Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt in der Region Ruhr Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels Schulentwicklung unter herausfordernden Bedingungen Auftaktveranstaltung mit den Projektschulen am 20.03.2015 in Essen, Universität Duisburg-Essen 07.04.15 G L I E D E R U N G • Schulen unter herausfordernden Bedingungen – was bedeutet das? • Forschungsbefunde über Schulen unter herausfordernden Bedingungen • Wissen über Schulentwicklung: Welche Gelingensbedingungen sind erfolgsträchDg? • Unser Schulentwicklungskonzept 2 07.04.15 S C H U L E N U N T E R H E R A U S F O R D E R N D E N B E D I N G U N G E N – W A S B E D E U T E T D A S ? 3 07.04.15 D I E M E T R O P O L E R U H R 41,1 36,1 24,7 15,3 10,1 Personen mit Migrationshintergrund unter 18 Jahren SGB II-Empfänger/innen Metropole Ruhr 12,1 15,6 8,2 Arbeitslose Kinderarmut NRW ohne Metropole Ruhr Angaben in % Quelle: Bildungsbericht Ruhr, 2012 4 07.04.15 T H E O R E T I S C H E R H I N T E R G R U N D Bildungsrisiken gibt es in unterschiedlichem Ausmaß im Schulumfeld und in der Schule selbst Sozialräumliche Kontexte (DiLon, 2013) • Geringes kulturelles, soziales und ökonomisches Kapital in Familien, Einkommensarmut, Arbeitslosigkeit • familiäre Probleme, kriDsche Lebensereignisse, GewalVormen • ProblemaDsches soziokulturelles Milieu im Wohnumfeld KomposiIon der SchülerschaL (Baumert et al., 2006) • Niedriges Leistungsniveau, schwache kogniDve Grundfähigkeiten • UngünsDges Lern-‐ und Sozialverhalten, fehlende posiDve Rollenmodelle • Versagenserfahrungen in Bildungskarriere, niedriges Fähigkeitsselbstkonzept, geringe BildungsaspiraDon 5 07.04.15 T H E O R E T I S C H E R H I N T E R G R U N D Kann Schule überhaupt einen Unterschied machen? • Schulen sind als differenzielle Lern-‐/Entwicklungsmilieus zu verstehen, die den Lernenden unterschiedliche Möglichkeiten zur EnValtung ihrer Entwicklungspotenziale bieten (Baumert et al., 2006) • Dabei haben schulische Merkmale in Schulen mit „low social class composiDon“ größere Erklärungskraa für die Leistungsvarianz (Palardy, 2008) Ø Kollegien müssen an Schulen dieser Standorte mehr Zeit und Energie in die pädagogische Arbeit invesDeren, um Benachteiligungen der Schülerschaa zu kompensieren (Muijs et al., 2004) 6 07.04.15 S C H U L T Y P I S I E R U N G anhand von Ergebnisqualität und schulischen Kontextbedingungen Hohe Ergebnisqualität Eher ungünsIge Kontext-‐ bedingungen Schulen haben hohe Belastung, jedoch offenbar Potenziale besonders gut ausgeschöpa; dies gilt es zu sichern Schulen sind bei geringer Belastung erfolgreich, sollten aber eigene Potenziale in der Lernkultur prüfen und NachhalDgkeit sichern Schulen haben hohe Belastung, müssen dringend neue Ansätze und Potenziale entwickeln, brauchen Unterstützung Schulen müssen dringend ihre Potenziale besser ausschöpfen und passendere Ansätze entwickeln, brauchen Unterstützung Eher günsIge Kontext-‐ bedingungen Niedrige Ergebnisqualität 7 07.04.15 Schulexterne Bedingungen Ø Externe Bedingungen und Problemlagen, die nicht von den Schulen zu lösen sind, müssen auf struktureller und regionaler Ebene angegangen werden. Ø Solche aufgrund sorgfältiger empirischer Analyse ermittelten externen Bedingungen a) werden durch das Projekt aufbereitet, thematisiert und an die Systemebene adressiert, b) erfordern jedoch zugleich, dass die Schulen selbst gestärkt werden, mit Unterstützung und neuen Ansätzen ihre eigene Problemlösefähigkeit weiterentwickeln und ihre Potenziale und Ressourcen besser ausschöpfen, um Problemlagen erfolgreicher zu bewältigen. 8 07.04.15 Schulinterne Bedingungen Ø Interne Schwierigkeiten und Problemlagen deuten auf innere Entwicklungsbedarfe und alternative Gestaltungserfordernisse der Schule. Ø Sie können zum Anlass genommen werden, um eigene Gestaltungsspielräume und Ressourcen besser zu nutzen, Kompetenzen und Anstrengungen zu stärken oder Umorganisationen vorzunehmen. Ø Auch hier geht es darum, dass die Schulen mit Unterstützung ihre eigene Problemlösefähigkeit weiterentwickeln, Potenziale entwickeln oder optimaler ausschöpfen, um die Qualität ihrer Organisation oder ihrer pädagogische und erzieherische Arbeit zu verbessern. 9 07.04.15 W I S S E N Ü B E R S C H U L E N T W I C K L U N G : G E L I N G E N S B E D I N G U N G E N U N D E R F O L G S F A K T O R E N 10 07.04.15 E M P I R I S C H E B E F U N D E Erfolgsfaktoren erwartungswidrig guter Schulen in schwieriger Lage • Schulleitungshandeln - KooperaDver FührungssDl, Transparenz, demokraDsche Entscheidungsprozesse, Gründung spezieller Arbeitsgruppen, Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle • Datengestützte Schulentwicklung - EvaluaDonsdaten werden zur Qualitätsentwicklung genutzt • Schulkultur - Wertschätzendes Klima, Zusammenarbeit der Lehrkräae, gemeinsame Visionen, offene KommunikaDon, transparente und hohe Leistungserwartungen, Engagement der Lehrkräae • Lehren und Lernen - Strukturierte Lernprozesse, Feedback, FörderdiagnosDk, Lebensweltbezug, unterrichtsbezogene Fortbildungen • Nutzung externer Unterstützungsstrukturen Quelle: Racherbäumer, et al., 2012; Racherbäumer et al., 2013 11 07.04.15 A R C H I T E K T U R D E R S C H U L E A L S L E R N E N D E O R G A N I S A T I O NBedürfnisse + Ziele, Leitbilder, Standards Überzeugung Innovationsklima + Innovationsbereitschaft Akzeptanz Vision, Ziele + Veränderungsmotivation Qualifikation: Wissenstransfer, Fortbildung, Training Innovationsorientiertes Leitungshandeln Steuerung der Innovation Quelle: Holtappels 2007 Organisations-/ Unterrichts-/ Personalentwicklung Schulkonzept-/ Schulprogrammarbeit Innovationsstrategien und -verfahren Infrastruktur der Innovation Institutionalisierte Teambildungen/ professionelle Lerngemeinschaften Individuelle + kollektive Selbstwirksamkeit Netzwerke + externe Kooperationspartner Externe Beratung/ Unterstützung Aktivierung + Partizipation Schulinterne Evaluation als Selbstevaluation Externe Evaluation Datengesteuerte Schulentwicklung U N S E R S C H U L E N T W I C K L U N G S K O N Z E P T 13 07.04.15 Unser Schulentwicklungskonzept Evidenzbasierte Diagnose: Entwicklungsstand in Qualitätsbereichen NW NW Schuleigene Problemsicht Entwicklungsstand/Problemdefinition NW NW Moderation, Analyse, Impulse Prozesssteuerung + Entwicklungsteams 14 NW Entwicklungsarbeit im Netzwerk Unterstützung durch systematische Verfahren + Strategien Vision/Motivation + Zielformulierung Schulintern Strukturen schaffen NW Umsetzung von SE-Prozessen in der Schule Leadership durch Schulleitung Schulische Entwicklungspläne Aktivierung des Kollegiums 07.04.15 Entwicklungsarbeit auf mehreren Ebenen Grundlegende Idee: Evidenzbasierte Weiterentwicklung von Schulen in SchulNetzwerken mittels passgenauer Schulentwicklungsmaßnahmen (1) Analyse und Diagnose: Ausgangspunkt ist eine sorgfältige empirische Analyse der internen und externen Bedingungen von Schulen. (2) Expertise zur Schulentwicklung: Das Projekt bringt Expertisen zur Entwicklungsarbeit in Kooperation mit QUA-LiS, Kompetenzteams, regionaler Fortbildung u.a. ein. (3) Lernarbeit im Netzwerk: Schulen arbeiten in Netzwerken zusammen und lernen voneinander mit Austausch und Reflexion, Analyse, Entwicklung und Erprobung von Maßnahmen zur Entfaltung von Potenzialen und Problemlösungen mit Unterstützung durch geeignete Schulentwicklungsmodule. (4) Transfer und Entwicklung in der Schule: Die Einzelschule erhält Impulse und entwickelt selbst Ideen und Ansätze, um für ihre organisatorischen und pädagogischen Potenziale für ein geeignetes Schulkonzept zu entfalten. 15 07.04.15 Vielen Dank! 16 07.04.15
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