personnel I kritikgespräche Gespräche mit Mitarbeitern Probleme durch die richtige Kommunikation lösen Spontane Gespräche mit Ihren Mitarbeitern sind ein wichtiger Teil der Unternehmenskommunikation. Gibt es ein Problem, sollte dieses in einer gut vorbereiteten und in Ruhe geführten Unterhaltung gelöst werden: Eine wichtige und nicht immer leichte Aufgabe für Führungskräfte. Julia Scharnhorst Foto: Siemens ur mit regelmäßigen Gesprächen schaffen Sie eine einheitliche Qualität im Unternehmen, was Service und Behandlung der Kunden angeht. Die Atmosphäre im Haus, ja das gesamte Klima werden maßgeblich durch die Mitarbeiter der Wellness-Anlage bestimmt. Doch gerade im Fitness- und Wellnessbereich ist das Personal häufig noch sehr jung und hat nicht immer das Gefühl für den zuvorkommenden Umgang mit den Kunden. Häufig wurde diese Thematik auch in der Ausbildung nicht vermittelt. Oft genug wird es also Anlässe geben, die Mitarbeiter darauf anzusprechen. Um dann nicht nur Widerstand auf den unangenehmen Tadel zu ernten, sollten Kritikgespräche sorgfältig geplant werden. N Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor Informieren Sie den Mitarbeiter rechtzeitig über Zeit, Ort, Dauer und Thema des Gesprächs. Sorgen Sie für einen ruhigen Ort, an dem Sie nicht gestört werden und unter vier Augen sprechen können. Sie sollten auch ausreichend Zeit einplanen. In der Einleitungsphase des Gesprächs begrüßen Sie den Mitarbeiter, entspannen die Atmosphäre durch ein paar freundliche Sätze und würdigen als erstes die positiven Leistungen des Mitarbeiters. In der zweiten Phase wird es »heiß«: Jetzt bringen Sie Ihre Kritik an. Sie sollten die kritischen Verhaltensweisen immer deutlich ansprechen, mit Beispielen, möglichst ohne einen Vorwurf daraus zu machen. Es geht nicht darum, den Menschen als Ganzes schlecht zu machen, sondern es soll sich nur ein bestimmtes Verhalten oder Arbeitsergebnis ändern. Der kritisierte Mitarbeiter hat ein Recht darauf, sein Gesicht wahren zu können. Sinnvoll ist es, auch die Folgen des Verhaltens zu schildern (z. B. Unmut bei den Kunden und damit Umsatzrückgang). Kritik deutlich mit Beispielen ansprechen, ohne einen Vorwurf daraus zu machen Beispiele für typisches Fehlverhalten sind: Lautes »Tratschen« in Gegenwart von Kunden (über andere Mitarbeiter, den Chef oder sogar die Kunden. Der Kunde liegt derweil unter seiner Maske und denkt sich seinen Teil.) Mitarbeiter verziehen das Gesicht, wenn ihnen etwas nicht passt. Rauchen von Mitarbeitern mit engem Kundenkontakt (z. B. Kosmetikerinnen oder Masseure). Direkt vor der Behandlung wird schnell noch eine geraucht, so dass der Kunde dann den Nikotinatem ins Gesicht geblasen bekommt und sich von stinkenden Fingern behandeln lassen muss. Anzeige: Life Fitness 1/8 Q / A / 4c / 210 x 50mm personnel I kritikgespräche Die häufigsten Fehler bei Kritikgesprächen: 1. Mit negativen Gefühlen und Vorurteilen in das Gespräch gehen: Der Mitarbeiter wird sie spüren und sich in die Ecke gedrängt fühlen. 2. Zu großer zeitlicher Abstand zur kritischen Situation: Der Mitarbeiter weiß nicht mehr, worum es geht und hat keine Chance, sich in kleinen Schritten zu verändern. 3. Vorwürfe in emotionaler Erregung: Sie führen meistens zur Eskalation. Foto: Apetito 4. Kritik vor anderen: Der gedemütigte Mitarbeiter wird innerlich auf Konfrontationskurs gehen. 5. Kritisieren auf Grund von Vermutungen oder HinweiNur mit regelmäßigen Gesprächen schaffen Sie Qualität Der Mitarbeiter kommt in der dritten Phase zu Wort und kann seine Sicht der Dinge schildern. Berechtigte Einwände sollten Sie anerkennen. Vielleicht lassen sich auch Hintergrundprobleme aufdecken, die zum kritischen Verhalten geführt haben. Dann gilt es sich diesen Problemen zu widmen. Auf Argumente eingehen und Veränderungen planen Die nötigen Veränderungen werden in der vierten Phase des Gesprächs geplant. Gemeinsam wird nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht. Eventuell müssen organisatorische Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. In dieser Gesprächsphase sollten Sie gemeinsam zu einer Vereinbarung für die Zukunft kommen. Diese muss detailliert das gewünschte Verhalten beschreiben. Ein einfaches: »Und in Zukunft sind Sie dann freundlicher zu den Kunden!« reicht noch nicht aus. Wichtig ist auch der Gesprächsabschluss: Hier ist die Gelegenheit Ihr Vertrauen in eine zukünftige gute Zusammenarbeit auszudrücken. Sie können zudem nochmals die positiven Leistungen des Mitarbeiters herausstellen. Checkliste für Kritikgespräche Offene Fehlerkultur: Auch Kritik an Führungskräften ist erlaubt. Kritik bald nach dem Ereignis ansprechen und nie vor anderen Mitarbeitern. Kritik kommt nur bei positiver Beziehung an: Positiven Gesprächseinstieg wählen. Klartext reden, Kritikpunkte und die Folgen für Sie sen Dritter: Kritisieren Sie nur, wenn Sie konkrete Fakten kennen. 6. Unkonkretes Feedback: Der Mitarbeiter kann sich nur verbessern, wenn er genau weiß, was er falsch gemacht hat. 7. Ungenaue Beschreibung der Wirkung des Fehlers: Der Mitarbeiter wird sich nur ändern, wenn er die Auswirkungen seines Verhaltens verstehen kann. 8. Keine Gelegenheit zur Gegenrede: Der Mitarbeiter muss ausreichend Gelegenheit haben, seinen eigenen Standpunkt darzulegen. 9. Zu unverbindlicher Gesprächsausgang: Schließen Sie das Gespräch mit einer klaren Zielvereinbarung, die kurz schriftlich festgehalten wird. Am besten ist es, wenn Kritikgespräche möglichst selten anfallen. Dies erreichen Sie, indem Sie immer wieder mit den Mitarbeitern das gewünschte Verhalten trainieren – bei Teambesprechungen oder in Seminaren zur Kundenund Serviceorientierung. Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter zu einem hingebungsvollen Arbeitsverhalten, in dem Sie durch Lob und Belohnung das gewünschte Verhalten attraktiv machen. Die Belohnung muss gar nicht unbedingt die Form von Geld annehmen. Sehr wirkungsvoll ist das einfache und ernst gemeinte »Dankeschön«, wenn gute Leistungen erbracht wurden. Noch kurz angemerkt: Falls Sie sich beim Führen von Mitarbeitergesprächen unsicher fühlen, können Sie ein entsprechendes Führungskräfte-Seminar besuchen. Dort werden in Rollenspielen schwierige Gesprächssituationen eingeübt, so dass Sie im Ernstfall gut vorbereitet sind und das Gespräch souverän meistern können. offen und deutlich ansprechen. Gemeinsam mit dem Mitarbeiter ein Ziel und Wege zur Erreichung entwickeln. Vorteile benennen, die der Mitarbeiter durch die Verhaltensänderung hat. In der Folgezeit regelmäßig Feedback zur weiteren Entwicklung geben. 30 Julia Scharnhorst ist Psychologin und Gesundheitswissenschaftlerin. Sie bietet als selbstständige Unternehmensberaterin für Gesundheit und Wellness auch Vorträge und Seminare an. Beim Deutschen Wellnessverband leitet sie den Fachbereich »Lernen und Bildung«. Mehr Infos: www.health-professional-plus.de editorial I content I inside I ticker I horizont I invest I interieur I personnel I world I forum I spagat
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