LymphoLIFE_1 - Chirurgische Praxis Dr. med. Franz Bien

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THERAPIE
THERAPIE
LymphoLIFE 16
LymphoLIFE 16
Patientin 1 vor und nach der Behandlung
Fettabsaugung bei Lipödem-Patientinnen
Die Liposuktion
Operationen an Lipödem-Patientinnen waren bis vor wenigen Jahren reine Außenseitermethoden, von
wissenschaftlichen Gesellschaften abgelehnt. Heutzutage sind diese Eingriffe nicht mehr wegzudenkende, leitliniengerechte Therapieempfehlungen, die bei gewissem Ausprägungsgrad des Krankheitsbildes
nach Ausschöpfung aller konservativer Therapieoptionen als einzig kurative (heilende) Maßnahme nachhaltigen Erfolg versprechen.
Inzwischen empfehlen auch primär konservativ ausgerichtete
Kollegen ein operatives Vorgehen. Selbst die Krankenkassen
sind nach exakter Prüfung der Sachlage in seltenen Einzelfällen
bereit, die Kosten für die Operationen zu übernehmen, obwohl
diese nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen verankert sind. Es ist Aufgabe des behandelnden Arztes,
diesen Punkt sehr kritisch, offen und direkt mit den betroffenen
Patientinnen auszudiskutieren, da das Wunsch- und Anspruchsdenken mancher Patientin und die Bereitschaft gegen die Krankenkassen in einen „Rechtsstreit“ zu treten stetig wächst und im
Praxisalltag allzu häufig anstatt der eigentlichen Therapie zum
zentralen Thema in der Behandlung des Lipödems wird. Dies
gilt es zu vermeiden, indem man den Betroffenen neben dem
problemorientierten Zugang in der Behandlung auch ressourcenorientierte Perspektiven aufweist und klarlegt, dass nicht alle gewünschten Operationen zu Lasten der Allgemeinheit geführt werden können, und dass bei persistierendem Operationswunsch
die Kosten selbst getragen werden müssen. Unmissverständlich
klargelegt werden muss ebenfalls, dass es sich bei einer lymphologischen Liposuktion um eine medizinisch anzuratende Operation und keinesfalls um eine kosmetische Schönheitsoperation
handelt. Eine Operation, die uneingeschränkt in erfahrene qualifizierte Hände von speziell geschulten Chirurgen oder im Fachgebiet der operativen Lymphologie über langjährige Erfahrung
verfügende Operateure gelegt werden muss.
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Das Lipödem, seine Folgen und die konservative Behandlung
Das Lipödem ist eine symmetrische Fettverteilungsstörung, vorwiegend im Hüft- und Beinbereich bei anfänglich eher schlankem Oberkörper. Bei ca. 60% der betroffenen Patientinnen sind
aber auch die Arme betroffen. Häufig klagen die Patientinnen über
Spannungs- und Berührungsschmerzen, die besonders in der
zweiten Tageshälfte zunehmend von Ödemen, die sich bevorzugt
in den unteren Extremitäten ausbilden, begleitet sind. Vergesellschaftet mit diesem Krankheitsbild sind die ausgeprägte Neigung
zu Spontanhämatomen (blaue Flecken) und die Progredienz,
also das stetige Fortschreiten der Erkrankung. Durch die in der
Regel fortwährende Zunahme sowohl der subjektiven Beschwerden, als auch der stetigen Gewichtszunahme, besonders an den
für das Lipödem prädisponierten Stellen (Typ 1 Hüften, Typ 2
Hüften und Oberschenkel, Typ 3 Hüften, Ober- und Unterschenkel) kommt es nicht selten neben der Bewegungseinschränkung
durch die erhebliche psychische Belastung zu Depressionen und
zu weitreichender Beeinträchtigung der biopsychosozialen Gesundheit. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich zusätzlich ein
Lymphödem ausbilden. Oft ist es auch aufgrund mechanischer
und statischer Probleme notwendig, künstliche Knie- und/oder
Hüft-Gelenke zu implantieren. Eine frühe Erkennung des Krankheitsbildes „Lipödem“ und eine profunde leitliniengerechte Therapie können helfen, solchen Ausmaßen – bei guter Compliance
der Patientinnen – erfolgreich entgegenzuwirken. Als konservative Therapie gilt nach wie vor die KPE, die manuelle Lymphdrainage mit anschließender Bandagierung als entstauende
Maßnahme. Als erhaltende Maßnahme dient danach das Tragen
von maßangefertigter meist flachgestrickter, Kompressionsbestrumpfung. Hier findet sich der lymphologisch tätige Arzt im
Regelkorsett, da die Heilmittelrichtlinien keine individuelle Großzügigkeit, was die Verordnung von MLD betrifft, zulassen. Auch
bei konsequenter Anwendung aller konservativen Maßnahmen
lässt die konservative Behandlung letztendlich keine Heilung zu.
Schmerzen können dennoch gelindert und das Fortschreiten in
gewissem Maß verzögert werden. Man konserviert aber letztendlich lediglich den durch die intensive Therapie „optimierten
Istzustand“.
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Methode der Liposuktion
Ist das Lipödem bereits fortgeschritten, sollte die Indikation zur
schonenden Liposuktion gestellt und mit dem Patienten besprochen werden. Neben dem modernen apparativen Equipment wird
der Einsatz von gewebeschonender Tumeszenz-Lokalanästhesie
favorisiert. Der Eingriff erfolgt in der Regel in zusätzlicher Analgosedierung (Dämmerschlaf). Die Fettdepots werden mit der lokal
betäubenden Flüssigkeit aufgeweicht. Mit Hilfe einer Rollenpumpe werden 3–4,5 l Tumeszenz-Lösung pro Bein mittels spezieller
2–3 mm dicker Nadeln eingebracht und nach einer gewissen
Einwirkzeit mit dünnen, vibrierenden ca. 4 mm dünnen Kanülen in spezieller Technik, parallel zu den Lymphgefäßen, abgesaugt. Je nach Ausprägungsgrad sind zwei bis vier Operationen notwendig. Der Eingriff sollte bevorzugt in lymphologischen Zentren durchgeführt werden, damit unmittelbar nach
erfolgter Liposuktion ergänzende Maßnahmen wie spezielle
postoperative Lymphdrainage, Ausstreichen der Restflüssigkeit
aus dem Gewebe, sterile Versorgung der Stichkanäle, Auflegen
von saugfähigen Kompressen mit anschließender lymphologisch
fachgerechter Bandagierung gewährleistet sind.
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Zusammenfassung
Man ist dann ein guter Chirurg, wenn man
dies niemals beweisen muss. Kein Eingriff
ist frei von Risiken. Durch Einpflegen eines
kontinuierlichen Verbesserungsprozesses
und Optimierung des prä-, intra- und
postoperativen Managements ist es bisher gelungen, ohne jegliche Komplikation eine sehr große Anzahl von Patienten
hoch zufrieden zu stellen. Unmittelbar
nach erfolgter Operation sind die Patientinnen beschwerdefrei, der Lymphfluss ist
normalisiert, die Patientinnen kommen in
der Regel mit 1–2 Kleidergrößen weniger
zurecht. Die Langzeiterfahrungen zeigen,
dass bei guter Mitarbeit der Patientinnen
und bei disziplinierter Eigenverantwortung
sehr gute, nachhaltige Heilungserfolge des
Krankheitsbildes Lipödem erreicht werden
können.
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Ziel der Liposuktion
Es ist anzustreben, Patientinnen mit Lipödemen oder Lymphödemen eine dauerhafte Verbesserung ihrer Lebensqualität zu
ermöglichen, die Schmerzen zu nehmen, ein bis zwei Kleidergrößen an Umfang zu reduzieren, so dass die Alltagstauglichkeit
nicht länger eingeschränkt ist und die Erwerbsfähigkeit nicht gefährdet wird. Der Eingriff ist so zu gestalten, dass der Gesamtorganismus so wenig wie möglich belastet wird.
Dr. med Franz Bien
Chirurg, Phlebologe, Lymphologe
Praxis/Klinik
Steinheimer-Strasse 7
74321 Bietigheim-Bissingen
Tel. +49 (0)7142–51313
E-Mail [email protected]
www.praxis-bien.de
Patientin 2 vor und nach der Behandlung
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