Die Binnendüne Waltersberge Relikt vergangener Zeiten und Ort beginnenden Lebens Gunnar Heyne Seit dem Beginn des Eiszeitalters vor etwa 2,5 Millionen Jahren wechselten sich Kalt- und Warmzeiten mehrfach ab. Mindestens dreimal rückten die skandinavischen Gletscher in die norddeutsche Tiefebene vor, benannt nach den jeweils weitesten Eisvorstößen als Elster-, Saaleund Weichselkaltzeit. Die letzte große Vereisung, die Weichseleiszeit, begann vor rund 115 000 Jahren und erreichte ihre größte Ausdehnung vor etwa 20000 Jahren. Die Gletscher drangen dabei bis ins Havelland, Oder-Spree-Gebiet und teilweise in die Regionen Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald vor. Dabei schürften und spülten die Eismassen und Schmelzwasser den Untergrund in geologisch relativ kurzer Zeit aus. In den Urstromtälern lagerten die Schmelzwässer des tauenden Eises die Fracht der Gletscher ab und bildeten weite Sanderflächen. Auch nach dem endgültigen Abtauen des Eises vor rund 14000 Jahren war der Boden noch gefroren und vegetationslos, so dass der Wind die feinen Sandkörner aufnehmen und an anderer Stelle wieder ablagern konnte. So entstanden Binnendünen und Flugsandfelder. Während letztere vor allem in Ost- und Südbrandenburg verbreitet sind, befindet sich am Rande des Naturparks Dahme-Heideseen eine der größten Binnendünen Deutschlands, die Waltersberge in Storkow. An ihrer höchsten Stelle überragen sie mit fast 33 Meter den Storkower See. Ohne Aussichtsturm ist damit ein fantastischer Rundblick über die Region möglich. Wie die gesamte Brandenburger Landschaft wurde auch diese Binnendüne lange Zeit durch menschliches Wirtschaften überprägt. So ist in alten Aufzeichnungen der Stadt Storkow erst- Blick auf die Binnendüne Waltersberge · Foto: Wolfgang Klaeber malig 1493 ein Winzer erwähnt und wird seit 1518 ein Weinberg beschrieben. Um 1590 ist ein Weinberg mit einer Größe von 14 Morgen (ca. 3,6 Hektar) aufgeführt. Seine vermutlich größte Ausdehnung hatte er um 1735 mit 26 Morgen (ca. 6,6 Hektar). Sein vermuteter Ertrag lag 1750 bei 8 Fass Wein, wobei nicht zu klären ist, wie viele Liter das waren und wer diesen Wein trank. Die Bedeutung des Weinbergs ging über die Jahre zurück, die forstliche Bewirtschaftung der Storkower Gegend nahm zu. Für 1775 ist erstmalig ein Heideläuferhaus, vergleichbar mit einer heutigen Revierförsterei, erwähnt. Während sich die Fläche des Weinbergs um 1801 auf 16 Morgen (ca. 4,1 Hektar) verringerte, wird ebenfalls in diesem Jahr ein Forst von 5419 Morgen (fast 1 400 Hektar) beschrieben. Heute erinnern an diese vergangene Nutzung der Waltersberge nur noch die Eintragung in den Landkarten und das Gasthaus Alter Weinberg. Auch wesentliche Teile der Binnendüne wurden einer forstlichen Nutzung zugeführt und mit Kiefern bepflanzt, nur ein geringer Teil des 14 Hektar großen, 1990 unter Naturschutz gestellten Gebietes ist frei von Gehölzen. Auf diesen wertvollen Offenflächen haben sich Trockenund Flechtenrasen erhalten, wie sie vermutlich schon nach Rückzug der Eismassen das Gebiet prägten. Aber nicht nur diese Silbergras-Rasen, Sandschwingel-Blauschillergras-Rasen und Rotstraußgras-Rasen begründen den Schutz des Gebiets, auch etliche Tierarten von den Insekten, wie dem Walker, dem Wappentier des Naturparks, über die Amphibien und Reptilien wie Zauneidechse und Blindschleiche, bis hin zu den Vögeln wie der Heidelerche benötigen dieses Biotop für ihr Überleben. Um ein gänzliches Zuwachsen und Verschwinden dieser Landschaft zu verhindern, führten anlässlich des Tages der Umwelt am 3. Juni 2010 Wehrpflichtige des Führungsunterstüzungsregiments 38 der Bundeswehr in Storkow und die Naturparkverwaltung eine gemeinsame Aktion durch. Ziel war, die Sukzession etwas aufzuhalten; auf der Freifläche wachsende Gehölze wie Kiefer, Birke, Robinie, Aspe und Spätblühende Traubenkirsche wurden mit »Stumpf und Stiel« entfernt. Auch die Stadt Storkow als Eigentümer der Fläche unterstützt den Naturschutzgedanken. Mit ihrer Zustimmung soll die Binnendüne zukünftig wieder einen größeren Bereich an offenen Böden erhalten, in dem durch Windeinwirkung auch heute noch kleinflächige Sandverwehungen und Übersandungen an längst vergangene Zeiten erinnern und dabei das Überleben von Arten und Biotopen gewährleisten. I Karte: Die Binnendüne Waltersberge Arbeitseinsatz der Bundeswehr zum Tag der Umwelt · Foto: Naturparkarchiv
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