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SONNABEND, 16. MAI 2015
FEUERWEHR
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Hadersleben
Den Zusammenhalt bei der Freiwilligen Feuerwehr möchten Carl Christian Kongsted (re.) und Morten Busk nicht missen.
FOTOS: UTE LEVISEN
Mit Feuer und Flamme im Ehrenamt
Unter Einsatz des Lebens zusammen seit fast 100 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr: Busk & Kongsted
– Carl Christian
Kongsted ist 76 Jahre jung
und erblich belastet.
In dritter Generation, seit
nunmehr einem halben Jahrhundert, ist er passionierter
Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr Hoptrup.
Für sein „Hobby“ geht er
durchs Feuer. Es ist ein
Dienst am Nächsten – nicht
selten mit der eigenen Gesundheit, dem eigenen Leben
als Einsatz. Am 29. April feierten ihn die Kameraden der
Feuerwehr, die Familie, die
Hoptruper mit einem Tag der
offenen Tür. Es wurde ein
denkwürdiger Tag.
Kongsted ist nicht der Einzige, der auf ein langjähriges
ehrenamtliches Engagement
bei der Hoptruper Feuerwehr zurückblicken kann:
Sein sechs Jahre jüngerer
Kollege Morten Busk ist seit
Januar dieses Jahres dort Ehrenmitglied. 46 Jahre und
neun Monate war er aktiv bei
der Feuerwehr – bis ihm
schließlich die Gesundheit
einen Strich durch die Rechnung machte. Doch die Jahrzehnte bei der Feuerwehr
möchten weder Busk noch
Kongsted missen: „Die Kameradschaft, der Zusammenhalt sind schon einzigartig hier“, sagt Morten Busk.
Auf die Gemeinschaft der
HOPTRUP
Feuerwehr können und
konnten sie auch immer
dann zählen, wenn es mal
richtig brenzlig wurde. Natürlich haben beide Ehrenamtler in den Jahrzehnten ihres Einsatzes immer wieder
Situationen erlebt und gemeistert, die zu durchleben
sie keinem Dritten wünschen
würden. Tod und Verwüstung gehören dazu.
„Dann hilft eigentlich nur
eines: mit den Kameraden
darüber zu reden“, sagt Morten Busk. Daher sitzen die
Feuerwehrleute nach ihren
Einsätzen – im Vorjahr waren
es 40 an der Zahl – in ihrem
Stationsgebäude. Sprechen
miteinander. Und Grillen. Einen modernen Grill haben
sie angeschafft – bei Grillwurst und Bier verarbeiten
sie gemeinsam das Erlebte.
So etwas schweißt zusammen. Und ginge es nach ihnen, könnte es ewig so weitergehen. Doch auch die
Hoptruper sind nicht vor
Veränderungen gefeit. Die
Umstrukturierung der Bereitschaft mit nunmehr einem nordschleswigschen Bereitschaftschef betrifft auch
die Freiwilligen Feuerwehren. „Aber wir haben noch
nichts Genaues zu wissen bekommen“, seufzt Carl Christian Kongsted – und der Frust
angesichts dieser Ungewissheit ist ihm durchaus anzusehen.
Dabei ist der Aktionsradius
der Hoptruper in den vergangenen Jahren stetig größer
geworden – vor allem, wenn
es darum geht, Verunglückte
aus Fahrzeugen freizuschneiden, denn längst nicht
jede Wache verfüge über die
notwendigen
Werkzeuge,
wie Kongsted verrät. Und:
Die Freiwilligen kennen sich
aus vor Ort. Der zeitliche
Vorsprung, den sie dadurch
gewinnen, hat schon so manches Leben gerettet.
Regelmäßig, einmal im Monat, rücken Kongsted und
seine Kameraden zu Übungen aus, proben den Ernstfall, testen die Funktionstüchtigkeit ihrer kommunalen
Feuerwehrfahrzeuge.
Und sehen dafür nicht eine
Krone. Ihr Einsatz ist ehrenamtlich, und so dankbar die
Lokalbevölkerung dafür ist,
werden die Hoptruper Feuerwehrleute mitunter das Gefühl nicht los, dass ihr Einsatz keineswegs immer die
Würdigung erfährt, die er
verdient: „Bei einer Übung
haben wir zu wissen bekommen, dass wir uns hinter den
Profis der Kopenhagener
Feuerwehr nicht zu verstecken brauchen – und mindes-
Busk (rechts) und Kongsted hier nach dem Feuer in der Nachschule vor vier Jahren
Besuch bekommen die Feuerwehrleute häufig – unter anderem von der Schule in Hoptrup.
tens genauso gut sind“, erzählt Busk nicht ohne Stolz.
Dennoch beschleichen ihn
und seine Kameraden von
den Freiwilligen Feuerwehren in Nordschleswig zuweilen stille Zweifel, ob und inwiefern die staatlichen Bereitschaftsplaner in Kopenhagen und Umgegend überhaupt schon einmal etwas
von dem nordschleswigschen Phänomen der Freiwilligen Feuerwehr gehört haben: „In dem Bereitschaftsblatt finden wir jedenfalls
keine Erwähnung“, so Busk.
Einer jener Einsätze, die
Kongsted und Busk noch in
lebhafter Erinnerung sind, ist
der Löscheinsatz vor vier
Jahren in der unmittelbaren
Nachbarschaft: Ein Feuer
war in der Hoptruper Nachschule ausgebrochen, in der
sich auch eine Schülerdelegation aus Deutschland aufgehalten hatte. Für ihren Einsatz ist die Freiwillige Feuerwehr Hoptrup sogar für einen Lebensretter-Preis nominiert worden.
„Gewonnen haben ihn
dann andere, während wir
mit unserer frisch hergerichteten Fahne noch nicht einmal zur Zeremonie in Holmens Kirke vorgelassen wurden, weil wir nicht an der
Fahneneinmarsch-Übung
zwei Tage zuvor teilgenommen hatten“, erzählt Busk.
Kongsted nickt: „Das war
schon eine herbe Enttäuschung!“ Insgesamt 26 Aktive zählt die Hoptruper Feuerwehr gegenwärtig, die –
und das ist eine Ausnahme –
zugleich Besitzerin ihrer
Feuerwehrstation ist und
diese Räumlichkeiten wiederum an die Kommune Hadersleben vermietet. Ein gutes Geschäft, resümieren die
beiden
Feuerwehrleute,
denn auch das trägt dazu bei,
die Feuerwehr über Wasser
zu halten. Nachwuchsprobleme haben die Hoptruper
zwar nicht, wohl aber Proble-
me damit, die tägliche Bereitschaft am Laufen zu halten:
„Viele Mitglieder arbeiten
auswärts.“ – Bei einer Reaktionszeit von fünf Minuten im
Notfall könne es daher eng
werden. Dann sind da noch
die Familien, die das Engagement der ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute mittragen: „Sie dürfen jedenfalls
nicht im Wege stehen, wenn
wir ausrücken.“ Ute Levisen
Die „Ahnengalerie“ im Aufenthaltsraum: Dort sieht man die Mitglieder seit der Gründung 1928.