PRAXISTEST PERSEUS

PRAXISTEST PERSEUS
Jörg Klingenfuß
aktualisiert 8 Oktober 2014
Klingenfuss Radio Monitoring
www.klingenfuss.org
Ein Abhördienst "in a neighbouring country" - so sagen sie in Malaysia immer, wenn Indonesien
gemeint ist, und jeder weiß es - hat uns gebeten, den Software Defined Receiver Perseus der
Firma Microtelecom zu testen.
Das Gerät lief "nebenher" neben dem laufenden Empfang und der Dekodierung von FunkdienstStationen mit professionellen Geräten.
Der Empfänger, i.e. die Hardware, ist sehr gut. Die Software ist così-così. Insgesamt: gut!
Es hat ein 1600 kHz breites FFT/Sonagramm-Fenster und ein kleineres Fenster für die Filter.
Das FFT/Sonagramm-Fenster ermöglicht einen guten Überblick über "benachbarte Signale" und
wurde auch genau dafür hergenommen: schauen, was es sonst noch gibt, und Interessantes dann
auf einem gscheiten Empfänger einstellen (am Perseus geht das alles viel zu langsam) und mit
WAVECOM weiterspielen.
Die geduldige Herumspielerei im Filterfenster bringt recht nette Ergebnisse. Ein starkes Signal
gerade außerhalb vom Filter versaut für einmal nicht die Empfindlichkeit des Empfängers.
Das Graphical User Interface ist dann leicht zu bedienen, wenn man sich die zahlreichen und
teilweise unüblichen Abkürzungen und Funktionen ziemlich mühsam zusammengesucht und
zusammengeschrieben (siehe Anhang) und auswendig gelernt hat, die auf allen möglichen
Reglern aufscheinen und die in den diversen Handbüchern bei weitem nicht komplett beschrieben
werden. Fa da ridere. Inoltre, wie bei jeder anständigen Bedienungsanleitung aus Hinterchina
erwartet man selbstverständlich eine schöne Grafik der gesamten GUI mit zugehöriger klarer
Benennung sämtlicher Regler, also genau das, was man früher Explosionszeichnung nannte.
Invece ... non c'è!
Poi, c'è il caso del software. Und da klemmt es ganz gewaltig. Es hat keinerlei ScanningFunktionen, wie sie bald jeder Billighenkel bietet, und die direkte Frequenzeingabe - die
wichtigste und häufigste Einstellung überhaupt! - ist ein schlechter Witz aus dem ergonomischen
Faustkeil-Zeitalter und in einer neueren Software-Version noch idiotischer als vorher. Da soll
man allen Ernstes
1
2
3
4
5
auf die Frequenz doppelklicken
dann erst noch mal ins Eingabefenster klicken
die Frequenz tastenweise eingeben oder gar irgendwelche Zahlentasten anklicken
MHz oder kHz anklicken
das Frequenzfenster erst noch schließen.
Mai visto una roba pazza del genere. Fa davvero scuotere la testa, 'starobalì d'oltroalpe.
Roba da matt!
NOI INVECE DESIDERUMMA:
SPACE BAR
12345
ENTER
und dann steht da ohne weiteres großes Affentheater die Frequenz 12345 im Empfänger und
damit basta. Was und wie denn sonst? Porco cane!
Im übrigen sieht man an diesem Produkt mal wieder, dass die armen Amateurfunkamateure
echt Null Ahnung von den Funkdienst-Stationen haben. Es hat keine 0,5 kHz oder 3 kHz oder gar
frei einstellbare Kanalrasterung, sondern nur 5 und 9 kHz für die speditiv aussterbenden "BCL".
Genauso sinnlos ist die Beschränkung auf ± 499 Hz im Datenbankfenster. Da gehört ein vom
Anwender frei einstellbarer gscheiter Wert her, per esempio ± 3 oder ± 10 kHz.
Starobalì realizzata, wäre das Gerät durchaus tauglich zum Empfang von Funkdienst-Stationen ...
Hunderte faszinierender Bildschirmfotos des Perseus - sowie der hervorragenden WAVECOMDigital-Daten-Dekoder wie W-CODE W61PC W51PC - stehen auf unserer Webseite www.
klingenfuss.org . Über 10100 (zehntausendeinhundert!) Bildschirmfotos stehen auf unserer
brandneuen DIGITAL DATA DECODER SCREENSHOTS ON USB STICK!
Nochmal zur Hardware. Ragazzi, das mitgelieferte Schaltnetzteil von Friwo oder so ähnlich für
vier Mickymausdollar (siehe Internet) oder so ähnlich ist eine echte Katastrophe, vuol dire ein
reiner Sägezahngenerator. Es ist uns unbegreiflich, wie man zu einem derart hochempfindlichen
Kurzwellenempfänger ein derart saumäßiges Schrotteil mit in die Schachtel schmeißen kann.
Siehe auch diverse verdammt giftige Kommentare im Internet, beispielsweise vom langjährigen
Passport-Empfänger-Test-Guru auf http://n9ewo.angelfire.com/perseus.html .
PS "Sehen, was man hört" mag für "DXer" eine angebliche und unglaubliche Sensation sein,
aber bei der Dekodierung von digitalen Funkdienst-Stationen ist das schon seit Jahrzehnten unser
tägliches (und nächtliches) Brot und, ragazzi, wirklich nix Besonderes mehr. Wir haben schon
vor mindestens 30 Jahren - unsere Erfindung! - mechanische Faxmaschinen bis zum MotorVerrecken hochgedreht und zur perfekten Analyse auf unbekannte Datenübertragungen aller Art
losgelassen. Zuletzt wurde diese Technik verklickert im RADIOTELETYPE CODE MANUAL
- heute RADIO DATA CODE MANUAL - 10. Auflage 1987 Seite 60. Erst später kam dann
WAVECOM - wer denn sonst ☺ - auf die Idee, das als "Bit Correlation Analysis" umzusetzen ...
Nochmal zum GUI selbst: etliche Parameter sind kaum lesbar: eine echte Frechheit. Farbwahl
und Schriftgröße sind schlichtweg katastrophal. Auch Passport 2009 schreibt auf Seite 147
"dunkel mit winzigen Beschriftungen, einige GUI-Icons sind kaum lesbar", was insbesondere für
den wichtigsten Parameter überhaupt zutrifft, und der ist nun mal die Frequenz, was denn sonst,
porco cane! Wie wäre es zur Abwechslung für einmal mit gscheiten Beschriftungen und Farben
und Kontrasten?! Eine "neue" Software-Version vom Dezember 2009 brachte wieder mal völlig
sinnlose Farbpaletten- und andere Spielereien im Sonagramm, während die unmögliche GUI
immer noch nicht verbessert wurde!
Zahlreiche Anwender denken und fluchen genauso und haben sich nel frattempo bei uns
gemeldet. Beispielsweise hat DG2HAW die einzigartigen Funkdienst-Empfang-Perseus-Screenshots auf unserer Webseite gesehen und schrieb am 18 NOV 2009: "Ich habe auf Ihrer Webseite
zufällig die veränderte Programmoberfläche der Perseus-Software gesehen. Das ganze sieht
richtig toll aus. Ich wollte Sie fragen, ob ich das auch bei mir genauso verändern kann?? Wenn ja,
haben Sie einen Tip für mich?" Hans-Jürgen Karius schrieb am 3 DEC 2009: "Wo gibt es das
schöne weisse GUI für den Perseus, das Sie zur Illustration für die Perseus-Datenbank
verwenden? Es ist ausgesprochen übersichtlich."
Antwort: "Das WÄRE toll, gibt es aber nicht. Wir haben dem tollen Herrn Nico schon vor einem
Dreivierteljahr diverse Verbesserungsvorschläge gemacht - io parlo perfettamente Valsesiano
perchè sono ... - aber der hat noch nicht mal geantwortet. Nur wenn sich noch mehr Kunden über
die unergonomischen Farben und die idiotische Frequenzeingabe beschweren, passiert vielleicht
endlich mal was. Auf geht's!"
Anhang: Funktionen
Die überaus dilettantischen "Bedienungsanleitungen" des Herstellers und der Firma SSB
sind tutte e due unvollständig und somit unprofessionell! Auch Larry van Horn N5FPW
kommt in Monitoring Times September 2009 zum selben Urteil: "The instruction manual itself
isn’t among the best. A lot of the monitoring capability of this SDR isn’t discussed adequately or
at all." John Collins schreibt am 24 Februar 2010: "The documentation might as well not be
included - I discovered more from the quick-tips in your review than I can find anywhere in the
original documentation." Gene Fender KE5JPP schreibt am 12 September 2010 on www.eham.
net: "There are some buttons that do not work with no explanation in the manual. The manufacturer Microtelecom has a history of treating customers like enemies on the Perseus Yahoo support
group when you make any criticisms of the Perseus." Chris Black N1CP schreibt am
29 November 2010: "Meine mehrfachen Anfragen bezüglich Fehlern wurden niemals beantwortet. Ich sehe absolut nicht ein, dass ich irgendwelche wilden Programme zusätzlich verwenden soll
zu dem Produkt, das ich ursprünglich gekauft habe, damit es so funktioniert, wie es tatsächlich
beworben wurde." Ecco, ragazzi: il discorso è questo. Te capì?! Che vergogna!
Auf den beiden Grafiken auf Seite 52 erkennt der Fachmann sehr schön den katastrophalen Sägezahngenerator namens Billixt-Schaltnetzteil. Che vergogna, dass nicht einmal der Händler SSB
selbst etwas Gscheites verwendet ...
Oben links auf das Perseus-Symbol doppelklicken, macht alle Software-Parameter direkt zugänglich über Settings. Reverse Mouse Wheel wurde auf 1 gesetzt, RTTY Tone Pitch auf 1700 Hz
statt 1360 Hz. Im Modus RTTY wird dann bei der Standard-Dekodier-Ablage von 1700 Hz die
korrekte Frequenz von Digitaldatenstationen aus unserer Frequenzliste angezeigt.
CF Step ist die Schrittweite im Hauptfenster mit den Pfeilen ◄ ► .
Im Hauptfenster kann beim FFT-Spektrum mit den Pfeilen ▲ ▼ die Amplitude genauso
eingestellt werden wie links mit Ref Lev und Scale. Beim Sonagramm geht das nicht.
Was die Laien da alle "Wasserfall" nennen, ist in Wirklichkeit ein astreines Sonagramm.
Siehe eindeutige Definition im ITU Spectrum Monitoring Handbook!
Mit AVG Main kann die Mittelung im Hauptfenster eingestellt werden. AVG Sec stellt das
Filterfenster ein.
Dither angeblich nur für Messungen, sollte jedenfalls bei sehr geringem Rauschpegel
ausgeschaltet sein.
Preamp ist Vorverstärker, bringt nur 2-3 dB und ist nur über 20 MHz sinnvoll.
Für DRM AGC auf Slow; Bandbreite 25 kHz, Filterfenster zuziehen auf etwa 11-12 kHz
Center eingeschaltet, beim Klicken auf ein Signal im Hauptfenster wird diese Frequenz
eingestellt mit den im Filterfenster eingestellten Parametern und der Frequenzbereich im
Hauptfenster verschiebt sich mit der neuen Frequenz in der Mitte. Center ausgeschaltet, beim
Klicken auf ein Signal im Hauptfenster wird diese Frequenz eingestellt mit den im Filterfenster
eingestellten Parametern, ohne dass sich der Frequenzbereich im Hauptfenster verschiebt.
Im Handbuch ist das idiotisch beschrieben.
ZOOM im Filterfenster bewirkt Zoom im Hauptfenster, Werte einstellen mit den Pfeilen bei Span
(kHz). Beim Notchfilter dient das Mausrad zur Einstellung der Filterbreite.
NB Lev ist Störaustaster falschrum: unten hohe Schwelle, oben niedrige ...
NBW ist Noise Blanker Wide, NBN ist Narrow.
SpkRej ist Spike Rejection gegen Impulsstörungen, nur bei CW und SSB verwenden, nicht bei
digitalen Verfahren.
NR ist Rauschunterdrückung, nicht bei digitalen Verfahren verwenden.
Für digitale Verfahren AGC immer auf Fast, nur für DRM und komplexe STANAG-Aggregate
auf Med oder Slow.
ADC Clip ist Analog Digital Converter Übersteuerung, ATT zuschalten 10 20 30 dB.
Squelch einstellen, unterhalb von S 9 klicken. Rechte Maustaste schaltet aus.
Mute einstellen, oberhalb von S 9 klicken. Rechte Maustaste schaltet aus.
Im Sonagramm-Modus auf WFall klicken ändert die Laufrichtung su e giù.
Labels einschalten zeigt im Hauptfenster die Werte der Frequenz und der Signalstärke. PeakSrc
zuschalten zieht auf die nächstgelegene Signalspitze.
Im MEM-Fenster macht BANK maximal 6 Frequenzbanken mit je 100 Einträgen.
Im MEM-Fenster macht ALL alle Einträge einer Datenbank (nicht aller Datenbanken)
unabhängig von der Zeit sichtbar. "Aktive" Stationen sind gelb markiert. Komischerweise läuft
die Frequenzliste beim Scrollen falschrum, der erste Eintrag pro Frequenz steht ganz unten und
der letzte ganz oben. Besser mit unserer seit Jahrzehnten superergonomisch vorsortierten SUPER
FREQUENCY LIST ON CD arbeiten.
Den Demodulator USER (rechts von DRM) kann man für das VAC hernehmen und W-CODE.
VAC Control Panel, Cable Parameters auf SR 62500 ... 192500.
VAC Control Panel, Cable Parameters für SIGMIRA wurden nicht verändert! SIGMIRA
selbst dekodiert gut STANAG 4285, ist jedoch ein recht harziges Programm, wie generell alle
diese Basteleien aus dem und für den Amateurbereich, und per questo für Profis sowieso unzumutbar. Alle Vorversionen desinstallieren. Neueste Version installieren. Wenn das Programm
nicht ausgeführt werden kann, weil die Datei libatk-1-0-0.dll anscheinend nicht erkannt wird obwohl sie im Verzeichnis bin steht! - muß sie in der Firewall ausdrücklich als Ausnahme
zugelassen werden. Eventuell muß SIGMIRA nochmals desinstalliert und ein zweites Mal
installiert werden; die bereits beim ersten Versuch eingetragene Ausnahme in der Firewall bleibt
dabei erhalten.
VAC Control Panel, Cable Parameters für DRM auf SR 62500 ... 62500. Angeblich
funktionieren auch andere Einstellungen, die man im Internet findet.
Bei dieser Einstellung macht Wetterfax jedoch Phasensprünge und ist unstabil. Cable Parameters für Wetterfax müssen auf 22050 - 192000 eingestellt werden, siehe WAVECOM-Webseite.
Nach eigener Erfahrung funktioniert auch 22050 - 96000. Wenn diese Konstellation immer noch
spinnt - weil PERSEUS und W-CODE kreuzlahme PCs bis zum Anschlag ausreizen! -, einfach
am PERSEUS mit kleineren Sampling Rates herumspielen.
Zum fallweise Ändern der Einstellungen beispielsweise für einerseits SIGMIRA und DRM und
andererseits Wetterfax müssen nicht nur W-CODE und Perseus, sondern auch der WAVECOM
Server zuvor heruntergefahren werden!
Klingenfuss Radio Monitoring testet und optimiert derzeit den brandneuen PLATH
go2monitor / go2signals Digital-Daten-Dekoder, der erst 2013 vorgestellt wurde.
Er läßt sich auf einfachste Weise mit dem PERSEUS verbinden und zeigt derzeit
bis zu 500 kHz Bandbreite in seinem Sonagramm / FFT. Die Software ermöglicht
bis zu 64 Kanäle für die Klassifikation / Erkennung / Dekodierung / Aufzeichnung
durch einfaches Anklicken des gewünschten Signals!
◄ 8454.8 kHz STANAG 4285 + 8434.0 kHz CW
▲ 4250.5 kHz PACTOR-2
▼ 11384.0 kHz ACARS
2014 FREQUENCY DATABASE
FOR THE PERSEUS LF-MF-HF
SOFTWARE-DEFINED RECEIVER
We again offer an updated and ready-to-use specially formatted individual frequency list
USERLIST.TXT. Our latest 2014 data comprises more than 13'500 entries and includes
thousands of fascinating digital data stations on HF. This is the only database that includes both broadcast and utility radio stations worldwide. See the contents in the MEM field
of the sample screenshots below and overleaf!
For even more superb screenshots click "Perseus Database" on our website. An 8-pages
critical field test of the MICROTELECOM Perseus SDR, referring particularly to the
reception of digital utility radio stations, can be found on our website as well.
The frequency 8424 kHz gives you 5 entries. The waterfall display here is 100 kHz wide and shows in
full detail, from left to right:
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ellipse: the single letters of the Morse code identification IAR and the SITOR call burst on 8418 kHz
ellipse: the single letters of the Morse code identification SVO and the SITOR call burst on 8424 kHz
ellipse: SITOR call burst of station TAH on 8431 kHz
weak, not marked: SITOR call burst of station UAT on 8431.5 kHz
ellipse: the single letters of the Morse code identification TAH (clearly not in parallel to 8431 kHz!)
and the SITOR call burst on 8434 kHz
• circle: teleprinter emission of station PBB on 8439 kHz
• circle: PSK aggregate signal of station FUG on 8454.8 kHz
• circle: PSK aggregate signal of station RETJ on 8465 kHz