vor Ort Ausgabe Nr. 209 | März 2015 Kamerun Eine Gemeinschaft wird stark Seite 4 Indien Von der Schule ausgeschlossen Bern Benefizkonzert zum Muttertag Seite 12 Seite 15 Miss Schweiz wird FAIRMED-Botschafterin Wir heissen Dominique Rinderknecht herzlich willkommen: Die Miss Schweiz 2013/14 wird sich als Botschafterin von FAIRMED in Zukunft für unsere Hauptanliegen* einsetzen. Im letzten Jahr war sie bereits in unse rem Auftrag im tropischen Regenwald Kameruns unterwegs und hat tatkräf tig mitgeholfen. «Das Engagement der FAIRMED-Mitarbeitenden für die ver nachlässigten Baka-Pygmäen hat mich tief beeindruckt», sagt Dominique Rin derknecht. «Gerne trage ich dazu bei, mit meiner Prominenz die Aufmerk samkeit auf diejenigen zu lenken, die sonst vergessen gingen.» Am meis ten hat Dominique Rinderknecht das nachhaltige Engagement von FAIR MED überzeugt: «Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass nicht einfach nur Geld in eine Gemeinschaft gesteckt wird – die Menschen vor Ort werden befähigt, ihre Probleme selbständig zu lösen.» *siehe Wettbewerb Seite 16 Liebe Leserin, lieber Leser Können Sie sich vorstellen, wie es ist, abgeschnit ten von jeg licher Ge sundheitsversorgung zusehen zu müs sen, wie ein geliebter Mensch unnö tig leidet, ohne ihm helfen zu können? Deshalb unterstützen wir die BakaGemeinschaften im tropischen Regenwald Kameruns dabei, eine eigene Krankenkasse zu bewirtschaften, aus der sie die medizinische Behandlung ih rer Mitglieder bezahlen können (S. 4). In der Elfenbeinküste (S. 11) bekämp fen wir nicht nur die vernachlässigte Tropenkrankheit Buruli Ulcer, wir beu gen weiteren vernachlässigten Tropen krankheiten wie Wurminfektionen vor. Das Hauptaugenmerk unserer Projekte liegt in der Stärkung von marginalisier ten Gemeinschaften, der Wiederein gliederung von Menschen mit Behin derungen und der Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten – wie Lepra, für deren Prävention und Behandlung wir uns seit bald 56 Jah ren stark machen. Dass oft nicht nur die Erkrankung selber, sondern zusätz lich noch die soziale Stigmatisierung schmerzt, lesen Sie in der Geschichte über den Jungen im indischen Staat Maharashtra, der in der Schule ausgeschlossen wird – ihn hat unser Mit arbeiter Hanesh dabei unterstützt, sich wieder zu integrieren. Unsere Mitar beitenden in Asien und Afrika können sich für die Ärmsten und Benachteilgtsten nur mit viel Ausdauer und Mut einsetzen, weil Sie uns unterstützen! Ihnen – unseren treuen Spenderinnen und Spendern – widmen wir deshalb im Jahr 2015 eine eigene Rubrik: Das Spenderinnen-Porträt (S. 17). Wir danken Ihnen. Saskia van Wijnkoop Kommunikation EDITORIAL 3 uns zum Dorfladen. Inmitten der einfa chen, aus Ästen, Blättern und roter Erde gebauten Hütten leuchtet der Holzverschlag des Ladens hell. «Hier gibt es alles zu kaufen, was es braucht», sagt Jean-Marie und zeigt uns die Vor räte an Reis, Salz, Petrol, Erdnüssen, Öl, Spaghetti, geräuchertem Fisch, Sardinen, Kondensmilch, AntimückenKerzen, Draht, Faden und Zündhölzern. «Was wir einnehmen mit den Dingen im Laden, kommt in unsere gemein same Krankenkasse – wenn jemand aus der Dorfgemeinschaft krank wird, können wir die Behandlung und die Medikamente davon bezahlen.» Der Dorfladen in Missumé: Aus dem Erlös finanzieren die Baka ihre Krankenkasse. Eine Gemeinschaft wird stark Seit 2008 betreibt FAIRMED ein Gesundheitsprojekt für die Baka-Pygmäen in Kamerun. Nicht nur der Zugang zur Gesundheitsversorgung wird gewährleistet – die Baka sind nun auch Gemüsebauer, Hühnerzüchter und führen einen eigenen Dorfladen. Auf der Karte existiert Missumé, das kleine Dorf der rund 80 Baka-Pyg mäen, gar nicht. Fährt man von der ka merunischen Hauptstadt Yaoundé Richtung Osten in die Weiten des tropischen Regenwalds hinein, stösst 4 FAIRSORGT man auf zahlreiche kleine Dörfer, in denen sich die Baka zwangsläufig nie derlassen mussten – die zunehmende Abholzung des Regenwalds hat ihrer seit Jahrtausenden gepflegten Le bensweise als Nomaden ein abruptes Bei Geburt fast gestorben Für die Baka, welche im hierarchisch Ende gesetzt. In Missumé, wo FAIR organisierten Staat Kamerun zu den MED ein Gesundheitsprojekt betreibt, am meisten benachteiligten und unter drückten Gemeinschaften gehören, ist kommen wir am späteren Nachmittag an. Die ganze Dorfgemeinschaft steht dies ein grosser Schritt: Hatten sie bis her weder Geld noch bereit, um uns mit einem «Dank der Kranken Land noch eine Da grossen Begrüssungsri tual aus Tanz und Sprechkasse können wir seinsberechtigung in gesang willkommen zu uns Medikamente Form einer offiziellen Geburtsurkunde, wa heissen. leisten.» ren sie von der Gesundheitsversorgung vollständig Reis, Petrol und Kondensmilch abgeschnitten. «Dass wir nun Geld «Sa sa e?», ruft die Baka-Frau Helene in die Runde. «Sa», ruft das ganze Dorf haben, um Medikamente oder einen wie aus einem Mund. Es ist in Ordnung, Spitalaufenthalt bezahlen zu können, will das heissen. Jean-Marie Boleka, verbessert unser Leben sehr», sagt ein 42-jähriger Baka-Mann mit einem Jean-Marie. Seine Frau Rosine Mong schalkhaften Lächeln im Gesicht, führt ousse wäre vor zehn Tagen, bei der FAIRSORGT 5 Geburt ihres zweiten Kindes, beinahe gestorben, erzählt die 30-jährige BakaFrau gleich selber: «Mitten in der Geburt hörten die Wehen auf, ich fiel hin und verlor das Bewusstsein. Im Spital, wohin mich die FAIRMEDMitarbeiter mitten in der Nacht fuhren, sahen sie, dass das Kind stecken geblieben war.» Ndambe, der für den Hühnerhof ver antwortlich ist. Er hält den Blick gesenkt und spricht mit so leiser und kaum hörbarer Stimme, dass sein Freund Jean-Marie für uns übersetzt: «Seit fünf Jahren halten wir Hühner. Im Moment sind es rund 1000, davon brin gen wir an Markttagen dreissig oder vierzig Stück nach Abong Mbang, wo wir sie lebendig verkaufen.» Durch das Noch geschwächt, aber am Leben Halten von Hühnern ist es den Baka Ein Notfall-Kaiserschnitt rettete das überhaupt möglich, Geld zu verdienen. Leben von Rosine, nicht aber das ihres «Vorher hatten wir kein Geld, wir haben Kindes. «Dass Rosine noch lebt und uns einfach von den Pflanzen und Tie sich um unsere dreijährige Tocher ren ernährt, welche wir im Wald gefun Mbangono kümmern den haben.» Die Hühner kann, ist für mich das «Dass Rosine noch sind aber nicht in erster grösste Geschenk», sagt lebt, ist das grösste Linie zum Essen da: Jean-Marie. Tränen stei Geschenk für mich.» «Mit dem Verkauf der gen ihm in die Augen, Hühner finanzieren wir als er den Arm um seine Frau legt, die den Laden und unsere Gemeinschaftsimmer noch schwach ist und sich nur Krankenkasse – haben wir mal ein paar mit Mühe auf den Beinen halten kann. Hühner übrig, essen wir sie zusammen.» Aber als ob sie zeigen möchte, wie ge sund sie ist, wischt sie den Boden vor Baka reden auch politisch mit ihrer Hütte, muss sich dabei aber müh FAIRMED engagiert sich seit sieben sam auf einen Stock stützen, um nicht Jahren für die Baka-Pygmäen in Miss hinzufallen. umé und weiteren im Regenwald ver streuten Dörfern. «Unsere kameruni Dank Hühnerhof wird die Kranken- schen Mitarbeiter besuchen die Baka kasse möglich regelmässig und versorgen sie falls Jean-Marie schickt sich an, uns den nötig mit Medikamenten und einfa Hühnerhof zu zeigen. Während er uns chen medizinischen Behandlungen. zum Hühnerstall führt, hüpft seine Bei schwerwiegenderen Problemen Tochter Mbangono übermütig um uns fahren sie die Baka, welche über kei herum. Beim Stall wartet bereits Pierre nerlei Fahrzeuge verfügen, ins Spital 6 FAIRSORGT Die Baka-Frau Rosine bereitet das Abenessen zu, ihre 3-jährige Tochter Mbangono schaut ihr dabei zu. DOSSIER 5 nach Abong Mbang. Mitsamt den Hüh nern nehmen die FAIRMED-Mitarbei ter die Baka übrigens jeweils auch gleich auf den Markt mit, den zu errei chen sie zu Fuss keine Chance hät ten.» Das sagt René Stäheli, seit sech zehn Jahren Geschäftsführer von FAIRMED. «Mit der medizinischen Versor gung und dem Bau von Brunnen ist es aber noch nicht getan – es ist uns auch gelungen, die Baka auf anderen Ebe nen zu stärken: Indem wir ihnen zeig ten, wie sie Hühner halten sowie einen Dorfladen und eine eigene Kranken kasse betreiben können, haben wir ih nen die Perspektiven auf ein würdige res und selbstbestimmteres Leben eröffnet. Auch die politische Mitspra che fördert FAIRMED», so Stäheli: «Wir sind stolz, dass die Baka nun in verschiedenen Gremien, in denen sie frü her nicht anerkannt waren, mitreden.» Lokal umsetzen, was Weltorgani sationen fordern Auch wenn sie als indigenes Volk von den übrigen Volksgruppen Afrikas oft ausgeschlossen wurden, haben die Baka unter sich seit jeher einen hoch entwickelten Gemeinschaftssinn, sagt René Stäheli: «Gibt es Streit unter Dorfbewohnern oder ist die Monoga mie – für die Baka das höchste Gut – in Gefahr, beraten sich die Dorfältesten und lösen anschliessend das Problem mit den Betroffenen.» Der Schutz der Gesundheit und Perspektiven für Baka-Pygmäen und Bantu auch darin, ihre Bürger- und Landrechte wahrzunehmen. Dank gut aus FAIRMED unterstützt die Baka und die in die Armut lebenden Bantu im Distrikt gebildetem Gesundheitspersonal sind die Baka und Bantu medizinisch gut versorgt. Abong Mbang in Kamerun seit sieben Jahren darin, ein selbstbestimmtes Leben in Die neue Projektphase läuft von 2014-17, umfasst ein Budget von 801 295 Franken verbesserter Gesundheit zu führen. Motorrad-Ambulanzen stellen die medizinische und erreicht 70 000 Einwohnerinnen und Einwohner des Distrikts Abong Mbang, un Versorgung von Notfällen sicher. Durch den Bau von Brunnen und Toiletten wird die ter ihnen 25 000 Baka-Pygmäen. Ein besonderer Fokus liegt daher auf den 26 Baka- Hygiene verbessert, ausserdem erzielen die Baka und Bantu vermehrt kleine Ein Dörfern im Distrikt Abong Mbang. kommen durch den Verkauf von Hühnern und Gemüse. FAIRMED bestärkt die Baka Elfenbeinküste: Hygiene verbessern Die Baka und Bantu leben ohne Strom: Keine Handys, keine Computerspiele und kein Fernseher stören das ausgedehnte Fussballspiel. indigenen Völker wird – von Weltorga stossen – wir unterstützen sie dabei, nisationen gefordert – über Organisa ihr Recht auf Mitsprache wahrzuneh tionen wie FAIRMED lokal umgesetzt: men und das Recht auf Gleichbehan«Die Baka brauchen un dlung einzufordern, ihre sere Unterstützung drin «Die Baka werden Armut in kleinen Schrit gend: Nicht genug, dass immer mutiger, ihre ten zu bekämpfen und sie unterdrückt werden, Rechte einzufordern.» ihre Gesundheit schritt nun werden sie durch weise zu verbessern. die Holzindustrie auch noch aus ihrem Wir sind sehr stolz, wenn wir sehen, Territorium und ihrer ursprünglichen, was für grosse Fortschritte erreicht nomadisierenden Lebensweise ver wurden.» 10 FAIRSORGT Ein Schwerpunkt der FAIRMEDProgramme in Afrika und Asien ist die Verbesserung der Hygiene. Mittels Sensibilisierungskampagnen zu Themen der Hygiene und dem Bau von Latrinen hilft FAIRMED mit, die Ausbreitung von parasitären Krankheiten wie Bilharziose und Wurmkrankheiten einzudämmen. arbeit mit dem Schweizerischen Tro pen- und Public Health Institute (Swiss TPH) führt FAIRMED ausserdem sta tistische Erhebungen über die demo grafische sowie gesundheitliche Ent wicklung durch. Das Projekt läuft von 2014-2017 und umfasst ein Budget von 188 319 Franken. «In unserem jahrzehntelangen Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrank heiten ist die Verbesserung der hygi enischen Verhältnisse seit langem ein wichtiges Standbein», sagt der FAIR MED-Programmbeauftragte Dieter Imhof, welcher für Afrika verantwort lich ist. Im Bezirk Taabo in der Elfen beinküste führt FAIRMED Sensibilisie rungskampagnen zu Hygienethemen durch und baut Latrinen. «Damit kön nen Krankheiten wie Bilharziose und Flussblindheit eingedämmt werden. FAIRMED leistet einen wichtigen Bei trag zur Umsetzung der MillenniumsEntwicklungsziele, indem wir den Zugang zu sicherem Trinkwasser, sani tären Anlagen und die Sensibilisierung für Themen der Hygiene fördern», so Dieter Imhof weiter. In Zusammen Der Bau von befestigten Toiletten hilft Krankheiten vorzubeugen. FAIRSCHONT 11 Von der Schule ausgeschlossen Mit uns unterwegs ist auch Haresh Cildy Zhalte. Der junge Mann ist einer der sogenannten Block-Koordinato ren des Projekts. Er ist zuständig für einen Block, der zwischen neun und 14 Gesundheitszentren und deren Ein Das Dorf im Distrikt Dhule ist sieben zugsgebiet umfasst. Haresh hat einen Stunden Autofahrt von Mumbai ent Bachelor in Chemie, hat zuvor in einer fernt – keine grosse geographische Zuckerfabrik gearbeitet und lebt mit Distanz und dennoch eine komplett seinen Eltern zusammen. Jemand aus andere Welt. Es ist drückend heiss, als seinem Umfeld hat ihn auf die Stel wir uns zu Fuss dem lenausschreibung als Dorf nähern: Wir gehen «Das Schicksal von Block-Koordinator auf über eine geteerte gemacht, Leprabetroffenen merksam Strasse, gesäumt von bewegt mich sehr.» welche Haresh sehr L andwir tschaf tsland angesprochen hat: Es und vielen Baumwollfeldern, doch im ist ihm ein Anliegen, Menschen zu Dorf selber gibt es nur noch schmale unterstützen, die weniger privilegiert Lehmwege. Die Häuser sind sehr ein sind. Das Schicksal von Leprabetrof fach gebaut, eine Frau mahlt mit einem fenen bewegt ihn. Er hat Schulun Mühlstein von Hand Korn, viele Tiere gen von FAIRMED und der indischen spazieren herum – Kühe, Ziegen, Partnerorganisation ALERT absolviert. Hühner, Hunde und kleine borstige Als Block-Koordinator stellt er sicher, Schweinchen. Neugierige Blicke fol dass die Institutionen des staatlichen gen uns, schnell sind wir umringt von Basisgesundheitssystems dem Thema der Dorfbevölkerung. Ein einfaches Lepra Beachtung schenken und Lepra Bett mit Flechtwerk, wie es typisch ist betroffene durch das Gesundheitssys hier, wird gebracht, damit wir uns dar tem angemessen versorgt werden. Zu auf setzen können. seinem Job gehört auch Sensibilisie Ein indischer Junge wird von der Schule ausgeschlossen, weil er an Lepra erkrankt ist – ein FAIRMEDMitarbeiter hilft ihm dabei, sich wieder zu integrieren. 12 FAIRSCHONT rungsarbeit auf Stufe des Gesundheits systems und in den Gemeinschaften. So ist er an einem normalen Arbeits tag von morgens bis zwei Uhr nachmit tags mit seinem Motorrad unterwegs, um die Menschen in den Dörfern zu treffen und sich um die Schwierigkei ten Leprabetroffener zu kümmern. Von der Schule ausgeschlossen Einer davon ist ein Familienvater in Waradsim. Als wir ihn treffen, sind seine Frau und seine Mutter sowie eines seiner Kinder ebenfalls zuge gen. Er selber sowie drei weitere Per sonen in seiner Familie waren an Lepra erkrankt. Sein Sohn ist seit drei Mona ten in Behandlung, die anderen haben die Behandlung abgeschlossen. Als FAIRMED-Mitarbeiter Haresh kämpft gegen das Stigma, welches Lepra noch immer anhaftet. Noëmi Nadelmann singt am 6. Mai für FAIRMED FAIRMED führt zum zweiten Mal ein Benefizkonzert zum Muttertag durch. Vor dem Konzertteil mit der weltbekannten Sopranistin Noëmi Nadelmann findet eine Infoveranstaltung zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten statt. Waradsim: In diesem kleinen Dorf im indischen Bundesstaat Maharashtra wurde der Junge mit Lepra von der Schule ausgeschlossen. sich in der Schule herumsprach, dass sein Sohn Lepra hat, wollten seine Klas senkameraden nicht mehr mit ihm spie len. Der Junge wurde ausgeschlossen. Obwohl er vorher gerne zur Schule ging und Freude am Lernen hatte, wollte er nicht mehr hingehen und brach die Schule ab. Haresh kam in dieser schwierigen Zeit jede Woche zur Fami lie ins Dorf. Er führte Gespräche mit dem Kind und seiner Familie. Es folg ten Unterhaltungen mit dem Schuldi rektor sowie Aufklärungsarbeit in der Schule, um dem Stigma der Lepra ent gegen zu wirken. 14 FAIRSCHONT Integration geglückt Hareshs Bemühungen haben gefruch tet: Nun geht der Junge wieder zur Schule. Für ihn heisst das, dass sich ihm wieder Perspektiven für die Zukunft eröffnen. Der Vater, der am eigenen Leib und in seiner Familie so deutlich erlebt hat, was es heisst, an Lepra zu erkranken und was die sozialen Folgen sind, engagiert sich nun selber für Lep rabetroffene im Dorf und der umliegen den Umgebung – ein weiterer kleiner Schritt, um dem Stigma der Lepra ent gegen zu wirken. «Es freut mich, mit meinem Engage ment einen Teil zur Gesundheit von benachteiligten Menschen beizutra gen», sagt die bekannte Sopranistin Noëmi Nadelmann zu ihrem kommen den Auftritt am FAIRMED-Benefiz konzert. Gemeinsam mit der preisge krönten Pianistin Eleonora Em wird Nadelmann dem Publikum im Audi torium des Zentrum Paul Klee in Bern einen musikalischen Blumenstrauss mit Arien aus Tosca und Carmen sowie Broadway-Liedern von George Gershwin und Leonard Bernstein prä sentieren. Informationen aus erster Hand Vor dem Konzert wird ein Informations anlass mit Referaten und Diskussionen zum Thema Vernachlässigte Tropen krankheiten mit mehreren Experten aus dem Gebiet stattfinden. «Dieser Anlass bietet so auch eine einmalige Gelegenheit, die Themen von FAIR MED aus nächster Nähe kennen zu ler nen», sagt FAIRMED-Geschäftsführer René Stäheli dazu. Auch im Konzertteil werden die Besucherinnen und Besu cher bildliche Eindrücke aus der tägli chen Arbeit von FAIRMED in Kamerun erhalten. Jetzt Ticket sichern Zum Schluss des Konzerts besteht die Möglichkeit, beim Apéro noch mehr über die Arbeit von FAIRMED zu erfah FAIRNETZT 15 ren und den Abend gemütlich ausklin gen zu lassen. Die Tickets für den Anlass vom 6. Mai 2015 sind für 45 Franken (Kate gorie 2), 60 Franken (Kategorie 1) und 100 Franken (Gönnerticket) erhältlich. Die Einnahmen des Konzerts kom men vollumfänglich dem FAIRMEDGesundheitsprojekt zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankhei ten in Kamerun zugute. ✁ Tickets sind erhältlich unter: www.ticketino.ch Telefon: 0900 441 441 oder am Post- und Bahnschalter Sponsor: Wettbewerb Zu gewinnen gibt es zehn Gratis-Eintritte für unser Benefizkonzert am 6. Mai in Bern. Können Sie unsere drei Schwerpunktthemen benennen? Die Lösung finden Sie auf unserer Homepage und auf Facebook. Schreiben Sie uns Ihre Antwort an [email protected] oder senden Sie diesen Talon per Post an: FAIRMED, Aarbergergasse 29, CH-3000 Bern 7 Die drei Schwerpunktthemen von FAIRMED sind: Name: Adresse: Telefon: Die 88-jährige Rosmarie Hürlimann aus Basel ist eine FAIRMED-Spenderin der ersten Stunde. Eine Geste purer Dankbarkeit Rosmarie Hürlimann spendet für FAIRMED seit bald 56 Jahren – genauer gesagt seit der Geburtsstunde der Organisation, die damals noch «Leprahilfe Emmaus Schweiz» hiess. Die lebhafte 88-Jährige ist verwitwet, Mutter von vier Töchtern und Grossmutter von drei Enkeln. Wir besuchen sie an einem frostigen Februar-Nachmittag zuhause in ihrer Wohnung in Basel. Zu dampfendem Schwarztee erzählt sie uns, warum sie FAIRMEDSpenderin geworden und geblieben ist, für welche weiteren Organisa tionen sie sich engagiert und wie sich ihr Blick als Spenderin mit den Jahrzehnten gewandelt hat. FAIRMED vor Ort: Wie sind Sie zur FAIRMED-Spenderin geworden? Rosmarie Hürlimann: Ich habe die Ar beit von FAIRMED von Anfang an unter stützt. Als 1959 in Bern das «Nationale Komitee für die Aussätzigen» gegründet wurde, war ich in Basler Missionskrei sen aktiv und kam so auf die Leprahilfe. Und dabei sind sie in den letzten 56 Jahren geblieben. E-Mail: FAIRBUNDEN 17 Ja, ich kann ja nicht selber in diese Länder reisen, daher muss ich meine persönliche Hilfe für die Armen in Afrika und Asien an FAIRMED delegie ren. Die Not dieser armen Menschen berührt mich persönlich. Und dass sich FAIRMED für den Zugang zu Gesundheit einsetzt, ist mir wichtig: Gesundheitsthemen waren in meiner Familie immer zentral, mein verstorbe ner Mann war Arzt und eine meiner Töchter ist Augenärztin. Sind Sie zufrieden damit, wie FAIRMED ihr Geld einsetzt? Ich vertraue darauf, dass ein Hilfswerk mein gespendetes Geld zielgerichtet einsetzt. Je grösser ein Hilfswerk ist, desto schwieriger ist es doch, den Überblick zu behalten, deshalb bevor zuge ich kleinere Organisationen. Im Gespräch mit Hilfswerken ist es mir schon passiert, dass eine Postreduk tion nicht möglich war wegen dem Computer, der das Ganze steuert. Ich schätze es sehr, dass ich da von FAIR MED ernst genommen werde. Sie sind ja nicht nur eine FAIRMEDSpenderin, Sie unterstützen noch weitere Organisationen – welche und warum? Mich betrifft nicht nur die Armut rund um den Globus, auch für die Randstän digen in meiner eigenen Stadt möchte ich mich einsetzen. So unterstütze ich neben Hilfswerken wie der Christoffel Blindenmission, Medecins sans Fron tières und FAIRMED auch die lokale Gassenküche, das «Haus Spalen» und «Tischlein deck dich». Was motiviert Sie, Ihre ausgewählten Organisationen über die Jahre hinweg zuverlässig finanziell zu unterstützen? Ich bin ein Kind der Kriegsjahre, musste vieles entbehren und habe selber Man gel gelitten. Für mich ist es heute ein Privileg, wenn ich am Monats- oder Jahresende etwas zum Teilen übrig habe. Dass genug da ist zum Teilen, ist für mich keine Selbstverständlichkeit: Es macht mir grosse Freude und ich gebe das, was übrig bleibt lieber jenen, die es wirklich brauchen, als dass ich mir etwas davon kaufe – Spenden ist für mich eine Geste purer Dankbarkeit. Ihre Generation trägt Organisationen wie FAIRMED seit Jahren. Wie hat sich für Sie die Wahrnehmungder Entwicklungszusammenarbeit über die Jahre verändert? Früher – als der Gedanke der Nächs tenliebe noch breiter verankert war – war der Kontakt zwischen Hilfswerk und Spender näher, obwohl damals vielleicht nur zwei Mal jährlich ein ein facher Rundbrief verschickt wurde. Ich habe früher eher gespendet, weil ich durch die Vereins- und Missionsarbeit einen persönlichen Bezug zu den Hilfs projekten hatte. Heute habe ich in der Fülle der angebotenen Hilfsmöglich keiten irgendwie den Überblick verlo ren: Ich finde es schwieriger, mich für etwas zu entscheiden. Aber ich halte mich an die Hilfswerke meines Ver trauens, spende nur noch einmal pro Jahr und hoffe, dass ich damit weniger administrativen Aufwand generiere. Ja, und ausserdem: Früher ist das Spenden und Werben für Hilfsprojekte eher eine christliche Angelegenheit gewesen. Sie gehen ja auch heute noch gerne in die Kirche… Der wöchentliche Kirchengang ist noch immer eines meiner liebsten Rituale! Aber es ist anders als früher, ich sehe die Religion heute breiter und interes siere mich auch für buddhistische The men – mir spielt es keine Rolle, welcher Religion jemand angehört, mir ist der soziale Aspekt innerhalb der Religion wichtig. Nachdem Sie vier Töchter grossgezogen haben und Ihr Mann gestorben ist, leben Sie nun allein. Ja, und ich fühle mich nicht einsam, zu meinen Töchtern und meinen drei Enkeln habe ich regen Kontakt. Und ich bin unglaublich dankbar, dass ich bis in mein hohes Alter gesund bleiben konnte. Das ist wohl das Tanzen: Ich habe 22 Jahre lang die Volkstanz gruppe von Pro Senectute geleitet. Das ist übrigens keine Trachtengruppe, wie Sie vielleicht denken: Wir tanzen alles, auch internationale Tänze. Ich tanze immer noch – das fördert die Beweglichkeit und das Wohlbefinden. Ausserdem gehe ich einmal pro Woche ins Turnen sowie gerne und oft ins Kino. Es berührt mich, wenn mir die Leute sagen: So wie du möchte ich alt werden können. FAIRBUNDEN 19 e Übernehmen Sie ein t f a h c s n e t a P Slumbulanz ...und ermöglichen Sie unseren mobilen Gesundheitsteams, in vernachlässigten Gebieten Afrikas und Asiens lebensrettende medizinische Versorgung bereitzustellen. • Sichere Geburt für Mutter und Kind • Medizinische Behandlung und Impfung in abgelegenen Dörfern • Rechtzeitige Überführung ins Spital Danke für Ihre Unterstützung! Impressum: Vierteljährliches Magazin von FAIRMED; Redaktion: Saskia van Wijnkoop, René Stäheli; Fotos: Simon Huber, Simon Stähli, Christoph Kühni, Karin Scheidegger, Simon B. Opladen, FAIRMED; Gestaltung: graphicarts, Bern-Liebefeld; Druck: Spühler Druck AG, Rüti ZH. Abonnement in Spenden ab 5.– Franken enthalten. Aarbergergasse 29 CH-3000 Bern 7 Telefon +41 (0)31 311 77 97 Fax +41 (0)31 318 08 41 [email protected] www.fairmed.ch
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