Unser Auto von morgen 2015

Unser Auto
von morgen 2015
Einschätzungen, Wünsche und Visionen
© Daimler AG
2
Inhalt
© Audi AG
1
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4
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Autokauf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Individuelle Mobilität . . . . . . . . . . . . . . 9
Anforderungen an das Auto
von morgen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5 A lternative Antriebe
6 Autonomes Fahren
7 Mobilitätskosten
8 Zusammenfassung
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. . . . . . . . . . . . . . . . 18
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
und Ausblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
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Methodik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort
© Volkswagen AG
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
von der „zweiten Erfindung des Autos“ hat die
Industrie schon vor ein paar Jahren gesprochen.
Sie meint damit den Umbruch, der gerade im
Gange ist. Über einhundert Jahre lang wurde das
Automobil zwar kontinuierlich weiterentwickelt
und es haben zahlreiche Neuerungen – sei es im
Sicherheits-, Komfort- oder Antriebsbereich –
Einzug gehalten, doch am Grundprinzip hat sich
nichts geändert: Der Fahrer lenkt und steuert ein
Benzin oder Diesel konsumierendes Fahrzeug.
Genau hier aber hat sich in den letzten Jahren viel
getan: Erdöl ist längst nicht mehr der alleinige
Treibstoff, die Palette reicht von Erdgas über Strom
aus der Steckdose bis hin zum Wasserstoff. Und es
dauert sicher keine weiteren hundert Jahre, bis der
Fahrer das Lenkrad gänzlich der Technik überlassen
kann. Schon heute entscheiden Autos selbstständig, wann eine Notbremsung erforderlich ist, oder
folgen im Stau von ganz allein dem Vornewegfahrenden.
Die Entwicklung schreitet aktuell besonders schnell
voran; was heute noch als Revolution gefeiert wird,
ist schon morgen ein alter Hut.
Und nicht nur das Auto selbst ist einem steten
Wandel unterworfen, auch unsere gesamte Mobilität wird derzeit auf den Kopf gestellt. Das wirft die
Frage auf, was das Auto in 25 Jahren alles können
soll und muss – und ob wir überhaupt noch ein
eigenes Auto besitzen wollen oder auf ganz neue
Mobilitätskonzepte zurückgreifen können. Dieser
Frage versucht die Studie, die AutoScout24 nun
bereits zum vierten Mal durchgeführt hat, auf
den Grund zu gehen.
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Die Teilnehmer an der Befragung aus sieben
europäischen Ländern haben sich redlich Mühe
gegeben, ihre Vorstellungen von Automobil und
Mobilität in einem Vierteljahrhundert zu konkretisieren. Doch die Antworten zeigen auch:
Ihre Vorstellungen orientieren sich noch stark an
dem, was sie kennen oder die Industrie derzeit
propagiert. Echte Zukunftsvisionen zu entwickeln
ist schwer: 2040 dürfte es vieles geben, an das
heute noch keiner denkt. Welcher Autofahrer hätte
1990 zu vermuten gewagt, dass 2015 preiswerte
Navigationsgeräte in vielen Autos die Straßenkarte
ersetzen? Und manchmal hängt die rasche Verbreitung einer sinnvollen Entwicklung auch vom Zufall
ab. Die elektronische Fahrstabilitätskontrolle ESP,
hätte ohne die bei schnellen Spurwechseln umgekippte Mercedes-Benz A-Klasse sicherlich etliche
Jahre mehr für den Sprung aus Luxuslimousinen
in Allerweltsautos gebraucht.
Doch dass wilde Phantasien fehlen, hat nichts
mit Technikverdrossenheit zu tun – im Gegenteil:
Gerade für die Bereiche autonomes Fahren,
Elektromobilität, aber auch Carsharing zeigen sich
die Befragten durchaus offener als noch vor ein
paar Jahren.
© Honda
Viele der von den Befragten genannten Wünsche
und Anforderungen an das Auto von morgen sind
bereits auf dem Weg, und wir werden sie schon
in weniger als zwei Jahrzehnten in Serienautos
wiederfinden. Andere dürfen als nachdrücklicher
Hinweis an die Autoindustrie verstanden werden,
zum Beispiel die eindeutige Forderung der Europäer nach einer einfacheren Bedienbarkeit des Autos.
Hier sieht sich AutoScout24 als europaweit größter
Online-Automarkt in der Pflicht, diese Hinweise –
in Form der vorliegenden Studie – an alle, die in
der Branche tätig sind, weiterzureichen und so
einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung
unserer Mobilität zu leisten.
Ich wünsche Ihnen eine spannende und anregende
Lektüre.
Ihr Michael Gebhardt
Redaktionsleiter AutoScout24
Michael Gebhardt ist Redaktionsleiter und als
Automobilexperte bei AutoScout24 Ansprechpartner
bei allen Fragen rund um das Thema Auto. Vergangenheit, Gegenwart und natürlich auch die Zukunft
der Automobilbranche und unserer Mobilität treffen
in seiner täglichen Arbeit aufeinander: Er fährt regelmäßig in die Top Ten der Oldtimerrallyes, ist bei
den aktuellen Neuvorstellungen der Autoindustrie
dabei und hält bei den wichtigen Automobilmessen
und Branchentreffen Ausschau nach neuen Trends
und Entwicklungen.
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Autokauf
© Audi AG
Am Anfang einer jeden Beziehung zwischen Fahrer
und Fahrzeug steht der Kauf. Derzeit ist es oft so,
dass potenzielle Käufer sich online darüber informieren, was der Markt gerade hergibt, und danach
in der Regel ein klassisches Autohaus aufsuchen,
um sich beraten zu lassen, Preislisten und Prospekte einzusammeln und eine Probefahrt zu machen.
Dort wird zum Schluss das Wunschauto konfiguriert und bestellt.
Die Suche nach einem Gebrauchtwagen wird häufiger und oft ausschließlich ins Internet verlagert;
das ist deutlich praktischer, als über die Höfe der
Händler zu streifen, und außerdem kann man am
Bildschirm per Mausklick das Angebot der gesamten Republik und sogar von Anbietern aus dem
Ausland sondieren. Am Ende wird dennoch gerne
direkt vor Ort gekauft. Wie aber sieht der Kaufprozess in der Zukunft aus?
Internet versus Autohaus
57,3 Prozent der befragten Europäer sind der
Meinung, dass Autos in 25 Jahren über eine Online-Plattform gekauft werden – im Neuwagen- wie
im Gebrauchtfahrzeugbereich. Allerdings erwarten
die Befragten auf dieser Plattform die Möglichkeit,
von Automobilexperten beraten zu werden, zum
Beispiel per Video-Chat. Vor allem bei Gebrauchten ist den Interviewten eine profunde Beratung
wichtig; sie würde vielen die Bedenken beim Kauf
von privaten Anbietern nehmen.
Etwas weniger, nämlich 56,3 Prozent der Befragten, glauben, dass das klassische Autohaus nicht
ausstirbt. Es sollte allerdings den Verkaufsprozess
durch Online-Angebote unterstützen. Erwünscht
sind speziell auf den Kaufinteressenten zugeschnittene Websites, die – neben der klassischen
Beratung – beispielsweise über neue Technologien
und Sicherheitsaspekte informieren. Auch kann
6
sich über die Hälfte (55,3 Prozent) vorstellen,
dass das Wunschauto in den Ausstellungsräumen der Händler zukünftig per Hologramm oder
Projektion dargestellt wird. Davon versprechen
sich die Kunden, dass Farbe, Räder oder weitere
Ausstattungsmerkmale besser erkennbar sind. Vor
allem Männer (58,3 Prozent) sind aufgeschlossen
für derartige Spielereien, bei den Frauen sind es
52,5 Prozent.
So offen sich die Europäer gegenüber dem Kauf
oder zumindest der Beratung im Internet zeigen,
so zufrieden sind sie aber auch mit der jetzigen
Situation. 54,1 Prozent können sich auch in
Zukunft vorstellen, den Kaufprozess wie heute nur
über das Autohaus abzuwickeln. Das Auto in einem
rein virtuellen Schauraum des Händlers im Internet
zu bestellen oder gar nur einen Konfigurator zu
nutzen, ist lediglich für rund ein Drittel der Befragten denkbar (35,9 Prozent). Und noch weniger
(29,5 Prozent) können sich vorstellen, zu einem
individuellen Berater zu gehen, der sie gegen
Gebühr durch den Kaufprozess begleitet und mit
ihnen die Auswahl trifft. Vor allem im ländlichen
Raum (40,5 Prozent) und in Städten mit weniger
als 20.000 Einwohnern (38,6 Prozent) stößt diese
Idee auf überdurchschnittlich hohe Ablehnung;
am besten kommt sie – keine Überraschung –
bei den Befragten mit hohem Einkommen an
(33,8 Prozent). Noch unwichtiger erscheint den Befragten am zukünftigen Autohaus, dass es zu einer Eventlocation
wird, wo man Freunde trifft und Partys feiert. Nur
22,3 Prozent der Europäer finden diese Idee gut.
Am höchsten ist die Zustimmung bei den 18- bis
29-Jährigen mit 26,6 Prozent, doch selbst diese
Altersgruppe spricht sich zu 45,1 Prozent gegen
das Event-Autohaus aus. Immerhin: 30 Prozent
der Familien mit Kindern können diesem Konzept
etwas abgewinnen.
Autokauf in der Zukunft
57,3%
56,3%
„Ich möchte eine Online-Plattform nutzen,
auf der unabhängige Fahrzeuggutachter
die Automobile bewerten, insbesondere
Gebrauchtwagen.“
„Neben dem Autokauf sollte ein Autohaus
auch interaktive Informationsmedien nutzen
und mir so einen besseren Zugang zu
Details eröffnen, die mich persönlich
interessieren.“
55,3%
54,1 %
„Neben echten Autos sollte das Autohaus
der Zukunft auch technische Hilfsmittel –
Hologramme /Projektionen – bereitstellen,
damit ich mein Wunschfahrzeug in jeder
Farbkombination, Ausstattungsvariante etc.
begutachten kann.“
„Ich möchte auch in Zukunft nicht auf
einen persönlichen Berater im Autohaus
verzichten.“
39,3 %
35,9%
„Ich kann mir vorstellen, mein Auto im
Internet zu konfigurieren und zu bestellen
und es dann vor die Haustür geliefert zu
bekommen.“
29,5 %
„Anstelle eines tatsächlich begehbaren
Autohauses reicht mir ein virtuelles:
Ich suche mir im Internet interessante
Fahrzeuge aus, die ein Verkäufer anschließend für weitergehende Beratung und
Probefahrt zu mir bringt.“
„Ich möchte nicht mehr zu einem klassischen Autohändler gehen, sondern einen
unabhängigen Kaufberater, der meine
Bedürfnisse ermittelt, passende Fahrzeuge
empfiehlt und den Kauf abwickelt.
Dafür erhält er ein Beratungshonorar.“
22,3%
„Das Autohaus der Zukunft soll eine
,Eventlocation‘ sein.“
16,4%
„Ich möchte in Zukunft kein Auto kaufen
oder besitzen, deshalb stellen sich diese
Fragen nicht für mich.“
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“
7
Ausgeprägte Händler-Treue
Besonders auffällig: Viele Befragte können sich
vorstellen, dass Autos über das Internet verkauft
werden, wollen selbst aber am traditionellen
Händler festhalten. Beispiel Spanien – mit einer
Zustimmung von 61,1 Prozent hängen die Iberer
sehr am traditionellen Konzept, liegen aber
andererseits mit 63,3 Prozent auf Platz 2 (hinter den Italienern) in der Frage, ob Autohäuser
Hologramme oder ähnlich interaktive Extras
anbieten sollten. Eine zusätzliche, auf den Käufer
zugeschnittene Website halten sogar 72,1 Prozent
der Spanier für wünschenswert; bei den Deutschen
sind es nur 48,3 Prozent. Am händlertreuesten
sind übrigens die Österreicher (64,4 Prozent), doch
immerhin können sich fast zwei Drittel der befragten Alpenbewohner vorstellen, dass der Autokauf
online möglich sein wird.
© Volkswagen AG
„Ohne Internet geht es zukünftig nicht! Die Europäer sind offen für den
Online-Autokauf und erwarten sogar Zusatzangebote wie spezielle
Websites, wollen aber gleichzeitig nicht vom klassischen Autohaus lassen.
Um im Rennen zu bleiben, müssen die Händler jedoch nachrüsten: In
Zukunft erwarten viele Kunden im Schauraum nicht nur ausgewählte
Ausstellungsstücke, sondern auch interaktive Darstellungen des Angebots
und schlussendlich ihres persönlichen Wunschfahrzeugs. Ein Trend, den
die Industrie bereits erkannt hat: Individualisierungsoptionen wie bunte
Schlüssel, Motivaufkleber und eine Vielzahl an Farben, Stoffen oder
Rädern stehen immer öfter zur Wahl.“
8
Michael Gebhardt
3
Individuelle Mobilität
© Daimler AG
Mobilität, eine der Triebfedern des modernen
Lebens, ist für viele Menschen längst zu einer
Belastung geworden. Wo früher der Verkehr selbst
in Stoßzeiten rollte, bilden sich heutzutage Staus;
wo sich früher problemlos ein Parkplatz fand, kann
man das Auto erst nach langer Suche am Straßenrand abstellen, und jeder Unfall auf der Autobahn
wirft den Zeitplan der Reisenden über den Haufen.
Auto gehört zum Hausstand
Dennoch ist für einen Großteil der Bevölkerung
individuelle Mobilität ohne Autobesitz schwer vorstellbar. Dass die Mehrzahl der Autos auch noch in
25 Jahren denjenigen gehört, die darin unterwegs
sind, erwarten 86 Prozent der Befragten. Zwei Prozentpunkte weniger gegenüber dem Vorjahr, aber
immer noch 61,4 Prozent aller Befragten gehen
darüber hinaus davon aus, dass es ein Fahrzeug
für alle Lebenslagen und Einsatzzwecke sein wird:
Zwischen dem 30. und 39. Lebensjahr sind sogar
Individuelle Mobilität in der Zukunft
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 %
61,4% „Ich möchte ein Fahrzeug besitzen, das möglichst
viele meiner Bedürfnisse erfüllt.“
24,6% „Ich möchte ein Fahrzeug besitzen, das vor allem meine
Hauptbedürfnisse sehr gut erfüllt.“
9,1% „Ich möchte kein eigenes Fahrzeug besitzen.“
4,8 % Keine Antwort
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“
9
© Toyota
66,2 Prozent dieser Auffassung, der Spitzenwert
in der Altersrangliste. Das lässt erkennen, dass ein
eigenes, zwar nicht ständig benutztes, aber stets
verfügbares Fahrzeug speziell in der Phase, in der
Kinder die Familie vergrößern, als unentbehrlicher
Teil des Hausstands angesehen wird.
Insgesamt steigt allerdings die Anzahl derer weiter,
die kein Vielzweckmobil mehr erwerben wollen,
weil sie es für sinnvoller erachten, Größe, Leistung
und Ausstattung des eigenen Autos auf die alltäglichen Mobilitätsbedürfnisse abzustimmen. Für
Sondereinsätze wie Möbeltransporte oder längere
Reisen könne man ein passendes Fahrzeug anmieten oder andere Transportmittel wie Bahn oder
Fahrrad nutzen, gibt diese Gruppe zu Protokoll.
23,1 Prozent befürworteten 2012 diese Variante,
ein Jahr später waren es bereits 24 Prozent; inzwischen sind 24,6 Prozent zu der Auffassung gelangt,
dass das Privatauto kein Alleskönner sein muss.
Herstellern von Mittelklasse-Kombis und SUV, Inbegriff der bisher hochgeschätzten und bevorzugt
gekauften Vielseitigkeit, sollte diese Neuausrichtung zu denken geben.
Das eigene Auto nur als ein Glied einer komplexen
Mobilitätskette zu betrachten, ist inzwischen fast
die Hälfte (47,3 Prozent) der Befragten bereit. Sie
erwarten allerdings, dass der Umstieg auf andere
Verkehrsmittel wie Mietwagen, Fahrrad oder Zug
und die Abrechnung des gebuchten Mobilitätspakets unkompliziert erfolgen, beispielsweise
über das Smartphone. Die sich hier abzeichnende
Entwicklung verträgt sich gut mit der Aussage,
zukünftig kein Mehrzweckauto mehr anschaffen
zu wollen.
Ebenfalls gestiegen ist die Quote der Befragten,
die davon ausgehen, dass in 25 Jahren überhaupt kein Fahrzeug mehr auf ihren Namen zugelassen sein wird. 9,1 Prozent, zwei Prozentpunkte
mehr als 2012, sind offen für neue Lösungen,
also unter anderem bereit, Mobilitätspakete zu
buchen und sich aus dem wachsenden Pool der
Carsharing- und Mietwagenanbieter zu bedienen.
In Deutschland (12,6 Prozent) und Österreich
(10,8 Prozent) ist dieser Prozentsatz sogar schon
im – wenn auch niedrigen – zweistelligen Bereich
angelangt.
„Ein eigenes Auto gilt nach wie vor als erstrebenswert, aber die Ansprüche wandeln sich. Immer mehr Nutzer können sich vorstellen, statt eines
Mehrzweckmobils ein Modell zu kaufen, das den alltäglichen Anforderungen genügt. Spezielle Bedürfnisse wollen sie mit einem der zahlreichen
Carsharing-Angebote, einem Mietwagen oder anderen Verkehrsmitteln
abdecken. Hersteller wie Mercedes-Benz, BMW, Citroën oder Peugeot, die
derartige Mobilitätspakete in Großstädten offerieren, haben ihr Angebot
sicherlich in die richtige Richtung ausgeweitet.“
10
Michael Gebhardt
Das Auto als Schutz der Privatsphäre
Über die Hälfte der Europäer (54 Prozent) betont
nach wie vor, dass ihr die Privatsphäre wichtig ist,
die ein Auto bietet – das eigene ebenso wie ein
angemietetes. Diesen Schutzraum mit Fremden zu
teilen, also andere Personen mitzunehmen oder
das eigene Auto Dritten zu überlassen, lehnen
sie ab. Am wenigsten können sich Österreicher,
Deutsche und Italiener diese Form des Autoteilens
vorstellen; in diesen Ländern haben sich sechs von
zehn Befragten dagegen ausgesprochen. Franzosen
sind in dieser Frage wesentlich lockerer; lediglich
36 Prozent weisen den Gedanken zurück, freie
Plätze mit Leuten zu füllen, die nicht zur Familie
oder zum Bekanntenkreis gehören.
Gegen Bezahlung im angemieteten Fahrzeug
jemanden mitzunehmen, der das gleiche Ziel hat,
und damit die eigenen Kosten zu senken, können sich immerhin 24,7 Prozent der Interviewten
vorstellen – allerdings in Großstädten eher als in
kleineren Gemeinden, wo der Bedarf an Mitfahrgelegenheiten wegen der oft schlechten Anbindung
ans öffentliche Personen-Transportnetz eigentlich
höher ist. Junge Fahrer zwischen 18 und 29 Jahren
schließen die Möglichkeit des Fahrzeugteilens am
seltensten aus; jeder dritte Befragte ist dazu bereit
(28,3 Prozent). Bleibt es dabei, gewinnt diese Form
der Fahrzeugnutzung künftig an Bedeutung. Noch
jedoch markiert das 30. Lebensjahr einen Wendepunkt: Die Bereitschaft, den verfügbaren Transportraum möglichst gut auszunutzen, sinkt von
diesem Alter an deutlich und verharrt durchgängig
auf niedrigem Niveau.
In Großstädten sind auch die meisten Autobesitzer anzutreffen, die sich vorstellen können, ihr
Fahrzeug zu verleihen, wenn sie es selbst nicht
brauchen, beispielsweise während sie arbeiten
oder verreist sind, sofern eine Versicherung das
zusätzliche Risiko abdeckt. 31,5 Prozent der Großstädter haben damit laut Umfrage kein Problem. In
Kommunen mit weniger als 5.000 Einwohnern fällt
diese Quote auf 24,4 Prozent; in der Gesamtbetrachtung ziehen 28,8 Prozent der Studienteilnehmer diese Möglichkeit in Betracht.
Individuelle Mobilität in der Zukunft
0
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20
30
40
50
60
70
80
90
100 %
54,0 % „Ich möchte zum Schutz meiner Privatsphäre keine fremden Personen
mitnehmen oder Unbekannten mein Fahrzeug überlassen.“
47,3 % „Ich kaufe in Zukunft eine Mobilitätslösung: Mir steht grundsätzlich ein Auto
zur Verfügung, aber ich kann auch auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen.“
28,8 % „Wenn ich mein Fahrzeug nicht nutze, kann es von anderen angemietet werden.“
24,6 % „Ich möchte in Zukunft kein eigenes Auto besitzen, sondern bei Bedarf eines anmieten.“
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“
„Großstädter sind deutlich aufgeschlossener für neue Formen der Mobilität, was kein Wunder ist, schließlich gibt es in ihrem Umfeld das vielfältigste und jederzeit zugängliche Angebot – vom Mietfahrrad bis zum
Carsharing-Pkw. Dennoch legen viele weiterhin Wert auf Privatsphäre,
egal ob im eigenen oder angemieteten Auto. Das gilt zumindest für die
befragten Nationen West- und Südeuropas. In Skandinavien hingegen ist
erfahrungsgemäß die Bereitschaft, Fremde im eigenen Wagen mitzunehmen, deutlich höher: Trampen ist dort eine gängige Art zu reisen.“
Michael Gebhardt
11
4
Anforderungen an das Auto
von morgen
© Volkswagen AG
Die Anforderungen an das Auto sind einem steten
Wandel unterworfen, und auch die persönlichen
Ansprüche unterscheiden sich stark; der eine will
möglichst schnell von A nach B, dem anderen ist
viel Laderaum wichtig, und wieder andere legen
Wert auf einen möglichst umweltfreundlichen
Antrieb.
Wenn und Aber an erster Stelle, und weitere
17,2 Prozent stimmen dem weitgehend zu; zusammen stufen also über 95 Prozent der Europäer
den Sicherheitsaspekt als besonders wichtig ein.
Der Wunsch nach Sicherheit hat sich sogar noch
verstärkt. Binnen eines Jahres hat dieser Wert
um 2,6 Prozentpunkte zugelegt.
Sicherheit an erster Stelle
Und doch herrscht – zumindest bei Platz 1 der
Prioritätenliste – wie in den Vorjahren europaweite
Übereinstimmung: Sicherheit, meinen 78,2 Prozent
der Befragten, stehe auch in 25 Jahren noch ohne
Auf Platz 2 rangieren, wie im vergangenen Jahr,
die Kosten: Mobilität muss auch in Zukunft bezahlbar sein – dieser Aussage stimmen in der aktuellen
Studie mit 90,5 Prozent noch mehr Befragte zu
als vor einem Jahr. Der Kostenfaktor steht in allen
Was Europäer vom Auto der Zukunft erwarten
0
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20
30
40
50
60
70
80
90
100 %
Summe
95,4 %
Höchstmögliche
Sicherheit
28,9
90,5 %
Bezahlbare Mobilität
37,3
89,9 %
Komfort
88,1 %
Umweltverträglichkeit
81,4 %
Alltagstauglichkeit
76,1 %
Fahrspaß
33,4 %
Darstellung des sozialen
Status
78,2
61,6
52,6
57,0
41,7
11,0
12
39,5
22,4
„Stimme voll und ganz zu“
31,1
39,7
36,6
„Stimme eher zu“
17,2
Was Europäer vom Auto der Zukunft erwarten
Europa
Österreich
Belgien
Frankreich
Deutschland
Italien
Niederlande
Spanien
1
1
1
1
1
1
1
1
Höchstmögliche Sicherheit
2
2
2
2
2
2
2
4
Bezahlbare Mobilität
3
4
3
3
3
3
3
2
Komfort
4
3
4
4
4
4
4
3
Umweltverträglichkeit
5
5
6
5
5
5
6
5
Alltagstauglichkeit
6
6
5
6
6
6
5
6
Fahrspaß
7
7
7
7
7
7
7
7
Darstellung des sozialen Status
Ländern an zweiter Stelle, außer in Spanien, wo er,
nach einem wohl auf die Wirtschaftskrise zurückzuführenden, deutlichen Anstieg im Vorjahr, auf
Platz 4 abgerutscht ist – allerdings nur ganz knapp
hinter dem Komfortfaktor und der Umweltverträglichkeit. Diese beiden Werte folgen in der europaweiten Betrachtung den Punkten Sicherheit und
Kosten mit 89,9 beziehungsweise 88,1 Prozent.
Nur die Österreicher legen etwas mehr Wert auf
den Umweltschutz als auf den eigenen Komfort.
Alltagstaugliche Variabilität und Fahrspaß rangieren europaweit auf den Plätzen 5 und 6, wobei der
praktische Nutzen eines Autos mit 81,4 Prozent in
Summe für deutlich mehr Befragte von Bedeutung
ist als das Fahrvergnügen (76,1 Prozent). Eine Ausnahme bilden die Niederländer und Belgier – sie
legen mehr Wert auf Fahrspaß und stecken dafür
bei den Ansprüchen an die Praktikabilität zurück.
Insgesamt fällt auf, dass mit zunehmendem Alter
mehr Wert auf ein praktisches Auto gelegt wird:
Bei den 18- bis 29-Jährigen spielt das nur für
77,5 Prozent eine Rolle, während über 50-jährige
Fahrer zu mehr als 84 Prozent an einem hohen
Nutzwert interessiert sind.
© Volkswagen AG
„Das erste Auto ist das wichtigste im Leben. Fast die Hälfte der befragten
18- bis 29-Jährigen misst ihrem Auto auch in Zukunft hohen Statuswert
bei. Auf Kosten der Sicherheit darf er jedoch nicht gehen: Sie steht bei
allen Altersgruppen und über alle Ländergrenzen hinweg an erster Stelle.
Das sollte für die Hersteller ein Ansporn sein, noch mehr Geld in die
Sicherheitsforschung zu investieren. Mit Abstandswarnern, Spurhalteassistenten, automatischen Notbremsfunktionen und anderen Assistenzsystemen, die sie in den vergangenen Jahren ausgetüftelt haben, sind sie
der Vision vom unfallfreien Fahren ohnehin schon einen großen Schritt
näher gekommen.“
Michael Gebhardt
13
Gefahrenerkennung und Stauvermeidung
Der Wunsch nach Sicherheit prägt auch die Rangliste der Funktionen, die ein Auto nach Ansicht der
Befragten in 25 Jahren bieten muss: 84,4 Prozent
erwarten, dass ihr Auto Gefahren automatisch
erkennt und aktiv in das Geschehen eingreift, um
einen Unfall zu vermeiden. Dies könne zum Beispiel
durch Bremseingriffe, aber auch durch Lenkbewegungen passieren – zwei Assistenzsysteme, die
schon heute in manchen Fahrzeugen verfügbar
sind. Groß ist auch das Interesse an Car-to-Car-Kommunikation, die mit einer Zustimmungsrate von
76,2 Prozent auf Platz 3 rangiert. Davon, dass
Autos untereinander vernetzt sind, erhofft man sich
ebenfalls einen Sicherheitsgewinn, zum Beispiel
indem ein Pannenfahrzeug hinter einer Kurve den
nachfolgenden Verkehr warnt.
Vor einem Jahr bewerteten nur 72,4 Prozent
diesen Punkt als wichtig.
Einig ist sich Europa – wie schon im vergangenen
Jahr – auch in Sachen sozialer Status:
Nur 33,4 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass das Auto auch in Zukunft ihren sozialen
Status repräsentieren sollte, also Statement-Charakter hat. Im Vergleich zur Vorgängerstudie ist
dieser Wert sogar um 3,3 Prozentpunkte gesunken.
Auch in der Nationenbetrachtung landet dieser
Aspekt auf dem letzten Platz. Deutliche Unterschiede zeigen sich allerdings – quer durch alle
Länder – bei der Auswertung nach Altersgruppen:
43,3 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind nämlich
sehr wohl der Meinung, dass ihr Auto auch in
25 Jahren noch ein Statussymbol sein wird,
während von den 60- bis 65-Jährigen nur noch
22 Prozent dieser Aussage zustimmen. Hinzuzufügen ist jedoch, dass die Wichtigkeit in der jüngsten
befragten Gruppe im Vergleich zur Befragung
2013/2014 abgenommen, in der ältesten aber
zugelegt hat. Und noch ein interessantes Detail:
Diejenigen, die auch in Zukunft im Auto ein
Statussymbol sehen, betonen auch stärker den
Aspekt Fahrspaß (89,3 Prozent) als die Gruppe der
Status-Verneiner (69,5 Prozent).
Funktionen, die das Auto von morgen bieten soll
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 %
Summe
84,4 %
Automatische
Gefahrenerkennung
80,0 %
Vermeidung von Staus
76,2 %
Kommunikation von
Auto zu Auto
66,3 %
Eigenständige
Parkplatzsuche
51,3 %
Schneller Internetzugang
31,4
48,0 %
Großes Unterhaltungsangebot
29,3
47,5 %
Privater digitaler
Assistent
45,6 %
Autonomer Bring- und
Abholdienst
33,2 %
Kein Führerschein mehr
nötig
31,2 %
Mobiles Büro
50,9
33,5
39,5
40,5
39,2
37,0
31,1
22,3
29,0
16,6
18,2
19,5
15,9
10,6
26,1
17,3
20,6
„Stimme voll und ganz zu“
14
35,2
„Stimme eher zu“
Außenwelt gut vernetzt sind, denn schon heute
verfügen manche Kleinwagen über einen Internetzugang mit ordentlicher Geschwindigkeit. Das Auto
als mobiles Büro fordern dagegen nur 31,2 Prozent –
daran hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr
nichts geändert.
Zwischen den beiden Sicherheitsaspekten liegt
mit einer Zustimmungsquote von 80 Prozent der
Befragten der Wunsch nach Stauvermeidung. In
25 Jahren sollte das Auto in der Lage sein, die
Route so intelligent zu wählen, dass es erst gar
nicht in den Stau hineinfährt. Auch dieser Gesichtspunkt hat in der Wahrnehmung der Europäer
zugelegt, und zwar um knapp drei Prozentpunkte.
Ziemlich genau zwei Drittel aller Befragten
(66,3 Prozent) wünschen sich außerdem, dass
sie das Auto nicht nur staufrei ans Ziel bringt,
sondern auch bei der Parkplatzsuche unterstützt
beziehungsweise direkt einen freien Parkplatz
ansteuert.
Immerhin knapp die Hälfte aller Befragten
(45,6 Prozent) erwartet von ihrem Auto in
25 Jahren deutlich mehr als das derzeit Mögliche
und Zulässige: Es soll autonom Hol- und Bringdienste durchführen und beispielsweise die Kinder
von der Schule abholen. Die Vorstellung, dass ein
entsprechender Befehl den Wagen dazu bringt, sich
selbstständig auf den Weg zu machen und die Kleinen sicher nach Hause zu transportieren, gefällt vielen. Das deckt sich mit den generellen Erkenntnissen zum Thema autonomes Fahren, denen zufolge
circa die Hälfte aller Europäer nichts dagegen hätte,
sich vom eigenen Auto durch die Gegend kutschieren zu lassen. Ob das Vertrauen in die Technik am
Ende wirklich vorhanden ist, wird sich allerdings erst
in ein bis zwei Jahrzehnten zeigen, wenn autonom
fahrende Autos tatsächlich beim Händler stehen. Das Verlangen nach schnellem Internet im Auto
ist ebenfalls gestiegen – um etwa zweieinhalb
Prozentpunkte im Vergleich zu 2013/2014:
Insgesamt 51,3 Prozent der Befragten äußerten
diesen Wunsch. Überraschend ist, dass die
größten Befürworter nicht die 18- bis 29-Jährigen
sind, sondern die 30- bis 49-Jährigen. Die gute
Nachricht: Es wird wohl gar keine 25 Jahre mehr
dauern, bis die Autos untereinander und mit der
Länder-Votum im Vergleich: Unterhaltungsangebot
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 %
Summe
25,4
35,5
60,9 %
Spanien
52,4 %
Italien
50,7 %
Frankreich
40,5 %
Belgien
25,9
39,0 %
Österreich
27,4
39,0 %
Deutschland
36,7 %
Niederlande
20,1
32,3
15,7
35,0
12,2
13,1
11,6
9,9
28,3
26,8
„Stimme voll und ganz zu“
„Stimme eher zu“
„Gefahrenerkennung, Stauvermeidung oder schnelles Internet – vieles
von dem, was das Auto in 25 Jahren können soll, ist schon heute Realität. Auch dem Wunsch nach Unterhaltung tragen die Hersteller längst
Rechnung – noch offen ist die Frage, ob die Technik zukünftig im Auto
selbst steckt oder zum Beispiel mit Hilfe von Smartphones und anderen
Kommunikationssystemen einfach eingebunden wird. So ist sie in der
Regel preisgünstiger und schneller auf den neuesten Stand zu bringen.“
Michael Gebhardt
15
Wichtiger als das selbstfahrende Auto erscheint
das Angebot an Unterhaltungsfunktionen: Langeweile darf während der Fahrt nicht aufkommen,
dieser Meinung sind 48 Prozent der Befragten,
und zwar mehr die Männer (53,2 Prozent) als die
Frauen (43,1 Prozent). TV, Computerspiele, die
Möglichkeit, im Internet zu surfen, und die Nutzung sozialer Medien sollen das Reisen für Beifahrer spannender gestalten. Mit Zustimmungsraten
von 50 bis 60 Prozent steht dieser Punkt bei den
beteiligten Mittelmeeranrainern Spanien, Italien
und Frankreich deutlich weiter oben als in Belgien,
Österreich, Deutschland und den Niederlanden,
wo sich nur gut 40 Prozent der Teilnehmer dafür
ausgesprochen haben. Vor allem bei den Letztgenannten überrascht das, sind die Niederländer
doch eine sehr technikverliebte Nation, die
im Alltag viel Wert auf Hightech-Spielereien legt.
diesen Wunsch, dürfte die Zeit der vielen Tasten,
Knöpfchen und Schalter endgültig zu Ende gehen
und diese durch Touchscreens, Sprach- oder Gestensteuerung ersetzt werden. Beispielhaft agiert
hier Tesla – bei ihrem Elektroauto Model S setzen
die Amerikaner auf ein einziges, großes Eingabedisplay in der Mittelkonsole.
Dass ein 3D-Soundsystem Gefahren akustisch
anzeigt, wünschen sich immerhin 68,6 Prozent der
Befragten. Vorausgesetzt wird, dass der Warnton
aus der gleichen Richtung kommt wie die Gefahr
selbst, so dass der Fahrer sofort weiß, von welcher
Seite ein Fußgänger vors Auto zu laufen droht oder
sich ein Krankenwagen nähert, und besser reagieren kann. Genauso viele Befragte wollen, dass das
Auto ihren aktuellen Fahrstil grafisch darstellt – sie
versprechen sich von diesen Informationen (zum
Beispiel über Verbrauch, Beschleunigungsverhalten oder Bremseingriffe) eine Verbesserung ihrer
Fahrweise. Derartige Systeme werden schon heute
vermehrt eingesetzt. Vor allem im Bereich der
Elektroautos und besonders sparsamen Antriebe
versuchen die Hersteller mit einem spielerisch
ausgelegten Trainingsprogramm, das Schmetterlinge und Co. erscheinen oder Bäume wachsen
lässt, zu einer noch ökonomischeren Fahrweise zu
animieren.
Einfachere Bedienkonzepte gefragt
Welche Steuer- und Kontrollmöglichkeiten soll das
Auto in 25 Jahren bieten? Rund drei Viertel aller
Befragten (73,7 Prozent) wünschen nur die Anzeige
relevanter Informationen; möglicherweise ist das
eine Reaktion darauf, dass viele Autos ihre Fahrer
heutzutage mit unzähligen Hinweisen, Meldungen
und Warnungen überfordern. 65,7 Prozent – mehr
Männer als Frauen – wünschen sich auch, dass die
Informationen in Zukunft in die Windschutzscheibe
projiziert werden; eine Technik, die schon heute
unter dem Namen Head-up-Display im Einsatz ist.
68,8 Prozent wollen außerdem ein einziges Bedienfeld, über das alle Funktionen angesprochen
werden können. Berücksichtigen die Hersteller
Anforderungen an das Auto der Zukunft
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 %
Summe
31,3
42,4
Es sollen nur die relevanten
Informationen angezeigt werden
28,6
40,2
68,8 %
Alles wird über eine zentrale
Bedieneinheit gesteuert
28,7
39,9
68,6 %
Intelligentes 3D-Soundsystem zur
Warnung
41,0
68,0 %
Informationen zum aktuellen
Fahrverhalten
65,7 %
Relevante Informationen werden in
die Frontscheibe projiziert
58,3 %
Fahrzeugübergreifendes Nutzerprofil
27,0
28,2
24,5
„Stimme voll und ganz zu“
16
73,7 %
37,5
33,8
„Stimme eher zu“
© Robert Bosch GmbH
Weniger oft, aber von immerhin 58,3 Prozent
der Befragten, wird der Wunsch nach einem fahrzeugübergreifenden Nutzerprofil geäußert. Darin
könnten personenbezogene Daten wie Sitzposition,
Klimaanlageneinstellung oder Lieblings-Radiosender gespeichert und in anderen Fahrzeugen,
zum Beispiel einem Mietwagen, online abgerufen
werden. Auch das ist übrigens eine Entwicklung,
die nicht mehr lange auf sich warten lassen wird:
Einige Hersteller beginnen bereits, solche Profile
anzulegen, und sie in mehreren Autos laden zu
können, wird der nächste Schritt sein.
© Continental AG
„Eines ist klar: Die Europäer sind der vielen Schalter, Knöpfe und Tasten
im Auto überdrüssig und wünschen sich ein vereinfachtes Bedienfeld. Und
sie wollen nur noch mit wirklich wichtigen Informationen versorgt werden,
idealerweise via Head-up-Display. Die gezielte Informationsauswahl ist
übrigens keine Zukunftsmusik. Bei Saab konnte man schon vor Jahrzehnten über eine Taste alle gerade nicht benötigten Anzeigen ausschalten.
Erforderte eine der unterdrückten Informationen die Aufmerksamkeit des
Fahrers – zum Beispiel der Hinweis, dass der Spritvorrat zur Neige geht –,
wurde sie automatisch wieder eingeblendet. Schade, dass diese Funktion
inzwischen wieder in Vergessenheit geraten ist!“
Michael Gebhardt
17
5
Alternative Antriebe
© Volkswagen AG
Autos mit Verbrennungsmotoren, die ausschließlich
Benzin oder Diesel tanken, werden mehr und mehr
an Bedeutung verlieren und in 25 Jahren kaum
noch eine Rolle spielen. In diesem Punkt sind sich
die befragten Autofahrer einig. Nur noch 6,3 Prozent glauben, dass diese beiden Kraftstoffsorten
auch in einem Vierteljahrhundert noch den Markt
dominieren. Biosprit halten sie ebenfalls für ein
Auslaufmodell. Zusammen mit Flüssig- und Erdgas
kommt er nur noch auf einen 10,7-Prozent-Anteil
an den Nennungen.
Antriebstechnik in 25 Jahren
0
10
20
30
40
50
26,7 % Elektromotor
24,0 % Hybridantrieb
18,2 % Keine Ahnung
14,1 % Wasserstoff
7,8 % Biokraftstoff
6,3 % Benzin, Diesel
1,6 % Flüssiggas (LPG)
1,3 % Erdgas (CNG)
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“
Die besten Aussichten – nicht zuletzt wegen der
Annahme, dass es nötig sein wird, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern – werden Elektro- und Hybridantrieb eingeräumt. Für
sie votieren 26,7 beziehungsweise 24 Prozent
der Befragten. Wasserstoff als Treibstoff, also die
Brennstoffzellen-Technik, kommt auf 14,1 Prozent.
Allerdings gibt es keine andere Frage, die derart
häufig mit „Ich weiß nicht“ beantwortet wird.
18,2 Prozent bekundeten auf diese Weise, noch
keine Meinung zu diesem Thema haben.
18
60 %
80 Prozent der Alltagsfahrten abdecken ließen.
Und das 50-Kilometer-Limit ist unattraktiver denn
je: 2012 erschien es noch 1,3 Prozent der Befragten ausreichend.
Die Reichweite muss stimmen
Damit die Prognosen Wirklichkeit werden, müsste
das Elektroauto allerdings enorme Fortschritte in
puncto Reichweite erzielen: Über 70 Prozent erwarten mindestens 500 Kilometer, knapp die Hälfte
davon – nämlich 34,8 Prozent aller Befragten –
sogar 800 Kilometer und mehr. Von den restlichen
30 Prozent möchten die meisten (19,6 Prozent) mit
einer Akku-Ladung immerhin noch 250 Kilometer
weit kommen. Die Gruppe derer, die 100 Kilometer
für ausreichend erachtet, umfasst 5,7 Prozent, und
50 Kilometer erscheinen mittlerweile nur noch
0,9 Prozent der Befragten akzeptabel. 3,6 Prozent
der Europäer würden niemals ein Auto mit alternativem Antrieb kaufen.
Die länderspezifische Auswertung zeigt, dass
vor allem die Spanier das E-Mobil vorne sehen;
mehr als ein Drittel (37,4 Prozent) geht von der
Dominanz dieser Antriebstechnik auf den Straßen
im Jahr 2040 aus. Das ist erstaunlich, denn das
Stromauto hat gerade in einem Flächenland wie
Spanien, wo längere Strecken zum Alltag gehören,
die größten Hürden zu überwinden. Das sehen
auch die Franzosen so, unter ihnen liegt die Zustimmung mit 18,5 Prozent deutlich geringer;
hier belegt die Hybridtechnik Rang 1. Dass in
25 Jahren Brennstoffzellen-Fahrzeuge im Straßenbild bestimmend sein werden, glauben vor allem
die Niederländer (20,8 Prozent), in Frankreich
halten nur sieben Prozent der Befragten dieses
Szenario für wahrscheinlich. Deutschland liegt mit
25,7 Prozent (Elektromobilität) und 16,6 Prozent
(Wasserstofftechnik) im Mittelfeld.
Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit denen aus
dem Jahr 2012, zeigt sich, dass die Erwartungen
an die Reichweite gestiegen sind, weshalb die Kluft
zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch unüberwindbarer erscheint als damals. Seinerzeit waren
6,6 Prozent mit 100 Kilometern einverstanden –
jener Reichweite, mit der sich laut Statistik über
Argumente für alternative Fahrsysteme
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 %
Summe
49,5
51,2
49,5
44,1
84,3 %
Mobilitätskosten
32,8
84,0 %
Klimaschutz
34,2
83,7 %
Gesundheit und
Naturschutz
81,3 %
Komfort/Fahrspaß
71,4 %
Wirtschaftliche
Unabhängigkeit
37,2
30,9
„Stimme voll und ganz zu“
34,8
40,5
„Stimme eher zu“
„Geht es um Alternativen zum Verbrennungsmotor, werden Hybrid- und
Elektroantrieb am häufigsten genannt. Damit sich diese Erwartung in
den Zulassungszahlen niederschlägt, müssen die Automobil- und Batteriehersteller allerdings noch viel Entwicklungsarbeit leisten. Die aktuell
erzielbaren Reichweiten sind zwar für den Großteil der alltäglichen Fahrten mehr als ausreichend, decken sich aber nicht mit den Werten, die aus
Sicht der potenziellen Käufer die neuen Antriebstechniken attraktiv machen. Hier müssen Industrie, Medien und Politik noch viel Aufklärungsarbeit betreiben, um den Bürgern die neue Technik schmackhaft zu machen.“
Michael Gebhardt
19
Hoffnung auf bezahlbare Mobilität
Vor allem der Kosten wegen räumen die Europäer
den Verbrennungsmotoren wenig Zukunftschancen
ein. Knapper werdende Ölvorräte, so die Annahme,
werden den Preis für Diesel und Benzin weiter
in die Höhe treiben. Von alternativen Antrieben
versprechen sich hingegen 84,3 Prozent der Interviewten eine kostengünstigere, auch in 25 Jahren
noch bezahlbare Mobilität. Klima-, Gesundheitsund Umweltschutz werden fast ebenso häufig
genannt; auch diese Gründe stoßen bei mehr als
80 Prozent der Befragten auf Zustimmung, die
mehrheitlich uneingeschränkt ausfällt. Ein weiteres
ökonomisches Argument, die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Erdöl- und Erdgaslieferanten, ist
den Europäern ebenfalls wichtig. Und immerhin
81,3 Prozent sind sogar der Meinung, dass die
alternativen Antriebe für Komfort und Fahrspaß
bürgen. Allen voran die Spanier und Italiener
bejahen – mit 77,9 beziehungsweise 76,5 Prozent
– diesen Aspekt; in den Niederlanden sind nur
59,2 Prozent dieser Meinung.
© Continental AG
Welche Reichweite muss ein Auto
mit alternativem Antrieb erzielen,
um den Umstieg für Sie attraktiv
zu machen?
0
10
20
30
40
50
3,6 % Ich würde nie ein Fahrzeug mit
alternativem Antrieb kaufen
19,5 % Mehr als 800 km
15,3 % 800 km
35,5 % 500 km
19,6 % 250 km
5,7 % 100 km
0,9 % 50 km
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“
20
60 %
„Vor allem die Angst vor ausufernden Kosten ist es, die den alternativen
Antrieben den Boden bereitet. Viele Europäer befürchten, dass die Preise
für Benzin und Diesel weiter steigen, und erhoffen sich vom Umstieg auf
Hybrid- und Elektromobile eine weiterhin bezahlbare Lösung. Was dabei
allerdings nicht vergessen werden darf: Auch deren Energiebedarf hat
seinen Preis, und die Fahrzeuge selbst sind in der Anschaffung vermutlich auch in Zukunft noch deutlich teurer als konventionelle Pkw. Hinzu
kommen die Kosten für den Infrastrukturausbau (Ladesäulen, Wasserstofftankstellen etc.), und nicht zuletzt entstehen neue Abhängigkeiten
von – wenngleich anderen – Rohstofflieferanten: Auch das Lithium für die
Akkumulatoren kommt aus dem außereuropäischen Raum!“
Michael Gebhardt
6
Autonomes Fahren
© BMW AG
Ein Auto, das seine Passagiere von A nach B
transportiert, ohne dass der hinter dem Lenkrad
Sitzende auch nur eine Hand rührt, bremst oder
Gas gibt, beherrscht die Kunst des autonomen
Fahrens. Entsprechend ausgerüstete Prototypen werden derzeit erprobt; sie fahren nach der
Zieleingabe selbstständig los, beschleunigen,
bremsen, blinken, biegen ab, vollziehen Spurwechsel und machen all das so gut, dass sie unfallfrei
im Verkehrsstrom mitschwimmen können, wie sich
im kalifornischen Silicon Valley beobachten lässt.
Dort erproben unter anderem Mercedes-Benz und
der Seiteneinsteiger Google, was machbar ist.
Die positiven Testergebnisse beeindrucken die
europäischen Autofahrer jedoch nur wenig.
Die Vorstellung, die Herrschaft über die Technik
generell an eine Armada von Assistenzsystemen,
Kameras und Sensoren abzutreten, erscheint
nur einem Fünftel der Befragten akzeptabel
(20,8 Prozent). Von ihnen würde sich gut die Hälfte
grundsätzlich lieber transportieren lassen, als
selbst zu fahren, die anderen 9,9 Prozent würden
auf die neue Technik umsteigen, wenn sich so
beispielsweise die Versicherungskosten reduzieren
ließen. In Italien wären sogar 14,9 Prozent der
Befragten bereit, sich neu zu orientieren, würde
autonomes Fahren eine Kostensenkung bewirken.
In Österreich stößt ein finanzieller Anreiz lediglich
bei 7,2 Prozent auf Zustimmung, und auch in den
restlichen Ländern verharrt sie im einstelligen
Prozentbereich.
Nutzung eines Autopiloten
11,0 % Ja, grundsätzlich
45,1 % Ich will die
freie Wahl
haben
9,9 % Ja, wenn es
günstiger ist
17,4 % Nein, ich vertraue
der Technik
nicht
16,7 % Nein, ich möchte
selbst fahren
21
Allerdings wären in Österreich (50,9 Prozent),
Deutschland (51,3 Prozent) und Spanien
(56 Prozent) mehr als die Hälfte der Befragten
bereit, zumindest hin und wieder einen Autopiloten zu aktivieren; in den anderen vier Ländern lag
die Zustimmungsquote zwischen 36 (Frankreich)
und 44 Prozent (Niederlande). Europaweit liegt
sie bei 45,1 Prozent – und damit deutlich höher
als 2011/2012: Damals befürwortete nicht einmal
jeder Dritte der Befragten diese Option.
Die Ablehnung des autonomen Fahrens wird zu
etwa gleichen Teilen damit begründet, dass man
der Technik misstraut (17,4 Prozent) oder viel zu
gerne selbst fährt, was laut Selbstauskunft für
16,7 Prozent aller Befragten gilt. 2011 war dieser
Aspekt noch für 23,7 Prozent der Befragten ein
Grund, das autonome Fahren abzulehnen. Generell
lässt sich feststellen, dass Männer dem autonomen
Fahren gegenüber etwas aufgeschlossener sind
und Frauen etwas entschiedener in ihrer Ablehnung. Den Ausschlag gibt, dass sie der neuen
echnik nicht so recht trauen. Den Verlust des Fahrvergnügens befürchten hingegen nur 15 von
100 Frauen (Männer: 18,4 Prozent). Am ausgeprägtesten ist das Misstrauen in Frankreich; die
Freude am Fahren führen Italiener und Niederländer
besonders häufig als Grund für ihre Ablehnung an.
Europaweit sind sich die jüngsten und die ältesten Teilnehmer an der Umfrage erstaunlich einig:
38,2 beziehungsweise 38,5 Prozent sind nicht aufs
autonome Fahren aus. In den mittleren Altersgruppen ist diese Verweigererquote zwischen 5 und
7 Prozentpunkte niedriger. Auch die Größe des
Wohnorts beeinflusst das Urteil: 22,9 Prozent der
in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern
lebenden Teilnehmer erklärten sich zu potenziellen
Nutzern autonom fahrender Mobile. In Gemeinden
mit weniger als 5.000 Einwohnern findet man
die Idee weniger gut; gleichzeitig ist dort das
Misstrauen überdurchschnittlich stark ausgeprägt
(22,7 Prozent) und die Zahl der Unentschlossenen
besonders hoch (23,1 Prozent).
Altersspezifische Ergebnisse
0
10
20
30
40
50%
Kein Hersteller wird eine Massenproduktion für
autonome Fahrzeuge leisten
16,9 %
18 –29 Jahre
19,0 %
30 –39 Jahre
23,2 %
27,1 %
30,8 %
40 –49 Jahre
50 –59 Jahre
60 –65 Jahre
Ein Hersteller aus der IT-Branche (Google, Intel, etc .)
29,1 %
25,7 %
16,0 %
18 –29 Jahre
30 –39 Jahre
40 –49 Jahre
12,3 %
50 –59 Jahre
9,8 %
60 –65 Jahre
„Aus Sicht der Automobilindustrie löst autonomes Fahren viele der
Probleme, die das Autofahren derzeit zur Qual machen. Die Kundschaft
ebenso positiv einzustimmen, ist ihr jedoch noch nicht gelungen. Mit der
Vorstellung, dass das eigene Auto generell zum Taxi ohne Fahrer mutiert,
kann sich derzeit nur eine Minderheit anfreunden. Beachtliche Zustimmung findet hingegen eine Technik, die dem Fahrer die Wahl lässt, selbst
zu steuern oder auf Autopilot umzuschalten. Ob wir in Zukunft allerdings
tatsächlich alle einzeln in klassischen Autos durch die Gegend kutschiert
werden, ist mehr als fraglich. Vielleicht düsen in 25 Jahren ja kompakte, mit Menschen gefüllte Kapseln nach Rohrpost-Manier von Stadt zu
Stadt?“
22
Michael Gebhardt
Von den Befragten mit Universitätsabschluss
konnte sich ein Viertel fürs autonome Fahren
erwärmen, von den Internetnutzern fast ein Drittel.
Diese Gruppen, die sich selbst als besonders aufgeschlossen gegenüber neuen Entwicklungen bezeichnen, gaben auch am häufigsten an, keine Lust
zu haben, selbst zu fahren. Setzt man die Antworten in Relation zum Monatsnettoeinkommen, fällt
auf, dass ein knapp bemessenes Haushaltsbudget
zu größerer Ablehnung des autonomen Fahrens
führt (37,5 Prozent) und die meisten Befürworter –
24,2 Prozent – im höheren Einkommensbereich zu
finden sind.
Automobil- vor IT-Industrie
Dass es der Automobilindustrie gelingen wird,
die neue Technik so schnell und zuverlässig weiterzuentwickeln, dass autonomes Fahren in 25 Jahren
für jedermann möglich sein wird, glauben
53,5 Prozent der befragten Europäer. Am stärksten
ist die Zustimmung bei den Interviewten, die über
mehr als 3.000 Euro netto im Monat verfügen.
Die IT-Branche, die dieselben Pläne verfolgt,
wird deutlich seltener genannt (19,6 Prozent),
überdurchschnittlich häufig von Italienern und
Spaniern (24,4 beziehungsweise 24,7 Prozent).
Auch eine bessere Ausbildung drückt sich in einem
größeren Vertrauen in die Fähigkeit der autoentwickelnden Seiteneinsteiger aus.
Dass es überhaupt einem Hersteller gelingt,
binnen der nächsten 25 Jahre autonom agierende
Fahrzeuge in größerer Zahl zu fertigen, bezweifeln
22,5 Prozent aller Befragten. In Österreich und
Deutschland sind es sogar rund 30 Prozent.
In Spanien und Italien halten hingegen nur
15,3 beziehungsweise 14,9 Prozent die Annahme
für unrealistisch.
Wem trauen Sie die Entwicklung eines
autonomen Fahrzeugs am ehesten zu?
0
10
20
30
40
50
60 %
53,5 % Automobilindustrie
22,5 % Überhaupt keinem Unternehmen
19,6 % IT-Branche
4,4 % Einer anderen Industriesparte
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“
© Rinspeed
„Egal ob Autoindustrie oder IT-Branche – jeder, der die Möglichkeiten des
autonomen Fahrens erforscht, sieht sich außer mit dem Misstrauen der
Kunden und einer fürs autonome Fahren derzeit noch untauglichen Infrastruktur mit zahlreichen juristischen Hürden konfrontiert. Bis es zulässig
ist, dass der Fahrer der Straße den Rücken zuwendet, während das Auto
die Reisenden von A nach B fährt, wird möglicherweise noch mehr als ein
Vierteljahrhundert vergehen. Vorerst ist daran nicht zu denken:
Es ist bereits ein Fortschritt, dass die internationalen Regeln inzwischen
dem einen Stau-Assistenten nutzenden Fahrer erlauben, die Hände vom
Lenkrad und die Füße von den Pedalen zu nehmen – allerdings nur unter
der Voraussetzung, dass er zu jedem Zeitpunkt in der Lage ist einzugreifen, sollte die Technik aus dem Ruder laufen.“
Michael Gebhardt
23
7
Mobilitätskosten
© Honda
Alternative Mobilitätsformen werden über kurz
oder lang die konventionellen verdrängen – damit
rechnet die Mehrheit der Befragten. Doch die
Sache hat einen Haken: Elektroautos brauchen
Strom-Ladesäulen, Brennstoffzellen-Fahrzeuge
Wasserstofftankstellen; ohne passende Infrastruktur sind sie nicht zu betreiben. Die Anpassung
aber kostet viel Geld.
Wir wollten wissen, wer dafür in Zukunft das
Portemonnaie aufmachen soll.
Einer muss zahlen
In dieser Frage sind sich die Europäer alles andere
als einig, doch tendiert die Mehrheit von immerhin 33,6 Prozent dazu, die Kosten der gesamten
Gesellschaft abzuverlangen, also Steuergelder
dafür aufzuwenden. Im vergangenen Jahr erschien
diese Finanzierungsform noch 34,8 Prozent der
Befragten akzeptabel. Allerdings zeigen sich über
die Ländergrenzen hinweg deutliche Unterschiede:
Während in Italien (41 Prozent) und Deutschland
(37,4 Prozent) dieses Modell gut ankommt,
sprechen sich in Belgien und Frankreich nur
25,9 beziehungsweise 21,5 Prozent dafür aus.
Und es befürworten vor allem Bewohner großer
Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern,
diese Kosten der Allgemeinheit aufzuerlegen
(37,3 Prozent).
21,6 Prozent wollen die Kosten des Infrastrukturausbaus stattdessen denen aufbürden, die die neuen Antriebe und Mobilitätskonzepte nutzen. Etwas
weniger (19,2 Prozent) sehen es genau umgekehrt:
Sie sind der Meinung, dass diejenigen zahlen
sollen, die sich den Neuerungen verweigern und
weiterhin ihren eigenen Benziner oder Diesel nutzen möchten – das war auch schon vor einem Jahr
so. Ähnlich hoch (21,1 Prozent) ist der Anteil derer,
die die Kosten den Unternehmen in Rechnung
24
stellen wollen, die neue Antriebe oder Konzepte
anbieten, also zum Beispiel den Herstellern von
Brennstoffzellen-Autos oder Carsharing-Flottenbetreibern.
Immerhin: Die Akzeptanz alternativer Mobilitätsformen ist gestiegen. Haben sich 2013/2014 noch
7,1 Prozent aller Befragten dagegen ausgesprochen, lehnen jetzt nur noch 4,6 Prozent jegliche
Neuerung ab. Was allerdings auffällt:
Mit 6,2 Prozent ist die Ablehnung bei den Frauen
deutlich ausgeprägter als bei den Männern
(2,9 Prozent). Noch höher ist die Quote nur bei den
Nicht-Autofahrern (9,2 Prozent) und – wenig überraschend – den selbsterklärten Fortschrittsgegnern
(14,1 Prozent).
Wer soll die Infrastrukturkosten für
neue Mobilitätsformen tragen?
0
10
20
30
40
50 %
33,6 % Steuerzahler / Gesellschaft
21,6 % Die Nutzer alternativer Antriebe
21,1 % Hersteller- und Energieunternehmen
19,2 % Die Nutzer konventioneller Antriebe
4,6 % Alternative Antriebe sind nicht sinnvoll
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“
© Audi AG
City-Maut
45,0 % Nein, Autofahrer haben schon
genug Steuern zu zahlen
2,6 % Ja, weil die Städte sowieso wenig
Geld haben
12,9 % Ja, weil ich mir eine Entlastung
der Innenstädte erhoffe
26,4 % Ja, wenn das Geld in
den öffentlichen
Nahverkehr
investiert wird
13,1% Nein, weil ich eine Maut
kategorisch ablehne
„Wer soll das bezahlen? Bei dieser Frage herrscht keine Einigkeit. Europaweit kann sich ein Drittel aller Befragten vorstellen, dass die Kosten
für den Infrastrukturausbau von der gesamten Bevölkerung, zum Beispiel
über eine Steuer, getragen werden. Aber auch die Idee, die Fahrzeughersteller zur Kasse zu bitten, stößt auf Gegenliebe. Dass diese Rechnung
aufgeht, ist allerdings wenig wahrscheinlich.“
Michael Gebhardt
25
Vorbehalte gegen die City-Maut
Ein klares Bild zeigt sich bei der Frage nach einer
City-Maut, wie es sie beispielsweise in London oder
Mailand bereits gibt. Wer dort mit dem eigenen
Auto in die Innenstadt fahren will, wird zur Kasse
gebeten – und das nicht zu knapp. In der englischen Hauptstadt werden beispielsweise pro Tag
etwa 15 Euro fällig. Auf die Frage, ob sie bereit
wären, so eine Maut zu zahlen, antwortet eine
klare Mehrheit – 58,1 Prozent der befragten Europäer – mit Nein. Die genauere Betrachtung ergibt,
dass 45 Prozent der Meinung sind, Autofahrer würden bereits genug Steuern und Abgaben zahlen,
und dass 13,1 Prozent der Befragten Mautgebühren aus Prinzip ablehnen.
Wenig überraschend ist die Verteilung der Akzeptanz einer City-Maut hinsichtlich der Größe der
Stadt, in der die Befragten wohnen: 47,7 Prozent
derer, die in einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern leben, haben sich für eine solche Abgabe
ausgesprochen, während im ländlichen Raum in
Orten mit 5.000 und weniger Einwohnern nurmehr
36,4 Prozent bereit wären, dafür zu bezahlen.
Außerdem fällt auf, dass die Zahlbereitschaft mit
steigendem Bildungsgrad zunimmt: Während gerade einmal 31 Prozent der Befragten mit einem einfachen Schulabschluss der Stadtgebühr zustimmen,
liegt die Quote bei Universitätsabsolventen nahezu
bei 50 Prozent. Das Einkommen hingegen wirkt
sich kaum auf die Meinung zur City-Maut aus.
Von den gut 40 Prozent der Befragten, die nichts
gegen eine City-Maut einzuwenden haben, stimmen rund zwei Drittel, in Summe 26,4 Prozent
aller Befragten, einer solchen Abgabe unter der
Voraussetzung zu, dass die Einnahmen in den
öffentlichen Nahverkehr investiert werden. 12,9
Prozent wären willens, eine entsprechende Maut
zu entrichten, wenn damit das Verkehrschaos in
den Innenstädten geringer würde; gut zweieinhalb
Prozent würden die Gebühr sogar zahlen, wenn das
Geld einfach in die Stadtkasse flösse.
„Die City-Maut ist und bleibt ein umstrittenes Mittel zur Bekämpfung
verstopfter und emissionsbelasteter Innenstädte. Sinnvoll ist sie nur dann,
wenn sie auch konsequent, das heißt mit möglichst wenigen Ausnahmen,
umgesetzt wird. In London beispielsweise wird nur für rund zwei Drittel
der in die Mautzone einfahrenden Autos die Gebühr fällig, der Rest ist
auf Grund von Sonderregelungen davon befreit. Andererseits könnte ein
Mauterlass zum Beispiel für Elektrofahrzeuge als Kaufanreiz dienen.“
© „London Congestion Charge“ by Mariordo (Mario Roberto Durán Ortiz) (Own work)
[CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.
org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
26
Michael Gebhardt
© Rafael Neddermeyer/SP-X
Akzeptanz einer City-Maut
0
10
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30
40
50
0
10
20
30
Größe der Kommune (Einwohnerzahl)
Ausbildung
100.000 und mehr
Universitätsabschluss
47,7 %
20.000 bis 99.999
40,9 %
Abitur
5.000 bis 19.999
40,2 %
Mittlere Reife
Bis zu 4.999
36,4 %
40
50%
49,7 %
42,3 %
32,7 %
Hauptschulabschluss 31,0 %
Kein Abschluss
28,0 %
27
8
Zusammenfassung und
Ausblick
© Rinspeed
Das Auto ist aus dem Leben eines Europäers
nicht mehr wegzudenken. Diese schon in früheren AutoScout24-Studien enthaltene Feststellung
gilt weiterhin, denn Mobilität ist nach wie vor ein
hohes Gut. Der Autobesitz hingegen verliert an
Bedeutung; es mehren sich die Anzeichen, dass
das eigene Auto nicht mehr so wichtig ist. Speziell Großstädter und Gutverdiener sind bereit,
ihre individuelle Mobilität anders zu organisieren
als frühere Generationen. Sie spielen mit dem
Gedanken, mit dem eigenen Auto die Grundversorgung sicherzustellen und für außergewöhnliche
Bedürfnisse auf die zumindest in größeren Orten
verfügbaren Alternativen – Mietwagen, aber auch
Zug oder Fahrrad – zurückzugreifen.
Den meisten ist klar: Vieles wird sich in den
nächsten Jahren ändern, aber noch sind die Meinungen diffus und die Vorstellungen zur Mobilität
im Jahr 2040 häufig in der Gegenwart verhaftet.
Die diesjährige Studie zeigt einerseits, dass die
Autofahrer für Veränderungen aufgeschlossen sind,
es ihnen andererseits aber schwer fällt, sich von
den gewohnten Formen zu lösen. Das gilt für die
bereits erwähnte Frage, ob man ein eigenes Fahrzeug besitzen oder neue Mobilitätskonzepte nutzen
möchte, genauso wie für die Akzeptanz autonom
fahrender Autos oder die Vorstellungen vom PkwKauf in der Zukunft. So erwarten beispielsweise
viele der Befragten, dass sie im Schauraum des
Händlers zukünftig interaktive Zusatzangebote
vorfinden oder sich im Internet auf speziell darauf
zugeschnittenen Websites detailliert über ihr
Wunschfahrzeug informieren können. An einen
rein virtuellen Kaufakt im Netz aber glauben die
wenigsten.
28
Einfluss der Mobilität auf die Lebensqualität in 25 Jahren
10,9 % Eher negativ
89,1 % Eher positiv
Einmal mehr hat sich außerdem bestätigt, dass
ältere Autofahrer neuen Techniken nicht zwangsläufig ablehnender gegenüberstehen als junge.
Die Skepsis der Senioren zeigt sich eher in den
Antworten auf Fragen, in denen es um den Zeitpunkt der Verwirklichung geht – möglicherweise
weil sie oft die Erfahrung gemacht haben, dass angekündigte Neuerungen die versprochene positive
Wirkung nicht entfaltet haben oder mit extremer
Verzögerung realisiert wurden. Das Thema E-Mobil
gehört dazu – seit den 1990er Jahren wird es als
Klimaretter propagiert und steckt doch immer
noch in der Nische.
Trotzdem: Dass die Zukunft im Strom liegt, in Form
von reinen Elektroautos, aber auch Fahrzeugen
mit Hybridantrieb oder Brennstoffzellen-Technik,
glaubt die Hälfte der Befragten. Allerdings wünschen sich die meisten deutlich mehr Reichweite,
als E-Autos sie heute bieten – und vermutlich
jemals bieten werden. Hier ist Aufklärungsarbeit
nötig; noch ist vielen nicht klar, dass die meisten
Alltagsstrecken schon heute problemlos rein elektrisch zu bewältigen sind.
© Rinspeed
Alles wird gut
Die frohe Botschaft: Insgesamt blicken
89,1 Prozent der Europäer positiv in die Zukunft
und glauben, dass das Auto in 25 Jahren eine
noch bessere Lebensqualität gewährleistet als
heute – unter anderem durch Fortschritte in
puncto Umweltverträglichkeit, Kosten, Flexibilität
und Sicherheit. Zwar liegen die neuen Zahlen
0,8 Prozentpunkte unter denen des Vorjahrs, doch
die Grundstimmung ist weiterhin positiv. Nur
10,9 Prozent erwarten eine negative Entwicklung –
darunter die erklärten Technikgegner: 22,7 Prozent
derer, die angegeben haben, neuen Trends und
Entwicklungen gegenüber ablehnend eingestellt zu
sein, befürchten durch das Auto von morgen eine
Verschlechterung ihrer Lebensqualität, etwa durch
verstopfte Innenstädte oder höhere Kosten.
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Methodik
© AutoScout24
Für diese Studie hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 8.811 Europäer im Alter von 18
bis 65 Jahren in Belgien, Deutschland, Frankreich,
Italien, den Niederlanden, Österreich und Spanien
befragt. Auf diese Länder entfallen gut zwei Drittel
der jährlichen Pkw-Neuzulassungen im EU-Raum.
Die Erhebung wurde zum vierten Mal durchgeführt. Es handelt sich um eine Stichprobe, die ein
repräsentatives Ergebnis sicherstellt. Pro Land
haben im Herbst 2014 zwischen 1.001 und 1.456
Frauen und Männer 13 Fragen-Blöcke zu allgemeinen und speziellen Anforderungen an das „Auto
von morgen“ beantwortet. Die Antworten wurden
entsprechend der Einwohnerzahl der sieben Länder
gewichtet, um deren unterschiedlichem Anteil am
Volumen des Automarkts Rechnung zu tragen.
Die Studie liefert Aussagen über die Ansprüche
der heutigen Erwachsenen an das Auto und die
Mobilität von morgen. Die Aussagen wurden nicht
nur nach Befragungsland erfasst, sondern auch
nach den Kriterien Geschlecht, Alter, Größe des
Wohnorts, Kinder bis einschließlich 15 Jahre im
Haushalt, Bildungsstand und monatliches Nettoeinkommen ausgewertet.
Die GfK-Meinungsforscher führten die Umfrage
dabei als so genannte CAWI-Befragung (Computer-Assisted Web Interview) durch. Sowohl
Vorgehen als auch Stichprobe wurde von der
Vorgängerstudie übernommen, um Trends und
Entwicklungen zu erkennen.
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Um die Zustimmungs- und Ablehnungsmöglichkeiten zu einzelnen Aussagen zu verfeinern, wurde
ein Großteil der Fragen mit Antwort-Optionen
auf einer fünfstufigen Skala versehen. In Fällen,
in denen die Antworten nicht zwischen den Polen
„Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme überhaupt
nicht zu“ einzuordnen waren, konnten sich die Interviewten nach dem Single-Choice-Verfahren eine von
mehreren vorgegebenen Antworten aussuchen.
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