Klicken - Nikola Hotel

Nikola Hotel
Flötenzeit
Leseprobe
ISBN 978-1-5089-3379-3
Auszug aus der 1. Aufage 2015
© Nikola Hotel, 53773 Hennef
Umschlaggestaltung: © Sandra Taufer, München
Umschlagmotiv: © Anna Paf, the palms, HorenkO,
Morphart Creation, Ivoha, SoleilC / shutterstock
www.nikolahotel.com
»I have crossed oceans of time to fnd you.«
Gary Oldmann, Bram Stoker’s Dracula
»Te past is never dead. It’s not even past.«
William Faulkner, Requiem for a Nun
Prolog
April 1895
Clemens spitzte die Lippen und pustete. Es war kein
Laut zu hören, außer dem seines angestrengten Atems.
Er befeuchtete die Lippen, rollte die Zunge zu einem
Rohr und blies die Blüte an, die er in den Händen hielt.
»Hör auf damit!« Seine Schwester Auguste versuchte, ihm die Blume zu entreißen.
Er zuckte mit den Schultern und warf sie ihr freiwillig zu. »Es ist ohnehin nicht die Richtige«, sagte er,
schob den rechten Hemdsärmel hoch und kratzte sich
dort, wo ihn die Nesseln bei seiner Suche verbrannt
hatten. »Großmutter hat sie mir genau beschrieben. Sie
muss fünf Blätter haben.«
Auguste drehte die Blüte in den Händen und zählte
die einzelnen Blätter ab. Es waren sechs. Enttäuscht
und gleichzeitig ein wenig erleichtert warf sie die
Pfanze in die Schneespiere, die an der Gartenmauer
wuchs und sie mit ihrem weißen Blütenmeer sofort
verschluckte.
»Was willst du denn auch damit? Du hast doch
sowieso keine Flöte, um sie damit zu verzaubern.«
Mit einem Lächeln dachte Clemens an seine Großmutter, die in diesem Moment im Salon auf der Querföte spielte. Wenn er die Ohren spitzte, konnte er die
zarten Töne, die sie dem Instrument entlockte, bis hier
draußen hören.
»Großmutter schenkt mir ihre, wenn ich Geburtstag
habe. Sie hat es versprochen.«
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Seine Schwester nickte und zog einen Kniestrumpf
hoch, der heruntergerutscht war. »Das dauert aber
noch ewig.«
»Das macht nichts. Solange kann ich pfeifen üben.«
Erneut spitzte er die Lippen, produzierte aber nur ein
faches »Phhhh«.
»Hör auf!« Auguste presste ihm die Hand auf den
Mund. »Großmutter hat gesagt, dass man damit den
Teufel anlocken kann.«
Clemens seufzte. Großmutter Apollonia erzählte
ihnen ständig Märchen und Geschichten. Manchmal
fragte er sich, was davon wahr und was erfunden war.
»Ich krieg es doch nicht hin«, sagte er, weil seine Zunge
ihm einfach nicht gehorchen wollte. Seit vielen
Wochen übte er das Pfeifen, hatte bisher jedoch keinen
brauchbaren Ton zustande gebracht. Dann erhellte sich
plötzlich sein Blick.
»Fritzi ist in der Waschküche.«
»Ja und?«
Er wunderte sich, dass seine Schwester nicht sofort
wusste, was er im Sinn hatte. Der Geruch waberte seit
Stunden durchs Haus und ließ ihn an kaum etwas
anderes denken. »Die Mamsell wollte heute einen
Besuch machen. Wenn wir Glück haben, stehen die
Wafeln noch zum Abkühlen auf dem Tisch.«
»Das dürfen wir nicht.« Auguste blies ihre Backen
auf.
Doch Clemens wollte sich nicht abhalten lassen.
»Und wenn schon. Du wartest hier und passt auf, dass
niemand kommt. Ich bringe dir eine Wafel mit.«
Unschlüssig zupfe sie an den Falten ihres Matrosenkleides, was ihr Bruder als Einverständnis nahm
und über den schmalen Kiesweg lief. Er hüpfe am
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Fenster des Wintergartens entlang und verschwand im
Inneren des Hauses. Aus dem Waschkeller drang der
Geruch nach Seifenlauge. Er hörte, wie das Mädchen
mit einem Quietschen den Feuerraum der Waschmaschine öfnete und die Kohlen auf dem Feuer zischten.
Aus der angrenzenden Küche war kein Laut zu hören.
Vorsichtig drückte Clemens die Tür einen Spalt weit
auf und schob sich hinein. Auf dem Herd stand die
Eisenform mit dem Blumenmuster. Darauf buk die
Mamsell hauchdünne Wafeln, die sie noch warm mit
einer geübten Handbewegung zu kleinen Röllchen
formte. Suchend blickte er sich um und entdeckte auf
dem Tisch neben der Spüle einen großen Teller voll
von diesen Köstlichkeiten. Sie sahen herrlich knusprig
aus. Unwillkürlich nahm sein Mund dieselbe Form an
und er stieß einen leisen Pff aus. Überrascht lauschte
er auf den Ton, den er selbst erzeugt hatte. Das allererste Mal.
Ein freches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht
aus. Erneut spitzte er die Lippen und pff, diesmal länger und in verschiedenen Tonhöhen. Vorsichtig zog er
eines der Wafelröllchen vom Teller. Der buttrige
Geruch ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und die Wafel zerging ihm süß auf der Zunge.
Plötzlich hörte er ein Geräusch an der Tür und ließ
erschrocken seine Beute fallen.
»Du kannst aber schön pfeifen.«
Er wagte nicht einmal, zu kauen. Mit pochendem
Herzen drehte er sich um, doch es war nicht die Mamsell, die dort im Türrahmen stand und auch nicht
Fritzi, das Küchenmädchen.
Ob er mit dem Pff tatsächlich den Teufel angelockt
hatte? Dabei war er so sicher gewesen, dass Großmutter
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ihn und Auguste damit nur hatte necken wollen.
Schließlich hatte sie selbst mit ihm das Pfeifen geübt.
Ängstlich starrte er die Gestalt an, deren Beine in engen
blauen Hosen steckten. Darüber ein Hemd, das so
weich aussah wie das Seidenkleid, das Mutter sonntags
zum Kirchgang trug. Ob der Teufel so schön aussehen
konnte?
Es musste ein Mann sein, sonst trüge er wohl nicht
solch enge Hosen. Doch ganz sicher war Clemens sich
nicht, da das Gesicht von langen Haaren eingerahmt
wurde. Nervös nahm er das Kratzen am Arm wieder
auf.
»Wie heißt du denn, Kleiner?«
Clemens, wollte er ausrufen, aber die Angst schnürte
ihm die Kehle zu. Was, wenn der Teufel nur seinen
Namen wissen wollte, um ihn zu sich zu rufen? Er
bewegte sich einen Schritt rückwärts. Und noch einen,
bis er mit dem Rücken gegen die Tischkante prallte.
»Willst du mir deinen Namen nicht verraten? Ist er
ein Geheimnis?«
Clemens schluckte schwer. Dann hörte er mit einem
Mal Augustes Stimme auf der Kellertreppe. Als wäre
ein Bann gebrochen, stieß er sich vom Tisch ab und
stürzte an dem Fremden vorbei durch die Tür. Er rechnete jeden Augenblick damit, von hinten gepackt und
in die Hölle geworfen zu werden, und foh die Treppenstufen hinauf ins Freie.
Oben fasste Auguste ihn am Ärmel. »Wo bleibst du
denn so lange?«
Clemens zerrte sie den Kiesweg entlang, vorbei am
Pferdestall und zur rückwärtigen Ausfahrt. Erst als sie
das Tor hinter sich gelassen hatten und auf der Straße
standen, hielt er keuchend inne.
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»Auguste!« Er rang nach Atem. »Ich habe … den
Teufel herbeigepffen!«
Seine Schwester knif die Augen zusammen und
schürzte die Lippen. »Wo ist die Wafel?«
»Ich habe keine«, gestand er. »Gerade als ich sie
nehmen wollte, erschien mir der Teufel und fragte nach
meinem Namen.«
Auguste sah ihn prüfend an. »Du hast ihn doch hoffentlich nicht verraten?«
»Natürlich nicht!«, erwiderte Clemens brüsk. Wie
konnte sie nur glauben, dass er so dumm wäre?
»Dann ist es gut.« Sie zupfe an ihrem Rock und
überlegte. »Und weshalb hast du dann Krümel am
Mund?«
Darauf wusste Clemens nichts zu antworten. Aber
er sah seiner Schwester an, dass sie ihm nicht glaubte
und dass sie davon überzeugt war, er hätte sich den
Teufel nur ausgedacht.
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April 2014
Mit dem Haus in der Poppelsdorfer Allee stimmte
etwas nicht. Als ich es das erste Mal sah, war ich davon
überzeugt, mich in der Straße geirrt zu haben. Das
konnte doch unmöglich mein Haus sein. Und doch
stimmte die Adresse mit der im Brief überein, den ich
in der Hand hielt, auch wenn in dem fahlen Licht der
Straßenlaterne das Papier blass und die Tinte farblos
wirkte.
Mit einem fauen Gefühl schob ich das Eisentor auf.
Es erschien mir nicht richtig, allein hierher zu kommen, ohne Freddy. Der Zuweg war nur schwach
beleuchtet, die buschigen Heckenpfanzen zu beiden
Seiten erahnte ich mehr, als ich sie sah, und die Haustür war in völlige Dunkelheit getaucht. Ich zog mein
Handy aus der Tasche und strahlte mit dem Licht des
Displays die beiden Klingelschilder an: Klara Oltmanns
stand auf dem oberen und darunter: Nauenberg. Der
Anblick meines eigenen Nachnamens erschien mir
falsch, als hätte jemand ihn unberechtigterweise hier
angebracht. War das der Grund dafür, dass meine
Hände zitterten und ich mich so unwohl fühlte? Freddy
hätte darüber gelacht und mir mit dem Ellbogen in die
Seite geboxt.
Ich war spät dran: Schon halb zehn, dabei hatte ich
der alten Dame, die oben wohnte, am Telefon versprochen, ich käme gegen sieben Uhr abends an. Ob Frau
Oltmanns überhaupt noch mit mir rechnete?
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Im Hausfur brannte kein Licht und ich drückte nur
zögerlich auf die Klingel. Während ich auf herannahende Schritte lauschte, betrachtete ich die Tür, in
deren Flügel Ornamentglas eingelassen war. Mein Spiegelbild glich einem Geist. Eine verzerrte Silhouette mit
einem Gesicht, das sich in einem schwarzen Loch verlor. Ich strich mit den Fingerspitzen über die Konturen
der Holzvertäfelung. Kurz dachte ich an meinen Vater,
dessen Elternhaus nun mir gehören sollte. Hier war
sein Zuhause gewesen, bevor er es mit Anfang zwanzig
verlassen hatte. Vielleicht hatte er diese Tür zugeknallt,
wenn er wütend war, oder war auf das schmale Geländer geklettert. Vielleicht hatte er auf diesen Stufen
gesessen, wenn er von einer seiner Studentenpartys
heimgekehrt war. Ich wusste es nicht und es war mir
auch egal. Dass ich überhaupt hierher gefogen war –
ohne Freddy –, war allein Kathis Überredungskunst zu
verdanken, die behauptet hatte, ich würde es bereuen,
wenn ich mir das Haus nicht einmal ansähe.
Ein Klicken ließ mich auforchen. Im Hausfur
brannte ein dumpfes Licht auf und schlurfend näherte
sich ein Schatten, der immer kleiner wurde. Eine Frau
mit schlohweißem Haar öfnete mir die Tür. Sie reichte
mir gerade bis zum Kinn. Ihr Gesicht glich einem zerknüllten Stück Papier, das man vergeblich versucht
hatte glattzustreichen. Eine vergilbte Seite, die von
Altersfecken übersät war.
»Entschuldigen Sie, dass ich so spät zu störe. Julia
Nauenberg, wir haben letzte Woche telefoniert. Heinrich Nauenberg war mein Opa.«
Ihre knochigen Finger fühlten sich kalt an. Es war
schwer, ihr Alter zu schätzen, weil sie meine Hand
kräfig umfasste und ihre Augen mich wach ansahen.
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Doch vom Notar wusste ich, dass sie bereits als junges
Mädchen in diesem Haus gearbeitet hatte und seither
hier wohnte. Beinahe ihr gesamtes Leben.
»Ich habe mir schon Sorgen gemacht«, sagte sie.
Beim Sprechen verrutschte ihr Gebiss. Es schmatzte,
wenn sie den Mund auf- und zumachte. »Bei den jungen Leuten weiß man nie. Und dann auch noch mit
dem Flugzeug.« Sie schüttelte den Kopf. »Kein Auge
konnte ich zumachen.«
»Das tut mir leid«, sagte ich und schloss hinter mir
die Haustür. Mit den Pantofeln rutschte die alte Dame
über das schwarz-weiße Fliesenmuster und blieb vor
einer Kommode stehen. Beim Blick in den Spiegel darüber zupfe sie an ihrem Haar, das wie elektrisiert in
alle Richtungen abstand, dann fschte sie aus der obersten Schublade einen Schlüsselbund.
»Hier sind die Schlüssel zum Haus und zu den Kellerräumen. Den für die Garage habe ich nicht gefunden.«
»Das macht überhaupt nichts, ich habe ja kein
Auto.«
Frau Oltmanns erschien mir weich und knochig
zugleich. Ihr Gesichtsausdruck verschwamm zwischen
einem sanfen und einem strengen Blick und sie musterte mich verstohlen. Die Schlüssel lagen mir überraschend schwer in der Hand. Gut fühlte ich mich nicht
dabei, als ich sie annahm. Sie gehörten mir doch gar
nicht.
»Wie lange werden Sie bleiben?«
»Nur einige Tage. Ich würde gerne die Sachen meines Opas durchsehen, vielleicht fnde ich ein paar Erinnerungen an meinen Vater. Ich hofe, ich störe Sie
damit nicht.« Das war keine Floskel von mir. Ich war es
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gewohnt, mich im Hintergrund zu halten und nicht
aufzufallen. In meinem Beruf hatte ich diese Unsichtbarkeit perfektioniert und mittlerweile war mir unbehaglich zumute, sobald die Aufmerksamkeit sich auch
nur kurz auf mich richtete.
»Da haben Sie aber einiges durchzusehen. Hat nie
was weggeworfen, der Herr Nauenberg.« Während sie
das sagte, schleppte sie sich zum Treppenaufgang.
»Können Sie mir noch zeigen, wo ich schlafen
kann?«
Sie blieb auf halber Strecke stehen und knif die
Augen zusammen. »Ich benutze nur zwei Zimmer im
zweiten Stock. Ich bin jetzt müde, da müssen Sie schon
selber sehen«, sagte sie und rafe den Morgenrock. Bei
jedem ihrer Schritte ächzten die Stufen der alten
Treppe.
Etwas verloren blieb ich im Flur zurück. Wie unangenehm, hier herumzuschleichen. Viel lieber wäre es
mir gewesen, wenn Frau Oltmanns mich durchs Haus
geführt hätte, aber sie war bereits oben angelangt. Ich
hörte, wie sie die Tür hinter sich zuzog. Nicht laut, aber
energisch.
Zaghaf öfnete ich die Flügeltür und spähte in den
düsteren Raum dahinter. Nur ein schmaler Lichtstreifen der Straßenlaterne drang durch einen Spalt des
Fensterladens. An der Wand ertastete ich einen runden
Knauf und drehte ihn um, doch es blieb dunkel. Frau
Oltmanns hatte ofenbar hier unten die Sicherung
abgedreht. Mit ausgestreckten Händen bewegte ich
mich bis zum Fenster und drückte die Klappläden nach
außen. Die Kastanienbäume der Allee verschluckten
einen Teil der Laternenbeleuchtung, aber nun erkannte
ich wenigstens die Umrisse der Möbel.
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Gruselig war es dennoch, so allein in dieser Wohnung.
Auf der Suche nach einem Schlafzimmer tastete ich
mich durchs Erdgeschoss und landete schließlich im
Esszimmer. Ein riesiger Tisch nahm den ganzen Raum
ein. An der Rückwand des Zimmers lugte ein Knauf
hervor. Ein Wandschrank? Meine Hand glitt über das
weiß lackierte Holz und mit einem leichten Widerstand
gab die Tür nach. Ein kalter Lufstrom zog herein.
Einen kurzen Moment hatte ich den unsinnigen
Gedanken, dass das Haus atmete. Doch dann begrif
ich, was es war: Ein Lastenaufzug, wie er früher in
großen Häusern üblich war, um Speisen und Geschirr
von der Küche nach oben zu transportieren.
Als ich den Boden des Aufzugs abtastete, stieß ich
gegen einen Gegenstand und meine Finger schlossen
sich um eine Art Rohr. Vor Überraschung hätte ich
beinahe aufgelacht. Es war eine schlanke, altmodische
Flöte mit einem seitlichen Anblasloch. Eine Querföte.
Die vielen Hände, die sie im Lauf der Jahre angefasst
haben mussten, hatten das Holz abgewetzt. Ich wusste
nicht, was mich dazu bewog, darauf zu spielen. War es
Neugier oder ein innerer Zwang? Doch wie von selbst
berührten meine Lippen das Mundstück und bliesen
sanf hinein.
Als ich mich später in dieser ersten Nacht unruhig
auf dem kleinen Sofa der altmodischen Sitzgarnitur
drehte, ärgerte ich mich, dass ich mich nicht getraut
hatte, Frau Oltmanns wegen des Lichts zu stören.
Freddy hätte keine Sekunde gezögert. Mein einziger
Trost war die Flöte, die ich in den Händen hielt und die
mir seltsam vertraut erschien.
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Als ich erwachte, war es bereits taghell. Ich knif die
Augen zusammen und tastete auf dem Teppichboden
neben dem Sofa nach meinem Smartphone, um zu
schauen, wie viel Uhr es war. Hatte ich es nicht zusammen mit der Flöte dort abgelegt? Doch auch die Flöte
war nicht mehr an ihrem Platz.
Das Haus war wirklich riesig. Allein in das Wohnzimmer passte unsere ganze WG und ich wünschte,
Kathi hätte mitkommen können, um sich das anzusehen. Nun konnte ich sie nicht einmal anrufen, um ihr
davon zu erzählen.
Das angrenzende Zimmer war vermutlich ein Büro
gewesen. Neben einem Ungetüm der ersten Computergeneration entdeckte ich eine alte Schreibmaschine.
Von den dicken Wälzern im Regal wandte ich mich ab:
Gesetzestexte und sonstiger Juristenkram interessierten
mich nicht. Vor dem Durchgang zum Büro stand ein
Klavier in dunklem Nussbraun, das mir sehr gefel.
Freddy hatte früher Keyboard gespielt und hätte sicher
Spaß daran gehabt, ein wenig darauf zu klimpern.
Ich klappte den Kofer auf, den ich neben dem Sofa
abgestellt hatte, und hängte meine Lieblingsbluse an
das Bücherregal. Die ganze Nacht hatte ich in den
engen Jeans verbracht und sehnte mich nach einer heißen Badewanne, die meine Anspannung vertreiben
würde. Den Toilettenbeutel und ein Handtuch unter
den Arm geklemmt, trat ich auf den Flur. Es roch muf-
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fg und feucht, was mir bei der Ankunf gar nicht aufgefallen war. Aus der zweiten Etage hörte ich
gedämpfe Fernsehgeräusche. Frau Oltmanns reagierte
nicht auf mein Klopfen. Sie saß, mit einem Morgenrock
aus Frottee bekleidet, in einem faschengrünen Sessel.
Ein Kopförer baumelte ungenutzt unter ihrem Kinn,
die Lautstärke des Fernsehers war ohrenbetäubend. Sie
hatte die Augen weit aufgerissen, die Lippen zusammengepresst. Ihre knochigen Finger krallten sich im
Plüschbezug fest. Als ich sie ansprach, zuckte sie
zusammen und fasste sich an die Brust.
»Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich
habe angeklopf«, fügte ich hinzu.
Sie keuchte angestrengt. »Es gibt ja so schlechte
Menschen!« Mit dem Kinn deutete sie auf den Fernsehbildschirm. Es lief die Wiederholung einer Daily-Talkshow. Unten am Bildschirmrand prangte der Titel der
Sendung: Sexunfall – Das ist nicht mein Kind!
Frau Oltmanns versuchte, mir die Zusammenhänge
zu erklären und begann zu gestikulieren. »Die Frau im
rosa Pullover ist mit diesem Mann verheiratet.« Sie
zeigte auf den Bildschirm. »Und dann hat sie sich mit
dem anderen eingelassen und von ihm ein Kind
bekommen.« Sie betonte das Kind, als wäre es eine
furchtbare Viruserkrankung. »Es gibt so schlechte
Menschen«, wiederholte sie.
»Das sind doch bloß Schauspieler«, versuchte ich sie
zu beruhigen.
Sie schüttelte den Kopf, wobei der Kopförer an
ihrer Kehle wackelte. »Eben haben sie Fotos von dem
Kind gezeigt und Hochzeitsbilder.« Nun stellte sie den
Ton noch lauter. Als die Talkgäste anfngen, sich wüst
zu beschimpfen, räusperte ich mich.
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»Eigentlich wollte ich Sie nur fragen, wo ich den
Sicherungskasten fnde.«
»Wie bitte?«
»Den Sicherungskasten! Wo fnde ich den? Ich habe
unten keinen Strom.«
Frau Oltmanns Blick löste sich keine Sekunde vom
Bildschirm. »Im Rauchzimmer.«
»In welchem Rauchzimmer?«
»Vor dem Wintergarten.« Ihre Augen weiteten sich.
Der eine Mann hatte den anderen als Schmarotzer
beschimpf und war dunkelrot angelaufen. Ich murmelte ein hastiges Dankeschön, was sie nicht einmal
bemerkte. Als ich die Tür zuzog, ließ ich die Geräuschkulisse erleichtert hinter mir.
Auf meinem Weg nach unten fand ich im ersten
Stock ein Bad, in dem ich mich notdürfig waschen
konnte. Leider gab es keine Badewanne, sondern nur
eine Dusche, deren Boden eingerissen und unbenutzbar war. Die Fliesen an der Wand hatten eine Farbe wie
Ochsenblut und waren Ende der Siebziger vermutlich
der letzte Schrei gewesen – jetzt wirkten sie schäbig.
Das Rauchzimmer verband das Esszimmer mit dem
Wintergarten. Bei Tageslicht betrachtet, war sein
Zweck unübersehbar. Die Wände waren vergilbt und
die Spinnweben an der Decke mit Staub gepudert.
Einige Stellen der Tapete leuchteten in kräfigem Rot,
als wartete die Wand darauf, dass jemand, einem
Puzzle gleich, die fehlenden Bilderrahmen wieder aufhängte. In dem milchigen Licht, das durch die verschmutzten Fenster auf die Fliesen fel, untersuchte ich
den Sicherungskasten. Ich schob alle Schalter nach
oben und riss anschließend das Fenster auf. Obwohl die
alte Dame hier wohnte und jeder Raum mit Antiquitä-
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ten möbliert war, empfand ich das ganze Haus wie
abgestorben. Ein blutleeres Gebäude voller unbekannter Erinnerungen, die mir vorkamen wie die Stücke, die
ich am Set dekorierte; die erst zu Leben erwachen würden, wenn Schauspieler sich darin bewegten. Aber vielleicht lag es nur daran, dass ich meinen Großvater gar
nicht gekannt hatte und mir seine Familiengeschichte
fremd war.
Tief atmete ich die hereinströmende Aprilluf ein,
als ich mit einem Mal einen leisen Pfeifon hörte. Es
klang schief und kraflos, mehr wie ein Prusten. Der
Fernseher von Frau Oltmanns war verstummt. Kein
Laut war aus der oberen Etage zu hören. Kein Schimpfen, kein Fluchen, keine nervigen Werbejingle. Nur das
Ticken der Standuhr aus dem Wohnzimmer. Es verschmolz mit dem Pochen in meinem Kopf, bis mein
Herzschlag sich beschleunigte, anschwoll und schließlich alles übertönte.
Mich fröstelte. Mit einem mulmigen Gefühl schloss
ich die Fenster wieder. Da ertönte das Pfeifen erneut,
noch deutlicher als zuvor. So nah, als bliese mir jemand
den Ton direkt ins Ohr. Erschrocken fuhr ich herum
und schüttelte dann über meine eigene Anspannung
den Kopf.
Es konnte jedoch nicht schaden, zu kontrollieren,
woher dieses seltsame Geräusch kam. Vielleicht war es
die Heizung im Keller? Als ich die wenigen Stufen hinunterstieg, strömte Kälte von draußen herein. Die Kellertür stand sperrangelweit ofen und ein Duf nach
Seifenlauge stieg mir in die Nase. Ein lebendiger
Geruch, der mir endlich bewusst machte, dass diese
Umgebung echt und bewohnt war. Wahrscheinlich
hatte Frau Oltmanns ihre Wäsche draußen aufgehängt.
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Ich wollte die Tür schließen, da ließ mich ein langer
Pff zusammenfahren. Er hallte durch den Keller und
wiederholte sich in verschiedenen Tonhöhen.
Das war kein Heizungsgeräusch – irgendjemand
war hier. In meinem Nacken setzte ein seltsames Prickeln ein. Es zog sich über die ganze Kopfaut. Ich
folgte dem Nachhall die schmale Treppe nach unten.
Als ich den kleinen Jungen in einem der Kellerräume entdeckte, stieß ich vor Erleichterung die Luf
aus. Er trug ein altmodisches dunkelblaues Hemd mit
Matrosenkragen und kurze graue Hosen. Die Kniestrümpfe waren ihm hinuntergerutscht und entblößten
Kratzer an den Beinen. Er schien ebenso erschrocken
zu sein wie ich.
»Du kannst aber schön pfeifen«, sagte ich freundlich, um ihm keine Angst einzujagen. Seine dunkelblonden Haare waren zerzaust. Als er mich ansah,
wechselte seine Überraschung in Misstrauen. Er schien
unschlüssig und wippte mit den Fersen auf und ab,
dabei kratzte er sich am Arm.
Ich lächelte ihm aufmunternd zu. »Wie heißt du,
Kleiner?« Bei meinen Worten bewegte er sich rückwärts und stieß gegen die Tischkante. »Willst du mir
deinen Namen nicht verraten? Ist er ein Geheimnis?«
Der Junge schluckte, sagte aber keinen Ton. Dann
hob er auf einmal den Kopf, als lauschte er auf etwas,
das nur er hören konnte. Mit einem Ruck stieß er sich
vom Tisch ab und stürzte an mir vorbei die Kellertreppe hinauf.
Enttäuscht sah ich ihm nach und schloss die Tür
hinter ihm. Ich hatte mich gefreut, ein Kind hier zu
sehen, und jetzt schien es mir, als hätte der kleine Kerl
alles Leben mit sich gerissen. Der Waschmittelgeruch
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war fortgeblasen. Weder draußen noch in einem der
angrenzenden Kellerräume war Wäsche aufgehängt
worden und später war ich mir sicher, mir den frischen
Duf nur eingebildet zu haben.
An diesem Abend fand ich mein Handy in dem hölzernen Lastenaufzug wieder, der bei Tageslicht betrachtet nur noch halb so interessant aussah. Ich konnte
mich gar nicht erinnern, es dort hineingelegt zu haben.
Einschalten ließ es sich nicht, und als ich es in der
Hand drehte, lief ein Rinnsal trüben Wassers heraus.
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3
August 1907
Mit der Flöte in der Hand schlenderte Clemens über
die Brücke des Poppelsdorfer Weihers. Er drängte seinen schlanken Körper durch die Absperrung und
rutschte über das Laub. Sein Freund Leo saß zwischen
zwei Bäumen. Clemens setzte sich neben ihn ans Ufer
und ließ die Flöte in der Hand pendeln.
»Lass das ja bleiben«, sagte Leo. »Damit vergraulst
du jede Forelle.«
Umständlich steckte Clemens die Flöte in seinen
Hosenbund. »Würmer?«, fragte er.
Leo schüttelte den Kopf. »Bienenmaden.«
»Wie schafst du es, dass sie oben schwimmen?«
Sein Freund zuckte mit den Schultern. »Du musst
sie auflasen.«
»Die Maden?«
Leo nickte.
Mehrere Minuten saßen sie schweigend nebeneinander. Dann drückte Leo die Rute in den lehmigen
Boden.
»Bist du Herrn Rouvier weggelaufen?«
Clemens spielte mit einem Grashalm und schwieg.
Dann riss er wütend ein Büschel Halme aus. »Herr
Rouvier würde ganz bestimmt oben schwimmen, so
aufgeblasen, wie er ist.«
Leo starrte ihn überrascht an, dann prusteten beide
los und ließen sich lachend nach hinten fallen. Das
Sonnenlicht, das durch das Blätterdach drang, zeich-
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nete abstrakte Muster auf Leos Hals. Clemens lachte
noch lauter.
»Psst! Die Forellen!«
Sein Gelächter nur mühsam unterdrückend, stieß er
Leo in die Seite. »Und du? Wovor bist du weggelaufen?«
»Ich wollte nur in Ruhe lesen.« Er klopfe auf ein
Bündel neben seinen Beinen.
»Und Forellen fangen.«
»Nur zur Tarnung. Wenn ich damit nach Hause
komme, habe ich eine gute Ausrede für meinen Vater.
Er mag Forellen, aber er mag es nicht, wenn ich nur
rumsitze und nichts tue.«
»Lesen ist ja nicht Nichtstun.«
»Für ihn schon. Ich könnte stattdessen Tische
wischen, Gläser spülen oder Bierfässer herumrollen.«
»Herr Rouvier wäre von dir begeistert.«
»Wir können ja tauschen«, bot sein Freund seufzend
an. »Mir geht der Lärm auf die Nerven. Das ganze Haus
voller Männer, das laute Gelächter und dann die Streitereien abends. Ich kann bei diesem Gegröle nicht einschlafen.«
»Dafür muss ich um halb neun das Licht löschen
und starre vor Langeweile Löcher in die Decke. Glaub
mir, es ist nicht besser, wenn sich deine Eltern in den
Kopf gesetzt haben, aus dir einen Juristen zu züchten.«
»Besser ein Jurist als ein Gastwirt. Ich kann froh
sein, dass ich überhaupt noch aufs Realgymnasium
gehen darf.«
Clemens zuckte mit den Schultern. »Das eine ist so
schlimm wie das andere.«
»Was würdest du denn gerne tun?«
Verlegen rieb Clemens mit dem Zeigefnger über
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seine Nasenwurzel. Er überlegte, ob er Leo seinen
Wunsch anvertrauen sollte. Den Wunsch, der so neu
und fremd für ihn war, dass er ihm selbst kaum Glauben schenkte.
»Seit Mai arbeitet ein Mann in unserem Garten«,
begann er zögerlich. »Er hat ein paar Büsche am Haus
ausgegraben und sie verbrannt. An derselben Stelle hat
er frische Erde gemischt und Blauregen gesetzt«, sagte
er verträumt. »Er ist noch nicht sehr groß, aber der
Gärtner hat gesagt, er würde am Wintergarten hochwachsen wie eine Kletterrose. Die Blätter laufen ganz
spitz zu, und wenn du sie gegen die Sonne hältst, dann
leuchten sie gelblich.« Er seufzte. »Ich wünschte, ich
wüsste, wie der blaue Regen einmal aussehen wird.«
»Du willst Gärtner werden?« Leo bekam runde
Augen.
Clemens nickte ernst.
»Aber doch nicht nur wegen der Geschichte mit der
blauen Blume?«
»Nein, natürlich nicht, das wäre doch verrückt«,
winkte Clemens ab, aber seine Stimme klang unsicher.
Seit damals, als seine Großmutter ihm das alte Märchen vorgelesen hatte, war er beinahe besessen von dieser blauen Blume. Er wusste, dass es unsinnig war, aber
irgendwann, so hatte er sich geschworen, würde er sie
fnden – müsste er auch die ganze Welt danach absuchen. Nur konnte er das Leo gegenüber unmöglich
zugeben. Er richtete sich auf. »Erinnerst du dich noch
an unseren ersten Schultag?«
»Kein bisschen«, sagte Leo kopfschüttelnd. »Wie
kommst du denn jetzt darauf?«
»Wirklich nicht?«
»Clemens, das ist zehn Jahre her.«
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»Ich weiß, ich kann rechnen.«
»Weiß Herr Rouvier auch davon?« Leo grinste
frech, aber Clemens war so in Gedanken, dass er diese
Neckerei überhörte.
»Ich habe dir damals etwas erzählt.«
»Ach, du meinst deine Gruselgeschichte.« Er schlug
sich an die Stirn. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Du hast
mir wirklich Angst eingejagt mit deinem Teufel. Bis
heute kann ich nicht pfeifen«, scherzte er.
»Ich meine es ernst. Erinnerst du dich, dass ich dir
beschrieben habe, wie der Teufel ausgesehen hat?«
»Das muss ich verdrängt haben.«
Clemens sprang auf, er rang mit sich. Dann platzte
es aus ihm heraus. »Ich habe ihn wieder gesehen.«
»Wen?«
»Den Teufel verfucht nochmal!«
Leo rappelte sich auf. »Das ist doch Blödsinn!«
»Es ist wahr.« Clemens hatte die Finger ineinander
verschränkt, dann kramte er in seiner Hosentasche und
hielt etwas verdeckt in den Händen. »Gestern Abend
waren meine Eltern bei einem Konzert in der Beethovenhalle. Ich war im Rauchzimmer und habe heimlich
eine von Vaters Zigaretten geraucht.«
»Haben sie dich erwischt?«
Clemens winkte ab. »Ich habe plötzlich Musik
gehört. Im ersten Moment dachte ich, Hans hätte
meine Flöte genommen, und wollte ihm schon eine
verpassen, aber er schlief tief und fest. Und als ich im
Salon nachsah, war alles still. Dabei hätte ich schwören
können, dass dort drinnen gespielt worden ist.«
»Aber du hast deine Flöte doch.« Leo deutete auf
Clemens’ Hosenbund.
»Sie lag vor dem Sofa auf dem Teppichboden.«
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»Und was hat das Ganze nun mit deinem Teufel zu
tun?«, fragte Leo verwirrt.
Clemens hob den Kopf. »Ich habe noch etwas anderes gefunden«, sagte er. »Das hier.«
Sein Freund starrte auf das glänzend-schwarze Kästchen, das er in den Händen hielt.
»Was ist das?«
Clemens’ Lächeln wirkte verkrampf. Ganz sacht
berührte er die Oberfäche und sofort erhellte sich alles
unter seinem Finger. Leo wich zurück.
»Ich habe es die ganze Nacht in der Hand gehalten
und es ist nur ein wenig warm geworden.« Er zuckte
mit den Schultern. »Immer wenn ich diese Stelle hier
berühre, dann sehe ich verschiedene Bilder.« Er tippte
weiter darauf herum. »Und das hier«, er hielt Leo den
Apparat vor die Nase, »ist das Wesen, das ich damals in
unserer Küche gesehen habe.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?« Skeptisch
nahm er das Gerät in die Hand und sog dann die Luf
ein. »Das ist eine Frau.«
»Eben.«
»Wie funktioniert es?« Leo war fasziniert.
»Ich habe keine Ahnung.«
Leo hob das Kästchen hoch und tippte mit dem
Finger auf die blankpolierte Fläche. Es schnipste und
ein plötzliches Licht blitzte direkt in Clemens’ Gesicht.
Leo ließ das Ding vor Schreck auf den Boden fallen.
»Was habe ich getan?«
Clemens bückte sich und stellte erleichtert fest, dass
die Oberfäche immer noch leuchtete. Dann keuchte er
auf, denn er sah sich selbst darin – mit weit aufgerissenen Augen und in aller Farbe. Leo riss ihm das Kästchen aus der Hand.
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»Oh Clemens, verdammt!«, rief er aus. Und einer
plötzlichen Eingebung folgend holte er aus und warf
das Ding weit hinaus in den Poppelsdorfer Weiher.
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4
Clemens überlegte keine Sekunde. Er zerrte sich die
Schuhe von den Füßen und sprang. Kopfüber tauchte
er ein, doch der aufwirbelnde Schlamm machte es
unmöglich, sich zu orientieren. Schwerelose Algenfetzen umgaben ihn.
Dumpf hörte er Leos Stimme. »Komm wieder raus!
Lass das Ding doch drin!«
Wieder an der Oberfäche versuchte Clemens abzuschätzen, wo genau das Gerät ins Wasser geplumpst
war, und schwamm mehrere Züge in Richtung des
anderen Ufers, bevor er erneut untertauchte.
Langsam schwebte er zu Boden, hielt ganz still,
damit das Wasser sich beruhigen und seine Sicht klären
konnte. Doch je weniger er sich bewegte, umso schneller trieb sein Körper hoch. Er ruderte kurz, gab dann
aber frustriert dem Aufrieb nach.
»Hilf mir gefälligst!«, prustete er, nachdem er sich
das feuchte Haar aus dem Gesicht geschüttelt hatte.
»Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dir hinterherspringe.«
»Und ob!«
»Aber doch nicht wegen dieses verdammten Kastens!«, brüllte Leo und stieß einen Fluch aus, weil
einige Fußgänger beim Überqueren der Brücke auf sie
aufmerksam geworden waren. Kopfschüttelnd waren
sie stehengeblieben, eine Frau deutete mit ausgestrecktem Arm auf Clemens, von dem nur der nasse Haarschopf aus dem Wasser ragte.
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»Beeil dich«, rief Clemens ihm zu. Leo stöhnte,
bevor er schließlich nachgab und unter Verwünschungen Schuhe und Hemd auszog. Knapp neben Clemens
tauchte er auf und warf ihm einen grimmigen Blick zu.
»Ich krieg Riesenärger zu Hause.«
»Glaubst du, ich nicht? Tauch!«, befahl er.
Leo verschwand und eine Sekunde später wurde
Clemens an den Beinen nach unten gezogen. Er stieß
einen Schrei aus, ruderte wild mit den Armen und versank. Wieder oben husteten und spuckten beide Wasser. Dann lachten sie.
Ein Ruf ließ sie innehalten. Aus dem Wärterhäuschen lief ein Mann auf die Brücke zu und fuchtelte
energisch mit den Armen.
»Driss!«, fuchte Leo und schwamm in großen
Zügen zum Ufer des Botanischen Gartens. Aber Clemens wollte sich nicht so schnell geschlagen geben und
tauchte unter. Der Wächter stand genau über ihm auf
der Brücke, kratzte sich am Kinn und wanderte dann
auf der Suche nach ihnen die Promenade ab.
Als Clemens aufauchte, trafen sich die Blicke der
beiden Freunde. Clemens grinste, dann schwamm er
unter der Brücke durch.
Wenige Minuten später huschte er durch das Tor
zum Innenhof seines Elternhauses. Die Füße nackt und
schmutzig, Hemd und Hose klebten ihm am Körper
und sein Gewissen drückte ihn, weil Leo zu Hause vermutlich ein Donnerwetter erleben würde. Der Kies
bohrte sich in seine Fußsohlen und er war froh, als er
die kühlen Stufen der Kellertreppe erreicht hatte. Die
Erleichterung hielt aber nur so lange an, bis er die
Stimme der Mamsell vernahm. »Sie sind triefend nass,
Herr Leonhard!«, stellte sie fest.
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Leo war bereits hier? Clemens konnte die Antwort
seines Freundes nicht verstehen, aber ofenbar befriedigte sie die Mamsell nicht, denn sie schnaubte vernehmlich.
Er tappte durch den Flur bis in den Vorraum, in
dem Geschirr und Tischwäsche aufewahrt wurden.
»Ein Missgeschick, liebste Mamsell«, sagte Clemens.
Überrascht wandte sich die Köchin um. Ihre Augen
verengten sich. Hinter ihr kicherte das Küchenmädchen.
Leo atmete erleichtert aus. »Bitte besorg mir was
zum Anziehen, sonst überlebe ich diesen Tag nicht«,
fehte er ihn an.
Clemens grinste. »Fritzi, sag meiner Schwester
Bescheid, sie möge ohne viel Aufsehens einige Kleidungsstücke herunterschicken.«
Die Mamsell rümpfe die Nase. »Ich möchte doch
bitten, dass die Herren sich einen anderen Ort zum
Umziehen suchen«, sagte sie.
»Nichts lieber als das.« Die Köchin wich zurück, als
Clemens einen Schritt auf sie zu machte. Lachend
drückte er die hagere Frau, die mit einem empörten
Laut versuchte, sich aus seiner nassen Umarmung zu
befreien. »Gnädiger Herr, Sie riechen fürchterlich.«
»Das sind die Grünalgen. Können Sie mir sagen, wie
ich so am Bureau meines Vaters vorbeischleichen soll?
Ich bin zu alt, um in den Aufzug zu klettern.«
»Was Sie nicht davon abgehalten hat, es letzte
Woche noch einmal zu versuchen.«
»Aber ich bin gescheitert«, sagte Clemens betrübt.
Nach wenigen Minuten klapperten Absätze auf der
Kellertreppe. Clemens’ Schwester kam die Stufen herunter und bekam große Augen beim Anblick der bei-
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den jungen Männer. Leo versuchte erfolglos, seinen
nackten Oberkörper hinter der Köchin zu verbergen.
Auguste klang völlig unbeteiligt. »Guten Tag, Leo.«
Sie ging an den Dreien vorbei zum Lastenaufzug, öfnete ihn und zog ein Kleiderbündel und zwei Paar
Schuhe heraus. Wortlos übergab sie ihrem Bruder das
Bündel, wobei es in ihrem Mundwinkel verräterisch
zuckte.
»Ich erwarte euch im Salon«, sagte sie, bevor sie sich
auf dem Absatz umdrehte.
Sobald ihre Schritte verstummt waren, stürzte sich
Leo auf Clemens und riss ihm die Kleider aus den Händen.
»Also gut«, sagte die Mamsell. »Aber danach
möchte ich Sie beide hier nicht mehr sehen.«
Clemens sah der Köchin nach, bis sie hinter der
Küchentür verschwunden war. »War doch halb so
wild.«
»Halb so wild?« Aufgebracht riss Leo sich die nasse
Hose herunter. »Nicht nur, dass ich mich vor deiner
Schwester völlig blamiert habe, ich habe auch noch
meine Schuhe am Weiher liegen lassen.«
»Meine Flöte konnte ich auch nicht mitnehmen.«
»Deine Flöte ist mir völlig wurscht! Weißt du, was
neue Schuhe kosten?« Leo fuhr sich hektisch durch die
dunklen Haare. »Ich hab nur das eine Paar.«
»Mach dir keine Sorgen, ich hole sie.«
»Wenn sie inzwischen nicht jemand mitgenommen
hat.«
»So schön waren sie auch wieder nicht«, sagte Clemens und wurde mit einem geradezu mörderischen
Blick bedacht. Völlig unbeeindruckt zog er triumphierend etwas aus seiner Hosentasche. »Aber ich habe das
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hier wiedergefunden!« Er zeigte Leo das kleine,
schwarze Kästchen, das feucht glänzte.
»Na großartig.«
Clemens tippte darauf herum, aber die Seite blieb
schwarz. In böser Ahnung nahm er sein Hemd und
rieb es damit trocken. Vorsichtig glitt sein Zeigefnger
über das Glas und zeichnete einen Kreis darauf. Doch
er sah nur sein eigenes Spiegelbild.
»Nun mach schon!«, drängte Leo. »Deine Schwester
wartet.«
Missmutig legte Clemens den Fund auf dem Regalboden des Aufzugs ab. Er begann, seine Hose aufzuknöpfen, als ein lautes Quietschen ihn im selben
Moment hochfahren ließ.
»Verfucht!«, rief er aus, konnte aber nur noch hilflos zusehen, wie sein Fund im Schacht nach oben gezogen wurde und im Erdgeschoss verschwand.
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5
April 2014
Beim Durchstöbern des Büros entdeckte ich ein gelbstichiges Urlaubsfoto meines Opas, das ich auf Anfang
der Siebziger datierte, weil mein Vater, der steif neben
ihm stand, darauf nicht älter aussah als fünfzehn. Ich
konnte mich an meinen Opa überhaupt nicht erinnern,
denn als wir nach Berlin gezogen waren, war ich erst
zwei gewesen. Freddy hatte immer behauptet, dass er
ein verbitterter alter Knacker gewesen sei, der sich nur
für seine Kanzlei interessierte. Natürlich hätte ich mir
einreden können, dass er uns beide geliebt und
schmerzlich vermisst hatte und dieser Gedanke war
sehr verlockend. Doch ich wusste, dass ich mich damit
nur selbst belog, und das verstärkte nur mein Gefühl,
dass es falsch war, in diesem Haus zu wohnen.
Heute Morgen hatte ich meinen Erbschein der Bank
vorgelegt, es aber nicht gewagt, Geld vom Konto meines Opas abzuheben. Ich hätte mich wie ein Dieb
gefühlt, weil eigentlich mein Vater das alles geerbt
hätte, wäre er nicht schon vor Jahren gestorben. Und
ganz bestimmt würde ich mir kein neues Handy von
diesem Geld kaufen.
Ich betrachtete die Einzelteile meines Smartphones
auf dem Tisch: Über Nacht hatte ich den Akku ausgebaut und zum Trocknen auf ein Handtuch gelegt.
Große Hofnungen machte ich mir nicht und noch
immer war es mir ein Rätsel, wie es nur nass geworden
war.
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Ich konnte mich ja nicht einmal erinnern, es im
Aufzugschacht abgelegt zu haben.
Noch gönnte ich dem Handy ein paar Stunden zum
Trocknen – ich würde es zusammenzusetzen, nachdem
ich das Haus auf Vordermann gebracht hatte. Das war
meine Wiedergutmachung, weil ich hier umsonst
wohnte, redete ich mir ein, damit würde ich mir diesen
kleinen Urlaub verdienen. Außerdem wäre es schön,
heute Nacht wieder in einem sauberen Bett zu schlafen
und mich nicht auf dem Sofa im Wohnzimmer verrenken zu müssen.
Im Keller fand ich mehrere Putzeimer und einen
Besen, aber leider keinen Staubsauger. Es gab insgesamt
acht Zimmer und ein weiteres Esszimmer, das genau
über dem Speisezimmer des Erdgeschosses lag. Ein
Raum ließ sich jedoch nicht öfnen. Es lag an der Straßenseite und bot ganz sicher einen herrlichen Ausblick
auf die alte Allee. Ich rüttelte an der Tür, aber sie gab
nicht nach. Entweder das Schloss klemmte, oder es war
tatsächlich abgeschlossen. Durch das Schlüsselloch sah
ich nichts als Schwärze.
Enttäuscht wandte ich mich ab und inspizierte das
Zimmer direkt gegenüber, dessen Fenster zum Hinterhof zeigte.
Wildnis. Das war das Erste, was mir zum Blick in
den Garten einfel. Die Büsche an den Mauerseiten
wucherten über die Wege, überall schossen Eschen in
die Höhe. Ich erkannte Schneespieren und Rotdorn
und bei der Pfanze, die am Wintergarten hochrankte,
musste es sich um Blauregen handeln. Die Äste waren
lange nicht gestutzt worden und ragten schwer hinunter, einige Dachschindeln hatten den wuchernden Trieben Platz gemacht und sich verschoben. Die ersten
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Blüten leuchteten bereits in Lila-Blau, obwohl keine
Blätter an den Zweigen hingen. Es sah märchenhaf aus
und ich wusste sofort, dass ich in diesem Zimmer
schlafen wollte. Ich konnte förmlich hören, wie Freddy
darüber gelästert hätte.
»Bist eben doch ein Mädchen«, hatte er gesagt, als
ich über die Nachricht, dass sich in seinem Körper
Metastasen gebildet hatten, geheult hatte.
»Ausgerechnet am Sack muss ich Krebs kriegen.«
Das war der einzige Fluch gewesen, den ich je von ihm
gehört hatte. Bei jedem weiteren Gespräch war er
schrecklich gleichgültig gewesen. Obwohl die Heilungschancen bei Hodenkrebs gut standen, war es mir
immer so vorgekommen, als hätte Freddy von Anfang
an gewusst, dass das nicht auf ihn zutraf.
Trotz der kargen Einrichtung fühlte ich mich in diesem Zimmer sofort wohl. Das Bett bestand aus einem
einfachen Metallgestell, weder alt noch schön, und versteckte sich unter einer orange-braunen Tagesdecke.
Dagegen war das Nachtschränkchen sicher hundert
Jahre alt und wurde von einer schweren Marmorplatte
abgedeckt. Der Schrank gegenüber stand ofen, was
daran liegen musste, dass er sich auch mit Gewalt nicht
schließen ließ. Er beherbergte mehrere Stapel mufger
Handtücher. An der Wand lehnte ein großes Bücherregal, das sofort mein Interesse weckte. In den oberen
Reihen fand ich aber nur diverse Schmöker von Konsalik und Simmel. Ganz unten waren Bücher grob gestapelt und zusammengeschoben worden. Ich zog einige
davon heraus und stellte fest, dass sie alle aus der Zeit
zwischen 1908 und 1927 stammten. Der Großteil war
aus den 10er Jahren und von Hedwig Courths-Mahler:
romantische Frauenliteratur in Frakturschrif. Zwei
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Bände nahm ich beiseite, einmal »Die Bettelprinzeß«
und ein Exemplar mit dem Titel »Was lieblich ist und
wohl lautet« aus dem Jahr 1926.
Ich hielt die Luf an, als ich die Tagesdecke langsam
vom Bett zog, um nicht vom aufwirbelnden Staub
erstickt zu werden. Jedes Stückchen Stof, von der Bettwäsche bis zu den Vorhängen warf ich auf einen Haufen in den Flur. Mit dem Besen fegte ich Decke und
Wände ab, weil ich keine Lust hatte, meinen Schlafplatz
mit einer Spinnenfamilie zu teilen, wusch Schränkeund Regalböden aus und zerrte den alten Teppich
unter dem Bett hervor, um ihn draußen auszuschütteln. Beim anschließenden Bodenschrubben lief mir der
Schweiß in Bächen herunter und ich pustete mir eine
widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht.
Erst am frühen Abend wurde ich fertig und hatte
das Bett frisch bezogen. Die Vorhänge aus dem Wohnzimmer wehten draußen in der Dunkelheit auf der
Leine. Die Gardinen im Schlafzimmer hatte ich ungebügelt wieder aufgehängt. Sie dufeten nun herrlich
nach Wind, Sonne und den Blüten des Blauregens.
Hofentlich war mein Smartphone noch intakt. Ich
schob die SIM-Karte in den Schlitz und legte den Akku
ein, bevor ich die beiden Schalen zusammensteckte. Es
dauerte einen Moment, doch dann leuchtete der Bildschirm auf und ich atmete erleichtert aus.
Das Hintergrundbild hatte ich erst vor einigen
Wochen ausgetauscht, weil ich es nicht ertrug, beim
Einschalten jedes Mal das aufmunternde Lächeln meines Bruders zu sehen – die letzte Aufnahme, bei der
Freddy noch draußen durch den Park des Krankenhauses hatte spazieren können. Stattdessen hatte ich ein
Foto von Kathi und mir ausgewählt. Es war nach unse-
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rem letzten gemeinsamen Filmprojekt in Prag aufgenommen worden und wir hatten albern in die Kamera
gelacht, weil uns zwei der tschechischen Schauspieler
kurz zuvor mit ihren grauenvollen Masken beim Catering aufgelauert hatten. Aber das war nicht das Foto,
das ich nun auf meinem Bildschirm sah.
Perplex starrte ich auf mein Handy. Ich sah das
unscharfe Bild eines jungen Mannes mit dunkelblonden Haaren und blauen Augen. Im Hintergrund ein
paar Sträucher und einen See. Wo es aufgenommen
worden war, konnte ich nicht erkennen.
Wasser!, dachte ich überrascht und überlegte, ob
das die Erklärung sein konnte. Hatte der Typ etwa
mein Handy gestohlen? Nur wo? Auf einmal kam mir
ein Gedanke: Wenn mein Handy danach wieder im
Aufzug gelandet war, dann musste der Mann hier im
Haus gewesen sein.
Mir wurde übel bei der Vorstellung, dass ich
womöglich geschlafen hatte, während er durch das
Haus geschlichen war. Am liebsten hätte ich das Bild
sofort gelöscht. Doch dann wurde mir klar, dass es
eventuell ein Beweismittel sein könnte und die Hand
schon über dem Touchscreen hielt ich inne.
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