Der Klassenrat: - Portfolio Realschule Bad Wurzach

Der Klassenrat:
A)
Grundsätze:
Der Klassenrat ist ein Prinzip unseres Schulprofils „Demokratie leben und
lernen“. Er ist mit einer Wochenstunde in Klassenstufe 5 – 7 fest in die
Kontingenzstundentafel eingebunden und dient als demokratisches Forum. Als
wöchentliches Ritual besprechen Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit
ihrem Klassenlehrer oder ihrer Klassenlehrerin aktuelle Themen der
Klassengemeinschaft sowie des Schullebens. Dies geschieht in einer
demokratischen und eigenverantwortlichen Form. Themen, die im Klassenrat
behandelt werden sollen, können die Schülerinnen und Schüler in Form von
Anliegen, Anregungen oder Kritik selbst einbringen.
Im Klassenrat haben alle Schülerinnen und Schüler gleiche
Mitbestimmungsrechte. Sie lernen, mehr Verantwortung für sich selbst und
andere zu übernehmen und moderieren nach und nach selbstständig Gespräche –
bis hin zum Führen einer Debatte.
Der Klassenrat befähigt die Schülerinnen und Schüler eigene
Problemlösungsstrategien zu entwickeln, mit Kritik an der eigenen Person
umzugehen und sachlich-konstruktive Kritik zu üben.
B)
Durchführung und Ablauf:
 Begrüßung und Anfangsritual durch den Klassenlehrer.
(Kommunikations- und Sozialkompetenz fördernde Spiele im Stuhlkreis
der Klassengemeinschaft)
 Verlesen der Tagesordnungspunkte, die durch die Schülerinnen und
Schüler als Themenvorschläge in den Klassenrat eingebracht werden.
(Klassenratsbox, Klassenratsbuch, Wandzeitung etc.)
 Klassenrat durch Karten – Feedback:
Diese Art der Rückmeldung ist besonders für jüngere Schülerinnen und
Schüler geeignet. Die Schülerinnen und Schüler sitzen im Stuhlkreis.
- Zu Beginn holen sich die Schülerinnen und Schüler diejenigen Karten, die
sie benötigen, um ihren Mitschülern eine Rückmeldung für die
vergangene Woche zu geben
 Anzahl der roten Karten vorher absprechen, damit nicht zu viele
Konflikte im Raum stehen und offen bleiben!
 Mit einer Karte ist jeweils eine Botschaft verbunden!
 Mindestens eine Karte muss aufgenommen werden!
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- Im Verlauf des Klassenrats dürfen nur noch weiße Karten nachträglich
aufgenommen werden (Entschuldigungen können erst später notwendig
werden!)
- Das Feedback der Schüler erfolgt nacheinander – nach keiner bestimmten
Schülerreihenfolge. Es ist sinnvoll, zuerst die grünen, dann die blauen, die
weißen, gelben und zuletzt die roten Kärtchen „zu legen“. (Vom Positiven
zu den Konflikten!)
- Das Feedback erfolgt in ICH – Botschaften mit einem genau festgelegten
Satzanfang (siehe „Die Bedeutung der Karten“)
- Der Feedback – Nehmer hört nur zu und akzeptiert die Rückmeldung des
Feedback – Gebers. Persönliche Wahrnehmungen der Schüler dürfen auch
von der Klasse (oder vom Lehrer) nicht kommentiert werden.
Ziel:
Rückmeldung geben ohne zu beleidigen oder zu beschimpfen!
Rückmeldung annehmen ohne zu widersprechen!
Wichtig:
1. Die Schüler sprechen so laut, dass die gesamte Klasse sie verstehen kann
2. Die Schüler warten mit ihrem Feedback, bis ihr gegenüber dazu bereit ist
 3 Sekunden – Regel / sich in die Augen schauen
3. Die Schüler nehmen gegenseitig Rücksicht (den Vortritt lassen, sich Zeit
lassen, ausreden lassen, zuhören ...)
C)
Die Bedeutung der Karten:
Grün:
Ich freue mich, dass ...
Ich finde toll, dass ...
Blau:
Ich wünsche mir von dir ...
Weiß:
Ich entschuldige mich dafür, dass ...
Gelb:
Das nervt / stört mich, dass ...
Rot:
Das hat mich wütend / traurig gemacht, dass ...
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Weiße Karten:
- Entschuldigungen sind gut und notwendig – sie
müssen aber vom jeweiligen Schüler auch angenommen
werden! Wenn nicht, handelt es sich um einen Konflikt,
über den geredet werden muss!
Rote Karten:
- Über rote Karten wird im Klassenrat ausführlich
gesprochen
- Es gibt einen bestimmten Ablauf.
1. Der Karten – Geber schildert den Konflikt aus seiner Sicht
2. Der Karten – Nehmer schildert den Konflikt aus seiner Sicht
3. Die Zeugen des Vorfalls sowie alle anderen Schüler, die etwas sagen
wollen, werden gehört (Meldung durch Handzeichen)
4. Konfliktlösung: Die Schüler machen Lösungsvorschläge, wie der
Konflikt gelöst werden könnte (Achtung! Verhältnismäßigkeit! Ev.
Lehrervorschlag)
5. Abstimmung (Handzeichen) über die Schülervorschläge
D)
Die Rolle des Lehrers:
 Kann (muss aber nicht) Feedback Meinungen entgegennehmen – gibt
allerdings keine eigenen an einzelne Schüler (Ausnahme: an die gesamte
Klasse)
 Ist der Moderator (am Anfang) / bündelt Schüleraussagen und gibt sie in
eigenen Worten wieder (Spiegeln) / wacht über die Einhaltung von
Gesprächs- und Sozialregeln
 Die Leitung und Gestaltung des Klassenrates wird schrittweise immer
mehr an die Schülerinnen und Schüler abgegeben (Führung des
Protokolls, Moderation, Überwachung der Gesprächs- und
Umgangsregeln)
Der Lehrer ist im Idealfall nun noch Beobachter und Berater der
Schülerinnen und Schüler bei Problemfällen.
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E)
Organisatorische Rahmenbedingungen:
- regelmäßige und zuverlässige Sitzungen (einmal in der Woche)
- Klassenrat hat einen ritualisierten und strukturierten Ablauf, der den
Schülern Orientierung und Verhaltenssicherheit ermöglicht. Darum
beginnen Klassenratssitzungen immer mit einem Ritual (bei jüngeren
Schülern durch ein kleines Spiel ... ansonsten traditionell durch das
Vortragen des Protokolls der vergangenen Sitzung)
- Jeder Schüler / Lehrer hat das Recht, im Vorfeld seine Wünsche und
Anliegen einzubringen (Klassenratsbox, Klassenratsbuch, Wandzeitung
...)
- Themenwünsche müssen in schriftlicher Form eingebracht werden und
dürfen nicht anonym sein
- Vereinbarungen werden schriftlich festgehalten und deren Umsetzung
regelmäßig überprüft
- Klassenratssitzungen finden im Stuhlkreis statt (Schüler sollten zu Beginn
bereits im Stuhlkreis sitzen!)
- Es gibt einen festen Platz für die Klassenratsbox (Wandzeitung,
Klassenratsbuch ...) sowie einen Ordner mit Klassenratsprotokollen
- Allgemein gilt: Im Klassenrat werden Kritik, Lob, Wünsche, Anliegen,
Beschwerden ... eingebracht, aber auch Ausflüge, Feste ... geplant und
besprochen
- Nach und nach kann man bestimmte Aufgaben auf die Schüler verteilen:
 Moderator
 Protokollant
 Zeitwächter
 Klassenratsbox – Verwalter
 Kärtchenwart
 ...
F)
Kommunikative Rahmenbedingungen:
Dies sind vor allem Gesprächsregeln, die mit den Schülern besprochen und
anschließend im Klassenzimmer visualisiert werden sollen.
-
einander gut zuhören
keine „Seitengespräche“ führen
einander ausreden lassen
laut und deutlich sprechen
sich melden und nicht „reinrufen“
die eigene Meinung begründen
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G)
-
Soziale Rahmenbedingungen:
keine Beschimpfungen, Beleidigungen oder Bedrohungen
niemanden verspotten oder lächerlich machen
nach fairen Lösungen suchen
ehrlich sein
über Abwesende wird nicht geredet
keine anonymen Eintragungen
was im Klassenrat besprochen wird, bleibt innerhalb der Klasse
auch der Lehrer hält sich an Gesprächs- und Sozialregeln – er hat
allerdings ein Vetorecht
Tipp:
Es empfiehlt sich, die Schüler die Vereinbarungen zum Klassenrat im
Klassenzimmer aufzuhängen und von den Schülern unterschreiben zu lassen.
Ziel:
Eine Klasse soll die Klassenratssitzung eigenständig durchführen
können. So soll die Klasse in diesem geschützten Rahmen
gesellschaftliche Grundregeln trainieren sowie demokratische
Strukturen anwenden können.
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