Das Bürgerarchiv Liebe Freunde, der Freckenhorster Heimatverein konnte seinen Mitgliedern (550 Familien) im April 2013 ein neues Projekt präsentieren: Aufbau eines Bürgerarchivs. Der Begriff Archiv klingt ein wenig altbacken, was sich dahinter verbirgt, ist aber umfänglich in der Moderne angesiedelt: In einer sich immer schneller wandelnden Zeit impliziert es etwas von bewahren, nachdenken, erinnern, nachvollziehen – aber auch Austausch von Informationen, Hilfestellung bei aktuellen, wissenschaftlichen Arbeiten, Heranführen der jungen Generation an das Thema Ortsgeschichte sowie eine Beschäftigungsmöglichkeit für ältere Mitbürger mit ihren unverzichtbaren Erfahrungen. Der traditionsbewusst Stiftsstadt genannte Ort hat eine alte Kirche, einen berühmten Taufstein von 1129, ein Schloss (von Westerholt), das früher eine Stifts-Abtei war, einen grob gepflasterten Marktplatz und eine Stiftskammer für Kirchenschätze – aber bisher keine zentrale Stelle, an der man sich um Ortsgeschichte kümmert. Pläne dazu gab es in der Vergangenheit schon, sie blieben allerdings Stückwerk. Mit der kommunalen Neuordnung von 1975 wurde aus der Stadt Freckenhorst (seit 1. Januar 1969 Stadtrecht) nach heftigem Widerstand der Bevölkerung ein Ortsteil der Stadt Warendorf. Auch um die Identität des Ortes zu bewahren, gründete sich 1976 der Freckenhorster Heimatverein. Unter diesem Dach entsteht mit dem Bürgerarchiv eine längst überfällige Einrichtung, die in vielen Orten ringsherum (Westkirchen, Beelen, Alverskirchen) bereits durch bürgerschaftliches Engagement geschaffen worden ist. Das Projekt Bürgerarchiv Freckenhorst ist organisch angelegt. Die Arbeit erstreckt sich über das gesamte Feld, das sich unter dem Oberbegriff Ortsgeschichte zusammenfassen lässt. Und so sind wir es angegangen: Die Projektidee: Schaffung eines für die Heimat-Forschung frei zugänglichen und geordneten Archivs von Freckenhorst in Freckenhorst für Freckenhorster (und andere an Freckenhorst Interessierte). In dieses Projekt kann sich jeder einbringen, der in der Lage ist, eine Zeitungsseite umzublättern. Dabei ist jeder willkommen – der Ordnungsliebende, der Lust auf eine bestimmte Systematik hat (und mit einer Schere umgehen kann), der Tatkräftige, der auch mal ungewöhnliche Wege geht, um etwas voranzutreiben, der Techniker, der weiß, wie man schnell an Informationen kommt und sie auch weitergibt, der handwerklich Begabte, der einen Raum baulich optimieren oder eine Buchbindemaschine bedienen kann, der Wissenschaftliche, der sich die gesammelten Informationen zunutze machen möchte, um sie dann der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung zu stellen (siehe Module). Der zeitliche Aufwand, sich an dem Projekt zu beteiligen, ist jedem selbst überlassen – es gibt keine Verpflichtung – von einmalig eine Stunde bis „am liebsten den ganzen Tag“. Arbeit ist genug da: Sammeln von Material über Freckenhorst (Zeitungen, Schriften, alte Postkarten, Bilder, Einladungen zu Veranstaltungen, alte Aufzeichnungen usw.), sortieren der Bilder, zuordnen nach Datum und versehen mit Namen, Ausschnitt der Freckenhorst betreffenden Beiträge, Aufbau einer Datenbank, Renovierung der Archivräume an der Theodor-KreimerStraße und technische Ausgestaltung. Dabei ist auch daran gedacht, Archivgut anderer Vereine oder privater Sammlungen aufzunehmen – Aufzeichnungen und Bilder über die jüngere und ältere Geschichte des Ortes, die sonst verloren gehen. Projektstand: Der Heimatverein ist im Besitz von umfangreichem Archivgut, das zurzeit in einer Wohnung an der Theodor-Kreimer-Straße 7 und an anderen Orten lagert. Dabei handelt es sich um große Bestände der 80er- und 90er-Jahre, etwa 40.000 Fotos und zahlreiche Negative, die durch den Umbau der Zeitungs-Redaktion „Die Glocke“ in Warendorf dort keinen Platz mehr hatten. Gleichsam verfügt der Heimatverein über ein Archiv mit Zeitungsausschnitten aus den 50er- bis zu den 80er-Jahren. Dazu kommen Zeitungsbände, meist der Tageszeitung „Die Glocke“, aber auch der WN (Emsbote), bis aktuell 2009. Auch lagern dort Bestände der Freckenhorster Schriften und weiteres Archivgut (alte Rechnungsbücher). Es gibt ein Archiv mit Bildern aus der Vor- und Kriegszeit, das zurzeit privat gelagert (und eingescannt) wird. Vereinbart ist die Übernahme eines weiteren großen, privaten Fotoarchivs, das die Entwicklung des Ortes ab der Nachkriegszeit dokumentiert (1700 Bilder sind bereits eingescannt). Des Weiteren gibt es Einzelakten, beispielsweise über die Auflösung und Umwandlung des Thiatildis-Hospitals, die dem Verein überlassen worden sind. Komplett vorhanden sind die Archivbände der aufgelösten Hauptschule. Und das ist erst der Anfang. Der Heimatverein kann längerfristig eine 75-Quadratmeter-Wohnung an der TheodorKreimer-Straße 7 nutzen, die uns eine Familie dankenswerter Weise mietfrei (Abgabenpauschale von monatlich 40 Euro) zur Verfügung gestellt hat. Erklärtes Ziel ist es aber, im noch zu errichtenden Bürgerzentrum neben der Grundschule eine neue Heimat zu finden (vorgesehen ist an dieser Stelle eine Fläche von rund 150 Quadratmetern). Als Möbelpacker und Kistenschlepper betätigten sich am 8. November 2014 Freunde des Heimatvereins und des Berittenen Fanfarenzugs, um die zentrale Sammelstelle des Bürgerarchivs Freckenhorst an der Theodor-Kreimer-Straße funktionsfähig auszustatten. Rund 20 Helfer schafften in einer Gemeinschaftsaktion Inventar des Heimatvereins aus den Räumlichkeiten über der Turnschulgrundhalle und der ehemaligen Hauptschule, um sie zum neuen Standort im Westen von Freckenhorst zu transportieren. Die dort angemietete 75Quadratmeter-Wohnung wird derzeit noch renoviert. Zwei Räume sind allerdings schon komplett nutzbar. Nach Fertigstellung plant das Bürgerarchiv einen „Tag der offenen Tür“, um vor Ort die Arbeit der Heimatfreunde erläutern zu können. Bild: Andreas Engbert Der Kostenrahmen für den Heimatverein muss dabei so gering wie möglich gehalten werden, da man mit einem Jahresbeitrag von 10 Euro pro Familie keine großen Sprünge machen kann. Initiiert worden ist deshalb ein Unterstützermodell unter dem Motto „40 für Freckenhorst“: Um die potenziellen Kosten von etwas 200 Euro monatlich zu decken, werden Paten gesucht, die sich mit jeweils 5 Euro pro Monat an dem Projekt beteiligen. Unabhängig davon hat sich eine Gruppe gebildet, die sich mit der Sichtung des Materials beschäftigt. Dort haben sich auch Mitstreiter eingefunden, die sich in der elektronischen Welt nicht so auskennen. Eine andere Fraktion widmet sich eben dieser elektronischen Weiterverarbeitung, wieder andere sind helfende Hände, wenn es darum geht, Material hinund herzubewegen. Im Hintergrund gibt es noch zahlreiche weitere, vorwiegend ältere Aktivisten, die sich bereit erklärt haben, bei der Identifizierung zeitlich zurückliegender Fotoaufnahmen behilflich zu sein oder beispielsweise in Sütterlin verfasste Schriften zu übersetzen. Zwei Fotoidentifizierungs-Schauen des Freckenhorster Heimatvereins haben 2014 und 2015 schon viele gute Ergebnisse erbracht. Bild: Kraneburg Die erste Aufgabe war und ist es, die Spreu vom Weizen zu trennen – Bilder von Freckenhorst auszusortieren, zu datieren und zu sichern, Zeitungsbände auf Nachrichten über Freckenhorst zu durchforsten und entsprechend aufzubewahren (die Zeitungsbände sind inzwischen fast komplett abgearbeitet). Gleichzeitig wurden bestehende Archivalien eingescannt, sodass inzwischen rund 30 Jahre (1950 bis 1980) auf DVD vorliegen. Digitalisiert wurden zudem die Jahre 1981 bis 1990 und 2003. Gespeichert sind diese Daten als Bildformat (JPEG), die anschließend mit einer Texterkennungssoftware verschlagwortet wurden. Diese Informationen sind in eine Datenbank eingepflegt worden, die Andreas Drop (Mitglied des Heimatvereins) ehrenamtlich erarbeitet hat. Einbezogen in das Bürgerarchiv ist ein Sonderprojekt „Zeitgeschichte“, das bereits auf der Internetseite des Heimatvereins (www.heimatverein-freckenhorst.de) existiert: Dabei handelt es sich um eine kommentierte Datensammlung, die in bisher drei Teilen einen chronologischen Überblick über die Besiedlung des Ortes Freckenhorst seit der Frühzeit bis (dato) zu Ereignissen in den 1980er-Jahren gibt. Trotz aller elektronischen Möglichkeiten, ist die physikalische Lagerung der Materialien (Papier, Negative und Fotos) unabdingbar. Speichermedien wie DVDs und externen Festplatten ist nur eine geringe Halbwertzeit beschieden, ständig neue Software führt dazu, dass Datenbanken irgendwann unbrauchbar werden. Allein der archivierte Zeitungsausschnitt wird (bei guter Pflege) letztlich überdauern. Nutzbarmachung des Archivs für die Öffentlichkeit: Das Ziel ist: Die Archivalien weitgehend, im Rahmen der aktuellen rechtlichen Möglichkeiten, einsehbar machen und zur Verfügung stellen können. Die Nutzung soll kostenfrei sein. Weiter angedacht ist die Vernetzung mit anderen Heimat- und Geschichtsvereinen im Kreis Warendorf und dem Kreisarchiv. Finanzielle Anforderungen: Das Bürgerarchiv Freckenhorst wächst mit seinen Möglichkeiten. Zunächst muss die Anmietung und Bewirtschaftung der Räume finanziell abgesichert sein (Abgabenpauschale 40 Euro monatlich, plus Energiekosten). Zur Datensicherung ist ein PC mit den entsprechenden Festplatten angeschafft worden – dieser dient als Server im Dauerbetrieb (Stromkosten etwa 120 Euro im Jahr) für das Internet, da die Mitglieder der Projektgruppe direkt von zu Hause aus arbeiten. Diese „Heimarbeit“ in vertrauter Umgebung ist ein wesentlicher Teil des Konzepts, was so in kaum einem anderen Archiv möglich wäre, dem Freckenhorster Heimatverein aber zahlreiche helfende Hände garantiert. Um Artikel von ganzen Zeitungsseiten elektronisch verarbeiten zu können, wurde ein Handscanner angeschafft. Ein ordentlicher Drucker, Scanner oder Kopierer soll ermöglichen, dass Archivbesucher am Schluss auch etwas in den Händen halten, was sie mit nach Hause nehmen können. Auch dienen diese Gerätschaften dazu, Originale, die wir gescannt haben, auf Papier abzusichern, bevor wir sie wieder zurückgeben. Um letztlich die vielen tausend Bilder und Papierseiten auch vernünftig einlagern zu können, sind Gerätschaften zur Raumklimatisierung notwendig. In diesem Zusammenhang bedankt sich der Freckenhorster Heimatverein für die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Warendorf in 2014 und 2015. Der Dank gilt zudem Rainer Kieskemper für eine Großspende, die dem Verein die Anschaffung eines leistungsstarken PCs ermöglicht hat. An dieser Stelle dürfen auch die bisherigen Mitglieder der Unterstützergruppe "40 für Freckenhorst" nicht unerwähnt bleiben. Fazit: Sich mit der Geschichte seines Heimat- oder Wohnortes zu beschäftigen, kann eine spannende Angelegenheit sein. Mit einem Klick oder einem Anruf an gute Informationen zu gelangen, macht Spaß. Dabei zu wissen, dass viele an diesem Projekt mitarbeiten, ist ein Zeichen funktionierender Gemeinschaft. Und wenn die ersten Schüler anklopfen, die etwas für ihre Hausarbeiten wissen möchten, die Seniorin strahlend das Bild präsentiert, auf dem sie alle Personen identifiziert hat, der Student noch dringend eine Info für seine Examensarbeit braucht – dann haben wir ein wichtiges Ziel erreicht. Sie können uns dabei helfen, diesem Ziel näher zu kommen. Spendenkonto: Freckenhorster Heimatverein, Stichwort: Bürgerarchiv Freckenhorst, Konto-Nr. 86 13 900 206 Blz 401 600 50, Vereinigte Volksbank Münster eG. Mit herzlichem Dank Hans-Jörg Kraneburg (Archivbeauftragter) Freckenhorst, den 23. März 2015 (Das Bürgerarchiv ist offizielles Projekt des Ortsentwicklungskonzepts Freckenhorst.) Bürgerarchiv Freckenhorst: Arbeitsmodule Modul I Akten sammeln – und zusammenführen: Alte Schriftstücke (Unternehmensunterlage/Briefköpfe, Höfe) Zeitungsartikel Bilder (auch private Fotos) – CDs/DVDs Filme, Postkarten, Totenzettel, Alte Schulhefte oder –bücher, Bilder aus dem Kreisarchiv Fotodokumentation (Beispiel Friedhof – die Grabsteine verschwinden), Sammeln aktueller Zeitungen und Zeitschriften, Aufnahme von Zeitzeugengesprächen, Niederschreiben von Erinnerungen, Sammeln von Literatur über Freckenhorst Modul II Materialsichtung und –Bewertung, Zuordnung von Bildern und Texten, Bilder beschriften, Archivgut sortieren und geordnet unterbringen, Anfertigung von Archivgutübersichten (handschriftlich oder PC) Modul III Digitalisieren und archivieren, Scannen von zugeordnetem Archivgut, Scannen von alten Negativen und alten Bildern, Anfertigung von Sicherheitskopien Modul IV Arbeiten mit Archivgut: Arbeiten an der Zeitgeschichte Modul V Wissenschaftliches Arbeiten mit dem Archiv zu bestimmten Themen: Wirtschaft, Kultur, Landwirtschaft, Sport etc. Modul VI Öffentlichkeitsarbeit: Materialaufbereitung für Grundschule und Kindergärten, Projektvorstellung
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