WELL- Methoden: WECHSELSEITIGES LEHREN UND LERNEN Da empirische Forschungsergebnisse zeigen, dass WELL-Methoden den Unterricht bereichern, gewinnen sie immer mehr Bedeutung im Unterrichtsalltag. Um zu verdeutlichen, wie ich jemanden motivieren kann, Unterricht aufmerksam zu folgen, sollte man auf Erkenntnisse der Motivationspschychologie hinweisen. Die folgenden Zitate stammen aus den Unterlagen des “Arche Noah Projekts” von Herrn Prof. Dr. Diethelm Wahl und Frau Ingrid Gimple: “ Eine der wichtigsten Einsichten ist die Erkenntnis, dass Motivation (lateinisch `movere`= bewegen, in Bewegung setzen) in besonderem Maße dort entsteht, wo Menschen sich als “wirksam” erleben. Unter Wirksamkeit ist zu verstehen, dass ein Mensch durch eigenes Handeln ein angestrebtes Ziel erreichen kann.” …“ Menschen erleben sich als wirksam, wenn sie anderen Personen etwas beibringen können. Dies kann man als Unterrichtsmethode nützen. Die Lernenden erwerben in einem kleinen, eng umgrenzten Bereich einen bescheidenen Expertenstatus. Sie wissen oder können etwas, was das Gegenüber nicht weiß oder noch nicht wissen kann. Im zweiten Schritt geben sie dieses Wissen an eine andere Person weiter. Damit nichts Falsches transportiert wird, folgen weitere Lernschritte, in denen geübt und kontrolliert wird.” …” Die empirischen Forschungsergebnisse zeigen (siehe die Habilitationsschrift von Anne Huber, 2007), dass `Wechselseitiges Lehren und Lernen`( auch WELL genannt ) die intrinsische Motivation steigert und das Kompetenzerleben erhöht. Insgesamt führen WELL-Methoden zu besseren Lernleistungen als herkömmlicher Unterricht.” Auf den folgenden Seiten erhalten Sie Informationen zu diesen WELL-Methoden: 1. 2. 3. 4. 5. Gruppenpuzzle Lerntempoduett Partner-/Gruppen-/Multiinterview Partnerpuzzle Strukturierte Kontroverse Bei jeder der Methoden werden Angaben gemacht zu: - Beschreibung - Sozialform - Zeit / Material - Begründung - Einsatzort - Wer hat`s erfunden? - Literatur WELL - Methoden: WECHSELSEITIGES LEHREN UND LERNEN 1. Gruppenpuzzle Beschreibung Die zu vermittelnden Lerninhalte werden in gleich große Teile aufgeteilt (3-5). Aneignungsphase: Zu Beginn arbeiten die Gruppen in Expertengruppen, d.h. sie machen sich innerhalb ihrer Teilaufgaben zu Experten (z.B. durch Textarbeit…). Vermittlungsphase: Der Austausch der erarbeiteten Informationen erfolgt in Puzzlegruppen. Jede Puzzlegruppe setzt sich aus je einem Vertreter der Expertengruppen zusammen. Vertiefungsphase: Wiederholende und vertiefende Aufgaben zu den Teilbereichen aller Expertengruppen werden erarbeitet. Alle Phasen werden durch Lernhilfen unterstützt. Sozialform Gruppenarbeit Zeit / Material 30 min bis mehrere Stunden; 3-5 verschiedene Teilaufgaben auf verschieden farbigem Papier Gruppenpuzzle Begründung Für das Gelingen des Gesamtprozesses sind alle Teilnehmenden gleich verantwortlich. In den Puzzlegruppen ist jeder als Experte für seinen Teil zuständig. Durch die aktive Widergabe des angeeigneten Wissens wird dieses besser verarbeitet. Zudem erleben sich Lernende in dieser Verantwortung als wirksam, sind dadurch mehr motiviert und das führt zumeist zu einem größeren Lernerfolg. Einsatzort Gut geeignet für die Erarbeitung umfangreicher Themen, die sich in gleich große Teile untergliedern lassen. Das Gruppenpuzzle ist auch für praktische Übungen geeignet, z.B. für das Einstudieren verschiedener Techniken im Sport. Wer hat`s erfunden? Huber A.A./ Konrad K./ Wahl D. (2001) in Anlehnung an Aronson, Blaney, Stephan, Silkes & Snapp (1978) Wahl D. (2005), Kap. 5.4 Bernhart A. (2004) Hepting R. (2004) Huber A.A. (Hrsg.) (2004) Literatur WELL - Methoden: WECHSELSEITIGES LEHREN UND LERNEN 2. Lerntempoduett Beschreibung Die zu vermittelnden Lerninhalte werden in zwei gleich große Teile aufgeteilt. Aneignungsphase:Zu Beginn erarbeiten die Lernenden in Einzelarbeit einen Lerninhalt (z.B. durch erschließen eines Textes). Dabei erarbeitet die Hälfte des Kurses Text A und die andere Hälfte Text B. Jeder arbeitet in seinem Tempo. Wer fertig ist, wartet an einem vereinbarten Treffpunkt, z.B. an der Tür bis jemand mit dem jeweils anderen Text fertig ist. Vermittlungsphase: Zwei gleich schnell Lernende mit den Texten A und B vermitteln sich gegenseitig den Inhalt ihres Textes möglichst in einem separaten Raum (Aula, Nebenräume, Gänge,…). Vertiefungsphase: Wiederholende und vertiefende Aufgaben. Sozialform Einzelarbeit, Partnerarbeit Zeit / Material 30 min bis mehrere Stunden; 2 Teilaufgaben auf verschieden farbigem Papier Lerntempoduett Begründung Die individuellen Lerntempi der Lernenden sind hoch unterschiedlich. Im Lerntempoduett erhalten die Lernenden die Gelegenheit ohne Druck in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten. Damit dies möglich ist, sind ausreichend Differenzierungsaufgaben für die Schnelleren von Nöten. Alle Teilnehmenden sind für ihren Teilbereich und damit für das Gelingen des gesamten Lernprozesses gleich verantwortlich. Einsatzort Gut geeignet für die Erarbeitung von Themen, die sich in zwei gleichgroße Teile untergliedern lassen (auch als Terzett oder Quartett möglich). Das Lerntempoduett eignet sich hervorragend für Textarbeit. Aber auch das Lösen von Mathematikaufgaben oder das Erarbeiten von Techniken in praktischen Fächern ist denkbar. Wer hat`s erfunden? Wahl D. (In: Huber A.A. 2004) Literatur Wahl D (2005), Kap. 5.4 Bernhart A. (2004) Hepting R. (2004) Huber A.A. (Hrsg.) (2004) WELL - Methoden: WECHSELSEITIGES LEHREN UND LERNEN 3. Partner-/Gruppen-/Multiinterview Beschreibung Zu einem bereits bekannten Gebiet wird eine große Anzahl von Aufgaben schriftlich (Tafel, Blatt, Folie) gestellt. Aneignungsphase: In Einzel- oder Partnerarbeit werden die gestellten Fragen beantwortet bzw. die Aufgaben gelöst. Die Hälfte des Kurses wird dadurch zu Experten der ungeraden Aufgaben 1-3-5..., die andere Hälfte für die geraden Aufgaben 2-4-6... Vermittlungsphase: In Mischpaaren (Partnerinterview, Multiinterview) oder Mischgruppen (Gruppeninterview) stellen sich die Lernenden wechselseitig die Fragen, lassen sie bearbeiten und coachen sich gegenseitig. Beim Multiinterview wird jeder Lernende Experte für eine Aufgabe. Die TN gehen im Raum herum und bilden immer wieder neue Paare. Sozialform (Einzelarbeit) Partnerarbeit, Gruppenarbeit Zeit / Material 15-45 min; schriftlich gestellte Aufgaben, leere Blätter Partner-/Gruppen-/Multiinterview Begründung Alle Lernenden haben die Chance auf einen hohen Sprechanteil. Durch die Partnerarbeit werden die Auftrittsängste und der Leistungsdruck minimiert. In der Vermittlungsphase ist jeder als Experte für seine Aufgaben zuständing. Kann eine Frage vom Partner nicht beantwortet werden, so muss der Experte helfend eingreifen. Nach Slavin ist das Erklären eine der wichtigsten Elaborationstechniken. Einsatzort Am Ende einer Lernsequenz zum Wiederholen von Lerninhalten (z.B. verschiedene Mathematikaufgaben). Das Partnerinterview ist auch zur Meinungsbildung oder als Entscheidungshilfe möglich. Hierzu stellen sich die Partner ohne anfängliche Expertenphase abwechselnd vorgegebene Fragen. Bei Kursbeginn zum Erfassen von Vorwissen und Interessen oder zum besseren Kennenlernen. Wer hat`s erfunden? Wahl D. (In: Huber A. (2004) in Anlehnung an Slavin (1983) Literatur Wahl D. (2005), Kap. 5.6 Bernhart A. (2004) Hepting R. (2004) Huber A.A. (Hrsg.) (2004) WELL - Methoden: WECHSELSEITIGES LEHREN UND LERNEN 4. Partnerpuzzle Beschreibung Die zu vermittelnden Lerninhalte werden in zwei gleich große Teile aufgeteilt. Aneignungsphase: Zu Beginn arbeiten jeweils zwei Lernende in Expertenpaaren (A1A2 B1B2) zusammen, d.h. sie machen sich innerhalb ihrer Teilaufgabe zu Experten (z.B. durch Textarbeit). Vermittlungsphase: Der Austausch der erarbeiteten Informationen erfolgt in Puzzlepaaren (A1B1 A2B2). Vertiefungsphase: Wiederholende und vertiefende Aufgaben zu beiden Teilbereichen werden bearbeitet. Alle Phasen werden durch Lernhilfen unterstützt (z.B. Erklären des Textinhaltes anhand von Begriffskärtchen). Sozialform Partnerarbeit innerhalb einer Vierergruppe Zeit / Material 30 min bis mehrere Lektionen; 2 Teilaufgaben auf verschieden farbigem Papier Partnerpuzzle Begründung Alle Teilnehmenden sind gleich verantwortlich für das Gelingen des Lernprozesses. In der Vermittlungsphase ist jeder als Experte für seinen Teil zuständig. Durch die aktive Widergabe des angeeigneten Wissens wird dieses besser verarbeitet. Zudem erleben sich Lernende in dieser Verantwortung als wirksam und sind dadurch mehr motiviert, was zumeist auch zu einem größeren Lernerfolg führt. Einsatzort Gut geeignet für die Erarbeitung von Themen, die sich in zwei gleichgroße Teile untergliedern lassen. Das Partnerpuzzle ist auch für praktische Übungen oder Experimente geeignet, z.B. das Einstudieren verschiedener Maltechniken (mit Pinsel, mit Schwamm, …) im Kunstunterricht. Wer hat`s erfunden? Huber A./ Konrad K./ Wahl D. (2001) Literatur Wahl D. (2005), Kap. 5.4 Bernhart A. (2004) Hepting R. (2004) Huber A.A. (hrsg.) (2004) WELL - Methoden: WECHSELSEITIGES LEHREN UND LERNEN 5. Strukturierte Kontroverse Beschreibung Ein kontroverses Thema wird mit Texten oder anderen Informationsquellen vorbereitet (z.B. Pro / Kontra Ökosteuer). Die Lernenden werden innerhalb einer Vierergruppe in ein Pro- und ein Kontrapaar eingeteilt. Aneignungsphase: Die Paare werden zu Experten zu einem Standpunkt A bzw. einem Standpunkt B (z.B. durch Textarbeit). Vermittlungsphase: Die Paare präsentieren sich ihre Pro- bzw. Kontraargumente innerhalb der Vierergruppe. Vertiefungsphase: Die Positionen werden miteinander diskutiert. Danach tauschen die Paare die Rollen und machen sich zu Experten der bisherigen Gegenposition. Danach erfolgt ein erneuter Schlagabtausch in der Vierergruppe (Ziel = Konsensfindung!). Sozialform Partnerarbeit, Gruppenarbeit in Vierergruppen Zeit / Material 45 min bis mehrere Lektionen; Pro und Kontra auf verschieden farbigem Papier Strukturierte Kontroverse Begründung Die Diskussionen werden “gehaltvoller”, da die Lernenden im Gegensatz zu freien Diskussionen die Möglichkeit erhalten, sich auf ihre Position vorzubereiten. Da die Argumente in Kleingruppen statt im Plenum ausgetauscht werden, kommt allen Lernenden eine aktive Rolle zu. Der Rollenwechsel zwingt zum Perspektivenwechsel und erleichtert dadurch später die Konsensfindung. Einsatzort Gut geeignet für die Erarbeitung von Themen, zu denen es zwei oder mehr Positionen gibt. Auch eine Diskussion im Plenum ist denkbar. Wer hat`s erfunden? Huber A.A. (2004) in Anlehnung an Johnson/Johnson (1994) Literatur Wahl D. (2005), Kap. 5.4 Bernhart A. (2004) Hepting R. (2004) Huber A.A. (Hrsg.) (2004) TEILNAHME AN EINEM FORSCHUNGSPROJEKT Im Schuljahr 2010/2011 nahm unsere Schule mit zwei 8. Klassen an einem Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschule Weingarten teil. Das Thema lautete:” Kooperative Lernformen und deren Auswirkung auf die kommunikative Kompetenz im Englischunterricht der Sekundarstufe”. Unsere Ansprechpartnerin war Frau Kerstin Theinert (Fachschulrätin), die bezüglich dieses Themas an einer Dissertation arbeitet. Wie man dem Bildungsplan der Realschule entnehmen kann, steht in den `Leitgedanken zum Kompetenzerwerb` geschrieben: …“ Die Beherrschung der englischen Sprache ist ein wichtiges Instrument erfolgreicher Kommunikation, auf der nicht zuletzt persönliche Weiterentwicklung und beruflicher Erfolg basieren. …. Zentrale Aufgabe des Englichunterrichts ist die Entwicklung kommunikativer Kompetenz, insbesondere die Förderung von Sprechkompetenz …” Die folgende Auflistung zeigt einzelne Aspekte auf hinsichtlich des Verlaufs dieses Projekts. Im Anschluss daran finden Sie Angaben in ENGLISCH zu verschiedenen WELLMethoden. Diese Ausführungen stammen von Frau Theinert. Sie enthalten einzelne Arbeitsschritte zu den einzelnen Methoden: - Group Puzzle Partner Interview Group Interview Multi Interview Partner Puzzle
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