Die Besonderheiten von Talsperren und ihre Fischökologie

Die Besonderheiten von Talsperren und
ihre Fischökologie
Fachtagung Ökologie
Dortmund, den 18. März 2015
Markus Kühlmann
Ruhrverband
Abt. Flussgebietsmanagement
Die Talsperren
Biggetalsperre
Möhnetalsperre
708 ha
1.067 ha
Sorpetalsperre 331 ha
Die Talsperren
Der Talsperrenbau veränderte
die Landschaft und hatte
auch die Ansiedlung
„neuer“ Fischarten zur Folge
Talsperren im Spannungsfeld von Aufgaben,
Nutzungen, Ökologie und Bewirtschaftung
Talsperren – Gewässergüteziele und
Gewässergütewirtschaft
• Gewässergüteziele je nach Nutzung unterschiedlich gewichtet
•
Minimierung des Nährstoffeintrags
•
Vermeidung von Algenmassenentwicklungen
•
Erfüllung verschiedenster Richtlinien
•
Ökologisch intaktes System
• Gewässergütewirtschaftliche Maßnahmen
•
Optimierung der Abwassersituation
•
Kooperation Wasser-/Landwirtschaft
•
fischereiliche Bewirtschaftung
•
Restaurationsmaßnahmen
•
Öffentlichkeitsarbeit
Besonderheiten von Talsperren im
Vergleich zu Seen
• Bauwerk mit primär wasserwirtschaftlicher Funktion
• verzögerter Abfluss (Speicher)
• überwiegend Tiefenwasserabfluss
• tiefste Stelle vor dem Absperrbauwerk
• lang gestreckte Beckenform
• meist geringere Windexposition
• stärkere Längskompartimentierung
• erhebliche Wasserstandsschwankungen
• Litoral meist ohne Makrophyten
• Einfluss auf das anschließende
Fließgewässer
Die Re-Oligotrophierung der Talsperren
Entwicklung der Trophie in den letzten 30 Jahren
Die Re-Oligotrophierung der Talsperren
Entwicklung der Trophie in der Möhnetalsperre
Ertrag rd. 80 kg / ha*a
Ertrag rd. 50 kg / ha*a
Die Re-Oligotrophierung der Talsperren
Entwicklung der Trophie in der Sorpetalsperre
Ertrag rd. 55 kg / ha*a
Ertrag rd. 25 kg / ha*a
Verlauf der Temperatur und des O2-Gehalts in
einer eutrophen und oligotrophen Talsperre
4 °C
4 °C
O2
20 °C
E
20 °C
O2
M
H
O2
Frühjahr
O2
Sommer
8 °C
8 °C
O2
O2
Herbst
4 °C
4 °C
O2
eutroph
Winter
O2
oligotroph
E
M
H
Fischereiliches Management
Talsperren haben eine sehr große Freiwasserzone (Pelagial)
Fischereiliches Management
Bei den Hegezielen der Fischbestände orientieren wir uns,
so weit wie möglich, an natürlichen Vorbildern
Leitbilder für die Fischartengesellschaften der
Talsperren sind die Voralpenseen
Das fischereiliche Management…
hat folgende Ziele:
Sicherung der Wasserqualität
Schaffung standorttypischer Fischartengesellschaften
Verbesserung u. Erhalt der Qualität der Fischbestände
hinsichtlich ihrer Nutzung (wirtschaftl. Komponente)
Die Fischbestände der Talsperren unterliegen einem
intensiven Monitoring und einer zielorientierten
Bewirtschaftung
Nahrungsbeziehungen / -kette (vereinfacht)
der rote Faden…
Endkonsumenten
Piscivore Vögel/
Mensch
Sekundärkonsumenten II
Piscivore
Fische
Sekundärkonsumenten I
Zooplanktivore
Fische
Primärkonsumenten
Zooplankton
Primärproduzenten
Phytoplankton
Biomanipulation
Top down - Steuerung
Fischereiliches Management – die Basics
Hydrobiologische
Rahmenbedingungen und
Veränderungen erfassen u. beachten
Fischbestandsuntersuchungen
Grundlagen-Wissen
Prognose: Wie wird sich
der Lebensraum und damit
der Fischbestand
entwickeln / verändern?
Was ist nötig und möglich um einen
angepassten, gesunden und
attraktiven Fischbestand zu schaffen
bzw. zu erhalten?
Ziele definieren und Konzept zur Entwicklung und
Anpassung des jeweiligen Fischbestandes erarbeiten
Fischereiliches Management
Die Hege und Nutzung wird analog dieser Ziele ausgerichtet bzw. angepasst
Fische
Fischerei
Besatzfischzucht,
Fischfang mit Blick auf
ggf. „neue“ Arten etablieren, die Ertragsfähigkeit u.
Fischbesatzmaßnahmen
Bestandsentwicklung
kontinuierlich anpassen
Kontrolle der Fischpopulation
Angelfischerei
Fang- bzw.
Ertragsauswertung,
bei Bedarf Anpassung
der Rahmenbedingungen
und Anzahl der Angellizenzen
Fischarten am Beispiel der Sorpetalsperren
Esocidae
(Hechte)
Hecht
Percidae
(Barsche)
Zander
Salmonidae
(Lachsfische)
Flussbarsch
Seeforelle
Coregonidae
(Maränen/Renken/Felchen)
Kaulbarsch
Alpiner Seesaibling
Blaufelchen
Cyprinidae
(Karpfenfische)
Karpfen
Anguillidae
(Aale)
Aal
Brasse
Rotauge
Ukelei
Siluridae
(Echte Welse)
Europäischer Wels
Fischereiliches Management
Wichtigste Methoden zur Bestandserfassung
und Hege
Stellnetzfischerei
Elektrofischerei
Schleppnetzfischerei
Reusenfischerei
Biomasseberechnung und Fischortung
via Sonar
In Zusammenarbeit mit der
„Fischmessboje“
= automatisierte Online-Fischortung
In Zusammenarbeit mit der
Fischverteilung im Jahresgang
(Beispiel Hennetalsperre)
Hegebefischung mittels Schleppnetz auf
C. albula (Kl. Maräne) - Sonaraufnahme
Luftblasen
sinkendes
Schleppnetz
Gewässergrund
Fischsignale
Die Schleppnetzfischerei auf Kleine Maränen
(C. albula)
3
2
1
4
6
5
Die Besatzfischzucht
Die Besatzfischzucht
hier züchten wir für den Talsperrenbesatz:
• Hechte
• Seeforellen
• Alpine Seesaiblinge
• Blaufelchen
• Große Maränen
und für Artenschutzprojekte:
• Quappen
• Äschen
Die Fische werden so früh / so klein wie möglich ausgesetzt.
Natürliche Verluste werden dabei durch höhere Stückzahlen
ausgeglichen.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit !
Foto: Frauke Schumann