Äußerst seltene Kreuzkröte entdeckt

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SONNABEND / SONNTAG, 18./19. APRIL 2015 | SEITE 20
Äußerst seltene Kreuzkröte entdeckt
Da war ganz
schön was los
Artenreiche Amphibienwelt – Nachweis einer sehr seltenen Art
VON DIETER SELTER
Eine Kohlmeise bewegte sich in den
Sträuchern und wurde eifrig beobachtet.
Foto: privat
BEILRODE. Natürlich muss man den Wissensdurst unserer Kinder nachkommen,
denn in dem Alter wird noch viel gefragt,
das Lernen macht Spaß und der Blick unserer Kleinen wird geschärft. Deswegen
imponierte mich die Anfrage des Beilroder
Hortes „Kinderoase“, mit interessierten
Schülern der Klasse 1 bis 4 in den Osterferien im Park nach Singvögeln zu suchen. Und so standen dann 17 freudestrahlende
Kinder, teilweise mit Ferngläser oder Bestimmungsbücher ausgerüstet, und lauschten den Singvögeln. Erstaunlich, was einige da schon wussten und auch schon Vögel an den Stimmen erkannten. Oder dass
immer die Männchen so ein prachtvolles
Gefieder haben, um die Weibchen zu imponieren. Nach einer Stunde erinnerten
sich die Naturkinder noch an zehn verschiedene Vögel, eine gute Leistung, denn
wir hatten nur 14 gesehen oder gehört. Das
Ergebnis wäre sicher noch besser ausgefallen, aber Vögel haben die Eigenart, sich
stets weit oben im Gezweig oder weit entfernt auf dem Boden zu bewegen. Und
wenn sich natürlich ein Sänger näherte,
war die Begeisterung der Beobachter so
groß, dass sie es jedem gleich mitteilen
mussten. Ein Umstand, der so manchen gefiederten Freund in Angst versetzte und
zum Abflug animierte. Da machte es uns
der Igel einfacher, der sich kaum bewegte
und von allen gut beobachtet werden
konnte. Es hat allen Spaß gemacht . FortNS
setzung folgt.
TORGAU. Seit vielen
Jahren betreut die
NABU Regionalgruppe Torgau im Auftrag
des Staates einen mobilen Amphibienschutzzaun entlang
des Naturschutzgebietes Prudel Döhlen
an der Staatsstraße
25. Auf einer Strecke
von etwa 1800 Meter
überqueren unzählige Amphibien auf der
jährlichen Wanderung zu den Laichgewässern die stark befahrene Straße. Das
Streben zu den Reproduktionsgewässern
lässt diese bis zu mehreren tausend Meter aus den Sommer- und Überwinterungsgebieten der Annaburger Heide unter Gefahren heran wandern.
Schwanzlurche und Froschlurche
In den vielfältigen Waldstrukturen des
Heidegebietes leben in trockenen Kiefernforsten, in Laubwaldmischkulturen,
an feuchten Entwässerungsgräben sowie
in offenen sandigen Dünen die unterschiedlichsten Amphibienarten angepasst
an teils extremen Umweltbedingungen.
In feuchten Senken mit hohem Totholzanteil leben hier beispielsweise der Teichmolch und der seltene Kammmolch. Dicke Moosbestände und absterbendes Holz
halten in langen trockenen Zeiten die
Luftfeuchtigkeit auf hohem Niveau. Nur
so können die kleinen Amphibien die
Sommerzeit überstehen. Nachts suchen
sie in der absterbender Biomasse nach
winzigen Würmern und Schnecken. Der
Teichmolch galt zu früheren Zeiten als
weit verbreitet und nutzte jegliche Gewässer zur Fortpflanzung. Der mittlerweile sehr seltene Kammmolch lebt ähnlich
wie der kleine Teichmolch. Jedoch stellt
er an die Reproduktionsgewässer sehr
hohe Ansprüche. Sie sollten Fischfrei sein
und chemisch unbelastet. Vorhandene Fische und Großinsektenlarven vertilgen
die im Freiwasser lebenden Schwebelarven der Kammmolche. Im weiträumigen
Unterholz und auf feuchten Waldwiesen
leben die eher anspruchslosen Erdkröten.
Sie ist eine große, kräftige und plumpe
Krötenart. Ihr Gesamtverbreitungsgebiet
ist riesig. In ihrer Anspruchslosigkeit nutzt
sie jegliche Refugien und auch jegliche
Nahrung. Die weitaus kleinere Knoblauchkröte gehört zu einer den echten
Fröschen äußerlich ähnliche Art und besiedelt als ursprünglicher Steppenbewohner die noch weiten offenen Brand- und
Schussflächen des Truppenübungsplatzes. Den Tag verbringt sie tief in der Erde
vergraben. In den weiträumigen Waldgebieten lebt ebenfalls der Feuchtigkeit liebende Moorfrosch. Nasse Wiesen und
Moorschlenken sind sein Refugium. Dieser, dem Grasfrosch sehr ähnliche Lurch
ist in den letzten Jahren stark rückläufig.
Nur noch wenige Alttiere werden im
Frühjahr an den noch vorhandenen Laichgewässern angetroffen. Am Amphibienzaun werden in jedem Frühjahr auch in
wenigen Stückzahlen Rotbauchunken gefangen. Sie sind ebenso selten und überwintern im Wald. Diese Lurche sind ausgesprochene Bewohner von Kleingewässer. Durch das Verschwinden solcher Gebilde ist diese Art ebenso aus dem
Offenland verschwunden. Lange kopfstarke abendliche Unkenrufe „uuuuuuHHH“
hört man schon Jahrzehnte nicht mehr.
Eine dem Untergang geweihte Art
Bei einer zurückliegenden Zusammenkunft für Kartierer von Amphibien in
Nossen sagte mir ein Mitstreiter: Dieter,
sollten wir jemals noch einmal eine
Vögeln lauschen und Frühlingsspaziergang
Außerdem nimmt der LPV TorgauOschatz in diesem Jahr auch wieder an
den sachsenweiten Frühlingsspaziergängen teil. Die erste Wanderung führt am
1. Mai unter dem Motto „Kirche, Kunst
Blütenmeer bei Polbitz.
Foto: LPV
J
edem ist er ein Begriff, viele haben einen und trotzdem wissen die wenigsten wo er eigentlich wirklich herkommt.
Aber dem kann man begegnen indem
man einmal Betrachtungen anstellt,
wie es eigentlich war, damals mit
dem Schrebergarten vor mehr als
150 Jahren. Der Name stammt
nicht wie man vermuten könnte
von einem Gärtner sondern von
dem Arzt Daniel Gottlieb Moritz Schreber. Dieser war Direktor der Orthopädischen
Heilanstalt Leipzig und hat
bereits in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts für
die Errichtung von Sport- und
Spielplätzen für vor allem arme Leipziger Kinder gekämpft. Das war damals
eine sehr revolutionäre Einstellung und
schaffte nicht nur Freunde. Von Gärten
war da aber noch immer nichts in Sicht.
Erst sein Nachfolger, der Lehrer Hauschild führte seine Idee fort. Er gründete
mit den Eltern der Kinder einen Erziehungsverein dem er zum Gedenken an
seinen Vorgänger den Namen „Schreberverein“ gab. Dieser Erziehungsverein
war aber ganz anders ausgestattet, als
sich das Dr. Schreber vorgestellt hatte.
Auf einem Grundstück wurden lauter
kleine Gärtchen angelegt, um den Kindern die Gartenarbeit näher zu bringen.
Da die Kinder alsbald das Interesse daran verloren, nahmen sich die Eltern der
Sache an und die erste Kleingartenanla-
ge war geboren. Im Jahre 1869 gab es in
Leipzig bereits mehr als hundert solcher
Gärten, die von da ab nur noch Schrebergärten genannt wurden. Und das obwohl
seine Idee ursprünglich eine ganz andere war. Die Grundidee Kindern den tätigen Aufenthalt an der frischen
Luft zu ermöglichen, entsprechen diese Gärten heute noch.
Neben den „Schrebergärten“
gab es noch andere Bezeichnungen wie Armen- oder Sozialgärten, aber die haben sich
nie so durchgesetzt. Benutzt
man heute diesen Begriff
weiß jeder um was es sich
handelt. Mitunter wurden
die Schrebergärtner belächelt, zu anderen Zeiten als Versorger sehr geschätzt.
Auch das Gesicht unserer kleinen Gärten hat sich gewandelt. Aber beliebt sind
sie wie eh und je, auch heute noch. Leipzig kann also mit Fug und Recht von sich
behaupten die Gründungsstadt der
Schrebergartenbewegung gewesen zu
sein. Dem wird heute noch Rechnung getragen, indem in Leipzig das einzige
deutsche Kleingartenmuseum betrieben
wird. Sollte das Interesse geweckt worden sein, so ist dieses in der Aachener
Straße, direkt hinter dem DHfK-Gebäude am Leipziger Waldplatz zu finden. Für
richtige Kleingärtner ist das eine Fundgrube der Geschichte deutscher Kleingärtner und einen Besuch immer wert.
Schönes Wochenende… …Ihre Maxe!
und großflächig steppenartigen Gebiet
des Übungsplatzes. Die Kreuzkröte
braucht zur Fortpflanzung offene, pflanzenlose saubere Gewässer.
Das Naturschutzgebiet Prudel eignet sich
kaum oder nicht mehr zur Eiablage. Mittlerweile ist das NSG Prudel Döhlen, welches einen hohen Schutzstatus aufweist
hochgradig durch Trockenheit gefährdet.
Leider gelingt es nicht den zuständigen
Behörden bei ansteigendem Elbepegel
über dem Elbsiel und den Horstgraben
das NSG mit Wasser zu versorgen. Hier
versagen jegliche Zuständigkeiten und
Handlungsspielräume. Das NSG ist nicht
nur Repro-Gewässer für Amphibien. Es
dient unzähligen Tier- und Pflanzengesellschaften als Rückzugsgebiet. Nur
noch zwei kleine Wasserflächen sind vorhanden. „Der Biber sitzt im trockenen
und die Wildsauen erleben Hochzeit im
Schilf“.
Mit Blick auf den Landesjägertag
und Kleiner Fuchs“ durch die Elbaue
nördlich von Torgau bis zur Weinske bei
Elsnig. Treffpunkt ist 14 Uhr an der Kirche in Polbitz. Entdecken Sie gemeinsam
mit Gottfried Kohlhase nicht nur die Natur und die Farben des Frühlings sondern
genießen sie anschließend bei einem
Stück Kuchen den Blick auf Kunstwerke
aus der Region in der Polbitzer Kirche.
Die zweite Wanderung startet am 9. Mai
um 14 Uhr am Altertümlichen Bauernhof
in Kathewitz. Gestärkt mit frischem Kuchen aus dem Backofen erfahren Sie anschließend auf dem acht Kilometer langen
Rundweg Sagenhaftes am Pfaffenloch sowie Interessantes am Bienenhaus in Köllitsch und genießen zwischendurch Natur
pur rund um Kathewitz.
Die Teilnahme an allen Veranstaltungen
ist kostenlos. Wir bitten aber um Ihre Anmeldung unter 03421 7785026. Weitere
Informationen finden sie unter www.lpvto.de.
D. Heine (LPV)
NORDSACHSEN. Am vergangenen Sonntag
fand an traditioneller Stelle, in der Jagdhütte des Schützenvereins „Weidmannsheil“ Beilrode, unsere diesjährige Jahreshauptversammlung statt. Als Gäste konnten dieses Mal die Vertreter des Landratsamtes Sven Keyselt, Leiter des Ordnungsamtes, sowie Jens Gebhardt von der
Unteren Jagdbehörde begrüßt werden.
Nach brauchtumsgerechter Eröffnung
durch die Falkenstruther Jagdhornbläser
berichtete unser Vorsitzender, Weidgenosse Arnold Mantz, über die Arbeit des
Verbandes im vergangenen Jahr. Dabei
ging er auch auf die aktuelle Situation im
Landesjagdverband ein. Er machte deutlich, wie wichtig der Verband als Sprachrohr der Jäger ist und forderte die Mitglieder auf, sich intensiver denn je in die
Verbandsarbeit einzubringen. Er verwies
auf die Veranstaltungen, die im vergangenen Jahr durch uns organisiert wurden.
Als Höhepunkt wären da der „Hörner-
klang am Wendelstein“, die Treffen mit
den anderen Naturschutzverbänden in
Döbern und auf dem Biberhof, die „Grüne Messe“ und der jährlich einmal stattfindende Jägerstammtisch im Januar hervorzuheben. Er konnte für einige Veranstaltungen im kommenden Jahr auch
schon die neuen Termine verkünden.
Nach dem Finanzbericht von Wdg.
Andreas Brauer und dem Bericht der Revisionskommission ehrte Wdg. Mantz unter anderem unser langjähriges Mitglied,
Wdg. Fritz Juppe, für 50 Jahre Mitgliedschaft im Jagdverband mit der Ehrennadel des LJVSN.
In der folgenden Diskussion ging es um
die so wichtige Nachwuchsarbeit, um unsere Schießmannschaft, um die Schliefenanlage und um die unverhältnismäßigen
Berufsgenossenschaftsbeiträge. Auch das
Hundewesen im Verband und die Öffentlichkeitsarbeit wurden diskutiert. Dazu
konnte Sven Keyselt vom LRA seine Un-
terstützung bei einer Lösungsfindung in
der Problematik Hundesteuer geben.
Jens Gebhardt als fachlicher Vertreter
des LRA verwies auf den Stichtag 1. April für die Lösung des Jahresjagdscheines,
auf das Onlineprogramm des LRA für die
Jagdpächter und auf zu erwartende Änderungen der Waffen- und Jagdgesetze.
Nach der Wahl von drei Delegierten zum
Landesjägertag am 9. Mai in Freital ging
unser Vorsitzender in seinem Schlusswort
nochmal auf die dringend notwendige
Mitarbeit und Unterstützung eines jeden
Mitgliedes im Jagdverband ein, um noch
besser in politische Entscheidungen eingebunden zu werden. Jäger sind diejenigen, die durch ihre Ausbildung und ihre
Arbeit draußen näher an der Natur dran
sind als jeder andere und die dadurch
eine hohe Verantwortung für die Erhaltung einer ausgeprägten Artenvielfalt
übernehmen. Weidmannsheil!
Gerd Kettlitz
Der Biber vom Roten Ochsen
■ MAXE IST EXPERTE
Der Schrebergarten
Kreuzkröte in die „Hand“ bekommen
sollte man diese unbedingt dokumentieren. Es sind die Letzten. Diese Tiere sind
mittlerweile in Sachsen fast verschwunden, vermutlich nicht nur hier. In der
Nacht vom 29. zum 30. März fing sich im
Eimer am Krötenzaun eine ausgewachsene Kreuzkröte. Die letzten Nachweise
gelangen uns vor mehreren Jahren dort.
Die Art kommt immer noch aus der gleichen Richtung, einem offenen, sandigen
Foto: D. Selter
■ AUS DEM JAGDVERBAND TORGAU
Mit dem Landschaftspflegeverband (LPV) die Natur genießen
OSTELBIEN/POLBITZ. „Frühling, ja Du
bist’s! Dich hab ich vernommen!“, schrieb
einst Eduard Mörike. Machen Sie es ihm
nach und folgen Sie uns auf unseren Entdeckertouren durch das frühlingshafte
Elbtal, denn für Naturerlebnisse ist jetzt
genau die richtige Zeit. Mit den ersten
warmen Sonnenstrahlen beginnt Mutter
Natur sich wieder in ihre buntesten Kleider zu hüllen. Man findet sie zum Beispiel
auf blühenden Obstbäumen oder bunten
Blumenwiesen. Und das Beste ist, viele
dieser einmaligen Landstriche liegen direkt vor ihrer Haustür!
Los geht es für Ausgeschlafene am 26. April, ab 8.30 Uhr zur Vogelstimmenwanderung mit Niels Schulz durch den Triestewitzer Park. Halten sie die Ferngläser bereit, denn Amsel, Drossel, Fink und Star,
aber auch so manch seltenes Exemplar
warten nur darauf, von ihnen entdeckt zu
werden. Treffpunkt ist am Eingang des
Parks an der Pülswerdaer Straße.
Eine Kreuzkröte auf Wanderung zum Laichgewässer.
Biber-Einstand am Roten Ochsen im Naturschutzgebiet (NSG) Prudel Döhlen
NEUBLEESERN. Während meiner fast dreißigjährigen Beschäftigung mit dem Biber
erlebte ich eine Vielzahl ungewöhnlicher,
manchmal auch kurioser Begegnungen.
Die mit dem Biber vom Roten Ochsen im
März 2015 zählt gewiss dazu und ist es
wert, aufgeschrieben zu werden.
Der Rote Ochse ist ein Dreiseitenhof am
NSG Prudel Döhlen, unweit von dem kleinen Ort Neubleesern. Ausgangspunkt
meiner Story ist der Horstgraben, der vom
Prudel in die Flusselbe mündet und dabei
die Straße kreuzt. Hier am Graben hockte der Biber und laut Information sollte es
ein krankes Tier sein. Aus diesem Grunde
und weil er sich an einer gefährlichen Stelle aufhielt, sollte er eingefangen werden.
Bei dieser Aktion erwies er sich jedoch als
sehr lebendig. Erst mit Unterstützung
zweier Naturschützer gelang es, ihn in den
Käfig zu bekommen. Da in der Alten Elbe
Prudel zur Zeit keine Biber leben, wurde
er dort ausgesetzt. Doch Meister Bockert
fühlte sich dort wohl zu einsam und so
wanderte er zurück zur Flusselbe (wo er
wegen seiner besonderen Fellstruktur erkannt wurde) und von dort zum Roten
Ochsen, wo Familie Petersohn wohnt. Für
den Biber war das ein Glücksfall, denn
hier darf er bei Menschen mit großem Herzen für die Natur leben.
Wer das Grundstück betritt, erlebt eine
Naturoase, einen Vogelgarten, wo Hecken
unterschiedlicher Art wachsen, Sträucher
dichte Verhaue bilden, zahlreiche Baumarten den Gebäudekomplex umgeben und
Pyramidenpappeln dem Ort einen beson-
Den Pappelast schleppte er auf einer Länge
von 100 Metern zum
Teich. Foto: G. Kohlhase
deren Charakter verleihen. Hier erhalten
die Vögel des Winters Futter, bauen sie mit
den Zugvögeln im Frühling ihre Nester;
zu ihnen zählen unter anderem Blau- und
Kohlmeise, Amsel und Elster, Feld- und
Haussperling, Bachstelze und Buchfink,
Nachtigall und Dorngrasmücke. Seit 2008
klappert auch der Weißstorch auf dem
Horst.
In dem zum Gehöft gehörenden kleinen
Teich leben Erdkröte und Moorfrosch,
Kreuzkröte und Teichfrosch, Rotbauchunke und Teichmolch und seit März dieses
Jahres der Elbebiber. Ein sichereres Asyl
konnte er gar nicht finden. Dieses gewährt
ihm Schutz und Geborgenheit, die Menschen tolerieren ihn und bringen ihm
freundschaftliche Gefühle entgegen. Der
Teich ist mehrere Meter tief und sichert
ihm das Lebenselixier Wasser. Das Umfeld
bietet für längere Zeit Gehölznahrung,
Gras und Kräuter. Baumverschnitt steht
ihm ebenfalls zur Verfügung.
Mit der Wahl dieses Lebensraumes begann ein neuer Lebensabschnitt in seinem
Dasein als Biber. Er hatte ihn mit den
Menschen zu teilen, Auge in Auge, Meter
für Meter. Tägliche Sichtkontakte mit den
Bewohnern sind programmiert, wenn im
Garten gegraben, gesät oder geerntet
wird. Ich erlebte ihn als ein Tier mit einer
Fluchtdistanz von drei bis fünf Metern.
Verhält man sich ruhig, bleibt er sitzen,
schält seine Äste oder äst das frische Gras.
Weitere Begegnungen hat er mit den zahlreich herumlaufenden Katzen, die zwar
neugierig auf ihn zugehen, jedoch einen
respektvollen Abstand einhalten. Die
Hunde waren nicht wenig erstaunt, dass
jetzt ein neuer Mieter eingezogen ist, dem
sie das Hausrecht zu gewähren hatten.
Bemerkenswert ist sein gegenwärtiger Lebensrhythmus. Denn aus einem nachtaktiven Biber ist ein tagaktiver geworden. So
beginnt sein Tagwerk gegen 9 Uhr mit
Körperpflege und einem anschließenden
reichhaltigen Frühstück. Danach verfällt
er in eine lange Ruhepause, die bis zum
frühen Nachmittag anhält. Die Schlafstelle ist eine Sasse unter einem Strauch, die
eine Matratze aus langen Holzspänen erhalten hat. Jetzt folgt eine aktive Phase,
meist mit einer längeren Wanderung auf
dem Wiesenweg hinter dem Grundstück.
Hier befindet sich eine Benjeshecke mit
zum Teil frischen Zweigen der Pyramidenpappeln, von denen er besonders angetan
ist. Bei meinem Hinterherlaufen und Beobachten erlebte ich eine überraschende
Handlungsweise von ihm, die jedoch typisch biberlich ist. Er schleppte einen Pappelast von der Hecke etwa hundert Meter
zum Gewässer, um ihn dort zu schälen. Am
Teich fühlt er sicher. Denn droht Gefahr,
kann er abtauchen. Dass ich neben ihm
herlief, störte ihn nicht.
Man kann gespannt sein, wie er an diesem Ort sein Leben weiter gestaltet, mit
welchen Taten er die Bewohner weiter erfreut oder verärgert – der Biber vom Roten
Ochsen.
Gottfried Kohlhase