Zuger Gemeinden Donnerstag, 9. April 2015 / Nr. 81 Neue Zuger Zeitung Auto hebt ab wie in Hollywood NEUHEIM red. Gestern hat sich in der Mittagszeit in Sihlbrugg (auf Neuheimer Gemeindegebiet) ein spektakulärer Unfall ereignet. Dies schreibt die Zuger Polizei in einer Mitteilung. Ein 39-jähriger Automobilist verliess in Sihlbrugg den Kreisel in Richtung Sihltal. Wegen eines medizinischen Problems, das die Polizei nicht weiter erläutert, habe er daraufhin die Herrschaft über sein Fahrzeug verloren. Er kam von der Strasse ab, steuerte auf die Gegenfahrbahn und fuhr daraufhin eine Böschung hinauf. Bei diesem letzten Fahrtabschnitt schoss das Fahrzeug wie in einem Actionstreifen in die Höhe und «überflog» vier vor einer angrenzenden Garage abgestellte Autos. Nichts bremst den Unfallfahrer Wie die Polizei weiter mitteilt, habe aber dieser ungewollte «Hollywoodstunt» den Mann nicht bremsen können. Wieder auf dem Boden prallte der Lenker gegen einen Pfosten und zwei weitere Autos. Aber auch dadurch liess sich der 39-Jährige nicht bremsen. Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr – mit platten Reifen – in Richtung Baar davon. Kurz vor der Autobahneinfahrt konnte der Unfallfahrer von Bauarbeitern gestoppt werden. Er musste seinen Führerschein sofort abgeben und wurde ins Spital gebracht. Der Schaden beläuft sich auf eine sechsstellige Summe. ANLÄSSE Zentrum im Blick WALCHWIL red. Heute Nachmittag (17 Uhr) lädt das Bauforum Zug zu einer Veranstaltung in der Reihe «Architektur vor Ort». Treffpunkt ist der Platz vor der neuen Gemeindeverwaltung. Diese hat dem Zentrum der Gemeinde am Zugersee ein neues Gepräge gegeben. Die beiden Architekten Beat Schnurrenberger (CST Architekten, Zug) und Norbert Truffer (Cometti Truffer Architekten) geben Einblicke in die Zentrumsüberbauung. Dort sind nun die Einwohnergemeinde, das katholische Kirchgemeindehaus und ein Bistro einquartiert. 23 Jetzt sind die Bands bekannt MENZINGEN Die Vorbereitungen für das Pfadi Folk Fest sind in vollem Gang. Nun sind die musikalischen Gäste spruchreif. Gesucht werden noch Helfer. CARMEN DESAX [email protected] Mit den milden Frühlingstemperaturen wird die Vorfreude auf die kommende Open-Air-Saison immer grösser. Vom 21. bis 23. August findet ein solch einmaliges Ereignis in Menzingen statt. Organisiert wird dieses als Pfadi Folk Fest (PFF) vom Verein PFF Menzingen. «Interessierte Helfer können sich melden.» M A R C E L LA N G E N E G G E R , KO M M U N I KAT I O N Nach einer rund dreijährigen Vorbereitungs- und Planungszeit ist das OK nun im Endspurt. Natürlich müsse noch immer viel gemacht werden: «Jetzt ist es wichtig, den Anlass bekannt zu machen», sagt Marcel Langenegger, der für die Kommunikation des PFF zuständig ist. Unter dem Motto «moods» wollen die Veranstalter das Festgelände Stockacher und die ganze Gemeinde ins Stimmungsfieber bringen. Gerichtet an Rover (Pfadfinder ab 17 Jahren) aus der ganzen Schweiz, ist das Festival aber auch für die Bevölkerung offen. Das Motto bedeutet so viel wie: hoffnungsvoll, übermütig, verliebt, melancholisch oder geborgen. Die Auswahl der Bands widerspiegelt dies sehr glaubhaft. duc sind das unter anderem Hecht oder Dabu Fantastic aus dem Zürcher Oberland. Auch schon länger bekannte Bands wie Fusion Square Garden, die mit Reggae seit 15 Jahren durch die Schweiz touren, werden erwartet. «Wir stellten uns die Frage: Was soll an ‹moods› besonders sein? Die Antwort: besonders gute Schweizer Musik», erklärt der ehemalige Pfader. Schweizer Bands, Zuger Perlen Helfer werden gesucht Apropos Bands: Auch das Line-up ist schon fast komplett. Sowohl am Freitagwie am Samstagabend spielen Überflieger der Schweizer Musikszene auf. Neben den tanzbaren Bernern Lo & Le- So haben auch lokale Perlen wie die Delilahs mit ihrem Pop und Punk oder Mindcollision, die ein Crossover von Metal bis Rapcore bieten, ihren Platz. Ergänzt wird das Programm durch Ak- Der gesamte Verein PFF ist mit der Feinarbeit beschäftigt – es gilt nun ernst. PD tionen wie etwa Lachyoga, Sumoringen oder auch durch ein Improvisationstheater. Die Bevölkerung und die Menzinger Vereine sollen beim Open-Air-Event miteinbezogen werden. Speziell hervorzuheben sei dabei der Live-Vortrag von haarsträubenden Philip-Maloney-Fällen am Sonntag. Diese werden von der Musikgesellschaft Menzingen musikalisch unterstützt, so Langenegger. Zudem ist das Open Air auch auf die Mithilfe der Menzinger angewiesen. Noch fehlen rund 200 Helfer. «Interessierte können sich gerne auf der Homepage anmelden», fordert Langenegger die Bevölkerung auf. Pfadibands im Contest Neben den künstlerischen Höhepunkten spielt die Pfadi eine grosse Rolle. Das PFF sei aber keine Werbeveranstaltung für die Pfadi, sondern ein Ort des Wiedersehens, so Langenegger. Bereits jetzt liefern sich die angemeldeten Pfadi- Bands auf der Facebook-Seite des PFF einen Wettstreit. Die Gewinner haben am Open Air dann ihren grossen Auftritt. HINWEIS Vorverkauf: www.pff15.ch. Tageskarte: 45 Franken (Sonntag: 10 Franken), 2-Tages-Pass: 109 Franken und 3-Tages-Pass: 129 Franken. Promo für 3-Tages-Pässe bis Ende Mai. Freiamt Die Bauern wehren sich gegen Luzerner Reuss-Projekt MURI Der Kanton Luzern will auf seinem Gebiet den Reusslauf sanieren. Das Vorhaben stösst bei anderen Flussanrainern auf wenig Gegenliebe. Die Bilder sind vielen noch in schlechter Erinnerung. Bei den Starkregenfällen im August 2005 waren weite Teile des Luzerner Reusstales überschwemmt. Der Schaden war immens. Experten bezifferten ihn hinterher auf rund 345 Millionen Franken. Im Nachgang an diese Jahrhundertflut beschlossen die Reuss-Anliegerkantone Luzern, Zug, Aargau und Zürich, den Hochwasserschutz zu intensivieren. Einige Vorhaben sind dabei schon umgesetzt. Es sei hier nur an das Reusswehr in der Stadt Luzern erinnert. Jetzt packt der Kanton Luzern im Reusstal zwischen der Stadt Luzern und der Kantonsgrenze in Honau den Hochwasserschutz an. Das kürzlich vorgelegte Projekt stösst dabei vielen Landwirten sauer auf. Und das nicht nur im Kanton Luzern. Auch der Bauernverband Aargau (BVA) mit Sitz in Muri kann sich mit den jetzt bekannt gegebenen Massnahmen nicht anfreunden, die rund 167 Millionen Franken kosten sollen. Aargauer Anliegen ausgeblendet «Aus Sicht des Bauernverbandes ist das Luzerner Projekt finanzpolitisch motiviert und nimmt in keiner Art und Weise auf die Anliegen des Kantons Aargau sowie dessen Landwirtschaft Rücksicht», sagt Ralf Bucher. Er ist Ge- schutzplanung einzubeziehen: «Da kann man einiges herausholen.» Im Kopf hat Bucher hier ein Hilfswehr. Hoher Kulturlandverlust Die Reuss bei Mühlau vermag bei einem neuerlichen Hochwasser wohl nicht alles Wasser zu schlucken, das aus dem Kanton Luzern kommt. schäftsführer des BVA. Da würden, so Bucher weiter, Vereinbarungen mit «Füssen getreten». Im Blick hat Bucher hierbei die Mühlauer Übereinkunft. Diese besagt, dass der Wasserabfluss in Mühlau nicht mehr als 850 Kubikmeter pro Sekunde betragen soll. Werde das Projekt, wie vom Kanton Luzern vorgeschlagen, realisiert, dann sollen dereinst in Mühlau 1150 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durchfliessen. Bucher erinnert an die Folgen, die eine Archivbild Christof Borner-Keller solche Wassermenge hätte. Dass es sich bei dem letzten Wert nur um eine Sicherheitsmarge handle, diese wird als sogenanntes Freibord bezeichnet, stellt Bucher nicht in Abrede. Auch er weiss, dass diese maximal angedachte Abflussmenge nur in seltenen Fällen auftreten würde, doch hält ihn dies nicht davon ab, andere Lösungsvorschläge zu machen. So macht er zum Beispiel beliebt, den Vierwaldstättersee vermehrt als Rückhaltebecken in die Hochwasser- Aber auch in anderer Hinsicht vermag der Geschäftsführer des Bauernverbandes Aargau im jetzt präsentierten Projekt keinen Segen zu sehen: «Was noch mehr erstaunt, ist die Tatsache, dass – obwohl kein echter Hochwasserschutz betrieben wird – durch die Verbreiterung des Flussbettes 28 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche und Wald verloren gehen.» Weitere Grünflächen – die Rede ist von rund 27 Hektaren – werden über Jahre für Bauinstallationsplätze benötigt und können deshalb nach dem Abschluss der Hochwasserschutzvorhaben erst mit einer gewissen Verzögerung wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Den Kulturlandverlust bezeichnet der BVA insgesamt als «völlig überrissen». Denn neben den vorher genannten Flächen sollen noch weitere 37 Hektaren der Landwirtschaft entzogen werden. Und Bucher mahnt auch an, dass beim Projekt nicht bedacht wurde, dass nach dessen Realisierung mit Folgekosten zu rechnen ist. Dazu schreibt er: «Die naturnahe Gestaltung des Flussbettes führt bei mangelndem Unterhalt zu einer wilden Bestockung.» Diese könne nur verhindert werden, indem das Gebiet regelmässig gepflegt wird. Letztlich kommt Bucher zum Schluss: «Auf dem Buckel der Grundeigentümer und Bewirtschafter wird ein Projekt ausgearbeitet, welches auf die Erreichung der maximalen Bundesbeiträge ausgerichtet ist.» Unter diesem Eindruck werde der BVA das Projekt bekämpfen und alles unternehmen, damit die Aar- gauer Bauernfamilien nicht die «Hochwasserprobleme des Kantons Luzern lösen» müssen. Die Aargauer Bauern machen aber nicht nur die Faust im Sack. Ihre Sicht der Dinge haben die Landwirte auch dem Luzerner Regierungsrat Robert Küng übermittelt. Bu- «Wir setzen uns für unsere Anliegen ein. Wir wollen nicht einfach mit dem Kopf nicken.» RALF BUCHER, GESCHÄFTSFÜHRER B AU E R N V E R B A N D KA N TO N A A R G AU cher hofft auf ein offenes Ohr und verspricht: «Wir setzen uns für unsere Anliegen ein. Wir wollen nicht einfach mit dem Kopf nicken.» Der Brief sei ein Anfang. Bucher und seine Mitstreiter wollen auch andere politische Hilfsmittel nutzen, um ihr Ziel zu erreichen. Noch bleibe, so Bucher, Zeit dazu, denn das Projekt sei noch in einem frühen Planungsstadium. MARCO MOROSOLI [email protected]
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