und Gestaltungshandbuch (Stand 20.04.2015

JOACHIM EBLE
ARCHITEKTUR
20 I 04 I 2015
für private Bauherren
Gliederung
Einführung
4
1. Qualitätsprozess
10
2. Bebauungstypologien
13
3. Gebäudegestaltung
20
4. Nachhaltigkeit
28
5. Nebenanlagen
35
6. Freiraumgestaltung
45
2
Inhalt
5 NEBENANLAGEN
EINFÜHRUNG
Das Vorhaben
Städtebaulicher Entwurf
Landschaftsfuge und Baufelder
Erschließung und Entwässerung
Baustruktur
5
6
7
8
9
1 QUALITÄTSPROZESS
Vermarktungsablauf
Qualitätssicherung
11
12
2 BEBAUUNGSTYPOLOGIEN
Teilgebiete
Gebäudetypologien
Teilgebiet 2 Am Flugfeld
Teilgebiet 5 Am Waldrand
14
15
16
18
3 GEBÄUDEGESTALTUNG
Materialität Fassaden
Differenzierte Materialien und Farben
Gestaltung Fassaden
Gestaltung Fenster und Geländer
Gestaltung Hauseingänge und Vordächer
Gestaltung Dachform und Sonnenenergienutzung
21
22
23
25
26
27
Materialität Nebenanlagen
Carports, Gartenhäuser und Geschirrhütten
Gestaltung Carports
Gestaltung Gartenhäuser und Fahrradboxen
Müllstandorte
Gestaltung Müllbox
Beispielskizze Teilgebiet 5
36
37
38
40
42
43
44
6 FREIRAUMGESTALTUNG
Verkehrsflächen
Materialität - Oberflächen
Gestaltung Erschließungsstraßen
Gestaltung Stichstraßen
Gestaltung Rad- und Fußwege
Gestaltung Quartiers- und Nachbarschaftsplätze
Vorgärten und Gärten
Gestaltung Vorgärten und Gärten
Einfriedungen, Stützmauern und Sichtschutz
Gestaltung Einfriedungen, Stützmauern und Sichtschutz
Gestaltung Übergänge privat/gemeinschaftlich/öffentlich
Oberflächenentwässerung
Gestaltung Oberflächenentwässerung
Gehölze
Gestaltung Öffentliche Freiräume
46
47
48
49
50
51
52
53
56
57
60
61
62
65
66
4 NACHHALTIGES BAUEN
Energiekonzept
Ressourcenschutz
Wohngesunde Baumaterialien
Postfossile Mobilität
29
32
33
34
3
Einführung
Auf der Grundlage eines städtebaulichen Realisierungswettbewerbs für das neue
Wohnquartier „Natürlich Rastatt - Grünes Wohnen an der Baldenau“ wurde ein
integrales Gesamtkonzept entwickelt. Dabei wurden architektonische, städtebauliche
und landschaftsgestalterische, sowie ökologische, ökonomische und soziale Aspekte
gleichwertig berücksichtigt.
Das Ziel ist die Schaffung eines einzigartigen, attraktiven, neuen Wohnquartiers in
landschaftlich reizvoller Lage am Stadtrand von Rastatt.
Zur Umsetzung der angestrebten Zielvorstellungen wurde das hier vorliegende
Gestaltungs- und Nachhaltigkeitshandbuch entwickelt. Das Handbuch basiert auf dem
von „Joachim Eble Architektur“ gewonnenen städtebaulichen Gutachten, dem daraus
entwickelten Städtebaulichen Entwurf und dem Bebauungsplan „Baldenau“.
Es beinhaltet alle für eine erfolgreiche Umsetzung der Projektidee notwendigen
Rahmenbedingungen für private Einzelbauherren und gewerbliche Bauträger. Die
Regelungen stellen die Entwicklung der städtebaulichen, freiräumlichen und
architektonischen Qualitäten, als auch die angestrebten ökologischen und sozialen
Qualitäten für alle Beteiligten gleichermaßen sicher.
4
Das Vorhaben
Der vorliegende Städtebauliche Entwurf sieht für das
Gelände der ehemaligen Sparkassenakademie die
Erstellung eines hochwertigen und nachhaltigen
Wohngebiets vor.
„Natürlich Rastatt - Grünes Wohnen an der Baldenau“
nennt sich das für die Stadt Rastatt wegweisende
Projekt, das künftig 400 bis 500 Menschen auf dem 5,2
Hektar großen, parkähnlichen Gelände ein neues
Zuhause bieten soll. In den kommenden Jahren sollen
rund 80 moderne Gebäude mit 150 bis 200 hochwertigen Wohneinheiten entstehen.
Ziel ist es, ein außergewöhnliches Wohnquartier mit
hoher ökologischer und ästhetischer Qualität zu
gestalten. Das Gestaltungs- und Nachhaltigkeitshandbuch soll hierzu alle notwendigen Standards
vorgeben.
Das Tübinger Büro „Joachim Eble Architektur“ - in
Zusammenarbeit mit dem Überlinger Landschaftsarchitekturbüro „Atelier Dreiseitl“ - überzeugte
innerhalb des vorangegangenen städtebaulichen
Realisierungswettbewerbs durch ein brillantes
Gesamtkonzept, das sowohl aus städtebaulicharchitektonischer Sicht, als auch unter Betrachtung
ökologischer und sozialer Gesichtspunkte das
schlüssigste Gesamtkonzept darstellte.
Insbesondere der fließende Übergang vom städtisch
geprägten Raum in den angrenzenden Naturraum
spielte bei der Auswahl der Konzeption eine
entscheidende Rolle.
Räumlich sieht der Entwurf einen zentralen
Quartiersplatz als gemeinsamen Treffpunkt für die
Bewohner vor, von dem sich eine langgezogene,
kaskadenförmige Landschaftsfuge in den
angrenzenden Naturraum der Baldenau öffnet.
In diesem Grünbereich, der die natürliche Topografie
aufnimmt, ist eine großzügige Wasserfläche geplant.
Dieser See soll das anfallende öffentliche und private
Regenwasser aufnehmen und eine ökologische und
naturnahe Entwässerung des Quartiers ermöglichen.
Neben der herausragenden ästhetischen Qualität des
Entwurfs stand besonders das ökologische Konzept
im Vordergrund.
Dieses sieht für die Gebäude eine nachhaltige
Energieversorgung vor. Ein großer Teil des
Wärmebedarfs soll aus „passiven“ Quellen wie
beispielsweise durch Sonneneinstrahlung gedeckt
werden. Ein Großteil der geplanten Gebäude soll die
aktuellen Vorgaben der Energieeinsparverordnung
unterschreiten.
Darüber hinaus sollen sowohl die privaten, als auch
die öffentlichen Freiräume einen Beitrag zur Nachhaltigkeit des Wohnquartiers leisten.
Dementsprechend ist geplant, Dachflächen extensiv
zu begrünen, um Insekten und Kleinstlebewesen
einen Lebensraum zu bieten.
Der gesamte Entwicklungsprozess vom Gebäuderückbau über die Erschließung, bis hin zur Erstellung
der letzten Gebäude, soll unter dem Prinzip der
Nachhaltigkeit erfolgen. Diese sparsame und ökologische Vorgehensweise steht unter der Maxime, dass
alle anfallenden Materialien aus dem Rückbau soweit
möglich vor Ort wiederverwertet werden.
Ein weiterer zentraler Baustein der Planung ist die
Schaffung einer eigenständigen Identität des
Quartiers.
Nicht allein naturnah, umweltbewusst und mit hoher
städtebaulich-architektonischer Qualität, sondern
kindgerecht und barrierefrei soll das Quartier
werden. Jung und Alt sollen sich hier gleichermaßen
wohlfühlen.
Dementsprechend ist ein Mix aus vielfältigen
Wohntypologien für unterschiedliche Haushaltsgrößen, Wohnstile und Altersgruppen geplant.
Mit den ersten Gebäuden, die voraussichtlich 2015
entstehen, wird zukünftig ein einzigartiges
Wohngebiet am Rande des Naherholungsgebiets
Baldenau entstehen.
Die Grünanlagen im Gebiet sollen mit einheimischen
Pflanzen gestaltet und begrünt werden.
Einführung
5
Städtebaulicher Entwurf
Das Quartier liegt an der Nahtstelle zwischen der
„noch“ urbanen Vorstadt und der Auenlandschaft der
Rheinebene. Das Hauptanliegen des Städtebaulichen
Entwurfs ist es, in diesem Übergangsbereich ein
einzigartiges und hochwertiges Wohngebiet mit einer
ausgewogenen Gebietsstruktur zu entwickeln.
Im Zuge der Entwicklung des Wohnquartiers soll
insbesondere das großartige landschaftliche Umfeld
des direkt angrenzenden Natur- und Erholungsraums
an der Baldenau mit in das Konzept einfließen.
Unter dem Motto „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ und nach dem Prinzip des flächensparenden und nachhaltigen Bauens, soll eine hohe
Wohnqualität mit herausragenden sozialen,
architektonischen und freiräumlichen Qualitäten
erreicht werden.
Städtebaulicher Entwurf
Einführung
6
Landschaft und Baufelder
Leitidee Landschaftsfuge
Der schrittweise Übergang vom Stadtraum am
Rödernweg und der Zaystraße in die Auenlandschaft
des nahe gelegenen Erholungsgebiets Baldenau bildet
die zentrale Leitidee des landschaftsräumlichen
Konzepts. Eine Raumabfolge von öffentlichen und
gemeinschaftlichen Flächen mit Alleestrukturen,
kleineren und größeren Quartiersplätzen, einer sich
zur Landschaft öffnenden Fuge und einem natürlich
angelegten See ermöglichen einen fließenden
Übergang.
Die zentrale Eingliederung der Landschaftsfuge in den
Siedlungsraum bildet das innere Rückgrat des
Quartiers. Im Bereich der Landschaftsfuge soll das
ursprüngliche Landschaftsbild durch eine sanft
abfallende Geländemodellierung wiederhergestellt
werden.
Ein außerordentlich wichtiger Punkt bildet der Erhalt
des stimmungsvollen Auenwalds mit der kleinen
Lichtung im nordöstlichen Übergang zum Naturraum.
Innerhalb der Gestaltung der Grün- und Freiflächen
soll der Charakter des angrenzenden Landschaftsraums
durch die Pflanzung einheimischer Gehölze und
Pflanzen interpretiert und ein somit ein wichtiger
Beitrag zum Artenschutz geleistet werden.
Durch die Möglichkeit sozialer, öffentlicher und
gemeinschaftlicher Aktivitäten innerhalb der geplanten
Grün- und Freiräume erhält das Gebiet
seine eigene Identität mit kleinräumlichen
Nachbarschaftsstrukturen und einem hohen
Naherholungscharakter. Die Schaffung eines hohes
Maßes an Lebensqualität für die Quartiersbewohner
steht dabei im Fokus der Bemühungen.
Differenzierte Baufelder
Leitidee Landschaftsfuge
Vier deutlich ablesbare Baufelder umspielen die
zentrale Landschaftsfuge:
• Das Baufeld direkt am Rödernweg ist durch
gestalterisch ausdifferenziere Hausgruppen
gekennzeichnet.
• Das nordwestliche Baufeld am Waldrand besteht
größtenteils aus freistehenden Einfamilienhäuser.
Im nördlichen Bereich entlang der Landschaftsfuge befinden sich Solarreihenhäuser und ein
Mehrfamilienhaus , das den Quartiersplatz am
nördlichen Rand abschließt.
Topographische Grundstruktur
• Das Baufeld am Eingangsbereich zwischen
Rödernweg und Quartiersplatz wird durch eine
quadratisch angeordnete Wohnanlage mit einem
gemeinsamen Innenhof ausformuliert.
• Das südöstliche Baufeld wird vom Quartiersplatz
bis hin zur Waldlichtung entlang der Landschaftsfuge durch Stadtvillen geprägt. In Richtung
Flugfeld löst sich das Baufeld in eine kleinteiliger
Bebauung mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser
auf.
Orientierung Baufelder
Einführung
7
Erschließung und Entwässerungskonzept
Erschließung
Die Erschließung des Wohngebietes erfolgt vom
Rödernweg in Richtung zentraler Quartiersplatz und
teilt sich dort in zwei Wohnstraßen auf. Diese
Wohnstraßen werden als Mischverkehrsflächen und
alle weiteren Zuwege als Spielstraßen ausgebaut.
Der Quartiersplatz bleibt weitestgehend autofrei und
ist auf kurzem Weg mit der Bushaltstelle an der
Zaystraße verbunden. Er bildet den Auftakt der Landschaftsfuge mit mehreren Fuß- und Radwegeverbindungen.
Die Erschließung soll effizient im Sinne einer
ressourcenschonenden Infrastruktur ausgebildet
werden. Das Konzept sieht vor, versickerungsfähige
Beläge, Recyclingmaterial aus dem Abbruch der
Akademie und regionale Materialien mit niedrigem
Primärenergieaufwand einzusetzen.
Entwässerungskonzept
Die Wiederherstellung des Wasserkreislaufs, der dem
eines unbebauten Gebiets nahekommt, ist das Ziel
des Entwässerungskonzepts. Das bedeutet, Regenwasser wird im Gebiet zurückgehalten und soweit
möglich versickert. Dies stellt somit die lokale
Grundwasserneubildung sicher. In offenen Rinnen
und multifunktionalen Retentionsräumen wird das
anfallende Regenwasser sichtbar und erlebbar
gemacht.
Die Integration von Wasser als zentrales Element der
Freiraumgestaltung bewirkt eine deutliche
Aufwertung der ökologischen Funktionen als auch der
Lebensqualität.
Das Herz des Gebietes bildet die zentrale Grünfuge,
die zugleich als Retentionsraum und Treffpunkt dient.
Das anfallende Oberflächenwasser wird über die
kaskadenförmige Landschaftsfuge abgeleitet,
teilweise versickert, gereinigt und einem See
zugeführt.
Zentraler Anziehungspunkt im Gebiet ist der mit
Regenwasser gespeiste See, der aufgrund seiner
Retentionsfunktion einen schwankenden Wasserspiegel aufweist und einen positiven Beitrag zum
Kleinklima innerhalb des Wohngebietes leistet.
Das überschüssige Regenwasser wird im Falle eines
Starkregenereignisses in den angrenzenden
Entwässerungsgraben eingeleitet und trägt ebenfalls
zur Grundwasserneubildung bei.
Erschließungsstruktur
Regenwasserkonzept
Einführung
8
Bebauungsstruktur
Die differenzierte Bebauungsstruktur ermöglicht ein
breit gefächertes Wohnangebot und gibt den
einzelnen Teilgebieten eine eigene Identität.
Durch die Gliederung der Baukörper mit Staffelgeschossen soll eine gute Besonnung und Belichtung
der Wohngebäude gewährleistet werden. Gleichzeitig
soll eine aufgelockerte Bebauung entstehen.
Modell Städtebaulicher Entwurf: Stand Wettbewerb
Einführung
9
1 Qualitätsprozess
Das Gestaltungs- und Nachhaltigkeitshandbuch bildet neben dem Bebauungsplan den
zentralen Baustein einer gestalterischen und ökologischen Qualitätsvereinbarung
zwischen den Grundstückskäufern und dem Grundstücksverkäufer. Es dient der
Umsetzung und Sicherung eines gestalterisch hochwertigen Erscheinungsbildes, sowie
der ökologischen Qualität, Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit der entstehenden
Immobilien über den gesamten Lebenszyklus des Quartiers. Die formulierten
Gestaltungsrichtlinien tragen zur Profilbildung bei und wirken identitätsstiftend für die
zukünftige Bewohnerschaft.
Das Handbuch gibt die Rahmenbedingungen der zukünftigen Architektursprache und
Identität des Quartiers vor. Die darin enthaltenen Regelungen dienen als Rahmen,
innerhalb derer sich Planer und Bauherren bewegen können. Wenn von den Rahmenbedingungen grundsätzlich abgewichen werden soll - z.B. weil ein besonderes
Nutzungskonzept oder bauliches Konzept dies erfordert - so kann das Einzelkonzept
mit dem Grundstücksverkäufer abgestimmt und einzelfallbezogen freigegeben
werden.
10
Vermarktungsablauf - Private Bauherren
E I G E N T Ü M E R
I N T E R E S S E N T E N
1 Vermarktungsauftakt
max.
8 Wochen
(15. April)
2 Vormerkungen
Einreichung Unterlagen
*
(zwischen dem 20. April und 29. Mai)
*
Gutbefund
Finanzierungsbestätigung
Anerkennung Musterkaufvertrag
Benachrichtigung der
Interessenten
(bis 8. Juni)
3 Verlosung Grundstücke
( je nach Nachfrage - 18. Juni / 18:00 Uhr)
max.
max.
3 Jahre 2 Jahre
4 Abschluss Kaufvertrag
5 Baustart
6 Fertigstellung
**
Allgemeiner Ablauf
Energiepass
Energienachweis
**
(Nachweis nach § 3 ENEV)
Leistungen/ Voraussetzung durch Grundstückseigentümer und
Interessenten
1 Qualitätsprozess
11
Qualitätssicherung - Private Bauherren
1 Gutbefund vor Grundstückskauf
Die formulierten Rahmenbedingungen dienen in
erster Linie zur Qualitätssicherung und somit zur
Werterhaltung. Sie sollen zur Entwicklung der
gewünschten gestalterischen und ökologischen
Quartiersqualität beitragen. Bei Bedarf steht hierzu
der Grundstücksverkäufer bei der Umsetzung
unterstützend zur Seite.
Die Einhaltung der Rahmenbedingungen wird durch
den Grundstücksverkäufer überprüft.
Dementsprechend wird für private Einzelbauherren
und gewerbliche Bauträger folgender zweistufiger
Qualitätssicherungsprozess festgelegt:
Diese Unterlagen werden daraufhin vom
Grundstückseigentümer in Abstimmung mit der
Stadt Rastatt geprüft und bei Einhaltung der
Vorgaben durch einen sogenannten Gutbefund
freigegeben.
Wenn der Gutbefund und die weiteren
geforderten Unterlagen
(Finanzierungsbestätigung, Anerkennung
Musterkaufvertrag) für die vorgemerkten
Grundstücke vorliegen, erhält der Interessent
vom Grundstückverkäufer eine Benachrichtigung
zum weiteren Verfahren.
(Beratung vorab möglich)
2 Nachweis Energiestandard
(nach Fertigstellung)
Stufen der Qualitätssicherung für private Bauherren
Die abgestimmten Entwurfsskizzen aus dem
Gutbefund werden Bestandteil des Kaufvertrages.
Stufe 1 – Gutbefund vor Grundstückskauf
Private Bauherren können sich während des
Entwurfsprozesses zur Umsetzung der Regelungen
des Gestaltungs- und Nachhaltigkeitshandbuchs und
damit zur Konkretisierung ihrer
Planungsvorstellungen vorab individuell von dem
Grundstücksverkäufer beraten lassen.
Vor Abschluss des Grundstückskaufvertrags muss
dem Verkäufer eine mit den hier vorgegebenen
Rahmenbedingungen korrespondierende
Entwurfsskizze mit maßstäblicher Darstellung aller
Gebäudeansichten, eines Systemschnitts und eines
Lageplans sowie einer kurzen Beschreibung des
Vorhabens vorgelegt werden.
Bitte beachten Sie, dass ein Gutbefund nicht die
geltenden gesetzlichen Genehmigungsverfahren
gemäß den Vorgaben der Landesbauordnung
Baden-Württemberg (LBO) ersetzt.
Stufe 2 – Nachweis Energiestandard
Für Dokumentationszwecke des Energiestandards
des gesamten Wohngebiets ist bis spätestens
sechs Monate nach Fertigstellung des Gebäudes
ein Energieausweis oder ein KfW-Nachweis beim
Grundstücksverkäufer einzureichen.
Hinweis
In begründeten Einzelfällen kann nach Abstimmung mit
der Stadt Rastatt und dem Grundstückseigentümer von
den Rahmenbedingungen abgewichen werden, um
besondere gestalterische und ökologische Innovationen
zu ermöglichen.
Sämtliche Rahmenbedingungen des Gestaltungs- und
Nachhaltigkeitshandbuchs werden durch die Vorgaben
des Bebauungsplans „Baldenau“ ergänzt.
1 Qualitätsprozess
12
2 Bebauungstypologien
Das oberste Ziel ist die Entwicklung eines attraktiven Wohnquartiers mit einer
langfristig stabilen Sozialstruktur, ökonomischer Werthaltigkeit und hervorragenden
Voraussetzungen für nachhaltiges Bauen.
Durch den vorgesehenen Gebäudemix sollen unterschiedliche, attraktive Wohnangebote entstehen. Diese beinhalten freistehende Einfamilienhäuser, Solarreihenhäuser mit großzügigen Innengärten, klassische zweieinhalbgeschossige Stadtreihenhäuser mit Dachterrasse sowie Stadtvillen unterschiedlichster Größen.
Auf die Privatsphäre der Freibereiche im Übergang zu den gemeinschaftlichen und
öffentlichen Flächen soll durch Höhenversätze, innenliegenden Gärten und Pergolen
besonderen Wert gelegt werden.
Als Beitrag zur Nutzungsmischung und als Möglichkeit zur Integration eines Nahversorgungsangebots für das Quartier sollen ergänzend zur geplanten Wohnbebauung
am zentralen Quartiersplatz wenige Gewerbeeinheiten angesiedelt werden .
13
Teilgebiete
Entsprechend dem Städtebaulichen Entwurf und dem
Bebauungsplan werden fünf Teilgebiete mit verschiedenen Bebauungstypologien festgelegt.
Die verschiedenen Charakteristika der Teilgebiete 2
und 5 werden im folgenden Kapitel dargestellt und
erläutert.
Städtebaulicher Entwurf
2 Bebauungstypologien
14
Gebäudetypologien
Es ist eine Mischung folgender Bebauungstypologien
vorgesehen.
Hochwertiger Mietwohnungsbau
Stadtvillen
Stadtreihenhäuser oder Mehrfamilienhäuser
Stadtreihenhäuser oder Solarreihenhäuser
Doppelhäuser
Einfamilienhäuser
2 Bebauungstypologien
15
Teilgebiet 2 Am Flugfeld
Die Bebauung des Teilgebiets zum Flugfeld besteht
aus zweigeschossigen Einzel-, Doppel- und
Reihenhäusern. Das dritte Geschoss kann zusätzlich
als Staffelgeschoss ausgebildet.
Das Baufeld 2.1 ist für Einzel- und Doppelhäuser
vorgesehen, wobei sich bei einer abwechselnden
Anordnung der Einzelhäuser im Nordwesten bzw.
Südosten der Gebäudezeile interessante Durchblicke und eine bessere Besonnung der dahinter
liegenden Doppelhäuser ergibt. Für eine bessere
Belichtung der privaten Gartenflächen sind die
Dachterrassen und Gründächer nach Nordosten
orientiert.
Die Erschließung erfolgt über private Fußwege, die
zum Be- und Entladen dienen. Die privaten
Stellplätze und Carports befinden sich zentral an
der Haupterschließungsstraße.
Im Baufeld 2.2 sind zweigeschossige Einfamilienoder Doppelhäuser mit einem nach Südosten zum
Flugfeld orientierten Staffelgeschoss vorgesehen.
Die Abstandsflächen zwischen den Gebäuden
müssen mindestens zehn Meter betragen, um eine
gute Besonnung des Baufelds 2.1 zu gewährleisten.
Zusätzlich ermöglichen die breiten Zwischenräume
Durchblicke aus dem neuen Quartier in Richtung
des Flugfelds.
Die Parkierung ist auf den privaten Grundstücksflächen geplant. Zwischen den Gebäuden sind
hierfür Stellplätze und Carports vorgesehen.
Die Doppel- und Reihenhäuser des Baufelds 2.3
sind als hintereinanderliegende Zeilen vorgesehen.
Die Freiräume dazwischen - insbesondere der
Reihenendhäuser zum Wald hin - stellen einen
Übergang von den gestalteten Privatgärten zur
Auenwaldvegetation her.
Die Erschließung erfolgt für die nördliche Zeile
direkt von der Haupterschließungsstraße und für
die mittlere und südliche Zeile über befahrbare
private Wohnwege.
Die Parkierung mit Stellplätzen und Carports ist
entlang des Straßenraums, sowie teilweise direkt
auf dem Grundstück geplant.
Teilgebiet 2
2 Bebauungstypologien
16
Teilgebiet 2 Am Flugfeld
Die Einzel- und Doppelhäuser können mit einem
Achsmaß von bis zu acht Metern ausgebildet
werden und bieten dadurch eine hohe Wohnqualität und sind mindestens von drei Seiten
belichtet.
Die Terrassen und Eingänge im Erdgeschoss können
leicht eingezogen ausgebildet werden. Die Rücksprünge unterstützen die Plastizität der Baukörper
und bleiben zugleich ausreichend kompakt.
Die Dachterrassen sind je nach Wunsch nordwestoder südost-orientiert.
Schnittprofil für zwei auf drei Geschosse gestaffelte Bebauung [E1]
EG
OG
DG
OG
Beispielgrundrisse Doppelhaus
Beispiel Doppelhaus
2 Bebauungstypologien
17
Teilgebiet 5 Am Waldrand
Die Baufelder sind für freistehende
zweigeschossige Einzelhäuser mit Staffeldach
vorgesehen.
Die Parkierung erfolgt in Form von offenen
Stellplätzen und Carports auf den Grundstücksflächen zwischen den Gebäuden.
Die Parzellierung der Gebäudezeilen ist nicht
vorgegeben und kann entsprechend den Wünschen
der Einzelbauherren frei vorgenommen werden.
Dennoch wird auf zwei mögliche von der Wohnqualität als auch dem städtebaulichen
Erscheinungsbild attraktive Gebäudetypologien
Wert gelegt.
Wünschenswert ist die gestalterische und
funktionale Integration von Carports und Abstellräumen.
Das „Turmhaus“ und das „Langhaus“ bilden
zusammen eine kontrastreiche Typologie, wodurch
ein lebendiges Baufeld mit sich wiederholenden
Gebäudeformen entstehen könnte.
Kubisches , dreigeschossiges Einfamilienhaus, Heeckt + Maurer Arch.
Zweigeschossiges Einfamilienhaus, Flassak und Tehrani, Stuttgart
Teilgebiet 5
2 Bebauungstypologien
18
Teilgebiet 5 - Mögliche Typologien Langhaus und Punkthaus im Baufeld 5.1
Das „Langhaus“ hat zwei Wohngeschosse mit fast
ausschließlich nach Südwesten orientierten
Wohnräumen.
Das „Turmhaus“ bietet drei Wohngeschosse mit
großzügiger Dachterrasse.
Schnittprofil für zweigeschossige Bebauung [E2]
EG
OG
Beispielgrundrisse Typologie Langhaus
EG
Beispielgrundrisse Typologie Turmhaus
OG
DG
Schnittprofil für zwei auf drei Geschosse gestaffelte Bebauung
[E3]
2 Bebauungstypologien
19
3 Gebäudegestaltung
Ziel des Material- und Farbkonzepts ist es ein zusammenhängendes, auf städtebaulicher
und architektonischer Ebene attraktiv gestaltetes Wohnquartier zu schaffen. Es soll ein
Quartier aus einem Guss mit unterschiedlichen Alleinstellungsmerkmalen entstehen.
In Verbindung mit den vorgesehenen Gebäudetypologien, den Nebenanlagen und den
Außenanlagen soll ein anregendes und attraktives Lebensumfeld erreicht werden.
Das Grundprinzip des Gestaltungsansatzes ist eine „differenzierte Einheitlichkeit“.
Daraus folgend wurde ein Gestaltungsrahmen unterschiedlicher, aber wechselseitig
aufeinander abgestimmter Materialien und Farben entwickelt. Dabei sollen einheitliche
weiße Putzfassaden die Teilgebiete verbinden.
Durch unterschiedliche Fassadenelemente, die sogenannten „Intarsien“ sollen sich die
Teilgebiete individuell voneinander abheben, einen abwechslungsreichen Charakter
ausformulieren und dienen gleichzeitig der Orientierung innerhalb des Quartiers.
Aus dieser Differenzierung heraus soll sich eine lebendige Vielfalt ergeben, bei der sich
der Ausdruck der verschiedenen Teilgebiete gegenseitig steigert und gleichzeitig zu
einer harmonischen Gesamtwirkung des gesamten Quartiers beiträgt.
Beispielhafte Darstellung
20
Gestaltung Fassadenmaterialien und -farben
Hauptmaterial - Feinputz in einem wollweißen Farbton (RAL 9001 cremeweiß)
1. Rotbrauner Klinker
2. Graue, grüne oder rote Farbflächen
3. Holzflächen
Die Intarsien mit Klinker-Riemchen oder Vollsteinen
sollten einen rotbrauen Farbton und dunkle Fugen
aufweisen.
Als graue, grüne oder rote Farbflächen sind
feinkörnige Putzflächen mit lasierter Oberfläche oder
Faserzementplatten mit lebendiger Textur in einem
warmen, hellen und mittleren Grauton oder jeweils
drei grünlichen bzw. rötlichen Tönen möglich.
Die Holzintarsien sollten eine Naturholzfarbe mit
mittlerer Helligkeit aufweisen und können als Holzlamellen, Holzschalung oder furnierte Schichtholzplatten eingesetzt werden.
Klinkerverkleidung; Joachim Eble Architektur
Graue, lasierte Putzintarsien; Auer und Weber, Stuttgart
Furnierte Schichtholzplatten; Jonathan Tuckey Design, London
3 Gebäudegestaltung
21
Differenzierte Materialien und Farben nach Teilgebieten
Zur Schaffung eines harmonischen Wohnquartiers
und verschiedenen, klar identifizierbaren Teilgebieten werden die Materialien und Farben für die
Intarsien in den weißen Putzfassaden vorgegeben.
Diese sind in die Fassadengestaltungen zu
integrieren.
Teilgebiet 1 - Ziegel-Intarsien mit vereinzelten
Holzflächen in weißen Putzfassaden
Teilgebiet 2 - Graue, grüne oder rote Intarsien in
weißen Putzfassaden
Teilgebiet 3 - Holz-Intarsien mit vereinzelten
Ziegelflächen in weißen Putzfassaden
Teilgebiet 4 - Konzeptioneller Mix mit Holz- oder
Ziegelfassaden und weißen Putzfassaden ; graue,
grüne oder rote Intarsien
Teilgebiet 5 - Freie Wahl von Ziegel-, Holz- und
grauen, grünen oder roten Intarsien in weißen
Putzfassaden
3 Gebäudegestaltung
22
Gestaltung Fassaden
Ausbildung Intarsien
Unter Intarsien versteht man in die Fassadenoberfläche „eingelegte“ Flächen, die verschiedenfarbig
und unterschiedlich strukturiert werden. Diese sollen
einen untergeordneten Flächenanteil gegenüber den
Hauptfassadenflächen einnehmen. Die Intarsien
können nur in der Fläche liegen, über die
Gebäudeecken verlaufen oder im Zusammenhang mit
Verglasungen Übereckelemente bilden.
Durch geschossweise versetzte Bänder oder Einzelelemente soll eine lebendige Fassadengestaltung
erzielt werden.
Beispielhafte Darstellung
Fensterbänder mit Intarsien; Casa Nova, Ulm
Intarsien mit Übereckverglasung; Casa Nova, Ulm
Intarsien mit Fenstern; Casa Nova, Ulm
Beispielhafte Darstellung
Beispielhafte Darstellung
3 Gebäudegestaltung
23
Gestaltung Fassaden
Illustration möglicher Umsetzungen
Diese Teilansichten zeigen mögliche
Umsetzungsbeispiele
 Ziegel-Intarsien mit Riemchen
(z.B. Hagemeister Liverpool DF oder
Gleichwertiges) oder Vollsteinen
 Holz-Intarsien mit lasierten Dreischichtplatten
(z. B. Farbton NCS S 4550-Y30R)
 Intarsien mit grauen und rötlichen Flächen
(z. B. Eternit Natura-Fassadenplatten oder glatte
abgrenzte Putzflächen - Farbtöne siehe unten)
 Im Teilgebiet 4 und im Teilgebiet 5 ist eine Kombination aller 3 Materialien vorgesehen.
Z.B. Eternit Natura
rubin NU 359 /
rot N 373
oder Putzfarbtöne
NCS S 6030-Y70R /
NCS S 4550-Y60R
Z.B Eternit Natura
beige N 891 /
naturgrau N 250
oder Putzfarbtöne
NCS S 3005-Y20R /
NCS S 5005-Y20R
Z.B. Eternit Natura
naturgrau N 250
oder Putzfarbtöne
Farbtöne in rot, grau oder grün
3 Gebäudegestaltung
24
Ausbildung Fenster und Geländer
Gestaltung Fenster und Geländer
Bei der Ausbildung der Fensteröffnungen und
Geländer gelten folgende Gestaltungsprinzipen:
Bodentief ggf. als französische Fenster,
Brüstungsfenster oder eine gestalterisch
abgestimmte Kombination. Zusätzlich sind
horizontale oder vertikale Schlitze möglich. Die
Fensterfarbe soll in allen Teilgebieten ein warmer
Grauton mittlerer Helligkeit sein.
Als Geländer können wahlweise senkrechte
Flachstahlgeländer oder Ganzglasgeländer
vorgesehen werden. Letztere sollten bevorzugt in
Klarglas ausgeführt werden, eine Kombination aus
Flachstahlgeländern und satiniertem Glas ist jedoch
möglich.
Graue Fenster mit Flachstahlgeländer; Auer und Weber, Stuttgart
Integration von Sonnenschutz
Flachstahlgeländer mit dahinter liegendem, satiniertem Glas
Flachstahlgeländer in Fensterfarbe
Sonnenschutzelemente, wie Markisen, Rollos und
Sonnensegel, sind in das Fassadengestaltungskonzept
zu integrieren. Aufputzrolladenkästen sind nicht
zulässige
Ganzglasgeländer
3 Gebäudegestaltung
25
Gestaltung Hauseingänge und Vordächer
Ausbildung der Hauseingänge und Vordächer
Bei der Fassadengestaltung sollen besonders die
Hauseingänge betont werden. Dazu sollten diese eine
Intarsie aus dem Material- und Farbkonzept des
jeweiligen Teilgebiets aufnehmen. Zudem ist eine
Verglasung der Tür oder eines Seitenstreifens
erwünscht.
Alle Eingänge sollen eingezogen sein oder ein Vordach erhalten. Dieses kann in Glas oder Metall
ausgeführt werden oder die vorgesehenen Intarsienmaterialien aufnehmen.
Briefkästen, Klingelanlagen, die Beleuchtung und
Hausnummern, sowie die Freiraumgestaltung der
Gebäudevorzone, sollen in das jeweilige Gestaltungskonzept integriert werden.
Gesamtgestaltungskonzept mit Intarsien;
Auer & Weber, Stuttgart
Vordach und Faserzementplatten; Ackerman & Raff, Tübingen
Eingezogener Eingang mit Farbfläche;
Auer & Weber, Stuttgart
Glasvordach Geschossbau; Auer & Weber, Stuttgart
Eingangszone Geschossbau mit Rampe; Joachim Eble Architektur
3 Gebäudegestaltung
26
Gestaltung Dachform und Sonnenenergienutzung
Dachränder
Flache Pultdächer
Alle Hauptdächer sollen eine Neigung zwischen 5° bis
10° und eine Südost- oder Südwest-Orientierung
aufweisen. Eine extensive Dachbegrünung ist vorgesehen. Das Gründach soll wie eine Intarsie zwischen
der hochgezogenen Attika liegen. Untergeordnete
Dächer sollen je nach Möglichkeit als begrünte
Flachdächer oder als Dachterrassen ausgebildet
werden.
Photovoltaik
Alternativ zu den Gründächern sind Photovoltaikdächer zur Stromerzeugung explizit erwünscht. Die
flache Dachneigung ist gerade bei der Südost- und
Südwestorientierung der Gebäude für Photovoltaik
gut geeignet. Die Module sollten in die Dachneigung
als Ganzdachlösung integriert werden.
Wünschenswert wäre dabei, wenn die Rahmenfarbe
der Modulfarbe entspricht. Aufgeständerte Module
sind nur ausnahmsweise zulässig und dann so zu
integrieren, dass diese von der Straßenmitte aus
nicht sichtbar sind.
Die Baukörper sollen ein kubisches und skulpturales
Erscheinungsbild erhalten. Dazu sollten die
Baukörper eine Attika wie bei Flachdächern erhalten
und ohne Dachvorsprünge ausgebildet werden.
Sonnenkollektoren
Sollte die Energieversorgung mit thermischen
Sonnenkollektoren erfolgen, sind VakuumröhrenKollektoren zu verwenden und in die Dachflächen zu
integrieren. Alternativ können fassadenintegrierte
Kollektoren eingebaut werden.
Aufgeständerte Sonnenkollektoren sind nur
ausnahmsweise zulässig und dann so zu integrieren,
dass diese von der Straßenmitte aus nicht sichtbar
sind.
Isometrie mit flach geneigten Solardächern
Gründach mit Attika
Dachintegrierte Photovoltaik; EE Concept, Darmstadt
Fassadenintegrierte Kollektoren; Casa Nova, Ulm
3 Gebäudegestaltung
27
4 Nachhaltigkeit
Ziel ist es, das neue Wohnquartier als Teil der nachhaltigen Stadtentwicklung Rastatts
zu realisieren. Dazu sollen Beiträge zum Klimaschutz, zur Ressourcenschonung, zum
Erhalt des natürlichen Wasserkreislaufs und zur postfossilen Mobilität geleistet
werden.
Deshalb sind Nachhaltigkeitsaspekte bereits in der städtebaulichen Planung zu
berücksichtigen. Neben einer nachhaltigen Quartiersinfrastruktur werden damit auch
sehr gute Voraussetzungen für die ökonomische Realisierung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf Gebäudeebene, wie z.B. ein hoher Energiestandard, geschaffen.
Neben dem wichtigen Energiebereich soll mit einer ressourcenschonenden Bauweise,
der Auswahl wohngesunder Materialien und integrierten Wasserkonzepten ein
möglichst ganzheitlicher Nachhaltigkeitsansatz umgesetzt werden. Bei der Planung soll
die gesamte Lebenszyklusbetrachtung von der Erstellung und Nutzung, bis hin zu
einem eventuell späteren Um- oder Rückbau, in die Entscheidungen mit einbezogen
werden.
28
Energiekonzept
Um den Energiebedarf der Gebäude zu reduzieren,
ist eine Optimierung der Energieeffizienz der
Stadtstruktur, die Minimierung des Energiebedarfs
der Gebäude, eine Maximierung der Effizienz der
Energieversorgung und des Anteils erneuerbarer
Energien notwendig.
Es soll eine zeitgemäße Solararchitektur mit einer
kubischen Formensprache und einer hohen
Energieeffizienz erreicht werden.
Ebenso bestehen durch die vorgegebene Dachform
mit flachen, zur Sonne geneigten Pultdächern gute
Voraussetzungen für die aktive Sonnenenergienutzung, insbesondere zur Stromerzeugung. Mit
dieser Dachform können die Dachflächen optimal
durch die dachintegrierten Photovoltaikanlagen
ausgenutzt werden, während alle Dächer ohne
Solaranlage begrünt werden müssen.
Dementsprechend könnten energieeffiziente
Passivhäuser mit höchstens 55 % des zulässigen
Jahresprimärenergiebedarfs entstehen, die dem KfWEffizienzhaus 40 entsprechen. Dies wäre aufgrund
der sehr niedrigen Energiekosten bezogen auf die
Lebenszykluskostenbetrachtung für private
Bauherren sehr ökonomisch.
Minimierung des Energiebedarfs der Gebäude
Energieeffizienz der Stadtstruktur
Die Energieeffizienz der Stadtstruktur wurde
bereits in der städtebaulichen Planung optimiert.
Mit den geplanten Mehrfamilienhäusern, Reihenhäusern und Solarreihenhäusern wurde ein hoher
Anteil kompakter Gebäudetypologien vorgesehen.
Die Wohnorientierung aller Gebäude ist nach Südwesten und Südosten ausgerichtet. Die Gebäudeabstände und Baukörperstaffelungen sind hinsichtlich der Verschattung optimiert. Somit kann bei
einer entsprechenden Gebäudegestaltung die
Sonnenenergienutzung durch eine entsprechende
Verglasung sehr gut passiv umgesetzt werden.
Damit besteht somit hervorragende Voraussetzungen für die Errichtung von Gebäuden im Passivhausstandard. Dies entspricht energieeffizienten
Gebäuden mit einem Heizwärmeverbrauch von
weniger als 15 kWh pro m² Wohnfläche und Jahr.
Durch die beschriebenen städtebaulichen
Voraussetzungen können hohe Energiestandards in
kostengünstiger Weise erreicht werden.
Es wird ein gegenüber den gesetzlichen Vorgaben
verbesserter Gebäudeenergiestandard angestrebt.
Der Gebäudeenergiestandard muss entsprechend
den Kriterien für das KfW-Effizienzhaus70
mindestens einen Primärenergiebedarf von
maximal 70 % und einem spezifischen
Transmissionswärmeverlust von maximal 85 % der
jeweiligen Anforderungswerte der
Energieeinsparverordnung 2014 (Teil 1) aufweisen.
Dieser Standard muss von allen Gebäuden im
Quartier mindestens erreicht werden.
Darüber hinaus wäre es aus Nachhaltigkeitssicht
wünschenswert, dass die Gebäude in einem noch
weiter verbesserten Standard erstellt werden.
Beispiel flach geneigte Solardächer; Beat Kämpfen
4 Nachhaltiges Bauen
29
Energiekonzept
Zur Erzielung eines flächendeckend hohen
Energiestandards werden folgende gebäudetechnischen Maßnahmen für die Gebäudehülle, Haustechnik und Ausstattung empfohlen:
 Erhöhung südorientierter Verglasungsflächen
zur passiven Sonnenenergienutzung
 Kontrolle der Gebäudeverschattung zur
Vermeidung sommerlicher Überhitzung
 Energetisch verbesserte Gebäudehüllflächen mit
hoher Wärmedämmung
 Mechanische Komfortlüftung mit Lüftungswärmerückgewinnung oder natürliche,
effiziente Belüftungssysteme mit keiner oder
nur geringer mechanischer Unterstützung
Zusätzlich können solarthermische Anlagen
(Sonnenkollektoren) unterstützend zum Einsatz
kommen.
Für eine elektrische Optimierung hin zu einer
möglichst geringen Netzbelastung sollten
Photovoltaik-Flächen unterschiedlicher Größe und
Orientierung angestrebt werden. Aus
gestalterischen Gesichtspunkten sollten zur
Stromerzeugung dachintegrierte Photovoltaikmodule eingesetzt werden.
Illustration der Solardächer von Westen; Stand Wettbewerb
 Elektroverbraucher der Effizienzklasse AAA
Maximierung der Effizienz der Energieversorgung
und Maximierung des Anteils erneuerbarer
Energien
Das Quartier erhält ein eigenes Nahwärmenetz für
das eine Anschlusspflicht in den Teilgebieten 1 bis 4
besteht. Die Versorgung mit Nahwärme wird über
ein nahezu emissionsfreies Blockheizkraftwerk
gewährleistet. Dementsprechend können die
Anforderungen des Erneuerbares-Energien-Gesetz
deutlich übererfüllt werden.
Beispiel PV-Dach und E-Mobilität; EGS-Plan
4 Nachhaltiges Bauen
30
Energiekonzept
Dies ist eine Illustration der zur Sonne orientierten
Fassaden und möglichen Solardachflächen. Für den
zentralen Bereich ist ein Nahwärmenetz mit
Energiezentrale vorgesehen. Hierfür werden
Straßenquerungen vorgesehen.
Südwest-/ Südostorientierung
Nahwärmenetz
Mögliche Energiezentrale
Photovoltaikdächer
Glashäuser
4 Nachhaltiges Bauen
31
Ressourcenschutz
Zur Umsetzung ressourcenschonender Gebäude
wird die Anwendung folgender Prinzipien
empfohlen:
 Verwendung Ökosiegel zertifizierter Produkte
(z.B. FSC-zertifiziertes Holz, Fair Stone-Label bei
importierten Natursteinen)
 Verwendung von Baustoffen aus überwiegend
mineralischen und nachwachsenden Rohstoffen,
möglichst ohne Verwendung von künstlichen
Zusätzen
 Verwendung von in der Nachnutzungsphase
trennbaren und recyclebaren Bausystemen und
Bauprodukten (z.B. Vermeidung verklebter
Verbindungen)
 Schwerpunktsetzung auf Bauprodukte mit niedrigem Primärenergieinhalt und guter CO2Bilanz bei Rohstoffen und Produktionsverfahren
(z.B. moderne Holzbauweise)
 Bevorzugung von Materialien ortsnaher
Gewinnung und Nutzung regionaler Ressourcen
(z.B. Nutzung Abbruchmaterial des Akademiegebäudes für Straßenunterbau und Gabionen,
lokale Hersteller bei Wegebelägen)
Ansätze zur Nutzung des DGNB-Systems
Insgesamt soll der gesamte Lebenszyklus der
Baumaterialien berücksichtigt und Emissionen bei
der Produktion, ebenso wie das Freiwerden von
Schadstoffen bei der Ablagerung, so gering wie
möglich gehalten werden.
Für die Beurteilung können die inzwischen bei
vielen Herstellern vorliegenden Umwelterklärungen oder EPDs (Environmental Product
Declarations) helfen.
Ressourcenschonende Holzbauweisen; Messe BAU München,
Joachim Eble Architektur
Beispiel Brettstapelbauweise; Joachim Eble Architektur
4 Nachhaltiges Bauen
32
Wohngesunde Baumaterialien
In den Gebäuden soll sowohl ein gesundes Wohnen
mit einem guten Raumklima und einer hohen
Behaglichkeit, als auch eine Minimierung gesundheitsgefährdender Einflüsse erreicht werden.
 Vermeidung der Versiegelung von Oberflächen
durch die Endbehandlung (z. B. naturnah belassene Holzoberflächen, Naturfarben, keine
Kunstharzlacke)
Dazu sollen für die Auswahl baubiologischer und
ökologischer Materialien folgende Aspekte
berücksichtigt werden:
 Nutzung zertifizierter Baumaterialien (z.B.
natureplus-Label für baubiologische
Materialien)
 Verwendung von Materialien die auf die Raumluftfeuchte einwirken können und Bevorzugung
von Baustoffen mit einer hohen Sorptionsfähigkeit (Fähigkeit von Baustoffen, Feuchtigkeit
aus der Raumluft aufzunehmen)
 Einsatz von Materialien mit einem neutralen
oder angenehmen Geruch, ohne Abgabe von
Giftstoffen und geringe Eigenradioaktivität
 Anwendung dampfdiffusionsoffener Bauteilaufbauten und Vermeidung von Dampfsperren, soweit technisch möglich (z.B. bei Außenwänden)
Beispiel Lehmwand; Martin Rauch
 Zielsetzung der Reduktion von Pilzen, Bakterien,
Staub und Allergenen, sowie eines hohen
Komforts bei Haustechniksystemen, wie
Lüftungsanlagen
 Berücksichtigung der Elektromagnetischen
Verträglichkeit (EMV) zur Reduzierung von
hausinternem Elektrosmog
Baustellenfoto Wandheizung; Joachim Eble Architektur
Naturfarben
4 Nachhaltiges Bauen
33
Postfossile Mobilität
Ziel des Verkehrskonzepts ist die Schaffung einer
klaren Weghierarchie durch die Straßen- bzw.
Wegebreiten und Materialien.
Zur Förderung einer fußgänger- und fahrradfahrerfreundlichen Mobilität gibt es vielfache Wegevernetzungen im Quartier und in die Nachbarschaft.
Dabei soll der klassische, separierende
Straßenraum aufgelöst und - wo es sinnvoll ist eine multifunktionale Mischfläche geschaffen
werden - als sogenannter „Shared Space“.
Die E-Mobilität soll durch Ladestationen für
Elektroautos als Teil der Gebäudeenergiekonzepte
integriert werden.
Dazu werden die Rinnen des Regenwasserkonzepts
genutzt. Damit wird die Straße gegliedert. Die
Oberflächengestaltung wird gleichzeitig zur
Verkehrsberuhigung genutzt.
Fahrradeinhausung; FMH Metall
An Mehrfamilienhäusern sind überdachte Fahrradstellplätze in der Nähe der Hauseingänge oder
attraktive und gut zugängliche Fahrradräume
vorzusehen.
Pedelecs
Straße als Lebensraum; Atelier Dreiseitl & Joachim Eble Architektur
4 Nachhaltiges Bauen
34
5 Nebenanlagen
Neben der Architektur und den Freianlagen prägen insbesondere die Nebenanlagen
das Erscheinungsbild des neuen Wohnquartiers. Aus diesem Grund soll eine
ansprechende Gestaltung der Einzelelemente, wie beispielsweise Carports, Garagen,
Gartenhütten oder Müllboxen, gewährleistet werden.
Durch die Materialität, Farbigkeit und formale Erscheinung der Nebenanlagen soll eine
einheitliche, formale Handschrift und ein wiedererkennbarer Quartierszusammenhang
geschaffen werden.
Für die verschiedenen Elemente werden die Proportionen und maximalen
Dimensionen vorgegeben. Die Standorte für Nebenanlagenelemente werden ebenfalls
definiert.
Die Nebenanlagen sollen insgesamt zurückhaltend gestaltet sein und sich in ihrer
Einfachheit ganz selbstverständlich in den Stadtraum, die Architektur und die
Landschaft einfügen.
35
Materialität Nebenanlagen
Aus gestalterischer Sicht sollte bei allen sichtbaren
flächigen Bauteilen der Nebenanlagen mit einer
horizontalen Lamellenstruktur gearbeitet werden.
Erforderliche vertikale Elemente wie Stützen,
Dachaufbauten sollen dabei in die hintere, nicht
sichtbare Ebene verlagert werden, sodass die
horizontale Lamellenstruktur davor ohne
Unterbrechungen verläuft. Dabei sollte Lärchen- oder
Douglasienholz verwendet werden. Unterkonstruktionen, Profile und Attiken können aus
feuerverzinktem Stahl, Titanzink oder Holz sein.
Bsp. Horizontale Holzlamellen mit nicht sichtbarem Dach; FMH Metall, Fellbach
Bsp. Kubisches Gartenhaus; FMH Metall, Fellbach
Bsp. Holzverkleidung; Auer und Weber, Stuttgart
Alternativ können die Fassaden bei einer Integration
in das Gebäude in Feinputz oder mit Platten
entsprechend der Gebäudegestaltung ausgeführt
werden. Fertiggaragen sind aus gestalterischen
Gründen nicht gewünscht. Falls solche dennoch
verwendet werden, sollten diese mit den oben
aufgeführten Oberflächen ausgeführt werden.
Bsp. Garage mit Holztor
5 Nebenanlagen
36
Carports, Gartenhäuser und Geschirrhütten
Grundsätzlich sind Gartenhausstandorte an den
Grundstücksgrenzen bzw. an den Grundstücksecken
zu wählen. Die Ausführung muss entsprechend den
Gestaltungs- und Materialitätsvorgaben erfolgen.
Gewächshäuser sind hinsichtlich des Standortes und
der Gestaltung mit der Grundstücksverkäuferin
abzustimmen.
Integration von Abstellräumen in Carports und
Garagen, keine separaten Nebengebäude
Längliche Geschirrschränke, Standort an
Grundstücksgrenzen
Gartenhäuser und Geschirrhütten, Standort an
Grundstücksgrenzen
5 Nebenanlagen
37
Gestaltung Carports
Gestaltung
Bei Carports ist ein lichter Abstand von 0,5 m zur
öffentlichen Verkehrsfläche einzuhalten. Die
Stellplätze sind mit einem wasserdurchlässigen Belag
oder Pflastersteinen zu versehen.
Das Erscheinungsbild sollte kubisch sein. Als Dach ist
ein Flachdach mit einer Dachbegrünung vorgegeben.
Carports sollten mindestens eine geschlossene
Schmalseite und an den beiden Längsseiten je eine
geschlossene Fläche von mindestens 1,90 m Länge
aufweisen. Es dürfen max. vier Carports miteinander
verbunden werden.
Fahrradeinhausungen und -überdachungen sollen
von der Gestaltung her gleichwertig ausgeführt
werden wie die Carports.
Ansicht
Ansicht
Carport
5 Nebenanlagen
38
Gestaltung Carports und Garagentore
Grundrissvarianten
Carport seitlich offen
Carport kombiniert
Carport kombiniert, Nebenflächen integriert
Gestaltung Garargentore
Carport seitlich geschlossen
Garagen mit Holztoren
Garagen sollten mit einem Holztor ausgeführt werden.
Holztore und Holzverkleidung, Garagenrückseite
5 Nebenanlagen
39
Gestaltung Gartenhäuser und Fahrradabstellplätze
Gestaltung
Die Größe der Gartenhäuser und
Fahrradabstellplätze darf gemäß dem Bebauungsplan
20 m³ umbauten Raum nicht überschreiten.
Das Erscheinungsbild muss kubisch sein. Als Dach ist
ein Flachdach mit einer Dachbegrünung vorgegeben.
Die Anordnung von Fenstern ist möglich, vorzugsweise als vertikale Schlitze.
Es wird empfohlen, diese Elemente in eine
Rankstruktur oder Pergola einzubinden, um eine
erlebbare Vernetzung mit dem Garten und der
Landschaft herzustellen.
Grundriss
Ansicht seitlich
Ansicht mit Tür
Ansicht seitlich
Gartenhaus, FMH Metall, Fellbach
5 Nebenanlagen
40
Gestaltung Fahrradabstellboxen
Gestaltung
Die Fahrradabstellboxen sollen in den Maßen 3,00 m
x 1,20 m x 1,60 m (l x b x h) ausgebildet werden. Die
Zugänglichkeit soll über mehrere Drehflügel- oder
Schiebetüren hergestellt werden.
Rankstruktur
Geschirrschrank
Es wird empfohlen, diese Elemente in eine Rankstruktur oder Pergola einzubinden, um eine erlebbare Vernetzung mit dem Garten und der Landschaft herzustellen.
Grundriss
Ansicht
Abstellbox, FMH Metall, Fellbach
5 Nebenanlagen
41
Müllstandorte
Müllstandorte
Müllbehälter sind nach Möglichkeit innerhalb der
Gebäude oder Nebengebäude unterzubringen.
Müllboxen am Gebäude
Standort in Nebengebäude, nach
Möglichkeit in Kombination mit dem
Carport
Standort im Gebäude oder in der
Tiefgarage integriert
Aufstellflächen für Müllbehälter für
Gebäude, die nicht direkt durch
Müllfahrzeuge erreicht werden können
5 Nebenanlagen
42
Gestaltung Müllbox
Gestaltung
Sofern der Müll nicht im Gebäude gelagert werden
kann, sollte im Vorgarten eine Müllbox aufgestellt
werden. Wo es möglich ist, soll die Müllbox stirnseitig
an Längsparkplätzen aufgestellt werden.
Es soll eine kubische Müllbox mit den Maßen 2,30 m
x 0,92 m x 1,20 m (l x b x h) verwendet werden.
Vorderseitig sollen Schiebe- oder Klapptüren angeordnet werden. Die Oberseite bzw. das Dach soll
aufklappbar sein.
Als Dach ist ein Flachdach vorgegeben.
Darstellung der Größenangaben - exemplarisch für ein Einfamilienhaus
Alternative: Ausziehbox
5 Nebenanlagen
43
Beispielskizze Teilgebiet 5
Illustration
Diese exemplarische Darstellung für das Teilgebiet 5
(Einfamilienhäuser) zeigt die Lage der Carports
zwischen den Gebäuden.
Die Stellplätze sind vor den Carports angeordnet.
Abstell- und Müllräume sind in die Carports integriert.
Bei seitlichen Erschließungen verbinden Pergolen die
Nebenanlagen mit den Gebäuden. Die Beläge der
Stellplätze und Hauszugänge sind differenziert
ausgebildet.
Zwischen den nördlichen und südlichen Grundstücken
könnte eine Regenwassermulde verlaufen.
Beispielhafte Bebauung, Nebenanlagen und Freiraumgestaltung
5 Nebenanlagen
44
6 Freiraumgestaltung
Das Ziel der vorliegenden Siedlungsentwicklung ist es, eine ökologische, sozial intakte
und gesunde Lebensumwelt zu schaffen.
Die privaten und öffentlichen Freiräume übernehmen eine wichtige Aufgabe. Sie
dienen als Lebens-, Freizeit- und Sozialraum und sind für Sozialstruktur innerhalb der
Nachbarschaft von entscheidender Rolle.
Dieses Kapitel soll als Hilfestellung dienen, um den unterschiedlichen
Gebäudetypologien durch einen übergeordneten Aufbau Halt zu geben. Ziel ist es,
eine durchgehende und erkennbare Freiraumstruktur im Wohngebiet zu schaffen.
Erreicht wird dies vor allem durch die gestalterische Festlegung von Übergängen von
privaten Bereichen zu halböffentlichen bzw. öffentlichen Bereichen.
„Weniger ist aber auch hier mehr“ - die Hauptmerkmale gilt es durchzusetzen, jedoch
wird nicht auf jedes Detail Wert gelegt.
45
Beläge und Einfassungen der Verkehrsflächen
Als Verkehrsflächen werden Erschließungsstraßen,
Stichstraßen, Rad- und Fußwege sowie Plätze definiert. Die teilweise auf privatem Bauland befindlichen
Straßen und Wege bedürfen hinsichtlich ihrer
Funktion und Gestaltung der Integration in das
Gesamtkonzept.
Die Verkehrsflächen haben als Freiraum vielfältige
Funktionen zu erfüllen. Sie sind Spiel- und Erlebnisbereich, dienen der Erholung, sind sozialer Treffpunkt, bieten Platz für den ruhenden Verkehr und
schaffen eine Vernetzung mit der Landschaft.
Erschließungsstraßen
Stichstraßen und Ringstraße
Private Stichwege (auf Nettobauland)
Rad- und Fußwege
Private Rad- und Fußweg (auf Nettobauland)
Plätze
Bushaltestelle
6 Freiraumgestaltung
46
Material- und Farbkonzept
Das Materialkonzept für die Beläge orientiert sich
vorrangig an der Farbgebung der Architektur.
Die warmen Farben der zum Teil in Holz und Klinker
gehaltenen Intarsien werden im Belagskonzept
aufgegriffen.
Eine harmonisch abgestimmte Palette an hellen
Gelb-, Ocker- und Brauntönen soll in Kombination mit
den changierenden Grautönen der übrigen Beläge als
ablesbares Gestaltungsmerkmal das Erscheinungsbild
der gesamten Siedlung bestimmen.
Beispielhafte Darstellung
6 Freiraumgestaltung
47
Gestaltung Erschließungsstraßen
Der Freiraum wird als sozialer Lebens- und
Begegnungsraum entwickelt.
Abmessung und Material
Das Belagskonzept soll eine Aufteilung der in private,
gemeinschaftliche und öffentlich zu nutzende
Bereiche ermöglichen.
 Material: Asphalt
Entwässerungselemente und das Erleben des natürlichen Wasserkreislaufs sind ein integrativer
Bestandteil der Freiflächengestaltung.
 Gesamtbreite: 5,50 m
 Rinne: Granit (feinkörnig als Groß- und
Kleinpflaster) oder in hochwertigem
Betonpflaster, Oberfläche überstockt
Grantrinne zur Entwässerung
 Granitbordsteins mit einer Breite von 12 cm
 Unterbrechung durch Pflasterflächen in den Platz/Aufweitungsbereichen
 Betonpflaster in Grautönen, drei verschiedene
Steingrößen
 Betonung von Wegemündungen
 Integration von linearen Regenwasserrinnen in
der Straßenmitte
Belagswechsel im Straßenraum
Straßenprofil Erschließungsstraße
Straßenprofil Erschließungsstraße
6 Freiraumgestaltung
48
Gestaltung Stichstraßen
Ziel des Belagskonzepts ist die Auflösung des klassisch
separierten Straßenraums. Stattdessen soll eine
multifunktionale Mischfläche das Bild der Siedlung
prägen.
Abmessung und Material
Durch die Ausbildung unterschiedlicher Wegbreiten
und die Kombination verschiedener Materialien soll
dennoch eine klare Weghierarchie ablesbar sein.
 Material: Asphalt
Die Oberflächenentwässerung ist ein integraler
Bestandteil der Freiraumgestaltung. Der Weg des
Regenwassers wird sichtbar gemacht. So wird die
Straße zum Erlebnisraum.
 Pflasterbelag: Betonpflaster in Grautönen, drei
verschiedene Steingrößen
Das Belagskonzept vereint die Oberflächengestaltung
mit der Verkehrsberuhigung.
Darüber hinaus setzen dezentrale Freiraumstrukturen
qualitative Maßstäbe für einen zeitgemäßen
Siedlungsbau.
 Gesamtbreite: 4,75 m
 Breite Pflasterstreifen: 1,20 m
 Rinne: Betonpflaster mit Granitvorsatz,
Oberfläche gebrochen
Oberflächengestaltung und gleichzeitige Verkehrsberuhigung
 Einfassung: Granitbordstein, Breite 12 cm
 Kombination von Asphalt und Betonpflasterbelag
 Unterbrechung durch eingefärbte Pflasterflächen
in den Gemeinschaftsbereichen
 Integration von linearen Regenwasserelementen;
z.B. an Angerplätzen, Einmündungen und
Pflanzquartieren
Stichstraße mit verschiedenen Belägen
 Verkehrsberuhigende Straßenführung
Straßenprofil Stichstraße
6 Freiraumgestaltung
49
Gestaltung Rad- und Fußwege
Die Rad und Fußwege im Siedlungsbereich, sowie in
der gemeinschaftlichen Grünflache, sollen jeweils in
einer einheitlichen Materialität ausgeführt sein.
Dies dient der Schaffung einer klaren Wegehierarchie
und der Reduzierung versiegelter Flächen durch die
Verwendung von wasserdurchlässigen Belägen.
 Rinne: Betonpflaster mit Granitvorsatz
 Einfassung: Granitpflaster, Breite 10 cm
 Material der Wege, Grünflächen und
untergeordneten Wege: Wassergebundene
Decken in Beigetönen,
 Rinnen aus Granit (Kleinpflaster)
Abmessung und Material
Breite: 1,5 m bis 3 m
 Material der Wege im Siedlungsbereich:
 Wassergebundene Decke;
 Hauptweg in der Grünfuge: Asphalt
Weg mit Klinkerpflasterbelag
Asphalt im Hauptweg
Untergeordneter Weg
6 Freiraumgestaltung
50
Gestaltung Quartiers- und Nachbarschaftsplätze
Der Quartiersplatz und die Nachbarschaftsplätze
dienen als Treffpunkte für alle Generationen. Sie
dienen als Orte zum Verweilen und zur sozialen
Interaktion.
Im Sinne des „Shared-Space-Konzepts“ (gemeinsam
genutzter Raum) spielt der Straßenverkehr hier ein
untergeordnete Rolle. Durch das Unterbrechen der
asphaltierten Straßen und die Verwendung von
Pflasterbelägen wird dies informell geregelt.
Eine attraktive Ausstattung, bestehend aus
Sitzmöglichkeiten, urbanem Spielmobilar, Gehölzen
und artenreicher Staudenbepflanzung optimiert die
Qualität dieser städtischen Freiräume.
Materialkombination Klinker/ Granitpflaster
Abmessung und Material
 Material im Bereich der Stellplätze: Pflaster in
Ocker und Dunkelbraun
 Rinne: Granitpflaster

Platzflächen: Granitpflaster oder Betonpflaster
mit Granitvorsatz changierende Grau- und
Gelbtöne mit 70 % Binderanteil, z.B. als
Baumquartiere
 Wassergebundene Decke mit Einfassung aus
Granitpflaster
Platz mit Betonpflaster
Wassergebundene Decke
6 Freiraumgestaltung
51
Vorgärten und Gärten
Die klare Strukturierung der privaten Freiräume soll
ein hochwertiges Gesamterscheinungsbild
ermöglichen.
Die Grundstücke sollen vor allem zum öffentlichen
Raum eine durchgängige Gestaltung erfahren und
damit eine charaktervolle Siedlung mit einer eigenen
Identität schaffen.
Vorgärten
Gärten
6 Freiraumgestaltung
52
Gestaltung Vorgärten und Gärten
Beläge im Vorgarten
Die Vorgärten sollen im gesamten Siedlungsgebiet
eine identitätsstiftende Gestaltung aufweisen.
Durch die Kombination verschiedener Beläge und
Formen, soll ein lebhaftes und abwechslungsreiches
Bild entstehen.
Material
 Klinker- oder Betonpflaster mit Natursteinvorsatz
in Ocker und Grautönen
 Rinne: Granitkleinpflaster, Betonpflaster mit
Granitsteinvorsatz in changierende Grautöne oder
Rasenlochklinker in Ocker und Grautönen;
Betonrasenpflaster

Wassergebundene Decke: in Beigetönen, Granit
(Großpflaster), changierende Grau- und Gelbtöne
mit 70 % Bindeanteil

Einfassung Granitpflaster
Vorgarten
Wassergebundene Decke
Rasenlochklinker
6 Freiraumgestaltung
53
Gestaltung Vorgärten und Gärten
Einfassungen und Traufstreifen
Material
Um den Traufstreifen von den wassergebundenen
Belägen bzw. den Pflasterbelägen zu trennen, sind im
Vorgartenbereich keine Einfassungen vorgesehen.
Für Eingangstreppen sollten Betonfertigteile, grau
und sandgestrahlt vorgesehen werden.
Stahlkanten und Betonstützkeile sind möglich.
Insbesondere bei den Reihenhäusern soll keine
Parzellierung im Belag ablesbar sein. Ausnahmen
bilden hierbei Höhenversätze.
Traufstreifen
Eventuelle Eingangsroste können aus einem
feuerverzinkten Gittern oder aus Holzbelägen
bestehen.
Traufstreifen
Hauseingang
Blockstufe aus Beton
6 Freiraumgestaltung
54
Gestaltung Vorgärten und Gärten
Beläge im Garten
Als Terrassenbelag sind unterschiedliche Beläge
möglich.
Empfohlen werden:

Betonplatten: grau, Oberfläche: sandgestrahlt

Holzdecks: Thermoholz, Douglasie oder Lärche
Für die Gartenwege sind ebenfalls unterschiedliche
Beläge möglich.
Empfohlen werden:


Betonplatten: grau, Oberfläche: sandgestrahlt
mit einer Rasenfuge
Wassergebundene Decke mit Splittdecke
Holzdeck als Terrassenbelag
Wassergebundener Weg
Holzdeck Douglasie
Betonplatten sandgestrahlt
6 Freiraumgestaltung
55
Einfriedungen, Stützmauern, und Sichtschutz
Stadtübergänge: Holzzaun mit lockerer
Strauchbepflanzung, geschnittene Hecke,
Baumreihe auch zusätzlich zu Gabionen
Landschaftsübergänge: Neupflanzung
standortgerechter Waldgehölze und
Heckenstrukturen, fließende und harmonisch gestaltete Übergänge
Privat/öffentlich: Holzzaun, geschnittene
Hecke. Eine Dopplung der Einfriedung aus
Holzzaun und geschnittener Hecke ist nicht
zulässig.
Die einzelnen Gartengrundstücke dürfen
nicht allseitig mit einem durchgängigen
Einfriedungstyp versehen werden.
Privat/gemeinschaftlich: Freiwachsende
Hecke, ergänzender Spannseilzaun
Vorgärten: Hofcharakter, keine Einfriedungen, Pflanzflächen schaffen fließende
Übergänge zu den privaten Grundstücken
Privat/privat: Spannseilzaun, freiwachsende Hecke, Sichtschutzelement aus
Holzlamellen
Stützmauern: gefüllte Gabionen aus
Recyclingmaterial oder Granit
6 Freiraumgestaltung
56
Gestaltung Einfriedungen, Stützmauern und Sichtschutz
Stadt- und Landschaftsübergänge
Landschaftsübergänge
Die Stadt- bzw. Landschaftsübergänge sollen nach
außen eine harmonische Einbindung in die örtlichen
Gegebenheiten ermöglichen.
Die Neupflanzung standortgerechter Bäume,
vorwiegend von Edellaubgehölzen, erfolgt am
Waldrand.
Fließend gestaltete Übergänge zur Landschaft und
eine klare Abgrenzung zu den angrenzenden
Erschließungsstraßen werden angestrebt.
Die weitgehende Erhaltung der bestehenden
Vegetation ist zu beachten.
Waldrand
Stadtübergänge
Die Einfriedung der Grundstücke erfolgt durch
Holzzäune oder geschnittene Hecken.
Zudem ist ein ausreichender Abstand für den
geplanten Retentionsraum an den Siedlungsgrenzen
sicherzustellen.
Flugfeld
Einfriedung am Siedlungsrand
6 Freiraumgestaltung
57
Gestaltung Einfriedungen, Stützmauern und Sichtschutz
Übergänge privat/gemeinschaftlich/öffentlich
Nach innen soll über die Einfriedungen eine klare
Zonierung der Freiflächen durch den Einsatz
unterschiedlicher Materialien und Typologien
erreicht werden.
Ziel ist die Schaffung einer durchgängig erkennbaren,
sowie gleichzeitig variantenreichen und ansprechenden Freiraumstruktur im Wohngebiet.
Holzzaun
Als Holzzaun ist ein Staketenzaun mit schmalen,
variierenden Profilen möglich. Als Material wird
Lärchen- oder Douglasienholz bevorzugt.
Die Pfosten können dabei sowohl feuerverzinkte
Stahlpfosten als auch einfache Holzpfosten sein.
Staketenzaun; Atelier Dreiseitl
Spannseilzaun
Ebenfalls als Zaun zulässig ist ein Spannseilzaun mit
waagrecht gespannten Stahlseilen in gleichmäßigen
oder unregelmäßigen Abständen. Die Pfosten sollten
dabei aus feuerverzinktem Stahl bestehen.
Spannseilzaun; B. Kruse, Mainburg
Staketenzaun; B. Kruse, Mainburg
6 Freiraumgestaltung
58
Gestaltung Einfriedungen, Stützmauern und Sichtschutz
Als Stützmauern sind gefüllte Gabionen zulässig. Die
Füllung der Gabionen soll vorrangig aus
Abbruchmaterial bestehen. Gebrochener Naturstein,
grauer Granit sind ebenfalls möglich.
Die Drahtkörbe, die den äußeren Rahmen darstellen,
sollen eine Maschenweite von ca. 50 x 100 mm
aufweisen.
Geschichtete Gabione
Möglich ist außerdem die Aufstellung von
Sichtschutzelementen aus Lärche oder Douglasie.
Die horizontale Lamellenstruktur der Sichtschutzelemente soll auf beiden Ansichtsseiten sichtbar
durchlaufen. Die erforderliche Stützen sollen
konstruktiv hinter die durchlaufende, sichtbare Ebene
verlagert werden.
Sichtschutzelement
Gabione
6 Freiraumgestaltung
59
Gestaltung Übergänge privat/gemeinschaftlich/öffentlich
Geschnittene Hecken
In beengten Bereichen zum Straßenraum hin sind
geschnittene Hecken zulässig.
Eine doppelte Einfriedung aus einem Holzzaun und
einer geschnittener Hecke ist jedoch nicht zulässig.
Folgende Gehölzarten können für geschnittene
Hecken Verwendung finden:
Geschnittene Hecke
 Kornelkirsche (Cornus mas)
 Gewöhnliche Hainbuche (Carpinus betulus)
 Feldahorn (Acer campestre)
Freiwachsende Hecken
Zu öffentlichen Flächen in einer nicht beengten
Situation und zu halböffentlichen Flächen, insbesondere in den Gärten an den Grünzügen, sind
freiwachsende Hecken bzw. lockere Strauchbepflanzungen möglich.
Freiwachsende Hecke
Die Gehölzarten können der Pflanzliste des
Bebauungaplan „Baldenau“ entnommen werden.
Vorgarten ohne Einfriedung
6 Freiraumgestaltung
60
Oberflächenentwässerung
In der Siedlung erfolgt - soweit hydraulisch möglich eine oberflächliche Regenwasserbewirtschaftung.
Für den Fall, dass das anfallende Regenwasser nicht
auf dem Grundstück versickert, werden die Grundstücke an das zentrale Entwässerungssystem angeschlossen. Dafür sind auf den Grundstücken Pflasterrinnen bzw. Rasenmulden vorzusehen.
Weitere Bestandteile des zentralen Entwässerungssystems sind Versickerungsmulden, dauerhaft eingestaute Retentionsräume - wie beispielsweise der See
als zentraler Anziehungspunkt - sowie multifunktionale Retentionskaskaden in der Landschaftsfuge, als
Herz des Gebiets.
öffentliche Rinnen
(teilweise mit unterirdischen Kanälen)
private Rinnen
öffentliche Kanäle
private Kanäle
Direkter Anschluss Dachflächen
vorhandener Graben
Multifunktionaler Retentionsraum (mit Speicherrigole)
Dauereingestauter See
Reinigungsbiotop/Bodenfilter
6 Freiraumgestaltung
61
Gestaltung Oberflächenentwässerung
Pflasterrinnen
Zulässige Rinnenmaterialien
Auf den Grundstücken sind zur Ableitung des
Regenwassers Pflasterrinnen bzw. Rasenmulden
vorzusehen.
 Granitpflaster im Kleinformat mit
changierenden Grautönen
In den Vorgartenbereichen wird das Dachflächenwasser aus den Regenfallrohren über gepflasterte
Rinnen zur öffentlichen Straße geleitet. Der Anschluss
erfolgt an die in der Straße liegenden Pflasterrinnen.
Die Nutzung von Regenwasser auf privaten
Grundstücken ist jedem Eigentümer freigestellt.
Es besteht eine Benachrichtigungspflicht gegenüber
dem Wasserversorger.
Gepflasterte Rinne
Wegquerungen; Atelier Dreiseitl & Joachim Eble Architektur
Straßenrinnen; Atelier Dreiseitl & Joachim Eble Architektur
Entwässerung des Dachflächenwassers
6 Freiraumgestaltung
62
Gestaltung Oberflächenentwässerung
Rasenmulden
In den rückwärtigen Gartenflächen wird das Dachwasser von den Fallrohren über Rasenmulden
abgeleitet. Als Übergang vom Fallrohr zur Rasenmulde kann ein Teilstück als gepflasterte Natursteinrinne ausgebildet werden.
Die Funktionsfähigkeit der Ableitungsmulden ist
dauerhaft zu gewährleisten. Die auf den Privatgrundstücken liegenden Mulden und Sammelgräben
sind von den Grundstückseigentümern dauerhaft zu
pflegen und zu erhalten.
Die Ableitung des Regenwassers von höher liegenden
Grundstücken ist zu gewährleisten.
Rasenmulden, Atelier Dreiseitl
6 Freiraumgestaltung
63
Gestaltung Oberflächenentwässerung
Elemente der Regenwasserbewirtschaftung
Das Ziel der Regenwasserbewirtschaftung ist die
Realisierung eines auf die örtlichen Verhältnisse
optimal abgestimmten Entwässerungssystems,
welches die Belange einer nachhaltigen und
ökologischen Bewirtschaftung berücksichtigt. Dafür
muss die Nutzung der Freiflächen während eines
Regenereignisses gewährleistet sein.
Für die Systeme der Regenwasserbewirtschaftung
muss frühzeitig abgeklärt werden, welche Elemente
für den jeweiligen Anwendungsfall eingesetzt und
miteinander kombiniert werden können.
Um unkontrollierte Abflüsse von Niederschlagswasser zu vermeiden, stehen verschiedene Elemente der
Regenwasserbewirtschaftung zur Verfügung, die in
jedem Einzelfall entsprechend den jeweiligen Anforderungen miteinander kombiniert werden können.
 Quantität der an die einzelnen Rinnen / Gräben
angeschlossenen Flächen in m²
Zur Dimensionierung des Gesamtsystems und der
einzelnen Regenwasserbewirtschaftungselemente
werden folgende Angaben benötigt:
 Belagsart bzw. Oberfläche der Befestigung
 Dachneigung
 Besonderheiten
Dauereingestauter Retentionsraum
Rasenmulde
Multifunktionaler Retentionsraum
6 Freiraumgestaltung
64
Gehölze
Straßenbäume, Allee, Reihe gemeinschaftlicher Raum: Gewöhnliche Esche (Fraxinus
excelsior), Spitzahorn (Acer platanoides)
Großbäume, Solitär gemeinschaftlicher
Raum: Trauerweide (Salix alba „Tristis“),
Vogel-Kirsche (Prunus avium), Stieleiche
(Quercus robur), Winterlinde (Tilia
cordata)
Ziergehölze gemeinschaftlicher Raum:
Frühe Zierkirsche (Prunus subhirtella
'Accolade‚‘
Gehölzgruppen gemeinschaftlicher Raum:
Schwarzerle (Alnus glutinosa), Hängebirke
(Betula pendula), Zitterpappel (Populus
tremula), Rosmarin-Weide (Salix repens
subsp. Rosmarinifolia), Niedrige PurpurWeide (Salix pupurea „Nana“)
Gehölze Vorgärten: Kupfer-Felsenbirne
(Amelanchier lamarckii), Judasbaum (Cercis
siliquastrum)
Je Erschließungsstraße soll immer nur eine
Gehölzart verwendet werden.
Wünschenswerte Gehölze in den privaten
Gärten: Je Privatgarten und in den
Innenhöfen der Sonderwohnformen soll
mindestens ein Obstbaum gepflanzt werden
Gehölzpflanzungen am Waldrand
vorh. Eiche
6 Freiraumgestaltung
65
Gestaltung Öffentliche Freiräume
Das Gestaltungs- und Nachhaltigkeitskonzept für die
öffentlichen Freiräume beinhaltet unterschiedliche
Elemente.
Es wird nachfolgend ein Leitbild für die Gestaltung
und Nutzung der Landschaftsfuge dargestellt. Die
maßgeblichen Eigenschaften des Sees, wie die
Ausbildung der Uferbereiche und Stege werden
ebenfalls thematisiert.
Natürliches Seeufer
möglicher Steg
Grünfuge
Pergola
6 Freiraumgestaltung
66
Gestaltung Öffentliche Freiräume
Quartiersplatz
Landschaftsfuge
Für den Quartiersplatz wird eine symbolhafte
Gestaltung mit einem eigenen Wiedererkennungswert angestrebt. Der gemeinschaftlich nutzbare
Freiraum soll sich harmonisch in die örtlichen
Gegebenheiten einfügen. Die Pergola und der
Baumhain als raumbildende Elemente tragen für die
Anwohner zur Identifikation mit dem Ort bei.
Die Fuge dient als öffentliche Grünanlage und
fungiert gleichzeitig als Retentionsraum für
anfallendes Oberflächenwasser. Sie soll bis auf einige
Einzelbäume und kleinere Gehölzgruppen
weitgehend von Bewuchs freigehalten werden.
Pergola
Die Spielgeräte auf den Grünflächen sollen einen
naturnahen Charakter aufweisen. Als Grundmaterial
ist vornehmlich unbehandeltes Robinienholz zu
wählen - farbige Lasuren können dabei Farbakzente
setzen.
Städtische Spielelemente
Die Pergola dient der Bildung einer räumlichen Zäsur
zu den angrenzenden Privatgrundstücken. Diese ist
dabei gestalterisch an den Gebäuden orientiert und
steht hinsichtlich Material und Formgebung in klarer
Abgrenzung zu den Nebengebäuden.
Naturnahe Spielelemente
Wasserspiel
6 Freiraumgestaltung
67
Gestaltung Öffentliche Freiräume
See
Das Seeufer wird eine natürliche
Bepflanzung erhalten.
Die Seemorphologie ist dabei so zu
gestalten, dass sie in das nachhaltige Umweltkonzept passt.
Wohnen am Wasser; Schenk & Waiblinger Architekten
Retentionssee; Atelier Dreiseitl
Naturnahe Gestaltung; Atelier Dreiseitl
Decks am See; Atelier Dreiseitl & Joachim Eble Architektur
Balkone am See; Atelier Dreiseitl & Joachim Eble Architektur
6 Freiraumgestaltung
68
Auftraggeber:
LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH
Fritz-Elsas-Straße 31
70174 Stuttgart
www.kommunalentwicklung.de
in Kooperation mit
Stadt Rastatt
Herrenstraße 15
76437 Rastatt
www.rastatt.de
Bearbeitung:
Joachim Eble Architektur
Berliner Ring 47a
72076 Tübingen
www.eble-architektur.de
Atelier Dreiseitl GmbH
Nussdorfer Straße 9
88662 Überlingen
www.dreiseitl.com
69