Das Magazin der Buchhandlung Stauffacher Nr. 2/2015 Ihr p ers e x e m ö n l I c h es pla mIt W et tb r – eWer b! Eine Menükarte voller Leichen Neue Thriller Lest den Ozean! SommerliTeraTur: Bücher zum meer Und ausserdem: erzähluNgeN, KiNderBücher, NeueS voN Siri huSTvedT uNd michèle miNelli «Spoilern ist eine Todsünde» ExklusivintErviEw mit ursula Poznanski edItorIal | 3 Meissner Thalia Bahnhofstrasse 41, 5001 Aarau Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Do: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Wirz Thalia Hintere Vorstadt 18, 5001 Aarau Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr FRAUENFELD ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Einkaufszentrum Passage Bahnhofstrasse 70 / 72, 8500 Frauenfeld Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 18.00 Uhr FRIBOURG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Bahnhof / Gare, 1700 Fribourg Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr Sa, So: 9.00 – 21.00 Uhr BADEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Langhaus beim Bahnhof, 5401 Baden Mo – Fr: 9.00 – 19.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr BASEL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Bahnhof SBB Passerelle, Güterstrasse 115, 4053 Basel Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 21.00 Uhr So: 9.00 – 20.00 Uhr Thalia Freie Strasse 32, 4001 Basel Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr BERN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Stauffacher Neuengasse 25 – 37, 3001 Bern Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 –17.00 Uhr Thalia Spitalgasse Spitalgasse 47/51, 3001 Bern Mo – Mi: 9.00 – 19.00 Uhr | Do: 9.00 – 21.00 Uhr Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr Thalia Bahnhof SBB Bahnhofplatz 10, 3001 Bern Mo – Sa: 7.00 – 22.00 Uhr | So: 9.00 – 22.00 Uhr BRIG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Furkastrasse 3, 3900 Brig Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ZAP Bürostore Englischgrussstrasse 6, 3900 Brig Mo – Fr: 8.30 – 12.00 und 13.30 – 17.00 Uhr BRUGG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– SCHAFFHAUSEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Vordergasse 77, 8200 Schaffhausen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Shoppyland Industriestrasse 10, 3322 Schönbühl Mo – Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.30 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr SCHÖNBÜHL SIERRE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Place de la Gare 2, 3960 Sierre Mo – Fr: 9.00 – 12.00 und 13.30 – 18.30 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Shoppi & Tivoli 8957 Spreitenbach Mo – Sa: 9.00 – 20.00 Uhr ST. GALLEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Bahnhof Poststrasse 28, 9000 St. Gallen Mo – Fr: 8.00 – 21.00 Uhr Sa: 9.00 – 20.00 Uhr | So: 10.00 – 20.00 Uhr Rösslitor Bücher Multergasse 1 – 3, 9001 St. Gallen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Thalia Shopping Arena Zürcher Strasse 464, 9015 St. Gallen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr, Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr CHUR ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– THUN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Emmen Center Stauffacherstrasse 1, 6020 Emmenbrücke Mo, Di, Do: 9.00 – 18.30 Uhr Mi, Fr: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 16.00 Uhr Thalia Bälliz 60, 3600 Thun Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Inhalt Orell Füssli Marktgasse 41, 8400 Winterthur Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ZERMATT –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Hofmattstrasse 3, 3920 Zermatt Mo – Fr: 9.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 18.30 Uhr Während der Saison: Mo – Fr: 9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 19.00 Uhr So: 16.00 – 19.00 Uhr ZÜRICH –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Kramhof Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli Am Bellevue Theaterstrasse 8, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli The Bookshop Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli Flughafen Airport Center, 8060 Zürich-Flughafen Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa, So: 8.00 – 21.00 Uhr Orell Füssli Zürich Hauptbahnhof Shopville, Halle Landesmuseum, 8001 Zürich Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 21.00 Uhr So: 9.00 – 20.00 Uhr Orell Füssli im Bahnhof Stadelhofen Stadelhoferstrasse 8, 8001 Zürich Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 19.00 Uhr So: 10.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli im Franz Carl Weber Bahnhofstrasse 62, 8001 Zürich Mo – Mi: 9.00 – 18.30 Uhr Do, Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr ST. MARGRETHEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Einkaufszentrum Rheinpark 9430 St. Margrethen Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.00 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr EMMENBRÜCKE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Einkaufszentrum Rosenberg Schaffhauserstrasse 152, 8400 Winterthur Mo – Fr: 8.30 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 18.00 Uhr SPREITENBACH Thalia Neumarktplatz 12, 5200 Brugg Mo – Do: 9.00 – 18.30 Uhr | Fr: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr Thalia Einkaufscenter City West Raschärenstrasse 35, 7000 Chur Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 18.00 Uhr WINTERTHUR –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– www.books.ch www.buch.ch www.thalia.ch 0848 849 848 0848 28 24 24 0848 842 542 Meer lesen Liebe Leserin Lieber Leser «Sie sind bewegt wie das Meer und ruhig wie das Meer und tief wie das Meer», schrieb der österreichische Autor Joseph Roth über die Werke seines polnischen Kollegen Joseph Conrad. Und er beendete seine Lobrede mit der berühmten Aufforderung an alle Literaturinteressierten: «Lesen Sie den Ozean!» Wie Joseph Roth rufen auch wir Ihnen zu: «Lest den Ozean!» Wir beziehen uns damit aber nicht allein auf das herausragende Werk eines einzelnen Schriftstellers, sondern ausdrücklich auf Bücher übers Meer. In dieser Ausgabe von Books stellen wir Ihnen ab Seite 18 einige der schönsten Neuerscheinungen rund um Ozeane und Strand vor. Eine schöne Einstimmung auf die Sommertage! Aber eigentlich kann man Joseph Roths Diktum noch viel weiter fassen. Denn die Welt der Bücher ist fraglos ein riesiger Ozean für sich: eine Welt, in die wir richtig eintauchen können, die voller Geheimnisse und Tiefe ist, die ebenso seichte wie unheimliche Stellen kennt. Und die einem niemals langweilig wird, weil sie so viele verschiedene Bereiche unseres Menschseins anklingen lässt. NeUe THriller NeUe KOcHBücHer Eine Menükarte voller Leichen Köstlich und gesund: Smoothies und Säfte Seite 14 Seite 44 illUSTrATiONeN DANielA KOHl, © AreNA 2015 AARAU ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– NeUeS AUS Der KiNDerWelT Strickende Jungs und dichtende Mädchen Seite 42 Wir freuen uns, wenn wir Sie auf eine Reise durch das Meer der Bücher begleiten dürfen. Besuchen Sie uns in unseren Filialen und im Internet – wir zeigen Ihnen gern die schönsten Seiten dieses Ozeans! Ihr Michele Bomio CEO Orell Füssli Thalia AG VISP –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Bahnhofstrasse 21, 3930 Visp Mo – Fr: 9.00 – 12.00 und 13.30 – 18.30 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr 4 notizen 10 «spoilern ist eine todsünde» Exklusivinterview mit Ursula Poznanski, Autorin von «Stimmen» 18 lest den ozean! Bücher zum Meer 22 Im schaufenster 1 «Die gleissende Welt» von Siri Hustvedt 23 Im schaufenster 2 «Die Verlorene» von Michèle Minelli 24 kurz und gut Spezial zu Erzählungen 32 kaffeepause Die Books-Debatte 36 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 41 mein buch 46 kreuzworträtsel 47 veranstaltungen 48 kolumne Darum schreibe ich – von Max Küng 49 orell Füssli thalia special Trampunzel und Landesmuseum Impressum Die nächste Ausgabe von Books, dem Magazin der Orell Füssli Thalia AG, erscheint am 28. August 2015. Sie erhalten Books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen unter www.books.ch, [email protected] und Telefon 0848 849 848. Jetzt Fan werden: www.facebook.com/OrellFuessli www.facebook.com/Thalia.ch Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.ch, www.thalia.ch und www.buch.ch. Herausgeber: Orell Füssli Thalia AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich gesamtHerstellung und redaktIon: Die Blattmacher GmbH, Zürich gestaltung / laYout: Strichpunkt GmbH, Winterthur CoverFoto: Martin Vukovits Bücher mit diesen Zeichen sind auch als eBook oder Hörbuch erhältlich. 4 | notIzen Notizen © ArT WOlFe / KNeSeBecK VerlAG marius leutenegger sehen und gesehen werden: das ist die maxime vieler paradiesvögel, vor allem menschlicher. In der freien wildbahn ist unauffälligkeit hingegen oft überlebenswichtig – und das sowohl für verteidiger wie angreifer. bloss kein aufsehen erregen, wenn man sich anschleicht oder wenn ein potenzieller Feind in der nähe ist! die evolution begünstigt die meister der tarnung sehr direkt, denn wer nicht gefressen wird oder sich leichter einem opfer annähern kann, gibt auch seine gene eher weiter. deshalb haben sich in der tierwelt beispiele für Camouflage entwickeln können, die uns sprachlos machen. solche beispiele präsentiert der weltberühmte tierfotograf art wolfe im famosen, soeben erschienenen bildband «meisterhaft getarnt», erschienen bei knesebeck. Jede seite lässt einen staunen, und nicht selten kann man nur noch den kopf schütteln oder lächeln über so viel einfallsreichtum der natur. unsere bilder zeigen den pracht-riedfrosch aus botswana und den kanadischen drosseluferläufer – ja, wo ist es denn, das vögelchen? Books Nr. 2/2015 notIzen | 5 Verirrt man sich als Bücherfan einmal vor die Flimmerkiste, könnte man erschaudern: Bei manchen Sendungen lassen Mitwirkende jegliche Hemmung fallen. Sie blamieren sich im Dschungel, auf dem Tanzparkett und überhaupt. Ja, gibt es denn überhaupt kein Schamgefühl mehr?, fragen sich da die schlauen Bücherleserinnen und -leser, die sich selbst von den schlimmsten Romanfiguren noch mehr Selbstachtung gewohnt sind. Doch, gibt es!, ruft uns die New Yorker Umweltwissenschaftlerin Jennifer Jacquet zu. Wir müssen ihr glauben, denn sie hat viel über das Thema geforscht und ein interessantes Buch darüber geschrieben: «Scham», jetzt im Fischer-Verlag auf Deutsch erschienen. Jacquet zeigt darin nicht nur auf, was wir bereits wissen – dass Scham eine unerlässliche Eigenschaft ist, wenn das Zusammenleben einigermassen erspriesslich sein soll –, sondern auch Überraschendes: Scham ist selbst in vermeintlich schamlosen Zeiten wie der unseren ein Gefühl, das die Gesellschaft entscheidend prägt. Jacquets Studien zeigen allerdings, dass «Die politische Kraft eines unterschätzten Gefühls», wie der Untertitel des Buchs lautet, sorgfältig eingesetzt werden muss: Auch wenn zum Beispiel die in den USA verbreiteten «Steuerpranger» als Druckmittel funktionieren, kann Beschämung beim Blossgestellten rasch zu Resignation führen. Mit vielen Anekdoten, klugen Denkanstössen, evolutionsbiologischen Erläuterungen und wissenschaftlichen Fakten liefert das Buch auf spannende Weise manches wichtige Mosaiksteinchen zum Verständnis des eigentlich Unverständlichen: unserer Mitmenschen. Murakami – bei diesem Familiennamen denken wohl die meisten an Haruki Murakami, den grossartigen japanischen Schriftsteller, zu dessen bekanntesten Werken bei uns «Gefährliche Geliebte / Südlich der Grenze, westlich der Sonne», «Kafka am Strand» und «1Q84» gehören. Es gibt aber noch einen anderen japanischen Autor mit demselben Nachnamen: Ryu Murakami. In Japan ist er längst ein Literaturstar, bei uns kennt man ihn aber noch kaum. Das dürfte sich nun ändern, denn der Septime-Verlag Was lesen Sie gerade? Nicole Schwägli, Curling-Weltmeisterin 2015: nicht die einzige Tat, da nach einigen Tagen eine weitere Frau durch das Küchenfenster ihres Hauses tödlich getroffen wird. Der sogenannte Sniper tötet scheinbar wahllos weiter. Der Fall scheint komplex zu sein, und die Kommissare wissen nicht mehr weiter. Bevor sie sich ihrer Verzweiflung hingeben, erkennen sie doch noch einen Zusammenhang zwischen den beiden ersten Fällen. Für die Lösung des Falls benötigt die Polizei allerdings die Hilfe der Öffentlichkeit. Sie entfacht damit den Zorn des Snipers, der daraufhin weiter mordet. Im Lauf der Ermittlungen stossen die Kommissare schliesslich auf eine tragische Geschichte. «Krimis sind meine Leidenschaft. Das ungewisse Ende, die Spannung vom Anfang bis zum Schluss und die brennende Frage nach dem Täter faszinieren mich. Auf langen Reisen an Wettkämpfe im Ausland sind Krimis für mich eine willkommene Abwechslung, bei der ich mich entspannen und in eine andere Welt eintauchen kann. Die Krimis von Nele Neuhaus gefallen mir dabei am besten. Ihre Bücher sind fesselnd geschrieben und beinhalten nicht selten überraschende Wendungen. So bleibt eine Geschichte bis zum Schluss spannend. Ich habe noch keinen Krimi von Nele Neuhaus ausgelassen und fiebere regelmässig den neuen Veröffentlichungen entgegen. Die Geschichte vom Serienkiller und die damit verbundene tragische Geschichte faszinieren von Beginn weg. Das Motiv für die Taten scheint anfangs unklar zu sein und kristallisiert sich erst mit der Zeit heraus. Die schwierigen Ermittlungen, welche die Kommissare durchführen müssen, tragen ihren Teil zur Spannung bei. Nele Neuhaus hat es in diesem Buch geschafft, die Leserin und den Leser zu fesseln. Mich liess das Buch nie los. Ich las in jeder freien Minute darin, um herauszufinden, ob die Polizei dem Täter auf die Schliche kommt.» die lebenden und die toten nele neuhaus 560 seiten CHF 28.90 ullstein Im Buch ‹Die Lebenden und die Toten› wird im Wald eine ältere Frau aus dem Hinterhalt erschossen. Leider bleibt dies WettbeWerbs-GeWInner 1. Preis (200 Franken): Konrad Jacobs, Winterthur 2. Preis (100 Franken): Connie Zwingli, Herisau © JeNNiFer JAcqUeT © ArT WOlFe / KNeSeBecK VerlAG In jeder Ausgabe von Books finden Sie einen Kreuzworträtsel-Wettbewerb; in dieser Ausgabe auf Seite 46. Zu gewinnen gibt es jeweils zehn Büchergutscheine im Wert von 20 bis 200 Franken. Beim letzten Wettbewerb – das Lösungswort lautete «Koenigsschwur» – wurden folgende drei Teilnehmenden als Gewinner ausgelost: 3. Preis (50 Franken): Regina Goossens, Schaffhausen Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt. hat soeben eines seiner wichtigsten Werke auf Deutsch herausgebracht: «Coin Locker Babys». Schon nach wenigen Seiten wird klar: Ryu teilt mit Haruki nur den Nachnamen und die schriftstellerische Fertigkeit, Stile und Inhalte liegen sehr weit auseinander. Dass der mit den höchsten Preisen ausgezeichnete Ryu Murakami als Enfant Terrible der japanischen Literaturszene gilt, kommt nicht von ungefähr; er zeichnet ein sehr düsteres Bild der Gesellschaft seines Heimatlands. Die «Coin Locker Babys» sind die beiden Buben Kiku und Hashi, die von ihren Müttern in Schliessfächern ausgesetzt werden, gemeinsam in einem Kinderheim aufwachsen, dann adoptiert werden – und die schwere Bürde ihrer Geschichte nicht tragen können. Hashi wird ein drogenvernebelter Popstar, Kiku will Tokyo zerstören. Die Suche der beiden nach ihren Müttern endet mit Mord und Totschlag. Es geht um Sex, Gewalt und Freundschaft. Ein gewaltiger Stoff, der demnächst auch mit Liv Tyler und Val Kilmer in den Hauptrollen verfilmt werden soll. Mit diesem Buch ist es tatsächlich ein wenig wie mit einem unheimlichen Film: Man kann gar nicht hinschauen – will aber trotzdem immer wissen, wie es weitergeht. notIzen | 7 Books Nr. 2/2015 Ja HREStaGE © FOTO MONiqUe JAcOT, cOPyriGHT MUSeUM TiNGUely, BASel Am 2. Juni jährt sich der Geburtstag von Donatien Alphonse François de Sade zum 275. Mal. Schon als junger Mann war der Marquis ein schlimmer Finger; er feierte Orgien, wie sie sich selbst für den damals ziemlich verruchten französischen Adel nicht ziemten, hielt gotteslästerliche Reden und entehrte seine Familie, als er seine Schwägerin entführte – eine Nonne. 1772 verhängte der König auf Wunsch der Schwiegermutter das Todesurteil über Am 22. Mai 1925 kam Jean Tinguely zur Welt; in diesem Jahr wäre «Jeannot» also 90 Jahre alt geworden. Der Fribourger, der in Basel aufwuchs, zählt zu den wichtigsten Vertretern der sogenannten «kinetischen Kunst» und zu den weltweit bekanntesten Künstlern der Schweiz. Seine beweglichen Installationen stehen vor allem in Frankreich und in der Schweiz: meist sehr eindrückliche, aber dennoch heitere Maschinen, die zweckfreie Bewegungen ausführen. Zu den bekanntesten Werken zählen die Plastik «Heureka» beim Zürichhorn und die «Fontaine Stravinski» beim Centre Pompidou in Paris, die Tinguely zusammen mit seiner Künstlerfreundin und Ehefrau Niki de Saint Phalle schuf. Der Christoph-Merian-Verlag hat jetzt eine neue Biografie über den Künstler veröffentlicht: «Jean Tinguely – Motor der Kunst» von Dominik Müller. Der Autor ist zwar Kunsthistoriker, er nähert sich dem Künstler aber ohne das in seinen Kreisen leider weit verbreitete Geschwurbel. Das reich bebilderte Buch liest sich federleicht, ist sehr unterhaltsam, gibt da und dort interessante Gedankenanstösse – und passt auf diese Weise ideal zu Tinguely. ihn; der junge Marquis wurde natürlich nicht hingerichtet, aber immerhin ins Gefängnis gesteckt. Dort lebte er seine Gelüste fortan schriftlich aus. Die Aufenthalte in Festungen und Irrenhäusern machten de Sade zu jenem Schriftsteller, der bis heute sowohl heftig abgelehnt wie leidenschaftlich bewundert wird. In Zeiten, in denen «Shades of Grey» und Epigonen die Bestsellerlisten sprengen und die Kinosäle füllen, ist wohl manche Dame versucht, auch einmal zu einem Buch des «göttlichen Marquis» zu greifen. Aber Obacht: Manche Werke von de Sade, der nicht umsonst Namensgeber des Sadismus ist, sind wahrhaft harte Kost. Etwa «Die 120 Tage von Sodom», die der Marquis heimlich und mit winziger Schrift auf eine zwölf Meter lange Papierrolle schreib, als er in der Pariser Bastille sass. Das Buch wurde gerade von Matthes & Seitz neu aufgelegt; der Berliner Verlag hat sich um die Verbreitung von de Sades Werk besonders verdient gemacht. In diesem Frühsommer jährt sich der Geburtstag des bedeutendsten Dichters italienischer Sprache zum 750. Mal. Wann genau, weiss man nicht: Dante kam vermutlich im Mai oder Juni 1265 in Florenz zur Welt. Wahrhaft unsterblich machte ihn seine «Göttliche Komödie»; in diesem Werk schildert Dante eine Reise durch die Hölle und das Paradies. Der Stoff hat unzählige bildende Künstler inspiriert; Botticelli fertigte dazu 93 Zeichnungen an, Gustave Doré und Salvador Dalí schufen berauschende Zyklen. Besonders eindrücklich ist auch die Interpretation durch William Blake. Der englische Dichter und Maler vollendete in seinen letzten Lebensjahren 102 Illustrationen zur «Göttlichen Komödie». Der TaschenVerlag hat dieses opulente Werk nun in einem ebenso opulenten Buch veröffentlicht. Wer sich schon lange vorgenommen hat, sich einmal Dantes' Beitrag zur Weltliteratur anzunehmen, erhält hier eine schöne und grosse Motivationsspritze. 2015 ist ja bekanntlich das Jahr der Schweizer Jubiläen: 700 Jahre Morgarten! 500 Jahre Marignano! 200 Jahre Wiener Kongress! Dass bei all dem Jubeln der 125. Todestag von Gottfried Keller am 15. Juli ein wenig in Vergessenheit gerät, ist einerseits nicht so erstaunlich – andererseits aber auch kein Zufall. Der Zürcher war zwar einer der bedeutendsten Schriftsteller, welche die Schweiz bis jetzt hervorbrachte. Zur Mythenbildung taugt er indessen nicht besonders, denn Keller setzte sich in seinem Werk auch sehr kritisch mit der Nationenbildung und dem Wirtschaftsliberalismus am Ende des 19. Jahrhunderts auseinander. Ein romantisch-verklärtes Schweiz-Idyll wie beim Maler Albert Anker – der übrigens Mitglied der Gottfried-Keller-Stiftung war – sucht man bei ihm vergebens. Gerade seine skeptische Haltung macht Keller aber auch heute noch absolut lesenswert. Selbst Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki zählte Kellers Hauptwerk «Der grüne Heinrich» zum Kanon der 20 wichtigsten deutschsprachigen Romane. Kellers wechselvolles Leben liest sich aber auch selber wie ein Roman. Nachzuprüfen ist das zum Beispiel in der so kompakten wie informativen Neuerscheinung «Gottfried Keller» von Florian Trabert, erschienen im Tectum-Verlag. Das Spezial des letzten Books war der Liebe gewidmet. Ein Buch blieb dort wegen seines leider etwas späten Erscheinungstermins unerwähnt – aber weil es so ideal in die Präsentation lesenswerter Sachbücher und Romane zur Liebe gepasst hätte, holen wir das Versäumte gern nach. In seinem Buch «Wer hat den schlechtesten Sex?», erschienen bei DVA, unternimmt Rainer Moritz eine «literarische Stellensuche» – und geht der Frage nach, warum es Autorinnen und Autoren offenbar so unendlich schwer fällt, Sexszenen einigermassen erträglich zu gestalten. Seine Analyse ist treffsicher und verständlich, wirklich Spass machen aber die unzähligen Beispiele missratener Stellen. Selbst anerkannte Grössen wie Elfriede Jelinek und Jonathan Franzen blamieren sich ja ganz schön, wenn es um die Darstellung eines Geschlechtsakts geht. Peinlich, peinlich. Man wundert sich, wie Rainer Moritz all die Stellen gefunden hat, die er hier genüsslich – und sauber kategorisiert – ausbreitet. Und man fragt sich, warum nicht mehr Autoren wie der sagenhafte Alex Capus vorgehen. Der sagte nämlich einst im Books-Interview: «Der Liebesakt hat von aussen betrachtet ja auch etwas Albernes, und die Anzahl verfügbarer Bilder, mit denen man eine Sexszene beschreiben kann, sind sehr beschränkt. Für mich ist es jedenfalls unnötig, Details zu beschreiben, wenn man genau weiss, wie es weitergeht.» Weise Worte. Dächten alle Schreibenden so, hätte Rainer Moritz aber sein Buch nicht schreiben können – und das wäre wiederum eine Schande. »Ein wunderbar lustiges Buch.« Smålandsposten Illustration: © Oliver Werner 6 | notIzen ISBN 978-3-651-02229-4 / sFr 21,90 Haben Sie schon mal in Las Vegas ein Casino geknackt? Für Märtha, Snille, Kratze, Stina und Anna-Gret ist das kein Problem. Kluge Planung, sorgfältige Recherche und ihr hervorragend aufeinander eingespieltes Team machen diesen Coup zu einem Kinderspiel. Wieder zurück in Schweden, ist es an der Zeit, nicht nur das Geld an Arme und Alte zu verteilen, sondern auch höchste Zeit, sich einmal näher mit den neuen Nachbarn zu beschäftigen. 8 | notIzen Leute, die das mögen, mögen auch ... Sie kennen das: Man hofft, ein Buch ginge nie zu Ende, weil es einem so gut gefällt – aber irgendwann ist die letzte Seite doch gelesen. Zum Glück kann man sich in solchen Momenten vertrauensvoll an Fachleute wenden, die einem ein Buch mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen. Zum Beispiel an Sabine Obi. Die 41-Jährige lebt in Volketswil und arbeitet in der Filiale von Orell Füssli am Flughafen Zürich. Buchhändlerin wurde sie, weil sie ihr Hobby – das Lesen – zu einem Teil ihres Berufs machen wollte. © PeTrA AMerell Rechtzeitig auf die sommerliche Wandersaison veröffentlicht der Verlag Hier und Jetzt ein neues Werk vom Experten für historische Hotels, Roland Flückiger: «Berghotels zwischen Alpweide und Gipfelkreuz». Der Architekturhistoriker stellt darin Tourismusperlen aus der Zeit von 1830 bis 1920 vor. Manche der Hotels dienten als Ausgangspunkt für heroische Klettertouren, andere boten anspruchsvollen Gästen ein einmaliges Naturerlebnis. Viele der schönen Unterkünfte sind längst Geschichte, andere gibt es immer noch – wie das unten abgebildete Hotel auf dem Faulhorn, das wohl zu den originellsten seiner Art gehört. Flückiger beschreibt nicht nur die legendären Häuser, sondern verweist auch auf technische Pionierleistungen und zeichnet die Geschichten wichtiger Erschliessungsstrecken nach. Denn ohne Bahn hätte es den Schweizer Tourismus wohl nie auf jene Art gegeben, die in diesem schönen Buch nachvollziehbar ist. notIzen | 9 Books Nr. 2/2015 nächstes Jahr wird der grosse schweizer schriftsteller silvio blatter 70; auch wenn man ihm das kaum ansieht, steht er damit fraglos an der schwelle zum alter. so geht es auch den beiden Hauptfiguren seines neuen romans «wir zählen unsere tage nicht», der bei piper erschienen ist. die gefeierte radiomoderatorin Isa lerch steht kurz vor der pensionierung und sieht sich gerade mit ihrer nachfolgerin konfrontiert, ihr mann severin ist ein erfolgreicher bildhauer, der wichtige entscheidungen fällen muss. das paar könnte sich getrost zurücklehnen, gemeinsam auf gute Jahre zurückschauen und sich der beiden kinder und zwei enkelkinder erfreuen. doch daraus würde kein roman entstehen. also setzt silvio blatter seinen protagonisten subtil zu. wie war das jetzt mit den lebensplänen? was soll noch aus einem werden, wenn das erreicht ist, was möglich schien? und wie soll man sich mit einer anderen generation auseinandersetzen, die einem so fern ist? dem reifen blatter gelingt, was Heinrich böll bereits 1978 am jungen blatter im magazin der spiegel lobte: nuancierte beschreibungen ohne voyeurismus. ein kluger, zuweilen aber auch schmerzhafter roman. Vom lernenden Spielen zum spielerischen Lernen Schweizer Konstruktionsspielzeug (Produktion in Biberist, Solothurn) Jurassic life M-set 5-10+ Erich Zumstein, Rektor, Einsiedeln Pädagogisch wertvoll (fördert Kreativität, Motorik, räumliches Vorstellungsvermögen uvm) Die Kinder experimentieren sehr gerne beim freien Zusammenbauen, lassen ihre Fantasie walten und üben sich im Rollenspiel. Beeindruckende Modellvielfalt pro Set (Sets mit bis zu 60 Modellideen) Beim konkreten Nachbauen nach Plan werden die Fähigkeiten der Kinder zusätzlich gefördert. 3D Modelle (verschraubt und stabil) Andrietta Manetsch, Betreuerin HPS Heilpädagogische Tagessschule, Münchenstein Geeignet für Kinder von 6 M - 12 Jahren Sets ab CHF12.90 kiditec ist in folgenden Filialen erhältlich: Meissner & Wirz in Aarau, Thalia in Basel, Stauffacher in Bern, Chur, Emmenbrücke, Schaffhausen, Schönbühl, Spreitenbach, Thalia in St. Gallen, St. Margrethen, Am Bellevue & Kramhof in Zürich Wir sind von dem Produkt sehr überzeugt, die Kinder spielen gerne und immer wieder mit kiditec. Einige benutzen die Schrauben und Muttern, andere setzen sie einfach so zusammen. Es entstehen viele Fantasiegebilde und verschiedenste Varianten von Autos. Mehr Sets und Infos unter www.kiditec.com «Ich interessiere mich sehr für die Zeit des Zweiten Weltkriegs, und deshalb las ich den Roman ‹Adams Erbe› von Astrid Rosenfeld, der vor ein paar Jahren bei Diogenes erschien, mit viel Interesse. Das Buch spielt in zwei Epochen: zu unserer Zeit und während des Zweiten Weltkriegs. Der junge Edward Cohen lebt in Berlin und findet auf dem Dachboden das Tagebuch seines Grossonkels Adam. Diese Aufzeichnungen bilden den Grossteil des Romans. Adam beschreibt darin seine Liebe zur Jüdin Anna. Die junge Frau verschwindet, und Adam findet heraus, dass sie ins Warschauer Ghetto geschafft wurde. Er setzt alles daran, sie dort herauszuholen – und lässt sich selber ins Ghetto bringen, um sie zu retten. Obwohl das Thema nun wirklich nicht lustig ist, habe ich den stellenweise sehr witzigen Roman gern gelesen – nicht zuletzt auch deshalb, weil er zeigt, wie gross die Kraft der Liebe sein kann. Eine Neuerscheinung, die viele Parallelen zu ‹Adams Erbe› aufweist, ist ‹Die uns lieben› von Jenna Blum, erschienen im Auf- bau-Verlag. Beim Lesen hatte ich manchmal das Gefühl, einer wahren Geschichte beizuwohnen, so authentisch klingt sie, doch sie ist fiktiv. Wie ‹Adams Erbe› spielt auch dieser Roman in zwei Zeiten: während des Kriegs in Weimar und in den 1990er-Jahren in den USA, in Minnesota. Im Zentrum steht Anne, die 1940 19 Jahre alt, ledig und schwanger ist. Ihr Vater wirft sie aus dem Haus, und sie findet Unterschlupf bei der Bäckerin Mathilde. Mit Mathilde liefert Anne Brot ins Offizierscasino des KZ Buchenwald. Die beiden Frauen schmuggeln auch Waren und Briefe für die Insassen, doch sie fliegen auf. Mathilde wird erschossen – und Anne kann sich und ihre kleine Tochter Trudy nur retten, indem sie die Geliebte eines SS-Offiziers wird. Am Ende des Kriegs wird sie von einem USAmerikaner gerettet, und sie folgt ihm nach Minnesota. 50 Jahre später ist Anne alt und pflegebedürftig. Sie hat Trudy nie von der Zeit in Deutschland erzählt, aber ihre Tochter will jetzt die ganze Wahrheit darüber erfahren. Da sie Historikerin ist, findet sie Zugang zu Menschen, die ihr weiterhelfen können. Wie bei ‹Adams Erbe› gibt es auch in ‹Die uns lieben› einen Zeitsprung, in beiden Romanen findet jemand aus unserer Gegenwart mehr über seine Vorfahren heraus. Und in beiden Romanen ist die Liebe das Leitthema – denn Anne hat ihre ganze Existenz nur darauf ausgerichtet, ihre Tochter Trudy zu retten. Wegen all der Ähnlichkeiten bin ich mir sicher: Wer ‹Adams Erbe› mochte, wird auch ‹Die uns lieben› schätzen.» ... und ausserdem Wer gern liest, ist meist auch einem Spielchen nicht abgeneigt. Denn beides, das Lesen und das Spielen, setzt Neugier, Freude an Spannung und Nervenkitzel sowie eine gute Portion Vorstellungskraft voraus. Daher bieten wir allen Leserinnen und Lesern von Books gern auch einmal einen originellen Spieltipp. Diesmal: Bellz! Mit einem magnetischen Stab muss man möglichst viele Glöckchen derselben Farbe sammeln. Der Magnet am dicken Ende des Stabs ist stärker als jener am dünnen. Das ist zwar ein Vorteil – aber mit dem dicken Ende zieht man auch eher Glöckchen der falschen Farbe an. Und dann muss man alle gesammelten Glöckchen wieder abgeben und den Gegnern den Stab überlassen. bellz! Für 2–4 spieler ab 6 Jahren CHF 19.90 Das nenne ich jetzt aber einmal ein praktisches Buch: «Der liebste Ort auf Erden», erschienen im Unionsverlag, präsentiert eine reiche Sammlung von Texten über das stille Örtchen. Das hübsche Bändchen vereinigt echte Schwergewichte der ansonsten ja sträflich unterschätzten Klo-Literatur: Robert Gernhardt, Bertolt Brecht, Herta Müller, Ernst Jandl, Goethe oder Günter Eich. Sie alle sondern ihr Bestes über die weite Welt der Toiletten und deren Gebrauch ab, und Günter Grass schafft es mit geradezu imposanter Zuverlässigkeit, auch bei diesem Thema mit aufgesetzter Markigkeit zu nerven. Wie es sich für die Anthologie eines Schweizer Verlags gehört, sind auch viele hiesige Autorinnen und Autoren vertreten, etwa Milena Moser, Franz Hohler oder Hugo Lötscher. Alle Beiträge sind kurz – natürlich ausser jener von Grass –, das Buch liegt gut in der Hand, und daher gehört es ab sofort auf jedes stille Örtchen von Literaturfans. 10 | Interview Books Nr. 2/2015 Interview | 11 «Spoilern ist eine Todsünde» Die Österreicherin Ursula Poznanski zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen ThrillerAutorinnen. Soeben ist ihr dritter Roman um Kommissarin Beatrice Kaspary erschienen – «Stimmen». Books traf sich mit der Schriftstellerin im «Palmenhaus» in Wien. Jeff Mangione Books: Ursula Poznanski, was macht für Sie einen guten Thriller aus? Ursula Poznanski: Manche Thriller sind vom Plot getrieben, bei anderen stehen die Charaktere im Zentrum. Mir gefällt die Mischung: Man hat einerseits eine gute Geschichte, andererseits Figuren mit Charakter. Plot und Protagonisten befruchten einander. Allerdings ist das meines Erachtens ein allgemeines Kriterium für gute Romane. Was unterscheidet eigentlich einen Thriller von einem Krimi? Die beiden Genres lassen sich tatsächlich nicht so leicht voneinander abgrenzen. Im letzten Sommer sprach ich unter anderem mit meinem Kollegen Sebastian Fitzek über genau dieses Thema, und da kam der Gedanke auf: Sind Ermittler im Spiel, handelt es sich um einen Krimi. Das stimmt aber auch nicht, denn dann wäre «Das Schweigen der Lämmer» kein Thriller. Ich finde: Bei einem Thriller gibt es eine unmittelbare Bedrohung. Während die Figuren beim Krimi Tee trinken und gepflegt herumrätseln können, müssen sie im Thriller um ihr Leben fürchten. Ist es nicht einfach so, dass Thriller viel brutaler sind? Oder anders gesagt: Schlachtplatte ist Thriller, Rätselstunde Krimi? Nicht unbedingt. Bei Psychothrillern zum Beispiel muss kein Blut spritzen. Und ich kenne auch Krimis, die einen hohen Blutzoll fordern. Nein, für mich steht letztlich die unmittelbare Bedrohung im Zentrum. Wie immer man ihn definieren will: Der Thriller ist seit Jahren ein überaus beliebtes Genre. Wo sehen Sie die Gründe für den Erfolg? Ich glaube, letztlich entspricht es einfach einem Grundbedürfnis, sich aus sicherer Warte heraus dem Gefühl einer Bedrohung auszusetzen, die uns nicht persönlich betrifft. Schon Kinder suchen das ja, wenn sie ein unheimliches Märchen hören wollen. Die Folgen von Gewaltdarstellungen werden oft diskutiert. Die einen glauben, Gewaltdarstellungen förderten Aggressionen, andere meinen, sie könnten diese durch Spannungsabbau mindern. Welche Theorie vertreten Sie? Oder anders gefragt: Trägt Ursula Poznanski zur Verrohung der Gesellschaft bei? Ich glaube, das Lesen von Thrillern ist wie Geisterbahnfahren: Man will sich wohlig gruseln. Dass die Ideen aus Thrillern in die Praxis übersetzt werden, kann ich mir schlecht vorstellen. Leute mit einer gesunden Psyche können gut zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Haben denn die Autorinnen und Autoren selber eine gesunde Psyche? Wenn man sieht, wie sie sich immer neue und noch grausamere Methoden zur Qual ihrer Figuren ausdenken, könnten einem schon Zweifel kommen. Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Genre, und sie scheinen mir alle nicht sonderlich krank. Die Inflation des Grauens hat vielleicht auch damit zu tun, dass sich die Autorinnen und Autoren immer wieder fragen: Womit packe ich meine Leserinnen und Leser? Will man das Publikum schockieren, liegt die Latte heute tatsächlich sehr hoch. Alles wurde abgearbeitet, jeder Körperteil wurde bereits x-fach filetiert. Oft steckt bei den grausigen Einfällen ja auch kommerzielles Kalkül dahinter: Das hat noch keiner gemacht und wird für Aufsehen sorgen! Ursula Poznanski Ursula Poznanski kam 1968 in Wien zur Welt, wo sie noch heute mit ihrer Familie lebt. Sie begann mehrere Studien – etwa in Japanologie, Publizistik, Rechtswissenschaften und Theaterwissenschaften – und arbeitete dann als medizinische Journalistin. 2003 schrieb sie mit «Theo Piratenkönig» ihr erstes Buch. Zwei Jahre später erhielt sie für «Die allerbeste Prinzessin» den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien. International bekannt machten sie schliesslich die All-Age-Romane «Erebos» – der von der Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde –, «Saeculum» und «Die Verratenen». 2012 veröffentlichte sie mit «Fünf» das erste Buch um Kommissarin Beatrice Kaspary; nach «Blinde Vögel» ist der eben erschienene Thriller «Stimmen» der dritte Kaspary-Roman. Wo setzen Sie die Grenzen bei den Thrillerelementen? Wie viel Leiden darf sein? Für mich ist die Geschichte der Boss; wenn sie verlangt, dass einer die Köpfe seiner Opfer abschneidet und diese auf Denkmälern drapiert, lasse ich das zu. Es gibt aber schon Grenzen. Ich bringe zum Beispiel in meinen Büchern keine Kinder um. Und ich erinnere mich, wie ich für «Blinde Vögel» über die Massaker in ExJugoslawien recherchierte. Ich las Berichte von Amnesty International und dachte: Das kannst du so nicht verwenden, das ist alles so schlimm – und echt. Ich habe das Leiden schliesslich auf ein Zehntel der Wirklichkeit heruntergebrochen. Ihrer Figur Jasmin Matheis ersparen Sie in «Stimmen» allerdings nicht viel. Haben Sie denn kein Mitleid mit Ihren Figuren? Natürlich mute ich dieser Figur einiges zu, aber ich kann Realität und Fiktion gut © Jeff Mangione, Loewe Verlag GmbH Marius Leutenegger 12 | IntervIew unterscheiden. Echtes Mitleid für nicht existente Menschen fände ich etwas eigenartig. Trotzdem muss ich als Autorin stets mit den Figuren mitfühlen. Will man einigermassen glaubwürdige Figuren schreiben, muss man auch einigermassen authentische Gefühle einbringen. Man muss die eigenen Ressourcen anzapfen und sich zum Beispiel fragen: Was würde ich in dieser Situation empfinden? Woran würde ich leiden? Ich gehe da ein wenig vor wie ein Schauspieler, und das nimmt mich gelegentlich schon mit. In Beatrice Kaspary, der Hauptfigur Ihrer Thriller-Reihe, habe ich immer Sie gesehen. Geht es Ihnen auch so? Wie stark identifizieren Sie sich mit Ihrer Protagonistin? Ich bin nicht Beatrice Kaspary! Natürlich trägt sie Züge von mir, aber das gilt letztlich für jede Figur. Beatrice quält sich zum Beispiel viel mehr, als ich das tue, sie ist sehr viel pflichtbewusster und hat einen höheren Perfektionsanspruch. Ich bin wesentlich netter zu mir. Seit ein paar Jahren ist bei Thrillern der Trend feststellbar, dass der Alltag der Hauptfiguren fast so viel Raum einnimmt wie der eigentliche Plot. Auch Sie beschreiben die Sorgen und Nöte von Beatrice mit Kindern, bösem Ex-Mann, neuer Liebe. Folgen Sie hier einfach einem Trend, oder gehört das für Sie zu einem guten Buch? Wie erwähnt, gehören für mich zu einem gelungenen Buch eine gute Geschichte und gute Figuren – und diese Figuren bestehen ja nicht allein aus ihrem Job. Ich liebe es, wenn die Charaktere ein Leben neben dem Fall führen. In «Stimmen» gibt es auch eine richtige Sexszene. Warum beschreiben Sie das Liebesspiel detaillierter, als für die Geschichte nötig wäre? War da Ihre Freude an der Sache entscheidend, oder kommt man seit «Shades of Grey» einfach nicht mehr darum herum, es auch erotisch krachen zu lassen? Freude an der Sache? Ich sass zwei, drei Tage an diesen wenigen Seiten, diese Szene hat mich Blut, Schweiss und Tränen gekostet! Bei Sexszenen ist die Absturzgefahr gross: Ein falsches Wort – und alles kippt ins Lächerliche. Es wäre sicher leichter gewesen, die Sache nicht so explizit zu beschreiben, aber ich wollte nicht feige sein. Viele Leserinnen und Leser begleiten das Ermittlerpaar Beatrice und Florin ja seit dem ersten IntervIew | 13 Books Nr. 2/2015 «Echtes Mitleid für nicht existente Menschen fände ich etwas eigenartig. Trotzdem muss ich als Autorin stets mit den Figuren mitfühlen.» ursula poznanski währen des Interviews mit books im «palmenhaus» in wien: «nach 1300 wörtern ist meistens der punkt erreicht, an dem ich nur noch Quatsch schreibe.» Buch, und dass die beiden jetzt zusammenkommen, konnte ich nicht einfach ausblenden. Sie bieten auch viel Einblick in die Polizeiarbeit. Woher haben Sie sich das Wissen darüber angeeignet? Aus dem Fernsehen? Ich habe mich schon erkundigt, wie der Alltag der Polizei aussieht – bei einem Salzburger Polizisten. Die Wirklichkeit ist natürlich viel unspektakulärer als die Fiktion. Meine Figuren sitzen bereits oft herum und wälzen Akten, tatsächlich ist die Büroarbeit aber noch wesentlich dominanter. Warum spielt die Serie um Beatrice Kaspary eigentlich in Salzburg? Wien wird als Handlungsort bereits sehr stark genutzt, für mich kam es nicht in Frage, weitere Wiener Ermittler loszuschicken. Salzburg kenne ich gut von meiner Freizeit her, und daher gibt es auch ein egoistisches Argument für diesen Handlungsort: Denke ich an Salzburg, ist das ein wenig wie Urlaub. Darüber hinaus bot sich Salzburg auch aus formalen Gründen an. Salzburg ist gleichzeitig urban und ländlich, und beim ersten BeatriceKaspary-Fall brauchte ich eine ländliche Umgebung; eine Wiener Polizistin arbeitet nie auf dem Land, eine aus Salzburg hingegen schon. «Stimmen» spielt nicht nur in Salzburg, sondern vor allem in einer psychiatrischen Klinik. Ehe Sie Schriftstellerin wurden, waren Sie medizinische Journalistin, Sie kennen also das Innenleben einer Klinik. Warum lassen Sie Ihre Geschichte hier spielen? Weil eine Klinik ein tolles Umfeld für einen Thriller ist – was allein schon die Tatsache beweist, dass bereits sehr viele Thriller in Psychiatrien spielen. Es ist ja eigentlich verrückt, wie wenig es braucht, dass man sich grundlegend verändert. Es muss nur etwas mit dem Hirnstoffwechsel nicht stimmen, schon wird man zu einem anderen Menschen. Das hat etwas Erschreckendes, fasziniert mich gleichzeitig aber sehr. In einem «Vorwort zum Nachwort» flehen Sie Ihre Leserinnen und Leser geradezu an, das Nachwort erst zu lesen, wenn sie mit dem Roman durch sind. Und Sie bezeichnen es auch als schlimm, wenn jemand erst das Ende eines Buchs liest. Was ist daran so schrecklich? Eine unserer Mitarbeiterinnen liest immer erst das Ende, weil sie beobachten möchte, wie der Autor oder die Autorin die Geschichte zu diesem Ende führt. Das finde ich wirklich schade. Ich gebe mir echt Mühe, die Geschichten so zu stricken, dass man am Schluss einen AhaEffekt hat. Nun, ich habe natürlich keinen Einfluss auf die Leserschaft, und jeder kann das so halten, wie es ihr oder ihm den grössten Spass macht. Was mich aber wirklich ärgert, sind Rezensionen, die alles verraten. Spoilern ist eine Todsünde. Auch weil ich es als Leserin selber so toll finde, wenn ein Autor oder eine Autorin es schafft, mich aufs Glatteis zu führen. Schreibt man selber, liest man ja ein bisschen anders und durchschaut vielleicht die eine oder andere Wendung eher. Kann mich jemand trotzdem überraschen, macht mich das glücklich – und ich finde es schade, wenn mir das genommen wird. Ohne das Ende von «Stimmen» zu verraten: Man wird von Ihnen an der Nase herumgeführt, doch plötzlich geht alles perfekt auf. Wie Ihre anderen Thriller zeichnet sich auch der neue Roman durch einen gekonnt geflochtenen Plot aus. Man kann sich kaum vorstellen, dass Sie sich einfach hinsetzen und drauflos schreiben. Wie viel Architektur steckt hinter Ihren Büchern? Ich kenne das Ende, wenn ich ein neues Buch beginne. Ich muss wissen, wie ich die Geschichte auflöse, und kann nicht einfach einmal Zutaten in einen Topf werfen und dann schauen, was passiert. Aber natürlich ergibt sich dann vieles noch beim Schreiben. Erstellen Sie zuerst also eine Synopsis? Es gibt ein paar wirre Textdokumente; keine Reihenfolge der Ereignisse, sondern eher eine Auflistung, was alles rein muss. Ich definiere also ein paar Wegpunkte, an denen ich mich entlang hangeln kann. Und wie schreiben Sie? Ich setze mir immer das Ziel, etwa 1300 Wörter am Tag zu schreiben. Das erreiche ich zu Beginn der Arbeit nicht immer, gegen Ende wird es mehr – auch, weil der Abgabetermin dann meistens schon vorbei ist und ich wirklich vorwärtsmachen muss. Nach 1300 Wörtern ist meistens der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr geht und ich nur noch Quatsch schreibe. Sind Sie eine disziplinierte Schreiberin? Eine faul-disziplinierte! Weil ich viele Lesereisen mache, habe ich mir angewöhnt, überall zu schreiben. Am häufigsten schreibe ich aber daheim. Ich setze mich am Morgen vor den Computer, gehe auf Facebook oder andere schöne Internetseiten, schwinge mich ein auf Betriebstemperatur. Meistens warte ich darauf, dass sich das Gefühl einstellt: Schreiben wäre jetzt eine gute Idee! Wird es mit den Terminen eng, arbeite ich aber schon etwas straffer. Sie weisen ein sehr breites Repertoire auf; neben den mittlerweile drei Thrillern um Beatrice Kaspary haben Sie zahlreiche Kinderbücher wie «Die allerbeste Prinzessin» und All-Age-Romane mit Fantasy-Elementen wie «Saeculum» veröffentlicht. Was schreiben Sie am liebsten? Kinderbücher möchte ich nicht mehr schreiben, denn ich habe mittlerweile den Kontakt zur Zielgruppe verloren. Meinem Sohn, der jetzt 16 Jahre alt ist, las ich früher sehr viel vor, daher kannte ich die Anforderungen an ein Kinderbuch. Jugendbücher und Thriller schreibe ich gleich gern. Die beiden Genres liegen ja auch gar nicht so weit auseinander. Es gibt jeweils ein paar besondere Regeln, ich muss mich aber nicht komplett umstellen. Wie kamen Sie eigentlich zum Thriller? Ich hatte eine Idee zu einer Geschichte, die ich nicht für ein Jugendbuch verwenden konnte – «Fünf». Ich erzählte meinem Agenten davon, und er ermunterte mich, fortan auch für Erwachsene zu schreiben. Was wird als nächstes von Ihnen erscheinen? Im August ein neues Jugendbuch und im November ein neuer Thriller, den ich zusammen mit dem deutschen Autor Arno Strobel verfasst habe. Und dann folgt der vierte Kaspary-Roman. Die lang erwartete Liebe zwischen Beatrice und Florin hat sich in «Stimmen» erfüllt – folgen jetzt Beziehungsprobleme? Möglicherweise wird es jetzt schwierig, ja. stimmen 448 seiten 320 seiten CHF 21.90 wunderlich DIe WIchtIGsten romane von ursula PoznanskI erebos (2010) 488 seiten CHF 14.90 loewe Das vielfach ausgezeichnete Thriller-Debüt von Ursula Poznanski: In einer Londoner Schule wird das Computerspiel «Erebos» herumgereicht. Wer es startet, kommt nicht mehr davon los. Die Regeln sind streng: Jeder hat nur eine Chance. Er darf mit niemandem darüber reden und muss immer allein spielen. saeculum (2011) 496 seiten CHF 14.90 loewe Wieder geht es um ein Spiel: Jugendliche müssen fünf Tage im tiefsten Wald wie im Mittelalter leben. Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten aufs Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein. die verratenen (2012) 464 seiten CHF 14.90 loewe «Die Verratenen» ist der erste Band der «Eleria»-Trilogie, zu der auch «Die Verschworenen» und «Die Vernichteten» gehören. Im Mittelpunkt dieser Dystopie steht die Studentin Ria, die sich einer perfiden Intrige ausgesetzt sieht. Fünf (2012) 384 seiten CHF 14.90 rowohlt Spektakulärer Auftakt zur Serie um Beatrice Kaspary. Die Salzburger Kommissarin muss sich auf eine blutige Version von Geocaching einlassen. Eine Frau liegt tot auf einer Kuhweide; auf ihren Fusssohlen findet man eintätowierte Koordinaten, die zu einer in Plastikfolie eingeschweissten Hand führen – und zu einem Rätsel, dessen Lösung wiederum zu einer Box mit einem weiteren abgetrennten Körperteil führt. 14 | tHrIller tHrIller | 15 Books Nr. 2/2015 tig, Kettenraucher, aber ein brillanter Ermittler –, Mia Krüger – eigentlich aus dem Polizeidienst ausgeschieden und suizidgefährdet – und Gabriel Mørk, ein Neuling bei der Mordkommission und Computer-Nerd. Es entwickelt sich ein düsterer, schneller und präzis vorgetragener Psychothriller, bei dem es Bjørk gelingt, engelskalt zu sein, ohne in effekthascherische Widerlichkeitsorgien zu verfallen. Der junge Norweger wird sicher auch ausserhalb Skandinaviens eine Fangemeinde finden, die sich über weitere Abenteuer mit Munch und Krüger freuen wird. Eine Menükarte voller Leichen Als wäre das Leben nicht schon aufregend genug, ist das Verlangen des Publikums nach Thrillern riesig. Books ist ins Gruselkabinett gestiegen, hat einige Leichen, pardon, ThrillerPerlen ausgegraben – und präsentiert die aktuelle Menükarte der besten Neuerscheinungen. Bon appetit! Josh malerman ist sänger, songwriter – und thrillerautor mit Hang zum Horror. Stephen Kings Romane waren in der jüngeren Vergangenheit nicht immer über jeden Zweifel erhaben. Mit «Revival» zeigt der Vielschreiber jedoch wieder einmal, wo der Hammer hängt und wer der König im Thriller-Ring ist. Auf der einen Seite ist der Roman die Geschichte des Pfarrers Charles Jacobs, der seine Familie – und damit seinen Glauben – verliert und sich mehr und mehr zu einem gottähnlichen Dr. Frankenstein aufschwingt. Auf der anderen Seite erzählt King die Lebensgeschichte von Jamie Morton. Die Schicksale der beiden Protagonisten berühren einander immer und immer wieder. Dabei zieht King alle Register seines Könnens. Er führt die Lesenden mit falschen Anspielungen an der Nase herum, überschwemmt sie mit Szenen, die eine fast unheimliche Kraft besitzen, setzt sie metaphorisch in den gemütlichen Beobachtersessel und reisst sie im nächsten Moment mit einem Ruck wieder raus und schleift sie hinter sich her. Wer mittlerweile vom König abgefallen ist, sollte sich schnellstens wieder unter seine Untertanen mischen. Long live the King! stephen king zeigt allen wieder einmal, wo der Hammer hängt. Nun gut, so ganz reicht Tess Gerritsen nicht an die Meriten von Stephen King heran. Als kleine Königin der Thriller geht sie aber schon durch, zumal ihre Serie um die Ermittlerinnen Rizzoli und Isles mittlerweile auch erfolgreich im Fernsehen läuft. Was, wenn man die Welt draussen nur noch mit verbundenen Augen erleben könnte? Was, wenn der ach so verführerische kurze Blick den sicheren Tod bedeutet? Niemand weiss, wer oder was die Menschen in den Wahnsinn und dann in den Selbstmord treibt. Sicher ist nur: Alle Opfer haben zuvor irgendetwas – oder irgendjemanden – gesehen. Deswegen hat Malorie mit ihren beiden Kindern seit vier Jahren das Haus nicht mehr verlassen. Sicher ist sicher. Noch sicherer wäre es allerdings, wenn sie nicht ganz allein leben würden. Also machen sich die drei auf den Weg. Ohne zu sehen, wohin die Reise geht. Ist Josh Malermans «Bird Box» noch ein Thriller, oder liegen die Leichen hier schon im Reich des Horrors? Sicher ist jedenfalls, dass der US-amerikanische Sänger, Songwriter und Autor in vielen Revieren wildert, um seine beklemmende, düstere, postapokalyptische und hochoriginelle Geschichte zu erschaffen. Und dass seine Geschichte einen nicht mehr loslässt, bis man die letzte Seite gelesen hat. der Held bei Christoffer Carlsson ist eine menschliche ruine. typisch schwedisch! in seinem Wohnhaus in Stockholm eine drogenabhängige Prostituierte ermordet wird, sind seine Ermittlerinstinkte sofort hellwach. Das ist auch gut so, denn dass der Mord etwas mit ihm und seiner Vergangenheit zu tun hat, wird schnell klar. «Der Turm der toten Seelen» ist ebenso Krimi wie Thriller oder Psychodrama und Gesellschaftskritik – typisch schwedisch eben. Der Norweger Samuel Bjørk beschäftigt sich in seinem viel bejubelten Thrillerdebüt «Engelskalt» mit Kindermorden: Als ein Spaziergänger im Wald ein Mädchen findet, das mit einem Springseil an einem Baum aufgehängt ist und ein Schild mit der Aufschrift «Ich reise allein» um den Hals trägt, schickt der Autor ein ungewöhnliches Team ins Rennen um die Aufklärung: Kommissar Holger Munch – übergewich- tess gerritsen schneidet das eine oder andere organ heraus, um ihre geschichte voranzutreiben. Um deren aktuellen Fall geht es in «Der Schneeleopard». Wie immer harmonieren die so unterschiedlichen Hauptfiguren blendend miteinander, während sie einen Fall aufklären, der mit einem toten Jäger beginnt, mit herausgeschnittenen Organen weitergeht und über Afrika zu einem verschwundenen Schneeleopardenfell führt. Gerritsen treibt dabei nicht nur die actiongeladene Geschichte mit sicherer und ziemlich expliziter Schreibe voran, sondern schafft es auch, Rizzoli und Isles weiterzuentwickeln. Kommt es gar zur Trennung der erfolgreichen Ermittlerinnen, weil es Isles nach San Francisco zieht? Natürlich haben auch die Autorinnen und Autoren aus dem hohen Norden ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn es um Thriller geht. Da ist zunächst einmal «Der Turm der toten Seelen» von Christoffer Carlsson. Der junge Schwede knüpft mit diesem ersten Band einer neuen Serie um den Polizisten Leo Junker bei dem an, was seine arrivierten Kolleginnen und Kollegen schon seit Jahren so beliebt macht: Er erschafft einen Cop, der nicht nur Ecken und Kanten hat, sondern eigentlich eine Ruine ist. Suspendiert, psychisch angeschlagen und dem Alkohol nicht eben abgeneigt. Aber ein Cop ist ein Cop, und als auch samuel bjørk bevorzugt Figuren mit ecken, kanten und einigen rissen. da kann einer aus dem vollen schöpfen: leif gw persson war profiler. Leif GW Persson ist im Gegensatz dazu ein alter Thriller-Hase. Er hat bereits 1978 seinen ersten Roman veröffentlicht. Sein aktuelles Buch, «Der glückliche Lügner», macht einmal mehr deutlich: Persson, der Kriminologe und ehemalige Profiler, kennt die Polizeiarbeit so gut, dass er sich ganz auf die Geschichte konzentrieren kann. Und die beginnt mit der Leiche eines bekannten Rechtsanwalts. Wieder einmal ist Kommissar Evert Bäckström, der Mann für die wirklich dreckigen Fälle, zur Stelle. Es stellt sich heraus, dass der Rechtsanwalt kurz vor seinem gewaltsamen Ableben eine wertvolle Kunstsammlung inklusive einer russischen Pinocchio-Spieluhr veräussert hat. Aber an wen? Und in welchem Zusammenhang steht Pinocchio mit dem Mord? Vieles scheint bei diesem Fall nicht zusammenzupassen, und als auch noch der wichtigste Augenzeuge verschwindet, startet die Geschichte erst richtig durch. Persson ist ein Meister der Beobachtung, ein Meister der Sprache und einer, der vor der für einen Thriller nötigen Härte nicht zurückschreckt, allerdings ohne zu übertreiben. Die Damen der Schöpfung sind bei dieser Zusammenstellung zwar in der Unterzahl. Sie werden durch Wiebke Lorenz jedoch würdig vertreten. Die Düsseldorferin – eine Hälfte des schwesterlichen Autorengespanns Anne Hertz – erweist sich mit ihrem Roman «Bald ruhest du auch» als fast schon teuflisch perfid. Ganz nach dem Motto «Einen hab’ ich noch!» gelingt es ihr, Seite für Seite immer wieder einen draufzusetzen. Ein Beispiel gefällig? Lena ist schwanger, als ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben kommt. Schlimm genug. wiebke lorenz erweist sich in ihrem neuen thriller als fast schon teuflisch perfid. 16 | tHrIller Doch vier Wochen nach der Geburt wird Töchterchen Emma auch noch entführt. Nicht etwa «nur» wegen eines Lösegelds, sondern um Lena leiden zu lassen. Denn es wird schnell klar, dass Lena für irgendetwas büssen soll. Nur wofür? Und wer steckt dahinter? Jede neue Figur, jede neue Wendung lässt beim Publikum die Alarmglocken schrillen und Seite um Seite verschlingen bis zum grossen, vermutlich auch langjährige Thriller-Fans überraschenden Finale. Wobei: Selbst da setzt Wiebke Lorenz dann noch einen obendrauf. Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann über Texas einen Tornado auslösen. Oder anders gesagt: Kleine Ursachen können grosse Wirkung haben, wie der Roman «Der letzte Morgen» von Ryan David Jahn zeigt. Da ist zum einen Sandys Mord am verhassten Stiefvater mit einer selbstgebastelten Pistole; da ist zum anderen der Mord des Buchhalters Teddy an einem nervigen Croupier. Wer am Ende aber den Kopf hinhalten muss und zum Sündenbock gestempelt wird, ist der Milchverkäufer Eugene – einfach, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Jahn zeichnet sein Los Angeles aus dem Jahr 1952 als einen Ort, an dem jeder auf irgendeine Weise beschädigt ist und jeder irgendwie Dreck am Stecken hat – selbst die eigentlich «Guten». Mehr als einmal fühlt man sich beim Lesen an die «Sin-City»-Comics und -Filme erinnert, auch weil die Geschichte vor Dreck, Brutalität und Abgründigkeit nur so strotzt. Ein wenig Geduld muss die geneigte Leserschaft jedoch aufbringen, denn Jahn hat einen Hang zu Beschreibungen, den man schon fast als exzessiv bezeichnen kann und der die Geschichte eher als Panzer denn als Ferrari daherkommen lässt. Dass italienische Autoren mit Sprache meisterhaft umgehen können, ist wirklich kein Geheimnis. Sandrone Dazieri bildet da keine Ausnahme. In «In der Finsternis» erzählt er von Dante Torre, dessen besondere Gabe es ist, Menschen lesen zu können. Diese Gabe entwickelte er während der elf Jahre, die er in einem Betonverlies verbrachte – dort galt es, die Absichten seines Entführers, den er Vater nennen musste, möglichst frühzeitig zu erkennen. Jahre nach Dantes Befreiung verschwindet wieder ein Junge, und Dante ist sich sicher, dass «Vater» wieder zugeschlagen hat, auch wenn alle glauben, dieser sei tot. Nur die suspendierte Polizistin Colomba Caselli glaubt Dante und lässt sich von ihm auf eine Fährte führen, die zu vielen weiteren Entführungen und direkt in die Abgründe ihrer eigenen Vergangenheit führt. Es passiert selten, dass man wie hier mit Gänsehaut vor einem Buch sitzt – nicht nur wegen der vielen thriller-typischen Elemente, sondern auch wegen der beklemmend detailliert geschilderten vermeintlichen Kleinigkeiten, die Dazieri in den Plot webt. und schliesslich als Grieche Marko Voronis auf einer kleinen Insel in der Bretagne untertauchen muss. Er verdingt sich als Fischer, stets argwöhnisch beäugt von den Einheimischen. Als ein anderer Fischer ermordet wird, ist für die Dorfbewohner klar: Der Fremde ist schuld! Genau genommen ist «Der fremde Bretone» wohl eher Krimi als Thriller, denn trotz aller Morde kommt der Thrill doch ein wenig kurz. Aber vielleicht ist das ja genau das, was man zwischen aufgehängten Mädchen und weggesperrten Jungs zur Abwechslung braucht? Und noch einmal geht die Reise in die Abgründe der menschlichen Psyche, wo Rachsucht, Alkoholsucht und andere finstere Gemeinheiten lauern. «Der Psychiater» von John Katzenbach entführt uns ins schwülwarme Miami, wo der Student «Moth» gegen seine Sucht kämpft. Mithilfe seines Onkels Ed, eines Psychiaters, ist er nun schon seit fast 100 Tagen clean und bekommt allmählich sein Leben auf die Reihe. Umso schlimmer ist der Schlag, als er seinen Onkel tot im Büro findet. Selbstmord, sagt die Polizei. Mord, sagt «Moth», und er zieht aus, den Fall aufzuklären – nachdem er in einem heftigen Rückfall wieder zur Flasche gegriffen hat. Katzenbach liefert einen Psychothriller der heftigen Art ab. Zynisch, sarkastisch und schonungslos direkt fühlt man sich beim Lesen manchmal wie auf der berühmten Couch, auf der selbst das Innerste nach aussen gekehrt wird. Geht es nach Katzenbach, so ist Rache wohl ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Eiskalt. Aktuelle Politik, alte Legenden und Alltagsgeschehen so miteinander zu verquicken, dass daraus ein spannender Thriller entsteht, ist eine grosse Leistung. Mit «Der fremde Bretone» gelingt dies Emmanuel Grand auf überzeugende Art und Weise. Für einmal treibt kein mordender Irrer den Plot der Geschichte an. Vielmehr fängt alles damit an, dass der Ukrainer Marko Woronin aus seiner Heimat flüchtet, sich dabei mit der ukrainischen Mafia anlegt John katzenbach hat einen psychothriller der heftigen art abgeliefert. revival In der Finsternis stePhen kInG 512 seiten CHF 33.90 Heyne sanDrone DazIerI 560 seiten CHF 28.90 piper der schneeleopard d fremde der bretone b tess GerrItsen 416 seiten CHF 28.90 limes e emmanuel GranD 400 seiten CHF 23.90 rütten & loening r bird box – schliesse deine augen a der psychiater Josh malerman 320 seiten CHF 28.90 penhaligon schwarze strömung chrIstoffer carlsson 352 seiten CHF 22.90 bertelsmann sharon bolton 544 seiten CHF 22.90 manhattan samuel bJørk 544 seiten CHF 18.90 goldmann taschenbuch Im Thriller-Genre kommt eine Leiche bekanntlich selten allein. Das gilt für «Schwarze Strömung» von Sharon Bolton gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen handelt es sich hier bereits um den vierten Fall von Lacey Flint. Zum anderen stösst eben jene Lacey Flint auf mehr als nur eine in der Themse versenkte Frauenleiche. Dabei hat sie sich doch extra zur Marine Unit der Londoner Polizei versetzen lassen, damit sie mit solchen Dingen nichts mehr zu tun haben muss! Es scheint aber, als wolle der Täter Lacey in die Geschehnisse verwickeln. Und es scheint auch, als beobachte er sie ständig, um immer einen Schritt voraus zu sein. Hinterlistig, nicht wahr? Aber so kennen und mögen wir sie ja, die Täter in der Welt der Thriller. John katzenbach 576 seiten CHF 28.90 droemer knaur der turm der toten seelen engelskalt sharon boltons Heldin lacey Flint wollte mit toten eigentlich nichts mehr zu tun haben. pech gehabt! ein meister der sprache: der Italiener sandrone dazieri. die neue geschichte von ryan david Jahn strotzt nur so von dreck, brutalität und abgründigkeit. schön! tHrIller | 17 Books Nr. 2/2015 der glückliche lügner leIf GW Persson 656 seiten CHF 28.90 btb bald ruhest du auch WIebke lorenz 448 seiten CHF 22.90 diana der letzte morgen ryan DavID Jahn 528 seiten CHF 22.90 Heyne 18 | büCHer zum meer büCHer zum meer | 19 Books Nr. 2/2015 Lest den Ozean! Am Strand ein Buch lesen? Das kommt der Vorstellung vom Paradies doch ziemlich nahe. Und wie wäre es, am Meer gleich auch noch über dasselbe zu lesen? Drei Books-Redakteure haben sich Neuerscheinungen zu Seereisen und Strand ausgesucht – und empfehlen diese in E-Mails nicht nur einander, sondern natürlich auch Ihnen. marius leutenegger, erik brühlmann, Jonas bühler dankenspielen und bissigen Bemerkungen. Beispiel gefällig? Bitte: «Man muss wirklich zu äusserster Gleichgültigkeit entschlossen sein, um nicht vor Kummer, vor Abscheu und vor Scham zu weinen, wenn man den Menschen sprechen hört.» Da hat Maupassant natürlich Recht. Und er beweist gleich selber: Den Menschen zu lesen, das immerhin kann ein himmlischer Genuss sein. Packt dieses Buch in den Strandsack, kann ich da nur sagen! Herzlichst marius auf see Guy De mauPassant 200 seiten CHF 22.90 unionsverlag schreitende Zeit ihr endlich die Augen öffnete. Es gibt wenige Autoren, die mit wenigen Worten viel ausdrücken, die grosse Geschichten auf kleinem Raum unterbringen können. Van der Kwast schafft es scheinbar mühelos und liefert eine Perle ab, die man immer wieder ansehen – oder vielmehr lesen – möchte. En Gruess Erik Fünf viertelstunden bis zum meer ernest van Der kWast 96 seiten CHF 26.90 mareverlag Lieber Marius Lieber Jonas liebe kollegen Zum Auftakt lege ich euch ein Buch ans Herz, das uns in eines der berühmtesten Feriengebiete bringt: an die Côte d’Azur, Symbol für so stilvolle wie opulente Sommertage zwischen Mittelmeer, gutem Essen, Kultur und Natur. Hier lebte zeitweilig auch der französische Romancier Guy de Maupassant (1850–1893). Sein berühmtestes Werk ist der autobiografisch angehauchte, bissig-sarkastische Roman «Bel-Ami» über einen Playboy in Paris. Tatsächlich war Maupassant selber ein ziemlicher Frauenheld; bei einer seiner Geliebten steckte er sich mit Syphilis an, die ihn jung dahinraffen sollte, und die Angst vor der Krankheit verdüsterte sein eher ausgelassenes Gemüt zunehmend. Gegen Ende seines kurzen Lebens zog sich der Schriftsteller mehr und mehr zu- rück, gern auch auf seine Yacht Bel-Ami, die er sich an der Côte d’Azur hielt. Das Buch «Auf See» handelt von einem zweiwöchigen Ausflug auf ebendieser Yacht; mit seiner Mannschaft – dem zuverlässigen Bernard und dem zupackenden Raymond – reist Maupassant der schon damals beliebten Küste mit ihren herrlichen Badeorten Cannes, Saint-Raphaël oder Saint-Tropez entlang. Von der Reise bringt er ein Tagebuch nach Hause, das natürlich nur vorgibt, ein solches zu sein; in Wirklichkeit handelt es sich um sorgsam ausgearbeitete, aber luftig-leichte Aufsätze, die manchmal so sommerlich daherkommen wie ein Roséwein, manchmal so dunkel sind wie ein Kaffee. Subtile Beschreibungen, die einen das Meer förmlich riechen lassen, wechseln ab mit spritzigen Anekdoten, geistreichen Ge- Zuerst ein Dankeschön für den Tipp! Meiner ist, ich muss es sagen, für einen Strandsack fast zu schade. Es wäre stillos, ein Büchlein, das auf lediglich knapp hundert Seiten grosse Gefühle derart mitreissend, aufwühlend und dennoch fast chirurgisch präzis auf den Punkt bringt, zwischen Unterwäsche und Strandschuhe zu stecken. Wobei ... der Strand spielt bei «Fünf Viertelstunden bis zum Meer» von Ernest van der Kwast schon eine zentrale Rolle. Schliesslich erblickte der pubertierende Ezio die wunderschöne und aufreizende Giovanna das erste Mal am Strand von San Cataldo im Süden Italiens. Er verliebte sich in sie, buhlte um ihre Gunst, wurde wieder und wieder zurückgewiesen, bis der Schmerz schliesslich zu gross wurde. Ezio floh, weg vom Schauplatz der unerfüllten Liebe, hinauf nach Bozen, wo er die nächsten sechs Jahrzehnte als Apfelpflücker verbrachte – nicht glücklich, aber zumindest auch nicht unglücklich. Und «seine» Giovanna? Sie wurde zur Strandverführerin, zur Geliebten – aber eben auch zur einsamen Frau, die nicht erkannte, welches Puzzleteil ihr Leben komplett machen könnte. Einmal schrieb Ezio Giovanna einen Brief und bat um «die grossen Worte». Doch so sehr es Giovanna auch versuchte, sie schaffte es nicht, diese Worte zu Papier zu bringen. Zumindest nicht, bis die unerbittlich fort- Victoria» befinden sich auch Mina Ahlhusen und Bethy Borgmann mit ihren Familien. Die beiden Mädchen wuchsen fast wie Schwestern auf und sind beste Freundinnen; ihre Eltern begegnen einander nach einem einige Wochen zurückliegenden Streit aber mit kalter Verachtung. Doch nun müssen sie alle die kommenden Monate zusammen auf demselben Schiff verbringen – beste Voraussetzungen also für heftige Gefühle und giftige Familien-Fehden, denen sich auch Mina und Bethy nicht entziehen können. Beim Lesen merkt man, dass die Autorin Carla Federico Geschichte studiert hat. Akribisch genau erzählt sie vom Leben des industriellen Grossbürgertums in Hamburg. Auch für die Beschreibung des Schiffs und der Landausflüge hat sie mit äusserster Sorgfalt recherchiert; historisch interessierte Leserinnen und Leser finden in diesem Buch deshalb mehr als genug Fakten über Schiffbautechnik, Tourismus, Politik, Kunst und Kultur um 1890. Diese Neuerscheinung richtet sich also an alle, die grosse Geschichten von Liebe und Verrat mögen – und auch an jene, die eine grossartige Epoche bis ins kleinste Detail erforschen und erfahren wollen. Und ihr zwei werdet ja wohl zu der einen oder der anderen Gruppe gehören! gruss Jonas Hallo zusammen der traum von meer und wind Vielen Dank für eure stimmungsvollen Ferienbuch-Tipps. Da passt mein Tipp natürlich bestens dazu. Der Reiseroman «Der Traum von Meer und Wind» erzählt von der allerersten Kreuzfahrt der Geschichte im Jahr 1891. Die zweimonatige Reise entführt die Gesellschaft der Hamburger Grossbürger und Adligen aus dem eisigen deutschen Winter ins warme Mittelmeer, wo zahlreiche Landausflüge und Abenteuer an fremden Küsten auf sie warten. Mit an Bord des luxuriös umgebauten ehemaligen Auswandererschiffs «Augusta carla feDerIco 672 seiten CHF 21.90 knaur men. Man greift sich ständig an den Kopf: Was brachte zwei arme Muschelfischer aus New Jersey im Jahr 1896 bloss auf die komplett beknackte Idee, in einem offenen Ruderbötchen, das normal tickende Menschen höchstens für eine kleine Lustfahrt auf dem Greifensee nutzen würden, über den Atlantik zu rudern? Warum setzte der Liverpooler Tristan Jones jahrelang sein Leben aufs Spiel, um mit demselben Boot sowohl auf dem höchst- als auch auf dem tiefstgelegenen schiffbaren Gewässer der Erde zu segeln – auf dem Toten Meer und dem Titicacasee? Wie Fitzcarraldo im legendären Film schleppte der Mann sein Schiff durch den Dschungel und über Berge. Nichts konnte ihn – oder eine andere Figur des Buchs – stoppen! Schön ist immerhin, dass fast alle der beschriebenen Unternehmungen gut ausgehen. Von jenen, die bei ähnlichen Abenteuern ums Leben kamen, spricht ja auch niemand; der Grat zwischen Held und Spinner ist bei solchen Expeditionen nun einmal sehr schmal. Das Buch zeigt auf amüsante Weise auf, wie Männer ticken, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben. Und es belegt, dass das Meer nach wie vor die ideale Spielwiese für Hasardeure ist. Mal ehrlich: Beneidet ihr diese Draufgänger irgendwie nicht auch dafür, dass sie einfach durchziehen, wovon ihnen nun wirklich alle abraten? bis bald marius wie man sich allein auf see einen zahn zieht ebba D. DrolshaGen 208 seiten CHF 38.90 Corso liebe kollegen «Mein Tipp ist, ich muss es sagen, für einen Strandsack fast zu schade. Es wäre stillos, ein solches Büchlein zwischen Unterwäsche und Strandschuhe zu stecken.» Ihr seid mir ja ganz schön extrem – entweder mickrige 96 oder dann gleich fette 672 Seiten! Als Strandlektüre käme in meinem Fall wohl eher die erste eurer Empfehlungen in Frage, denn länger als einen halben Tag herumliegen kann ich nicht. Ich bin lieber unterwegs, und damit teile ich die Neigung der Protagonisten meines nächsten Tipps: «Wie man sich allein auf See einen Zahn zieht». Das ist im Unterschied zu den bisherigen Empfehlungen ein Sachbuch, aber eines, das sich wie ein Schelmenroman liest. Die norwegischdeutsche Autorin Ebba D. Drolshagen breitet darin höchst vergnügt – und nicht minder vergnüglich – zehn wahre Abenteuer wagemutiger Kerle aus, die so irrsinnige wie sinnfreie Seereisen unternah- Lieber Marius Lieber Jonas Vor allem bin ich froh, dass wir von solchen Abenteurern lesen können! Schliesslich ist das Kopfkino mindestens ebenso spannend wie der Dschungel – und weit weniger gefährlich. Aber, lieber Marius, jetzt hast du natürlich den Historiker in mir geweckt. Da komme ich nicht umhin, euch «Auf dem Meer» von Edmondo de Amicis (1846–1908) unter die sonnengebräunten Nasen zu reiben. Zwar zeichnet das Cover die Geschichte der Überfahrt 20 | büCHer zum meer büCHer zum meer | 21 Books Nr. 2/2015 Hallo zusammen von 1800 italienischen Auswanderern nach Uruguay als Roman aus. Allerdings ist es einer jener Romane, die auf wahren Begebenheiten beruhen. De Amicis war Soldat, Schriftsteller, Journalist, Kriegsberichterstatter und Chronist und ist viel herumgekommen, unter anderem auch per Ozeandampfer bis nach Uruguay. Sein Roman-cum-Bordtagebuch «Auf dem Meer» aus dem Jahr 1889 wurde nun das erste Mal ins Deutsche übersetzt und führt Leser und Leserinnen während der 22-tägigen Überfahrt durch einen nautischen Mikrokosmos. Da sind die wenigen Passagiere der ersten Klasse, die halbwegs anständige Kajüten haben; die noch minder zahlreichen Passagiere der zweiten Klassen und die grosse Masse derer, die irgendwo im Schiff unter der Bezeichnung dritte Klasse hausen. Bauern, Handwerker, Abenteurer, Verfolgte – es gibt wirklich nichts, das es nicht gibt. So ist es denn auch weniger die Rahmenhandlung, die dieses Buch lesenswert macht; vielmehr versteht es de Amicis ebenso meisterlich wie Herman Melville in «Moby Dick» oder Mark Twain in «Leben auf dem Mississippi», die Zustände und Befindlichkeiten auf einer solchen Reise heraufzubeschwören: «Die meisten Matrosen hausen wie die Tiere, das Krankenzimmer ist ein Loch ... und für 1600 Passagiere der dritten Klasse gibt es kein einziges Bad!» Da kann man es doch dem Koch heute ruhig einmal nachsehen, wenn der Braten auf der Luxuskreuzfahrt ein wenig trocken ist – oder? Was für abenteuerliche Buchtipps! Allerdings lebten die von euch beschriebenen Abenteurer in längst vergangenen Zeiten. Heute gibt es aber auch noch Helden und wagemutige Männer, die sich unerschrocken den Gewalten des Meers entgegenstellen. Dabei machen sie eine gute Figur – denn sie sind Surfer. Mein nächster Buchtipp an euch handelt von den Helden in Wetsuits. In «Surferboy» will ein junger Kalifornier aus dem San Fernando Valley zu einem echten Wellenreiter werden. In lässiger Surfersprache erzählt er dem Leser von seinen Erlebnissen als Anfänger auf dem Brett. Er berichtet von aggressiven einheimischen Surfern, profitgierigen Boarddesignern, kiffenden Hobbywellenreitern und natürlich von Mädchen, die total auf Surfer stehen. Viel wichtiger als die Personen sind jedoch die Strände, an denen sich der Protagonist in der Kunst des Surfens übt. Von Malibu über Hollywood-atSea bis zur verlassenen Insel in Mexiko beschreibt der junge Abenteurer Riffs, Wellen und Gezeiten mit ansteckender Begeisterung. Dabei schmückt er seinen Surferslang mit unzähligen Fachbegriffen, deren Bedeutung er grösstenteils selber nicht kennt. Zum Glück hat Autor Kevin McAleer am Ende des Buches ein Glossar angehängt. Dort finden sich einfache Begriffserklärungen für alle Anfänger und Landratten. Denn gerade auch an die richtet sich dieses humorvolle Szene-Porträt, das unter Surfern bereits Kultstatus erreicht hat. Wollt ihr euch also ins Abenteuer mit den Wellen stürzen, ohne dabei nass zu werden, bietet dieses Buch die ideale Möglichkeit dazu. gruss Jonas surferboy kevIn mcaleer 272 seiten CHF 28.90 mareverlag En Gruess Erik ganz heissen Tipp für dich. «Endloser Sommer» hält, was sein Untertitel verspricht – «Ein literarischer Surftrip». Das Buch vereint etwa zwanzig Geschichten und Reportagen rund ums Wellenreiten. Wenn ihr jetzt trendige Szenebeiträge erwartet, habt ihr euch geschnitten. Denn Surfen ist, was mir so gar nicht bewusst war, uralt und schon ewig ein literarisches Thema. Als die ersten Europäer im 18. Jahrhundert nach Hawaii kamen, waren sie platt wie ein Surfbrett, als sie die jungen Insulaner bei ihren wilden Ritten auf riesigen Wellen entdeckten. Natürlich versuchten sie schleunigst, den Eingeborenen solch teuflisches Tun auszutreiben. Denn was offenkundig so viel Spass macht, war nichts für die steifen Herren von der Mission. Und erst recht nichts für die Eroberer, die keine fröhlichen, sondern fleissige Untertanen brauchten. Fast wäre so eine 4000 Jahre alte Tradition verschwunden, doch im 20. Jahrhundert erlebte das Wellenreiten eine gewaltige Renaissance. «Endloser Sommer» breitet die Geschichte einer Sportart – nein: einer Kultur! – anhand von Texten aus ganz verschiedenen Epochen vor uns aus. Mit dabei sind Jack London, der selber ein ganz passabler Wellenreiter war, oder der sagenhafte Mark Twain, der sich nie auf dem Brett halten konnte; man kann ihn sich ja auch gar nicht so recht im Badeanzug vorstellen. Der schreckliche Captain Cook, der den Eingeborenen wohl schlimmer vorkam als Captain Hook den verwunschenen Kindern, ist ebenso vertreten wie Hermann Melville oder Tom Wolfe. Doch eines müsst ihr wissen: Das Buch lesen und dann keine Lust auf Surfen zu haben – das geht nicht. Herzlichst marius auf dem meer eDmonDo De amIcIs 192 seiten CHF 52.00 Corso Liebe Kollegen lieber erik lieber Jonas Erneut vielen Dank für eure Tipps. Ich muss wohl meine Sommerferien verlängern, um von ihnen profitieren zu können – und es für einmal wirklich mit dem Liegestuhl probieren. Jonas, mir war zwar bekannt, dass du schon Matrose in Holland warst, aber ich wusste nicht, dass du ein – zumindest literarisches – Interesse am Surfen hast. Zum Glück habe ich jetzt einen endloser sommer eIn lIterarIscher surftrIP 236 seiten CHF 21.90 tropen Man kann doch bestimmt auch in Down Under prima surfen, oder? Dahin, genauer gesagt nach Tasmanien, bringt uns nämlich mein letzter Tipp für diese Leseferien: «Der Himmel über uns» von Favel Parrett. Gebt es zu, ihr habt gerade das Cover angeschaut und euch gefragt, seit wann es in Tasmanien Pinguine und Eisschollen gibt! Dazu muss man wissen, dass Tasmaniens Hauptstadt Hobart seit vielen Jahrzehnten Ausgangspunkt für Arktisexpeditionen ist. «Aha, ein Abenteuerroman!» Nein, liebe Kollegen, ganz und gar nicht. Zwar geht es um das dänische Versorgungsschiff «Nella Dan»; die eigentliche Expedition ist der – übrigens in Hobart geborenen – Autorin aber nur ein paar Zeilen wert. Einen Liebesroman liessen Titel und Cover wohl noch vermuten, doch auch dies stimmt nicht wirklich. Vielmehr geht es in diesem Roman um Familien: jene der kleinen Isla, ihres Bruders und der geschiedenen Mutter in Hobart; jene des dänischen Schiffskochs Bo in seiner Heimat und auf der «Nella Dan»; und um jene, die spontan um Menschen herum entsteht, die einander mögen und verstehen. Das klingt jetzt etwas kryptisch, nicht wahr? Nun, Favel Parrett macht es uns mit ihren inhaltlichen und zeitlichen Verschachtelungen auch nicht leicht, den verschiedenen Strängen zu folgen. Das macht den Roman zwar zusätzlich interessant, aber eben auch nur bedingt geeignet zur Lektüre zwischen Grillwurst und Beach-Party. Eine Geschichte für die Heimreise vielleicht? En Gruess Erik der Himmel über uns favel Parrett 220 seiten CHF 31.90 Hoffmann & Campe die drei von der aquatischen lesetruppe: erik brühlmann, nachwuchs-matrose Jonas bühler und marius leutenegger. «Surfen ist, was mir so gar nicht bewusst war, uralt und schon ewig ein literarisches Thema.» 22 | Im sCHauFenster Geschlecht als Bürde In ihrem neuen Roman «Die gleissende Welt» führt uns Siri Hustvedt auf eine Schnitzeljagd nach der Identität ihrer Protagonistin. Diese macht ihre Person zum Kunstprojekt. benjamin gygax Books Nr. 2/2015 Im sCHauFenster | 23 ren Ende. Harry Burden hat sich für ihren Auftritt eine fremde Identität angeeignet, doch das Spiel kehrt sich ins Gegenteil. Einer der Männer eignet sich das Werk der Künstlerin an, als sie endlich Anerkennung findet. «So ein gut aussehender Mann! Gesalbt, viel gepriesen, trägt er seine Lorbeeren. Eitel, denke ich, wahrscheinlich sehr eitel, aber sind wir das nicht alle?», urteilt Harriet Burden. über Frauen. Er thematisiert zudem heute absurd wirkende Ungerechtigkeiten des patriarchal geprägten Gesetzes, etwa dass «Weibszimmer» ihren Schwängerer nicht wegen Vaterschaft belangen konnten, wenn dieser bekanntermassen verheiratet war. Ohne Chance In «Die Verlorene» erzählt Michèle Minelli die gut dokumentierte Geschichte einer jungen Thurgauerin, die 1904 zum Tod verurteilt wurde. Der Zürcher Schriftstellerin ist ein faszinierender historischer Roman gelungen, der auch den gesellschaftlichen Hintergrund schildert. die new Yorker autorin siri Hustvedt ist eine geistreiche erzählerin und hat sich in ihren bisherigen romanen schon oft mit geschlechterfragen befasst. ein literarisches puzzle Harry Burden ist die Figur, um die sich im neuen Roman der New Yorker Schriftstellerin Siri Hustvedt alles dreht. Der Name steht aber nicht für einen Mann, sondern für eine Frau. Mit vollem Namen heisst sie Harriet. Die Autorin lässt eine Jugendfreundin dieser Harriet erzählen: «Es war ihr Vater, der sich den Spitznamen ‹Harry› einfallen liess. Als Analytikerin kann ich schwer übersehen, dass in dem ‹Kose›Namen offen ein Wunsch zutage trat.» Der Spitzname ist also ein früher und deutlicher Hinweis darauf, welches Thema sich die Autorin vorgenommen hat. Der Nachname beseitigt die letzte Unsicherheit: Burden ist das englische Wort für «Bürde» oder «Last». Identität als last und spiel Harry Burden empfindet ihr Geschlecht bei ihrer Wahrnehmung als Künstlerin als Bürde. Doch dieses bekannte Problem ist nicht ihr einziges. Sie muss sich auch damit herumschlagen, dauernd als die Frau Die intelligente und belesene Frau rappelt sich also nach dem Tod ihres Manns auf, macht ihr Anliegen zum künstlerischen Spiel und tritt mit drei Ausstellungen an die Öffentlichkeit – jedes Mal unter dem Namen eines männlichen Alter Egos. «Die Geschichte der Kunst des Westens» von Anton Tish, «Die Erstickungsräume» von Phineas Q. Eldridge und «Darunter» von Rune unterschieden sich stark voneinander, wurden aber alle positiv aufgenommen. Hier setzt Siri Hustvedts Buch ein. Eine Ich-Erzählerin – oder ein Erzähler? – namens I.V. Hess berichtet in der Einführung, wie die Schnitzeljagd nach der Urheberschaft jener drei Ausstellungen begann. Danach folgt ein Puzzle: Jedes Kapitel ist der Beitrag einer anderen Person, sei es eine Jugendfreundin, der Sohn und die Tochter, eine Bekanntschaft oder ein Kunstkritiker. In den unterschiedlichen Formen und Tonalitäten der Kapitel zeigt sich Siri Hustvedts Virtuosität. Und die Autorin führt ihre Geschichte bis zum bitte- die gleissende welt 496 seiten CHF 31.90 rowohlt Die Autorin verwebt das Quellenmaterial subtil mit literarischer Fiktion. WeItere Werke von sIrI hustveDt leben, denken, schauen 496 seiten CHF 17.90 rowohlt Die 32 Essays in diesen Buch gehen den Fragen nach: Wie sehen, erinnern und fühlen wir? Hustvedt schöpft aus Kunsttheorie, Literatur, Philosophie, Psychologie oder Neurowissenschaften und kreist die Grundfragen unseres Menschseins ein. der sommer ohne männer 352 seiten CHF 12.90 rowohlt Die New Yorker Dichterin Mia erleidet einen Zusammenbruch, als ihr Mann eine «Pause» will. Sie verbringt den Sommer in der Nähe ihrer neunzigjährigen Mutter. Im Kreis alter Frauen und junger Mädchen entdeckt Mia das Leben neu. was ich liebte 749 seiten CHF 14.90 rowohlt Siri Hustvedt erzählt von zwei befreundeten Künstlerfamilien in New York. Vom Aufbrechen und Ankommen, von Idealen und Lebensentwürfen, von Eltern und Kindern – und davon, wie ein Unfall das sorgsam geplante Glück jäh zerstört. © ANNe BürGiSSer © MAriON eTTliNGer markus ganz des erfolgreichen Galeristen gesehen zu werden. Und als dieser früh stirbt, steht auch ihr privates Sein als Frau und Partnerin zur Disposition. Jetzt gilt sie als reiche Witwe, die es sich leisten kann, ein bisschen Kunst zu machen. Kurz: Harriet Burden ringt mit der Identität, die ihr in der Öffentlichkeit zugeschrieben wird. Wer das jetzt alles etwas zu trübsinnig und kompliziert findet, kann beruhigt werden: Erstens ist Siri Hustvedt eine geschliffene und humorvolle Erzählerin, zweitens jammert ihre Protagonistin nicht: «Ich, Harriet Burden, meinen alten Freunden und ausgewählten neuen Freunden auch als Harry bekannt, bin zweiundsechzig, nicht uralt, aber auf dem besten Wege zum ENDE, und ich habe noch zu viel zu tun, bevor eines meiner Wehwehchen sich als Tumor oder Wortausfalldemenz entpuppt oder der aus der Spur gebrochene Lastwagen auf den Gehweg springt, mich gegen die Wand und den letzten Atemzug aus mir herausquetscht.» die zürcher autorin michèle minelli findet den menschen hinter der signatur ga 002/329. Es bleibt bis heute schwer verständlich, warum Frieda Keller 1904 ihren Buben erdrosselte. Michèle Minelli versucht in ihrem neuen Roman «Die Verlorene» die Ursachen dieser Tat zu ergründen, die damals in der ganzen Schweiz viel Aufsehen erregte: eine Mutter als Mörderin ihres Kinds – unvorstellbar! Anhand historischer Quellen zeichnet die Zürcher Schriftstellerin das Leben der 1879 geborenen und 1942 gestorbenen Schneiderin nach. Gab es bereits in ihrer unbeschwert wirkenden Kindheit erste Anzeichen, die zur späteren Tat führten? Klar ist, dass das Leben der jungen Frau eine dramatische Wendung erfährt, als sie vom Arbeitgeber, einem Wirt, vergewaltigt wird. Sie stellt keine Vaterschaftsklage – wegen der Schmach einer ungewollten Schwangerschaft und weil sie glaubt, diese so besser geheim halten zu können. männer ohne schuld In St. Gallen findet Frieda Keller Anonymität und schlecht bezahlte Arbeit. Sie bringt den Buben in die «Kinderbewahranstalt», weil sie überfordert ist. Als der Junge nicht länger dort bleiben darf, sieht sie keinen Ausweg mehr und tötet das ohnehin «totgeschwiegene» Kind. Bald wird sie gefasst und gesteht die Tat. Im stark moralisch geprägten Gerichtsverfahren glaubt man ihr nicht, dass sie ihre Tat aus Furcht beging, den Lebensunterhalt des Kinds nicht bestreiten zu können. Der Staatsanwalt wirft ihr auch vor, sie habe damals den Zudringlichkeiten des Wirts nicht standzuhalten vermocht und sich ihm hingegeben. Frieda Keller wird zum Tod verurteilt und dann begnadigt. Als sie nach fünfzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, ist sie eine gebrochene Frau, die sich im Leben nicht mehr zurechtfindet. gesellschaft im umbruch Michèle Minelli beschreibt einige weitere Personen genauer, etwa einen Landjäger. Dieser stellt bei der Suche nach dem Täter fest, dass jeder etwas darüber erzähle, aber keiner etwas wisse. Diese Romanstelle zeigt, dass schon lang vor dem Online-Zeitalter sofort Gerüchte ins Kraut schossen und aus Mutmassungen bald Verleumdungen wurden. Bei den Nebenfiguren sticht vor allem der Verteidiger Arnold Janggen heraus, der für Frieda Keller einsteht und sie auch zum Schreiben ihrer Lebensgeschichte bringt. Janggen steht für den Beginn eines Umdenkens in der Gesellschaft, vor allem bezüglich der Vorurteile gegen- Historische authentizität «Dieses Buch schrieb sich fast von selbst», schreibt Michèle Minelli im Anhang mit einigem Understatement. Die 1968 geborene Schriftstellerin, die für die Familiensaga «Die Ruhelosen» (2012) und den Kriminalroman «Wassergrab» (2013) viel Anerkennung erhielt, verweist damit auf das viele zur Verfügung stehende Dokumentationsmaterial. Sie stützte sich beim Schreiben stark auf Frieda Kellers Lebensbeschreibung, auf Gerichtsakten, Zeitungsartikel und Briefe, was diesem historischen Roman eine aussergewöhnliche Authentizität bis ins Detail verliehen hat. Die Quellenliste führt zudem Schriften auf mit Titeln wie «Erinnerungen an Bischofszell in früheren Zeiten», «Materialkunde für textile Berufe», «Frauenfleiss. Ein Nachschläge-Büchlein» und «Sexualisierte Gewalt 1500–1850». Mit den daraus gewonnenen Hintergrundinformationen konnte Michèle Minelli die Geschichte der Frieda Keller in ein dichtes Zeit- und Gesellschaftsbild einbetten. Die teilweise originalgetreue Übernahme des Quellmaterials ist sprachlich zunächst gewöhnungsbedürftig. Sie verstärkt aber die Glaubwürdigkeit und die Nähe zum Geschehen, was sich besonders bei der Schilderung des Gerichtsprozesses zeigt. lebendige geschichte Die Lebendigkeit der Beschreibungen ist darauf zurückzuführen, dass Michèle Minelli das Quellenmaterial subtil mit literarischer Fiktion verbunden hat. So wird Geschichte leicht lesbar und lebendig. Und aus den historischen Figuren werden komplexe Menschen, deren Handeln letztlich doch irgendwie verständlich wird. Denn «lange bevor Frieda Keller zu einem Dossier mit der Signatur GA 002/329 zusammenfiel, war sie einmal Mensch», wie Michèle Minelli im Nachwort schreibt. die verlorene 440 seiten CHF 35.90 aufbau 24 | spezIal – er ZäHlUNGeN Kurz und gut Kurzgeschichten erfordern keinen langen erzählerischen Atem, dafür den scharfen Blick für besondere Momente. Autorinnen und Autoren, die solche Szenen einprägsam wiedergeben, ziehen uns mit ihren Erzählungen in Bann – auch auf wenigen Seiten. spezIal – er ZäHlUNGeN | 25 Books Nr. 2/2015 books sPezIal Schlaglichter aufs Leben In die Welt eines 500-seitigen Romans einzutauchen, ist ein grosses Vergnügen. Doch auch kurze Blicke auf ganz verschiedene Szenen sind reizvoll. Solche Schlaglichter auf Menschen und Ereignisse kann man in Erzählbänden geniessen. Die Zusammenstellung der Kurzgeschichten macht aus einem Buch manchmal mehr als deren Summe. benjamin gygax edle destillate Erzählungen leben davon, dass die Leserinnen und Leser in eine Szene eintauchen, ihr kurz folgen, und dann wieder «weiterziehen» – als würde man durch eine Stadt schlendern und Menschen beobachten oder Gespräche im Zug oder Restaurant belauschen. Autorinnen und Autoren können das Leben auf interessante Momente konzentrieren. Will man noch einmal zu kulinarischen Analogien greifen, so könnte man sagen: Ein Roman ist ein traditionelles Menu mit üppiger Hausmannskost, eine Sammlung von Erzählungen dagegen eine Abfolge vieler überraschender, aber schön aufeinander abgestimmter kleiner Speisen. Jede ist mit Liebe und Sorgfalt zubereitet. Denn Während vieler Jahre galt in Verlagskreisen: Soll sich ein Buch gut verkaufen, muss darauf «Roman» stehen. Mit der Genrebezeichnung «Erzählungen» liegt es bleischwer in der Auslage. Leserinnen und Leser schienen Kurzgeschichten im Allgemeinen nicht besonders zu mögen. Woran das lag, ist nicht ganz klar. Die Erzählungen litten wohl unter dem Vorurteil, keine vollwertige Mahlzeit zu sein, sondern nur ein Snack, der nicht richtig satt macht. Oder aber ein Essen, das aus lauter Resten besteht, die beim letzten grossen Kochen irgendwie übrig blieben. mit einem nobelpreis geadelt Mittlerweile hat sich diese Sicht auf die Kurzgeschichte offenbar etwas korrigiert – zumindest erscheinen gegenwärtig Erzählbände in grosser Zahl. Rehabilitiert wurde die Kurzgeschichte auch durch den Entscheid des Nobelpreis-Komitees, den Literaturnobelpreis 2013 der kanadi- Die Erzählungen litten wohl unter dem Vorurteil, keine vollwertige Mahlzeit zu sein, sondern nur ein Snack. alice munro, die königin der kurzgeschichten aus ontario, wurde 2013 mit dem literaturnobelpreis gekrönt. schen Schriftstellerin Alice Munro zu verleihen. Die Autorin erntete mit ihrem Werk von über 150 Kurzgeschichten schon seit vielen Jahren internationale Anerkennung. In ihren Erzählungen fängt sie Szenen des Alltags ein: lebensnah, unspektakulär, aber tiefsinnig. Obwohl die Autorin nur wenige Seiten beansprucht, um ihre Geschichte zu entwickeln, packt sie ihre Leserinnen und Leser mit Figuren, die dank gekonnter Ungereimtheiten besonders menschlich und echt wirken. Oft hält sich Munro nicht an die Chronologie. Damit ist sie keine besonders typische Vertreterin ihrer Kunst; meist kommen Erzählungen nämlich ohne Zeitsprünge oder Rückblenden aus, weil die knappe Form sich für das chronologische Erzählen besser eignet. Ebenso bieten sich Erzählungen dafür an, eine Geschichte nicht bis zu ihrem Ende zu erzählen, sondern ihren Ausgang offen zu lassen. Eine Form, die auch Alice Munro gern wählt. wer sich nicht darum kümmern muss, eine Geschichte voranzutreiben oder eine komplexe Struktur mit vielen Figuren und Handlungssträngen einzuhalten, kann sich umso mehr um Stimmungen oder Details kümmern. Allen, die sich bisher eher an dicke Wälzer hielten, weil sie nicht gern haben, wenn sie die letzte Seite des Buchs erreichen, könnte man entgegenhalten: Ob kurz oder lang, jede Geschichte endet einmal. Bei einem Erzählband hat man aber das Vergnügen, immer wieder neu anzufangen. 26 | spezIal – er ZäHlUNGeN Mal kurz eintauchen Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen brandneue Bücher mit Erzählungen vor – aber natürlich finden Sie in Ihrer Buchhandlung noch viele weitere Neuerscheinungen mit Kurzgeschichten. benjamin gygax Vermächtnis eines unvollendeten Lebens Die Geschichte klingt, als hätte sie eine Autorin geschrieben, die gern mal ein bisschen zu stark auf die Tränendrüse drückt: Die lebenshungrige junge Frau will unbedingt Schriftstellerin werden und die Welt verändern. Sie schreibt Geschichten über den Rausch des Jungseins, die Freude an der Gemeinschaft und über die Lust an der Entdeckung der Welt. Wenige Tage nach ihrer Diplomfeier jedoch stirbt sie in einem Autounfall. Die Ereignisse sind nicht erfunden, sondern haben sich tatsächlich so zugetragen: Marina Keegan studierte in Yale. Fünf Tage, nachdem sie ihr Studium mit Magna cum laude abgeschlossen hatte, starb sie 22-jährig auf dem Weg zur Geburtstagsfeier ihres Vaters. Ihr Freund war am Steuer des Autos eingeschlafen und der Wagen überschlug sich. Zwei Jahre nach ihrem Tod erscheint nun Marina Keegans Erstling «Das Gegenteil von Einsamkeit». Er beginnt mit dem Satz: «Wir haben kein Wort für das Gegenteil von Einsamkeit, aber wenn es eins gäbe, könnte ich sagen, genau das will ich im Leben.» Die junge Frau schreibt über Träume und berufliche Ambitionen, Beziehungen, Partys und Todesfälle. Natürlich sind die Texte von Marina Keegan sehr jugendlich; Leserinnen und Leser um die 20 dürften sich in ihnen deshalb besonders wiedererkennen. Doch auch wer nicht mehr ganz so jung ist, kann an den Beobachtungen, Reflexionen und Stimmungsbildern dieser Autorin Freude haben. Sie schreibt so mitreissend, witzig und bisweilen selbstironisch, dass sie damit ihr Lebensgefühl auch bei älteren Semestern wieder zum Klingen bringt. Oder diese freuen sich einfach, daran erinnert zu werden, dass jetzt ihre Kinder oder Enkel den Rausch des Jungseins auskosten dürfen. Allerdings soll jetzt nicht der Eindruck entstehen, die Autorin könne nur Leben und Gedanken ihrer eigenen Generation beschreiben. Auch wenn sie erzählt, wie die alternde Balletttänzerin an ihrem körperlichen Verfall leidet und sich damit Linderung verschafft, dass sie einem jungen blinden Mann vorliest und sich dabei heimlich entblösst, zeugt das vom grossen Talent der früh verstorbenen Autorin. das gegenteil von einsamkeit marIna keeGan 288 seiten CHF 27.90 s. Fischer die autorin marina keegan wurde nur 22 Jahre alt. spezIal – er ZäHlUNGeN | 27 Books Nr. 2/2015 Liebe in Krieg und Frieden Die 1979 geborene Autorin Molly Antopol wuchs in Kalifornien auf, ihre Familie stammt ursprünglich aus dem weissrussischen Dorf Antopol. Heute lebt die Autorin in den USA und in Israel. Molly Antopol sagt, sie habe Erzählungen schon immer geliebt. Ihre eigene Sammlung mit Kurzgeschichten hat sie jetzt nach zehn Jahren Arbeit veröffentlicht. Ihr Erstling «Die Unamerikanischen» wurde hoch gelobt und mit einem Preis der National Book Foundation ausgezeichnet. Die Autorin beschreibt darin ein Kaleidoskop jüdischen Lebens in den USA, Europa und Israel. Zum Beispiel jenes des New Yorker Wäschereibesitzers Howard. Er findet in um die Gunst von Asaafs schöner Freundin Yael bricht auf. In einer anderen Geschichte berichtet eine Grossmutter ihrer Enkelin, wie sie sich einer Gruppe jüdischer Partisanen in Weissrussland anschloss und dort mit ihrem künftigen Ehemann zusammenkam. Die Gefahr führt die beiden in eine Beziehung, obwohl sie sich mehr als Bruder und Schwester fühlen. Die Autorin erzählt aus der Ich-Perspektive unterschiedlich alter Männer und Frauen. So verschieden die Personen, Orte und Handlungen sind – immer geht es um ersehnte oder missglückte Liebe. Leicht und zugleich eindringlich schildert Molly Antopol, wie ihre Figuren in einer Beziehung Halt suchen auf ihrem mehr oder weniger dramatischen Weg durchs Leben. Mit diesem Thema verleiht sie ihren Kurzgeschichten über den historischen und kulturellen Hintergrund hinaus universale Bedeutung. die unamerikanischen molly antoPol 320 seiten CHF 28.90 Hanser berlin molly antopol gehört zu den grossen entdeckungen, wenn es um erzählungen geht. Sveta seine späte Liebe. Die Hochzeitsreise führt die beiden in die Heimat der Braut, nach Kiew. Zwar stammt auch Howards Familie aus der Ukraine, doch eigentlich verspürt er kein Bedürfnis, sich mit seiner Herkunft zu befassen – er will einfach sein neues Glück geniessen. Sveta dagegen wird in der Heimat von ihrer Vergangenheit eingeholt, und ihre Gefühle für Howard fallen schlagartig in sich zusammen. Was aus diesem Scherbenhaufen wird, überlässt die Autorin unserer Fantasie. Auch in vielen anderen Geschichten bleibt das Ende offen. So auch das Schicksal zweier Brüder, die in einer israelischen Landwirtschaftsgenossenschaft leben und gerade Militärdienst leisten. Asaaf, der ältere der beiden, ist erfolgreich und selbstsicher. Doch bei einem Unfall mit dem Traktor verliert er einen Unterschenkel. Auf der Fahrt ins Spital wird sein jüngerer Bruder Oren zum Helden für kurze Zeit. Der Unfall dreht das Kräfteverhältnis zwischen den Brüdern, und die unausgesprochene Konkurrenz Geschichten von der Couch «Für mich ist einer der unerfreulichsten Aspekte des Todes, dass meine ganze Welt – also meine Welt der Erinnerungen, diese erfüllte Welt mit all den Menschen, die mir je begegnet sind, diese scheinbar so in Stein gemeisselte Welt – mit mir verschwindet, wenn ich sterbe. Zack! Einfach «Für mich ist einer der unerfreulichsten Aspekte des Todes, dass meine ganze Welt mit mir verschwindet, wenn ich sterbe. Zack!» so.» Hat der bekannte Psychoanalytiker Irvin D. Yalom deshalb zehn Geschichten von Menschen, die er in seiner langjährigen Tätigkeit als Therapeut kennenlernte, für uns aufgeschrieben – damit diese Welt nicht verschwindet? Der 84-jährige Analytiker würde über diese küchenpsychologische Deutung vielleicht schmunzeln – Humor besitzt er ja offensichtlich. Seine Erzählungen in «Denn alles ist vergänglich» sind leicht und humorvoll, aber zugleich alles andere als oberflächlich. Wenn der Autor uns von seinen Begegnungen mit seinen Patienten erzählt, zeugt das von tiefer persönlicher Anteilnahme und grosser Berufserfahrung: Die todkranke Ellie sucht Hilfe auf ihrem letzten Weg, verachtet aber nichts so sehr, wie «die Krebspatientin» zu sein. Yaloms Unterstützung sucht sie, weil sie davon überzeugt ist, dass er sich mit dem Tod befasst hat und ihr unbefangen begegnen kann. Die 50-jährige Natascha hat das Gefühl, dass ihr das Leben abhanden gekommen ist, weil sie ihrer intensiven Zeit als Ballerina und ihrer leidenschaftlichen Liebe nachtrauert. Und der erfolgreiche Geschäftsmann Charles bricht zusammen, als er erneut den Verlust eines geschätzten Menschen verkraften muss. Irvin Yalom präsentiert uns nicht einfach Porträts seiner Patienten, sondern erzählt immer die Geschichte einer Begegnung; er nimmt seine Gedanken und Gefühle nicht aus. Die «Geschichten aus der Psychotherapie» – so lautet der Untertitel des Buchs – sind keine Fiktion. Doch der Autor weiss die Therapieberichte so tiefgründig zu verarbeiten und so leichtfüssig zu erzählen, dass sie über die Einzelschicksale hinaus Bedeutung erlangen und sich lesen wie Kurzgeschichten. Gelegentlich blitzt in den Schilderungen so etwas wie professionelle Eitelkeit auf, doch die gesteht man dem arrivierten Autor gern zu. denn alles ist vergänglich IrvIn D. yalom 240 seiten CHF 28.90 btb Neues vom Altmeister J. D. Salinger starb 2010 und hinterliess seinen Leserinnen und Lesern nur wenig. Sein einziger Roman, «Der Fänger im Roggen», erschien bereits 1951. Die Erlebnisse des 16-jährigen, psychisch angeschlagenen Holden Caulfield in Manhattan machten den Autor weltberühmt. Holden Caulfield verkörperte eine junge Generation, die auf der Schwelle zur modernen Nachkriegswelt mit den Werten der vorangegangenen Generation rang. Nach der Veröffentlichung lebte J. D. Salinger ohne Kontakt zur Aussenwelt hinter hohen Mauern, und er veröffentlichte nur noch einige Erzählungen – die letzten vor 50 Jahren. Umso sensationeller war die Nachricht, dass 2014 «Die jungen Leute» erscheinen würde. Das Büchlein enthält drei Kurzgeschichten des einflussreichen Autors, die er schon in jungen Jahren geschrieben hatte. Es sind seine ersten Erzählungen, und sie lassen bei aller Knappheit ungewöhnliches schriftstellerisches Talent und feines psychologisches Gespür erkennen: Salinger erzählt darin mit wenigen Worten und vielen Zwischentönen 28 | spezIal – er ZäHlUNGeN Nicht weniger morbid ist die Geschichte, in der Saez seinen Schwiegervater am Flughafen abholt und zu sich nach Hause bringt. Der alte Mann, der noch nie aus seiner Heimat im armenischen Kaukasus herauskam, stürzt kaum eine Stunde nach der ersten Begegnung mit Saez aus dem 26. Stock. Lakonisch, manchmal auch mit schwarzem Humor, erzählt Véronique Bizot diese verschrobenen Anekdoten. Je schrecklicher die Ereignisse, desto mehr reizen sie uns zum Lachen – und je seltsamer die Figuren, desto besser scheinen sie verständlich. die Heimsucher véronIque bIzot 288 seiten CHF 29.90 steidl von Sprachlosigkeit und Ohnmacht, Sehnsüchten und Eitelkeiten. Wie der Titel vermuten lässt, geht es auch in diesen drei Geschichten um eine Generation junger Erwachsener, die mit ihren Sehnsüchten sozusagen im Wartesaal des Lebens sitzen. Die Gespräche des Partyvolks sind mit «ich weiss nicht» und «ich meine ja nur» durchsetzt, denn eigentlich hat er ihr nichts zu sagen, weil er es auf die Blonde im anderen Raum abgesehen hat. Die Geschwister platzieren ihre verbalen Hiebe gegeneinander treffsicher, sie kennen einander ja schon lang genug. Und das junge Ehepaar unterhält sich darüber, was mit seiner Tante Rena wird, wenn er in den Krieg zieht. Sie solle mit ihr hin und wieder ins Kino gehen, findet er: «Einmal die Woche bringt dich schon nicht um.» Sie entgegnet enerviert: «Wer hat das denn gesagt? Habe ich das auch nur einmal gesagt?» «Seit drei Jahren ging das nun, und immerzu hatte sie mit ihm in Kursiven gesprochen.» Solche kurzen Szenen gibt Salinger karg, aber unglaublich einprägsam wieder, und man sieht sie vor sich, als hätte man sie sich in einem Filmklassiker angeschaut. die jungen leute J.D. salInGer 80 seiten CHF 21.90 piper spezIal – er ZäHlUNGeN | 29 Books Nr. 2/2015 Abstecher ins Düstere Die 1958 geborene französische Journalistin und Autorin Véronique Bizot begann erst nach der Hälfte ihres Lebens mit dem Schreiben von Romanen. Ihr Debüt «Meine Krönung» war 2010 international erfolgreich, und die Autorin erhielt dafür den Grand Prix du Roman der französischen Schriftstellervereinigung sowie den Autorinnenpreis Prix Lilas. Jetzt publiziert sie den Erzählband «Die Heimsucher». Ihre Kurzgeschichten bieten einen eher ungewohnten Genuss: Die Orte und Menschen scheinen uns zwar vertraut, doch die Ereignisse kippen oft ins Surreale, die Gedanken sind schräg oder verstörend. Die erste Erzählung handelt von einem Handelsvertreter, der in einer nächtlichen fremden Stadt zufällig einem Mann begegnet. Dieser erzählt ihm, er habe einen Mord begangen. Er hat eine Frau getötet, und obwohl er die Tat sogar jeden Abend von der Bühne ins Publikum schreit, erntet er dafür nur Applaus und Lacher. Auch die Polizei glaubt ihm nicht und hat statt ihm seinen Nachbar verhaftet. In einer anderen Kurzgeschichte klagt der Ich-Erzähler: «Die Gärtner tun erbarmungslos ihre Arbeit, sie liessen sich nicht wegschicken, sie würden gewalttätig, wir wissen, was wir zu tun haben, würden sie mir sagen und ihre Spaten, ihre Forken und ihr ganzes Mordwerkzeug schwenken.» Mit ihrem Wühlen würden die Gärtner den Garten, der perfekt war, wie er immer gewesen ist, in Unruhe versetzen. Beziehungen auf Schleuderkurs Eine schöne Neuerscheinung ist «Der letzte Schrei» von A. L. Kennedy – und das ist zunächst ganz wörtlich gemeint. Der blassblaue Leineneinband mit der Abbildung zweier farbiger Fische, die sich zu einem Kreis formen, macht Lust, das Buch zur Hand zu nehmen. Die Erzählungen sind dann allerdings zwar gut, aber nicht ganz so schön. Die Fische stehen offensichtlich für zwei Partner in einer Beziehung, in der beide stumm bleiben. Die Autorin, 1965 in Schottland geboren und bei uns 2000 mit dem Roman «Gleissendes Glück» bekannt geworden, erzählt nämlich von Paaren. Sie sind miteinander durch etwas verbunden, was nicht mehr Zuneigung ist. Sie reden aufeinander ein, ohne dass sie einander noch etwas zu sagen hätten. Sie verletzen einander, obwohl sie sich gegenseitig schon gleichgültig geworden sind. Die Autorin hat einen Blick für das Skurrile und Absurde der Liebe: Eine Frau verlässt ihren Freund endlich, nach langem Zaudern, und irrt danach wie betäubt durch eine fremde Stadt, bis sie hilflos in einem Sex-Shop landet. Ein Paar hat sich völlig entfremdet, doch nach einem Essen finden sie sich plötzlich in einem innigen Kuss vereint. Er fällt umso leidenschaftlicher aus, weil sich die beiden eigentlich gar nicht so richtig kennen. Häufig lesen wir in «Der letzte Schrei» in kursiver Schrift die Gedanken der Protagonisten, was den Geschichten eine starke subjektive Perspektive verleiht. Dazu trägt auch die ungewöhnliche Sprache von A. L. Kennedy bei. Sie schreibt ausdrucksstark und bildhaft. Für die Freunde einer fadengerade erzählten Geschichte dürfte die Sprache aber bisweilen etwas zu originell erscheinen und führen die Gedanken zu stark um Ecken. Als Lektüre kurz vor dem Einschlafen eignet sich das Buch deshalb weniger gut. der letzte schrei a. l. kenneDy 208 seiten CHF 28.90 Hanser Zwischen Dämmerung und Dunkelheit Die «blaue Stunde» bezeichnet die Zeit zwischen Dämmerung und Nacht, wenn der Himmel eine besondere Färbung annimmt. Schon immer wurde der Begriff in der Literatur verwendet und mit Melancholie gleichgesetzt. Nun nennt auch Sabine Haupt ihren eben erschienenen Band mit Erzählungen «Blaue Stunden». Die Autorin ist in Deutschland geboren, lebt seit 1980 in der französischen Schweiz und ist Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Fribourg. Daneben publiziert sie seit 1993 Erzählungen und Essays. Die 49 Erzählungen des neuen Bands führen in die Labyrinthe der Liebe, in die Höhen und Tiefen von Begegnungen und Abschieden, Sehnsüchten und Enttäuschungen. Die Autorin nimmt alltägliche und weniger alltägliche Liebesverhältnisse unter die Lupe. Dabei geht es nicht nur um «private» Erfahrungen wie Sexualität, Einsamkeit oder die Suche nach dem grossen Glück, sondern immer auch um die Welt, in der ihre Figuren solche Erfahrungen machen. In ihren manchmal versonnenen, manchmal humorvollen Kurzgeschichten erzählt Sabine Haupt von jungen und nicht mehr ganz jungen Mädchen, von melancholischen Träumern, von Stadtneurotikern, finsteren Typen und «verdorbenen» Frauen. Sie erzählt vom Körper und von der Seele, von Sehnsüchten und Missverständnissen. Kurz: davon, was zwischen Menschen passiert, wenn Gefühle auf die «schiefe Bahn» geraten. Vom Zustand zwischen Dämmerung und Dunkelheit. Sie schreibt in einer Mischung aus realistischer, essayistischer und experimenteller Sprache, je nach ihrem Gegenstand. Ihre Geschichten stehen nicht einfach für sich, sondern sind in vier Kapitel gegliedert: «Nomenklaturen und andere Wortklaubereien», «Sehnsüchte und Fernwehen», «Anatomien und Leibesübungen» sowie «Moritaten und Wahnwitze». Damit führt die Autorin vor, dass eine Sammlung von Kurzgeschichten mehr als eine Aneinanderreihung ist – und dass sie durch deren Kontextualisierung zusätzlich an Reiz gewinnt. blaue stunden sabIne hauPt 528 seiten CHF 31.90 offizin Literarischen Colloquium Berlin als Redakteur, und seit 15 Jahren betreut er auf der Leipziger Messe das Autorenspecial. Für dieses Vortrags- und Leseprogramm lud er schon weit über 100 europäische Schriftstellerinnen und Schriftsteller nach Leipzig ein. Und diesem Engagement haben wir wohl auch sein neustes Buch zu verdanken: «Luftsprünge». Dieser Ausdruck der grossen Freude passt zur Anthologie von Thomas Geiger, denn sie verschafft uns grosses Lesevergnügen. 36 Autoren aus fast ebenso vielen Ländern erzählen vom Leben heute, von ihrem Land, von unserer Zeit. In seinem Vorwort schreibt der Herausgeber: «25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Herbst 1989 versammelt das Buch Texte aus Europa. Aber – um einen Titel des uramerikanischen Erzählers Raymond Carver zu paraphrasieren – wovon reden wir, wenn wir von Europa reden? Diese Frage ist schwieriger zu beantworten als es zunächst scheint. Denn es gibt in der Tat nicht nur ein Europa, sondern es gibt deren viele.» Über ihr eigenes Europa schreiben unter anderem Colm Tóibín, Aris Fioretos, Juri Andruchowytsch, Eva Menasse, Melinda Nadj Abonji, Rafael Chirbes, Georgi Gospodinov, John Burnside, Michel Houellebecq, José Saramago, Janne Teller, Nico Bleutge, Swetlana Alexijewitsch, Rosa Liksom, Davide Longo, Jean-Philippe Toussaint und Orhan Pamuk. Ihre Erzählungen und Gedichte handeln vom Schicksal der einzelnen Menschen, von Traditionen und Kulturen. Sie erzählen aber auch von Hoffnungen und den grossen Umbrüchen, die in unserem alten Kontinent stattgefunden haben. Das Buch lenkt unseren Blick ganz neu auf das Europa von gestern, heute und morgen, auf seine Landschaften und Metropolen und vor allem auf die Menschen und die Art, wie sie heute leben, leiden, lieben. luftsprünge thomas GeIGer (hrsG.) 368 seiten CHF 23.90 dtv Gefällt uns eine Figur oder Handlung nicht so sehr, lacht das Leseglück vielleicht schon einige Seiten weiter wieder. Reise durch Europa Eine Sammlung von Kurzgeschichten bietet den Lesenden den Vorteil der Vielfalt. Gefällt uns eine Figur oder Handlung nicht so sehr, lacht das Leseglück vielleicht schon einige Seiten weiter wieder. Eine besonders grosse Vielfalt bietet uns nun Thomas Geiger an. Der 1960 Geborene ist in der Literatur bestens vernetzt und zu Hause. Seit 1989 arbeitet er im 30 | publIreportage buCHtIpps | 31 Books Nr. 2/2015 kasPar schnetzler Jo Platt Don WInsloW naveeD JamalI kaspar schnetzler, meister der Ironie und kompetenter chronist der stadt zürich, reiht sich mit dieser satire ein in die reihe von tyler brûle, sibylle berg oder Philipp tingler mit ihrem lieblingsthema: Downtown zurich. mit rückschlägen kennt sich ros aus. 18 monate ist es her, dass ihr verlobter – aus gutem Grund nur «die ratte» genannt – von ihrer hochzeit floh. Im malerischen st. albans hofft sie nun, ihr Glück zu finden. sie liebt den neuen Job in der buchhandlung und ihre kollegen: den schweigsamen andrew, die liebenswerte Joan und Georgina, die alles Wünschenswerte zu haben scheint. mit viel erfolg drang der berühmte us-Drogenfahnder art keller in die komplizierten strukturen der mexikanischen Drogenmafia ein. sein erfolg war so gross, dass die Drogendepots aufflogen und die «narcotraficantes» die Jagd auf ihn eröffneten. nun muss art keller feststellen, dass das Drogen- und Waffengeschäft bereits unfassbare Dimensionen angenommen hat. und dass der feind aus einer ganz unerwarteten richtung kommt. «Du könntest eine menge Geld machen!» «Was heisst denn eine menge?» «Du hast doch mal von dieser corvette geschwärmt.» «Ja, und?» «mit den unterlagen, an die du rankommst, könntest du zehn von denen kaufen.» «nun ja, ich liebe diese geilen amerikanischen sportwagen.» das modell KULTur-Insel Sylt Die Insel Sylt bietet Sonne, Sand und Strandkorb – und noch viel mehr. Unverkrampft schafft sie den Spagat zwischen kreativer Tradition und aktueller Kultur. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Sylt ein begehrtes Reiseziel von Künstlern und Literaten. Sie suchten auf der Insel Ruhe vor dem Grossstadttrubel und fanden in elementaren Naturerlebnissen am Meer Inspiration für ihre Werke. Lang ist die Liste jener, die auf Sylt Spuren hinterliessen. Im kleinen Künstlerdorf Kampen lässt sich diese Liste sogar erwandern: Auf einem Kunstpfad erinnern Bronzetafeln an Künstler und Visionäre des letzten Jahrhunderts. Seit über 100 Jahren zieht der Kampener Literatur- und Musiksommer zwischen Juli und September Berühmtheiten an. Peter Suhrkamp, Thomas Mann, Max Frisch – sie alle waren da. Diesen Sommer werden unter anderem Gregor Gysi (19.8.) und Peer Steinbrück (27.8.) ihre literarischen Fussabdrücke im Sand der Insel hinterlassen. GeWInnen sIe FerIen auF sYlt! Weitere Informationen rund um Ferien auf Deutschlands prominentester Insel bietet der virtuelle Inselspaziergang auf www.sylt.de. Für eine schnelle Anreise sorgt der Deutschland-Spezialist railtour gemeinsam mit airberlin; von April bis Oktober wird Sylt zweimal wöchentlich direkt von Zürich aus angeflogen. WettbeWerb: «das modell» ist die leidensgeschichte von Jonathan flint, Gross münsterburger bis tief ins herz. Der kleine Werber verhilft durch ein geniales konzept und mit hilfe einer kongenialen mitarbeiterin der kleinen stadt zum top-ranking im globalen stadtmarketing. tragisch: flint zerstört mit seinem konzept das Gross münsterburg in seinem herz. er rettet sich durch flucht in die Wälder von maine, usa, folgt h. D. thoreau in die Idylle und erlebt die leichtigkeit des Glücks. Herz über kopf eines tages klingelt es an der tür. ros’ nachbar Daniel bringt schlechte nachrichten: er hat ihr meerschweinchen mr. edward überfahren. noch ahnt ros nicht, dass das vorzeitige ableben ihres geliebten meerschweinchens einen noch grösseren einfluss auf ihr leben haben wird als die flucht der ratte. das kartell sechs Jahre lang recherchierte Don Winslow intensiv für sein monumentales meisterwerk «tage der toten». nun folgt mit «Das kartell» die fortsetzung des grossen romans über den Drogenkrieg in mexiko. Jagd auf Juri Die wahre Geschichte eines jungen amerikaners, der sich selbst das agentenhandwerk beibringt, für russland in den usa spioniert und dem fbI hilft, einen russischen agenten zu fall zu bringen. atemberaubend und beängstigend zugleich: eine Geschichte von spionage und Gegenspionage, von vertrauen und verrat, von list und täuschung. und eine Geschichte über den kalten krieg in unseren tagen. Wir verlosen vier Übernachtungen im 4-sternehotel Dorint Westerland. vom hotel aus gelangen sie über eine treppe direkt an den 40 kilometer langen sandstrand und die erfrischende nordsee. fliegen sie mit airberlin von zürich direkt auf die nördlichste aller nordseeinseln – und geniessen sie Ihre ferien in vollen zügen. sie wollen sich an der verlosung beteiligen? Dann senden sie eine e-mail mit dem stichwort «sylt» und der angabe Ihrer vollständigen anschrift an [email protected]. 270 seiten 368 seiten 832 seiten 352 seiten chf 35.90 chf 14.90 chf 23.90 chf 26.90 bilgerverlag rowohlt Droemer knaur orell füssli Isbn 978-3-03762-047-2 Isbn 978-3-499-26885-4 Isbn 978-3-426-30429-7 Isbn 978-3-280-05574-8 32 | k aFFeepause Die Debatte Was machen Buchhändlerinnen und Buchhändler in ihrer Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Zum Beispiel im Starbucks des Kramhofs, der Filiale von Orell Füssli an der Zürcher Bahnhofstrasse. Books hat sich dort zu Céline Tapis und Dario Widmer gesetzt. marius leutenegger simeliberg mIchael fehr 144 seiten CHF 29.90 gesunder menschenversand böse absichten keIGo hIGashIno 288 seiten CHF 21.90 klett-Cotta eine heitere wehmut amélIe nothomb 128 seiten CHF 29.90 diogenes k aFFeepause | 33 Books Nr. 2/2015 erik brühlmann Books: Céline, dass du «Simeliberg» von Michael Fehr mitgebracht hast, hängt wohl mit deiner Herkunft zusammen: Du lebst in Bern, und der legendäre Simeliberg soll sich ja südlich der Stadt befinden. Céline Tapis (CT): Nein, nein, ich habe das Buch wegen des Autors Michael Fehr gewählt. Von ihm hat man in letzter Zeit viel gehört. 2014 gewann er beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt den zweiten Preis. Eine Freundin war hin und weg, nachdem sie eine Lesung von ihm besucht hatte. Wobei man eher von Performance als von Lesung sprechen muss: Michael Fehr ist sehbehindert, und er spricht seinen Text nach, den er über einen Kopfhörer vernimmt. Dabei lässt er sich gern von Perkussion begleiten. Als ich sah, dass «Simeliberg» jetzt als Buch erschienen ist, wollte ich die Gelegenheit nutzen, Michael Fehr endlich kennenzulernen. Und bist du jetzt auch hin und weg? CT: Ja, «Simeliberg» ist ein grandioses Buch. Man kann ihm aber kaum gerecht werden, wenn man darüber redet, weil seine Sprache sehr aussergewöhnlich ist – und weil es vor allem von dieser Sprache und weniger von der Handlung lebt. Die Geschichte spielt im hintersten Krachen des Emmentals und ist eine moderne Variante des Märchens vom Simeliberg, das wiederum eine Adaption der Ali-BabaGeschichte ist. Der Gemeindeverwalter bringt einen Mann namens Schwarz auf die Sozialbehörde. Die Frau von Schwarz ist verschwunden, und es scheint möglich, dass sie umgebracht wurde. Bald stellt sich heraus, dass Schwarz sieben Studenten um sich geschart hat. Er verfolgt offenbar ein utopisches Ziel: Eine kleine Gruppe von Menschen soll auf den Mars auswandern und dort eine kommunistische Gesellschaft gründen. Der Gemeindeverwalter findet Schwarz und dessen Utopie zwar sehr seltsam, er fühlt sich aber von der Sache angezogen. Während der Abwesenheit von Schwarz fliegt schliesslich dessen Haus in die Luft, und darin werden sieben Leichen gefunden. Ziemlich viel Handlung für ein so schmales Buch ... CT: Schlägt man das Buch auf, könnte man vom Schriftbild her meinen, es handle sich hier um Lyrik. Ein Kritiker bezeichnete Fehrs Stil als «gemeisselte Prosa», und das finde ich sehr passend. Fehr schreibt kurze Sätze, die sich nie über die ganze Seite ziehen, alles ist exakt auf den Punkt gebracht, und der Klang der Sprache spielt eine ganz besondere Rolle. Auch die vielen Helvetismen, die Fehr verwendet, machen die Tonalität ungewöhnlich. Dario Widmer (DW): Ja, die Sprache ist wirklich sehr interessant – ich habe jedenfalls noch nie etwas gelesen, dass so aufgebaut ist wie dieses Buch. Die Zeilenumbrüche geben einen eigenwilligen Rhythmus vor. Auf youtube kann man sehen, wie Michael Fehr schreibt: Er spricht die einzelnen Zeilen in ein Aufnahmegerät, löscht Sätze, nimmt sie neu auf; das Geschriebene entwickelt sich bei ihm also aus dem Gesprochenen heraus. Ich glaube, das Buch eignet sich auch gut für alle, die Poetry Slam mögen. CT: Wobei sich Michael Fehr klar von diesem Genre distanziert ... «Simeliberg» ist aber sicher etwas für Leute, die ein aussergewöhnliches Buch suchen – und für alle, die Freude haben am kreativen Umgang mit Sprache. Der Text wirkt in Dario Widmer: «Die Atmosphäre ist so anziehend wie die Sprache, trotzdem musste ich erst einen Zugang zum Text finden. Es hilft, wenn man weiss, wie Michael Fehr schreibt. Und ich glaube, es wäre wirklich spannend, ihn einmal live zu erleben.» Céline Tapis: «Er ist ja auch Musiker, und das spürt man beim Lesen. Tatsächlich habe ich einen Teil des Buchs während eines Jazzkonzerts gelesen und erlebte die rhythmische Unterlegung als sehr passend.» gewissem Sinn rau, obwohl er wohlgeformt ist. Und die Stimmung im Buch finde ich sehr interessant. Sie bewegt sich immer im Graustufen-Spektrum. Schon die Namen deuten darauf hin: Schwarz, Weiss, Griese, Wyss. Auch die Autos sind grau, schwarz oder silbrig, und die Sonne scheint nie. DW: Ja, die Atmosphäre ist so anziehend wie die Sprache, trotzdem musste ich erst einen Zugang zum Text finden. Es hilft, wenn man weiss, wie Michael Fehr schreibt. Und ich glaube, es wäre wirklich spannend, ihn einmal live zu erleben. CT: Er ist ja auch Musiker, und das spürt man beim Lesen. Tatsächlich habe ich einen Teil des Buchs während eines Jazzkonzerts gelesen und erlebte die rhythmische Unterlegung als sehr passend. Ein Schriftbild wie in der Lyrik, ein Rhythmus wie beim Jazz – ist «Simeliberg» etwas für Intellektuelle? DW: Nicht unbedingt. Der Text hat zuweilen eine Kraft wie ein Rapsong, und er kann sicher auch Leute begeistern, die nicht so viel mit Literatur anfangen können. Mir jedenfalls hat es sehr gefallen, etwas derart Ausgefallenes zu entdecken. Dario, du stelltest in einer früheren Debatte bereits ein Buch von Keigo Higashino vor – «Heilige Mörderin». Nun hast du mit «Böse Absichten» das neue Buch des japanischen Autors mitgebracht. Worum geht’s? DW: Diesmal steht Kommissar Kaga im Zentrum. Hidaka, ein berühmter Schriftsteller, wird ermordet. Seine Ehefrau und sein bester Kollege Nonoguchi finden die Leiche; Nonoguchi ist ebenfalls Schriftsteller, aber ein eher erfolgloser. Die Ehefrau und Nonoguchi werden des Mords verdächtigt. Kaga ermittelt, und das macht die Sache ein wenig kompliziert, denn der Kommissar ist ein guter Bekannter von Nonoguchi. Kaga möchte dem Verdächtigen helfen – und muss schliesslich erkennen, dass Nonoguchi eben doch der Mörder ist. CT: Das alles ereignet sich noch vor Seite 50. Die Geschichte ist da aber noch nicht zu Ende ... DW: Nein, weil das Motiv fehlt. Das Buch ist interessant aufgebaut; wir lesen abwechselnd die Aufzeichnungen, die sich Kommissar Kaga macht, und die Gedanken von Nonoguchi. CT: Der Erzählstil ist extrem nüchtern. Kagas Aufzeichnungen oder die wörtliche Wiedergabe der Vernehmungen lassen das Buch stellenweise eher als eine Art Report als ein fiktives Werk erscheinen. Aber «Böse Absichten» liest sich sehr gut. DW: Nonoguchi schreibt schliesslich sein Geständnis nieder. Offenbar hatte er einst eine Affäre mit der ersten Frau von Hidaka, des Ermordeten. Die Affäre flog auf – und Hidaka zwang Nonoguchi, für ihn als Ghostwriter zu arbeiten. Die Bücher des Starschriftstellers waren also Werke eines erfolglosen Kollegen! Hidaka rückt durch diese Erpressergeschichte in ein schlechtes Licht, und als Leser fand ich die Gründe für den Mord plötzlich recht nachvollziehbar. Aber Kaga glaubt Nonoguchi nicht. Handelt es sich bei diesem Buch um einen klassischen Krimi? DW: Der Fall wird umgekehrt aufgerollt, als üblich: Wir erfahren sofort, wer der Mörder ist, dann geht es nur noch um das Céline tapis, 23, lebt in Bern. Nach der Matura absolvierte sie eine Buchhändlerlehre in Basel; mittlerweile arbeitet sie zu 50 Prozent bei Stauffacher Bern, daneben studiert sie Germanistik und Interreligiöse Studien. dario widmer, 22, lebt in Bühler in Appenzell Ausserrhoden. Seine Lehre zum Buchhändler absolvierte er im Rösslitor in St. Gallen, der grössten Buchhandlung der Ostschweiz, heute arbeitet er in der OrellFüssli-Filiale Kramhof in Zürich. ralf nestmeyer shlomo Graber sanDra GattI-mÜller rIcarDo tarlI operationsgebiet schweiz Hotelwelten – luxus, liftboys, literaten fast die ganze familie von shlomo Graber wurde in auschwitz ermordet. er selbst überlebte wie durch ein Wunder und mit starkem lebenswillen die qualen dreier konzentrationslager – und anschliessend auch noch den berüchtigten Görlitzer todesmarsch. nach seiner befreiung 1945 wanderte Graber nach Israel aus. später zog er in die schweiz, wo er nun seit 25 Jahren lebt. Im mai 1906 wurde die 21-jährige anna müller in einem Wäldchen im zürcher Weinland auf bestialische art ermordet. Das ungeklärte verbrechen liegt bis heute wie ein schatten über der region; der tatort heisst seither «mörderhölzli». Im kalten krieg diente die schweiz dem Geheimdienst der DDr, der stasi, als operationsbasis für diverse mafiöse machenschaften: technologieschmuggel, illegale Devisengeschäfte, steuerhinterziehung, Geldwäsche und Waffenhandel. Die stasi konnte sich dabei auf ein ganzes netz williger helfer stützen. Glanz, luxus, ferien. ralf nestmeyer begibt sich auf die spur des Phänomens hotel – des hotels als sehnsuchtsort, künstlerischer raum und nicht zuletzt als schauplatz der literatur. er zeigt die entwicklung von den frühen Pilgerherbergen über das klassische Grand hotel bis hin zu den traumpalästen in las vegas, und er schildert den «luxus durch technik». denn liebe ist stärker als Hass nun blickt er weder im zorn noch mit verbitterung auf sein leben zurück. Gewalt und fanatismus lehnt der holocaust-Überlebende kategorisch ab. seine motivation, seine lebensfreude und sein einzigartiger humor überzeugen und beeindrucken die zuhörerinnen und zuhörer an seinen vorträgen immer wieder von neuem. k aFFeepause | 35 Books Nr. 2/2015 mörderhölzli schon als kind fragte sandra Gattimüller ihre Grossmutter, woher der name des Wäldchens komme. Jahre später stöberte sie die alten Polizeiakten auf und fand heraus, dass das opfer ihre urgrosstante war. mit akribischen recherchen erweckte sie darauf die damaligen ereignisse wieder zum leben. In «mörderhölzli» verwebt die autorin sachbuch, krimi und historie zu einem fesselnden Werk – und es bleiben am schluss kaum mehr zweifel, wer den mord beging. Der schweizer Journalist ricardo tarli räumt mit der legende auf, die schweiz sei während des kalten kriegs ein antikommunistisches bollwerk gewesen. er zeigt faktenreich, wie eng die verbindung zwischen schweizer unternehmern, bankern und Politikern mit dem Geheimdienst der DDr war und wie sehr die schweiz in einigen bereichen vom ostdeutschen unrechtsregime profitierte. nestmeyer charakterisiert das Personal vom liftboy bis zum Direktor, porträtiert die hotelier-legende césar ritz und widmet sich schliesslich denen, für die der ganze aufwand betrieben wird: den Gästen – zuflucht suchenden autoren, hochstaplern und Dieben, stammgästen mit ihren marotten und leuten, die nie mehr auschecken. Motiv und um die Psyche des Täters. Darüber hinaus ist der Ton sehr ruhig. Das alles hebt das Buch zum Beispiel deutlich von den blutigen nordischen Krimis ab, die oft demselben Strickmuster folgen. CT: Und die Geschichte hat wirklich etwas Haarsträubendes. Als die GhostwritingEpisode ausgebreitet wurde, dachte ich: Das darf doch nicht wahr sein! Man kippt als Leserin oder Leser ständig hin und her. Die New York Times schrieb, dieses Buch weise mehr überraschende Wendungen auf als eine Tokioter Autobahn. Das ist wohl etwas übertrieben, aber man hat tatsächlich stets das Gefühl, alles könnte auch ganz anders gewesen sein. DW: Ich bewundere, dass es Higashino immer wieder gelingt, seine Krimis ganz anders aufzubauen als andere Autoren. Und mir gefällt die fast harmonische japanische Stimmung in seinen Büchern. CT: Auch wenn ich für «Böse Absichten» nicht ganz so schwärme wie für «Simeliberg», finde ich das hier ein wirklich gutes Buch. Alles ist raffiniert konzipiert. Das dritte Buch, über das wir heute sprechen, ist «Eine heitere Wehmut» der französischen Erfolgsautorin und Vielschreiberin Amélie Nothomb. DW: Ich las bislang zwei Bücher von ihr, «Der japanische Verlobte» und «Kosmetik des Bösen». Obwohl Amélie Nothomb sehr erfolgreich ist, überzeugen mich ihre Werke nicht besonders: Ich finde sie zu oberflächlich, sie berühren mich nicht. CT: Ich bin auch kein grosser Fan, las aber ein paar Sachen von ihr, die mich wegen ihrer eigenwilligen Boshaftigkeit faszinierten. In «Reality-Show» beschreibt Nothomb eine ebensolche, die in einem künstlichen KZ spielt und bei der die Fernsehzuschauer darüber abstimmen, wer als nächstes hingerichtet wird. Ich fragte mich damals: Darf man so etwas überhaupt schreiben? Meines Erachtens balanciert die Autorin ständig auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Worum geht es diesmal? DW: Amélie Nothomb schreibt oft autobiografische Bücher, und auch hier verarbeitet sie eine Episode aus ihrem Leben. Als Tochter des belgischen Botschafters verbrachte sie die ersten fünf Lebensjahre in Japan. Als junge Frau kehrte sie noch einmal für längere Zeit nach Japan zurück – von diesem zweiten Aufenthalt handelte auch «Der japanische Geliebte». Nun wird sie als Literaturstar vom französischen Fernsehen angefragt, ob sie für eine Dokumentation noch einmal nach Japan reise. Nothomb zieht los, trifft sich mit ihrem früheren Kindermädchen, mit dem Ex-Verlobten, sie besucht ihren ehemaligen Kindergarten und so weiter. CT: Dass das Buch auf dem Umschlag als «Roman» bezeichnet wird, finde ich irreführend – das ist schon eher ein Reisebericht. DW: Genau! CT: Ich fand «Eine heitere Wehmut» nicht grundsätzlich schlecht. Einige Sätze haben mir so gut gefallen, dass ich sie herausgeschrieben habe. Aber ich finde: Will man das Werk von Amélie Nothomb kennenlernen, sollte man nicht mit diesem Buch beginnen. Es scheint mir einfach so dahingeschrieben. DW: Ich fand den Bericht letztlich schon typisch für die Autorin – weil er oberflächlich ist. Sie will die Gefühle schildern, die in ihr hochkommen, wenn sie in die alte Heimat zurückgeht, aber alles ist ziemlich platt. Manche Episoden ergeben kaum einen Sinn, und man denkt: Warum erzählt sie uns das? Ist das Buch denn richtig autobiografisch, oder hat es fiktive Elemente? CT: Es ist ein Bericht. Man lernt Amélie Nothomb besser kennen. Manchmal musste ich den Kopf schütteln über ihre Naivität: Es wirft sie völlig aus der Bahn, dass sich seit ihrer Kindheit alles verändert hat. DW: Dabei darf man nicht vergessen: Sie war ja erst fünf Jahre alt, als sie das Land ihrer Kindheit, um das es hier geht, verliess. So viele Erinnerungen an damals wird sie gar nicht haben. Also ein Buch «For Fans only»? DW: Ich würde das Buch tatsächlich nur jenen empfehlen, die Amélie Nothomb bereits kennen und mögen. Persönlich werde ich nach drei Fehlschlägen nichts mehr von ihr lesen. CT: Also ich werde bestimmt wieder zu einem Buch von ihr greifen! Nimm dir Zeit für die schönsten Seiten des Lebens 400 seiten 271 seiten 256 seiten 300 seiten chf 34.90 chf 36.90 chf 26.90 chf 35.90 riverfield Woa orell füssli reclam Isbn 978-3-9524463-0-0 Isbn 978-3-9524265-3-1 Isbn 978-3-280-05554-0 Isbn 978-3-15-011023-2 Besuche auch unsere Starbucks Coffee Houses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Kramhof und am Bellevue in Zürich. © 2015 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. J305183 34 | buCHtIpps 36 | FantastIsCH! FantastIsCH! | 37 © cHriS riDDell, 2013. S. FiScHer VerlAG GMBH, FrANKFUrT AM MAiN 2015 Books Nr. 2/2015 «ada von goth und die geistermaus» überzeugt auch wegen der tollen zeichnungen, die der autor selber angefertigt hat – Chris riddell ist unter anderem der Illustrator von terry pratchett. Fantastisch! Eine Mitarbeiterin von von Orell Füssli Thalia präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Dass ‹Magisterium› ein tolles Buch ist, darf einen nun wirklich nicht überraschen. Geschrieben wurde es nämlich von zwei US-amerikanischen Bestseller-Autorinnen, die miteinander dick befreundet sind: Holly Black ist die Schöpferin der «Wenn Liv merkt, dass sie tot ist, muss sie erst einmal lernen, wie man als Geist durch Wände gleiten kann. Das ist nicht so einfach, wie wir glauben.» ‹Spiderwick›-Reihe, Cassandra Clare hat die ‹Chroniken der Unterwelt› verfasst. Mein erster Gedanke beim Lesen des Buchs war: Endlich habe ich etwas gefunden, das ich allen Harry-Potter-Fans empfehlen kann. Denn wer Harry liebte, mag wohl auch die ‹Magisterium›-Reihe, die auf fünf Bände angelegt ist. Der Einstieg in die Geschichte ist furios: Bei einem Krieg zwischen Magiern kommen viele Leute ums Leben, darunter auch die Mutter von Callum Hunt. Der Bub wächst allein bei seinem Vater auf und soll jetzt eine Prüfung für den Eintritt in die titelgebende Zauberschule ablegen. Der Vater will aber nicht, dass Callum Zauberei lernt, weil er Magie für schlecht hält – kein Wunder, kam doch seine Frau durch Magie ums Leben. Callum tut alles, um an der Prüfung wunschgemäss durchzufallen, aber leider ist sein magisches Potenzial unübersehbar. Ein Lehrer nimmt ihn deshalb in seine kleine Gruppe auf. Dieser gehören noch ein weiterer Junge und ein Mädchen an. Klar: Das Trüppchen erinnert schwer an Harry, Ron und Hermine. Und auch andere Parallelen zur berühmten Geschichte sind unübersehbar: Callum hat einen ativer Ideen, und man könnte richtig süchtig werden nach all den schrägen Einfällen. Die Namen aller Figuren sind herrlich und voller Anspielungen; allerdings verstehen sie wohl nur erfahrene Leserinnen und Leser. An diesem Buch haben daher fraglos auch Erwachsene ihren Spass. Ich habe mich jedenfalls sehr amüsiert. Ada ist also ziemlich isoliert, hat sich aber damit arrangiert. Als sie eines Abends allein in ihrem Zimmer sitzt, hört sie ein schweres Seufzen. Sie schaut auf – und entdeckt den durchsichtigen Geist einer Maus, die gerade in einer Falle gestorben ist. Die Geistermaus bittet Ada, ihr bei der Aufklärung ihres Todesfalls zu helfen. Bald erforschen die beiden zusammen das Schloss. Und sie stossen dabei nicht nur auf viele Geheimnisse, sondern auch auf allerhand höchst eigenwillige Figuren. Mit Hilfe eines Gärtners und des ‹Schmieds für Steckenpferde› entdeckt Ada, dass im Schloss manches nicht mit rechten Dingen zugeht ... und dass noch andere Kinder hier wohnen. Stellenweise ziemlich lustig war auch das dritte Buch, das ich vorstelle. ‹Liv, forever› von Amy Talkington. Als ich den Klappentext las, dachte ich: ‹Okay, wieder eine dieser Geschichten, die kann ich mir sparen›, aber jemand legte mir das Buch dann sehr ans Herz, und ich begann doch damit, es zu lesen. Und als ich das nächste Mal aufsah, hatte ich schon das ganze Buch verschlungen. Man wartet gespannt darauf, was einem Chris Riddell auf der nächsten Seite auftischt – das Buch lebt von einer Fülle kre- marius leutenegger «Ich bin eine bekennende Elster: Alles, was glitzert, finde ich toll. Habe ich deshalb die drei Bücher ausgesucht, die ich heute vorstelle? Sie alle glänzen nämlich mit einem tollen Cover mit viel Gefunkel und Geflimmer – und sind wahre Zierden in jedem Regal! Aber natürlich überzeugen die drei Neuerscheinungen vor allem mit ihren inneren Werten. man eher als Schloss bezeichnen könnte. Ada ist die Teenager-Tochter des verwitweten Hausherrn, und sie muss ständig in klobigen Stiefeln herumgehen, weil ihr Vater findet: ‹Kinder soll man hören, nicht sehen.› Ada erinnert ihn nämlich an seine wunderschöne verstorbene Frau, und daher erträgt er ihren Anblick nicht. Malfoy-ähnlichen Gegenspieler, er zieht das Unglück förmlich an – und er muss viele Prüfungen bestehen. Aber man findet auch viele Elemente, die ‹Magisterium› von ‹Harry Potter› unterscheiden. Im Magisterium wird eine andere Art Magie betrieben als in Hogwarts, ohne Zauberstäbe und Zaubersprüche. Die Schule und der Unterricht sind anders – und auch die Herausforderungen, mit denen sich Callum konfrontiert sieht, haben nicht mit einer Voldemort-ähnlichen Figur zu tun. Dennoch dürfen sich Harry-Potter-Fans ab etwa zwölf Jahren diese neue Geschichte auf keinen Fall entgehen lassen! Das nächste Buch, das ich vorstelle, las ich im Zug – und ich löste dabei einige schiefe Blicke aus, denn ich musste die ganze Zeit kichern und lachen. ‹Ada von Goth und die Geistermaus› von Chris Riddell ist ein ganz besonderes Vergnügen, und dies auch optisch: Der britische Autor ist zugleich Zeichner, er hat unter anderem viele Bücher von Terry Pratchett illustriert, und dieses Buch ist voll von seinen witzigen Darstellungen. Eine Augenweide! Auch die Geschichte ist sehr ulkig. Sie spielt im 19. Jahrhundert auf einem riesigen landwirtschaftlichen Anwesen, das Die etwa 16-jährige Liv ist gelinde gesagt eine Schwierige. Ihre Eltern stecken Sie deshalb in eine Schule für Schwererziehbare. In Wahrheit handelt es sich dabei aber um ein Internat für Kinder versnobter Eltern, in dem alles seltsam ist: die Atmosphäre, die Lehrerschaft, der Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander. Liv wird von den anderen ausgegrenzt, nur ein ziemlich schwatzhaftes Mädchen nähert sich ihr an. Und dann gibt es auch noch den attraktiven Malcolm ... so weit, so banal. Plötzlich kommen aber Kapitel hinzu, in denen die Geschichte bestimmter Mädchen aus früheren Zeiten erzählt werden – Ruth, Olivia und so weiter. Alle diese Mädchen gingen an die gleiche Schule, und alle sind tot. Als Liv diesen Mädchen begegnet, beginnt sie an ihrem Verstand zu zweifeln. Die Wahrheit ist aber dramatischer als ein gewöhnlicher Wahnsinn: Liv ist selber tot! Alle zehn Jahre wird an der Schule offenbar ein Mädchen getötet, und sie gehört jetzt zu dieser Reihe. Liv freundet sich darauf mit einem Aussenseiter an, der mit Toten kommunizieren kann, und macht sich mit ihm daran, die eigenartigen Todesfälle aufzuklären. Nun ja, die Geschichte ist schon etwas morbid, aber auch immer wieder lustig. Als Liv merkt, dass sie tot ist, muss sie erst einmal lernen, wie man als Geist durch Wände und Türen gleiten kann. Das ist offenbar nicht so einfach, wie wir glauben. Die grosse Stärke dieses Buchs ist die Hauptfigur. Und hervorragend gefallen haben mir die Kapitel über die toten Mädchen – sie machen dieses originelle Buch zu etwas ganz Besonderem.» angelina rubli, 29, ist im Kanton Schaffhausen aufgewachsen, wohnt in Dachsen und arbeitet bei Orell Füssli am Bellevue. «Das erste Geschenk, an das ich mich erinnern kann, war das Buch ‹Ronja Räubertochter›», erzählt sie. «Von da an wollte ich nur noch lesen – und Buchhändlerin werden.» Angelina verschlingt etwa drei bis vier Bücher pro Woche; eigenartigerweise liest sie bei jedem Buch immer zuerst das Ende. magisterium cassanDra clare, holly black 332 seiten CHF 21.90 lübbe ada von goth und die geistermaus chrIs rIDDell 224 seiten CHF 21.90 sauerländer liv, forever amy talkInGton 316 seiten CHF 21.90 beltz FantastIsCH | 39 Weitere Tipps aus dem Fantasy-Genre YVONNE LACHER Verkaufsberaterin Transa Filiale Zürich JÜRG BIGLER Verkaufsberater Transa Filiale Zürich Du willst raus. WIR KENNEN DAS. Und so bekommst du bei uns in den Filialen genau die Beratung, die du brauchst. Von Leuten, die dasselbe wollen wie du. Beste Auswahl, hochwertige Ausrüstung, echte Beratung für Travel & Outdoor. Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur, Zürich ramona gilomen, 24, wohnt in Grenchen und arbeitet bei Stauffacher in Bern. Sie hat sich zur Buchhändlerin ausbilden lassen, weil sie sehr gern liest und ihre Freude am Gelesenen gern weitergibt. Am allerliebsten sind ihr Fantasybücher und Comics – kein Wunder also, ist sie in der Comic- und Fantasyabteilung tätig. «Fantasy bietet mehr als unsere bekannte Welt», erklärt sie ihre Leidenschaft, «denn die Autorinnen und Autoren müssen sich an kein Naturgesetz halten.» Ihr Tipp: «Die Musik der Stille» von Patrick Rothfuss. «Seit vier Jahren schon müssen wir auf den dritten Teil von Rothfuss’ grossartiger ‹KönigsmörderChronik› warten. Immerhin hilft uns der US-amerikanische Autor jetzt, das Ausharren ein bisschen angenehmer zu gestalten: Er hat ein Buch geschrieben, in dessen Zentrum ein Nebencharakter der ‹Königsmörder-Chronik› steht. Das Mädchen Auri lebt tief unter der Universität von Imre in einem höhlenartigen Labyrinth verlassener Räume und alter Gänge. Während die klugen Köpfe hoch über ihr die Rätsel der Wissenschaft und der Alchemie entschlüsseln wollen, dringt Auri auf ihre Weise in die Geheimnisse der Dinge ein ... Die Novelle ist wie ihre Protagonistin: voller Gefühl und Einfühlungsvermögen. Die Sprache von Rothfuss sucht ihresgleichen – und der Autor beweist auch mit diesem Werk, dass Fantasy zu Unrecht als Literatur zweiter Klasse abgestempelt wird. Schlimm ist aber, dass einen ‹Die Musik der Stille› mit ganzer Kraft daran erinnert, warum man so sehnsüchtig auf die nächste Folge der ‹Königsmörder-Chronik› wartet!» kai mader, 33, wohnt auf der deutschen Seite von Weil am Rhein. Seit sechs Jahren arbeitet er bei Thalia Basel – und seit vier Jahren leitet er dort die Fantasy-Abteilung. «Fantasy bietet mir auf schöne Weise eine Möglichkeit, den Alltag hinter mir zu lassen», begründet er seine literarische Vorliebe. Sein Tipp: «Westeros» von George R.R. Martin. «Mit dem grossen Bildband ‹Westeros› ist eine Chronik erschienen, die jedem Fan von ‹Game of Thrones› Freudentränen in die Augen treibt. George R. R. Martin beschreibt die Geschichte der sieben Königreiche und der restlichen Welt so detailliert wie noch nie zuvor. In den Romanen der Reihe erfährt man immer wieder etwas über die Sagen, Mythen und Geschichten des Kontinents Westeros und der angrenzenden Länder. Doch erst hier offenbart sich das Gesamtbild dieser faszinierenden Welt. Die erste Hälfte des Buchs handelt von der Ankunft der ersten Menschen, beschreibt die Herrschaft der Drachen und endet in der Neuzeit. Dann werden die einzelnen Königreiche mit ihren Besonderheiten vorgestellt. Jede Seite wartet mit wunderschönen und aufwändigen Zeichnungen auf – sie bringen den Leserinnen und Lesern die Figuren und Ereignisse noch näher. Dieses Buch gehört nicht in die Reihe jener, die aus dem Erfolg von ‹Game of Thrones› schnellen Profit schlagen wollen. Es ist ein grossartiges Werk für alle, die Martins Bücher kennen und sich vom US-amerikanischen Bestseller-Autor durch die Welt von Eis und Feuer haben führen lassen.» katharina kromer, 29, lebt in Wutach, etwa eine halbe Stunde von Schaffhausen entfernt. Seit vier Jahren arbeitet sie bei Thalia Schaffhausen. Buchhändlerin wurde sie, «weil ich schon immer sehr gern las und nicht studieren wollte». Ihre bevorzugte Lektüre sind Fantasy-Romane für Jugendliche und Erwachsene. Kathi Kromers Tipp: «NOX. Unten» von Yves Grevet. «NOX ist ein Nebel, der das Oben und das Unten voneinander trennt. Oben leben die Schönen und Reichen, unten hausen die Armen. Polizei und Miliz sorgen dafür, dass die Trennung bestehen bleibt. Der 17-jährige Lucen, der in Dunkelheit und Gestank aufwächst – also unten –, gerät wegen seines Berufs zu den Aufständischen. Sein Freund aus Kindertagen, Gerges, wird hingegen Mitglied der Miliz. Und dann gibt es auch noch Ludmilla, ein Mädchen aus der Oberstadt ... Die Idee hinter dieser Dystopie ist wohl nicht sehr neu – aber ich finde sie wahnsinnig gut umgesetzt. Die Geschichte wird aus den drei Perspektiven der Hauptfiguren erzählt, und das verleiht ihr einen besonderen Pfiff. Teilweise bekommen wir dieselbe Szene zum Beispiel aus der Sicht von Lucen und dann aus jener von Ludmilla erzählt. Klingt zäh? Ist es überhaupt nicht, denn ich fand es spannend zu sehen, wie unterschiedlich eine Situation empfunden werden kann. Ein weiterer positiver Aspekt des Buchs ist die Entwicklung der Charaktere. Ludmilla zum Beispiel wandelt sich vom naiven Papa-Liebling zur jungen Dame mit eigenen Vorstellungen und Zielen. Das Ende lässt die Leserinnen und Leser voller Spannung auf den zweiten Teil zurück. Ja – es gibt eine Fortsetzung, aber vermutlich nur noch einen weiteren Band.» die musik der stille westeros w noX. unten no PatrIck rothfuss 173 seiten CHF 25.90 klett-Cotta Geor r. r. martIn GeorGe 336 seiten CHF 42.90 penhaligon p y yves Grevet 320 seiten CHF 21.90 dtv 40 | FIlmtIpps meIn buCH | 41 Books Nr. 2/2015 Szenen einer Ehe Wir möchten von Kundinnen und Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Veronika Minder aus Bern. Getroffen haben wir sie in der Buchhandlung Stauffacher in Bern. schmunzelnd. «Dabei kommen die Männer ja nur auf den ersten Blick schlecht weg – Sallys Mann wächst einem zum Beispiel während des Lesens richtig ans Herz.» Die beiden seien eben unterschiedlich, keiner besser oder schlechter als der andere, und die Geschichte ein tiefsinniger Roman mit Potenzial zum Nochmallesen. erik brühlmann Veronika Minder ist selbstständige Kulturschaffende. «Ich habe in meinem Leben schon alles gemacht», erzählt sie, «Platten verkauft, Konzerte organisiert, in einem Kino das Programm gestaltet, zwei Dokumentarfilme gedreht und vieles mehr.» Auch mit 67 Jahren ist die gebürtige Spiezerin im Kulturbereich beschäftigt. Zurzeit organisiert sie eine Ausstellung. Drama der koch Der tamilische asylbewerber maravan arbeitet als hilfskraft in einem zürcher sternelokal. Doch er ist ein begnadeter koch, seine Grossmutter hatte ihn in die Geheimnisse der aphrodisischen küche eingeweiht. als maravan gefeuert wird, ermutigt ihn seine kollegin andrea, mit ihr ein catering für liebesmenüs aufzuziehen. anfangs kochen sie für Paare, die eine sexualtherapeutin vermittelt. Doch der erfolg von «love food» spricht sich herum, und eine viel zahlungskräftigere klientel bekundet Interesse: männer aus Politik und Wirtschaft. maravan sorgt sich, das Geschäft könne «unanständig» werden. und das wird es. Doch er benötigt das Geld dringend, um seine familie zu unterstützen. komöDIe birdman oder die unverhoffte macht der ahnungslosigkeit riggan thomson hofft, dass seine dahinsiechende karriere durch eine theaterinszenierung am broadway wiederbelebt wird. zwar handelt es sich um ein ausgesprochen tollkühnes unterfangen, doch der frühere kinosuperheld hegt grösste hoffnungen, dass das kreative Wagnis ihn als künstler legitimiert und dass es allen beweist, dass er kein abgehalfterter hollywood-star ist – vor allem ihm selbst. Doch während die Premiere des stücks unaufhaltsam näher rückt, wird riggans hauptdarsteller bei den Proben verletzt und muss schnell ersetzt werden. Widerwillig engagiert riggan deshalb mike shiner – ein unberechenbarer typ, aber ein Garant für viele ticketverkäufe und begeisterte kritiken. Drama leben und sterben in god’s pocket Im arbeiterviertel God’s Pocket geht alles seinen geregelten Gang: man arbeitet, heiratet, bekommt kinder und stirbt irgendwann eines natürlichen todes. Doch das ändert sich, als mickey scarpatos stiefsohn leon bei einem baustellen-unfall ums leben kommt. Die wahren umstände dieses ereignisses würde mickey gern mitsamt der leiche begraben, doch seine frau Jeannie will Genaueres über den tod ihres sohnes wissen. als sich dann der reporter richard shelburn einmischt und brutale schuldeneintreiber bei mickey auftauchen, geraten die Dinge vollkommen ausser kontrolle ... Drama the good lie Der brutale bürgerkrieg, der 1983 im sudan wütet, macht unzählige menschen zu flüchtlingen. unter ihnen auch mamere, theo, abital und Jeremiah. sie haben ihre familie verloren und sind auf sich alleingestellt. Über tausend kilometer legten sie zu fuss zurück, um nach kenia in ein flüchtlingslager der uno zu gelangen. Dort leben sie zusammen mit 200'000 anderen Waisen unter katastrophalen bedingungen. nach 13 Jahren im flüchtlingslager werden drei von ihnen ausgewählt: sie sollen an einem hilfsprogramm teilnehmen, bei dem 3600 flüchtlinge in die usa gebracht werden. sie landen im büro der sozialarbeiterin carrie Davis, die es schafft, ihnen wieder hoffnung zu geben. Auch Bücher gehören zur Kultur – und Veronika Minder verschlang sie schon von Kindesbeinen an. «Zuerst war die Bibliothek meiner Eltern dran», erinnert sie sich. «Dann konzentrierte ich mich auf die Gemeindebibliothek und auf die Sammlung eines Lehrers.» Ihr System ist recht einfach: «Wenn ich etwas entdecke, das mir gefällt, lese ich gleich alles in dem Bereich, was mir in die Hände fällt!» Als passionierte Krimi-Leserin hat sie mittlerweile die meisten Schweden- und Norwegenkrimis intus, aber auch im Fantasy-Genre und bei den französischen Autoren fühlt sie sich heimisch. Auch Sachbücher liegen immer wieder auf ihrem Tisch. «Für gewöhnlich lese ich drei, vier Bücher parallel», sagt sie. eBooks haben bei ihr aller- dings keine Chance: «Ich brauche einen Computer zum Arbeiten – das reicht mir. Zum Lesen möchte ich nicht auch noch auf einen Bildschirm starren!» Für unsere Rubrik empfiehlt Veronika Minder den Roman «Alles über Sally» des Österreichers Arno Geiger. Der Roman über Ehe und Beziehungen, über Lust und Laster, über Männer und Frauen hat die Bernerin positiv überrascht: «Ich bin immer etwas skeptisch, wenn männliche Autoren mit weiblichen Hauptpersonen arbeiten. Arno Geiger ist einer der wenigen, der eine Frau auch in ihrem Denken und Fühlen überzeugend beschreiben kann.» Die verschiedenen Wahrnehmungsebenen des Romans seien eine weitere Stärke der Geschichte. «Hinzu kommt, dass Geigers Stil sich sehr gut liest. Die Dialoge fliessen, das Denken der Charaktere ist schonungslos offen, ihre Motivationen und Antriebe sind absolut nachvollziehbar.» «Alles über Sally» sei, so vermutet Veronika Minder, allerdings vor allem ein Roman für Frauen. «Jedenfalls weigerten sich die Männer in der Lesegruppe meiner Bekannten, den Roman zu Ende zu lesen», erzählt sie alles über sally arno GeIGer 368 seiten CHF 14.90 dtv Alonso Eine Komödie um Untreue und einen mexikanischen Nackthund AUTOR: STEFAN VÖGEL REGIE: VIKTOR GIACOBBO 3. sep bis 3. Okt 2015 www.casinotheater.ch / 052 260 58 58 102 minuten 119 minuten 81 minuten 112 minuten DvD: chf 18.90 DvD: chf 22.90 DvD: chf 19.90 DvD: chf 19.90 42 | kInderwelt kInderwelt | 43 Books Nr. 2/2015 «wer war’s?» die Frage, die dem buch von olivier tallec den titel gab, ist für kleine kinder gar nicht so einfach zu beantworten. SStrickende JJungs und dichtende Mädchen Alle haben Talente. Nicole Stäuble, unsere Spezialistin für Kinderbücher, besitzt zum Beispiel jenes, stets die besten Neuerscheinungen aus dem Regal zu zupfen. Und heute stellt sie ausgerechnet Bücher zum Thema Talent vor! marius leutenegger «Warum ich das Thema Talent gewählt habe? Ehrlich gesagt, weil ich zwei megacoole Neuerscheinungen dazu erhielt. Und dann dachte ich daran, dass wir doch alle gewisse Sachen gern und gut machen. Man muss ja nicht gleich ein Mozart sein – oft hat ein Talent ja einfach damit zu tun, was uns im Alltag Freude macht. Beim ersten Titel, den ich empfehle, steht das Talent der kleinen Leserinnen und Leser im Zentrum. ‹Wer war’s?› des französischen Illustrators Olivier Tallec ist mein aktuelles Lieblingsbilderbuch. Über jeder Doppelseite prangt eine einfach Frage, zum Beispiel ‹Wer hat sich weh getan›, darunter sieht man eine Handvoll Figuren – und nun muss man herausfinden, wer gemeint sein könnte. Die Figuren – vorwiegend Kinder und Haustiere – sind einfach zum Verlieben. Alle haben grosse Köpfe wie die Peanuts und zeigen witzige Mienen. Man könnte jede Seite dieses Buchs als kleines Kunstwerk herauskopieren und an die Wand hängen. Die Rätsel mögen uns Erwachsenen eher etwas einfach vorkom- men, aber mein Sohn musste da und dort schon daran knabbern. Ach, das ist ein richtiges Geniesserbuch – und die ideale Unterhaltung für eine unbeschwerte Stunde, die Kinder mit ihren Eltern zusammen auf dem Sofa oder am Sonntagmorgen im Bett verbringen. Eingangs habe ich angedeutet, Talente seien oft Dinge, die man gern und gut mache. Manchmal ist diese Kombination aber nicht gegeben. Das erlebt zum Beispiel auch Linni von Links. Sie ist die Hauptfigur einer neuen Serie der Deutschen Alice Pantermüller, der Autorin von ‹Mein Lotta-Leben›. In ‹Linni von Links 01. Berühmt mit Kirsche oben drauf› erfahren wir, dass Linni wahnsinnig gern Gedichte schreibt, aber leider überhaupt kein Talent dafür hat. Liest man ihre Gedichte, denkt man tatsächlich: Ojeoje, da reimt sich nichts, das ergibt keinen Sinn, das ist doch Gugus. Aber Linni lässt sich nicht von ihrem Ziel, eine grosse Lyrikerin zu werden, abbringen. Erstens sind alle Frauen ihrer Familie berühmt geworden; ihre Urgrossmutter war zum Beispiel bereits eine erfolgreiche Dichterin, ihre Mutter ist Fotografin, und sogar Linnis kleine Schwester sorgt als Mode-Ikone für Furore. Da muss doch endlich auch Linni etwas gelingen, das sie berühmt macht. Zweitens gibt es eine Person, die fest an Linni glaubt: Ihre Freundin, Tochter eines Konditors, findet alle Gedichte ‹sahnig› oder ‹cremig›. Eines Nachts wacht Linni auf, und vor ihrem Bett steht der Geist ihrer Urgrossmutter, der beim Lesen der Gedichte die Haare zu Berge stehen. Die alte Dame möchte Linni helfen, ein Hobby zu finden, zu dem sie mehr Talent hat, aber das Mädchen lässt sich vom Gedichteschreiben einfach nicht abbringen. Schliesslich steht ja auch ein wichtiger Wettbewerb vor der Tür ... Vor der Hauptfigur dieses hinreissenden Buchs muss man einfach den Hut ziehen: Sie schreibt unbeirrt weiter, obwohl ihr ständig gesagt wird, sie solle es bleiben lassen. Sie nimmt am Wettbewerb teil, obwohl ihr eigentlich klar sein müsste, dass sie kei- Aber oh Graus: Ben hat sich geirrt, der Kurs wird von einer ihm unbekannten Lehrerin geleitet. Doch er macht gute Miene zum bösen Spiel und nimmt trotzdem teil. Schon bald merkt Ben, dass ihn das Stricken total erfüllt und dass er es erst noch gut kann. Natürlich hat er niemandem erzählt, dass er in den Strickkurs geht, denn Jungs stricken nicht. Um einen Beweis vorlegen zu können, dass er sich wie behauptet im Töpferkurs eingeschrieben hat, muss er irgendwie an Ton herankommen. Und schon bald kommt es zu 100 Verstrickungen – erst recht, als die Lehrerin meint, Ben solle doch am StrickLandeswettbewerb für Junioren teilnehmen. Das Buch ist als Tagebuch verfasst und an Originalität kaum zu überbieten. Als Leserin oder Leser fiebert man von der ersten Seite an mit Ben mit, und wenn man selber gern strickt, kann man seine Begeisterung richtig mitfühlen. Obwohl die Hauptfigur ein Bub ist, eignet sich das Buch für Mädchen und Buben ab 12 Jahren. illUSTrATiONeN DANielA KOHl, © AreNA 20152015 Richtig begeisternd ist auch ‹Ben Fletchers total geniale Maschen› des Briten T.S. Easton – ich traue mich kaum, es zu sagen, aber das ist schon wieder ein Lieblingsbuch von mir! Der 14-jährige Ben hat das Herz eigentlich auf dem rechten Fleck, aber wie das Leben so spielt, wird er – obwohl unschuldig – beim Alkoholklauen erwischt. Er bekommt eine Bewährungshelferin und muss eine ganze Reihe von Bewährungsauflagen erfüllen. Dazu zählt auch die Teilnahme an einem Abendkurs. Zur Auswahl stehen vier Kurse, und Ben liest sich jenen aus, den seine Lieblingslehrerin gibt: Stricken! illUSTrATiONeN DANielA KOHl, © AreNA 2015 illUSTrATiONeN OliVier TAllec, © GerSTeNBerG 2015 nen Erfolg haben wird. Das ist wirklich ein liebenswertes Mädchen und gutes Vorbild für uns alle. Die Geschichte ist so bezaubernd geschrieben, dass man das Buch allen Kindern ab acht Jahren an Herz legen kann. linni lässt sich trotz offensichtlicher talentlosigkeit t talentlosigk eit nicht davon abhalten, ihrer leidenschaft zu frönen: dem dichten. Die nächste Neuerscheinung ist nun definitiv mein Lieblingsbuch. Ich empfehle sie daher, obwohl sie nicht viel mit dem Thema zu tun hat – denn sie liegt mir sehr am Herzen und ist einfach genial: ‹Eleanor & Park› von Rainbow Rowell. Was ist das doch für eine schöne Liebesgeschichte! Sie beginnt im Schulbus. Park, ein Junge mit asiatischen Wurzeln, fährt damit täglich zum Unterricht. Eines Tags steigt die rothaarige Eleanor zu. Sie ist neu in der Stadt und ein bisschen pummelig, also das ideale Opfer für die böse Clique, die hinter Park sitzt. Eleanor tut Park leid, und deshalb lässt er sie neben sich sitzen. Die beiden kommen zuerst nicht miteinander ins Gespräch. Park liest im Schulbus immer Comics, und irgendwann beginnt Eleanor, ihm über die Schulter zu schauen und mitzulesen. Mit der Zeit wartet Park mit dem Weiterlesen, bis Eleanor neben ihm sitzt, und die beiden beginnen auch damit, ihre Lieblingsmusik auszutauschen. Und ganz allmählich erfahren wir mehr über die beiden. Park lebt in einer HeileWelt-Familie, ist aber wegen seiner geringen Körpergrösse eher ein Aussenseiter. Eleanor haust mit ihren vier Geschwistern und der Mutter bei deren neuem Lover, einem schlimmen Mann. Park wird für sie zu einer ganz wichtigen Stütze. Ich habe die Art, wie die beiden miteinander umgehen, wunderbar gefunden: Man hat das Gefühl, im Schulbus sei alles grau, nur die beiden sässen glücklich da wie zwei Gestalten im Licht. Das Buch ist aber überhaupt nicht kitschig, die Geschichte entwickelt sich im Gegenteil sogar ziemlich dramatisch. Diesem sehr feinsinnigen und eindrücklichen Roman für Leserinnen und Leser ab 14 Jahren gelingt es, die Gefühle von Teenagern glaubwürdig und respektvoll einzufangen. Ich habe jedenfalls noch nie etwas so Schönes über die erste Liebe gelesen.» Nicole Stäuble, 42, ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Frauenfeld; sie hat einen fünfjährigen Sohn. «Ich machte bereits meine Lehre zur Buchhändlerin bei Orell Füssli», erzählt sie. Schon in der Lehre seien Kinder- und Jugendbücher für sie das Grösste gewesen, denn «dieser Bereich ist so vielseitig – und fast so etwas wie eine Buchhandlung in der Buchhandlung!» Ausserdem könne man die Kundinnen und Kunden, die Kinderbücher suchten, richtig beraten: «Die meisten Leute sind dankbar für Empfehlungen, weil sie sich mit den Neuerscheinungen nicht so gut auskennen.» wer war’s? olIvIer tallec 32 seiten CHF 14.90 gerstenberg linni von links 01. berühmt mit kirsche oben drauf a alIce PantermÜller 136 seiten CHF 14.90 arena a ben Fletchers total geniale maschen t.s. easton 320 seiten CHF 21.90 ueberreuter eleanor & park raInboW roWell 368 seiten CHF 23.90 Hanser 44 | koCHbüCHer Köstlich und gesund Säfte, Smoothies und Superfoods sind der Saison-Trend. Neue Bücher zeigen, dass dahinter aber mehr als nur eine Modeerscheinung steckt. markus ganz Wird von «Superfood-Smoothies» und dem «Glück aus dem Glas» geredet, ist Vorsicht angesagt – ein Wundermittel ist das Trendgetränk nicht. «Smoothies sollen keine Mahlzeit ersetzen», stellt etwa Erica Bänziger in ihrem Buch «Smoothies – Power aus der Natur» fest. «Sie können aber helfen, die Empfehlung ‹Fünf Portionen Früchte und Gemüse täglich› lustvoll umzusetzen». Die diplomierte Ernährungsberaterin und vielfache Kochbuchautorin aus Verscio im Tessin empfiehlt, Smoothies selber zuzubereiten. So könne der tägliche Gemüseanteil gesteigert werden, der bei gekauften Smoothies leider Saft ist so etwas wie die Erwachsenenversion der Milch, die Babys trinken. koCHbüCHer | 45 Books Nr. 2/2015 meist zu gering sei. Mit der Smoothie«Verpackung» könne man zudem bei Kindern, die oft einen Bogen um Gemüse machen, Vorurteile abbauen. gegen Frühjahrsmüdigkeit Erica Bänziger begründet in einem theoretischen Buchteil detailliert, weshalb ausgewogene Smoothies gesund sind. Sie erklärt auch, welche Zutaten gesund sind und welche nicht, vor manchen warnt sie gar. Selbstredend, dass ihre Rezepte auf einem «harmonischen Mix von Kräutern, essbaren Wildpflanzen, Früchten und Gemüse basieren». Erica Bänziger gibt auch Anwendungsbeispiele und empfiehlt Smoothies etwa gegen Frühjahrsmüdigkeit. Denn die Natur bringe «gleichzeitig jene Dinge zum Vorschein, welche uns dabei unterstützen, uns wieder fitter zu fühlen». Wildkräuter und frische Kräuter lieferten zahlreiche Vitalstoffe, die beleben und das Säure-Basen-Gleichwicht fördern würden. Fast wie muttermilch Mit «Superfood Smoothies» ist Julie Morris vor zwei Jahren ein Grosserfolg geglückt. Nun doppelt die US-amerikanische Küchenchefin und Ernährungsberaterin mit dem neuen Buch «Superfood Säfte» nach, in dem sie sich statt Smoothies den Säften widmet. Saft sei so etwas wie die Erwachsenenversion der Milch, die Babys trinken: «Er ist einfach zu konsumieren, leicht zu verdauen und vollgepackt mit Nährstoffen». Sie erklärt in der Einleitung aber auch, wieso die unterschiedliche Zubereitung von Smoothies und Saft wichtig ist. Beim Pressen der frischen Zutaten für einen Saft bleibt eine Masse zurück, wodurch die im Fruchtfleisch konzentrierten Fasern, Fett und Eiweiss für den Saft verloren gingen. «Somit enthält der Saft zwar reichlich pflanzliche Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe, aber eben auch viel natürlichen Zucker.» Das Reduzieren von Zucker sei bei den Säften deshalb noch viel wichtiger als bei den Smoothies. nicht theoretische Überlegungen, sondern praktische Rezepte, die schnell und einfach umzusetzen sind. auswahlhilfe für säfte Auch Erin Quon und Briana Stockton bieten in ihrem – auffallend stilvoll bebilderten – Buch «Super Säfte!» eine umfassende Einführung in das Thema der Säfte. Doch sie setzen mehr auf Beratung, wann welcher Saft die beste Wahl ist. Sie haben die gut 90 Rezepte deshalb in die vier Kategorien Energie, Power, Detox und Stärke aufgeteilt. Das Spektrum reicht von süssen Säften auf Obstbasis bis zu schmackhaften Gemüsesäften. Wer gern etwas Ungewohntes ausprobiert, findet auch Kombinationen mit Grünkohl, Avocado und Ingwer, die hier Powerfoods genannt werden. Hilfreich und amüsant zugleich sind oft die Rezeptbezeichnungen. «Guten Morgen in Grün» etwa wird aus Honigmelone, Limette und Selleriestangen zubereitet. Das «Gesunde Wunderwasser» enthält neben Zuckermelone, Limette, Basilikum und Kokoswasser auch Jalapeño-Chilischote. Und wer über den Durst getrunken hat, findet eine «Katermedizin», die sich aus Wassermelone, Limette, Gurke und frischem Ingwer zusammensetzt. Rezept aus dem nebenan besprochenen Buch «Superfood Säfte» smoothies – power aus der natur erIca bänzIGer 128 seiten CHF 31.90 Fona besonders gesund Als zweite Grundregel dieses Buchs kann man den Einsatz von Superfoods bezeichnen, um den herstellungsbedingten Verlust von Nährstoff zu kompensieren. Mit den sogenannten Superfoods sind besonders «gesunde» Nahrungsquellen gemeint, die natürlichen Ursprungs sind, gemäss Julie Morris aber einen ausserordentlich hohen Anteil an Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen enthalten. Sie zählt etwa Algen, Gojibeeren, Camu-Camu-Pulver und Weizengraspulver dazu, deren spezielle Eigenschaften sie ebenso erklärt wie die von Basiszutaten wie Ananas, Gurken, Melonen, Sellerie und Zitrusfrüchten. Im Mittelpunkt stehen aber Für Sie probiert: Schoko-Minze-Saft superfood säfte – 100 rezepte für leckere powersäfte JulIe morrIs 224 seiten CHF 28.90 königsfurt-urania super säfte! s e erIn quon, brIana stockton 110 seiten CHF 17.90 edel e Dieser Saft macht hochgradig süchtig – im positivsten Sinn natürlich. Aufgrund seines Gehalts an Elektrolyten ist er stark feuchtigkeitsbildend und hat ein Geschmacksprofil, das an minzige Schokoladenmilch erinnert. Zudem ist er sehr erfrischend. erGIbt runD 475 ml zutaten: zubereItung: 6 grosse Palmkohlblätter (auch als Lacinato-Grünkohl oder Schwarzkohl bekannt) 1 grosse Handvoll Minze 370 ml Kokoswasser 1 EL Kakaopulver 1 TL Vanilleextrakt Süssungsmittel nach Belieben Palmkohlblätter und Minze entsaften. Den Saft in einen Mixer giessen und Kokoswasser, Kakaopulver und Vanille dazugeben. Alles gut durchmixen. Abschmecken und mit Stevia oder einem bevorzugten Süssungsmittel süssen. verstärkung: Wenn Sie flüssiges Chlorophyll haben, kann es bei diesem Rezept ideal eingesetzt werden. 46 | wettbewerb veranstaltungen | 47 Books Nr. 2/2015 Das Literatur-Kreuzworträtsel VERANSTALTUNGEN Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Gutscheinkarten von Orell Füssli Thalia: 1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–. JunI 1. thalia bern JulI 17.30 uhr «Fremdsprachen in der Schule» 4. berner Wissenschaftscafé, öffentlicher vortrag und Diskussion 6. 9. 6. kramhof zürich 13–15 uhr Theo der Bär besucht die Kinderwelt kramhof zürich 4. thalia bern 20 uhr 13–15 uhr buchvernissage mit Peter fahr; es lesen stefan kurt und meret matter, musik von andy harder 17.30 uhr «Es lebe der Sport» 10. Hotel mont Cervin palace, zermatt 7. 19 uhr thalia bern 8. thalia bern 20 uhr «Das Wunder der Heilung» vortrag von Patric Pedrazzoli august 25. thalia bern 17.30 uhr «Mythos Wald» berner Wissenschaftscafé, öffentlicher vortrag und Diskussion «Matterhorn – Berg der Berge» berg-buchvernissage mit autor Daniel anker und fotograf robert bösch, veranstaltet von zaP zermatt 20 uhr «Alles ist nicht alles» Theo der Bär besucht die Kinderwelt berner Wissenschaftscafé, öffentlicher vortrag und Diskussion thalia bern stauffacher bern 20 uhr «Geld aus dem Nichts» 9. Wie banken Wachstum ermöglichen und krisen verursachen – lesung mit mathias binswanger 10. meissner bücher aarau stauffacher bern 20 uhr «Die Walserin» buchvernissage und lesung mit therese bichsel 19.30 uhr «Wir zählen unsere Tage nicht» lesung mit silvio blatter «Indien – ein Länderporträt» 10. stauffacher bern 20 uhr lesung mit bernard Imhasly «Burnout» Psychiatrie im Gespräch, öffentlicher vortrag und Diskussion 10. rösslitor st. gallen 26. 20 uhr 18. barocksaal stiftsbibliothek st. gallen «Mythos Wald» thuner Wissenschaftscafé, öffentlicher vortrag und Diskussion 30. thalia basel 20 uhr september 1. stauffacher bern 20 uhr lesung mit Donna leon und regine Weingart veranstaltet mit der buchhandlung rösslitor ✁ 27. Lösungswort: Vorname / Name Adresse Mit der Angabe ihrer E-Mail-Adresse akzeptieren die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen. Die Orell Füssli Thalia AG ist berechtigt, die angegebenen Daten zu speichern – und sie für den Versand des kostenlosen Newsletters von buch.ch, thalia.ch und books.ch sowie zu Markt- oder Meinungsforschungszwecken zu nutzen. «Wirksame Therapie bei Angststörungen» 17.15 uhr 20 uhr «Tod zwischen den Zeilen» Bis zum 1. Juli 2015 bei Orell Füssli, Thalia, Stauffacher, ZAP, Meissner oder bei Rösslitor Bücher abgeben – oder per E-Mail senden an: [email protected]. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. 20 uhr Psychiatrie im Gespräch, öffentlicher vortrag und Diskussion «Matterhörner. Eine folgenschwere Erbschaft» lesung mit blanca Imboden 14. thalia thun stauffacher bern PLZ / Ort stauffacher bern 18 uhr «Büro Destruct» vernissage der ausstellung vom 22. Juni bis 2. august «Es gibt Tage, da sind alle Menschen blau und sprechen Chinesisch» kabarettistische lesung mit bänz friedli «Der Tod – live» buchvernissage und lesung mit Philipp Probst E-Mail alle veranstaltungen finden sie auf www.books.ch, www.thalia.ch und www.buch.ch 48 | kolumne tram-aktIon | 49 Books Nr. 2/2015 Trampunzel: Das Sommer-Märlitram Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in Books, warum sie schreiben. Heute: Max Küng Bis jetzt gab es das Märlitram in Zürich nur im Advent. Dieses Jahr fährt aber auch im Sommer das Märlitram von Orell Füssli durch die Strassen. Zwei Erzähler bringen auf der halbstündigen Reise Kinderaugen zum Leuchten. preise und weitere Informationen Ein Ticket kostet 12 Franken pro Kind und ist erhältlich in der Kinderwelt der Orell-Füssli-Filiale Kramhof Zürich. Mehr Informationen unter 0848 80 18 80. Jonas bühler Der Duden zählt 250’000 Wörter. Das sind 250’000 Möglichkeiten, ein erstes Wort zu wählen. 250’000 verschiedene Anfänge. Auch ein Mensch, der Zahlen grundsätzlich ablehnt, muss erkennen, dass die Zahl 250’000 sehr hoch ist. Und hat man erst einmal das erste Wort gewählt, dann ist die Arbeit noch lang nicht getan: Nein, man muss ein zweites Wort suchen. Und dann ein drittes Wort. Ein viertes Wort. Und so weiter. Ich schreibe kurze Texte, lange Texte, meist für «Das Magazin». Es sind Texte über alle Themen (ausser Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion). Dieses Schreiben funktioniert niemals ohne vorgehaltene Waffe: Da muss jemand sein, der den Text erwartet. Ein Redakteur. Eine Lektorin. Jemand, der sehr streng ist. Ohne Leidensdruck geht gar nichts. Heute etwa sitze ich im Büro und schreibe diese Worte. Draussen ist ein wunderschöner Tag. Ich könnte mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren. Und wäre es ein Regentag, dann auch egal: Ich könnte im Womb Chair sitzend liegen oder liegend sitzen und auf Netflix eine Serie schauen. Aber ich habe jemandem diesen Text versprochen. Liefere ich ihn heute Abend nicht, dann würde jemand sehr böse auf mich sein. Das will ich nicht. Deshalb schreibe ich. Und nun habe ich ein Buch geschrieben, einen Roman, er hat 288 Seiten, das sind so knapp 70’000 Wörter. Das sind so gut 400’000 Zeichen. Dass ich ein Buch schreibe, das war nicht meine Idee. Man hat mich überredet. Es gab den einen oder anderen Moment während des Schreibens, in dem ich sehr nahe dran war, alles in den Kübel zu schmeissen. Deswegen habe ich den Vertrag mit dem Verlag auch erst unterschrieben, als ich das Manuskript fertig hatte. Ich dachte: Sollte ich es nicht schaffen, dann sag ich denen, ich hätte niemals einen Vertrag gesehen. Ich würde einfach sagen: «Ein Buch? Was für ein Buch? Ich weiss von keinem Buch ...» Stadt heraus zu fahren, über einen Hügel, durch ein Tal, einen Fluss entlang, über noch einen Hügel, hinein in ein anderes Tal. Ja, darum schreibe ich: Damit ich Fahrrad fahren kann. Und ich schreibe auch, weil ich sonst nichts kann. Ich wäre ein schlechter Metzger. Ich wäre ein übler Baggerfahrer. Ich wäre ein lausiger Hundecoiffeur. Darum schreibe ich: Es ist mein Beruf. Als ich den Roman in Angriff nahm, schrieb ich vier Wochen lang kein Wort, sondern dachte darüber nach, mit welchem Wort das Buch beginnen sollte. Es gibt da tolle Rezepte. Brett Easton Ellis sagte einmal, für sein Buch «Glamorama» habe er folgendes Konzept gehabt: Er wollte mit dem Wort «Flecken» beginnen, mit etwas sehr Kleinem, und er wollte das Buch mit dem Wort «Mountain» beenden, mit etwas sehr Grossem also. Alles dazwischen hätte sich dann einfach so ergeben. Die zweiten vier Wochen verbrachte ich damit, Berechnungen anzustellen: Wie viele Zeichen ich pro Tag zu schreiben hätte, um an einem bestimmten Tag eine bestimmte Anzahl Worte zustande gebracht zu haben. Und ich ernährte mich von Weisheiten wie jener von E. L. Doctorow: «Writing is like driving at night in the fog. You can only see as far as your headlights, but you can make the whole trip that way.» Das gab mir Mut. Die nächsten Wochen dann verbrachte ich damit, am Morgen früh aufzustehen und zu schreiben. Am besten schreibt es sich frühmorgens, bevor man richtig wach ist, bevor man denken kann, was man machen könnte, anstatt zu schreiben. Hatte ich jeweils die von mir gesetzte Marke von 7500 Zeichen erreicht, durfte ich den Rest des Tages tun, was ich wollte. Meistens stieg ich aufs Fahrrad. Denn das ist das, was ich am liebsten tue: Mit dem Rennvelo aus der Fahrplan Abfahrt und Ankunft: Tramschleife Bellevue Zürich © cHriSTiAN ScHNUr Es ist ganz simpel: Ich schreibe, damit ich Fahrrad fahren kann. Denn dies ist das, was ich am liebsten tue. Niemals käme ich auf die Idee, einfach so zu schreiben, weil ich etwa so etwas wie ein inneres Bedürfnis verspürte. Dazu ist das Schreiben viel zu schrecklich, denn es gibt viel zu viele Wörter. max kÜnG Max Küng kam 1969 in Maisprach bei Basel zur Welt. Er absolvierte in Liestal eine kaufmännische Lehre bei einer Bank – in der Hoffnung, einmal ein reicher Bankdirektor zu werden. Anschliessend begann er eine Ausbildung als Computerprogrammierer. Mit 25 Jahren trat er schliesslich in die Ringier-Journalistenschule ein. Seit 2000 schreibt er regelmässig Kolumnen und Reportagen für «Das Magazin». Soeben ist sein erster Roman erschienen: wir kennen uns doch kaum 288 seiten CHF 14.90 rowohlt Mit Geschichten vom Rumpelstilzchen und den Bremer Stadtmusikanten werden Andrea Fischer und Adrian Schulthess vom Minitheater Hannibal die Kinder im Märchentram unterhalten. Die beiden haben bereits zahlreiche Theaterstücke für Kinder inszeniert und sind Meister im Märchenerzählen. Während einer halbstündigen Fahrt im historischen Tram durch Zürich betreten sie mit den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern in der Fantasie eine magische Welt voller singender Esel, einfältiger Räuber, listiger Männlein und so schlauer wie schöner Müllerstöchter. Die Kinder hören vier Tiere mehr schlecht als recht zusammen musizieren und erraten den Namen dieses kleinen Kerls, der zwischen den hölzernen Bänken herumpoltert. Und vergessen dabei völlig, dass es nur die Stadt Zürich ist, die da vor den Fenstern vorbeizieht, und kein Märchenland. rasch tickets holen! Start- und Endpunkt der märchenhaften Reise, die von Orell Füssli Thalia und der VBZ gemeinsam veranstaltet wird, ist die Tramschleife am Bellevue. Die Fahrt findet an vier Samstagen von Juni bis Oktober jeweils dreimal pro Nachmittag statt. Sie dauert rund eine halbe Stunde. Das alte VBZ-Tram hat bloss 20 Plätze – leider lassen sich auch bei wildem Flunkern nicht mehr hinzaubern, man muss also schnell reservieren. Tickets gibt’s in der Kinderwelt der Orell-Füssli-Filiale Kramhof in Zürich. Erwachsene dürfen leider nicht mitfahren, da sie zu gross für den kleinen Platz im Tram sind. Sie können ihre Kinder spätestens eine Viertelstunde vor Abfahrt zum Tram bringen und nach der Fahrt wieder abholen. Proviant müssen sie den Kindern keinen mitgeben. 6. Juni 14 bis 14.30 Uhr 15 bis 15.30 Uhr 16 bis 16.30 Uhr 4. Juli 14 bis 14.30 Uhr 15 bis 15.30 Uhr 16 bis 16.30 Uhr 5. September 14 bis 14.30 Uhr 15 bis 15.30 Uhr 16 bis 16.30 Uhr 3. Oktober 14 bis 14.30 Uhr 15 bis 15.30 Uhr 16 bis 16.30 Uhr 50 | CarIgIet-ausstellung Das Bündnerland in leuchtenden Farben Alois Carigiet wurde als Kinderbuchautor weltbekannt. Der Künstler aus der Surselva hat aber weit mehr zu bieten als den «Schellen-Ursli». Ab dem 12. Juni ist ein Querschnitt seines Werks im Landesmuseum Zürich zu bewundern. Orell Füssli Thalia unterstützt die Ausstellung. benjamin gygax 1947 mitspielte. Zeitlebens widersetzte sich Alois Carigiet dem Zwang, sich auf eine Rolle als Illustrator, Gebrauchsgrafiker oder Künstler festlegen zu lassen. Er war deswegen auch Kritik ausgesetzt. Dafür gibt es am Bündner Maler, der vor dreissig Jahren in seinen Geburtsort Trun starb, umso mehr zu entdecken. © Orell FüSSli VerlAG der schellen-ursli prägte das bild der schweiz – und vor allem jenes des engadins. grafiker, autor und maler Der Künstler Alois Carigiet hat allerdings weit mehr zu bieten als seine Kinderbuchklassiker. Der gelernte Dekorationsmaler, der 1902 in Trun in der Surselva zur Welt kam, führte in Zürich ein Grafikatelier und entwarf zahlreiche Werbeplakate, zum Beispiel für die Landi 1939. Von ihm stammen so bekannte Sujets wie das rote Kleeblatt für die Landeslotterie oder das weisse Hündli von Fein-Kaller. Carigiet malte Landschaften vor allem aus seiner Bündner Heimat, schuf Wandgemälde und fertigte Bühnenbilder für das legendäre «Cabaret Cornichon» an. 1934 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Ensembles, und er war ihm auch durch seinen Bruder Zarli Carigiet verbunden, der bis «seIne vIelseItIGkeIt fInDe Ich beeInDruckenD» Pascale Meyer hat die Ausstellung über Alois Carigiet als Kuratorin betreut. Sie erzählt, was es an diesem Künstler zu entdecken gibt. Was wollen Sie in der Ausstellung vermitteln? Wir wollen auch ein Stück Kulturgeschichte aus der rätoromanischen Schweiz zeigen, denn das Werk Carigiets muss man vor dem Hintergrund seiner Heimat betrachten. Ich finde die Vielseitigkeit des Künstlers beeindruckend. Er hat ja nicht nur gezeichnet und gemalt, sondern auch Kinderbücher getextet. In der Ausstellung kann man seine Biografie und sein vielseitiges Werk kennen lernen. ein raum für jede seite des künstlers Das sagte sich auch das Schweizerische Landesmuseum in Zürich. Und weil die letzte Ausstellung von Carigiets Werk schon lange zurück liegt – sie fand 2002 im Bündner Kunstmuseum Chur statt –, hat es die Ausstellung «Alois Carigiet. Kunst, Grafik & Schellen-Ursli» organisiert. Vom 12. alois Carigiet malte die natur, die ihn im bündnerland umgab. Der Bub mit der roten Zipfelmütze will sich nicht damit abfinden, am Chalandamarz mit dem kleinsten Glöcklein durchs Dorf Guarda zu ziehen. Deshalb wagt er ganz allein die abenteuerliche Wanderung zum Maiensäss, um dort eine grosse Treichel zu holen. Die Geschichte vom Schellen-Ursli kennt in der Schweiz seit vielen Jahrzehnten fast jedes Kind. Und sogar in Amerika und im fernen Osten hat das Bilderbuch begeisterte Leserinnen und Leser. Die Kinderbücher machten ihren Schöpfer Alois Carigiet berühmt, und sie sind auch heute so beliebt wie eh und je. Zurzeit wird der Schellen-Ursli, der 1945 entstand, bereits zum zweiten Mal verfilmt. Der Spielfilm von Xavier Koller kommt im Herbst in die Kinos. CarIgIet-ausstellung | 51 Books Nr. 2/2015 Juni an zeigt das Museum einen breiten Querschnitt durch das Schaffen des Künstlers. Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Familie Carigiet, einer der beiden Töchter des Künstlers, und dem Bündner Kunstmuseum entstand, bringt den Besuchenden das ganze Spektrum von Carigiets Schaffen näher. Ein Raum ist der rätoromanischen Kultur gewidmet, die den Künstler so sehr geprägt hat. Kinder können in einer künstlichen Berglandschaft herumturnen und alle Bilderbücher Carigiets erleben. Ein Raum ist dem grafischen Werk gewidmet, einer der Malerei und einer seiner Zusammenarbeit mit dem «Cabaret Cornichon». unbekanntes entdecken Als besondere Leckerbissen präsentiert die Ausstellung auch weniger bekannte Plakate, bisher ungesehene Entwürfe für Wandmalereien wie zum Beispiel die Flurina, ein Entwurf für das Wandgemälde der «Cascheria» in Trun, sowie ein Kinderbuch, das bis heute nicht veröffentlicht wurde: Besucherinnen und Besucher können einen Blick in sein spätes Buch «Krikel» werfen. Sie werden auch Kostüme und Requisiten aus der Neuverfilmung des «Schellen-Ursli» bestaunen und ein Making-of ansehen können. Books: Was hat Sie dazu veranlasst, eine Ausstellung über Alois Carigiet zu gestalten? Pascale Meyer: Die Idee ist eigentlich auf unsere Märchen-Ausstellung vor zwei Jahren zurückzuführen. Als wir damals die Märchenbücher des Künstlers und Illustrators Felix Hoffmann zeigten, fiel bereits ab und zu der Name Carigiet – auch er gehört zu den Künstlern, die weit über die Schweiz hinaus ausstrahlen. Damit war für uns klar, dass er «der Nächste auf unserer Liste» ist. Gibt es in diesem breiten Schaffen einen Bereich, der speziell ist? Das grafische Werk von Carigiet ist sicher herausragend: In diesem Bereich spielte er in der Schweiz absolut in der ersten Liga. Allerdings schloss er nach einigen Jahren mit der Grafik ab, um nur noch als freier Künstler zu arbeiten. Wie hat Carigiet als Künstler nachgewirkt? Er war vor allen in den 1960er- bis 80er-Jahren populär, in sehr vielen Schweizer Haushalten hingen seine Bilder und Lithographien. Seine Kinderbücher sind weiterhin sehr beliebt. Sie tragen viel zum Bild der Schweiz und vor allem des Engadins bei. das grosse buch vom schellen-ursli Schellen-Ursli, Flurina und das Wildvöglein, Der grosse Schnee aloIs carIGIet unD selIna chönz 120 seiten | CHF 65.00 | orell Füssli Die «Engadiner Trilogie» von Carigiet umfasst den «Schellen-Ursli», «Flurina und das Wildvöglein» sowie «Der grosse Schnee». 2012 wurden sie in einem Band herausgegeben. Die Illustrationen sind aufgrund früher Drucke neu lithografiert, damit sie in den Farben erstrahlen, die der Künstler damals anstrebte. des st. moritzer peterli wunderbares skiabenteuer (1938) aloIs carIGIet unD lÜ DeGIacomI-DIDIo 32 seiten CHF 19.90 orell Füssli zottel, zick und zwerg (1965) aloIs carIGIet 40 seiten CHF 29.90 orell Füssli birnbaum, birke, berberitze (1967) aloIs carIGIet 34 seiten CHF 29.90 orell Füssli schellen-urslI beGeGnen 1. oktober 2015, 19 – 21 uhr 29. oktober 2015, 19 – 20.30 uhr 1. november 2015, 12 – 14 uhr «schellen-ursli – der Film: kinderbücher und das bild der schweiz» mit xavier koller, oscarpreisträger, regisseur des films «schellen-ursli», matthias lerf, filmkritiker, sonntagszeitung / tagesanzeiger, Peter reichenbach, Produzent. moderation: monika schärer eintritt: chf 10.– «beim umzug wird der letzte sein, der schellenursli ganz allein!» vortrag von chasper Pult, romanist und kulturvermittler, zur entstehung des Weltbestsellers und zu seinen Übersetzungen. eintritt: chf 10.– «der schellen-ursliFilm: triff deine stars» für kinder ab 6 Jahren und familien, mit den schauspielerinnen tonia maria zindel und Julia Jerker sowie den schauspielern andrea zogg und Jonas hartman. moderation: Patrick stöper, srf. eintritt: chf 10.– maurus und madleina (1969) aloIs carIGIet 44 seiten CHF 29.90 orell Füssli alois Carigiet kunst – grafik – schellen-ursli hans ten Doornkaat (hrsG.) 112 seiten CHF 19.80 orell Füssli T, K S N FI EN U K RA LL G E H I C S SL & UR 12.06.2015 – 03.01.2016 www.carigiet.landesmuseum.ch
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