschen Strukturwandel und die gegebenen Wettbewerbsbedingungen am Arbeitsmarkt
drohen Menschen mit physischen, psychischen und/oder sozialen Belastungsgrenzen sowie Menschen
ohne Berufsausbildungsabschluss und Menschen höheren Alters und/oder migrationsbedingten
Belastungsfaktoren den beruflichen Anschluss zu verlieren.
Mit den aktuellen Entwicklungen ist grundsätzlich das Risiko des „Driftens“ (Richard Sennett) zwischen
unterschiedlichen Erwerbsepisoden verbunden. Letzteres erschwert es den Betroffenen, berufliche
Identität aufzubauen und stellt damit eine Herausforderung für psychische Stabilität dar. Zudem
ist ein flexibles „Jobhopping“, das keinen roten Faden hat, zumeist mit Dequalifikationsprozessen
verbunden. Diese Gefahr betrifft neben den zuvor beschriebenen weniger konkurrenzfähigen Menschen
vor allem auch Berufs(wieder)einsteigerInnen.
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Chancen/Verbesserungspotenziale mit besonderem Fokus „Berufsbezogene
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Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ (Basis: Workshops)
Die veränderten Rahmenbedingungen bieten trotz allem vielfältige Möglichkeiten zur individuellen
Gestaltung der Berufsbiographie. Ein aktives und eigenständiges Gestalten der Bildungs- und
Berufsentwicklung wird glz. immer stärker zur Voraussetzung für eine langfristige Teilhabe am
Erwerbsleben.
Mit Angeboten zur Anerkennung von nonformal und informell sowie im Ausland erworbenen Komeptenzen
sowie mit Angeboten der stufenweisen Höherqualifizierung könnten sich für viele Menschen aber auch für
den Wirtschaftsraum Niederösterreich neue Optionen eröffnen.
Mit Angeboten einer differenzierten Bildungs- und Berufsberatung könnten viele Menschen dabei
unterstützt werden, ihre Berufsbiographie aktiv zu gestalten und Potenziale aufzugreifen.
Eine gute Verzahnung wirtschaftspolitischer mit beschäftigungspolitischen Schwerpunktsetzungen
könnte beschäftigungswirksame Synergien ergeben.
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Chancen/Verbesserungspotenziale mit besonderem Fokus „Berufsbezogene
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Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ (Basis: Workshops)
Stärkeres Marketing für Kurzausbildungen „Interkulturelle MediatorInnen“ der NÖ Landesakademie
Intensivierte / verbesserte Informationen bzgl. rechtlicher Situation von Subsidiär Schutzbedürftigen
Erleichterte Anerkennung von ausländischen Führerscheinen
Spezifische Bildungsberatungsangebote für Menschen mit Migrationshintergrund
Gezielte Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Basisbildungsangebote
Ermöglichung von Teilausbildungsabschlüssen
Alphabetisierungsangebote in lateinischer Sprache
Deutschkurse für Kindergartenkinder und neuzugewanderte Personen im Schulalter, Lernhäuser und
Nachhilfeunterricht, verstärkte Elternarbeit
Ausweitung von MentorInnensystemen
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Kernstrategien
Die selbstgesteuerte Gestaltung der Berufsbiographie ermöglichen und durch geeignete Strukturen
unterstützen.
Passende Lernangebote für unterschiedliche Lernbedarfe und -bedürfnisse entwickeln und anbieten
sowie die stufenweise Höherqualifizierung auf allen Ebenen strukturell ermöglichen und forcieren.
Vorhandene informell und nonformal sowie im Ausland erworbene Kompetenzen verwertbar
machen.
Barrieren für berufsbezogenes lebenslanges
Lernen und langfristige Erwerbstätigkeit beseitigen.
Bei öffentlichen Auftragsvergaben die
Beschäftigungswirksamkeit gezielt berücksichtigen.
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Vier
Handlungsfelder
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Umsetzung
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der Kernstrategien
Handlungsfeld 1:
Individuelle Voraussetzungen
für qualifikatorische, zeitliche
und regionale Mobilität
schaffen
• Auf- , Aus- und Umbau von Basisbildungs-, Pflichtschulabschluss- und Berufsausbildungsstrukturen inklusive
(fachspezifischer) Deutschkurse
• Aus- und Umbau geförderter (Transit)Beschäftigung sowie der Angebote zur psychosozialen Unterstützung
• Ausbau der Strukturen zur ausbildungs- und berufsbegleitenden Reflexion und Gestaltung des Berufslebens
• Aufbau von Strukturen zur formalen Anerkennung von nonformal/informell /im Ausland erworbenen Kompetenzen
• Bedarfsorientierte Förderung der Teilnahmekosten unabhängig vom Erwerbsstatus
Handlungsfeld 2:
Beteiligung am
berufsbezogenen
lebenslangen Lernen
ermöglichen
• Auf- , Aus- und Umbau der berufsbezogenen Weiterbildungsstrukturen für verschiedene Branchen, Regionen
und Qualifikationsniveaus sowie Auf- , Aus- und Umbau von Strukturen für die innerbetriebliche Höherqualifizierung von Niedrigqualifizierten und temporär Beschäftigten mit dem Ziel der stufenweisen
Höherqualifizierung
• Bedarfsorientierte Förderung von Einzelpersonen (unabhängig vom Erwerbsstatus) sowie von Betrieben
Handlungsfeld 3:
Berufs- und/oder
ausbildungsbezogene
geographische Mobilität
erleichtern
• Auf- und Ausbau der (öffentlichen) Verkehrsinfrastruktur sowie der Mobilitätsmanagementstrukturen
• Bedarfsorientierte Förderung der Fahrtkosten von/zum Arbeits-/Ausbildungsort
• Unterstützung von Betrieben und Einzelpersonen im Entwickeln von Lösungen für geographische Mobilitätsprobleme
bei Ausbildung und Beschäftigung
Handlungsfeld 4:
Berufs- und/oder
ausbildungsbezogene
zeitliche Mobilität erleichtern
• Ausbau der Betreuungsstrukturen für Kindergarten- und Pflichtschulkinder auch bei unterjährigem Einstieg
sowie der Beratungs- und Unterstützungsangebote im Bereich der Pflege von Angehörigen
• Bedarfsorientierte Förderung von Einzelpersonen
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