ÖKL, Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung Gußhausstr. 6, 1040 Wien, Tel: 01/505 18 91, [email protected], www.oekl.at ÖKL-Praxis-Seminar diesmal zur Mineraldüngung Nach seinem ersten im Juni hielt Ulrich Lossie von der DEULA Nienburg kürzlich bereits sein drittes Seminar am Standort Groß-Enzersdorf der BOKU ab. Es ging dieses Mal um das Mineraldüngerstreuen und die jeweils 30 Anmeldungen an drei Tagen zeigten, dass sich die Landwirte ihrer Verantwortung für die Umwelt bewusst sind. Aber auch der finanzielle Aspekt spielt – selbst wenn die Düngerpreise derzeit keinen Höchststand aufweisen-eine Rolle. Gleich einleitend stellte Lossie, selbst Landwirt in Niedersachsen das „gute Gefühl“ eines jeden Landwirtes in Frage, wenn die Fläche fertig gestreut ist, ohne dass nennenswerte Mengen übrig bleiben oder er sich durch Zurückstellen der Ausbringmenge ans Ende des Feldes „rettet“. Letztlich stimmt dann die durchschnittliche gestreute Menge, aber über die genaue Verteilung, die vom Streuer und von den Eigenschaften des Düngers abhängt, ist noch nichts gesagt. Das Erreichen hoher Genauigkeiten („geringer Variationskoeffzient“) beginnt beim Düngerhersteller, der ein möglichst gleichmäßiges Korngrößenspektrum einhalten sollte. Im Gegensatz zum in engsten Grenzen einzuhaltenden und ständig kontrollierten Nährstoffgehalt(bei N und K z.B. nur 1,5 % Abweichung) gibt es hierzu keine Vorschriften. Die Kette setzt sich beim Lagerhaus und dessen Umschlagtechnik fort: die Einlagerung mit der Düngerschleuder ist ein Extrem, die fast zwangsläufig zur Entmischung führt, indem größere Körner weiter fliegen als die kleinere Fraktion. Selbst wenn der Dünger aus einem Rohr vergleichsweise „sanft“ auf einen kegelförmigen Haufen rieselt, so rollen größere Körner weiter herab als kleinere und nun kommt es darauf an, wo der Radlader beim Beladen zufällig beginnt. Schonender sind Big Bags. Die Sortierung hat Konsequenzen für das Verhalten des Düngers bei der Ausbringung in Quer- (hier fliegen große Körner weiter) und bei den Streuern ohne Wiegeeinrichtung auch in Längsrichtung, denn kleinere Körner oder gar Staub fließen langsamer nach. Fehler in der Querverteilung werden bei NAC-Düngern erst ab ca. 20% sichtbar und müssen es nicht einmal bleiben: es wird von den Pflanzen bei der Bestockung die Halmzahl reduziert und die verbliebenen Halme finden dann mit dem verringerten Angebot das Auslangen und bald ist kaum noch etwas sichtbar; es wird aber Ertrag verschenkt. Das andere Extrem, ironisch auch „technische Streifenkrankheit“ genannte Überdüngung führt zu Lager mit höheren Feuchten und ebensolchen Druschkosten. Mischdünger haben den Vorteil, dass sie individuell nach den Vorgeben des Landwirtes hergestellt werden können und kostengünstiger als Mehrnährstoffdünger sind. Ein gravierender Nachteil kann deren noch stärkerer Entmischungseffekt sein, der sich bei der Kombination Rundkorn und „Kompaktat“ (Beispiel NAC als rundkörnig und Kali mit seinen gebrochenen Kanten) besonders bemerkbar macht. Das im Kanister durchgeschüttelte und anfangs homogene Gemisch (Diammon-N, Alzon, Kali) entmischt sich beim Einfüllen z.B. in einen Lagersilo in Abhängigkeit von spezifischem und Oberflächenbeschaffenheit. (Foto ÖKL) 1 ÖKL Beim „Auslagern“ ergibt sich nochmals eine veränderte Mischung. (Foto ÖKL) Ins selbe Horn stießen die Vertreter von „Borealis-LAT“ (ehem. Agrolinz), die eine von ihnen in Auftrag gegebene Studie der BOKU zeigten und wonach ein Transport im Silo-LKW mit pneumatischer Entladung besonders sensibel ist und allein das Abkippen de Düngerladung die Mischungsverhältnisse ändern kann. Näher vorgestellt wurden aus der Vielzahl von Herstellern drei Streuer dreier Hersteller, bei denen die ISO-BUS fähige und in Kombination mit GPD-gesteuerte, in schmale Abschnitte unterteilte Teilbreitenschaltung auch zum Grenz- und Randstreuen möglich ist. Generell gilt: „high tech“ ist auch hier angekommen! Bei Kverneland wird der Dünger vorbeschleunigt, bevor er auf den Streuteller trifft, sodass die Schlagwirkung der Schaufeln vermindert wird. Weiters ist (einseitiges) Keilstreuen auch nach außen möglich. Die Wiegegenauigkeit ist am Hang längs und quer garantiert. Bei Rauch wird die minimale Torsion an den Antriebswellen der Teller mit dem spezifischen Gewicht des Düngers ins Verhältnis gesetzt und zur Regelung der Ausbringmenge genützt. Unterschiedliche Antriebsmomente zwischen links und rechts fallen somit auf. Bei Amazone ist über eine online-Abfrage die Einstufung neu auf den Markt gekommener Dünger möglich. 2 ÖKL Schon kaum sichtbarer Verschleiß an den Wurfschaufeln kann das Streubild verändern. Die Aufgabepunkte auf beide Scheiben müssen übereinstimmen. (Foto ÖKL) Der Yara N-Sensor (mit Software der Fa. Agricon) misst die auf einen Sollwert zu ergänzende Menge und reguliert danach den Streuer (Foto ÖKL). Im praktischen Teil wurden zuerst über Selbstverständliches wie die Parallelführung des Streuers zum Boden und dessen Aushubhöhe gesprochen. (Fast etwas zynisch meinte Lossie, auf Dinge wie fehlende Sicherungsketten am Gelenkwellenschutz gehe er nicht ein – auch wenn man hier Nachlässigkeiten mit dem Leben bezahlen könne… ) Anschließend erfolgten Vorbeifahrten –mit entsprechendem „Anlauf“, damit sich der Wiegestreuer kalibrieren konnte –und die Messung der in Schalen aufgefangenen Düngermenge beim Normal- und Grenzstreuen. An Ort und Stelle erfolgte am PC die Berechnung des Variationskoeffizenten. So niedrige Varianzen wie bei einer Feldspritze kann man hier nicht erwarten, auch ist es ein Unterschied, ob die Werte in einer Halle oder auf dem Feld geprüft werden. Selten aber ist der Stundenlohn so hoch wie jener für die Zeit, die ein Landwirt für die Messung mit einem Prüfset (Lossie: ein Kuchenblech funktioniert ebenso wenig wie eine Gelbschale, weil die Körner wieder herausspringen und was durch ein Gitter verhindert wird…) aufwendet. 3 ÖKL Daß der Streuer nicht parallel zum Boden ausgerichtet war…. …wirkte sich prompt in der Querverteilung aus. Aufgrund der Wechselwirkung zwischen Vorderachsfederung und des leichter werdenden Streuers ergeben sich Wechselwirkungen. (Foto Krönigsberger, ÖKL) Mit der Firmenwerbung konfrontiert, in der vom Streuen mit 25 km/h die Rede ist, meinte Lossie, dass 10 bis 14 km/h realistisch seien. Auch sollte der Wind mit nicht mehr als ca. 2,5 m/sec wehen, wobei er die Messung mit Anemometer und kleinen Rauchkerzen demonstrierte. –Ein Profi kann sich auch aus der Bewegung von Zweigen ein Bild machen… Eine Plane über dem Streuer sieht er vor allem deshalb als nützlich, weil sie verhindert, dass Erdkluten, die ihrerseits vom Rührwerk verrieben werden, den Auslauf behindern. Wenn der Streuer selbst nach kurzen Einsatzpausen gereinigt und mit Öl eingesprüht wird, so bleibt er auf Jahre einsatzbereit (Bild ÖKL; v. März 2015) 4 ÖKL Trivial scheint es, dass man den hygroskopischen Dünger mit Planen abdeckt, weniger bekannt ist der „Strohhalm-Effekt“; demnach wird durch kleine, nicht abgedeckte Stellen umso mehr Feuchtigkeit angesogen. Alles in allem war es wieder ein gelungenes Seminar und in der Natur der Sache liegt es, wenn bei der gleichzeitigen Anwesenheit von Landwirten und Firmenvertretern mit ihren Geräten mehr als nur small talk geführt wurde… Es lohnt sich, einen den modernen Ansprüchen genügenden Streuer zu besitzen: Lossie schätzt dessen Wert im Verhältnis zum damit über die Jahre ausgebrachten Düngers auf zwei Prozent! DI Gebhard Aschenbrenner, ÖKL 5 ÖKL
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