Sport gibt dem Muttertag den Takt vor

Uri/Schwyz
Sonntag, 10. Mai 2015 / Nr. 19 Zentralschweiz am Sonntag
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Sport gibt dem Muttertag den Takt vor
SCHWYZ Viele Kinder, viele
Bedürfnisse, viele Termine:
Den Muttertag zu feiern, dafür
bleibt bei den Müllers kaum
Zeit. Und auch bei Gwerders
ist heute ein normaler Tag.
RAPHAEL ZEMP/ANDREA SCHELBERT
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Ruhig ist es, hier in diesem Einfamilienhausquartier am Rande von Einsiedeln, wo die achtköpfige Familie
Müller zu Hause ist: Vater Reto (54) und
Mutter Franziska (47) zusammen mit
ihren sechs Kindern Seraina (19), Nicola (16), Flurina (14), Gian-Andri (12),
Corsin (10) und Lavio (8). Im geräumigen Garten summen die Bienen, in der
Ferne bimmeln dumpf und kaum vernehmbar Kuhglocken, in unregelmässigen Abständen rauschen Autos vorbei.
Orientierungslauf und Fussball
«Muttertag?» Franziska Müller und
Ehemann Reto, abseits vom heiteren
Treiben ihrer Kinder stehend, tauschen
einen kurzen, aber viel sagenden Blick
aus. «Der geniesst bei uns keinen besonderen Stellenwert.» Das hat weniger
mit fehlender Wertschätzung der mütterlichen Arbeit oder mangelndem
Familienzusammenhalt zu tun – für
ausgelassene Muttertagsfeierlichkeiten
fehlt der achtköpfigen Familie schlicht
die Zeit. Für mehr als ein gemeinsames
Znacht reicht es am Muttertag nicht.
Die einen bestreiten einen Orientierungslauf, die anderen spielen Fussball
in ihren Klubs. «Das ist bei uns keine
Ausnahme, sondern eher der Regelfall»,
so Mutter Franziska.
Der Sport gibt in dieser Familie den
Takt an. Was die Eltern vorleben – sie
haben sich über den OL-Sport kennen
gelernt – hat auch Spuren beim Nachwuchs hinterlassen: OL, Fussball und
Biken im Sommer – Langlauf, Skifahren
im Winter. Jedes Kind ist Mitglied in
mindestens einem Sportklub, die meisten
gar in mehreren. Ausser Seraina spielen
zudem alle noch ein Musikinstrument.
Lavio schenkt Mami ein Herz
«Enorm» sei die Koordinationsarbeit,
die mit Kindern anfalle. Und auch der
Haushalt erledigt sich nicht von allein.
«Ich schaffe es selten vor Mitternacht
ins Bett», sagt Franziska Müller. Es seien
aber Strapazen, die sich auszahlen. «Die
Kinder sind alle gesund, schulisch wie
sportlich erfolgreich, haben Freunde –
und vor allem Spass.»
Überhaupt scheinen die Müllers unter
dem Leben einer Grossfamilie nicht zu
leiden – im Gegenteil. Der 14-jährigen
Flurina gefällt «die grosse Auswahl».
Nerve jemand mal, so seien immer genügend andere Spielkameraden da.
«Und auch wenn es manchmal Streitigkeiten gibt», ergänzt der Familienjüngste Lavio, «es ist auf jeden Fall immer
etwas los.» Dem pflichtet auch Mutter
Franziska zu. Trotz ihrer Ruhe, Ausdauer und Abgeklärtheit gibt es Momen-
Bei der Familie Müller aus Einsiedeln steht der Sport auch am Muttertag im Zentrum: Sohn Nicola, Tochter Flurina,
Sohn Lavio, Mutter Franziska, Sohn Corsin, Tochter Seraina, Sohn Gian-Andri und Vater Reto (von links).
Bild Corinne Glanzmann
te, wo selbst sie an ihre Grenzen stösst.
«Vor allem von den Schulen kommt ein
unglaublicher Druck.» Gerade was die
Menge an Hausaufgaben betrifft, würde
sie sich oft mehr Augenmass wünschen.
Auf ein Geschenk kann sich Mutter
Franziska heute trotz allem Trubel freuen: Lavio hat ihr ein Herz gebastelt. Die
übrigen Familienmitglieder drücken ihre
«Ich habe den
Eindruck, dass das
Muttersein manchmal
belächelt wird.»
IRENE HUWYLER GWERDER,
D R E I FAC H E M U TT E R
Dankbarkeit nicht mit Geschenken aus,
sondern mit Taten – das ganze Jahr über.
Sie helfen in der Küche mit, greifen ihrer
Mutter beim Haushalten unter die Arme.
«Je älter die Kinder, desto besser funktioniert das auch», bestätigt Mutter Franziska. Auch wenn sie viel Dankbarkeit
für ihre Arbeit erfahre, eine Bitte hat sie
an ihre Kinder: dass sie ihre tägliche
Kocherei mehr zu schätzten wüssten. «Es
gibt kaum ein Gericht, das allen passt!»
Wertschätzung im Alltag
Verändert hat sich die Bedeutung des
Muttertags für die dreifache Mutter Irene Huwyler Gwerder aus Rickenbach.
«Ich erinnere mich, dass der Muttertag
in meiner Kindheit mit Stress verbunden
war. Früh am Morgen ging ich für mein
Mami Blumen pflücken und legte sie auf
den Tisch.» Heute sagt sie: «Für mich
ist der Muttertag kein besonderer Tag.
Wir zelebrieren ihn in meiner Familie
auch nicht.» Sie freue sich viel mehr,
wenn sie spontan während des Jahres
Blumen von ihrem Mann Hugo bekomme. Die Schwyzerin ist der Ansicht, dass
ein einziger Tag sowieso nicht reiche,
um all das, was Mütter für ihre Familien
leisten, genügend wertzuschätzen.
«Wichtiger finde ich es, dass meine
Familie während des ganzen Jahres zusammenarbeitet. Und ich würde mir
wünschen, dass die Gesellschaft den
Müttern gegenüber mehr Anerkennung
zeigt. Ich habe den Eindruck, dass das
Muttersein manchmal belächelt und
nicht richtig ernst genommen wird», so
die 37-Jährige, die neben ihrer Rolle als
Mutter eine Weinhandlung führt.
Lob für die Kochkünste
Und dann tauchen sie plötzlich auf,
die drei Kinder Anna (7), Regina (6) und
Moritz (4). Während sich Anna und
Moritz sofort an die Mama schmiegen
und sich vorerst lieber hinter ihrem
Rücken verstecken, setzt sich Regina auf
einen Stuhl. Wie ist ihre Mutter? «Gut»,
antwortet die 7-Jährige. Ihr Mami sei
nicht besonders streng und koche sehr
fein, loben die Kinder. Die Mutter lacht.
Es gibt also doch Anerkennung zum
Muttertag – auch wenn er nicht extra
gefeiert wird.
Familie Gwerder aus Rickenbach: Vater Hugo, Tochter Anna und
Sohn Moritz, Mutter Irene und Tochter Regina (von links).
Bild Andrea Schelbert
So leben Familien in der Schweiz
STATISTIK red. In der Schweiz liegt
die Anzahl Kinder pro Frau seit dem
Ende der 1970er-Jahre relativ stabil bei
etwa 1,5 – und damit weit unter den
2,1 Kindern, die für eine natürliche
Generationenerneuerung notwendig
wären. Bei der Geburt ihres ersten
Kindes sind die Frauen heute mehrheitlich zwischen 30 und 34 Jahre alt.
Lebt ein Kind im Haushalt, reduziert
meist die Frau ihr Erwerbspensum.
Am häufigsten wählen die Familien
ein Modell mit vollzeiterwerbstätigem
Vater und teilzeiterwerbstätiger Mutter: Fast jeder zweite Paarhaushalt
wählte im Jahr 2014 dieses Modell. In
nur 5,5 Prozent aller Paarhaushalte
sind beide Partner teilzeiterwerbstätig.
Auf Urner Neat-Land soll ein Bike-Park entstehen
SCHATTDORF Biker und Skater wollen auf einem
Landstück, das für den Neat-Bau gebraucht wurde,
einen Park bauen. Die Idee stösst in der Gemeinde
auf offene Ohren. Es gibt aber Hürden.
«Der Bike-Sport ist bei Jugendlichen
und Kindern im Trend», sagt Mario
Gisler vom Verein Ur-Bikers. Zusammen
mit Matheo Zgraggen und Florian Geisseler will er an der Umfahrungsstrasse
in Schattdorf einen Bike-Park realisieren.
Nur: Das 18 000 Quadratmeter grosse
Landstück, das die Biker im Auge haben,
liegt in der Landwirtschaftszone. Es darf
eigentlich nur von Bauern gekauft werden, die es selber bewirtschaften. Derzeit gehört das Land der Alptransit
Gotthard AG, Bauherrin des GotthardBasistunnels. Nach dem Ende des NeatBaus wird sie es der landwirtschaftlichen
Nutzung zuführen. Die Gemeinde
Schattdorf müsste das Land zuerst umzonen, damit sie es kaufen könnte. Doch
so einfach dürfte das nicht sein. Denn
der Bauernverband Uri setzt sich mit
seiner Arbeitsgruppe Kulturland seit
Jahren für einen haushälterischen Umgang mit dem knappen Kulturland ein.
Das zeigt sich auch in der Pfaffenmatt
in Erstfeld. Die Bauern fordern bei der
geplanten Sport- und Freizeitanlage ein
kleineres Projekt als geplant.
«Angebot fehlt heute»
Nichtsdestotrotz sind die Jugendlichen
von ihrem Projekt überzeugt. «Für bikebegeisterte Jugendliche ab 16 Jahren fehlt
heute ein entsprechendes Angebot», sagt
Gisler. «Ich habe schon an diversen
anderen Plätzen Ausschau gehalten, und
überall hiess es: ‹nicht möglich›. Der
Flecken Land an der Umfahrungsstrasse
würde sich optimal für unsere Zwecke
eignen. Da würden wir niemanden stören, denn hier sind wir zwischen Industrie und Eisenbahn, fast ausserhalb der
Wohnzone.» Verkehrstechnisch sei das
Land sehr gut erschlossen, so Gisler.
Auch für Jugendliche, die noch nicht
Auto fahren, sei es kein Problem, das
Gelände zu erreichen. «Wenn der neue
Autobahn-Halbanschluss kommt, wären
auch Biker und Skater aus anderen
Kantonen schnell vor Ort.»
Auf dem Land befinden sich Erdablagerungen vom Neat-Bau, die man für
das Projekt nutzen könnte. «Da müssten
wir uns nicht mehr um Erdmaterial und
um den Transport kümmern», sagt Gisler. Mit der Erde würden Sprünge und
Wellen gebaut, so könnte eine soge-
nannte Pumptrack-Anlage entstehen.
Diese soll eine breite Altersgruppe ansprechen und eignet sich perfekt zum
Üben. In Sihlcity bei Zürich gibt es einen
solchen Park. Auch in Horw finden die
Biker entsprechende Möglichkeiten.
Unterstützung von Sponsoren
Mit dem neuen Park sollen auch
Skater, Inlineskater und BMX-Fahrer auf
ihre Kosten kommen: Der Verein Freestyle.Uri schaut sich ebenfalls wegen
eines Platzes um, in Schattdorf könnten
die Biker und Skater gemeinsame Sache
machen. Zudem wären Festanlässe möglich. «An der Umfahrungsstrasse würde
ein Fest weniger stören, denn es wäre
nicht mehr mitten in einer Wohnzone»,
sagt Mario Gisler.
Die Ur-Bikers haben rund 120 Mitglieder. Sie betreiben und unterhalten
die Downhill-Strecke vom Haldi nach
Schattdorf, die weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannt ist. Der Bike-/
Skate-Park soll zu einem Teil mithilfe
von Sponsoren verwirklicht werden.
Auch mit dem Amt für Kultur und Sport
will man in Kontakt treten. Die Jugendlichen machen auch bei einem Wettbewerb der Urner Kantonalbank mit.
Sie hoffen auf Unterstützung.
Gemeinde klärt ab
«Ich finde es gut, wenn die Jungen
Eigeninitiative entwickeln», sagt Gemeindepräsident Rolf Zgraggen. An der
Gemeindeversammlung wurde bei einer
Konsultativabstimmung deutlich, dass
eine grosse Mehrheit sich dafür ausspricht, das Projekt weiterzuverfolgen.
«Wir werden nun entsprechende Abklärungen machen», so Zgraggen. «Die
Idee muss weiter verfolgt werden. Allenfalls wäre auch eine temporäre Nutzung
möglich, bei der man mit einem Landwirt zusammenarbeiten könnte.»
MARKUS ZWYSSIG
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