IReflect – Student Journal of International Relations

IReflect – Student Journal of
International Relations
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Konferenzbericht zur 8. General Conference
des European Consortium for Political
Research (ECPR) in Glasgow, 3. bis 6.
September 2014
LAURA PEITZ
IReflect – Student Journal of International Relations 2015,
Vol. 2 (1), pp 93-96
Published by
IB an der Spree
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Berlin, March 2015
– I reflect – Peitz: Konferenzbericht 8. General Conference ECPR
Konferenzbericht zur 8. General
Conference des European
Consortium for Political Research
(ECPR) in Glasgow, 3. bis 6.
September 2014
Laura Peitz
Einleitung
Das ‚European Consortium for Political Research‘ (ECPR) ist eines der führenden Netzwerke zur internationalen Kooperation und Vernetzung in der
Politikwissenschaft. Es organisiert regelmäßig Workshops, Konferenzen
sowie Sommer- und Winteruniversitäten; vergibt diverse Preise und veröffentlicht wissenschaftliche Arbeiten. Seit 14 Jahren veranstaltet die Vereinigung ihre Generalversammlung in verschiedenen europäischen Städten. Das
Programm ist in thematische Sektionen unterteilt, in denen eine Handvoll
inhaltlich verwandter Panels angeboten werden. Die Generalkonferenzen
schaffen so alle zwei Jahre einen Ort fruchtbaren wissenschaftlichen Austauschs. Vorträge, Roundtables, Grundsatzreferate sowie ein ansprechendes
Rahmenprogramm runden das Programm ab.
ECPR goes Glasgow
Gastgeber der 8. General Conference des ECPR war vom 3. bis 6. September
2014 die schottische University of Glasgow. Gegründet 1451 ist sie eine der
ältesten Universitäten im englischsprachigen Raum. Die politikwissenschaftliche Tradition begann hier 1760 mit einer Vorlesungsreihe von Adam Smith.
Heute ist die Universität eine der führenden politikwissenschaftlichen Institutionen im Vereinigten Königreich, insbesondere in der Vergleichenden und
Internationalen Politik sowie der Politischen Theorie.
In diesem Jahr brachte die Konferenz die sagenhafte Anzahl von 2500
Politikwissenschaftlerinnen aus der ganzen Welt zusammen. Im Rahmen von
67 Sektionen wurden 403 Panels angeboten, in welchen über 1600 Forschungspapiere vorgestellt und diskutiert wurden. Wirft man einen Blick in
das fast 200 Seiten umfassende Programm, stechen einige Themen hervor,
die in der wissenschaftlichen Debatte derzeit besonders maßgebend zu sein
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scheinen. Auffallend viele Panels beschäftigten sich mit verschiedenen Aspekten der Wirtschaftskrise und mit Themen zu politischer Repräsentation.
Das Rahmenprogramm umfasste eine Willkommensrede der Stellvertretenden Ersten Ministerin Schottlands Nicola Sturgeon sowie einen KeynoteVortrag von Iain McLean (University of Oxford) zum Thema Steuerföderalismus. Darüber hinaus wurden zwei Roundtables angeboten. Im Rahmen des
ersten gingen unter dem Titel ‚Democracy and its Discontents‘ Dirk BergSchlosser (Universität Marburg), Rosie Campbell (University of London),
Leonardo Morlino (LUISS University, Rome) und Matthew Flinders (University of Sheffield) Ursachen und Herausforderungen für erfolgreiche politische
Repräsentation nach. Im zweiten Roundtable diskutierten Todd Landmann
(University of Essex), John Dryzek (University of Canberra), Christina
Boswell (University of Edinburgh) und Jan W. Duyvendak (University of
Amsterdam) verschiedene Aspekte des Menschenrechtsregimes. In sehr
ansprechenden Vorträgen wurde ein Einblick gegeben in verschiedenste
Menschenrechtsthemen: Die Quantifizierung der Einhaltung von Menschenrechten, Demokratie als Menschenrecht, Rechte von Flüchtlingen und Migranten sowie LGBT-Rechte. Die große Vielfalt dieser Vortragsthemen verhinderte bedauerlicherweise nach Öffnung des Podiums für Fragen aus dem
Publikum eine konstruktive Diskussion der Panelteilnehmer untereinander.
Die Anzahl der Panels, die der Teildisziplin der Internationalen Beziehungen zugeordnet werden können, war überschaubar. Sie hatten zu einem
großen Teil EU-Bezug; darüber hinaus wurden einige Sitzungen zu Internationalen Organisationen, Außen- und Sicherheitspolitik und internationaler
Kooperation, insbesondere in der Umwelt- und Energiepolitik, angeboten.
Veranstaltungen zu weiteren Themen der Internationalen Beziehungen, wie
beispielsweise Entwicklungspolitik oder Friedensforschung, waren leider
dünn gesät. Aus aktuellem Anlass und aufgrund der qualitativ sehr hochwertigen Präsentationen sowie der angeregten Diskussion im Anschluss sei an
dieser Stelle das vom GIGA Hamburg organisierte Panel ‚Democracy Prevention: The International Repertoire of Authoritarian Regimes‘ erwähnt. Die
darin vorgestellten Beiträge sollen in naher Zukunft in einer Sonderausgabe
des European Journal of Political Research veröffentlicht werden und gehen
der Beständigkeit und Zusammenarbeit autoritärer Regime in ihrer Vermeidung von Demokratisierung nach. Die präsentierten Forschungsprojekte,
allesamt auf einen starken theoretischen Unterbau bedacht, schienen einen
wertvollen Beitrag zur Theoriebildung in einem relativ neuen Forschungsfeld
zu leisten.
Kritische Würdigung
Allein durch die Größe der Konferenz schafft das ECPR eine für die europäische Politikwissenschaft einmalige Plattform zum internationalen Austausch
und zur Weiterentwicklung von Forschungsprojekten. Die große Anzahl von
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TeilnehmerInnen hat meiner Meinung nach allerdings auch Nachteile: Die
hohe Vielfalt an behandelten Themen erschwerte die Teilnahme an untereinander thematisch stimmigen Sitzungen. Selbst innerhalb der Sektionen
unterschieden sich die Panels inhaltlich teils sehr; sogar die im Rahmen einer
Sitzung vorgestellten Forschungspapiere standen sich desweilen nur bedingt
nahe.
Mit über 400 Panels in nur drei Konferenztagen war das Programm sehr
dicht gedrängt. Dies hatte zur Folge, dass die Zeit zum Austausch außerhalb
der planmäßigen Sitzungen sehr begrenzt war. Oft reichte sie nur aus, um
noch rechtzeitig den Veranstaltungsraum zu wechseln. Bei einigen Sitzungen
waren zudem nur sehr wenige TeilnehmerInnen anwesend. Die im Anschluss
an die Präsentationen geplanten Diskussionen fielen deshalb gelegentlich
knapp und unbefriedigend aus. Ein weiterer Grund hierfür waren möglicherweise die vollkommen verschiedenen Forschungsstadien der präsentierten
Artikel. Einige Vorträge boten somit wenig Inhalt, geschweige denn konkrete
Methoden und Ergebnisse, die diskutiert werden hätten können.
Zuletzt noch ein Punkt zur Selbstreferenzialität des wissenschaftlichen
Betriebes. An den häufig vorgebrachten Elfenbeinturmvorwuf erinnerten
mich Sitzungen, bei denen die Mehrzahl der vorgestellten Forschungspapiere
von ein und derselben Universität, ja sogar vom selben Lehrstuhl stammten
und darauffolgend von einer weiteren Mitarbeiterin eben jenes Lehrstuhls als
Discussant kommentiert wurden. Diese Panels schienen nicht nur von der
nicht-akademischen Außenwelt entrückt, wie der Wissenschaft häufig angekreidet wird; vielmehr fehlte es hier sogar an zwischenuniversitärem Austausch. Für derartige Besprechungen hätte nicht nach Glasgow gereist werden müssen. Bei einer solchen Panelzusammenstellung wird das ECPR seinen
eigenen Ansprüchen von internationalem politikwissenschaftlichem Austausch nicht gerecht.
Fazit
Die General Conference des ECPR stellt eine gelungene Gelegenheit zum
wissenschaftlichen Dialog dar. Für eine Nachwuchswissenschaftlerin wie
mich schuf die Teilnahme dank des vielfältigen und sehr umfangreichen
Programms die Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in verschiedenste
aktuelle Forschungsthemen zu erhalten. Erfreulicherweise hatte ich die Möglichkeit bekommen, meine eigene Forschungsarbeit zur Kreditvergabe der
Weltbank an ehemalige Bürgerkriegsländer anhand des Risikos einer Konfliktwiederkehr auf der Konferenz vorzustellen. Dies gab mir die Gelegenheit,
mich mit anderen Forschenden mit ähnlichen fachlichen Schwerpunkten
über meine eigene Arbeit auszutauschen, wertvolle Hinweise für deren weitere Ausarbeitung zu erhalten und erste konkrete Erfahrungen in der Welt
der Wissenschaftspraxis zu sammeln.
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Insgesamt betrachtet beeindruckte das größte europäische politikwissenschaftliche ‚Klassentreffen‘ durch eine große Panelvielfalt, die jedoch
enttäuschend wenig IB-relevante Themen bot. Dennoch bestachen die angebotenen IB-Panels durch hohe wissenschaftliche Qualität und fruchtbare
Diskussionen zu aktuellen Forschungsthemen. Doch auch „unser“ Feld war
teilweise nicht vor der oftmals kritisierten Selbstreferenzialität gefeit. Ein
sorgfältiges Durcharbeiten des vollen Programmheftes lohnte sich aber allemal: Besonders als junge Wissenschaftlerin konnte man einen gewinnbringenden Einblick in den Wissenschaftsbetrieb erhalten.
Die nächste Generalkonferenz des ECPR findet von 26. bis 29. August
2015 an der Université de Montréal (Kanada) – und damit erstmalig außerhalb Europas – statt. Der zugehörige Call for Papers startete am 2. Dezember
2014. Darüber hinaus veranstaltet das ECPR alle zwei Jahre eine Graduate
Student Conference, die nächste im Jahr 2016 in Tartu (Estland).
– Laura Peitz studiert im 3. Fachsemester den Master Internationale Beziehungen an der Freien Universität Berlin, der Humboldt Universität zu Berlin
sowie der Universität Potsdam. Sie hat auf der Konferenz ein Forschungspapier vorgestellt.
Kontakt: [email protected]
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