UmstiegaufLinux

Sanfter Wechsel von Windows XP, 7, 8
Aktuelle Software – auch auf alter Hardware
Daten und Programme von Windows mitnehmen
Mühelos durch den Linux-Alltag
www.ctspecial.de
c Umstieg auf Linux
special
Umstieg auf Linux
HEFT-DVD:
Zum Download siehe Seite 5 oder
www.ct.de/hb1502004
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Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Linux auf dem Desktop ist längst keine Geheimwissenschaft mehr. Installation und Konfiguration sind in wenigen Schritten erledigt, ein einfach zu
bedienender Assistent hilft dabei. Für einen Umstieg auf Linux sprechen
handfeste Gründe.
Sicherheit: Das Linux-System läuft stabil und bietet wenig Angriffsfläche für
Schad-Software. Ein zentraler Update-Manager hält nicht nur das System, sondern auch die installierten Anwendungen aktuell und spielt Fehlerkorrekturen
und Sicherheits-Patches ein. Linux und die meisten Anwendungen sind OpenSource-Software. Das Risiko einer NSA-Backdoor ist damit geringer als bei
jedem proprietären System.
Kostenlose Software: Ein riesiges Software-Angebot steht allein über das
Ubuntu Software-Center bereit, wo sich die Anwendungen mit einem Mausklick installieren lassen (siehe Seite 26). Zwar gibt es nicht alle WindowsProgramme in einer Linux-Version, doch Alternativen sind reichlich vorhanden.
Die besten Linux-Anwendungen für den PC-Alltag haben wir ab Seite 48
zusammengestellt. Und wollen Sie auf ein Windows-Programm partout nicht
verzichten, können Sie es mit Hilfe von Wine auch unter Linux nutzen (siehe
Seite 36).
Individualität statt Einheitsbrei: Linux gibt Ihnen die volle Kontrolle über Ihren
Rechner – anders als bei der zunehmend rigiden Kontrolle der Anwenderinnen und Anwender durch Apple, Microsoft und Co. Welche Anwendungen Sie
nutzen und welche grafische Oberfläche Sie verwenden, bleibt Ihnen überlassen. Jedes Detail können Sie nach Wunsch verändern (siehe Seite 20) –
oder mit dem gut vorkonfigurierten Standard-Desktop einfach loslegen.
Ganz ohne ist so ein Wechsel des Betriebssystems nicht, schließlich müssen
Sie sich mit der neuen Arbeitsumgebung erst vertraut machen. Die Umgewöhnung können wir Ihnen nicht abnehmen, doch wir hoffen, dass die praxisnahen Hinweise in diesem Heft beim sanften Umstieg auf Linux helfen.
Liane M. Dubowy
c’t special Umstieg auf Linux (2015)
Editorial
3
Inhalt
Sanfte Migration Mit ein paar Vorbereitungen gelingt ein sanfter Umstieg
auf Linux, bei dem das alte Windows für
Notfälle erhalten bleibt und alle Daten in das
neue System umziehen.
6
30
Ubuntu installieren Ein Linux-System
ist mit wenigen Handgriffen auf der Platte
eingerichtet – auch parallel zu Windows.
Wir führen Sie Schritt für Schritt durch die
Ubuntu-Installation.
8
Daten und Einstellungen mitnehmen
Natürlich wollen Sie auch unter Linux auf
Ihre Dokumente, Fotos, Musik, Mails und
Bookmarks zugreifen. Mit ein paar Tricks können
Sie sich beim Umzug viel Mühe sparen.
32
Ubuntu im Überblick Der UbuntuDesktop Unity bietet viele Möglichkeiten und eine gute Integration von
Online-Diensten und Web-Anwendungen –
wenn man das möchte.
14
Windows-Programme mitnehmen
Dank Wine laufen die meisten
Windows-Programme auch auf dem
Linux-Desktop. Das funktioniert sogar mit vielen
Spielen.
36
Unity-Desktop verschönern Es ist
gar nicht so schwer, den StandardDesktop von Linux anzupassen. Wir
stellen die passenden Tools, Themes und Icons
vor, die Unity schöner machen.
20
Windows in eine virtuelle Maschine
verlagern Packen Sie Ihr altes Windows
doch einfach in eine virtuelle Maschine!
Damit steht Ihre alte Arbeitsumgebung bei Bedarf
in Sekundenschnelle bereit.
42
Software installieren Die zentrale
Software-Verwaltung installiert
Anwendungen auf Mausklick –
und versorgt sie automatisch mit Updates
und Sicherheits-Patches.
Die besten Linux-Anwendungen
Die wichtigsten Programme für den
PC-Alltag bringt Ubuntu bereits mit.
Was fehlt, lässt sich einfach übers Netz nachinstallieren.
26
4
Inhalt
FAQ Software-Verwaltung Wie füge
ich eine Paketquelle hinzu? Worauf sollte
man achten? Wie kann ich vorher herausfinden, was heruntergeladen wird? Diese SoftwareFAQ gibt die Antworten.
48
c’t special Umstieg auf Linux (2015)
E-Book-Verwaltung mit Calibre
Calibre verwaltet digitale Bücher, konvertiert E-Books ins passende Format und
hilft beim Anpassen der Metadaten. Unser Workshop zeigt den Umgang mit dem populären Tool.
58
Evernote nutzen Den Desktop-Client
des bekannten Notiz-Dienstes gibt es
nicht für Linux, aber Open-Source-Tools
stellen die wichtigsten Funktionen bereit – auf der
Kommandozeile und auf dem Desktop.
64
Hardware einrichten Linux bringt
Treiber für nahezu alle Geräte mit.
Manchmal muss man aber Hand
anlegen, um die maximale Leistung aus der
Hardware herauszukitzeln.
68
Linux auf Dual-Boot-Systemen
entfernen Sie werden mit Linux
einfach nicht warm? Linux und
Windows bringen alle nötigen Werkzeuge mit,
um Ubuntu rückstandsfrei zu entfernen.
72
Die DVD zum Heft
Ubuntu 14.04.2 ist eine moderne Linux-Distribution, die
alle Anwendungen für den PC-Alltag bereits mitbringt.
Der Ubuntu-Desktop bietet eine gute Integration von
Online-Diensten, die sich aber zum Schutz der Privatsphäre
einfach deaktivieren lässt.
Die Heft-DVD bootet wahlweise ein 32- oder 64-bittiges
Live-System, mit dem Sie Ubuntu ausprobieren und auf
der Festplatte installieren können.
Alternativ können Sie das ISO-Image der DVD auch über
www.ct.de/hb1502004 herunterladen.
Enthaltene Anwendungen:
35
• Firefox
Thunderbird
• LibreOffice 4.231
•
Totem
• Videoplayer
Musikverwaltung
Rhythmbox
• Fotoverwaltung Shotwell
•
Zahlreiche weitere Programme lassen sich über das Ubuntu
Software-Center aus dem Internet kostenlos nachinstallieren.
Zum Heft
3 Editorial
c’t special Umstieg auf Linux (2015)
74 Impressum
Inhalt
5
Sanfte Migration
Der Wechsel von Windows zu Linux muss
kein Sprung ins kalte Wasser sein: Ein paar
Vorbereitungen vorab erleichtern den Umstieg,
und ist genug Platz auf der Festplatte, können
Sie das alte Windows für Notfälle konservieren.
Von Liane M. Dubowy
K
ommt zur Installation eines neuen Betriebssystems noch die Umgewöhnung auf eine andere Bedienoberfläche und Anwendungen
hinzu, kostet der Schritt doch manchmal etwas Überwindung. Der Umstieg von Windows auf Linux muss
aber keine Kopfschmerzen bereiten: Das Linux-System
lässt sich parallel zum alten Windows einrichten, sodass beim Rechnerstart ein Bootmenü die beiden installierten Systeme zum Start anbietet. Die friedliche
Koexistenz stellt sicher, dass Sie stets arbeitsfähig bleiben – auch wenn die Umstellung noch nicht komplett
ist. Haben Sie etwa unter Linux noch nicht für jeden
Zweck ein passendes Programm gefunden oder eingerichtet, können Sie zur Not auch nochmal Windows
booten und die anstehende Arbeit dort erledigen. Auch
Schreckmomente bleiben Ihnen erspart, wenn Sie etwa
erst nach der Linux-Installation feststellen, dass auf
dem Windows-Desktop doch noch wichtige Dateien
lagen.
wie die MP3- oder Videosammlung auf eine eigene
Datenpartition. Ist der Platz auf der Festplatte insgesamt knapp, sollten Sie solche Daten ganz auslagern
und besser auf einem NAS im lokalen Netzwerk oder
einer externen Festplatte unterbringen. Weniger sensible Daten können Sie dabei auch in einen CloudSpeicher bei Dropbox, Ubuntu One (siehe Seite. 19)
oder Owncloud verschieben.
Daten, auf die Sie später von beiden Betriebssystemen aus zugreifen wollen, sollten Sie auf einer gesonderten Datenpartition beispielsweise mit NTFS-Dateisystem ablegen. Zwar kann Linux ohne Probleme auf
Windows-Partitionen zugreifen, umgekehrt gilt das aber
nicht. Linux-Partitionen ignoriert Windows einfach.
Haben Sie Windows um seinen Ballast erleichtert,
schadet es nicht, die Windows-Partition zu defragmentieren – das Verkleinern erledigt später der UbuntuInstaller.
Gut vorbereitet
Ausmisten
Damit das alte Windows nicht unnötig Platz auf der
Festplatte einnimmt, sollten Sie es ordentlich verschlanken und einmotten. Deinstallieren Sie dazu alle
Programme, die Sie nicht länger brauchen und behalten Sie nur die, auf die Sie im Notfall noch zurückgreifen wollen. Verfrachten Sie insbesondere Platzfresser
6
Sanft umsteigen
Eine regelmäßige Sicherung aller Daten ist sowieso
Pflicht, bei einer Neuinstallation gilt das ganz besonders. Das Backup sollte dann auf einem externen Datenträger liegen, falls beim Aufteilen der Festplatte
etwas schiefgeht. Denken Sie dabei auch an Dateien,
die Anwendungen in eigenen Verzeichnissen speichern. Eine Sicherung legen Sie oft am einfachsten
c’t special Umstieg auf Linux (2015)
Das Ubuntu-System können
Sie ohne Installation im
Live-Betrieb ausprobieren.
Alle Links zum Artikel
www.ct.de/hb1502006
c’t special Umstieg auf Linux (2015)
direkt mit dem betreffenden Programm an. OpenSource-Programme wie LibreOffice, Mozilla Firefox und
Thunderbird gibt es sowohl für Linux als auch für Windows. Steigen Sie bei plattformübergreifend verfügbaren Anwendungen am besten schon unter Windows
um, dann werden Sie sich unter Linux schneller zuhause fühlen. In einigen Fällen erleichtert das auch
den Wechsel zu Linux, wenn Sie den Export in ein passendes Format noch unter Windows erledigen. Die so
exportierten Daten lassen sich später leichter übernehmen. Wie Sie dabei vorgehen und worauf Sie bei
der Datenübernahme achten sollten, beschreibt der
Artikel ab Seite 32.
Machen Sie auf Software-Seite eine Bestandsaufnahme, um herauszufinden, für welche Programme es
noch gilt, Ersatz zu finden. Wollen Sie mit Ihrem Rechner nur surfen, mailen, Musik und Videos abspielen
und chatten, sind Sie nach der Installation von Ubuntu
bereits voll ausgerüstet. Viele weitere Programme lassen sich nachinstallieren, einige Empfehlungen gibt
der Artikel ab Seite 48.
Fehlt adäquater Ersatz für ein Windows-Programm
oder müssen Sie es aus anderen Gründen zwingend
verwenden, können Sie versuchen, die Anwendung
mit Hilfe des Windows-Emulators Wine unter Linux zu
nutzen. Wie Sie dabei vorgehen, lesen Sie ab Seite 36.
In der AppDB auf der Website des Wine-Projekts können Sie vorab prüfen, ob und wie gut das für ein bestimmtes Programm funktioniert. Vielleicht findet sich
ja auch ein passender Webdienst mit denselben Funktionen, der sich auf beiden Plattformen im Browser
nutzen lässt. Alternativ können Sie für unentbehrliche
Windows-Programme auch eine virtuelle Maschine
mit Windows unter Linux aufsetzen und diese darin
installieren (siehe Seite 42).
Gefahrlos ausprobieren
Schnuppern Sie zuallererst einmal unverbindlich in Linux
hinein: Als Live-System können Sie Ubuntu ohne Installation ausprobieren und dabei auch gleich die Kompatibilität Ihrer Hardware prüfen. Legen Sie dazu die HeftDVD ins Laufwerk und starten Sie Ihren Rechner neu. Um
diesmal nicht von der Festplatte, sondern der eingelegten DVD zu booten, rufen Sie beim Start des Rechners
ein Boot-Menü auf, indem Sie je nach BIOS F8, F10, F11
oder F12 drücken. Achten Sie auf die Hinweise am Bildschirm. Wählen Sie hier das DVD-Laufwerk mit der HeftDVD und starten Sie Ubuntu. Im ersten Ubuntu-Dialog
wechseln Sie zur deutschen Sprache und wählen mit
den Pfeiltasten einen der beiden Einträge zum Ausprobieren ohne Installation (wahlweise 32- oder 64-Bit), um
das Live-System zu starten. Es bringt bereits eine runde
Software-Auswahl mit, die Sie ohne Installation testen
können. Änderungen am System gehen allerdings beim
Herunterfahren verloren. Bei Gefallen hilft ein grafischer
Installationsassistent dabei, Ubuntu in wenigen Schritten auf der Festplatte einzurichten (siehe Seite 36).
Übrigens: Macht eine Hardware-Komponente im LiveSystem Probleme, ist das noch nicht das Ende der Fahnenstange. Oft sorgt das Nachrüsten von Treibern oder
Firmware im installierten System für Abhilfe (siehe
Seite 68). Wikis und Foren (siehe c’t-Link) bieten weitere
Unterstützung, für viele Probleme haben findige Anwenderinnen und Anwender bereits eine Lösung gefunden,
die sie dort mit anderen teilen.
(lmd) c
Sanft umsteigen
7
Ubuntu
installieren
Die Installation von Ubuntu ist unkompliziert und
in wenigen Schritten erledigt. Installieren Sie das
Linux-System parallel zu Windows XP, dann bleibt
das alte Windows in friedlicher Koexistenz für
Notfälle erhalten.
Von Liane M. Dubowy
B
evor Sie loslegen, sollten Sie sich Zeit für ein
paar Vorbereitungen nehmen. Die Installation
von Ubuntu ist zwar keine große Sache, unfehlbar ist sie aber nicht. Sichern Sie zunächst
Ihre Daten auf einer externen Festplatte oder einem
Netzwerkspeicher (NAS) – beim Partitionieren der Festplatte kann durchaus mal etwas schiefgehen. Vergessen Sie dabei nicht Dateien, die auf dem WindowsDesktop liegen oder in den Anwendungsdaten
verborgen sind. Letztere lassen sich unter Umständen
auch in Formate exportieren, die den späteren Import
erleichtern. Die Firefox-Lesezeichen können Sie beispielsweise über die Lesezeichenverwaltung als JsonDatei ex- und später einfach wieder importieren.
Alternativ lassen sie sich per Firefox-Sync auf den
Mozilla-Servern sichern. Notieren Sie sich dann ihre
Firefox-Sync-Account-Daten und den Wiederherstellungsschlüssel. Wie Sie Ihre Daten am besten importieren, beschreibt der Artikel ab Seite 32.
Ist genügend Platz auf der Festplatte frei, können
Sie Ubuntu auf einer eigenen Partition parallel zu
Windows XP installieren. Falls sich dann beim Import
der Daten herausstellt, dass Sie noch etwas vergessen haben, ist das nicht weiter tragisch, da Sie weiterhin Zugriff auf die alten Anwendungen und Daten
haben. Das Verkleinern der Windows-Partition und
das Anlegen neuer Partitionen für das Linux-System
können Sie dem Ubuntu-Installationsassistenten
überlassen. Mindestens acht GByte sollten Sie für
8
Ubuntu-Installation
Ubuntu einplanen; wollen Sie noch weitere Anwendungen installieren und Daten speichern, darf es
gern einiges mehr sein. Künftig wählen Sie dann im
Bootmanager beim Start des Computers aus, welches der beiden installierten Systeme Sie booten
wollen.
Installation via USB-Stick
Möchten Sie Ubuntu auf einem Note- oder Netbook
ohne DVD-Laufwerk installieren, brauchen Sie entweder ein externes Laufwerk oder müssen vor der Installation das Ubuntu-Image von der Heft-DVD auf einen
USB-Stick transferieren. Unter Windows eignet sich
dafür das kleine Tool Win32DiskImager, das Sie im Verzeichnis „software“ auf der Heft-DVD finden. Entpacken
Sie das Zip-Archiv auf der Festplatte. Eine Installation
ist nicht nötig, Sie starten das Tool per Doppelklick auf
die Datei Win32DiskImager.exe.
Die ISO-Images von Ubuntu 14.04.2 für 32- und 64Bit-x86-Systeme finden Sie im Ordner „ubuntu“ der
Heft-DVD. Ältere Note- und Netbooks verfügen oft nur
über ein oder zwei GByte Arbeitsspeicher, ein 64-BitSystem brauchen sie daher nicht. Auch unterstützen
einige der darin verbauten Prozessoren, beispielsweise der Atom N270 der ersten Netbook-Generation,
keine 64-Bit-Systeme. Bei mehr als zwei GByte
Arbeitsspeicher sollten Sie sich allerdings für das
64-Bit-System entscheiden.
Boot-Probleme
auf alter
Hardware
Wenn Ubuntu auf Ihrer
Hardware nicht bootet
und diese acht Jahre oder
älter ist, liegt das
vermutlich an fehlender
PAE-Unterstützung. Für
diesen Fall finden Sie eine
passende Ubuntu-Version
zum Download unter
www.ct.de/hb1502008
c’t special Umstieg auf Linux (2015)