Pressinfo LER

Landeselternrat Niedersachsen
Landeselternrat Niedersachsen ∙ Berliner Allee 19 ∙ 30175 Hannover
Vorsitzender
Stefan Bredehöft
Leiterin der Geschäftsstelle
Sabrina Wachsmann
Berliner Allee 19
30175 Hannover
Tel. 0511 - 64 64 36 810
Fax 0511 - 34 46 07
04.06.2015
PRESSEMITTEILUNG
Änderung des Niedersächsischen Schulgesetzes
Gerechte Bildungschancen für alle Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen zu schaffen - dies ist
die langjährige Forderung des Landeselternrates. Die im Landtag verabschiedete
Schulgesetznovelle kommt nun dieser Forderung entgegen.
Denn, gleich gute Bedingungen für alle Schulformen sind ein Garant zur Umsetzung dieses Ziels. So
können Gesamtschulen künftig andere Schulformen ersetzen, Gymnasien aber wird gleichermaßen
ein Sonderstatus zugestanden, denn der Besuch eines Gymnasiums unter zumutbaren
Bedingungen muss gewährleistet bleiben.
Der Landeselternrat unterstützt die Abschaffung der Schullaufbahnempfehlung und den damit
verbundenen Wegfall der Abschulung. Die im 4. Schuljahrgang verbindlich zu führenden und der
Beratung dienenden Gespräche zur individuellen Lernentwicklung sollten von Eltern sowie
Lehrerinnen und Lehrern allerdings gleichermaßen ernst genommen werden.
Die Möglichkeit des jahrgangsübergreifenden Unterrichts nicht nur in der Eingangsstufe einer
Grundschule, sondern auch in den Jahrgängen 3 und 4 sieht der Landeselternrat aus
pädagogischen Gründen positiv. Dieses darf aber nicht dazu führen, dass diese Regelung benutzt
wird, um bei Kleinstschulen eine mögliche Schließung zu umgehen. Der Landeselternrat weist daher
erneut auf die unerlässliche, noch ausstehende Regelung zur pädagogisch sinnvollen Größe von
Schulen mit Blick auf jede Schulform hin.
Der Landeselternrat begrüßt ausdrücklich, dass dem Ausbau und der Weiterentwicklung der
Ganztagsschule eine hohe Priorität gleichermaßen für alle Schulformen eingeräumt wird und diese
auch im Schulgesetz zur Geltung kommt.
-2-
Während der Diskussion zur Frage G8 oder G9 hatte der Landeselternrat gefordert, vielfältige
Möglichkeiten zur Etablierung einer individuellen Lernzeit zu entwickeln, etwa durch die Schaffung
von modularen Regelungen in der Oberstufe. Das Initiieren derartiger Module würde es aus Sicht
des Landeselternrates Niedersachsen ermöglichen, dass das System Schule individuellen
Lernzeiten gerechter wird und folglich den Befähigungen aller Schülerinnen und Schüler
entsprechen kann. Der Landeselternrat bedauert daher, dass eine mögliche Individualisierung von
Lernzeiten in der Entscheidung hin zu G9 keine Rolle gespielt hat. Innovative Konzepte und Module,
die ein Absolvieren der Qualifikationsphase in 2 oder 3 Jahren ermöglichen, wären beispielhaft und
auch bundesweit umsetzbar.
Bei der Umsetzung der Inklusion im Bereich der Schule unterstützt der Landeselternrat den Schritt
der Landesregierung, diesem notwendigen Prozess nun doch mehr Zeit als geplant einzuräumen.
Insbesondere der hohe Handlungsbedarf bei der Bereitstellung und der systemischen Zuweisung
der pädagogischen Ressourcen erfordert eine umsichtige Vorbereitung. Im Hinblick auf die
regionalen Bedingungen (Regionalstellen für schulische Inklusion / Bildungsregionen) ist es daher
unerlässlich, einen zielgenauen Weg zu finden, der die notwendige Hilfe wirklich beim Kind
unabhängig von der gewählten Schulform ankommen lässt!
Garanten gerechter Bildungschancen sieht der Landeselternrat aber auch in seinen wiederholt
formulierten Forderungen, wie Finanzierung der Schülerbeförderung in der SEK II, notwendige
Konzepte und Ressourcen für Unterstützungssysteme für die Schulen, wie z. B. die
Schulsozialarbeit, eine ausreichende Unterrichtsversorgung von mindestens 105 % sowie geringere
Klassengrößen in allen Schulformen. Die Umsetzung dieser Forderungen mahnt der Landeselternrat
weiterhin an.
Der Landeselternrat wünscht sich abschließend, dass die Weiterentwicklung des niedersächsischen
Schulsystems künftig weniger durch ideologisch geführte Diskussionen geprägt wird, sondern eine
sachbezogene Auseinandersetzung das Fundament der erforderlichen Beratung bildet.
Der Landeselternrat als gesetzlich legitimierte Elternvertretung vertritt die Eltern von rund 900.000
Schülerinnen und Schülern, er steht Ihnen heute und zukünftig zur Beratung zur Verfügung.