Ausgabe 1/2015 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ortsverband Wasserburg am Inn Liebe Wasserburgerinnen, Liebe Wasserburger, im Jahr 2015 haben wir Wasserburger Grünen allen Grund zum Feiern. Bereits seit 25 Jahren sind wir nun schon im Wasserburger Stadtrat vertreten. Grund genug für ein Interview mit dem ehemaligen Stadtrat Edmund Ernst. ■ B 15 neu - eine Autobahn ohne Bedarf Außerdem gibt es seit nunmehr einem Jahr endlich eine eigene grüne Fraktion im Rathaus. Unsere drei Stadträte haben alle Hände voll zu tun, da die anderen Fraktionen gerade an den zukunftsrelevanten Themen nur wenig Interesse zeigen ■ Parken soll neu geregelt werden In dieser Ausgabe der Grünen Zeiten finden Sie Berichte über unsere Anträge zum T4-Gedenken und zu TTIP. Besonders wichtig sind uns auch Bio-Mülltonne und Klärschlammverwertung, Parkgebühren und Parkraumbewirtschaftungskonzept und das Klimaschutzkonzept der Stadt. ■ Das Ziel ist die lebenswerte Stadt Unsere politische Arbeit in Wasserburg geht aber weit über den Stadtrat hinaus. Ob Kleidertauschmarkt, Earth Hour, Nationenfest, Infostände- und Veranstaltungen oder gemeinsame Fahrten zur Demo gegen Rechts – wir denken global und engagieren uns lokal! Zum leider immer noch aktuellen Thema B15 neu lesen Sie einen Gastbeitrag von Rosi Steinberger, Landtagsabgeordnete für die Fraktion Bündnis90/Die Grünen. Wenn auch Sie sich für grüne Ideen begeistern, dann kommen Sie doch zu einem unserer monatlichen Treffen. Aktuelle Neuigkeiten und Termine finden Sie auch auf unserer Homepage: www.gruene-wasserburg.de. Für Rückfragen und konstruktive Kritik haben wir jederzeit ein offenes Ohr. Mit freundlichen Grüßen Steffi König Sprecherin des Ortsvorstandes ■ Klimaschutz in Wasserburg ■ Global denken - in Wasserburg handeln ■ TTIP verwässert Nachhaltigkeitsstandards ■ Vorerst kein Mahnmal ■ Interview mit Edmund Ernst B 15 neu - eine Autobahn ohne Bedarf Gastbeitrag von MdL Rosi Steinberger (rs) Ginge es nach dem Willen vieler Politiker in der Region, dann käme die autobahnähnliche B 15 neu in die höchste Kategorie des kommenden Bundesverkehrswegeplans BVWP. Allerdings herrscht bei der Diskussion oft das St. FloriansPrinzip nach dem Motto: Eine Autobahn ja, aber nicht bei mir. Diese Ansicht wird auch durch die Abstimmung im bayerischen Landtag bestätigt: einen Dringlichkeitsantrag der Grünen zum Stopp der B 15neu an der A 92 lehnten die Abgeordneten aller anderen Fraktionen ab. 40 Jahre lang war diese Autobahn zwischen Regensburg und Rosenheim Bestandteil des BVWP. Derzeit wird sie zwischen Regensburg und Landshut gebaut. Obwohl schon über 30 Kilometer unter Verkehr sind, ist dort wenig los. Die B 15 neu ist bisher eine Geisterautobahn. Bis 2019 erwartet man den Anschluss an die A 92 bei Ohu. Von dort soll die Autobahn auf jeden Fall über die Isar und mit einem Tunnel durch die Isarhangleiten bis zur B 299 weiter geführt werden. Dieses Teilstück wird als Ortsumfahrung von Landshut bezeichnet, obwohl sie vierspurig werden soll. Jeder weiß, dass eine Autobahn ausschließlich den überregionalen Verkehr aufnehmen wird. Deshalb befürchten wir, dass die Bevölkerung einmal mehr in die Irre geführt wird. Ist die Autobahn erst einmal um Landshut herum geführt, wird sie so viel Verkehr anziehen, dass ein Weiterbau unumgänglich wird. Das nennt man Salamitaktik. Wir hören auch immer weder das Argument: „Jetzt fangen wir mal zu bauen an, und wenn wir dann an der B 299 angekommen sind, überlegen wir, wie es weiter gehen soll.“ Planloser geht´s nimmer. Und die Bevölkerung in der Region muss es ausbaden! Wie es ab der B 299 weitergeht, ist ungewiss. Innenminister Hermann hat zwei gleichwertige Varianten angemeldet, die beide nur noch dreispurig ausgeführt werden sollen. Variante 1 orientiert sich an der alten Raumordnungstrasse Richtung Süden. Die Kreuzung mit der A 94 liegt nun etwas abgewandelt auf Höhe Schwindegg. Von dort geht es weiter bis zur Umfahrung von Haag. Südlich davon gibt es derzeit keine Planungen. Das kann sich aber jederzeit ändern, wenn der Druck aus Norden zunimmt. Gleichzeitig sind dann wieder alle möglichen Trassenvarianten im Spiel. Variante 2 schließt den Bogen bis zur B 15 alt in Höhe der Gemeinde Kumhausen und soll bei Hachelstuhl auf die B 15 alt auftreffen. Südlich davon sind dreistreifige OrtsumfahDie „Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahntrasse Regensburg Rosenheim (B15 neu) e.V.“ wurde bereits 1974 gegründet. Nähere Infos und die Kontaktdaten der örtlichen Bürgerinitiativen - darunter auch die aus Wasserburg/Reitmehring, Edling, Soyen und Ramerberg - gibt es auf der Website: www.stop-b15-neu.de Rosi Steinberger aus Kumhausen bei Landshut ist Gemeinde- und Kreisrätin und seit 2013 Abgeordnete des Bayerischen Landtags. In der Fraktion ist sie Sprecherin für Verbraucherschutz und Tierschutz. Das Thema B 15 neu bearbeitet sie indes schon seit vielen Jahren. Ihr Engagement führte sie dabei zuletzt auch oft nach Wasserburg und Umgebung. Mehr Infos unter www.rosi-steinberger.de rungen von Taufkirchen, Dorfen und St. Wolfgang angemeldet. Nähere Infos und Karten gibt es auf der Seite der Autobahndirektion Süd unter „Projekte/B 15 neu“. Im Grunde war die B 15 neu immer als weiträumige Umfahrung von München konzipiert. Diese Ansicht wurde auch vom Bundesverkehrsministerium bestätigt. Für die Mobilität in der Region wird unserer Ansicht nach diese Autobahn nicht gebraucht. Im Gegenteil wird eine Fortführung der Autobahn über die A 92 hinaus den Schwerlastverkehr aus München abziehen und in unserer Region lenken. Um den bereits vorhandenen Schwerlastverkehr aus den Orten hinaus zu bekommen, wäre eine Bemautung der Bundesstraße B 15 der beste Weg. Darüber hinaus können wir Grüne uns mit punktuellen Überholstreifen an der bestehenden Bundesstraße anfreunden. Wir wollen unsere Heimat nicht kaputt machen lassen und setzen uns ein für den Erhalt unserer Landschaft. Die Landwirte sollen weiter ihre Flächen bewirtschaften können. Eine Autobahn bringt Lärm und Abgase. Sie zerschneidet die Region und versiegelt eine gigantische Fläche. Das wollen wir unserer Region ersparen, und deshalb sind wir gegen die B 15 neu, hier und auch anderswo. Parken soll neu geregelt werden Mangels Reformwillen sind die Erfolgsaussichten fürs Parkraumbewirtschaftungskonzept jedoch nur mäßig (cs) Der aktuelle Haushalt hat es gezeigt: die Stadt muss v.a. ihre laufenden Kosten in den Griff bekommen. Einen großen Einzelposten machen dabei die mehreren hunderttausend Euro Unterhalt aus, die uns die beiden gebührenfreien Parkhäuser jedes Jahr kosten. Sowohl heuer als auch in den kommenden Jahren sind hier zudem größere Sanierungsmaßnahmen zu erwarten, durch die sich die Belastung für den Verwaltungshaushalt sogar der Millionengrenze nähert. Weitere Ausbau- und Erweiterungsvorhaben wie die Überdachung des Obergeschosses in der Kellerstraße oder ein Anbau an der Überfuhrstraße sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Seit Jahren wird deshalb immer wieder die Einführung von Benutzergebühren in den Parkhäusern diskutiert. Ebenso regelmäßig wurde dieses Ansinnen bislang von der vereinigten Autolobby empört zurückgewiesen. Doch die rapide ansteigenden Fixkosten und der daraus resultierende schwindende Handlungsspielraum der Stadt trotz Steuereinnahmen in Rekordhöhe schienen hier endlich ein Umdenken herbeigeführt zu haben. Was viele nicht (mehr) wissen: es gibt sogar seit vielen Jahren einen Grundsatzbeschluss, wonach zumindest von Dauerparkern auch in den Parkhäusern Parkgebühren verlangt werden sollten. Allerdings wurde dies bislang mangels einer praktikablen Lösung nicht umgesetzt. So lange nämlich nur ein kleiner Teil der Nutzer (nach derzeitiger Beschlusslage also die Dauerparker und damit in erster Linie die Bewohner der Altstadt) herangezogen werden soll, ist voraussichtlich der technische oder personelle Aufwand höher als der zu erwartende Erlös. bzw. deren Interessensvertretungen (z.B. Wirtschaftsförderungsverband) und beinhaltet auch die zweifellos notwendigen Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit. Ziel unseres Antrages war es nicht nur, durch eine konsensfähige Lösung zur nutzerfinanzierten Parkhausbewirtschaftung den städtischen Haushalt zu entlasten, sondern im Idealfall auch den Parksuchverkehr im Stadtgebiet zu reduzieren. Schließlich können z.B. auch Parkleitsysteme und Anwohnerparkausweise Teil eines umfassenden Parkraumbewirtschaftungskonzeptes sein. Der Hauptausschuss hat nun unserem Ergänzungsantrag zwar weitgehend entsprochen, allerdings zeigte sich bereits in der Diskussion, dass die meisten Mitglieder des Hauptausschusses und auch der Bürgermeister nach wie vor davon ausgehen, dass ausschließlich die Langzeitparker zur Kasse gebeten werden sollen. Wie bereits erwähnt ist dies längst Beschlusslage, konnte aber mangels praktikabler Lösung nicht umgesetzt werden. Zudem ist geplant, das Parkkonzept zusammen mit einem Gesamtverkehrskonzept für die Altstadt vom gleichen Verkehrsplaner erarbeiten zu lassen. Es steht deshalb zu befürchten, dass einmal mehr über lange Zeit viel geredet wird - bevorzugt hinter verschlossenen Türen - und im Anschluss wenig passiert. Planungskosten für Verkehrs- und Parkkonzepte sind sinnvoll investiertes Geld, so lange ein echter Reformwille vorhanden ist. Wenn man sich aber nicht von dem Dogma löst, dass allen Auswärtigen in Wasserburg die große Kostenfreiheit beim Parken zuteil werden muss, sind die Erfolgsaussichten für das Parkraumkonzept von Beginn an eher trübe. Unser Grüner Standpunkt ist seit Jahren, dass durch die Erhebung von Parkhausgebühren zumindest ein wesentlicher Teil des Unterhalts erwirtschaftet werden soll, ohne die Nutzer zu überlasten. Deshalb sollen möglichst alle Parkhausnutzer ihren Teil dazu beitragen müssen. Bei der Einführung von Parkhausgebühren sind aber noch andere Faktoren zu berücksichtigen: Wie kann eine sozial verträgliche Lösung für Anwohner und Einpendler aussehen? Welche Auswirkungen sind auf den Parksuchverkehr und den Parkdruck im restlichen Altstadtgebiet zu erwarten? Werden Konflikte der verschiedenen Nutzergruppen (Anwohner, Geschäftsleute, Einpendler, Kunden, Touristen) dadurch verschärft? Als Ergänzung zu einem Antrag der SPD-Fraktion, der die "Prüfung und Erhebung von Parkgebühren in den beiden Parkhäusern" zum Ziel hat, haben wir als Grüne Fraktion deshalb den Antrag gestellt, dass die Stadt ein Parkraumbewirtschaftungskonzept in Auftrag gibt. Ein solches beginnt mit einer detaillierten Bestandsaufnahme, u.a. mit der Erhebung des Bestands, der derzeitigen Auslastung und der Anforderungen der Benutzer sowie einer Analyse der bestehenden Zielkonflikte und ermittelt dann in einem zweiten Schritt den Bedarf. Die Erarbeitung des individuellen Parkraumbewirtschaftungskonzeptes erfolgt dann möglichst unter Einbeziehung der Benutzergruppen (Bürgerbeteiligung) Ein seit Jahrzehnten vertrautes Bild (nicht nur) in Wasserburg: Parkdruck versus Aufenthaltsqualität Das Ziel ist die lebenswerte Stadt Was bedeutet der Trend zu mehr Urbanität für eine Kleinstadt im ländlichen Raum? (cs) Die zunehmende Bedeutung der Stadt als Lebensraum lässt sich an einem Wert ganz deutlich ablesen: während noch im Jahr 1800 nur rund ein Fünftel der Deutschen in Städten und vier Fünftel auf dem Land wohnten, hat sich dieses Verhältnis mittlerweile mehr als umgekehrt. Dies ist eine Entwicklung, die sich grundsätzlich in allen Industrienationen zeigt. Die Vorstellungen der Menschen hinsichtlich einer "lebenswerten Stadt" gehen nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Gewohnheiten, Ansprüche und Erfahrungswerte weit auseinander. Dennoch gibt es ein paar grundsätzliche Faktoren, die den "Lebenswert" einer Stadt erheblich beeinflussen: die Stadt sollte sozial, lebendig, sicher und gesund sein. Konsequenterweise werden die Lebensbedingungen in Städten in den letzten Jahren verstärkt zum Gegenstand kritischer Auseinandersetzungen. Meist wird diese Diskussion eher scherenschnittartig geführt: die wachsenden Großstädte und ihre Speckgürtel auf der einen Seite, der darbende und schrumpfende ländliche Raum auf der anderen. Eine soziale Stadt ist eine, in der menschliche Bindungen eine große Rolle spielen. Menschliche Bindungen entstehen aus Bekanntschaften, diese wiederum in der Regel aus zufälligen Begegnungen. Eine soziale Stadt aus baulicher Sicht muss diese zufälligen Begegnungen erleichtern, indem sie die Menschen aus ihren Häusern lockt, auf Plätze, die durch eine hohe Aufenthaltsqualität und eine Vielzahl an Reizen zum Verweilen einladen. Die verlockendste Einladung hierzu sind wiederum andere Menschen, die man bei ihrem Tun beobachten kann. Die Belebtheit eines Platzes ist somit ein sich selbst verstärkender Prozess. Dagegen gibt es kaum ein mühseligeres Geschäft, als verwaiste, menschenleere Orte zu neuem Leben zu erwecken. Teilweise entsteht gar der Eindruck, dass Klein- und Mittelstädte in diesen Betrachtungen überhaupt keine Rolle spielen. Dabei lebt die überwiegende Mehrheit der Deutschen (Stand 2012: 61%) in eben jenen Städten zwischen 5.000 und 100.000 Einwohnern und/oder arbeitet in einer solchen (55,6%). Während die Großstädte sich in den kommenden Jahren durchwegs auf weiteres Wachstum einstellen können, werden die Entwicklungen der Klein- und Mittelstädte regional höchst unterschiedlich erwartet. Für Wasserburg und sein ländlich geprägtes Umland wird bis 2030 ein sehr gemäßigtes Wachstum vorausgesagt. Der für den Landkreis Rosenheim prognostizierte stärkere Anstieg wird wohl mit allen Vorteilen aber auch Risiken überwiegend in den schon länger stark prosperierenden Mangfalltal-Gemeinden stattfinden. Wie es aussieht werden wir in Wasserburg also von beiden Extremen verschont: weder muss man sich Gedanken über einen möglichst planvollen Schrumpfungsprozess machen, noch gilt es, im Eilverfahren möglichst viele neue Wohngebiete auszuweisen. Dennoch sollte dies nicht dazu verleiten, die Hände untätig in den Schoß zu legen. Denn der demographische Wandel mit seinen sich ändernden Ansprüchen an das Wohnumfeld macht auch vor Wasserburg nicht Halt. Zudem bietet das erwartet geringe Wachstum die Möglichkeit, das Augenmerk weniger auf eine quantitative als vielmehr eine qualitative Weiterentwicklung der Stadt zu legen. Der eingangs erwähnte Trend zur Verstädterung in den Industrienationen hat auch die Lebensqualität in den Städten stärker in den Fokus gerückt. Regelmäßig werden Hitlisten der lebenswertesten Städte veröffentlicht. Zwar werden diese nach höchst unterschiedlichen Kriterien und Systematiken ermittelt - allesamt werden sie aber von Städten angeführt, die in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel in der Stadtplanung vollzogen haben: weg von der "Straßenverkehrsplanung mit begleitender Wohnbebauung", wie sie seit dem Siegeszug des Autos in den Industrienationen leider üblich war und in den meisten Fällen immer noch ist. Statt dessen zurück zum eigentlichen Grundgedanken des Systems Stadt durch die Wiederentdeckung der Urbanität als das Zusammenleben und -arbeiten vielschichtiger sozialer und wirtschaftlicher Milieus auf vergleichsweise engem Raum. Der Lebendigkeit der Stadt abträglich ist es aber auch, wenn das persönliche Sicherheitsempfinden leidet. Dies ist der Fall, wenn schwächere Verkehrsteilnehmer aufgrund des zu massiven Autoverkehrs Straßen meiden müssen oder wenn Eltern ihre Kinder keine Sekunde unbeaufsichtigt lassen dürfen - so wie dies in Wasserburg leider sogar in den vermeintlich "verkehrsberuhigten Zonen" der Fall ist. Aber auch die ungeklärte Serie von Wohnungs- und Geschäftseinbrüchen der letzten Zeit sowie die nächtlichen Ruhestörungen und der damit einhergehende Vandalismus durch rücksichtslose Nachtschwärmer wirken sich negativ auf das individuelle Sicherheitsempfinden und damit den Lebenswert unserer Stadt aus. Dies alles hat aber auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Stadtbewohner. Opfer von Einbrüchen und Diebstählen leiden unter den psychischen Folgen meist stärker als unter dem rein materiellen Verlust. Die größte Gesundheitsgefahr droht dem Stadtbewohner aber durch den Lärm. Folgen einer dauernden Lärmbelastung können Schlaflosigkeit oder auch HerzKreislauferkrankungen sein. Zwar gibt es sicher in größeren Städten noch stärker vom Verkehrslärm betroffene Bereiche, "Jammern auf hohem Niveau" ist der Hinweis auf gesundheitliche Risiken aber dennoch nicht, denn gerade in der Altstadt macht sich das Fehlen von Erholungsphasen bemerkbar: tagsüber der Berufs- und Lieferverkehr, nachts der Lärm einiger Unverbesserlicher und an den Wochenenden das große Bikertreffen. Flapsige Hinweise, dass wer dies nicht aushalte dann eben aufs Land ziehen müsse, helfen dabei in der Sache nicht weiter. Zum einen ist die Landschaft in den Umlandgemeinden zersiedelt genug, zum anderen ist jeder, der die Stadt verlässt für die Einzelhändler und Gastronomen der Altstadt entweder als Kunde verloren oder trägt zu noch mehr Verkehrslärm und Parkraummangel bei. Schließlich wird die Stadt dann künftig verstärkt mit dem Auto aufgesucht werden. Außerdem verlangt der demographische Wandel die Hinwendung zu kompakten Mischnutzungen und damit kurzen fußläufigen Entfernungen. So lange viel zu viele Bewohner und Besucher der Stadt gefühlt oder tatsächlich auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) angewiesen sind, besteht also zumindest zwischen den Ansprüchen der "lebendigen Stadt" einerseits und der "sozialen, sicheren und gesunden Stadt" andererseits zunächst ein Widerspruch. Um diesen aufzulösen, ist es notwendig, die nachhaltigen und schonenden Verkehrsarten des Umweltverbundes (ÖPNV, Fahrrad- und Fußgängerverkehr) systematisch weiter zu stärken. Dazu muss diesen notfalls auch Vorrang vor den Belangen des MIV eingeräumt werden. Der Siegeszug der E-Bikes und Pedelecs relativiert nicht nur die fahrradunfreundliche Topographie der Stadt, sondern macht Radfahren generell auch für einen größeren Personenkreis attraktiv. Woran es noch fehlt, ist die entsprechende flächendeckende Infrastruktur. Beim Stadtbus und den Zugverbindungen ab Reitmehring gab es zuletzt spürbare Verbesserungen. Wir hoffen, das hier das Ende der Entwicklung noch nicht erreicht ist und kämpfen weiter auch für die Wiederinbetriebnahme der Altstadtstrecke. Eine wichtige Ergänzung zu den genannten sanften Verkehrsarten leisten Carsharing-Angebote. Hier entwickeln sich die privat initiierten Wasserburger Autoteiler zwar langsam aber doch stetig weiter. Neben dieser Umorientierung bei der Befriedigung der Mobilitätsbedürfnisse müssen jedoch auch in den Stadtviertel außerhalb der Altstadt attraktive Treffpunkte und Möglichkeiten für die Erledigungen alltäglicher Besorgungen geschaffen werden. Der entscheidende Faktor für ein buntes und vielfältiges Wasserburg ist aber nicht zuletzt, dass sich ein jeder leisten kann, hier zu wohnen. Nicht nur im sozialen Bereich, einem der größten Faktoren im hiesigen Arbeitsmarkt, ist die Bezahlung überschaubar und der Anteil der Teilzeitstellen hoch. Der Erhalt und die Schaffung von Wohnraum im mittleren und unteren Preissegment ist damit vordringliche Aufgabe für die Stadt, die im Wohnungsmarkt durchaus eine noch aktivere Rolle spielen könnte. Klimaschutz in Wasserburg Große Chancen, ernüchternde Zwischenbilanz (ah) 2015 wird Klimaschutz weltweit wieder stärker ins Interesse der Öffentlichkeit rücken. In Paris findet Ende des Jahres die 21. UN-Klimakonferenz statt. Dort soll ein neues Abkommen mit verbindlichen Klimazielen für 194 Staaten vereinbart werden. Diese Konferenz gilt als entscheidend für die Zukunft des weltweiten Klimas. Es ist klar, dass die Nutzung fossiler Energien wie Kohle, Öl, und Erdgas sehr stark reduziert werden muss, um unseren Kindern und Enkeln eine bewohnbare Erde übergeben zu können. Was bedeutet das für Wasserburg? Große Herausforderungen, aber auch große Chancen für die weitere Entwicklung unserer Stadt, meinen wir Wasserburger Grünen. Investitionen in Energieeinsparung und regenerative Energieerzeugung eröffnen z.B. die Möglichkeit, gleichzeitig neue qualifizierte Arbeitsplätze in Wasserburg zu schaffen, die regionale Wirtschaft zu stärken und die Klimaschutzziele zu erreichen. Dank eigener Stadtwerke haben wir in Wasserburg auch noch beste Voraussetzungen, die Energiewende selbst zu gestalten. Von den Grünen initiiert, gibt es in Wasserburg bereits seit 2008 einen Klimaschutzbeschluss. Er sieht er eine Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 % und bis 2050 um 80 % vor (Bezugsjahr: 1990). Zur Umsetzung der Klimaschutzziele wurde in Wasserburg ein Arbeitskreis eingerichtet (Energiedialog Wasserburg 2050) und ein Klimaschutzkonzept erstellt. Seit zwei Jahren hat die Stadt sogar einen eigenen Klimaschutzmanager. Unklar war bisher jedoch, wie sich der CO2-Ausstoß in Wasserburg tatsächlich entwickelt hat. Bürgermeister und große Teile des Stadtrats fühlten sich als Vorreiter beim Klimaschutz, die wenigen vorhandenen Zahlen sprachen aber klar gegen eine Führungsrolle Wasserburgs. Erneut waren es die Wasserburger Grünen, die die Erstellung einer CO2Zwischenbilanz für Wasserburg anstießen. Diese Bilanz wurde für das Jahr 2013 erstellt und fiel ernüchternd aus. Wasserburg hat mit 25 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr einen weit überdurchschnittlichen CO2-Ausstoß. Mehr als doppelt so viel CO2 wie ein Durchschnittsdeutscher und dreimal so viel wie ein Durchschnittsbayer gehen auf das Konto von uns Wasserburgern. Auch bei der bisher erreichten Verringerung der Emissionen sieht es mager aus. Nur um etwa 10 % sanken die Wasserburger CO2-Emissionen seit 1990 (Deutschland: - 23 %). Es gibt also noch sehr viel zu tun in Wasserburg. Das Ziel für 2020 wird nur zu erreichen sein, wenn Bürgermeister und Stadtrat schnell umdenken und die Prioritätensetzung konsequent ändern. Nur mit einer geänderten Energie- und Verkehrspolitik wird eine schnelle und deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes möglich sein. Global denken, in Wasserburg handeln Grüne Anträge zu Bioabfall, Torf und Klärschlamm im UN-Jahr des Bodens (ah) Bodenschutz, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Erhalt von Mooren. Große Themen, die meist im globalen Rahmen diskutiert werden. 2015 ist das UN-Jahr des Bodens, Klimawandel ist einer der Megatrends in der Welt des 21. Jahrhunderts, mehr Kreislaufwirtschaft ist Ziel in der EU. Aber was hat das mit Wasserburg zu tun? Und können wir vor Ort hier irgendetwas bewegen? Wir meinen ja und sehen in Wasserburg gute Chancen, unseren Beitrag zu leisten. Deshalb haben wir drei Anträge zu den Themen Bioabfall, Klärschlamm und torffreies Wirtschaften gestellt. Wasserburger Bioabfall, also Küchenabfälle und Grünabfälle aus Gärten landen bisher zum größten Teil in einer Müllverbrennungsanlage. Da gehören sie aber nicht hin, denn sie enthalten mit Phosphat einen knappen Rohstoff und können bei geeigneter Behandlung Energie und wertvollen Kompost liefern. Der erhaltene Kompost enthält sehr wenige Schadstoffe und kann sogar in Biobetrieben verwendet werden. Andersherum schaut es beim Klärschlamm aus der Wasserburger Kläranlage aus. Dieser landet bisher zum Teil auf unseren Äckern, obwohl er dort nicht hingehört. Klärschlamm enthält erhebliche Mengen an Schadstoffen wie Schwermetalle, Medikamentenrückstände, Textilchemikalien und Mikroplastik. Aus Gründen des vorsorgenden Bodenschutzes sollte Wasserburger Klärschlamm daher nicht mehr zur landwirtschaftlichen Verwertung abgegeben werden. Es gibt bereits Techniken, um Schadstoffe aus dem Klärschlamm zu entfernen, Phosphat zurückzugewinnen und wieder als Dünger einzusetzen. Auf die Verwendung von Torf kann in den allermeisten Fällen problemlos verzichtet werden, ein Gärtnern ohne Torf ist möglich. Durch Verzicht auf Torf werden Moorgebiete in Deutschland und Europa geschont. Moore sind bedeutende CO2-Speicher und tragen wesentlich zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Im Zuständigkeitsbereich der Stadt Wasserburg sollte daher auf den Einsatz von Torf so weit wie möglich verzichtet werden und auch nur torffreie Produkte beschafft werden. Zusätzlich sollten die Wasserburger über die Möglichkeiten des Gärtnerns ohne Torf informiert werden, z.B. über die Wasserburger Heimatnachrichten. Möglichkeiten, vor Ort einen Beitrag zu Klimaschutz, Bodenschutz und Erhaltung der Artenvielfalt zu leisten, gibt es also genug. Den erforderlichen Willen dazu muss der Stadtrat dann allerdings auch noch aufbringen. Das gelang zumindest teilweise. Unsere Anträge zu Klärschlammverwertung und Torfverzicht fanden im Umweltausschuss eine Mehrheit, hier geht es also voran. Die zügige Einführung einer Biotonne wurde mit knapper rot-schwarzer Mehrheit verhindert. Wenn überhaupt, wird Wasserburg eine Biotonne daher als eine der letzten Städte in Bayern einführen. Schade, meinen wir! Hier werden ohne Not Chancen für eine zukunftsfähige Entwicklung und der Einstieg in eine regionale Kreislaufwirtschaft vertan. TTIP verwässert Nachhaltigkeitsstandards Wasserburger Grüne beteiligen sich am weltweiten Aktionstag gegen Abkommen (kh) Am 18. April 2015 war es wieder so weit – der weltweite Aktionstag gegen TTIP (geplantes Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA) hat stattgefunden. Die Wasserburger Grünen haben sich auch dieses Jahr mit einem Infostand in der Hofstatt und dem Sammeln von Unterschriften gegen TTIP (europäische Bürgerinitiative „STOP TTIP“) daran beteiligt. Die große Mehrheit der Bevölkerung will die Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TISA nicht – und das aus gutem Grund. Durch ein Freihandelsabkommen soll der weltweite Handel erleichtert, Standards und Rechtsvorschriften gegenseitig anerkannt und angeglichen werden - aber warum finden die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen statt? Es gibt berechtigte Befürchtungen, dass durch TTIP unsere Umwelt-, Verbraucher-, Sozial- und Datenschutzstandards gesenkt werden. Vor allem in sensiblen Bereichen wie Wasser- oder Energieversorgung kann das zu großen Problemen führen – man denke nur an die Bestrebungen, die Wasserversorgung zu Privatisieren. Außerdem droht die Einführung von Investor-Staat-Schiedsgerichtsverfahren und damit die Gefahr, dass Unternehmen in Zukunft unseren Rechtsstaat unterlaufen können. Es soll nämlich Sonderklagerechte für Unternehmen geben, sodass ein Investor entgangene Gewinne – beispielsweise durch Umweltschutzgesetze – vor einem privaten Schiedsgericht (nichtöffentlich!) einklagen und hierbei Schadensersatz vom betreffenden Staat fordern kann. Der zu leistende Schadensersatz geht dann natürlich zu Lasten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Ein weiterer wichtiger Punkt: Wenn TTIP einmal beschlossen ist, gibt es kaum noch einen Weg zurück. Bei jeder Vertragsänderung müssten alle Vertragspartner zustimmen. Fazit für die Grünen in Wasserburg: Weltweiter Handel darf nicht auf Kosten sozialer Standards und unserer Umwelt gehen. Wer nicht bei uns am Infostand war und noch gegen TTIP unterschreiben möchte bzw. noch Informationen benötigt, erhält diese unter: www.ttip-unfairhandelbar.de oder www.stop-ttip-muenchen.de. Vorerst kein Mahnmal Bis auf Weiteres bleiben die Wasserburger Opfer der NS-Euthanasiemorde weiter anonym (sk) In den letzten Wochen und Monaten sind die Medien voll von Berichten über traurige Jahrestage aus den Zeiten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Auch in Wasserburgs Geschichte findet sich ein dunkles Kapitel aus dieser Zeit, über das nicht gern gesprochen wird und von dem die wenigsten von uns etwas wissen. In den Jahren 1940 und 1941 wurden mehr als 900 Patienten und Bewohner der Einrichtungen in Gabersee und Attel im Rahmen der sogenannten T4-Aktion ermordet. Am 7. November 2015 jährt sich der Beginn dieser Euthanasiemorde zum 75. mal. Diese Euthanasiemorde sind ein in Wasserburg beispielloses Verbrechen. Innerhalb weniger Monate wurde mehr als ein Fünftel der Bevölkerung im heutigen Stadtgebiet umgebracht. Die meisten Opfer wurden in Schloss Hartheim bei Linz durch Ersticken mit Kohlenmonoxid ermordet, andere ließ man durch gezielten Nahrungsentzug verhungern. Die Angehörigen der Opfer wurden über die Ursachen und den Ort des Todes systematisch getäuscht, die Krankenakten sollten vernichtet werden um die Umstände zu vertuschen. Die Nationalsozialisten hielten diese Menschen nicht nur für „lebensunwert“ - sie wollten ihre Opfer darüber hinaus nach der Ermordung in der Anonymität verschwinden lassen und sie ihrer Identität berauben. Bisher gibt es über die Vorgeschichte und den Ablauf der T4-Aktion in Wasserburg keine wissenschaftliche Dokumentation, die die Vorgänge in Gabersee und Attel in ihrer Gesamtheit darstellt. Die vorhandenen Dokumente beleuchten nur Teilaspekte bzw. blieben bisher unveröffentlicht. Fast gänzlich unbekannt sind bis heute die Namen der Wasserburger Opfer der Euthanasiemorde. Laut dem NS-Dokumentationzentrum München ist für die Angehörigen der Opfer aber gerade die öffentliche Namensnennung für die Aufarbeitung der traurigen Familiengeschichte von enormer Wichtigkeit. Unsere grüne Stadtratsfraktion beantragte daher die Erstellung einer umfassenden wissenschaftlichen Dokumentation, um die Vorgeschichte, den Ablauf und die Zusammenhänge der T4-Aktion in Wasserburg zu ermitteln, verständlich darzustellen und so vielen Opfern wie möglich ihre Namen zurückzugeben. Außerdem sollte ein Mahnmal mit den Namen aller Opfer an einem öffentlichen und zentralen Ort errichtet werden, um das Wissen um dieses schreckliche Verbrechen dauerhaft im Gedächtnis aller Wasserburgerinnen und Wasserburger zu halten. Die Vorstellung der Dokumentation der Euthanasiemorde und des Mahnmals hätte nach unserem Wunsch im Rahmen einer würdigen Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag erfolgen sollen. Schloss Hartheim bei Linz ist heute Lern- und Gedenkort. Mehr Infos unter www.schloss-hartheim.at Hier wird heuer noch auch die Stadt Wasserburg mit einer Gedenktafel an ihre ermordeten Bürger erinnern. Unser Antrag wurde von den anderen Fraktionen des Stadtrates wohlwollend aufgenommen und gelobt, aber leider in seiner ursprünglichen Form dann letztlich doch abgelehnt. Zwar soll die von uns ebenfalls beantragte Gedenktafel im Innenhof von Schloß Hartheim durch die Stadt noch in diesem Jahr angebracht werden. Die wissenschaftliche Aufarbeitung soll aber nun statt durch die Stadt durch den Bezirk erfolgen, wofür ein Zeitrahmen von etwa zwei Jahren anberaumt wird. Erst danach, so der mehrheitliche Beschluss, wird sich der Stadtrat mit der Gestaltung des Denkmales und dem Erinnerungsort beschäftigen. Bis zum Jahrestag am 7. November 2015 sei für die Dokumentation und die Gestaltung des Mahnmals die Zeit zu knapp bemessen. Uns Wasserburger Grünen ist es sehr wichtig, dass dieses grausame Verbrechen nicht in Vergessenheit gerät und dass den Opfern nach so langer Zeit endlich ihre Namen zurück gegeben werden. Wir werden den Prozess kritisch begleiten und uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Aufarbeitung und Dokumentation zügig erfolgen und baldmöglichst die Planungen für ein Mahnmal begonnen werden. Im Herbst ist zudem eine Veranstaltung mit Mitarbeitern des NS-Dokumentationszentrum München zu diesem traurigen Thema geplant. Impressum: „Grüne Zeiten“ ist das Mitteilungsblatt des Wasserburger Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Stadler (cs), Alexander Hartung (ah), Steffi König (sk), Katharina Hausmann (kh), Rosi Steinberger (rs) / Fotos: Rosi Steinberger, Christian Stadler V.i.S.d.P.: Bündnis 90/Die Grünen, OV Wasserburg, c/o Christian Stadler, Marienplatz 25, 83512 Wasserburg Die Stadt braucht wieder einen Biergarten Interview mit Edmund Ernst, der 1990 als erster Grüner Wasserburger Stadtrat vereidigt wurde (cs) Edmund, mit welchem Gefühl bist du damals in deine erste Stadtratssitzung gegangen? Einerseits war es schon ein etwas flaues Gefühl. Auf der anderen Seite war ich durchaus auch ein wenig stolz, schließlich gab es damals bayernweit noch nicht ganz so viele Grüne Stadt- und Gemeinderäte. Da war das schon noch etwas Besonderes. Die Kollegen aus der damaligen Ausschussgemeinschaft, bestehend aus SPD, Bürgerforum und eben mir als Grünem, haben mir die Einarbeitung aber sehr erleichtert. Der Stadtrat war ja damals noch deutlich "schwärzer"... CSU, Wasserburger Block und Freie Wähler hatten damals noch ungefähr eine 2/3-Mehrheit. Die haben mich als Exoten damals zu Beginn auch gar nicht richtig ernst genommen. Wobei: eigentlich haben die die ganze Ausschussgemeinschaft nicht ernst genommen. Mit der Zeit hat sich aber gezeigt, dass es aber z.B. gerade mit dem Block auch inhaltliche Gemeinsamkeiten gab. Vor allem natürlich mit dem Joe Prantl. Aber auch der Bürgermeister, Dr. Martin Geiger, war bei Umweltthemen manchmal doch recht offen. Insgesamt war ich als Grüner aber natürlich doch deutlich visionärer. Mit welchen Themen habt ihr euch damals auseinandergesetzt? Der Verkehr in der Altstadt war damals wie heute ein Dauerbrenner. Da wird man sicher niemals eine Lösung finden, mit der alle zufrieden sind. Trotzdem sollte natürlich mehr Verkehrsberuhigung möglich sein. Auch die Abfallthematik war damals recht groß, schließlich stand da gerade das Volksbegehren zum besseren Müllkonzept an. Wobei das einer der Punkte ist, wo die Stadt im Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten durchaus eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Mein erster Antrag forderte dann die Entfernung einer Kachel mit antisemitischem Motiv am Kachelofen in der Ratsstube. Die ist leider auch heute noch da. Eine Parallele zur letzten Kommunalwahl war, dass die Grünen auch 1990 als einzige einen Gegenkandidaten für das Bürgermeisteramt aufgestellt haben. Der Didi Maier war damals in der Jugendinitiative sehr aktiv. Nachdem der Jugendtreff in Reitmehring geschlossen wurde, wollten wir unbedingt wieder ein Jugendzentrum in Wasserburg haben. Dem Dr. Geiger waren wir damit wohl eher lästig, der sah vor allem den Ärger, den er mit einem Juz hätte haben können. Davon abgesehen hätten wir es aber auch schlicht undemokratisch gefunden, wenn es keinen Gegenkandidaten gegeben hätte. Der Didi hat seine Sache im Wahlkampf Edmund Ernst war von 1990 bis 1998 Stadtrat in Wasserburg. Heute lebt und braut er in Schnaitsee. wirklich sehr gut gemacht. Das Ergebnis von immerhin 27% war dafür ein gerechter Lohn, aber durchaus auch ein Denkzettel für den Amtsinhaber. Dein Markenzeichen Leichenwagen. war damals der alte Da musste ich mir oft anhören, wie unökologisch der gewesen wäre. Ich sehe das so, dass der durch seine lange Lebensdauer mindestens den Bau von 2 Neuwagen überflüssig gemacht hat. Ich habe den mit 600.000 Kilometern weiterverkauft und der fährt heute noch rum. Verbraucht hat der 6 Liter Diesel - da gibt es weitaus schlimmere CO2-Schleudern. Nach acht Jahren im Stadtrat bist du nach Schnaitsee gezogen, wo du heute mit Freunden eine Brauerei (Baderbräu) führst. Juckt die Kommunalpolitik manchmal noch? Ab und zu durchaus. Ich bin ein Emotionsmensch und wenn mich was ärgert, dann überkommt mich manchmal schon das Gefühl, da müsste man sich doch wieder einbringen und engagieren. Bislang ist es aber noch nicht dazu gekommen. Wärst du heute noch Wasserburger: was wäre dein Wunsch an den Stadtrat? Dass die Stadt lebendig bleibt. Vor allem finde ich, die Stadt braucht unbedingt wieder einen richtigen Biergarten. Am besten wieder mitten in der Altstadt oder zumindest in der Nähe, so wie früher mal das Blaufeld.
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