vor Ort - Fairmed

vor Ort
Ausgabe Nr. 209 | März 2015
Kamerun
Eine Gemeinschaft
wird stark Seite 4
Indien
Von der Schule
ausgeschlossen
Bern
Benefizkonzert
zum Muttertag
Seite 12
Seite 15
Miss Schweiz wird
FAIRMED-Botschafterin
Wir heissen Dominique Rinderknecht herzlich willkommen: Die
Miss Schweiz 2013/14 wird sich als
Botschafterin von FAIRMED in Zukunft für unsere Hauptanliegen*
einsetzen.
Im letzten Jahr war sie bereits in unse­
rem Auftrag im tropischen Regenwald
Kameruns unterwegs und hat tatkräf­
tig mitgeholfen. «Das Engagement der
FAIRMED-Mitarbeitenden für die ver­
nachlässigten Baka-Pygmäen hat mich
tief beeindruckt», sagt Dominique Rin­
derknecht. «Gerne trage ich dazu bei,
mit meiner Prominenz die Aufmerk­
samkeit auf diejenigen zu lenken, die
sonst vergessen gingen.» Am meis­
ten hat Dominique Rinderknecht das
nachhaltige Engagement von FAIR­
MED überzeugt: «Ich habe mit eigenen
Augen gesehen, dass nicht einfach nur
Geld in eine Gemeinschaft gesteckt
wird – die Menschen vor Ort werden
befähigt, ihre Probleme selbständig zu
lösen.»
*siehe Wettbewerb Seite 16
Liebe Leserin,
lieber Leser
Können Sie sich
vorstellen, wie es
ist, abgeschnit­
ten von jeg­
licher Ge­
sund­heits­versorgung zusehen zu müs­
sen, wie ein geliebter Mensch unnö­
tig leidet, ohne ihm helfen zu können?
Deshalb unterstützen wir die BakaGemeinschaften im tropischen Regenwald Kameruns dabei, eine eigene
Krankenkasse zu bewirtschaften, aus
der sie die medizinische Behandlung ih­
rer Mitglieder bezahlen können (S. 4).
In der Elfenbeinküste (S. 11) bekämp­
fen wir nicht nur die vernachlässigte
Tropenkrankheit Buruli Ulcer, wir beu­
gen weiteren vernachlässigten Tropen­
krankheiten wie Wurminfektionen vor.
Das Hauptaugenmerk unserer Projekte
liegt in der Stärkung von marginalisier­
ten Gemeinschaften, der Wiederein­
gliederung von Menschen mit Behin­
derungen und der Bekämpfung von
vernachlässigten Tropenkrankheiten –
wie Lepra, für deren Prävention und
Behandlung wir uns seit bald 56 Jah­
ren stark machen. Dass oft nicht nur
die Erkrankung selber, sondern zusätz­
lich noch die soziale Stigmatisierung
schmerzt, lesen Sie in der Geschichte
über den Jungen im indischen Staat
Maharashtra, der in der Schule ausgeschlossen wird – ihn hat unser Mit­
arbeiter Hanesh dabei unterstützt, sich
wieder zu integrieren. Unsere Mitar­
beitenden in Asien und Afrika können
sich für die Ärmsten und Benachteilgtsten nur mit viel Ausdauer und Mut
einsetzen, weil Sie uns unterstützen!
Ihnen – unseren treuen Spenderinnen
und Spendern – widmen wir deshalb
im Jahr 2015 eine eigene Rubrik: Das
Spenderinnen-Porträt (S. 17).
Wir danken Ihnen.
Saskia van Wijnkoop
Kommunikation
EDITORIAL
3
uns zum Dorfladen. Inmitten der einfa­
chen, aus Ästen, Blättern und roter
Erde gebauten Hütten leuchtet der
Holzverschlag des Ladens hell. «Hier
gibt es alles zu kaufen, was es braucht»,
sagt Jean-Marie und zeigt uns die Vor­
räte an Reis, Salz, Petrol, Erdnüssen,
Öl, Spaghetti, geräuchertem Fisch,
Sardinen, Kondensmilch, AntimückenKerzen, Draht, Faden und Zündhölzern.
«Was wir einnehmen mit den Dingen
im Laden, kommt in unsere gemein­
same Krankenkasse – wenn jemand
aus der Dorfgemeinschaft krank wird,
können wir die Behandlung und die
Medikamente davon bezahlen.»
Der Dorfladen in Missumé: Aus dem Erlös
finanzieren die Baka ihre Krankenkasse.
Eine Gemeinschaft
wird stark
Seit 2008 betreibt FAIRMED ein Gesundheitsprojekt für die Baka-Pygmäen
in Kamerun. Nicht nur der Zugang zur Gesundheitsversorgung wird gewährleistet – die Baka sind nun auch Gemüsebauer, Hühnerzüchter und führen
einen eigenen Dorfladen.
Auf der Karte existiert Missumé, das
kleine Dorf der rund 80 Baka-Pyg­
mäen, gar nicht. Fährt man von der ka­
merunischen Hauptstadt Yaoundé
Richtung Osten in die Weiten des
tropischen Regenwalds hinein, stösst
4
FAIRSORGT
man auf zahlreiche kleine Dörfer, in
denen sich die Baka zwangsläufig nie­
derlassen mussten – die zunehmende
Abholzung des Regenwalds hat ihrer
seit Jahrtausenden gepflegten Le­
bensweise als Nomaden ein abruptes
Bei Geburt fast gestorben
Für die Baka, welche im hierarchisch
Ende gesetzt. In Missumé, wo FAIR­ organisierten Staat Kamerun zu den
MED ein Gesundheitsprojekt betreibt, am meisten benachteiligten und unter­
drückten Gemeinschaften gehören, ist
kommen wir am späteren Nachmittag
an. Die ganze Dorfgemeinschaft steht dies ein grosser Schritt: Hatten sie bis­
her weder Geld noch
bereit, um uns mit einem
«Dank
der
Kranken­
Land noch eine Da­
grossen Begrüssungsri­
tual aus Tanz und Sprechkasse können wir seinsberechtigung in
gesang willkommen zu
uns Medikamente Form einer offiziellen
Geburtsurkunde, wa­
heissen.
leisten.»
ren sie von der
Gesundheitsversorgung
vollständig
Reis, Petrol und Kondensmilch
abgeschnitten. «Dass wir nun Geld
«Sa sa e?», ruft die Baka-Frau Helene
in die Runde. «Sa», ruft das ganze Dorf haben, um Medikamente oder einen
wie aus einem Mund. Es ist in Ordnung, Spitalaufenthalt bezahlen zu können,
will das heissen. Jean-Marie Boleka, verbessert unser Leben sehr», sagt
ein 42-jähriger Baka-Mann mit einem Jean-Marie. Seine Frau Rosine Mong­
schalkhaften Lächeln im Gesicht, führt ousse wäre vor zehn Tagen, bei der
FAIRSORGT
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Geburt ihres zweiten Kindes, beinahe
gestorben, erzählt die 30-jährige BakaFrau gleich selber: «Mitten in der
Geburt hörten die Wehen auf, ich fiel
hin und verlor das Bewusstsein. Im
Spital, wohin mich die FAIRMEDMitarbeiter mitten in der Nacht fuhren,
sahen sie, dass das Kind stecken
geblieben war.»
Ndambe, der für den Hühnerhof ver­
antwortlich ist. Er hält den Blick
gesenkt und spricht mit so leiser und
kaum hörbarer Stimme, dass sein
Freund Jean-Marie für uns übersetzt:
«Seit fünf Jahren halten wir Hühner. Im
Moment sind es rund 1000, davon brin­
gen wir an Markttagen dreissig oder
vierzig Stück nach Abong Mbang, wo
wir sie lebendig verkaufen.» Durch das
Noch geschwächt, aber am Leben
Halten von Hühnern ist es den Baka
Ein Notfall-Kaiserschnitt rettete das überhaupt möglich, Geld zu verdienen.
Leben von Rosine, nicht aber das ihres «Vorher hatten wir kein Geld, wir haben
Kindes. «Dass Rosine noch lebt und uns einfach von den Pflanzen und Tie­
sich um unsere dreijährige Tocher ren ernährt, welche wir im Wald gefun­
Mbangono kümmern
den haben.» Die Hühner
kann, ist für mich das «Dass Rosine noch sind aber nicht in erster
grösste Geschenk», sagt lebt, ist das grösste Linie zum Essen da:
Jean-Marie. Tränen stei­ Geschenk für mich.» «Mit dem Verkauf der
gen ihm in die Augen,
Hühner finanzieren wir
als er den Arm um seine Frau legt, die den Laden und unsere Gemeinschaftsimmer noch schwach ist und sich nur Krankenkasse – haben wir mal ein paar
mit Mühe auf den Beinen halten kann. Hühner übrig, essen wir sie zusammen.»
Aber als ob sie zeigen möchte, wie ge­
sund sie ist, wischt sie den Boden vor Baka reden auch politisch mit
ihrer Hütte, muss sich dabei aber müh­ FAIRMED engagiert sich seit sieben
sam auf einen Stock stützen, um nicht Jahren für die Baka-Pygmäen in Miss­
hinzufallen.
umé und weiteren im Regenwald ver­
streuten Dörfern. «Unsere kameruni­
Dank Hühnerhof wird die Kranken- schen Mitarbeiter besuchen die Baka
kasse möglich
regelmässig und versorgen sie falls
Jean-Marie schickt sich an, uns den nötig mit Medikamenten und einfa­
Hühnerhof zu zeigen. Während er uns chen medizinischen Behandlungen.
zum Hühnerstall führt, hüpft seine Bei schwerwiegenderen Problemen
Tochter Mbangono übermütig um uns fahren sie die Baka, welche über kei­
herum. Beim Stall wartet bereits Pierre nerlei Fahrzeuge verfügen, ins Spital
6
FAIRSORGT
Die Baka-Frau Rosine bereitet das Abenessen zu, ihre
3-jährige Tochter Mbangono schaut ihr dabei zu.
DOSSIER
5
nach Abong Mbang. Mitsamt den Hüh­
nern nehmen die FAIRMED-Mitarbei­
ter die Baka übrigens jeweils auch
gleich auf den Markt mit, den zu errei­
chen sie zu Fuss keine Chance hät­
ten.» Das sagt René Stäheli, seit sech­
zehn Jahren Geschäftsführer von FAIRMED. «Mit der medizinischen Versor­
gung und dem Bau von Brunnen ist es
aber noch nicht getan – es ist uns auch
gelungen, die Baka auf anderen Ebe­
nen zu stärken: Indem wir ihnen zeig­
ten, wie sie Hühner halten sowie einen
Dorfladen und eine eigene Kranken­
kasse betreiben können, haben wir ih­
nen die Perspektiven auf ein würdige­
res und selbstbestimmteres Leben
eröffnet. Auch die politische Mitspra­
che fördert FAIRMED», so Stäheli:
«Wir sind stolz, dass die Baka nun in verschiedenen Gremien, in denen sie frü­
her nicht anerkannt waren, mitreden.»
Lokal umsetzen, was Weltorgani­
sa­tionen fordern
Auch wenn sie als indigenes Volk von
den übrigen Volksgruppen Afrikas oft
ausgeschlossen wurden, haben die
Baka unter sich seit jeher einen hoch
entwickelten Gemeinschaftssinn, sagt
René Stäheli: «Gibt es Streit unter
Dorfbewohnern oder ist die Monoga­
mie – für die Baka das höchste Gut – in
Gefahr, beraten sich die Dorfältesten
und lösen anschliessend das Problem
mit den Betroffenen.» Der Schutz der
Gesundheit und Perspektiven für Baka-Pygmäen
und Bantu auch darin, ihre Bürger- und Landrechte wahrzunehmen. Dank gut aus­
FAIRMED unterstützt die Baka und die in die Armut lebenden Bantu im Distrikt
gebildetem Gesundheitspersonal sind die Baka und Bantu medizinisch gut versorgt.
Abong Mbang in Kamerun seit sieben Jahren darin, ein selbstbestimmtes Leben in
Die neue Projektphase läuft von 2014-17, umfasst ein Budget von 801 295 Franken
verbesserter Gesundheit zu führen. Motorrad-Ambulanzen stellen die medizinische
und erreicht 70 000 Einwohnerinnen und Einwohner des Distrikts Abong Mbang, un­
Versorgung von Notfällen sicher. Durch den Bau von Brunnen und Toiletten wird die
ter ihnen 25 000 Baka-Pygmäen. Ein besonderer Fokus liegt daher auf den 26 Baka-
Hygiene verbessert, ausserdem erzielen die Baka und Bantu vermehrt kleine Ein­
Dörfern im Distrikt Abong Mbang.
kommen durch den Verkauf von Hühnern und Gemüse. FAIRMED bestärkt die Baka
Elfenbeinküste:
Hygiene verbessern
Die Baka und Bantu leben ohne Strom: Keine Handys,
keine Computerspiele und kein Fernseher stören das
ausgedehnte Fussballspiel.
indigenen Völker wird – von Weltorga­ stossen – wir unterstützen sie dabei,
nisationen gefordert – über Organisa­ ihr Recht auf Mitsprache wahrzuneh­
tionen wie FAIRMED lokal umgesetzt: men und das Recht auf Gleichbehan«Die Baka brauchen un­
dlung einzufordern, ihre
sere Unterstützung drin­ «Die Baka werden
Armut in kleinen Schrit­
gend: Nicht genug, dass immer mutiger, ihre ten zu bekämpfen und
sie unterdrückt werden, Rechte einzufordern.» ihre Gesundheit schritt­
nun werden sie durch
weise zu verbessern.
die Holzindustrie auch noch aus ihrem Wir sind sehr stolz, wenn wir sehen,
Territorium und ihrer ursprünglichen, was für grosse Fortschritte erreicht
nomadisierenden Lebensweise ver­ wurden.»
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FAIRSORGT
Ein Schwerpunkt der FAIRMEDProgramme in Afrika und Asien ist
die Verbesserung der Hygiene. Mittels Sensibilisierungskampagnen zu
The­men der Hygiene und dem Bau
von Latrinen hilft FAIRMED mit, die
Ausbreitung von parasitären Krankheiten wie Bilharziose und Wurmkrankheiten einzudämmen.
arbeit mit dem Schweizerischen Tro­
pen- und Public Health Institute (Swiss
TPH) führt FAIRMED ausserdem sta­
tistische Erhebungen über die demo­
grafische sowie gesundheitliche Ent­
wicklung durch. Das Projekt läuft von
2014-2017 und umfasst ein Budget
von 188 319 Franken.
«In unserem jahrzehntelangen Kampf
gegen vernachlässigte Tropenkrank­
heiten ist die Verbesserung der hygi­
enischen Verhältnisse seit langem ein
wichtiges Standbein», sagt der FAIR­
MED-Programmbeauftragte Dieter
Im­­­­hof, welcher für Afrika verantwort­
lich ist. Im Bezirk Taabo in der Elfen­
beinküste führt FAIRMED Sensibilisie­
rungskampagnen zu Hygienethemen
durch und baut Latrinen. «Damit kön­
nen Krankheiten wie Bilharziose und
Flussblindheit eingedämmt werden.
FAIRMED leistet einen wichtigen Bei­
trag zur Umsetzung der MillenniumsEntwicklungsziele, indem wir den
Zugang zu sicherem Trinkwasser, sani­
tären Anlagen und die Sensibilisierung
für Themen der Hygiene fördern», so
Dieter Imhof weiter. In Zusammen­
Der Bau von befestigten Toiletten
hilft Krankheiten vorzubeugen.
FAIRSCHONT
11
Von der Schule
ausgeschlossen
Mit uns unterwegs ist auch Haresh
Cildy Zhalte. Der junge Mann ist einer
der sogenannten Block-Koordinato­
ren des Projekts. Er ist zuständig für
einen Block, der zwischen neun und
14 Gesundheitszentren und deren Ein­
Das Dorf im Distrikt Dhule ist sieben zugsgebiet umfasst. Haresh hat einen
Stunden Autofahrt von Mumbai ent­ Bachelor in Chemie, hat zuvor in einer
fernt – keine grosse geographische Zuckerfabrik gearbeitet und lebt mit
Distanz und dennoch eine komplett seinen Eltern zusammen. Jemand aus
andere Welt. Es ist drückend heiss, als seinem Umfeld hat ihn auf die Stel­
wir uns zu Fuss dem
lenausschreibung
als
Dorf nähern: Wir gehen «Das Schicksal von Block-Koordinator auf­
über eine geteerte
gemacht,
Leprabetroffenen merksam
Strasse, gesäumt von bewegt mich sehr.» welche Haresh sehr
L andwir tschaf tsland
angesprochen hat: Es
und vielen Baumwollfeldern, doch im ist ihm ein Anliegen, Menschen zu
Dorf selber gibt es nur noch schmale unterstützen, die weniger privilegiert
Lehmwege. Die Häuser sind sehr ein­ sind. Das Schicksal von Leprabetrof­
fach gebaut, eine Frau mahlt mit einem fenen bewegt ihn. Er hat Schulun­
Mühlstein von Hand Korn, viele Tiere gen von FAIRMED und der indischen
spazieren herum – Kühe, Ziegen, Partnerorganisation ALERT absolviert.
Hühner, Hunde und kleine borstige Als Block-Koordinator stellt er sicher,
Schweinchen. Neugierige Blicke fol­ dass die Institutionen des staatlichen
gen uns, schnell sind wir umringt von Basisgesundheitssystems dem Thema
der Dorfbevölkerung. Ein einfaches Lepra Beachtung schenken und Lepra­
Bett mit Flechtwerk, wie es typisch ist betroffene durch das Gesundheitssys­
hier, wird gebracht, damit wir uns dar­ tem angemessen versorgt werden. Zu
auf setzen können.
seinem Job gehört auch Sensibilisie­
Ein indischer Junge wird von der
Schule ausgeschlossen, weil er an
Lepra erkrankt ist – ein FAIRMEDMitarbeiter hilft ihm dabei, sich
wieder zu integrieren.
12
FAIRSCHONT
rungsarbeit auf Stufe des Gesundheits­
systems und in den Gemeinschaften.
So ist er an einem normalen Arbeits­
tag von morgens bis zwei Uhr nachmit­
tags mit seinem Motorrad unterwegs,
um die Menschen in den Dörfern zu
treffen und sich um die Schwierigkei­
ten Leprabetroffener zu kümmern.
Von der Schule ausgeschlossen
Einer davon ist ein Familienvater in
Waradsim. Als wir ihn treffen, sind
seine Frau und seine Mutter sowie
eines seiner Kinder ebenfalls zuge­
gen. Er selber sowie drei weitere Per­
sonen in seiner Familie waren an Lepra
erkrankt. Sein Sohn ist seit drei Mona­
ten in Behandlung, die anderen haben
die Behandlung abgeschlossen. Als
FAIRMED-Mitarbeiter Haresh kämpft
gegen das Stigma, welches Lepra
noch immer anhaftet.
Noëmi Nadelmann singt
am 6. Mai für FAIRMED
FAIRMED führt zum zweiten Mal ein Benefizkonzert zum Muttertag durch.
Vor dem Konzertteil mit der weltbekannten Sopranistin Noëmi Nadelmann
findet eine Infoveranstaltung zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten
statt.
Waradsim: In diesem kleinen Dorf im indischen
Bundesstaat Maharashtra wurde der Junge mit
Lepra von der Schule ausgeschlossen.
sich in der Schule herumsprach, dass
sein Sohn Lepra hat, wollten seine Klas­
senkameraden nicht mehr mit ihm spie­
len. Der Junge wurde ausgeschlossen.
Obwohl er vorher gerne zur Schule ging
und Freude am Lernen hatte, wollte
er nicht mehr hingehen und brach
die Schule ab. Haresh kam in dieser
schwierigen Zeit jede Woche zur Fami­
lie ins Dorf. Er führte Gespräche mit
dem Kind und seiner Familie. Es folg­
ten Unterhaltungen mit dem Schuldi­
rektor sowie Aufklärungsarbeit in der
Schule, um dem Stigma der Lepra ent­
gegen zu wirken.
14
FAIRSCHONT
Integration geglückt
Hareshs Bemühungen haben gefruch­
tet: Nun geht der Junge wieder zur
Schule. Für ihn heisst das, dass sich ihm
wieder Perspektiven für die Zukunft
eröffnen. Der Vater, der am eigenen
Leib und in seiner Familie so deutlich
erlebt hat, was es heisst, an Lepra zu
erkranken und was die sozialen Folgen
sind, engagiert sich nun selber für Lep­
rabetroffene im Dorf und der umliegen­
den Umgebung – ein weiterer kleiner
Schritt, um dem Stigma der Lepra ent­
gegen zu wirken.
«Es freut mich, mit meinem Engage­
ment einen Teil zur Gesundheit von
benachteiligten Menschen beizutra­
gen», sagt die bekannte Sopranistin
Noëmi Nadelmann zu ihrem kommen­
den Auftritt am FAIRMED-Benefiz­
konzert. Gemeinsam mit der preisge­
krönten Pianistin Eleonora Em wird
Nadelmann dem Publikum im Audi­
torium des Zentrum Paul Klee in Bern
einen musikalischen Blumenstrauss
mit Arien aus Tosca und Carmen
sowie Broadway-Liedern von George
Gershwin und Leonard Bernstein prä­
sentieren.
Informationen aus erster Hand
Vor dem Konzert wird ein Informations­
anlass mit Referaten und Diskussionen
zum Thema Vernachlässigte Tropen­
krankheiten mit mehreren Experten
aus dem Gebiet stattfinden. «Dieser
Anlass bietet so auch eine einmalige
Gelegenheit, die Themen von FAIR­
MED aus nächster Nähe kennen zu ler­
nen», sagt FAIRMED-Geschäftsführer
René Stäheli dazu. Auch im Konzertteil
werden die Besucherinnen und Besu­
cher bildliche Eindrücke aus der tägli­
chen Arbeit von FAIRMED in Kamerun
erhalten.
Jetzt Ticket sichern
Zum Schluss des Konzerts besteht die
Möglichkeit, beim Apéro noch mehr
über die Arbeit von FAIRMED zu erfah­
FAIRNETZT
15
ren und den Abend gemütlich ausklin­
gen zu lassen.
Die Tickets für den Anlass vom
6. Mai 2015 sind für 45 Franken (Kate­
gorie 2), 60 Franken (Kategorie 1) und
100 Franken (Gönnerticket) erhältlich.
Die Einnahmen des Konzerts kom­
men vollumfänglich dem FAIRMEDGesundheitsprojekt zur Bekämpfung
von vernachlässigten Tropenkrankhei­
ten in Ka­­merun zu­gute.
✁
Tickets sind erhältlich unter:
www.ticketino.ch
Telefon: 0900 441 441
oder am Post- und Bahnschalter
Sponsor:
Wettbewerb
Zu gewinnen gibt es zehn Gratis-Eintritte für unser
Benefizkonzert am 6. Mai in Bern. Können Sie unsere drei
Schwerpunktthemen benennen? Die Lösung finden Sie auf
unserer Homepage und auf Facebook.
Schreiben Sie uns Ihre Antwort an [email protected] oder
senden Sie diesen Talon per Post an:
FAIRMED, Aarbergergasse 29, CH-3000 Bern 7
Die drei Schwerpunktthemen von FAIRMED sind:
Name:
Adresse:
Telefon:
Die 88-jährige Rosmarie Hürlimann aus Basel ist eine
FAIRMED-Spenderin der ersten Stunde.
Eine Geste purer
Dankbarkeit
Rosmarie Hürlimann spendet für FAIRMED seit bald 56 Jahren – genauer
gesagt seit der Geburtsstunde der Organisation, die damals noch «Leprahilfe Emmaus Schweiz» hiess. Die lebhafte 88-Jährige ist verwitwet,
Mutter von vier Töchtern und Grossmutter von drei Enkeln. Wir besuchen
sie an einem frostigen Februar-Nachmittag zuhause in ihrer Wohnung in
Basel. Zu dampfendem Schwarztee erzählt sie uns, warum sie FAIRMEDSpenderin geworden und geblieben ist, für welche weiteren Organisa­
tionen sie sich engagiert und wie sich ihr Blick als Spenderin mit den Jahrzehnten gewandelt hat.
FAIRMED vor Ort: Wie sind Sie zur
FAIRMED-Spenderin geworden?
Rosmarie Hürlimann: Ich habe die Ar­
beit von FAIRMED von Anfang an unter­
stützt. Als 1959 in Bern das «Nationale
Komitee für die Aussätzigen» gegründet
wurde, war ich in Basler Missionskrei­
sen aktiv und kam so auf die Leprahilfe.
Und dabei sind sie in den letzten 56
Jahren geblieben.
E-Mail:
FAIRBUNDEN
17
Ja, ich kann ja nicht selber in diese
Länder reisen, daher muss ich meine
persönliche Hilfe für die Armen in
Afrika und Asien an FAIRMED delegie­
ren. Die Not dieser armen Menschen
berührt mich persönlich. Und dass
sich FAIRMED für den Zugang zu
Gesundheit einsetzt, ist mir wichtig:
Gesundheitsthemen waren in meiner
Familie immer zentral, mein verstorbe­
ner Mann war Arzt und eine meiner
Töchter ist Augenärztin.
Sind Sie zufrieden damit, wie FAIRMED ihr Geld einsetzt?
Ich vertraue darauf, dass ein Hilfswerk
mein gespendetes Geld zielgerichtet
einsetzt. Je grösser ein Hilfswerk ist,
desto schwieriger ist es doch, den
Überblick zu behalten, deshalb bevor­
zuge ich kleinere Organisationen. Im
Gespräch mit Hilfswerken ist es mir
schon passiert, dass eine Postreduk­
tion nicht möglich war wegen dem
Computer, der das Ganze steuert. Ich
schätze es sehr, dass ich da von FAIR­
MED ernst genommen werde.
Sie sind ja nicht nur eine FAIRMEDSpenderin, Sie unterstützen noch
weitere Organisationen – welche
und warum?
Mich betrifft nicht nur die Armut rund
um den Globus, auch für die Randstän­
digen in meiner eigenen Stadt möchte
ich mich einsetzen. So unterstütze ich
neben Hilfswerken wie der Christoffel
Blindenmission, Medecins sans Fron­
tières und FAIRMED auch die lokale
Gassenküche, das «Haus Spalen» und
«Tischlein deck dich».
Was motiviert Sie, Ihre ausgewählten Organisationen über die Jahre
hinweg zuverlässig finanziell zu
unterstützen?
Ich bin ein Kind der Kriegsjahre, musste
vieles entbehren und habe selber Man­
gel gelitten. Für mich ist es heute ein
Privileg, wenn ich am Monats- oder
Jahresende etwas zum Teilen übrig
habe. Dass genug da ist zum Teilen, ist
für mich keine Selbstverständlichkeit:
Es macht mir grosse Freude und ich
gebe das, was übrig bleibt lieber
jenen, die es wirklich brauchen, als
dass ich mir etwas davon kaufe –
Spenden ist für mich eine Geste purer
Dankbarkeit.
Ihre Generation trägt Organisationen wie FAIRMED seit Jahren. Wie
hat sich für Sie die Wahrnehmungder Entwicklungszusammenarbeit
über die Jahre verändert?
Früher – als der Gedanke der Nächs­
tenliebe noch breiter verankert war –
war der Kontakt zwischen Hilfswerk
und Spender näher, obwohl damals
vielleicht nur zwei Mal jährlich ein ein­
facher Rundbrief verschickt wurde. Ich
habe früher eher gespendet, weil ich
durch die Vereins- und Missionsarbeit
einen persönlichen Bezug zu den Hilfs­
projekten hatte. Heute habe ich in der
Fülle der angebotenen Hilfsmöglich­
keiten irgendwie den Überblick verlo­
ren: Ich finde es schwieriger, mich für
etwas zu entscheiden. Aber ich halte
mich an die Hilfswerke meines Ver­
trauens, spende nur noch einmal pro
Jahr und hoffe, dass ich damit weniger
administrativen Aufwand generiere.
Ja, und ausserdem: Früher ist das
Spenden und Werben für Hilfsprojekte
eher eine christliche Angelegenheit
gewesen.
Sie gehen ja auch heute noch gerne
in die Kirche…
Der wöchentliche Kirchengang ist noch
immer eines meiner liebsten Rituale!
Aber es ist anders als früher, ich sehe
die Religion heute breiter und interes­
siere mich auch für buddhistische The­
men – mir spielt es keine Rolle, welcher
Religion jemand angehört, mir ist der
soziale Aspekt innerhalb der Religion
wichtig.
Nachdem Sie vier Töchter grossgezogen haben und Ihr Mann gestorben ist, leben Sie nun allein.
Ja, und ich fühle mich nicht einsam, zu
meinen Töchtern und meinen drei
Enkeln habe ich regen Kontakt. Und ich
bin unglaublich dankbar, dass ich bis in
mein hohes Alter gesund bleiben
konnte. Das ist wohl das Tanzen: Ich
habe 22 Jahre lang die Volkstanz­
gruppe von Pro Senectute geleitet.
Das ist übrigens keine Trachtengruppe,
wie Sie vielleicht denken: Wir tanzen
alles, auch internationale Tänze. Ich
tanze immer noch – das fördert die
Beweglichkeit und das Wohlbefinden.
Ausserdem gehe ich einmal pro
Woche ins Turnen sowie gerne und oft
ins Kino. Es berührt mich, wenn mir die
Leute sagen: So wie du möchte ich alt
werden können.
FAIRBUNDEN
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e
Übernehmen Sie ein
t
f
a
h
c
s
n
e
t
a
P
Slumbulanz
...und ermöglichen Sie
unseren mobilen Gesundheitsteams, in vernach­lässig­ten Gebieten Afrikas
und Asiens lebensrettende
medizinische Versorgung
bereitzustellen.
• Sichere Geburt für Mutter und Kind
• Medizinische Behandlung und Impfung
in abgelegenen Dörfern
• Rechtzeitige Überführung ins Spital
Danke für Ihre Unterstützung!
Impressum: Vierteljährliches Magazin von FAIRMED; Redaktion: Saskia van Wijnkoop, René Stäheli; Fotos: Simon Huber, Simon Stähli, Christoph Kühni,
Karin Scheidegger, Simon B. Opladen, FAIRMED; Gestaltung: graphicarts, Bern-Liebefeld; Druck: Spühler Druck AG, Rüti ZH. Abonnement in Spenden ab
5.– Franken enthalten.
Aarbergergasse 29
CH-3000 Bern 7
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