Benjamin Brückners Blog http://benjamin-brueckner.de/aktuelles 2014 Die 5 häufigsten Fragen - 2014-03-04 13:09 Noch während meines Studiums ging ich mit dem Russenstern an die Öffentlichkeit. Im Nachhinein betrachtet war das der entscheidende Punkt, an dem ich mich dazu entschloss, das Schreiben ernsthaft zu verfolgen. Bis zu dieser hatte ich lediglich mein Umfeld mit Gedichten und Kurzgeschichten unterhalten. Damals glaubte ich, froh darüber sein zu können, wenn ein paar meiner Freunde Interesse zeigen und das Buch wenigstens anlesen würden. Die positiven Reaktionen überraschten mich. So verteilte ein guter Freund unaufgefordert meine Flyer in Imbissen, Wohnheimen und an der Uni. Wenn er mit dem Zug durchs Land fuhr, ließ er die Flyer auf den Sitzen und in den Abteilen liegen. Ein anderer Freund trommelte für meine erste Lesung einen Haufen Leute zusammen. Wieder ein anderer kaufte meine Bücher und verschenkte sie zu Geburtstagen an seine Liebsten. Es war eine großartige und motivierende Erfahrung für mich. Und was machst du? Auf Partys trieben mir Fremde mit ihren Fragen die sprichwörtlichen Löcher in den Bauch. Manchmal waren mir die Fragen zu viel, an anderen Tagen habe ich mich sehr über das Interesse gefreut. Die Top 5 Fragen 1 2 3 Kannst du davon leben? Wie viele Bücher hast du verkauft? Worum geht es in deinen Büchern? 4 5 Wie bist du zum Schreiben gekommen? Hast du einen richtigen Verlag? Der Inhalt meiner Bücher ist oft von geringerem Interesse als die Verkaufszahlen. Das hat meiner Meinung nach mit der Wahrnehmung des Schriftstellers in unserer Gesellschaft zu tun. Entweder ist er ein armer, brotloser Glücksritter, der zurückgezogen lebt und kafkaesk unglücklich, missverstanden und einsam durch das Leben irrt. Oder er ist der Bestseller-Fließbandschreiber, der Drehbücher an Hollywood verkauft und mit seinem Siegerlächeln auf Millionen von Buchrücken abgebildet ist. Das sind zwei extreme Klischees, zwischen denen sich die meisten Illusionen abspielen. 1. Kannst du davon leben? Das Hartnäckige an Klischees ist, dass sie in einigen Fällen sogar stimmen. Statistisch gesehen können weniger als 1 % der Autoren weltweit von den Einnahmen ihrer Bücher leben. Die anderen tun gut daran, sich einen Broterwerb zu suchen. Da ich als Schriftsteller und als Texter arbeite, profitiere ich von einem symbiotischen Effekt: Ich bekomme Inspiration und habe Spaß an beiden Tätigkeiten. Und die kreative Arbeit an meinen Romanen und Kurzgeschichten bereichert meinen sprachlichen Fundus für Aufträge. 2. Wie viele Bücher hast du verkauft? Betrachten wie die Fragen nach dem Verdienst genauer. In unserer Leistungsgesellschaft wird der wirtschaftliche Erfolg eines Buches gleichgesetzt mit dessen inhaltlichen Wert. Die Theorie dahinter: Wenn Leute ein Buch gut finden, werden sie es auch kaufen. Das stimmt aber nur bedingt. Erst einmal muss ein Buch überhaupt bekannt werden, bevor potentielle Leser es wahrnehmen und kaufen können. Kennen Sie die Neuerscheinungen des Jahres 2012? In jenem Jahr haben die Deutsche Nationalbibliografie und die VLB 79.860 Titel in Erstauflage registriert. So viel kann kein Mensch lesen. Kein Wunder, dass angesichts derartiger Zahlen manche Buchtitel jahrelang ein Schattendasein fristen und nie entdeckt werden. Mit viel Glück werden sie dank einer treuen Fanbase bekannter. Mit ganz viel Glück schwappt das Werk dann wie eine Welle über den Mikrokosmos der Fanbase in den großen Buchmarkt. Bin ich bereit, meine Werke selbst zu vermarkten? Der Aufwand dafür ist groß. Lesungen müssen organisiert, Pressemeldungen geschrieben, Social Media-Präsenzen gepflegt, eine Homepage aufgebaut, Leseproben verfasst, Klappentexte geschrieben, Rezensenten kontaktiert, Exposés entworfen und Buchläden informiert werden. Und das sind nur die basalsten Maßnahmen, um ein Buch bekannter zu machen. Die Intensität dieser Arbeitsschritte hängt ganz entscheidend davon ab, bei wem Sie unter Vertrag stehen und wie viel Sie an zusätzlicher PR-Arbeit investieren wollen. 3. Worum geht es in deinen Büchern? Das ist sehr unterschiedlich. Die Botschaften und Fragen in meinen Büchern können meine Leser umso besser herausfinden, je mehr sie von mir lesen. Während Russenstern eine Kurzgeschichtensammlung über Berliner Jugendliche ist, handelt Akademisches Viertel in Form eines satirischen Studienratgebers vom Leben als Student. Die Gärtner wiederum setzt sich mit dem Leben als Fußballer in einer Diktatur auseinander. Bei journalistischen Artikeln pflege ich das Prinzip der gesunden Distanz. Denn es ist wichtig, sich einem Thema objektiv und distanziert zu nähern. Bei meinen Geschichten vermeide ich den distanzierten Standpunkt. Hier positioniere ich mich gern zu den Themen, über die ich schreibe denn was hätte ich als Schriftsteller sonst zu sagen? 4. Wie bist du zum Schreiben gekommen? Für Platz 4 der Fragen verstand ich erst nicht, was gemeint war. Wie soll man auf etwas kommen, was von einem inneren Impuls heraus angetrieben wird? Was für mich klar war, erschien meinen Mitmenschen nicht so nachvollziehbar. Inzwischen benutze ich einen Vergleich, um meine Motivation zu veranschaulichen. Ich frage dann meinen Gegenüber zurück, wie er sich fühlt, wenn er Hunger hat – denn so würde es sich für mich anfühlen, wenn ich nicht schreiben würde. Ich bin nicht zum Schreiben gekommen, sondern das Schreiben und ich haben uns zur richtigen Zeit getroffen. 5. Hast du einen richtigen Verlag? Mit "richtig" ist gemeint, ob ich bei einem seriösen Verlag oder einem Druckkostenzuschussverlag bzw. bei einem On-Demand-Dienstleister bin. Denn jeder weiß, dass es theoretisch kein Problem ist, sein eigenes Buch ohne Hilfe von Druckereien, Lektoren und Setzern zu veröffentlichen. Zumindest in der Theorie. Meiner Meinung nach muss jede Publikation mit entsprechenden MarketingMaßnahmen begleitet werden, damit sie gelingt. Bei einem Verlag zu publizieren scheint nach wie vor der Maßstab zu sein, ob ein Buch gut ist oder nicht. Und so falsch liegt man damit gar nicht. In einem Verlag sitzen erfahrene Entscheider, die das Manuskript beurteilen – und zwar nach ökonomischen Maßstäben. Das tun wohl auch die Leser, wenn ich das Rankingergebnis betrachte. Fazit Von größtem Interesse scheint also zu sein, wie und ob ein Autor an seiner kreativen Arbeit verdient. Ob es sich also lohnt, zu schreiben. Dabei werden zwei Dinge häufig übersehen: 1. Finanzieller Erfolg sagt nicht immer etwas über die Qualität von Büchern aus. Schriftstellerischer Erfolg ist auch in anderen Relationen messbar wie der Anerkennung von Lesern, der eintretenden Zufriedenheit, wenn ein Buch fertig ist, einer tollen Lesung oder positiven Rezensionen. 2. Eine reine Orientierung auf Gewinn behindert den kreativen Fluss. Wenn der Autor nur auf das Geld schielt, das er aus den Lesern quetschen will, wird sein Buch geistlos und ohne Tiefe sein. Meiner Ansicht nach gewinnen immer die authentischen Bücher – wenn sie das Glück haben, entdeckt zu werden. Wie Sie den eigenen Stil befreien - 2014-03-05 13:43 Jeder Autor hat seinen persönlichen Stil. Doch was ist das eigentlich – ein Stil? Und wie weit darf der gehen? Ist es noch Stil, ein Manuskript aus dadaistischen Sätzen und ohne Rücksicht auf Groß- und Kleinschreibung zu verfassen? Fragen Sie doch einmal einen Lektor. Ich bin mir sicher, dass er sich vor solchen Manuskripten gehörig fürchtet. Jedes Buch braucht Grundbedingungen, wenn es erfolgreich sein soll. Das gilt nicht nur für Belletristik. Auch ein Sachbuch verlangt einen (außer-) ordentlichen Stil: Es braucht eine schlüssige Gliederung und insbesondere bei trockenen Themen kann die stilsichere Verwendung von Humor und Symbolik nur nützen. Jeder Text verdient Lebendigkeit. Der Leser spürt, ob der Autor intensiv und mit Freude an einem Text gearbeitet hat oder nicht. Wie aber befreit man seinen eigenen Stil? Definition Dem Duden nach ist ‚Stil‘ die „[durch Besonderheiten geprägte] Art und Weise, etwas mündlich oder schriftlich auszudrücken, zu formulieren.“. Demnach müsste gelten, je ausgefallener desto stilvoller. Sehen wir uns an, warum das nicht stimmt. Eigensinn = Stil? Wir alle kennen Autoren, die ihr Werk bei jeder Kritik mit „Das ist eben mein Stil!“ verteidigen. Sie meinen damit ihre unkonventionelle Art, eine Geschichte zu schreiben. Meist sind solche Äußerungen Schutzbehauptungen. In einigen Fällen sind Autoren tatsächlich durch ihre ausgefallene Erzählweise berühmt geworden. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Paulo Coelho, der in seinen Büchern spirituelle Weisheiten einfließen lässt. Oder Günter Grass, der in Die Blechtrommel ständig die Erzählperspektive wechselt. Solche Sprünge sind das komplette Gegenteil von dem, was uns im Deutschunterricht beigebracht wurde. Nicht jede Besonderheit bereichert einen persönlichen Stil. Nur weil Thomas Mann halbseitige Schachtelsätze verwendet hat, heißt das nicht, dass das in den persönlichen Stil aufgenommen werden sollte. Oder mögen Sie es, einen Satz immer wieder zu lesen, weil Sie durch fünf inhaltliche Ebenen verwirrt wurden? Laut dem Schreibexperten Ludwig Reiners gelten bereits Sätze mit einer Länge von 25 bis 30 Wörtern als schwer verständlich. Leicht verständlich macht schwer Eindruck Vielen Anfängern unter den Autoren unterläuft ein klassischer Fehler. Sie denken, dass komplexe und tiefgründige Inhalte durch ebenso komplexe Satzungetüme ausgedrückt werden müssen. Heraus kommt dabei eine gestelzte, zum Teil hanebüchene Sprache. Damit tut man dem Leser keinen Gefallen. Und ein Lektor unter Zeitdruck wird sich einen derartigen „Stil“ mit Sicherheit auch nicht antun. Die große Kunst ist es, komplexe Sachverhalte leicht verständlich zu vermitteln. Metaebenen in eine Geschichte zu verweben, ohne dass diese dann überladen wirkt. Hier helfen Online-Stil-Ratgeber, um die Lesbarkeit eines Textes zu ermitteln. Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Stil ist der Roman Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand von Jonas Jonasson. Die Sprache in diesem Buch ist extrem einfach – für meinen Geschmack sogar etwas langweilig. Und die Geschichte würde ich auch nicht mit einem weitverzweigten Kaninchenbau vergleichen. Dennoch wurde das Buch im vergangenen Jahr ein absoluter Besteller. Jonasson hat seinen Plot absichtlich in diese leicht verständliche Sprache gekleidet. So bleibt der Leser trotz der Zeitsprünge und den zahlreichen Charakteren am Ball. Er muss sich zwischendurch keine Fragen stellen wie: „Was meint er damit?“ oder „Wie war noch gleich der Anfang des Satzes?“ Alles läuft flüssig und trotzdem veranschaulicht Jonasson mit voller Wucht und auf mehreren Ebenen die Absurdität und Grausamkeit menschlicher Machtpolitik. Gerade diese Einfachheit, mit der sein Protagonist Allan Karlsson gedankenlos durch das Weltgeschehen tapst, erzeugt einen bitterbösen Humor – die schlichte Sprache ist das entsprechende Stilmittel, das diesen Eindruck noch verstärkt. Weniger ist mehr Wir sehen also, welche Kraft und welche Möglichkeiten in einem einfachen Stil stecken. Stilmittel wirken nur, wenn sie gezielt und mit Bedacht eingesetzt werden. An welcher Stelle eines Textes ein Stilmittel wirkungsvoll platziert ist, kann der Autor aus zwei Quellen schließen: a) Intuition b) Fachwissen Handelt der Autor intuitiv, dann fühlt er, dass er etwas Richtiges tut. Hat er sich die Funktion eines Stilmittels nur angelesen, ohne einen intuitiven Bezug dazu zu haben, findet er nicht die perfekte Stelle dafür. Handelt er aber intuitiv und kennt die Wirkung des eingesetzten Stilmittels, weiß er genau, was er tut. So kann er das volle Potenzial seines Stils entfalten. Was für einen Text im Gesamten gilt, stimmt also auch für jedes einzelne Stilmittel: Der Autor hat eine Absicht. Er hat einen Grund, warum er am Satzanfang eine Anapher benutzt und keine Alliteration. Den sollte er zumindest haben. Sonst ist es so als würde ein Heimwerker Schrauben für ein Regal kaufen wollen, ohne die benötigte Größe zu kennen. Er kauft irgendetwas in der Hoffnung, dass es schon passt. Stilblüten welken schnell Natürlich merkt der Leser, ob der Autor Ahnung von dem hat, was er tut oder ob er eine zusammenhangslose Metapher nach der anderen bringt. Entsteht erst ein solcher Eindruck, vergeht die Lust an einem Text sehr schnell. Der Leser fühlt sich nicht ernst genommen. Stil hat weniger etwas mit einer klar umrissenen Definition als vielmehr mit bewusster Auswahl zu tun. Wenn der Autor eines Textes weiß, warum er dieses oder jenes Stilmittel wählt, kann er alles tun. Er kann Erzähltheorien auf den Kopf stellen, eingefahrene Regeln brechen und sehr erfolgreich damit sein. Das funktioniert aber nur, wenn er weiß, was er tut. Der Autor greift dann in seinen Werkzeugkasten und findet genau die richtigen Schrauben um etwas Tolles und Überraschendes zu bauen. Wie finde ich meinen Stil? Die Überschrift dieses Artikels lautet, den eigenen Stil zu befreien. Denn ich glaube nicht, dass man ihn kreieren kann. Der Stil ist letztendlich unsere Sicht auf die Welt in Worten. Er ist wie ein veredelter Trieb. Wir kultivieren unseren Stil, indem wir andere Autoren lesen, das Schreiben üben und uns in Genres und Textgattungen ausprobieren. Der Stil ist bereits in uns und möchte gefunden und zum Ausdruck gebracht werden. Je häufiger Sie schreiben und sich ausprobieren, desto genauer werden Sie fühlen und wissen, was zu Ihnen passt. Hier sind wir wieder bei dem richtigen Verhältnis von Intuition und Wissen angelangt. Beides wird durch die Erfahrung gefördert. Damit be-fördern Sie Ihren Stil zugleich an die Oberfläche. Fazit So unterschiedlich, wie Projekte sind, können auch die Nuancen Ihres Stils sein. Beispielsweise liest sich mein Buch Akademisches Viertel sehr viel schwarzhumoriger und bildhafter als meine journalistischen Arbeiten. Stellen Sie sich Ihren Stil als eine Art gebündelte Energie vor, die Sie in jedes Textprojekt lenken können. Je besser Sie diese Energie kennenlernen und verstehen, desto effektiver können Sie diese verwenden. Inspiration: Aus dem Vollen schöpfen - 2014-03-05 13:54 Jeder Autor will, dass die Inspiration nur so sprudelt. Dann vermeiden wir das gefürchtete leere Blatt Papier und können sofort erste Entwürfe entwickeln. Leider ist es nicht immer so, dass uns die Inspiration einfach beschenkt. Oder vielleicht doch? Im Folgenden möchte ich die erfolgreichsten Techniken vorstellen, mit denen Sie der Inspiration auf die Sprünge helfen können. 1. Brainwriting Nur Sie und die Tastatur. Ihr Handy ist auf lautlos gestellt. Und nun: Schreiben Sie. Mit oder ohne Idee. Egal ob die Waschmaschine noch ausgeräumt oder die Steuererklärung gemacht werden muss. Falls der Herd noch an ist, sollten Sie den vor dieser Übung ausschalten. Alles andere kann warten. Schreiben Sie mindestens 10 Minuten lang alles auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Nehmen Sie keine Rücksicht auf Rechtschreibung oder Stil. Sie fordern Ihre Inspiration jetzt heraus. Anfangs wird sich Ihr Verstand womöglich dagegen sträuben und Sie in Ihrem Ausdruck einschränken wollen. Machen Sie einfach weiter. Schon bald kommen Sie in einen Zustand, der vom Psychologieprofessor Mihály Csíkszentmihályi als Flow bezeichnet wird. In diesem Zustand vergessen Sie alles um sich herum und sind eins mit der Aufgabe, die sie gerade erledigen. Wenn Sie fertig sind, belohnen Sie sich mit einem Stück Schokolade oder was immer Ihnen gut tut. Das hat den Effekt, dass Ihr Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert wird. Jedes Mal, wenn Sie diese Schreibaufgabe wiederholen, wird sich Ihr Gedächtnis daran erinnern, dass hinterher eine Belohnung winkt. Ihre Inspiration wird es Ihnen danken. Schwierigkeit: niedrig 2. Mind Maps Diese Methode ist gut für Menschen geeignet, die Wert auf Sichtbarkeit und Struktur legen. Sie können mehrere Mind Maps für dasselbe Projekt erstellen. Schreiben Sie zum Beispiel in die Mitte eines weißen Blattes das Wort Plot. Folgen Sie Ihrer Inspiration, um den Kernbegriff des Projektes zu finden. Von dort zweigen Sie dann entsprechende Ober- und Unterkategorien ab. Oder Sie schreiben den Namen der Figur auf und füttern Sie mit Eigenschaften und biografischen Angaben. Beispiel: Vorteile von Mind Maps sind, dass sie sich schnell und einfach anlegen lassen und Ihnen dabei helfen, die Übersicht zu behalten. Der Autor läuft weniger Gefahr, sich nach anfänglicher Inspiration in der eigenen Story zu verirren. Mittlerweile gibt es zahlreiche kostenlose Programme, mit denen Sie Mind Maps am PC erstellen können. Ich benutze für diesen Zweck XMind. Der Nachteil an Mind Maps ist, dass Sie mit deren Erstellung noch keinen Text verfasst haben. Anhand der Schlagwörter wurde zwar eine gute Vorarbeit geleistet, die es nun allerdings umzusetzen gilt. Schwierigkeit: leicht 3. Die Cluster-Methode Sehr ähnlich wie Mind Maps funktioniert die Cluster Methode. Sie schreiben in das Zentrum eines Blattes einen Begriff und kombinieren ihn mit verschiedenen Unterbegriffen. Bis dahin ist die Herangehensweise gleich. Der Unterschied besteht darin, dass Sie keine rein analytische, sorgfältig strukturierte Mindmap mit Kategorien gestalten, sondern Ihre ersten Assoziationen notieren. Sie können auch hier in den Flow kommen und überraschende Ergebnisse erzielen. So bilden Sie Assoziations-Ketten, mit denen Sie im Anschluss gut arbeiten können. Die Cluster-Methode wird auch in Gruppen benutzt. Und das funktioniert so: Ein Wort steht an der Tafel. Alle Teilnehmer rufen von ihrer Inspiration geleitet Wörter. Ein weiterer Teilnehmer notiert die Ideen. Diese Methode klappt auch als Wanderung: Ping-Pong-artig werfen sich die Teilnehmer Begriffe zu. Ihr Gegenüber schreibt ein Wort auf, das ihm zu diesem Begriff einfällt. Schwierigkeit: leicht 4. Direkt drauf los Einer der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit pfeift auf Methoden. Stephen King schreibt ohne Konzept und überarbeitet die Entwürfe seiner Inspiration erst hinterher. Zunächst mag diese Vorgehensweise als die einfachste und effektivste erscheinen. Allerdings ist dies stark von der Person abhängig. Schreibt ein Autor wild drauflos, weil er sich nicht mit wichtigen Themen wie Figurenentwicklung oder Exposé befassen will, kann das mächtig schief gehen. Hat er jedoch genügend Mut und die Bereitschaft, seinen Text im Nachhinein wieder und wieder zu überarbeiten, teilweise sogar jahrelang, ist diese Art zu Schreiben womöglich genau die richtige für ihn. Ein Beispiel für den Erfolg dieser Strategie ist der britische Autor John Fowles. Er überarbeitete, korrigierte und redigierte seinen Roman The Magus mehr als 12 Jahre lang, bevor er ihn veröffentlichte. Das Buch wurde ein Welterfolg und gilt als eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts. Inspiration ist also nicht alles – auch ein eiserner Wille und die Fähigkeiten zur Beharrlichkeit und Selbstreflexion gehören dazu. Schwierigkeit: mittel-schwer 5. Entspannen Sie sich Ein Sprichwort besagt: Je mehr du etwas willst, desto unwahrscheinlich ist es, dass du es auch bekommst. Das Problem, das hier angesprochen wird, ist der entstehende Druck durch Ungeduld. Je verkrampfter man an eine Aufgabe herangeht, desto mehr leidet die Qualität. Das Spielerische und letztendlich auch die Inspiration gehen verloren. Wenn Sie zu den Menschen gehören, die immer wieder in die „Druckfalle“ schlittern, eignet sich diese buddhistisch anmutende Technik besonders gut. Suchen Sie wann immer es Ihre Zeit erlaubt Räume der Stille. Setzen Sie sich an einen See und schauen Sie der Sonne beim Funkeln im Wasser zu. Gehen Sie mit einem Freund einen Kaffee trinken. Erlauben Sie sich, Ihr Werk bewusst liegen zu lassen. Vertrauen Sie darauf, dass die Inspiration zur richtigen Zeit kommen wird. Und genau darin liegt die Schwierigkeit: Damit es mit dem Schreiben wirklich vorangeht, müssen Sie neben den Quellen Ihrer Inspiration Ihr eigenes Tempo kennen und respektieren. Schwierigkeit: mittel Fazit Die vorgestellten Methoden haben sich für viele Autoren bewährt. Finden Sie heraus, welche Arbeitsweise Ihnen am meisten nützt. Denn letztendlich muss die Technik muss zu Ihrer Persönlichkeit passen. Das ideale Schreibtempo - 2014-03-07 16:57 Selbst ein schwerer Autounfall konnte Stephen Kings enormes Schreibtempo nicht bremsen. Noch während er sich erholte, begann er mit den Arbeiten an seinem Roman Dreamcatcher. Das wirklich Kuriose daran: Er schrieb den Roman nur mit Stift und Papier. Ob ein solcher Arbeitseifer angesichts dieser Umstände gesund ist, bezweifle ich. Doch diesem Ehrgeiz hat King es zu verdanken, dass er zur Riege von Schriftstellern gehört, die einen Bestseller nach dem anderen heraus bringen. Mehr als 40 veröffentlichte Bücher kann er inzwischen vorweisen – die Werke unter seinem Pseudonym Richard Bachmann nicht mitgezählt. Zugegeben: Einige Schriftsteller „schummeln“ und beschäftigen Co-Autoren, die sich um Recherche, Konzeption und Textbausteine kümmern. Solche Co-Autoren müssen neben Talent vor allem eines mitbringen: Ein ordentliches Tempo. Denn der Verlag möchte Stars in seinem Programmen vertreten sehen – am besten das ganze Jahr über. Jetzt aber Tempo Der Meister der amerikanischen Horrorliteratur ist kein Einzelfall. Der belgische Schriftsteller Georges Simeon soll einige seiner Romane in wenigen Tagen heruntergeschrieben haben. Allerdings sind solche Behauptungen mit Vorsicht zu genießen. Denn Simeon war bekannt dafür, ein Experte auf dem Gebiet der Selbstvermarktung zu sein. Fest steht jedoch, dass er mehr als 100 Romane in seinem Leben geschrieben hat. Das richtige Tempo für Sie „Geschwindigkeit ist kein Gradmesser für Können.“ Dieses Zitat stammt vom deutschen Aphoristiker Erich Ellinger und zeigt die Bedeutung von Schnelligkeit. Orientieren Sie sich nicht am Tempo anderer Autoren. Viel wichtiger ist, was am Ende Ihrer Arbeit heraus kommt. Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen unserer Beispiel-Charaktere Lisa und Daniel. Dann wird deutlich, warum der schnellste Weg nicht der beste ist. Daniel missachtet sein Tempo Daniels Leben ist hektisch. Er muss seinem anstrengenden Job in der Firma nachgehen. Seine Freunde, die Familie und seine Partnerin verlangen ebenfalls einen Teil seiner Zeit. Doch da ist noch eine Aktivität, der Daniel immer einen Abschnitt seines Tages einräumt. Jeden Abend hat er geschrieben und einen Roman herausgebracht. Sein Erstling wird ein Erfolg - ein Bestseller, der in Talkshows auf rotierenden Glaspodesten angepriesen wird. Daniel hat Blut geleckt: Innerhalb von drei Wochen will er den Nachfolgeband an seinen Verlag schicken. Obwohl er überfordert und abgespannt ist, hängt er sich rein. Er weiß, er kann es schaffen. Daniel schläft fortan nur noch drei Stunden jede Nacht, um ein ordentliches Tempo vorzulegen. Was folgt, ist ein Buch, das bei den Lesern nicht gut ankommt. Auch die zuvor begeisterten Feuilletons haben für Daniels Nachfolgewerk wenig übrig. Job und Familie haben unter Daniels Übereifer gelitten. Darüber hinaus ist er unausgeglichen und gesundheitlich angeschlagen. Dem eigenen Tempo folgen Lisa bleibt entspannt Lisas Lebensumstände sind ähnlich wie Daniels. Sie hat zur selben Zeit wie er ein Buch herausgebracht, das sich jedoch weniger gut verkauft. Deshalb möchte auch sie möglichst schnell ein Nachfolgebuch veröffentlichen. Doch Lisa weiß, dass Qualität etwas Geduld braucht. Lisa entscheidet sich für ein behutsames Vorgehen und kann so weiterhin ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen nachgehen. Wenn der Tag von der Nacht abgelöst wurde, setzt sie sich an ihr Manuskript und lässt ihrer Inspiration freien Lauf. Wenn Sie müde ist oder keine neuen Ideen kommen, klappt sie den Laptop zu und gönnt sich Ruhe. Was glauben Sie, welcher Autor das bessere Buch schreiben wird? Als Leser gedulde ich mich gern. Auch wenn ich die Wartezeit bei meinen Lieblingsautoren schwer aushalte. Doch das ist mir lieber, als halb Gares serviert zu bekommen. Man will ja auch kein Hühnchen essen, das innen noch rosa ist. Die Meinung eines Experten Bestimmt kennen Sie den berühmten Satz von Ernest Hemingway: „Der erste Entwurf ist immer scheiße.“ Glauben wir Hemingway, dann braucht jeder Text - und hat er noch so viel Potenzial - eine Zeit für Überarbeitung. Dem kann ich mich nur anschließen. Meine Blogbeiträge, Artikel und Romankapitel durchwandern mehrere Korrekturläufe mit der Fischgrät-Methode. Erst dann bekommt der Kunde bzw. der Publisher die fertige Arbeit. Nur so kann hochwertiger Content entstehen. Das optimale Tempo? Ein Text muss in Hinblick auf Kongruenz geprüft werden: Sind Kasus, Numerus und Genus stimmig? Sind die inhaltlichen Aussagen wahr und richtig? Gibt es Redundanzen oder Füllwörter? Unerlässlich ist auch die Prüfung von Rechtschreibung und Grammatik. Online-Tools sind hier eine sehr nützliche Hilfe. Gehen wir auf das Beispiel der Buchveröffentlichung zurück, dürfen wir nicht die Arbeit am Cover vergessen. Insbesondere kleine Verlage erwarten vom Autor, dass er sich um die Illustration seines Werkes selbst kümmert. Und ein knackiger Klappentext muss auch formuliert werden. Schließlich ist das der Punkt, auf den der potenzielle Leser anspringt. Stellen Sie sich vor, jeder Autor müsste all diese Schritte machen. Die Wahrheit ist: Oft genug tut er das auch. Entweder, weil er komplett auf sich allein gestellt ist und von keinem Verlag unterstützt wird. Oder aus der Überzeugung heraus, er könne sein Werk selbst lektorieren. Selbst wenn das stimmt - nicht alles was Sie können, müssen Sie auch machen. Bei einer großen Fülle von Text lohnt es sich, die Aufgabe an einen Lektor weiterzuleiten. So nehmen Sie unnötiges Tempo aus Ihren Projekten. Autoren großer Verlagshäuser bekommen Arbeit abgenommen. Wenn Sie (noch) nicht zu denen gehören, müssen Sie sich eigene Kontakte suchen. Finden Sie Ihr Tempo Ihr Schreibtempo kann sich erheblich von Ihrem beruflichen Arbeitstempo unterscheiden. Viele Aufgaben erledigen Sie in ihrem Job routiniert. Und bedenken Sie die jahrelange Ausbildung, die Sie auf die Stelle vorbereitet hat. Noch etwas kann Ihren Schreibfluss bremsen. Oder besser gesagt, noch jemand. Der innere Kritiker könnte ein Problem mit Ihren schriftstellerischen Ambitionen haben. Erst recht, wenn Sie in der Vergangenheit keine positiven Resonanzen auf Ihre künstlerischen Schritte bekamen. Entscheidend für Ihr eigenes Tempo ist auch die Erfahrung. Wenn Sie gerade erst mit dem Schreiben begonnen haben, werden Sie wahrscheinlich nicht so schnell flüssige Texte verfassen wie ein geübter Autor. Doch das ist kein Grund zu verzagen! Bleiben Sie dran und erwarten Sie nicht zu viel auf einmal. Einige Ratgeber empfehlen, täglich zu schreiben und eine bestimmte Wortanzahl von z.B. 50 Wörtern zum Ziel zu setzen. Ich halte diese Methode im Großen und Ganzen für einen guten Einstieg. Allerdings finde ich das vorgegebene Tempo stark angezogen. Von ab und zu mal schreiben ist es doch ein gewaltiger Sprung, täglich in die Tasten zu hauen. Ich würde Ihnen eher empfehlen, alle zwei Tage zu schreiben und wann immer Sie Lust darauf haben. Ihr Tempo können Sie nach Belieben steigern. Vergessen Sie nur nicht sich selbst und Ihr Leben dabei. Sonst tappen Sie in dieselbe Falle wie unser übereifriger Autor Daniel. Immer mit der Ruhe Nach und nach entwickeln Sie ein Gefühl für Ihr Tempo. Sie können auch effektive Techniken wie Brainwriting nutzen, um Ihr Tempo zu steigern. Üben Sie, dann werden Sie merken, wann Sie sich zuviel zumuten und es an der Zeit ist, einen Gang zurück zu schalten. Biographie: Was sie Ihnen verrät - 2014-03-13 13:15 In der neunten Klasse mussten wir Leben des Galilei von Bertolt Brecht lesen. Ich sage absichtlich, wir mussten, weil wir wenig Spaß daran hatten. Obwohl die Biographie von Herrn Galilei spannend ist. Woran das lag? Statt Diskussionen über Staat und Kirche, kurz über Galileis Spannungsumfeld zu führen, nahmen wir Absatz für Absatz dieses Werkes auseinander. Ein weiterer entscheidender Punkt war der Lebensabschnitt. Mit 15 eine Biographie über Galilei zu lesen ist in etwa so sinnvoll wie mit 80 einen Ratgeber über den Start ins Berufsleben zu studieren. Die Lebenswelten passen nicht zum Text. Wir müssen uns in die Person, um die es geht, hineinversetzen können. Erst dann stoßen wir auf Bekanntes, können ihre Lage nachvollziehen oder deren Gefühle nachempfinden. Biographie: Der geheime Tor-Öffner Lesen wir eine Biographie, wollen wir eintauchen in die Sphären der Politiker, Schauspieler und Macher. So fühlen wir uns diesen Persönlichkeiten nahe. Wir gewinnen den Eindruck, etwas Neues von ihnen zu erfahren, das nicht in der Presse oder in einem Interview steht. Wir haben uns quasi ein Exklusivrecht mit dem Kauf einer Biographie gesichert - darin muss etwas stehen, zu dem NichtLeser keinen Zugang haben. Was ist der Reiz der Biographie? Dabei unterscheide ich zwischen zwei Personengruppen, die uns im Zusammenhang mit dem Stichwort Biographie interessieren: 1 2 Menschen mit Herausforderungen bzw. Schicksalsschlägen Prominente Oft überschneiden sich diese Gruppen, was dann besonders spannend ist. Widmen wir uns zunächst den Menschen der ersten Gruppe. Diese üben einen großen Reiz auf den Leser aus, auch wenn sie nicht berühmt sind. Entweder zeichnen sie sich durch einen außergewöhnlichen Beruf aus oder sie erzählen von ihrem harten Weg durchs Leben. Je mehr der Leser das Gefühl bekommt, einen bodenständigen Menschen kennen zu lernen, desto mehr kann er sich identifizieren. Eine Nähe entsteht. In Endstation Kabul kommt ein aus Afghanistan zurückgekehrten Bundeswehr-Soldat zu Wort. Der Fallschirmjäger Wohlgethan berichtet, wie er die Einsätze vor Ort erlebte. Stellen Sie sich vor, eine Afghanin veröffentlicht zeitgleich ihre Biographie. Sie hat den Sturz der Taliban und die Einsätze der ISAF ebenfalls miterlebt. Beide Personen berichten über die gleichen Ereignisse – aber haben unterschiedliche Blickwinkel. Das macht ihre Schilderungen so spannend. Prominente rücken näher Lesen wir die Biographie einer Berühmtheit, hoffen wir, etwas über den Menschen hinter den öffentlichen Auftritten zu erfahren. Wir sind neugierig darauf, was uns die Person mitteilt – schließlich haben wir uns mit dem Griff zum Buch bewusst dafür entschieden. Gerade weil Prominente mit außeralltäglichen Phänomenen wie Ruhm und Rampenlicht zu tun haben, wirken deren Biographien wie das fehlende Puzzlestück – als würden wir denjenigen zu uns nach Hause einladen, damit er oder sie von sich erzählen kann. Wir kaufen uns mit einer Prominenten-Biographie ein Stück Intimität. Biographie mit Background Bestenfalls lernen wir in einer Biographie nicht nur den Lebensweg, sondern auch das Umfeld der Person kennen. Wenn ein Minister von den Diskussionen im Kabinett berichtet. Wenn ein Regisseur Einblicke hinter die Kulissen seiner Filme liefert. Wenn ein Firmengründer schildert, wie sein Erfolg durch harte Arbeit und Inspiration kam. Ein Werk mit Mehrwert: Die Biographie Viel interessanter als die Frage, von wem eine Biographie handelt, ist der Nutzen für den Leser. Denn wir tauchen nicht nur in die unterschiedlichsten Leben ein. Wir erfahren, wie der Weg eines Menschen verlaufen ist. Wie steinig er war, welche Hürden es gab, welche Fehler die Person auf dem Weg zum Ziel gemacht hat oder wie die Genesung einer schweren Krankheit verlief. Biographie = Sachbuch? Die Biographie genießt den ausgezeichneten Ruf hoher Sachlichkeit. Aber stimmt das auch? Wie wir gerade festgestellt haben, sind Biographien etwas höchst Subjektives. Das Gedächtnis eines Menschen funktioniert nur lückenhaft und selektiv. Ein Problem, mit dem die Polizei weltweit zu tun hat, wenn es um verlässliche Zeugenaussagen geht. Insbesondere bei Ereignissen ohne Zeugen kann niemand die Wahrheit einer Aussage überprüfen. Auch lassen sich Ereignisse, die stattgefunden haben, vielfältig interpretieren. Aus einem Angriff wird dann Selbstverteidigung oder aus einem Vitamin-B-Vertragsabschluss ein glücklicher Zufall. Auslassungen verklären eine Biographie genauso wie Fehldeutungen. Daher gilt – je belegbarer die Aussagen der Person sind, desto näher sind sie wohl an der Wahrheit. Denken Sie an den Geburtsmythos von Kim Jong-il. Glaubt man seiner Biographie, ist er am Fuße des symbolträchtigen Berges Paektusan geboren. Ein doppelter Regenbogen und ein Stern sollen kurz darauf den Himmel erleuchtet haben. Die Wahrheit ist ernüchternd: Er kam in einem Ausbildungslager im sowjetischen Dorf Wjatskoje zur Welt. Biographie: Lebenserfahrung zum Nachlesen In Zwei Leben schildert Samuel Koch seine Auseinandersetzung mit seinem Schicksalsschlag. Innerhalb von Sekundenbruchteilen änderte sich sein Leben dramatisch. In seiner Biografie Krieg beenden - Frieden leben erzählt Claude AnShin Thomas von seiner Wandlung vom Soldaten zum Mönch. Diese Menschen sind mitten aus unserer Gesellschaft, Personen wie Sie und ich. Sie haben keinen Promibonus. Durch sie können wir unbezahlbare Erkenntnisse machen, ohne selbst die dafür erforderlichen Schrecken und Leiden durchleben zu müssen. Philosophen nennen diese Erkenntnisse a priori – vor der Erfahrung. Unglaubwürdige Biographien Leser lassen sich nicht gern betrügen. Wenn eine Biographie Schund enthält, ist die Glaubwürdigkeit dahin. Ein wichtiges Kriterium für diese Glaubwürdigkeit einer Biographie ist das Alter. Ich kenne Leute, die grundsätzlich keine Biographien von Personen unter 25 lesen. Kritiker bemängeln die fehlende Lebenserfahrung. Geht man nach dem klassischen Verständnis der Biographie, ist das tatsächlich paradox. Die Frage dahinter: Was will mir so jemand vom Leben erzählen? In diesem Zusammenhang wird den Autoren bzw. den Ghostwritern Geldmacherei unterstellt. Doch es gibt Ausnahmen wie Künstler, die turbulente Berg-und Talfahrt des Erfolges schon vor dem Eintritt ins Erwachsenenalter erlebten. Personen, die symbolisch für eine ganze Generation stehen oder etwas Außergewöhnliches geleistet haben. Das klassische Beispiel für derartige Fälle sind Kinderstars aus Film- und Musikindustrie. Vertrauen Sie einer Biographie? Die Zweifel an der Echtheit einer Biographie müssen nichts mit dem Alter des Autors zu tun haben. Wenn es sich bereits um die dritte Lebensgeschichte derselben Person handelt, Verleumdungen und Falschbehauptungen auftreten oder alles davon zusammenkommt – dann hat die Biographie ihr Ziel verfehlt. Die Antworten lassen dann nicht lange auf sich warten. Diffamierte Personen beschweren sich oder klagen. Kritiker zerreißen das Buch in bitterbösen Rezensionen. Und Leser strafen die Biographie mit schlechten Online-Bewertungen ab. Fazit Heute gehört die Biographie zu den beliebtesten Genres überhaupt. Das liegt vor allem an ihrem Mehrwert für den Leser. Wichtig ist jedoch, dass der Leser die passende Biographie zu seiner inneren Entwicklung liest. Ist das der Fall, kann er viel aus einer Biographie für sein persönliches Leben lernen. 2014 - 04 Packende Orte - 2014-04-17 14:07 Bei Kafkas Der Prozeß waren es zwielichtige Orte wie das Gerichtsgebäude. In Die dunkle Seite des Mondes von Martin Suter ist es der Wald, in dem die Welt für einen Wirtschaftsanwalt Kopf steht.Der passende Ort ist genauso wichtig wie die Geschichte selbst. Welche Klischees begegnen einem auf dem Weg dorthin? Und warum ist es so wichtig, einen guten Ort für die Story zu finden? Ortsmarke im Kopf Woran denken Sie, wenn sie das Wort Horror lesen? An Vampire in dunklen Gruften? Oder maskentragende Mörder, die nachts auf der Straße ihren Opfern auflauern? Vielleicht denken Sie aber auch an einen Clown, der Menschen am hellichten Tag aus dem Gully heraus anspricht… Mit der Umdeutung des Ortes schlug die amerikanische Horrorliteratur in der Mitte des 20. Jahrhunderts einen neuen Weg ein. Im Gegensatz zu den Gruselgeschichten aus Europa, die vornehmlich in der Nacht und an dementsprechend dunklen Orten spielen, erschufen US-Autoren das Grauen bei Sonnenschein. Shirley Jackson zählt in diesem Zusammenhang zu meinen Lieblings-Autorinnen. Der Ort ihrer Erzählung The Lottery ist ein ganz alltäglicher Dorfplatz. Doch dort geschehen grausame Dinge, die erst durch die vermeintliche Idylle der Gemeinschaft an einem schönen Tag richtig hässlich werden. Orte durch Worte Der tausendste stereotype Saloon für eine Massenschlägerei ist genauso öde wie das viel bemühte Hochhausdach, auf dem das Liebespaar verträumt in den Sternenhimmel schaut. Wie bei der Figurenentwicklung muss sich der Autor auch im Bereich der Ortswahl vor Klischees hüten. Sonst wirkt die Geschichte dröge und lächerlich. Eine meiner interessantesten Beobachtungen zum Thema Ort machte ich in Bezug auf Filme. Denn viele erfolgreiche Streifen sind ein wahrer Augenschmaus. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Lord of War: Der Film beginnt im mafiösen New York. Halt, nein, das tut er nicht! Wir sehen zunächst eine Kamerafahrt über ein Meer aus Patronenhülsen hin zum Protagonist Yuri Orlov, der inmitten dieses namenlosen Kriegsschauplatzes steht, und einen knackigen Werbe-Monolog hält. Dann folgt das Intro aus dem Blickwinkel einer Gewehrkugel. Von der sterilen Fabrikhalle in den USA tritt sie ihren langen Weg in die Sowjetunion an. Die Kugel wandert weiter, wird zusammen mit ihren kleinen todbringenden Kumpeln auf die Ladefläche eines Trucks irgendwo in Afrika gehievt. Der Zuschauer sieht den nächsten Ort: Strahlende Sonne, staubiger roter Boden und das Chaos eines tobenden Bürgerkrieges. Erst dann beginnt der eigentliche Film in New York. Innerhalb von nicht einmal fünf Minuten sind wir ausgehend von einem Kriegsschauplatz zu einer dunklen Fabrikhalle über einen kühlen osteuropäischen Hafen zu einem weiteren Kriegsschauplatz gereist. Der Ort in der Fantasie Dieses Konzept des regen Ortswechsels zieht sich durch den ganzen Film: Yuri reist für seine Geschäfte nach Liberia, Südamerika, in die Ukraine, in den Libanon, zu einer Waffenmesse nach Berlin und zu Verkäufen nach Afghanistan. Agenten jagen ihn auf hoher See, zu Land und in der Luft. So wird ein simpler Plot – Waffenhändler steigt hoch auf und fällt tief – zu einem bunten Knallbonbon verpackt. Was für einen Film gilt, kann beim Buch nicht verkehrt sein. Beide Genres stehen sich sehr nahe. Der wesentliche Unterschied: Während beim Film jeder Ort auf der Leinwand gezeigt wird, entstehen sie beim Bücherlesen in der Fantasie. Der Schriftsteller ist Maskenbildner, Kostümierer, Regisseur und Drehbuchautor in einem. Was für eine Aufgabe! Umso sorgfältiger sollte sie in Hinblick auf die Orte ausgeführt werden. Dieses Beispiel verdeutlicht, warum: Karl betrat die Bar. Am Tresen saß der Mann, den er gesucht hatte. Mit einem schwachen Nicken gab er Karl zu verstehen, sich zu setzen. Der Mann schob ihm das Couvert mit dem geheimen Siegel darauf zu. Und hier dieselbe Begebenheit anders erzählt: Karl betrat die Bar, vor der drei Hafenarbeiter herumlungerten und Kautabak auf Möwen spuckten. Im Inneren vernebelte schwerer Qualm die Sicht. Fischer mit weißen Bärten nuckelten an ihren Pfeifen, während sie den fremden Gast ausgiebig musterten. Der Mann, den Karl gesucht hatte, saß am Tresen und tat so, als würde er die gespannte Stimmung nicht bemerken. Er trug einen dunkelgrauen Trenchcoat, der an der Hockerkante Falten schlug. Der gedrungene Wirt schielte nur kurz zu Karl herüber, bevor er das verschmierte Bierglas in seiner Hand weiter wienerte. Niemand sagte ein Wort. Karl lief über die morschen Planken zum Mann im Trenchcoat. Das Holz unter ihm ächzte. Mit einem Nicken, so schwach dass er es beinahe nicht bemerkt hätte, hieß ihn der Mann am Tresen, sich zu setzen. Ohne Karl anzusehen, schob er ihm das Couvert mit dem geheimen Siegel zu. Wie haben Sie die beiden Schilderungen empfunden? Wahrscheinlich wirkt die erste Formulierung recht leblos auf Sie. Wir haben dieselbe Begebenheit gelesen, nur wird sie in der zweiten Version durch die Schilderung des Ortes deutlich atmosphärischer erzählt. Wir blicken mit dem inneren Auge in diese Bar und jeder von uns hat die drei Hafenarbeiter, den Wirt und den Raum anders im Kopf. Ist das nicht faszinierend? Dass ein Autor einen Ort noch so detailliert schildern kann, und er trotzdem in jeder Vorstellung anders aussieht? So individuell kann nur ein Buch sein. Richtig verortet ist gut erzählt Achten Sie daher immer auf einen stimmigen Ort. Nehmen Sie sich die Zeit für gute Beschreibungen, lassen Sie die Umgebung so echt wie möglich wirken und Gestalt annehmen. Inspiration dafür liefert zum Beispiel der letzte Urlaub: Der Spaziergang durch das bewaldete Gebirge, die Schiffsrundfahrt durch die Buchten Italiens, der Zeltplatz in der Nähe der Kreidefelsen. Auch im Alltag finden sich interessante Orte, die Sie in ihr Repertoire aufnehmen können. Viele Autoren haben eine Art Schreibkiste, in der sie gute Einfälle oder Formulierungen notieren. Meine Schreibkiste fülle ich mit Beschreibungen von Orten, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Nicht jeder Ort ist gleich wichtig Muss ich jetzt jeden Ort in meiner Geschichte seitenlang beschreiben? Ganz klar: Nein. Ein Schauplatz ist nur so bedeutsam wie seine Handlung. Der Bus, in dem der Held zu seiner Aufgabe fährt, muss nicht bis ins Detail beschrieben werden. Für den Leser ist es uninteressant, ob dieser Bus nun mit Hybridantrieb fährt oder nicht. Oder ob einer der Fahrgäste in der Nase popelt. Handelt die Geschichte allerdings von dem Busfahrer und zielt der Autor darauf ab, dessen Biografie zu schildern, sind die Nasenpopel-Anekdote und die Hybrid-Technologie durchaus erwähnenswert. Fazit Für eine gelungene Geschichte sind drei Punkte wesentlich: Eine gute Idee, glaubwürdige und interessante Charaktere und eine passende Orts-Auswahl. Machen Sie dabei einen großen Bogen um Klischees und Verallgemeinerungen. Fragen Sie sich, welchem Ort welche Bedeutung zukommt. Schmücken Sie die wichtigen Schauplätze aus - orientieren Sie dafür am Grundsatz "Zeigen statt Erzählen" - der Leser liest mit seinen Sinnen. Er möchte den beschriebenen Ort riechen, schmecken, sehen und hören. So bieten Sie ihrem Publikum ein intensives Lese-Erlebnis. 2014 - 06 Als Autor wirtschaftlich denken - 2014-06-15 11:29 Wie jede andere Tätigkeit bietet das Schreiben auf professioneller Basis eine Einnahmequelle. Wer sich vom Hobby – Autoren zum ernstzunehmenden Schriftsteller entwickeln will, muss früher oder später wirtschaftlich denken. Aber bedeutet das nicht, dass ich als Autor meine kreative Autonomie aufgebe? Keineswegs. Zeit ist Geld Im Gegensatz zu den USA gilt in Deutschland nach wie vor die Trennung zwischen Unterhaltung und Seriosität. Wer spannende und populäre Bücher schreibt, will damit nur Geld verdienen und hat keinen Anspruch – so der Duktus vieler Kritiker. Einem deutschen Schriftsteller ist es buchstäblich verboten, historisch brisantes Material mit Fantasie zu vermischen. Im März dieses Jahres erschien dazu ein sehr lesenswertes Interview mit Frank Schätzing. Dabei bietet das Schreiben unter den kreativen Handwerken einen großen Vorteile: Schriftsteller brauchen nur wenige Utensilien, um sofort loslegen zu können. Früher waren es Stift und Papier, dann die Schreibmaschine und heute der Laptop oder PC. Tablets und Smartphones zähle ich nicht dazu, weil es wirklich keinen Spaß macht, auf diesen Geräten Bücher zu schreiben (ich habe es probiert und hatte das Gefühl, mir eine Sehnenscheidenentzündung dabei zu holen). Der Musiker muss in ein teures Instrument investieren und Notenbücher bzw. Zettel kaufen. Der Maler braucht Leinwände oder taugliches Papier, Farben bzw. Stifte. Und der Fotograf kann nicht loslegen ohne in ein paar ordentliche Filme oder eine zuverlässige Digitalkamera zu investieren. Da ich selbst Fotokunst betreibe, kenne ich den finanziellen Aufwand für eine professionelle Entwicklung. Die Investition des Autors Der Schriftsteller hingegen braucht nicht so viele Utensilien. Seine Investition liegt ganz woanders: In seiner Zeit. Natürlich beanspruchen alle musischen Tätigkeiten Zeit, Leidenschaft und Geduld. Schreiben jedoch ist ein besonders stiller und einsamer, mit vielen Korrekturläufen und Zweifeln behafteter Prozess. Wer einen guten Text abliefern will, braucht ein hohes Maß an Geduld, Disziplin und Aufmerksamkeit. Denn im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist Schreiben ein hartes Handwerk. Diese Zeit muss jedoch irgendwo herkommen. Wer voll berufstätig ist, kann wie John Grisham höchstens in den frühen Morgenstunden schreiben – bevor der eigentliche Tag beginnt. Wie hoch das Maß an Selbstdisziplin für diesen Lebensstil sein muss, brauche ich glaube ich nicht weiter zu erläutern. Am meisten macht ein Handwerk Spaß und Sinn, wenn es belohnt wird. Kein Maurer, Schlosser, Klempner oder Dachdecker würde seine Arbeit machen, wenn er nicht bezahlt wird. Kein selbstständiger Finanzberater, Coach oder Filmproduzent würde seine Tätigkeiten über Wochen und Monate unbezahlt verrichten. Die meisten Autoren tun aber genau das. Wie konnte es dazu kommen? Die Verantwortung des Schreibers Woran Schriftsteller relativ wenig bis gar nichts ändern können, ist die Fremdwahrnehmung. Wir müssen gegenwärtig damit leben, dass die Mehrheit der Menschen das Schreiben als eine Art Hobby versteht, das mit Geld wenig zu tun hat. Natürlich ist es ein langer und langfristiger Weg voller Ungewissheit und ohne Garantie. Bei jedem Buch oder Prosatext frage ich mich: Ist es gut genug? Habe ich Fehler in der Story, in der Logik oder an anderen wichtigen Stellen gemacht? Das sind Fragen, die ich mir immer stellen werde. Sie gehören für mich dazu und sind auch bis zu einem gewissen Maß erwünscht. Denn sie garantieren, dass ich mir Mühe gebe, dran bleibe und versuche, die höchsten Qualitätsstandards zu erreichen. Die klassischen Denkfehler Ich schreibe allein, also bin ich allein Im Gegensatz zu den in Zünften oder Gewerkschaften verbundenen Berufsgruppen, die ich oben erwähnt habe, organisieren sich Autoren bisher viel zu wenig oder gar nicht. Sie führen ein Einzelkämpferdasein und hoffen, irgendwie allein mit ihrer Geschichte durchzukommen. Doch ein Schriftsteller ist selten allein am Erfolg beteiligt. Er ist der Urheber, aber er braucht fähige Lektoren, Drucker, Setzer, etc. Die Möglichkeiten zur Organisation sind zahlreich und wachsen täglich, wie die Autorenwelt zeigt. Der Leser kommt an zweiter Stelle Ein sehr beliebter Denkfehler. Wenn Finanzberater den Investitionsmarkt genau betrachten, StartUp-Geschäftsführer eifrig Kontakte mit n Business Angels knüpfen oder Coaches ihre Spezialisierungen anhand des Bedarfs in den Branchen wählen – warum sollte der Autor nicht auf Themen und Gebiete schauen, die gefragt sein könnten? Absurd, oder? Schreiben ohne Struktur Auch ich habe lange das Märchen vom genialen Einfall geglaubt, der sich wie von Zauberhand zu einer zusammenhängenden Story verwebt. Tatsache ist: Mit einem knackigen Exposé gleich zu Beginn ist Ihnen und dem potentiellen Verlag bzw. der Agentur geholfen. Zum einen verlangen fast alle Beteiligten in diesem Geschäft ein Exposé. Zum anderen hilft es, die eigene Geschichte immer vor Augen zu haben und sich daran „hochzuziehen“. Die Existenz eines Exposés bedeutet nicht, dass dieses in Stein gemeißelt ist. Wenn ich schreibe, dann entsteht eine Wechselwirkung zwischen Änderungen am eigentlichen Text und am Exposé. Kunst darf nicht kommerziell sein Und hier sind wir beim größten Denkfehler. Irgendwann hat man uns beigebracht, dass der Wert wahrer Weltliteratur nicht am schnöden Mammon, sondern am Urteil intellektueller Zirkel gemessen wird.Ich möchte Sie bitten, Ihre letzten drei Buchkäufe gedanklich durchzugehen. Fragen Sie sich, was Sie damals zum Kauf bewogen hat. Sehr wahrscheinlich fließt einer der drei Punkte mit in ihre Einschätzung ein: eine Empfehlung von einer geschätzten Person Marketing/Bestsellerlisten kontroverses Thema Alle drei Punkte haben eine Gemeinsamkeit: Sie sorgen für Verbreitung. Denn warum sollte ein Buch, das gut geschrieben ist, nicht verbreitet werden? Weshalb soll ein Buch nicht unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich sein können? Was heißt wirtschaftliches Denken für den Autoren? Wirtschaftlich zu denken bedeutet nicht, seinen Stil zu verraten. Es bedeutet auch nicht, den tausendsten Herr-der-Ringe- oder Harry-Potter-Klon zu schreiben, in der Hoffnung, mit auf das Boot des Erfolges springen zu können. Wirtschaftliches Denken bedeutet, seine schriftstellerischen Fähigkeiten nicht sinnlos zu verpulvern, sondern sie gewinnbringend zu nutzen. Es ist verschwendete Energie, einen Roman zu schreiben, den niemand lesen wird. Ego und Eitelkeit sind damit geholfen – der eigenen Karriere nicht. 2014 - 08 Mit Geduld zum Ziel - 2014-08-03 18:42 Ratgeber für Schriftsteller behaupten gerne, Schreibern fehle oft die Selbstdisziplin, um ein Projekt zu Ende zu bringen. Einige Autoren empfehlen sogar, sich permanent zum Schreiben zu zwingen. Doch was hat das noch mit Kreativität und Ideenreichtum zu tun? Und führt diese Strategie zum gewünschten Ziel? Wie ich mit Selbstdisziplin nicht weiter kam Es war im Januar 2013, alles schien nach Plan zu laufen. Mein erstes ernstzunehmendes Romanprojekt entwickelte sich prächtig. Ich schrieb in einer Nacht vier Kapitel und hatte Einfälle für Wendungen in der Story, von denen ich noch heute voller Begeisterung erzähle. In diesem Zusammenhang stand eine Lesung im März desselben Jahres an. Damals dachte ich, dass zwei Monate ausreichen würden, um der Öffentlichkeit ein fertiges Buch präsentieren zu können. Also setzte ich mich jeden Tag an das Manuskript, ob ich wollte oder nicht, ob ich müde war oder vor Energie strotze. Nach und nach nahm die Lust daran zu arbeiten ab. Ich erklärte mir dieses Phänomen damit, unter Druck zu stehen und durch die angekündigte Präsentation in einer Art VorLampenfieber zu stecken. Obwohl der innere Widerstand wuchs, klemmte ich mich also weiterhin an meinen Schreibtisch. Schließlich musste das Buch unbedingt in zwei Monaten fertig sein. Manchmal kostete es mich Stunden, wenige Absätze zu „überarbeiten“. Oft war ich mit den Korrekturen unzufrieden und warf die Entwürfe in den (digitalen) Mülleimer. Zuviel Druck schadet Der Schuss ging natürlich nach hinten los. Zum angekündigten Termin konnte ich nur ein paar Leseproben „präsentieren“. Auf inhaltliche Fragen des Publikums konnte ich keine befriedigenden Antworten geben. Wie auch? Ich wusste zu diesem Zeitpunkt selbst nicht einmal mit Sicherheit, wohin die Reise meines Helden gehen sollte. In meinem Kopf war die Geschichte bereits fertig, auf dem Papier war sie es noch lange nicht. Ganz zu schweigen von der Bekanntgabe eines Veröffentlichungs-Termins standen weitere Dinge in den Sternen. Wie umfangreich soll der Roman sein? Wer sollen meine Testleser sein und wie lange werden sie für die Lektüre brauchen? Welche Verlage kämen überhaupt in Frage? Heute weiß ich: Bücher brauchen ihre Zeit. Ich kann keine Romane am Fließband schreiben. Denn ich glaube nicht, dass Qualität ohne Geduld entsteht. Wann kommt das nächste Buch? Damals habe ich mich gefragt, was mich dazu bewogen hat, mir diesen knappen Zeitplan aufzustellen. Neben der fehlenden Erfahrung war es vor allem das Gefühl, meinen Lesern etwas schuldig zu sein. Eine beliebte und für Schriftsteller sehr schmeichelhafte Frage ist die nach dem nächsten Buch. Wer freut sich nicht darüber, wenn Leser sich nach „Folgebüchern“ erkundigen? Früher antwortete ich mit einem konkreten Termin. Heute weiß ich, dass das keine gute Idee ist. Das hat zwei Gründe. Zum einen sind die Leser noch enttäuschter, wenn ich einen zuvor angekündigten Termin nicht einhalte, der mich auch noch unter Druck setzt. Und Druck ist ein Feind von Kreativität. Zum anderen kann ich bei einem so umfangreichen Projekt wie einem Roman unmöglich Termine angeben, wenn ich noch mitten in der Schreibphase stecke. Dank meiner Erfahrungen kann ich das Pensum für Texte nun wesentlich besser einschätzen als früher – und weiß daher auch, dass Bücher nicht über Nacht und in der Regel auch nicht über 100 Nächte entstehen. Wobei natürlich jeder Autor sein eigenes Tempo hat. Wann Disziplin sinnvoll ist Von nichts kommt nichts - der Spruch ist so alt wie wahr. Ohne eigene Anstrengung, ohne viel, viel Arbeit werden unsere Texte nie die Kraft, den Charme und die Individualität enthalten, die wir uns wünschen.Sich zum Schreiben zu disziplinieren macht Sinn, wenn wir das Schreiben aufschieben. Wenn wir Ausreden suchen, warum es heute wieder nicht passt. Und wenn wir das Gefühl haben, dass der Alltag uns so in Beschlag hält, dass wir anscheinend gar nicht dazu kommen, ein paar Wörter in die Tasten zu tippen. In diesem Fall lohnt es sich, die eigenen Abläufe realistisch zu überprüfen und herauszufinden, warum man diese Ausreden erfindet. Ist es die Angst vor dem Anfang, dem ersten Blatt Papier? Ist es das nagende Gefühl, dass die eigenen Ideen nicht gut genug sind? Je mehr Schreib-Erfahrungen Sie sammeln, desto genauer werden Sie lernen, Vermeidungsverhalten von Überforderung zu unterscheiden. Das eine entspringt Befürchtungen, das andere einer tatsächlichen Überlastung. Gegen blockierende Befürchtungen helfen tatsächlich gutes Zureden und eine stringente Arbeitsdisziplin. So gewöhnen Sie sich an auftretende Zweifel und sehen Sie als normale Begleiterscheinungen des Schreibprozesses an. Bei Überlastung hilft nur der Abstand – alles andere wirkt sich negativ auf Ihre Texte aus. Mach mal Pause Jeder Arbeiter benötigt Pausen, auch ein Schriftsteller. Wenn wir die entsprechenden Signale wie Frustration und inneren Widerstand erkennen, wissen wir, dass es Zeit ist für eine Pause. Während des Abstands kommt die Entspannung und mit der Entspannung kommen die Einfälle – und die Freude darauf, sie in die Tat umzusetzen. Zu einer guten Selbstdisziplin gehört also auch die Disziplin zur Geduld. Der Text vor lauter Wörtern Einige Autoren empfehlen, ein Buch erst zu Ende zu schreiben, bevor man eine neues beginnt. Für mich ist eine andere Strategie hilfreicher: Während ich Abstand zu einem Manuskript nehme, arbeite ich an einer neuen Idee, die mir im Kopf herum schwirrt oder gucke in meine anderen Manuskripte - sofern ich keine Schreibpause mache. So habe ich wieder Lust darauf bekommen, mich mit einem Entwurf für einen anderen Roman zu beschäftigen, für den die Ideen ein paar Monate „gereift“ sind. Eine Zeit der Abstinenz von einem Buchprojekt hat zahlreiche Vorteile: Sie sehen das Werk aus einer frischen Perspektive Sie sammeln in der Zwischenzeit neue Erfahrungen und Erkenntnisse Ihr (Schreib-)Horizont erweitert sich Sie haben Zeit für andere Dinge Wer nur am Schreibtisch hockt, verpasst das Leben. Wenn Sie für einen Ausgleich zwischen Schreiben, Beruf und Privatleben sorgen, ist das für alle drei Bereiche positiv. Erlebnisse bringen Inspiration und Abwechslung. Sie beugen Erschöpfungszuständen vor und gewinnen den nötigen Abstand zu Manuskripten, die sich wie Menschen auch entwickeln. Außerdem üben Sie sich in Geduld, einer Qualität, die in unseren hektischen und schnelllebigen Zeiten verloren gegangen ist. Fazit Sie sind der Urheber und damit Schöpfer Ihres Werkes. Ein mächtiges Wort, aber es trifft zu. Ein Buch ist ihre Schöpfung, die viel Zeit und Hingabe benötigt. Projekte, ganz besonders kreative, lassen sich nicht erzwingen. Während Deadlines im beruflichen Alltag unerlässlich sind, können Sie beim kreativen Schreiben schnell Druck erzeugen – ganz besonders, wenn sich eine Arbeitsdauer aufgrund mangelnder Erfahrung noch nicht abschätzen lässt. Erarbeiten Sie sich also die Disziplin zur Pause und planen Sie genügend Freiräume ein – es lohnt sich! 2014 - 09 Bieten Clouds grenzenlose Freiheit? - 2014-09-21 18:00 Die neuesten Ereignisse um prekäre Promifotos zeigen: Clouds sind nicht sicher. Haben Fremde sich erst eines Accounts bemächtigt, sind die Folgen fatal. Viele Autoren und Freelancer möchten dennoch nicht auf den Komfort einer Cloud zum Speichern ihrer Manuskripte verzichten - ein unnötiges Risiko. Was sind Clouds? Mit den rasant wachsenden Serverkapazitäten wurde das Cloud Computing populär. Wesentliches Merkmal einer Cloud ist, dass die Dateien auf einem externen Server gespeichert werden. Der User kann aus aller Welt darauf zugreifen, sofern er Zugang zum Internet hat. Zwar nutzt die Mehrheit der Deutschen nach wie vor die eigene Festplatte als primären Speicherort für Dateien, allerdings möchte jeder Dritte seine Daten künftig nur noch online speichern. Welche Arten von Clouds gibt es? Public Clouds Bei den Public Clouds handelt es sich um offene Clouds, die für jedermann zugänglich sind. Public Clouds gelten als kostengünstigste Variante und sind damit insbesondere für Firmen, die an Hardund Software sparen wollen, attraktiv. Allerdings bergen sie dementsprechend hohe Sicherheitsrisiken. Sämtliche Daten werden an einen fremden Anbieter übermittelt. Private Clouds Private Clouds sind nur in speziellen Netzwerken zugänglich. So legen Unternehmen eine firmeninterne Cloud an, auf die ausschließlich Mitarbeiter zugreifen. Auch Privatanwender können sich eine Private Cloud anlegen - vorausgesetzt, sie haben das technische Know-how dafür. Beispielsweise können Privatanwender eine externe Festplatte an ihren Router anschließen oder ein NAS-Gerät einrichten. Hybrid Cloud Die Hybrid Cloud vereint ein eigenes IT-Netzwerk mit den positiven Effekten von Private und Pulic Cloud. Die Betreiber haben mehr Einfluss auf die verwendete Software und können besonders sensible Daten in der Private Cloud und weniger bedeutende Dateien in einer Public Cloud speichern. So werden die Einsparvorteile der Public Cloud mit den Sicherheitsstandards der Private Cloud kombiniert. Community Clouds Hierbei handelt es sich um Infrastrukturen im Internet, die von mehreren Firmen aufgebaut und betrieben, aber nicht öffentlich zugänglich gemacht werden. Die Vorteile von Clouds Autoren und Texter sind Privatpersonen und benötigen in der Regel keine gigantischen Serverkapazitäten. Möchten sie dennoch Clouds verwenden, beginnt die mühevolle Suche nach passenden Anbietern. Meiner Einschätzung nach lohnt sich allein dieser Aufwand nicht. Dennoch erwähne ich im Folgenden die Vorteile, die Nutzer von Clouds sehen. Die goldene Regel für Schriftsteller lautet: Immer abspeichern. Nichts ist ärgerlicher, als die mühevolle Arbeit von Stunden oder gar Tagen durch einen Systemfehler zu verlieren. Ein Computerabsturz genügt, um Texte zunichte zu machen. Word bietet zwar eine Wiederherstellungsfunktion für Dokumente, aber wer will sich schon darauf verlassen? Die Cloud bietet dagegen einen zuverlässigen und schnellen Speicherort, in den die Autoren Exposés, Manuskripte, Entwürfe, etc. einfach per Drag and Drop hochladen können. Kein umständliches Anschließen externer Geräte, keine lästige Suche nach dem USB-Stick – wenige Klicks, und die Daten sind kopiert. Das ist besonders dann rettend, wenn das Notebook bzw. der PC urplötzlich beschließt, den Geist aufzugeben. Clouds gelten unter Freelancern als bequeme Möglichkeit, die eigenen Projekte zu speichern. Doch zahlen sie dafür einen hohen Preis. Clouds sind unsicher Einer Umfrage von BITKOM zufolge nutzten im Jahr 2013 40 % aller Unternehmen in Deutschland Cloud Computing. Dabei habe die NSA-Affäre das Nutzungswachstum reduziert, was nicht wirklich überraschend ist. In den Clouds von Unternehmen befinden sich Daten, die nicht in fremde Hände gelangen sollen. Damit werden sie zu besonders attraktiven Zielen von Hackern. Je wertvoller der Inhalt einer Cloud, umso wahrscheinlicher ist ein Hackangriff. Aus diesem Grund setzen die meisten dieser Firmen auf Private Clouds. Bei der Sicherheit von Public Clouds existieren beachtliche Unterschiede. Bereits der Server-Standort kann Sicherheitsrisiken bergen: Überschwemmungen, Erdbeben, Kriminalität, Brände – all diesen Gefahren sind Cloud-Server ausgesetzt. Sind die Server durch Wachpersonal vor Einbrüchen gesichert? Wie modern sind die Löschanlagen? Haftet der Betreiber für Datenverluste? Kaum ein Privatanwender kennt die genauen Umstände vor Ort. Zwar versichern Anbieter und viele ITExperten, dass die eigenen Daten in den modernen Rechenzentren bestens gesichert sind. Allerdings gilt das nur für die technische Seite. Die weiter oben beschriebenen Umstände werden in solchen Analysen selten berücksichtigt. Clouds und das Urheberrecht Problematisch an Clouds sind nicht nur die Sicherheitsrisiken. Wer seine Manuskripte online speichert, erklärt sich mit den jeweiligen AGB’s bzw. License Terms des Dienstleisters einverstanden. Im schlechtesten Falle willigt der Autor ein, alle Rechte an seinem Werk abzutreten. Wollen Sie wirklich die Früchte Ihrer harten kreativen Arbeit einem fremden Cloud-Anbieter schenken? Entscheidend für das Urheberrecht ist der Serverstandort. Speichern Sie Ihre Projekte daher nur in Clouds, die ihre Server in Ländern mit hohem Datenschutzniveau haben. Dazu zählen unter anderem Deutschland, Großbritannien und die USA. Doch auch in diesen Fällen ist die Rechtslage in der Praxis schwierig. Zwar sind die Dateien theoretisch urheberrechtlich geschützt. Doch wer kann garantieren, dass kein Fremder Zugriff auf die wertvollen Dokumente hat? Noch komplizierter wird es bei einer gemeinsamen Urheberschaft. Haben mehrere Leute an einem Dokument gearbeitet, brauchen Sie die Zustimmung von jedem Einzelnen, um die Datei hochzuladen. Besondere Vorsicht ist bei Dokumenten mit fremder Urheberschaft geboten. Bereits das Hochladen dieser Dokumente stellt eine unerlaubte Vervielfältigung dar. Einzige Ausnahme ist der Upload für die private Verwendung. Die Dateien dürfen dann unter Freunden und Familie geteilt, nicht aber kommerziell verwendet werden. Die Privatkopieschranke erlaubt dies jedoch nur bei Dateien ohne Kopierschutz. 5 Top-Alternativen zu Clouds Interne Festplatte Der fundamentale Klassiker: Die Computer-eigene Festplatte. Hier speichern fast alle User ihre Daten. Es gibt allerdings sogenannte Chrome-Books, die vollständig auf eine Festplatte verzichten. Stattdessen werden sämtliche Daten (auch private Fotos, Bilder und Chatverläufe) auf einer Cloud gespeichert. Das genaue Gegenteil von dem, was ich für sinnvoll halte. Die interne Festplatte ist bei entsprechender Sicherung ein hervorragender Speicher. Selbst bei einem Systemabsturz kann sie in den meisten Fällen gespiegelt werden - die Daten sind also selten wirklich verloren. Demnach ist das Argument der Cloud-Befürworter, Daten im Falle eines Systemabsturzes nicht mehr retten zu können, nur zum Teil wahr. USB-Stick Ein USB-Stick verspricht dieselbe Mobilität wie eine Cloud. Mit ihm sind Sie sogar noch flexibler, denn um auf die Dateien zuzugreifen, benötigen Sie keine Internetverbindung. Sie können den Stick entweder an einem sicheren Ort aufbewahren oder immer mit sich führen. Zusätzlich lassen sich USB-Sticks mit Tools verschlüsseln oder mit einem Passwort schützen. Externe Festplatte Mittlerweile sehr erschwinglich sind externe Festplatten. Sie sind zuverlässig und verfügen über viel Speicherplatz. Genau wie ein USB-Stick lässt sich auch eine externe Festplatte effektiv verschlüsseln. Darüber hinaus bieten viele Modelle vorinstallierte Software für BackUps des kompletten Systems. CD/DVD-Rohling Ein fast vergessener Star unter den Speichermedien. Im Laufe der Jahre sind Rohlinge sehr günstig geworden. Ich empfehle, RW-Rohlinge zu kaufen, da sie wiederbeschreibbar sind. Dateien verschlüsseln Wenn Sie trotz allem nicht auf den Komfort von Cloud-Diensten verzichten wollen, dann vermeiden Sie es, Ihre Dateien ungeschützt hochzuladen. Bereits bei Word können Sie Ihre Texte mit einem Passwort oder einem Leseschutz versehen. Verschlüsselungs-Software hilft dabei, die Dateien zu sichern. Eine Übersicht dazu finden Sie hier. Fazit Clouds wirken auf den ersten Blick verlockend: Sie präsentieren sich als moderne und bequeme Speichermedien. Für Autoren und den Großteil der Freelancer sind sie allerdings nicht nur unnötig, sondern aufgrund der potentiellen Gefahren und der schwammigen Urheberrechtslage riskant. Das gilt besonders dann, wenn fremde oder gemeinschaftlich verfasste Texte in der Cloud landen. Besser ist es, entgegen dem Trend bei haptischen Speichern zu bleiben. 2014 - 10 Schund: Warum wir manchmal Mist kaufen - 2014-10-05 14:00 Zugegeben: Wir alle greifen hin und wieder ins Schundregal. Vielleicht sogar mit der Absicht, uns am Schrecklichen zu erfreuen. Oder weil wir gehört haben, dass dieses Buch der totale Aufreger ist und man es unbedingt gelesen haben muss. Doch genau damit spielen wir dem Trash-Marketing in die Hände. Lesen im Schonwaschgang Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht: Schundliteratur ist ein ökonomisches Kalkül und zielt immer auf den Massengeschmack ab. Das gilt ganz besonders dann, wenn große Verlage hinter dem Buch stehen. Dabei ist das Patentrezept bis auf ein paar abweichende Zutaten stets gleich: Ein öder Stil, jede Menge Sex und eine Handlung, die sich innerhalb der gesellschaftlichen Normen keine Sekunde auf riskantes Terrain begibt. Die Zutaten für einen typischen Schundroman: vorhersehbarer Plot liebloser Stil Sex und/oder Gewalt im Übermaß Der Schundroman stopft die Bildungslücke des Spießers. Dabei ist es nicht nur zweitrangig, was er liest, er begrüßt den Schund als vermeintlichen Enthüllungsroman, durch den er sich nicht nur unterhalten, sondern auch noch ein Stück aufgeklärter fühlt. Der Autor wagt nichts, lässt es aber so aussehen, als würde er sich weit aus dem Fenster lehnen. Bei genauerem Hinsehen bzw. Lesen wird jedoch schnell klar, dass uns einfach nur Des Kaisers neue Kleider zum wiederholten Male präsentiert werden. Schlimmer noch: die Vergewaltigungen literarischer Kunst finden regen Einzug in die Feuilletons. Wie wir unser Urteil fällen Ein Fan von Hau-Drauf-Komödien wird sich eher nicht für Arthouse begeistern. Genauso verhält es sich mit Büchern. Klassiker von Shakespeare, Wilde, Brecht oder Goethe werden kaum noch gelesen. Auch wenn sie nach wie vor als Weltliteratur gelten, wurden sie doch leise, still und heimlich aus dem öffentlichen Bewusstsein verbannt. Ein Bekannter sagte mir einmal, Faust sei für ihn nicht mehr als eine gute Wärmedämmung. Umgekehrt betrachten zahlreiche Literaturkritiker Werke wie Der Alchimist als Schund, während eine große Fangemeinde das Buch als spirituelle Offenbarung feiert. Erfolg und Qualität sind also nicht dasselbe. Ein schlechter Roman kann sehr erfolgreich sein, während so manch brillantes Buch in der Flut der täglichen Neuauflagen versinkt. Nackt kam die Fremde Anfang des 20. Jahrhundert hatte ein Autorenkollektiv eine verwegene Idee: Warum nicht einmal einen richtig schlechten Roman schreiben, der vor Sexszenen nur so trieft und sich trotzdem verkauft wie warme Semmeln? Vor der Veröffentlichung wurden einige Szenen des Buches sogar nochmal umgeschrieben, da sie "zu gut" waren. Und tatsächlich: Nackt kam die Fremde führte trotz seiner miserablen Qualität eine Woche lang die Bestsellerliste der New York Times an. Einige der insgesamt 24 beteiligten Autoren schämten sich so sehr, mit diesem Buch Geld zu verdienen, dass sie an die Öffentlichkeit gingen. Doch selbst diese verzweifelte Maßnahme tat dem Erfolg keinen Abbruch. Ironischerweise erschien die deutsche Erstausgabe von Nackt kam die Fremde im Scherz Verlag. Ein aktuelleres Beispiel finden wir in Atlanta Nights, ein Trash-Roman, der ebenfalls von einem Autorenkollektiv im Jahre 2004 veröffentlicht wurde. Der Verlag PublishAmerica nahm das Manuskript an, doch die Autoren deckten den Gag auf. Sie können Atlanta Nights trotzdem kaufen, sämtliche Einnahmen gehen als Spende an die Science Fiction and Fantasy Writers of America. Den Weichspüler nicht vergessen Ein gutes Beispiel für Schundliteratur der Gegenwart ist Feuchtgebiete. Kaum ein Buch hat die Gemüter so erhitzt wie dieses Buch. Und genau das war das Ziel: Mundpropaganda durch Polarisierung. Hierin unterscheidet sich Feuchtgebiete von Nackt kam die Fremde: Schund, um ihn als emanzipatorischen Kult zu vermarkten. Der deutsch-amerikanische Philosoph Herbert Marcuse sagt in seinem Lebenswerk Der eindimensionale Mensch: „Was geschieht, ist sicherlich wild und obszön, männlich und deftig, ganz unmoralisch – und eben deshalb völlig harmlos. Befreit von der sublimierten Form, die gerade das Zeichen ihrer unversöhnlichen Träume war – eine Form, die im Stil, in der Sprache sich ausprägt, in der die Geschichte erzählt wird – , verwandelt Sexualität sich in ein Vehikel der Bestseller der Unterdrückung.“ Marcuses Bezugnahme auf Hollywood lässt sich mühelos auf die aktuellen Marketingmaschen übertragen. Eine eklige Szene hier, eine sentimentale Anekdote da und natürlich eine kitschtriefende Liebesgeschichte. Hauptsache eklig Wenn das Konglomerat aus abgeschnittenen Hämorrhoiden, Analfissuren und Fäkalsezierungen erst einmal zwischen zwei Buchdeckel gepresst wurde, können sich sowohl die hochvergeistigten Feuilletonisten als auch die tumben Groschenromanleser daran austoben. Sie alle fallen dann auf den neuen Hurz herein. Man sollte sich nicht von den Lobeshymnen, Romane wie Feuchtgebiete seien befreiend, täuschen lassen. Selbstverständlich wird dem konsumierenden Leser jede Interpretation vorweg genommen. Der im Ansatz befreiender Eskapismus wird mit Kindheitstraumata notdürftig zwangserklärt. Auch der dümmste Leser soll kapieren, warum die Figuren sich so verhalten wie sie sich verhalten. Nicht noch eine Biographie! Ein weiteres beliebtes Genre für Schundliteratur ist die sogenannte Promi-Biographie. Der Komiker Oliver Kalkofe entlarvt deren Banalität in seiner großartigen Reihe Nichtgedanken. Kalkofe liest hier Abschnitte aus den Biographien Prominenter und solcher, die es sein wollen. Bis auf einen abschließenden Kommentar konzentriert Kalkofe sich auf den Stoff selbst - natürlich nicht ohne seinen ebenso sarkastischen wie spitzbübischen Unterton in der Stimme. Kalkofe weiß, dass er die überflüssigen Biographien nicht zu karikieren braucht. Sie sind bereits Karikaturen. So demontieren sich die unsinnigen und hanebüchenen Texte ganz von allein. Fazit Der Erfolg von Schundliteratur ist ein Hinweis auf die Werte, die in unserer Gesellschaft propagiert werden: kaufmännische Cleverness geht vor mitfühlender Intelligenz, Flapsigkeit, Frechheit und Rücksichtslosigkeit werden als Selbstbewusstsein fehlgedeutet. Sexualität ist keine schützenswerte Intimsphäre mehr, sondern zur Schau gestelltes Exponat für psychische Probleme. Leser und Schriftsteller sollten sich nicht vom Marketing zu Schund verführen lassen - denn es gibt wesentlich stärkere und bessere Literatur. Ich trau' mich nicht! Mut zur Veröffentlichung - 2014-10-12 16:08 Viele Autoren haben eine Heidenangst davor, ihre Texte zu veröffentlichen. Aber warum eigentlich? Selbst wenn einige Leser das Werk schlecht finden - und diese Leser gibt es immer - ist das kein Grund, eine Geschichte nicht zu erzählen. Denn wir können vorab gar nicht wissen, welche Wirkung unsere Texte und Bücher auf unsere Mitmenschen haben. Die Angst vor Ablehnung Eine unserer stärksten Ur-Ängste ist die Angst, abgelehnt zu werden. Diese Angst sitzt deshalb so tief, weil wir soziale Wesen sind, die einander brauchen. Instinktiv vermeiden wir es daher, Dinge zu tun oder zu sagen, für die wir innerhalb unserer Gruppe ausgeschlossen werden könnten. Es handelt sich dabei um einen uralten Überlebensmechanismus, der unsere Vorfahren vor dem damals tödlichen Alleinsein bewahrt hat. Alte Muster - neue Umwelt Inzwischen leben wir in einer modernen Welt. Wir können unsere sozialen Netze, sowohl digital als auch im realen Leben, frei wählen und unsere Lebensmittelpunkte selbst bestimmen. Doch unsere Ur-Angst vor der Ablehnung ist geblieben. Nach wie vor scheuen wir Risiken, die eine Gefahr für unser (soziales) Überleben bedeuten könnten. Auch die Veröffentlichung eines Textes ist für uns ein Risiko und appelliert an diese Ur-Angst. Denn obwohl wir den Großteil unserer potentiellen Leser gar nicht kennen, möchten wir natürlich einen Text schreiben, den möglichste viele von ihnen positiv aufnehmen. Wir möchten von der Gruppe "Leserschaft" anerkannt werden. Doch wir wissen vorher nicht, wie die Geschichte bei den Lesern ankommt. Mut ist die Lösung Wie nun aber mit dieser Angst umgehen? Darauf gibt es zwei hilfreiche Antworten. Variante 1 Sie hören auf Ihre Angst und veröffentlichen Ihre Werke nicht Vorteil: Sie bleiben auf der sicheren Seite und müssen sich nicht mit Kritik auseinandersetzen. Nachteil: Sie verschließen sich der Möglichkeit, Erfolg mit dem Schreiben zu haben. Es wird ein ewiges Geheimnis für Sie bleiben, ob Ihre Texte beim Publikum gut ankommen werden oder nicht. Variante 2 Sie fassen Mut und veröffentlichen Ihre Werke Vorteil: Sie geben Lesern die Chance, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Sie verdienen Geld mit jedem Verkauf und werden bekannter. Durch Ihre Veröffentlichung geben Sie den Stein des Anstoßes vielleicht wird sogar ein Verlag auf Sie aufmerksam? Nachteil: Sie gehen ein Risiko ein. Sobald Sie sich für eine Veröffentlichung entschieden haben, können Sie die Folgen nicht kontrollieren. Sie müssen damit rechnen, schlechte Bewertungen und Rezensionen zu erhalten. Nicht in Foren veröffentlichen Im Web wird angehenden Autoren häufig der Rat gegeben, ihre Texte zur Beurteilung in sogenannten Schriftsteller-Foren zu präsentieren. Um es gleich vorweg zu sagen: ich halte nichts davon, Texte im Internet beurteilen zu lassen. Foren eignen sich mehr als nützliche Anlaufstellen, um Tipps und Tricks einzuholen, Erfahrungen auszutauschen und Inspiration zu beziehen. Im Folgenden finden Sie ein paar gute Foren für diese Zwecke: Literaturforum Deutsches Schriftstellerforum Autorenforum Der Online-Enthemmungs-Effekt Die meisten Foren stellen es ihren Mitgliedern frei, Klarnamen oder Pseudonyme zu verwenden. Doch genau diese Unterscheidung stellt die Text-Beurteilung in Foren infrage. Der Psychologe John Suler fand heraus, dass die Anonymität im Web einen Online-EnthemmungsEffektfördert. Durch fehlendes Feedback und die Unsichtbarkeit treten enthemmende, beleidigende und kränkende Kommentare vermehrt auf. Entmutigung Im schlimmsten Fall erntet ein ohnehin schon unsicherer Autor harsche Kritik und zieht daraus den Schluss, es mit dem Publizieren ganz bleiben zu lassen. Eine Präsentation der eigenen Texte in Foren verunsichert daher noch mehr. Stellen Sie sich vor, Autoren wie Tolstoi, Fontane oder Austen hätten ihre kritischen Werke vor der Veröffentlichung in einem Internet-Forum gepostet. Welcher Selbstzensur hätten sie sich damit unterworfen? Perfektion: Der Feind des Mutes Ein weiterer Grund für die Angst vor der Veröffentlichung ist das Gefühl, dass die eigenen Texte nicht gut genug sind. Wir fürchten dann, als Dilettanten dazustehen. Dieser Furcht liegt ein perfektionistisches Weltbild zugrunde - wir wollen alles sofort und einwandfrei haben. In einem anderen Artikel habe ich mich diesem Problem im Gewand der fehlenden Geduld gewidmet. Eine Geschichte jedoch kann nicht falsch oder richtig sein. Selbstverständlich kann sie kompliziert erzählt, langatmig oder detailarm wirken. Doch sind dies womöglich Stilmittel. Denken Sie in diesem Zusammenhang an den Dadaismus, der absichtlich mit Normen der bürgerlichen Klasse brach. Fazit Wenn Sie einen Text oder ein Buch geschrieben haben, sollten Sie bei der Entscheidung für oder gegen eine Veröffentlichung nur auf eine Person hören: Auf sich selbst. Niemand, auch kein im kommerziellen Sinne erfolgreicher Schriftsteller, kann Ihnen sagen, was Sie mit Ihren Texten bewirken werden. Illustration: Maria John Artwork Konstruktive vs. destruktive Kritik - 2014-10-15 16:10 Kaum ein Wort ist im Business-Sprech so geläufig wie Kritik. Zahllose Ratgeber geben Tipps zum Umgang mit Kritik – etwa, sie nicht persönlich zu nehmen, sondern sich stattdessen zu bedanken. Aber gilt das wirklich für jede Kritik? Und auch dann, wenn der eigene Roman kritisiert wird? Konstruktive Kritik Destruktive Kritik auf Augenhöhe herablassend Motivierend beleidigend hebt das Positive hervor betont das Negative liefert Anregungen will nur „draufhauen“ Machen Sie nicht den Fehler und stempeln Sie jegliche Kritik an ihren Werken als ungerechtfertigt ab. Eine Perfektion gibt es wie gesagt nicht und Sie können und werden als Autor immer etwas dazulernen. Viel besser ist es, wenn Sie die an Sie herangetragene Kritik filtern. Denn wer sagt, dass Sie sich jedes Urteil zu Herzen nehmen müssen? Kritik einschätzen Eine Kritik an Ihrem Buch hat nur so viel Gewicht, wie Sie ihr beimessen. Einige Leser halten ganze Genres für langweilig. Wenn also ein Verächter von Historienromanen Ihre neue Mittelaltergeschichte liest, können Sie sich vorstellen, dass diese Voreingenommenheit Ihr Werk in keinem guten Licht dastehen lässt. Machen Sie sich klar, dass jeder Leser bewusste oder unbewusste Erwartungen an Ihr Buch hat. Es ist nicht Ihre Schuld, wenn Sie diese Erwartungen nicht erfüllen. Konstruktive Kritik Es kann sehr hilfreich sein, Kritik von Menschen anzunehmen, die Sie schätzen und die ehrlich zu Ihnen sind. Sie erhalten dann konstruktive Hinweise, ohne vorgeführt zu werden. Darüber hinaus bin ich der Ansicht, dass ernstzunehmende Kunstkritiker selbst veröffentlichen sollten. Denn es ist sehr bequem, fremde Werke von einer sicheren Distanz aus zu beurteilen. Wer Kritik an seinen eigenen Werken nicht scheut, ist authentischer. Die Crux mit der Beurteilung Nach welchen Maßstäben soll die Bewertung einer kreativen Leistung überhaupt erfolgen? Zwar können "Experten" eine Geschichte an Eckpfeilern wie Spannungsbogen, Figurenentwicklung, Stil und Storyline analysieren. Doch eine Wertung ist und bleibt subjektiv. Und nicht selten spielen Autoren mit genau diesen Eckpfeilern und ignorieren sie bewusst - ein Stilmittel. Das Grundproblem der Bewertung von kreativen Leistungen kennen wir sehr gut: wir haben es bereits im Kunst- bzw. Musikunterricht erlebt. Lehrer beurteilten dann, was nicht zu beurteilen ist: eine künstlerische Leistung. Wer nicht singen oder malen konnte, bekam schlechte Noten. Fazit Ob Sie Kritik annehmen oder nicht, entscheiden Sie. Wichtig dabei ist, ob es sich um eine konstruktive oder um eine destruktive Kritik handelt. Denken Sie dabei an den Kontext, aus dem heraus Ihr Werk kritisiert wird. Letzten Endes ist Kritik, sowohl positive als auch negative, eine individuelle Wertung.Illustration: Maria John Artwork Was ist Poesie-Therapie? - 2014-10-30 16:00 Dass Gedichte und Romane Gefühle ins uns wecken, ist bekannt. Aber haben Sie auch gewusst, dass Literatur heilen kann? Das behaupten zumindest Poesie-Therapeuten. Was ist Poesie-Therapie? Im deutschsprachigen Raum wurde die Poesie- und Bibliotherapie von dem Psychologen Hilarion Petzold und der Psychotherapeutin Ilse Orth eingeführt. Seit den 1970er Jahren wurde sie als integratives Verfahren stetig weiterentwickelt. Sowohl das Schreiben als auch das Lesen werden in der Poesie-Therapie als heilsame Prozesse verstanden. Streng genommen gibt es nicht die Poesie-Therapie. Vielmehr sind die Übergänge zwischen kreativem, therapeutischem Schreiben und dem Lesen von Literatur fließend. Nicht nur methodisch, sondern auch inhaltlich unterscheiden sich die Angebote voneinander. So animieren einige Therapeuten ihre Patienten, experimentelle Texte zu verfassen, während andere die Rezeption von vorhandener Literatur bevorzugen. Beliebt sind in diesem Zusammenhang Biographien- der Patient soll sich mit Menschen identifizieren, die Lebenskrisen gemeistert haben. Eines ist allen Poesie-Therapien jedoch gemein: sie wollen dem (vorerst) Unaussprechlichen zum Ausdruck verhelfen. Wo wird Poesie-Therapie eingesetzt? Im Laufe der Jahre hat sich die Poesie-Therapie in Deutschland vor allem im klinischen Bereich etabliert und kommt bei ambulanter sowie stationärer Psychotherapie zum Einsatz. Auch wird sie in der Psychoonkologie und zur Begleitung bei chronischen Krankheiten angewendet. In den USA und in skandinavischen Ländern ist die Poesie-Therapie weitaus verbreiteter. Als integrative therapeutische Maßnahme wird sie nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Gefängnissen, Schulen, Alters- und Kinderheimen, Rehabilitationszentren und in Beratungsstellen eingesetzt. Die Poesie-Therapie strebt folgende Ziele für die Patienten an: 1 2 3 4 5 Verarbeitung belastender Erlebnisse Lösen emotionaler Blockaden Erlernen von Bewältigungsstrategien Förderung der Kreativität Persönlichkeitsentwicklung Ausbildung zum Poesie-Therapeuten Eine klassische mehrjährige Ausbildung zum Poesie-Therapeuten gibt es nicht. Sie kann jedoch in Form einer Weiter- bzw. Fortbildung erlernt werden. Halten Sie sich dabei unbedingt an seriöse Anbieter. Dazu gehören unter anderem: Deutsche Gesellschaft für Poesie- und Bibliotherapie Europäische Akademie für psychosoziale Gesundheit (Fritz Perls Institut) Deutsches Institut für Entspannungstechniken und Kommunikation Institut für Kreatives und Therapeutisches Schreiben (IKUTS) In der Regel dauert die Ausbildung zum zertifizierten Poesie-Therapeuten 1 Jahr. Eine medizinische Vorbildung ist nicht zwingend notwendig. Obwohl die meisten Anbieter keine therapeutische Vorbildung voraussetzen, ist dies unbedingt zu empfehlen. Schließlich wollen Poesie-Therapeuten Menschen mit seelischen Nöten helfen. Die Poesie-Therapie richtet sich daher vornehmlich an psychologische Psychotherapeuten, Ärzte mit psychologischer Zusatzqualifikation, Heilpraktiker, Kunst-, Tanz- und Musiktherapeuten und Therapeuten, die eine Ausbildung mit mindestens 2 Jahren Praxiserfahrung genossen haben. Wie wirksam ist Poesie-Therapie? Über die Wirkung der Poesie-Therapie lassen sich nur schwer allgemeine Aussagen treffen. Einige Studien bestätigen jedoch die heilsamen Effekte. So sind Schüler, die über emotional belastende Erlebnisse schreiben, im Durchschnitt weniger aggressiv und weisen eine höhere emotionale Stabilität auf. (Kliewer et al. 2011) Auch scheint es eine Frage der Persönlichkeit zu sein, inwiefern jemand von einer Poesie-Therapie profitiert. In ihrem Buch Warum Schreiben hilft sagt die Autorin und Therapeutin Professor med. Silke Heimes dazu: "Verschiedene Persönlichkeitsmerkmale scheinen Einfluss auf die Wirksamkeit des Schreibens zu haben. Beispielsweise profitierten unsichere, zurückhaltende Menschen mehr vom Schreiben als offene, freizügige und gut integrierte Menschen oder feindseelig-aggressive mehr als gelassene und selbstreflexive. Ebenso wie unsichere und ambivalente Menschen stärkere Stressreduktion durchs Schreiben erfahren." Was muss ein Poesie-Therapeut können? Gern zu schreiben oder ein begeisterter Leser von Poesie zu sein, genügt nicht. Interessenten müssen eine ernsthafte Bereitschaft und Befähigung zur therapeutischer Arbeit mitbringen. Darüber hinaus sollten sie über eine ausreichende emotionale Stabilität verfügen und sich in andere Menschen hineinversetzen können. Poesie-Therapeuten müssen in der Lage sein, dem Patienten durch schwierige Phasen zu helfen etwa dann, wenn sich verborgene Traumata oder intensive Angstgefühle offenbaren. Bei falscher Betreuung kann es zu akuten bzw. chronischen Stimmungsverschlechterungen kommen. Daher sollten nur ausgebildete Personen die Poesie-Therapie durchführen. Bedenken Sie, dass es sich bei der "Ausbildung" zum Poesie-Therapeuten in Wahrheit nur um eine Weiterbildung handelt. Fazit Poesietherapie ist kein Ersatz für eine Psychotherapie oder eine psychiatrische Behandlung. Vielmehr ist sie ein ergänzendes Verfahren, das weltweit genutzt wird, um Patienten ihren Zugang zu Emotionen zu erleichtern und ihre Kreativität zu fördern. Um als Poesie-Therapeut mit traumatisierten Menschen zu arbeiten, empfiehlt sich daher eine vorhergehende medizinische Fachausbildung. Achten sie bei der Auswahl Ihrer Fortbildung unbedingt auf einen seriösen Anbieter. 2014 - 11 Das Improvisationstheater - 2014-11-04 09:23 So wunderbar strukturierte Theaterstücke, Lieder, Bücher und Performances auch sein können - ein Besuch bei einem Improvisationstheater ist immer wieder erfrischend. Das freie Spiel zeigt uns, was Kunst wirklich ausmacht: Spontanität und Leidenschaft jenseits jedes rationalen Kalküls. Nachfolgend finden Sie meine Rezension eines Improvisationstheater-Besuches in Leipzig. Wenn wir schon mal da sind... dann können wir auch spielen: Die Improvisations-Theatergruppe Sowiesoda bindet das Publikum intensiv ein Kriminalfälle haben es so an sich, dass sie von denen, die daran arbeiten, gelöst werden wollen. Damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen dem klassischen Krimi und der Darbietung des Leipziger Improvisationstheaters Sowiesoda aber auch schon auf. Denn der Zuschauer wusste während der Vorführung im Lindenfels Westflügel nicht, wohin die Detektiv-Arbeit führen würde. Herkunft des Improvisationstheaters Die Ursprünge des Improvisationstheaters reichen zurück bis in die Antike. Doch wurde diese Kunstform von festen Strukturen in der Theaterlandschaft ins Abseits gedrängt. Gerade dies ist aber ihre Stärke: die Uferlosigkeit und das spontane Überraschungsmoment machen das Improvisationstheater zu etwas Einzigartigem. Sowiesoda schlägt mit seiner Kreativität und viel Humor in diese Kerbe. Das bestätigt auch der große Andrang an Menschen, die sich zu dieser Vorstellung auf dem Boden zusammenkauerten. Weniger ist mehr Die Bühne ist karg, kaum breiter als ein Floß. Eine Frau, die angesichts ihres Kostüms aus Downtown Abbey stammen könnte, moderiert uns durch den Abend. Die übrigen drei Schauspieler agieren ohne Verkleidungen. Sie hangeln sich mit Gegenständen durch das Spiel, die ihnen das Publikum zuwirft: ein Schirm, der später Mordwerkzeug wird, eine merkwürdige Holzfigur und eine Murmel. Auch mit unsichtbaren Begriffen wird hantiert, um die drei Fälle aufzuklären. Da ist das Mutterschiff, der Gott Shiva und das Hundertwasserhaus in Magdeburg. Was sich wie ein Fiebertraum anhört, in dem auch die absurdesten Dinge einen Zusammenhang ergeben, ist ein gelungener Tanz mit der Fantasie. Und sie sind mehr als ein Spiegel Es scheint, als mache Sowiesoda seinen Namen zum Programm – eine Theatergruppe, die ganz beiläufig da ist und wenn sie schon da ist, kann sie eben auch mal etwas wegspielen. Sie wirkt wie ein Katalysator des Publikums, das mit kindlicher Neugier auf das Bühnentreiben schaut wie in einen Zerrspiegel auf dem Jahrmarkt. Doch all das täuscht. Anders als ein Spiegel wirft die Gruppe die Einfälle des Publikums nicht zurück. Sowiesoda folgt nicht blind den Ansagen des Publikums, sondern transformiert sie. Sind wir die Akteure? Zwar haben wir den Eindruck, selbst zu Darstellern, Drehbuchautoren, Regisseuren und Akteuren zu werden. Wir konstruieren eine Geschichte und gespielt wird sie eben von Sowiesoda. Was sie von uns unterscheidet, ist jedoch mehr als die bloße Verkörperung unserer Einfälle. Denn egal, was das Publikum sagt – der rote Faden, der szenische Aufbau, das Rotationsprinzip der Schauspieler – sie sind feste, vorgeplante Konstanten im Spiel der Gruppe. Das Improvisationstheater geht zwar davon aus, dass jeder Mensch die Eigenschaft des Erzählens besitzt. Doch baut eine Gruppe wie Sowiesoda das Rohgerüst, damit wir anschließend ein aberwitziges Tollhaus betreten können. Denn anders als Performance-Kunst ist das Improvisationstheater zwar die freieste, jedoch keine völlig unbeschränkte Theaterform. Deshalb erleben wir einen wunderbaren Abend mit hervorragenden Darstellern, die elegant wie ein Segler durch die herausfordernden Publikumseinfälle hindurchschiffen. Fazit Wer sich davon überzeugen will, dass Sowiesoda mehr kann als einen Abend mit bester Kriminalunterhaltung zu füllen, dem sei die nächste Vorstellung am 13. November um 21 Uhr in der Wärmehalle Süd nahegelegt. Dann wird nämlich fleißig Seemannsgarn gestrickt. Diese Rezension bezieht sich auf: Sowiesoda - Improvisationstheater Bar froehlich & herrlich Lindenfels Westflügel; Vorstellung vom 10. Oktober 2014 Die Rezension erschien am 03.11.2014 im Leipzig Almanach. Was ist "wikiHow"? - 2014-11-06 16:45 Kennen Sie die Webseite wikiHow? Klingt ein bisschen nach Wikipedia, oder? Damit liegen Sie gar nicht mal so falsch. Nur dass es bei wikiHow nicht darum geht, was es auf der Welt gibt, sondern wie etwas gemacht wird. Was ist wikiHow? wikiHow ist ein Portal, das Anleitungen für jede Lebenslage bietet. Im deutschen Sprachraum ist das Phänomen noch nicht so weit verbreitet wie sein englisches Pendant. Das Motto auf der Homepage von wikiHow lautet: "Wir wollen, dass die Welt weiß wie alles gemacht wird. Mach mit!" Wie funktioniert das? Das Prinzip ist dasselbe wie bei Wikipedia. Jeder kann sich in dem Portal registrieren und einen Artikel schreiben bzw. bearbeiten. Um Dopplungen zu vermeiden, wird der geplante Name des Beitrags zuvor auf Ähnlichkeiten mit bereits existierenden Inhalten überprüft. Welche Themen gibt es auf wikiHow? So gut wie alles eignet sich zum Thema. Hier ein paar Artikel, die es tatsächlich zu einer Veröffentlichung bei wikiHow geschafft haben: Auf YouTube berühmt werden Herausfinden, was deine Eltern dir zu Weihnachten schenken werden Eine Intuition wie Sherlock Holmes entwickeln Verstopfung bei Katzen behandeln Einen Vulkan basteln Eine "als ob" Zeitmaschine bauen Diese lustige Liste ließe sich beliebig lang fortführen. Wer jetzt denkt, bei wikiHow handle es sich um eine nicht ernst gemeinte Spaß-Plattform, der irrt. Neben den humorvollen Anleitungen bietet das Portal eine Fülle von sehr nützlichen Artikeln, wie zum Beispiel: Ordnung halten Ein Logo schützen Geld für einen guten Zweck sammeln Selbstbewusstsein gewinnen Diese Artikel sind der Mehrwert, um den sich so viele Webseiten-Betreiber reißen. Und hier finden wir diesen Unique-Content kostenlos auf einer seriösen Webseite. Wie ist die Qualität von wikiHow? wikiHow ist eine dynamische Plattform, die genau wie Wikipedia von den Beiträgen ihrer User lebt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Laien über ein Thema schreiben. Wir können also nicht dieselben Qualitätsstandards anlegen wie in einem Fachjournal oder einem Handwerker-Kurs. Dennoch gibt es genügend Experten auf wikiHow, die mit Hintergrundwissen über Themen schreiben. Ein wesentliches Element für wikiHow ist die Qualitätsverbesserung durch Überarbeitung. Die Community geht davon aus, dass jeder Artikel nachträglich durch Fachkundige verbessert wird. Sämtliche Änderungen lassen sich dann in einem Verlauf nachverfolgen. wikiHow selbst schreibt zu diesem Thema: "wikiHow ist ein Gemeinschaftsprojekt um den weltweit größten und qualitativ hochwertigsten Ratgeber zu erstellen und zu teilen. Stell dir vor jeder auf der Erde hätte einen fachkundigen Trainer, der ihm beibringen könnte, wie man irgendetwas macht. Im Endeffekt sollte unser Ratgeber korrekte Anleitungen zu eigentlich jedem vorstellbaren Thema enthalten. Diese frei verfügbaren Information werden Millionen von Leben verbessern." Fazit wikiHow ist eine großartige Plattform für Themen, die von den meisten Blogs und Magazinen gar nicht oder viel zu stiefmütterlich behandelt werden. Besonders spannend ist, dass die deutsche Community noch im Aufbau zu sein scheint. Es gibt also noch viele Themen, über die man schreiben kann! Dresscode im Homeoffice - 2014-11-19 19:54 Einen Dresscode im Home-Office? Wozu denn das? Arbeitet es sich zuhause nicht viel entspannter mit Jogginghose und ausgeleiertem Pulli? Auf keinen Fall. Denn was wir anziehen wirkt nicht nur auf unsere Umwelt, sondern auch auf uns selbst. Kleider machen Leute - und Stimmungen Es ist eine alte Binsenweisheit, dass Kleider Leute machen. Aber wie Binsenweisheiten es so an sich haben, werden sie gern mißachtet. Die Kleidung ist neben dem Gesicht und der Frisur der unmittelbare erste Eindruck, den wir von einer Person erhalten. Noch bevor wir bewusst darüber nachdenken, lösen Farben, Formen und Stoffe Assoziationen in uns aus. Sie können dieses unbewusste Denken an sich selbst entdecken, wenn Sie durch eine Fußgängerzone laufen. Die richtige Kleidung sorgt nicht nur für einen guten Außenauftritt. Auch für uns selbst ist es enorm wichtig, wie wir uns anziehen. Wie wohl und anmutig fühlen wir uns in einem schnittigen Anzug bzw. in einem leuchtenden Kleid. Wie herrlich ist das Gefühl, einen frisch gewaschenen Pullover überzustreifen. Wir tun uns damit selbst etwas Gutes wie mit einem leckeren Essen oder einer erfrischenden Dusche. Die passende Kleidung Es ist, als würden wir eine Uniform anlegen. Der Arzt mit seinem Kittel, der Brauer mit seiner Schürze, der Postbote mit schwarz-gelbem Dresscode. Für Schriftsteller und Autoren gibt es (zum Glück!) keine einheitliche Berufskleidung - jeder kann anziehen, was ihm gefällt. Doch ist das kein Freischein für den Schlabberlook. Denn schöne, saubere Kleidung ist ein Zeichen von Selbstachtung. Wir sind es uns wert, auf uns Acht zu geben. Und das signalisieren wir auch durch einen gepflegten Außenauftritt - uns selbst und den anderen. Es ist darüber hinaus ein Ausdruck von Professionalität einen Dresscode auch dann zu pflegen, wenn man nicht zu einem Termin oder zur Aquise aufbricht. Für mich und Sie - immer gut angezogen Wenn ich im Homeoffice arbeite, dann nur in der richtigen Kleidung. Meistens ein schönes Hemd und eine dazu passende Hose. Bequemlichkeit schließt sich dabei nicht aus. Schuhe ziehe ich natürlich nicht an, das wäre wohl zu viel des Guten. Aber neben einem sauberen und aufgeräumten Schreibtisch ist der Dresscode im Homeoffice ein Muss für mich. Viele Freelancer sehen das sicher anders und das ist auch in Ordnung, doch für mich geht effektives Arbeiten nur so. 2014 - 12 5 Tipps für mehr Konzentration - 2014-12-03 10:13 Jeder Tag bietet eine Fülle von Ablenkungen. Besonders für Freiberufler, die ihre Zeit selbst einteilen können, ist die Konzentration bei Projekten äußerst wichtig. Wie also den Zerstreuungen begegnen? Fünf Ablenkungen und Tipps, wie Sie trotzdem konzentriert bleiben. 1. Eine Software reicht Für Autoren gibt es zig Programme, mit denen sie ihre Texte verfassen können - z.B. Papyrus und Scrivener, um zwei zu nennen. Diese Programme haben auch ihre Berechtigung. Aber wie viel Zeit investieren wir, um uns mit ihnen auseinander zu setzen? Wie viele Stunden gehen verloren, bis wir die Architektur einer Software so gut verstanden haben, dass sie unseren Arbeitsprozess flüssig unterstützt? Manche dieser Programme werben damit, eine formatierungsfreie, basale Arbeitsfläche anzubieten. Schön und gut, aber die kann ich mir in meinem eigenen Schreibprogramm auch einrichten. Ich benutze für diesen Zweck eine Vorlage vom Literaturcafé. So habe ich dazu noch den Vorteil, meine Manuskripte gleich im branchenüblichen Normseiten-Format zu schreiben. Ich selbst habe ein paar Schreibprogramme ausprobiert, um letzten Endes doch wieder bei Word zu landen. Mag sein, dass es ausgefeiltere Tools zum Schreiben gibt, aber ich bewahre mit dem soliden Word meine Konzentration auf das Wesentliche - den Text! Tipp: Entscheiden Sie sich für ein Programm und bleiben Sie dabei. Teure Software muss nicht sein, Karteikarten und gut sortierte Notizen in Kombination mit Word oder Open Office reichen vollkommen aus. Gute Texte entstehen nicht durch schicke Programme, sondern durch harte Arbeit und Konzentration. 2. Konzentration auf Social Media Damit ist nicht nur das Chatten, Liken und Sharen auf Facebook oder Twitter gemeint. Viele Freelancer vergeuden einen Haufen Zeit mit der Frage, wie und auf welchem Portal sie sich präsentieren sollen. Zur Auswahl stehen (keineswegs vollständig): Facebook, LinkedIn, Xing, Pinterest, Lokalisten, Twitter, Friendscout und Unternehmenswelt.de. Mit der Anmeldung ist es natürlich nicht getan: Profile müssen ausgefüllt, Kontaktanfragen versendet, Arbeitsproben hochgeladen und Bilder hinzugefügt werden. Verstehen Sie mich nicht falsch, auch ich nutze gern und intensiv einige Social Media-Kanäle. Netzwerken ist wichtig. Doch auch hier zählt wieder die Konzentration auf gezielte Maßnahmen. Sich in allen Portalen anzumelden bringt überhaupt nichts. Sie verlieren dadurch nur wertvolle Zeit. Tipp: Suchen Sie sich zwei, maximal drei Portale, in denen Sie Kontakte knüpfen und Marketing betreiben. Bedenken Sie dabei, dass diese Profile regelmäßig gepflegt werden müssen. 3. Umständliche Erledigungen Sie mögen als Pausen angenehm sein, für das eigene Zeitmanagement sind sie jedoch verheerend: umständliche Erledigungen. Damit meine ich Tätigkeiten, die nicht zusammenhängend, sondern einzeln und unstrukturiert erledigt werden. Ein Beispiel gefällig? Sie planen einen Friseurtermin, fahren anschließend nach Hause, gehen von dort aus wieder los zum Einkaufen, kommen wieder nach Hause, fahren nochmal los zur Post und kommen ein drittes Mal nach Hause, nur um sich dann mit Freunden in der Innenstadt zu verabreden und fahren wieder los. Sie würden staunen, wie viele Leute so chaotisch durch ihren Tag gehen. Tipp: Organisieren Sie Ihre Erledigungen zusammenhängend. Wenn Sie bereits unterwegs sind, verbinden Sie die einzelnen Aufgaben so miteinander, dass keine unnötigen Zeit-Lücken entstehen. 4. Tipps und Tricks lesen Sie haben richtig gelesen - genau das, was Sie gerade tun. Auch hier gilt wieder: Konzentration aufs Wesentliche. Von anderen zu lernen ist eine großartige Sache und sehr, sehr hilfreich. Aber Sie müssen auch lernen, die Flut von Informations-Angeboten zu filtern. Viele Hobby-Autoren begehen hier einen Fehler und sagen sich: "Ich muss erst gut genug Bescheid wissen, dann kann ich anfangen". Natürlich sollten Sie wesentliche Grundlagen kennen. Aber irgendwann müssen Sie anfangen und Perfektion lässt sich sowieso nie erreichen. Tipp: Schreiben Sie zu jedem Projekt einen Satz, was Sie damit erreichen möchten. Suchen Sie anschließend gezielt nach Tipps und Hilfestellungen, um zu diesem Ziel zu gelangen. 4. Multi-Tasking Ich kann es gar nicht deutlich genug sagen: Konzentration ist elementar für das Schreiben. Deshalb rate ich davon ab, neben dem offenen Manuskript noch Musik oder den Fernseher laufen zu lassen. Sie schreiben dann nicht nur langsamer, sondern auch wesentlich unkonzentrierter und damit schlechter. Gute Schreibe ist und bleibt anstrengend, darum kommen wir alle nicht herum. Zur selben Zeit an mehreren Texten zu arbeiten oder E-Mails zu schreiben ist übrigens genauso zerstreuend. Tipp: Arbeiten Sie immer nur an einem Projekt und dafür mit voller Konzentration. Setzen Sie vorab Prioritäten (z.B. mit Zahlen: 1: höchste Priorität, 5: niedrigste Priorität). Fazit Ablenkung lässt uns die Konzentration auf das Wesentliche verlieren. Autoren sollten nie vergessen, dass das Schreiben im Vordergrund jeglicher Bemühungen stehen sollte - alles andere ist Kür. Was sind Ihre Tipps zum Thema Ablenkung? Rezension: Gone Girl (Gillian Flynn) - 2014-12-04 14:12 In den USA belegte Gone Girl wochenlang die Spitzenpositionen der Bestsellerlisten. Auch hierzulande war das dritte Buch der US-Autorin Gillian Flynn ein echter Kassenschlager. Was aber macht diesen Thriller so besonders? Und ist er wirklich die ganze Aufregung wert? Eine Frau verschwindet Genau genommen ist der Titel Gone Girl irreführend, denn die Erzählung handelt nicht von einem Mädchen, das verschwindet, sondern von einer Frau. Die attraktive Amy Dunne ist eines Tages wie vom Erdboden verschluckt. Ihr phlegmatischer Mann Nick begibt sich auf die Suche nach ihr und gerät in einen Strudel aus Verleumdung und Verzweiflung. Doch nichts ist, wie es scheint. Gone Girl wurde für seine zahlreichen Überraschungen gelobt. Kritiker feierten, ja huldigten die Einfälle der Autorin Gillian Flynn. So schwärmte die Maxi: „Achtung, dieser genial gemachte Thriller nimmt so viele unvorhergesehene Wendungen, dass einem schwindlig werden kann!“ Aber ist dieses Buch wirklich so originell? Genau genommen gibt es nämlich nur eine Überraschung: Amy hat ihr Verschwinden minutiös geplant und selbst inszeniert. Dabei hat sie Umstände geschaffen, die den eigenen Ehemann wie ihren Mörder wirken lassen. Die Presse, die Polizisten, die Nachbarn – sie alle fallen auf das Schmierentheater der psychopathischen Amy herein. Und auch wir Leser gehen ihr auf den Leim. Das ist das einzige Überraschungsmoment – der Augenblick, in dem der Leser die Wahrheit über die überkorrekte, perfektionistische Amy erfährt. Danach wird der Roman langatmig. Natürlich ist es spannend zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Wir wollen wissen, wie Nick sich aus seiner katastrophalen Lage befreit. Und hier enttäuscht Flynn uns nicht: Nick handelt glaubwürdig und bleibt seinem Charakter stets treu. Wir werden nicht mit einer peinlichen Läuterungsgeschichte konfrontiert. Vielmehr dampfen Nicks Entsetzen und sein Ekel über die Perversionen seiner Frau aus seinen Poren. Doch wäre dieser Abschnitt nicht einen separaten (Fortsetzungs-)Roman wert gewesen? Hätte Flynn den Leser nicht viel neugieriger gemacht, wenn nach der schockierenden Enthüllung vorerst keine weitere Seite mehr zu lesen gewesen wäre? Rosemary’s Stiefkind Amys konstruierte Rückkehr ist noch viel überflüssiger. Wir werden als Leser wieder an der Nase herumgeführt. Doch diesmal meint Flynn es ernst. Sie will uns tatsächlich glauben machen, dass Nick im Anschluss wochenlang mit einer Frau zusammenlebt, die er töten möchte. Nach eigener Aussage sei Flynn beim Schreiben des Schlusses von Rosemary’s Baby inspiriert gewesen. Und es ist deutlich zu spüren, dass die Autorin versucht, den Horror in die eigenen vier Wände zu bringen. Leider ist dieser finale Kammerspiel-Kniff, der noch einmal Tempo in die Geschichte holen soll, zu viel des guten. Flynn hätte der gelungenen Stimmung im düsteren Mississippi ruhig mehr Vertrauen schenken und ein gesetzteres Ende schreiben dürfen. Die verwöhnte Göre Zwei Punkte, die Amy an Nick besonders kritisiert, sind seine Verwöhntheit und seine fehlende Aufmerksamkeit. Doch in Wahrheit ist sie diejenige, die ihr Leben lang als verwöhnte Göre aufwuchs. Anfangs verfügte sie über einen Geldfonds knapp an der Millionengrenze und verurteilt den arbeitslosen Nick für den gemeinsamen Umzug, damit dieser seine kranke Mutter und den an Alzheimer leidenden Vater pflegen kann. In Amys selbstgerechten Rache- und Erziehungsmaßnahmen geht es ausschließlich um ihre Bedürfnisse. Mit ihrem Ehemann über die empfundene Vernachlässigung zu reden, kommt ihr nicht in den Sinn. Die Figur ist so widerwärtig, dass der Leser sogar mit dem nicht ganz so widerwärtigen Nick, der eine Affäre hat, lügt und sich gehen lässt, sympathisiert. Ein „weibliches“ Buch? In der Welle der Huldigungen brachte der Stern ein besonders unsinniges Statement zu Gone Girl: Das Buch sei „sehr fein, sehr klug, sehr weiblich“. Was soll uns das sagen? Meinte der Autor feinsinnig? Meint er mit klug den Stil, den Handlungsaufbau, die Figuren? Oder alles zusammen? Und was ist mit weiblich gemeint? Amys intrinsisches Gruselkabinett? Nicks emotionale Sensibilität? Detective Boney, die kaffeeabhängig durch den Tag taumelt? Diese Kritik verrät uns aber, wenn auch ungewollt, eine bemerkenswerte Tatsache: dass es an diesem Buch gar nicht so viel zu loben gibt. Dass Gone Girl von dem singulären, aber ebenso starken Überraschungsmoment lebt, mit dem der Leser konfrontiert wird. Dieser Moment, erzählt mit einem messerscharf geschliffenen Stil, macht Gone Girl so besonders. Fazit Gillian Flynn ist eine buchstäbliche Stilikone und erschafft ein düsteres Setting, von dem man sich gern packen lässt. Während der anfängliche Großteil des Buches mit Spannung aufwartet, droht die Geschichte im letzten Drittel leider in eine absurde Version der Schillerstraße zu kippen. Dennoch ist Gone Girl ein starker Thriller mit einem starken Twist, dem mutige Verknappungen und ein solideres Ende nicht geschadet hätten. FLYNN, GILLIAN: Gone Girl. Roman, Fischer, Frankfurt 2014.Übersetzt aus dem Englischen von Christine Strüh, 575 S.,9,99 € Diese Rezension erschien erstmalig am 02.12.2014 im Leipzig Almanach. Die Fischgrät-Methode - 2014-12-05 20:31 Heute möchte ich Ihnen meine bevorzugte Methode vorstellen, mit der ich Projekte, Manuskripte, Texte - eigentlich alles bearbeite. Ich nenne sie die Fischgrät-Methode. So gelingt ein Projekt in wenigen Schritten. Entwurf Aller Anfang ist schwer - und beginnt mit einem Entwurf. Schreiben Sie, was das Zeug hält bzw. stellen Sie ein grobes Konzept auf. Die optimalen Methoden dafür finden Sie durch Inspiration. Wenn Sie den Entwurf fertig haben, Finger weg und ruhen lassen. Ruhephase 1 Gehen Sie einen Kaffee (wahlweise Tee, Wasser, Bier - was Ihnen beliebt) trinken. Oder gehen Sie mit dem Hund spazieren. Was immer Sie auch tun - es darf nichts mit dem ersten Entwurf zu tun haben. Sie brauchen Abstand, um klar zu sehen. Also wäre Bier doch keine so gute Idee. Überarbeitung 1 Ran an den Speck bzw. den Fisch. Nehmen Sie sich Ihren Entwurf vor und überarbeiten Sie ihn. Sie werden feststellen, dass sich der kurze Abstand dank der Ruhephase positiv auf Ihre Arbeit auswirkt. Ruhephase 2 Die zweite Pause ist wesentlich länger. Bei Manuskripten sollte sie mehrere Wochen umfassen. Denn nur so bekommen Sie den nötigen Abstand, um möglichst unvoreingenommen auf den Text zu schauen. Je nach Umfang variiert die Dauer der Abstände natürlich. Roman: 1-3 Monate Kurzgeschichte: 3-10 Tage Blogartikel: 1-2 Tage Wichtig ist, dass Sie genügend Abstand gewinnen, ohne den Kontakt zum Projekt zu verlieren. Doch das ist Übungssache. Je häufiger Sie die Fischgrät-Methode ausprobieren, umso mehr entwickeln Sie ein Gespür für Ihre Texte. Überarbeitung 2 Ich gebe es zu: Überarbeitung 2 gehört defintiv nicht zu meinen Lieblingsphasen. Denn hier geht es um ein Lektorat im klassischen Sinne. Sie überarbeiten den Text intensiv und lesen ihn mehrere Male unter verschiedenen Aspekten: 1 2 3 4 5 Rechtschreibung Grammatik Stil Inhalt Logik Insbesondere der letzte Punkt fällt bei vielen Autoren unter den Tisch. Dabei ist es unabhängig von der Textgattung wichtig, ob die innere Logik stimmt. Das gilt genauso für das kreative Schreiben, denn auch Geschichten müssen in sich stimmig sein. Diese Fitzelarbeit ist enorm wichtig, aber sie macht natürlich nicht so viel Spaß wie die Reinschrift. Ackern Sie sich einfach durch und Sie werden mit einem guten Ergebnis belohnt. Aber Halt, eine Phase dürfen wir nicht vergessen: Finale Korrektur Sie haben es (fast) geschafft! Nun geht es darum, die feinen Stellschrauben Ihres Textes zu justieren. Wo kann ich noch besser formulieren? Gibt es ein Wort, das noch treffender, noch markiger ist? Kann ich in diesem Kapitel noch etwas Spannendes einfügen? Stimmt die Formatierung? Sind Seitenzahlen eingefügt, Kontaktdaten hinterlegt, der Arbeitstitel deutlich erkennbar, Zeichnungen an den richtigen Stellen, etc.? Wenn Sie sich an den einzelnen Gräten entlang gebissen haben, werden Sie mit dieser Methode erfolgreich Projekte abschließen. Warum ich keine E-Books mag - 2014-12-07 17:09 "Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen, welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an; wer ihm die Nase nicht grad zwischen die Kiefern steckt, den beißt's auch nicht." - Wilhelm Busch Millionen Euro werden jedes Jahr in den E-Book-Markt investiert. Ständig gibt es neue Reader, die noch angenehmer, noch echter, noch näher am gedruckten Buch sein sollen. Die Werbung setzt alles daran, uns das Lesevergnügen in digitaler Form schmackhaft zu machen. Doch das ändert alles nichts daran, dass das E-Book hierzulande wenig Anklang findet. Warum ich keine E-Books mag Ein Buch zu lesen ist ein aktiver Prozess. Der Leser muss sich konzentrieren, sich mit einer Fülle von Wörtern und Sätzen bewusst auseinander setzen, wenn er ihren Inhalt verstehen will (bei Schund ist das natürlich wesentlich einfacher). Nicht umsonst heißt es, man nimmt sich Zeit für ein Buch. Das Lesen eines Buches ist also das komplette Gegenteil von schnellem, passivem Konsum. 1. Nur das echte Buch ist ein sinnliches Erlebnis Buchfans wissen: zum Lesen gehört mehr als der reine Text. Es ist das Gefühl, ein Kunstwerk in den Händen zu halten, das Knistern der Seiten zu hören, den druckfrischen Duft einzusaugen, mit den Fingerspitzen über die Prägung des Einbandes zu fahren und am Abend müde und zufrieden ein Lesezeichen zwischen die Kapitel zu legen. Lesen ist ein Abenteuer, das unsere Sinne stimuliert. Ein E-Book kann all das nicht. Es ist lediglich Text auf einem Bildschirm. 2. Gedruckte Bücher sind greifbar Ein gedrucktes Buch ist eine materielle Schöpfung. Wie ein Filmliebhaber, der sich DVDs oder Blurays in sein Regal stellt, brauche ich reale, greifbare Bücher. Es ist das Paradoxon unserer Gegenwart: Wir haben so viele Informationen wie nie, aber haben das Lesen verlernt. Der Philosoph Byung-Chul Han schreibt in seinem hervorragenden Buch Im Schwarm: Ansichten des Digitalen dazu: "Die digitale Kommunikation nimmt nicht nur spektrale, sondern auch virale Formen an. Sie ist insofern ansteckend, als sie unmittelbar auf emotiver oder affektiver Ebene erfolgt. Die Ansteckung ist eine posthermeneutische Kommunikation, die eigentlich nichts zu lesen oder zu denken gibt. Sie setzt keine Lektüre voraus, die sich nur begrenzt beschleunigen lässt. Eine Information oder ein Content, auch mit sehr geringer Signifikanz, breitet sich wie eine Epidemie oder Pandemie rasend im Netz aus. Kein anderes Medium ist zu dieser viralen Ansteckung fähig. Das Schriftmedium ist dafür zu träge." Doch gerade diese Trägheit hebt das Buch als echtes Schriftmedium vom viralen E-Book ab. Ähnlich verhält es sich mit anderen Sehnsüchten in Richtung Retro: die Rückkehr zur analogen Fotografie, der bewusste Verzicht auf Fernseher, die Verwendung saisonaler und regionaler Lebensmittel im Sinne des Slow Food. Das Buch, ein jahrhundertealtes Kunstprodukt, schwingt ganz im Geiste dieser Entschleunigung. 3. Das Produkt E-Book wird mir aufgezwungen Mit E-Books ist es so ähnlich wie mit Tablets: in der Werbung sind sie omnipräsent und wenn man es genau durchdenkt, fragt man sich, wofür diese Neuerungen eigentlich gut sind. Ich selbst hatte für kurze Zeit ein Tablet und konnte überhaupt nichts damit anfangen. Zum flüssigen Schreiben fehlte mir eine ordentliche Tastatur und auf die Vorteile eines Smartphones musste ich auch verzichten. Scheinbar geht es nicht nur mir so. Betrachten wir eine Infografik von Statista zum Thema E-Books sieht die Prognose für Europa doch ziemlich mau aus: Alles sofort und jederzeit Mittlerweile ist jede Form von Kunst digital und sofort verfügbar. Filme bekommen wir genau wie Musik On-Demand (ein guter Kandidat für das Unwort des Jahres) - selbstverständlich alles in HD bzw. in glasklarer Klangqualität. Doch gibt es Künstler, die sich diesem Trend widersetzen. So weigerte sich Quentin Tarantino, für den Filmsoundtrack von Django Unchained digital aufpolierte Versionen älterer Songs zu verwenden. Stattdessen überspielte er den Klang seiner eigenen Schallplatten - inklusive den typischen Knack- und Knarzgeräuschen seines Schallplattenspielers. Im Booklet des Soundtracks schreibt der Regisseur: "I even kept the sounds of the needle being put-down on the record. Basically because I wanted people's experience to be the same as mine when they hear this soundtrack for the first time." Die "Vorteile" von E-Books sind in Wahrheit Nachteile Das Konsumprodukt E-Book kommt genau zur richtigen Zeit. Nur ist das kein Kompliment. Der Mainstream ist voll auf die Technik ausgerichtet - Google Glass inklusive. Das E-Book ist nur die logische Konsequenz dieser Entwicklung. Warum auch nicht, schließlich ist es doch günstiger und viel bequemer zu kaufen, oder? Betrachten wir kurz die vermeintlichen Vorteile von E-Books: 1. E-Books sind billiger als gedruckte Bücher Das stimmt nur bedingt. Durch die Buchpreisbindung gibt es in Deutschland nur einen unwesentlichen Unterschied. Zwar gibt es auch von meinen Büchern E-Book-Versionen zu erwerben, die preiswerter sind als die gedruckten Exemplare. Das ist auch logisch, da so die Kosten für Papier und Produktion gespart werden. Doch wir bezahlen einen zu hohen Preis dafür - womit wir beim nächsten Punkt wären. 2. E-Books lassen sich schnell überspielen Ein E-Book ist unendlich reproduzierbar und wird in Sekundenbruchteilen an Geräte verschickt. Praktisch, aber mehr als eine schnöde Datei auf unserem Reader bekommen wir nicht für unser Geld. Anders als echte Bücher können wir E-Books (von speziellen Aktionen einmal abgesehen) nicht an Freunde verleihen oder nach dem Lesen verkaufen. Hinzu kommt, dass viele E-Book-Dienste sich vorbehalten, einzelne Titel oder sogar die ganze Bibliothek eines Nutzers zu löschen (z.B. bei AGBVerstößen). 3. Die Auswahl ist vielfältig Das trifft leider auch auf die vielen verschiedenen Dateiformate zu. Diese unterschiedlichen Formate und der hauseigene Kopierschutz von E-Book-Anbietern machen das Chaos perfekt - so läuft das gängige ePub-Format weder auf Kindle-Geräten noch auf Apple-Readern. Dass dahinter keinerlei technischer Nutzen steckt, sondern reines Marketingkalkül, dürfte klar sein. Die Monopolisierung durch Konzerne können wir in der Buchbranche immer wieder beobachten. Dazu brauchen wir nur ein paar Wochen zurück zum Streit um E-Books zu gehen. Eine schnelle Alternative E-Books bieten eine Alternative zu klassischen Wegen. Ein Beispiel hierfür ist der Verlag Dotbooks. Doch leider bleibt es eben ein E-Book. Auch die Möglichkeit des Direct Publishing sei hier erwähnt - einige Dienste wie BoD E-Book bieten eine sofortige Veröffentlichung und damit den Direktverkauf mit 70 % Marge an. Der Nachteil hier: das eigene Buch wird nicht nochmal lektoriert. Sie allein sind verantwortlich für Inhalt, Marketing und Rechtschreibung. Wann sind E-Books sinnvoll? Für Anleitungen und Sachbücher sind E-Books ziemlich praktisch - können darin doch wie in einem Blogartikel hilfreiche Links und Querverweise eingebaut werden. Hier reden wir jedoch von Informationsbeschaffung und nicht von Lesevergnügen. Ein E-Book ist in diesem Zusammenhang ein hilfreicher Ratgeber. Auch bei Kurzgeschichten halte ich das Format für sinnvoll - zusammen mit einem Cover ist das E-Book dann eine leichte Kost, die sich gut auf einem Reader macht. Fazit E-Books sind praktisch, wenn es denn um die Praxis geht, d.h. in Form von Anleitungen oder sachlichen Abhandlungen. Auch als Kurzgeschichten eignen sie sich durch ihre Schlankheit perfekt. Geht es aber um die Qualität des umfassenden Lesens, wollen all unsere Sinne in das Abenteuer Buch einbezogen werden - und das ist etwas, wozu das E-Book meiner Meinung nach nicht imstande ist. Schwimmen - die ideale Sportart - 2014-12-14 17:00 Wer viel Zeit am Schreibtisch verbringt, braucht zum Ausgleich ein gesundes Maß an Bewegung. Schwimmen eignet sich hervorragend dafür. Was Schwimmen bewirkt Es gibt wohl kaum eine Sportart, die mehr positive Effekte auf unsere Gesundheit hat als das Schwimmen. Wir trainieren Ausdauer und Stärke, steigern unsere Abwehrkräfte und das Ganze macht auch noch Spaß. Wenn wir uns durch das Wasser bewegen, strengen wir uns ganz schön an. Denn der Widerstand von Wasser ist 14-mal höher als der von Luft. Doch durch die verringerte Schwerkraft kommt uns das Schwimmen gar nicht so anstrengend vor. Für alle geeignet Die Gelenke, die bei anderen Sportarten sehr stark belastet werden, bleiben geschont. Dieser Effekt kommt auch übergewichtigen, älteren oder in ihrer Bewegung eingeschränkten Personen zugute. Rücken In unserer heutigen Industriegesellschaft sind Rückenprobleme leider ein Dauerthema. Inzwischen haben 84 % der Deutschen mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen. Schwimmen stärkt die Rückenmuskulatur und entlastet die Wirbelsäule. Zwei unschätzbare Vorteile zur Vorbeugung und Linderung von Beschwerden. Muskeln Mal ehrlich: Fitnessstudios sind einfach quälend. Man müht sich für jeden Muskel einzeln ab und braucht etliche Stunden jede Woche, um den ganzen Körper zu trainieren. Für derart viel Investition in Sport habe ich weder Zeit noch Lust. Das Schwimmen bietet hier eine perfekte Alternative, denn hierbei werden sämtliche Muskeln zur gleichen Zeit beansprucht. Wir fordern und fördern das ganze motorische System - ohne das Risiko von Muskelkater, Zerrungen und Überlastung der Gelenke. Herz-Kreislauf-System Die Anstrengung trainiert das gesamte System, weil wir ausdauernd unsere Bahnen ziehen. Und genau darin liegt die Stärke vom Schwimmen: Anders als bei zahlreichen anderen Sportarten gibt es keine plötzlichen Belastungsspitzen (etwa das Losrennen beim Tennis nach einer Ruhephase). Doch nicht nur das: Durch den Wasserdruck wird das Blut von der Hautoberfläche in Richtung Brustraum gedrückt. Aber keine Angst - was sich bedrohlich anhört, ist ein ganz normaler Vorgang, gegen den unser Herz mit verstärkter Leistung arbeiten kann. Der geniale Effekt: Das Herzvolumen vergrößert sich und der Herzschlag wird dauerhaft niedriger. Aufgrund dieser Vorteile raten auch Ärzte ihren Herzpatienten zum Schwimmen - natürlich mit entsprechender Vorsicht. Fettverbrennung Schwimmen ist ein wahrer Fett-Killer. Die ganzheitliche Anstrengung sorgt dafür, dass wir in der Stunde bis zu 700 Kilokalorien verbrennen. Auch der Cholesterinspiegel wird gesenkt. Immunsystem Schwimmen fordert den Körper, ohne ihn zu überfordern. Durch die Anstrengung und den Widerstand gegen die Temperatur wird das Immunsystem trainiert. Das ist besonders zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten ein Segen. Entspannung Das ist sowohl körperlich als auch seelisch gemeint: Schwimmen hilft, Verspannungen zu lockern. Kein Wunder, schließlich wird ja wie bereits angedeutet der gesamte Bewegungsapparat genutzt. Der Aufenthalt im Wasser tut auch unserer Seele gut. Womit wir beim meiner Ansicht nach spannendsten Aspekt dieser wunderbaren Sportart wären. Leben und Schwimmen Schwimmen verbindet uns mit dem Leben auf eine faszinierende Art und Weise. Wir bestehen zu 70 % aus Wasser, wir wachsen 9 Monate in Wasser, unsere Vorfahren kommen aus dem Wasser. Wasser ist unser Element und es ist daher kein Zufall, dass große Philosophen verschiedenster Kulturen vom Leben als Fluss sprachen. Alles im Leben fließt: Gedanken, Ströme, Kraft, Kreativität. Wenn wir uns also in die Fluten stürzen, dann schwimmen wir symbolisch und körperlich durch das Leben - wir befinden uns mitten im Fluss, lassen los, lassen locker. Wir verbinden uns mit unserem körpereigenen Element. Ist das nicht fantastisch? Schwimmen ist ungeheuer effektiv Es ist die clevere Kombination, die das Schwimmen so zeitsparend macht. Im Fitnessstudio brauchen wir Pläne, für Fußball müssen wir uns aufwärmen und dehnen, beim Joggen sind wir abhängig von Tageszeiten und Wetterbedingungen und müssen uns darauf mit teurer Schutzkleidung einstellen. Beim Schwimmen bleiben wir flexibel - und was könnte für einen Freiberufler wichtiger sein? Wenn wir zweimal in der Woche für eine dreiviertel Stunde schwimmen, haben wir Geist und Körper einen großen Dienst erwiesen. Das sind 1,5 Stunden in der Woche. Rechnen wir noch die Zeit für Hin-und Rückfahrt zum See bzw. zur Halle ein (und bleiben wir dabei großzügig, denn nicht jeder von uns hat eine Gelegenheit zum Schwimmen um die Ecke) kommen wir auf rund drei Stunden pro Woche für ein vollwertiges Fitnessprogramm. Und was kostet uns das? Im Sommer an einem öffentlich begehbaren See nichts! Und in den Hallen gibt es oftmals Rabattkarten für Dauer-Schwimmer. Schwimmen ist also gesund, zeitsparend und so gut wie kostenlos. Keine teure Vereinskleidung, kein Trainings-Zwang, keine Verletzungsgefahr. Fazit Schwimmen ist ein genialer Sport, der den gesamten Körper trainiert, Fett verbrennt, Spaß macht und (richtig praktiziert) kein Verletzungsrisiko birgt. Es ist die ideale Sportart, die spontan und zu jeder Jahreszeit durchgeführt werden kann. Dazu hat sie eine entspannende Komponente, die mir gut gefällt. Selbstvermarktung- ein bedenklicher Begriff - 2014-12-18 13:01 Wir alle kennen die schrecklich klingende Aufforderung "Du musst dich selbst vermarkten!". Und es ist ein gutes Zeichen, dass uns dieser Neologismus übel aufstößt. Der Mensch als Ware Was sollen wir eigentlich vermarkten? Unseren Körper? Unsere Zeit? Den Road Trip nach dem Abitur oder das Kaffeekoch-Praktikum mit Überstunden? Der Begriff Selbstvermarktung wirft alles in einen Topf und missachtet dabei unsere Menschlichkeit. Zur Begriffsentwicklung heißt es in der Wikipedia: "Mit steigender Fragmentierung der Gesellschaft in den 1980er und 1990er Jahren wurde der Selbstmarketing-Begriff in Anlehnung an die Markentechnik bzw. das Branding im Rahmen des Marketing zunehmend genutzt, denn eine Marke schafft Vertrauen und Differenzierung zugleich: Durch Marken erfolgt eine Orientierung im Angebot." Der Begriff wurde also seitens der Industrie auf den Menschen gemünzt. Wir machen uns selbst zur Marke, die eine Orientierung im Angebot erleichtern soll. Aber was bedeutet das oder besser gefragt, welche gravierenden Folgen hat das? Mensch = Person? Ein Mensch ist nicht automatisch eine Person. Wir sind Menschen und Personen. Bereits Immanuel Kant schrieb dazu in der Metaphysik der Sitten: „Person ist dasjenige Subjekt, dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind.“ Menschen sind im Sinne Kants also genau dann Personen, wenn sie einer Zurechnung fähig sind (Kant bezeichnet diese Eigenschaft auch als vernunftbegabt) bzw. ein Bewusstsein haben. Diese Unterscheidung ist unter anderem im Strafrecht von großer Bedeutung, wenn psychiatrische Gutachter die Frage nach der Schuldfähigkeit klären sollen. Weiterhin schreibt Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten: "Die Wesen, deren Dasein zwar nicht auf unserm Willen, sondern der Natur beruht, haben dennoch, wenn sie vernunftlose Wesen sind, nur einen relativen Wert, als Mittel, und heißen daher Sachen, dagegen vernünftige Wesen Personen genannt werden, weil ihre Natur sie schon als Zwecke an sich selbst, d.i. als etwas, das nicht bloß als Mittel gebraucht werden darf, auszeichnet, mithin so fern alle Willkür einschränkt (und ein Gegenstand der Achtung ist)." Personen sind also Selbstzwecke und nicht Zwecke für jemand anderen. Doch genau diese Sicht bricht beim Begriff Selbstvermarktung vollkommen weg. Die Human Resource Eigentlich ist Selbstvermarktung aber Personenvermarktung. Denn nur wenn wir im besprochenen Verständnis als Personen auf dem freien Markt auftreten, können wir entsprechendes Marketing betreiben. In Firmen wird deshalb Personal, oder - um in der ebenso bedenklichen Homo oeconomicus- Sprache unserer Zeit zu bleiben - Humankapital eingestellt. Es ist daher kein Wunder, dass wir mit dem "sich selbst vermarkten" ein Problem haben - denn hier ist nicht die Person, sondern der gesamte Mensch gemeint. Was aber bleibt dann noch im Privaten übrig? Antike Ausbeutung Dass Menschen ihr Selbstzweck, also ihre Würde und Freiheit, abgesprochen wird, ist ein uraltes Phänomen. Wer jetzt an den Sklavenhandel der Kolonialisten denkt, geht noch nicht weit genug in die Vergangenheit zurück. In Griechenland bildeten Sklaven eine feste Säule der Gesellschaft, genau wie im alten Rom. In der Politeia werden sie als fester Bestandteil des griechischen Staates gewertet. Die Gesellschaft der Antike setzte sich zusammen aus Bürgern, Freigelassenen, Ansiedlern und - Sklaven. Neu ist aber, dass wir uns mit dem Label Selbstmarketing selbst der Freiheit berauben. Denn wenn wir den Begriff wirklich ernst nehmen, bleibt nichts mehr von unserem Selbst und unserer Person übrig, das wir nicht vermarkten (müssen). Menschenhandel oder der Handel mit Dienstleistungen? Wenn ich meine Dienste als Texter vermarkte, dann tue ich dies als Person. Doch neben dieser Dienstleistung und meiner Arbeit als Schriftsteller bin ich ein Mensch mit Privatleben - und das hat im Marketing nichts verloren. Was geschieht, wenn Menschen sich selbst vermarkten, sehen wir an Selbstdarstellern in sozialen Medien, die Selfies posten wie Liveticker die Aktienkurse. In diesem Zusammenhang sollte man die Frage nach der Vernunftbegabung wohl erneut stellen. Selbstvermarktung ist kein Sprach-Unfall Dass es die Unterscheidung zwischen Mensch und Person im Wort Selbstvermarktung nicht gibt, ist kein Zufall. Längst sind die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und privatem Selbst aufgelöst. Jeder Schritt im Leben kann ein (digitaler) Fingerabdruck werden. In den Medien machen sich dies Entertainer zunutze. Sie wissen genau, dass sie sich als Personen vermarkten und nicht als Menschen. Deshalb sperren sich die Klugen unter ihnen gegen Homestories - ein Format, das genau diese Grenze überschreitet. Fazit Sich selbst zu verkaufen bzw. zu vermarkten bedeutet völlige Selbstaufgabe. Der grenzverwischende Begriff Selbstvermarktung soll darüber hinweg täuschen. Umso wichtiger ist es, ihn nicht aus lauter Denkfaulheit einfach in den eigenen Sprachduktus zu übernehmen. Vielmehr sollten wir bewusstes und vernunftbegabtes Marketing betreiben, das unser privates Mensch-Sein schützt. Was ist Charisma? - 2014-12-22 10:57 Angeborene Ausstrahlung oder Coaching-Skill? Charisma ist das Außergewöhnliche, das Anziehende, das einige haben und andere nicht. Aber ist diese geheimnisvolle Wirkung auf unsere Umwelt tatsächlich erlernbar? Begriff Das Wort Charisma taucht mittlerweile in jedem drittklassigen Coaching-Werbeflyer auf. Oft in Verbindung mit bedeutungsschwangeren Worten wie Durchsetzungsfähigkeit, Selbstbehauptung und umwerfende Ausstrahlung. Doch wer die tatsächliche Bedeutung von Charisma verstehen will, findet sie im Begriff selbst. Herkunft Charisma kommt aus dem Griechischen und bedeutet grob übersetzt Gnadengabe. Bereits hier impliziert der Begriff ganz deutlich, dass Charisma etwas ist, das ohne eigenes Zutun verliehen wird. Mittlerweile ist diese Übersetzung fast vollständig in Vergessenheit geraten. Tatsächlich aber ist dieser Begriff, wenn auch nicht zwangsläufig im theologischen Kontext, so zutreffend wie eh und je. Management, Geisteswissenschaften, Religion Auf den ersten Blick hat das Charisma je nach Lebensbereich völlig unterschiedliche Bedeutungen. In der Religion ist damit die Fähigkeit gemeint, Offenbarungen und Erleuchtungen zu empfangen. Soziologe Max Weber spricht von charismatischer Herrschaft, wenn ein Anführer mit außerordentlichen Fähigkeiten und entsprechender Ausstrahlung regiert. Und dann wäre da noch die dritte Deutung im Bereich des Managements. Dort taucht Charisma im Zusammenhang mit Führungskompetenzen und dem Prinzip der Transformationalen Führung auf. Und ist es nicht interessant, ja verwunderlich, dass wir vor allem die ökonomische Bedeutung kennen? Genau dasselbe Phänomen finden wir auch bei dem Begriff Selbstvermarktung. Das falsche Charisma Schwindler, Diktator, Sekten-Guru - Charisma ist nicht immer positiv gemeint, wird jedoch selbst in diesen Fällen mit versteckter Bewunderung erwähnt. Wenn wir in diesem Zusammenhang von Charisma sprechen, meinen wir die starke Anziehungskraft, die ein anderer Mensch (zum Negativen) auf seine Umwelt ausübt. Doch das ist nicht das Charisma, das die meisten von uns für erstrebenswert halten. Wir meinen Überzeugungskraft, die einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlässt. Wie bekomme ich Charisma? Ein wirklich charismatischer Mensch würde nicht von sich selbst behaupten, charismatisch zu sein. Und damit sind wir schon beim wahren Kern: Charisma ist kein Coaching-Skill, sondern Ergebnis einer Lebenshaltung. Hinter einem echten, positiven Charisma stecken folgende Persönlichkeitsmerkmale: Aufrichtigkeit Empathie Begeisterungsfähigkeit Mut Menschen, die diese Eigenschaften konsequent in sich vereinen, sind ganz automatisch charismatisch. Denn sie reden niemandem nach dem Mund, sind vertrauenswürdig und ecken an, wenn es sein muss. Sie können sich in andere Menschen hinein versetzen und haben ein offenes Ohr, sie schaffen es, sich selbst und andere zu motivieren. Charismatiker strahlen einen gesunden Optimismus aus, der mehr Möglichkeiten als Schranken sieht. Ein charismatischer Lebensstil erfordert allerdings Mut. Der Großteil der Menschen schreckt aber davor zurück, diesen Mut aufzubringen. Denn oft scheint es angenehmer, den bequemen oder sogar pessimistischen Weg zu gehen. Gerade deshalb finden wir mutige Menschen charismatisch. Wir bewundern sie für ihre Zuversicht und ihre Unbeugsamkeit. Im besten Fall erfüllen sie dann eine Vorbildfunktion. Fazit Wer unter Charisma ein einstudiertes Auftreten versteht, wirkt aufgesetzt. Ein authentisches Charisma entsteht ohne eigenes Zutun durch eine entsprechende Lebensführung - je wahrhaftiger und mutiger wir uns verhalten, desto charismatischer wirken wir ganz automatisch. Illustration: Maria John Artwork Was taugen Online-Tools? - 2014-12-31 14:25 Klar, das Web ist eine willkommene Quelle für Recherchen. Doch Online-Tools haben noch weit mehr zu bieten. Mit ihnen können Autoren ihre Texte in Sekundenschnelle auf Lesbarkeit prüfen. Aber wie sinnvoll ist das? Der Flesh-Index Der Flesh-Index ist ein Gradmesser für die Verständlichkeit eines Textes. Je einfacher ein Text geschrieben ist, desto höher ist sein Flesh-Index. Sie können für jeden Text den Flesh-Index errechnen lassen. Flesh-Wert Text-Niveau Beispiele über 80 Banal Werbetext 71-80 Sehr leicht Luther-Bibel 61-70 Leicht Blogs, Kolumnen, Kommentare 46-60 Mittel Durchschnittliche Zeitung 36-45 Schwer Allgemeine Geschäftsbedingungen bis 35 Sehr schwer Beamtendeutsch, Doktorarbeit Der Flesh-Index soll etwas über die Lesbarkeit aussagen. Berechnet wird er anhand der durchschnittlichen Wort- und Satzlänge sowie der Anzahl der Silben. Obwohl es mehr als 200 mathematische Formeln für die "Berechnung" der Lesbarkeit gibt, hat sich der Flesh-Index durchgesetzt. Deshalb verwenden ihn auch die meisten Stil-Tools. Ganz besonders wenn wir für ein Zielpublikum schreiben, ist der Index hilfreich. Online-Tools für den Stil? Der Flesh-Index sagt allerdings nichts über konkrete Stil-Merkmale aus. Wir erhalten lediglich einen Durchschnittswert, der uns eine erste Orientierung sein kann. Stil-Tools im Web sind aber weitaus fähiger und mächtiger. Im Folgenden stell ich meine drei Favoriten vor. 1. Duden.de Meine erste Anlaufstelle, wenn es um Korrekturen geht. Auf der Webseite findet sich die Textprüfung, die sehr gute und intelligente Ergebnisse liefert. Falsche Interpunktion wird ebenso effektiv erkannt wie unpassende Zeitformen oder Unstimmigkeiten im Kasus. Kein Stilratgeber im eigentlichen Sinne, sondern eher ein umfassender grammatikalischer Korrektor, der Word bei weitem übertrifft. Nachteil: Die kostenfreie Nutzung ist auf 800 Zeichen beschränkt. Texte lassen sich also nur abschnittsweise via Copy & Paste überprüfen. 2. Stilversprechend Ein schönes Wortspiel und in der Tat vielversprechend. Im Gegensatz zum Duden können bei Stilversprechend komplette Texte eingefügt und analysiert werden. Der Flesh-Wert wird ermittelt und verschiedene Markierungen helfen dabei, Satz-Ungetüme und Floskeln bzw. Füllwörter ausfindig zu machen. 3. Leichtlesbar Auf Leichtlesbar.ch finden Autoren einen sehr beliebten und nützlichen Stil-Ratgeber ohne viel Schnick Schnack. Auch hier können Sie Ihren Text ohne Einschränkungen in voller Länge überprüfen lassen. Gefahr: Tod der Kreativität Stil-Tools sind eine feine Sache, doch sie können problematisch werden, wenn es um die Einzigartigkeit eines Textes geht. Jeder schreibt anders und das sollte auch so bleiben. Die StilRatgeber jedoch markieren jedes vermeintliche "Füllwort" und jeden ihrer Meinung nach zu lang geratenen Satz. Doch lässt sich Sprache nicht in mathematische Formeln zwängen. Schreiben ist eine Kunst und Wiederholungen bzw. lange Sätze können bewusst gewählte Stilmittel sein. Aus diesem Grund sollten Online-Tools nur für erste Analysen verwendet werden. So kann man bei einem Blogtext gut prüfen, ob er locker genug geschrieben ist und ob Überflüssiges weg kann. Bei Romanen bzw. Prosa sind diese Werkzeuge mit Vorsicht zu genießen. Zu schnell kann man sich dazu hinreißen lassen, Kürzungen vorzunehmen, die dem eigenen Stil schaden. Fazit Online-Stil-Tools sind eine nützliche Hilfe, wenn es um die erste Einschätzung eines Textes geht. Schriftsteller und Autoren sollten sich jedoch nicht zu sehr auf sie verlassen, sondern ihrem individuellen Stil treu bleiben. 2015 Was darf Satire? - 2015-01-07 12:45 Satire ist so beliebt wie nie. Blogs wie Der Postillon oder Schlecki Silberstein haben täglich tausende Leser. Doch was darf Satire tatsächlich? Satire und Gesellschaft Kurt Tucholsky antwortete in seinem Essay 1919 darauf mit "Alles". Und auch wenn ich nicht seiner Meinung bin, so drückt diese Haltung recht treffend aus, worum es bei Satire geht. Sie ist das Quantum Unanständigkeit, der bitterernste Protest, der im Gewand der Komik daherkommt. Ein bisschen platt formuliert: Satire ist der freche Klassenclown, der an den Autoritäten kratzt. Und fanden wir den nicht auch unterhaltsam? Der Ernst dahinter Wäre Satire eine Geschmacksnuance, dann wäre sie vor allem bitter und ein bisschen süß. Süß in Form einer Pointe, die wir erkennen und darüber lachen. Doch vor allem bitter in Bezug auf den Hintergrund. Denn Satire ist erst dann als solche wirksam, wenn der entsprechend ernste Hintergrund für sie existiert. Eine besonders krasse Form ist die Realsatire. Anders als die inszenierte Komik ergibt sie sich aus der direkten Beobachtung. Realsatire ist daher besonders tragisch. Vorsicht vor moralischer Überlegenheit Satire birgt jedoch auch einige Probleme. Arroganz seitens des Satirikers oder des Publikums zum Beispiel. Denn nicht jeder Spott, nicht jede Häme ist gleich Satire.Oft genug werden einfach nur platte Beleidigungen oder "Witze" ausgekübelt. Doch ein ethisches Bewusstsein ist für Satire unerlässlich. Komiker Jan Böhmermann sagte in einem Interview mit der Unicum dazu: "Ein gewisses, gefestigtes, moralisches Koordinatensystem zu haben, das ist hilfreich. Arroganz im Sinne von elitär sein, weil man im Fernsehen auf einer Verkündungsposition steht, wahrscheinlich eher nicht." Satire ist kein Freischein für alles. Und hier wird es richtig schwierig. Denn wo liegen die Grenzen für Satire? Satire und Grenzen Ein sehr beliebter Satz lautet: "Man wird ja wohl noch sagen dürfen..." Damit sollen Aussagen relativiert werden, die hetzerisch oder in anderer Weise diffamierend sind. Doch haben Hohn und das Schüren von Ressentiments nichts mit Satire zu tun. Jeder Satire-Fan sollte sich außerdem fragen, wie er sich selbst im jeweiligen Kontext sieht. Es ist natürlich besonders leicht über politische Satire zu lachen, wenn man sich als Außenstehenden und Unbeteiligten sieht. Alles andere würde nämlich bedeuten, dass man eine Mit-Verantwortung an den bestehenden Problemen hat und da hört für viele Leute der Spaß ganz schnell auf. Doch sie muss frei bleiben Andererseits: Der Satire eine Grenze des guten Geschmacks aufzudrücken, ist ein Widerspruch in sich. Denn genau das tut ja gute Satire - jene vermeintlichen Grenzen zu durchbrechen, sie zu hinterfragen und Kritik an diesen Grenzen zu üben. Eine Einschränkung der Satire oder sogar ein Verbot sagt mehr über die Gesellschaft aus als über die Satire selbst. Satire sollte sich außerdem nie abhängig vom Publikum machen. Wer sich Neues aus der Anstalt anschaut oder das Titanic-Magazin liest, wird ohne den entsprechenden Nachrichtenhintergrund kaum etwas verstehen.Es ist aber die Aufgabe des Publikums, sich vorab zu informieren. Nie sollte ein satirischer Künstler seine Ansprüche herunterschrauben, um einen vermeintlichen Trend zu bedienen. Als ich das Akademische Viertel schrieb, habe ich an der ein oder anderen Stelle überlegt, ob ich "verharmlosen" oder "vereinfachen" soll. Ich entschied mich jedes Mal dagegen, denn das wäre, als würde ich einem Raubtier die Zähne ziehen. Fazit Die Kunstform der Satire steckt voller spannender Widersprüche: Sie ist subtil und gleichzeitig ätzend, sie ist bitterernst und lustig, appelliert an die Vernunft und ist respektlos. Darin liegt ihr hoher Unterhaltungswert. Intelligente Satire ist wie investigativer Journalismus in humoristischer Form. Und auch wenn das Label "Satire" bisweilen als Tarnung verwendet wird, darf diese Kunstgattung nicht beschränkt werden. Illustration: Maria John Artwork Lesetipp: Cry Baby (Gillian Flynn) - 2015-01-11 17:00 Mit Gone Girlschaffte es die US-Schriftstellerin Gillian Flynn an die Spitze der Bestseller-Listen. Doch auch ihr Debutroman Cry Baby - Scharfe Schnitte kann sich sehen lassen. Inhalt Nachdem Camille Preaker es geschafft hat, ihrer unheimlichen Heimat Wind Gap zu entfliehen, arbeitet sie als Journalistin in Chicago. Doch eine brisante Story bringt die junge Frau wieder an den Ort ihrer Kindheit zurück: Ein Mörder soll umgehen. Obwohl sich alles in ihr dagegen sträubt, zieht Camille vorübergehend bei ihrer Mutter in Wind Gap ein, um die Gerüchten zu erforschen. Ein starkes Debut Cry Baby handelt von Schnitzern und hat natürlich, wie es sich für einen anständigen Debutroman gehört, selbst einige. Da wären zum Beispiel die sehr ausführlichen Beschreibungen der dörflichen Umgebung. Oder die arg umfassend geratene Charakterisierung der Familie Preaker. Doch Gillian Flynn hat Spaß an dem, was sie schreibt und so stören diese kleinen Holperer das Lesevergnügen nicht. Cry Baby ist kein Psychothriller, sondern das Psychogramm einer zerrütteten Familie. Die klassische Erzählung vom Kampf mit den inneren Dämonen verlagert Flynn geschickt nach außen. Ständig geht es um Geheimnisse, Lügen, Intrigen. Die Bewohner von Wind Gap verhalten sich äußerst merkwürdig und auch die Morde sind von schockierender Brutalität. Wie innen, so noch deutlicher außen Der Roman spielt ständig mit dem Verhältnis von Innen- und Außenwelt. Camille ritzt sich Wörter in die Haut, die aus ihrem Inneren kommen, sie werden außen sichtbar. Das Innere der Familie Preaker kehrt sich langsam nach außen und führt Camille zurück in ihr Innenleben. Cry Baby ist wie eine Waage, die nie richtig austariert wurde. Umso verzweifelter kämpft Camille ihr Leben lang um ein Gleichgewicht, doch vergebens: Zu tief sitzen die Traumata der Vergangenheit, als dass sie ihnen entkommen könnte. Mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Camille deckt ein Geheimnis auf, das ihr selbst den Atem raubt. Flynns Prototyp Ganz klar, dieses Buch ist nicht so rund wie Gone Girl. Aber gerade darin liegt sein authentischer Charme. Flynn schreibt mit einem wunderbar eleganten Stil, und wer ihre Bücher aufmerksam liest, kann die Entwicklung der gereiften Schriftstellerin deutlich sehen. Cry Baby ist nicht ungeschickt, nur etwas holprig, aber schneidet sich scharf ins Gedächtnis. FLYNN, GILLIAN: Cry Baby - Scharfe Schnitte. Roman, FISCHER Scherz, Frankfurt 2014.Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg, 332 S.,9,99 € Autoreninfo: Gillian Flynn ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, die mit ihrem PsychoThriller Gone Girl für Furore sorgte. Der Roman wurde im vergangenen Jahr mit Ben Affleck und Rosamunde Pike in den Hauptrollen verfilmt. In Flynns Werken spielt ihre Heimat Missouri eine tragende Rolle. Vor ihren Buch-Erfolgen arbeitete Flynn als Kritikerin für die Entertainment Weekly. Lesetipp: Gerron (Charles Lewinsky) - 2015-01-18 17:00 Kaum ein Buch hat mich im vergangen Jahr so begeistert wie Gerron von Charles Lewinsky. Der Roman wurde bereits 2011 verlegt, doch ich entdeckte ihn durch Zufall. Die Sprache, der Stil, das Thema - hier stimmt einfach alles. Inhalt Kurt Gerron ist ein jüdischer Regisseur und Schauspieler, der sich auf dem Höhepunkt seines Erfolges befindet - bis er die Repressionen der Nazis am eigenen Leib zu spüren bekommt. So landet er als Häftling im Konzentrationslager Theresienstadt. Ein letztes Mal noch soll Gerron einen Film drehen einen, der das KZ-Leben verklärt. Gerron gerät in einen Gewissenskonflikt und muss sich entscheiden: Wird er den Propaganda-Film machen oder widersetzt er sich? Wer war Kurt Gerron? Charles Lewinsky hat sich seine Hauptfigur nicht ausgedacht. Es gab tatsächlich einen Kurt Gerron, der von 1897 bis 1944 lebte. Er wurde in einer Berliner Kaufmannsfamilie geboren und als Frontsoldat in den Ersten Weltkrieg geschickt. Ursprünglich wollte Kurt Gerron Arzt werden, doch wurde sein Studium durch wiederholte Militäreinsätze und Verwundungen unterbrochen. 1920 widmete er sich gänzlich dem Schauspiel. Erste Engagements an den Reinhardt-Bühnen kamen zustande. Mehr als eine Rückschau Bei Lewinsky verschmelzen der echte und der fiktive Kurt Gerron zu einer komplexen Figur. Lewinskys Roman erzählt nicht einfach nur eine Geschichte - er ist Geschichte. So erschreckend anschaulich und detailliert, dass es einem kalt den Rücken herunter läuft, so schonungslos intensiv und eindringlich, dass man vor Wut schreien möchte. Ständig wird der Leser eingewickelt, in eine wattierte Welt, in der alles doch gar nicht so schlimm scheint, in der es doch noch einen rettenden Hoffnungsschimmer gibt - nur, um ihn dann auf den Boden der Tatsachen klatschen zu lassen. Denn ein Großteil des Romans spielt sich in Kurt Gerrons Gedanken ab, seinen Tagträumen, die jedoch nicht den Slapstick eines Dr. Dorian haben, sondern den verzweifelten Wunsch nach Flucht ausdrücken. Brillant erzählt Gerron liest sich lockerleicht, obwohl die Geschichte mit einer feingliedrigen Sprache erzählt wird, die man in modernen Romanen leider viel zu selten findet. Der Leser tanzt förmlich durch die Handlung, weil Lewinsky ihn nicht mit trockenen Fakten oder Gerron'schen Gedankengängen überfrachtet. Nein, er stellt es sehr viel geschickter an. So lässt sich die Erzählung in drei Ebenen gliedern: 1. Der Gewissenskonflikt Gerron soll einen Film drehen, der das KZ verherrlicht. Tut er es nicht, steht das Leben seiner Familie auf dem Spiel. Es ist ein Konflikt zwischen Anstand und Kunst. Lewinsky zeigt hier geschickt, wie leicht beides pervertiert und zum Dilemma werden kann. 2. Gerrons Leben Parallel dazu wird aus der Biographie von Kurt Gerron erzählt - von seinen prägenden Begegnungen und Erlebnissen in der Weimarer Republik, von seinem Aufstieg durch die Uraufführung der Dreigroschenoper. Es folgten Zusammenarbeiten mit Heinz Rühmann, Hans Albers und Josef von Sternberg. Gerrons Ruhm sollte dem Multitalent noch eine rettende Hand des Schicksals ausstrecken: Während der Herrschaft der Nationalsozialisten bot Marlene Dietrich ihrem Schauspiel-Freund an, nach Hollywood zu kommen, doch dieser lehnte ab. Warum er dies tat, ist nicht eindeutig geklärt. 3. Gerrons Gedanken Die dritte Ebene im Roman verknüpft die beiden anderen miteinander. An sich wäre sowohl Ebene 1 als auchEbene 2 ausreichend füllend für einen Roman. Doch das ist Lewinsky zu blass: Er verwebt Fakten, Fiktion, Innenleben und Historie so gekonnt miteinander, dass wir das Gefühl haben, ein dreidimensionales Stück Geschichte in den Händen zu halten. Diese intrinsische, verflechtende Perspektive macht Gerron zu einem außergewöhnlichen Roman. Fazit Gerron ist ein Meisterwerk, das mit chirurgischer Präzision einen Querschnitt der Schreckensjahre 1933-1945 zieht, ohne ins Eindimensionale abzurutschen. Lewinsky ist es gelungen, eine Flut an Fakten zu bündeln und in eine fiktive Geschichte einzubetten, ohne den realen Kurt Gerron aus den Augen zu verlieren. LEWINSKY, CHARLES: Gerron. Roman, Verlag Nagel & Kimche AG, München 2011. 544 S., 24,90 € Autoreninfo: Charles Lewinsky ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller der Gegenwart. Aufgewachsen in der Schweiz, arbeitet Lewinsky als Regisseur, Redakteur und Dramaturg für Theater und TV. Für seinen Roman Gerron wurde er 2011 für den Schweizer Buchpreis, 2014 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Lesetipp: Der Mann mit der Ledertasche (Charles Bukowski) - 2015-01-25 17:00 Mittlerweile gilt es auch in bürgerlichen Kreisen als schick, Charles Bukowski zu lesen. Doch er selbst hätte diese Pseudo-Intellektuellen verspottet. Denn wer seine Werke auf der Suche nach skandalösem Schund liest, erkennt Bukowskis wahre Größe nicht. Einfach nur ein Typ? Bukowski war kein Weltverbesserer, kein Freiheitskämpfer und auch kein Kommunist. Wie trocken und selbstironisch er sich und seine Kunst betrachtete, wird anhand eines Zitates aus seiner Kolumnen-Sammlung Aufzeichnungen eines Dirty Old Man deutlich: "Ich habe hier Kolumnen aus annähernd 14 Monaten zusammengestellt. Ich hoffe, dass Ihnen das Zeug was sagt. Wenn Sie mir Geld schicken wollen, in Ordnung. Wenn Sie mich dafür hassen wollen, auch in Ordnung." Charles Bukowski war ein Querschläger, der sich nicht instrumentalisieren ließ. Aus diesem Grund genießt er den Ruf als der Untergrundschriftsteller schlechthin. Doch auch diese Annahme ist falsch, denn Bukowski ist deshalb so besonders, weil er jegliche Labels ablehnte - dies macht seine Werke so ehrlich. Inhalt Der Herumtreiber und Trunkenbold Henry Chinaski arbeitet bei der staatlichen Post. Zunächst beginnt er als Aushilfe und bekommt die Schichten, vor denen sich die regulären Briefträger drücken. Später, als Festangestellter, hat er zwar hin und wieder humanere Arbeitszeiten, muss jedoch die Schikanen seiner Vorgesetzten ertragen. Immer wieder durchkreuzen der Alkohol und die Frauen sein geregeltes Leben, das Chinaski ohnehin nur durch äußere Erwartungen aufgezwungen wird. So stolpert Chinaski in stiller Rebellion durch Affären, Wetterfolge und Pleiten, malocht im Postamt und quält sich durch die Straßen von Los Angeles. Bukowski = Chinaski? Der Mann mit der Ledertasche ist wohl Bukowskis autobiographischster Roman. Näher ist kein Werk an seinem Leben dran. Denn Bukowski hatte seinen Job bei der Post gerade erst geschmissen, als er mit den Arbeiten am Buch begann. Angeblich verfasste er das komplette Manuskript in nur drei Wochen. Möglich wäre es - schließlich finanzierte ihn sein Verleger und so konnte Bukowski sich voll und ganz auf die schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren. Dennoch ist dies ein Tempo, von dem die meisten Schriftsteller träumen. Im Roman finden wir einen Satz, der sich durchaus auf Bukowski übertragen lässt: „Am nächsten Morgen war die Nacht vorbei, und ich war noch am Leben. Vielleicht schreibe ich einen Roman, dachte ich. Und dann schrieb ich ihn.“ Das nackte Leben In einer redundanten, beinahe schon penetranten Art wird uns hier das Leben eines Außenseiters erzählt. Doch Chinaskis Eskapaden machen ihn nicht unsympathisch, im Gegenteil. Sie sind authentische Versuche, sich dem Hamsterrad der Arbeitswelt zu entziehen. Henry Chinaski ist nicht durchtrieben, er will auch nicht die Gesellschaft verändern und stellt sich auch nicht moralisch über seine Umwelt. Chinaski pfeift auf seine Umwelt, er will seinem ur-eigenen Rhythmus folgen und wird dabei tragischerweise immer wieder hinfort gerissen. Und täglich grüßt... Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, den Chinaski führt. Das System, gegen das er sich sträubt, funktioniert wie ein Uhrwerk und da Zeit sich sich nicht kontrollieren lässt (es sei denn, man setzt Einsteins Relativitätstheorie in die Tat um), zieht Chinaski immer den Kürzeren. Der Mann mit der Ledertasche liest sich daher wie ein Wachtraum, ein Alb-Wachtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt. Gerade deshalb sind die ständigen Wiederholungen seiner Exzesse, der vielen Tiefs, unterbrochen von einigen wenigen und zweifelhaften Hochs, die perfekte Struktur, um Bukowskis - ach, Verzeihung - Chinaskis Geschichte zu erzählen. Fazit Der Mann mit der Ledertasche ist so aktuell wie im Jahr der Entstehung 1971. Interessant, wenn man bedenkt, dass unsere Gesellschaft sich doch so rasant weiterentwickelt hat - mehr Technik, verbesserte Medizin, mehr Konsum. Doch das Diktat der Zeit scheint dennoch unverändert - da hilft auch keine Relativitätstheorie. BUKOWSKI, CHARLES: Der Mann mit der Ledertasche. Roman. KiWi Taschenbuch, Berlin 2004, 208 S., 7,99 € Autoreninfo: Charles Bukowski zählt zu den bedeutensten US-amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er war bekannt für seinen provokativen Stil und Geschichten, die unmittelbar vom Leben handelten. Bukowski, der im deutschen Andernach als Heinrich Karl Bukowski geboren wurde, veröffentlichte bis zu seinem Tod 1994 über 40 Bücher. 2015 - 02 Einsteins wichtigste Entdeckung - 2015-02-01 17:00 Was könnte wohl Einsteins wichtigste Entdeckung sein? "Ist doch klar, die Relativitätstheorie!" werden Sie vielleicht denken. Und ein Großteil der Menschen würde Ihnen vermutlich zustimmen. Einstein selbst sah das allerdings anders. Einstein und das Universum "Die wichtigste Erkenntnis meines Lebens ist die, dass wir in einem liebenden Universum leben." Keine Spur von Relativitätstheorie. Was hat dieser Ausspruch Einsteins aber zu bedeuten? Das obige Zitat wird jedenfalls gern in esoterischen Kreisen dazu verwendet, allerhand Fragwürdiges zu fundieren. Doch ich glaube nicht, dass Einstein die Existenz von Engeln oder dergleichen meinte. Vielmehr denke ich, dass seine wissenschaftlichen Erkenntnisse ihn zu einer holistischen Haltung geführt haben. Versuchen wir uns dieser verblüffenden Erkenntnis Schritt für Schritt zu nähern. Was meinte Einstein damit? Einstein hatte sich intensiv mit Raum und Zeit beschäftigt und uns deren Relativität aufgezeigt. Doch neben dem Naturwissenschaftler war er auch Philosoph. Zum Glück hat Einstein selbst noch mehr zu seiner Sicht auf die Welt gesagt. Im Buch Mein Weltbild finden wir folgende Sätze von ihm: „Liebe und Stütze gibt den Anstoß zur Bildung des sozialen bzw. des moralischen Gottesbegriffs. Es ist der Gott der Vorsehung, der beschützt, bestimmt, belohnt und bestraft. Es ist der Gott, der je nach dem Horizont des Menschen das Leben des Stammes, der Menschheit, ja das Leben überhaupt liebt und fördert, der Tröster in Unglück und ungestillter Sehnsucht, der die Seelen der Verstorbenen bewahrt. Dies ist der soziale und moralische Gottesbegriff.“ (Kap.: Religion und Wissenschaft, S. 434) Wir sollten jedoch sehr vorsichtig mit Einsteins Gottesbegriff sein, denn dieser hat nichts mit dem Verständnis der großen Religionen zu tun, wie der Wissenschafter in einem Brief deutlich klarstellte. Noch deutlicher wird er an anderer Stelle, nämlich zwei Monate nach dem eben zitierten Brief: "Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzte Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann." Es ist also klar, dass Einstein einen personifizierten Gott ablehnte. Stattdessen bewunderte er die Struktur der Welt und betrachtete die Wissenschaft als Werkzeug, um diese Struktur besser zu verstehen. Einsteins Philosophie Albert Einstein war das, was man ein Universalgenie nennt - ein komplexer Denker, der die Welt mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden besser begreifen wollte. Einstein betrachtete das Weltgeschehen seinerzeit äußerst reflektiert. So hatte er die politischen Entwicklungen stets im Blick, wie seine anerkennden Worte zur Leistung Ghandis zeigen. Einstein hat Ghandi nie getroffen, bewunderte jedoch seinen gewaltlosen Widerstand. Bereits während des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges machte Einstein außerdem klar, dass er Kriegsgegner war. In einem Briefwechsel mit Siegmund Freud untermauern die beiden Intellektuellen ihren Pazifismus. Grenzenlose Ausdehnung "Nur zwei Dinge sind unendlich, das Weltall und die menschliche Dummheit. Beim Weltall bin ich mir aber nicht ganz sicher." Diesem berühmten Zitat zufolge billigte Einstein dem Universum zwei Dinge zu: Dass es unendlich ist und dass es liebend ist. Wir können darin eine erstaunliche Parallele entdecken - auch von der Liebe sagt man, dass Sie grenzenlos ist und sich ausdehnt. Entsprechende Hinweise darauf finden wir in Formulierungen wie Das Herz weiten / ein offenes Herz haben / grenzenlos lieben. Fazit Einsteins Aussage bleibt ein Mysterium. Nichts zuletzt deswegen, weil seine Haltung zur Religion fragmentarisch und widersprüchlich aufgezeichnet ist. Doch gerade dieses Mysterium lehrt uns, Einsteins Leistungen und Erkenntnisse nicht nur in einem physikalischen Kontext zu betrachten.Wie deuten Sie Einsteins Aussage zu seiner wichtigsten Erkenntnis? Logik in Texten - 2015-02-08 17:00 Ich stelle eine gewagte These auf: Jeder Text muss logisch sein, sonst liest ihn keiner. Damit meine ich nicht, dass alles rational erklärbar sein muss, was in einer Erzählung geschieht. Es kann ruhig richtig "abgespaced" sein. Aber die innere Struktur muss stimmen. Die interne Logik Eine Geschichte muss glaubhaft sein. Mit "glaubhaft" meine ich nicht "wahr", sondern überzeugend Handlung, Figuren, Zeitform eingeschlossen. Andernfalls wird der Leser sich über den verschwendeten Vorschuss an Vertrauen ärgern. Denn genau das tun Leser: Sie geben Autoren einen Vertrauens-Vorschuss. Leser investieren Zeit und Aufmerksamkeit in einen Text. Dabei wissen sie nicht, ob sich die Investition lohnt, sie können es gar nicht wissen, sondern vertrauen einfach darauf. Die Motivation dafür kann ganz unterschiedlich sein: Zum Beispiel folgen Sie einer Empfehlung oder es sind treue Stammleser. Den größten Vertrauensbonus genießen Autoren, wenn Sie dem Leser völlig unbekannt sind und dieser sich trotzdem mit Ihren Texten auseinander setzt. Genres sind übrigens keine Ausrede - ein Gesetzestext muss genauso logisch nachvollziehbar sein wie eine Kurzgeschichte. Gilt das auch bei Fantasy? Ehrlich gesagt bin ich kein Fantasy-Freund und werde mit dieser Aussage wahrscheinlich einige meiner Leser vergraulen, aber so ist es nun einmal. Ich kann mit Elfen, Feen, Drachenlords, etc. nichts anfangen. Mich interessieren Geschichten, die in einer Welt spielen, die unserer Realität möglichst nahe kommt. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass auch eine Fantasy-Welt ihren Prinzipien treu bleiben muss, damit sie glaubhaft bleibt. Tolkiens Der Herr der Ringe ist ein gutes Beispiel dafür - die Hobbits, Elben, Zwerge, etc. bewegen sich im Rahmen der Möglichkeiten, die er Ihnen gegeben hat sie interagieren und entwickeln sich zwar in einer fiktiven Welt, doch immer nachvollziehbar für den Leser. Ausnahmefälle In Romanen wie Arschfahl klebte der Mond am Fenster... spielt Autor Helge Schneider mit unserer Erwartung an die Logik in einer Geschichte. Da kommt es auch mal vor, dass Kommissar Schneider ein Dreieck auf den Boden einer Gefängniszelle zeichnet und sich durch einen Sprung daraus befreit - und das, obwohl dem Kommissar zu keinem Zeitpunkt magische Fähigkeiten zugesprochen werden. Derlei Absurditäten ziehen sich durch die gesamte Romanreihe. Das ist Helge Schneiders Stil er funktioniert, weil er absichtlich mit der Logik bricht. Andernfalls würden wir den Eindruck gewinnen, dass dem Schriftsteller seine eigene Geschichte entglitten ist und er sie verzweifelt mit unglaubwürdigen Kniffen zu retten versucht - meistens entsteht dabei ziemlicher Schund. Fazit Logik ist ein Maßstab, der leider oft außer Acht gelassen wird. Dabei sollte jeder Text auf seine innere Logik hin überprüft werden - sonst wenden sich die Leser als logische Konsequenz enttäuscht ab. Wie Sie spannende Charaktere erschaffen - 2015-02-15 17:00 Spannende Charaktere sind die Grundlage für eine gelungene Story. Was wäre Das Schweigen der Lämmer ohne Dr. Hannibal Lecter? Oder Harry Potter ohne - ja, Harry Potter? Spannende Charaktere treiben eine Geschichte voran, sorgen für überraschende Wendungen und bringen Tempo ins Geschehen. 1. Forschen Sie im eigenen Umfeld Die beste Inspiration für spannende Charaktere ist das eigene Umfeld. Jeder von uns hat seine Macken, seine ganz eigene Art, „Hallo“ zu sagen oder Nudeln mit Tomatensauce zu kochen. Der eine nimmt viel Knoblauch, der andere schreckt die Nudeln nicht ab. Ein weiterer "Hobbykoch" hält nichts von Zwiebeln, während ein anderer genau darauf schwört, usw. Solche augenscheinlich profanen Unterschiede bergen eine Menge Potenzial - vom schwelenden Konflikt bis hin zur Komik des menschlichen Miteinanders. 2. So plastisch wie möglich Versuchen Sie, eine Person aus Ihrem näheren Umfeld zu beschreiben. Welche Urlaubsziele und Filme mag er/sie, welche Musik treibt ihm/ihr die Tränen in die Augen? Welche aus Ihrer Sicht absurden Verhaltensweisen legt die Person an den Tag? Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich denjenigen mit möglichst vielen Details vor: Kleidung Frisur, Haarfarbe Dialekt Gangart Accessoires (Uhr, Ringe, Tasche, Sonnenbrille, etc.) Fragen Sie sich anschließend, welche Persönlichkeitsmerkmale diesen Menschen auszeichnen: Charaktereigenschaften "Macken" Vorlieben / Abneigungen Haben Sie einen Freund, der zu jeder Verabredung zu spät kommt? Treibt er Sie damit in den Wahnsinn? Wunderbar! Dann wird es dem Helden in Ihrer Geschichte mit seinem Freund sicherlich genauso gehen. Gibt die Verkäuferin beim Bäcker immer zu viel Geld zurück, obwohl Sie jeden Morgen das Gleiche bei ihr kaufen? Soviel Schusseligkeit ist eine herrliche Eigenschaft für einen auflockernden Nebencharakter. 3. Individualität ist Trumpf Entscheidend für einen spannenden Charakter sind alle Merkmale, die ihn zu einer komplexen Persönlichkeit machen. Dann fühlt es sich für den Leser greifbar an, als hätte er einen Menschen vor seinem inneren Auge, der ihm vom toten Papier in die Fantasie springt. Derartige Figuren können Menschen inspirieren. Denken Sie an Max und Moritz und die vielen Streiche, die sich Kinder von ihnen abgucken. Oder an John Maynard, der uns Mut und Selbstaufopferung vermittelt. 4. Charaktere brauchen einen Antrieb Warum tut Ihr Charakter, was er tut? Was treibt ihn an? Versuchen Sie, eine emotionale Grundlage zu schaffen. Der Effekt ist, dass der Leser Ihre Geschichte erlebt, anstatt sie nur zu überfliegen. Die besten Charaktere sind die, die Gefühle in uns auslösen - die wir hassen, lieben, fürchten, mit denen wir leiden oder die wir zur Hölle wünschen. Lassen Sie die Details, die Sie unter 2. aufgeschrieben haben, in Ihre fiktiven Charaktere einfließen. Offenbaren Sie diese Eigenschaften indirekt oder direkt. Machen Sie sich dabei die wörtliche Rede und die Wirkung von Orten zunutze. Ein spannender Charakter hat meist auch ein Geheimnis, das er zu verbergen versucht. Fazit Spannende Charakter müssen plastisch sein, um den Leser mitzureißen. Je mehr Details Sie im Voraus bei der "Erstellung" Ihrer Charaktere bedenken, desto lebendiger wirken sie. Lernen Sie von Ihrem Umfeld und lassen Sie sich von den Menschen im Alltag inspirieren - denn lebensnahe Charaktere sind immer noch die authentischsten. Rezension: Silver Linings (Matthew Quick) - 2015-02-22 17:00 David O. Russells Verfilmung wurde in acht Kategorien für den Oscar nominiert, doch eigentlich gebühren der Roman-Grundlage von Matthew Quick die Lorbeeren. Das Buch geht deutlich mehr in die Tiefe und anders als im Blockbuster mit Bradley Cooper und Jennifer Lawrence ist der Silberstreif im literarischen Original wesentlich schwerer zu erringen. Ein Lehrer verliert den Verstand Pat Peoples sitzt in der Psychiatrie. Sein vergangenes Leben als verheirateter Lehrer ist nur noch schemenhaft in seiner Erinnerung vorhanden, ein blasses, fahles Bild von Glück. Doch er bekommt eine neue Chance: Unter der Auflage, regelmäßig therapeutische Sitzungen zu besuchen, wird Pat in die Freiheit entlassen. Vorerst kommt er bei seinen Eltern unter und bereits hier entspinnt sich ein Drama, das den Leser nicht mehr loslässt. Kuscheltierchen DeNiro Im Film verkörpert Charakter-Darsteller Robert DeNiro Pat's Vater: Einen gutmütigen, warmherzigen und liebevollen Altherren, der seinen Sohn zum sakralen Football-Gucken auf die heimische Couch tätschelt und ihm mit Rat und Tat für die neue Zukunft zur Seite steht. DeNiros Figur könnte sich nicht deutlicher vom Roman-Vater unterscheiden, der sich für die Krankheit seines Sohnes schämt. Roman-Pat ringt um die Gunst seiner Eltern und während seine Mutter ihr Bestes gibt, um ihrem verwirrten Kind Halt und Unterstützung zu geben, hat sein Vater nur Verachtung übrig. Doch Pat hat ein Ziel vor Augen: Die Re-Union, die Wiedervereinigung mit seiner Frau Nikki. Voll darauf konzentriert stürzt er sich in die Selbstoptimierung. Umdeutung der Metaphern Im Buch ist Football für Pats Vater eine Flucht vor der Realität, bei Regisseur O. Russell hingegen führt der US-Nationalsport ihn und seinen Sohn zusammen. Sowohl in der Romanvorlage, als auch in der Verfilmung ist Pat leidenschaftlicher Anhänger der Eagles, doch die Bedeutung der SpielÜbertragung als Symbol für familiäre Dissonanzen wurde Blockbuster-gerecht einfach in eine zusammenschweißende Aktivität verkehrt. Wo ist der Silberstreif? Mit der Kino-konformen Heile-Welt-Moral ging dem Film ein großes Stück Erzählung verloren. Pats Lage wird verharmlost, der Silberstreif leuchtet bereits in Form eines fürsorglichen Vaters. Auch die Umstände sind günstiger: Im Film war Pat acht Monate in der Psychiatrie, im Roman waren es mehrere Jahre, die Ehekrise seiner Eltern wurde komplett rausgeschnitten und die Story mit Gags angefüttert. O. Russell entschärft den Roman nicht nur, sondern veralbert ihn zusätzlich mit Auftritten von Chris Tucker. Doch in Quicks Buch geht es gerade darum, den Silberstreif zu suchen. Er ist nur eine zarte und äußerst vergängliche Anomalie im bisweilen schmerzhaften Chaos des Lebens. Ohne jenes Chaos fehlt auch völlig der Moment der Errettung, den Pat durch die abgedrehte Tiffany geschenkt bekommt. Sie ist der Silberstreif an seinem zuvor so beschränkten Horizont. Geraubte Spannung Wer bisher weder den Film gesehen, noch das Buch gelesen hat, dem sei die Lektüre vorab dringend empfohlen. Denn der Film steigt dort ein, wo der Roman - eben darum spannend und fesselnd bis zur letzten Seite - aufhört. Matthew Quick vertraut auf seine Leser und so vermeidet er es, die Umstände von Pats Psychiatrie-Aufenthalt zu früh zu enthüllen. Indem wir der Logik der Geschichte folgen und dem Autor vertrauen, erfahren wir zum richtigen Zeitpunkt von den dramatischen Hintergründen. Der Film geht den genau gegenteiligen Weg: Wir wissen von Anfang an, was geschah und so fühlt es sich an, als würden wir mit Pat auf einem Tandem ohne Luft auf den Reifen fahren: Alles schleppt sich dahin, der Erzählung fehlt das Tempo. Genau wie Pats früheres Leben verläuft der Film in amerikanischen Vorstadt-Bahnen und macht den gleichen Fehler wie viele Roman-Verfilmungen vor ihm: Er wird bequem. American Dream again Während Matthew Quick in seinem bewegenden Roman die Liebe im lebensbejahenden Unverhofft kommt oft - Sinne feiert, fokussiert sich der Film auf ein anderes Thema, das zu den USA gehört wie McDonald's: Der American Dream - du kannst alles schaffen, wenn du dich nur doll genug anstrengst. Es ist eine systemimmanente Illusion, die John Steinbeck bereits vor Jahrzehnten als solche entlarvte. Fazit Damit ein Blockbuster über Herzenswünsche erfolgreich wird, muss der Traum vom großen Glück die zentrale Rolle spielen, und das weiß Regisseur David O. Russell. Matthew Quick hingegen schreibt eine unbequeme Geschichte, die sich tief ins Herz vorwagt und damit absolut lesenswert ist. Tipp: Lesen Sie die englische Version, sprachlich ist sie sehr einfach gehalten und macht mehr Spaß. QUICK, MATTHEW: Silver Linings. Roman. Picador, London 2010, 289 S., 8,80 € 2015 - 03 Was ist Mainstream? - 2015-03-01 17:00 Mainstream und Kunst sind zwei Begriffe, die in scharfem Gegensatz zueinander stehen. Aber gibt es tatsächlich nur das eine oder das andere? Kann Kunst zum Mainstream werden und Mainstream zur Kunst? Und wie grenzt ein Künstler sich vom Mainstream ab? Was ist Mainstream? In der Philosophie habe ich gelernt, mich jedem Problem zunächst durch den Begriff zu nähern. Versuchen wir das bei Mainstream, erkennen wir schnell, dass es sich um einen Anglizismus handelt, der in unserer Alltagssprache inflationär gebraucht wird: "Mainstream-Medien", "MainstreamMusik", "Mainstream-Klamotten". Grob zusammengefasst würde ich sagen, Mainstream ist: 1 2 3 Massengeschmack Hochmedial Abhängig von den Konsumenten Ironischerweise kann alles zum Mainstream erklärt werden und hier gelange ich zum nächsten Punkt meiner Analyse: Was Mainstream ist, entscheidet der Betrachter. Jener Betrachter erklärt eine bestimmte Sache/Gruppe/Eigenschaft zum Mainstream und grenzt sich selbst davon ab. Sehr häufig passiert dies mit einer negativen Konnotation. Vom Mainstream, also dem Hauptstrom, kann allerdings nur die Rede sein, wenn ein fast schon totalitärer Bekanntheitsgrad vorhanden ist. Mainstream wird in diesem Zusammenhang mit geistlosem Massenkonsum gleichgesetzt und gern von "wahrer Kunst" im Underground (schon wieder ein Anglizismus) abgegrenzt. Aber stimmt das auch? Ist "wahre Kunst" ein Trugschluss? Doch nun wird es spannend: Was, wenn aus Underground plötzlich Mainstream wird? Was geschieht, wenn ein Künstler, der sich selbst "vermarktet", Erfolg hat? Er gelangt in den Fokus der Öffentlichkeit und wird damit zum Mainstream. Oft bilden sich im Anschluss zwei Lager von Betrachtern: Die einen, die den Künstler auch weiterhin mögen und ihm den Erfolg gönnen. Und die anderen, die ihn dafür kritisieren, dass er nun auch "Mainstream geworden ist". Tatsächlich begehen manche Künstler den Fehler und passen sich dem Massengeschmack an, anstatt ihrer eigenen Stimme treu zu bleiben. Doch wenn Filmemacher, Autoren, Musiker, Maler, etc., ihre Werke auf eine breite Masse "zuschneiden" wollen, ist das wenig wertvoll (das ist allerdings nicht dasselbe, wie als Autor wirtschaftlich zu denken). Kunst bedeutet in meinen Augen, den Empfänger aufzuwecken, oder wie Franz Kafka es in einem Brief an Oskar Pollak formulierte: "Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." Was Kafka hier sagt, ist eine Ohrfeige an den Mainstream der Literatur. Ein Buch, das uns nicht in unserer persönlichen Entwicklung weiterbringt, das uns nicht unruhig und im tiefsten Sinne nachdenklich werden lässt, kann bestenfalls als seichte Unterhaltung bezeichnet werden, die im Unterbewusstsein irgendwo zwischen der nächsten Dschungelcamp-Folge und dem letzten Discobesuch einsortiert wird. Solche Unterhaltung ist Mainstream, sie fügt sich einer kollektiven Erwartungshaltung, um Kasse zu machen. Doch welche Bücher bleiben uns tatsächlich in Erinnerung? Welche empfehlen wir aufgeregt unserer Familie und unseren Freunden, welche Bücher lesen wir immer wieder oder zitieren daraus? Es sind Bücher mit neuen, überraschenden oder sogar manchmal schockierenden Gedankengängen. Mainstream ist der dreiste Partygast, der alle Gespräche an sich reißt und immer im Mittelpunkt stehen will. Und wie wird man mit so einem nervigen Gast am besten fertig? Man geht auf Abstand. Mainstream als Selbst-Profilierung Es gibt einen guten Grund, warum auch der Begriff Mainstream zum Mainstream geworden ist. Wenn ich als Künstler etwas in die Kategorie "Mainstream" einordne, dann distanziere ich mich mit meinem eigenen Tun davon, ich sehe mein Schaffen als höherwertig an. Nun ist es aber entscheidend, ob die Gruppe, in der ein Künstler sich befindet, genauso denkt. In diesem Falle erhält er Zuspruch. Ist der Großteil der Gruppe allerdings anderer Meinung, geht der Schuss nach hinten los. Wir sehen an diesem Beispiel, dass die Bewertung Mainstream eine höchst subjektive ist. Was ist denn so schlimm daran? Manchmal kommt die Frage auf, was denn so schlimm daran sei, auf Mainstream zu stehen. Die Frage geht in eine ähnliche Richtung wie die Debatte um Überwachung. "Schlimm" ist in Bezug auf den Mainstream-Konsum ein unpassender Ausdruck. Natürlich ist es nicht schlimm, gecastete Bands zu hören oder Shades of Grey zu lesen (ok, Zweiteres ist schon ziemlich schlimm), doch geht es Kritikern am Mainstream darum, die Kultur zu erhalten, Vielfalt zu fördern und das Ungewöhnliche, das Unbequeme, oder wie Kafka sagen würde - die Axt für das gefrorene Meer in uns, zum Vorschein zu bringen. Das passiert beim Mainstream leider nicht, denn ein längst massentauglich gewordenes Produkt wird lediglich vermarktet, gehypt und kommerzialisiert - aber inspirieren tut es uns nicht mehr. Das Gegenteil von Mainstream? Da die Wertung, was Mainstream ist, für jeden einzelnen anders ist (obwohl ich mir sicher bin, dass ein breiter Konsens darüber besteht, dass so mancher Schund definitiv dazu gehört), lässt sich nur schwer ein Gegenpol dazu bilden. Für mich ist jede Kunstform außerhalb des Mainstream, die folgende Qualitäten besitzt: Individualität Originalität Unabhängigkeit Warum empfinden wir Untergrundkünstler wie Charles Bukowski als Streiter gegen den Mainstream? Weil sie mit einer eigenen Stimme sprechen und schreiben, sich nicht verbiegen oder sich ihren Stil vom Markt diktieren lassen. Doch es bleibt eine schmale und schwierige Gratwanderung für jeden Künstler. Denn was soll man als Autor zum Beispiel tun, wenn der Lektor einem rät, bestimmte Passagen zu kürzen, Figuren zu streichen oder den Plot zu verändern? Viele Autoren dürften Änderungen an ihren Manuskripten bis zu ihrer persönlichen Schmerzgrenze als akzeptabel empfinden, doch ebenso viele dulden keine "Korrekturen" an ihren Werken. Diese Angelegenheit ist insofern schwierig, da ja auch der Lektor persönliche LeseVorlieben hat und immer nach dem Aspekt der Markttauglichkeit eines Manuskriptes schauen muss. Mit anderen Worten, es geht ihm um den Massengeschmack. Fazit Auch wenn der Begriff "Mainstream" von vielen Personen genutzt wird, um sich selbst und den eigenen Kultur-Geschmack zu erhöhen, gibt es eine klare Unterscheidung zwischen dem Massenkonsum, der sich unbedingt verkaufen muss, und der Kunst, die bestenfalls jenem dumpfen Geschmack den Appetit verdirbt. Diese Perlen in Literatur, Kunst, Musik usw. gilt es zu finden - die Suche lohnt sich. Illustration: Maria John Artwork Privater Lektor - sinnvoll oder nicht? - 2015-03-08 17:00 In meinem Artikel Das ideale Schreibtempohabe ich darauf hingewiesen, dass Autoren einen privaten Lektor beauftragen können. Doch in welchen Fällen macht das wirklich Sinn? Lektor = Entlastung Lektoren sind grob gesagt Lese-Experten. Sie beherrschen die (deutsche) Sprache aus dem Effeff und Übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben, die weit über die bloße Begutachtung von Manuskripten hinaus gehen. Mehr über das Berufsbild des Lektors und die Ausbildungsmöglichkeiten erfahren Sie auf der Webseite des Verbandes der Freien Lektoren. Dort finden Sie auch eine umfassende Datenbank freier Lektorinnen und Lektoren. Diese Datenbank ist äußerst empfehlenswert, da Sie hier sehr spezifisch Lektoren nach Sprachkenntnissen, Genre-Schwerpunkten und Spezialwissen suchen können. Viele Lektoren bieten inzwischen auch Korrekturarbeiten für Studenten an. Oft gibt es bei entsprechendem Nachweis sogar einen Rabatt, da lohnt es sich, genau hinzuschauen. Was Sie von einem Lektor erwarten können (und erwarten sollten) Lektoren sind nicht dazu da, Ihre Schreibe in den Himmel zu loben. Sie sollen Ihnen mit ihrer Expertise ehrlich, konstruktiv und beratend zur Seite stehen. Ein Lektor ist allerdings kein Magier wenn Ihr Manuskript nicht gut genug ist, dann ist es so. Private Lektoren sind in der Regel auch keine Autoren, sie geben Empfehlungen, Ratschläge und Hinweise. Gute Lektoren 1 2 3 scheuen sich nicht vor Kritik schreiben Ihr Buch nicht neu, sondern machen Verbesserungsvorschläge können nur das aus einem Manuskript herausholen, was an Potenzial da ist Wichtig ist, dass Ihnen der Lektor nicht nach dem Mund redet. Wie überall gibt es auch unter den Lektoren schwarze Schafe, die Ihnen Honig ums Maul schmieren, damit Sie als Auftraggeber nicht abspringen. Wenn der beauftrage Lektor jeden Ihrer Texte über den grünen Klee lobt, sollten Sie skeptisch werden. Sie sind in diesem Fall entweder ein begnadetes Schreib-Genie oder Sie haben es mit einem unseriösen Lektor zu tun. Wann benötige ich einen Lektor? Das kommt ganz darauf an. Ab einem gewissen Punkt habe ich mich dafür entschieden, vorerst auf private Lektoren zu verzichten und stattdessen Gegenleser zu "engagieren". Diese Entscheidung hat nichts mit der Arbeit der privaten Lektoren zu tun, mit denen ich sehr zufrieden war. Oft lag es schlichtweg an den Kosten, die bei einem Roman-Manuskript locker in den dreistelligen Bereich gehen können - Grenze nach oben offen. Es ist also immer auch, wie bei jeder Dienstleistung, eine finanzielle Frage, ob man einen Lektor engagiert. Außerdem sollten Sie sich das Portfolio und die Stärken eines Lektors genau vor Augen führen. Auf welches Genre ist der Lektor spezialisiert? Welche Qualifikationen machen ihn zum Experten? Welche Verlagserfahrungen hat er/sie? All diese Punkte sind ausschlaggebend, wenn Sie einen passenden Lektor für Ihr Projekt suchen. Braucht jeder Autor einen Lektor? Nicht zwingend. Ein Lektor ist ein professioneller Prüfer, der Stilbrüche sowie orthografische und grammatikalische Fehler erkennt. Eine gute Alternative sind aber auch Freunde und Familienmitglieder, die sehr viel lesen und ein gutes Gefühl für Sprache haben. Wenn man selbst nicht auf Kriegsfuß mit der Rechtschreibung steht, kommt man damit sehr gut aus. Doch ein Lektor ist noch in anderer Hinsicht sehr wertvoll - er kann die literarische Qualität eines Manuskriptes erkennen und eine Prognose für dessen Marktchancen geben. Selbstverständlich können selbst Lektoren sich in dieser Hinsicht irren, aber zeigen Sie mir einen Beruf, bei dem das nicht so ist. Wer also darüber nachdenkt, mit seinem Manuskript an einen Verlag heranzutreten und dahingehend noch keine Erfahrungen hat, sollte einen Lektor um Rat fragen. Fazit Als Autor ist man in der Regel Einzelkämpfer, erst recht, wenn man noch ganz am Anfang steht. Ein privater Lektor kann dabei helfen, den eigenen Schaffensprozess konstruktiv zu unterstützen, das Manuskript zu verbessern und Sie bei der Erstellung von Exposés und Leseproben zu beraten. Nicht zuletzt steigern Sie damit Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Veröffentlichung. Erkundigen Sie sich vor dem Engagement eines Lektors unbedingt nach dessen GenreSchwerpunkt und bitten Sie um einen Kostenvorschlag bzw. eine Kostenübersicht, sofern diese Informationen nicht auf dessen Webseite zu finden sind. Ein Lektor ist eine gute Investition, wenn er fair und ehrlich arbeitet und man sich als Autor nicht ausschließlich auf sich selbst und auf Gegenleser verlassen will. Rezension: F (Daniel Kehlmann) - 2015-03-15 17:00 Daniel Kehlmann kennt man hierzulande vor allem durch seinen Bestseller Die Vermessung der Welt. Sein Thriller mit dem unscheinbaren Titel "F" aus dem Jahr 2013 kommt dagegen mit aktuellen und gewaltigen Themen daher - und zerfasert sich selbst im Versuch, alle gleichberechtigt zu behandeln. Schmankerl Sprache Jede Kritik sollte, wenn möglich, mit etwas Positivem anfangen und so sei vor allem die wunderbare Sprache gelobt. Der Autor versteht es, diese perfekt auszuloten. Kehlmanns Stil ist das Gegenteil einer Herz-Symbolik, wie der Charismatiker Till Lindemann sie pflegt und die natürlich auch ihren Charme hat. Kehlmanns Sprache ist dicht, lebhaft und in einem positiven Sinne technisch. In diesem Roman finden wir die Kunst der Komprimierung, ohne dass etwas verloren geht. Es gelingt dem Autor, so viele Details wie nötig und so wenig Schnick-Schnack wie möglich in die komplizierte Geschichte zu integrieren. Wir erhalten so einen plastischen Eindruck jeder wichtigen Figur, die Umgebung ist so reich geschildert, dass wir glauben, uns tatsächlich an diesen Orten zu befinden. Kehlmann vermeidet es gleichzeitig, uns mit aufgeblähten Metaphern bzw. Vergleichen zu langweilen. (Leider) eine Familiensaga Um fair zu bleiben eines vorweg: Ich mag Familiensagen nicht besonders. Für mich gibt es kaum anstrengendere Literatur als die von aufsteigenden und/oder fallenden Familienclans mit unzähligen Figuren, deren Namen ich nach zwanzig Seiten wieder vergessen habe. Am besten, man zeichnet sich noch die Stammbäume parallel zum Lesen nach, um der Struktur und Logik überhaupt folgen zu können. Zum Glück macht Kehlmann nicht den Fehler und zerrt die Familie um den anfangs recht tranigen Familienvater Arthur unnötig in die Länge. Kehlmann erzählt vom Mikrokosmos einer auseinander driftenden Familie und damit vom Makrokosmos einer auseinander driftenden Gesellschaft: Private Krise, Glaubenskrise, Kunstkrise, Gewaltkrise und Schaffenskrise - es sind eine Menge Krisen, die Kehlmann in seinem Buch verarbeiten will und sich genau damit überwirft. Das Problem mit Familie Friedland Keine der Figuren kommt auch nur ansatzweise sympathisch rüber. Die Brüder Martin, Eric und Iwan sind allesamt Betrüger, jeder von ihnen haut seinen Mitmenschen die Taschen voll, sie sind die reinsten Personifikationen der Kirchen-, Finanz-, und Kunstindustrie. So liest "F" sich in seiner fragmentarischen Struktur so kafkaesk, dass man Schwierigkeiten hat, Realität und Wahn auseinander zu halten. Das ist zu viel für einen Roman mit knapp 400 Seiten. Verworrenes wird nur teilweise und recht bemüht zusammen geflochten, die Gegensätze sind zu zahlreich, um logisch nachvollziehbar zu bleiben. Fazit Hätte Kehlmann sich auf eine Krise konzentriert, wäre "F" ein eindringlicher Roman mit einer geschlossenen Handlung geworden. Was dem Schriftsteller sprachlich leicht von der Hand geht, funktioniert auf der Handlungsebene nicht besonders gut. So bleibt dieser Roman ein fragmentarischer, nur durch stark konstruiert wirkende Eckpunkte zusammengehaltener, der gleich mit zehn moralischen Zeigefingern auf das Gewissen des Lesers drücken will. KEHLMANN, DANIEL: F. Roman. Rowohlt, Berlin 2013, 2. Auflage, 384 S., 22,95 € Rezension: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green) - 2015-03-22 17:00 Aktuell wird der US-amerikanische Jugendbuchautor John Green international gefeiert. In Das Schicksal ist ein mieser Verräter erzählt er eine Geschichte um zwei Jugendliche, die dem Tode geweiht sind - und schildert dabei eine schwerwiegende und ernste Krankheit so "wie es ihm in den Kram passt". Inhalt Die 16-jährige Hazel Grace hat Krebs. Sie wird daran sterben, doch dank eines in der Testphase befindlichen (fiktiven) Medikaments lebt sie länger als erwartet. Trotzdem ist klar: Hazel wird nie ein gesundes und sehr wahrscheinlich auch kein langes Leben führen. In einer Selbsthilfegruppe, zu der sie nur widerwillig geht, lernt sie den charismatischen Augustus Waters kennen. Fortan gehen die beiden Außenseiter den wichtigsten Abschnitt ihres jungen Lebens gemeinsam und verlieben sich ineinander. Wenig Kitsch, aber... Mit Liebesromanen begeben Autoren sich auf dünnes Eis: Zwar muss dabei nicht zwangsläufig ein Groschenroman herauskommen, das beweist Green ganz eindeutig. Allerdings ist es objektiv schwierig, als Erwachsener über die Liebe zweier Jugendlicher zu schreiben. Der Autor lässt diese Geschichte unter dem Diktat einer der schrecklichsten Krankheiten unserer Zeit spielen. Was bei so manchem Tastenprügler zu geschmacklosem Schund geworden wäre, bleibt hier bis zur letzten Seite eine Geschichte mit Tiefgang. Kalkül Nicht vergessen werden sollte allerdings, dass Green ein professioneller Autor ist. Für erfahrene Schriftsteller ist es klar, welche Themen beim Leser ziehen und welche emotionalen Knöpfe zu drücken sind. Autoren und Verlage denken nun einmal wirtschaftlich. Ich glaube zwar nicht, dass John Green das Thema aus reinem Marketingkalkül gewählt hat, allerdings sollte der Faktor Berechnung nicht unter den Tisch fallen. Mit bestimmten Themen ist es eben wie mit Babyfotos oder Katzenvideos: Sie wirken immer. Wie gut Green diese Klaviatur der Gefühle beherrscht, zeigen die Reaktionen seitens der Medien. Die Kritiken waren unreflektiert hymnisch, und manche sprachen dem Leser sogar sein Urteilsvermögen ab. So schrieb die Süddeutsche Zeitung: "Wer hier nicht weint und nicht lacht, fühlt wohl schon lange nichts mehr." Mit anderen Worten, wer nicht haargenau dieselben Regungen zeigt, ist nicht ganz dicht. Individuelles emotionales Empfinden gibt es nach dieser Definition nicht mehr. Hazels Welt Ein wenig erinnert Das Schicksal ist ein mieser Verräter an Sofies Welt. Philosophische Debatten ziehen sich durch das Buch, Hazel und Augustus führen Gespräche über die eigene Bedeutungslosigkeit, das Vergessen, über Lebensqualität, Bedürfnisse und ob geistiges Potenzial ein Fluch, ein Segen oder beides zugleich ist. Es ist also von allem etwas dabei: Krankheit, Nihilismus, Herzschmerz - verdächtig viele Ingredienzien für einen typischen Bestseller. Greens Buch ist trotzdem klug geschrieben, weil es sich auf die Persönlichkeiten von Hazel und Augustus konzentriert. Zugleich bagatellisiert der Autor das Leiden nicht - ein schwieriger Spagat, der nur mit hoher Sensibilität glücken kann. Ein großer Kritikpunkt aber ist die Verzerrung der Fakten. In seiner Danksagung schreibt Green dazu: "Die Krankheit und ihre Behandlung wurden in diesem Roman fiktiv behandelt. Es gibt zum Beispiel kein Medikament wie Phalanxifor. Ich habe es erfunden, weil ich wünschte, es würde existieren." Kurz darauf wird der Autor noch deutlicher: "John Sundquist, Marshall Urist, Jonnecke Hollanders haben mir in medizinischen Belangen ihre Zeit und ihre Fachkenntnis gewidmet, die ich allerdings leichtfertig ignorierte, wenn es mir in den Kram passte." Darf ein Schriftsteller auf diese Weise mit der Krankheit Krebs umgehen? Rechtfertigt eine fiktive Geschichte auch einen fiktiven Krebs? Meiner Ansicht nach hätte Greene durchaus realistisch bleiben können und sogar müssen, ohne dass der Roman an Qualität eingebüßt hätte. Auch ist die Wortwahl in der Stellungnahme höchst unglücklich. Ob es an der Übersetzung liegt, kann ich leider nicht sagen, weil ich das Original nicht zur Hand habe. Fazit John Greens Roman ist ein Bestseller in der Jugend- und Erwachsenenliteratur, angefüllt mit Poesie, Philosophie und (Welt-) Schmerz. Eine clevere Mischung, die auf den Mainstream-Geschmack des Lesers verdächtig perfekt passt. Kritisch zu sehen ist außerdem, dass der Autor die Krankheit und ihre Auswirkungen an seine Geschichte anpasst. Nichtsdestotrotz überzeugen die Figuren und hinterlassen prägende Eindrücke beim Leser GREEN, JOHN: Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Roman, Carl Hanser Verlag, München 2012. 288 S.,16,90 € Rezension: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do (Adam Johnson) - 2015-03-29 17:00 Nach dem Skandal um das dröge Seth-Rogen-Filmchen The Interview stand Nordkorea Ende 2014 wieder einmal im Fokus der Öffentlichkeit. Und wieder einmal wurde der krude Staatsapparat nördlich der Demarkationslinie kopfschüttelnd kritisiert. In dieselbe Kerbe schlägt Das geraubte Leben des Waisen Jun Do - geschrieben vom US-Autor Adam Johnson. Inhalt Der Waise Jun Do ist kein Mensch mehr, er ist eine Killer-Maschine. Zumindest das meiste Menschliche ist dem Soldatischen gewichen. Jun Do gilt als harter Kämpfer und wird auf eine Entführungs-Mission geschickt. Zusammen mit Komplizen soll er Japaner nach Nordkorea verschleppen. Über Umwege landet Jun Do dann bei Fischern und obwohl er im nordkoreanischen Sinne alles richtig macht, scheitert er am Doppeldenk des despotischen Systems und findet sich in einem Internierungslager wieder. Über noch mehr Umwege geht die Reise weiter, doch wohin, sei an dieser Stelle nicht verraten. Wahrheit? Fiktion! Was war nach Erscheinen dieses Pulitzer-Preisträgers nicht wieder für ein Unsinn zu lesen bzw. zu hören. Der Deutschlandfunk sprach von einem "Blick ins Innere von Nordkorea" und entwickelte mit kruder Logik eine ganz eigene Wahrheit: "Und darin liegt der große Reiz und das kleine Problem dieses Romans: Alles, was wir darin über Nordkorea erfahren, klingt wie ausgedacht und erfunden. Aber nichts davon ist so absurd, bizarr, lächerlich, grausam, unmenschlich und brutal, dass es nicht doch wahr sein könnte. " Das Buch ist also wahr, weil es so falsch ist, dass es wahr sein könnte? Die ZEIT hingegen versteht den Roman als eine "burleske Fantasie über Amerikas mythischen Erzfeind Nordkorea". Doch auch hier heißt es in Bezug auf die Geschichte wieder: "Und wer weiß, ob sie sich nicht doch irgendwo zwischen dem 38. Breitengrad und der chinesischen Grenze zutragen könnte, zwischen Pjöngjang und dem Gulag Yodok, absurd und ganz im Stillen." Man könnte meinen, die Kritiker selbst würden in Nordkorea leben und dürften ihre Meinung nicht frei äußern. Weshalb sonst trauen sie sich nicht, die Fiktion auch als solche zu benennen, ohne reflexartig und in vorauseilendem Kulturkadavergehorsam ein "es könnte ja wirklich so sein" hinterher zu schieben? Johnson beschreibt nicht Nordkorea, Johnson beschreibt seine Vorstellung von Nordkorea. Das ist nichts Schlechtes, doch es ist schlicht und ergreifend eine ausgedachte Geschichte mit Übertreibungen, Auslassungen und Verzerrungen. Und es ist gefährlich, einem Roman Wahrheiten zuzusprechen, die er nicht hat. Ein pro-westliches Weltbild Adam Johnsons Sicht ist deshalb so erfolgreich, weil sie fest im Mainstream etabliert ist. Wir stoßen hier auf ein großes Paradoxon: Kim Jong-un und sein Regime sind gerade durch ihre Unberechenbarkeit so berechenbar. Wir können uns darauf verlassen, auch in Zukunft mit Absurditäten aus diesem verschlossenen Staat versorgt zu werden. Das birgt selbstverständlich Chancen für die Imagepflege der sogenannten westlichen Welt. So wurde der Affront um eine Film-Klamotte zu einem Denkmal der Redefreiheit verklärt, wie es der Filmanalyst Wolfang M. Schmitt jun. so treffend in seinem Video-Blog beschreibt. Fazit Das geraubte Leben des Waisen Jun Do ist in keinster Weise aufregend. Auf nahezu 700 Seiten bekommen wir nur eine Aussage eingehämmert: Nordkorea ist böse, Nordkorea ist böse, Nordkorea ist böse. Anders als George Orwell in seinem Meisterwerk 1984 erschafft Johnson keine komplexe Gesellschaft. Bei ihm sind alle grausam, hölzern und brutal. Nordkorea bleibt damit das Waisenkind, das niemand will und das für alles Üble in der Welt verantwortlich gemacht wird. JOHNSON, ADAM: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do. Roman, Suhrkamp, Berlin 2014. 685 S., 10,99 € 2015 - 04 Wie finde ich Zeit zum Schreiben? - 2015-04-05 17:00 Schreiben könnte so einfach sein - wenn da nicht der Alltag wäre! Kaum machen wir die Augen auf, sehen wir einer Batterie von Pflichten und Erwartungen entgegen. Wo soll da noch Zeit zum Schreiben herkommen? Mit diesen fünf Tipps kann wirklich jeder ein paar Freiräume für die Kreativität schaffen. 1. Weg mit den Zeitfressern In meinem Artikel 5 Tipps für mehr Konzentration zeige ich, wie Sie kostbare Zeit gewinnen können, indem Sie Ablenkungen widerstehen und sich besser organisieren. Smartphone, Social Media, Games, Fernsehen, Musik - Sie sehen, die Liste der Zeitfresser ist lang. Sein Sie konsequent und schaffen Sie sich Inseln ohne Ablenkung. 2. Das Unbequemste / Schwierigste / Anstrengendste zuerst Wenn Sie Ihre Arbeitsweise selbst strukturieren können, gewöhnen Sie es sich an, die schwierigen Dinge nicht aufzuschieben. Es ist vollkommen menschlich, dass wir Unangenehmes vermeiden wollen, doch meistens führt dies nur dazu, dass sich die Schwierigkeiten stapeln und in unserem Hinterkopf herumspuken. Packen Sie Schwierigkeiten direkt und frontal an. Je häufiger Sie sich diesen stellen, desto mehr Routine entwickeln Sie darin und werden mit positiven Gefühlen belohnt. Und was unser Gehirn als Belohnung abspeichert, das tun wir gern und häufig. 3. Sorgen Sie gut für sich Um alle Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen, brauchen Sie Energie. Die haben Sie aber nur, wenn Sie ausreichend schlafen, ausgewogen essen und Sport treiben, kurzum - einen gesunden Lebensstil pflegen. Ich weiß, sie haben das schon hundertmal gelesen - diesmal aber haben Sie eine wirkliche Motivation: Sie schenken sich damit selbst mehr Energie zum Schreiben! 4. Nutzen Sie die Nacht Wenn die Welt zur Ruhe kommt, ist der Schriftsteller ungestört - ein Klischee, das einen wahren Kern hat. Viele Autoren schreiben nachts. Zum einen, weil sie tagsüber arbeiten, zum anderen, weil sie ihre Ruhe haben und die Nacht eine ganz eigene, meditative Stimmung hat, die sich gut zum kreativen Arbeit macht. Übertreiben sollten Sie es natürlich nicht - auch Sie brauchen Ihren Schlaf. Übrigens: Manche Schriftsteller wecken sich extra früh, um Zeit zum Schreiben zu haben. Finden Sie heraus, wie Ihre innere Uhr tickt und welches Tempo Sie entwickeln. 5. Bleiben Sie dran Ein sehr wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Tipp: Bleiben Sie beharrlich. Es ist besser, jeden Tag eine halbe Stunde zu schreiben, als zwei Wochen lang gar nichts und sich dann fünf Stunden lang an den Schreibtisch zu zwängen. Geduld ist eine Tugend, auch beim Schreiben. Verlieren Sie nicht den Kontakt zum Text, sondern investieren Sie am besten täglich ein bisschen Zeit und Energie. Fazit Zeit zum Schreiben zu finden ist nicht immer einfach. Mit den vorgeschlagenen Tipps erweitern Sie jedoch Ihren Spielraum und können je nach Lebenssituation etwas an den Stellschrauben drehen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!Was sind Ihre Tipps, um mehr Zeit zum Schreiben zu finden? Selbstbetrug: Wie Sie garantiert nie zum Schreiben kommen - 2015-04-12 17:00 In einem anderen Artikel habe ich ein paar Tipps gesammelt, wie Sie sich besser auf das Schreiben konzentrieren können. Allerdings bringen alle Tipps dieser Welt nichts, wenn Sie sich nicht einem Problem stellen, das sehr vielen Autoren begegnet: Dem Selbstbetrug. Nur mal kurz bei Facebook rein... Im letzten Jahr hatte ich mir fest vorgenommen, den Tag straff durchzuziehen und erst am späteren Nachmittag bei Facebook vorbei zu schauen. Soll ich Ihnen sagen, wie oft ich das damals geschafft habe? Nicht ein einziges Mal. Zwar läuft Facebook bei mir nicht ständig im Hintergrund, aber ich gehe noch immer viel zu oft rein, um zu schauen, "was so los ist". Doch damit nicht genug - als Autor und Blogger hat man nicht nur das Problem des normalen Informations-Streams: Ein Kompendium von Zeitungsartikeln und dem, was Freunde und "Freunde" eben so in den Kanal blubbern. 1. Beschäftigen Sie sich den ganzen Tag mit Social Media Wir können uns auch wunderbar darüber hinaus in Gruppen organisieren, die thematisch zu uns passen, in diesen Gruppen Diskussionen verfolgen und munter Liken, Posten und Teilen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Im Grundsatz sind das großartige Funktionen, mit denen wir uns effektiv vernetzen können. Durch diese Gruppen habe ich so viele Blogs entdeckt, so viele spannende Menschen kennen gelernt, dass es sich definitiv lohnt, darin aktiv zu werden. Problematisch wird es jedoch, wenn Sie Social Media als Selbstzweck und damit als Selbstbetrug verwenden. Wenn Sie drei Stunden bei Facebook online sind, hat das definitiv nichts mehr mit Marketing zu tun. Kontaktpflege oder Inspiration kriegen Sie sowieso besser in der Offline-Welt. Es ist weggeschmissene Zeit, in der Sie nicht geschrieben haben. Die Gefahr dabei: Wir haben trotzdem das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Wenn wir uns durch die sozialen Medien klicken und fleißig kommentieren, kann schnell der Eindruck entstehen, wir hätten wirklich etwas geleistet. Immer dieser Zwang... Witzigerweise jammern viele Autoren über den subjektiv empfundenen Zwang zum Schreiben, haben aber kein Problem damit, sich bei Social Media Marketing selbst an die Kette zu legen. "Einmal pro Tag sollten Sie schon twittern" - eine dieser Regeln, weshalb ich Twitter nicht nutze. Meine Beiträge erscheinen einmal in der Woche, jeden Sonntag um 17 Uhr. Ähnlich verhält es sich mit meinen Facebook-Posts. Weniger ist mehr! Sonst nervt es einfach nur gewaltig. Ich habe dieses Phänomen von zu viel Social Media wie gesagt an mir selbst beobachtet und gemerkt, dass meine Unzufriedenheit in dieser Zeit wuchs - ich hatte den Eindruck, etwas geschafft zu haben, doch gleichzeitig wuchs das Gefühl, ich würde auf der Stelle treten. Wissen Sie warum? Weil ich auf der Stelle trat. Ich hatte an manchen Tagen nichts geschrieben, kein kreatives Wort. Und natürlich würden viele jetzt sagen, dass das nicht so schlimm ist und man kann ja mal eine Pause machen usw., aber ich sage, das ist sogar sehr schlimm. Wer sich dafür entschieden hat, Autor zu sein bzw. es zu werden, für den ist es eine Sünde, nicht zu schreiben. Man muss nicht jeden Tag schreiben, das stimmt natürlich. Selbst Stephen King macht wohl am Wochenende Pause und das erscheint mir sinnvoll (er kann es sich mittlerweile aber auch leisten). Es soll sich ja nicht wie ein Zwang anfühlen, aber man muss jede Menge Disziplin und Feuer haben, wenn es mit der Veröffentlichung irgendwann klappen soll. 2. Suchen Sie stundenlang nach dem Geheimtipp für Erfolg Es ist kaum zu glauben, wie viel kreative Energie manche Leute in ihre "Social Media Strategie" stecken. Da werden stundenlang alle möglichen Blogs abgegrast, nur um herauszufinden, wann denn die beste Zeit für einen Post ist, wie das allgemeine Nutzerverhalten so aussieht und wie man auf Facebook am besten seine eigene Zielgruppe anspricht. Auch ich lese leidenschaftlich gern gute Blogs, doch die besten Blogger ähneln sich alle in einem Punkt: Sie sagen, dass es keine Abkürzung gibt. Ob Blogger oder Autor (oder beides): Harte Arbeit ist das Einzige, was zu echtem Erfolg führt. Alles andere ist Mumpitz. Auch die Autoren, die "entdeckt" wurden, mussten irgendeine Leistung vorweisen, mit der sie auf sich aufmerksam machten. Blut, Schweiß und Tränen und nicht Likes, Comments und Tweets führen zum Ziel. Verwechseln Sie nicht das Marketing mit der eigentlichen Arbeit. Die Social Media Managerin Sabine Hüttner hat in ihrem Blog einen hervorragenden Artikel dazu geschrieben, wie sehr Facebook, Twitter, etc. uns längst im Griff haben. 3. Hören Sie auf Ihre Selbstkritik und schreiben Sie nie Ja, kaum zu glauben, aber wahr: Schreiben ist und bleibt der einzige Weg, wenn Sie Autor sein wollen. Und im Ernst, es ist einfach. Jeder Grundschüler kann schreiben, die Frage ist nur, wie gut Sie schreiben können. Wenn die Selbstzweifel wachsen, die Selbstkritik jeden Versuch, etwas aufs Papier zu bringen, unterbinden will, dann hilft nur Schreiben. Es klingt bitter, aber nur so funktioniert es. Wenn Sie diesen Tipp aufrichtig befolgen, sparen Sie sich eine Menge teurer Schreibcoachings, die genauso zum Selbstzweck werden können wie Social Media Marketing. Sie brauchen keine lückenlose Konzeptionierung, wenn Sie ein Projekt anfangen, Sie brauchen Biss. Sie brauchen Ehrgeiz, Geduld und Durchhaltevermögen. Nichts weiter. Naja, ein Computer wäre nett, damit Sie Ihre Ideen auch umsetzen können. Alles andere ist Luxus. Schreiben Sie auch dann, wenn Sie keine Lust haben. Ihr Unterbewusstsein wird trainiert und lernt sukzessive, das Schreiben als etwas vollkommen Selbstverständliches wie Essen und Trinken anzusehen. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass man Schreiben am besten lernt, indem man schreibt und natürlich auch viel liest. Das Handwerk kann man sich auch autodidaktisch aneignen. Denken Sie an die zahlreichen Schriftsteller, die nie einen Schreibkurs besucht haben, und trotzdem großartige Romane, Kurzgeschichten usw. veröffentlichen. Diese Menschen sind mit der Literatur verheiratet, sie lieben die Sprache, die Schrift und scheuen keine Mühen. Das und die Bereitschaft, immer an sich zu arbeiten, sowie den eigenen Stil zu perfektionieren, hat sie zum Erfolg geführt. Nichts anderes. 4. Planen Sie sich jeden Tag voll Planen Sie die kommende Woche stets bis auf die letzte Minute aus. Übrigens ist Planen ein weiterer wunderbarer Selbstbetrug - hier können wir mit schicken Kalendern, Business-Apps, Zeitmanagement-Tools usw. Stunden zubringen. Wir können uns in komplexe Software einarbeiten, und damit es sich so richtig lohnt, dieselbe Software auch auf unserem Tablet und unserem Smartphone einrichten und permanent synchronisieren. Um auf wirklich nichts verzichten zu müssen, sollten Sie sich stets den kompletten Tag vollplanen: Vom Einschalten der Kaffee-Maschine am frühen Morgen bis hin zum Auseinanderfalten der Bettdecke am Abend. Versuchen Sie, allen gerecht zu werden und lassen Sie keinen Raum für Spontanität (die ja für Kreativität ganz schädlich sein soll), sondern geben Sie sich jeder Zerstreuung wie Serien, Filmen und Partys hin. 5. Arbeiten Sie an mehreren Projekten gleichzeitig Wenn Sie von Projekt zu Projekt springen, maximieren Sie Ihre Chancen, mit gar nichts fertig zu werden. Am besten öffnen Sie vier Word-Dokumente gleichzeitig und lassen im Hintergrund laute Musik laufen, während Sie ihre Ideen aufschreiben. Springen Sie immer wieder zwischen den einzelnen Plots hin und her, damit Sie so richtig durcheinander kommen. Übrigens meine ich damit nicht, mehrere Projekte zu haben, an denen man arbeitet, das tue ich auch, aber zyklisch, nicht auf einmal. Jedes meiner Projekte, egal ob damit ein Roman, der Blog oder ein Job gemeint ist, bekommt die ihm gebührende Aufmerksamkeit - dann aber auch voll und ganz, ohne Ablenkung oder Hin-und Her-Springen. Fazit Die einzige, effektive Methode, um zum Schreiben zu kommen, ist, es einfach zu tun. Trainieren Sie Charaktereigenschaften wie Disziplin, Durchhaltevermögen, Ausdauer und Konzentration, indem Sie sich immer wieder zum Schreiben aufraffen. Es ist ein harter Weg, besonders am Anfang, aber wer hat jemals gesagt, dass es leicht sein würde, die Früchte vom Baum zu holen? Illustration: Maria John Artwork Lesetipp: In der Misosuppe (Ryu Murakami) - 2015-04-19 17:00 Der Roman um einen mysteriösen Amerikaner im Herzen Japans gilt als brutaler Schocker. Tatsächlich aber ist In der Misosuppe deshalb so erschreckend, weil die Geschichte mehr einer Gesellschaftsanalyse als einer Fiktion gleicht. Der amerikanisch-japanische Alptraum Frank ist ein Tourist und treibt sich im Neonlicht-erhellten Tokio herum. Doch Frank möchte nicht nur die leuchtende, strahlende Seite der Stadt kennen lernen und bittet daher den 20-jährigen Einheimischen Kenji um eine Führung durch das Rotlichtmilieu. Frank bezahlt für drei Tage im Voraus und so freut Kenji sich, einen so lukrativen Kunden an Land gefischt zu haben. Bis sich herausstellt, dass irgendetwas an diesem Fang faul ist. Franks dunkles Geheimnis Ein wenig erinnert der Plot an den Film Collateral mit Tom Cruise und Jamie Foxx. Plötzlich verschmilzt Kenji, ähnlich wie Taxifahrer Max im Film, mit einer Welt, von der er sich bisher immer gut auf Distanz halten konnte. Der Leser gerät durch die intrinsische Perspektive umso mehr in den Sog dieses fesselnden Romans, da dieser aus Kenjis Sicht geschrieben ist. Das grauenhafte Geheimnis des US-Touristen zu verraten, vermeide ich an dieser Stelle. Nur so viel sei gesagt: Der Wolf im Schafspelz treibt sich in japanischen Gefilden herum. Der Kollaps des Konsums Was Kenji seinen Kunden bisher verkaufte, war der Zugang zur Tokioter Unterwelt der Prostitution, der Gewalt und der Peepshows. Wie ein Wanderer zwischen den Gesellschaftsschichten bewegte sich der junge Erwachsene, doch mit Frank ist diese vermeintliche Sicherheit vorbei. Ryū Murakami beschreibt im fatalistischen Aufeinandertreffen der beiden ungleichen Charaktere Frank und Kenji eine kalte Konsumwelt, in der Geld über menschliche Würde steht. Umso konsequenter ist, dass Frank das, was er tut, im Rotlichtmilieu tut. Murakami spiegelt in seinem Roman die Absurdität der japanischen Gesellschaft wieder. Mit Santoku-scharfer Präzision schneidet er in seinem verstörenden und analytischen Charme das Unfassbare in gut portionierte Häppchen. In der Misosuppe liest sich wie ein physikalischer und moralischer Kollaps, nichts passt zusammen und doch stimmt auf abstoßende Weise alles. Umso ironischer und treffender ist es, dass Murakami für seinen Romantitel ein japanisches Nationalgericht auserkoren hat. Fazit In der Misosuppe ist ein tunnelartiges Panoptikum der japanischen Gesellschaft: Laut, schrill, und unerbittlich. In sezierender Stringenz stellt Murakami das Elend auf Tokios Straßen und Wohnzimmern dar. Dieser Roman ist nichts für "schwache Gemüter", wie man so schön sagt. Doch genau das macht ihn zu einer schwarzen Perle der Literatur. MURAKAMI, RYU: In der Misosuppe. Roman. KiWi Taschenbuch, Berlin 2006, 208 S., erhältlich bei Drittanbietern Autoreninfo: Ryū Murakami ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller Japans. Seine oftmals nihilistisch anmutenden Werke setzen sich mit Themen wie Drogen, Selbstmord und Promiskuität auseinander. Durch seine Kurzgeschichte mit dem Titel Almost Transparent Blue erlangte er erste Anerkennung. Murakami wird häufig mit dem japanischen Autor Haruki Murakami verwechselt, zu dem jedoch keine verwandschaftliche Verbindung besteht. Lesetipp: Das beste Buch der Welt (Peter Stjernström) - 2015-04-26 17:00 Die Schweden sind bekannt für ihre talentierten Autoren. Vor allem im Thriller-Genre sind Namen wie Henning Mankell und Stieg Larsson weltberühmt. Dass schwedische Schriftsteller auch witzig und kritisch sein können, beweist Peter Stjernström mit Das beste Buch der Welt. Inhalt Titus Jensen war einmal ein erfolgreicher Schriftsteller. Jetzt ist er nur noch ein heruntergekommener Säufer, der sich auf peinlichen Show-Lesungen erniedrigt. Organisiert werden diese Lesungen von der Dichter-Legende Eddie X, Schwedens schmierigstem und gleichzeitig beliebtestem Herzschmerz-Wortakrobaten. Eines Abends kommt Titus eine Idee: Er will einen Bestseller schreiben, der jeden anspricht. Eine wilde Liebesgeschichte mit Action-Elementen und natürlich jeder Menge Humor soll es werden. Aufgeregt erzählt er Eddie X von seinem Plan - und löst damit eine unheilvolle Kettenreaktion aus. Die Mühlen mahlen Peter Stjernström liefert mit seinem Roman eine bitterböse Satire über den Literaturbetrieb. Was wie harmlose Sonntag-Nachmittag-Lektüre daherkommt, entpuppt sich schnell als Kritik an der reinen Ökonomisierung von Büchern. Jensens Verlag wird von einer machthungrigen Frau beherrscht, die sich nicht um literarischen Anspruch schert - ihr geht es ums Verkaufen. Deshalb arbeitet sie sogar mit einem ihr verhassten Schriftsteller zusammen. Hauptsache, die Zahlen stimmen. Jensens Vorschlag passt da so perfekt in das Verlagsprogramm wie ein Streber auf das Internat. Entsprechend wird der sperrige Autor entmündigt: Um den Roman schreiben zu können, von dem der Verlag sich bares Geld verspricht, muss Jensen sein Manuskript auf einem Laptop mit AlkoholTest-Röhrchen schreiben. Nur wenn er nüchtern ist, fährt das Gerät hoch. In der Spirale Als Werbetexter und Ghostwriter kennt Autor Stjernström den Wert von Texten genau. Sein eigener 350-Seiten-Roman ist eine äußerst gelungene Parabel - ist er doch selbst ein Bestseller geworden und hat damit ähnlich wie Nackt kam die Fremde bewiesen, dass das Bewertungssystem von Verlagen manchmal absurden Maßstäben gehorcht. Jensen hat einen Bestseller über die Entstehung eines Bestsellers geschrieben. Und auch in der Erzählung nehmen die Redundanzen nicht ab: Ein Schriftsteller schreibt über einen Schriftsteller, der mit einem Schriftsteller über das Schreiben eines Buches spricht. Und wir Leser stecken mittendrin in dieser Spirale von Konsum und Empfehlung, die zu mehr Konsum führt, was zu weiteren Empfehlungen führt. Ganz ähnlich verhält es sich mit Büchern wie Das geraubte Leben des Waisen Jun Do oder Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Fazit Der Erfolg von Das beste Buch der Welt wirft die Frage auf, welche Bücher die größte Aufmerksamkeit bekommen und wie weit die rein ökonomische Orientierung im Literaturbetrieb fortgeschritten ist. Gerade in seiner Leichtigkeit trifft der Roman ins Herz des Lesers, der bei aller Komik schnell merkt, dass die Geschichte einen ernsten Hintergrund hat. STJERNSTRÖM, PETER: Das beste Buch der Welt. Roman. DuMont Buchverlag, Köln 2014, 350 S., 16,99 € Autoreninfo: Peter Stjernström ist ein 1960 geborener schwedischer Autor, Ghostwriter und Werbetexter. Stjernström hat in seiner Heimat bisher drei Bücher veröffentlicht. Auch Übersetzerin Wibke Kuhn ist mit Schwedenkrimis bestens vertraut: Sie transferierte Bestseller wie Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, sowie die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson ins Deutsche. 2015 - 05 Wie ich zum Schreiben kam - 2015-05-01 14:45 Auf Wunsch von Jenny, die den Blog Imaginary Lights führt, schildere ich heute meine Einstellung zum kreativen Schreiben und welche Entscheidungen mich auf meinen Weg gebracht haben. Die Leidenschaft Manche Menschen betreiben das Schreiben als ein Hobby. Sei es, weil es sie entspannt, oder weil sie insgeheim vom Bestseller träumen. Für mich war Schreiben jedoch nie ein Hobby, wenn ich auf meine bisherige Entwicklung zurückblicke. Vor einigen Jahren sagte jemand in diesem Zusammenhang einen Satz, der mich prägte: „Schreiben ist für dich kein Hobby, es ist dein Bedürfnis.“ Da hatte es Klick bei mir gemacht. Nachdem ich diese Worte gehörte hatte, beobachtete ich mich selbst. An Tagen, an denen ich nicht schrieb, fehlte mir etwas. Es war, als würde ich meine Ausdruckskraft nicht ausleben, die ein elementarer Aspekt für meine innere Zufriedenheit ist. Also begann ich, regelmäßig zu schreiben. Und siehe da: Ich fühlte mich ganzheitlicher, erfüllter. Mein erstes Buch Russenstern erschien und ich war euphorisch, zuversichtlich und sicher, dass dies ein Riesen-Knaller werden würde. Dem war aber nicht so. Stattdessen wurde mein Debut in einer Tageszeitung mit hoher Auflage scharf kritisiert. Das war ein Schlag in die Magengrube, nachdem ich zuvor durchgehend positive Reaktionen erhalten hatte, was wenig überraschte, da diese Reaktionen seitens meiner Familie und meinen Freunden kamen. Wachstum und Kritik Trotzdem habe ich durch diese unangenehme Erfahrung viel gelernt. Etwa, auf meine Intuition zu hören. Als angehender Autor muss man sich ohnehin viel ums Marketing kümmern und kann auf eigene Faust entscheiden, wem man sein Werk anbieten will. Das ist ein Tipp, den ich grundsätzlich geben kann: Überlegen Sie sich gut, mit wem Sie zusammenarbeiten möchten. Wenn es sich nicht richtig anfühlt, dann lassen Sie es lieber bleiben. Sie sollten sich bei jedem Auftrag bzw. bei jeder kreativen Arbeit frei und wohl fühlen. Schritt für Schritt Mein Werdegang verläuft sukzessive und das finde ich auch gut so, denn ich glaube an das Sprichwort „Alles zu seiner Zeit“. Natürlich habe ich mir manchmal gewünscht, schon viel weiter zu sein und war genervt von Rückschlägen und Enttäuschungen. Ich betrachtete meine Entwicklung in diesen Momenten als „zu langsam“. Doch jede Entwicklung hat ihr eigenes Tempo und so übe ich mich jeden Tag in Geduld, denn ich weiß, dass ich mit Besonnenheit eher dran bleibe und mir ein solides Fundament schaffe. Bloggen als Schreibtraining Irgendwann, es muss gegen Ende 2013 gewesen sein, blickte ich auf meine Homepage und dachte: Die muss unbedingt frischer werden, da muss Leben rein. Bis zu diesem Zeitpunkt wirkte sie starr und langweilig und ich dachte mir: Wie kann ich das ändern? Ein neues Design musste her, klar, doch das genügte mir nicht. Also startete ich meinen Blog. Seitdem schreibe ich regelmäßig Beiträge, was meine Fähigkeiten in puncto Schreiben, Organisation und Kreativität fördert. Durch den Blog haben sich im Laufe der Zeit auch spannende Kooperationen ergeben. Veröffentlichung Ich glaube, um sich als Autor wirklich weiter zu entwickeln, muss man veröffentlichen. Dazu gibt es ja heutzutage mehr als genug Möglichkeiten: Vom Selfpublishing über Kleinverlage findet sich immer ein Weg, das eigene Buch unter die Leute zu bringen. Oder Sie starten einen Blog und vernetzen sich mit anderen Autoren, um Textproben auszutauschen. Die Erfahrungen, die man in diesem Zusammenhang sammelt, sind sehr wertvoll. Denn das Schwierigste auf diesem Weg ist das Durchhalten. Eine mutige Entscheidung für ein besseres Leben zu treffen ist toll, aber diese Entscheidung auch durchzuziehen und das während der Durststrecken (und die kommen auf jeden Fall), ist eine ganz andere Herausforderung. Es muss ja nicht gleich eine Buchveröffentlichung sein. Seit 2008 schreibe ich Rezensionen für den Leipzig Almanach, das war ein guter erster Kontakt mit der Welt des Online-Journalismus. Es ist ein tolles Gefühl, seinen Beitrag in einem Medium mit schönem Layout und passenden Bildern veröffentlich zu sehen. Nach und nach lehnte ich mich immer weiter aus dem Fenster und traute mir mehr zu. So würde ich es jedem empfehlen, der veröffentlichen will: Klein anfangen und sich langsam steigern, dann fühlt es sich nach natürlichem Wachstum an. Ich will Schriftsteller werden Trotz meiner Leidenschaft für das Schreiben und obwohl ich wusste, dass dies meine Lebensader ist, dauerte es lange, bis ich mit eigener Überzeugung dazu stehen konnte. Im Philosophie-Studium musste ich mir des Öfteren überhebliche Fragen anhören. „Was kann man damit machen?“ oder „Wirst du danach Taxifahrer?“ sind nur zwei Beispiele, die mir immer wieder mit süffisantem Unterton entgegen gebracht wurden. In unserer heutigen Zeit ist ein Studium für viele eine erweiterte Berufsausbildung. Studenten von heute sollen schnell durch den Bachelor und den Master rauschen, um in der Wirtschaft zu funktionieren. Für kritisches Denken, wie es in der Philosophie kultiviert wird, bleibt da kein Platz. Wo bleibt die Kreativität? Eine ähnliche Geringschätzung wie die Geisteswissenschaften erfahren leider auch die Künste, deren Früchte zwar jeder leidenschaftlich gern konsumiert und auch zum Überleben als Mensch braucht, deren Entstehung jedoch kritisch beäugt wird. Manchen Leuten mutet es seltsam an, wenn ein Autor, Musiker, Maler, etc. Erfolg hat und gutes Geld damit verdient. Neid, Häme und Missgunst sind dann die Folgen. In diesem Kontext überrascht es mich eigentlich nicht, dass ich damals, als noch alles am Anfang stand, sehr zurückhaltend mit meinem Berufswunsch umgegangen bin. Abenteuer Selbstständigkeit Seitdem ich den Mut gefasst habe, meinem Ziel fokussiert und mit Disziplin zu folgen, ist das Leben spannend, denn an jedem Tag komme ich meinem Traum ein Stück näher. Es fühlt sich an wie ein Abenteuer, bei dem ich mich frage: Wie weit kann ich es schaffen? Das herauszufinden spornt mich an. Die Neugier und meine Souveränität sind dafür wesentliche Konstanten, aus denen ich viel Kraft schöpfe. Und mit jedem Wort, mit jeder Geschichte, die ich erzähle, werde ich besser in meinem Stil, in meinem Ausdruck und lerne mich selbst näher kennen. (Viel) Übung macht eben den Meister. Motivation durch Menschen Ein gutes soziales Netz ist mir sehr wichtig. Es gibt kaum etwas Erbaulicheres als Menschen, die mir immer wieder sagen, dass Sie meine Beiträge lesen oder sich z.B. jeden Blogpost ausdrucken und diese sammeln wie einen Schatz. Es sind also nicht nur die beruflichen Stationen, die mich weitergebracht haben, sondern auch die Leute, die meine Texte lesen und mich unterstützen. Fazit Schreiben ist eine großartige Tätigkeit und meine Berufung. Mittlerweile kann ich das mit Stolz sagen. Natürlich ist meine Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen, das wird sie nie sein. Aber genau das macht es ja so spannend. In diesem Sinne freue ich mich auf neue Ideen für Romane, Kurzgeschichten, Blogbeiträge und bedanke mich bei all meinen Lesern, die diese Freude mit mir teilen. Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Blogparade „Über den Tellerrand“, organisiert von Kato. Lesetipp: Im Schwarm (Byung-Chul Han) - 2015-05-03 17:00 Smartphones, Web 2.0, Cloud-Computing, Mobile Banking: Wir leben auf der digitalen Überholspur. In seinem Buch Im Schwarm warnt der Philosoph Byung-Chul Han davor, dass wir zu schnell und zu rücksichtslos auf diesem Datenhighway unterwegs sind. Die verkümmernde Kommunikation Es ist ein kleines Büchlein, das Autor Han da geschrieben hat, doch der Inhalt hat es wortwörtlich in sich. Han steht dem globalen Trend der sogenannten Vernetzung höchst skeptisch gegenüber und befürchtet die Auflösung der Privatsphäre. Soziale Netzwerke bereichern uns nicht, sie bestehlen uns. Durch sie verlieren wir unsere Privatsphäre und werden zu Menschen, die sich permanent im öffentlichen Raum bewegen, so Hans These. Alles nur noch optimiert, bitte! In Hans scharfer Analyse, die mit allem abrechnet, was die digitale Moderne zu bieten hat, geht es ganz zentral um die Sehnsucht nach Beständigkeit. Paradox ist das insofern, weil wir von einem extrem schnelllebigen Medium sprechen. Doch Han durchschaut das Bedürfnis dahinter: "Wir flüchten uns in die Bilder angesichts der als unvollkommen empfundenen Realität. Es sind nicht Religionen, sondern Optimierungstechniken, mit deren Hilfe wir uns der Faktizität wie Körper, Zeit, Tod, etc. entgegenstellen." (S.43) Wir erschaffen uns eine perfekt polierte, digitale Welt, um der realen Welt zu entfliehen. Wenn wir durch den Social-Media-Äther irren und Instagram-polierte Selfies hochladen, tauchen wir ein in eine Scheinwelt, in der alles Unbequeme draußen vor der Tür bleibt. Verlust der Konzentration Han benennt die Folgen dieser technischen Entwicklung klar beim Namen: Informationsüberflutung. Wir selektieren nicht nur das, was wir anderen zeigen, nein, wir kriegen auch noch viel zu viel selbst ab. Ein regelrechter Informations-Krieg tobt und unser über Jahrmillionen entwickeltes Gehirn reagiert darauf mit Überforderung, deren Symptome der Psychologe David Lewis als Information Fatigue Syndrom bezeichnete. Das ausufernde Angebot an jederzeit verfügbaren Informationen erschwert die Entscheidungsfindung enorm. In Zeiten des perfektionistischen Web 2.0 quälen sich die sogenannten Digital Natives immer mit der Frage: Habe ich genügend Informationen eingeholt? Ist das jetzt wirklich der richtige Weg? Anstatt konzentriert zu bleiben und der eigenen Intuition zu folgen, verlieren wir uns in einem unendlichen Strom von Angeboten und Möglichkeiten. Fazit Byung-Chul Han liefert mit Im Schwarm einen scharfen und berechtigten Augenöffner. Wie wenige Autoren zuvor entlarvt er Social Media als freiwillige Selbstausbeutung und die Verwandlung des menschlichen Auges zu einer omnipräsenten Überwachungskamera. Mehr Technik, mehr Web, mehr Vernetzung - all das führt Han zufolge zu mehr Isolation, mehr Oberflächlichkeit und mehr Entfremdung vom echten Sozialleben. HAN, BYUNG-Chul: Im Schwarm. Ansichten des Digitalen. Matthes & Seitz, Berlin 2013, 107 S., 12,80 € Autoreninfo: Byung-Chul Han ist Professor für Philosophie an der Universität der Künste Berlin. Han wurde in Seoul geboren und promovierte 1994 in Freiburg. Zu seinen Schwerpunkten zählen unter anderem die Medien-, Sozial- und Kulturphilosophie. Als Wissenschaftler, Essayist und Autor beschäftigt er sich kritisch mit den Illusionen unserer Zeit in Bezug auf Freiheit, Individualität und Neoliberalismus. In diesem Zusammenhang ist Byung-Chul Hans Gastartikel in der Süddeutschen Zeitung wärmstens zu empfehlen. „Wir sind die stillen Revolutionäre“ - Dr. Steffi Burkhart über die Generation Y - 2015-05-10 17:00 Bild: Dr. Steffi Burkhart Steffi Burkharts Weg verlief zunächst klassisch: Abitur, Studium, Job im Großkonzern. Doch schnell merkte sie, dass starre Strukturen und Fremdbestimmung nicht zu ihr und zu vielen anderen der Generation Y passen. Mit Coachings, Büchern und Vorträgen bereitet die promovierte Gesundheitspsychologin Unternehmen auf eine dynamische und hochvernetzte Generation vor. Kritik an der Generation Y ist in den letzten Jahren sehr populär geworden. Du aber gehst einen Schritt weiter und suchst den Dialog. Warum? Weil ich eine Kluft zwischen dem Mindset der jungen Generation und den Glaubenssätzen vieler Unternehmen wahrgenommen habe. Mir ist es wichtig, die Gedanken der Generation Y mitzuteilen. Oft habe ich dabei festgestellt, dass Diskussionen zu diesem Thema in die falsche Richtung gehen. Anstatt unser Mindset als Chance zu erkennen, wird die Gen Y häufig als respektlos und frech bezeichnet. Es ist wichtig, dieser unfairen Haltung mit Aufklärung entgegen zu wirken. Was würdest du an unserem aktuellen Bildungssystem (Schule, Studium, etc.) ändern? Unsere Bildungssysteme müssen an die aktuelle Komplexität der Arbeitswelt angepasst werden. Wir brauchen Lehrer, die weniger bürokratisch sind und die Welt da draußen kennen. Schüler und Studenten müssen lernen, sich selbst zu organisieren, sowie kritisch und unabhängig zu denken. Bildungseinrichtungen dürfen nicht mehr nur auf reine Wissensvermittlung ausgelegt sein. Denn das kann sich heute jeder selbst aus dem Netz zusammensuchen. Und es entscheiden ja nicht Noten darüber, wie ich meine Leistung umsetze, sondern wie gut ich mich in Themen einarbeiten kann – das ist doch relevant. Denkbar wären zum Beispiel neue Unterrichtseinheiten, um sowohl analog, als auch digital studieren zu können und basierend auf eigenen Interessen. Müssen nur die Unternehmen sich an die Ansprüche der Generation Y anpassen oder sollten auch die jungen Leute ihre Erwartungen überdenken? Nach wie vor herrscht in vielen Unternehmen das mehrstufige Top-Down-Prinzip: Vorgesetzte denken vor und entscheiden, Mitarbeiter haben auszuführen. Warum sollen wir uns von der Arbeitswelt bevormunden lassen und in dasselbe Hamsterrad wie unsere Eltern treten? Schließlich haben wir gesehen, dass dieser Weg nicht glücklich macht. Was wir einfordern, trägt ja auch dazu bei, Unternehmen erfolgreicher und die Mitarbeiter insgesamt glücklicher zu machen. Auf der anderen Seite ist es wichtig, als junger Mensch offen für das Erfahrungswissen älterer Mitarbeiter zu sein und alte Denk- und Handlungsansätze zu respektieren. Was gefällt dir an der Generation Y und was nicht? Wir beherrschen das Digitale perfekt. Wir können uns enorm schnell vernetzen und flexibel sein, weil wir mit drei wichtigen Entwicklungen groß geworden sind: Globalisierung, wachsende Komplexität und der Umgang mit Technologie. Zwar hat die Generation vor uns das Internet erfunden, aber wir wissen damit umzugehen. Probleme sehe ich bei den Jüngsten unserer Generation, die die Uni mit Anfang 20 verlassen und in ihrer Persönlichkeit überhaupt nicht ausgereift sind, weil sie im Bachelor bzw. Master nur auf gute Noten geschaut haben. Denen fehlen oft die Kreativität und die Inspirationsfreude, weil sie jahrelang darauf getrimmt wurden, auswendig zu lernen. Es ist eben wichtig, auch schon als Student Wirtschaftsluft zu schnuppern und eigene Ideen zu entwickeln. Was zeichnet dich als Expertin auf dem Gebiet aus? Ich selbst betrachte mich ja nicht als Expertin, sondern als Sprachrohr. Ich habe mich sehr intensiv und aus mehreren Perspektiven mit dieser Thematik auseinander gesetzt und bin in meinem eigenen Leben an Grenzen gestoßen, die ich nicht einfach hinnehmen wollte. Wenn es um die Gen Y geht, dann sind meist die Akademiker im Fokus. Haben Menschen mit Ausbildungsberufen dieselben Chancen auf Selbstverwirklichung wie Studierte? Nach wie vor gilt ja das Prinzip Change it, love it, or leave it. Niemand muss in einem Job bleiben, der ihm nicht gefällt. Natürlich muss ich mir in diesem Zusammenhang dann die Frage stellen: Welche weiteren Kompetenzen habe ich noch? Auch hier kommt uns die Digitalisierung zugute, weil sie alte Strukturen aufbricht. Wir brauchen junge Leute, die auf allen Ebenen innovativ denken – sowohl im Handwerk, als auch in der Unternehmensführung. Oft ist es ja so, dass wir an zwei, drei verschiedenen Projekten dran sind und die Erfahrungen, die wir dabei sammeln, Unternehmen einen Mehrwert liefern. Zum Beispiel könnte eine Verkäuferin in der Backstube ein cooles Online-Marketing aufziehen oder der Handwerker einen Online-Verkaufsshop für die aus Holz gebauten Kinderspielplätze. Einige Unternehmen stellen einen Feel-Good-Manager ein, um die schlechte Stimmung zu heben. Was hältst du davon? Bevor ich als Unternehmen damit anfange, einen Feel Good Manager einzustellen, muss ich erst einmal meine eigenen Hausaufgaben machen. Nur einen Feel Good Manager zu beschäftigen, in der Hoffnung, dass dadurch das Klima besser wird, ist der falsche Weg. Es reicht eben nicht, ein paar Obstkörbe hinzustellen oder eine Party zu organisieren. Die Mitarbeiter müssen sich ernst genommen fühlen, eine intrinsische Motivation entwickeln. Daher sollten Unternehmen sich fragen: „Was sind unsere Schmerzpunkte und wo müssen wir den Mitarbeitern entgegen kommen?“ Hierzu besteht die Möglichkeit, einen Feel Good Manager einzustellen – dann muss dieser aber an relevanten Entscheidungsprozessen beteiligt werden. In ihrem Blog schreibt Dr. Steffi Burkhart über die Generation Y, Personalentwicklung und Karrierewege. Darüber hinaus arbeitet sie im Think Tank GEDANKENtanken in den Bereichen Akademie, Training und Konzeption. Mehr zum Thema "Generation Y" finden Sie in meinem Artikel bei der Huffingtonpost. Blogsammlung vom 15.05.2015
© Copyright 2024