CVE Kleintier Continuing Veterinary Education Andrologie des Rüden Für die tierärztliche Praxis nimmt die klinische Bedeutung der Reproduktion des Rüden deutlich zu. Sowohl bei der Betreuung von Zuchttieren als auch bei andrologischen Problemen von nicht reproduzierenden Rüden werden immer höhere Anforderungen an den Tierarzt gestellt. Dieser Beitrag soll eine Zusammenfassung von anatomischen und physiologischen Grundlagen, Untersuchungsmöglichkeiten, Erkrankungen und Therapien in der Andrologie des Rüden darlegen. Autorin Dr. Carola Möhrke Jg. 1971, Studium der Veterinärmedizin in Hannover; 1996 Approbation, 1999 Dissertation am Institut für Reproduktionsmedizin zum Thema „Duplex- und Triplexsonographie der Hoden, Nebenhoden und Prostata des männlichen Hundes“. Praxisgründung 1997 in Dortmund mit Praxisschwerpunkt Gynäkologie, Andrologie und Züchterbetreuung mit Betreiben einer Samenbank. CVE 2009 · 1(6):1-28 · DOI 10.1007/s11960-007-0007-z · © Veterinär Verlag 2009 Das Titelbild zeigt den Doggen-Zuchtrüden Helios vom Uranos, genannt Othello, der Familie Piotrowski aus Heide. Siehe auch www.doggen.de Anatomische Grundlagen Die Hoden (Testes) sind die primären Fortpflanzungsorgane, sie produ zieren die männlichen Gameten (Spermatozoen) und die männlichen Geschlechtshormone (Androgene). Anders als bei der Hündin, bei der alle Follikel von Geburt an angelegt sind, werden beim Rüden lebenslang Spermien gebildet. Die paarig angelegten Hoden (Testes) liegen frei verschiebbar im Hoden sack (Skrotum) und sind von ovaler bis kugeliger Form und prallelastischer Konsistenz. Der rechte Hoden liegt in der Regel etwas mehr kranial als der linke, die Größe der Hoden variiert in Abhängigkeit vom Körpergewicht der Rüden erheblich. Als Richtlinie kann die Tabelle 1 herangezogen werden. Beide Hoden sind in etwa gleich groß, ein starker Größenunterschied stellt einen Hinweis auf die Erkrankung eines der beiden Hoden dar. Die testikulären Samenkanälchen (Tubuli seminiferi contorti) sind der Ort der Samenzellproduktion (Spermatogenese). Sie enthalten zwei Zell arten, die Sertolizellen und die Spermatogonien. Die Spermatogenese läuft innerhalb von 8 bis 9 Wochen in 4 bis 5 Tubulusepithelzyklen ab. Die Sertolizellen verbinden sich zu funktionellen Komplexen und bilden die Blut-Hoden-Schranke. Die Produktion der männlichen Geschlechtshormone (Androgene), ins besondere des Testosterons, wird von den Leydigschen Zwischenzellen wahrgenommen. Tabelle 1: Richtwerte und noch tolerierbare Grenzwerte (min) der Hodengröße (Länge/Breite cm) bis 10 11 bis 20 21 bis 40 41 bis 60 >60 kg Länge 2,5 3,5 3,8 4,3 4,5 (min) (2,0) (2,8) (3,0) (3,4) (3,6) Breite 1,8 2,4 2,7 3,1 3,1 (min) (1,4) (1,9) (2,2) (2,5) (2,5) Richtwerte = Mittelwerte von n=243 fertilen Rüden (nach Günzel-Apel et al. 1994) Die Nebenhoden (Epididymes) sind unterteilt in Nebenhodenkopf, -körper und -schwanz. Der am kranialen Hodenpol liegende Nebenhoden kopf (Caput epididymidis) ist je nach Größe des Rüden stecknadelkopfbis reichlich erbsengroß und nimmt mit den 13 bis 15 Ductuli efferentes die Samenzellen aus dem Rete testis auf. Der strangförmige Nebenho denkörper (Corpus epididymidis) liegt dem Hoden dorsolateral breit auf und geht in den am caudalen Hodenpol befindlichen, halbkugeligen bis kugeligen, prallelastischen Nebenhodenschwanz (Cauda epididymidis) über. Als Samenzellreservoir bildet er den ausgeprägtesten Nebenho denabschnitt. Er enthält den gewundenen Nebenhodenkanal, der sich 2 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde im Nebenhodenschwanz stark aufknäuelt und damit eine enorme Spei cherkapazität besitzt. Die Größe variiert in Abhängigkeit der Körpergröße beachtlich (linsen- bis haselnußgroß). Die aus dem Hoden aufgenomme nen Spermien erfahren in der ca. 10-tägigen Nebenhodenpassage eine Ausreifung. Sie werden hier im Zustand der Anabiose gehalten, bis sie sich bei der Ejakulation mit dem Sekret der Prostata vermischen und ihre dyna mischen Fähigkeiten entfalten. Die Vorgänge im Nebenhoden laufen wie die Reifungsvorgänge im Hoden unter dem Einfluss der Androgene ab. Die Samenleiter (Ductus deferens) bilden zusammen mit der Prostata und der Harnröhre die samenableitenden Wege. Die Samenleiter laufen zusammen mit der Hodenarterie und -vene, Lymphgefäßen und Nerven im Processus vaginalis durch den Leistenspalt in die Bauchhöhle und trans portieren die Spermien aus dem Nebenhodenschwanz in die Harnröhre. Die Prostata ist die einzige makroskopisch ansprechbare akzessorische Geschlechtsdrüse des Rüden. Ihr zweigeteiltes, fast kugeliges Corpus pro statae ist eine tubulo-alveoläre Drüse, die das Endstück des Samenstran ges, das Beckenstück der Harnröhre und den Blasenhals umgibt. Ihre Pars disseminata ist in die ventrale Harnröhre fast vollständig integriert. Die Größe der Prostata variiert je nach Größe des Rüden von Kirsch- bis Tau beneigröße, die Konsistenz ist prallelastisch und ihre Oberfläche ist glatt. Das Prostatasekret wird bei der Ejakulation kontinuierlich dem aus dem Nebenhoden entleerten Sperma in das Beckenstück der Harnröhre beige mischt. Die Funktion der Prostata ist direkt androgenabhängig. Die Harnröhre (Urethra) des Rüden wird durch die Ausführungsgänge der Prostata in die proximale Pars praeprostatica und die distale Pars spon giosa unterteilt. Neben den primär harnableitenden Aufgaben ist der pro ximale Abschnitt der Harnröhre in das Prostatastroma integriert und so an der Ejakulation beteiligt. Der Penis des Rüden besteht aus dem im Becken verankerten Peniskör per (Corpus penis) und der beim Hund besonders ausgeprägten Eichel (Glans penis). Die Glans penis besteht aus der Pars longa glandis, dem Bul bus glandis (Eichelknoten) und dem Penisknochen (Os penis). Der Penis ist im nichterigierten Zustand vollständig vom Präputium umgeben. Funktion der Prostata ist direkt androgenabhängig Paarungsverhalten Nach Kontaktaufnahme und Vorspiel (Excitatio) bespringt der Rüde die paarungsbereite Hündin und führt unter aktiver Umklammerung erste Friktionsbewegungen aus, die zur Emission der teilerigierten Pars longa glandis aus dem Präputium führen. Die Friktionsbewegungen gehen in Suchbewegungen (Adjustatio) über, die in das Einführen (Immisio) der Eichel in die Scheide mündet. Die volle Erektion unter maximaler Ausdeh nung des Bulbus glandis tritt erst im Zuge der intravaginalen Friktionen ein. Diese Phase dauert in der Regel circa eine Minute. Nach Beendigung 1.2009 CVE 3 der Friktionsphase steigt der Rüde seitwärts von der Hündin ab, dabei hebt er ein Bein und dreht sich in entgegengesetzte Richtung. Es kommt in dieser Phase des Umsteigens zu einer Drehung im Bereich des Corpus penis um 180 Grad. Damit wird der nächste Abschnitt der Kopulation, das Hängen oder Knoten eingeleitet, das gewöhnlich 5 bis 30 Minuten dauert. Mit dem Abklingen der Erektion trennen sich Rüde und Hündin, es folgt ein kurzes Nachspiel mit Schnuppern und Belecken des äußeren Genitale. Abb. 2 und 3: Paarungsverhalten des Rüden. Friktionsphase und Hängen Das Ejakulat wird in einer festgefügten Sequenz abgegeben. Während der Suchphase werden einige Milliliter wässriges Vorsekret abgegeben, das aus der Prostata stammt. Zum Ende der intravaginalen Friktionsphase beginnt die Ejakulation der spermienreichen Ejakulatfraktion (überwie gend Nebenhodensperma). Das Volumen beträgt 0,5 bis 3 ml. Häufig ist zu dieser Zeit das Umsteigen des Rüden zu beobachten. Während des Hän gens wird die spermienarme Ejakulatfraktion abgegeben. Das Volumen beträgt ein Vielfaches der spermienreichen Phase (4 bis 30 ml). Infolge der vaginalen Verankerung wird der Samen in das kraniale Scheidendrittel unmittelbar kaudal des äußeren Muttermundes abgegeben. Die spermien reiche Ejakulatfraktion wird während des Hängens mit dem Prostatasekret in den Uterus gespült. 4 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Hormonelle Grundlagen Sowohl die Spermatogenese als auch die Hormonsynthese wird kontrol liert durch das fein abgestimmte Wechselspiel zwischen den Gonaden und den übergeordneten Zentren Hypophyse und Hypothalamus. Das hypophysäre Gonadotropin FSH (Follikelstimulierendes Hormon) ist für die Produktion unterschiedlicher, lokal oder zentral wirksamer Peptide, z. B. von Inhibin, verantwortlich. Es hat zudem über die Sertolizellen för dernden Einfluss auf die frühen Stadien der Spermatogenese. Das hypophysäre Gonadotropin LH (Luteinisierendes Hormon) stimu liert in den Leydigzellen die Bildung von Testosteron, welches vor allem die meiotische Reifeteilung der primären Spermatozyten sowie die Diffe renzierung der Spermatiden beeinflusst. Wichtig hierbei ist die Bindung von Testosteron an das von den Sertolizellen unter FSH-Einwirkung gebil dete androgenbindende Protein (ABP). Durch Bindung an ABP kommt es zu einer Aufkonzentration von Testosteron, es wird in dieser Form in die Samenkanälchen und den Nebenhoden transportiert und zunächst nicht weiter verstoffwechselt. Beide Gonadotropine stehen unter dem positiven Einfluss des vom Hypothalamus freigesetzten Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), das sich an spezifische Rezeptoren der Hypophyse bindet und die Freiset zung von LH und FSH stimuliert. Das GnRH unterliegt einem negativen Feedback durch die Hormone Tes tosteron und dessen aktive Metaboliten Östradiol und Dihydrotestosteron. Dieser Mechanismus wirkt sowohl auf den Hypothalamus als auch auf die Hypophyse. Dies ermöglicht ein enges Wechselspiel zwischen Hypotha lamus, Hypophyse und den Hoden. Anders als die Sexualsteroide, hemmt Inhibin selektiv die FSH-Freisetzung. Der stimulierende Effekt des GnRH auf das Luteinisierende Hormon (LH) kann demonstriert werden durch die Gabe von exogenem GnRH (z. B. Receptal®, Firma Intervet) und die darauf folgende Erhöhung der Plasma konzentration des Testosteron. Diese folgt ca. 50 Minuten nach der LH Aus schüttung. Das peripher zirkulierende Testosteron ist verantwortlich für die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale, des Geschlechts verhaltens und das negative Feedback auf die Gonadotropin-Sekretion. FSH wird auch pulsatil freigesetzt, aber der Anstieg ist weniger steil und weniger hoch. Das fehlende negative Feedback der Hoden auf die Hypophyse führt bei einer Kastration zu einer dauerhaften Erhöhung der LH und FSH Konzen tration. Dauerhafte Erhöhung von LH und FSH nach Kastration 1.2009 CVE 5 Die andrologische Untersuchung des Rüden Abb. 4: Endokrine Steuerung der Hodenfunktion (nach Ludwig 2008) Die andrologische Untersuchung beinhaltet die Untersuchung und Beur teilung eines Vatertieres auf gesundheitliche und geschlechtliche Zucht tauglichkeit. Die Rüden werden vorgestellt, wenn Erkrankungen des Genitalapparates vorliegen, bei unzureichenden Befruchtungs- und Wurf ergebnissen oder für die vorsorgliche Prüfung vor der ersten Zuchtver wendung. Eine weitere Indikation ist die Auswahl von Samenspendern für die Samenübertragung und -konservierung. Anamnese Ein sorgfältiger und gezielt erhobener Vorbericht kann schon oft Hinweise auf das eventuelle Problem geben und das weitere diagnostische Vorge hen erleichtern. Erfragt werden sollten: 1. Bisheriger Zuchteinsatz 2. Zahl der gedeckten Hündinnen und deren frühere Zuchtleistungen, Wurfgröße 3. Libido sexualis (Decklust), Paarungsverhalten, Paarungsfrequenz 4. Allgemeinbefinden, Futteraufnahme, Wasseraufnahme, Harn- und Kotabsatz 5. frühere Erkrankungen 6. Standortwechsel, Haltung, Fütterung 6 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Untersuchungsgang Nach der Aufnahme der Kennzeichen (Name, Rasse, Alter, Farbe, Gewicht, Tätowierung, Chipnummer) und Erhebung des Vorberichtes sollte immer eine eingehende allgemeine Untersuchung des Rüden zum Ausschluss einer Allgemeinerkrankung vorgenommen werden. Die spezielle Untersuchung sollte mit der Samengewinnung beginnen. Die fraktionierte Ejakulatgewinnung durch manuelle Stimulation ist die Methode der Wahl. Die meisten Rüden sind in Anwesenheit einer läufigen Hündin stimulierbar und zeigen eine physiologische Paarungsreflexkette, anhand der die Begattungsfähigkeit (Potentia coeundi) festgestellt werden kann. Weitere Vorteile gegenüber anderen Verfahren (Künstliche Scheide und Elektroejakulation) sind die Wiederholbarkeit aufgrund Anpassung an die physiologischen Gegebenheiten des Paarungsablaufes und die einfa che und hygienische Trennung eines die Befruchtungsfähigkeit (Potentia generandi) repräsentierenden Ejakulates. Für die Durchführung der Samengewinnung ist ein möglichst ruhiger Untersuchungsraum von Bedeutung. Der Rüde wird vom Besitzer an die läufige Hündin herangeführt und nach ausreichender Stimulation wird von der rechten Körperseite des Rüden mit der linken Hand des Untersu chers die in der Präputialhöhle liegende Eichel von unten bis zum Eintritt der Teilerektion massiert. In der Regel wird der Rüde nun selbst aktiv und zeigt deutliche Friktionsbewegungen bei gleichzeitigem Ausschachten der Glans penis. Die Massage wird bis zum ersten Austreten von Vorsekret fortgeführt. Danach wird die Emissio penis und das Einführen der Eichel durch Zurückstreifen des Präputiums über den teilerigierten Bulbus penis imitiert. Dies geschieht mit der rechten Hand, der Daumen und Zeigefin ger sind zu einem Ring verbunden, der Handrücken zeigt zum Bauch des Rüden. Das Vorsekret wird in das erste Samenauffanggläschen aufgefan gen. Die Ejakulation der spermienreichen Ejakulatphase (milchig/weißlich) setzt gewöhnlich erst nach vollständiger Erektion ein. Diese sollte in das zweite Samenauffangröhrchen verbracht werden. Die Fixation der Eichel erfolgt im gesamten weiteren Ablauf im Bereich des Peniskörpers unmit telbar proximal des Bulbus glandis mit Daumen und Zeigefinger der rech ten Hand. So kann beim Umsteigen die im Bereich des Peniskörpers statt findende Drehung um 180° nachvollzogen werden. Die Rüden deuten das Umsteigen meist mit Anheben einer Hintergliedmaße an, daraufhin wird die Glans penis unter Beibehaltung der Fixation durch leichten Zug seitlich unter der Hintergliedmaße hindurch in kaudale Richtung gelenkt und hori zontal gehalten (Imitation des Hängens). Sobald das Sekret ein wässriges Aussehen annimmt, wird ein neues Samenauffanggläschen verwendet, um die Fraktionierung der spermienreichen und spermienfreien Ejakulat phase zu gewährleisten. Sobald der Penis erschlafft, wird die Fixation des Penis gelöst und die Glans sorgfältig in die Präputialhöhle zurückverlagert. 1.2009 CVE 7 Die biologische Samenuntersuchung umfasst die makroskopische und mikroskopische Prüfung. Für jede Ejakulatfraktion wird bestimmt: Abb. 5: Samenentnahme: „Hängen“ ff Volumen (ml) ff Aussehen (Konsistenz/Farbe) ff Dichte (106 Samenzellen/ml) und Spermiengesamtzahl In der spermienreichen Ejakulatfraktion weiterhin die ff vorwärts-, orts- und unbeweglichen Spermien (%) ff eosingefärbte (tote) Spermien (%) ff morphologisch abweichende Spermien (%) Das Volumen jeder Ejakulatfraktion wird durch Ablesen der Graduie rung an den Samenauffanggläsern festgestellt und in Millilitern (ml) ange geben. Die Größe des Gesamtejakulates wird durch Addition aller Ejakulat fraktionen errechnet. Der Begriff Aussehen der Ejakulatfraktionen beinhaltet Konsistenz und Farbe. Für die Konsistenz werden je nach Dichte folgende Bezeichnungen gewählt: rahmähnlich, milchig, molkig und wässrig. Die Farbe wird je nach Beimengung wie folgt beschrieben: weißlich, gelblich (Beimengungen von Harn), rötlich (Beimengungen von frischem Blut) und bräunlich (Bei mengungen von älterem Blut. Abb. 6: Ejakulat 8 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Die Dichte der spermienreichen Ejakulatfraktion wird in Millionen pro ml (106/ml) ausgedrückt. Aus Ejakulatdichte und -volumen lässt sich die Spermiengesamtzahl im Ejakulat ermitteln. Dazu wird die spermienreiche Ejakulatfraktion im Verhältnis 1:200 mit 10%iger NACL-Lösung verdünnt (0,05 ml spermienreiche Phase auf 10 ml NACL). Nach ausreichender Durch mischung wird eine vorbereitete Zählkammer (z. B. nach Thoma neu) nach Kontrolle der Newtonschen Ringe unter dem Deckglas beschickt. Nach Sedimentation werden im Phasenkontrastmikroskop bei 320facher Ver größerung in jeder Kammerhälfte die Spermien in fünf großen Quadraten, also insgesamt zehn Quadrate ausgezählt. Für die Auszählung empfiehlt sich ein Objektiv 40x. Es werden nur Spermienköpfe innerhalb des Quadra tes sowie auf der linken und unteren Begrenzungslinie gezählt. Die in den zehn Quadraten gezählte Spermienzahl wird mit 5000 multipliziert, um die Spermienzahl pro µl zu erhalten. Aus der Multiplikation mit 1000 resultiert die Dichte in Millionen pro Milliliter (106/ml). Die Spermiengesamtzahl erhält man durch die Addition der Spermienzahlen pro Ejakulatfraktion. Die Bewegungsaktivität wird mit Hilfe der Schätzmethode in die Anteile vorwärts-, orts- und unbewegliche Spermien in Prozent angegeben. Die Untersuchung erfolgt unmittelbar nach der Ejakulatgewinnung unter Verwendung eines Phasenkontrastmikroskopes mit Heiztisch. Bei Fehlen eines Heiztisches kann auch mit vorgewärmten Objektträgern gearbeitet werden. Die Ermittlung des Anteils „toter“ Spermien erfolgt mit dem Farbstoff absorptionstest. Tote oder absterbende Samenzellen nehmen den Farb stoff (2%ige Farbstofflösung aus Eosin) auf; die Spermien färben sich rot. Für die Bestimmung des Anteils formabweichender Spermien werden drei Tropfen der spermienreichen Phase mit 0,3 ml Formolcitrat-Lösung gemischt. Die mikroskopische Untersuchung erfolgt mittels Phasen kontrastmikroskop mit der 100er Ölimmersion. Neben den morpholo gisch intakten Spermien werden Formabweichungen an den einzelnen Spermienabschnitten differenziert und der Anteil formabweichender Spermien in Prozent ermittelt. Abb. 7: Spermien 1.2009 CVE 9 Die Normwerte der Ejakulatmerkmale sind als Richtwerte in Tabelle 2 zusammengefasst. Tabelle 2: Richtwerte und noch tolerierbare Grenzwerte (min, max) der Ejakulatmerkmale bis 10 Volumen (ml) (min) Volumen spr.Ph. (ml) SGZ (x106) (min) V-MOTS (%) (min) EOS (%) (max) MAS (%) (max) 11 bis 20 21 bis 40 41 bis 60 5–10 (5) 0,5–1,0 10–15 (5) 0,5–2,0 10–20 (5) 1,0–2,0 450 (300) 800 (500) 1200 (800) 60–70 (50) 5–10 (15) 10–25 (30) >60 kg 15–30 (10) 1,0–3,0 1500 (1000) 1500 (1000) Richtwerte = Mittelwerte von n=243 fertilen Rüden (nach Günzel-Apel et al. 1994); spr.Ph. = spermienreiche Phase; SGZ = Spermiengesamtzahl; V-MOTS = vorwärtsmotile Spermien; EOS = eosingefärbte Spermien; MAS = morphologisch abweichende Spermien Die morphologische Untersuchung der Geschlechtsorgane dient der Feststellung des vollständigen Vorhandenseins sowie der Ausbildung der Organe in Relation zum Alter und zur Körpergröße (-gewicht) des vorge stellten Tieres sowie Ermittlung von Krankheitserscheinungen. Hoden und Hodensack werden am stehenden Tier adspektorisch und palpatorisch untersucht. Der Hodensack wird auf Verletzungen, Narben gewebe und Verklebungen untersucht. Die Hoden sollten frei verschieb bar im Hodensack liegen. Sie werden auf ihre Größe (s. Abb. 8: Ausmessen der Hodengröße), Symmetrie und Konsistenz untersucht und sollten eine prallelastische Konsistenz haben. Harte und zu weiche Hoden stellen einen Hinweis auf Erkrankungen dar (Hodentumore, Hodenatrophie). Die Normbereiche der Hodengröße sind den Richtwerten in Tabelle 1 zu ent nehmen. Die Nebenhoden werden ebenfalls palpiert, wichtig ist neben der Größe und Konsistenz die Abgrenzung der einzelnen Abschnitte gegen die Hoden. Die Prostata wird durch Abtasten vom Rektum aus untersucht. Bei gro ßen Rüden kann es hilfreich sein, mit der anderen Hand die Prostata von der ventralen Bauchwand aus unter den untersuchenden Finger zu schie ben und so die Palpation zumindest teilweise zu ermöglichen. 10 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Penis und Präputium sollten auf Verletzungen, Entzündungen und Zubildungen untersucht werden. Sie werden im Ruhezustand per Adspek tion und Palpation sowie bei der Samengewinnung adspektorisch geprüft. Weiterführende Untersuchungen Eine bakteriologische Untersuchung ist hilfreich für die Diagnostik und Differenzierung der verschiedenen Erkrankungen des männlichen Geni tale. Je nach Erkrankung sollte eine repräsentative Probe eingeschickt werden. Das bedeutet, dass bei einem Rüden mit hochgradig purulentem Ausfluss aus dem Präputium ein Abstrich aus diesem eingeschickt werden sollte, bei einem Rüden mit Blut- oder Entzündungszellen in der spermien reichen Fraktion oder dem Prostatasekret aus der jeweils entsprechenden Fraktion des Ejakulates. Eine Therapie sollte bei Vorliegen einer pathologi schen Keimflora begonnen werden, die Interpretation der Befunde gestal tet sich aber durchaus schwierig. Denn auch bei klinisch gesunden Hun den sind bei mehr als 80 % der Fälle Bakterien im Ejakulat. Die Quantität der Bakterien und die Korrelation zur Klinik ist relevant für die Interpreta tion des Ergebnisses. α- und β-hämolysierende Streptokokken spielen eine besondere Rolle als Krankheitserreger. Sie werden häufiger in der Gruppe der Rüden diagnostiziert, bei denen Erkrankungen im Genitale vorliegen. Der einzige obligat pathogene Keim ist Brucella canis, der Nachweis erfolgt aber in der Regel indirekt durch Antikörperbestimmung im Blutserum. Die Alkalische Phosphatase im Ejakulat entstammt den Nebenhoden. Eine niedrige Konzentration gibt Hinweis auf inkomplette Ejakulation oder beidseitigen Verschluss der Nebenhoden oder Samenleiter und kann daher als Unterscheidung zur Azoospermie dienen. Richtwerte im nor malen Ejakulat sind 5000 - 40.000 IU/l. Die Untersuchung erfolgt entspre chend der Messung im Blutserum. Bei Hormonuntersuchungen muss die pulsatile Freisetzung der Hor mone berücksichtigt werden, so dass einzelne Proben nicht als aussage kräftig anzusehen sind. Es sollte wohl überlegt werden, ob Hormonun tersuchungen eingeleitet werden, da die meisten Erkrankungen nicht therapierbar sind. Für die Untersuchung der Testosteronkonzentration wird ein Stimulationstest entweder mit hCG (je nach Größe des Hundes 250 oder 500 I.E. Ovogest®, Firma Intervet) oder GnRH (5µg/kg Receptal®, Firma Intervet) empfohlen. Dazu sollte eine Basisprobe vor der Injektion gewonnen werden, nach 60 und 90 Minuten werden zwei weitere Proben gewonnen und aus dem Serum das periphere Testosteron bestimmt. Nor male stimulierte Testosteronwerte sind 3,7 bis 7,5 ng/ml. Auch für die Mes sung von LH und FSH müssen mindestens drei Blutproben im halbstünd lichen Intervall genommen werden. Viele Labore bieten die Messung der hypophysären Gonadotropine nicht an (Normwerte LH: 34 bis 85 ng/ml, FSH: 73 bis 84 ng/ml). Interpretation der Befunde einer bakteriologischen Untersuchung ist schwierig 1.2009 CVE 11 Ein niedriges Testosteron und LH geben Hinweis auf eine mögliche Dys funktion der Hypothalamus-Hypophysen-Hoden Achse. Der GnRH-Stimu lationstest kann durch den LH-Anstieg eine normale Funktion der Hypo physe nachweisen und das Problem den Hoden zuordnen. Ein niedriges Testosteron und ein erhöhtes LH zeigen eine primäre Dys funktion der Leydigzellen. Die Röntgenuntersuchung kann Aufschlüsse über die Prostatagröße und -form geben und ist für die Diagnostik des Prostatakarzinoms von Bedeutung. Die Sonographie stellt eine wertvolle Ergänzung der diagnostischen Möglichkeiten in der Andrologie dar. Für die Untersuchung von Hoden und Prostata eignen sich am besten ein mindestens 5-MHz-, besser 7,5-MHz-Sektor- oder Linearschallkopf. Die Untersuchung findet am stehenden Tier statt. Je nach Schallkopf kann für die Untersuchung der Hoden eine Vorlaufstrecke notwendig sein. Als natürliche Vorlaufstrecke kann auch der kontralaterale Hoden dienen. Die Untersuchung erfolgt in sagittalen, transversalen und longitudinalen Schnittebenen. Die Form der Hoden ist längsoval, die Oberfläche glatt begrenzt. Das Hodenparenchym ist von mittlerer Echogenität und homo gen feinkörnig strukturiert. Das Mediastinum testis ist im Längsschnitt als echodichter Streifen im Hodenzentrum zu sehen. Zur Darstellung des Nebenhodens dient der Hoden als Schallfenster. Die Nebenhoden weisen eine homogene Struktur auf und sind im Vergleich zum Hoden echoärmer. Der Nebenhodenschwanz lässt sich wegen seiner Größe einfacher als Nebenhodenkörper und -kopf beurteilen. Die gefüllte Harnblase stellt eine Erleichterung bei der Untersuchung der Prostata dar, diese wird im Längs- und Querschnitt beiderseits para präputial dargestellt. Die Prostata wird hinsichtlich Größe, Form, Oberfläche und Lage sowie Parenchymbeschaffenheit untersucht. Die Prostata zeigt beim jungen Hund ein mandelförmiges Aussehen, beim älteren Hund ist sie eher oval bis rund. Das Reflexmuster ist beim jungen Hund fein gekörnt, Abb. 8: Prostata im Ultraschall 12 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde beim älteren Hund von stärkerer, mittlerer Körnung. Die sonographischen Befunde bei Erkrankungen werden im entsprechenden Kapitel erläutert. Die Feinnadelpunktion von Hoden und Prostata kann als weiterfüh rende Untersuchung sinnvoll sein. Für die Punktion wird eine 20 bis 25 Gauge Nadel mit einer 5 ml Spritze verwendet. Durch Vor- und Zurück schieben der Nadel wird Gewebe mit Hilfe des Kapillardruckes aspiriert. Nach der Aspiration wird der Gewebeausstrich auf einem Objektträger angefertigt. Bei der Punktion der Hoden muss bedacht werden, dass es zu einer Zerstörung der Blut-Hoden-Schranke und folglich zu einer autoim munen Orchitis kommen kann, daher sollte das Risiko abgewogen werden. Die Feinnadelpunktion der Hoden sollte daher in erster Linie für die Diag nostik von Neoplasien und Entzündungen angewendet werden. Erkrankungen Angeborene Erkrankungen Angeborene Erkrankungen sind selten. Eine Aplasie der Hoden oder Nebenhoden führt bei beidseitigem Auf treten zur Sterilität, das einseitige Auftreten sollte aufgrund der Vererblich keit der Erkrankung trotzdem zum Zuchtausschluss des Deckrüden führen. Der fehlende Hodenabstieg, Kryptorchismus, kann erst endgültig in einem Alter von sechs bis acht Monaten diagnostiziert werden. Der Hodenabstieg findet normalerweise schon kurz nach der Geburt statt, das Ertasten der Hoden wird aber erst ab einem Alter von fünf bis acht Wochen bei den meisten Rassen möglich. Bei großen Rassen, bei denen der Hoden abstieg in die Zeit des rasanten Größenwachstums fällt, ist es nicht unge wöhnlich, dass die Hoden wechselnd sowohl im Skrotum, als auch vor dem Skrotum zu fühlen sind. Generell gilt, dass ein Hoden, der mit vier Monaten nicht zu tasten ist, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr in das Skro tum wandern wird. Die Inzidenz dieser Erkrankung liegt je nach Veröffent lichung zwischen 0,8 und 15 %. Die Ursache ist noch nicht genau geklärt, aber neben nichtgenetischen Gründen (relative Hodengröße, Größe des Leistenspaltes) spielt die Genetik eine wichtige Rolle. Kryptorchismus tritt vorwiegend bei bestimmten Rassen (Yorkshire Terrier, Pudel, Chihuahua, Boxer, Whippet und Miniatur Schnauzer) und in bestimmten Linien auf. Der Erbgang ist autosomal rezessiv, sowohl Rüden als auch Hündinnen geben das Merkmal weiter. Es werden derzeit zwei Genloci vermutet. Kryptorchide Hoden sollten entfernt werden, da verschiedene Erkran kungen resultieren. Hodentumore treten um ein vielfaches häufiger bei kryptorchiden Hoden im Vergleich zu skrotalen Hoden auf. Bei abdominalen Hoden ist die Gefahr der Hodentorsion gegeben (s. Abbildungen 10 und 11: Foto und Ultraschallbild eines abdominalen Leydizelltumors nach Hodentorsion). Kryptorchismus endgültig erst nach acht Monaten diagnostizierbar 1.2009 CVE 13 Abb. 10 und 11: Foto und Ultraschallbild eines abdominalen Leydigzelltumors nach Hodentorsion Eine reduzierte Fruchtbarkeit ist in vielen Fällen beschrieben. Ursächlich hierfür ist die erhöhte Temperatur, der die Hoden im Leistenspalt und in der Bauchhöhle dauerhaft ausgesetzt sind. Diese führt zur Einstellung der Spermatogenese in dem kryptorchiden Hoden. Aus diesen Gründen soll ten die Rüden möglichst im ersten Lebensjahr kastriert werden. Eine hor monelle Behandlung für den Hodenabstieg sollte aus ethischen Gründen abgelehnt werden. Diese kann mit GnRH oder hCG versucht werden, der Erfolg ist aber gering. Die Differenzierung des beidseitigen Kryptorchismus vom Anorchis mus, dem kompletten Fehlen beider Hoden, ist möglich durch einen hCG (Humanes Choriongonadotropin oder LH) oder GnRH- (Gonadotropin Releasing Hormon) Stimulationstest. Diese können durch den Testoste ronnachweis hormonell aktives Hodengewebe nachweisen. Das Fehlen der Gonaden ist allerdings extrem selten. Das persistierende Frenulum (Frenulum praeputii persistens) wird cha rakterisiert durch eine nicht vollständige Trennung der Penisschleimhaut von der Präputialschleimhaut, so dass die Penisspitze durch ein bindege webiges Band an das Präputium gebunden ist. Das persistierende Frenu lum, das sich in der Regel an der ventralen Seite des Penis befindet, verhin 14 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde dert das Ausschachten des Penis und die Erektion. Die Verbindung kann chirurgisch gelöst werden. Bei der Phimose ist ein Ausschachten des Penis aufgrund einer zu klei nen Präputialöffnung nicht möglich (s. Abb. 12). Es kann zu Harnabsatz problemen und einer Füllung des Präputialschlauches mit Urin kommen. Bei einer Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens ist die chirurgische Erweiterung der Präputialöffnung angezeigt. Abb. 12: Phimose Erworbene Erkrankungen Orchitis und Epididymitis Die Orchitis (Hodenentzündung) und Epididymitis (Nebenhodenentzün dung) können verschiedenen Ursachen haben und kommen häufig ver gesellschaftet vor. Die akute Orchiepididymitis ist eine bakterielle Infek tion, die auf Trauma, Septikämie oder aufsteigende Infektion mit Urin oder Prostatasekret zurückzuführen ist. Als Erreger werden Staphylococcus sp., Streptococcus sp., Escherichia coli und Proteus sp. beschrieben. Aber auch Mykloplasmen stehen in Verdacht, eine Hodenentzündung auszulösen. Diese Erreger verursachen häufig einen eitrigen Prozess mit Abszessbil dung. Hoden und Nebenhoden zeigen die klassischen Entzündungssymp tome, Hyperthermie, Schwellung, Schmerz und Funktionsverlust. Die Rüden sind lethargisch, sitzen viel und zeigen bei der Spermagewinnung eine verminderte Libido. Erreger einer primären Orchiepididymitis ist Brucella canis. Diese häufig nicht eitrige Entzündung resultiert in unbemerkter Zerstörung von Hoden und Nebenhoden mit Fibrose und Einstellen der Spermatogenese. Kli nisch sind diese Rüden häufig symptomlos. Derzeit gilt Deutschland als brucellosefrei. Auch das canine Staupevirus (Paramyxovirus) ist bei Hoden entzündungen nachgewiesen worden. Die chronische Orchiepididymitis kann im Verlauf einer akuten Orchiepididymitis oder auch unbemerkt entstehen. Das Erregerspektrum entspricht der akuten Entzündung. Die häufigste Ursache ist eine chronische subklinische bakterielle Prostatitis. Der Krankheitsverlauf ist charakterisiert durch eine langsam fortschrei 1.2009 CVE 15 tende, geringe nichteitrige Entzündung mit Fibrose und Verlust der Tubuli seminiferi contorti mit Sisitieren der Spermatogenese. Klinisch zeigen sich häufig keine Probleme. Zuchtrüden werden meist aufgrund einer plötzlich auftretenden Infertilität vorgestellt. Die Hoden zeigen eine Atrophie und Fibrosierung, sie sind häufig nicht im Skrotum verschiebbar. Hoden und Nebenhoden sind palpatorisch verhärtet, vergrößert und derb, aber nicht schmerzhaft. Bei der Samengewinnung zeigen die Rüden keine veränderte Libido. Die Samenuntersuchung ergibt eine Oligozoospermie (verringerte Anzahl Spermien) oder Azoospermie (völliges Fehlen von Spermien im Eja kulat) mit abnormer Spermienmorphologie und Leukozyten. Als lymphozytäre Orchitis wird die lymphozytäre und plasmazelluläre Entzündung der Hoden bezeichnet. Diese wird durch den Kontakt des Immunsystems mit den Spermatozoen, die als nicht körpereigen erkannt werden, verursacht. Der Verlust der Blut-Hoden-Schranke entsteht durch Trauma, Infektion, Entzündung oder aufgrund einer zugrundeliegenden Autoimmunerkrankung. Diese autoimmune Form der Orchitis ist auch als genetische Erkrankung beschrieben. Charakterisiert wird diese Entzün dung durch die Infiltration des Hodenparenchyms mit Plasmazellen und Lymphozyten, die Ablagerung von Immunglobulinen innerhalb der Tubuli seminiferi und den Verlust der Leydigschen Zwischenzellen. Die Hoden stellen sich palpatorisch als klein und weich dar. Die Rüden zeigen einen unterschiedlichen Libidoverlust und Oligozoospermie bis Azoospermie. Für die Diagnosestellung sollte immer eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Bei der akuten Orchiepididymitis ist das Hodenpa renchym homogen und echoarm. Mit fortschreitender Krankheitsdauer wird das Hodenparenchym inhomogen und weist vermehrt echodichte Bezirke auf. Bei einer Abszedierung sind echofreie bis echoarme, unregel mäßig begrenzte Areale zu sehen (s. Abb. 13 – abszedierende Orchitis). Bei der Epididymitis kann es zu einer isolierten Vergrößerung des Nebenho dens kommen. Die Echodichte ist herabgesetzt und die Echoverteilung inhomogen. Abb. 13: Abszedierende Orchitis 16 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Zusätzlich sollte eine mikrobiologische Untersuchung der verschie denen Ejakulatfraktionen eingeleitet werden. Falls dies nicht möglich ist, sollte eine Mikrobiologie vom Urin oder von Feinnadelpunktaten der Hoden eingeleitet werden. Zum sicheren Ausschluss der Brucellose sollte auch immer eine Serologie durchgeführt werden. Die Therapie der Orchiepididymitis erfolgt über mindestens zwei bis vier Wochen mit Antibiotika. Bis zum Endergebnis der mikrobiellen Unter suchung sind Mittel der Wahl Trimetoprim/Sulfonamide, Amoxicillin-Cla vulansäure und Enrofloxazin. Rüden, die nicht als Zuchtrüden eingesetzt werden, sollten kastriert werden. Antientzündliche Medikamente werden palliativ eingesetzt, bei der lymphozytären Orchitis sind immunsupprimierende Dosen der Gluko kortikoide angezeigt (2 bis 4 mg/kg/Tag Prednisolon). Leider haben diese hohen Dosierungen einen negativen Einfluss auf die Spermiogenese und führen ihrerseits zur Unfruchtbarkeit. Aufgrund dieser Problematik hat die lymphozytäre Orchitis eine besonders schlechte Prognose. Hodentumore Hodentumore treten beim Rüden regelmäßig auf und nehmen mit bis zu 15 % aller Geschwülste einen vorderen Platz unter den Neoplasien ein. Die Sertolizelltumoren entstammen den Stützzellen der Tubuli semini feri. Sie stellen gewöhnlich langsam wachsende, nicht invasive Tumore dar. Ihre Größe variiert von 0,1 bis 5 cm. Bei abdominalen kryptorchiden Hoden können sie sehr groß werden und fühlen sich bei der Palpation hart an. Der kontralaterale Hoden atrophiert in der Regel. Ungefähr 10 bis 20 % der Tumoren abdominaler Hoden metastasieren in umliegende Lymph knoten, Lunge, Leber, Milz, Niere und Pancreas. Das Femininisierungssyn drom wird meist durch eine Östrogenproduktion der Sertolizelltumore verursacht. Die Rüden zeigen eine symmetrische Alopezie, besonders an Rücken, Bauch, Flanken und Schenkelinnenseiten. Gynäkomastie, Galak torrhoe und Zitzenverdickung treten gehäuft auf. Zusätzlich können Wesensveränderungen und Prostataerkrankungen, wie Prostatitis, beni gne Prostatahyperplasie oder -metaplasie auftreten. Eine langanhaltende Östrogenproduktion kann zur Myelosuppression führen. Die Seminome entstehen aus spermatogenetischen Zellen der Tubuli seminiferi. Ihr Durchmesser variiert von 1 bis 10 cm. Palpatorisch stellen sie sich meist weich dar. Das Femininisierungssyndrom tritt nur selten auf, 5 bis 10 % der Seminome sind maligne und metastasieren den Sertoli zelltumoren entsprechend. Seminome und Sertolizelltumore werden bei Collies und Deutschen Schäferhunden häufiger beobachtet (s. Abbildungen 14 und 15). Die Leydigzelltumore entstehen aus den Leydigschen Zwi schenzellen. Es handelt sich meist um kleine Tumoren (0,1 bis 2 cm), die oft nicht palpierbar sind. Die Hoden bleiben klein und weich. Die Leydig Hodentumore treten beim Rüden häufig auf 1.2009 CVE 17 Abb. 14 und 15: Diffuses Seminom, Post OP und Ultraschallbild zelltumoren sind überwiegend gutartig und entstehen häufig bei Pudeln und Terriern. Neben der Rasse gilt als Hauptrisikofaktor für das Auftreten der Hoden tumoren der Kryptorchismus. Im Ultraschall stellen sich Hodenneoplasien häufig als runde, echorei che, homogene oder inhomogene Zubildungen innerhalb des Hodenpar enchyms dar. Der vollständige Verlust, das teilweise Verschwinden und die Dezentralisierung des Mediastinum testis sind ein augenfälliges Merkmal bei Hodentumoren und bilden in seltenen Fällen den einzigen Anhalts punkt für das Vorliegen einer Neoplasie. Die Klassifizierung der Tumoren Abb. 16: Hodentumor im B-Bild und Dopplersonographie kann nur durch die histologische Untersuchung erfolgen, eine Differenzie rung anhand der Ultraschallbefunde ist nicht möglich. Die Dopplersono graphie ermöglicht zwar die Darstellung der Gefäßversorgung des Tumor, erlaubt aber auch keine Differenzierung der Neoplasien (s. Abb. 16). Die Therapie bei allen Tumoren ist die Kastration, bei einseitigen Neo plasien und Zuchtrüden ist auch die Entfernung nur des erkrankten Hodens möglich. 18 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Hoden- und Nebenhodenzysten Hoden- und Nebenhodenzysten gehören zu den seltensten Erkrankun gen der Hoden. Eine Spermatozele ist eine zystische Dilatation des Neben hodenkanals mit Akkumulation der Spermien oberhalb der Obstruktion. Diese Akkumulation resultiert in einem chronischen Entzündungsprozess mit Entwicklung eines Spermagranuloms. Ursachen sind Trauma, Infektion oder kongenitale Anomalie. Beidseitiges Auftreten einer Spermatozele resultiert in Azoospermie und Infertilität. Spermatozelen können nicht immer palpiert werden. Bei der Ultraschalluntersuchung wird eine Hoden Abb. 17: Hodenzyste im Ultraschall zyste in der Regel zufällig diagnostiziert, sie zeigt einen echofreien Inhalt, der von einer glatt begrenzten Wand umgeben ist (s. Abb. 17). Neben hodenzysten und Spermatozelen lassen sich sonographisch nicht unter scheiden. Hodentorsion Die Hodentorsion (Torsio testis) ist eine seltene Erkrankung der Rüden, bei der die Rotation des Hodens um seine Längsachse in einer Torsion des Samenstrangs resultiert. Sie verursacht eine venöse Inkarzeration mit nachfolgender Organvergrößerung und -nekrose und wird fast aus schließlich bei abdominalen Hoden diagnostiziert. Die Anwesenheit einer Hodenneoplasie vergrößert das Hodengewicht und disponiert den frei in der Bauchhöhle befindlichen Hoden zur Hodentorsion. Klinisch zeigen die Rüden meist akuten Schmerz mit Anorexie und Erbrechen und eine schmerzhafte Umfangsvermehrung im kaudalen Abdomen. Benigne Prostatahyperplasie Die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die häufigste Prostata erkrankung beim nicht kastrierten Rüden. Vier von fünf Tieren über 5 Jah ren sind betroffen. Grundsätzlich handelt es sich bei der Hyperplasie der Prostata um einen physiologischen Prozess, der bei Hunden im Alter von 2 1.2009 CVE 19 Hyperplastische Prostata ist diffus hypoechogen 20 CVE 1.2009 bis 3 Jahren beginnt und progressiv fortschreitet. Zu pathologischen Pro zessen kommt es aufgrund altersbedingter Veränderungen des AndrogenÖstrogen-Verhältnisses. In der Prostata wird Testosteron durch das Enzym 5-α-Reduktase in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt. Bei Hunden mit BPH werden durch 17-β-Östradiol vermehrt Rezeptoren für DHT indu ziert und gleichzeitig wird weniger DHT abgebaut. Somit steigt die Anzahl an DHT-Androgenrezeptor-Komplexen. DHT bindet an Androgenrezeptoren in den Prostatazellen und induziert damit eine Synthese von Proteinen (Wachstumsfaktoren), die eine Zell hyperplasie und -trophie herbeiführen. Die BPH ist oft vergesellschaftet mit einer Zystenbildung, wobei die Zysten in Form, Gestalt und Größe vari ieren und mit der Urethra kommunizieren können. Besteht keine Verbin dung zwischen Zyste und Urethra kann es zu einer Akkumulation von Flüs sigkeit und Blut und einer raschen Größenzunahme der Zyste kommen. Besteht eine Verbindung, fließt die Zystenflüssigkeit ab und es kommt zu blutigem Präputialausfluss, Hämaturie und/oder Hämatospermie. Bei Palpation der Prostata ist diese meist symmetrisch vergrößert und weist aufgrund von Zysten eventuell eine höckrige Oberfläche auf. Die Prostata kann von unterschiedlicher Konsistenz sein, ist aber nicht schmerzhaft. Im Ultraschall erscheint eine gesunde Prostata homogen, eine hyper plastische Prostata diffus hypoechogen mit parenchymalen Hohlräumen, was bereits auf die Entstehung von Prostatazysten hindeutet. Für das weitere Vorgehen und die Nachsorge ist es entscheidend, die Anzahl und Größe bestehender Zysten zu beurteilen und zu dokumentieren. Eine bisher übliche Therapie ist die Kastration betroffener Rüden. Sie führt im Schnitt bereits nach 3 Wochen zu einer 50%-igen und nach 9 Wochen zu einer 70%-igen Größenabnahme der Prostata. Eine Kastra tion ist jedoch nicht immer möglich oder erwünscht. Seit kurzem steht mit Osateronacetat (Ypozane®, Virbac) in Deutschland erstmals ein für Hunde zugelassenes Antiandrogen zur Verfügung. Osa teronacetat hemmt die Aufnahme von Testosteron in die Prostata und verhindert durch einen kompetitiven Antagonismus die Bildung der DHTAndrogenrezeptor-Komplexe. Somit blockiert Osateronacetat als Andro gen-Antagonist die stimulierenden Androgen-Effekte. Es führt so zu einer Verringerung des Volumens der Prostata und lindert schnell und effektiv die klinischen Symptome der BPH. Klinische Symptome wie blutiger Aus fluss, Kotabsatzstörungen, Hämaturie und Hämatospermie werden so schnell und langanhaltend verbessert, Folgeerkrankungen wie Prostatitis, Prostatazysten und Perinealhernien wird vorgebeugt. Osateronacetat wird in einer Dosierung von 0,25-0,5 mg/kg KGW über 7 Tage verabreicht und wirkt über mindestens 5 Monate. Osateronacetat hat keine Einschränkung für die Langzeitanwendung und führt zur Unfruchtbarkeit behandelter Rüden. R Abb. 18: Intraprostatische Zyste im Ultraschall Prostatazysten Intraprostatische Zysten sind in der Regel mit der benigen Prostata hyperplasie vergesellschaftet und allein nicht klinisch auffällig. Meist stellen sie einen Nebenbefund der sonographischen Untersuchung dar (s. Abb. 18). Sie besitzen in der Regel einen Querdurchmesser von weni gen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern. Paraprostatische Zysten können bis zu handballgroß werden und liegen meist im Abdomen kra niolateral der Harnblase, seltener im perinealen Bereich kaudal der Harn blase. Die Entstehung ist nicht eindeutig geklärt, es werden Überreste der Müllerschen Gänge für die Entstehung paraprostatischer Zysten ver antwortlich gemacht. Als weitere Ursache kommt eine die Prostatakapsel durchbrechende Retentionszyste in Frage. Palpatorisch stellt sich die Pros tata asymmetrisch und höckrig dar, die Zysten weich. Im Ultraschall ist das Reflexmuster der Prostata grobkörnig und inhomogen. Der Zysteninhalt ist echoarm bis echofrei, die Zystenwände sind glatt und dünn. Klinisch gibt es je nach Größe der Prostatazysten keine Probleme, bei zunehmen der Größe und Verbindung zur Urethra kommt es zur Koprostase oder Hämaturie. Die chirurgische Omentalisation kann sinnvoll und notwendig werden. Bakterielle Prostatitis Die bakterielle Prostatitis ist eine häufige Erkrankung des unkastrier ten Rüden. Es besteht keine Alters- oder Rassedisposition. Vorerkrankun gen wie die Benigne Prostatahyperplasie und Prostatazysten erhöhen das Risiko, an Prostatitis zu erkranken. Die blutgefüllten Zysten sind idealer Nährboden für infektiöse Keime. Als Infektionsweg ist neben der häufigen aufsteigenden Infektion über die Urethra auch die hämatogene und die lokale Infektion von anderen Geschlechtsorganen aus zu nennen. Man unterscheidet die akute und die chronische Prostatitis. Der Prostataabs zess stellt die schwerste Form der chronischen Prostatitis dar. Als Erreger sind Escherichia coli, Proteus sp., Pseudomonas sp., Stapylococcus sp. und Streptococcus sp. zu nennen. 22 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Die akute Prostatitis ist anhand der klinischen Symptome leicht zu diag nostizieren. Die Rüden zeigen Fieber, Abgeschlagenheit, Leukozytose und in einzelnen Fällen einen steifen Gang. Bei der rektalen Untersuchung ist die Prostata schmerzhaft. Die Ultraschalluntersuchung ist bei der akuten Prostatitis wenig spezifisch, die Prostata erscheint hypoechogen. Abb. 19: Chronische Prostatitis im Ultraschall Die chronische Prostatitis ist dagegen nur schwer zu diagnostizieren, da sie meist keine klinischen Symptome aufweist. Die Rüden zeigen häufig eine immer wiederkehrende Harnwegsinfektion und Harnröhrenausfluss. Auch palpatorisch ist die Prostata unauffällig. Die Diagnose kann nur über die Untersuchung von Prostatasekret erfolgen. Die Rüden sind teils unauf fällig, teils lethargisch. Tenesmus, Dysurie und Strangurie können durch die Vergrößerung des Organs entstehen. Die Ultraschalluntersuchung zeigt eine zunehmende Inhomogenität und Echogenität aufgrund des bindegewebigen Umbaus. Als Zeichen der chronischen Entzündung wer den kleinste Verkalkungen im Ultraschall als deutliche Echos mit nachfol gender Schallauslöschung sichtbar (s. Abb. 19). Das Organ kann asymme trisch sein. Der Prostataabszess stellt sich durch das Einschmelzen des Prostata gewebes im Zuge der chronischen Prostatitis ein. Die Therapie besteht aus der Gabe von Antibiotika. Während der aku ten Prostatitis ist die Blut-Prostata-Schranke durchlässig und die Antibio tika können gut penetrieren. Die Therapie der chronischen Prostatitis ist schwieriger wegen der schlechteren Durchblutung und der Fibrosierung der Prostata. Es werden hohe Dosen und eine mindestens vier bis acht Wochen andauernde Antibiotikatherapie nötig. Zeitgleich muss die BPH behandelt werden durch eine Kastration, antiandrogenen Medikamen ten oder Gestagenen –seit dem das zugelassene Antiandrogen gibt soll ten Gestagene in dieser Indikation beim Rüden aufgrund ihres höheren Nebenwirkungspotentials nicht mehr empfohlen werden.. Der Prostata abszess sollte neben der Antibiotikatherapie chirurgisch omentalisiert und abgetragen werden. 1.2009 CVE 23 Prognose von Prostataneoplasien ist schlecht Prostataneoplasien Prostataneoplasien sind beim Rüden selten. Betroffen sind mittelalte bis alte Rüden ab einem Alter von acht Jahren. Rassedispositionen sind nicht bekannt, jedoch sind meist Tiere größerer Rassen betroffen. Die mali gne Neoplasie ist die einzige Prostataerkrankung, die auch kastrierte Tiere betrifft. Die häufigste Form ist das Adenokarzinom. Metastasen sind in Darmbeinlymphknoten, den Lendenwirbeln und seltener in der Lunge zu finden. Klinisch zeigen die Rüden zunächst die Symptome einer Prostata vergrößerung. Im weiteren Verlauf kommt es zu starken Beeinträchtigun gen des Allgemeinbefindens mit Fieber, Anorexie, Lethargie, Erbechen und teilweise Dyspnoe. Etwa die Hälfte der Tiere zeigen Nachhandschwäche und Schmerzen in den Hintergliedmaßen. Rektal können knotige Struk turen im Prostatagewebe palpierbar sein. Das Organ ist meist asymmet risch und schmerzhaft. Durch Einwachsungen in Urethra, Blase und Kolon kommt es zu Verlegungen und funktionalen Störungen der betroffenen Organe. Hämaturie entsteht als Folge von Gefäßerosionen in der Prostata. Die Obstruktion der Prostatakanälchen führt zur Bildung sekundärer Zys ten oder Abszesse. Im Ultraschall stellen sich Neoplasien als echoreiche, schlecht abgegrenzte und konfluierende Bezirke in einer vergrößerten, teils asymmetrischen Prostata dar. Ein deutlicher Hinweis ist eine Minerali sation, die aber durch eine Biopsie bestätigt werden muss. Die Prognose ist schlecht, da es keine erfolgreiche Therapie gibt. Behandlungsversuche mit Antiandrogenen, Kastration, partielle Prostatektomie und Chemotherapie sind beschrieben worden, aber ohne besonderen Erfolg. Reversible medikamentelle Kastration beim Hund mit dem GnRH-Analogon Suprelorin® Die Kastration eines Rüden wird in der Regel vorgenommen, um uner wünschte Verhaltensmuster (z. B. Hypersexualität, Streunen, Markieren, Aggression) zu reduzieren, oder auch die Funktion der Keimdrüsen auszu schalten und damit endokrine Funktionen und eine unerwünschte Fort pflanzung zu unterbinden. Entscheidet man sich für eine chirurgische Kas tration durch Entfernen der Keimdrüsen, ist dies ein irreversibler Eingriff. Eine spätere züchterische Nutzung des Tieres ist somit ausgeschlossen, mögliche kastrationsbedingte Folgen wie unerwünschte Wesensverände rungen, Gewichtszunahme, Veränderungen des Haarkleides oder Inkonti nenz müssen sekundär oft behandelt werden. Umgekehrt können erhoffte Effekte auf das Verhalten des Tieres wie verringerte Libido oder reduzierte Aggression ausbleiben. Das in Deutschland neu zugelassene GnRH-Ana logon (Wirkstoff: Deslorelin Suprelorin®, Virbac) bietet als Implantat mit 6-monatiger Wirkdauer eine vollkommen neue Möglichkeit der nicht-chir urgischen und reversiblen Kastration. In vielen Fällen stellt sie eine sichere und sinnvolle Alternative zum operativen Entfernen der Keimdrüsen dar. 24 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Mögliche Indikationen sind: ffMedikamentelle Kastration als „Test“ vor einer chirurgischen Kastration sowohl zur Prüfung erwünschter Effekte als auch unerwünschter Nebenwirkungen. ffErzielung einer Unfruchtbarkeit ohne Operation/Narkose/ Narkoserisiko. ffErzielung einer Unfruchtbarkeit ohne Entfernung der Hoden (Besitzerwunsch). ffVorübergehende Kastration, zum Beispiel bei jungen Zuchthunden. ffBehandlung Testosteron-bedingter Verhaltensprobleme (Hypersexualität). ffProstatahyperplasie bei gleichzeitiger Hypersexualität. Effekte des GnRH-Agonisten Physiologisch wird das Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) stoß weise im Hypothalamus freigesetzt und bewirkt in der Hypophyse die Aus schüttung der gonadotropen Hormone LH und FSH. Wesentlich für diesen Ablauf ist eben diese pulsatile Freisetzung aus dem Hypothalamus. Bei kontinuierlicher statt pulsatiler Gabe kommt es dagegen zu einer DownRegulation der GnRH-Rezeptoren an der Hypophyse und daraus folgend zu einer Hemmung der Sekretion von Gonadotropin und Sexualhormo nen. Nach der Implantation des GnRH-Analogon Deslorelin (Suprelorin®, Vir bac) kommt es zunächst über einige Tage zu einer vermehrten Produktion der Sexualhormone, die labordiagnostisch nachzuweisen ist, sich in der Regel aber klinisch nicht bemerkbar macht. Nach initialem Anstieg von LH, FSH und damit einhergehend dem des Testosterons kommt es innerhalb weniger Wochen zum Stillstand der Sexualhormonproduktion. Ein deut licher Abfall von Testosteron und Estradiol ist zu beobachten. Infolgedes sen kommt es zu einer Verkleinerung von Hoden und Prostata, es werden keine Spermien und kein Ejakulat mehr gebildet. Mit diesem Effekt ist rund 14 Tage nach Implantation zu rechnen. Sicherheitshalber wird vom Her steller aber empfohlen, behandelte Hunde rund 6 Wochen von läufigen Hündinnen fernzuhalten, da im Nebenhoden noch fertiles Sperma gespei chert sein kann. Histologisch bildet sich parallel das Keimepithel zurück. All diese Effekte sind nach Absetzen der Therapie voll reversibel. Unter suchungen haben gezeigt, dass sich die Fertilität nach fünf Behandlungen in Folge über 3 Jahre hinweg nach dem Absetzen der Therapie komplett wieder eingestellt hat. Alle Effekte nach Absetzen voll reversibel Praktische Anwendung Das GnRH-Analogon Deslorelin wird in Form eines Implantates – ähnlich wie beim Mikrochip – subkutan in die lose Haut auf dem Rücken zwischen dem hinteren Nacken und dem Lendenbereich injiziert. Das Implantat ent 1.2009 CVE 25 hält 4,7 mg Wirkstoff, der kontinuierlich über mehrere Monate freigesetzt wird. Eine gesicherte Wirkung ist über 6 Monate gegeben. Unabhängig von Größe und Gewicht des Patienten wird ein einziges Implantat gesetzt. Die Unfruchtbarkeit wird ab einem Zeitraum von 6 Wochen bis zu mindestens 6 Monate nach Erstbehandlung erreicht. Das Implantat wird gut vertragen. Innerhalb der ersten 14 Tage kann es an der Implantationsstelle zu lokalen Reaktionen kommen, die jedoch unproblematisch abheilen. Systemische Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Während des Behandlungszeitraumes kann es zu einer Verkleinerung der Hoden um rund ein Drittel kommen. Bei jungen Rüden kann es, vor allem wenn der Leistenkanal noch weit steht, in Ausnahmefällen dazu kommen, dass der Hoden in den Leistenring aszendiert. Es wird daher empfohlen, mit der Anwendung bis zur Geschlechtsreife zu warten. Ansonsten dient die Volumenreduktion der Hoden in der Praxis der einfachen, nicht-invasi ven Kontrolle der Wirkung des Implantates. Lässt die Wirkung des Präpara tes nach, erreicht der Hoden nach einiger Zeit wieder seine ursprüngliche Größe. Soll die medikamentelle Kastration weitergeführt werden, ist die beginnende Größenzunahme der Hoden der Indikator für den richtigen Zeitpunkt einer erneuten Implantation. Skrotaldermatits erfordert oft die Kastration Traumata Traumata des männlichen Genitale durch Bissverletzungen und Lecken aufgrund anderer Hauterkrankungen sind häufig. Es kann zu starken Schwellungen und Blutungen kommen. Die Behandlung ist schwierig und erfordert meist neben der topischen Behandlung eine systemische Antibi ose über mindestens zwei bis vier Wochen. Eine starke Skrotaldermatitis erfordert häufiger die Kastration mit kompletter Resektion des Skrotums. Balanoposthitis Die Balanoposthitis ist eine Entzündung der Penisschleimhaut (Balanitis) und der Präputialschleimhaut (Posthitis). Bei jungen Rüden vor der Pubertät ist die Erkrankung meist nicht klinisch relevant. Obwohl die Rüden purulenten Ausfluss haben, findet man bei der Untersuchung des Präputi ums und des Penis keine entzündlichen Veränderungen und bei der mik robiologischen Untersuchung keinen spezifischen Erreger. Entsprechend der juvenilen Vaginitis der Hündin scheint es einen Zusammenhang mit den hormonellen Veränderungen der Pubertät zu geben. Adulte Rüden zeigen bei der Balanoposthitis eine deutliche klinische Symptomatik mit starkem Lecken und Beißen und Druckschmerz bei der Palpation des Penis. Die Schleimhaut ist entzündet und teilweise ulzeriert, auch Verletzungen durch Fremdkörper etc. werden sichtbar (s. Abb. 20). Eine mikrobiologi sche Untersuchung ist sinnvoll, obwohl auch physiologisch eine Vielfalt an Bakterien auf der Präputialschleimhaut zu finden sind. Der Nachweis einer Reinkultur Proteus sp. oder Pseudomonas sp. kann als relevante Ursache 26 CVE 1.2009 rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Abb. 20: Balanitis mit deutlichen Ulzerationen angesehen werden. Auch Mykoplasmen werden als pathogene Erreger diskutiert. Kleine Papeln und Pusteln können auch einen Hinweis auf eine Herpesvirusinfektion geben, dies sollte – inbesondere bei Deckrüden – serologisch abgeklärt werden. Herpesvirus ist als Erreger bei Genitalinfek tionen, Aborte und Resorptionen beschrieben, daher sollte bei Verdacht immer Vorsicht geboten sein. Die Balanoposthitis des adulten Rüden ist immer behandlungswürdig, nach Inspektion zum Ausschluss eines Fremd körpers sollten lokale Spülungen und systemische Antibiotika angewen det werden. Bei schwerwiegenden und rezidivierenden Problemen kann die Kastration des Rüden sinnvoll sein. Sticker-Sarkom Das Sticker-Sarkom (engl. transmissible venereal tumor, TVT) ist ein ansteckender Tumor der äußeren Geschlechtsorgane der Hunde. Beim Rüden sind in erster Linie das Präputium und der Penis betroffen. Die Krankheit kommt weltweit vor, ist in den tropischen und subtropischen Regionen (Afrika, Mittelmeerraum, Südamerika) jedoch wesentlich häufi ger und tritt dort vor allem bei streunenden Hunden auf. Während eine Zeit lang auch ein Virus als Ursache der Tumorbildung angenommen wurde, geht man heute davon aus, dass die Übertragung über abschil fernde Tumorzellen erfolgt, die sich über kleinste Epitheldefekte in die Schleimhaut einnisten. Es zeigen sich rötliche, knotige, schnell blutende Geschwülste an den Schleimhäuten, auch mit eitrigem oder blutigem Aus fluss aus den Genitalien. Mit dem weiteren Wachstum nehmen die Tumore eine blumenkohlartige Form an und können über 5 cm groß werden. Die Diagnose erfolgt durch eine pathohistologische Untersuchung einer Biop sie. Es handelt sich um einen Rundzelltumor mesenchymalen Ursprungs. Der Tumor spricht gut auf eine Chemotherapie an, wobei sich Vincristin als gut wirksam erwiesen hat. Es wird einmal wöchentlich über vier bis sechs Wochen verabreicht. Auch auf eine Bestrahlung spricht der Tumor gut an. Nach chirurgischer Entfernung kann es zu Rezidiven kommen. Insgesamt gesehen ist die Prognose gut. 1.2009 CVE 27 Impressum Herausgeber und Copyright © Veterinär Verlag, Hindenburgstraße 71, 27742 Gnarrenburg Tel. +49 4763/62 80 340 Veterinär Verlag Geschäftsführung und Verlagsleitung: Dr. Manuela Tölle Anzeigen: Bärbel Lüers Druck: Müller Ditzen AG, Hoebelstraße 19, 27572 Bremerhaven Printed in Germany, Erscheinungsweise CVE Kleintier: 6x/Jahr Papierausgabe: ISSN 1863-7906, gedruckt auf säurefreiem Papier, Elektronische Ausgabe: Die elektronische Version finden Sie unter www.CVE-impulse.de. Bezugspreise: Preis für Jahresabonnement inkl. Online-Lizenz: EUR 50,– inkl. MwSt. und Versandkosten. Einzelheftpreis: EUR 9,80 inkl. MwSt. und Versandkosten. Das Abonnement kann jederzeit zwei Monate vor Ende des Bezugs zeitraumes gekündigt werden. Copyright & allgemeine Hinweise: Mit der Annahme eines Beitrags zur Veröffentlichung erwirbt der Verlag vom Autor alle Nutzungsrechte, insbesondere des Rechts der weiteren Vervielfältigung und Verbreitung zu gewerblichen Zwecken mit Hilfe fotomechanischer oder anderer Verfahren. Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen sind anhand anderer Literaturstellen oder der Packungsbeilage auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Der Verlag übernimmt keine Gewähr. 28 CVE 1.2009 Literatur 1. Atalan G. , Barr F.J., Holt P.E. (1999): Comparison of ultrasonographic and radiographic measure ments of canine prostate dimensions, Vet Radiol Ultrasound 40(4), pp. 408–412 2. Barsanti J.A., Finco D.R. (1995): Medical management of canine prostatic hyperplasia. In: Current Veterinary Therapy XII (Bonagura J.D., Kirk R.W.), Philadelphia, WB Saunders, pp. 1033-1034 3. Berry S.J., Coffey D.S., Ewing L.L. (1986): Effects of aging on prostate growth in beagles, Am J Physiol 250, R, pp. 1039–1046 4. Bjurström, L., C. Linde-Forsberg (1989): The normal aerobic bacterial flora of the genital tract in fertile bitches and stud dogs. J. Reprod. Fert., Suppl. 39, 325. 5. Döcke, F. (1994b), Hypothalamus-Adenohyophy sen-System, In: Döcke, F. (Hrsg.), Veterinärmedi zinische Endokrinologie, Gustav Fischer Verlag, Jena, Stuttgart: pp 131–175 6. Feldman, E. C., R. W. Nelson (2004): Canine Male Reproduction. In: E. C. Feldman, R. W. Nelson (Eds.): Canine and Feline Endocrinology and Re production. Saunders, Philadelphia, pp 929–86. 7. Grandage, J. (1972): The erect dog penis: A para dox of flexible rigidity. Vet. Rec. 91, 141–147. 8. Günzel, A.-R. (1986): Zur Spermagewinnung, -beurteilung und –konservierung sowie Samen übertragung beim Hund. Tierärztliche Praxis 14, 275–282. 9. Günzel-Apel, A.-R., H.-G. Brinckmann, H.-O. Hoppen (1990): Dynamik der LH- und Testoste ron-Sekretion bei Beagle-Rüden verschiedener Altersgruppen. Reprod. Dom. Anim. 25, 78–86. 10. Günzel-Apel, A.-R., P. Terhaer u. D. Waberski (1994): Hodendimensionen und Ejakulatbeschaffenheit fertiler Rüden unterschiedlicher Körpergewichte. Kleintierpraxis 39, 483–486. 11. Günzel-Apel, A.-R. (1994): Fertilitätskontrolle und Samenübertragung beim Hund. 12. Verlag Gustav Fischer Jena, Stuttgart. 13. Günzel-Apel A.R., Mohrke C., Poulsen Nautrup C. (2001): Colour-coded and pulsed Doppler sonography of the canine testis, epididymis and prostate gland: physiological and pathological findings, Reprod Domest Anim. Oct, 36 (5), pp. 236–240 14. Heverhagen J.T. et al. (2004): Benign prostate hyperplasia: evaluation of treatment response with DCE MRI, MAGMA, 17(1), pp. 5–11 15. Hewitt D. (2001): Physiology and endocrinology of the male. In: BSAVA Manual of Small Animal Reproduction and Neonatalogy (G.Simpson, G.England and M. Harvey), BSAVA Ed., pp. 62–69 16. Iguer Ouada M., Verstegen J.P. (1997): Effect of finasteride on seminal composition, prostate function and fertility in male dogs, J Reprod Fert 51, pp. 139–149 17. Jaworek A. et al. (2001): Evaluation of various techniques in diagnostic of canine prostatic disease, 5th Annual conference of the European Society for Domestic Animal Reproduction (ESDAR), Vienna, p. 41 18. Johnston S. et al. (2001): Disorders of the canine prostate. In: Canine and Feline Theriogenology, WB Saunders Ed., 337–355 19. Johnston S.D., Root-Kustritz M.V., Olson P.N.S (2001): Diseases of the canine prostate. In: Canine and Feline Theriogenology. (SD Johnston, MV Root-Kustritz and Olson PNS, Editors), WB Saunders 2001, pp. 337–355 20. Johnston S.D., Kamolpatana K., Root-Kustritz M.V., Johnston G.R. (2000): Prostatic disorders in the dog, Animal Reproduction Science, 60–61, pp. 405–415 21. Junaidi A. (1999): Contraception in dogs using a slow-release implant containing the gonadotrophin-releasing Hormone (GnRH) agonist deslorelin, PhD Thesis, Murdoch University. 22. Junaidi A, Williamson PE, Cummings JM, Martin GB, Blackberry MA and Trigg TE (2003): Use of an new drug delivery formulation of the gonadotro pin-releasing hormone analogue deslorelin for reversible long-term contraception in mal gogs. Journal of Reproduction, Fertility and Develop ment, 15, pp 317–322. 23. Mattoon J.S., Nyland T.G. (1995): Ultrasonography of the genital system. In: Veterinary diagnostic ul trasound (T.G. Nyland and J.S. Mattoon, Editors), Philadelphia: WB Saunders Co, pp. 141–164 24. Meyers-Wallen, V. (1991): Clinical approach to infertile male dogs with sperm in the ejaculate. Vet. Clin. North Amer.: Small Anim. Pract., Canine reproduction 21, 609–633. 25. Mimouni P. et al. (2006): Treatment of benign prostatatic hyperplasia with Osaterone acetate tablets: a study in breeding dogs. Proceedings of the 5th Biannual EVSSAR congress, p: 303 26. Möhrke, C. (1999): Duplex- und Triplexsono graphie der Hoden, Nebenhoden und Prostata des männlichen Hundes.Hannover, Tierärztl. Hochsch., Diss. rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde 27. Murakoshi M. et al. (1998): Immunolocalization of androgen receptor in canine prostatic hyperpla sia – effect of antiandrogen, Tokai J Exp Clin Med. 23 (5), pp. 209–212 28. Neilson JC, Eckstein RA, Hart BL (1997): Effects of castration on problem behaviors in male dogs with reference to age and duration of behaviour. Am Vet Med Assoc, Jul 15; 211(2), pp 180–182 29. Oettle, E. E., J. T. Soley (1988): Spermienanomali en beim Hund: eine licht- und elektronenmikros kopische Studie. Vet-med. Nachr. 59, 28–70. 30. Pesch, S. et al. (2006): Zur bakteriellen Flora im Rüdenejakulat. Tierärztliche Praxis 34, 17–21. 31. Pesch, S., Schuler, G., Wilhelm, E., Hoffmann, B. (2007): Samengewinnung, -Konservierung und künstliche Besamung beim Hund, Tierärztl Praxis (K) 35: 81–90 32. Powe J.R., Canfield P.J., Martin P.A. (2004): Evalua tion of the cytologic diagnosis of canine prostatic disorders, Vet Clin Pathol, 33, pp. 150-154 33. Prüfer, A. (1990): Diagnostik und Therapie von Prostataerkrankungen. Kleintierpraxis 35, 633–643. 34. Reichler IM; Welle M et al. (2008): Spayinginduced coat changes: the role of gonadotropins, GnRH and GnRH treatment on the hair cycle of female dogs. Veterinary Dermatology, Vol 19, Iss 2, pp77–87 35. Reichler IM, Welle M et al. (2007): Comparative quantitative assessment of GnRH- and LHreceptor mRNA expression in the urinary tract of sexually intact and spayed female dogs. Therio genology, Vol 67, Iss 6, pp 1134–1142 36. Reichler IM, Barth A, et al. (2006): Urodynamic parameters and plasma LH/FSH in spayed Beagle bitches before and 8 weeks after GnRH depot analogue treatment, Theriogenology, Vol 66, Iss9, pp2127–2136 37. Riesenbeck, A., D. Völger , B. Hoffmann (2001): Praxisnahe Bestimmung von Vitalitätsparame tern zur Beurteilung von Rüdensperma. Tierärzt liche Praxis 29 (K): 116–20 38. Riesenbeck A, Klein R, Hoffmann B (2002): Down regulation, eine neue reversible Möglichkeit zur Ausschaltung der Hodenfunktion beim Rüden. Der Praktische Tierarzt, Vol 3, Heft 6, p 512–520 39. Romagnoli S. (2006): Deslorelin in Small Animal Andrology. Proceedings, 5th Biannual congress European Veterinary Society Small Animal Repro duction, Budapest 7-9 April 2006, pp. 204–207 40. Teske E. et al (2002): Canine prostata carcinoma: epidemiological evidence of an increased risk in castrated dogs, Molecular and Cellular Endocri nology 2002, 197, pp. 251–255 41. Teske E., Nickel R.F. (1996): Zur Aussagekraft der Zytologie bei der Diagnostik des Prostatakarzi noms beim Hund, Kleintierpraxis 1996, 41, pp. 239–247 42. Trigg T.E. et al. (2001): Use of a GnRH analogue implant to produce reversible long-term sup pression of reproductive function in male and female domestic dogs, J Repro Fertil Suppl 57, pp. 255–261 43. Verstegen J.P. (2001): Conditions of the male. In: BSAVA Manual of Small Animal Reproduction and Neonatalogy (G. Simpson, G. England and M. Harvey), BSAVA Ed. 71–82 1.2009 CVE 29 10 Fragen zur Andrologie des Rüden 1. Aus welchen Zellen bestehen die testikulären Samenkanälchen a. Aus Leydigzellen 7. Bei welchen Hodentumoren kann sich ein Femininisierungssyndrom einstellen? b. Aus Leydigzellen und Sertolizellen a. Nur bei Seminomen c. Aus Sertolizellen und Spermatogonien b. Leydigzelltumore c. Sertolizelltumore und selten Seminome 2. Was produzieren die Leydigschen Zwischenzellen? 8. Eine Hodentorsion a. Testosteron a. Tritt besonders bei großen Rassen >40 kg auf b. Spermien b. Tritt häufig bei skrotalen Hoden auf c. Das Androgenbindende Protein c. Tritt fast ausschließlich bei abdominalen Hoden auf 3. Wie lange dauert die Ausreifung der Spermien während der Nebenhodenpassage? 9. Was sind charakteristische klinische Anzeichen einer BPH a. Einen Tag a. Harnträufeln b. Zehn Tage b. Inappetenz und Mattigkeit der Tiere c. Zwanzig Tage c. Kotabsatzproblem, Blutträufeln aus dem Penis 4. Womit können abgestorbene Spermien angefärbt werden? 10. Das Prostatakarzinom a. Diff – Quick a. Ist androgenunabhängig und tritt deshalb auch bei kastrierten Rüden auf b. Eosin b. Entsteht aus einer unbehandelten BPH c. Formolcitrat c. Kann nicht mittels Feinnadelpunktion oder Biopsie von der BPH unterschieden werden 5. Wie kann eine Hodenaplasie von einem Kryptorchismus unterschieden werden? a. Durch das Messen von Testosteron b. Durch den GnRH oder hCG Stimulationstest c. Durch eine Ultraschalluntersuchung b. Das canine Herpesvirus c. Brucella canis 30 CVE 1.2009 rt ze ie r t e F or t bild ATF 1 Stunde g a. Pseudomonas aeruginosa ifi z un 6. Welcher Erreger kann eine primäre Orchitis auslösen? Gehen Sie zum Beantworten der Fragen online und sammeln Sie Fortbildungsstunden: www.CVE-impulse.de Bitte beachten Sie, dass pro Frage nur eine Antwort richtig ist. rt ATF g ze ie r t e F or t bild un ifi z 1 Stunde Unsere CVE-Gutachter-Mannschaft Prof. Dr. Michael H. Boevé Jg. 1953; studierte Veterinärmedizin an der Universität Utrecht, abgeschlossene Spezialisierung als Ophthalmologe 1988, seit 1993 auch als Diplomate der ECVO. Als Hochschulprofessor für Ophthalmologie an der veterinärmedizinischen Fakultät Utrecht tätig, daneben Gastprofessur an der TiHo und zusätzlich als praktischer Augenfachmann in einem veterinärmedizinischen SpezialistenZentrum in Amsterdam tätig. Dr. Anthony P. Carr, (DACVIM) Jg. 1960; studierte Veterinärmedizin in München; seit 2000 Associate Professor, Small Animal Clinical Sciences an der Western College of Veterinary Medicine in Saskatoon, Kanada. Berufliche Schwerpunkte: Kardiologie Autoimmunerkrankungen, Endokrinologie und Gastroeneterologie Dr. Norbert Kummerfeld Jg. 1950; Studium der der Tiermedizin in Hannover, über die Falknerei zu den Zier- und Wildvögeln gekommen, mit denen er sich seit 1979 in Lehre, Forschung und Dienstleistung an der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- u. Wildvögel der TiHo beschäftigt Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Mayrhofer Jg. 1946; Studium an der Tierärztlichen Hochschule in Wien; dort seit 1990 zur ordentlichen Universitätsprofessorin berufen mit dem Tätigkeitsschwerpunkt bildgebende Verfahren einschließlich CT und MRT; Forschungsschwerpunkte: Skelettentwicklung beim Junghund, orthopädische Röntgendiagnostik Prof. Dr. Andrea Meyer-Lindenberg Jg. 1957; Studium an der TiHo; seit 2005 Universitätsprofessorin für Chirurgie an der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; FTÄ für Kleintiere und Chirurgie; ZB Augenheilkunde bei Tieren. Arbeitsgebiete Chirurgie (Weichteilchirurgie, Orthopädie, minimalinvasive Chirurgie, Mikrochirurgie) und Ophthalmologie bei Kleintieren (Hunde und Katzen) 31 1.2009 CVE 4.2007 CVE 31 Dr. Felix Neuerer Jg. 1969; in München Tiermedizin studiert; seit 2002 Oberarzt für Innere Medizin von Hund und Katze an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU und seit 2004 zusätzlich Wissenschaftlicher Assistent mit Interessenschwerpunkt Endokrinologie bei Hund und Katze Dr. Sabine Tacke Jg. 1964; FTÄ für Chirurgie und für Anästhesiologie, tätig an der Klinik für Kleintiere der JLU Gießen; Arbeitsgebiete: Anästhesiologie, Schmerztherapie, operative Intensivmedizin, mit diesen Fachgebieten seit 2004 auch als Hochschuldozentin aktiv Prof. Dr. Andrea Tipold Jg. 1959; Studium der Tiermedizin in Wien, Spezialisierungin Neurologie in Bern. Seit 1999 C3-Professur für Neurologie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Hauptarbeitspunkte klinische Neurologie und entzündliche Erkrankungen des Nervensystems Prof. Dr. Fritz Rupert Ungemach Jg. 1947; tätig an der VMU Leipzig, Tätigkeitsschwerpunkte: Pharmakologie und Toxikologie, insbesondere Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren, Arzneimittelrecht, Rückstandsproblematik Prof. Dr. Axel Wehrend Jg. 1967; tätig an der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit tierärztlicher Ambulanz der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Er ist Fachtierarzt für Zuchthygiene und Biotechnologie Dr. Gerhard Wess Jg. 1969; Fachausbildung in Kardiologie und Innere Medizin in USA und Schweiz; (Diplomate ACVIM (Cardiology), Diplomate ECVIM-CA (Cardiology), Diplomate ECVIM-CA (Internal Medicine); Arbeitsschwerpunkte: neue Ultraschalltechniken, interventionelle Kardiologie, Kardiomyopathien, Genetik; Leiter der Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Kleintierklinik der Universität München 32 CVE 1.2009
© Copyright 2024