!!! 3/07 Liebe Leserin, lieber Leser, Intro was gibt es schöneres als mit der neuen Ausgabe der „drei Ausrufezeichen“ das Ende der Sommerpause zu besiegeln? Da fällt mir nur ein Juso-Grillen im Westpark ein, was noch schöner sein könnte. Aber auch mit diesem Heft in der Hand, kann man es sich in der ab und an scheinenden Sonne gut gehen lassen. Zumindest haben wir uns für euch ins Zeug gelegt, um wieder eine spannende, informative und unterhaltsame Ausgabe des Juso-Magazins zusammen zu stellen. Leider gibt es nicht nur Erfreuliches aus der Welt zu berichten: Die Nazis versuchen weiterhin Fuß in dieser Stadt zu fassen. In dieser Ausgabe wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, warum jemand den braunen Demagogen auf den Leim geht. Ein Aussteiger erzählt seine Geschichte. An dieser Stelle möchten wir uns als Redaktion der „drei Ausrufezeichen“ aufs Herzlichste beim Journalisten Alexander Völkel bedanken, der uns freundlicherweise seinen Artikel „Mein Leben als Neonazi“ zur Verfügung gestellt hat. In unserer Rubrik „Was war das noch gleich“ stellt uns der renommierte Historiker Philipp Hoicke die Verfolgung der Sozialdemokraten im NS-Regime vor Augen. Wie gewohnt erwartet euch ein Rück- und Ausblick über die Projekte und Aktionen der letzten Monate. Einer Aktion, die bei bestem Wetter in der City gelaufen ist, ist ein eigener Artikel gewidmet. Die Ausbildungsaktion mit den Papp-Figuren hielt auch Einzug in die lokale Presse – schön dass die uns die Arbeit erleichtern, und vorab berichten. Die ganze Story bekommt ihr natürlich nur bei uns. Genauso wenig könnt ihr die Juso-Comic-Reihe bei der Konkurrenz erhalten, die in dieser Ausgabe auf der vorletzten Seite startet. Zu guter letzt sei noch darauf hingewiesen, dass auf der letzen Seite des Magazins Kontakte und zahlreiche Termine euch den Weg zu uns erleuchten. Nutzt die Möglichkeit und mischt euch ein. Auch bei der Ausarbeitung der nächsten Ausgabe der „drei Ausrufezeichen – hinter Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“. Freundschaft! 1 !!! 3/07 Der Inhalt Intro Mein Leben als Neonazi 1 3 von Alexander Völkel Ausbildungsoffensive 2007 5 von Marcl Götte In Kürze: Was war, was kommt? 6 Was war das doch gleich...? 7 Die SPD im Widerstand von Philipp Hoicke Musikstadt Dortmund 8 von Navid Moshgbar Ein Dankeschön an...: 9 von Navid Moshgbar und Kai Neuschäfer 10 Buntes: Die Dortmunder Delegation auf der LaKo der Jusos Termine 11 Impressum Redaktion: Philipp Hoicke, Florian Meijer, Navid Moshgbar, Kai Neuschäfer, Karolina Szubart Layout: Die geäußerten Meinungen spiegeln nicht Philipp Hoicke, Florian Meijer, Navid Moshgbar zwingend die Positionen der Jusos Dortmund Titelbild: Philipp Hoicke Inhalt d. Ausgabe: Philipp Hoicke, Kai Neuschäfer, Navid Moshgbar wieder. V.i.S.d.P.: Kai Neuschäfer Herausgeber: Juso Unterbezirk Dortmund Für Anregungen, Kommentare oder Nachfragen: [email protected] Infos unter: www.jusos-dortmund.de 2 Der Inhalt von Kai Neuschäfer !!! 3/07 Mein Leben als Neonazi von Alexander Völkel (Jounalist) zu Hause nur Gemaule. Aber in der Szene wirst Du beachtet und ernst genommen”, erinnert sich Erik. Am Küchentisch gab es nur noch Krieg. Sagen ließ er sich nichts, floh zu seinen neuen „Freunden”. Das Zeltlager wurde mit der Zeit zu einem straff organisierten paramilitärischen Camp, das Abenteuerspiel zu einer regelrechten Wehrsportübung. „Wir haben mit leichten Waffen geübt, später auch in Holland mit schweren Schusswaffen”, berichtet Erik. Sie waren bereit zum Kampf - auch rhetorisch. „Gehirnwäsche” hat seine Mutter das genannt. Diese Schulungen fanden meist in Kameradschaftswohnungen im Dortmunder Norden statt. Dabei erwies sich Erik als brauchbar, wurde dann auch zu Wochenenden ins Ausland eingeladen. „Auf der Festung in Holland, so haben die das genannt. Es war eine Hinterhofschlosserei.” Kaderschulung. Sie hatten wohl mehr mit ihm vor. „Lass dir doch die Haare wachsen. Und Springerstiefel brauchst du auch nicht”, hätten sie ihm gesagt. Er sollte nicht mehr mit dem „Fußvolk” marschieren. Gelehrt wurde die Sicht auf das Dritte Reich. Aber immer häufiger waren es aktuelle Themen. Umweltschutz und Soziales: „Mit Protest gegen Hartz IV erreichen sie vier Millionen Menschen. Mit ihren faschistischen Parolen würde das nie gelingen.” Diese Diskussion sieht er nur noch von außen. Er ist raus aus der Szene. Den Ausstieg verdankt er mehr einem Zufall. Weil der Streit in der Familie eskaliert, kommt er als 17-Jähriger in die Psychiatrie. Drei Monate weit weg. Von der Familie, von der Szene. Der notwendige Bruch. Seine so genannten Freunde lassen sich nicht blicken. „Zum Glück haben sie mich nicht erreicht”, sagt er aus heutiger Sicht. Sie tauchten nach seiner Rückkehr auf. Drohungen, sie standen mit 20 Leu- Mein Leben als Neonazi Mit elf Jahren rutschte er in den braunen Sumpf. Mit 17 hat er sich wieder rausgezogen. Heute spricht Erik (23) über seine Jugend: Sechs verlorene Jahre als Neonazi. Es fing ganz harmlos an: „Wir haben mit Freunden Musik” gehört”, berichtet Erik (Name geändert). Sie rockte, war laut und verboten. Getauscht auf dem Schulhof, zu Hause gehört. Das Politische hat ihn nicht interessiert, aber die Musik öffnete ihm den Weg zu einer Clique. Sie wollten ihn, wichtig für einen Jungen, verunsichert und ohne Selbstbewusstsein. Nach und nach lernte er Leute kennen. „Coole Typen”. Macher, so alt wie er heute, mit Auto und Kohle. „Die haben uns immer Getränke ausgegeben. Haben uns zu Partys gefahren, uns um uns gekümmert.” „Uns” das sind Jugendliche aus den Ortsteilen. Aus Scharnhorst, Marten, Dorstfeld oder Mengede. Da wo aus der Sicht eines 13, 15 oder 17 Jahre alten Jungen nichts los ist, macht die Szene was los. „Rattenfänger” nennt Erik diese Kümmerer heute. Sie seien dafür abgestellt gewesen, mit Geld und Auto ausgestattet. Sie hätten dann fast täglich Treffen organisiert, Grill abende, Konzertbesuche und Zeltlager. Erik passte sich ihnen an, will dazu gehören. Die Haare werden kürzer und Springerstiefel gekauft. Bald trägt er Glatze. „Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis das mein Ding war” berichtet der Dortmunder. „Ich wurde zum Neonazi.” Die Szene gab ihm Selbstbewusstsein und Orientierung. „Ich bin da langsam reingerutscht. Meine eigene Meinung ging dabei zunichte. Ich habe ihre Meinung übernommen - im Glauben es wäre meine”, beschreibt Erik die Veränderung. Die rechtsextreme Szene gab ihm den Platz zum Protest und zu der Rebellion gegen alles. „Ich war in vielen Vereinen. Aber über das Schwimmen kann man nicht rebellieren.” Die braunen Kümmerer gaben ihm Rückmeldung. „Sie hörten zu und diskutierten mit mir - ohne erhobenen Zeigefinger.” Und sie gaben ihm vor allem auch Bestätigung: „Wenn wir den ganzen Tag Plakate für Aufmärsche geklebt haben, gab es dort Lob und 3 !!! ten vor der Haustür. Doch mit ihnen ist er fertig. In der Therapie waren nur „alternative Mädels”. „Die waren esoterisch angehaucht und haben mir gezeigt, dass es mehr als Faschismus gibt. Doch die Geister der Vergangenheit verfolgen ihn noch heute. Wenn er ehemalige „Kameraden” sieht, wechselt Erik die Straßenseite oder das Lokal. Dennoch spricht er über seine Zeit als Neonazi. Vor Schülern, Eltern, Lehrern. Oder bei Veranstaltungen wie der des Bündnisses gegen Rechts. „Für mich ist das wichtig, wie eine Therapie.” Hintergrund: Der Feind im Haus Früher waren sie eine ganz normale Familie in einem Dortmunder Vorort. Vater, Mutter, zwei Söhne. Eine glückliche Familie. Bis der ältere Sohn der Mayers (Name geändert) in die rechte Szene abgleitet. Mit elf Jahren und rechter Musik fing es an. Mit ihre kamen neue Freunde. Die Eltern merkten es nicht sofort. Monate vergingen. Sie nahmen es nicht wahr oder wollten es nicht wahrhaben. Vor den Nachbarn wurde es geleugnet. „Doch alles wussten es, weil er als Skinhead gröhlend durch die Nachbarschaft zog. Als Erik 15 Jahre alt wurde, wurde es richtig hef tig: „Wir sind nicht zu ihm durchgedrungen, hatten kaum noch Einfluss”, erinnert sich die Mutter. Er gab nur noch Widerworte, kam zu spät oder garnicht. „Bei anderen parierte er. Dann stand er geschniegelt und gebügelt zum Abholen bereit.” Die „anderen”, dass waren seine neuen „Freunde”. Mit ihnen kamen Glatze und Springerstiefel. Und auch die ersten Waffen. Mit 15 ein Messer, später auch eine Schusswaffe. „Wir haben ihn zur Rede gestellt und bekamen nur eine hanebüchene Geschichte aufgetischt.” Bei einem Schulausflug kam das Messer zum Einsatz. Eine räuberische Erpressung an einem Mitschüler. Eriks Eltern drängten auf eine Anzeige, damit ihr Sohn Konsequenzen zu spüren bekommt. „Das wäre gut gewesen.” Doch die Lehrer und die Eltern des Opfers scheuten den Schritt. Als ein 16jähriger Neonazi vor zwei Jahren einen Punker erstach, musste Miriam sofort an ihren Sohn denken. „Das hätte früher auch meiner sein können.” mal sollte er im Garten helfen. Er beschimpfte uns nur”, berichtet die Mutter. Als dies jedoch einer der „Kümmerer” der rechten Szene mitbekam, reichte nur ein Wort und der Junge fing an zu graben. „Das war uns klar, dass wir ihn verloren hatten.” Mit der Kraft am Ende, befürworteten die Eltern den Auszug des erst 17-jährigen Sohnes. „Es ging einfach nicht mehr.”Alle ihre Bitten und Hilfeersuchen waren erfolglos. In der Schule, beim Jugendamt, bei der Ausbildungsstelle. Überall ernteten sie nur Schuldzuweisungen, keine Hilfe. Selbst einen Arzt zogen sie zur Rate - wegen der psychischen Probleme. Doch der Therapieplatz wurde verweigert: Einen Neonazi könnten sie nicht gebrauchen. „Wir haben nie die Hand gegen unsere Kinder erhoben. Doch an einem Abend eskalierte die Situation, der Vater drehte durch und schlug auf seinen Sohn ein. Das bot eine Chance: „Ich bin mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Den nur zwei Wochen zuvor verweigerten Therapieplatz gab es jetzt - schließlich war er jetzt kein Neonazi mehr, sondern ein Misshandlungsopfer. Die drei Monate abseits von Familie und Szene halfen zum Ausstieg. Die Familie hat daraus gelernt. „Wir müssen Grenzen aufzeigen und auch notfalls Konsequenzen ziehen”, wüssten sie heute. Offen damit umgehen, frühere Freunde ansprechen, von denen sich der Sohn abgewendet habe. „Viele haben sich wieder gemeldet und mit ihm geredet. „Nicht über Politik, sondern über Dinge, die junge Leute bewegen.” Eine von vielen Hilfe beim Ausstieg. Zu lange hätten sie früher weggesehen, geschwiegen, erfolglos Hilfen gesucht und nur Schuldzuweisungen bekommen. Hilfe gab es nur bei „EXIT”, einem Aussteigerprogramm für Neonazis. Die Mayers gehörten zu den ersten Familien, die 2001 ins neu eingerichteten Elternprogramm kamen. „Wir wurden endlich verstanden.” Die Berliner Einrichtung konnte zahlreichen Familien helfen. Jetzt geht das nur noch auf selbst organisierter Basis durch die Familien: Das Elternprogramm von „Exit” ist eingestellt worden der Bund wollte Geld sparen. An Erik kamen sie damals garnicht mehr heran: „Ein- 4 Mein Leben als Neonazi 3/07 !!! 3/07 Ausbildungsoffensive 2007 von Marcel Götte werben müssen. Durch die Einführung von Studiengebühren durch die schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf steigt der Druck auf AusbildungsplatzSuchende: Immer mehr Abiturienten drängen in die betriebliche Ausbildung, anstelle zu studieren. Ein verstärkter Verdrängungswettbewerb setzt ein – zulasten von jungen Menschen mit Haupt- oder Realschulabschluss. Schon seit langer Zeit gab es bei den Dortmunder Jusos die Idee, mit einer Straßenaktion die Misere auf dem heimischen AusbilPappsilouetten als Symbol für dungsmarkt zu verjeden Suchenden deutlichen. Pappmännchen sollten über den Köpfen von nichts ahnenden Dortmundern und Dortmund-Besuchern hängen, um die abstrakte Problematik zu verbildlichen und das Thema greifbar zu machen. Diese Idee wurde immer wieder angestoßen, doch zur Umsetzung kam es erst im Zuge der letzten Unterbezirks-Konferenz (UBK). Die Ausbildungsaktion wurde in das aktuelle Juso-Arbeitsprogramm als Projekt aufgenommen – damit erhielt der neue Unterbezirks-Vorstand den Arbeitsauftrag dies umzusetzen. Bevor 200 Pappmännchen und Pappfräuleins gebastelt wurden informierten wir uns über die aktuelle Ausbildungssituation. Dass es keine rosige Situation sein würde wussten wir bereits. 190.000 betriebliche Ausbildungsplätze fehlen Deutschlandweit. Aber wie stellt sich die Lage bei uns Marcel, Philipp und Kai vor dem Stand in Dortmund dar. Jens Domogalla von der Agentur für Arbeit konnte uns informieren: Auf 2.400 Stellen kommen 4.800 Suchenden. Dabei wächst die Zahl der Ausbildungsplatz-Suchenden Jahr für Jahr durch die so genannte „Bugwelle“ weiter an. Es ist die steigende Zahl von Altbewerbern, die keine Ausbildungsstelle gefunden haben und sich erneut be Diese prekäre Situation musste den Bürgern unbedingt nahe gebracht werden. Und zwar sichtbar und auf den Punkt gebracht. „Ich bin einer von 4.800 Ausbildungsplatzsuchenden in Dortmund“. Mit dieser Aussage beklebt sollten die Pappfiguren auf die politische Hauptforderung der Aktion hinweisen: Die Einführung einer Ausbildungsumlage – Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten, die nicht oder nur ungenügend ausbilden, ausgenommen sind insolvente Betriebe, sollen in einen Fonds einzahlen. Dieser soll wiederum Betrieben zugute kommen, die überdurchschnittlich viele Auszubildende beschäftigen. Provokante Sprüche sollten die Passanten aufrütteln: „Wer nicht ausbildet, wird umgelegt!“ und „Ohne Eine stille Botschaft an die SPD Abi, keine Ausbildung“. Mit einer Unterschriftensammlung konnten sich Bürgerinnen und Bürger für die Einführung der Ausbildungsplatzumlage stark machen. Die Liste wird dem SPD-Unterbezirksvorstand überreicht, damit dieser sich für die Umlage im Bund einsetzt. Nach einigen Stunden gemeinsamer Überzeugungsarbeit marschierten die 200 Pappfiguren wieder ab. Jetzt heißt es wieder untereinander um die rar gesäten Ausbildungsplätze kämpfen. „Ohne Ausbildung, keine Zukunft“. Ausbildungsoffensove 2007 In Reih und Glied hängen sie – am Seil befestigt, zwischen Bäumen und Laternen, empfangen genau 200 Pappfiguren die Passanten vom Hauptbahnhof auf dem Weg in die City. Und sie haben was zu sagen: Es fehlen Ausbildungsplätze in dieser Stadt. Doch bevor sie Ihr Anliegen an einem Samstagnachmittag mit breiter Brust vortragen konnten, war viel Arbeit zu erledigen. 5 !!! 3/07 In Kürze: Was war, was kommt? von Kai Neuschäfer Die Sommerpause ist vorbei und weiter geht es mit unseren Projekten. Wir möchten euch daher kurz über alles Wissenswerte informieren. Die nächste Veranstaltung zum Projekt Parteigeschichte wird am 20. Oktober stattfinden. Philipp Hoicke bereitet ein Seminar über die bisherigen Grundsatzprogramme der SPD vor. Ort und Zeit werden über den Mail-Verteiler bekannt gegeben. Bei Fragen wendet euch bitte an Philipp (philipp. [email protected]). Im Rahmen des Projekts Rechtsradikalismus haben wir für den kommenden Unterbezirksausschuss (UBA) Oli Wilkes vom Bündnis Dortmund gegen Rechts eingeladen. Er wird uns über aktuelle Entwicklungen in der Dortmunder Nazi-Szene informieren. Des Weiteren möchte der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus (nicht zu verwechseln), in dem die Jusos mitarbeiten, eine Kampagne zur Prävention an Schulen initiieren. Hier sollen auch der RPJ und die Bezirksschülervertretung einbezogen sein. Es werden noch MitstreiterInnen gesucht. Meldet euch diesbezüglich bei Kai (kaineuschaefer@ web.de). Der nächste Stammtisch richtet sich ganz gezielt an Migrantinnen und Migranten. Er findet am 12. September statt und soll ein Forum für einen ersten Austausch bieten. Auf welche Schwierigkeiten stoßen Minderheiten und wie können sie in der Gesellschaft mitwirken? Solche und ähnliche Fragen stehen in einer lockeren Runde zur Diskussion. Der Migranten-Stammtisch findet in der Kneipe “younico” am Sonnenplatz statt. Alles weitere kommt in Kürze über den Verteiler. Zuständig hierfür ist Navid (navid-moshgbar@gmx. de). In Kürze Der Termin für die Gründung der SchülerInnengruppe musste leider bis nach der Sommerpause verschoben werden. Neuer Termin ist der 11. September. Ansprechpartner ist Horst Wenzel (mensch_hw@ web.de). Im Rahmen des Projekts Ausbildung fand im Juli die große Innenstadt-Aktion inklusive Unterschriftensammlung statt (siehe Artikel). Außerdem wurde über den SPD-Unterbezirksbeirat ein Änderungsantrag für den Bildungsantrag des SPD-Landesvorstands zum Landesparteitag gestellt, der nochmals auf die Einführung von Umlagesystemen zur Ausbildungsfinanzierung zielt. Ansprechpartner: Marcel Götte (marcel.goette@ gmx.de). Die Mitglieder des Projekts Nordstadt haben ein kleines Maßnahmenpaket für die Nordstadt entwickelt, das insbesondere auf junge Menschen abgestimmt ist. So wurden verschiedene Projektvorschläge unterbreitet, die von einem Busshuttle zur Uni über einen Kneipenführer bis hin zu einer Nordstadt-Card ohne Einkommensbeschränkung reichen. Ansprechpartner: Florian Meyer (f.meijer@web. de). 6 !!! 3/07 Was war gleich...? das doch Die SPD im Widerstand von Philipp Hoicke der letzten Zeit erfahren hat, wird niemand von ihr billigerweise verlangen und erwarten können, daß sie für das hier eingebrachte Ermächtigungsgesetz stimmt.” Jedoch konnte die SPD alleine das Gesetz nicht verhindern, so dass es im März 1933 in Kraft trat. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten setzte sich der Terror gegen die Sozialdemokraten und andere politische Gegner weiter fort. Viele wurden inhaftiert und in Gefängnissen und Konzentrationslagern misshandelt und ermordet. Wiederum andere flüchteten ins Ausland, so auch der spätere Bundeskanzler Willy Brandt. Sie versuchten durch den Exil-Parteivorstand (SoPaDe) in Prag und später in London eine Führungsstruktur aufrechtzuerhalten und Widerstandszirkel zu organisieren und zu unterstützen. Im Widerstand gegen das NS-Regime versuchte die SPD zunächst ihre Kräfte durch das Prager Manifest von 1934 zu bündeln und zum Kampf gegen die Nazis aufzurufen. Mit welcher Entschlossenheit Mitglieder der SPD und der Gewerkschaften wie Julius Leber und Wilhelm Leuschner sich am Widerstand engagierten, zeigt auch die Teilnahme und die Planungen am Attentat und zum versuchten Staatsstreich vom 20. Juli 1944 - die wohl stärksten Äußerungen des deutschen Widerstands. Dies betraf allerdings nur einen kleinen Kreis von Sozialdemokraten. Die Meisten ergaben sich zwar nicht der NS-Ideologie, waren aber kaum oder gar nicht an Widerstandsaktivitäten beteiligt. Was war das noch gleich ...? Die SPD kann in ihrer Geschichte auf eine lange Tradition des Kampfes gegen rechte Strömungen zurückblicken. Bereits während der Weimarer Republik engagierten sich viele Sozialdemokraten und linke Bewegungen gegen nationalsozialistische und andere rechte Kräfte in Deutschland. Durch die wirtschaftlichen Probleme zu Beginn der 1930er Jahre erstarkten die extremen Kräfte und die Bewegung um die Nationalsozialisten gewann immer mehr an Macht. Im Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler und versuchte durch das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Otto Wels: “Wir sind wehrlos, Vaterland“, dem so genaber nicht ehrlos.” annten Ermächtigungsgesetz, Gesetzte und Verordnungen am Parlament vorbei durchzusetzen. Die SPD widersetzte sich nach dem Ausschalten der KPD durch die Nazis als einzige Partei dieser Gesetzesvorlage. Der damalige SPD-Vorsitzende Otto Wels ging mit seiner letzten Rede in der Berliner Krolloper in die Geschichte ein, in der er die Haltung der SPD gegen das Gesetz vorbrachte: “Wir sind wehrlos, wehrlos ist aber nicht ehrlos. Gewiß, die Gegner wollen uns an die Ehre, daran ist kein Zweifel, aber, daß dieser Versuch der Ehrabschneidung einmal auf die Urheber selbst zurückfallen wird, da es nicht unsere Ehre ist, die bei dieser Welttragödie zugrunde geht, das ist unser Glaube bis zum letzten Atemzug. Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht. Nach den Verfolgungen, die die sozialdemokratische Partei in 7 !!! 3/07 Musikstadt Dortmund von Navid Moshgbar beinahe alleine. Mit markigen Sprüchen appelliert er an die Chancen der „Creative Industries“ – häufig nur unzureichend mit Kulturwirtschaft übersetzt. In Großbritannien ist es bereits solider Bestandteil der Volkswirtschaft geworden, in dem rund sieben Prozent der Beschäftigten arbeiten. Wobei eine genaue Bezifferung schwierig fällt, da es an einer klaren Definition von „Kreativwirtschaft“ mangelt. Neben der Musik werden häufig Film, Medien, Design, Werbewirtschaft und Software dazu gerechnet. Teilweise Branchen die im Ruhrgebiet, ganz besonders in Dortmund und in Essen gut aufgestellt sind. Kein Wunder, dass die Namen der beiden größten Ruhrstädte auf dem Symposium am häufigsten fallen. Zwei andere Städtenamen fallen allerdings noch häufiger – Berlin und Köln. Man vergleicht sich gern mit den Großen. Zu Recht, wie Dieter Gorny findet: „Die Popkomm wäre im Ruhrgebiet gelaufen, wenn wir hier damals soweit gewesen wären“. Gorny war an der Konzeption der Fachmesse selbst beteiligt. Die Popkomm ist inzwischen von Köln nach Berlin gezogen. Stattdessen hat sich in Köln mit der „c/o pop“ eine neue Musikmesse, spezialisiert auf elektronische Musik, etabliert. Das unterstreicht die Vitalität der kreativen Szene dieser Stadt. Doch was kann Dortmund tun, um aus seinem Potential zu schöpfen? Denn Potential ist vorhanden, wie die Studie zur Musikwirtschaft gezeigt hat – nur so richtig sichtbar ist es im Stadtbild nicht. An angeboten mangelt es kaum. Was fehlt sind konkrete Anlaufpunkte, die junge Besucher aus dem Umland gezielt ansteuern können. Tagsüber in Plattenläden und im Instrumentenhandel – abends in Kneipen und Clubs mit Live-Musik. Eine Möglichkeit diesem Mangel Abhilfe zu schaffen ist das Projekt Music-Mall. Aus dem Westfalenforum könnte eine Art Themen-Kaufhaus für Musik werden: Auf bis zu 10.000 qm wäre Platz für Plattenläden, Instrumentenhandel, Labels und Verlage. Von der Konzentration würden alle Profitieren, ist Ideengeber Manfred Tari überzeugt. Bei einem Tokio-Aufenthalt beeindruckte ihn das Musik-Viertel Shibuya ungemein. Man findet alles, egal wie ausgefallen der Musikgeschmack ist. Mit seiner Idee ist Tari auf die Stadt zugekommen. So ist es auch zur Musikwirtschaft-Studie gekommen, die Dortmunds Potential zum ersten Mal in Zahlen fasst. Jetzt kommt es drauf an, etwas aus diesen Zahlen zu machen. Musikstadt Dortmund Die führenden Magazine für alternativen Rock und Metal kommen aus Dortmund: „Visions“ und „Rock Hard“ erscheinen Bundesweit mit Auflagen von weit über 30.000 Exemplaren. Laut einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Studie arbeiten rund 4.000 Menschen in über 200 Unternehmen der Musikwirtschaft. Diese setzten jährlich 213 Millionen Euro um. Das sind beachtliche Zahlen, und dennoch gilt Dortmund nicht als Musik-Stadt – trotz der harten Fakten die dafür sprächen. Denn imageprägend sind vor allem Live-Angebote: Dort wo die Rock und Pop-Größen auftreten und wo Newcomer-Bands in kleinen Clubs und Kneipen auftreten wähnt man die Musikstadt. Da sieht es für Dortmund und das gesamte Ruhrgebiet nicht rosig aus – die Pottbewohner machen es der heimischen Musikwirtschaft auch nicht gerade leicht. Wer etwas erleben will der müsse nach Köln oder Düsseldorf pilgern. Diese Einstellung hat sich bei vielen Feierwütigen im Ruhrpott festgesetzt. Denn da ist immer was los, so der Eindruck. Würde dort der Bär auch steppen, wie in der Party-Metropole Berlin, wenn die erlebnishungrigen „Ruhris“ nicht hinfahren würden? Dabei ist hier in Dortmund ein Riesenpotential eine richtige Musikstadt zu werden. Nachwuchsbands gibt es zuhauf. Was fehlt sind bezahlbare Probeund Auftrittsmöglichkeiten. Der Booker Steve Waymouth ist sich sicher, dass es auch an der Mentalität der Menschen liegt, warum es mit der Entwicklung zur Musikstadt noch hapert. In Deutschland spart man sich das ganze Jahr über das Geld zusammen, um einmal im Jahr auf ein Festival zu fahren, um von 200 Meter Entfernung 30min seine Lieblingsband zu sehen. In England geht man viel lieber das ganze Jahr über in kleine Schuppen und hört sch für wenig Geld, manchmal sogar kostenlos, gute Nachwuchsbands an. „In Deutschland heißt es nach den ersten Takten, die können doch nix“, ist sich der Wahl-Dortmunder sicher. Auch der regionale Touch der von Leid geprüften Pottbewohner hemmt eine ungezwungene Entfaltung der Musik-Szene. Hier unterschätzt man gerne, beteuert Dieter Gorny, Direktor für Kreativwirtschaft bei der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 GmbH. Einen Abend vor der Love-Parade haben sich Vertreter der Musikwirtschaft, der Politik, der Wirtschaftsförderung auf einem Symposium für Musikwirtschaft im Ruhrgebiet in der Essener Weststadthalle ausgetauscht. Der Ex-Viva-Chef Dieter Gorny füllte nicht nur mit seiner Statur den Abend 8 !!! 3/07 Dankeschön an...: Frauke Hetz Didi Stahlschmidt Dankeschön an...: Frauke Hetz, Mitglied des Juso-Unterbezirksvorstands und des Landesvorstands, wird aus persönlichen Gründen unseren Unterbezirk verlassen. Die Studentin (Politik, Wirtschaft und Gesellschaft) zieht nach Bochum und wird sich dort weiter bei den Jusos engagieren. In Dortmund konzipierte sie zusammen mit Alexander Wuttke die Bildungsreihen: die Informations- und Diskussionsabende „Tagesthemen“, die „Themenreihen“ in der ein Thema an mehreren Terminen näher beleuchtet wurde (vor der Sommerpause die Sozialpolitik) und die „Methodenschulungen“ zur effektiven Vorstandsarbeit und Rhetorik. Besonders am Herzen lagen Frauke, die zuvor schon bei den Bochumer Jusos aktiv war, die RuhrgebietsJusos. Auch in den zahlreichen Wahlkämpfen der letzten Jahre zeichnete sie sich durch ihr großes Engagement aus. Unserem Unterbezirk bleibt sie als Regio-Betreuerin des Landesvorstands erhalten. Anfang August ging sozusagen eine Ära zu Ende. Didi Stahlschmidt, ehemaliges Mitglied des JusoUnterbezirksvorstands sowie des Juso-Landesvorstands, gibt nach fünf Jahren den Vorsitz des Rings Politischer Jugend (RPJ), der Dachorganisation der Dortmunder Partei-Jugendverbände, ab. Zuvor war er schon als Geschäftsführer im RPJ aktiv gewesen. Sein Nachfolger wird Jens Peick, ehemaliger Vorsitzender der Dortmunder Jusos. Der studierte Raumplaner Stahlschmidt hat sich vor allem in der Kulturpolitik hervorgetan. Als Sachkundiger Bürger berät er Ratsmitglieder in Sachen Jugend und Kultur. Bei den Jusos initiierte er das Projekt „Kulturoffensive“. Seinen Sachverstand als Raumplaner brachte er über Jahre in der SPD-Arbeitsgemeinschaft Städtebau mit ein. Während seines Studiums an der Uni Dortmund engagierte er sich in der Juso-Hochschulgruppe, die er in Dortmund mitgründete. Den Jusos leistete er nach seiner aktiven Vorstandszeit im Präsidium zahlreicher Unterbezirkskonferenzen treue Dienste. Legendär sind die von Didi organisierten Partys, wie beispielsweise die „Haarschneider-Party“, die im Rahmen des Bundestagswahlkamps 2002 in einem Friseursalon im Kreuzviertel stattfand. An dieser Stelle möchte sich die Redaktion der „Drei Ausrufezeichen“ ganz herzlich bei Didi und Frauke für ihre lange und engagierte Mitarbeit bedanken. 9 !!! 3/07 Buntes Die Dortmunder Delegation auf der LaKo der Jusos: 10 !!! 3/07 Termine, Termine, Termine 10. September Juso-Unterbezirksvorstand 19.00 Uhr Juso-Laden 12. September Migranten-Stammtisch Kneipe Younico 15.-16. Sept. Seminar des Juso-Landesverbands Paderborn Thema: Rechtsextremismus 19. September Unterbezirksausschuss 19.00 Uhr „Rechtextremismus in Dortmund“ AWO Klosterstraße 5.-7. Oktober Verbandswochenende der NRW-Jusos 10. Oktober 19.00 Uhr Juso-Unterbezirksvorstand 20. Oktober Projekt Parteigeschichte „Grundsatzprogramme der SPD“ 7. November 19.00 Uhr Juso-Unterbezirksvorstand Juso-Laden Juso-Laden Kontakt Jusos vor Ort Große Heimstraße 72 44137 Dortmund Florian Meijer ([email protected]) Im Internet Christian Renno ([email protected]) AG Innenstadt Treffpunkt Juso-Laden AG Hörde www.jusos-dortmund.de [email protected] AG Hombruch-Lütgendortmund Postanschrift AG Mengede Marcel Götte ([email protected]) Juso-Unterbezirk Dortmund Brüderweg 10-12 44135 Dortmund Tel.: 0231 - 5856-0 Benjamin Bannach ([email protected]) AG Brackel Robert Litschke ([email protected]) Juso Hochschulgruppe Eylül Seven ([email protected]) 11
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