IST DIESER WEG DAS ZIEL? ÜBER VORBEREITUNG, BEDENKEN UND ERKENNTNISSE MEINER KILIMANSCHARO BESTEIGUNG Jeder Mensch hat Träume im Leben. Einer meiner Träume war einmal den Kilimanjaro zu besteigen. Ich war noch nie jemand, der nur gerne geträumt hat, sondern habe immer aus Träumen Ziele definiert. So wurde der Kilimanjaro mein „Projekt 2015“. Etwa ein halbes Jahr vor der Besteigung habe ich mir dann aber die Frage gestellt, wie ich diese Herausforderung auch wirklich meistern kann. Ich habe angefangen mich zu informieren was die beste Vorbereitung sei. Aber außer den Tipps an Kondition und Ausdauer zu arbeiten, habe ich nicht wirklich viel für mich gefunden. Einigermaßen sportlich bin ich, habe kein Übergewicht und würde mich auch als willensstark bezeichnen. Was soll ich dann noch tun? Und warum schaffen es etwa 1/3 der Leute nicht den Uhuru Peak zu erreichen? So habe ich begonnen meine Ausdauer zu verbessern und bin noch regelmäßiger Laufen gegangen. Das war meine Art der Vorbereitung. Am Vorabend der Besteigung bekamen wir dann das obligatorische Briefing und jetzt kamen doch Zweifel auf, ob man genug getan hat. Nun war es aber eh zu spät. Also dachte ich mir, ich genieße den Weg und es wird schon irgendwie klappen. Es folgte die wohl anstrengendste und erfahrungsreichste Woche in meinem Leben, aber auch eine der schönsten! Wenn man erst mal die Zivilisation hinter sich gelassen hat bekommt man einen ganz anderen Blick für alles. Ja, man kann mit zwei Schüsseln Wasser für eine Woche Körperpflege betreiben. Meditatives Gehen kann Spaß machen. Ich hatte noch nie so viele neue Ideen wie in dieser Woche. Die vorher befürchtete „Beziehungsprobe“ mit meiner Frau gab es nicht. Wir und Ihre Schwester funktionierten sofort wie ein Team. Wir haben so viel gelacht, wie selten zuvor. Ich hätte mich auch vor der Besteigung als Teamplayer bezeichnet. Aber diese Erfahrung zu machen, was es heißt ein gutes Team um sich zu haben war einmalig. Für die Guides und Porter war es selbstverständlich einen Top-Job zu machen. Sie hatten meinen größten Respekt bei diesem Projekt. Voller Demut dachte ich häufig: nicht ich leiste hier Großes, sondern die Jungs. Wenn Tagesmärsche aber teilweise kein Ende nehmen wollten, ein kurzer Schauer einsetzte oder man hart erkämpfte Höhenmeter wieder absteigen musste, um das nächste Ziel zu erreichen, kamen aber häufig die Gedanken: „Warum machst Du das hier eigentlich und zahlst da auch noch Geld für!?“ Und ein paar Augenblicke später wurde man durch den Blick auf den in der Sonne leuchtenden Gipfel oder atemberaubende Landschaften entschädigt. Die ganzen Tage hat man das Ziel vor Augen und hat dennoch nicht immer das Gefühl ihm näher zu kommen. Dieser Weg scheint schier unendlich. Aber aufgeben zählt nicht und der Weg ist auch nicht das Ziel. Ich will ein Gipfelfoto. Ich will sagen können, dass ich das Dach Afrikas erklommen habe. Und dann ist sie da: Die Gipfelnacht! Man döst vor dem Aufstieg bis Mitternacht auf knapp 4.700 Metern und weiß, dass es noch 1.200 Höhenmeter bis zum Uhuru Peak sind. Man marschiert durch die Dunkelheit, das Ziel nicht mehr vor Augen, aber im Kopf! Ich habe mir nie zuvor sehnlicher einen Sonnenaufgang gewünscht, wie in dieser Nacht. Der Mond stand nicht mehr am Himmel, sondern warf von der Seite sein Licht auf uns. Das Zeitgefühl hatte man schon längst verloren und plötzlich bemerkte man am Horizont den erlösendenden orangenen Streifen – Sonnenaufgang. Diese Emotionen sind unbeschreiblich. Aber mit dem Licht sah man auch plötzlich, dass es noch etwa 150 Höhenmeter bis zum Kraterrand waren. Enttäuschung und Motivation gehen in diesem Moment einher. Seit Stunden macht man jeden Schritt nur noch im Zeitlupentempo. Aber etwa eine Stunde später ist man der glücklichste Mensch, wenn man den Sonnenaufgang vom „Stella Point“ aus beobachten kann. Man möchte nie mehr weg, aber hat ja auch noch nicht den Gipfel erreicht. Etwa einen Streckenkilometer, 150 Höhenmeter und eine Stunde später steht man dann stolz am Gipfel. Selten zuvor war ich glückseliger. Ich wusste auf einmal, warum ich mich so lange auf diese Woche vorbereitet habe und der Weg nicht nur das Ziel war... Seit diesem Tag zehre ich immer wieder aus den Erfahrungen die ich damals gemacht habe. Ich sehe Dinge anders, sehe Teamleistungen noch respektvoller, weiß dass es manchmal einen Schritt zurück braucht, um das Ziel zu erreichen. Ich bin entspannter, aber fokussierter. Und ich weiß, was ich erreichen kann, wenn ich es nur wirklich will. Aber: Das nächste Mal werde ich mich gezielter auf die körperlichen Ansprüche für eine solche Besteigung vorbereiten. So kann ich hoffentlich noch mehr genießen, als ich es eh schon getan habe. Dirk Wiedau | Inhaber ONA SAFARI ONA SAFARI GMBH & ANTJE BRAND BODY COACHING WWW:ONA-SAFARI:COM WWW.FITNESS-IN-BUSINESS.COM
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