UMWELT Ihr Ansprechpartner Thomas Manthey Telefon 03421 721042 [email protected] SONNABEND / SONNTAG, 18./19. APRIL 2015 | SEITE 20 Äußerst seltene Kreuzkröte entdeckt Da war ganz schön was los Artenreiche Amphibienwelt – Nachweis einer sehr seltenen Art VON DIETER SELTER Eine Kohlmeise bewegte sich in den Sträuchern und wurde eifrig beobachtet. Foto: privat BEILRODE. Natürlich muss man den Wissensdurst unserer Kinder nachkommen, denn in dem Alter wird noch viel gefragt, das Lernen macht Spaß und der Blick unserer Kleinen wird geschärft. Deswegen imponierte mich die Anfrage des Beilroder Hortes „Kinderoase“, mit interessierten Schülern der Klasse 1 bis 4 in den Osterferien im Park nach Singvögeln zu suchen. Und so standen dann 17 freudestrahlende Kinder, teilweise mit Ferngläser oder Bestimmungsbücher ausgerüstet, und lauschten den Singvögeln. Erstaunlich, was einige da schon wussten und auch schon Vögel an den Stimmen erkannten. Oder dass immer die Männchen so ein prachtvolles Gefieder haben, um die Weibchen zu imponieren. Nach einer Stunde erinnerten sich die Naturkinder noch an zehn verschiedene Vögel, eine gute Leistung, denn wir hatten nur 14 gesehen oder gehört. Das Ergebnis wäre sicher noch besser ausgefallen, aber Vögel haben die Eigenart, sich stets weit oben im Gezweig oder weit entfernt auf dem Boden zu bewegen. Und wenn sich natürlich ein Sänger näherte, war die Begeisterung der Beobachter so groß, dass sie es jedem gleich mitteilen mussten. Ein Umstand, der so manchen gefiederten Freund in Angst versetzte und zum Abflug animierte. Da machte es uns der Igel einfacher, der sich kaum bewegte und von allen gut beobachtet werden konnte. Es hat allen Spaß gemacht . FortNS setzung folgt. TORGAU. Seit vielen Jahren betreut die NABU Regionalgruppe Torgau im Auftrag des Staates einen mobilen Amphibienschutzzaun entlang des Naturschutzgebietes Prudel Döhlen an der Staatsstraße 25. Auf einer Strecke von etwa 1800 Meter überqueren unzählige Amphibien auf der jährlichen Wanderung zu den Laichgewässern die stark befahrene Straße. Das Streben zu den Reproduktionsgewässern lässt diese bis zu mehreren tausend Meter aus den Sommer- und Überwinterungsgebieten der Annaburger Heide unter Gefahren heran wandern. Schwanzlurche und Froschlurche In den vielfältigen Waldstrukturen des Heidegebietes leben in trockenen Kiefernforsten, in Laubwaldmischkulturen, an feuchten Entwässerungsgräben sowie in offenen sandigen Dünen die unterschiedlichsten Amphibienarten angepasst an teils extremen Umweltbedingungen. In feuchten Senken mit hohem Totholzanteil leben hier beispielsweise der Teichmolch und der seltene Kammmolch. Dicke Moosbestände und absterbendes Holz halten in langen trockenen Zeiten die Luftfeuchtigkeit auf hohem Niveau. Nur so können die kleinen Amphibien die Sommerzeit überstehen. Nachts suchen sie in der absterbender Biomasse nach winzigen Würmern und Schnecken. Der Teichmolch galt zu früheren Zeiten als weit verbreitet und nutzte jegliche Gewässer zur Fortpflanzung. Der mittlerweile sehr seltene Kammmolch lebt ähnlich wie der kleine Teichmolch. Jedoch stellt er an die Reproduktionsgewässer sehr hohe Ansprüche. Sie sollten Fischfrei sein und chemisch unbelastet. Vorhandene Fische und Großinsektenlarven vertilgen die im Freiwasser lebenden Schwebelarven der Kammmolche. Im weiträumigen Unterholz und auf feuchten Waldwiesen leben die eher anspruchslosen Erdkröten. Sie ist eine große, kräftige und plumpe Krötenart. Ihr Gesamtverbreitungsgebiet ist riesig. In ihrer Anspruchslosigkeit nutzt sie jegliche Refugien und auch jegliche Nahrung. Die weitaus kleinere Knoblauchkröte gehört zu einer den echten Fröschen äußerlich ähnliche Art und besiedelt als ursprünglicher Steppenbewohner die noch weiten offenen Brand- und Schussflächen des Truppenübungsplatzes. Den Tag verbringt sie tief in der Erde vergraben. In den weiträumigen Waldgebieten lebt ebenfalls der Feuchtigkeit liebende Moorfrosch. Nasse Wiesen und Moorschlenken sind sein Refugium. Dieser, dem Grasfrosch sehr ähnliche Lurch ist in den letzten Jahren stark rückläufig. Nur noch wenige Alttiere werden im Frühjahr an den noch vorhandenen Laichgewässern angetroffen. Am Amphibienzaun werden in jedem Frühjahr auch in wenigen Stückzahlen Rotbauchunken gefangen. Sie sind ebenso selten und überwintern im Wald. Diese Lurche sind ausgesprochene Bewohner von Kleingewässer. Durch das Verschwinden solcher Gebilde ist diese Art ebenso aus dem Offenland verschwunden. Lange kopfstarke abendliche Unkenrufe „uuuuuuHHH“ hört man schon Jahrzehnte nicht mehr. Eine dem Untergang geweihte Art Bei einer zurückliegenden Zusammenkunft für Kartierer von Amphibien in Nossen sagte mir ein Mitstreiter: Dieter, sollten wir jemals noch einmal eine Vögeln lauschen und Frühlingsspaziergang Außerdem nimmt der LPV TorgauOschatz in diesem Jahr auch wieder an den sachsenweiten Frühlingsspaziergängen teil. Die erste Wanderung führt am 1. Mai unter dem Motto „Kirche, Kunst Blütenmeer bei Polbitz. Foto: LPV J edem ist er ein Begriff, viele haben einen und trotzdem wissen die wenigsten wo er eigentlich wirklich herkommt. Aber dem kann man begegnen indem man einmal Betrachtungen anstellt, wie es eigentlich war, damals mit dem Schrebergarten vor mehr als 150 Jahren. Der Name stammt nicht wie man vermuten könnte von einem Gärtner sondern von dem Arzt Daniel Gottlieb Moritz Schreber. Dieser war Direktor der Orthopädischen Heilanstalt Leipzig und hat bereits in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts für die Errichtung von Sport- und Spielplätzen für vor allem arme Leipziger Kinder gekämpft. Das war damals eine sehr revolutionäre Einstellung und schaffte nicht nur Freunde. Von Gärten war da aber noch immer nichts in Sicht. Erst sein Nachfolger, der Lehrer Hauschild führte seine Idee fort. Er gründete mit den Eltern der Kinder einen Erziehungsverein dem er zum Gedenken an seinen Vorgänger den Namen „Schreberverein“ gab. Dieser Erziehungsverein war aber ganz anders ausgestattet, als sich das Dr. Schreber vorgestellt hatte. Auf einem Grundstück wurden lauter kleine Gärtchen angelegt, um den Kindern die Gartenarbeit näher zu bringen. Da die Kinder alsbald das Interesse daran verloren, nahmen sich die Eltern der Sache an und die erste Kleingartenanla- ge war geboren. Im Jahre 1869 gab es in Leipzig bereits mehr als hundert solcher Gärten, die von da ab nur noch Schrebergärten genannt wurden. Und das obwohl seine Idee ursprünglich eine ganz andere war. Die Grundidee Kindern den tätigen Aufenthalt an der frischen Luft zu ermöglichen, entsprechen diese Gärten heute noch. Neben den „Schrebergärten“ gab es noch andere Bezeichnungen wie Armen- oder Sozialgärten, aber die haben sich nie so durchgesetzt. Benutzt man heute diesen Begriff weiß jeder um was es sich handelt. Mitunter wurden die Schrebergärtner belächelt, zu anderen Zeiten als Versorger sehr geschätzt. Auch das Gesicht unserer kleinen Gärten hat sich gewandelt. Aber beliebt sind sie wie eh und je, auch heute noch. Leipzig kann also mit Fug und Recht von sich behaupten die Gründungsstadt der Schrebergartenbewegung gewesen zu sein. Dem wird heute noch Rechnung getragen, indem in Leipzig das einzige deutsche Kleingartenmuseum betrieben wird. Sollte das Interesse geweckt worden sein, so ist dieses in der Aachener Straße, direkt hinter dem DHfK-Gebäude am Leipziger Waldplatz zu finden. Für richtige Kleingärtner ist das eine Fundgrube der Geschichte deutscher Kleingärtner und einen Besuch immer wert. Schönes Wochenende… …Ihre Maxe! und großflächig steppenartigen Gebiet des Übungsplatzes. Die Kreuzkröte braucht zur Fortpflanzung offene, pflanzenlose saubere Gewässer. Das Naturschutzgebiet Prudel eignet sich kaum oder nicht mehr zur Eiablage. Mittlerweile ist das NSG Prudel Döhlen, welches einen hohen Schutzstatus aufweist hochgradig durch Trockenheit gefährdet. Leider gelingt es nicht den zuständigen Behörden bei ansteigendem Elbepegel über dem Elbsiel und den Horstgraben das NSG mit Wasser zu versorgen. Hier versagen jegliche Zuständigkeiten und Handlungsspielräume. Das NSG ist nicht nur Repro-Gewässer für Amphibien. Es dient unzähligen Tier- und Pflanzengesellschaften als Rückzugsgebiet. Nur noch zwei kleine Wasserflächen sind vorhanden. „Der Biber sitzt im trockenen und die Wildsauen erleben Hochzeit im Schilf“. Mit Blick auf den Landesjägertag und Kleiner Fuchs“ durch die Elbaue nördlich von Torgau bis zur Weinske bei Elsnig. Treffpunkt ist 14 Uhr an der Kirche in Polbitz. Entdecken Sie gemeinsam mit Gottfried Kohlhase nicht nur die Natur und die Farben des Frühlings sondern genießen sie anschließend bei einem Stück Kuchen den Blick auf Kunstwerke aus der Region in der Polbitzer Kirche. Die zweite Wanderung startet am 9. Mai um 14 Uhr am Altertümlichen Bauernhof in Kathewitz. Gestärkt mit frischem Kuchen aus dem Backofen erfahren Sie anschließend auf dem acht Kilometer langen Rundweg Sagenhaftes am Pfaffenloch sowie Interessantes am Bienenhaus in Köllitsch und genießen zwischendurch Natur pur rund um Kathewitz. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos. Wir bitten aber um Ihre Anmeldung unter 03421 7785026. Weitere Informationen finden sie unter www.lpvto.de. D. Heine (LPV) NORDSACHSEN. Am vergangenen Sonntag fand an traditioneller Stelle, in der Jagdhütte des Schützenvereins „Weidmannsheil“ Beilrode, unsere diesjährige Jahreshauptversammlung statt. Als Gäste konnten dieses Mal die Vertreter des Landratsamtes Sven Keyselt, Leiter des Ordnungsamtes, sowie Jens Gebhardt von der Unteren Jagdbehörde begrüßt werden. Nach brauchtumsgerechter Eröffnung durch die Falkenstruther Jagdhornbläser berichtete unser Vorsitzender, Weidgenosse Arnold Mantz, über die Arbeit des Verbandes im vergangenen Jahr. Dabei ging er auch auf die aktuelle Situation im Landesjagdverband ein. Er machte deutlich, wie wichtig der Verband als Sprachrohr der Jäger ist und forderte die Mitglieder auf, sich intensiver denn je in die Verbandsarbeit einzubringen. Er verwies auf die Veranstaltungen, die im vergangenen Jahr durch uns organisiert wurden. Als Höhepunkt wären da der „Hörner- klang am Wendelstein“, die Treffen mit den anderen Naturschutzverbänden in Döbern und auf dem Biberhof, die „Grüne Messe“ und der jährlich einmal stattfindende Jägerstammtisch im Januar hervorzuheben. Er konnte für einige Veranstaltungen im kommenden Jahr auch schon die neuen Termine verkünden. Nach dem Finanzbericht von Wdg. Andreas Brauer und dem Bericht der Revisionskommission ehrte Wdg. Mantz unter anderem unser langjähriges Mitglied, Wdg. Fritz Juppe, für 50 Jahre Mitgliedschaft im Jagdverband mit der Ehrennadel des LJVSN. In der folgenden Diskussion ging es um die so wichtige Nachwuchsarbeit, um unsere Schießmannschaft, um die Schliefenanlage und um die unverhältnismäßigen Berufsgenossenschaftsbeiträge. Auch das Hundewesen im Verband und die Öffentlichkeitsarbeit wurden diskutiert. Dazu konnte Sven Keyselt vom LRA seine Un- terstützung bei einer Lösungsfindung in der Problematik Hundesteuer geben. Jens Gebhardt als fachlicher Vertreter des LRA verwies auf den Stichtag 1. April für die Lösung des Jahresjagdscheines, auf das Onlineprogramm des LRA für die Jagdpächter und auf zu erwartende Änderungen der Waffen- und Jagdgesetze. Nach der Wahl von drei Delegierten zum Landesjägertag am 9. Mai in Freital ging unser Vorsitzender in seinem Schlusswort nochmal auf die dringend notwendige Mitarbeit und Unterstützung eines jeden Mitgliedes im Jagdverband ein, um noch besser in politische Entscheidungen eingebunden zu werden. Jäger sind diejenigen, die durch ihre Ausbildung und ihre Arbeit draußen näher an der Natur dran sind als jeder andere und die dadurch eine hohe Verantwortung für die Erhaltung einer ausgeprägten Artenvielfalt übernehmen. Weidmannsheil! Gerd Kettlitz Der Biber vom Roten Ochsen ■ MAXE IST EXPERTE Der Schrebergarten Kreuzkröte in die „Hand“ bekommen sollte man diese unbedingt dokumentieren. Es sind die Letzten. Diese Tiere sind mittlerweile in Sachsen fast verschwunden, vermutlich nicht nur hier. In der Nacht vom 29. zum 30. März fing sich im Eimer am Krötenzaun eine ausgewachsene Kreuzkröte. Die letzten Nachweise gelangen uns vor mehreren Jahren dort. Die Art kommt immer noch aus der gleichen Richtung, einem offenen, sandigen Foto: D. Selter ■ AUS DEM JAGDVERBAND TORGAU Mit dem Landschaftspflegeverband (LPV) die Natur genießen OSTELBIEN/POLBITZ. „Frühling, ja Du bist’s! Dich hab ich vernommen!“, schrieb einst Eduard Mörike. Machen Sie es ihm nach und folgen Sie uns auf unseren Entdeckertouren durch das frühlingshafte Elbtal, denn für Naturerlebnisse ist jetzt genau die richtige Zeit. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen beginnt Mutter Natur sich wieder in ihre buntesten Kleider zu hüllen. Man findet sie zum Beispiel auf blühenden Obstbäumen oder bunten Blumenwiesen. Und das Beste ist, viele dieser einmaligen Landstriche liegen direkt vor ihrer Haustür! Los geht es für Ausgeschlafene am 26. April, ab 8.30 Uhr zur Vogelstimmenwanderung mit Niels Schulz durch den Triestewitzer Park. Halten sie die Ferngläser bereit, denn Amsel, Drossel, Fink und Star, aber auch so manch seltenes Exemplar warten nur darauf, von ihnen entdeckt zu werden. Treffpunkt ist am Eingang des Parks an der Pülswerdaer Straße. Eine Kreuzkröte auf Wanderung zum Laichgewässer. Biber-Einstand am Roten Ochsen im Naturschutzgebiet (NSG) Prudel Döhlen NEUBLEESERN. Während meiner fast dreißigjährigen Beschäftigung mit dem Biber erlebte ich eine Vielzahl ungewöhnlicher, manchmal auch kurioser Begegnungen. Die mit dem Biber vom Roten Ochsen im März 2015 zählt gewiss dazu und ist es wert, aufgeschrieben zu werden. Der Rote Ochse ist ein Dreiseitenhof am NSG Prudel Döhlen, unweit von dem kleinen Ort Neubleesern. Ausgangspunkt meiner Story ist der Horstgraben, der vom Prudel in die Flusselbe mündet und dabei die Straße kreuzt. Hier am Graben hockte der Biber und laut Information sollte es ein krankes Tier sein. Aus diesem Grunde und weil er sich an einer gefährlichen Stelle aufhielt, sollte er eingefangen werden. Bei dieser Aktion erwies er sich jedoch als sehr lebendig. Erst mit Unterstützung zweier Naturschützer gelang es, ihn in den Käfig zu bekommen. Da in der Alten Elbe Prudel zur Zeit keine Biber leben, wurde er dort ausgesetzt. Doch Meister Bockert fühlte sich dort wohl zu einsam und so wanderte er zurück zur Flusselbe (wo er wegen seiner besonderen Fellstruktur erkannt wurde) und von dort zum Roten Ochsen, wo Familie Petersohn wohnt. Für den Biber war das ein Glücksfall, denn hier darf er bei Menschen mit großem Herzen für die Natur leben. Wer das Grundstück betritt, erlebt eine Naturoase, einen Vogelgarten, wo Hecken unterschiedlicher Art wachsen, Sträucher dichte Verhaue bilden, zahlreiche Baumarten den Gebäudekomplex umgeben und Pyramidenpappeln dem Ort einen beson- Den Pappelast schleppte er auf einer Länge von 100 Metern zum Teich. Foto: G. Kohlhase deren Charakter verleihen. Hier erhalten die Vögel des Winters Futter, bauen sie mit den Zugvögeln im Frühling ihre Nester; zu ihnen zählen unter anderem Blau- und Kohlmeise, Amsel und Elster, Feld- und Haussperling, Bachstelze und Buchfink, Nachtigall und Dorngrasmücke. Seit 2008 klappert auch der Weißstorch auf dem Horst. In dem zum Gehöft gehörenden kleinen Teich leben Erdkröte und Moorfrosch, Kreuzkröte und Teichfrosch, Rotbauchunke und Teichmolch und seit März dieses Jahres der Elbebiber. Ein sichereres Asyl konnte er gar nicht finden. Dieses gewährt ihm Schutz und Geborgenheit, die Menschen tolerieren ihn und bringen ihm freundschaftliche Gefühle entgegen. Der Teich ist mehrere Meter tief und sichert ihm das Lebenselixier Wasser. Das Umfeld bietet für längere Zeit Gehölznahrung, Gras und Kräuter. Baumverschnitt steht ihm ebenfalls zur Verfügung. Mit der Wahl dieses Lebensraumes begann ein neuer Lebensabschnitt in seinem Dasein als Biber. Er hatte ihn mit den Menschen zu teilen, Auge in Auge, Meter für Meter. Tägliche Sichtkontakte mit den Bewohnern sind programmiert, wenn im Garten gegraben, gesät oder geerntet wird. Ich erlebte ihn als ein Tier mit einer Fluchtdistanz von drei bis fünf Metern. Verhält man sich ruhig, bleibt er sitzen, schält seine Äste oder äst das frische Gras. Weitere Begegnungen hat er mit den zahlreich herumlaufenden Katzen, die zwar neugierig auf ihn zugehen, jedoch einen respektvollen Abstand einhalten. Die Hunde waren nicht wenig erstaunt, dass jetzt ein neuer Mieter eingezogen ist, dem sie das Hausrecht zu gewähren hatten. Bemerkenswert ist sein gegenwärtiger Lebensrhythmus. Denn aus einem nachtaktiven Biber ist ein tagaktiver geworden. So beginnt sein Tagwerk gegen 9 Uhr mit Körperpflege und einem anschließenden reichhaltigen Frühstück. Danach verfällt er in eine lange Ruhepause, die bis zum frühen Nachmittag anhält. Die Schlafstelle ist eine Sasse unter einem Strauch, die eine Matratze aus langen Holzspänen erhalten hat. Jetzt folgt eine aktive Phase, meist mit einer längeren Wanderung auf dem Wiesenweg hinter dem Grundstück. Hier befindet sich eine Benjeshecke mit zum Teil frischen Zweigen der Pyramidenpappeln, von denen er besonders angetan ist. Bei meinem Hinterherlaufen und Beobachten erlebte ich eine überraschende Handlungsweise von ihm, die jedoch typisch biberlich ist. Er schleppte einen Pappelast von der Hecke etwa hundert Meter zum Gewässer, um ihn dort zu schälen. Am Teich fühlt er sicher. Denn droht Gefahr, kann er abtauchen. Dass ich neben ihm herlief, störte ihn nicht. Man kann gespannt sein, wie er an diesem Ort sein Leben weiter gestaltet, mit welchen Taten er die Bewohner weiter erfreut oder verärgert – der Biber vom Roten Ochsen. Gottfried Kohlhase
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