Benjamin Brückners Blog

Benjamin Brückners
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2014
Die 5 häufigsten Fragen - 2014-03-04 13:09
Noch während meines Studiums ging ich mit dem Russenstern an die Öffentlichkeit. Im Nachhinein
betrachtet war das der entscheidende Punkt, an dem ich mich dazu entschloss, das Schreiben
ernsthaft zu verfolgen. Bis zu dieser hatte ich lediglich mein Umfeld mit Gedichten und
Kurzgeschichten unterhalten. Damals glaubte ich, froh darüber sein zu können, wenn ein paar
meiner Freunde Interesse zeigen und das Buch wenigstens anlesen würden.
Die positiven Reaktionen überraschten mich. So verteilte ein guter Freund unaufgefordert meine
Flyer in Imbissen, Wohnheimen und an der Uni. Wenn er mit dem Zug durchs Land fuhr, ließ er die
Flyer auf den Sitzen und in den Abteilen liegen. Ein anderer Freund trommelte für meine erste
Lesung einen Haufen Leute zusammen. Wieder ein anderer kaufte meine Bücher und verschenkte
sie zu Geburtstagen an seine Liebsten. Es war eine großartige und motivierende Erfahrung für mich.
Und was machst du?
Auf Partys trieben mir Fremde mit ihren Fragen die sprichwörtlichen Löcher in den Bauch. Manchmal
waren mir die Fragen zu viel, an anderen Tagen habe ich mich sehr über das Interesse gefreut.
Die Top 5 Fragen
1
2
3
Kannst du davon leben?
Wie viele Bücher hast du verkauft?
Worum geht es in deinen Büchern?
4
5
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Hast du einen richtigen Verlag?
Der Inhalt meiner Bücher ist oft von geringerem Interesse als die Verkaufszahlen. Das hat meiner
Meinung nach mit der Wahrnehmung des Schriftstellers in unserer Gesellschaft zu tun. Entweder ist
er ein armer, brotloser Glücksritter, der zurückgezogen lebt und kafkaesk unglücklich,
missverstanden und einsam durch das Leben irrt. Oder er ist der Bestseller-Fließbandschreiber, der
Drehbücher an Hollywood verkauft und mit seinem Siegerlächeln auf Millionen von Buchrücken
abgebildet ist. Das sind zwei extreme Klischees, zwischen denen sich die meisten Illusionen
abspielen.
1. Kannst du davon leben?
Das Hartnäckige an Klischees ist, dass sie in einigen Fällen sogar stimmen. Statistisch gesehen
können weniger als 1 % der Autoren weltweit von den Einnahmen ihrer Bücher leben. Die anderen
tun gut daran, sich einen Broterwerb zu suchen. Da ich als Schriftsteller und als Texter arbeite,
profitiere ich von einem symbiotischen Effekt: Ich bekomme Inspiration und habe Spaß an beiden
Tätigkeiten. Und die kreative Arbeit an meinen Romanen und Kurzgeschichten bereichert meinen
sprachlichen Fundus für Aufträge.
2. Wie viele Bücher hast du verkauft?
Betrachten wie die Fragen nach dem Verdienst genauer. In unserer Leistungsgesellschaft wird der
wirtschaftliche Erfolg eines Buches gleichgesetzt mit dessen inhaltlichen Wert. Die Theorie dahinter:
Wenn Leute ein Buch gut finden, werden sie es auch kaufen.
Das stimmt aber nur bedingt. Erst einmal muss ein Buch überhaupt bekannt werden, bevor
potentielle Leser es wahrnehmen und kaufen können. Kennen Sie die Neuerscheinungen des Jahres
2012? In jenem Jahr haben die Deutsche Nationalbibliografie und die VLB 79.860 Titel in Erstauflage
registriert. So viel kann kein Mensch lesen.
Kein Wunder, dass angesichts derartiger Zahlen manche Buchtitel jahrelang ein Schattendasein
fristen und nie entdeckt werden. Mit viel Glück werden sie dank einer treuen Fanbase bekannter.
Mit ganz viel Glück schwappt das Werk dann wie eine Welle über den Mikrokosmos der Fanbase in
den großen Buchmarkt.
Bin ich bereit, meine Werke selbst zu vermarkten?
Der Aufwand dafür ist groß. Lesungen müssen organisiert, Pressemeldungen geschrieben, Social
Media-Präsenzen gepflegt, eine Homepage aufgebaut, Leseproben verfasst, Klappentexte
geschrieben, Rezensenten kontaktiert, Exposés entworfen und Buchläden informiert werden.
Und das sind nur die basalsten Maßnahmen, um ein Buch bekannter zu machen. Die Intensität
dieser Arbeitsschritte hängt ganz entscheidend davon ab, bei wem Sie unter Vertrag stehen und wie
viel Sie an zusätzlicher PR-Arbeit investieren wollen.
3. Worum geht es in deinen Büchern?
Das ist sehr unterschiedlich. Die Botschaften und Fragen in meinen Büchern können meine Leser
umso besser herausfinden, je mehr sie von mir lesen. Während Russenstern eine
Kurzgeschichtensammlung über Berliner Jugendliche ist, handelt Akademisches Viertel in Form eines
satirischen Studienratgebers vom Leben als Student. Die Gärtner wiederum setzt sich mit dem Leben
als Fußballer in einer Diktatur auseinander.
Bei journalistischen Artikeln pflege ich das Prinzip der gesunden Distanz. Denn es ist wichtig, sich
einem Thema objektiv und distanziert zu nähern. Bei meinen Geschichten vermeide ich den
distanzierten Standpunkt. Hier positioniere ich mich gern zu den Themen, über die ich schreibe denn was hätte ich als Schriftsteller sonst zu sagen?
4. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Für Platz 4 der Fragen verstand ich erst nicht, was gemeint war. Wie soll man auf etwas kommen,
was von einem inneren Impuls heraus angetrieben wird? Was für mich klar war, erschien meinen
Mitmenschen nicht so nachvollziehbar. Inzwischen benutze ich einen Vergleich, um meine
Motivation zu veranschaulichen. Ich frage dann meinen Gegenüber zurück, wie er sich fühlt, wenn er
Hunger hat – denn so würde es sich für mich anfühlen, wenn ich nicht schreiben würde. Ich bin nicht
zum Schreiben gekommen, sondern das Schreiben und ich haben uns zur richtigen Zeit getroffen.
5. Hast du einen richtigen Verlag?
Mit "richtig" ist gemeint, ob ich bei einem seriösen Verlag oder einem Druckkostenzuschussverlag
bzw. bei einem On-Demand-Dienstleister bin. Denn jeder weiß, dass es theoretisch kein Problem ist,
sein eigenes Buch ohne Hilfe von Druckereien, Lektoren und Setzern zu veröffentlichen. Zumindest
in der Theorie. Meiner Meinung nach muss jede Publikation mit entsprechenden MarketingMaßnahmen begleitet werden, damit sie gelingt.
Bei einem Verlag zu publizieren scheint nach wie vor der Maßstab zu sein, ob ein Buch gut ist oder
nicht. Und so falsch liegt man damit gar nicht. In einem Verlag sitzen erfahrene Entscheider, die das
Manuskript beurteilen – und zwar nach ökonomischen Maßstäben. Das tun wohl auch die Leser,
wenn ich das Rankingergebnis betrachte.
Fazit
Von größtem Interesse scheint also zu sein, wie und ob ein Autor an seiner kreativen Arbeit
verdient. Ob es sich also lohnt, zu schreiben. Dabei werden zwei Dinge häufig übersehen:
1. Finanzieller Erfolg sagt nicht immer etwas über die Qualität von Büchern aus.
Schriftstellerischer Erfolg ist auch in anderen Relationen messbar wie der Anerkennung von Lesern,
der eintretenden Zufriedenheit, wenn ein Buch fertig ist, einer tollen Lesung oder positiven
Rezensionen.
2. Eine reine Orientierung auf Gewinn behindert den kreativen Fluss.
Wenn der Autor nur auf das Geld schielt, das er aus den Lesern quetschen will, wird sein Buch
geistlos und ohne Tiefe sein. Meiner Ansicht nach gewinnen immer die authentischen Bücher –
wenn sie das Glück haben, entdeckt zu werden.
Wie Sie den eigenen Stil befreien - 2014-03-05 13:43
Jeder Autor hat seinen persönlichen Stil. Doch was ist das eigentlich – ein Stil? Und wie weit darf der
gehen? Ist es noch Stil, ein Manuskript aus dadaistischen Sätzen und ohne Rücksicht auf Groß- und
Kleinschreibung zu verfassen?
Fragen Sie doch einmal einen Lektor. Ich bin mir sicher, dass er sich vor solchen Manuskripten
gehörig fürchtet. Jedes Buch braucht Grundbedingungen, wenn es erfolgreich sein soll. Das gilt nicht
nur für Belletristik.
Auch ein Sachbuch verlangt einen (außer-) ordentlichen Stil: Es braucht eine schlüssige Gliederung
und insbesondere bei trockenen Themen kann die stilsichere Verwendung von Humor und Symbolik
nur nützen.
Jeder Text verdient Lebendigkeit. Der Leser spürt, ob der Autor intensiv und mit Freude an einem
Text gearbeitet hat oder nicht.
Wie aber befreit man seinen eigenen Stil?
Definition
Dem Duden nach ist ‚Stil‘ die „[durch Besonderheiten geprägte] Art und Weise, etwas mündlich oder
schriftlich auszudrücken, zu formulieren.“. Demnach müsste gelten, je ausgefallener desto stilvoller.
Sehen wir uns an, warum das nicht stimmt.
Eigensinn = Stil?
Wir alle kennen Autoren, die ihr Werk bei jeder Kritik mit „Das ist eben mein Stil!“ verteidigen. Sie
meinen damit ihre unkonventionelle Art, eine Geschichte zu schreiben. Meist sind solche
Äußerungen Schutzbehauptungen. In einigen Fällen sind Autoren tatsächlich durch ihre ausgefallene
Erzählweise berühmt geworden.
Ein prominentes Beispiel hierfür ist Paulo Coelho, der in seinen Büchern spirituelle Weisheiten
einfließen lässt. Oder Günter Grass, der in Die Blechtrommel ständig die Erzählperspektive wechselt.
Solche Sprünge sind das komplette Gegenteil von dem, was uns im Deutschunterricht beigebracht
wurde.
Nicht jede Besonderheit bereichert einen persönlichen Stil. Nur weil Thomas Mann halbseitige
Schachtelsätze verwendet hat, heißt das nicht, dass das in den persönlichen Stil aufgenommen
werden sollte. Oder mögen Sie es, einen Satz immer wieder zu lesen, weil Sie durch fünf inhaltliche
Ebenen verwirrt wurden? Laut dem Schreibexperten Ludwig Reiners gelten bereits Sätze mit einer
Länge von 25 bis 30 Wörtern als schwer verständlich.
Leicht verständlich macht schwer Eindruck
Vielen Anfängern unter den Autoren unterläuft ein klassischer Fehler. Sie denken, dass komplexe
und tiefgründige Inhalte durch ebenso komplexe Satzungetüme ausgedrückt werden müssen.
Heraus kommt dabei eine gestelzte, zum Teil hanebüchene Sprache.
Damit tut man dem Leser keinen Gefallen. Und ein Lektor unter Zeitdruck wird sich einen derartigen
„Stil“ mit Sicherheit auch nicht antun. Die große Kunst ist es, komplexe Sachverhalte leicht
verständlich zu vermitteln. Metaebenen in eine Geschichte zu verweben, ohne dass diese dann
überladen wirkt. Hier helfen Online-Stil-Ratgeber, um die Lesbarkeit eines Textes zu ermitteln.
Ein gutes Beispiel für einen gelungenen Stil ist der Roman Der Hundertjährige, der aus dem Fenster
stieg und verschwand von Jonas Jonasson. Die Sprache in diesem Buch ist extrem einfach – für
meinen Geschmack sogar etwas langweilig.
Und die Geschichte würde ich auch nicht mit einem weitverzweigten Kaninchenbau vergleichen.
Dennoch wurde das Buch im vergangenen Jahr ein absoluter Besteller.
Jonasson hat seinen Plot absichtlich in diese leicht verständliche Sprache gekleidet. So bleibt der
Leser trotz der Zeitsprünge und den zahlreichen Charakteren am Ball. Er muss sich zwischendurch
keine Fragen stellen wie: „Was meint er damit?“ oder „Wie war noch gleich der Anfang des Satzes?“
Alles läuft flüssig und trotzdem veranschaulicht Jonasson mit voller Wucht und auf mehreren Ebenen
die Absurdität und Grausamkeit menschlicher Machtpolitik.
Gerade diese Einfachheit, mit der sein Protagonist Allan Karlsson gedankenlos durch das
Weltgeschehen tapst, erzeugt einen bitterbösen Humor – die schlichte Sprache ist das
entsprechende Stilmittel, das diesen Eindruck noch verstärkt.
Weniger ist mehr
Wir sehen also, welche Kraft und welche Möglichkeiten in einem einfachen Stil stecken. Stilmittel
wirken nur, wenn sie gezielt und mit Bedacht eingesetzt werden. An welcher Stelle eines Textes ein
Stilmittel wirkungsvoll platziert ist, kann der Autor aus zwei Quellen schließen:
a)
Intuition
b)
Fachwissen
Handelt der Autor intuitiv, dann fühlt er, dass er etwas Richtiges tut. Hat er sich die Funktion eines
Stilmittels nur angelesen, ohne einen intuitiven Bezug dazu zu haben, findet er nicht die perfekte
Stelle dafür. Handelt er aber intuitiv und kennt die Wirkung des eingesetzten Stilmittels, weiß er
genau, was er tut. So kann er das volle Potenzial seines Stils entfalten.
Was für einen Text im Gesamten gilt, stimmt also auch für jedes einzelne Stilmittel: Der Autor hat
eine Absicht. Er hat einen Grund, warum er am Satzanfang eine Anapher benutzt und keine
Alliteration.
Den sollte er zumindest haben. Sonst ist es so als würde ein Heimwerker Schrauben für ein Regal
kaufen wollen, ohne die benötigte Größe zu kennen. Er kauft irgendetwas in der Hoffnung, dass es
schon passt.
Stilblüten welken schnell
Natürlich merkt der Leser, ob der Autor Ahnung von dem hat, was er tut oder ob er eine
zusammenhangslose Metapher nach der anderen bringt. Entsteht erst ein solcher Eindruck, vergeht
die Lust an einem Text sehr schnell. Der Leser fühlt sich nicht ernst genommen.
Stil hat weniger etwas mit einer klar umrissenen Definition als vielmehr mit bewusster Auswahl zu
tun. Wenn der Autor eines Textes weiß, warum er dieses oder jenes Stilmittel wählt, kann er alles
tun. Er kann Erzähltheorien auf den Kopf stellen, eingefahrene Regeln brechen und sehr erfolgreich
damit sein.
Das funktioniert aber nur, wenn er weiß, was er tut. Der Autor greift dann in seinen Werkzeugkasten
und findet genau die richtigen Schrauben um etwas Tolles und Überraschendes zu bauen.
Wie finde ich meinen Stil?
Die Überschrift dieses Artikels lautet, den eigenen Stil zu befreien. Denn ich glaube nicht, dass man
ihn kreieren kann. Der Stil ist letztendlich unsere Sicht auf die Welt in Worten. Er ist wie ein
veredelter Trieb. Wir kultivieren unseren Stil, indem wir andere Autoren lesen, das Schreiben üben
und uns in Genres und Textgattungen ausprobieren.
Der Stil ist bereits in uns und möchte gefunden und zum Ausdruck gebracht werden. Je häufiger Sie
schreiben und sich ausprobieren, desto genauer werden Sie fühlen und wissen, was zu Ihnen passt.
Hier sind wir wieder bei dem richtigen Verhältnis von Intuition und Wissen angelangt. Beides wird
durch die Erfahrung gefördert. Damit be-fördern Sie Ihren Stil zugleich an die Oberfläche.
Fazit
So unterschiedlich, wie Projekte sind, können auch die Nuancen Ihres Stils sein. Beispielsweise liest
sich mein Buch Akademisches Viertel sehr viel schwarzhumoriger und bildhafter als meine
journalistischen Arbeiten. Stellen Sie sich Ihren Stil als eine Art gebündelte Energie vor, die Sie in
jedes Textprojekt lenken können. Je besser Sie diese Energie kennenlernen und verstehen, desto
effektiver können Sie diese verwenden.
Inspiration: Aus dem Vollen schöpfen - 2014-03-05 13:54
Jeder Autor will, dass die Inspiration nur so sprudelt. Dann vermeiden wir das gefürchtete leere Blatt
Papier und können sofort erste Entwürfe entwickeln. Leider ist es nicht immer so, dass uns die
Inspiration einfach beschenkt. Oder vielleicht doch? Im Folgenden möchte ich die erfolgreichsten
Techniken vorstellen, mit denen Sie der Inspiration auf die Sprünge helfen können.
1. Brainwriting
Nur Sie und die Tastatur. Ihr Handy ist auf lautlos gestellt. Und nun: Schreiben Sie. Mit oder ohne
Idee. Egal ob die Waschmaschine noch ausgeräumt oder die Steuererklärung gemacht werden muss.
Falls der Herd noch an ist, sollten Sie den vor dieser Übung ausschalten. Alles andere kann warten.
Schreiben Sie mindestens 10 Minuten lang alles auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Nehmen Sie
keine Rücksicht auf Rechtschreibung oder Stil. Sie fordern Ihre Inspiration jetzt heraus.
Anfangs wird sich Ihr Verstand womöglich dagegen sträuben und Sie in Ihrem Ausdruck
einschränken wollen. Machen Sie einfach weiter. Schon bald kommen Sie in einen Zustand, der vom
Psychologieprofessor Mihály Csíkszentmihályi als Flow bezeichnet wird. In diesem Zustand
vergessen Sie alles um sich herum und sind eins mit der Aufgabe, die sie gerade erledigen.
Wenn Sie fertig sind, belohnen Sie sich mit einem Stück Schokolade oder was immer Ihnen gut tut.
Das hat den Effekt, dass Ihr Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert wird. Jedes Mal, wenn Sie diese
Schreibaufgabe wiederholen, wird sich Ihr Gedächtnis daran erinnern, dass hinterher eine
Belohnung winkt. Ihre Inspiration wird es Ihnen danken.
Schwierigkeit: niedrig
2. Mind Maps
Diese Methode ist gut für Menschen geeignet, die Wert auf Sichtbarkeit und Struktur legen. Sie
können mehrere Mind Maps für dasselbe Projekt erstellen. Schreiben Sie zum Beispiel in die Mitte
eines weißen Blattes das Wort Plot. Folgen Sie Ihrer Inspiration, um den Kernbegriff des Projektes zu
finden.
Von dort zweigen Sie dann entsprechende Ober- und Unterkategorien ab. Oder Sie schreiben den
Namen der Figur auf und füttern Sie mit Eigenschaften und biografischen Angaben.
Beispiel:
Vorteile von Mind Maps sind, dass sie sich schnell und einfach anlegen lassen und Ihnen dabei
helfen, die Übersicht zu behalten. Der Autor läuft weniger Gefahr, sich nach anfänglicher Inspiration
in der eigenen Story zu verirren. Mittlerweile gibt es zahlreiche kostenlose Programme, mit denen
Sie Mind Maps am PC erstellen können. Ich benutze für diesen Zweck XMind.
Der Nachteil an Mind Maps ist, dass Sie mit deren Erstellung noch keinen Text verfasst haben.
Anhand der Schlagwörter wurde zwar eine gute Vorarbeit geleistet, die es nun allerdings
umzusetzen gilt.
Schwierigkeit: leicht
3. Die Cluster-Methode
Sehr ähnlich wie Mind Maps funktioniert die Cluster Methode. Sie schreiben in das Zentrum eines
Blattes einen Begriff und kombinieren ihn mit verschiedenen Unterbegriffen. Bis dahin ist die
Herangehensweise gleich.
Der Unterschied besteht darin, dass Sie keine rein analytische, sorgfältig strukturierte Mindmap mit
Kategorien gestalten, sondern Ihre ersten Assoziationen notieren. Sie können auch hier in den Flow
kommen und überraschende Ergebnisse erzielen. So bilden Sie Assoziations-Ketten, mit denen Sie im
Anschluss gut arbeiten können.
Die Cluster-Methode wird auch in Gruppen benutzt. Und das funktioniert so: Ein Wort steht an der
Tafel. Alle Teilnehmer rufen von ihrer Inspiration geleitet Wörter. Ein weiterer Teilnehmer notiert
die Ideen. Diese Methode klappt auch als Wanderung: Ping-Pong-artig werfen sich die Teilnehmer
Begriffe zu. Ihr Gegenüber schreibt ein Wort auf, das ihm zu diesem Begriff einfällt.
Schwierigkeit: leicht
4. Direkt drauf los
Einer der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit pfeift auf Methoden. Stephen King schreibt ohne
Konzept und überarbeitet die Entwürfe seiner Inspiration erst hinterher. Zunächst mag diese
Vorgehensweise als die einfachste und effektivste erscheinen. Allerdings ist dies stark von der
Person abhängig.
Schreibt ein Autor wild drauflos, weil er sich nicht mit wichtigen Themen wie Figurenentwicklung
oder Exposé befassen will, kann das mächtig schief gehen. Hat er jedoch genügend Mut und die
Bereitschaft, seinen Text im Nachhinein wieder und wieder zu überarbeiten, teilweise sogar
jahrelang, ist diese Art zu Schreiben womöglich genau die richtige für ihn.
Ein Beispiel für den Erfolg dieser Strategie ist der britische Autor John Fowles. Er überarbeitete,
korrigierte und redigierte seinen Roman The Magus mehr als 12 Jahre lang, bevor er ihn
veröffentlichte. Das Buch wurde ein Welterfolg und gilt als eines der bedeutendsten Werke des 20.
Jahrhunderts. Inspiration ist also nicht alles – auch ein eiserner Wille und die Fähigkeiten zur
Beharrlichkeit und Selbstreflexion gehören dazu.
Schwierigkeit: mittel-schwer
5. Entspannen Sie sich
Ein Sprichwort besagt: Je mehr du etwas willst, desto unwahrscheinlich ist es, dass du es auch
bekommst. Das Problem, das hier angesprochen wird, ist der entstehende Druck durch Ungeduld. Je
verkrampfter man an eine Aufgabe herangeht, desto mehr leidet die Qualität. Das Spielerische und
letztendlich auch die Inspiration gehen verloren.
Wenn Sie zu den Menschen gehören, die immer wieder in die „Druckfalle“ schlittern, eignet sich
diese buddhistisch anmutende Technik besonders gut.
Suchen Sie wann immer es Ihre Zeit erlaubt Räume der Stille. Setzen Sie sich an einen See und
schauen Sie der Sonne beim Funkeln im Wasser zu. Gehen Sie mit einem Freund einen Kaffee
trinken. Erlauben Sie sich, Ihr Werk bewusst liegen zu lassen. Vertrauen Sie darauf, dass die
Inspiration zur richtigen Zeit kommen wird.
Und genau darin liegt die Schwierigkeit: Damit es mit dem Schreiben wirklich vorangeht, müssen Sie
neben den Quellen Ihrer Inspiration Ihr eigenes Tempo kennen und respektieren.
Schwierigkeit: mittel
Fazit
Die vorgestellten Methoden haben sich für viele Autoren bewährt. Finden Sie heraus, welche
Arbeitsweise Ihnen am meisten nützt. Denn letztendlich muss die Technik muss zu Ihrer
Persönlichkeit passen.
Das ideale Schreibtempo - 2014-03-07 16:57
Selbst ein schwerer Autounfall konnte Stephen Kings enormes Schreibtempo nicht bremsen. Noch
während er sich erholte, begann er mit den Arbeiten an seinem Roman Dreamcatcher. Das wirklich
Kuriose daran: Er schrieb den Roman nur mit Stift und Papier.
Ob ein solcher Arbeitseifer angesichts dieser Umstände gesund ist, bezweifle ich. Doch diesem
Ehrgeiz hat King es zu verdanken, dass er zur Riege von Schriftstellern gehört, die einen Bestseller
nach dem anderen heraus bringen.
Mehr als 40 veröffentlichte Bücher kann er inzwischen vorweisen – die Werke unter seinem
Pseudonym Richard Bachmann nicht mitgezählt.
Zugegeben: Einige Schriftsteller „schummeln“ und beschäftigen Co-Autoren, die sich um
Recherche, Konzeption und Textbausteine kümmern. Solche Co-Autoren müssen neben Talent vor
allem eines mitbringen: Ein ordentliches Tempo. Denn der Verlag möchte Stars in seinem
Programmen vertreten sehen – am besten das ganze Jahr über.
Jetzt aber Tempo
Der Meister der amerikanischen Horrorliteratur ist kein Einzelfall. Der belgische Schriftsteller
Georges Simeon soll einige seiner Romane in wenigen Tagen heruntergeschrieben haben.
Allerdings sind solche Behauptungen mit Vorsicht zu genießen. Denn Simeon war bekannt dafür, ein
Experte auf dem Gebiet der Selbstvermarktung zu sein. Fest steht jedoch, dass er mehr als 100
Romane in seinem Leben geschrieben hat.
Das richtige Tempo für Sie
„Geschwindigkeit ist kein Gradmesser für Können.“
Dieses Zitat stammt vom deutschen Aphoristiker Erich Ellinger und zeigt die Bedeutung von
Schnelligkeit. Orientieren Sie sich nicht am Tempo anderer Autoren. Viel wichtiger ist, was am Ende
Ihrer Arbeit heraus kommt. Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen unserer Beispiel-Charaktere
Lisa und Daniel. Dann wird deutlich, warum der schnellste Weg nicht der beste ist.
Daniel missachtet sein Tempo
Daniels Leben ist hektisch. Er muss seinem anstrengenden Job in der Firma nachgehen. Seine
Freunde, die Familie und seine Partnerin verlangen ebenfalls einen Teil seiner Zeit. Doch da ist noch
eine Aktivität, der Daniel immer einen Abschnitt seines Tages einräumt.
Jeden Abend hat er geschrieben und einen Roman herausgebracht. Sein Erstling wird ein Erfolg - ein
Bestseller, der in Talkshows auf rotierenden Glaspodesten angepriesen wird.
Daniel hat Blut geleckt: Innerhalb von drei Wochen will er den Nachfolgeband an seinen Verlag
schicken. Obwohl er überfordert und abgespannt ist, hängt er sich rein. Er weiß, er kann es schaffen.
Daniel schläft fortan nur noch drei Stunden jede Nacht, um ein ordentliches Tempo vorzulegen. Was
folgt, ist ein Buch, das bei den Lesern nicht gut ankommt. Auch die zuvor begeisterten Feuilletons
haben für Daniels Nachfolgewerk wenig übrig.
Job und Familie haben unter Daniels Übereifer gelitten. Darüber hinaus ist er unausgeglichen und
gesundheitlich angeschlagen.
Dem eigenen Tempo folgen
Lisa bleibt entspannt
Lisas Lebensumstände sind ähnlich wie Daniels. Sie hat zur selben Zeit wie er ein Buch
herausgebracht, das sich jedoch weniger gut verkauft. Deshalb möchte auch sie möglichst schnell ein
Nachfolgebuch veröffentlichen.
Doch Lisa weiß, dass Qualität etwas Geduld braucht. Lisa entscheidet sich für ein behutsames
Vorgehen und kann so weiterhin ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen nachgehen.
Wenn der Tag von der Nacht abgelöst wurde, setzt sie sich an ihr Manuskript und lässt ihrer
Inspiration freien Lauf. Wenn Sie müde ist oder keine neuen Ideen kommen, klappt sie den Laptop
zu und gönnt sich Ruhe.
Was glauben Sie, welcher Autor das bessere Buch schreiben wird? Als Leser gedulde ich mich gern.
Auch wenn ich die Wartezeit bei meinen Lieblingsautoren schwer aushalte. Doch das ist mir lieber,
als halb Gares serviert zu bekommen. Man will ja auch kein Hühnchen essen, das innen noch rosa ist.
Die Meinung eines Experten
Bestimmt kennen Sie den berühmten Satz von Ernest Hemingway: „Der erste Entwurf ist immer
scheiße.“ Glauben wir Hemingway, dann braucht jeder Text - und hat er noch so viel Potenzial - eine
Zeit für Überarbeitung.
Dem kann ich mich nur anschließen. Meine Blogbeiträge, Artikel und Romankapitel durchwandern
mehrere Korrekturläufe mit der Fischgrät-Methode. Erst dann bekommt der Kunde bzw. der
Publisher die fertige Arbeit. Nur so kann hochwertiger Content entstehen.
Das optimale Tempo?
Ein Text muss in Hinblick auf Kongruenz geprüft werden: Sind Kasus, Numerus und Genus stimmig?
Sind die inhaltlichen Aussagen wahr und richtig? Gibt es Redundanzen oder Füllwörter? Unerlässlich
ist auch die Prüfung von Rechtschreibung und Grammatik. Online-Tools sind hier eine sehr nützliche
Hilfe.
Gehen wir auf das Beispiel der Buchveröffentlichung zurück, dürfen wir nicht die Arbeit am Cover
vergessen. Insbesondere kleine Verlage erwarten vom Autor, dass er sich um die Illustration seines
Werkes selbst kümmert. Und ein knackiger Klappentext muss auch formuliert werden. Schließlich ist
das der Punkt, auf den der potenzielle Leser anspringt.
Stellen Sie sich vor, jeder Autor müsste all diese Schritte machen. Die Wahrheit ist: Oft genug tut er
das auch. Entweder, weil er komplett auf sich allein gestellt ist und von keinem Verlag unterstützt
wird. Oder aus der Überzeugung heraus, er könne sein Werk selbst lektorieren.
Selbst wenn das stimmt - nicht alles was Sie können, müssen Sie auch machen. Bei einer großen
Fülle von Text lohnt es sich, die Aufgabe an einen Lektor weiterzuleiten. So nehmen Sie unnötiges
Tempo aus Ihren Projekten.
Autoren großer Verlagshäuser bekommen Arbeit abgenommen. Wenn Sie (noch) nicht zu denen
gehören, müssen Sie sich eigene Kontakte suchen.
Finden Sie Ihr Tempo
Ihr Schreibtempo kann sich erheblich von Ihrem beruflichen Arbeitstempo unterscheiden. Viele
Aufgaben erledigen Sie in ihrem Job routiniert. Und bedenken Sie die jahrelange Ausbildung, die Sie
auf die Stelle vorbereitet hat.
Noch etwas kann Ihren Schreibfluss bremsen. Oder besser gesagt, noch jemand. Der innere Kritiker
könnte ein Problem mit Ihren schriftstellerischen Ambitionen haben. Erst recht, wenn Sie in der
Vergangenheit keine positiven Resonanzen auf Ihre künstlerischen Schritte bekamen.
Entscheidend für Ihr eigenes Tempo ist auch die Erfahrung. Wenn Sie gerade erst mit dem Schreiben
begonnen haben, werden Sie wahrscheinlich nicht so schnell flüssige Texte verfassen wie ein
geübter Autor. Doch das ist kein Grund zu verzagen! Bleiben Sie dran und erwarten Sie nicht zu viel
auf einmal.
Einige Ratgeber empfehlen, täglich zu schreiben und eine bestimmte Wortanzahl von z.B. 50
Wörtern zum Ziel zu setzen. Ich halte diese Methode im Großen und Ganzen für einen guten
Einstieg.
Allerdings finde ich das vorgegebene Tempo stark angezogen. Von ab und zu mal schreiben ist es
doch ein gewaltiger Sprung, täglich in die Tasten zu hauen. Ich würde Ihnen eher empfehlen, alle
zwei Tage zu schreiben und wann immer Sie Lust darauf haben. Ihr Tempo können Sie nach
Belieben steigern. Vergessen Sie nur nicht sich selbst und Ihr Leben dabei. Sonst tappen Sie in
dieselbe Falle wie unser übereifriger Autor Daniel.
Immer mit der Ruhe
Nach und nach entwickeln Sie ein Gefühl für Ihr Tempo. Sie können auch effektive Techniken wie
Brainwriting nutzen, um Ihr Tempo zu steigern. Üben Sie, dann werden Sie merken, wann Sie sich
zuviel zumuten und es an der Zeit ist, einen Gang zurück zu schalten.
Biographie: Was sie Ihnen verrät - 2014-03-13 13:15
In der neunten Klasse mussten wir Leben des Galilei von Bertolt Brecht lesen. Ich sage absichtlich,
wir mussten, weil wir wenig Spaß daran hatten. Obwohl die Biographie von Herrn Galilei spannend
ist.
Woran das lag? Statt Diskussionen über Staat und Kirche, kurz über Galileis Spannungsumfeld zu
führen, nahmen wir Absatz für Absatz dieses Werkes auseinander. Ein weiterer entscheidender
Punkt war der Lebensabschnitt. Mit 15 eine Biographie über Galilei zu lesen ist in etwa so sinnvoll
wie mit 80 einen Ratgeber über den Start ins Berufsleben zu studieren. Die Lebenswelten passen
nicht zum Text.
Wir müssen uns in die Person, um die es geht, hineinversetzen können. Erst dann stoßen wir auf
Bekanntes, können ihre Lage nachvollziehen oder deren Gefühle nachempfinden.
Biographie: Der geheime Tor-Öffner
Lesen wir eine Biographie, wollen wir eintauchen in die Sphären der Politiker, Schauspieler und
Macher. So fühlen wir uns diesen Persönlichkeiten nahe. Wir gewinnen den Eindruck, etwas Neues
von ihnen zu erfahren, das nicht in der Presse oder in einem Interview steht. Wir haben uns quasi
ein Exklusivrecht mit dem Kauf einer Biographie gesichert - darin muss etwas stehen, zu dem NichtLeser keinen Zugang haben.
Was ist der Reiz der Biographie?
Dabei unterscheide ich zwischen zwei Personengruppen, die uns im Zusammenhang mit dem
Stichwort Biographie interessieren:
1
2
Menschen mit Herausforderungen bzw. Schicksalsschlägen
Prominente
Oft überschneiden sich diese Gruppen, was dann besonders spannend ist. Widmen wir uns zunächst
den Menschen der ersten Gruppe. Diese üben einen großen Reiz auf den Leser aus, auch wenn sie
nicht berühmt sind. Entweder zeichnen sie sich durch einen außergewöhnlichen Beruf aus oder sie
erzählen von ihrem harten Weg durchs Leben. Je mehr der Leser das Gefühl bekommt, einen
bodenständigen Menschen kennen zu lernen, desto mehr kann er sich identifizieren. Eine Nähe
entsteht.
In Endstation Kabul kommt ein aus Afghanistan zurückgekehrten Bundeswehr-Soldat zu Wort. Der
Fallschirmjäger Wohlgethan berichtet, wie er die Einsätze vor Ort erlebte. Stellen Sie sich vor, eine
Afghanin veröffentlicht zeitgleich ihre Biographie. Sie hat den Sturz der Taliban und die Einsätze der
ISAF ebenfalls miterlebt. Beide Personen berichten über die gleichen Ereignisse – aber haben
unterschiedliche Blickwinkel. Das macht ihre Schilderungen so spannend.
Prominente rücken näher
Lesen wir die Biographie einer Berühmtheit, hoffen wir, etwas über den Menschen hinter den
öffentlichen Auftritten zu erfahren. Wir sind neugierig darauf, was uns die Person mitteilt –
schließlich haben wir uns mit dem Griff zum Buch bewusst dafür entschieden.
Gerade weil Prominente mit außeralltäglichen Phänomenen wie Ruhm und Rampenlicht zu tun
haben, wirken deren Biographien wie das fehlende Puzzlestück – als würden wir denjenigen zu uns
nach Hause einladen, damit er oder sie von sich erzählen kann. Wir kaufen uns mit einer
Prominenten-Biographie ein Stück Intimität.
Biographie mit Background
Bestenfalls lernen wir in einer Biographie nicht nur den Lebensweg, sondern auch das Umfeld der
Person kennen. Wenn ein Minister von den Diskussionen im Kabinett berichtet. Wenn ein Regisseur
Einblicke hinter die Kulissen seiner Filme liefert. Wenn ein Firmengründer schildert, wie sein Erfolg
durch harte Arbeit und Inspiration kam.
Ein Werk mit Mehrwert: Die Biographie
Viel interessanter als die Frage, von wem eine Biographie handelt, ist der Nutzen für den Leser.
Denn wir tauchen nicht nur in die unterschiedlichsten Leben ein. Wir erfahren, wie der Weg eines
Menschen verlaufen ist. Wie steinig er war, welche Hürden es gab, welche Fehler die Person auf
dem Weg zum Ziel gemacht hat oder wie die Genesung einer schweren Krankheit verlief.
Biographie = Sachbuch?
Die Biographie genießt den ausgezeichneten Ruf hoher Sachlichkeit. Aber stimmt das auch? Wie wir
gerade festgestellt haben, sind Biographien etwas höchst Subjektives. Das Gedächtnis eines
Menschen funktioniert nur lückenhaft und selektiv. Ein Problem, mit dem die Polizei weltweit zu tun
hat, wenn es um verlässliche Zeugenaussagen geht.
Insbesondere bei Ereignissen ohne Zeugen kann niemand die Wahrheit einer Aussage überprüfen.
Auch lassen sich Ereignisse, die stattgefunden haben, vielfältig interpretieren. Aus einem Angriff
wird dann Selbstverteidigung oder aus einem Vitamin-B-Vertragsabschluss ein glücklicher Zufall.
Auslassungen verklären eine Biographie genauso wie Fehldeutungen. Daher gilt – je belegbarer die
Aussagen der Person sind, desto näher sind sie wohl an der Wahrheit.
Denken Sie an den Geburtsmythos von Kim Jong-il. Glaubt man seiner Biographie, ist er am Fuße des
symbolträchtigen Berges Paektusan geboren. Ein doppelter Regenbogen und ein Stern sollen kurz
darauf den Himmel erleuchtet haben. Die Wahrheit ist ernüchternd: Er kam in einem
Ausbildungslager im sowjetischen Dorf Wjatskoje zur Welt.
Biographie: Lebenserfahrung zum Nachlesen
In Zwei Leben schildert Samuel Koch seine Auseinandersetzung mit seinem Schicksalsschlag.
Innerhalb von Sekundenbruchteilen änderte sich sein Leben dramatisch. In seiner Biografie Krieg
beenden - Frieden leben erzählt Claude AnShin Thomas von seiner Wandlung vom Soldaten zum
Mönch. Diese Menschen sind mitten aus unserer Gesellschaft, Personen wie Sie und ich. Sie haben
keinen Promibonus.
Durch sie können wir unbezahlbare Erkenntnisse machen, ohne selbst die dafür erforderlichen
Schrecken und Leiden durchleben zu müssen. Philosophen nennen diese Erkenntnisse a priori – vor
der Erfahrung.
Unglaubwürdige Biographien
Leser lassen sich nicht gern betrügen. Wenn eine Biographie Schund enthält, ist die Glaubwürdigkeit
dahin. Ein wichtiges Kriterium für diese Glaubwürdigkeit einer Biographie ist das Alter. Ich kenne
Leute, die grundsätzlich keine Biographien von Personen unter 25 lesen. Kritiker bemängeln die
fehlende Lebenserfahrung. Geht man nach dem klassischen Verständnis der Biographie, ist das
tatsächlich paradox.
Die Frage dahinter: Was will mir so jemand vom Leben erzählen? In diesem Zusammenhang wird den
Autoren bzw. den Ghostwritern Geldmacherei unterstellt.
Doch es gibt Ausnahmen wie Künstler, die turbulente Berg-und Talfahrt des Erfolges schon vor dem
Eintritt ins Erwachsenenalter erlebten. Personen, die symbolisch für eine ganze Generation stehen
oder etwas Außergewöhnliches geleistet haben. Das klassische Beispiel für derartige Fälle sind
Kinderstars aus Film- und Musikindustrie.
Vertrauen Sie einer Biographie?
Die Zweifel an der Echtheit einer Biographie müssen nichts mit dem Alter des Autors zu tun haben.
Wenn es sich bereits um die dritte Lebensgeschichte derselben Person handelt, Verleumdungen und
Falschbehauptungen auftreten oder alles davon zusammenkommt – dann hat die Biographie ihr Ziel
verfehlt. Die Antworten lassen dann nicht lange auf sich warten. Diffamierte Personen beschweren
sich oder klagen. Kritiker zerreißen das Buch in bitterbösen Rezensionen. Und Leser strafen die
Biographie mit schlechten Online-Bewertungen ab.
Fazit
Heute gehört die Biographie zu den beliebtesten Genres überhaupt. Das liegt vor allem an ihrem
Mehrwert für den Leser. Wichtig ist jedoch, dass der Leser die passende Biographie zu seiner inneren
Entwicklung liest. Ist das der Fall, kann er viel aus einer Biographie für sein persönliches Leben
lernen.
2014 - 04
Packende Orte - 2014-04-17 14:07
Bei Kafkas Der Prozeß waren es zwielichtige Orte wie das Gerichtsgebäude. In Die dunkle Seite des
Mondes von Martin Suter ist es der Wald, in dem die Welt für einen Wirtschaftsanwalt Kopf
steht.Der passende Ort ist genauso wichtig wie die Geschichte selbst. Welche Klischees begegnen
einem auf dem Weg dorthin? Und warum ist es so wichtig, einen guten Ort für die Story zu finden?
Ortsmarke im Kopf
Woran denken Sie, wenn sie das Wort Horror lesen? An Vampire in dunklen Gruften? Oder
maskentragende Mörder, die nachts auf der Straße ihren Opfern auflauern? Vielleicht denken Sie
aber auch an einen Clown, der Menschen am hellichten Tag aus dem Gully heraus anspricht…
Mit der Umdeutung des Ortes schlug die amerikanische Horrorliteratur in der Mitte des 20.
Jahrhunderts einen neuen Weg ein. Im Gegensatz zu den Gruselgeschichten aus Europa, die
vornehmlich in der Nacht und an dementsprechend dunklen Orten spielen, erschufen US-Autoren
das Grauen bei Sonnenschein.
Shirley Jackson zählt in diesem Zusammenhang zu meinen Lieblings-Autorinnen. Der Ort ihrer
Erzählung The Lottery ist ein ganz alltäglicher Dorfplatz. Doch dort geschehen grausame Dinge, die
erst durch die vermeintliche Idylle der Gemeinschaft an einem schönen Tag richtig hässlich werden.
Orte durch Worte
Der tausendste stereotype Saloon für eine Massenschlägerei ist genauso öde wie das viel bemühte
Hochhausdach, auf dem das Liebespaar verträumt in den Sternenhimmel schaut.
Wie bei der Figurenentwicklung muss sich der Autor auch im Bereich der Ortswahl vor Klischees
hüten. Sonst wirkt die Geschichte dröge und lächerlich.
Eine meiner interessantesten Beobachtungen zum Thema Ort machte ich in Bezug auf Filme. Denn
viele erfolgreiche Streifen sind ein wahrer Augenschmaus.
Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Lord of War: Der Film beginnt im mafiösen New York. Halt,
nein, das tut er nicht! Wir sehen zunächst eine Kamerafahrt über ein Meer aus Patronenhülsen hin
zum Protagonist Yuri Orlov, der inmitten dieses namenlosen Kriegsschauplatzes steht, und einen
knackigen Werbe-Monolog hält.
Dann folgt das Intro aus dem Blickwinkel einer Gewehrkugel. Von der sterilen Fabrikhalle in den USA
tritt sie ihren langen Weg in die Sowjetunion an. Die Kugel wandert weiter, wird zusammen mit ihren
kleinen todbringenden Kumpeln auf die Ladefläche eines Trucks irgendwo in Afrika gehievt.
Der Zuschauer sieht den nächsten Ort: Strahlende Sonne, staubiger roter Boden und das Chaos eines
tobenden Bürgerkrieges. Erst dann beginnt der eigentliche Film in New York.
Innerhalb von nicht einmal fünf Minuten sind wir ausgehend von einem Kriegsschauplatz zu einer
dunklen Fabrikhalle über einen kühlen osteuropäischen Hafen zu einem weiteren Kriegsschauplatz
gereist.
Der Ort in der Fantasie
Dieses Konzept des regen Ortswechsels zieht sich durch den ganzen Film: Yuri reist für seine
Geschäfte nach Liberia, Südamerika, in die Ukraine, in den Libanon, zu einer Waffenmesse nach
Berlin und zu Verkäufen nach Afghanistan. Agenten jagen ihn auf hoher See, zu Land und in der Luft.
So wird ein simpler Plot – Waffenhändler steigt hoch auf und fällt tief – zu einem bunten
Knallbonbon verpackt. Was für einen Film gilt, kann beim Buch nicht verkehrt sein. Beide Genres
stehen sich sehr nahe.
Der wesentliche Unterschied: Während beim Film jeder Ort auf der Leinwand gezeigt wird,
entstehen sie beim Bücherlesen in der Fantasie. Der Schriftsteller ist Maskenbildner, Kostümierer,
Regisseur und Drehbuchautor in einem.
Was für eine Aufgabe! Umso sorgfältiger sollte sie in Hinblick auf die Orte ausgeführt werden. Dieses
Beispiel verdeutlicht, warum:
Karl betrat die Bar. Am Tresen saß der Mann, den er gesucht hatte. Mit einem schwachen Nicken gab
er Karl zu verstehen, sich zu setzen. Der Mann schob ihm das Couvert mit dem geheimen Siegel
darauf zu.
Und hier dieselbe Begebenheit anders erzählt:
Karl betrat die Bar, vor der drei Hafenarbeiter herumlungerten und Kautabak auf Möwen spuckten.
Im Inneren vernebelte schwerer Qualm die Sicht. Fischer mit weißen Bärten nuckelten an ihren
Pfeifen, während sie den fremden Gast ausgiebig musterten. Der Mann, den Karl gesucht hatte, saß
am Tresen und tat so, als würde er die gespannte Stimmung nicht bemerken. Er trug einen
dunkelgrauen Trenchcoat, der an der Hockerkante Falten schlug. Der gedrungene Wirt schielte nur
kurz zu Karl herüber, bevor er das verschmierte Bierglas in seiner Hand weiter wienerte. Niemand
sagte ein Wort. Karl lief über die morschen Planken zum Mann im Trenchcoat. Das Holz unter ihm
ächzte. Mit einem Nicken, so schwach dass er es beinahe nicht bemerkt hätte, hieß ihn der Mann am
Tresen, sich zu setzen. Ohne Karl anzusehen, schob er ihm das Couvert mit dem geheimen Siegel zu.
Wie haben Sie die beiden Schilderungen empfunden? Wahrscheinlich wirkt die erste Formulierung
recht leblos auf Sie. Wir haben dieselbe Begebenheit gelesen, nur wird sie in der zweiten Version
durch die Schilderung des Ortes deutlich atmosphärischer erzählt.
Wir blicken mit dem inneren Auge in diese Bar und jeder von uns hat die drei Hafenarbeiter, den
Wirt und den Raum anders im Kopf.
Ist das nicht faszinierend? Dass ein Autor einen Ort noch so detailliert schildern kann, und er
trotzdem in jeder Vorstellung anders aussieht? So individuell kann nur ein Buch sein.
Richtig verortet ist gut erzählt
Achten Sie daher immer auf einen stimmigen Ort. Nehmen Sie sich die Zeit für gute Beschreibungen,
lassen Sie die Umgebung so echt wie möglich wirken und Gestalt annehmen. Inspiration dafür liefert
zum Beispiel der letzte Urlaub: Der Spaziergang durch das bewaldete Gebirge, die Schiffsrundfahrt
durch die Buchten Italiens, der Zeltplatz in der Nähe der Kreidefelsen.
Auch im Alltag finden sich interessante Orte, die Sie in ihr Repertoire aufnehmen können. Viele
Autoren haben eine Art Schreibkiste, in der sie gute Einfälle oder Formulierungen notieren. Meine
Schreibkiste fülle ich mit Beschreibungen von Orten, die mir im Gedächtnis geblieben sind.
Nicht jeder Ort ist gleich wichtig
Muss ich jetzt jeden Ort in meiner Geschichte seitenlang beschreiben? Ganz klar: Nein. Ein
Schauplatz ist nur so bedeutsam wie seine Handlung. Der Bus, in dem der Held zu seiner Aufgabe
fährt, muss nicht bis ins Detail beschrieben werden. Für den Leser ist es uninteressant, ob dieser Bus
nun mit Hybridantrieb fährt oder nicht. Oder ob einer der Fahrgäste in der Nase popelt.
Handelt die Geschichte allerdings von dem Busfahrer und zielt der Autor darauf ab, dessen Biografie
zu schildern, sind die Nasenpopel-Anekdote und die Hybrid-Technologie durchaus erwähnenswert.
Fazit
Für eine gelungene Geschichte sind drei Punkte wesentlich: Eine gute Idee, glaubwürdige und
interessante Charaktere und eine passende Orts-Auswahl. Machen Sie dabei einen großen Bogen um
Klischees und Verallgemeinerungen. Fragen Sie sich, welchem Ort welche Bedeutung zukommt.
Schmücken Sie die wichtigen Schauplätze aus - orientieren Sie dafür am Grundsatz "Zeigen statt
Erzählen" - der Leser liest mit seinen Sinnen. Er möchte den beschriebenen Ort riechen, schmecken,
sehen und hören. So bieten Sie ihrem Publikum ein intensives Lese-Erlebnis.
2014 - 06
Als Autor wirtschaftlich denken - 2014-06-15 11:29
Wie jede andere Tätigkeit bietet das Schreiben auf professioneller Basis eine Einnahmequelle. Wer
sich vom Hobby – Autoren zum ernstzunehmenden Schriftsteller entwickeln will, muss früher oder
später wirtschaftlich denken. Aber bedeutet das nicht, dass ich als Autor meine kreative Autonomie
aufgebe? Keineswegs.
Zeit ist Geld
Im Gegensatz zu den USA gilt in Deutschland nach wie vor die Trennung zwischen Unterhaltung und
Seriosität. Wer spannende und populäre Bücher schreibt, will damit nur Geld verdienen und hat
keinen Anspruch – so der Duktus vieler Kritiker. Einem deutschen Schriftsteller ist es buchstäblich
verboten, historisch brisantes Material mit Fantasie zu vermischen. Im März dieses Jahres erschien
dazu ein sehr lesenswertes Interview mit Frank Schätzing.
Dabei bietet das Schreiben unter den kreativen Handwerken einen großen Vorteile: Schriftsteller
brauchen nur wenige Utensilien, um sofort loslegen zu können. Früher waren es Stift und Papier,
dann die Schreibmaschine und heute der Laptop oder PC. Tablets und Smartphones zähle ich nicht
dazu, weil es wirklich keinen Spaß macht, auf diesen Geräten Bücher zu schreiben (ich habe es
probiert und hatte das Gefühl, mir eine Sehnenscheidenentzündung dabei zu holen).
Der Musiker muss in ein teures Instrument investieren und Notenbücher bzw. Zettel kaufen. Der
Maler braucht Leinwände oder taugliches Papier, Farben bzw. Stifte. Und der Fotograf kann nicht
loslegen ohne in ein paar ordentliche Filme oder eine zuverlässige Digitalkamera zu investieren. Da
ich selbst Fotokunst betreibe, kenne ich den finanziellen Aufwand für eine professionelle
Entwicklung.
Die Investition des Autors
Der Schriftsteller hingegen braucht nicht so viele Utensilien. Seine Investition liegt ganz woanders: In
seiner Zeit. Natürlich beanspruchen alle musischen Tätigkeiten Zeit, Leidenschaft und Geduld.
Schreiben jedoch ist ein besonders stiller und einsamer, mit vielen Korrekturläufen und Zweifeln
behafteter Prozess.
Wer einen guten Text abliefern will, braucht ein hohes Maß an Geduld, Disziplin und
Aufmerksamkeit. Denn im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist Schreiben ein hartes Handwerk.
Diese Zeit muss jedoch irgendwo herkommen. Wer voll berufstätig ist, kann wie John Grisham
höchstens in den frühen Morgenstunden schreiben – bevor der eigentliche Tag beginnt. Wie hoch
das Maß an Selbstdisziplin für diesen Lebensstil sein muss, brauche ich glaube ich nicht weiter zu
erläutern.
Am meisten macht ein Handwerk Spaß und Sinn, wenn es belohnt wird. Kein Maurer, Schlosser,
Klempner oder Dachdecker würde seine Arbeit machen, wenn er nicht bezahlt wird. Kein
selbstständiger Finanzberater, Coach oder Filmproduzent würde seine Tätigkeiten über Wochen und
Monate unbezahlt verrichten. Die meisten Autoren tun aber genau das. Wie konnte es dazu
kommen?
Die Verantwortung des Schreibers
Woran Schriftsteller relativ wenig bis gar nichts ändern können, ist die Fremdwahrnehmung. Wir
müssen gegenwärtig damit leben, dass die Mehrheit der Menschen das Schreiben als eine Art Hobby
versteht, das mit Geld wenig zu tun hat.
Natürlich ist es ein langer und langfristiger Weg voller Ungewissheit und ohne Garantie. Bei jedem
Buch oder Prosatext frage ich mich: Ist es gut genug? Habe ich Fehler in der Story, in der Logik oder
an anderen wichtigen Stellen gemacht? Das sind Fragen, die ich mir immer stellen werde. Sie
gehören für mich dazu und sind auch bis zu einem gewissen Maß erwünscht. Denn sie garantieren,
dass ich mir Mühe gebe, dran bleibe und versuche, die höchsten Qualitätsstandards zu erreichen.
Die klassischen Denkfehler

Ich schreibe allein, also bin ich allein
Im Gegensatz zu den in Zünften oder Gewerkschaften verbundenen Berufsgruppen, die ich oben
erwähnt habe, organisieren sich Autoren bisher viel zu wenig oder gar nicht. Sie führen ein
Einzelkämpferdasein und hoffen, irgendwie allein mit ihrer Geschichte durchzukommen. Doch ein
Schriftsteller ist selten allein am Erfolg beteiligt. Er ist der Urheber, aber er braucht fähige Lektoren,
Drucker, Setzer, etc. Die Möglichkeiten zur Organisation sind zahlreich und wachsen täglich, wie die
Autorenwelt zeigt.

Der Leser kommt an zweiter Stelle
Ein sehr beliebter Denkfehler. Wenn Finanzberater den Investitionsmarkt genau betrachten,
StartUp-Geschäftsführer eifrig Kontakte mit n Business Angels knüpfen oder Coaches ihre
Spezialisierungen anhand des Bedarfs in den Branchen wählen – warum sollte der Autor nicht auf
Themen und Gebiete schauen, die gefragt sein könnten? Absurd, oder?

Schreiben ohne Struktur
Auch ich habe lange das Märchen vom genialen Einfall geglaubt, der sich wie von Zauberhand zu
einer zusammenhängenden Story verwebt. Tatsache ist: Mit einem knackigen Exposé gleich zu
Beginn ist Ihnen und dem potentiellen Verlag bzw. der Agentur geholfen. Zum einen verlangen fast
alle Beteiligten in diesem Geschäft ein Exposé. Zum anderen hilft es, die eigene Geschichte immer
vor Augen zu haben und sich daran „hochzuziehen“.
Die Existenz eines Exposés bedeutet nicht, dass dieses in Stein gemeißelt ist. Wenn ich schreibe,
dann entsteht eine Wechselwirkung zwischen Änderungen am eigentlichen Text und am Exposé.

Kunst darf nicht kommerziell sein
Und hier sind wir beim größten Denkfehler. Irgendwann hat man uns beigebracht, dass der Wert
wahrer Weltliteratur nicht am schnöden Mammon, sondern am Urteil intellektueller Zirkel gemessen
wird.Ich möchte Sie bitten, Ihre letzten drei Buchkäufe gedanklich durchzugehen. Fragen Sie sich,
was Sie damals zum Kauf bewogen hat. Sehr wahrscheinlich fließt einer der drei Punkte mit in ihre
Einschätzung ein:
 eine Empfehlung von einer geschätzten Person
 Marketing/Bestsellerlisten
 kontroverses Thema

Alle drei Punkte haben eine Gemeinsamkeit: Sie sorgen für Verbreitung. Denn warum sollte ein
Buch, das gut geschrieben ist, nicht verbreitet werden? Weshalb soll ein Buch nicht unterhaltsam
und anspruchsvoll zugleich sein können?
Was heißt wirtschaftliches Denken für den Autoren?
Wirtschaftlich zu denken bedeutet nicht, seinen Stil zu verraten. Es bedeutet auch nicht, den
tausendsten Herr-der-Ringe- oder Harry-Potter-Klon zu schreiben, in der Hoffnung, mit auf das Boot
des Erfolges springen zu können. Wirtschaftliches Denken bedeutet, seine schriftstellerischen
Fähigkeiten nicht sinnlos zu verpulvern, sondern sie gewinnbringend zu nutzen. Es ist verschwendete
Energie, einen Roman zu schreiben, den niemand lesen wird. Ego und Eitelkeit sind damit geholfen –
der
eigenen
Karriere
nicht.
2014 - 08
Mit Geduld zum Ziel - 2014-08-03 18:42
Ratgeber für Schriftsteller behaupten gerne, Schreibern fehle oft die Selbstdisziplin, um ein Projekt
zu Ende zu bringen. Einige Autoren empfehlen sogar, sich permanent zum Schreiben zu zwingen.
Doch was hat das noch mit Kreativität und Ideenreichtum zu tun? Und führt diese Strategie zum
gewünschten Ziel?
Wie ich mit Selbstdisziplin nicht weiter kam
Es war im Januar 2013, alles schien nach Plan zu laufen. Mein erstes ernstzunehmendes
Romanprojekt entwickelte sich prächtig. Ich schrieb in einer Nacht vier Kapitel und hatte Einfälle für
Wendungen in der Story, von denen ich noch heute voller Begeisterung erzähle.
In diesem Zusammenhang stand eine Lesung im März desselben Jahres an. Damals dachte ich, dass
zwei Monate ausreichen würden, um der Öffentlichkeit ein fertiges Buch präsentieren zu können.
Also setzte ich mich jeden Tag an das Manuskript, ob ich wollte oder nicht, ob ich müde war oder vor
Energie strotze. Nach und nach nahm die Lust daran zu arbeiten ab. Ich erklärte mir dieses
Phänomen damit, unter Druck zu stehen und durch die angekündigte Präsentation in einer Art VorLampenfieber zu stecken.
Obwohl der innere Widerstand wuchs, klemmte ich mich also weiterhin an meinen Schreibtisch.
Schließlich musste das Buch unbedingt in zwei Monaten fertig sein. Manchmal kostete es mich
Stunden, wenige Absätze zu „überarbeiten“. Oft war ich mit den Korrekturen unzufrieden und warf
die Entwürfe in den (digitalen) Mülleimer.
Zuviel Druck schadet
Der Schuss ging natürlich nach hinten los. Zum angekündigten Termin konnte ich nur ein paar
Leseproben „präsentieren“. Auf inhaltliche Fragen des Publikums konnte ich keine befriedigenden
Antworten geben. Wie auch? Ich wusste zu diesem Zeitpunkt selbst nicht einmal mit Sicherheit,
wohin die Reise meines Helden gehen sollte. In meinem Kopf war die Geschichte bereits fertig, auf
dem Papier war sie es noch lange nicht.
Ganz zu schweigen von der Bekanntgabe eines Veröffentlichungs-Termins standen weitere Dinge in
den Sternen. Wie umfangreich soll der Roman sein? Wer sollen meine Testleser sein und wie lange
werden sie für die Lektüre brauchen? Welche Verlage kämen überhaupt in Frage?
Heute weiß ich: Bücher brauchen ihre Zeit. Ich kann keine Romane am Fließband schreiben. Denn
ich glaube nicht, dass Qualität ohne Geduld entsteht.
Wann kommt das nächste Buch?
Damals habe ich mich gefragt, was mich dazu bewogen hat, mir diesen knappen Zeitplan
aufzustellen. Neben der fehlenden Erfahrung war es vor allem das Gefühl, meinen Lesern etwas
schuldig zu sein.
Eine beliebte und für Schriftsteller sehr schmeichelhafte Frage ist die nach dem nächsten Buch. Wer
freut sich nicht darüber, wenn Leser sich nach „Folgebüchern“ erkundigen? Früher antwortete ich
mit einem konkreten Termin. Heute weiß ich, dass das keine gute Idee ist.
Das hat zwei Gründe. Zum einen sind die Leser noch enttäuschter, wenn ich einen zuvor
angekündigten Termin nicht einhalte, der mich auch noch unter Druck setzt. Und Druck ist ein Feind
von Kreativität. Zum anderen kann ich bei einem so umfangreichen Projekt wie einem Roman
unmöglich Termine angeben, wenn ich noch mitten in der Schreibphase stecke.
Dank meiner Erfahrungen kann ich das Pensum für Texte nun wesentlich besser einschätzen als
früher – und weiß daher auch, dass Bücher nicht über Nacht und in der Regel auch nicht über 100
Nächte entstehen. Wobei natürlich jeder Autor sein eigenes Tempo hat.
Wann Disziplin sinnvoll ist
Von nichts kommt nichts - der Spruch ist so alt wie wahr. Ohne eigene Anstrengung, ohne viel, viel
Arbeit werden unsere Texte nie die Kraft, den Charme und die Individualität enthalten, die wir uns
wünschen.Sich zum Schreiben zu disziplinieren macht Sinn, wenn wir das Schreiben aufschieben.
Wenn wir Ausreden suchen, warum es heute wieder nicht passt. Und wenn wir das Gefühl haben,
dass der Alltag uns so in Beschlag hält, dass wir anscheinend gar nicht dazu kommen, ein paar
Wörter in die Tasten zu tippen.
In diesem Fall lohnt es sich, die eigenen Abläufe realistisch zu überprüfen und herauszufinden,
warum man diese Ausreden erfindet. Ist es die Angst vor dem Anfang, dem ersten Blatt Papier? Ist es
das nagende Gefühl, dass die eigenen Ideen nicht gut genug sind?
Je mehr Schreib-Erfahrungen Sie sammeln, desto genauer werden Sie lernen, Vermeidungsverhalten
von Überforderung zu unterscheiden. Das eine entspringt Befürchtungen, das andere einer
tatsächlichen Überlastung. Gegen blockierende Befürchtungen helfen tatsächlich gutes Zureden und
eine stringente Arbeitsdisziplin. So gewöhnen Sie sich an auftretende Zweifel und sehen Sie als
normale Begleiterscheinungen des Schreibprozesses an. Bei Überlastung hilft nur der Abstand – alles
andere wirkt sich negativ auf Ihre Texte aus.
Mach mal Pause
Jeder Arbeiter benötigt Pausen, auch ein Schriftsteller. Wenn wir die entsprechenden Signale wie
Frustration und inneren Widerstand erkennen, wissen wir, dass es Zeit ist für eine Pause. Während
des Abstands kommt die Entspannung und mit der Entspannung kommen die Einfälle – und die
Freude darauf, sie in die Tat umzusetzen. Zu einer guten Selbstdisziplin gehört also auch die Disziplin
zur Geduld.
Der Text vor lauter Wörtern
Einige Autoren empfehlen, ein Buch erst zu Ende zu schreiben, bevor man eine neues beginnt. Für
mich ist eine andere Strategie hilfreicher: Während ich Abstand zu einem Manuskript nehme,
arbeite ich an einer neuen Idee, die mir im Kopf herum schwirrt oder gucke in meine anderen
Manuskripte - sofern ich keine Schreibpause mache. So habe ich wieder Lust darauf bekommen,
mich mit einem Entwurf für einen anderen Roman zu beschäftigen, für den die Ideen ein paar
Monate „gereift“ sind. Eine Zeit der Abstinenz von einem Buchprojekt hat zahlreiche Vorteile:




Sie sehen das Werk aus einer frischen Perspektive
Sie sammeln in der Zwischenzeit neue Erfahrungen und Erkenntnisse
Ihr (Schreib-)Horizont erweitert sich
Sie haben Zeit für andere Dinge
Wer nur am Schreibtisch hockt, verpasst das Leben. Wenn Sie für einen Ausgleich zwischen
Schreiben, Beruf und Privatleben sorgen, ist das für alle drei Bereiche positiv. Erlebnisse bringen
Inspiration und Abwechslung. Sie beugen Erschöpfungszuständen vor und gewinnen den nötigen
Abstand zu Manuskripten, die sich wie Menschen auch entwickeln. Außerdem üben Sie sich in
Geduld, einer Qualität, die in unseren hektischen und schnelllebigen Zeiten verloren gegangen ist.
Fazit
Sie sind der Urheber und damit Schöpfer Ihres Werkes. Ein mächtiges Wort, aber es trifft zu. Ein
Buch ist ihre Schöpfung, die viel Zeit und Hingabe benötigt. Projekte, ganz besonders kreative, lassen
sich nicht erzwingen. Während Deadlines im beruflichen Alltag unerlässlich sind, können Sie beim
kreativen Schreiben schnell Druck erzeugen – ganz besonders, wenn sich eine Arbeitsdauer aufgrund
mangelnder Erfahrung noch nicht abschätzen lässt. Erarbeiten Sie sich also die Disziplin zur Pause
und planen Sie genügend Freiräume ein – es lohnt sich!
2014 - 09
Bieten Clouds grenzenlose Freiheit? - 2014-09-21 18:00
Die neuesten Ereignisse um prekäre Promifotos zeigen: Clouds sind nicht sicher. Haben Fremde sich
erst eines Accounts bemächtigt, sind die Folgen fatal. Viele Autoren und Freelancer möchten
dennoch nicht auf den Komfort einer Cloud zum Speichern ihrer Manuskripte verzichten - ein
unnötiges Risiko.
Was sind Clouds?
Mit den rasant wachsenden Serverkapazitäten wurde das Cloud Computing populär. Wesentliches
Merkmal einer Cloud ist, dass die Dateien auf einem externen Server gespeichert werden. Der User
kann aus aller Welt darauf zugreifen, sofern er Zugang zum Internet hat. Zwar nutzt die Mehrheit der
Deutschen nach wie vor die eigene Festplatte als primären Speicherort für Dateien, allerdings
möchte jeder Dritte seine Daten künftig nur noch online speichern.
Welche Arten von Clouds gibt es?
Public Clouds
Bei den Public Clouds handelt es sich um offene Clouds, die für jedermann zugänglich sind. Public
Clouds gelten als kostengünstigste Variante und sind damit insbesondere für Firmen, die an Hardund Software sparen wollen, attraktiv. Allerdings bergen sie dementsprechend hohe
Sicherheitsrisiken. Sämtliche Daten werden an einen fremden Anbieter übermittelt.
Private Clouds
Private Clouds sind nur in speziellen Netzwerken zugänglich. So legen Unternehmen eine
firmeninterne Cloud an, auf die ausschließlich Mitarbeiter zugreifen. Auch Privatanwender können
sich eine Private Cloud anlegen - vorausgesetzt, sie haben das technische Know-how dafür.
Beispielsweise können Privatanwender eine externe Festplatte an ihren Router anschließen oder ein
NAS-Gerät einrichten.
Hybrid Cloud
Die Hybrid Cloud vereint ein eigenes IT-Netzwerk mit den positiven Effekten von Private und Pulic
Cloud. Die Betreiber haben mehr Einfluss auf die verwendete Software und können besonders
sensible Daten in der Private Cloud und weniger bedeutende Dateien in einer Public Cloud
speichern. So werden die Einsparvorteile der Public Cloud mit den Sicherheitsstandards der Private
Cloud kombiniert.
Community Clouds
Hierbei handelt es sich um Infrastrukturen im Internet, die von mehreren Firmen aufgebaut und
betrieben, aber nicht öffentlich zugänglich gemacht werden.
Die Vorteile von Clouds
Autoren und Texter sind Privatpersonen und benötigen in der Regel keine gigantischen
Serverkapazitäten. Möchten sie dennoch Clouds verwenden, beginnt die mühevolle Suche nach
passenden Anbietern. Meiner Einschätzung nach lohnt sich allein dieser Aufwand nicht. Dennoch
erwähne ich im Folgenden die Vorteile, die Nutzer von Clouds sehen.
Die goldene Regel für Schriftsteller lautet: Immer abspeichern. Nichts ist ärgerlicher, als die
mühevolle Arbeit von Stunden oder gar Tagen durch einen Systemfehler zu verlieren. Ein
Computerabsturz genügt, um Texte zunichte zu machen. Word bietet zwar eine
Wiederherstellungsfunktion für Dokumente, aber wer will sich schon darauf verlassen?
Die Cloud bietet dagegen einen zuverlässigen und schnellen Speicherort, in den die Autoren Exposés,
Manuskripte, Entwürfe, etc. einfach per Drag and Drop hochladen können. Kein umständliches
Anschließen externer Geräte, keine lästige Suche nach dem USB-Stick – wenige Klicks, und die Daten
sind kopiert. Das ist besonders dann rettend, wenn das Notebook bzw. der PC urplötzlich beschließt,
den Geist aufzugeben.
Clouds gelten unter Freelancern als bequeme Möglichkeit, die eigenen Projekte zu speichern. Doch
zahlen sie dafür einen hohen Preis.
Clouds sind unsicher
Einer Umfrage von BITKOM zufolge nutzten im Jahr 2013 40 % aller Unternehmen in Deutschland
Cloud Computing. Dabei habe die NSA-Affäre das Nutzungswachstum reduziert, was nicht wirklich
überraschend ist. In den Clouds von Unternehmen befinden sich Daten, die nicht in fremde Hände
gelangen sollen. Damit werden sie zu besonders attraktiven Zielen von Hackern. Je wertvoller der
Inhalt einer Cloud, umso wahrscheinlicher ist ein Hackangriff. Aus diesem Grund setzen die meisten
dieser Firmen auf Private Clouds.
Bei der Sicherheit von Public Clouds existieren beachtliche Unterschiede. Bereits der Server-Standort
kann Sicherheitsrisiken bergen: Überschwemmungen, Erdbeben, Kriminalität, Brände – all diesen
Gefahren sind Cloud-Server ausgesetzt. Sind die Server durch Wachpersonal vor Einbrüchen
gesichert? Wie modern sind die Löschanlagen? Haftet der Betreiber für Datenverluste? Kaum ein
Privatanwender kennt die genauen Umstände vor Ort. Zwar versichern Anbieter und viele ITExperten, dass die eigenen Daten in den modernen Rechenzentren bestens gesichert sind. Allerdings
gilt das nur für die technische Seite. Die weiter oben beschriebenen Umstände werden in solchen
Analysen selten berücksichtigt.
Clouds und das Urheberrecht
Problematisch an Clouds sind nicht nur die Sicherheitsrisiken. Wer seine Manuskripte online
speichert, erklärt sich mit den jeweiligen AGB’s bzw. License Terms des Dienstleisters einverstanden.
Im schlechtesten Falle willigt der Autor ein, alle Rechte an seinem Werk abzutreten. Wollen Sie
wirklich die Früchte Ihrer harten kreativen Arbeit einem fremden Cloud-Anbieter schenken?
Entscheidend für das Urheberrecht ist der Serverstandort. Speichern Sie Ihre Projekte daher nur in
Clouds, die ihre Server in Ländern mit hohem Datenschutzniveau haben. Dazu zählen unter anderem
Deutschland, Großbritannien und die USA. Doch auch in diesen Fällen ist die Rechtslage in der Praxis
schwierig. Zwar sind die Dateien theoretisch urheberrechtlich geschützt.
Doch wer kann garantieren, dass kein Fremder Zugriff auf die wertvollen Dokumente hat? Noch
komplizierter wird es bei einer gemeinsamen Urheberschaft. Haben mehrere Leute an einem
Dokument gearbeitet, brauchen Sie die Zustimmung von jedem Einzelnen, um die Datei
hochzuladen. Besondere Vorsicht ist bei Dokumenten mit fremder Urheberschaft geboten.
Bereits das Hochladen dieser Dokumente stellt eine unerlaubte Vervielfältigung dar. Einzige
Ausnahme ist der Upload für die private Verwendung. Die Dateien dürfen dann unter Freunden und
Familie geteilt, nicht aber kommerziell verwendet werden. Die Privatkopieschranke erlaubt dies
jedoch nur bei Dateien ohne Kopierschutz.
5 Top-Alternativen zu Clouds
Interne Festplatte
Der fundamentale Klassiker: Die Computer-eigene Festplatte. Hier speichern fast alle User ihre
Daten. Es gibt allerdings sogenannte Chrome-Books, die vollständig auf eine Festplatte verzichten.
Stattdessen werden sämtliche Daten (auch private Fotos, Bilder und Chatverläufe) auf einer Cloud
gespeichert. Das genaue Gegenteil von dem, was ich für sinnvoll halte. Die interne Festplatte ist bei
entsprechender Sicherung ein hervorragender Speicher. Selbst bei einem Systemabsturz kann sie in
den meisten Fällen gespiegelt werden - die Daten sind also selten wirklich verloren. Demnach ist das
Argument der Cloud-Befürworter, Daten im Falle eines Systemabsturzes nicht mehr retten zu
können, nur zum Teil wahr.
USB-Stick
Ein USB-Stick verspricht dieselbe Mobilität wie eine Cloud. Mit ihm sind Sie sogar noch flexibler,
denn um auf die Dateien zuzugreifen, benötigen Sie keine Internetverbindung. Sie können den Stick
entweder an einem sicheren Ort aufbewahren oder immer mit sich führen. Zusätzlich lassen sich
USB-Sticks mit Tools verschlüsseln oder mit einem Passwort schützen.
Externe Festplatte
Mittlerweile sehr erschwinglich sind externe Festplatten. Sie sind zuverlässig und verfügen über viel
Speicherplatz. Genau wie ein USB-Stick lässt sich auch eine externe Festplatte effektiv verschlüsseln.
Darüber hinaus bieten viele Modelle vorinstallierte Software für BackUps des kompletten Systems.
CD/DVD-Rohling
Ein fast vergessener Star unter den Speichermedien. Im Laufe der Jahre sind Rohlinge sehr günstig
geworden. Ich empfehle, RW-Rohlinge zu kaufen, da sie wiederbeschreibbar sind.
Dateien verschlüsseln Wenn Sie trotz allem nicht auf den Komfort von Cloud-Diensten verzichten
wollen, dann vermeiden Sie es, Ihre Dateien ungeschützt hochzuladen. Bereits bei Word können Sie
Ihre Texte mit einem Passwort oder einem Leseschutz versehen. Verschlüsselungs-Software hilft
dabei, die Dateien zu sichern. Eine Übersicht dazu finden Sie hier.
Fazit
Clouds wirken auf den ersten Blick verlockend: Sie präsentieren sich als moderne und bequeme
Speichermedien. Für Autoren und den Großteil der Freelancer sind sie allerdings nicht nur unnötig,
sondern aufgrund der potentiellen Gefahren und der schwammigen Urheberrechtslage riskant. Das
gilt besonders dann, wenn fremde oder gemeinschaftlich verfasste Texte in der Cloud landen. Besser
ist es, entgegen dem Trend bei haptischen Speichern zu bleiben.
2014 - 10
Schund: Warum wir manchmal Mist kaufen - 2014-10-05 14:00
Zugegeben: Wir alle greifen hin und wieder ins Schundregal. Vielleicht sogar mit der Absicht, uns am
Schrecklichen zu erfreuen. Oder weil wir gehört haben, dass dieses Buch der totale Aufreger ist und
man es unbedingt gelesen haben muss. Doch genau damit spielen wir dem Trash-Marketing in die
Hände.
Lesen im Schonwaschgang
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht: Schundliteratur ist ein ökonomisches
Kalkül und zielt immer auf den Massengeschmack ab. Das gilt ganz besonders dann, wenn große
Verlage hinter dem Buch stehen. Dabei ist das Patentrezept bis auf ein paar abweichende Zutaten
stets gleich: Ein öder Stil, jede Menge Sex und eine Handlung, die sich innerhalb der
gesellschaftlichen Normen keine Sekunde auf riskantes Terrain begibt.
Die Zutaten für einen typischen Schundroman:



vorhersehbarer Plot
liebloser Stil
Sex und/oder Gewalt im Übermaß
Der Schundroman stopft die Bildungslücke des Spießers. Dabei ist es nicht nur zweitrangig, was er
liest, er begrüßt den Schund als vermeintlichen Enthüllungsroman, durch den er sich nicht nur
unterhalten, sondern auch noch ein Stück aufgeklärter fühlt.
Der Autor wagt nichts, lässt es aber so aussehen, als würde er sich weit aus dem Fenster lehnen. Bei
genauerem Hinsehen bzw. Lesen wird jedoch schnell klar, dass uns einfach nur Des Kaisers neue
Kleider zum wiederholten Male präsentiert werden. Schlimmer noch: die Vergewaltigungen
literarischer Kunst finden regen Einzug in die Feuilletons.
Wie wir unser Urteil fällen
Ein Fan von Hau-Drauf-Komödien wird sich eher nicht für Arthouse begeistern. Genauso verhält es
sich mit Büchern. Klassiker von Shakespeare, Wilde, Brecht oder Goethe werden kaum noch gelesen.
Auch wenn sie nach wie vor als Weltliteratur gelten, wurden sie doch leise, still und heimlich aus
dem öffentlichen Bewusstsein verbannt. Ein Bekannter sagte mir einmal, Faust sei für ihn nicht mehr
als eine gute Wärmedämmung.
Umgekehrt betrachten zahlreiche Literaturkritiker Werke wie Der Alchimist als Schund, während
eine große Fangemeinde das Buch als spirituelle Offenbarung feiert. Erfolg und Qualität sind also
nicht dasselbe. Ein schlechter Roman kann sehr erfolgreich sein, während so manch brillantes Buch
in der Flut der täglichen Neuauflagen versinkt.
Nackt kam die Fremde
Anfang des 20. Jahrhundert hatte ein Autorenkollektiv eine verwegene Idee: Warum nicht einmal
einen richtig schlechten Roman schreiben, der vor Sexszenen nur so trieft und sich trotzdem
verkauft wie warme Semmeln? Vor der Veröffentlichung wurden einige Szenen des Buches sogar
nochmal umgeschrieben, da sie "zu gut" waren.
Und tatsächlich: Nackt kam die Fremde führte trotz seiner miserablen Qualität eine Woche lang die
Bestsellerliste der New York Times an. Einige der insgesamt 24 beteiligten Autoren schämten sich so
sehr, mit diesem Buch Geld zu verdienen, dass sie an die Öffentlichkeit gingen. Doch selbst diese
verzweifelte Maßnahme tat dem Erfolg keinen Abbruch. Ironischerweise erschien die deutsche
Erstausgabe von Nackt kam die Fremde im Scherz Verlag.
Ein aktuelleres Beispiel finden wir in Atlanta Nights, ein Trash-Roman, der ebenfalls von einem
Autorenkollektiv im Jahre 2004 veröffentlicht wurde. Der Verlag PublishAmerica nahm das
Manuskript an, doch die Autoren deckten den Gag auf. Sie können Atlanta Nights trotzdem kaufen,
sämtliche Einnahmen gehen als Spende an die Science Fiction and Fantasy Writers of America.
Den Weichspüler nicht vergessen
Ein gutes Beispiel für Schundliteratur der Gegenwart ist Feuchtgebiete. Kaum ein Buch hat die
Gemüter so erhitzt wie dieses Buch. Und genau das war das Ziel: Mundpropaganda durch
Polarisierung. Hierin unterscheidet sich Feuchtgebiete von Nackt kam die Fremde: Schund, um ihn
als emanzipatorischen Kult zu vermarkten.
Der deutsch-amerikanische Philosoph Herbert Marcuse sagt in seinem Lebenswerk Der
eindimensionale Mensch:
„Was geschieht, ist sicherlich wild und obszön, männlich und deftig, ganz unmoralisch – und
eben deshalb völlig harmlos. Befreit von der sublimierten Form, die gerade das Zeichen ihrer
unversöhnlichen Träume war – eine Form, die im Stil, in der Sprache sich ausprägt, in der die
Geschichte erzählt wird – , verwandelt Sexualität sich in ein Vehikel der Bestseller der
Unterdrückung.“
Marcuses Bezugnahme auf Hollywood lässt sich mühelos auf die aktuellen Marketingmaschen
übertragen. Eine eklige Szene hier, eine sentimentale Anekdote da und natürlich eine kitschtriefende
Liebesgeschichte.
Hauptsache eklig
Wenn das Konglomerat aus abgeschnittenen Hämorrhoiden, Analfissuren und Fäkalsezierungen erst
einmal zwischen zwei Buchdeckel gepresst wurde, können sich sowohl die hochvergeistigten
Feuilletonisten als auch die tumben Groschenromanleser daran austoben. Sie alle fallen dann auf
den neuen Hurz herein.
Man sollte sich nicht von den Lobeshymnen, Romane wie Feuchtgebiete seien befreiend, täuschen
lassen. Selbstverständlich wird dem konsumierenden Leser jede Interpretation vorweg genommen.
Der im Ansatz befreiender Eskapismus wird mit Kindheitstraumata notdürftig zwangserklärt. Auch
der dümmste Leser soll kapieren, warum die Figuren sich so verhalten wie sie sich verhalten.
Nicht noch eine Biographie!
Ein weiteres beliebtes Genre für Schundliteratur ist die sogenannte Promi-Biographie. Der Komiker
Oliver Kalkofe entlarvt deren Banalität in seiner großartigen Reihe Nichtgedanken. Kalkofe liest hier
Abschnitte aus den Biographien Prominenter und solcher, die es sein wollen. Bis auf einen
abschließenden Kommentar konzentriert Kalkofe sich auf den Stoff selbst - natürlich nicht ohne
seinen ebenso sarkastischen wie spitzbübischen Unterton in der Stimme. Kalkofe weiß, dass er die
überflüssigen Biographien nicht zu karikieren braucht. Sie sind bereits Karikaturen. So
demontieren sich die unsinnigen und hanebüchenen Texte ganz von allein.
Fazit
Der Erfolg von Schundliteratur ist ein Hinweis auf die Werte, die in unserer Gesellschaft propagiert
werden: kaufmännische Cleverness geht vor mitfühlender Intelligenz, Flapsigkeit, Frechheit und
Rücksichtslosigkeit werden als Selbstbewusstsein fehlgedeutet. Sexualität ist keine schützenswerte
Intimsphäre mehr, sondern zur Schau gestelltes Exponat für psychische Probleme. Leser und
Schriftsteller sollten sich nicht vom Marketing zu Schund verführen lassen - denn es gibt wesentlich
stärkere und bessere Literatur.
Ich trau' mich nicht! Mut zur Veröffentlichung - 2014-10-12 16:08
Viele Autoren haben eine Heidenangst davor, ihre Texte zu veröffentlichen. Aber warum eigentlich?
Selbst wenn einige Leser das Werk schlecht finden - und diese Leser gibt es immer - ist das kein
Grund, eine Geschichte nicht zu erzählen. Denn wir können vorab gar nicht wissen, welche Wirkung
unsere Texte und Bücher auf unsere Mitmenschen haben.
Die Angst vor Ablehnung
Eine unserer stärksten Ur-Ängste ist die Angst, abgelehnt zu werden. Diese Angst sitzt deshalb so
tief, weil wir soziale Wesen sind, die einander brauchen. Instinktiv vermeiden wir es daher, Dinge zu
tun oder zu sagen, für die wir innerhalb unserer Gruppe ausgeschlossen werden könnten. Es
handelt sich dabei um einen uralten Überlebensmechanismus, der unsere Vorfahren vor dem
damals tödlichen Alleinsein bewahrt hat.
Alte Muster - neue Umwelt
Inzwischen leben wir in einer modernen Welt. Wir können unsere sozialen Netze, sowohl digital als
auch im realen Leben, frei wählen und unsere Lebensmittelpunkte selbst bestimmen.
Doch unsere Ur-Angst vor der Ablehnung ist geblieben. Nach wie vor scheuen wir Risiken, die eine
Gefahr für unser (soziales) Überleben bedeuten könnten.
Auch die Veröffentlichung eines Textes ist für uns ein Risiko und appelliert an diese Ur-Angst. Denn
obwohl wir den Großteil unserer potentiellen Leser gar nicht kennen, möchten wir natürlich einen
Text schreiben, den möglichste viele von ihnen positiv aufnehmen. Wir möchten von der Gruppe
"Leserschaft" anerkannt werden. Doch wir wissen vorher nicht, wie die Geschichte bei den Lesern
ankommt.
Mut ist die Lösung
Wie nun aber mit dieser Angst umgehen? Darauf gibt es zwei hilfreiche Antworten.
Variante 1

Sie hören auf Ihre Angst und veröffentlichen Ihre Werke nicht
Vorteil: Sie bleiben auf der sicheren Seite und müssen sich nicht mit Kritik auseinandersetzen.
Nachteil: Sie verschließen sich der Möglichkeit, Erfolg mit dem Schreiben zu haben. Es wird ein
ewiges Geheimnis für Sie bleiben, ob Ihre Texte beim Publikum gut ankommen werden oder nicht.
Variante 2

Sie fassen Mut und veröffentlichen Ihre Werke
Vorteil: Sie geben Lesern die Chance, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Sie verdienen Geld mit jedem
Verkauf und werden bekannter. Durch Ihre Veröffentlichung geben Sie den Stein des Anstoßes vielleicht wird sogar ein Verlag auf Sie aufmerksam?
Nachteil: Sie gehen ein Risiko ein. Sobald Sie sich für eine Veröffentlichung entschieden haben,
können Sie die Folgen nicht kontrollieren. Sie müssen damit rechnen, schlechte Bewertungen und
Rezensionen zu erhalten.
Nicht in Foren veröffentlichen
Im Web wird angehenden Autoren häufig der Rat gegeben, ihre Texte zur Beurteilung in
sogenannten Schriftsteller-Foren zu präsentieren.
Um es gleich vorweg zu sagen: ich halte nichts davon, Texte im Internet beurteilen zu lassen. Foren
eignen sich mehr als nützliche Anlaufstellen, um Tipps und Tricks einzuholen, Erfahrungen
auszutauschen und Inspiration zu beziehen. Im Folgenden finden Sie ein paar gute Foren für diese
Zwecke:



Literaturforum
Deutsches Schriftstellerforum
Autorenforum
Der Online-Enthemmungs-Effekt
Die meisten Foren stellen es ihren Mitgliedern frei, Klarnamen oder Pseudonyme zu verwenden.
Doch genau diese Unterscheidung stellt die Text-Beurteilung in Foren infrage.
Der Psychologe John Suler fand heraus, dass die Anonymität im Web einen Online-EnthemmungsEffektfördert. Durch fehlendes Feedback und die Unsichtbarkeit treten enthemmende, beleidigende
und kränkende Kommentare vermehrt auf.
Entmutigung
Im schlimmsten Fall erntet ein ohnehin schon unsicherer Autor harsche Kritik und zieht daraus den
Schluss, es mit dem Publizieren ganz bleiben zu lassen. Eine Präsentation der eigenen Texte in Foren
verunsichert daher noch mehr.
Stellen Sie sich vor, Autoren wie Tolstoi, Fontane oder Austen hätten ihre kritischen Werke vor der
Veröffentlichung in einem Internet-Forum gepostet. Welcher Selbstzensur hätten sie sich damit
unterworfen?
Perfektion: Der Feind des Mutes
Ein weiterer Grund für die Angst vor der Veröffentlichung ist das Gefühl, dass die eigenen Texte
nicht gut genug sind. Wir fürchten dann, als Dilettanten dazustehen. Dieser Furcht liegt ein
perfektionistisches Weltbild zugrunde - wir wollen alles sofort und einwandfrei haben. In einem
anderen Artikel habe ich mich diesem Problem im Gewand der fehlenden Geduld gewidmet.
Eine Geschichte jedoch kann nicht falsch oder richtig sein. Selbstverständlich kann sie kompliziert
erzählt, langatmig oder detailarm wirken. Doch sind dies womöglich Stilmittel. Denken Sie in diesem
Zusammenhang an den Dadaismus, der absichtlich mit Normen der bürgerlichen Klasse brach.
Fazit
Wenn Sie einen Text oder ein Buch geschrieben haben, sollten Sie bei der Entscheidung für oder
gegen eine Veröffentlichung nur auf eine Person hören: Auf sich selbst. Niemand, auch kein im
kommerziellen Sinne erfolgreicher Schriftsteller, kann Ihnen sagen, was Sie mit Ihren Texten
bewirken werden.
Illustration: Maria John Artwork
Konstruktive vs. destruktive Kritik - 2014-10-15 16:10
Kaum ein Wort ist im Business-Sprech so geläufig wie Kritik. Zahllose Ratgeber geben Tipps zum
Umgang mit Kritik – etwa, sie nicht persönlich zu nehmen, sondern sich stattdessen zu bedanken.
Aber gilt das wirklich für jede Kritik? Und auch dann, wenn der eigene Roman kritisiert wird?
Konstruktive Kritik
Destruktive Kritik
auf Augenhöhe
herablassend
Motivierend
beleidigend
hebt das Positive hervor
betont das Negative
liefert Anregungen
will nur „draufhauen“
Machen Sie nicht den Fehler und stempeln Sie jegliche Kritik an ihren Werken als ungerechtfertigt
ab. Eine Perfektion gibt es wie gesagt nicht und Sie können und werden als Autor immer etwas
dazulernen. Viel besser ist es, wenn Sie die an Sie herangetragene Kritik filtern. Denn wer sagt, dass
Sie sich jedes Urteil zu Herzen nehmen müssen?
Kritik einschätzen
Eine Kritik an Ihrem Buch hat nur so viel Gewicht, wie Sie ihr beimessen. Einige Leser halten ganze
Genres für langweilig. Wenn also ein Verächter von Historienromanen Ihre neue
Mittelaltergeschichte liest, können Sie sich vorstellen, dass diese Voreingenommenheit Ihr Werk in
keinem guten Licht dastehen lässt.
Machen Sie sich klar, dass jeder Leser bewusste oder unbewusste Erwartungen an Ihr Buch hat. Es ist
nicht Ihre Schuld, wenn Sie diese Erwartungen nicht erfüllen.
Konstruktive Kritik
Es kann sehr hilfreich sein, Kritik von Menschen anzunehmen, die Sie schätzen und die ehrlich zu
Ihnen sind. Sie erhalten dann konstruktive Hinweise, ohne vorgeführt zu werden.
Darüber hinaus bin ich der Ansicht, dass ernstzunehmende Kunstkritiker selbst veröffentlichen
sollten. Denn es ist sehr bequem, fremde Werke von einer sicheren Distanz aus zu beurteilen. Wer
Kritik an seinen eigenen Werken nicht scheut, ist authentischer.
Die Crux mit der Beurteilung
Nach welchen Maßstäben soll die Bewertung einer kreativen Leistung überhaupt erfolgen? Zwar
können "Experten" eine Geschichte an Eckpfeilern wie Spannungsbogen, Figurenentwicklung, Stil
und Storyline analysieren. Doch eine Wertung ist und bleibt subjektiv. Und nicht selten spielen
Autoren mit genau diesen Eckpfeilern und ignorieren sie bewusst - ein Stilmittel.
Das Grundproblem der Bewertung von kreativen Leistungen kennen wir sehr gut: wir haben es
bereits im Kunst- bzw. Musikunterricht erlebt. Lehrer beurteilten dann, was nicht zu beurteilen ist:
eine künstlerische Leistung. Wer nicht singen oder malen konnte, bekam schlechte Noten.
Fazit
Ob Sie Kritik annehmen oder nicht, entscheiden Sie. Wichtig dabei ist, ob es sich um eine
konstruktive oder um eine destruktive Kritik handelt. Denken Sie dabei an den Kontext, aus dem
heraus Ihr Werk kritisiert wird. Letzten Endes ist Kritik, sowohl positive als auch negative, eine
individuelle Wertung.Illustration: Maria John Artwork
Was ist Poesie-Therapie? - 2014-10-30 16:00
Dass Gedichte und Romane Gefühle ins uns wecken, ist bekannt. Aber haben Sie auch gewusst,
dass Literatur heilen kann? Das behaupten zumindest Poesie-Therapeuten.
Was ist Poesie-Therapie?
Im deutschsprachigen Raum wurde die Poesie- und Bibliotherapie von dem Psychologen Hilarion
Petzold und der Psychotherapeutin Ilse Orth eingeführt. Seit den 1970er Jahren wurde sie als
integratives Verfahren stetig weiterentwickelt. Sowohl das Schreiben als auch das Lesen werden in
der Poesie-Therapie als heilsame Prozesse verstanden.
Streng genommen gibt es nicht die Poesie-Therapie. Vielmehr sind die Übergänge zwischen
kreativem, therapeutischem Schreiben und dem Lesen von Literatur fließend. Nicht nur methodisch,
sondern auch inhaltlich unterscheiden sich die Angebote voneinander.
So animieren einige Therapeuten ihre Patienten, experimentelle Texte zu verfassen, während andere
die Rezeption von vorhandener Literatur bevorzugen. Beliebt sind in diesem Zusammenhang
Biographien- der Patient soll sich mit Menschen identifizieren, die Lebenskrisen gemeistert haben.
Eines ist allen Poesie-Therapien jedoch gemein: sie wollen dem (vorerst) Unaussprechlichen zum
Ausdruck verhelfen.
Wo wird Poesie-Therapie eingesetzt?
Im Laufe der Jahre hat sich die Poesie-Therapie in Deutschland vor allem im klinischen Bereich
etabliert und kommt bei ambulanter sowie stationärer Psychotherapie zum Einsatz. Auch wird sie in
der Psychoonkologie und zur Begleitung bei chronischen Krankheiten angewendet.
In den USA und in skandinavischen Ländern ist die Poesie-Therapie weitaus verbreiteter. Als
integrative therapeutische Maßnahme wird sie nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in
Gefängnissen, Schulen, Alters- und Kinderheimen, Rehabilitationszentren und in Beratungsstellen
eingesetzt.
Die Poesie-Therapie strebt folgende Ziele für die Patienten an:
1
2
3
4
5
Verarbeitung belastender Erlebnisse
Lösen emotionaler Blockaden
Erlernen von Bewältigungsstrategien
Förderung der Kreativität
Persönlichkeitsentwicklung
Ausbildung zum Poesie-Therapeuten
Eine klassische mehrjährige Ausbildung zum Poesie-Therapeuten gibt es nicht. Sie kann jedoch in
Form einer Weiter- bzw. Fortbildung erlernt werden. Halten Sie sich dabei unbedingt an seriöse
Anbieter. Dazu gehören unter anderem:

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Deutsche Gesellschaft für Poesie- und Bibliotherapie
Europäische Akademie für psychosoziale Gesundheit (Fritz Perls Institut)
Deutsches Institut für Entspannungstechniken und Kommunikation
Institut für Kreatives und Therapeutisches Schreiben (IKUTS)
In der Regel dauert die Ausbildung zum zertifizierten Poesie-Therapeuten 1 Jahr. Eine medizinische
Vorbildung ist nicht zwingend notwendig.
Obwohl die meisten Anbieter keine therapeutische Vorbildung voraussetzen, ist dies unbedingt zu
empfehlen. Schließlich wollen Poesie-Therapeuten Menschen mit seelischen Nöten helfen.
Die Poesie-Therapie richtet sich daher vornehmlich an psychologische Psychotherapeuten, Ärzte mit
psychologischer Zusatzqualifikation, Heilpraktiker, Kunst-, Tanz- und Musiktherapeuten und
Therapeuten, die eine Ausbildung mit mindestens 2 Jahren Praxiserfahrung genossen haben.
Wie wirksam ist Poesie-Therapie?
Über die Wirkung der Poesie-Therapie lassen sich nur schwer allgemeine Aussagen treffen. Einige
Studien bestätigen jedoch die heilsamen Effekte. So sind Schüler, die über emotional belastende
Erlebnisse schreiben, im Durchschnitt weniger aggressiv und weisen eine höhere emotionale
Stabilität auf. (Kliewer et al. 2011)
Auch scheint es eine Frage der Persönlichkeit zu sein, inwiefern jemand von einer Poesie-Therapie
profitiert. In ihrem Buch Warum Schreiben hilft sagt die Autorin und Therapeutin Professor med.
Silke Heimes dazu:
"Verschiedene Persönlichkeitsmerkmale scheinen Einfluss auf die Wirksamkeit des Schreibens zu
haben. Beispielsweise profitierten unsichere, zurückhaltende Menschen mehr vom Schreiben als
offene, freizügige und gut integrierte Menschen oder feindseelig-aggressive mehr als gelassene und
selbstreflexive. Ebenso wie unsichere und ambivalente Menschen stärkere Stressreduktion durchs
Schreiben erfahren."
Was muss ein Poesie-Therapeut können?
Gern zu schreiben oder ein begeisterter Leser von Poesie zu sein, genügt nicht. Interessenten
müssen eine ernsthafte Bereitschaft und Befähigung zur therapeutischer Arbeit mitbringen.
Darüber hinaus sollten sie über eine ausreichende emotionale Stabilität verfügen und sich in andere
Menschen hineinversetzen können.
Poesie-Therapeuten müssen in der Lage sein, dem Patienten durch schwierige Phasen zu helfen etwa dann, wenn sich verborgene Traumata oder intensive Angstgefühle offenbaren. Bei falscher
Betreuung kann es zu akuten bzw. chronischen Stimmungsverschlechterungen kommen. Daher
sollten nur ausgebildete Personen die Poesie-Therapie durchführen. Bedenken Sie, dass es sich bei
der "Ausbildung" zum Poesie-Therapeuten in Wahrheit nur um eine Weiterbildung handelt.
Fazit
Poesietherapie ist kein Ersatz für eine Psychotherapie oder eine psychiatrische Behandlung.
Vielmehr ist sie ein ergänzendes Verfahren, das weltweit genutzt wird, um Patienten ihren Zugang
zu Emotionen zu erleichtern und ihre Kreativität zu fördern. Um als Poesie-Therapeut mit
traumatisierten Menschen zu arbeiten, empfiehlt sich daher eine vorhergehende medizinische
Fachausbildung. Achten sie bei der Auswahl Ihrer Fortbildung unbedingt auf einen seriösen
Anbieter.
2014 - 11
Das Improvisationstheater - 2014-11-04 09:23
So wunderbar strukturierte Theaterstücke, Lieder, Bücher und Performances auch sein können - ein
Besuch bei einem Improvisationstheater ist immer wieder erfrischend. Das freie Spiel zeigt uns, was
Kunst wirklich ausmacht: Spontanität und Leidenschaft jenseits jedes rationalen Kalküls.
Nachfolgend finden Sie meine Rezension eines Improvisationstheater-Besuches in Leipzig.
Wenn wir schon mal da sind...
dann können wir auch spielen: Die Improvisations-Theatergruppe Sowiesoda bindet das Publikum
intensiv ein
Kriminalfälle haben es so an sich, dass sie von denen, die daran arbeiten, gelöst werden wollen.
Damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen dem klassischen Krimi und der Darbietung des Leipziger
Improvisationstheaters Sowiesoda aber auch schon auf. Denn der Zuschauer wusste während der
Vorführung im Lindenfels Westflügel nicht, wohin die Detektiv-Arbeit führen würde.
Herkunft des Improvisationstheaters
Die Ursprünge des Improvisationstheaters reichen zurück bis in die Antike. Doch wurde diese
Kunstform von festen Strukturen in der Theaterlandschaft ins Abseits gedrängt. Gerade dies ist aber
ihre Stärke: die Uferlosigkeit und das spontane Überraschungsmoment machen das
Improvisationstheater zu etwas Einzigartigem.
Sowiesoda schlägt mit seiner Kreativität und viel Humor in diese Kerbe. Das bestätigt auch der große
Andrang an Menschen, die sich zu dieser Vorstellung auf dem Boden zusammenkauerten.
Weniger ist mehr
Die Bühne ist karg, kaum breiter als ein Floß. Eine Frau, die angesichts ihres Kostüms aus Downtown
Abbey stammen könnte, moderiert uns durch den Abend. Die übrigen drei Schauspieler agieren
ohne Verkleidungen. Sie hangeln sich mit Gegenständen durch das Spiel, die ihnen das Publikum
zuwirft: ein Schirm, der später Mordwerkzeug wird, eine merkwürdige Holzfigur und eine Murmel.
Auch mit unsichtbaren Begriffen wird hantiert, um die drei Fälle aufzuklären. Da ist das Mutterschiff,
der Gott Shiva und das Hundertwasserhaus in Magdeburg. Was sich wie ein Fiebertraum anhört, in
dem auch die absurdesten Dinge einen Zusammenhang ergeben, ist ein gelungener Tanz mit der
Fantasie.
Und sie sind mehr als ein Spiegel
Es scheint, als mache Sowiesoda seinen Namen zum Programm – eine Theatergruppe, die ganz
beiläufig da ist und wenn sie schon da ist, kann sie eben auch mal etwas wegspielen. Sie wirkt wie
ein Katalysator des Publikums, das mit kindlicher Neugier auf das Bühnentreiben schaut wie in einen
Zerrspiegel auf dem Jahrmarkt.
Doch all das täuscht. Anders als ein Spiegel wirft die Gruppe die Einfälle des Publikums nicht zurück.
Sowiesoda folgt nicht blind den Ansagen des Publikums, sondern transformiert sie.
Sind wir die Akteure?
Zwar haben wir den Eindruck, selbst zu Darstellern, Drehbuchautoren, Regisseuren und Akteuren zu
werden. Wir konstruieren eine Geschichte und gespielt wird sie eben von Sowiesoda. Was sie von
uns unterscheidet, ist jedoch mehr als die bloße Verkörperung unserer Einfälle. Denn egal, was das
Publikum sagt – der rote Faden, der szenische Aufbau, das Rotationsprinzip der Schauspieler – sie
sind feste, vorgeplante Konstanten im Spiel der Gruppe.
Das Improvisationstheater geht zwar davon aus, dass jeder Mensch die Eigenschaft des Erzählens
besitzt. Doch baut eine Gruppe wie Sowiesoda das Rohgerüst, damit wir anschließend ein
aberwitziges Tollhaus betreten können.
Denn anders als Performance-Kunst ist das Improvisationstheater zwar die freieste, jedoch keine
völlig unbeschränkte Theaterform. Deshalb erleben wir einen wunderbaren Abend mit
hervorragenden Darstellern, die elegant wie ein Segler durch die herausfordernden
Publikumseinfälle hindurchschiffen.
Fazit
Wer sich davon überzeugen will, dass Sowiesoda mehr kann als einen Abend mit bester
Kriminalunterhaltung zu füllen, dem sei die nächste Vorstellung am 13. November um 21 Uhr in der
Wärmehalle Süd nahegelegt. Dann wird nämlich fleißig Seemannsgarn gestrickt.
Diese Rezension bezieht sich auf:
Sowiesoda - Improvisationstheater
Bar froehlich & herrlich Lindenfels Westflügel; Vorstellung vom 10. Oktober 2014
Die Rezension erschien am 03.11.2014 im Leipzig Almanach.
Was ist "wikiHow"? - 2014-11-06 16:45
Kennen Sie die Webseite wikiHow? Klingt ein bisschen nach Wikipedia, oder? Damit liegen Sie gar
nicht mal so falsch. Nur dass es bei wikiHow nicht darum geht, was es auf der Welt gibt, sondern wie
etwas gemacht wird.
Was ist wikiHow?
wikiHow ist ein Portal, das Anleitungen für jede Lebenslage bietet. Im deutschen Sprachraum ist das
Phänomen noch nicht so weit verbreitet wie sein englisches Pendant. Das Motto auf der Homepage
von wikiHow lautet:
"Wir wollen, dass die Welt weiß wie alles gemacht wird. Mach mit!"
Wie funktioniert das?
Das Prinzip ist dasselbe wie bei Wikipedia. Jeder kann sich in dem Portal registrieren und einen
Artikel schreiben bzw. bearbeiten. Um Dopplungen zu vermeiden, wird der geplante Name des
Beitrags zuvor auf Ähnlichkeiten mit bereits existierenden Inhalten überprüft.
Welche Themen gibt es auf wikiHow?
So gut wie alles eignet sich zum Thema. Hier ein paar Artikel, die es tatsächlich zu einer
Veröffentlichung bei wikiHow geschafft haben:

Auf YouTube berühmt werden





Herausfinden, was deine Eltern dir zu Weihnachten schenken werden
Eine Intuition wie Sherlock Holmes entwickeln
Verstopfung bei Katzen behandeln
Einen Vulkan basteln
Eine "als ob" Zeitmaschine bauen
Diese lustige Liste ließe sich beliebig lang fortführen. Wer jetzt denkt, bei wikiHow handle es sich
um eine nicht ernst gemeinte Spaß-Plattform, der irrt. Neben den humorvollen Anleitungen bietet
das Portal eine Fülle von sehr nützlichen Artikeln, wie zum Beispiel:




Ordnung halten
Ein Logo schützen
Geld für einen guten Zweck sammeln
Selbstbewusstsein gewinnen
Diese Artikel sind der Mehrwert, um den sich so viele Webseiten-Betreiber reißen. Und hier finden
wir diesen Unique-Content kostenlos auf einer seriösen Webseite.
Wie ist die Qualität von wikiHow?
wikiHow ist eine dynamische Plattform, die genau wie Wikipedia von den Beiträgen ihrer User lebt.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Laien über ein Thema schreiben. Wir können also nicht
dieselben Qualitätsstandards anlegen wie in einem Fachjournal oder einem Handwerker-Kurs.
Dennoch gibt es genügend Experten auf wikiHow, die mit Hintergrundwissen über Themen
schreiben.
Ein wesentliches Element für wikiHow ist die Qualitätsverbesserung durch Überarbeitung. Die
Community geht davon aus, dass jeder Artikel nachträglich durch Fachkundige verbessert wird.
Sämtliche Änderungen lassen sich dann in einem Verlauf nachverfolgen. wikiHow selbst schreibt zu
diesem Thema:
"wikiHow ist ein Gemeinschaftsprojekt um den weltweit größten und qualitativ hochwertigsten
Ratgeber zu erstellen und zu teilen. Stell dir vor jeder auf der Erde hätte einen fachkundigen Trainer,
der ihm beibringen könnte, wie man irgendetwas macht. Im Endeffekt sollte unser Ratgeber korrekte
Anleitungen zu eigentlich jedem vorstellbaren Thema enthalten. Diese frei verfügbaren Information
werden Millionen von Leben verbessern."
Fazit
wikiHow ist eine großartige Plattform für Themen, die von den meisten Blogs und Magazinen gar
nicht oder viel zu stiefmütterlich behandelt werden. Besonders spannend ist, dass die deutsche
Community noch im Aufbau zu sein scheint. Es gibt also noch viele Themen, über die man schreiben
kann!
Dresscode im Homeoffice - 2014-11-19 19:54
Einen Dresscode im Home-Office? Wozu denn das? Arbeitet es sich zuhause nicht viel entspannter
mit Jogginghose und ausgeleiertem Pulli? Auf keinen Fall. Denn was wir anziehen wirkt nicht nur auf
unsere Umwelt, sondern auch auf uns selbst.
Kleider machen Leute - und Stimmungen
Es ist eine alte Binsenweisheit, dass Kleider Leute machen. Aber wie Binsenweisheiten es so an sich
haben, werden sie gern mißachtet. Die Kleidung ist neben dem Gesicht und der Frisur der
unmittelbare erste Eindruck, den wir von einer Person erhalten. Noch bevor wir bewusst darüber
nachdenken, lösen Farben, Formen und Stoffe Assoziationen in uns aus. Sie können dieses
unbewusste Denken an sich selbst entdecken, wenn Sie durch eine Fußgängerzone laufen.
Die richtige Kleidung sorgt nicht nur für einen guten Außenauftritt. Auch für uns selbst ist es enorm
wichtig, wie wir uns anziehen. Wie wohl und anmutig fühlen wir uns in einem schnittigen Anzug
bzw. in einem leuchtenden Kleid. Wie herrlich ist das Gefühl, einen frisch gewaschenen Pullover
überzustreifen. Wir tun uns damit selbst etwas Gutes wie mit einem leckeren Essen oder einer
erfrischenden Dusche.
Die passende Kleidung
Es ist, als würden wir eine Uniform anlegen. Der Arzt mit seinem Kittel, der Brauer mit seiner
Schürze, der Postbote mit schwarz-gelbem Dresscode. Für Schriftsteller und Autoren gibt es (zum
Glück!) keine einheitliche Berufskleidung - jeder kann anziehen, was ihm gefällt. Doch ist das kein
Freischein für den Schlabberlook.
Denn schöne, saubere Kleidung ist ein Zeichen von Selbstachtung. Wir sind es uns wert, auf uns Acht
zu geben. Und das signalisieren wir auch durch einen gepflegten Außenauftritt - uns selbst und den
anderen. Es ist darüber hinaus ein Ausdruck von Professionalität einen Dresscode auch dann zu
pflegen, wenn man nicht zu einem Termin oder zur Aquise aufbricht.
Für mich und Sie - immer gut angezogen
Wenn ich im Homeoffice arbeite, dann nur in der richtigen Kleidung. Meistens ein schönes Hemd
und eine dazu passende Hose. Bequemlichkeit schließt sich dabei nicht aus. Schuhe ziehe ich
natürlich nicht an, das wäre wohl zu viel des Guten. Aber neben einem sauberen und aufgeräumten
Schreibtisch ist der Dresscode im Homeoffice ein Muss für mich. Viele Freelancer sehen das sicher
anders und das ist auch in Ordnung, doch für mich geht effektives Arbeiten nur so.
2014 - 12
5 Tipps für mehr Konzentration - 2014-12-03 10:13
Jeder Tag bietet eine Fülle von Ablenkungen. Besonders für Freiberufler, die ihre Zeit selbst einteilen
können, ist die Konzentration bei Projekten äußerst wichtig. Wie also den Zerstreuungen begegnen?
Fünf Ablenkungen und Tipps, wie Sie trotzdem konzentriert bleiben.
1. Eine Software reicht
Für Autoren gibt es zig Programme, mit denen sie ihre Texte verfassen können - z.B. Papyrus und
Scrivener, um zwei zu nennen. Diese Programme haben auch ihre Berechtigung. Aber wie viel Zeit
investieren wir, um uns mit ihnen auseinander zu setzen? Wie viele Stunden gehen verloren, bis wir
die Architektur einer Software so gut verstanden haben, dass sie unseren Arbeitsprozess flüssig
unterstützt?
Manche dieser Programme werben damit, eine formatierungsfreie, basale Arbeitsfläche anzubieten.
Schön und gut, aber die kann ich mir in meinem eigenen Schreibprogramm auch einrichten. Ich
benutze für diesen Zweck eine Vorlage vom Literaturcafé. So habe ich dazu noch den Vorteil, meine
Manuskripte gleich im branchenüblichen Normseiten-Format zu schreiben.
Ich selbst habe ein paar Schreibprogramme ausprobiert, um letzten Endes doch wieder bei Word zu
landen. Mag sein, dass es ausgefeiltere Tools zum Schreiben gibt, aber ich bewahre mit dem soliden
Word meine Konzentration auf das Wesentliche - den Text!
Tipp: Entscheiden Sie sich für ein Programm und bleiben Sie dabei. Teure Software muss nicht sein,
Karteikarten und gut sortierte Notizen in Kombination mit Word oder Open Office reichen
vollkommen aus. Gute Texte entstehen nicht durch schicke Programme, sondern durch harte Arbeit
und Konzentration.
2. Konzentration auf Social Media
Damit ist nicht nur das Chatten, Liken und Sharen auf Facebook oder Twitter gemeint. Viele
Freelancer vergeuden einen Haufen Zeit mit der Frage, wie und auf welchem Portal sie sich
präsentieren sollen. Zur Auswahl stehen (keineswegs vollständig): Facebook, LinkedIn, Xing,
Pinterest, Lokalisten, Twitter, Friendscout und Unternehmenswelt.de.
Mit der Anmeldung ist es natürlich nicht getan: Profile müssen ausgefüllt, Kontaktanfragen
versendet, Arbeitsproben hochgeladen und Bilder hinzugefügt werden. Verstehen Sie mich nicht
falsch, auch ich nutze gern und intensiv einige Social Media-Kanäle. Netzwerken ist wichtig. Doch
auch hier zählt wieder die Konzentration auf gezielte Maßnahmen. Sich in allen Portalen
anzumelden bringt überhaupt nichts. Sie verlieren dadurch nur wertvolle Zeit.
Tipp: Suchen Sie sich zwei, maximal drei Portale, in denen Sie Kontakte knüpfen und Marketing
betreiben. Bedenken Sie dabei, dass diese Profile regelmäßig gepflegt werden müssen.
3. Umständliche Erledigungen
Sie mögen als Pausen angenehm sein, für das eigene Zeitmanagement sind sie jedoch verheerend:
umständliche Erledigungen. Damit meine ich Tätigkeiten, die nicht zusammenhängend, sondern
einzeln und unstrukturiert erledigt werden.
Ein Beispiel gefällig? Sie planen einen Friseurtermin, fahren anschließend nach Hause, gehen von
dort aus wieder los zum Einkaufen, kommen wieder nach Hause, fahren nochmal los zur Post und
kommen ein drittes Mal nach Hause, nur um sich dann mit Freunden in der Innenstadt zu
verabreden und fahren wieder los. Sie würden staunen, wie viele Leute so chaotisch durch ihren Tag
gehen.
Tipp: Organisieren Sie Ihre Erledigungen zusammenhängend. Wenn Sie bereits unterwegs sind,
verbinden Sie die einzelnen Aufgaben so miteinander, dass keine unnötigen Zeit-Lücken entstehen.
4. Tipps und Tricks lesen
Sie haben richtig gelesen - genau das, was Sie gerade tun. Auch hier gilt wieder: Konzentration aufs
Wesentliche. Von anderen zu lernen ist eine großartige Sache und sehr, sehr hilfreich. Aber Sie
müssen auch lernen, die Flut von Informations-Angeboten zu filtern.
Viele Hobby-Autoren begehen hier einen Fehler und sagen sich: "Ich muss erst gut genug Bescheid
wissen, dann kann ich anfangen". Natürlich sollten Sie wesentliche Grundlagen kennen. Aber
irgendwann müssen Sie anfangen und Perfektion lässt sich sowieso nie erreichen.
Tipp: Schreiben Sie zu jedem Projekt einen Satz, was Sie damit erreichen möchten. Suchen Sie
anschließend gezielt nach Tipps und Hilfestellungen, um zu diesem Ziel zu gelangen.
4. Multi-Tasking
Ich kann es gar nicht deutlich genug sagen: Konzentration ist elementar für das Schreiben. Deshalb
rate ich davon ab, neben dem offenen Manuskript noch Musik oder den Fernseher laufen zu lassen.
Sie schreiben dann nicht nur langsamer, sondern auch wesentlich unkonzentrierter und damit
schlechter. Gute Schreibe ist und bleibt anstrengend, darum kommen wir alle nicht herum. Zur
selben Zeit an mehreren Texten zu arbeiten oder E-Mails zu schreiben ist übrigens genauso
zerstreuend.
Tipp: Arbeiten Sie immer nur an einem Projekt und dafür mit voller Konzentration. Setzen Sie vorab
Prioritäten (z.B. mit Zahlen: 1: höchste Priorität, 5: niedrigste Priorität).
Fazit
Ablenkung lässt uns die Konzentration auf das Wesentliche verlieren. Autoren sollten nie vergessen,
dass das Schreiben im Vordergrund jeglicher Bemühungen stehen sollte - alles andere ist Kür. Was
sind Ihre Tipps zum Thema Ablenkung?
Rezension: Gone Girl (Gillian Flynn) - 2014-12-04 14:12
In den USA belegte Gone Girl wochenlang die Spitzenpositionen der Bestsellerlisten. Auch
hierzulande war das dritte Buch der US-Autorin Gillian Flynn ein echter Kassenschlager. Was aber
macht diesen Thriller so besonders? Und ist er wirklich die ganze Aufregung wert?
Eine Frau verschwindet
Genau genommen ist der Titel Gone Girl irreführend, denn die Erzählung handelt nicht von einem
Mädchen, das verschwindet, sondern von einer Frau. Die attraktive Amy Dunne ist eines Tages wie
vom Erdboden verschluckt. Ihr phlegmatischer Mann Nick begibt sich auf die Suche nach ihr und
gerät in einen Strudel aus Verleumdung und Verzweiflung. Doch nichts ist, wie es scheint.
Gone Girl wurde für seine zahlreichen Überraschungen gelobt. Kritiker feierten, ja huldigten die
Einfälle der Autorin Gillian Flynn. So schwärmte die Maxi: „Achtung, dieser genial gemachte Thriller
nimmt so viele unvorhergesehene Wendungen, dass einem schwindlig werden kann!“
Aber ist dieses Buch wirklich so originell? Genau genommen gibt es nämlich nur eine Überraschung:
Amy hat ihr Verschwinden minutiös geplant und selbst inszeniert. Dabei hat sie Umstände
geschaffen, die den eigenen Ehemann wie ihren Mörder wirken lassen. Die Presse, die Polizisten, die
Nachbarn – sie alle fallen auf das Schmierentheater der psychopathischen Amy herein. Und auch wir
Leser gehen ihr auf den Leim.
Das ist das einzige Überraschungsmoment – der Augenblick, in dem der Leser die Wahrheit über die
überkorrekte, perfektionistische Amy erfährt. Danach wird der Roman langatmig. Natürlich ist es
spannend zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Wir wollen wissen, wie Nick sich aus seiner
katastrophalen Lage befreit. Und hier enttäuscht Flynn uns nicht: Nick handelt glaubwürdig und
bleibt seinem Charakter stets treu.
Wir werden nicht mit einer peinlichen Läuterungsgeschichte konfrontiert. Vielmehr dampfen Nicks
Entsetzen und sein Ekel über die Perversionen seiner Frau aus seinen Poren. Doch wäre dieser
Abschnitt nicht einen separaten (Fortsetzungs-)Roman wert gewesen? Hätte Flynn den Leser nicht
viel neugieriger gemacht, wenn nach der schockierenden Enthüllung vorerst keine weitere Seite
mehr zu lesen gewesen wäre?
Rosemary’s Stiefkind
Amys konstruierte Rückkehr ist noch viel überflüssiger. Wir werden als Leser wieder an der Nase
herumgeführt. Doch diesmal meint Flynn es ernst. Sie will uns tatsächlich glauben machen, dass Nick
im Anschluss wochenlang mit einer Frau zusammenlebt, die er töten möchte.
Nach eigener Aussage sei Flynn beim Schreiben des Schlusses von Rosemary’s Baby inspiriert
gewesen. Und es ist deutlich zu spüren, dass die Autorin versucht, den Horror in die eigenen vier
Wände zu bringen. Leider ist dieser finale Kammerspiel-Kniff, der noch einmal Tempo in die
Geschichte holen soll, zu viel des guten. Flynn hätte der gelungenen Stimmung im düsteren
Mississippi ruhig mehr Vertrauen schenken und ein gesetzteres Ende schreiben dürfen.
Die verwöhnte Göre
Zwei Punkte, die Amy an Nick besonders kritisiert, sind seine Verwöhntheit und seine fehlende
Aufmerksamkeit. Doch in Wahrheit ist sie diejenige, die ihr Leben lang als verwöhnte Göre aufwuchs.
Anfangs verfügte sie über einen Geldfonds knapp an der Millionengrenze und verurteilt den
arbeitslosen Nick für den gemeinsamen Umzug, damit dieser seine kranke Mutter und den an
Alzheimer leidenden Vater pflegen kann. In Amys selbstgerechten Rache- und
Erziehungsmaßnahmen geht es ausschließlich um ihre Bedürfnisse. Mit ihrem Ehemann über die
empfundene Vernachlässigung zu reden, kommt ihr nicht in den Sinn. Die Figur ist so widerwärtig,
dass der Leser sogar mit dem nicht ganz so widerwärtigen Nick, der eine Affäre hat, lügt und sich
gehen lässt, sympathisiert.
Ein „weibliches“ Buch?
In der Welle der Huldigungen brachte der Stern ein besonders unsinniges Statement zu Gone Girl:
Das Buch sei „sehr fein, sehr klug, sehr weiblich“. Was soll uns das sagen? Meinte der Autor
feinsinnig? Meint er mit klug den Stil, den Handlungsaufbau, die Figuren? Oder alles zusammen?
Und was ist mit weiblich gemeint? Amys intrinsisches Gruselkabinett? Nicks emotionale Sensibilität?
Detective Boney, die kaffeeabhängig durch den Tag taumelt?
Diese Kritik verrät uns aber, wenn auch ungewollt, eine bemerkenswerte Tatsache: dass es an
diesem Buch gar nicht so viel zu loben gibt. Dass Gone Girl von dem singulären, aber ebenso starken
Überraschungsmoment lebt, mit dem der Leser konfrontiert wird. Dieser Moment, erzählt mit einem
messerscharf geschliffenen Stil, macht Gone Girl so besonders.
Fazit
Gillian Flynn ist eine buchstäbliche Stilikone und erschafft ein düsteres Setting, von dem man sich
gern packen lässt. Während der anfängliche Großteil des Buches mit Spannung aufwartet, droht die
Geschichte im letzten Drittel leider in eine absurde Version der Schillerstraße zu kippen. Dennoch ist
Gone Girl ein starker Thriller mit einem starken Twist, dem mutige Verknappungen und ein solideres
Ende nicht geschadet hätten.
FLYNN, GILLIAN: Gone Girl. Roman, Fischer, Frankfurt 2014.Übersetzt aus dem Englischen von
Christine Strüh, 575 S.,9,99 €
Diese Rezension erschien erstmalig am 02.12.2014 im Leipzig Almanach.
Die Fischgrät-Methode - 2014-12-05 20:31
Heute möchte ich Ihnen meine bevorzugte Methode vorstellen, mit der ich Projekte, Manuskripte,
Texte - eigentlich alles bearbeite. Ich nenne sie die Fischgrät-Methode.
So gelingt ein Projekt in wenigen Schritten.
Entwurf
Aller Anfang ist schwer - und beginnt mit einem Entwurf. Schreiben Sie, was das Zeug hält bzw.
stellen Sie ein grobes Konzept auf. Die optimalen Methoden dafür finden Sie durch Inspiration.
Wenn Sie den Entwurf fertig haben, Finger weg und ruhen lassen.
Ruhephase 1
Gehen Sie einen Kaffee (wahlweise Tee, Wasser, Bier - was Ihnen beliebt) trinken. Oder gehen Sie
mit dem Hund spazieren. Was immer Sie auch tun - es darf nichts mit dem ersten Entwurf zu tun
haben. Sie brauchen Abstand, um klar zu sehen. Also wäre Bier doch keine so gute Idee.
Überarbeitung 1
Ran an den Speck bzw. den Fisch. Nehmen Sie sich Ihren Entwurf vor und überarbeiten Sie ihn. Sie
werden feststellen, dass sich der kurze Abstand dank der Ruhephase positiv auf Ihre Arbeit auswirkt.
Ruhephase 2
Die zweite Pause ist wesentlich länger. Bei Manuskripten sollte sie mehrere Wochen umfassen.
Denn nur so bekommen Sie den nötigen Abstand, um möglichst unvoreingenommen auf den Text zu
schauen. Je nach Umfang variiert die Dauer der Abstände natürlich.



Roman: 1-3 Monate
Kurzgeschichte: 3-10 Tage
Blogartikel: 1-2 Tage
Wichtig ist, dass Sie genügend Abstand gewinnen, ohne den Kontakt zum Projekt zu verlieren. Doch
das ist Übungssache. Je häufiger Sie die Fischgrät-Methode ausprobieren, umso mehr entwickeln Sie
ein Gespür für Ihre Texte.
Überarbeitung 2
Ich gebe es zu: Überarbeitung 2 gehört defintiv nicht zu meinen Lieblingsphasen. Denn hier geht es
um ein Lektorat im klassischen Sinne. Sie überarbeiten den Text intensiv und lesen ihn mehrere
Male unter verschiedenen Aspekten:
1
2
3
4
5
Rechtschreibung
Grammatik
Stil
Inhalt
Logik
Insbesondere der letzte Punkt fällt bei vielen Autoren unter den Tisch. Dabei ist es unabhängig von
der Textgattung wichtig, ob die innere Logik stimmt. Das gilt genauso für das kreative Schreiben,
denn auch Geschichten müssen in sich stimmig sein.
Diese Fitzelarbeit ist enorm wichtig, aber sie macht natürlich nicht so viel Spaß wie die Reinschrift.
Ackern Sie sich einfach durch und Sie werden mit einem guten Ergebnis belohnt. Aber Halt, eine
Phase dürfen wir nicht vergessen:
Finale Korrektur
Sie haben es (fast) geschafft! Nun geht es darum, die feinen Stellschrauben Ihres Textes zu justieren.
Wo kann ich noch besser formulieren? Gibt es ein Wort, das noch treffender, noch markiger ist?
Kann ich in diesem Kapitel noch etwas Spannendes einfügen? Stimmt die Formatierung? Sind
Seitenzahlen eingefügt, Kontaktdaten hinterlegt, der Arbeitstitel deutlich erkennbar, Zeichnungen an
den richtigen Stellen, etc.?
Wenn Sie sich an den einzelnen Gräten entlang gebissen haben, werden Sie mit dieser Methode
erfolgreich Projekte abschließen.
Warum ich keine E-Books mag - 2014-12-07 17:09
"Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen,
welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an; wer ihm die Nase
nicht grad zwischen die Kiefern steckt, den beißt's auch nicht." - Wilhelm Busch
Millionen Euro werden jedes Jahr in den E-Book-Markt investiert. Ständig gibt es neue Reader, die
noch angenehmer, noch echter, noch näher am gedruckten Buch sein sollen. Die Werbung setzt alles
daran, uns das Lesevergnügen in digitaler Form schmackhaft zu machen. Doch das ändert alles
nichts daran, dass das E-Book hierzulande wenig Anklang findet.
Warum ich keine E-Books mag
Ein Buch zu lesen ist ein aktiver Prozess. Der Leser muss sich konzentrieren, sich mit einer Fülle von
Wörtern und Sätzen bewusst auseinander setzen, wenn er ihren Inhalt verstehen will (bei Schund ist
das natürlich wesentlich einfacher). Nicht umsonst heißt es, man nimmt sich Zeit für ein Buch. Das
Lesen eines Buches ist also das komplette Gegenteil von schnellem, passivem Konsum.
1. Nur das echte Buch ist ein sinnliches Erlebnis
Buchfans wissen: zum Lesen gehört mehr als der reine Text. Es ist das Gefühl, ein Kunstwerk in den
Händen zu halten, das Knistern der Seiten zu hören, den druckfrischen Duft einzusaugen, mit den
Fingerspitzen über die Prägung des Einbandes zu fahren und am Abend müde und zufrieden ein
Lesezeichen zwischen die Kapitel zu legen. Lesen ist ein Abenteuer, das unsere Sinne stimuliert. Ein
E-Book kann all das nicht. Es ist lediglich Text auf einem Bildschirm.
2. Gedruckte Bücher sind greifbar
Ein gedrucktes Buch ist eine materielle Schöpfung. Wie ein Filmliebhaber, der sich DVDs oder Blurays in sein Regal stellt, brauche ich reale, greifbare Bücher. Es ist das Paradoxon unserer
Gegenwart: Wir haben so viele Informationen wie nie, aber haben das Lesen verlernt. Der
Philosoph Byung-Chul Han schreibt in seinem hervorragenden Buch Im Schwarm: Ansichten des
Digitalen dazu:
"Die digitale Kommunikation nimmt nicht nur spektrale, sondern auch virale Formen an. Sie
ist insofern ansteckend, als sie unmittelbar auf emotiver oder affektiver Ebene erfolgt. Die
Ansteckung ist eine posthermeneutische Kommunikation, die eigentlich nichts zu lesen oder
zu denken gibt. Sie setzt keine Lektüre voraus, die sich nur begrenzt beschleunigen lässt. Eine
Information oder ein Content, auch mit sehr geringer Signifikanz, breitet sich wie eine
Epidemie oder Pandemie rasend im Netz aus. Kein anderes Medium ist zu dieser viralen
Ansteckung fähig. Das Schriftmedium ist dafür zu träge."
Doch gerade diese Trägheit hebt das Buch als echtes Schriftmedium vom viralen E-Book ab. Ähnlich
verhält es sich mit anderen Sehnsüchten in Richtung Retro: die Rückkehr zur analogen Fotografie,
der bewusste Verzicht auf Fernseher, die Verwendung saisonaler und regionaler Lebensmittel im
Sinne des Slow Food. Das Buch, ein jahrhundertealtes Kunstprodukt, schwingt ganz im Geiste dieser
Entschleunigung.
3. Das Produkt E-Book wird mir aufgezwungen
Mit E-Books ist es so ähnlich wie mit Tablets: in der Werbung sind sie omnipräsent und wenn man
es genau durchdenkt, fragt man sich, wofür diese Neuerungen eigentlich gut sind. Ich selbst hatte
für kurze Zeit ein Tablet und konnte überhaupt nichts damit anfangen. Zum flüssigen Schreiben
fehlte mir eine ordentliche Tastatur und auf die Vorteile eines Smartphones musste ich auch
verzichten.
Scheinbar geht es nicht nur mir so. Betrachten wir eine Infografik von Statista zum Thema E-Books
sieht die Prognose für Europa doch ziemlich mau aus:
Alles sofort und jederzeit
Mittlerweile ist jede Form von Kunst digital und sofort verfügbar. Filme bekommen wir genau wie
Musik On-Demand (ein guter Kandidat für das Unwort des Jahres) - selbstverständlich alles in HD
bzw. in glasklarer Klangqualität. Doch gibt es Künstler, die sich diesem Trend widersetzen.
So weigerte sich Quentin Tarantino, für den Filmsoundtrack von Django Unchained digital
aufpolierte Versionen älterer Songs zu verwenden. Stattdessen überspielte er den Klang seiner
eigenen Schallplatten - inklusive den typischen Knack- und Knarzgeräuschen seines
Schallplattenspielers. Im Booklet des Soundtracks schreibt der Regisseur:
"I even kept the sounds of the needle being put-down on the record. Basically because I
wanted people's experience to be the same as mine when they hear this soundtrack for the
first time."
Die "Vorteile" von E-Books sind in Wahrheit Nachteile
Das Konsumprodukt E-Book kommt genau zur richtigen Zeit. Nur ist das kein Kompliment. Der
Mainstream ist voll auf die Technik ausgerichtet - Google Glass inklusive. Das E-Book ist nur die
logische Konsequenz dieser Entwicklung. Warum auch nicht, schließlich ist es doch günstiger und viel
bequemer zu kaufen, oder? Betrachten wir kurz die vermeintlichen Vorteile von E-Books:
1. E-Books sind billiger als gedruckte Bücher
Das stimmt nur bedingt. Durch die Buchpreisbindung gibt es in Deutschland nur einen
unwesentlichen Unterschied.
Zwar gibt es auch von meinen Büchern E-Book-Versionen zu erwerben, die preiswerter sind als die
gedruckten Exemplare. Das ist auch logisch, da so die Kosten für Papier und Produktion gespart
werden. Doch wir bezahlen einen zu hohen Preis dafür - womit wir beim nächsten Punkt wären.
2. E-Books lassen sich schnell überspielen
Ein E-Book ist unendlich reproduzierbar und wird in Sekundenbruchteilen an Geräte verschickt.
Praktisch, aber mehr als eine schnöde Datei auf unserem Reader bekommen wir nicht für unser
Geld. Anders als echte Bücher können wir E-Books (von speziellen Aktionen einmal abgesehen) nicht
an Freunde verleihen oder nach dem Lesen verkaufen. Hinzu kommt, dass viele E-Book-Dienste sich
vorbehalten, einzelne Titel oder sogar die ganze Bibliothek eines Nutzers zu löschen (z.B. bei AGBVerstößen).
3. Die Auswahl ist vielfältig
Das trifft leider auch auf die vielen verschiedenen Dateiformate zu. Diese unterschiedlichen Formate
und der hauseigene Kopierschutz von E-Book-Anbietern machen das Chaos perfekt - so läuft das
gängige ePub-Format weder auf Kindle-Geräten noch auf Apple-Readern. Dass dahinter keinerlei
technischer Nutzen steckt, sondern reines Marketingkalkül, dürfte klar sein.
Die Monopolisierung durch Konzerne können wir in der Buchbranche immer wieder beobachten.
Dazu brauchen wir nur ein paar Wochen zurück zum Streit um E-Books zu gehen.
Eine schnelle Alternative
E-Books bieten eine Alternative zu klassischen Wegen. Ein Beispiel hierfür ist der Verlag Dotbooks.
Doch leider bleibt es eben ein E-Book.
Auch die Möglichkeit des Direct Publishing sei hier erwähnt - einige Dienste wie BoD E-Book bieten
eine sofortige Veröffentlichung und damit den Direktverkauf mit 70 % Marge an. Der Nachteil hier:
das eigene Buch wird nicht nochmal lektoriert. Sie allein sind verantwortlich für Inhalt, Marketing
und Rechtschreibung.
Wann sind E-Books sinnvoll?
Für Anleitungen und Sachbücher sind E-Books ziemlich praktisch - können darin doch wie in einem
Blogartikel hilfreiche Links und Querverweise eingebaut werden. Hier reden wir jedoch von
Informationsbeschaffung und nicht von Lesevergnügen. Ein E-Book ist in diesem Zusammenhang
ein hilfreicher Ratgeber. Auch bei Kurzgeschichten halte ich das Format für sinnvoll - zusammen mit
einem Cover ist das E-Book dann eine leichte Kost, die sich gut auf einem Reader macht.
Fazit
E-Books sind praktisch, wenn es denn um die Praxis geht, d.h. in Form von Anleitungen oder
sachlichen Abhandlungen. Auch als Kurzgeschichten eignen sie sich durch ihre Schlankheit perfekt.
Geht es aber um die Qualität des umfassenden Lesens, wollen all unsere Sinne in das Abenteuer
Buch einbezogen werden - und das ist etwas, wozu das E-Book meiner Meinung nach nicht imstande
ist.
Schwimmen - die ideale Sportart - 2014-12-14 17:00
Wer viel Zeit am Schreibtisch verbringt, braucht zum Ausgleich ein gesundes Maß an
Bewegung. Schwimmen eignet sich hervorragend dafür.
Was Schwimmen bewirkt
Es gibt wohl kaum eine Sportart, die mehr positive Effekte auf unsere Gesundheit hat als das
Schwimmen. Wir trainieren Ausdauer und Stärke, steigern unsere Abwehrkräfte und das Ganze
macht auch noch Spaß.
Wenn wir uns durch das Wasser bewegen, strengen wir uns ganz schön an. Denn der Widerstand
von Wasser ist 14-mal höher als der von Luft. Doch durch die verringerte Schwerkraft kommt uns das
Schwimmen gar nicht so anstrengend vor.
Für alle geeignet
Die Gelenke, die bei anderen Sportarten sehr stark belastet werden, bleiben geschont. Dieser Effekt
kommt auch übergewichtigen, älteren oder in ihrer Bewegung eingeschränkten Personen zugute.

Rücken
In unserer heutigen Industriegesellschaft sind Rückenprobleme leider ein Dauerthema. Inzwischen
haben 84 % der Deutschen mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen. Schwimmen stärkt die
Rückenmuskulatur und entlastet die Wirbelsäule. Zwei unschätzbare Vorteile zur Vorbeugung und
Linderung von Beschwerden.

Muskeln
Mal ehrlich: Fitnessstudios sind einfach quälend. Man müht sich für jeden Muskel einzeln ab und
braucht etliche Stunden jede Woche, um den ganzen Körper zu trainieren. Für derart viel Investition
in Sport habe ich weder Zeit noch Lust.
Das Schwimmen bietet hier eine perfekte Alternative, denn hierbei werden sämtliche Muskeln zur
gleichen Zeit beansprucht. Wir fordern und fördern das ganze motorische System - ohne das Risiko
von Muskelkater, Zerrungen und Überlastung der Gelenke.

Herz-Kreislauf-System
Die Anstrengung trainiert das gesamte System, weil wir ausdauernd unsere Bahnen ziehen. Und
genau darin liegt die Stärke vom Schwimmen: Anders als bei zahlreichen anderen Sportarten gibt es
keine plötzlichen Belastungsspitzen (etwa das Losrennen beim Tennis nach einer Ruhephase).
Doch nicht nur das: Durch den Wasserdruck wird das Blut von der Hautoberfläche in Richtung
Brustraum gedrückt. Aber keine Angst - was sich bedrohlich anhört, ist ein ganz normaler Vorgang,
gegen den unser Herz mit verstärkter Leistung arbeiten kann. Der geniale Effekt: Das Herzvolumen
vergrößert sich und der Herzschlag wird dauerhaft niedriger.
Aufgrund dieser Vorteile raten auch Ärzte ihren Herzpatienten zum Schwimmen - natürlich mit
entsprechender Vorsicht.

Fettverbrennung
Schwimmen ist ein wahrer Fett-Killer. Die ganzheitliche Anstrengung sorgt dafür, dass wir in der
Stunde bis zu 700 Kilokalorien verbrennen. Auch der Cholesterinspiegel wird gesenkt.

Immunsystem
Schwimmen fordert den Körper, ohne ihn zu überfordern. Durch die Anstrengung und den
Widerstand gegen die Temperatur wird das Immunsystem trainiert. Das ist besonders zur
Vorbeugung von Erkältungskrankheiten ein Segen.

Entspannung
Das ist sowohl körperlich als auch seelisch gemeint: Schwimmen hilft, Verspannungen zu lockern.
Kein Wunder, schließlich wird ja wie bereits angedeutet der gesamte Bewegungsapparat genutzt.
Der Aufenthalt im Wasser tut auch unserer Seele gut. Womit wir beim meiner Ansicht nach
spannendsten Aspekt dieser wunderbaren Sportart wären.
Leben und Schwimmen
Schwimmen verbindet uns mit dem Leben auf eine faszinierende Art und Weise. Wir bestehen zu 70
% aus Wasser, wir wachsen 9 Monate in Wasser, unsere Vorfahren kommen aus dem Wasser.
Wasser ist unser Element und es ist daher kein Zufall, dass große Philosophen verschiedenster
Kulturen vom Leben als Fluss sprachen. Alles im Leben fließt: Gedanken, Ströme, Kraft, Kreativität.
Wenn wir uns also in die Fluten stürzen, dann schwimmen wir symbolisch und körperlich durch das
Leben - wir befinden uns mitten im Fluss, lassen los, lassen locker. Wir verbinden uns mit unserem
körpereigenen Element. Ist das nicht fantastisch?
Schwimmen ist ungeheuer effektiv
Es ist die clevere Kombination, die das Schwimmen so zeitsparend macht. Im Fitnessstudio brauchen
wir Pläne, für Fußball müssen wir uns aufwärmen und dehnen, beim Joggen sind wir abhängig von
Tageszeiten und Wetterbedingungen und müssen uns darauf mit teurer Schutzkleidung einstellen.
Beim Schwimmen bleiben wir flexibel - und was könnte für einen Freiberufler wichtiger
sein? Wenn wir zweimal in der Woche für eine dreiviertel Stunde schwimmen, haben wir
Geist und Körper einen großen Dienst erwiesen. Das sind 1,5 Stunden in der Woche.
Rechnen wir noch die Zeit für Hin-und Rückfahrt zum See bzw. zur Halle ein (und bleiben wir dabei
großzügig, denn nicht jeder von uns hat eine Gelegenheit zum Schwimmen um die Ecke) kommen
wir auf rund drei Stunden pro Woche für ein vollwertiges Fitnessprogramm.
Und was kostet uns das? Im Sommer an einem öffentlich begehbaren See nichts! Und in den Hallen
gibt es oftmals Rabattkarten für Dauer-Schwimmer. Schwimmen ist also gesund, zeitsparend und so
gut wie kostenlos. Keine teure Vereinskleidung, kein Trainings-Zwang, keine Verletzungsgefahr.
Fazit
Schwimmen ist ein genialer Sport, der den gesamten Körper trainiert, Fett verbrennt, Spaß macht
und (richtig praktiziert) kein Verletzungsrisiko birgt. Es ist die ideale Sportart, die spontan und zu
jeder Jahreszeit durchgeführt werden kann. Dazu hat sie eine entspannende Komponente, die mir
gut gefällt.
Selbstvermarktung- ein bedenklicher Begriff - 2014-12-18 13:01
Wir alle kennen die schrecklich klingende Aufforderung "Du musst dich selbst vermarkten!". Und es
ist ein gutes Zeichen, dass uns dieser Neologismus übel aufstößt.
Der Mensch als Ware
Was sollen wir eigentlich vermarkten? Unseren Körper? Unsere Zeit? Den Road Trip nach dem Abitur
oder das Kaffeekoch-Praktikum mit Überstunden? Der Begriff Selbstvermarktung wirft alles in
einen Topf und missachtet dabei unsere Menschlichkeit. Zur Begriffsentwicklung heißt es in der
Wikipedia:
"Mit steigender Fragmentierung der Gesellschaft in den 1980er und 1990er Jahren wurde der
Selbstmarketing-Begriff in Anlehnung an die Markentechnik bzw. das Branding im Rahmen
des Marketing zunehmend genutzt, denn eine Marke schafft Vertrauen und Differenzierung
zugleich: Durch Marken erfolgt eine Orientierung im Angebot."
Der Begriff wurde also seitens der Industrie auf den Menschen gemünzt. Wir machen uns selbst zur
Marke, die eine Orientierung im Angebot erleichtern soll. Aber was bedeutet das oder besser
gefragt, welche gravierenden Folgen hat das?
Mensch = Person?
Ein Mensch ist nicht automatisch eine Person. Wir sind Menschen und Personen. Bereits Immanuel
Kant schrieb dazu in der Metaphysik der Sitten:
„Person ist dasjenige Subjekt, dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind.“
Menschen sind im Sinne Kants also genau dann Personen, wenn sie einer Zurechnung fähig sind
(Kant bezeichnet diese Eigenschaft auch als vernunftbegabt) bzw. ein Bewusstsein haben. Diese
Unterscheidung ist unter anderem im Strafrecht von großer Bedeutung, wenn psychiatrische
Gutachter die Frage nach der Schuldfähigkeit klären sollen.
Weiterhin schreibt Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten:
"Die Wesen, deren Dasein zwar nicht auf unserm Willen, sondern der Natur beruht, haben
dennoch, wenn sie vernunftlose Wesen sind, nur einen relativen Wert, als Mittel, und heißen
daher Sachen, dagegen vernünftige Wesen Personen genannt werden, weil ihre Natur sie
schon als Zwecke an sich selbst, d.i. als etwas, das nicht bloß als Mittel gebraucht werden
darf, auszeichnet, mithin so fern alle Willkür einschränkt (und ein Gegenstand der Achtung
ist)."
Personen sind also Selbstzwecke und nicht Zwecke für jemand anderen. Doch genau diese Sicht
bricht beim Begriff Selbstvermarktung vollkommen weg.
Die Human Resource
Eigentlich ist Selbstvermarktung aber Personenvermarktung. Denn nur wenn wir im besprochenen
Verständnis als Personen auf dem freien Markt auftreten, können wir entsprechendes Marketing
betreiben. In Firmen wird deshalb Personal, oder - um in der ebenso bedenklichen Homo
oeconomicus- Sprache unserer Zeit zu bleiben - Humankapital eingestellt.
Es ist daher kein Wunder, dass wir mit dem "sich selbst vermarkten" ein Problem haben - denn hier
ist nicht die Person, sondern der gesamte Mensch gemeint. Was aber bleibt dann noch im Privaten
übrig?
Antike Ausbeutung
Dass Menschen ihr Selbstzweck, also ihre Würde und Freiheit, abgesprochen wird, ist ein uraltes
Phänomen. Wer jetzt an den Sklavenhandel der Kolonialisten denkt, geht noch nicht weit genug in
die Vergangenheit zurück.
In Griechenland bildeten Sklaven eine feste Säule der Gesellschaft, genau wie im alten Rom. In der
Politeia werden sie als fester Bestandteil des griechischen Staates gewertet. Die Gesellschaft der
Antike setzte sich zusammen aus Bürgern, Freigelassenen, Ansiedlern und - Sklaven.
Neu ist aber, dass wir uns mit dem Label Selbstmarketing selbst der Freiheit berauben. Denn wenn
wir den Begriff wirklich ernst nehmen, bleibt nichts mehr von unserem Selbst und unserer Person
übrig, das wir nicht vermarkten (müssen).
Menschenhandel oder der Handel mit Dienstleistungen?
Wenn ich meine Dienste als Texter vermarkte, dann tue ich dies als Person. Doch neben dieser
Dienstleistung und meiner Arbeit als Schriftsteller bin ich ein Mensch mit Privatleben - und das hat
im Marketing nichts verloren.
Was geschieht, wenn Menschen sich selbst vermarkten, sehen wir an Selbstdarstellern in sozialen
Medien, die Selfies posten wie Liveticker die Aktienkurse. In diesem Zusammenhang sollte man die
Frage nach der Vernunftbegabung wohl erneut stellen.
Selbstvermarktung ist kein Sprach-Unfall
Dass es die Unterscheidung zwischen Mensch und Person im Wort Selbstvermarktung nicht gibt, ist
kein Zufall. Längst sind die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und privatem Selbst aufgelöst. Jeder
Schritt im Leben kann ein (digitaler) Fingerabdruck werden.
In den Medien machen sich dies Entertainer zunutze. Sie wissen genau, dass sie sich als Personen
vermarkten und nicht als Menschen. Deshalb sperren sich die Klugen unter ihnen gegen
Homestories - ein Format, das genau diese Grenze überschreitet.
Fazit
Sich selbst zu verkaufen bzw. zu vermarkten bedeutet völlige Selbstaufgabe. Der grenzverwischende
Begriff Selbstvermarktung soll darüber hinweg täuschen. Umso wichtiger ist es, ihn nicht aus lauter
Denkfaulheit einfach in den eigenen Sprachduktus zu übernehmen. Vielmehr sollten wir bewusstes
und vernunftbegabtes Marketing betreiben, das unser privates Mensch-Sein schützt.
Was ist Charisma? - 2014-12-22 10:57
Angeborene Ausstrahlung oder Coaching-Skill? Charisma ist das Außergewöhnliche, das Anziehende,
das einige haben und andere nicht. Aber ist diese geheimnisvolle Wirkung auf unsere Umwelt
tatsächlich erlernbar?
Begriff
Das Wort Charisma taucht mittlerweile in jedem drittklassigen Coaching-Werbeflyer auf. Oft in
Verbindung
mit
bedeutungsschwangeren
Worten
wie Durchsetzungsfähigkeit,
Selbstbehauptung und umwerfende Ausstrahlung. Doch wer die tatsächliche Bedeutung von
Charisma verstehen will, findet sie im Begriff selbst.
Herkunft
Charisma kommt aus dem Griechischen und bedeutet grob übersetzt Gnadengabe. Bereits hier
impliziert der Begriff ganz deutlich, dass Charisma etwas ist, das ohne eigenes Zutun verliehen
wird. Mittlerweile ist diese Übersetzung fast vollständig in Vergessenheit geraten. Tatsächlich aber
ist dieser Begriff, wenn auch nicht zwangsläufig im theologischen Kontext, so zutreffend wie eh und
je.
Management, Geisteswissenschaften, Religion
Auf den ersten Blick hat das Charisma je nach Lebensbereich völlig unterschiedliche Bedeutungen. In
der Religion ist damit die Fähigkeit gemeint, Offenbarungen und Erleuchtungen zu empfangen.
Soziologe Max Weber spricht von charismatischer Herrschaft, wenn ein Anführer mit
außerordentlichen Fähigkeiten und entsprechender Ausstrahlung regiert. Und dann wäre da noch
die dritte Deutung im Bereich des Managements. Dort taucht Charisma im Zusammenhang mit
Führungskompetenzen und dem Prinzip der Transformationalen Führung auf.
Und ist es nicht interessant, ja verwunderlich, dass wir vor allem die ökonomische Bedeutung
kennen? Genau dasselbe Phänomen finden wir auch bei dem Begriff Selbstvermarktung.
Das falsche Charisma
Schwindler, Diktator, Sekten-Guru - Charisma ist nicht immer positiv gemeint, wird jedoch selbst in
diesen Fällen mit versteckter Bewunderung erwähnt. Wenn wir in diesem Zusammenhang von
Charisma sprechen, meinen wir die starke Anziehungskraft, die ein anderer Mensch (zum Negativen)
auf seine Umwelt ausübt.
Doch das ist nicht das Charisma, das die meisten von uns für erstrebenswert halten. Wir meinen
Überzeugungskraft, die einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlässt.
Wie bekomme ich Charisma?
Ein wirklich charismatischer Mensch würde nicht von sich selbst behaupten, charismatisch zu sein.
Und damit sind wir schon beim wahren Kern: Charisma ist kein Coaching-Skill, sondern Ergebnis
einer Lebenshaltung. Hinter einem echten, positiven Charisma stecken folgende
Persönlichkeitsmerkmale:




Aufrichtigkeit
Empathie
Begeisterungsfähigkeit
Mut
Menschen, die diese Eigenschaften konsequent in sich vereinen, sind ganz automatisch
charismatisch. Denn sie reden niemandem nach dem Mund, sind vertrauenswürdig und ecken an,
wenn es sein muss.
Sie können sich in andere Menschen hinein versetzen und haben ein offenes Ohr, sie schaffen es,
sich selbst und andere zu motivieren. Charismatiker strahlen einen gesunden Optimismus aus, der
mehr Möglichkeiten als Schranken sieht.
Ein charismatischer Lebensstil erfordert allerdings Mut. Der Großteil der Menschen schreckt aber
davor zurück, diesen Mut aufzubringen. Denn oft scheint es angenehmer, den bequemen oder sogar
pessimistischen Weg zu gehen. Gerade deshalb finden wir mutige Menschen charismatisch. Wir
bewundern sie für ihre Zuversicht und ihre Unbeugsamkeit. Im besten Fall erfüllen sie dann eine
Vorbildfunktion.
Fazit
Wer unter Charisma ein einstudiertes Auftreten versteht, wirkt aufgesetzt. Ein authentisches
Charisma entsteht ohne eigenes Zutun durch eine entsprechende Lebensführung - je wahrhaftiger
und mutiger wir uns verhalten, desto charismatischer wirken wir ganz automatisch.
Illustration: Maria John Artwork
Was taugen Online-Tools? - 2014-12-31 14:25
Klar, das Web ist eine willkommene Quelle für Recherchen. Doch Online-Tools haben noch weit
mehr zu bieten. Mit ihnen können Autoren ihre Texte in Sekundenschnelle auf Lesbarkeit prüfen.
Aber wie sinnvoll ist das?
Der Flesh-Index
Der Flesh-Index ist ein Gradmesser für die Verständlichkeit eines Textes. Je einfacher ein Text
geschrieben ist, desto höher ist sein Flesh-Index. Sie können für jeden Text den Flesh-Index
errechnen lassen.
Flesh-Wert
Text-Niveau
Beispiele
über 80
Banal
Werbetext
71-80
Sehr leicht
Luther-Bibel
61-70
Leicht
Blogs, Kolumnen, Kommentare
46-60
Mittel
Durchschnittliche Zeitung
36-45
Schwer
Allgemeine
Geschäftsbedingungen
bis 35
Sehr schwer
Beamtendeutsch, Doktorarbeit
Der Flesh-Index soll etwas über die Lesbarkeit aussagen. Berechnet wird er anhand der
durchschnittlichen Wort- und Satzlänge sowie der Anzahl der Silben.
Obwohl es mehr als 200 mathematische Formeln für die "Berechnung" der Lesbarkeit gibt, hat sich
der Flesh-Index durchgesetzt. Deshalb verwenden ihn auch die meisten Stil-Tools. Ganz besonders
wenn wir für ein Zielpublikum schreiben, ist der Index hilfreich.
Online-Tools für den Stil?
Der Flesh-Index sagt allerdings nichts über konkrete Stil-Merkmale aus. Wir erhalten lediglich einen
Durchschnittswert, der uns eine erste Orientierung sein kann. Stil-Tools im Web sind aber weitaus
fähiger und mächtiger. Im Folgenden stell ich meine drei Favoriten vor.
1. Duden.de
Meine erste Anlaufstelle, wenn es um Korrekturen geht. Auf der Webseite findet sich die
Textprüfung, die sehr gute und intelligente Ergebnisse liefert. Falsche Interpunktion wird ebenso
effektiv erkannt wie unpassende Zeitformen oder Unstimmigkeiten im Kasus.
Kein Stilratgeber im eigentlichen Sinne, sondern eher ein umfassender grammatikalischer Korrektor,
der Word bei weitem übertrifft. Nachteil: Die kostenfreie Nutzung ist auf 800 Zeichen beschränkt.
Texte lassen sich also nur abschnittsweise via Copy & Paste überprüfen.
2. Stilversprechend
Ein schönes Wortspiel und in der Tat vielversprechend. Im Gegensatz zum Duden können bei
Stilversprechend komplette Texte eingefügt und analysiert werden.
Der Flesh-Wert wird ermittelt und verschiedene Markierungen helfen dabei, Satz-Ungetüme und
Floskeln bzw. Füllwörter ausfindig zu machen.
3. Leichtlesbar
Auf Leichtlesbar.ch finden Autoren einen sehr beliebten und nützlichen Stil-Ratgeber ohne viel
Schnick Schnack. Auch hier können Sie Ihren Text ohne Einschränkungen in voller Länge überprüfen
lassen.
Gefahr: Tod der Kreativität
Stil-Tools sind eine feine Sache, doch sie können problematisch werden, wenn es um die
Einzigartigkeit eines Textes geht. Jeder schreibt anders und das sollte auch so bleiben. Die StilRatgeber jedoch markieren jedes vermeintliche "Füllwort" und jeden ihrer Meinung nach zu lang
geratenen Satz.
Doch lässt sich Sprache nicht in mathematische Formeln zwängen. Schreiben ist eine Kunst und
Wiederholungen bzw. lange Sätze können bewusst gewählte Stilmittel sein.
Aus diesem Grund sollten Online-Tools nur für erste Analysen verwendet werden. So kann man bei
einem Blogtext gut prüfen, ob er locker genug geschrieben ist und ob Überflüssiges weg kann. Bei
Romanen bzw. Prosa sind diese Werkzeuge mit Vorsicht zu genießen. Zu schnell kann man sich dazu
hinreißen lassen, Kürzungen vorzunehmen, die dem eigenen Stil schaden.
Fazit
Online-Stil-Tools sind eine nützliche Hilfe, wenn es um die erste Einschätzung eines Textes geht.
Schriftsteller und Autoren sollten sich jedoch nicht zu sehr auf sie verlassen, sondern ihrem
individuellen Stil treu bleiben.
2015
Was darf Satire? - 2015-01-07 12:45
Satire ist so beliebt wie nie. Blogs wie Der Postillon oder Schlecki Silberstein haben täglich tausende
Leser. Doch was darf Satire tatsächlich?
Satire und Gesellschaft
Kurt Tucholsky antwortete in seinem Essay 1919 darauf mit "Alles". Und auch wenn ich nicht
seiner Meinung bin, so drückt diese Haltung recht treffend aus, worum es bei Satire geht.
Sie ist das Quantum Unanständigkeit, der bitterernste Protest, der im Gewand der Komik
daherkommt. Ein bisschen platt formuliert: Satire ist der freche Klassenclown, der an den
Autoritäten kratzt. Und fanden wir den nicht auch unterhaltsam?
Der Ernst dahinter
Wäre Satire eine Geschmacksnuance, dann wäre sie vor allem bitter und ein bisschen süß. Süß in
Form einer Pointe, die wir erkennen und darüber lachen. Doch vor allem bitter in Bezug auf den
Hintergrund. Denn Satire ist erst dann als solche wirksam, wenn der entsprechend ernste
Hintergrund für sie existiert.
Eine besonders krasse Form ist die Realsatire. Anders als die inszenierte Komik ergibt sie sich aus der
direkten Beobachtung. Realsatire ist daher besonders tragisch.
Vorsicht vor moralischer Überlegenheit
Satire birgt jedoch auch einige Probleme. Arroganz seitens des Satirikers oder des Publikums zum
Beispiel. Denn nicht jeder Spott, nicht jede Häme ist gleich Satire.Oft genug werden einfach nur
platte Beleidigungen oder "Witze" ausgekübelt. Doch ein ethisches Bewusstsein ist für Satire
unerlässlich. Komiker Jan Böhmermann sagte in einem Interview mit der Unicum dazu:
"Ein gewisses, gefestigtes, moralisches Koordinatensystem zu haben, das ist hilfreich.
Arroganz im Sinne von elitär sein, weil man im Fernsehen auf einer Verkündungsposition steht,
wahrscheinlich eher nicht."
Satire ist kein Freischein für alles. Und hier wird es richtig schwierig. Denn wo liegen die Grenzen für
Satire?
Satire und Grenzen
Ein sehr beliebter Satz lautet: "Man wird ja wohl noch sagen dürfen..." Damit sollen Aussagen
relativiert werden, die hetzerisch oder in anderer Weise diffamierend sind. Doch haben Hohn und
das Schüren von Ressentiments nichts mit Satire zu tun.
Jeder Satire-Fan sollte sich außerdem fragen, wie er sich selbst im jeweiligen Kontext sieht. Es ist
natürlich besonders leicht über politische Satire zu lachen, wenn man sich als Außenstehenden und
Unbeteiligten sieht. Alles andere würde nämlich bedeuten, dass man eine Mit-Verantwortung an
den bestehenden Problemen hat und da hört für viele Leute der Spaß ganz schnell auf.
Doch sie muss frei bleiben
Andererseits: Der Satire eine Grenze des guten Geschmacks aufzudrücken, ist ein Widerspruch in
sich. Denn genau das tut ja gute Satire - jene vermeintlichen Grenzen zu durchbrechen, sie zu
hinterfragen und Kritik an diesen Grenzen zu üben. Eine Einschränkung der Satire oder sogar ein
Verbot sagt mehr über die Gesellschaft aus als über die Satire selbst.
Satire sollte sich außerdem nie abhängig vom Publikum machen. Wer sich Neues aus der Anstalt
anschaut oder das Titanic-Magazin liest, wird ohne den entsprechenden Nachrichtenhintergrund
kaum etwas verstehen.Es ist aber die Aufgabe des Publikums, sich vorab zu informieren. Nie sollte
ein satirischer Künstler seine Ansprüche herunterschrauben, um einen vermeintlichen Trend zu
bedienen. Als ich das Akademische Viertel schrieb, habe ich an der ein oder anderen Stelle überlegt,
ob ich "verharmlosen" oder "vereinfachen" soll. Ich entschied mich jedes Mal dagegen, denn das
wäre, als würde ich einem Raubtier die Zähne ziehen.
Fazit
Die Kunstform der Satire steckt voller spannender Widersprüche: Sie ist subtil und gleichzeitig
ätzend, sie ist bitterernst und lustig, appelliert an die Vernunft und ist respektlos. Darin liegt ihr
hoher Unterhaltungswert.
Intelligente Satire ist wie investigativer Journalismus in humoristischer Form. Und auch wenn das
Label "Satire" bisweilen als Tarnung verwendet wird, darf diese Kunstgattung nicht beschränkt
werden.
Illustration: Maria John Artwork
Lesetipp: Cry Baby (Gillian Flynn) - 2015-01-11 17:00
Mit Gone Girlschaffte es die US-Schriftstellerin Gillian Flynn an die Spitze der Bestseller-Listen. Doch
auch ihr Debutroman Cry Baby - Scharfe Schnitte kann sich sehen lassen.
Inhalt
Nachdem Camille Preaker es geschafft hat, ihrer unheimlichen Heimat Wind Gap zu entfliehen,
arbeitet sie als Journalistin in Chicago. Doch eine brisante Story bringt die junge Frau wieder an den
Ort ihrer Kindheit zurück: Ein Mörder soll umgehen. Obwohl sich alles in ihr dagegen sträubt, zieht
Camille vorübergehend bei ihrer Mutter in Wind Gap ein, um die Gerüchten zu erforschen.
Ein starkes Debut
Cry Baby handelt von Schnitzern und hat natürlich, wie es sich für einen anständigen Debutroman
gehört, selbst einige. Da wären zum Beispiel die sehr ausführlichen Beschreibungen der dörflichen
Umgebung. Oder die arg umfassend geratene Charakterisierung der Familie Preaker. Doch Gillian
Flynn hat Spaß an dem, was sie schreibt und so stören diese kleinen Holperer das Lesevergnügen
nicht.
Cry Baby ist kein Psychothriller, sondern das Psychogramm einer zerrütteten Familie. Die klassische
Erzählung vom Kampf mit den inneren Dämonen verlagert Flynn geschickt nach außen. Ständig geht
es um Geheimnisse, Lügen, Intrigen. Die Bewohner von Wind Gap verhalten sich äußerst
merkwürdig und auch die Morde sind von schockierender Brutalität.
Wie innen, so noch deutlicher außen
Der Roman spielt ständig mit dem Verhältnis von Innen- und Außenwelt. Camille ritzt sich Wörter in
die Haut, die aus ihrem Inneren kommen, sie werden außen sichtbar. Das Innere der Familie Preaker
kehrt sich langsam nach außen und führt Camille zurück in ihr Innenleben. Cry Baby ist wie eine
Waage, die nie richtig austariert wurde.
Umso verzweifelter kämpft Camille ihr Leben lang um ein Gleichgewicht, doch vergebens: Zu tief
sitzen die Traumata der Vergangenheit, als dass sie ihnen entkommen könnte. Mehr werde ich an
dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Camille deckt ein Geheimnis auf, das ihr selbst den Atem
raubt.
Flynns Prototyp
Ganz klar, dieses Buch ist nicht so rund wie Gone Girl. Aber gerade darin liegt sein
authentischer Charme. Flynn schreibt mit einem wunderbar eleganten Stil, und wer ihre Bücher
aufmerksam liest, kann die Entwicklung der gereiften Schriftstellerin deutlich sehen. Cry Baby ist
nicht ungeschickt, nur etwas holprig, aber schneidet sich scharf ins Gedächtnis.
FLYNN, GILLIAN: Cry Baby - Scharfe Schnitte. Roman, FISCHER Scherz, Frankfurt 2014.Übersetzt aus
dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg, 332 S.,9,99 €
Autoreninfo: Gillian Flynn ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, die mit ihrem PsychoThriller Gone Girl für Furore sorgte. Der Roman wurde im vergangenen Jahr mit Ben Affleck und
Rosamunde Pike in den Hauptrollen verfilmt. In Flynns Werken spielt ihre Heimat Missouri eine
tragende Rolle. Vor ihren Buch-Erfolgen arbeitete Flynn als Kritikerin für die Entertainment Weekly.
Lesetipp: Gerron (Charles Lewinsky) - 2015-01-18 17:00
Kaum ein Buch hat mich im vergangen Jahr so begeistert wie Gerron von Charles Lewinsky. Der
Roman wurde bereits 2011 verlegt, doch ich entdeckte ihn durch Zufall. Die Sprache, der Stil, das
Thema - hier stimmt einfach alles.
Inhalt
Kurt Gerron ist ein jüdischer Regisseur und Schauspieler, der sich auf dem Höhepunkt seines Erfolges
befindet - bis er die Repressionen der Nazis am eigenen Leib zu spüren bekommt. So landet er als
Häftling im Konzentrationslager Theresienstadt. Ein letztes Mal noch soll Gerron einen Film drehen einen, der das KZ-Leben verklärt. Gerron gerät in einen Gewissenskonflikt und muss sich
entscheiden: Wird er den Propaganda-Film machen oder widersetzt er sich?
Wer war Kurt Gerron?
Charles Lewinsky hat sich seine Hauptfigur nicht ausgedacht. Es gab tatsächlich einen Kurt Gerron,
der von 1897 bis 1944 lebte. Er wurde in einer Berliner Kaufmannsfamilie geboren und als
Frontsoldat in den Ersten Weltkrieg geschickt. Ursprünglich wollte Kurt Gerron Arzt werden, doch
wurde sein Studium durch wiederholte Militäreinsätze und Verwundungen unterbrochen. 1920
widmete er sich gänzlich dem Schauspiel. Erste Engagements an den Reinhardt-Bühnen kamen
zustande.
Mehr als eine Rückschau
Bei Lewinsky verschmelzen der echte und der fiktive Kurt Gerron zu einer komplexen Figur.
Lewinskys Roman erzählt nicht einfach nur eine Geschichte - er ist Geschichte. So erschreckend
anschaulich und detailliert, dass es einem kalt den Rücken herunter läuft, so schonungslos intensiv
und eindringlich, dass man vor Wut schreien möchte.
Ständig wird der Leser eingewickelt, in eine wattierte Welt, in der alles doch gar nicht so schlimm
scheint, in der es doch noch einen rettenden Hoffnungsschimmer gibt - nur, um ihn dann auf den
Boden der Tatsachen klatschen zu lassen.
Denn ein Großteil des Romans spielt sich in Kurt Gerrons Gedanken ab, seinen Tagträumen, die
jedoch nicht den Slapstick eines Dr. Dorian haben, sondern den verzweifelten Wunsch nach Flucht
ausdrücken.
Brillant erzählt
Gerron liest sich lockerleicht, obwohl die Geschichte mit einer feingliedrigen Sprache erzählt wird,
die man in modernen Romanen leider viel zu selten findet.
Der Leser tanzt förmlich durch die Handlung, weil Lewinsky ihn nicht mit trockenen Fakten oder
Gerron'schen Gedankengängen überfrachtet. Nein, er stellt es sehr viel geschickter an. So lässt sich
die Erzählung in drei Ebenen gliedern:
1. Der Gewissenskonflikt
Gerron soll einen Film drehen, der das KZ verherrlicht. Tut er es nicht, steht das Leben seiner Familie
auf dem Spiel. Es ist ein Konflikt zwischen Anstand und Kunst. Lewinsky zeigt hier geschickt, wie
leicht beides pervertiert und zum Dilemma werden kann.
2. Gerrons Leben
Parallel dazu wird aus der Biographie von Kurt Gerron erzählt - von seinen prägenden Begegnungen
und Erlebnissen in der Weimarer Republik, von seinem Aufstieg durch die Uraufführung der
Dreigroschenoper.
Es folgten Zusammenarbeiten mit Heinz Rühmann, Hans Albers und Josef von Sternberg. Gerrons
Ruhm sollte dem Multitalent noch eine rettende Hand des Schicksals ausstrecken: Während der
Herrschaft der Nationalsozialisten bot Marlene Dietrich ihrem Schauspiel-Freund an, nach
Hollywood zu kommen, doch dieser lehnte ab. Warum er dies tat, ist nicht eindeutig geklärt.
3. Gerrons Gedanken
Die dritte Ebene im Roman verknüpft die beiden anderen miteinander. An sich wäre sowohl Ebene 1
als auchEbene 2 ausreichend füllend für einen Roman.
Doch das ist Lewinsky zu blass: Er verwebt Fakten, Fiktion, Innenleben und Historie so gekonnt
miteinander, dass wir das Gefühl haben, ein dreidimensionales Stück Geschichte in den Händen zu
halten. Diese intrinsische, verflechtende Perspektive macht Gerron zu einem außergewöhnlichen
Roman.
Fazit
Gerron ist ein Meisterwerk, das mit chirurgischer Präzision einen Querschnitt der Schreckensjahre
1933-1945 zieht, ohne ins Eindimensionale abzurutschen. Lewinsky ist es gelungen, eine Flut an
Fakten zu bündeln und in eine fiktive Geschichte einzubetten, ohne den realen Kurt Gerron aus den
Augen zu verlieren.
LEWINSKY, CHARLES: Gerron. Roman, Verlag Nagel & Kimche AG, München 2011. 544 S., 24,90 €
Autoreninfo: Charles Lewinsky ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller der
Gegenwart. Aufgewachsen in der Schweiz, arbeitet Lewinsky als Regisseur, Redakteur und
Dramaturg für Theater und TV. Für seinen Roman Gerron wurde er 2011 für den Schweizer
Buchpreis, 2014 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Lesetipp: Der Mann mit der Ledertasche (Charles Bukowski) - 2015-01-25 17:00
Mittlerweile gilt es auch in bürgerlichen Kreisen als schick, Charles Bukowski zu lesen. Doch er selbst
hätte diese Pseudo-Intellektuellen verspottet. Denn wer seine Werke auf der Suche nach
skandalösem Schund liest, erkennt Bukowskis wahre Größe nicht.
Einfach nur ein Typ?
Bukowski war kein Weltverbesserer, kein Freiheitskämpfer und auch kein Kommunist. Wie trocken
und selbstironisch er sich und seine Kunst betrachtete, wird anhand eines Zitates aus seiner
Kolumnen-Sammlung Aufzeichnungen eines Dirty Old Man deutlich:
"Ich habe hier Kolumnen aus annähernd 14 Monaten zusammengestellt. Ich hoffe, dass Ihnen
das Zeug was sagt. Wenn Sie mir Geld schicken wollen, in Ordnung. Wenn Sie mich dafür
hassen wollen, auch in Ordnung."
Charles Bukowski war ein Querschläger, der sich nicht instrumentalisieren ließ. Aus diesem Grund
genießt er den Ruf als der Untergrundschriftsteller schlechthin. Doch auch diese Annahme ist falsch,
denn Bukowski ist deshalb so besonders, weil er jegliche Labels ablehnte - dies macht seine Werke
so ehrlich.
Inhalt
Der Herumtreiber und Trunkenbold Henry Chinaski arbeitet bei der staatlichen Post. Zunächst
beginnt er als Aushilfe und bekommt die Schichten, vor denen sich die regulären Briefträger
drücken. Später, als Festangestellter, hat er zwar hin und wieder humanere Arbeitszeiten, muss
jedoch die Schikanen seiner Vorgesetzten ertragen.
Immer wieder durchkreuzen der Alkohol und die Frauen sein geregeltes Leben, das Chinaski ohnehin
nur durch äußere Erwartungen aufgezwungen wird. So stolpert Chinaski in stiller Rebellion durch
Affären, Wetterfolge und Pleiten, malocht im Postamt und quält sich durch die Straßen von Los
Angeles.
Bukowski = Chinaski?
Der Mann mit der Ledertasche ist wohl Bukowskis autobiographischster Roman. Näher ist kein Werk
an seinem Leben dran. Denn Bukowski hatte seinen Job bei der Post gerade erst geschmissen, als er
mit den Arbeiten am Buch begann. Angeblich verfasste er das komplette Manuskript in nur drei
Wochen.
Möglich wäre es - schließlich finanzierte ihn sein Verleger und so konnte Bukowski sich voll und ganz
auf die schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren. Dennoch ist dies ein Tempo, von dem die meisten
Schriftsteller träumen. Im Roman finden wir einen Satz, der sich durchaus auf Bukowski übertragen
lässt:
„Am nächsten Morgen war die Nacht vorbei, und ich war noch am Leben. Vielleicht schreibe
ich einen Roman, dachte ich. Und dann schrieb ich ihn.“
Das nackte Leben
In einer redundanten, beinahe schon penetranten Art wird uns hier das Leben eines Außenseiters
erzählt. Doch Chinaskis Eskapaden machen ihn nicht unsympathisch, im Gegenteil. Sie sind
authentische Versuche, sich dem Hamsterrad der Arbeitswelt zu entziehen.
Henry Chinaski ist nicht durchtrieben, er will auch nicht die Gesellschaft verändern und stellt sich
auch nicht moralisch über seine Umwelt. Chinaski pfeift auf seine Umwelt, er will seinem ur-eigenen
Rhythmus folgen und wird dabei tragischerweise immer wieder hinfort gerissen.
Und täglich grüßt...
Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, den Chinaski führt. Das System, gegen das er sich sträubt,
funktioniert wie ein Uhrwerk und da Zeit sich sich nicht kontrollieren lässt (es sei denn, man setzt
Einsteins Relativitätstheorie in die Tat um), zieht Chinaski immer den Kürzeren.
Der Mann mit der Ledertasche liest sich daher wie ein Wachtraum, ein Alb-Wachtraum, aus dem es
kein Entrinnen gibt. Gerade deshalb sind die ständigen Wiederholungen seiner Exzesse, der vielen
Tiefs, unterbrochen von einigen wenigen und zweifelhaften Hochs, die perfekte Struktur, um
Bukowskis - ach, Verzeihung - Chinaskis Geschichte zu erzählen.
Fazit
Der Mann mit der Ledertasche ist so aktuell wie im Jahr der Entstehung 1971. Interessant, wenn man
bedenkt, dass unsere Gesellschaft sich doch so rasant weiterentwickelt hat - mehr Technik,
verbesserte Medizin, mehr Konsum. Doch das Diktat der Zeit scheint dennoch unverändert - da hilft
auch keine Relativitätstheorie.
BUKOWSKI, CHARLES: Der Mann mit der Ledertasche. Roman. KiWi Taschenbuch, Berlin 2004, 208
S., 7,99 €
Autoreninfo: Charles Bukowski zählt zu den bedeutensten US-amerikanischen Autoren des 20.
Jahrhunderts. Er war bekannt für seinen provokativen Stil und Geschichten, die unmittelbar vom
Leben handelten. Bukowski, der im deutschen Andernach als Heinrich Karl Bukowski geboren wurde,
veröffentlichte bis zu seinem Tod 1994 über 40 Bücher.
2015 - 02
Einsteins wichtigste Entdeckung - 2015-02-01 17:00
Was könnte wohl Einsteins wichtigste Entdeckung sein? "Ist doch klar, die Relativitätstheorie!"
werden Sie vielleicht denken. Und ein Großteil der Menschen würde Ihnen vermutlich
zustimmen. Einstein selbst sah das allerdings anders.
Einstein und das Universum
"Die wichtigste Erkenntnis meines Lebens ist die, dass wir in einem liebenden Universum leben."
Keine Spur von Relativitätstheorie. Was hat dieser Ausspruch Einsteins aber zu bedeuten? Das obige
Zitat wird jedenfalls gern in esoterischen Kreisen dazu verwendet, allerhand Fragwürdiges zu
fundieren.
Doch ich glaube nicht, dass Einstein die Existenz von Engeln oder dergleichen meinte. Vielmehr
denke ich, dass seine wissenschaftlichen Erkenntnisse ihn zu einer holistischen Haltung geführt
haben. Versuchen wir uns dieser verblüffenden Erkenntnis Schritt für Schritt zu nähern.
Was meinte Einstein damit?
Einstein hatte sich intensiv mit Raum und Zeit beschäftigt und uns deren Relativität aufgezeigt. Doch
neben dem Naturwissenschaftler war er auch Philosoph. Zum Glück hat Einstein selbst noch mehr
zu seiner Sicht auf die Welt gesagt. Im Buch Mein Weltbild finden wir folgende Sätze von ihm:
„Liebe und Stütze gibt den Anstoß zur Bildung des sozialen bzw. des moralischen
Gottesbegriffs. Es ist der Gott der Vorsehung, der beschützt, bestimmt, belohnt und bestraft.
Es ist der Gott, der je nach dem Horizont des Menschen das Leben des Stammes, der
Menschheit, ja das Leben überhaupt liebt und fördert, der Tröster in Unglück und ungestillter
Sehnsucht, der die Seelen der Verstorbenen bewahrt. Dies ist der soziale und moralische
Gottesbegriff.“ (Kap.: Religion und Wissenschaft, S. 434)
Wir sollten jedoch sehr vorsichtig mit Einsteins Gottesbegriff sein, denn dieser hat nichts mit dem
Verständnis der großen Religionen zu tun, wie der Wissenschafter in einem Brief deutlich klarstellte.
Noch deutlicher wird er an anderer Stelle, nämlich zwei Monate nach dem eben zitierten Brief:
"Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben,
eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und
ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir
etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzte Bewunderung der
Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann."
Es ist also klar, dass Einstein einen personifizierten Gott ablehnte. Stattdessen bewunderte er die
Struktur der Welt und betrachtete die Wissenschaft als Werkzeug, um diese Struktur besser zu
verstehen.
Einsteins Philosophie
Albert Einstein war das, was man ein Universalgenie nennt - ein komplexer Denker, der die Welt mit
Hilfe wissenschaftlicher Methoden besser begreifen wollte. Einstein betrachtete das Weltgeschehen
seinerzeit äußerst reflektiert. So hatte er die politischen Entwicklungen stets im Blick, wie seine
anerkennden Worte zur Leistung Ghandis zeigen.
Einstein hat Ghandi nie getroffen, bewunderte jedoch seinen gewaltlosen Widerstand. Bereits
während des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges machte Einstein außerdem klar, dass er Kriegsgegner
war. In einem Briefwechsel mit Siegmund Freud untermauern die beiden Intellektuellen ihren
Pazifismus.
Grenzenlose Ausdehnung
"Nur zwei Dinge sind unendlich, das Weltall und die menschliche Dummheit. Beim Weltall bin
ich mir aber nicht ganz sicher."
Diesem berühmten Zitat zufolge billigte Einstein dem Universum zwei Dinge zu: Dass es unendlich ist
und dass es liebend ist. Wir können darin eine erstaunliche Parallele entdecken - auch von der
Liebe sagt man, dass Sie grenzenlos ist und sich ausdehnt. Entsprechende Hinweise darauf finden
wir in Formulierungen wie Das Herz weiten / ein offenes Herz haben / grenzenlos lieben.
Fazit
Einsteins Aussage bleibt ein Mysterium. Nichts zuletzt deswegen, weil seine Haltung zur Religion
fragmentarisch und widersprüchlich aufgezeichnet ist. Doch gerade dieses Mysterium lehrt uns,
Einsteins Leistungen und Erkenntnisse nicht nur in einem physikalischen Kontext zu betrachten.Wie
deuten Sie Einsteins Aussage zu seiner wichtigsten Erkenntnis?
Logik in Texten - 2015-02-08 17:00
Ich stelle eine gewagte These auf: Jeder Text muss logisch sein, sonst liest ihn keiner. Damit meine
ich nicht, dass alles rational erklärbar sein muss, was in einer Erzählung geschieht. Es kann ruhig
richtig "abgespaced" sein. Aber die innere Struktur muss stimmen.
Die interne Logik
Eine Geschichte muss glaubhaft sein. Mit "glaubhaft" meine ich nicht "wahr", sondern überzeugend Handlung, Figuren, Zeitform eingeschlossen. Andernfalls wird der Leser sich über den
verschwendeten Vorschuss an Vertrauen ärgern.
Denn genau das tun Leser: Sie geben Autoren einen Vertrauens-Vorschuss. Leser investieren Zeit
und Aufmerksamkeit in einen Text. Dabei wissen sie nicht, ob sich die Investition lohnt, sie können
es gar nicht wissen, sondern vertrauen einfach darauf.
Die Motivation dafür kann ganz unterschiedlich sein: Zum Beispiel folgen Sie einer Empfehlung oder
es sind treue Stammleser. Den größten Vertrauensbonus genießen Autoren, wenn Sie dem Leser
völlig unbekannt sind und dieser sich trotzdem mit Ihren Texten auseinander setzt.
Genres sind übrigens keine Ausrede - ein Gesetzestext muss genauso logisch nachvollziehbar sein
wie eine Kurzgeschichte.
Gilt das auch bei Fantasy?
Ehrlich gesagt bin ich kein Fantasy-Freund und werde mit dieser Aussage wahrscheinlich einige
meiner Leser vergraulen, aber so ist es nun einmal. Ich kann mit Elfen, Feen, Drachenlords, etc.
nichts anfangen. Mich interessieren Geschichten, die in einer Welt spielen, die unserer Realität
möglichst nahe kommt.
Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass auch eine Fantasy-Welt ihren Prinzipien treu bleiben
muss, damit sie glaubhaft bleibt. Tolkiens Der Herr der Ringe ist ein gutes Beispiel dafür - die
Hobbits, Elben, Zwerge, etc. bewegen sich im Rahmen der Möglichkeiten, die er Ihnen gegeben hat sie interagieren und entwickeln sich zwar in einer fiktiven Welt, doch immer nachvollziehbar für den
Leser.
Ausnahmefälle
In Romanen wie Arschfahl klebte der Mond am Fenster... spielt Autor Helge Schneider mit unserer
Erwartung an die Logik in einer Geschichte. Da kommt es auch mal vor, dass Kommissar Schneider
ein Dreieck auf den Boden einer Gefängniszelle zeichnet und sich durch einen Sprung daraus befreit
- und das, obwohl dem Kommissar zu keinem Zeitpunkt magische Fähigkeiten zugesprochen werden.
Derlei Absurditäten ziehen sich durch die gesamte Romanreihe. Das ist Helge Schneiders Stil er funktioniert, weil er absichtlich mit der Logik bricht. Andernfalls würden wir den Eindruck
gewinnen, dass dem Schriftsteller seine eigene Geschichte entglitten ist und er sie verzweifelt mit
unglaubwürdigen Kniffen zu retten versucht - meistens entsteht dabei ziemlicher Schund.
Fazit
Logik ist ein Maßstab, der leider oft außer Acht gelassen wird. Dabei sollte jeder Text auf seine
innere Logik hin überprüft werden - sonst wenden sich die Leser als logische Konsequenz enttäuscht
ab.
Wie Sie spannende Charaktere erschaffen - 2015-02-15 17:00
Spannende Charaktere sind die Grundlage für eine gelungene Story. Was wäre Das Schweigen der
Lämmer ohne Dr. Hannibal Lecter? Oder Harry Potter ohne - ja, Harry Potter? Spannende
Charaktere treiben eine Geschichte voran, sorgen für überraschende Wendungen und bringen
Tempo ins Geschehen.
1. Forschen Sie im eigenen Umfeld
Die beste Inspiration für spannende Charaktere ist das eigene Umfeld. Jeder von uns hat seine
Macken, seine ganz eigene Art, „Hallo“ zu sagen oder Nudeln mit Tomatensauce zu kochen. Der eine
nimmt viel Knoblauch, der andere schreckt die Nudeln nicht ab. Ein weiterer "Hobbykoch" hält nichts
von Zwiebeln, während ein anderer genau darauf schwört, usw.
Solche augenscheinlich profanen Unterschiede bergen eine Menge Potenzial - vom schwelenden
Konflikt bis hin zur Komik des menschlichen Miteinanders.
2. So plastisch wie möglich
Versuchen Sie, eine Person aus Ihrem näheren Umfeld zu beschreiben. Welche Urlaubsziele und
Filme mag er/sie, welche Musik treibt ihm/ihr die Tränen in die Augen? Welche aus Ihrer Sicht
absurden Verhaltensweisen legt die Person an den Tag?
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich denjenigen mit möglichst vielen Details vor:
 Kleidung
 Frisur, Haarfarbe
 Dialekt
 Gangart
 Accessoires (Uhr, Ringe, Tasche, Sonnenbrille, etc.)

Fragen Sie sich anschließend, welche Persönlichkeitsmerkmale diesen Menschen auszeichnen:



Charaktereigenschaften
"Macken"
Vorlieben / Abneigungen
Haben Sie einen Freund, der zu jeder Verabredung zu spät kommt? Treibt er Sie damit in den
Wahnsinn? Wunderbar! Dann wird es dem Helden in Ihrer Geschichte mit seinem Freund sicherlich
genauso gehen.
Gibt die Verkäuferin beim Bäcker immer zu viel Geld zurück, obwohl Sie jeden Morgen das Gleiche
bei ihr kaufen? Soviel Schusseligkeit ist eine herrliche Eigenschaft für einen auflockernden
Nebencharakter.
3. Individualität ist Trumpf
Entscheidend für einen spannenden Charakter sind alle Merkmale, die ihn zu einer
komplexen Persönlichkeit machen. Dann fühlt es sich für den Leser greifbar an, als hätte er einen
Menschen vor seinem inneren Auge, der ihm vom toten Papier in die Fantasie springt.
Derartige Figuren können Menschen inspirieren. Denken Sie an Max und Moritz und die vielen
Streiche, die sich Kinder von ihnen abgucken. Oder an John Maynard, der uns Mut und
Selbstaufopferung vermittelt.
4. Charaktere brauchen einen Antrieb
Warum tut Ihr Charakter, was er tut? Was treibt ihn an? Versuchen Sie, eine emotionale Grundlage
zu schaffen. Der Effekt ist, dass der Leser Ihre Geschichte erlebt, anstatt sie nur zu überfliegen. Die
besten Charaktere sind die, die Gefühle in uns auslösen - die wir hassen, lieben, fürchten, mit denen
wir leiden oder die wir zur Hölle wünschen.
Lassen Sie die Details, die Sie unter 2. aufgeschrieben haben, in Ihre fiktiven Charaktere einfließen.
Offenbaren Sie diese Eigenschaften indirekt oder direkt. Machen Sie sich dabei die wörtliche Rede
und die Wirkung von Orten zunutze. Ein spannender Charakter hat meist auch ein Geheimnis, das
er zu verbergen versucht.
Fazit
Spannende Charakter müssen plastisch sein, um den Leser mitzureißen. Je mehr Details Sie im
Voraus bei der "Erstellung" Ihrer Charaktere bedenken, desto lebendiger wirken sie. Lernen Sie von
Ihrem Umfeld und lassen Sie sich von den Menschen im Alltag inspirieren - denn lebensnahe
Charaktere sind immer noch die authentischsten.
Rezension: Silver Linings (Matthew Quick) - 2015-02-22 17:00
David O. Russells Verfilmung wurde in acht Kategorien für den Oscar nominiert, doch eigentlich
gebühren der Roman-Grundlage von Matthew Quick die Lorbeeren. Das Buch geht deutlich mehr in
die Tiefe und anders als im Blockbuster mit Bradley Cooper und Jennifer Lawrence ist der Silberstreif
im literarischen Original wesentlich schwerer zu erringen.
Ein Lehrer verliert den Verstand
Pat Peoples sitzt in der Psychiatrie. Sein vergangenes Leben als verheirateter Lehrer ist nur noch
schemenhaft in seiner Erinnerung vorhanden, ein blasses, fahles Bild von Glück. Doch er bekommt
eine neue Chance: Unter der Auflage, regelmäßig therapeutische Sitzungen zu besuchen, wird Pat
in die Freiheit entlassen. Vorerst kommt er bei seinen Eltern unter und bereits hier entspinnt sich
ein Drama, das den Leser nicht mehr loslässt.
Kuscheltierchen DeNiro
Im Film verkörpert Charakter-Darsteller Robert DeNiro Pat's Vater: Einen gutmütigen, warmherzigen
und liebevollen Altherren, der seinen Sohn zum sakralen Football-Gucken auf die heimische Couch
tätschelt und ihm mit Rat und Tat für die neue Zukunft zur Seite steht.
DeNiros Figur könnte sich nicht deutlicher vom Roman-Vater unterscheiden, der sich für die
Krankheit seines Sohnes schämt. Roman-Pat ringt um die Gunst seiner Eltern und während seine
Mutter ihr Bestes gibt, um ihrem verwirrten Kind Halt und Unterstützung zu geben, hat sein Vater
nur Verachtung übrig. Doch Pat hat ein Ziel vor Augen: Die Re-Union, die Wiedervereinigung mit
seiner Frau Nikki. Voll darauf konzentriert stürzt er sich in die Selbstoptimierung.
Umdeutung der Metaphern
Im Buch ist Football für Pats Vater eine Flucht vor der Realität, bei Regisseur O. Russell hingegen
führt der US-Nationalsport ihn und seinen Sohn zusammen. Sowohl in der Romanvorlage, als auch in
der Verfilmung ist Pat leidenschaftlicher Anhänger der Eagles, doch die Bedeutung der SpielÜbertragung als Symbol für familiäre Dissonanzen wurde Blockbuster-gerecht einfach in eine
zusammenschweißende Aktivität verkehrt.
Wo ist der Silberstreif?
Mit der Kino-konformen Heile-Welt-Moral ging dem Film ein großes Stück Erzählung verloren. Pats
Lage wird verharmlost, der Silberstreif leuchtet bereits in Form eines fürsorglichen Vaters. Auch die
Umstände sind günstiger: Im Film war Pat acht Monate in der Psychiatrie, im Roman waren es
mehrere Jahre, die Ehekrise seiner Eltern wurde komplett rausgeschnitten und die Story mit Gags
angefüttert. O. Russell entschärft den Roman nicht nur, sondern veralbert ihn zusätzlich mit
Auftritten von Chris Tucker.
Doch in Quicks Buch geht es gerade darum, den Silberstreif zu suchen. Er ist nur eine zarte und
äußerst vergängliche Anomalie im bisweilen schmerzhaften Chaos des Lebens. Ohne jenes Chaos
fehlt auch völlig der Moment der Errettung, den Pat durch die abgedrehte Tiffany geschenkt
bekommt. Sie ist der Silberstreif an seinem zuvor so beschränkten Horizont.
Geraubte Spannung
Wer bisher weder den Film gesehen, noch das Buch gelesen hat, dem sei die Lektüre vorab dringend
empfohlen. Denn der Film steigt dort ein, wo der Roman - eben darum spannend und fesselnd bis
zur letzten Seite - aufhört. Matthew Quick vertraut auf seine Leser und so vermeidet er es, die
Umstände von Pats Psychiatrie-Aufenthalt zu früh zu enthüllen. Indem wir der Logik der Geschichte
folgen und dem Autor vertrauen, erfahren wir zum richtigen Zeitpunkt von den dramatischen
Hintergründen.
Der Film geht den genau gegenteiligen Weg: Wir wissen von Anfang an, was geschah und so fühlt es
sich an, als würden wir mit Pat auf einem Tandem ohne Luft auf den Reifen fahren: Alles schleppt
sich dahin, der Erzählung fehlt das Tempo. Genau wie Pats früheres Leben verläuft der Film in
amerikanischen Vorstadt-Bahnen und macht den gleichen Fehler wie viele Roman-Verfilmungen vor
ihm: Er wird bequem.
American Dream again
Während Matthew Quick in seinem bewegenden Roman die Liebe im lebensbejahenden Unverhofft
kommt oft - Sinne feiert, fokussiert sich der Film auf ein anderes Thema, das zu den USA gehört wie
McDonald's: Der American Dream - du kannst alles schaffen, wenn du dich nur doll genug
anstrengst. Es ist eine systemimmanente Illusion, die John Steinbeck bereits vor Jahrzehnten als
solche entlarvte.
Fazit
Damit ein Blockbuster über Herzenswünsche erfolgreich wird, muss der Traum vom großen Glück die
zentrale Rolle spielen, und das weiß Regisseur David O. Russell. Matthew Quick hingegen schreibt
eine unbequeme Geschichte, die sich tief ins Herz vorwagt und damit absolut lesenswert ist.
Tipp: Lesen Sie die englische Version, sprachlich ist sie sehr einfach gehalten und macht mehr
Spaß.
QUICK, MATTHEW: Silver Linings. Roman. Picador, London 2010, 289 S., 8,80 €
2015 - 03
Was ist Mainstream? - 2015-03-01 17:00
Mainstream und Kunst sind zwei Begriffe, die in scharfem Gegensatz zueinander stehen. Aber gibt es
tatsächlich nur das eine oder das andere? Kann Kunst zum Mainstream werden und Mainstream zur
Kunst? Und wie grenzt ein Künstler sich vom Mainstream ab?
Was ist Mainstream?
In der Philosophie habe ich gelernt, mich jedem Problem zunächst durch den Begriff zu nähern.
Versuchen wir das bei Mainstream, erkennen wir schnell, dass es sich um einen Anglizismus handelt,
der in unserer Alltagssprache inflationär gebraucht wird: "Mainstream-Medien", "MainstreamMusik", "Mainstream-Klamotten".
Grob zusammengefasst würde ich sagen, Mainstream ist:
1
2
3
Massengeschmack
Hochmedial
Abhängig von den Konsumenten
Ironischerweise kann alles zum Mainstream erklärt werden und hier gelange ich zum nächsten Punkt
meiner Analyse: Was Mainstream ist, entscheidet der Betrachter. Jener Betrachter erklärt eine
bestimmte Sache/Gruppe/Eigenschaft zum Mainstream und grenzt sich selbst davon ab. Sehr häufig
passiert dies mit einer negativen Konnotation.
Vom Mainstream, also dem Hauptstrom, kann allerdings nur die Rede sein, wenn ein fast schon
totalitärer Bekanntheitsgrad vorhanden ist. Mainstream wird in diesem Zusammenhang mit
geistlosem Massenkonsum gleichgesetzt und gern von "wahrer Kunst" im Underground (schon
wieder ein Anglizismus) abgegrenzt. Aber stimmt das auch?
Ist "wahre Kunst" ein Trugschluss?
Doch nun wird es spannend: Was, wenn aus Underground plötzlich Mainstream wird? Was
geschieht, wenn ein Künstler, der sich selbst "vermarktet", Erfolg hat? Er gelangt in den Fokus der
Öffentlichkeit und wird damit zum Mainstream. Oft bilden sich im Anschluss zwei Lager von
Betrachtern: Die einen, die den Künstler auch weiterhin mögen und ihm den Erfolg gönnen. Und die
anderen, die ihn dafür kritisieren, dass er nun auch "Mainstream geworden ist".
Tatsächlich begehen manche Künstler den Fehler und passen sich dem Massengeschmack an,
anstatt ihrer eigenen Stimme treu zu bleiben. Doch wenn Filmemacher, Autoren, Musiker, Maler,
etc., ihre Werke auf eine breite Masse "zuschneiden" wollen, ist das wenig wertvoll (das ist
allerdings nicht dasselbe, wie als Autor wirtschaftlich zu denken). Kunst bedeutet in meinen Augen,
den Empfänger aufzuwecken, oder wie Franz Kafka es in einem Brief an Oskar Pollak formulierte:
"Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen.
Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu
lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott,
glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns
glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die
auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber
hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein
Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."
Was Kafka hier sagt, ist eine Ohrfeige an den Mainstream der Literatur. Ein Buch, das uns nicht in
unserer persönlichen Entwicklung weiterbringt, das uns nicht unruhig und im tiefsten Sinne
nachdenklich werden lässt, kann bestenfalls als seichte Unterhaltung bezeichnet werden, die im
Unterbewusstsein irgendwo zwischen der nächsten Dschungelcamp-Folge und dem letzten
Discobesuch einsortiert wird.
Solche Unterhaltung ist Mainstream, sie fügt sich einer kollektiven Erwartungshaltung, um Kasse zu
machen. Doch welche Bücher bleiben uns tatsächlich in Erinnerung? Welche empfehlen wir
aufgeregt unserer Familie und unseren Freunden, welche Bücher lesen wir immer wieder oder
zitieren daraus? Es sind Bücher mit neuen, überraschenden oder sogar manchmal schockierenden
Gedankengängen.
Mainstream ist der dreiste Partygast, der alle Gespräche an sich reißt und immer im Mittelpunkt
stehen will. Und wie wird man mit so einem nervigen Gast am besten fertig? Man geht auf Abstand.
Mainstream als Selbst-Profilierung
Es gibt einen guten Grund, warum auch der Begriff Mainstream zum Mainstream geworden ist.
Wenn ich als Künstler etwas in die Kategorie "Mainstream" einordne, dann distanziere ich mich
mit meinem eigenen Tun davon, ich sehe mein Schaffen als höherwertig an.
Nun ist es aber entscheidend, ob die Gruppe, in der ein Künstler sich befindet, genauso denkt. In
diesem Falle erhält er Zuspruch. Ist der Großteil der Gruppe allerdings anderer Meinung, geht der
Schuss nach hinten los. Wir sehen an diesem Beispiel, dass die Bewertung Mainstream eine höchst
subjektive ist.
Was ist denn so schlimm daran?
Manchmal kommt die Frage auf, was denn so schlimm daran sei, auf Mainstream zu stehen. Die
Frage geht in eine ähnliche Richtung wie die Debatte um Überwachung. "Schlimm" ist in Bezug auf
den Mainstream-Konsum ein unpassender Ausdruck.
Natürlich ist es nicht schlimm, gecastete Bands zu hören oder Shades of Grey zu lesen (ok, Zweiteres
ist schon ziemlich schlimm), doch geht es Kritikern am Mainstream darum, die Kultur zu erhalten,
Vielfalt zu fördern und das Ungewöhnliche, das Unbequeme, oder wie Kafka sagen würde - die Axt
für das gefrorene Meer in uns, zum Vorschein zu bringen. Das passiert beim Mainstream leider nicht,
denn ein längst massentauglich gewordenes Produkt wird lediglich vermarktet, gehypt und
kommerzialisiert - aber inspirieren tut es uns nicht mehr.
Das Gegenteil von Mainstream?
Da die Wertung, was Mainstream ist, für jeden einzelnen anders ist (obwohl ich mir sicher bin, dass
ein breiter Konsens darüber besteht, dass so mancher Schund definitiv dazu gehört), lässt sich nur
schwer ein Gegenpol dazu bilden. Für mich ist jede Kunstform außerhalb des Mainstream, die
folgende Qualitäten besitzt:



Individualität
Originalität
Unabhängigkeit
Warum empfinden wir Untergrundkünstler wie Charles Bukowski als Streiter gegen den
Mainstream? Weil sie mit einer eigenen Stimme sprechen und schreiben, sich nicht verbiegen oder
sich ihren Stil vom Markt diktieren lassen. Doch es bleibt eine schmale und schwierige
Gratwanderung für jeden Künstler. Denn was soll man als Autor zum Beispiel tun, wenn der Lektor
einem rät, bestimmte Passagen zu kürzen, Figuren zu streichen oder den Plot zu verändern?
Viele Autoren dürften Änderungen an ihren Manuskripten bis zu ihrer persönlichen
Schmerzgrenze als akzeptabel empfinden, doch ebenso viele dulden keine "Korrekturen" an ihren
Werken. Diese Angelegenheit ist insofern schwierig, da ja auch der Lektor persönliche LeseVorlieben hat und immer nach dem Aspekt der Markttauglichkeit eines Manuskriptes schauen muss.
Mit anderen Worten, es geht ihm um den Massengeschmack.
Fazit
Auch wenn der Begriff "Mainstream" von vielen Personen genutzt wird, um sich selbst und den
eigenen Kultur-Geschmack zu erhöhen, gibt es eine klare Unterscheidung zwischen dem
Massenkonsum, der sich unbedingt verkaufen muss, und der Kunst, die bestenfalls jenem dumpfen
Geschmack den Appetit verdirbt. Diese Perlen in Literatur, Kunst, Musik usw. gilt es zu finden - die
Suche lohnt sich.
Illustration: Maria John Artwork
Privater Lektor - sinnvoll oder nicht? - 2015-03-08 17:00
In meinem Artikel Das ideale Schreibtempohabe ich darauf hingewiesen, dass Autoren einen
privaten Lektor beauftragen können. Doch in welchen Fällen macht das wirklich Sinn?
Lektor = Entlastung
Lektoren sind grob gesagt Lese-Experten. Sie beherrschen die (deutsche) Sprache aus dem Effeff und
Übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben, die weit über die bloße Begutachtung von Manuskripten
hinaus gehen. Mehr über das Berufsbild des Lektors und die Ausbildungsmöglichkeiten erfahren Sie
auf der Webseite des Verbandes der Freien Lektoren. Dort finden Sie auch eine umfassende
Datenbank freier Lektorinnen und Lektoren. Diese Datenbank ist äußerst empfehlenswert, da Sie
hier sehr spezifisch Lektoren nach Sprachkenntnissen, Genre-Schwerpunkten und Spezialwissen
suchen können.
Viele Lektoren bieten inzwischen auch Korrekturarbeiten für Studenten an. Oft gibt es bei
entsprechendem Nachweis sogar einen Rabatt, da lohnt es sich, genau hinzuschauen.
Was Sie von einem Lektor erwarten können (und erwarten sollten)
Lektoren sind nicht dazu da, Ihre Schreibe in den Himmel zu loben. Sie sollen Ihnen mit ihrer
Expertise ehrlich, konstruktiv und beratend zur Seite stehen. Ein Lektor ist allerdings kein Magier wenn Ihr Manuskript nicht gut genug ist, dann ist es so. Private Lektoren sind in der Regel auch keine
Autoren, sie geben Empfehlungen, Ratschläge und Hinweise.
Gute Lektoren
1
2
3
scheuen sich nicht vor Kritik
schreiben Ihr Buch nicht neu, sondern machen Verbesserungsvorschläge
können nur das aus einem Manuskript herausholen, was an Potenzial da ist
Wichtig ist, dass Ihnen der Lektor nicht nach dem Mund redet. Wie überall gibt es auch unter den
Lektoren schwarze Schafe, die Ihnen Honig ums Maul schmieren, damit Sie als Auftraggeber nicht
abspringen. Wenn der beauftrage Lektor jeden Ihrer Texte über den grünen Klee lobt, sollten Sie
skeptisch werden. Sie sind in diesem Fall entweder ein begnadetes Schreib-Genie oder Sie haben es
mit einem unseriösen Lektor zu tun.
Wann benötige ich einen Lektor?
Das kommt ganz darauf an. Ab einem gewissen Punkt habe ich mich dafür entschieden, vorerst auf
private Lektoren zu verzichten und stattdessen Gegenleser zu "engagieren". Diese Entscheidung hat
nichts mit der Arbeit der privaten Lektoren zu tun, mit denen ich sehr zufrieden war. Oft lag es
schlichtweg an den Kosten, die bei einem Roman-Manuskript locker in den dreistelligen Bereich
gehen können - Grenze nach oben offen.
Es ist also immer auch, wie bei jeder Dienstleistung, eine finanzielle Frage, ob man einen Lektor
engagiert. Außerdem sollten Sie sich das Portfolio und die Stärken eines Lektors genau vor Augen
führen. Auf welches Genre ist der Lektor spezialisiert? Welche Qualifikationen machen ihn zum
Experten? Welche Verlagserfahrungen hat er/sie? All diese Punkte sind ausschlaggebend, wenn Sie
einen passenden Lektor für Ihr Projekt suchen.
Braucht jeder Autor einen Lektor?
Nicht zwingend. Ein Lektor ist ein professioneller Prüfer, der Stilbrüche sowie orthografische und
grammatikalische Fehler erkennt. Eine gute Alternative sind aber auch Freunde und
Familienmitglieder, die sehr viel lesen und ein gutes Gefühl für Sprache haben. Wenn man selbst
nicht auf Kriegsfuß mit der Rechtschreibung steht, kommt man damit sehr gut aus.
Doch ein Lektor ist noch in anderer Hinsicht sehr wertvoll - er kann die literarische Qualität eines
Manuskriptes erkennen und eine Prognose für dessen Marktchancen geben. Selbstverständlich
können selbst Lektoren sich in dieser Hinsicht irren, aber zeigen Sie mir einen Beruf, bei dem das
nicht so ist. Wer also darüber nachdenkt, mit seinem Manuskript an einen Verlag heranzutreten und
dahingehend noch keine Erfahrungen hat, sollte einen Lektor um Rat fragen.
Fazit
Als Autor ist man in der Regel Einzelkämpfer, erst recht, wenn man noch ganz am Anfang steht. Ein
privater Lektor kann dabei helfen, den eigenen Schaffensprozess konstruktiv zu unterstützen, das
Manuskript zu verbessern und Sie bei der Erstellung von Exposés und Leseproben zu beraten. Nicht
zuletzt steigern Sie damit Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Veröffentlichung.
Erkundigen Sie sich vor dem Engagement eines Lektors unbedingt nach dessen GenreSchwerpunkt und bitten Sie um einen Kostenvorschlag bzw. eine Kostenübersicht, sofern diese
Informationen nicht auf dessen Webseite zu finden sind. Ein Lektor ist eine gute Investition, wenn er
fair und ehrlich arbeitet und man sich als Autor nicht ausschließlich auf sich selbst und auf
Gegenleser verlassen will.
Rezension: F (Daniel Kehlmann) - 2015-03-15 17:00
Daniel Kehlmann kennt man hierzulande vor allem durch seinen Bestseller Die Vermessung der
Welt. Sein Thriller mit dem unscheinbaren Titel "F" aus dem Jahr 2013 kommt dagegen mit aktuellen
und gewaltigen Themen daher - und zerfasert sich selbst im Versuch, alle gleichberechtigt zu
behandeln.
Schmankerl Sprache
Jede Kritik sollte, wenn möglich, mit etwas Positivem anfangen und so sei vor allem die wunderbare
Sprache gelobt. Der Autor versteht es, diese perfekt auszuloten. Kehlmanns Stil ist das Gegenteil
einer Herz-Symbolik, wie der Charismatiker Till Lindemann sie pflegt und die natürlich auch ihren
Charme hat. Kehlmanns Sprache ist dicht, lebhaft und in einem positiven Sinne technisch.
In diesem Roman finden wir die Kunst der Komprimierung, ohne dass etwas verloren geht. Es
gelingt dem Autor, so viele Details wie nötig und so wenig Schnick-Schnack wie möglich in die
komplizierte Geschichte zu integrieren.
Wir erhalten so einen plastischen Eindruck jeder wichtigen Figur, die Umgebung ist
so reich geschildert, dass wir glauben, uns tatsächlich an diesen Orten zu befinden. Kehlmann
vermeidet es gleichzeitig, uns mit aufgeblähten Metaphern bzw. Vergleichen zu langweilen.
(Leider) eine Familiensaga
Um fair zu bleiben eines vorweg: Ich mag Familiensagen nicht besonders. Für mich gibt es kaum
anstrengendere Literatur als die von aufsteigenden und/oder fallenden Familienclans mit unzähligen
Figuren, deren Namen ich nach zwanzig Seiten wieder vergessen habe.
Am besten, man zeichnet sich noch die Stammbäume parallel zum Lesen nach, um der Struktur und
Logik überhaupt folgen zu können. Zum Glück macht Kehlmann nicht den Fehler und zerrt die
Familie um den anfangs recht tranigen Familienvater Arthur unnötig in die Länge.
Kehlmann erzählt vom Mikrokosmos einer auseinander driftenden Familie und damit vom
Makrokosmos einer auseinander driftenden Gesellschaft: Private Krise, Glaubenskrise, Kunstkrise,
Gewaltkrise und Schaffenskrise - es sind eine Menge Krisen, die Kehlmann in seinem Buch
verarbeiten will und sich genau damit überwirft.
Das Problem mit Familie Friedland
Keine der Figuren kommt auch nur ansatzweise sympathisch rüber. Die Brüder Martin, Eric und Iwan
sind allesamt Betrüger, jeder von ihnen haut seinen Mitmenschen die Taschen voll, sie sind die
reinsten Personifikationen der Kirchen-, Finanz-, und Kunstindustrie. So liest "F" sich in seiner
fragmentarischen Struktur so kafkaesk, dass man Schwierigkeiten hat, Realität und Wahn
auseinander zu halten.
Das ist zu viel für einen Roman mit knapp 400 Seiten. Verworrenes wird nur teilweise und recht
bemüht zusammen geflochten, die Gegensätze sind zu zahlreich, um logisch nachvollziehbar zu
bleiben.
Fazit
Hätte Kehlmann sich auf eine Krise konzentriert, wäre "F" ein eindringlicher Roman mit einer
geschlossenen Handlung geworden. Was dem Schriftsteller sprachlich leicht von der Hand geht,
funktioniert auf der Handlungsebene nicht besonders gut. So bleibt dieser Roman ein
fragmentarischer, nur durch stark konstruiert wirkende Eckpunkte zusammengehaltener, der gleich
mit zehn moralischen Zeigefingern auf das Gewissen des Lesers drücken will.
KEHLMANN, DANIEL: F. Roman. Rowohlt, Berlin 2013, 2. Auflage, 384 S., 22,95 €
Rezension: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (John Green) - 2015-03-22 17:00
Aktuell wird der US-amerikanische Jugendbuchautor John Green international gefeiert. In Das
Schicksal ist ein mieser Verräter erzählt er eine Geschichte um zwei Jugendliche, die dem Tode
geweiht sind - und schildert dabei eine schwerwiegende und ernste Krankheit so "wie es ihm in den
Kram passt".
Inhalt
Die 16-jährige Hazel Grace hat Krebs. Sie wird daran sterben, doch dank eines in der Testphase
befindlichen (fiktiven) Medikaments lebt sie länger als erwartet. Trotzdem ist klar: Hazel wird nie ein
gesundes und sehr wahrscheinlich auch kein langes Leben führen.
In einer Selbsthilfegruppe, zu der sie nur widerwillig geht, lernt sie den charismatischen Augustus
Waters kennen. Fortan gehen die beiden Außenseiter den wichtigsten Abschnitt ihres jungen Lebens
gemeinsam und verlieben sich ineinander.
Wenig Kitsch, aber...
Mit Liebesromanen begeben Autoren sich auf dünnes Eis: Zwar muss dabei nicht zwangsläufig ein
Groschenroman herauskommen, das beweist Green ganz eindeutig. Allerdings ist es objektiv
schwierig, als Erwachsener über die Liebe zweier Jugendlicher zu schreiben.
Der Autor lässt diese Geschichte unter dem Diktat einer der schrecklichsten Krankheiten unserer Zeit
spielen. Was bei so manchem Tastenprügler zu geschmacklosem Schund geworden wäre, bleibt hier
bis zur letzten Seite eine Geschichte mit Tiefgang.
Kalkül
Nicht vergessen werden sollte allerdings, dass Green ein professioneller Autor ist. Für erfahrene
Schriftsteller ist es klar, welche Themen beim Leser ziehen und welche emotionalen Knöpfe zu
drücken sind.
Autoren und Verlage denken nun einmal wirtschaftlich. Ich glaube zwar nicht, dass John Green das
Thema aus reinem Marketingkalkül gewählt hat, allerdings sollte der Faktor Berechnung nicht unter
den Tisch fallen. Mit bestimmten Themen ist es eben wie mit Babyfotos oder Katzenvideos: Sie
wirken immer.
Wie gut Green diese Klaviatur der Gefühle beherrscht, zeigen die Reaktionen seitens der Medien.
Die Kritiken waren unreflektiert hymnisch, und manche sprachen dem Leser
sogar sein Urteilsvermögen ab. So schrieb die Süddeutsche Zeitung:
"Wer hier nicht weint und nicht lacht, fühlt wohl schon lange nichts mehr."
Mit anderen Worten, wer nicht haargenau dieselben Regungen zeigt, ist nicht ganz dicht.
Individuelles emotionales Empfinden gibt es nach dieser Definition nicht mehr.
Hazels Welt
Ein wenig erinnert Das Schicksal ist ein mieser Verräter an Sofies Welt. Philosophische Debatten
ziehen sich durch das Buch, Hazel und Augustus führen Gespräche über die eigene
Bedeutungslosigkeit, das Vergessen, über Lebensqualität, Bedürfnisse und ob geistiges Potenzial ein
Fluch, ein Segen oder beides zugleich ist. Es ist also von allem etwas dabei: Krankheit, Nihilismus,
Herzschmerz - verdächtig viele Ingredienzien für einen typischen Bestseller.
Greens Buch ist trotzdem klug geschrieben, weil es sich auf die Persönlichkeiten von Hazel und
Augustus konzentriert. Zugleich bagatellisiert der Autor das Leiden nicht - ein schwieriger Spagat, der
nur mit hoher Sensibilität glücken kann. Ein großer Kritikpunkt aber ist die Verzerrung der Fakten.
In seiner Danksagung schreibt Green dazu:
"Die Krankheit und ihre Behandlung wurden in diesem Roman fiktiv behandelt. Es gibt zum
Beispiel kein Medikament wie Phalanxifor. Ich habe es erfunden, weil ich wünschte, es würde
existieren."
Kurz darauf wird der Autor noch deutlicher:
"John Sundquist, Marshall Urist, Jonnecke Hollanders haben mir in medizinischen Belangen
ihre Zeit und ihre Fachkenntnis gewidmet, die ich allerdings leichtfertig ignorierte, wenn es
mir in den Kram passte."
Darf ein Schriftsteller auf diese Weise mit der Krankheit Krebs umgehen? Rechtfertigt eine fiktive
Geschichte auch einen fiktiven Krebs? Meiner Ansicht nach hätte Greene durchaus realistisch
bleiben können und sogar müssen, ohne dass der Roman an Qualität eingebüßt hätte. Auch ist die
Wortwahl in der Stellungnahme höchst unglücklich. Ob es an der Übersetzung liegt, kann ich leider
nicht sagen, weil ich das Original nicht zur Hand habe.
Fazit
John Greens Roman ist ein Bestseller in der Jugend- und Erwachsenenliteratur, angefüllt mit Poesie,
Philosophie und (Welt-) Schmerz. Eine clevere Mischung, die auf den Mainstream-Geschmack des
Lesers verdächtig perfekt passt. Kritisch zu sehen ist außerdem, dass der Autor die Krankheit und
ihre Auswirkungen an seine Geschichte anpasst. Nichtsdestotrotz überzeugen die Figuren und
hinterlassen prägende Eindrücke beim Leser
GREEN, JOHN: Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Roman, Carl Hanser Verlag, München 2012. 288
S.,16,90 €
Rezension: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do (Adam Johnson) - 2015-03-29 17:00
Nach dem Skandal um das dröge Seth-Rogen-Filmchen The Interview stand Nordkorea Ende 2014
wieder einmal im Fokus der Öffentlichkeit. Und wieder einmal wurde der krude Staatsapparat
nördlich der Demarkationslinie kopfschüttelnd kritisiert. In dieselbe Kerbe schlägt Das geraubte
Leben des Waisen Jun Do - geschrieben vom US-Autor Adam Johnson.
Inhalt
Der Waise Jun Do ist kein Mensch mehr, er ist eine Killer-Maschine. Zumindest das meiste
Menschliche ist dem Soldatischen gewichen. Jun Do gilt als harter Kämpfer und wird auf eine
Entführungs-Mission geschickt. Zusammen mit Komplizen soll er Japaner nach
Nordkorea verschleppen.
Über Umwege landet Jun Do dann bei Fischern und obwohl er im nordkoreanischen Sinne alles
richtig macht, scheitert er am Doppeldenk des despotischen Systems und findet sich in einem
Internierungslager wieder. Über noch mehr Umwege geht die Reise weiter, doch wohin, sei an dieser
Stelle nicht verraten.
Wahrheit? Fiktion!
Was war nach Erscheinen dieses Pulitzer-Preisträgers nicht wieder für ein Unsinn zu lesen bzw. zu
hören. Der Deutschlandfunk sprach von einem "Blick ins Innere von Nordkorea" und entwickelte
mit kruder Logik eine ganz eigene Wahrheit:
"Und darin liegt der große Reiz und das kleine Problem dieses Romans: Alles, was wir darin
über Nordkorea erfahren, klingt wie ausgedacht und erfunden. Aber nichts davon ist so
absurd, bizarr, lächerlich, grausam, unmenschlich und brutal, dass es nicht doch wahr sein
könnte. "
Das Buch ist also wahr, weil es so falsch ist, dass es wahr sein könnte? Die ZEIT hingegen
versteht den Roman als eine "burleske Fantasie über Amerikas mythischen Erzfeind Nordkorea".
Doch auch hier heißt es in Bezug auf die Geschichte wieder:
"Und wer weiß, ob sie sich nicht doch irgendwo zwischen dem 38. Breitengrad und der
chinesischen Grenze zutragen könnte, zwischen Pjöngjang und dem Gulag Yodok, absurd und
ganz im Stillen."
Man könnte meinen, die Kritiker selbst würden in Nordkorea leben und dürften ihre Meinung
nicht frei äußern. Weshalb sonst trauen sie sich nicht, die Fiktion auch als solche zu benennen, ohne
reflexartig und in vorauseilendem Kulturkadavergehorsam ein "es könnte ja wirklich so sein"
hinterher zu schieben?
Johnson beschreibt nicht Nordkorea, Johnson beschreibt seine Vorstellung von Nordkorea. Das ist
nichts Schlechtes, doch es ist schlicht und ergreifend eine ausgedachte Geschichte mit
Übertreibungen, Auslassungen und Verzerrungen. Und es ist gefährlich, einem Roman Wahrheiten
zuzusprechen, die er nicht hat.
Ein pro-westliches Weltbild
Adam Johnsons Sicht ist deshalb so erfolgreich, weil sie fest im Mainstream etabliert ist. Wir stoßen
hier auf ein großes Paradoxon: Kim Jong-un und sein Regime sind gerade durch
ihre Unberechenbarkeit so berechenbar. Wir können uns darauf verlassen, auch in Zukunft mit
Absurditäten aus diesem verschlossenen Staat versorgt zu werden.
Das birgt selbstverständlich Chancen für die Imagepflege der sogenannten westlichen Welt. So
wurde der Affront um eine Film-Klamotte zu einem Denkmal der Redefreiheit verklärt, wie es der
Filmanalyst Wolfang M. Schmitt jun. so treffend in seinem Video-Blog beschreibt.
Fazit
Das geraubte Leben des Waisen Jun Do ist in keinster Weise aufregend. Auf nahezu 700
Seiten bekommen wir nur eine Aussage eingehämmert: Nordkorea ist böse, Nordkorea ist böse,
Nordkorea ist böse. Anders als George Orwell in seinem Meisterwerk 1984 erschafft Johnson keine
komplexe Gesellschaft. Bei ihm sind alle grausam, hölzern und brutal. Nordkorea bleibt damit das
Waisenkind, das niemand will und das für alles Üble in der Welt verantwortlich gemacht wird.
JOHNSON, ADAM: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do. Roman, Suhrkamp, Berlin 2014. 685 S.,
10,99 €
2015 - 04
Wie finde ich Zeit zum Schreiben? - 2015-04-05 17:00
Schreiben könnte so einfach sein - wenn da nicht der Alltag wäre! Kaum machen wir die Augen auf,
sehen wir einer Batterie von Pflichten und Erwartungen entgegen. Wo soll da noch Zeit zum
Schreiben herkommen? Mit diesen fünf Tipps kann wirklich jeder ein paar Freiräume für die
Kreativität schaffen.
1. Weg mit den Zeitfressern
In meinem Artikel 5 Tipps für mehr Konzentration zeige ich, wie Sie kostbare Zeit gewinnen können,
indem Sie Ablenkungen widerstehen und sich besser organisieren. Smartphone, Social Media,
Games, Fernsehen, Musik - Sie sehen, die Liste der Zeitfresser ist lang. Sein Sie konsequent und
schaffen Sie sich Inseln ohne Ablenkung.
2. Das Unbequemste / Schwierigste / Anstrengendste zuerst
Wenn Sie Ihre Arbeitsweise selbst strukturieren können, gewöhnen Sie es sich an, die schwierigen
Dinge nicht aufzuschieben. Es ist vollkommen menschlich, dass wir Unangenehmes vermeiden
wollen, doch meistens führt dies nur dazu, dass sich die Schwierigkeiten stapeln und in unserem
Hinterkopf herumspuken.
Packen Sie Schwierigkeiten direkt und frontal an. Je häufiger Sie sich diesen stellen, desto mehr
Routine entwickeln Sie darin und werden mit positiven Gefühlen belohnt. Und was unser Gehirn als
Belohnung abspeichert, das tun wir gern und häufig.
3. Sorgen Sie gut für sich
Um alle Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen, brauchen Sie Energie. Die haben Sie aber
nur, wenn Sie ausreichend schlafen, ausgewogen essen und Sport treiben, kurzum - einen gesunden
Lebensstil pflegen. Ich weiß, sie haben das schon hundertmal gelesen - diesmal aber haben Sie eine
wirkliche Motivation: Sie schenken sich damit selbst mehr Energie zum Schreiben!
4. Nutzen Sie die Nacht
Wenn die Welt zur Ruhe kommt, ist der Schriftsteller ungestört - ein Klischee, das einen wahren Kern
hat. Viele Autoren schreiben nachts. Zum einen, weil sie tagsüber arbeiten, zum anderen, weil sie
ihre Ruhe haben und die Nacht eine ganz eigene, meditative Stimmung hat, die sich gut zum
kreativen Arbeit macht.
Übertreiben sollten Sie es natürlich nicht - auch Sie brauchen Ihren Schlaf. Übrigens: Manche
Schriftsteller wecken sich extra früh, um Zeit zum Schreiben zu haben. Finden Sie heraus, wie Ihre
innere Uhr tickt und welches Tempo Sie entwickeln.
5. Bleiben Sie dran
Ein sehr wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Tipp: Bleiben Sie beharrlich. Es ist besser, jeden
Tag eine halbe Stunde zu schreiben, als zwei Wochen lang gar nichts und sich dann fünf Stunden
lang an den Schreibtisch zu zwängen.
Geduld ist eine Tugend, auch beim Schreiben. Verlieren Sie nicht den Kontakt zum Text, sondern
investieren Sie am besten täglich ein bisschen Zeit und Energie.
Fazit
Zeit zum Schreiben zu finden ist nicht immer einfach. Mit den vorgeschlagenen Tipps erweitern Sie
jedoch Ihren Spielraum und können je nach Lebenssituation etwas an den Stellschrauben drehen. Ich
wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!Was sind Ihre Tipps, um mehr Zeit zum Schreiben zu finden?
Selbstbetrug: Wie Sie garantiert nie zum Schreiben kommen - 2015-04-12 17:00
In einem anderen Artikel habe ich ein paar Tipps gesammelt, wie Sie sich besser auf das Schreiben
konzentrieren können. Allerdings bringen alle Tipps dieser Welt nichts, wenn Sie sich nicht einem
Problem stellen, das sehr vielen Autoren begegnet: Dem Selbstbetrug.
Nur mal kurz bei Facebook rein...
Im letzten Jahr hatte ich mir fest vorgenommen, den Tag straff durchzuziehen und erst am späteren
Nachmittag bei Facebook vorbei zu schauen. Soll ich Ihnen sagen, wie oft ich das damals geschafft
habe? Nicht ein einziges Mal. Zwar läuft Facebook bei mir nicht ständig im Hintergrund, aber ich
gehe noch immer viel zu oft rein, um zu schauen, "was so los ist".
Doch damit nicht genug - als Autor und Blogger hat man nicht nur das Problem des normalen
Informations-Streams: Ein Kompendium von Zeitungsartikeln und dem, was Freunde und
"Freunde" eben so in den Kanal blubbern.
1. Beschäftigen Sie sich den ganzen Tag mit Social Media
Wir können uns auch wunderbar darüber hinaus in Gruppen organisieren, die thematisch zu uns
passen, in diesen Gruppen Diskussionen verfolgen und munter Liken, Posten und Teilen. Verstehen
Sie mich nicht falsch: Im Grundsatz sind das großartige Funktionen, mit denen wir uns effektiv
vernetzen können. Durch diese Gruppen habe ich so viele Blogs entdeckt, so viele spannende
Menschen kennen gelernt, dass es sich definitiv lohnt, darin aktiv zu werden.
Problematisch wird es jedoch, wenn Sie Social Media als Selbstzweck und damit als Selbstbetrug
verwenden. Wenn Sie drei Stunden bei Facebook online sind, hat das definitiv nichts mehr mit
Marketing zu tun. Kontaktpflege oder Inspiration kriegen Sie sowieso besser in der Offline-Welt. Es
ist weggeschmissene Zeit, in der Sie nicht geschrieben haben. Die Gefahr dabei: Wir haben trotzdem
das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Wenn wir uns durch die sozialen Medien klicken und fleißig
kommentieren, kann schnell der Eindruck entstehen, wir hätten wirklich etwas geleistet.
Immer dieser Zwang...
Witzigerweise jammern viele Autoren über den subjektiv empfundenen Zwang zum Schreiben,
haben aber kein Problem damit, sich bei Social Media Marketing selbst an die Kette zu legen.
"Einmal pro Tag sollten Sie schon twittern" - eine dieser Regeln, weshalb ich Twitter nicht nutze.
Meine Beiträge erscheinen einmal in der Woche, jeden Sonntag um 17 Uhr. Ähnlich verhält es sich
mit meinen Facebook-Posts. Weniger ist mehr! Sonst nervt es einfach nur gewaltig.
Ich habe dieses Phänomen von zu viel Social Media wie gesagt an mir selbst beobachtet und
gemerkt, dass meine Unzufriedenheit in dieser Zeit wuchs - ich hatte den Eindruck, etwas geschafft
zu haben, doch gleichzeitig wuchs das Gefühl, ich würde auf der Stelle treten. Wissen Sie warum?
Weil ich auf der Stelle trat. Ich hatte an manchen Tagen nichts geschrieben, kein kreatives Wort.
Und natürlich würden viele jetzt sagen, dass das nicht so schlimm ist und man kann ja mal eine
Pause machen usw., aber ich sage, das ist sogar sehr schlimm.
Wer sich dafür entschieden hat, Autor zu sein bzw. es zu werden, für den ist es eine Sünde, nicht
zu schreiben. Man muss nicht jeden Tag schreiben, das stimmt natürlich. Selbst Stephen King macht
wohl am Wochenende Pause und das erscheint mir sinnvoll (er kann es sich mittlerweile aber auch
leisten). Es soll sich ja nicht wie ein Zwang anfühlen, aber man muss jede Menge Disziplin und Feuer
haben, wenn es mit der Veröffentlichung irgendwann klappen soll.
2. Suchen Sie stundenlang nach dem Geheimtipp für Erfolg
Es ist kaum zu glauben, wie viel kreative Energie manche Leute in ihre "Social Media Strategie"
stecken. Da werden stundenlang alle möglichen Blogs abgegrast, nur um herauszufinden, wann denn
die beste Zeit für einen Post ist, wie das allgemeine Nutzerverhalten so aussieht und wie man auf
Facebook am besten seine eigene Zielgruppe anspricht. Auch ich lese leidenschaftlich gern gute
Blogs, doch die besten Blogger ähneln sich alle in einem Punkt: Sie sagen, dass es keine Abkürzung
gibt.
Ob Blogger oder Autor (oder beides): Harte Arbeit ist das Einzige, was zu echtem Erfolg führt. Alles
andere ist Mumpitz. Auch die Autoren, die "entdeckt" wurden, mussten irgendeine Leistung
vorweisen, mit der sie auf sich aufmerksam machten. Blut, Schweiß und Tränen und nicht Likes,
Comments und Tweets führen zum Ziel. Verwechseln Sie nicht das Marketing mit der eigentlichen
Arbeit. Die Social Media Managerin Sabine Hüttner hat in ihrem Blog einen hervorragenden Artikel
dazu geschrieben, wie sehr Facebook, Twitter, etc. uns längst im Griff haben.
3. Hören Sie auf Ihre Selbstkritik und schreiben Sie nie
Ja, kaum zu glauben, aber wahr: Schreiben ist und bleibt der einzige Weg, wenn Sie Autor sein
wollen. Und im Ernst, es ist einfach. Jeder Grundschüler kann schreiben, die Frage ist nur, wie gut Sie
schreiben können. Wenn die Selbstzweifel wachsen, die Selbstkritik jeden Versuch, etwas aufs
Papier zu bringen, unterbinden will, dann hilft nur Schreiben. Es klingt bitter, aber nur so funktioniert
es. Wenn Sie diesen Tipp aufrichtig befolgen, sparen Sie sich eine Menge teurer Schreibcoachings,
die genauso zum Selbstzweck werden können wie Social Media Marketing.
Sie brauchen keine lückenlose Konzeptionierung, wenn Sie ein Projekt anfangen, Sie brauchen Biss.
Sie brauchen Ehrgeiz, Geduld und Durchhaltevermögen. Nichts weiter. Naja, ein Computer wäre
nett, damit Sie Ihre Ideen auch umsetzen können. Alles andere ist Luxus. Schreiben Sie auch dann,
wenn Sie keine Lust haben. Ihr Unterbewusstsein wird trainiert und lernt sukzessive, das Schreiben
als etwas vollkommen Selbstverständliches wie Essen und Trinken anzusehen. Es ist meine tiefe
Überzeugung, dass man Schreiben am besten lernt, indem man schreibt und natürlich auch viel liest.
Das Handwerk kann man sich auch autodidaktisch aneignen.
Denken Sie an die zahlreichen Schriftsteller, die nie einen Schreibkurs besucht haben, und
trotzdem großartige Romane, Kurzgeschichten usw. veröffentlichen. Diese Menschen sind mit der
Literatur verheiratet, sie lieben die Sprache, die Schrift und scheuen keine Mühen. Das und die
Bereitschaft, immer an sich zu arbeiten, sowie den eigenen Stil zu perfektionieren, hat sie zum Erfolg
geführt. Nichts anderes.
4. Planen Sie sich jeden Tag voll
Planen Sie die kommende Woche stets bis auf die letzte Minute aus. Übrigens ist Planen ein weiterer
wunderbarer Selbstbetrug - hier können wir mit schicken Kalendern, Business-Apps,
Zeitmanagement-Tools usw. Stunden zubringen. Wir können uns in komplexe Software einarbeiten,
und damit es sich so richtig lohnt, dieselbe Software auch auf unserem Tablet und unserem
Smartphone einrichten und permanent synchronisieren.
Um auf wirklich nichts verzichten zu müssen, sollten Sie sich stets den kompletten Tag vollplanen:
Vom Einschalten der Kaffee-Maschine am frühen Morgen bis hin zum Auseinanderfalten der
Bettdecke am Abend. Versuchen Sie, allen gerecht zu werden und lassen Sie keinen Raum für
Spontanität (die ja für Kreativität ganz schädlich sein soll), sondern geben Sie sich jeder Zerstreuung
wie Serien, Filmen und Partys hin.
5. Arbeiten Sie an mehreren Projekten gleichzeitig
Wenn Sie von Projekt zu Projekt springen, maximieren Sie Ihre Chancen, mit gar nichts fertig zu
werden. Am besten öffnen Sie vier Word-Dokumente gleichzeitig und lassen im Hintergrund laute
Musik laufen, während Sie ihre Ideen aufschreiben. Springen Sie immer wieder zwischen den
einzelnen Plots hin und her, damit Sie so richtig durcheinander kommen.
Übrigens meine ich damit nicht, mehrere Projekte zu haben, an denen man arbeitet, das tue ich
auch, aber zyklisch, nicht auf einmal. Jedes meiner Projekte, egal ob damit ein Roman, der Blog oder
ein Job gemeint ist, bekommt die ihm gebührende Aufmerksamkeit - dann aber auch voll und ganz,
ohne Ablenkung oder Hin-und Her-Springen.
Fazit
Die einzige, effektive Methode, um zum Schreiben zu kommen, ist, es einfach zu tun. Trainieren Sie
Charaktereigenschaften wie Disziplin, Durchhaltevermögen, Ausdauer und Konzentration, indem Sie
sich immer wieder zum Schreiben aufraffen. Es ist ein harter Weg, besonders am Anfang, aber wer
hat jemals gesagt, dass es leicht sein würde, die Früchte vom Baum zu holen?
Illustration: Maria John Artwork
Lesetipp: In der Misosuppe (Ryu Murakami) - 2015-04-19 17:00
Der Roman um einen mysteriösen Amerikaner im Herzen Japans gilt als brutaler Schocker.
Tatsächlich aber ist In der Misosuppe deshalb so erschreckend, weil die Geschichte mehr einer
Gesellschaftsanalyse als einer Fiktion gleicht.
Der amerikanisch-japanische Alptraum
Frank ist ein Tourist und treibt sich im Neonlicht-erhellten Tokio herum. Doch Frank möchte nicht
nur die leuchtende, strahlende Seite der Stadt kennen lernen und bittet daher den 20-jährigen
Einheimischen Kenji um eine Führung durch das Rotlichtmilieu.
Frank bezahlt für drei Tage im Voraus und so freut Kenji sich, einen so lukrativen Kunden an Land
gefischt zu haben. Bis sich herausstellt, dass irgendetwas an diesem Fang faul ist.
Franks dunkles Geheimnis
Ein wenig erinnert der Plot an den Film Collateral mit Tom Cruise und Jamie Foxx. Plötzlich
verschmilzt Kenji, ähnlich wie Taxifahrer Max im Film, mit einer Welt, von der er sich bisher immer
gut auf Distanz halten konnte. Der Leser gerät durch die intrinsische Perspektive umso mehr in den
Sog dieses fesselnden Romans, da dieser aus Kenjis Sicht geschrieben ist.
Das grauenhafte Geheimnis des US-Touristen zu verraten, vermeide ich an dieser Stelle. Nur so viel
sei gesagt: Der Wolf im Schafspelz treibt sich in japanischen Gefilden herum.
Der Kollaps des Konsums
Was Kenji seinen Kunden bisher verkaufte, war der Zugang zur Tokioter Unterwelt der Prostitution,
der Gewalt und der Peepshows. Wie ein Wanderer zwischen den Gesellschaftsschichten bewegte
sich der junge Erwachsene, doch mit Frank ist diese vermeintliche Sicherheit vorbei.
Ryū Murakami beschreibt im fatalistischen Aufeinandertreffen der beiden ungleichen Charaktere
Frank und Kenji eine kalte Konsumwelt, in der Geld über menschliche Würde steht. Umso
konsequenter ist, dass Frank das, was er tut, im Rotlichtmilieu tut.
Murakami spiegelt in seinem Roman die Absurdität der japanischen Gesellschaft wieder. Mit
Santoku-scharfer Präzision schneidet er in seinem verstörenden und analytischen Charme das
Unfassbare in gut portionierte Häppchen. In der Misosuppe liest sich wie ein physikalischer und
moralischer Kollaps, nichts passt zusammen und doch stimmt auf abstoßende Weise alles. Umso
ironischer und treffender ist es, dass Murakami für seinen Romantitel ein japanisches
Nationalgericht auserkoren hat.
Fazit
In der Misosuppe ist ein tunnelartiges Panoptikum der japanischen Gesellschaft: Laut, schrill, und
unerbittlich. In sezierender Stringenz stellt Murakami das Elend auf Tokios Straßen und
Wohnzimmern dar. Dieser Roman ist nichts für "schwache Gemüter", wie man so schön sagt. Doch
genau das macht ihn zu einer schwarzen Perle der Literatur.
MURAKAMI, RYU: In der Misosuppe. Roman. KiWi Taschenbuch, Berlin 2006, 208 S., erhältlich bei
Drittanbietern
Autoreninfo: Ryū Murakami ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller Japans.
Seine oftmals nihilistisch anmutenden Werke setzen sich mit Themen wie Drogen, Selbstmord und
Promiskuität auseinander. Durch seine Kurzgeschichte mit dem Titel Almost Transparent
Blue erlangte er erste Anerkennung. Murakami wird häufig mit dem japanischen Autor Haruki
Murakami verwechselt, zu dem jedoch keine verwandschaftliche Verbindung besteht.
Lesetipp: Das beste Buch der Welt (Peter Stjernström) - 2015-04-26 17:00
Die Schweden sind bekannt für ihre talentierten Autoren. Vor allem im Thriller-Genre sind
Namen wie Henning Mankell und Stieg Larsson weltberühmt. Dass schwedische Schriftsteller auch
witzig und kritisch sein können, beweist Peter Stjernström mit Das beste Buch der Welt.
Inhalt
Titus Jensen war einmal ein erfolgreicher Schriftsteller. Jetzt ist er nur noch ein
heruntergekommener Säufer, der sich auf peinlichen Show-Lesungen erniedrigt. Organisiert
werden diese Lesungen von der Dichter-Legende Eddie X, Schwedens schmierigstem und gleichzeitig
beliebtestem Herzschmerz-Wortakrobaten.
Eines Abends kommt Titus eine Idee: Er will einen Bestseller schreiben, der jeden anspricht. Eine
wilde Liebesgeschichte mit Action-Elementen und natürlich jeder Menge Humor soll es
werden. Aufgeregt erzählt er Eddie X von seinem Plan - und löst damit eine unheilvolle
Kettenreaktion aus.
Die Mühlen mahlen
Peter Stjernström liefert mit seinem Roman eine bitterböse Satire über den Literaturbetrieb. Was
wie harmlose Sonntag-Nachmittag-Lektüre daherkommt, entpuppt sich schnell als Kritik an der
reinen Ökonomisierung von Büchern.
Jensens Verlag wird von einer machthungrigen Frau beherrscht, die sich nicht um literarischen
Anspruch schert - ihr geht es ums Verkaufen. Deshalb arbeitet sie sogar mit einem ihr verhassten
Schriftsteller zusammen. Hauptsache, die Zahlen stimmen. Jensens Vorschlag passt da so perfekt in
das Verlagsprogramm wie ein Streber auf das Internat.
Entsprechend wird der sperrige Autor entmündigt: Um den Roman schreiben zu können, von dem
der Verlag sich bares Geld verspricht, muss Jensen sein Manuskript auf einem Laptop mit AlkoholTest-Röhrchen schreiben. Nur wenn er nüchtern ist, fährt das Gerät hoch.
In der Spirale
Als Werbetexter und Ghostwriter kennt Autor Stjernström den Wert von Texten genau. Sein eigener
350-Seiten-Roman ist eine äußerst gelungene Parabel - ist er doch selbst ein Bestseller geworden
und hat damit ähnlich wie Nackt kam die Fremde bewiesen, dass das Bewertungssystem von
Verlagen manchmal absurden Maßstäben gehorcht.
Jensen hat einen Bestseller über die Entstehung eines Bestsellers geschrieben. Und auch in der
Erzählung nehmen die Redundanzen nicht ab: Ein Schriftsteller schreibt über einen Schriftsteller, der
mit einem Schriftsteller über das Schreiben eines Buches spricht. Und wir Leser stecken mittendrin in
dieser Spirale von Konsum und Empfehlung, die zu mehr Konsum führt, was zu weiteren
Empfehlungen führt. Ganz ähnlich verhält es sich mit Büchern wie Das geraubte Leben des Waisen
Jun Do oder Das Schicksal ist ein mieser Verräter.
Fazit
Der Erfolg von Das beste Buch der Welt wirft die Frage auf, welche Bücher die größte
Aufmerksamkeit bekommen und wie weit die rein ökonomische Orientierung im Literaturbetrieb
fortgeschritten ist. Gerade in seiner Leichtigkeit trifft der Roman ins Herz des Lesers, der bei aller
Komik schnell merkt, dass die Geschichte einen ernsten Hintergrund hat.
STJERNSTRÖM, PETER: Das beste Buch der Welt. Roman. DuMont Buchverlag, Köln 2014, 350 S.,
16,99 €
Autoreninfo: Peter Stjernström ist ein 1960 geborener schwedischer Autor, Ghostwriter und
Werbetexter. Stjernström hat in seiner Heimat bisher drei Bücher veröffentlicht. Auch Übersetzerin
Wibke Kuhn ist mit Schwedenkrimis bestens vertraut: Sie transferierte Bestseller wie Der
Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, sowie die Millenium-Trilogie von Stieg
Larsson ins Deutsche.
2015 - 05
Wie ich zum Schreiben kam - 2015-05-01 14:45
Auf Wunsch von Jenny, die den Blog Imaginary Lights führt, schildere ich heute meine Einstellung zum
kreativen Schreiben und welche Entscheidungen mich auf meinen Weg gebracht haben.
Die Leidenschaft
Manche Menschen betreiben das Schreiben als ein Hobby. Sei es, weil es sie entspannt, oder weil sie
insgeheim vom Bestseller träumen. Für mich war Schreiben jedoch nie ein Hobby, wenn ich auf
meine bisherige Entwicklung zurückblicke. Vor einigen Jahren sagte jemand in diesem
Zusammenhang einen Satz, der mich prägte:
„Schreiben ist für dich kein Hobby, es ist dein Bedürfnis.“
Da hatte es Klick bei mir gemacht. Nachdem ich diese Worte gehörte hatte, beobachtete ich mich
selbst. An Tagen, an denen ich nicht schrieb, fehlte mir etwas. Es war, als würde ich meine
Ausdruckskraft nicht ausleben, die ein elementarer Aspekt für meine innere Zufriedenheit ist. Also
begann ich, regelmäßig zu schreiben.
Und siehe da: Ich fühlte mich ganzheitlicher, erfüllter. Mein erstes Buch Russenstern erschien und
ich war euphorisch, zuversichtlich und sicher, dass dies ein Riesen-Knaller werden würde. Dem war
aber nicht so. Stattdessen wurde mein Debut in einer Tageszeitung mit hoher Auflage scharf
kritisiert. Das war ein Schlag in die Magengrube, nachdem ich zuvor durchgehend positive
Reaktionen erhalten hatte, was wenig überraschte, da diese Reaktionen seitens meiner Familie und
meinen Freunden kamen.
Wachstum und Kritik
Trotzdem habe ich durch diese unangenehme Erfahrung viel gelernt. Etwa, auf meine Intuition zu
hören. Als angehender Autor muss man sich ohnehin viel ums Marketing kümmern und kann auf
eigene Faust entscheiden, wem man sein Werk anbieten will.
Das ist ein Tipp, den ich grundsätzlich geben kann: Überlegen Sie sich gut, mit
wem Sie zusammenarbeiten möchten. Wenn es sich nicht richtig anfühlt, dann lassen Sie es lieber
bleiben. Sie sollten sich bei jedem Auftrag bzw. bei jeder kreativen Arbeit frei und wohl fühlen.
Schritt für Schritt
Mein Werdegang verläuft sukzessive und das finde ich auch gut so, denn ich glaube an das
Sprichwort „Alles zu seiner Zeit“. Natürlich habe ich mir manchmal gewünscht, schon viel weiter zu
sein und war genervt von Rückschlägen und Enttäuschungen. Ich betrachtete meine Entwicklung in
diesen Momenten als „zu langsam“. Doch jede Entwicklung hat ihr eigenes Tempo und so übe ich
mich jeden Tag in Geduld, denn ich weiß, dass ich mit Besonnenheit eher dran bleibe und mir ein
solides Fundament schaffe.
Bloggen als Schreibtraining
Irgendwann, es muss gegen Ende 2013 gewesen sein, blickte ich auf meine Homepage und dachte:
Die muss unbedingt frischer werden, da muss Leben rein. Bis zu diesem Zeitpunkt wirkte sie starr
und langweilig und ich dachte mir: Wie kann ich das ändern? Ein neues Design musste her, klar, doch
das genügte mir nicht. Also startete ich meinen Blog. Seitdem schreibe ich regelmäßig Beiträge, was
meine Fähigkeiten in puncto Schreiben, Organisation und Kreativität fördert. Durch den Blog haben
sich im Laufe der Zeit auch spannende Kooperationen ergeben.
Veröffentlichung
Ich glaube, um sich als Autor wirklich weiter zu entwickeln, muss man veröffentlichen. Dazu gibt es
ja heutzutage mehr als genug Möglichkeiten: Vom Selfpublishing über Kleinverlage findet sich immer
ein Weg, das eigene Buch unter die Leute zu bringen. Oder Sie starten einen Blog und vernetzen sich
mit anderen Autoren, um Textproben auszutauschen.
Die Erfahrungen, die man in diesem Zusammenhang sammelt, sind sehr wertvoll. Denn das
Schwierigste auf diesem Weg ist das Durchhalten. Eine mutige Entscheidung für ein besseres Leben
zu treffen ist toll, aber diese Entscheidung auch durchzuziehen und das während der Durststrecken
(und die kommen auf jeden Fall), ist eine ganz andere Herausforderung.
Es muss ja nicht gleich eine Buchveröffentlichung sein. Seit 2008 schreibe ich Rezensionen für den
Leipzig Almanach, das war ein guter erster Kontakt mit der Welt des Online-Journalismus. Es ist ein
tolles Gefühl, seinen Beitrag in einem Medium mit schönem Layout und passenden Bildern
veröffentlich zu sehen.
Nach und nach lehnte ich mich immer weiter aus dem Fenster und traute mir mehr zu. So würde ich
es jedem empfehlen, der veröffentlichen will: Klein anfangen und sich langsam steigern, dann fühlt
es sich nach natürlichem Wachstum an.
Ich will Schriftsteller werden
Trotz meiner Leidenschaft für das Schreiben und obwohl ich wusste, dass dies meine Lebensader ist,
dauerte es lange, bis ich mit eigener Überzeugung dazu stehen konnte. Im Philosophie-Studium
musste ich mir des Öfteren überhebliche Fragen anhören. „Was kann man damit machen?“ oder
„Wirst du danach Taxifahrer?“ sind nur zwei Beispiele, die mir immer wieder mit süffisantem
Unterton entgegen gebracht wurden.
In unserer heutigen Zeit ist ein Studium für viele eine erweiterte Berufsausbildung. Studenten von
heute sollen schnell durch den Bachelor und den Master rauschen, um in der Wirtschaft zu
funktionieren. Für kritisches Denken, wie es in der Philosophie kultiviert wird, bleibt da kein Platz.
Wo bleibt die Kreativität?
Eine ähnliche Geringschätzung wie die Geisteswissenschaften erfahren leider auch die Künste, deren
Früchte zwar jeder leidenschaftlich gern konsumiert und auch zum Überleben als Mensch braucht,
deren Entstehung jedoch kritisch beäugt wird.
Manchen Leuten mutet es seltsam an, wenn ein Autor, Musiker, Maler, etc. Erfolg hat und gutes
Geld damit verdient. Neid, Häme und Missgunst sind dann die Folgen. In diesem Kontext überrascht
es mich eigentlich nicht, dass ich damals, als noch alles am Anfang stand, sehr zurückhaltend mit
meinem Berufswunsch umgegangen bin.
Abenteuer Selbstständigkeit
Seitdem ich den Mut gefasst habe, meinem Ziel fokussiert und mit Disziplin zu folgen, ist das Leben
spannend, denn an jedem Tag komme ich meinem Traum ein Stück näher. Es fühlt sich an wie ein
Abenteuer, bei dem ich mich frage: Wie weit kann ich es schaffen? Das herauszufinden spornt mich
an. Die Neugier und meine Souveränität sind dafür wesentliche Konstanten, aus denen ich viel Kraft
schöpfe.
Und mit jedem Wort, mit jeder Geschichte, die ich erzähle, werde ich besser in meinem Stil, in
meinem Ausdruck und lerne mich selbst näher kennen. (Viel) Übung macht eben den Meister.
Motivation durch Menschen
Ein gutes soziales Netz ist mir sehr wichtig. Es gibt kaum etwas Erbaulicheres als Menschen, die mir
immer wieder sagen, dass Sie meine Beiträge lesen oder sich z.B. jeden Blogpost ausdrucken und
diese sammeln wie einen Schatz.
Es sind also nicht nur die beruflichen Stationen, die mich weitergebracht haben, sondern auch die
Leute, die meine Texte lesen und mich unterstützen.
Fazit
Schreiben ist eine großartige Tätigkeit und meine Berufung. Mittlerweile kann ich das mit Stolz
sagen. Natürlich ist meine Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen, das wird sie nie sein. Aber
genau das macht es ja so spannend. In diesem Sinne freue ich mich auf neue Ideen für Romane,
Kurzgeschichten, Blogbeiträge und bedanke mich bei all meinen Lesern, die diese Freude mit mir
teilen.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Blogparade „Über den Tellerrand“, organisiert von Kato.
Lesetipp: Im Schwarm (Byung-Chul Han) - 2015-05-03 17:00
Smartphones, Web 2.0, Cloud-Computing, Mobile Banking: Wir leben auf der digitalen Überholspur.
In seinem Buch Im Schwarm warnt der Philosoph Byung-Chul Han davor, dass wir zu schnell und zu
rücksichtslos auf diesem Datenhighway unterwegs sind.
Die verkümmernde Kommunikation
Es ist ein kleines Büchlein, das Autor Han da geschrieben hat, doch der Inhalt hat es wortwörtlich in
sich. Han steht dem globalen Trend der sogenannten Vernetzung höchst skeptisch gegenüber und
befürchtet die Auflösung der Privatsphäre. Soziale Netzwerke bereichern uns nicht, sie bestehlen
uns. Durch sie verlieren wir unsere Privatsphäre und werden zu Menschen, die sich permanent im
öffentlichen Raum bewegen, so Hans These.
Alles nur noch optimiert, bitte!
In Hans scharfer Analyse, die mit allem abrechnet, was die digitale Moderne zu bieten hat, geht es
ganz zentral um die Sehnsucht nach Beständigkeit. Paradox ist das insofern, weil wir von einem
extrem schnelllebigen Medium sprechen. Doch Han durchschaut das Bedürfnis dahinter:
"Wir flüchten uns in die Bilder angesichts der als unvollkommen empfundenen Realität. Es
sind nicht Religionen, sondern Optimierungstechniken, mit deren Hilfe wir uns der Faktizität
wie Körper, Zeit, Tod, etc. entgegenstellen." (S.43)
Wir erschaffen uns eine perfekt polierte, digitale Welt, um der realen Welt zu entfliehen. Wenn
wir durch den Social-Media-Äther irren und Instagram-polierte Selfies hochladen, tauchen wir ein in
eine Scheinwelt, in der alles Unbequeme draußen vor der Tür bleibt.
Verlust der Konzentration
Han benennt die Folgen dieser technischen Entwicklung klar beim Namen: Informationsüberflutung.
Wir selektieren nicht nur das, was wir anderen zeigen, nein, wir kriegen auch noch viel zu viel
selbst ab. Ein regelrechter Informations-Krieg tobt und unser über Jahrmillionen entwickeltes Gehirn
reagiert darauf mit Überforderung, deren Symptome der Psychologe David Lewis als Information
Fatigue Syndrom bezeichnete.
Das ausufernde Angebot an jederzeit verfügbaren Informationen erschwert die
Entscheidungsfindung enorm. In Zeiten des perfektionistischen Web 2.0 quälen sich die
sogenannten Digital Natives immer mit der Frage: Habe ich genügend Informationen eingeholt? Ist
das jetzt wirklich der richtige Weg? Anstatt konzentriert zu bleiben und der eigenen Intuition zu
folgen, verlieren wir uns in einem unendlichen Strom von Angeboten und Möglichkeiten.
Fazit
Byung-Chul Han liefert mit Im Schwarm einen scharfen und berechtigten Augenöffner. Wie wenige
Autoren zuvor entlarvt er Social Media als freiwillige Selbstausbeutung und die Verwandlung des
menschlichen Auges zu einer omnipräsenten Überwachungskamera.
Mehr Technik, mehr Web, mehr Vernetzung - all das führt Han zufolge zu mehr Isolation, mehr
Oberflächlichkeit und mehr Entfremdung vom echten Sozialleben.
HAN, BYUNG-Chul: Im Schwarm. Ansichten des Digitalen. Matthes & Seitz, Berlin 2013, 107 S., 12,80
€
Autoreninfo: Byung-Chul Han ist Professor für Philosophie an der Universität der Künste Berlin. Han
wurde in Seoul geboren und promovierte 1994 in Freiburg. Zu seinen Schwerpunkten zählen unter
anderem die Medien-, Sozial- und Kulturphilosophie. Als Wissenschaftler, Essayist und Autor
beschäftigt er sich kritisch mit den Illusionen unserer Zeit in Bezug auf Freiheit, Individualität und
Neoliberalismus. In diesem Zusammenhang ist Byung-Chul Hans Gastartikel in der Süddeutschen
Zeitung wärmstens zu empfehlen.
„Wir sind die stillen Revolutionäre“ - Dr. Steffi Burkhart über die Generation Y - 2015-05-10 17:00
Bild: Dr. Steffi Burkhart
Steffi Burkharts Weg verlief zunächst klassisch: Abitur, Studium, Job im Großkonzern. Doch schnell
merkte sie, dass starre Strukturen und Fremdbestimmung nicht zu ihr und zu vielen anderen der
Generation Y passen. Mit Coachings, Büchern und Vorträgen bereitet die promovierte
Gesundheitspsychologin Unternehmen auf eine dynamische und hochvernetzte Generation vor.
Kritik an der Generation Y ist in den letzten Jahren sehr populär geworden. Du aber gehst einen
Schritt weiter und suchst den Dialog. Warum?
Weil ich eine Kluft zwischen dem Mindset der jungen Generation und den Glaubenssätzen vieler
Unternehmen wahrgenommen habe. Mir ist es wichtig, die Gedanken der Generation Y mitzuteilen.
Oft habe ich dabei festgestellt, dass Diskussionen zu diesem Thema in die falsche Richtung gehen.
Anstatt unser Mindset als Chance zu erkennen, wird die Gen Y häufig als respektlos und frech
bezeichnet. Es ist wichtig, dieser unfairen Haltung mit Aufklärung entgegen zu wirken.
Was würdest du an unserem aktuellen Bildungssystem (Schule, Studium, etc.) ändern?
Unsere Bildungssysteme müssen an die aktuelle Komplexität der Arbeitswelt angepasst werden. Wir
brauchen Lehrer, die weniger bürokratisch sind und die Welt da draußen kennen. Schüler und
Studenten müssen lernen, sich selbst zu organisieren, sowie kritisch und unabhängig zu denken.
Bildungseinrichtungen dürfen nicht mehr nur auf reine Wissensvermittlung ausgelegt sein. Denn das
kann sich heute jeder selbst aus dem Netz zusammensuchen.
Und es entscheiden ja nicht Noten darüber, wie ich meine Leistung umsetze, sondern wie gut ich
mich in Themen einarbeiten kann – das ist doch relevant. Denkbar wären zum Beispiel neue
Unterrichtseinheiten, um sowohl analog, als auch digital studieren zu können und basierend auf
eigenen Interessen.
Müssen nur die Unternehmen sich an die Ansprüche der Generation Y anpassen oder sollten auch
die jungen Leute ihre Erwartungen überdenken?
Nach wie vor herrscht in vielen Unternehmen das mehrstufige Top-Down-Prinzip: Vorgesetzte
denken vor und entscheiden, Mitarbeiter haben auszuführen. Warum sollen wir uns von der
Arbeitswelt bevormunden lassen und in dasselbe Hamsterrad wie unsere Eltern treten? Schließlich
haben wir gesehen, dass dieser Weg nicht glücklich macht. Was wir einfordern, trägt ja auch dazu
bei, Unternehmen erfolgreicher und die Mitarbeiter insgesamt glücklicher zu machen.
Auf der anderen Seite ist es wichtig, als junger Mensch offen für das Erfahrungswissen älterer
Mitarbeiter zu sein und alte Denk- und Handlungsansätze zu respektieren.
Was gefällt dir an der Generation Y und was nicht?
Wir beherrschen das Digitale perfekt. Wir können uns enorm schnell vernetzen und flexibel sein,
weil wir mit drei wichtigen Entwicklungen groß geworden sind: Globalisierung, wachsende
Komplexität und der Umgang mit Technologie. Zwar hat die Generation vor uns das Internet
erfunden, aber wir wissen damit umzugehen.
Probleme sehe ich bei den Jüngsten unserer Generation, die die Uni mit Anfang 20 verlassen und in
ihrer Persönlichkeit überhaupt nicht ausgereift sind, weil sie im Bachelor bzw. Master nur auf gute
Noten geschaut haben. Denen fehlen oft die Kreativität und die Inspirationsfreude, weil sie jahrelang
darauf getrimmt wurden, auswendig zu lernen. Es ist eben wichtig, auch schon als Student
Wirtschaftsluft zu schnuppern und eigene Ideen zu entwickeln.
Was zeichnet dich als Expertin auf dem Gebiet aus?
Ich selbst betrachte mich ja nicht als Expertin, sondern als Sprachrohr. Ich habe mich sehr intensiv
und aus mehreren Perspektiven mit dieser Thematik auseinander gesetzt und bin in meinem eigenen
Leben an Grenzen gestoßen, die ich nicht einfach hinnehmen wollte.
Wenn es um die Gen Y geht, dann sind meist die Akademiker im Fokus. Haben Menschen mit
Ausbildungsberufen dieselben Chancen auf Selbstverwirklichung wie Studierte?
Nach wie vor gilt ja das Prinzip Change it, love it, or leave it. Niemand muss in einem Job bleiben, der
ihm nicht gefällt. Natürlich muss ich mir in diesem Zusammenhang dann die Frage stellen: Welche
weiteren Kompetenzen habe ich noch? Auch hier kommt uns die Digitalisierung zugute, weil sie alte
Strukturen aufbricht.
Wir brauchen junge Leute, die auf allen Ebenen innovativ denken – sowohl im Handwerk, als auch in
der Unternehmensführung. Oft ist es ja so, dass wir an zwei, drei verschiedenen Projekten dran sind
und die Erfahrungen, die wir dabei sammeln, Unternehmen einen Mehrwert liefern. Zum Beispiel
könnte eine Verkäuferin in der Backstube ein cooles Online-Marketing aufziehen oder der
Handwerker einen Online-Verkaufsshop für die aus Holz gebauten Kinderspielplätze.
Einige Unternehmen stellen einen Feel-Good-Manager ein, um die schlechte Stimmung zu heben.
Was hältst du davon?
Bevor ich als Unternehmen damit anfange, einen Feel Good Manager einzustellen, muss ich erst
einmal meine eigenen Hausaufgaben machen. Nur einen Feel Good Manager zu beschäftigen, in der
Hoffnung, dass dadurch das Klima besser wird, ist der falsche Weg. Es reicht eben nicht, ein paar
Obstkörbe hinzustellen oder eine Party zu organisieren.
Die Mitarbeiter müssen sich ernst genommen fühlen, eine intrinsische Motivation entwickeln. Daher
sollten Unternehmen sich fragen: „Was sind unsere Schmerzpunkte und wo müssen wir den
Mitarbeitern entgegen kommen?“ Hierzu besteht die Möglichkeit, einen Feel Good Manager
einzustellen – dann muss dieser aber an relevanten Entscheidungsprozessen beteiligt werden.
In ihrem Blog schreibt Dr. Steffi Burkhart über die Generation Y, Personalentwicklung und
Karrierewege. Darüber hinaus arbeitet sie im Think Tank GEDANKENtanken in den Bereichen
Akademie, Training und Konzeption.
Mehr zum Thema "Generation Y" finden Sie in meinem Artikel bei der Huffingtonpost.
Blogsammlung vom 15.05.2015