Letzte Zeugen Last Witnesses

Begleitprogramm zur Ausstellung
Letzte Zeugen
Erinnerungen von Häftlingen der
faschistischen Lager
Last Witnesses
Memories of the Fascist Camp Internees
25. Juni bis 29. August 2014
KZ-Gedenkstätte Neuengamme | Hauptausstellung
Jean-Dolidier-Weg 75 | 21039 Hamburg
Brief von Anton Govže (1897–1943) aus dem Lager Chiesanuova in den
Händen seines Sohnes.
Fotografin: Manca Juvan
Zur Ausstellung
Die Ausstellung Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen der faschistischen Lager (Last Witnesses. Memories of
the Fascist Camp Internees) möchte an die Geschehnisse
während der italienischen Besetzung Sloweniens 1942/43
erinnern. In der Ausstellung werden Fotografien, Erinnerungsstücke und Aussagen von slowenischen Überlebenden der
italienischen Konzentrationslager sowie Angehörigen von in
den Lagern Ermordeten präsentiert.
Die Journalistin Saša Petejan, die Fotografin Manca Juvan und
die Historikerin Dr. Urška Strle sind als Autorinnenkollektiv
der Frage nachgegangen, welche Erinnerung von Verfolgung
betroffene Sloweninnen und Slowenen an die Zeit in den
italienischen Konzentrationslagern haben und wie sie diese
an ihre Kinder und Enkel weitergaben. Es gelang ihnen, Menschen zu finden, die selbst die Erfahrung einer Internierung in
sich tragen, oder sie befragten deren Kinder und Enkelkinder,
wie sich diese Erfahrung auf sie übertragen hat. Sie wurden
aufgefordert, einen Gegenstand auszuwählen, der sie mit der
Zeit oder mit der Person verbindet.
Daraus sind Geschichten entstanden, die unter
http://rememberingfascistcamps.blogspot.de/ beschrieben
sind. Die Fotografin Manca Juvan hielt die Momente dieser
Erzählungen fest. In Slowenien, das im Zweiten Weltkrieg zwischen dem Deutschen Reich, Italien und Ungarn dreigeteilt
wurde, stellt dieses Projekt einen seltenen Versuch dar, sich
mit der Erinnerung der Opfer auseinanderzusetzen.
Ort: KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Foyer der Ausstellung „Zeitspuren. Das KZ Neuengamme
1938–1945 und seine Nachgeschichte“ (Hauptausstellung)
Jean-Dolidier-Weg 75 | 21039 Hamburg
Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 9.30–16 Uhr,
Sa., So. und an Feiertagen: 12–19 Uhr.
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Häftlinge aus Slowenien im KZ Neuengamme
Von 1938 bis 1945 waren über 100 000 Menschen aus
ganz Europa im KZ Neuengamme und seinen Außenlagern
inhaftiert – wegen ihres Widerstandes gegen die deutsche
Besatzung ihrer Länder, als Opfer von Vergeltungsmaßnahmen und rassistischer Verfolgung oder weil sie sich gegen
ihre Verschleppung zur Zwangsarbeit auflehnten. Zu ihnen
zählten auch ca. 750 Slowenen und ca. 100 Sloweninnen.
Ihnen wurde Unterstützung der Partisanenbewegung,
Widerstand gegen Aussiedlungen oder allgemein Deutschfeindlichkeit vorgeworfen. Als erste und größte nationale
Gruppe aus Jugoslawien kamen sie ab August 1942 ins KZ
Neuengamme, nicht nur aus der dem Deutschen Reich angegliederten Oberkrain sowie aus der Steiermark und aus
Kärnten, sondern auch aus italienischen Gefängnissen.
Obwohl die Überlebenden im Nachkriegsjugoslawien lange
Zeit keine hohe Wertschätzung erfuhren und sie sich erst
spät in einem Verband organisieren konnten, hielten ehemalige slowenische Häftlinge Kontakt zur Amicale Internationale de Neuengamme und seit den 1980er-Jahren zur
KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Zum Begleitprogramm
Das Begleitprogramm zur Ausstellung Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen der faschistischen Lager greift in
Lesungen, Vorträgen, Führungen sowie einem schulischen
Projekt Aspekte der Ausstellung auf und bettet sie in den historischen Kontext ein: Behandelt werden u. a. die italienische
und deutsche Besatzungspolitik in Slowenien, die Situation
slowenischer Häftlinge in deutschen und italienischen Lagern
während des Zweiten Weltkrieges sowie das Schicksal einzelner Häftlinge.
Das Hamburger Begleitprogramm wird von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Zusammenarbeit mit zahlreichen
weiteren Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern an unterschiedlichen Orten ausgerichtet.
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Das Begleitprogramm
Dienstag | 24. Juni | 19.30 Uhr
Literaturhaus Hamburg | Schwanenwik 38
22087 Hamburg
Lesung und Gespräch mit Boris Pahor
Das heutige Slowenien war von
1915 bis 1917 Schauplatz einer
der verlustreichsten Frontlinien
des Ersten Weltkriegs. 1920 fiel
ein Teil der Region an Italien, in
dem nach der Machtübernahme durch die Faschisten eine
zunehmend brutale „Italienisierung“ (Verbot der slowenischen
Sprache, Verbot kultureller
Organisationen, Entlassung
von Slowenen aus öffentlichen
Ämtern) durchgeführt wurde.
Boris Pahor
1939 wurde der bei Österreich
verbliebene Teil Sloweniens Teil Foto: www.mohorjeva.at
des „Großdeutschen Reiches“.
1941 besetzte Deutschland Jugoslawien und damit begann
die „Germanisierung“ der von Deutschland beherrschten
Teile Sloweniens mit dem Verbot slowenischer Schulen,
„rassischen Musterungen“, Deportationen und Terror.
Boris Pahor, geboren 1913 in Triest, erlebte als Jugendlicher
den Terror des italienischen Faschismus, wurde zur Armee
eingezogen und in Libyen eingesetzt. Nach 1943 schloss er
sich der Befreiungsbewegung an, wurde denunziert und in
das KZ Dachau, von dort nach Natzweiler und Bergen-Belsen
deportiert.
Nach 1945 arbeitete Pahor als Gymnasiallehrer in Triest und hat seit Mitte
der 1950er Jahre zahlreiche Romane
auch autobiographischen Inhalts
veröffentlicht, von denen mehrere
ins Deutsche übersetzt worden sind.
Werk „Nekropolis“
Berliner Taschenbuch-Verlag, Berlin 2001
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Pahor, der 2013 seinen 100. Geburtstag beging, ist mehrfach
als Kandidat für den Literaturnobelpreis genannt worden.
Am 24.6., dem Vorabend der Eröffnung der Ausstellung
Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen der faschistischen Lager in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, wird
Boris Pahor im Hamburger Literaturhaus aus seinen Werken
lesen und mit Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Honorarkonsul
der Republik Slowenien, über das Thema der literarischen
Reflexion von Geschichte sprechen. Frau Rosemarie Linde
wird das Gespräch simultan dolmetschen.
Karten zu 10,-/8,-/6,- € über www.literaturhaus-hamburg.de,
die Buchhandlung Samtleben oder an der Abendkasse.
Mitglieder des Istituto Italiano di Cultura Hamburg zahlen
bei Vorlage des gültigen Mitgliedsausweises an der
Abendkasse 6,- € (Mitglieder werden um Reservierung an
[email protected] gebeten).
Veranstalter: Literaturhaus Hamburg
Mittwoch | 25. Juni | 11.00 Uhr
KZ-Gedenkstätte Neuengamme | Foyer der Ausstellung
„Zeitspuren. Das KZ Neuengamme 1938–1945 und
seine Nachgeschichte“ (Hauptausstellung) |
Jean-Dolidier-Weg 75 | 21039 Hamburg
Ausstellungseröffnung
Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen der
faschistischen Lager
Last Witnesses. Memories of the Fascist Camp
Internees
Eine Ausstellung mit Fotografien, Erinnerungsstücken und
Aussagen von slowenischen Überlebenden der italienischen Konzentrationslager sowie Angehörigen von in den
Lagern Ermordeten, erarbeitet von Saša Petejan, Manca
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Juvan und Dr. Urška Strle im Auftrag des Museums der
Zeitgeschichte, des Forschungszentrums der Slowenischen
Akademie der Wissenschaften und Künste sowie des
Instituts Apis, Slowenien.
Begrüßung
I.E. Marta Kos Marko,
Botschafterin der Republik Slowenien, Berlin
Gianpaolo Ceprini,
Generalkonsul der Republik Italien, Hannover
Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma,
Honorarkonsul der Republik Slowenien, Hamburg
Worte zur Ausstellung
Boris Pahor, Schriftsteller,
Überlebender mehrerer Konzentrationslager
Dr. Detlef Garbe,
Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Führung
Führung der Autorinnen durch die Sonderausstellung
Musikalische Umrahmung
Die Kompositionsklasse der Hochschule für Musik und
Theater Hamburg wird zusammen mit ihrem Leiter Prof. Dr.
Fredrik Schwenk die Eröffnungsveranstaltung mit musikalischen Werkbeiträgen zur Ausstellungsthematik umrahmen.
Eintritt frei
Veranstalter: KZ-Gedenkstätte Neuengamme,
Honorarkonsulat der Republik Slowenien,
Institut für Slavistik, Universität Hamburg,
Zentrum für Slowenisch als Zweit-/Fremdsprache,
Philosophische Fakultät, Universität Ljubljana
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Ausstellung Letzte Zeugen im Museum der Zeitgeschichte, Slowenien
Foto: Museum der Zeitgeschichte, Slowenien
Mittwoch | 25. Juni | 19.00 Uhr
Gewerkschaftshaus - Besenbinderhof 62 | Raum KLUB
(Eingang neben der Büchergilde) | 20097 Hamburg
Susanne Wald (Hamburg)
„Und aus dem Inferno der Toten kehrte ich
lebend zurück“.
Häftlinge aus Italien und Slowenien im
KZ Neuengamme
Slowenien wurde nach dem Überfall
der Wehrmacht auf Jugoslawien im
April 1941 zwischen Deutschem
Reich, Italien und Ungarn aufgeteilt.
Die Folgen für die dortige Bevölkerung waren Zwangsumsiedlung,
Enteignung, Verschleppung zur
Zwangsarbeit und Internierung. Aufgrund des Widerstandes gegen die
deutsche Besatzung kam es ab 1942
zu einer massenhaften Deportation
von Sloweninnen und Slowenen in
deutsche Konzentrationslager. Nach
dem Waffenstillstand Italiens mit den
Alliierten im September 1943 wurden
Miloš Poljanšek im
Dezember 1941
Foto: Archiv der
KZ-Gedenkstätte
Neuengamme
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Mittel- und Norditalien von Deutschland besetzt, infolgedessen formierte sich eine breite Widerstandsbewegung.
Im Zuge von Widerstandsbekämpfung und rassistischer
Verfolgung wurden zwischen 1943 und 1945 aus diesen
Gebieten 38 000 italienische Staatsbürger in deutsche
Konzentrationslager deportiert.
In das KZ Neuengamme und seine Außenlager wurden ab
1942 mehrere hundert slowenische Männer und Frauen
eingeliefert, darunter einige, die zuvor in italienischen
Lagern inhaftiert worden waren, ab 1943 weiterhin 1200
Männer und Frauen aus Italien.
Susanne Wald beleuchtet in ihrem Vortrag die Hintergründe der Verhaftung und die Haftbedingungen der slowenischen und italienischen Gefangenen im KZ Neuengamme.
Susanne Wald, geb. 1963, Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Mitglied des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme. Veröffentlichung zum Thema:
„E tornai vivo dall’inferno dei morti“. Deportati italiani nel
campo di concentramento di Neuengamme [„Aus dem
Inferno der Toten kehrte ich lebend zurück“. Italienische
Deportierte im Konzentrationslager Neuengamme], in: Brunello Mantelli/Nicola Tranfaglia (Hg.), Il libro dei Deportati,
Bd. 3: La galassia concentrazionaria SS 1933–1945, Mailand
2010, S. 422-441.
Eintritt frei
Veranstalter: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Arbeit und
Leben Hamburg
Registrierungskarte, ausgestellt 1945 von der britischen
Militärregierung
Aus: Rinaldo Rinaldi: Là fuori dal filo, nessuno ci sente,
Cisterna di Latina 2002 (Eigenverlag), S. XV.
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Donnerstag | 26. Juni | 10.00 Uhr
KZ-Gedenkstätte Neuengamme | Foyer der Ausstellung
„Zeitspuren. Das KZ Neuengamme 1938–1945 und
seine Nachgeschichte“ (Hauptausstellung) |
Jean-Dolidier-Weg 75 | 21039 Hamburg
Gespräch zur Ausstellung Letzte Zeugen. Erinnerungen
von Häftlingen der faschistischen Lager und Vorstellung des Projekts „Erinnerung“
Die beiden Autorinnen der Ausstellung Letzte Zeugen, Saša
Petejan und Dr. Urška Strle aus Slowenien, führen durch die
Ausstellung und stellen ihr Konzept vor. Ulrike SonntagKroll wird in das die Ausstellung begleitende Projekt „Erinnerung“ einführen, in dem Fotografien von Schülerinnen und
Schülern ausgestellt sind, die Menschen ihrer Wahl sowie
einen Gegenstand fotografiert haben, mit dem sich für die
betreffende Person freudige, traurige oder aufregende Erinnerungen verbinden. Das Projekt orientiert sich mit dieser
Methode am Konzept der Ausstellung Letzte Zeugen.
Einzelpersonen sind willkommen. Eine Anmeldung ist
erforderlich unter [email protected],
Tel. 040 428 131 519
Eintritt frei
Im Anschluss an die Gespräche besteht die Möglichkeit
einer kostenpflichtigen Führung durch die KZ-Gedenkstätte
Neuengamme (25,- €/Gruppe für zwei Stunden).
Bitte buchen Sie direkt beim Museumsdienst Hamburg,
Tel. 040 428 131 0.
Veranstalter: KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Eine Schülerin liest
ein Zitat zum ehemaligen Appellplatz
vor, November 2012
Foto: KZ-Gedenkstätte
Neuengamme
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Donnerstag | 3. Juli | 19.00 Uhr
Italienisches Kulturinstitut Hamburg |
Hansastraße 6 | 20149 Hamburg
Prof. Dr. Brunello Mantelli (Turin)
Die Italiener in Slowenien 1941–1943.
Besatzungspolitik, Konzentrationslager
und geplante Massendeportation
Hauptziel des faschistischen Regimes gegenüber nationalen bzw.
sprachlichen Minderheiten, die nach dem
Ersten Weltkrieg innerhalb der italienischen
Grenzen lebten, war
es, die „allogeni“ (die
anderssprechenden
Leute) so schnell wie
möglich in „echte“
Italienerinnen und Italiener zu verwandeln. Um
diese Zwangstransformation zu erreichen, wurde Slowenisches Denkmal für die Opfer
des Konzentrationslagers Gonars
es u.a. im öffentlichen
Dienst sowie in den
Fotograf: Svabo, 2009
Kirchen verboten, die
einheimischen Sprachen
zu benutzen. Aufgrund des Widerstands insbesondere
der slowenisch- und kroatisch-sprechenden Bevölkerung
Istriens mehrten sich im Regime Zweifel, diese italienisieren zu können; alternativ wurde über deren Deportationen
nachgedacht.
Der Angriff Italiens, Deutschlands und Ungarns gegen das
Königreich Jugoslawien im April 1941 gab dem faschistischen Regime die Gelegenheit, den Süden und Westen bis
einschließlich Ljubljana zu besetzen und als „Provinz Laibach“
dem Königreich Italien anzugliedern. Die Bevölkerung
im italienisch besetzten Teil Sloweniens leistete starken
Widerstand gegen die Annexion; das faschistische Regime
antwortete mit immer stärkeren Repressalien, darunter
die Inhaftierung in Konzentrationslager: ungefähr 30 000
Personen (das waren 10 % der gesamten Bevölkerung der
„Provinz Laibach“) wurden in das italienische Konzentrationslager-System eingewiesen, darüber hinaus war geplant, jene
10
Personen, die als nicht assimilierbar galten, aus der „Provinz
Laibach“ zu deportieren. An Stelle der deportierten Slowenen sollten Italiener in die „Provinz Laibach“ umgesiedelt
werden. Nur die militärische Schwäche des Regimes und
seine Krise in Sommer 1943 konnten die Realisierung dieser
Projekte aufhalten.
Prof. Dr. Brunello Mantelli, geb. 1948 in Alessandria, lehrt
an den Universitäten zu Turin und von Kalabrien (Arcavacata
di Rende) Neueste Geschichte mit den Schwerpunkten vergleichende Faschismusforschung und deutsch-italienische
Geschichte. Er hat zu diesem Thema zahlreiche Aufsätze
und Bücher publiziert. In Deutschland hatte er mehrere
Gastprofessuren, u.a. in Potsdam, München, Kiel und
Saarbrücken.
Blick auf das Konzentrationslager Kampor auf der Insel Rab mit den
Zelten für die Insassen, 1942
Foto: Martyr‘s path to freedom (Mučeniška pot k svobodi),
Ljubljana, 1946
Wir bitten um Anmeldung unter Tel. 040 / 39 99 91 30,
per E-Mail an [email protected] oder über die
Homepage http://www.iic-hamburg.de/
Eintritt frei
Veranstalter: Istituto Italiano di Cultura Hamburg in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, den Instituten für Slavistik und für Romanistik der Universität Hamburg
und dem Zentrum für Slowenisch als Zweit-/Fremdsprache,
Philosophische Fakultät der Universität Ljubljana
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Dienstag | 8. Juli | 19.00 Uhr
Friedrich-Ebert-Stiftung | Rathausmarkt 5 | 20095 Hamburg
Dr. Eckart Dietzfelbinger (Nürnberg)
Die deutsche Besatzungspolitik in Slowenien, die
Zwangsgermanisierungen und das Schicksal der
slowenischen Häftlinge in deutschen Lagern
Der Vortrag behandelt die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik in Slowenien. Nach der deutschen Besetzung
Jugoslawiens im April 1941 wurde unter Leitung der SS
entsprechend den nationalsozialistischen Germanisierungsplänen fast die gesamte Bevölkerung im deutsch besetzten
Teil Sloweniens hinsichtlich von „Rassenmerkmalen“ vermessen und kategorisiert.
Es gab keine andere besetzte oder dem Deutschen Reich
angeschlossene Provinz, in der dies in vergleichbarer
Weise geschah. Als Folge wurden 36 000 Slowenen in das
Altreich verschleppt, 1100 Kinder ihren Familien geraubt,
missliebige Personen ermordet oder in Konzentrationslager
deportiert. Vorwiegend in Lagern der „Volksdeutschen
Mittelstelle“ mussten Sloweninnen und Slowenen Zwangsarbeit leisten. Ihre Lebensbedingungen waren extrem eingeschränkt und den Wahnideen der rassistischen Ideologie
unterworfen. Die Maßnahmen provozierten eine Partisanenbewegung, die wegen ihres bewaffneten Widerstands
von den Deutschen erbittert bekämpft wurde.
Eckart Dietzfelbinger, Dr. phil., geb. 1953, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg.
Vertriebene Familien auf dem Hof der Schule in Celje, wo Eltern und
Kinder voneinander getrennt wurden, 1942
Foto: Vereinigung der Okkupationsopfer, Kranj/Slowenien
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Veröffentlichung zum Thema: „... dieses Land wieder ganz
und gar deutsch zu machen.“ Das Motiv der ‚Rasse‘ in der
NS-Ideologie und seine Umsetzung am Beispiel Slowenien,
in: Gerhard Jochem/Georg Seiderer (Hg.), Entrechtung,
Vertreibung, Mord. NS-Unrecht in Slowenien und seine
Spuren in Bayern 1941–1945, Berlin 2005, S. 23–64.
Eintritt frei
Wir bitten um Anmeldung unter [email protected]
Veranstalter: KZ-Gedenkstätte Neuengamme und
Friedrich-Ebert-Stiftung
Schulprojekt
Anlässlich der Ausstellungspräsentation schreibt die
KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein Kunstprojekt zum
Thema Erinnerung aus, an dem sich interessierte
Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 beteiligen können:
„Fotografiert Menschen Eurer Wahl sowie einen Gegenstand, mit dem sich für die betreffende Person freudige, traurige oder aufregende Erinnerungen verbinden.
Entscheidet Euch für ein bis drei besonders interessante
Ergebnisse. Format: 10 x 15 cm.
Macht kurze Angaben zur abgebildeten Person und charakterisiert Eure Arbeit mit einem Titel.“
Eure eingereichten Arbeiten präsentieren wir im Rahmen
der Ausstellung Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen der faschistischen Lager in der KZ-Gedenkstätte
Neuengamme.
Einsendeschluss: 5. Juni 2014
Empfänger: KZ-Gedenkstätte Neuengamme |
Jean-Dolidier-Weg 75 | 21039 Hamburg
Information für Interessierte: Ulrike Sonntag-Kroll,
[email protected], Tel.: 040 47 68 02
Gruppe von Schülerinnen und Schülern in der
Hauptausstellung,
September 2012
Foto: KZ-Gedenkstätte
Neuengamme
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Führungen für Gruppen
Es werden Führungen von Marco Kühnert durch die
Ausstellung Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen
der faschistischen Lager und durch die KZ-Gedenkstätte
Neuengamme zum Themenschwerpunkt „Häftlinge aus
Italien und Slowenien im KZ Neuengamme“ angeboten.
Im KZ Neuengamme waren 1100 Männer und 100 Frauen
aus Italien, sowie 1000 Männer und 250 Frauen aus Jugoslawien, meist aus Slowenien, inhaftiert. Im Rahmen eines
zwei- oder dreistündigen Rundgangs durch die Sonderausstellung Letzte Zeugen, die Hauptausstellung der Gedenkstätte und über das historische Gelände des ehemaligen
Häftlingslagers in Neuengamme wird über diese Häftlingsgruppen, auch anhand von Einzelschicksalen, berichtet.
Interessierte Gruppen wenden sich bitte an den
Museumsdienst Hamburg unter Tel. 040 428 131 0.
Die Kosten für eine 2-stündige Führung betragen 25,- €
für Schulklassen und 40,- € für Erwachsenengruppen.
Die Kosten für eine 3-stündige Führung betragen 30,- €
für Schulklassen und 50,- € für Erwachsenengruppen.
Sonntagszuschlag 5,- € / Fremdsprachenzuschlag 5,- €
Veranstalter und Unterstützer
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Honorarkonsulat der Republik Slowenien, Hamburg
Institut für Slavistik, Universität Hamburg
Zentrum für Slowenisch als Zweit-/Fremdsprache,
Philosophische Fakultät, Universität Ljubljana
Museum der Zeitgeschichte, Slowenien
Italienisches Kulturinstitut Hamburg/Istituto Italiano
di Cultura Hamburg
Generalkonsulat der Republik Italien, Hannover
Friedrich-Ebert-Stiftung
Urad Vlade RS za Slovence v zamejstvu in po svetu
Botschaft der Republik Slowenien, Berlin
Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der
Wissenschaften und Künste
Institute APIS
Arbeit und Leben Hamburg
Literaturhaus Hamburg
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
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Letzte Zeugen. Erinnerungen von Häftlingen
der faschistischen Lager
Last Witnesses. Memories of the Fascist Camp
Internees
Eine Ausstellung mit Fotografien, Erinnerungsstücken und
Aussagen von slowenischen Überlebenden der italienischen
Konzentrationslager sowie Angehörigen von in den Lagern
Ermordeten, erarbeitet von Saša Petejan, Manca Juvan und
Dr. Urška Strle im Auftrag des Museums der Zeitgeschichte,
des Forschungszentrums der Slowenischen Akademie der
Wissenschaften und Künste sowie des Instituts Apis, Slowenien. Das Hamburger Begleitprogramm wird von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern ausgerichtet.
Die Veranstaltungen finden an unterschiedlichen Orten in der
Stadt sowie in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme statt.
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
Tel. 040 428 131 500, Fax: 040 428 131 501
Email: [email protected]
Internet: www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
Wegbeschreibung
Die Gedenkstätte ist mit dem Auto erreichbar über die A 25,
Ausfahrt Curslack, dann der Beschilderung folgen.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: S-Bahn-Linie 21
bis HH-Bergedorf. Dort fahren die Buslinien 227 und 327
jeweils einmal in der Stunde zur Gedenkstätte.
(Haltestelle: „KZ-Gedenkstätte, Ausstellung“)
Redaktion der Begleitbroschüre
Dr. Oliver von Wrochem
Grafik
Claudia Leschik, LEschik.design, Hamburg