LANDESKRANKENHAUS FELDKIRCH OÄ FEBU Dr. Saskia Pfefferkorn FÄ Dr. Kerstin Rautenberg

LANDESKRANKENHAUS FELDKIRCH
Universitäres Lehrkrankenhaus
Abteilung für Urologie
Prim. Univ. Doz. Dr. A. Hobisch
OÄ FEBU Dr. Saskia Pfefferkorn
FÄ Dr. Kerstin Rautenberg
Notfälle im Urologischen Dienst
Inhalt:
Allgemeines
2
Entzündungen
5
Koliken der Harnwege
11
Harnverhaltung und Anurie
14
Das akute Skrotum
18
Hämaturie/Blasentamponade
24
Traumen
27
Paraphimose
36
Priapismus
27
Anhang
39
Therapieempfehlungen für die Antibiotikagabe in der Urologie
45
TA – Ausbildungsplan
46
Ausbildungsziele
47
Urologische Notfälle – Skriptum für Turnusärzte, OÄ FEBU Dr. Pfefferkorn, FÄ Dr. Rautenberg - Mai 2009, Version 1.0
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Notfälle im Urologischen Dienst
Allgemeines:
Die Erstversorgung eines Notfallpatienten in der Urologie erfolgt in der Dienstzeit primär
durch den diensthabenden Turnusarzt.
Dies sollte nach den Richtlinien ärztlichen Handelns, dem Stand des urologischen Wissen
und praktischen Könnens in eigener Verantwortung erfolgen. Jeder Turnusarzt sollte sich
aus diesem Grunde in ausreichendem Maße auf den urologischen Dienst vorbereiten.
Die urologische Abteilung bietet daher jedem Turnusarzt die Möglichkeit sein Wissen und
Können diesbezüglich zu erweitern (z.B.: Hospitation in der urologischen Ambulanz:
Erheben gezielter urologischer Anamnesen, Erlernen von Harnuntersuchungen,
Katheteranlagen, urologische Sonographie und Röntgendiagnostik). Gerne beantworten
wir offen stehende Fragen. Urologische Fortbildungsveranstaltungen finden im Laufe des
Jahres regelmäßig statt (Auskunft gibt gerne unser urologisches Sekretariat.)
Die vorliegende Zusammenstellung soll einen Überblick über die möglichen urologischen
Notfälle geben. Sie ersetzt jedoch nicht das nötige Aneignen des
urologischen
Grundwissens. Selbstverständlich setzten wir die Grundlagen der allgemeinärztlichen
Untersuchung voraus.
Es gilt daher speziell für jeden urologischen Patienten
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Notfälle im Urologischen Dienst
Anamnese:
Allgemeine Anamnese
• Miktion:
o
Schmerzen, Harnstrahl, Makrohämaturie,
Harnportionen, Tages- und
Nachtmiktionsfrequenz, Harn-oder
Stuhlinkontinenz
o
Urolog. Vorerkrankungen oder –
operationen,
o
Bisherige urologische Betreuung
(Vorsorge?)
• Medikation (Cave: Blutverdünnung)
Untersuchung:
Allgemeine Untersuchung (insbesondere: RR, Temp.)
• Inspektion/Palpation:
o
Abdomen, Hoden, Penis,
o
Rektal (jeder Mann ab 45 Jahre oder bei
spezifischen Beschwerden)
Urinuntersuchung: Auf eine optimale Gewinnung der Urinproben achten
•
Bewertung des Harnstix: ist er pathologisch dann gilt:
o Beim Mann: Urikult
o Bei der Frau: Katheterharn, gegebenenf. Urikult
o HCG-Schnelltest bei jungen Frauen
CAVE: Kein Katheterismus beim Mann zur Harngewinnung
Sonographie:
•
•
•
Beurteilung der oberen Harnwege (Niere, Blase)
Restharnbestimmung
Beurteilung der Aorta (Aneurysma!!!)
Dokumentation der Leistungen im Patidok. Erhobene Befunde werden im Falle
einer stationären Aufnahme auf der Fieberkurve eingetragen.
Fallvorstellung in der urologischen Frühbesprechung (oder beim diensthabenden
Urologen).
Jeder Patient muss dem diensthabenden Urologen am nächsten Morgen
übergeben werden.
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Notfälle im Urologischen Dienst
I. Entzündungen:
1. Zystitiden:
unkomplizierter Infekt
Ursachen:
•
•
•
Bakterielle / virale Erreger:
o E. coli 75-85%
o Proteus 10-15%
o Staphylokokken 5-15%
o Proteus (10-15%), Staphylokokken (5-15%)
Ionisierende Strahlung
Chemische Substanzen(Fremdkörper)
Symptomatik:
Dysurie, Pollakisurie, suprapubische Schmerzen,
Makrohämaturie
Diagnostik:
Anamnese:
• Wie häufig? Vorbehandlung? wie lange? womit?
Untersuchung:
Urinuntersuchung:
• Bei patholog. Harnstix, Katheterharn bei Frauen, ggf.
HCG-Schnelltest, Urikult
Sonographie:
• Nieren, Stauung, Konkremente, Abszess, Restharn
Therapie:
siehe Therapieempfehlungen
Prämenopausale, nicht schwangere Frauen:
• Clavamox 2x1g für 5d
Postmenopausale Frauen:
• Clavamox 2x1g für 7d
Beim Mann:
• Ciproxin 2x250g für 7d
Kontrolle in der hausärztlichen Praxis. Bei rezidiv. Infekten Vorstellung bei einem
niedergelassenen Urologen ist zu empfehlen.
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2. Pyelonephritis: unkompliziert
Ursachen:
Bakterielle Erreger, meist aszendierend bei HWI
Keimspektrum: E. coli (75-85%), Proteus (10-15%),
Staphylokokken (5-15%)
Symptomatik:
Allgemein:
• Fieber, Schüttelfrost, ein- bzw. bds. Flankenschmerz
Dysurie, Pollakisurie, suprapubische Schmerzen,
Makrohämaturie
Gastrointestinal:
• Übelkeit, Brechreiz, Durchfall, Appetitlosigkeit
Diagnostik:
Anamnese:
• Wie häufig? Vorbehandlung? wie lange? womit?
Untersuchung:
• Druckschmerz im Nierenlager
Urinuntersuchung:
• Bei patolog. Harnstix, Katheterharn bei Frauen, ggf.
Urikult, Leuco – Zylinder beweisend
Es gibt keine aszendierende Pyelonephritis bei einem
unauff. Harn
Sonographie:
• Nieren, Stauung, Konkremente, Abszess, Restharn,
Urothelschwellung
Labor:
• Entzündungswerte, Nierenretentionswerte, Gerinnung
Blutkulturen:
• Mind. 2x (je aerob / anaerob)
CT Abdomen / Becken:
• Persistierender Temperaturanstieg über 72 h
Therapie:
i. v.-Zugang legen
Antibiose (für 7-14d):
• Clavamox
• Infusionstherapie
• ggf. bei Restharn oder putriden Harn:
DK-Anlage
Siehe Therapieempfehlung!
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3. Urosepsis FA informieren
Übertritt von Bakterien (Toxinen) aus dem Harntrakt in die Blutbahn (Bakteriämie)
Ursachen:
Keimspektrum:
• E. coli (52%), Enterobacteriaceae spp. (22%),
Enterococcus (5%)
Obstruktion der ableitenden Harnwege mit Superinfektion
Organentzündungen:
• z.B. Pyelonephritis, Prostatitis, Epididymitis
Organabszedierungen:
• (z.B. Nierenabszess, Prostataabszess, Hodenabszess)
Nosokomiale Erreger
• Pseudomonas
CAVE: Gefährdet sind vor allem abwehrgeschwächte Patienten (Z.n.
Transplantation) und solche mit Begleiterkrankungen (Diabetes mellitus, HIV,
Hepatitis, Chemotherapie).
Symptomatik:
Je nach Schweregrad, Sepsis, schwere Sepsis, septischer
Schock
I. Stadium der system. Entzündung:
• Fieber, Hypothermie, Tachykardie, Tachypnoe,
Leukozytose/-penie
II. Stadium der akuten Organdysfunktion:
• Hypotonie, Thrombozytopenie, Oligurie, Somnolenz
• Gerinnungsstörung (Fibrinogen, AT III)
• Interleukin
Diagnostik:
Anamnese:
• Begleiterkrankungen, urolog. Beschwerden,
Vorbehandlung
Untersuchung:
• Vollst. urolog. Untersuchung
Urinuntersuchung:
• Urinkultur anlegen
Sonographie:
• Basis der Diagnostik, Restharn, Harnstauung,
Abszedierung der Nieren, der Hoden oder der Prostata
Labor:
• BB, CRP, Th, Bili ges., Crea, HAST, Na, K, Leberwerte, Q,
Fibrinogen, AT III, PTT, Albumin, ASTRUP, Leberwerte, min.
2 Blutkulturen
CT Abdomen / Becken:
• Großzügige Indikation (Rücksprache mit FA)
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Therapie:
i.v. Zugang und DK legen
FA verständigen
1. ggf. intensivmedizinische Betreuung( bei
Katecholaminpflichtigkeit)
2. Volumensubstitution, Bilanzierung
3. Antibiose:
o z.B. Maxipime + Certomycin (siehe
Therapieempfehlungen)
o Beheben der Ursachen (DK, Loop, PCN,
Abszessdrainage, Neph- oder Orchiektomie)
4. BZ-Kontrolle
5. O2 Sättigung, Überwachung
Siehe Therapieempfehlung!
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Notfälle im Urologischen Dienst
4. Fournier´sches Gangrän FA informieren
Ursachen:
•
•
•
•
Endarteriitis mit nachfolgender Thrombose der
subcutanen Blutgefäße.
Bildung ausgedehnter Nekrosen des subcutanen
Gewebes, Gangrän der darüber liegenden Haut der
perinealen, genitalen und perianalen Region.
Keimspektrum:
o Mischinfektion aus aeroben und anaeroben
Erregern (E. coli, Bakteroide, Streptokokken,
Staphylokokken und Clostridien)
Prädisponierende Faktoren:
o Banale Hautläsionen im Genitalbereich
o Mangelnde Hygiene
o Diabetes mellitus
o Alkoholismus
o Chronisch konsumierende Erkrankungen
o Balanitis oder ein Penis CA
Symptomatik:
Charakteristischerweise plötzlicher Beginn,
voll ausgebildetes Krankheitsbild:
• Schmerzhafte Rötung, Ödem, sowie schnell
ausbreitende Nekrose im Bereich des äußeren Genitale
• Binnen weniger Stunden kann es zu voller Ausbildung der
Erkrankung mit ausgedehnten Nekrosen und schweren
Allgemeinsymptomen kommen
Diagnostik:
Anamnese:
• klinisches Erscheinungsbild
Untersuchung:
• Krepitation, entzündliche Veränderungen am gesamten
Unterbauch
Urinuntersuchung:
• Harn, Urikult
• Wenn mgl. Abstrich
Labor:
• BB, CRP, Th, Bili ges., Crea, HAST, Na, K, Leberwerte, Q,
PTT, Albumin, ASTRUP, Leberwerte
Komplikation:
• Septischer Schockzustand mit Organversagen
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Therapie:
•
•
•
Die Behandlung erfordert eine rasche chirurgische
Intervention
Intensivmedizinisches Regime
i. v. Zugang legen
FA verständigen
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II. Koliken der Harnwege:
Ursachen:
Jegliche Abflussstörungen im Bereich des Nierenbeckens und
der Harnleiter wie z.B. Steine, Tumoren aber auch Blutkoagel.
Symptomatik:
Akut auftretender Schmerz:
• Flanke, Mittelbauch oder Unterbauch
Bei tiefsitzenden Harnleitersteinen:
• Imperativem Harndrang und Pollakisurie
• Ausstrahlung der Schmerzen in die Hoden/Labien
Schmerzcharakteristik:
• Stechend bis dumpf, heftig und meist wellenartig
Zusätzlich:
• Brechreiz, häufig Schweißausbruch und Kollapsneigung
Typisch:
o motorische Unruhe beim Kolikpatienten
Diagnostik:
Anamnese:
• typische Symptomatik
CAVE:
Verschleierte Symptomatik bei Schmerzpatienten od. älteren
Patienten - Allergien, Nierenerkrankungen?
•
•
Klinische Untersuchung
Urinuntersuchung:
o zunächst Streifenharnuntersuchung (pH-Wert!)
(Mikro- oder aber auch Makrohämaturie, jedoch
nicht obligat!)
o
CAVE:
Bei jeder auffälligen Streifenuntersuchung:
 Harnsediment
 Frauen: Katheterharn
Ein Kolikpatient mit blandem Streifenharn: benötigt eine weitere
differentialdiagnostische Abklärung.
DD: akutes Abdomen; Lungenembolie; Infarkt; Aortenaneurysma,
Lumbago, Pleuritis, Pneumonie.
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Notfälle im Urologischen Dienst
Sonographie:
Vor Miktion – symmetrischer Jet schließet relevante Obstruktion
aus. Nach der Miktion kann Restharn gemessen werden.
• Stauung
von
Harnleiter,
Nierenbecken
und
Nierenkelchsystem
• Konkremente
• Restharn
Labor:
Akutdiagnostik:
• Kreatinin, Harnstoff, CRP und Blutbild
Röntgenuntersuchung:
Abdomen-leer-Aufnahme, IVP
Stein-CT:
• Bei unklarer Ursache, schlechten
Schallverhältnisse(Rücksprache mit FA)
• ggf. mit nachfolgender KM-Gabe(dann: mit
Ablaufaufnahme)
• Bei Verdacht auf eine Fornixruptur
• Bei erhöhtem Kreatininwert
Therapie:
Eine schnelle und effektive Beseitigung des Schmerzes
steht im Vordergrund:
• i. v. Zugang legen
• Stufenplan:
I.
2 Ampulle Buscopan +1 g Novalgin als
Kurzinfusion i. v.
II.
Tramal/Novalgin/Haldol - Kurzinfusion i. v. TNH
mite (½ Dosierung)
III.
Alodan ½ Ampulle und 1 Ampulle Paspertin als
Kurzinfusion i. v.
CAVE: Besonders bei i. v. Verabreichung von Alodan Kontrolle von RR und
Atmung zunächst Nahrungskarenz (bis Festlegung des weiteren Procederes
durch den FA)
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Notfälle im Urologischen Dienst
Weitere Therapiemaßnahmen:
A) Konservativ:
• Bei geringer Hydronephrose, kleinem Stein,
„Nierengesund“
• Sog. „saufen und laufen“ abwarten eines spontanen
Steinabganges unter Spasmoanalgesie :
o Deflamat 75mg 1-0-1 (bei normwertigen Krea)
o +Pantoloc 40mg 0-0-1
o +Alna ret. 0,4mg 0-0-1
o Flüssigkeitszufuhr ggf. NaCl-Inf.
o Harn sieben
B) Operativ (mgl. in Sedo- oder Allgemeinanästhesie)
1. Loop-Einlage:
o Druckentlastung des Nierenhohlsystems durch
Loop/DJ = innere Schienung =Double J
2. PCN:
o Percutane Nephrostomie, wenn Loop nicht mgl.
3. ESWL:
o ESWL= Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie
4. URS:
o Ureterorenoskopie
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Notfälle im Urologischen Dienst
III. Harnverhaltung und Anurie:
Anurie: Ausscheidung < 100 ml/24h
Oligurie: Ausscheidung unter 400 ml/24h
Urologisch:
•
Postrenal:
o Obstruktion im Bereich der ableitenden Harnwege
(der Harnverhalt als Sonderform ist ebenfalls
postrenal bedingt)
•
Renal:
o Sämtliche Formen der Nephropathien
(entzündlich, toxisch, allergisch)
Praerenal:
o Länger dauernde Blutdrucksenkung ( z.B. im
Schockgeschehen)
o Exsikkose, Hypovolämie,
o Nierengefäßverschlüsse
Nephrologisch:
•
Postrenale Anurie
A) Infravesikale Ursache:
Obstruktiv:
•
•
•
Symptomatik:
Benigne Prostatahyperplasie / Prostatacarcinom
Blasenhalssklerose, Blasentumor, Harnröhrenstriktur
neurogen - Blasenentleerungsstörungen
medikamentös
starke Schmerzen im Unterbauch bei einem schmerzhaften
Harndrang
CAVE: Kann völlig fehlen: bei somnolenten Patienten
•
•
•
•
Blasendesensibilisierung: (gelähmter Patient)
(Diabetes, Demenz, Medikamente, Neurogen)
Tastbarer „Tumor“ im Unterbauch
Bein/Lungenödeme
Übelkeit/Erbrechen
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Notfälle im Urologischen Dienst
Diagnostik:
Anamnese:
• Miktionsverhalten(Harnstrahl, Inkontinenz), Z.n. rez.
Harnverhalten, „Ischiuria paradoxa“
Untersuchung:
• Abdomen, äußeres Genitale, DRU (digital-rektale
Untersuchung)
Urinuntersuchung:
• Sediment, evtl. Urikult
Sonographie:
• Beurteilung der oberen Harnwege Ureterohydronephrose
• Restharnbestimmung
Labor:
• Crea, HST, Na, K, Glu, BB, Q, PTT
Therapie:
CAVE: Kathetereinlage (fraktioniertes Ablassen)
Bilanzierung: ggf. E`lyt – und Flüssigkeitssubstitution bei
Polyurie – bei vorliegender Einflussstauung ist eine Polyurie
zu erwarten, ggf. SPF-Anlage - durch den FA
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Notfälle im Urologischen Dienst
B) Supravesicale Ursache: (vor allem bei Einzelniere):
FA informieren
Ursache:
•
•
•
•
•
Symptomatik:
Harnsteine
Harnleitertumor
Harnleiterstriktur (z.B. narbig nach Entzündungen)
Nierenbeckenabgangsstenose
Ureterkompression von außen (z.B. retroperitoneale
Fibrose, ausgedehnte Tumoren oder Metastasen)
Meist Koliksymptomatik mit ein- oder beidseitigen
Flankenschmerzen
CAVE: Asymptomatischer Verlauf mgl.
Diagnostik:
Anamnese:
• Einzelniere?
Untersuchung:
• Abdomen, äußeres Genitale, DRU
Urinuntersuchung:
• Sediment, evtl. Urinkultur
Sonographie:
• Beurteilung der oberen Harnwege(Aufstau,
Konkremente)
Restharnbestimmung
Labor:
• Crea, HST, Na, K, Glu, BB, Q, PTT
Therapie:
•
•
•
•
i.v. Zugang legen
Harnableitung: Loop ggf. PCN
Bilanzierung
Ursachen abhängige Therapie abgrenzen
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Renale Anurie (Domäne der Nephrologie)
A. Schädigungen des Nierenparenchyms:
Ursache:
Akut und chronisch entzündliche Nephropathien, verschiedene
Formen der Glomerulonephritiden (Therapie:
in erster Linie nephrologische Abklärung)
B. Verschluss der Nierengefäße:
Ein plötzlicher Nierenarterien- oder Nierenvenenverschluss ist im
Prinzip selten, bei der Diff. Diagnose von Flankenschmerzen ist
jedoch immer daran denken.
Ursachen von Gefäßverschlüssen:
• Venös:
o Immunologische Prozesse, Hyperkoagulabilität
des Blutes, raumfordernde Prozesse im
Retroperitoneum
• Arteriell:
o Thromben aus dem linken Vorhof
Diagnostik:
Nierenversagen vor, welches zunächst als Anurie
symptomatisch wird.
• Labor
• Sono
• Doppler- und Duplexsonographie
• Harn: bei Thrombose der Vena renalis: Makrohämaturie
Symptomatik:
•
Schocksymptomatik
o Sonographisch sind die Nieren zunächst bds.
unauffällig, die Harnblase leer
•
Schockbehandlung evtl. ist eine zwischenzeitliche
Dialysebehandlung erforderlich
Klinische Symptomatik und Laborbefunde ähnlich
denen von Steinpatienten
Erste Hinweise ergibt die Farbdopplersonographie der
Nierengefäße bei V.a. Gefäßverschluss, evtl. zusätzliche
CT-Untersuchung.
Verschiedene Therapieansätze:
o Thrombolyse, Thrombektomie, evtl. Bypaß-Op.
Therapie:
•
•
•
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Notfälle im Urologischen Dienst
C. Praerenale Anurie (Domäne der Nephrologie und
internen Medizin
Ursache:
Hypovolämie
• Länger dauernden Blutdrucksenkungen (Schock)
• Die Hypo vermindert die Durchblutung der Niere mit
folgender Abnahme der glomerulären Filtration.
• Die Hypoxie führt zur Schädigung des Nierenparenchyms. Es liegt ein akutes Nierenversagen vor, welches
zunächst als Anurie symptomatisch wird.
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IV. Das akute Skrotum: FA informieren
•
Differentialdiagnosen:
o Hodentorsion (Samenstrangtorsion)
o Hydatidentorsion
o Akute Epididymitis
o Orchitis
o Incarcerierte Hernie
o Hodentumor
o Hodenruptur
A) Hodentorsion (Samenstrangtorsion):
Ursachen:
•
Es handelt sich um eine Verdrehung des Samenstranges,
es kommt zur Unterbrechung der Blutzufuhr
o Häufigkeitsgipfel: Im Säuglingsalter und zwischen
dem 15. und 20. LJ
o Es treten partielle Drehungen (180°) und
komplette Torsionen (> 360°) auf
o Bei der partiellen Torsion kommt es zunächst zu
einer Unterbrechung des venösen Abflusses in der
Dopplersonographie evtl. noch Durchblutung
nachweisbar
Folge: Es kommt zur hämorrhagischen Infarzierung des Hodengewebes.
CAVE: Bei Hodensymptomatik, vor allem beim jungen Patienten, immer
urologischen Fachdienst hinzuziehen!
Wichtig ist eine sehr zügige Diagnostik
(eine Hodentorsion erfordert rasches Handeln, um den Organverlust zu vermeiden).
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Symptomatik:
Akut auftretender, stärkster Schmerz in einem Hoden
(oft wacht der Pat. mit starken Schmerzen aus dem Schlaf auf).
Schmerzausstrahlung:
• Leistengegend und Unterbauch
Zusätzlich:
• Übelkeit und Erbrechen, Schwellung der betroffenen
Scrotalhälfte
Diagnostik: durch den FA
Anamnese:
• Plötzlich einsetzende stärkste Schmerzen, ggf. mit
Kreislaufreaktion, eine Bewegung ist kaum mgl.,
abdominelle Symptomatik
Untersuchung:
• Höher stehender oder quer liegender Hoden,
Schwellung des Skrotums
Scrotalinhalt:
• Starker Druckschmerz; bei noch frischer Torsion lässt sich
der blockierte Anteil des Samenstranges ggf. tasten
Urinuntersuchung:
• Stix, ggf. Sediment
Dopplersonographie: durch den FA (Zeitverlust zu vermeiden)
• Beurteilung Form, Größe, Lage, Struktur der Hoden
Ableitung arterieller und venöser Signale am Hoden +
Samenstrang
• Als Kontrolle dient der gesunde Hoden
Therapie:
Operative Freilegung
• i.v. Zugang legen
• Schmerztherapie nach Stufenschema
• Nahrungskarenz bis zur Festlegung des weiteren
Procedere
• Jeder unklarer Hodenschmerz:
o Skrotale Freilegung durch den FA
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Notfälle im Urologischen Dienst
B) Hydatidentorsion:
Ursachen:
Torquierung von rudimentären Anhängseln des Hodens bzw.
Nebenhodens.
Es handelt sich entwicklungsgeschichtlich um rudimentäre
Reste des Müllerganges. Diese Anhängsel sind manchmal
gestielt und können deshalb torquieren.
Symptomatik:
Der Hoden ist im Vergleich zur Torsion weniger
druckschmerzhaft. Der Samenstrang ist unauffällig. Manchmal
ist die stielgedrehte Hydatide bei dünner Scrotalhaut als blauer
Fleck zu erkennen. Punktum max. des Schmerzes findet sich am
Hodenoberpol.
Diagnostik: durch den FA
- siehe Hodentorsion
Dopplersonographie:
• im Vergleich zur Hodentorsion: gute Durchblutung des
betreffenden Hodens
• Oft reaktive Begleithydrocele
Therapie:
•
•
•
•
Schmerztherapie nach Stufenschema
Nahrungskarenz bis zur Festlegung des weiteren
Procedere
Jeder unklarer Hodenschmerz:
o skrotale Freilegung durch den FA
Bei eindeutiger Diagnose ist eine konservative
Behandlung möglich
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Notfälle im Urologischen Dienst
C) Akute Epididymitis:
Ursachen:
Entstehung vorwiegend kanaliculär, d.h. über den Ductus
(selten auch hämatogen). Die Infektion geht meist von der
Harnröhre oder Blase aus. Bei Kindern können infravesicale
Fehlbildungen mit Obstruktion zugrunde liegen
(z.B. ektatischer Harnleiter)
Bei älteren Patienten können obstruktive
Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung zugrunde
liegen
• Keimspektrum:
o <35-40 Jahre: C. trachomatis, N. gonorrhoeae
o >35-40 Jahre: Enterobacteriaceae
Symptomatik:
•
•
Diagnostik:
Meist langsam beginnende, sich dann aber rasch
steigernde Hodenschmerzen
Im weiteren Verlauf Rötung und Schwellung des
Skrotums (Aufhebung der Fältelung). Dysurische
Beschwerden sind meistens vergesellschaftet, Fieber und
Schüttelfrost mgl.
Anamnese:
• Langsam zunehmende Schmerzen
Untersuchung:
• Rötung und Schwellung des Skrotums
Scrotalinhalt:
• Starker Druckschmerz vor allem des Nebenhodens
DRU:
• mgl. akute schmerzhafte Prostatitis
Urinuntersuchung:
• Stix, ggf. Sediment (U-Kult)
Sonographie:
• Beurteilung Form, Größe, Lage, Struktur der
Hoden(Abszesse?)
• Vergrößerung des Nebenhodens mit Hyperämie
erkennbar
• Ableitung arterieller und venöser Signale am Hoden und
Samenstrang
• Als Kontrolle dient der gesunde Hoden.
• Beurteilung der oberen Harnwege
• Restharnbestimmung!!!
Labor:
• Typisch Leukozytose und CRP-Erhöhung
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Therapie:
•
•
•
•
•
•
i. v. Zugang legen
Schmerztherapie nach Stufenschema
Antibiotika:
o z.B. Ciproxin 250mg 2x1 (siehe
Therapieempfehlungen)
Begleitmaßnahmen:
o Relative Bettruhe, Hodenhochlagerung, Kühlung
Bei Restharn:
o DK-Einlage(ggf. SPF)
Bei Abszedierung:
o Inzision
o Semikastratio
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Notfälle im Urologischen Dienst
V. Hämaturie/Blasentamponade:
Die Hämaturie bezieht sich hierbei auf eine Makrohämaturie
(eine Mikrohämaturie stellt in der Regel keine urologische
Notfallsituation dar und wird in diesem Zusammenhang nicht
erörtert).
A. Schmerzlose Makrohämaturie
Symptomatik:
Anamnestisch:
• Plötzlich auftretende, schmerzlose und meist totale
Makrohämaturie
Bei der totalen Makrohämaturie:
• Blutungsquelle gewöhnlich in der Blase oder in den
oberen Harnwegen
o Initiale oder terminale Makrohämaturie (Blut im
Harn am Beginn und am Ende der Miktion)
Blutungsquelle eher im Blasenhalsbereich oder im
Bereich der hinteren Harnröhre.
Häufige Ursachen:
• Nierentumor; Urothelcarcinom der Harnwege
(Nikotinabusus?); Prostataerkrankungen (BPH mit
Blasenhalsvarizen oder Prostatacarcinom); Konkremente
(Konkremente müssen nicht immer Koliken auslösen);
vorangegangene Traumen (können mehrere Wochen
vorangegangen sein). Nicht selten kommt es unter AKTherapie oder bei angeborenen Gerinnungsstörungen
zum Auftreten einer Makrohämaturie.
• Selten:
o Fistelbildungen (Gefäß-Harnleiter)
Differentialdiagnostisch:
• Rotfärbung des Urins, z.B. durch Ausscheidung von
Nahrungsfarbstoffen (etwa rote Bete) oder auch an eine
Bilirubinurie bei Lebererkrankungen zu denken.
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Notfälle im Urologischen Dienst
B. Schmerzhafte Makrohämaturie:
Ursachen:
•
•
Diagnostik:
Koliken (siehe oben). Traumata
Hämorrhagische Cystitis begleitet von dysurischen
Beschwerden
Anamnese:
• Medikamente, Risikofaktor (Raucher)
Untersuchung:
Urinuntersuchung:
• Harnstix und Sediment sind oft nicht verwertbar
• Anlegen einer Harnkultur sinnvoll
o Frauen: Katheterharn + Urikult
Sonographie:
• Beurteilung der oberen Harnwege (Aufstau, Tumor,
Konkremente), der unteren Harnwege bei voller Blase
Harnblase:
• Tumor, Tamponade, Prostata, Konkremente,
Fremdkörper
Labor:
• Blutbild (zur Identifikation Hb-wirksamer Blutungen)
Gerinnung (vor allem bei antikoagulierten Patienten)
Eine Makrohämaturie sistiert oft spontan, in diesem Fall ist die Akutsituation entschärft
(die weitere Diagnostik als Routinemaßnahme möglich).
Weiterführende Diagnostik:
• I.V.P., Cystoskopie und gegebenenfalls CT mit Ablaufbild
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapie:
i.v. Zugang legen
Bei stärkerer Blutung:
• Blasendauerspülung über transurethralen
Silikonspülkatheter; bei Harnblasentamponade:
o Evakuierung der Tamponade (relativ starrer
Spülkatheter min. 20 Charr/Silikon)
• Stabilisierung der Kreislaufverhältnisse
• Analgesie (Stufenschema)
• Ist die Ausräumung mit Blasenspritze nicht mgl:
o Cystoskopie durch den FA
(ggf. in Narkose: Behandlung der Blutung)
• Beginn einer Antibiose (z. B. Ciproxin)
Bei Hb-wirksamen Blutung Blutgruppenbestimmung Bereitstellung von Konserven
CAVE: Bei Blasentamponaden sind Synkopen durch vasovagale Reflexe möglich.
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Notfälle im Urologischen Dienst
VI. Traumen
Die meisten Verletzungen urologischer Organe (ca. 75%)
werden im Rahmen von Polytraumata beobachtet.
Versorgung durch den FA
A) Nierentrauma FA informieren
Einteilung:
•
Schweregrade (AAST):
Penetrierende und stumpfe Nierentraumen
(Mitteleuropa: 80-90% stumpfe Nierentraumata )
Grad I:
o Nierenkontusion
• Grad II:
o Kleiner Nierenparenchymriß <1cm ohne
Urinextravasation
• Grad III:
o Nierenparenchymriß >1cm ohne
Urinextravasation
• Grad IV:
o Ausgedehnter Nierenparenchymriß bis ins
Hohlsystem oder Nierenstammgefäß-verletzung
• Grad V:
o Nierenzertrümmerung
•
Diagnostik:
Anamnese:
• Gewalteinwirkung auf Rücken, Flanke, unteren Thorax
und oberes Abdomen
CAVE: Rippenserienbrücke, Querfortsatzfraktur
Untersuchung:
• Hämatome
Urinuntersuchung:
• Stix, Sediment:
o Hämaturie
Sonographie:
• Hämatom, frei Flüssigkeit
Dopplersonografie:
• Segmental fehlende Vaskularisation
Labor:
• Nierenretentionswerte, BB, Gerinnung
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CT Abdomen / Becken: mit Spätaufnahme (Trauma-CT)
• großzügige Indikationsstellung – immer bei
Fremdverschulden
Angiographie:
• Nierengefäßbeteiligung, keine KM-Ausscheidung
CAVE: Ähnlich wie bei der Milz gibt es auch bei der Nierenruptur den Sonderfall
der zweizeitigen Ruptur, die Wochen nach dem Primärtrauma auftreten kann.
Therapie:
•
•
•
•
•
•
•
i. v. Zugang legen - FA verständigen
Kreislaufüberwachung ggf. intensivmedizinische
Betreuung
Grad I bis IV:
o Konservative Behandlung mgl.
Strenge Bettruhe, Schmerztherapie, nüchtern lassen,
Antibiose, laufende sonographische Kontrollen
Normalisierung des Harnbefundes:
o Körperliche Schonung für ca. 2 Wochen
Grundsätzlich besteht ein Trend, stumpfe
Nierenverletzungen eher konservativ zu behandeln Bei
Nierenverletzungen unter Mitbeteiligung des
Hohlsystems und KM-Extravasation: Einlage eines
Loops
o Einlage eines Loops
Chirurgische Intervention:
o Grad V
o Hämodynamische Instabilität
o Persistierende, Hb-wirksame Hämaturien
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Notfälle im Urologischen Dienst
B) Harnleiterverletzung: FA informieren
Seltener als Nierentraumen
Bei extremer Hyperextension des Rumpfes nach dorsal kann es
im oberen Harnleiterdrittel zu einer Verletzung kommen (besonders im pyeloureteralen
Übergang). Am ehesten kommt es bei Kindern zu Harnleiterläsionen, besonders nach
Stürzen aus großer Höhe: „Coup contre coup“
Symptomatik:
Harnleiterverletzungen machen sich vorwiegend erst durch ihre
Komplikationen bemerkbar (d.h. Hämaturie nicht obligat,
Zeichen der Urosepsis oder ein ausgeprägtes Urinom mit
gestörten Abflussverhältnissen der betroffenen Niere können
u.U. erste Hinweise sein).
Diagnostik:
Anamnese:
• Unfallhergang
Untersuchung:
• Eine palpable Resistenz kann ein Anhaltspunkt für ein
größeres Urinom sein
Urinuntersuchung:
Sonographie:
• Frei Flüssigkeit im Retroperitoneum
Labor:
• Nierenretentionswerte, BB, Gerinnung
IVP:
• Kann in ca. 90% der Fälle die Diagnose stellen – stumme
Niere, Stauung
Retrograde Ureteropyelographie:
• Komplette Darstellung der Harnleiterläsion – KMExtravasation
Therapie:
Urindrainage (bei inkompletten Harnleiterläsionen:
• Loop, ansonsten PCN
Nach Stabilisierung des AZ wird eine operative Versorgung
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C) Blasenruptur: FA informieren
Häufig durch stumpfes Trauma, vergesellschaftet mit
Beckenfrakturen oft Kombination mit Urethra-Verletzungen.
Eine intraperitonealen Läsion wird durch eine direkte
Kompression der Blase infolge von Gewalteinwirkungen am
Unterbauch mit Druckanstieg in der Harnblase erzeugt, der zur
Zerreißung der mit Peritoneum überzogenen Blasenwand führt
–
Blasendom.
Symptomatisch kommt es zu schmerzhaftem Harndrang, eventuell ist die Miktion
unmöglich. Hämaturie (meist Makro-) ist fast immer
nachweisbar. Ebenfalls werden Unterbauchschmerzen und
peritonitische Zeichen angegeben.
Diagnostik:
Anamnese:
• Unfallhergang
Untersuchung:
• Bild des akuten Abdomen
Urinuntersuchung:
Sonographie:
• Frei Flüssigkeit im Abdomen oder Retroperitoneum
Labor:
• Nierenretentionswerte, BB, Gerinnung
Röntgen:
• Cystogramm (Kontrastmittelextravasation)
Therapie:
•
•
•
•
Alle penetrierenden Blasenverletzungen erfordern eine
operative Freilegung und Vernähung der Läsion, danach
Harnableitung über Katheter oder Cystofix
Intraperitoneale Blasenrupturen:
o Operative Freilegung mit Verschluss der
Blasenwand
Extraperitoneale Läsionen(klein):
o Harnableitung
Konservativ durch Einlage eines Blasenkatheters
Antibiose obligat
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D) Harnröhrenruptur: FA informieren
Einteilung:
•
•
Vordere (infra-diaphragmalen)
Hinteren (supra-diaphragmalen)
•
Verkehrsunfälle, Sturz aus größerer Höhe,
Selbstmanipulation
oft als Begleitverletzung( Beckenfraktur)
Verletzungen der weiblichen Urethra bei stumpfen
Traumata sind sehr selten
Entstehungsmuster:
•
•
Symptomatik:
•
•
•
Diagnostik:
Blut am Meatus urethrae
Schmerzhafte oder unmögliche Miktion
Hämatome:
o perineal/penoskrotal
 Schmetterlingshämatom
Anamnese:
• Unfallhergang
Untersuchung:
• Hämatome, rektal ist die Prostata unter Umstände nicht
zu tasten
Urinuntersuchung:
Sonographie:
• Frei Flüssigkeit, Hämatome
Labor:
• Nierenretentionswerte, BB, Gerinnung
Röntgen:
• Retrograde Urethrocystographie
Bei V.a. eine Verletzung der unteren Harnwege keine primäre
Katheteranlage ohne Röntgen!
• Bei instabilem Pat. - Röntgen akut nicht mgl. einmaliger
vorsichtiger Katheterversuch durch den Urologen, sonst
SPF-Anlage)
Zystoskopie:
• In ausgesuchten Fällen,
HR-Verletzungen sind bei Frauen sehr selten
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapie:
•
•
•
•
•
Generell sehr individuell, nach der jeweiligen
Situation/Verletzung
Beginn einer Antibiose
Meist operative Versorgung im Intervall
Zunächst Ableitung über einen suprapubischer
Blasenkatheter
Inkomplette, kleine Verletzung der infra-diaphragmalen
Urethra:
o konservatives Vorgehen
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E) Penisverletzungen; Penisfraktur:
Ursachen:
•
•
•
Symptomatik:
•
•
•
Diagnostik:
Stauchungstrauma bei erigiertem Glied
Zerreißung der Tunica albuginea, des Corpus
cavernosum
Selten:
o mit Beteiligung des Corpus spongiosum/der
Harnröhre
Knackendes Geräusch
Hämatom
ggf. Makrohämaturie, Harnverhalt
Anamnese:
• Makrohämaturie(Harnröhrenverletzung)
Untersuchung:
• Blickdiagnose
Urinuntersuchung:
• Hämaturie als Hinweis auf begleitende
Labor:
• Nierenretentionswerte, BB, Gerinnung
• Harnröhrenverletzung
Sonographie:
• Restharn
• Schwellkörperdarstellung, Rupturortung
Röntgen:
• Harnröhrendarstellung
Therapie:
•
•
Beginn einer Antibiose
Operative Versorgung
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F) Hodentrauma:
Ursachen:
•
•
Symptomatik:
•
•
•
Diagnostik:
Therapie:
Stumpfe Gewalteinwirkungen; z.B. Kampfsport,
Schlägereien oder auch Verkehrsunfälle
Penetrierende Verletzungen
Schmerzen
Übelkeit/Erbrechen
Hämatome; Unterscheiden zwischen Scrotalhämatomen
und intratestikulären Hämatomen mit starkem
Dehnungsschmerz der Tunica albuginea
Anamnese:
• Unfallhergang
Untersuchung:
• Hodenkonsistenz
Urinuntersuchung:
Sonographie:
• Hodenstruktur, Durchblutung
Labor:
• Nierenretentionswerte, BB, Gerinnung
Konservativ:
• Geringgradige Hodenverletzung, intakte Tunica
albuginea des Hodens, Hodenhochlagerung, Kühlung,
schmerzstillende und abschwellende Medikamente
Operativ:
• V.a. Hodenruptur
• Großes Hämatom
• Unklarer Befund
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Spezialfall:
Verletzungen von Harnröhre bzw. Blase durch Fremdkörper:
Eine spezielle Form der Harnröhren- bzw. Blasenverletzung
entsteht durch die in masturbatorischer Absicht eingeführten
Fremdkörper in die Harnröhre. Der Phantasie der betroffenen
Patienten ist dabei keine Grenze gesetzt (Kugelschreiberminen,
Drähte, Wäscheleinen, Tierfedern u.v.m.).
Therapeutisch:
•
•
•
Entfernung der Fremdkörper erforderlich(unter
Antibiose), ggf. Urethrocystoskopie
Operative Entfernung durch Sectio alta
(Eröffnung der Harnblase über eine Unterbauch- inzision)
Spätkomplikationen:
o Urethrastrikturen
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VII. Paraphimose:
Ursachen:
•
•
Circuläre Einschnürung hinter der Glans penis
Unterbindung des venösen Rückstromes aus der Glans
•
Ödem des inneren Vorhautblattes (so genannter
„Spanischer Kragen“)
Komplikation:
o Gangrän durch die resultierende
Durchblutungsstörung auftreten
Symptomatik:
•
Diagnostik:
Blickdiagnose
Therapie:
•
•
•
•
•
Emla-Salbe auftragen (selten: Peniswurzelblock)
Ausdrücken des Ödems
Repositionsversuch
ggf. longitudinale Incision des Schnürringes an der
Dorsalseite notwendig - durch den FA
ggf. sekundäre Circumcision
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VIII. Priapismus: (FA informieren)
Definition:
Anhaltende, schmerzhafte Erektion ohne sexuelle Stimulation,
die mehr als 2 Stunden persistiert, Glans nicht tumeszent
Man unterscheidet zwei Formen:
• Idiopathische Form (ohne causale Noxe):
• Sekundäre Form des Priapismus
Ursachen des sekundärer Priapismus:
•
•
•
•
Pathophysiologie:
Hämatologische Erkrankungen mit Zunahme der
corpusculären Anteile (Leukämie, Sichelzellanämie)
führen zu Hyperkoagulabilität
Neurologische Erkrankungen (Läsionen des ZNS)
Traumata, Entzündungen (über Defekte des
Gefäßsystems)
Medikamenteninduzierte Formen (Sympatholytica,
Psychopharmaca, Heparin)
Intracavernös injizierte Substanzen im Rahmen der SKAT
(=Schwellkörperautoinjektionstherapie von gefäßaktiven
Substanzen bei Erektiler Dysfunktion - EDF; es werden
Prostaglandine verabreicht)
Zwei Formen:
Low Flow Priapismus = ischämischer Priapismus:
• Es besteht eine venöse Abflussstörung im Bereich der
Corpora cavernosa – es kommt zur Blutstase mit
Ödembildung, Hypoxie und Gewebsazitose –
schmerzhafter, sehr harter Penis. Es kommt zu irreversiblen
Schäden im Bereich der Corpora cavernosa nach länger
als 12 Stunden anhaltendem Priapismus (durch
Fibrosierungsprozesse). Die Folge ist eine EDF.
High Flow Priapismus:
• Es kommt zu einer Hyperarterialisation ohne
Gewebsischämie – typisch ist die pulsatile Erektion. Der
Penis ist weniger hart als beim Low Flow Priapismus,
gleichzeitig bestehen weniger Schmerzen – Schäden
treten erst nach Übergang in einen Stasepriapismus auf.
Ursachenklärung: Suche nach einer AV-Fistel, im kleinen
Becken nach Mikro- oder Makrotraumata
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Notfälle im Urologischen Dienst
Diagnostik:
Anamnese:
• Dauer, Priapismen in der Vergangenheit; Medikamente
(SKAT)
• Alkohol/Drogenmissbrauch
Untersuchung:
• Corpora cavernosa sind erigiert, während Corpus
spongiosum und die Glans penis relativ weich sind;
weiters ist die Glans livide verfärbt
• MRT
• Angiographie bei High Flow Priapismus
• Labor:
o Astrup des aspirierten Blutes
o Rotes Blutbild und diff. Blutbild (Sichelzellanämie
etc.)
Therapie: durch den FA
Low Flow Priapismus
•
•
•
•
Punktion und Aspiration von Staseblut
Spülen mit NaCl
Injektion von Alpha-Sympathikomimetika
z.B. Effortil, Remin
Anlegen eines distalen Shunts „Winter-Shunt“ =
Verbindung zwischen der Glans und den Corpora
cavernosa
bei Fehlschlag
•
Operative Maßnahmen: Anlage eins prox. Shunts, z.B.
„Quackels“: Verbindung schaffen zwischen Corpora
cavernosa und dem Corpus spongiosum
•
High Low Priapismus
• Observieren
• Arteriographie gegebenenfalls mit Embolisation
• Gefäßligatur
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapieempfehlungen:
Akute unkomplizierte Zystitis
Infektionserreger:
•
•
E. coli
Staphylokokken, Klebsiellen, Proteus spp.
Orale Intitialtheraphie:
I. Wahl: Amoxicillin+ Clavulansäure:
• Clavamox 2x1g*
II. Wahl: Fluoechinolon:
• Norfloxacin, Ciproxin 2x250mg*
III. Wahl: Cephalosporin (Gr. 2):
• Zinnat 2x250mg*
* Dosierung bei erwachsenen Patienten, GFR >60ml/min
Therapiedauer:
•
3-7 Tage
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapieempfehlung:
Akute, unkomplizierte Pyelonephritis
Infektionserreger:
•
E. coli, Proteus spp, Klebsiellen und andere
Enterobakterien, Staphylokokken
I.
Wahl: Aminopenicillin (mit
Betalaktamaseinhibitor):
 Clavamox
Wahl: Cephalosporin (Gr. 2 oder 3):
 Zinnat
Wahl: Fluorochinolon:
 Ciproxin, Norfloxacin
Orale Initialtherapie:
II.
III.
Parenterale Initialtherapie:
I.
II.
III.
Therapiedauer:
•
Wahl: Cephalosporin ( Gr. 2 oder 3a):
 Curocef, Rocephin
Wahl: Aminopenicillin ( mit
Betalaktamaseinhibitor):
 Clavamox
Wahl: Fluorochinolon:
 Ciproxin, Tavanic
7-14 Tage
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapieempfehlung:
Akute, komplizierte Pyelonephritis sowie komplizierte
und nosokomiale Harnwegsinfektionen:
i.v. Dosierungsempfehlung bezieht sich auf
ein Patientengewicht von
ca. 70 kg Körpergewicht Infektionserreger:
E. coli, Klebsiellen, Proteus spp., Enterobacter spp., und
anderen Enterobakterien, Pseudomonas spp.,
Enterokokken, Staphylokokken, (Candida)
Orale Initialtherapie:
I.
Wahl: Aminopenicillin (mit
Betalaktamaseinhibitor):
 Clavamox
Wahl: Cephalosporin (Gr. 2 oder 3):
 Zinnat
Wahl: Fluorochinolon:
 Ciproxin, Norfloxacin

II.
III.
Parenterale Initialtherapie:
I.
II.
III.
IV.
Therapiedauer:
•
Wahl: Aminopenicillin (mit
Betalaktamaseinhibitor):
 Clavamox bei nosokomialen HWI
Tazonam
Wahl: Cephalosporin (Gr. 2 oder 3):

Rocephin (2 g) , Fortum (2x2 g)
Wahl: Acylaminopenicillin/
Betalaktamaseinhibitor:

Tazonam (3x4g) , oder
Cephalosporine (Gr. 3b), Maxipime (2x2
g)
Wahl: Carbapenem:

Optinem (3x0.5 g)
3-5 Tage nach Entfiebern
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapieempfehlung:
Urosepsis
Infektionserreger:
E. Coli, Klebsiellen, Proteus spp., Enterobacter spp., und
andere Enterobakterien sowie Pseudomonas spp.,
Enterokokken, Staphylokokken
Parenterale Initialtherapie:
I. Wahl: Cephalosporin (Gr 3a/ b):
 Rocephin (2 g) , Maxipime (2x2 g) , Fortum
(2x2 g)
III. Wahl: Acylaminopenicillin/Betalaktamaseinhibitor:

Tazonam (3x4 g)
IV. Wahl: Carbapenem:

Optinem (3x0.5 g)
Allle 3 Wahlvorschläge ev. in Kombination mit Aminoglykosid
- Certomycin 200mg i.v. -
Cave: Therapieentscheidung aufgrund der bakteriologischen Befunde (Blutund Urinkultur) treffen und überprüfen.
Bei Nachweis von Pseudomonaden* und Enterobacter spp.* evtl. kombinieren
mit Aminoglykosid:
• Certomycin
• Nieren- und Leberfunktion überprüfen
* Tazonam oder Optinem treffen beide Erreger
Therapiedauer:
•
3-5 Tage nach Entfiebern
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapieempfehlung:
Prostatitis / Epididymitis
Infektionserreger:
E. coli, und andere Enterobakterien, Pseudomonaden,
Enterokokken, Staphylokokken, Chlamydien und
Mycoplasmen
Behandlung:
I.
Wahl: Fluorchinolon:
 Ciproxin, Tavanic oder Avelox
Wahl: Cephalosporin (Gr. 2 oder 3a/b):
 Curocef, Rocephin (2g) , Fortum (2x2g)
Maxipime (2x2g)
II.
Bei Chlamydien, Mycoplasmen und Ureaplasmen:
• Doxycyclin, Klacid, Tavanic, Avelox* (1x400 mg),
evtl. Kombination:
o Curocef + Klazid
* Avelox: deckt alle Erreger ab
Therapiedauer:
•
•
2 Wochen bei akuter Infektion
4-6 Wochen bei chronischer Infektion
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Antibiotika in der Schwangerschaft:
Erlaubt (Nach der 14. Schwangerschaftswoche):
Penicillin, Ampicillin*, Amoxicillin*,
• Cephalosporine der Gruppe 2, 3a/b, Gentamycin,
Erythromycin (-ethylsuccinat); Clindamycin,
Metronidazol
•
Keine ausreichende Erfahrung:
•
•
Neuere (orale) Cephalosporine,
Kombinationen mit Beta-Lactamase- Inhibitoren
•
•
•
Fluorchinolone, Tetracycline –Doxycyclin
Trimethoprim im ersten Trimenon
Sulfonamide im letzten Trimenon
Kontraindiziert:
* Amoxicillin: auch im ersten Trimenon unbedenklich
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Notfälle im Urologischen Dienst
Therapieempfehlung für die Behandlung
von Infektionen in der Urologie:
Die Grundlage zur Erstellung der Therapieempfehlungen für urologische
Patienten war das Ergebnis von 315 mikrobiologisch untersuchten Harnen aus
2005, Einsendungen aus der Urologie Feldkirch. In die Entscheidungsfindung floss
vor allem auch die Resistenzsituation unseres Krankenhauses mit ein.
Ausgeschlossen von diesen untersuchten Harnen waren die Harne von
Patienten mit multiplen Erregern: z.B. Dauerkatheterträger.
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Notfälle im Urologischen Dienst
Ausbildungsziel
Sicheres Erlernen urologischer Symptome in der Praxis:
•
•
•
•
•
•
Entzündung
Koliken
Akutes Skrotum
Makrohämaturie
Traumata
Diff. Diagnose
Erlernte Fähigkeiten
1. Durchführen der häufigsten urologischen Tätigkeiten
zum Zwecke der Abklärung oder Therapie:
•
•
•
•
Katheterismus bei Frau und Mann
o Harn, Sediment
o Bei jungen Frauen HCG-Test
Sonografie:
o Niere und Blase
o Aorta
o Cystische Hodenveränderungen
 Hydrocele
 Spermatocele
 Varikocele
Röntgen:
o Indikation zum IVP
o Indikation für ein Stein-CT
o Indikation zum CT
o MRT
Legen von Katheter:
o Transurethral
o Wechsel des SPK
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Notfälle im Urologischen Dienst
2. Grundkenntnisse über
•
•
Labordiagnostik
Urologische Medikation
3. Grundkenntnisse über die häufigsten urologischen
Krankheiten
•
•
•
•
•
•
•
Entzündung
Koliken
Prostatahyperplasie
Akutes Skrotum
Hämaturie
Trauma
Tumor – Therapie und Nachsorge
o Prostata
o Niere
o Blase
4. Grundkenntnisse über die wichtigsten diff. Diagnosen
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