Unser Auto von morgen 2015 Einschätzungen, Wünsche und Visionen © Daimler AG 2 Inhalt © Audi AG 1 2 3 4 Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Autokauf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Individuelle Mobilität . . . . . . . . . . . . . . 9 Anforderungen an das Auto von morgen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 A lternative Antriebe 6 Autonomes Fahren 7 Mobilitätskosten 8 Zusammenfassung 12 . . . . . . . . . . . . . . . . 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 und Ausblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 9 Methodik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3 1 Vorwort © Volkswagen AG Sehr geehrte Leserinnen und Leser, von der „zweiten Erfindung des Autos“ hat die Industrie schon vor ein paar Jahren gesprochen. Sie meint damit den Umbruch, der gerade im Gange ist. Über einhundert Jahre lang wurde das Automobil zwar kontinuierlich weiterentwickelt und es haben zahlreiche Neuerungen – sei es im Sicherheits-, Komfort- oder Antriebsbereich – Einzug gehalten, doch am Grundprinzip hat sich nichts geändert: Der Fahrer lenkt und steuert ein Benzin oder Diesel konsumierendes Fahrzeug. Genau hier aber hat sich in den letzten Jahren viel getan: Erdöl ist längst nicht mehr der alleinige Treibstoff, die Palette reicht von Erdgas über Strom aus der Steckdose bis hin zum Wasserstoff. Und es dauert sicher keine weiteren hundert Jahre, bis der Fahrer das Lenkrad gänzlich der Technik überlassen kann. Schon heute entscheiden Autos selbstständig, wann eine Notbremsung erforderlich ist, oder folgen im Stau von ganz allein dem Vornewegfahrenden. Die Entwicklung schreitet aktuell besonders schnell voran; was heute noch als Revolution gefeiert wird, ist schon morgen ein alter Hut. Und nicht nur das Auto selbst ist einem steten Wandel unterworfen, auch unsere gesamte Mobilität wird derzeit auf den Kopf gestellt. Das wirft die Frage auf, was das Auto in 25 Jahren alles können soll und muss – und ob wir überhaupt noch ein eigenes Auto besitzen wollen oder auf ganz neue Mobilitätskonzepte zurückgreifen können. Dieser Frage versucht die Studie, die AutoScout24 nun bereits zum vierten Mal durchgeführt hat, auf den Grund zu gehen. 4 Die Teilnehmer an der Befragung aus sieben europäischen Ländern haben sich redlich Mühe gegeben, ihre Vorstellungen von Automobil und Mobilität in einem Vierteljahrhundert zu konkretisieren. Doch die Antworten zeigen auch: Ihre Vorstellungen orientieren sich noch stark an dem, was sie kennen oder die Industrie derzeit propagiert. Echte Zukunftsvisionen zu entwickeln ist schwer: 2040 dürfte es vieles geben, an das heute noch keiner denkt. Welcher Autofahrer hätte 1990 zu vermuten gewagt, dass 2015 preiswerte Navigationsgeräte in vielen Autos die Straßenkarte ersetzen? Und manchmal hängt die rasche Verbreitung einer sinnvollen Entwicklung auch vom Zufall ab. Die elektronische Fahrstabilitätskontrolle ESP, hätte ohne die bei schnellen Spurwechseln umgekippte Mercedes-Benz A-Klasse sicherlich etliche Jahre mehr für den Sprung aus Luxuslimousinen in Allerweltsautos gebraucht. Doch dass wilde Phantasien fehlen, hat nichts mit Technikverdrossenheit zu tun – im Gegenteil: Gerade für die Bereiche autonomes Fahren, Elektromobilität, aber auch Carsharing zeigen sich die Befragten durchaus offener als noch vor ein paar Jahren. © Honda Viele der von den Befragten genannten Wünsche und Anforderungen an das Auto von morgen sind bereits auf dem Weg, und wir werden sie schon in weniger als zwei Jahrzehnten in Serienautos wiederfinden. Andere dürfen als nachdrücklicher Hinweis an die Autoindustrie verstanden werden, zum Beispiel die eindeutige Forderung der Europäer nach einer einfacheren Bedienbarkeit des Autos. Hier sieht sich AutoScout24 als europaweit größter Online-Automarkt in der Pflicht, diese Hinweise – in Form der vorliegenden Studie – an alle, die in der Branche tätig sind, weiterzureichen und so einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Mobilität zu leisten. Ich wünsche Ihnen eine spannende und anregende Lektüre. Ihr Michael Gebhardt Redaktionsleiter AutoScout24 Michael Gebhardt ist Redaktionsleiter und als Automobilexperte bei AutoScout24 Ansprechpartner bei allen Fragen rund um das Thema Auto. Vergangenheit, Gegenwart und natürlich auch die Zukunft der Automobilbranche und unserer Mobilität treffen in seiner täglichen Arbeit aufeinander: Er fährt regelmäßig in die Top Ten der Oldtimerrallyes, ist bei den aktuellen Neuvorstellungen der Autoindustrie dabei und hält bei den wichtigen Automobilmessen und Branchentreffen Ausschau nach neuen Trends und Entwicklungen. 5 2 Autokauf © Audi AG Am Anfang einer jeden Beziehung zwischen Fahrer und Fahrzeug steht der Kauf. Derzeit ist es oft so, dass potenzielle Käufer sich online darüber informieren, was der Markt gerade hergibt, und danach in der Regel ein klassisches Autohaus aufsuchen, um sich beraten zu lassen, Preislisten und Prospekte einzusammeln und eine Probefahrt zu machen. Dort wird zum Schluss das Wunschauto konfiguriert und bestellt. Die Suche nach einem Gebrauchtwagen wird häufiger und oft ausschließlich ins Internet verlagert; das ist deutlich praktischer, als über die Höfe der Händler zu streifen, und außerdem kann man am Bildschirm per Mausklick das Angebot der gesamten Republik und sogar von Anbietern aus dem Ausland sondieren. Am Ende wird dennoch gerne direkt vor Ort gekauft. Wie aber sieht der Kaufprozess in der Zukunft aus? Internet versus Autohaus 57,3 Prozent der befragten Europäer sind der Meinung, dass Autos in 25 Jahren über eine Online-Plattform gekauft werden – im Neuwagen- wie im Gebrauchtfahrzeugbereich. Allerdings erwarten die Befragten auf dieser Plattform die Möglichkeit, von Automobilexperten beraten zu werden, zum Beispiel per Video-Chat. Vor allem bei Gebrauchten ist den Interviewten eine profunde Beratung wichtig; sie würde vielen die Bedenken beim Kauf von privaten Anbietern nehmen. Etwas weniger, nämlich 56,3 Prozent der Befragten, glauben, dass das klassische Autohaus nicht ausstirbt. Es sollte allerdings den Verkaufsprozess durch Online-Angebote unterstützen. Erwünscht sind speziell auf den Kaufinteressenten zugeschnittene Websites, die – neben der klassischen Beratung – beispielsweise über neue Technologien und Sicherheitsaspekte informieren. Auch kann 6 sich über die Hälfte (55,3 Prozent) vorstellen, dass das Wunschauto in den Ausstellungsräumen der Händler zukünftig per Hologramm oder Projektion dargestellt wird. Davon versprechen sich die Kunden, dass Farbe, Räder oder weitere Ausstattungsmerkmale besser erkennbar sind. Vor allem Männer (58,3 Prozent) sind aufgeschlossen für derartige Spielereien, bei den Frauen sind es 52,5 Prozent. So offen sich die Europäer gegenüber dem Kauf oder zumindest der Beratung im Internet zeigen, so zufrieden sind sie aber auch mit der jetzigen Situation. 54,1 Prozent können sich auch in Zukunft vorstellen, den Kaufprozess wie heute nur über das Autohaus abzuwickeln. Das Auto in einem rein virtuellen Schauraum des Händlers im Internet zu bestellen oder gar nur einen Konfigurator zu nutzen, ist lediglich für rund ein Drittel der Befragten denkbar (35,9 Prozent). Und noch weniger (29,5 Prozent) können sich vorstellen, zu einem individuellen Berater zu gehen, der sie gegen Gebühr durch den Kaufprozess begleitet und mit ihnen die Auswahl trifft. Vor allem im ländlichen Raum (40,5 Prozent) und in Städten mit weniger als 20.000 Einwohnern (38,6 Prozent) stößt diese Idee auf überdurchschnittlich hohe Ablehnung; am besten kommt sie – keine Überraschung – bei den Befragten mit hohem Einkommen an (33,8 Prozent). Noch unwichtiger erscheint den Befragten am zukünftigen Autohaus, dass es zu einer Eventlocation wird, wo man Freunde trifft und Partys feiert. Nur 22,3 Prozent der Europäer finden diese Idee gut. Am höchsten ist die Zustimmung bei den 18- bis 29-Jährigen mit 26,6 Prozent, doch selbst diese Altersgruppe spricht sich zu 45,1 Prozent gegen das Event-Autohaus aus. Immerhin: 30 Prozent der Familien mit Kindern können diesem Konzept etwas abgewinnen. Autokauf in der Zukunft 57,3% 56,3% „Ich möchte eine Online-Plattform nutzen, auf der unabhängige Fahrzeuggutachter die Automobile bewerten, insbesondere Gebrauchtwagen.“ „Neben dem Autokauf sollte ein Autohaus auch interaktive Informationsmedien nutzen und mir so einen besseren Zugang zu Details eröffnen, die mich persönlich interessieren.“ 55,3% 54,1 % „Neben echten Autos sollte das Autohaus der Zukunft auch technische Hilfsmittel – Hologramme /Projektionen – bereitstellen, damit ich mein Wunschfahrzeug in jeder Farbkombination, Ausstattungsvariante etc. begutachten kann.“ „Ich möchte auch in Zukunft nicht auf einen persönlichen Berater im Autohaus verzichten.“ 39,3 % 35,9% „Ich kann mir vorstellen, mein Auto im Internet zu konfigurieren und zu bestellen und es dann vor die Haustür geliefert zu bekommen.“ 29,5 % „Anstelle eines tatsächlich begehbaren Autohauses reicht mir ein virtuelles: Ich suche mir im Internet interessante Fahrzeuge aus, die ein Verkäufer anschließend für weitergehende Beratung und Probefahrt zu mir bringt.“ „Ich möchte nicht mehr zu einem klassischen Autohändler gehen, sondern einen unabhängigen Kaufberater, der meine Bedürfnisse ermittelt, passende Fahrzeuge empfiehlt und den Kauf abwickelt. Dafür erhält er ein Beratungshonorar.“ 22,3% „Das Autohaus der Zukunft soll eine ,Eventlocation‘ sein.“ 16,4% „Ich möchte in Zukunft kein Auto kaufen oder besitzen, deshalb stellen sich diese Fragen nicht für mich.“ „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“ 7 Ausgeprägte Händler-Treue Besonders auffällig: Viele Befragte können sich vorstellen, dass Autos über das Internet verkauft werden, wollen selbst aber am traditionellen Händler festhalten. Beispiel Spanien – mit einer Zustimmung von 61,1 Prozent hängen die Iberer sehr am traditionellen Konzept, liegen aber andererseits mit 63,3 Prozent auf Platz 2 (hinter den Italienern) in der Frage, ob Autohäuser Hologramme oder ähnlich interaktive Extras anbieten sollten. Eine zusätzliche, auf den Käufer zugeschnittene Website halten sogar 72,1 Prozent der Spanier für wünschenswert; bei den Deutschen sind es nur 48,3 Prozent. Am händlertreuesten sind übrigens die Österreicher (64,4 Prozent), doch immerhin können sich fast zwei Drittel der befragten Alpenbewohner vorstellen, dass der Autokauf online möglich sein wird. © Volkswagen AG „Ohne Internet geht es zukünftig nicht! Die Europäer sind offen für den Online-Autokauf und erwarten sogar Zusatzangebote wie spezielle Websites, wollen aber gleichzeitig nicht vom klassischen Autohaus lassen. Um im Rennen zu bleiben, müssen die Händler jedoch nachrüsten: In Zukunft erwarten viele Kunden im Schauraum nicht nur ausgewählte Ausstellungsstücke, sondern auch interaktive Darstellungen des Angebots und schlussendlich ihres persönlichen Wunschfahrzeugs. Ein Trend, den die Industrie bereits erkannt hat: Individualisierungsoptionen wie bunte Schlüssel, Motivaufkleber und eine Vielzahl an Farben, Stoffen oder Rädern stehen immer öfter zur Wahl.“ 8 Michael Gebhardt 3 Individuelle Mobilität © Daimler AG Mobilität, eine der Triebfedern des modernen Lebens, ist für viele Menschen längst zu einer Belastung geworden. Wo früher der Verkehr selbst in Stoßzeiten rollte, bilden sich heutzutage Staus; wo sich früher problemlos ein Parkplatz fand, kann man das Auto erst nach langer Suche am Straßenrand abstellen, und jeder Unfall auf der Autobahn wirft den Zeitplan der Reisenden über den Haufen. Auto gehört zum Hausstand Dennoch ist für einen Großteil der Bevölkerung individuelle Mobilität ohne Autobesitz schwer vorstellbar. Dass die Mehrzahl der Autos auch noch in 25 Jahren denjenigen gehört, die darin unterwegs sind, erwarten 86 Prozent der Befragten. Zwei Prozentpunkte weniger gegenüber dem Vorjahr, aber immer noch 61,4 Prozent aller Befragten gehen darüber hinaus davon aus, dass es ein Fahrzeug für alle Lebenslagen und Einsatzzwecke sein wird: Zwischen dem 30. und 39. Lebensjahr sind sogar Individuelle Mobilität in der Zukunft 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % 61,4% „Ich möchte ein Fahrzeug besitzen, das möglichst viele meiner Bedürfnisse erfüllt.“ 24,6% „Ich möchte ein Fahrzeug besitzen, das vor allem meine Hauptbedürfnisse sehr gut erfüllt.“ 9,1% „Ich möchte kein eigenes Fahrzeug besitzen.“ 4,8 % Keine Antwort „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“ 9 © Toyota 66,2 Prozent dieser Auffassung, der Spitzenwert in der Altersrangliste. Das lässt erkennen, dass ein eigenes, zwar nicht ständig benutztes, aber stets verfügbares Fahrzeug speziell in der Phase, in der Kinder die Familie vergrößern, als unentbehrlicher Teil des Hausstands angesehen wird. Insgesamt steigt allerdings die Anzahl derer weiter, die kein Vielzweckmobil mehr erwerben wollen, weil sie es für sinnvoller erachten, Größe, Leistung und Ausstattung des eigenen Autos auf die alltäglichen Mobilitätsbedürfnisse abzustimmen. Für Sondereinsätze wie Möbeltransporte oder längere Reisen könne man ein passendes Fahrzeug anmieten oder andere Transportmittel wie Bahn oder Fahrrad nutzen, gibt diese Gruppe zu Protokoll. 23,1 Prozent befürworteten 2012 diese Variante, ein Jahr später waren es bereits 24 Prozent; inzwischen sind 24,6 Prozent zu der Auffassung gelangt, dass das Privatauto kein Alleskönner sein muss. Herstellern von Mittelklasse-Kombis und SUV, Inbegriff der bisher hochgeschätzten und bevorzugt gekauften Vielseitigkeit, sollte diese Neuausrichtung zu denken geben. Das eigene Auto nur als ein Glied einer komplexen Mobilitätskette zu betrachten, ist inzwischen fast die Hälfte (47,3 Prozent) der Befragten bereit. Sie erwarten allerdings, dass der Umstieg auf andere Verkehrsmittel wie Mietwagen, Fahrrad oder Zug und die Abrechnung des gebuchten Mobilitätspakets unkompliziert erfolgen, beispielsweise über das Smartphone. Die sich hier abzeichnende Entwicklung verträgt sich gut mit der Aussage, zukünftig kein Mehrzweckauto mehr anschaffen zu wollen. Ebenfalls gestiegen ist die Quote der Befragten, die davon ausgehen, dass in 25 Jahren überhaupt kein Fahrzeug mehr auf ihren Namen zugelassen sein wird. 9,1 Prozent, zwei Prozentpunkte mehr als 2012, sind offen für neue Lösungen, also unter anderem bereit, Mobilitätspakete zu buchen und sich aus dem wachsenden Pool der Carsharing- und Mietwagenanbieter zu bedienen. In Deutschland (12,6 Prozent) und Österreich (10,8 Prozent) ist dieser Prozentsatz sogar schon im – wenn auch niedrigen – zweistelligen Bereich angelangt. „Ein eigenes Auto gilt nach wie vor als erstrebenswert, aber die Ansprüche wandeln sich. Immer mehr Nutzer können sich vorstellen, statt eines Mehrzweckmobils ein Modell zu kaufen, das den alltäglichen Anforderungen genügt. Spezielle Bedürfnisse wollen sie mit einem der zahlreichen Carsharing-Angebote, einem Mietwagen oder anderen Verkehrsmitteln abdecken. Hersteller wie Mercedes-Benz, BMW, Citroën oder Peugeot, die derartige Mobilitätspakete in Großstädten offerieren, haben ihr Angebot sicherlich in die richtige Richtung ausgeweitet.“ 10 Michael Gebhardt Das Auto als Schutz der Privatsphäre Über die Hälfte der Europäer (54 Prozent) betont nach wie vor, dass ihr die Privatsphäre wichtig ist, die ein Auto bietet – das eigene ebenso wie ein angemietetes. Diesen Schutzraum mit Fremden zu teilen, also andere Personen mitzunehmen oder das eigene Auto Dritten zu überlassen, lehnen sie ab. Am wenigsten können sich Österreicher, Deutsche und Italiener diese Form des Autoteilens vorstellen; in diesen Ländern haben sich sechs von zehn Befragten dagegen ausgesprochen. Franzosen sind in dieser Frage wesentlich lockerer; lediglich 36 Prozent weisen den Gedanken zurück, freie Plätze mit Leuten zu füllen, die nicht zur Familie oder zum Bekanntenkreis gehören. Gegen Bezahlung im angemieteten Fahrzeug jemanden mitzunehmen, der das gleiche Ziel hat, und damit die eigenen Kosten zu senken, können sich immerhin 24,7 Prozent der Interviewten vorstellen – allerdings in Großstädten eher als in kleineren Gemeinden, wo der Bedarf an Mitfahrgelegenheiten wegen der oft schlechten Anbindung ans öffentliche Personen-Transportnetz eigentlich höher ist. Junge Fahrer zwischen 18 und 29 Jahren schließen die Möglichkeit des Fahrzeugteilens am seltensten aus; jeder dritte Befragte ist dazu bereit (28,3 Prozent). Bleibt es dabei, gewinnt diese Form der Fahrzeugnutzung künftig an Bedeutung. Noch jedoch markiert das 30. Lebensjahr einen Wendepunkt: Die Bereitschaft, den verfügbaren Transportraum möglichst gut auszunutzen, sinkt von diesem Alter an deutlich und verharrt durchgängig auf niedrigem Niveau. In Großstädten sind auch die meisten Autobesitzer anzutreffen, die sich vorstellen können, ihr Fahrzeug zu verleihen, wenn sie es selbst nicht brauchen, beispielsweise während sie arbeiten oder verreist sind, sofern eine Versicherung das zusätzliche Risiko abdeckt. 31,5 Prozent der Großstädter haben damit laut Umfrage kein Problem. In Kommunen mit weniger als 5.000 Einwohnern fällt diese Quote auf 24,4 Prozent; in der Gesamtbetrachtung ziehen 28,8 Prozent der Studienteilnehmer diese Möglichkeit in Betracht. Individuelle Mobilität in der Zukunft 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % 54,0 % „Ich möchte zum Schutz meiner Privatsphäre keine fremden Personen mitnehmen oder Unbekannten mein Fahrzeug überlassen.“ 47,3 % „Ich kaufe in Zukunft eine Mobilitätslösung: Mir steht grundsätzlich ein Auto zur Verfügung, aber ich kann auch auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen.“ 28,8 % „Wenn ich mein Fahrzeug nicht nutze, kann es von anderen angemietet werden.“ 24,6 % „Ich möchte in Zukunft kein eigenes Auto besitzen, sondern bei Bedarf eines anmieten.“ „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“ „Großstädter sind deutlich aufgeschlossener für neue Formen der Mobilität, was kein Wunder ist, schließlich gibt es in ihrem Umfeld das vielfältigste und jederzeit zugängliche Angebot – vom Mietfahrrad bis zum Carsharing-Pkw. Dennoch legen viele weiterhin Wert auf Privatsphäre, egal ob im eigenen oder angemieteten Auto. Das gilt zumindest für die befragten Nationen West- und Südeuropas. In Skandinavien hingegen ist erfahrungsgemäß die Bereitschaft, Fremde im eigenen Wagen mitzunehmen, deutlich höher: Trampen ist dort eine gängige Art zu reisen.“ Michael Gebhardt 11 4 Anforderungen an das Auto von morgen © Volkswagen AG Die Anforderungen an das Auto sind einem steten Wandel unterworfen, und auch die persönlichen Ansprüche unterscheiden sich stark; der eine will möglichst schnell von A nach B, dem anderen ist viel Laderaum wichtig, und wieder andere legen Wert auf einen möglichst umweltfreundlichen Antrieb. Wenn und Aber an erster Stelle, und weitere 17,2 Prozent stimmen dem weitgehend zu; zusammen stufen also über 95 Prozent der Europäer den Sicherheitsaspekt als besonders wichtig ein. Der Wunsch nach Sicherheit hat sich sogar noch verstärkt. Binnen eines Jahres hat dieser Wert um 2,6 Prozentpunkte zugelegt. Sicherheit an erster Stelle Und doch herrscht – zumindest bei Platz 1 der Prioritätenliste – wie in den Vorjahren europaweite Übereinstimmung: Sicherheit, meinen 78,2 Prozent der Befragten, stehe auch in 25 Jahren noch ohne Auf Platz 2 rangieren, wie im vergangenen Jahr, die Kosten: Mobilität muss auch in Zukunft bezahlbar sein – dieser Aussage stimmen in der aktuellen Studie mit 90,5 Prozent noch mehr Befragte zu als vor einem Jahr. Der Kostenfaktor steht in allen Was Europäer vom Auto der Zukunft erwarten 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % Summe 95,4 % Höchstmögliche Sicherheit 28,9 90,5 % Bezahlbare Mobilität 37,3 89,9 % Komfort 88,1 % Umweltverträglichkeit 81,4 % Alltagstauglichkeit 76,1 % Fahrspaß 33,4 % Darstellung des sozialen Status 78,2 61,6 52,6 57,0 41,7 11,0 12 39,5 22,4 „Stimme voll und ganz zu“ 31,1 39,7 36,6 „Stimme eher zu“ 17,2 Was Europäer vom Auto der Zukunft erwarten Europa Österreich Belgien Frankreich Deutschland Italien Niederlande Spanien 1 1 1 1 1 1 1 1 Höchstmögliche Sicherheit 2 2 2 2 2 2 2 4 Bezahlbare Mobilität 3 4 3 3 3 3 3 2 Komfort 4 3 4 4 4 4 4 3 Umweltverträglichkeit 5 5 6 5 5 5 6 5 Alltagstauglichkeit 6 6 5 6 6 6 5 6 Fahrspaß 7 7 7 7 7 7 7 7 Darstellung des sozialen Status Ländern an zweiter Stelle, außer in Spanien, wo er, nach einem wohl auf die Wirtschaftskrise zurückzuführenden, deutlichen Anstieg im Vorjahr, auf Platz 4 abgerutscht ist – allerdings nur ganz knapp hinter dem Komfortfaktor und der Umweltverträglichkeit. Diese beiden Werte folgen in der europaweiten Betrachtung den Punkten Sicherheit und Kosten mit 89,9 beziehungsweise 88,1 Prozent. Nur die Österreicher legen etwas mehr Wert auf den Umweltschutz als auf den eigenen Komfort. Alltagstaugliche Variabilität und Fahrspaß rangieren europaweit auf den Plätzen 5 und 6, wobei der praktische Nutzen eines Autos mit 81,4 Prozent in Summe für deutlich mehr Befragte von Bedeutung ist als das Fahrvergnügen (76,1 Prozent). Eine Ausnahme bilden die Niederländer und Belgier – sie legen mehr Wert auf Fahrspaß und stecken dafür bei den Ansprüchen an die Praktikabilität zurück. Insgesamt fällt auf, dass mit zunehmendem Alter mehr Wert auf ein praktisches Auto gelegt wird: Bei den 18- bis 29-Jährigen spielt das nur für 77,5 Prozent eine Rolle, während über 50-jährige Fahrer zu mehr als 84 Prozent an einem hohen Nutzwert interessiert sind. © Volkswagen AG „Das erste Auto ist das wichtigste im Leben. Fast die Hälfte der befragten 18- bis 29-Jährigen misst ihrem Auto auch in Zukunft hohen Statuswert bei. Auf Kosten der Sicherheit darf er jedoch nicht gehen: Sie steht bei allen Altersgruppen und über alle Ländergrenzen hinweg an erster Stelle. Das sollte für die Hersteller ein Ansporn sein, noch mehr Geld in die Sicherheitsforschung zu investieren. Mit Abstandswarnern, Spurhalteassistenten, automatischen Notbremsfunktionen und anderen Assistenzsystemen, die sie in den vergangenen Jahren ausgetüftelt haben, sind sie der Vision vom unfallfreien Fahren ohnehin schon einen großen Schritt näher gekommen.“ Michael Gebhardt 13 Gefahrenerkennung und Stauvermeidung Der Wunsch nach Sicherheit prägt auch die Rangliste der Funktionen, die ein Auto nach Ansicht der Befragten in 25 Jahren bieten muss: 84,4 Prozent erwarten, dass ihr Auto Gefahren automatisch erkennt und aktiv in das Geschehen eingreift, um einen Unfall zu vermeiden. Dies könne zum Beispiel durch Bremseingriffe, aber auch durch Lenkbewegungen passieren – zwei Assistenzsysteme, die schon heute in manchen Fahrzeugen verfügbar sind. Groß ist auch das Interesse an Car-to-Car-Kommunikation, die mit einer Zustimmungsrate von 76,2 Prozent auf Platz 3 rangiert. Davon, dass Autos untereinander vernetzt sind, erhofft man sich ebenfalls einen Sicherheitsgewinn, zum Beispiel indem ein Pannenfahrzeug hinter einer Kurve den nachfolgenden Verkehr warnt. Vor einem Jahr bewerteten nur 72,4 Prozent diesen Punkt als wichtig. Einig ist sich Europa – wie schon im vergangenen Jahr – auch in Sachen sozialer Status: Nur 33,4 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass das Auto auch in Zukunft ihren sozialen Status repräsentieren sollte, also Statement-Charakter hat. Im Vergleich zur Vorgängerstudie ist dieser Wert sogar um 3,3 Prozentpunkte gesunken. Auch in der Nationenbetrachtung landet dieser Aspekt auf dem letzten Platz. Deutliche Unterschiede zeigen sich allerdings – quer durch alle Länder – bei der Auswertung nach Altersgruppen: 43,3 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind nämlich sehr wohl der Meinung, dass ihr Auto auch in 25 Jahren noch ein Statussymbol sein wird, während von den 60- bis 65-Jährigen nur noch 22 Prozent dieser Aussage zustimmen. Hinzuzufügen ist jedoch, dass die Wichtigkeit in der jüngsten befragten Gruppe im Vergleich zur Befragung 2013/2014 abgenommen, in der ältesten aber zugelegt hat. Und noch ein interessantes Detail: Diejenigen, die auch in Zukunft im Auto ein Statussymbol sehen, betonen auch stärker den Aspekt Fahrspaß (89,3 Prozent) als die Gruppe der Status-Verneiner (69,5 Prozent). Funktionen, die das Auto von morgen bieten soll 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % Summe 84,4 % Automatische Gefahrenerkennung 80,0 % Vermeidung von Staus 76,2 % Kommunikation von Auto zu Auto 66,3 % Eigenständige Parkplatzsuche 51,3 % Schneller Internetzugang 31,4 48,0 % Großes Unterhaltungsangebot 29,3 47,5 % Privater digitaler Assistent 45,6 % Autonomer Bring- und Abholdienst 33,2 % Kein Führerschein mehr nötig 31,2 % Mobiles Büro 50,9 33,5 39,5 40,5 39,2 37,0 31,1 22,3 29,0 16,6 18,2 19,5 15,9 10,6 26,1 17,3 20,6 „Stimme voll und ganz zu“ 14 35,2 „Stimme eher zu“ Außenwelt gut vernetzt sind, denn schon heute verfügen manche Kleinwagen über einen Internetzugang mit ordentlicher Geschwindigkeit. Das Auto als mobiles Büro fordern dagegen nur 31,2 Prozent – daran hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nichts geändert. Zwischen den beiden Sicherheitsaspekten liegt mit einer Zustimmungsquote von 80 Prozent der Befragten der Wunsch nach Stauvermeidung. In 25 Jahren sollte das Auto in der Lage sein, die Route so intelligent zu wählen, dass es erst gar nicht in den Stau hineinfährt. Auch dieser Gesichtspunkt hat in der Wahrnehmung der Europäer zugelegt, und zwar um knapp drei Prozentpunkte. Ziemlich genau zwei Drittel aller Befragten (66,3 Prozent) wünschen sich außerdem, dass sie das Auto nicht nur staufrei ans Ziel bringt, sondern auch bei der Parkplatzsuche unterstützt beziehungsweise direkt einen freien Parkplatz ansteuert. Immerhin knapp die Hälfte aller Befragten (45,6 Prozent) erwartet von ihrem Auto in 25 Jahren deutlich mehr als das derzeit Mögliche und Zulässige: Es soll autonom Hol- und Bringdienste durchführen und beispielsweise die Kinder von der Schule abholen. Die Vorstellung, dass ein entsprechender Befehl den Wagen dazu bringt, sich selbstständig auf den Weg zu machen und die Kleinen sicher nach Hause zu transportieren, gefällt vielen. Das deckt sich mit den generellen Erkenntnissen zum Thema autonomes Fahren, denen zufolge circa die Hälfte aller Europäer nichts dagegen hätte, sich vom eigenen Auto durch die Gegend kutschieren zu lassen. Ob das Vertrauen in die Technik am Ende wirklich vorhanden ist, wird sich allerdings erst in ein bis zwei Jahrzehnten zeigen, wenn autonom fahrende Autos tatsächlich beim Händler stehen. Das Verlangen nach schnellem Internet im Auto ist ebenfalls gestiegen – um etwa zweieinhalb Prozentpunkte im Vergleich zu 2013/2014: Insgesamt 51,3 Prozent der Befragten äußerten diesen Wunsch. Überraschend ist, dass die größten Befürworter nicht die 18- bis 29-Jährigen sind, sondern die 30- bis 49-Jährigen. Die gute Nachricht: Es wird wohl gar keine 25 Jahre mehr dauern, bis die Autos untereinander und mit der Länder-Votum im Vergleich: Unterhaltungsangebot 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % Summe 25,4 35,5 60,9 % Spanien 52,4 % Italien 50,7 % Frankreich 40,5 % Belgien 25,9 39,0 % Österreich 27,4 39,0 % Deutschland 36,7 % Niederlande 20,1 32,3 15,7 35,0 12,2 13,1 11,6 9,9 28,3 26,8 „Stimme voll und ganz zu“ „Stimme eher zu“ „Gefahrenerkennung, Stauvermeidung oder schnelles Internet – vieles von dem, was das Auto in 25 Jahren können soll, ist schon heute Realität. Auch dem Wunsch nach Unterhaltung tragen die Hersteller längst Rechnung – noch offen ist die Frage, ob die Technik zukünftig im Auto selbst steckt oder zum Beispiel mit Hilfe von Smartphones und anderen Kommunikationssystemen einfach eingebunden wird. So ist sie in der Regel preisgünstiger und schneller auf den neuesten Stand zu bringen.“ Michael Gebhardt 15 Wichtiger als das selbstfahrende Auto erscheint das Angebot an Unterhaltungsfunktionen: Langeweile darf während der Fahrt nicht aufkommen, dieser Meinung sind 48 Prozent der Befragten, und zwar mehr die Männer (53,2 Prozent) als die Frauen (43,1 Prozent). TV, Computerspiele, die Möglichkeit, im Internet zu surfen, und die Nutzung sozialer Medien sollen das Reisen für Beifahrer spannender gestalten. Mit Zustimmungsraten von 50 bis 60 Prozent steht dieser Punkt bei den beteiligten Mittelmeeranrainern Spanien, Italien und Frankreich deutlich weiter oben als in Belgien, Österreich, Deutschland und den Niederlanden, wo sich nur gut 40 Prozent der Teilnehmer dafür ausgesprochen haben. Vor allem bei den Letztgenannten überrascht das, sind die Niederländer doch eine sehr technikverliebte Nation, die im Alltag viel Wert auf Hightech-Spielereien legt. diesen Wunsch, dürfte die Zeit der vielen Tasten, Knöpfchen und Schalter endgültig zu Ende gehen und diese durch Touchscreens, Sprach- oder Gestensteuerung ersetzt werden. Beispielhaft agiert hier Tesla – bei ihrem Elektroauto Model S setzen die Amerikaner auf ein einziges, großes Eingabedisplay in der Mittelkonsole. Dass ein 3D-Soundsystem Gefahren akustisch anzeigt, wünschen sich immerhin 68,6 Prozent der Befragten. Vorausgesetzt wird, dass der Warnton aus der gleichen Richtung kommt wie die Gefahr selbst, so dass der Fahrer sofort weiß, von welcher Seite ein Fußgänger vors Auto zu laufen droht oder sich ein Krankenwagen nähert, und besser reagieren kann. Genauso viele Befragte wollen, dass das Auto ihren aktuellen Fahrstil grafisch darstellt – sie versprechen sich von diesen Informationen (zum Beispiel über Verbrauch, Beschleunigungsverhalten oder Bremseingriffe) eine Verbesserung ihrer Fahrweise. Derartige Systeme werden schon heute vermehrt eingesetzt. Vor allem im Bereich der Elektroautos und besonders sparsamen Antriebe versuchen die Hersteller mit einem spielerisch ausgelegten Trainingsprogramm, das Schmetterlinge und Co. erscheinen oder Bäume wachsen lässt, zu einer noch ökonomischeren Fahrweise zu animieren. Einfachere Bedienkonzepte gefragt Welche Steuer- und Kontrollmöglichkeiten soll das Auto in 25 Jahren bieten? Rund drei Viertel aller Befragten (73,7 Prozent) wünschen nur die Anzeige relevanter Informationen; möglicherweise ist das eine Reaktion darauf, dass viele Autos ihre Fahrer heutzutage mit unzähligen Hinweisen, Meldungen und Warnungen überfordern. 65,7 Prozent – mehr Männer als Frauen – wünschen sich auch, dass die Informationen in Zukunft in die Windschutzscheibe projiziert werden; eine Technik, die schon heute unter dem Namen Head-up-Display im Einsatz ist. 68,8 Prozent wollen außerdem ein einziges Bedienfeld, über das alle Funktionen angesprochen werden können. Berücksichtigen die Hersteller Anforderungen an das Auto der Zukunft 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % Summe 31,3 42,4 Es sollen nur die relevanten Informationen angezeigt werden 28,6 40,2 68,8 % Alles wird über eine zentrale Bedieneinheit gesteuert 28,7 39,9 68,6 % Intelligentes 3D-Soundsystem zur Warnung 41,0 68,0 % Informationen zum aktuellen Fahrverhalten 65,7 % Relevante Informationen werden in die Frontscheibe projiziert 58,3 % Fahrzeugübergreifendes Nutzerprofil 27,0 28,2 24,5 „Stimme voll und ganz zu“ 16 73,7 % 37,5 33,8 „Stimme eher zu“ © Robert Bosch GmbH Weniger oft, aber von immerhin 58,3 Prozent der Befragten, wird der Wunsch nach einem fahrzeugübergreifenden Nutzerprofil geäußert. Darin könnten personenbezogene Daten wie Sitzposition, Klimaanlageneinstellung oder Lieblings-Radiosender gespeichert und in anderen Fahrzeugen, zum Beispiel einem Mietwagen, online abgerufen werden. Auch das ist übrigens eine Entwicklung, die nicht mehr lange auf sich warten lassen wird: Einige Hersteller beginnen bereits, solche Profile anzulegen, und sie in mehreren Autos laden zu können, wird der nächste Schritt sein. © Continental AG „Eines ist klar: Die Europäer sind der vielen Schalter, Knöpfe und Tasten im Auto überdrüssig und wünschen sich ein vereinfachtes Bedienfeld. Und sie wollen nur noch mit wirklich wichtigen Informationen versorgt werden, idealerweise via Head-up-Display. Die gezielte Informationsauswahl ist übrigens keine Zukunftsmusik. Bei Saab konnte man schon vor Jahrzehnten über eine Taste alle gerade nicht benötigten Anzeigen ausschalten. Erforderte eine der unterdrückten Informationen die Aufmerksamkeit des Fahrers – zum Beispiel der Hinweis, dass der Spritvorrat zur Neige geht –, wurde sie automatisch wieder eingeblendet. Schade, dass diese Funktion inzwischen wieder in Vergessenheit geraten ist!“ Michael Gebhardt 17 5 Alternative Antriebe © Volkswagen AG Autos mit Verbrennungsmotoren, die ausschließlich Benzin oder Diesel tanken, werden mehr und mehr an Bedeutung verlieren und in 25 Jahren kaum noch eine Rolle spielen. In diesem Punkt sind sich die befragten Autofahrer einig. Nur noch 6,3 Prozent glauben, dass diese beiden Kraftstoffsorten auch in einem Vierteljahrhundert noch den Markt dominieren. Biosprit halten sie ebenfalls für ein Auslaufmodell. Zusammen mit Flüssig- und Erdgas kommt er nur noch auf einen 10,7-Prozent-Anteil an den Nennungen. Antriebstechnik in 25 Jahren 0 10 20 30 40 50 26,7 % Elektromotor 24,0 % Hybridantrieb 18,2 % Keine Ahnung 14,1 % Wasserstoff 7,8 % Biokraftstoff 6,3 % Benzin, Diesel 1,6 % Flüssiggas (LPG) 1,3 % Erdgas (CNG) „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“ Die besten Aussichten – nicht zuletzt wegen der Annahme, dass es nötig sein wird, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern – werden Elektro- und Hybridantrieb eingeräumt. Für sie votieren 26,7 beziehungsweise 24 Prozent der Befragten. Wasserstoff als Treibstoff, also die Brennstoffzellen-Technik, kommt auf 14,1 Prozent. Allerdings gibt es keine andere Frage, die derart häufig mit „Ich weiß nicht“ beantwortet wird. 18,2 Prozent bekundeten auf diese Weise, noch keine Meinung zu diesem Thema haben. 18 60 % 80 Prozent der Alltagsfahrten abdecken ließen. Und das 50-Kilometer-Limit ist unattraktiver denn je: 2012 erschien es noch 1,3 Prozent der Befragten ausreichend. Die Reichweite muss stimmen Damit die Prognosen Wirklichkeit werden, müsste das Elektroauto allerdings enorme Fortschritte in puncto Reichweite erzielen: Über 70 Prozent erwarten mindestens 500 Kilometer, knapp die Hälfte davon – nämlich 34,8 Prozent aller Befragten – sogar 800 Kilometer und mehr. Von den restlichen 30 Prozent möchten die meisten (19,6 Prozent) mit einer Akku-Ladung immerhin noch 250 Kilometer weit kommen. Die Gruppe derer, die 100 Kilometer für ausreichend erachtet, umfasst 5,7 Prozent, und 50 Kilometer erscheinen mittlerweile nur noch 0,9 Prozent der Befragten akzeptabel. 3,6 Prozent der Europäer würden niemals ein Auto mit alternativem Antrieb kaufen. Die länderspezifische Auswertung zeigt, dass vor allem die Spanier das E-Mobil vorne sehen; mehr als ein Drittel (37,4 Prozent) geht von der Dominanz dieser Antriebstechnik auf den Straßen im Jahr 2040 aus. Das ist erstaunlich, denn das Stromauto hat gerade in einem Flächenland wie Spanien, wo längere Strecken zum Alltag gehören, die größten Hürden zu überwinden. Das sehen auch die Franzosen so, unter ihnen liegt die Zustimmung mit 18,5 Prozent deutlich geringer; hier belegt die Hybridtechnik Rang 1. Dass in 25 Jahren Brennstoffzellen-Fahrzeuge im Straßenbild bestimmend sein werden, glauben vor allem die Niederländer (20,8 Prozent), in Frankreich halten nur sieben Prozent der Befragten dieses Szenario für wahrscheinlich. Deutschland liegt mit 25,7 Prozent (Elektromobilität) und 16,6 Prozent (Wasserstofftechnik) im Mittelfeld. Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit denen aus dem Jahr 2012, zeigt sich, dass die Erwartungen an die Reichweite gestiegen sind, weshalb die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch unüberwindbarer erscheint als damals. Seinerzeit waren 6,6 Prozent mit 100 Kilometern einverstanden – jener Reichweite, mit der sich laut Statistik über Argumente für alternative Fahrsysteme 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % Summe 49,5 51,2 49,5 44,1 84,3 % Mobilitätskosten 32,8 84,0 % Klimaschutz 34,2 83,7 % Gesundheit und Naturschutz 81,3 % Komfort/Fahrspaß 71,4 % Wirtschaftliche Unabhängigkeit 37,2 30,9 „Stimme voll und ganz zu“ 34,8 40,5 „Stimme eher zu“ „Geht es um Alternativen zum Verbrennungsmotor, werden Hybrid- und Elektroantrieb am häufigsten genannt. Damit sich diese Erwartung in den Zulassungszahlen niederschlägt, müssen die Automobil- und Batteriehersteller allerdings noch viel Entwicklungsarbeit leisten. Die aktuell erzielbaren Reichweiten sind zwar für den Großteil der alltäglichen Fahrten mehr als ausreichend, decken sich aber nicht mit den Werten, die aus Sicht der potenziellen Käufer die neuen Antriebstechniken attraktiv machen. Hier müssen Industrie, Medien und Politik noch viel Aufklärungsarbeit betreiben, um den Bürgern die neue Technik schmackhaft zu machen.“ Michael Gebhardt 19 Hoffnung auf bezahlbare Mobilität Vor allem der Kosten wegen räumen die Europäer den Verbrennungsmotoren wenig Zukunftschancen ein. Knapper werdende Ölvorräte, so die Annahme, werden den Preis für Diesel und Benzin weiter in die Höhe treiben. Von alternativen Antrieben versprechen sich hingegen 84,3 Prozent der Interviewten eine kostengünstigere, auch in 25 Jahren noch bezahlbare Mobilität. Klima-, Gesundheitsund Umweltschutz werden fast ebenso häufig genannt; auch diese Gründe stoßen bei mehr als 80 Prozent der Befragten auf Zustimmung, die mehrheitlich uneingeschränkt ausfällt. Ein weiteres ökonomisches Argument, die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Erdöl- und Erdgaslieferanten, ist den Europäern ebenfalls wichtig. Und immerhin 81,3 Prozent sind sogar der Meinung, dass die alternativen Antriebe für Komfort und Fahrspaß bürgen. Allen voran die Spanier und Italiener bejahen – mit 77,9 beziehungsweise 76,5 Prozent – diesen Aspekt; in den Niederlanden sind nur 59,2 Prozent dieser Meinung. © Continental AG Welche Reichweite muss ein Auto mit alternativem Antrieb erzielen, um den Umstieg für Sie attraktiv zu machen? 0 10 20 30 40 50 3,6 % Ich würde nie ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb kaufen 19,5 % Mehr als 800 km 15,3 % 800 km 35,5 % 500 km 19,6 % 250 km 5,7 % 100 km 0,9 % 50 km „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“ 20 60 % „Vor allem die Angst vor ausufernden Kosten ist es, die den alternativen Antrieben den Boden bereitet. Viele Europäer befürchten, dass die Preise für Benzin und Diesel weiter steigen, und erhoffen sich vom Umstieg auf Hybrid- und Elektromobile eine weiterhin bezahlbare Lösung. Was dabei allerdings nicht vergessen werden darf: Auch deren Energiebedarf hat seinen Preis, und die Fahrzeuge selbst sind in der Anschaffung vermutlich auch in Zukunft noch deutlich teurer als konventionelle Pkw. Hinzu kommen die Kosten für den Infrastrukturausbau (Ladesäulen, Wasserstofftankstellen etc.), und nicht zuletzt entstehen neue Abhängigkeiten von – wenngleich anderen – Rohstofflieferanten: Auch das Lithium für die Akkumulatoren kommt aus dem außereuropäischen Raum!“ Michael Gebhardt 6 Autonomes Fahren © BMW AG Ein Auto, das seine Passagiere von A nach B transportiert, ohne dass der hinter dem Lenkrad Sitzende auch nur eine Hand rührt, bremst oder Gas gibt, beherrscht die Kunst des autonomen Fahrens. Entsprechend ausgerüstete Prototypen werden derzeit erprobt; sie fahren nach der Zieleingabe selbstständig los, beschleunigen, bremsen, blinken, biegen ab, vollziehen Spurwechsel und machen all das so gut, dass sie unfallfrei im Verkehrsstrom mitschwimmen können, wie sich im kalifornischen Silicon Valley beobachten lässt. Dort erproben unter anderem Mercedes-Benz und der Seiteneinsteiger Google, was machbar ist. Die positiven Testergebnisse beeindrucken die europäischen Autofahrer jedoch nur wenig. Die Vorstellung, die Herrschaft über die Technik generell an eine Armada von Assistenzsystemen, Kameras und Sensoren abzutreten, erscheint nur einem Fünftel der Befragten akzeptabel (20,8 Prozent). Von ihnen würde sich gut die Hälfte grundsätzlich lieber transportieren lassen, als selbst zu fahren, die anderen 9,9 Prozent würden auf die neue Technik umsteigen, wenn sich so beispielsweise die Versicherungskosten reduzieren ließen. In Italien wären sogar 14,9 Prozent der Befragten bereit, sich neu zu orientieren, würde autonomes Fahren eine Kostensenkung bewirken. In Österreich stößt ein finanzieller Anreiz lediglich bei 7,2 Prozent auf Zustimmung, und auch in den restlichen Ländern verharrt sie im einstelligen Prozentbereich. Nutzung eines Autopiloten 11,0 % Ja, grundsätzlich 45,1 % Ich will die freie Wahl haben 9,9 % Ja, wenn es günstiger ist 17,4 % Nein, ich vertraue der Technik nicht 16,7 % Nein, ich möchte selbst fahren 21 Allerdings wären in Österreich (50,9 Prozent), Deutschland (51,3 Prozent) und Spanien (56 Prozent) mehr als die Hälfte der Befragten bereit, zumindest hin und wieder einen Autopiloten zu aktivieren; in den anderen vier Ländern lag die Zustimmungsquote zwischen 36 (Frankreich) und 44 Prozent (Niederlande). Europaweit liegt sie bei 45,1 Prozent – und damit deutlich höher als 2011/2012: Damals befürwortete nicht einmal jeder Dritte der Befragten diese Option. Die Ablehnung des autonomen Fahrens wird zu etwa gleichen Teilen damit begründet, dass man der Technik misstraut (17,4 Prozent) oder viel zu gerne selbst fährt, was laut Selbstauskunft für 16,7 Prozent aller Befragten gilt. 2011 war dieser Aspekt noch für 23,7 Prozent der Befragten ein Grund, das autonome Fahren abzulehnen. Generell lässt sich feststellen, dass Männer dem autonomen Fahren gegenüber etwas aufgeschlossener sind und Frauen etwas entschiedener in ihrer Ablehnung. Den Ausschlag gibt, dass sie der neuen echnik nicht so recht trauen. Den Verlust des Fahrvergnügens befürchten hingegen nur 15 von 100 Frauen (Männer: 18,4 Prozent). Am ausgeprägtesten ist das Misstrauen in Frankreich; die Freude am Fahren führen Italiener und Niederländer besonders häufig als Grund für ihre Ablehnung an. Europaweit sind sich die jüngsten und die ältesten Teilnehmer an der Umfrage erstaunlich einig: 38,2 beziehungsweise 38,5 Prozent sind nicht aufs autonome Fahren aus. In den mittleren Altersgruppen ist diese Verweigererquote zwischen 5 und 7 Prozentpunkte niedriger. Auch die Größe des Wohnorts beeinflusst das Urteil: 22,9 Prozent der in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern lebenden Teilnehmer erklärten sich zu potenziellen Nutzern autonom fahrender Mobile. In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern findet man die Idee weniger gut; gleichzeitig ist dort das Misstrauen überdurchschnittlich stark ausgeprägt (22,7 Prozent) und die Zahl der Unentschlossenen besonders hoch (23,1 Prozent). Altersspezifische Ergebnisse 0 10 20 30 40 50% Kein Hersteller wird eine Massenproduktion für autonome Fahrzeuge leisten 16,9 % 18 –29 Jahre 19,0 % 30 –39 Jahre 23,2 % 27,1 % 30,8 % 40 –49 Jahre 50 –59 Jahre 60 –65 Jahre Ein Hersteller aus der IT-Branche (Google, Intel, etc .) 29,1 % 25,7 % 16,0 % 18 –29 Jahre 30 –39 Jahre 40 –49 Jahre 12,3 % 50 –59 Jahre 9,8 % 60 –65 Jahre „Aus Sicht der Automobilindustrie löst autonomes Fahren viele der Probleme, die das Autofahren derzeit zur Qual machen. Die Kundschaft ebenso positiv einzustimmen, ist ihr jedoch noch nicht gelungen. Mit der Vorstellung, dass das eigene Auto generell zum Taxi ohne Fahrer mutiert, kann sich derzeit nur eine Minderheit anfreunden. Beachtliche Zustimmung findet hingegen eine Technik, die dem Fahrer die Wahl lässt, selbst zu steuern oder auf Autopilot umzuschalten. Ob wir in Zukunft allerdings tatsächlich alle einzeln in klassischen Autos durch die Gegend kutschiert werden, ist mehr als fraglich. Vielleicht düsen in 25 Jahren ja kompakte, mit Menschen gefüllte Kapseln nach Rohrpost-Manier von Stadt zu Stadt?“ 22 Michael Gebhardt Von den Befragten mit Universitätsabschluss konnte sich ein Viertel fürs autonome Fahren erwärmen, von den Internetnutzern fast ein Drittel. Diese Gruppen, die sich selbst als besonders aufgeschlossen gegenüber neuen Entwicklungen bezeichnen, gaben auch am häufigsten an, keine Lust zu haben, selbst zu fahren. Setzt man die Antworten in Relation zum Monatsnettoeinkommen, fällt auf, dass ein knapp bemessenes Haushaltsbudget zu größerer Ablehnung des autonomen Fahrens führt (37,5 Prozent) und die meisten Befürworter – 24,2 Prozent – im höheren Einkommensbereich zu finden sind. Automobil- vor IT-Industrie Dass es der Automobilindustrie gelingen wird, die neue Technik so schnell und zuverlässig weiterzuentwickeln, dass autonomes Fahren in 25 Jahren für jedermann möglich sein wird, glauben 53,5 Prozent der befragten Europäer. Am stärksten ist die Zustimmung bei den Interviewten, die über mehr als 3.000 Euro netto im Monat verfügen. Die IT-Branche, die dieselben Pläne verfolgt, wird deutlich seltener genannt (19,6 Prozent), überdurchschnittlich häufig von Italienern und Spaniern (24,4 beziehungsweise 24,7 Prozent). Auch eine bessere Ausbildung drückt sich in einem größeren Vertrauen in die Fähigkeit der autoentwickelnden Seiteneinsteiger aus. Dass es überhaupt einem Hersteller gelingt, binnen der nächsten 25 Jahre autonom agierende Fahrzeuge in größerer Zahl zu fertigen, bezweifeln 22,5 Prozent aller Befragten. In Österreich und Deutschland sind es sogar rund 30 Prozent. In Spanien und Italien halten hingegen nur 15,3 beziehungsweise 14,9 Prozent die Annahme für unrealistisch. Wem trauen Sie die Entwicklung eines autonomen Fahrzeugs am ehesten zu? 0 10 20 30 40 50 60 % 53,5 % Automobilindustrie 22,5 % Überhaupt keinem Unternehmen 19,6 % IT-Branche 4,4 % Einer anderen Industriesparte „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“ © Rinspeed „Egal ob Autoindustrie oder IT-Branche – jeder, der die Möglichkeiten des autonomen Fahrens erforscht, sieht sich außer mit dem Misstrauen der Kunden und einer fürs autonome Fahren derzeit noch untauglichen Infrastruktur mit zahlreichen juristischen Hürden konfrontiert. Bis es zulässig ist, dass der Fahrer der Straße den Rücken zuwendet, während das Auto die Reisenden von A nach B fährt, wird möglicherweise noch mehr als ein Vierteljahrhundert vergehen. Vorerst ist daran nicht zu denken: Es ist bereits ein Fortschritt, dass die internationalen Regeln inzwischen dem einen Stau-Assistenten nutzenden Fahrer erlauben, die Hände vom Lenkrad und die Füße von den Pedalen zu nehmen – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er zu jedem Zeitpunkt in der Lage ist einzugreifen, sollte die Technik aus dem Ruder laufen.“ Michael Gebhardt 23 7 Mobilitätskosten © Honda Alternative Mobilitätsformen werden über kurz oder lang die konventionellen verdrängen – damit rechnet die Mehrheit der Befragten. Doch die Sache hat einen Haken: Elektroautos brauchen Strom-Ladesäulen, Brennstoffzellen-Fahrzeuge Wasserstofftankstellen; ohne passende Infrastruktur sind sie nicht zu betreiben. Die Anpassung aber kostet viel Geld. Wir wollten wissen, wer dafür in Zukunft das Portemonnaie aufmachen soll. Einer muss zahlen In dieser Frage sind sich die Europäer alles andere als einig, doch tendiert die Mehrheit von immerhin 33,6 Prozent dazu, die Kosten der gesamten Gesellschaft abzuverlangen, also Steuergelder dafür aufzuwenden. Im vergangenen Jahr erschien diese Finanzierungsform noch 34,8 Prozent der Befragten akzeptabel. Allerdings zeigen sich über die Ländergrenzen hinweg deutliche Unterschiede: Während in Italien (41 Prozent) und Deutschland (37,4 Prozent) dieses Modell gut ankommt, sprechen sich in Belgien und Frankreich nur 25,9 beziehungsweise 21,5 Prozent dafür aus. Und es befürworten vor allem Bewohner großer Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, diese Kosten der Allgemeinheit aufzuerlegen (37,3 Prozent). 21,6 Prozent wollen die Kosten des Infrastrukturausbaus stattdessen denen aufbürden, die die neuen Antriebe und Mobilitätskonzepte nutzen. Etwas weniger (19,2 Prozent) sehen es genau umgekehrt: Sie sind der Meinung, dass diejenigen zahlen sollen, die sich den Neuerungen verweigern und weiterhin ihren eigenen Benziner oder Diesel nutzen möchten – das war auch schon vor einem Jahr so. Ähnlich hoch (21,1 Prozent) ist der Anteil derer, die die Kosten den Unternehmen in Rechnung 24 stellen wollen, die neue Antriebe oder Konzepte anbieten, also zum Beispiel den Herstellern von Brennstoffzellen-Autos oder Carsharing-Flottenbetreibern. Immerhin: Die Akzeptanz alternativer Mobilitätsformen ist gestiegen. Haben sich 2013/2014 noch 7,1 Prozent aller Befragten dagegen ausgesprochen, lehnen jetzt nur noch 4,6 Prozent jegliche Neuerung ab. Was allerdings auffällt: Mit 6,2 Prozent ist die Ablehnung bei den Frauen deutlich ausgeprägter als bei den Männern (2,9 Prozent). Noch höher ist die Quote nur bei den Nicht-Autofahrern (9,2 Prozent) und – wenig überraschend – den selbsterklärten Fortschrittsgegnern (14,1 Prozent). Wer soll die Infrastrukturkosten für neue Mobilitätsformen tragen? 0 10 20 30 40 50 % 33,6 % Steuerzahler / Gesellschaft 21,6 % Die Nutzer alternativer Antriebe 21,1 % Hersteller- und Energieunternehmen 19,2 % Die Nutzer konventioneller Antriebe 4,6 % Alternative Antriebe sind nicht sinnvoll „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme eher zu“ © Audi AG City-Maut 45,0 % Nein, Autofahrer haben schon genug Steuern zu zahlen 2,6 % Ja, weil die Städte sowieso wenig Geld haben 12,9 % Ja, weil ich mir eine Entlastung der Innenstädte erhoffe 26,4 % Ja, wenn das Geld in den öffentlichen Nahverkehr investiert wird 13,1% Nein, weil ich eine Maut kategorisch ablehne „Wer soll das bezahlen? Bei dieser Frage herrscht keine Einigkeit. Europaweit kann sich ein Drittel aller Befragten vorstellen, dass die Kosten für den Infrastrukturausbau von der gesamten Bevölkerung, zum Beispiel über eine Steuer, getragen werden. Aber auch die Idee, die Fahrzeughersteller zur Kasse zu bitten, stößt auf Gegenliebe. Dass diese Rechnung aufgeht, ist allerdings wenig wahrscheinlich.“ Michael Gebhardt 25 Vorbehalte gegen die City-Maut Ein klares Bild zeigt sich bei der Frage nach einer City-Maut, wie es sie beispielsweise in London oder Mailand bereits gibt. Wer dort mit dem eigenen Auto in die Innenstadt fahren will, wird zur Kasse gebeten – und das nicht zu knapp. In der englischen Hauptstadt werden beispielsweise pro Tag etwa 15 Euro fällig. Auf die Frage, ob sie bereit wären, so eine Maut zu zahlen, antwortet eine klare Mehrheit – 58,1 Prozent der befragten Europäer – mit Nein. Die genauere Betrachtung ergibt, dass 45 Prozent der Meinung sind, Autofahrer würden bereits genug Steuern und Abgaben zahlen, und dass 13,1 Prozent der Befragten Mautgebühren aus Prinzip ablehnen. Wenig überraschend ist die Verteilung der Akzeptanz einer City-Maut hinsichtlich der Größe der Stadt, in der die Befragten wohnen: 47,7 Prozent derer, die in einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern leben, haben sich für eine solche Abgabe ausgesprochen, während im ländlichen Raum in Orten mit 5.000 und weniger Einwohnern nurmehr 36,4 Prozent bereit wären, dafür zu bezahlen. Außerdem fällt auf, dass die Zahlbereitschaft mit steigendem Bildungsgrad zunimmt: Während gerade einmal 31 Prozent der Befragten mit einem einfachen Schulabschluss der Stadtgebühr zustimmen, liegt die Quote bei Universitätsabsolventen nahezu bei 50 Prozent. Das Einkommen hingegen wirkt sich kaum auf die Meinung zur City-Maut aus. Von den gut 40 Prozent der Befragten, die nichts gegen eine City-Maut einzuwenden haben, stimmen rund zwei Drittel, in Summe 26,4 Prozent aller Befragten, einer solchen Abgabe unter der Voraussetzung zu, dass die Einnahmen in den öffentlichen Nahverkehr investiert werden. 12,9 Prozent wären willens, eine entsprechende Maut zu entrichten, wenn damit das Verkehrschaos in den Innenstädten geringer würde; gut zweieinhalb Prozent würden die Gebühr sogar zahlen, wenn das Geld einfach in die Stadtkasse flösse. „Die City-Maut ist und bleibt ein umstrittenes Mittel zur Bekämpfung verstopfter und emissionsbelasteter Innenstädte. Sinnvoll ist sie nur dann, wenn sie auch konsequent, das heißt mit möglichst wenigen Ausnahmen, umgesetzt wird. In London beispielsweise wird nur für rund zwei Drittel der in die Mautzone einfahrenden Autos die Gebühr fällig, der Rest ist auf Grund von Sonderregelungen davon befreit. Andererseits könnte ein Mauterlass zum Beispiel für Elektrofahrzeuge als Kaufanreiz dienen.“ © „London Congestion Charge“ by Mariordo (Mario Roberto Durán Ortiz) (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons. org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons 26 Michael Gebhardt © Rafael Neddermeyer/SP-X Akzeptanz einer City-Maut 0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 Größe der Kommune (Einwohnerzahl) Ausbildung 100.000 und mehr Universitätsabschluss 47,7 % 20.000 bis 99.999 40,9 % Abitur 5.000 bis 19.999 40,2 % Mittlere Reife Bis zu 4.999 36,4 % 40 50% 49,7 % 42,3 % 32,7 % Hauptschulabschluss 31,0 % Kein Abschluss 28,0 % 27 8 Zusammenfassung und Ausblick © Rinspeed Das Auto ist aus dem Leben eines Europäers nicht mehr wegzudenken. Diese schon in früheren AutoScout24-Studien enthaltene Feststellung gilt weiterhin, denn Mobilität ist nach wie vor ein hohes Gut. Der Autobesitz hingegen verliert an Bedeutung; es mehren sich die Anzeichen, dass das eigene Auto nicht mehr so wichtig ist. Speziell Großstädter und Gutverdiener sind bereit, ihre individuelle Mobilität anders zu organisieren als frühere Generationen. Sie spielen mit dem Gedanken, mit dem eigenen Auto die Grundversorgung sicherzustellen und für außergewöhnliche Bedürfnisse auf die zumindest in größeren Orten verfügbaren Alternativen – Mietwagen, aber auch Zug oder Fahrrad – zurückzugreifen. Den meisten ist klar: Vieles wird sich in den nächsten Jahren ändern, aber noch sind die Meinungen diffus und die Vorstellungen zur Mobilität im Jahr 2040 häufig in der Gegenwart verhaftet. Die diesjährige Studie zeigt einerseits, dass die Autofahrer für Veränderungen aufgeschlossen sind, es ihnen andererseits aber schwer fällt, sich von den gewohnten Formen zu lösen. Das gilt für die bereits erwähnte Frage, ob man ein eigenes Fahrzeug besitzen oder neue Mobilitätskonzepte nutzen möchte, genauso wie für die Akzeptanz autonom fahrender Autos oder die Vorstellungen vom PkwKauf in der Zukunft. So erwarten beispielsweise viele der Befragten, dass sie im Schauraum des Händlers zukünftig interaktive Zusatzangebote vorfinden oder sich im Internet auf speziell darauf zugeschnittenen Websites detailliert über ihr Wunschfahrzeug informieren können. An einen rein virtuellen Kaufakt im Netz aber glauben die wenigsten. 28 Einfluss der Mobilität auf die Lebensqualität in 25 Jahren 10,9 % Eher negativ 89,1 % Eher positiv Einmal mehr hat sich außerdem bestätigt, dass ältere Autofahrer neuen Techniken nicht zwangsläufig ablehnender gegenüberstehen als junge. Die Skepsis der Senioren zeigt sich eher in den Antworten auf Fragen, in denen es um den Zeitpunkt der Verwirklichung geht – möglicherweise weil sie oft die Erfahrung gemacht haben, dass angekündigte Neuerungen die versprochene positive Wirkung nicht entfaltet haben oder mit extremer Verzögerung realisiert wurden. Das Thema E-Mobil gehört dazu – seit den 1990er Jahren wird es als Klimaretter propagiert und steckt doch immer noch in der Nische. Trotzdem: Dass die Zukunft im Strom liegt, in Form von reinen Elektroautos, aber auch Fahrzeugen mit Hybridantrieb oder Brennstoffzellen-Technik, glaubt die Hälfte der Befragten. Allerdings wünschen sich die meisten deutlich mehr Reichweite, als E-Autos sie heute bieten – und vermutlich jemals bieten werden. Hier ist Aufklärungsarbeit nötig; noch ist vielen nicht klar, dass die meisten Alltagsstrecken schon heute problemlos rein elektrisch zu bewältigen sind. © Rinspeed Alles wird gut Die frohe Botschaft: Insgesamt blicken 89,1 Prozent der Europäer positiv in die Zukunft und glauben, dass das Auto in 25 Jahren eine noch bessere Lebensqualität gewährleistet als heute – unter anderem durch Fortschritte in puncto Umweltverträglichkeit, Kosten, Flexibilität und Sicherheit. Zwar liegen die neuen Zahlen 0,8 Prozentpunkte unter denen des Vorjahrs, doch die Grundstimmung ist weiterhin positiv. Nur 10,9 Prozent erwarten eine negative Entwicklung – darunter die erklärten Technikgegner: 22,7 Prozent derer, die angegeben haben, neuen Trends und Entwicklungen gegenüber ablehnend eingestellt zu sein, befürchten durch das Auto von morgen eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität, etwa durch verstopfte Innenstädte oder höhere Kosten. 29 9 Methodik © AutoScout24 Für diese Studie hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 8.811 Europäer im Alter von 18 bis 65 Jahren in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich und Spanien befragt. Auf diese Länder entfallen gut zwei Drittel der jährlichen Pkw-Neuzulassungen im EU-Raum. Die Erhebung wurde zum vierten Mal durchgeführt. Es handelt sich um eine Stichprobe, die ein repräsentatives Ergebnis sicherstellt. Pro Land haben im Herbst 2014 zwischen 1.001 und 1.456 Frauen und Männer 13 Fragen-Blöcke zu allgemeinen und speziellen Anforderungen an das „Auto von morgen“ beantwortet. Die Antworten wurden entsprechend der Einwohnerzahl der sieben Länder gewichtet, um deren unterschiedlichem Anteil am Volumen des Automarkts Rechnung zu tragen. Die Studie liefert Aussagen über die Ansprüche der heutigen Erwachsenen an das Auto und die Mobilität von morgen. Die Aussagen wurden nicht nur nach Befragungsland erfasst, sondern auch nach den Kriterien Geschlecht, Alter, Größe des Wohnorts, Kinder bis einschließlich 15 Jahre im Haushalt, Bildungsstand und monatliches Nettoeinkommen ausgewertet. Die GfK-Meinungsforscher führten die Umfrage dabei als so genannte CAWI-Befragung (Computer-Assisted Web Interview) durch. Sowohl Vorgehen als auch Stichprobe wurde von der Vorgängerstudie übernommen, um Trends und Entwicklungen zu erkennen. 30 Um die Zustimmungs- und Ablehnungsmöglichkeiten zu einzelnen Aussagen zu verfeinern, wurde ein Großteil der Fragen mit Antwort-Optionen auf einer fünfstufigen Skala versehen. In Fällen, in denen die Antworten nicht zwischen den Polen „Stimme voll und ganz zu“ und „Stimme überhaupt nicht zu“ einzuordnen waren, konnten sich die Interviewten nach dem Single-Choice-Verfahren eine von mehreren vorgegebenen Antworten aussuchen. 31 AutoScout24 GmbH Dingolfinger Str. 1 –15 D-81673 München [email protected] www.autoscout24.de
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