11 Fäden aus Insektenspucke Lebenszyklus des Seidenspinners (Bombyx mori) Ein Seidenspinner gehört zur Ordnung der Schmetterlinge. Ein ganzer Lebenszyklus dauert etwa 6 Wochen. 1. Stadium: Ei 4. Stadium: erwachsener Schmetterling Nach der Befruchtung im Sommer legt ein Weibchen in 3-10 Stunden ca. 400 Eier und stirbt eine Woche danach. In der Natur ruhen die Eier bis zum nächsten Frühling. Bei der Aufzucht durch den Menschen wird die Ruhephase verkürzt. Etwa 45 Tage nach dem Schlüpfen weicht der fertige Schmetterling mit seinem Speichel ein Loch in den Kokon und kriecht heraus. Dabei zerstört er den langen Seidenfaden. Zz 2. Stadium: Raupe (auch: Larve) Aus jedem befruchteten Ei schlüpft eine Raupe. Sie beginnt sofort zu fressen, und zwar nur die Blätter des Weißen Maulbeerbaumes (Morus alba). Schon nach 6 Tagen ist die Raupe so gewachsen, dass sie aus ihrer zu klein gewordenen harten Haut platzt. Weil sie immer weiter frisst, muss sie sich noch dreimal häuten. 26 Nach ca. 33 Tagen wiegt die Raupe 10.000 Mal so viel wie am ersten Tag. Etwa 40 % ihres Gewichtes machen das Seidenprotein Fibroin und der Seidenleim Sericin aus. So wie man Zahnpasta aus einer Tube drückt, „spuckt“ die satte Raupe jetzt aus Drüsen an ihrem Maul dieses Fibroin-Sericin-Gemisch aus. Im Kontakt mit Luft härtet der „Spuckefaden“ aus. Er wird 800-1200 m lang. Damit spinnt sich die Raupe einige Tage lang in einen völlig geschlossenen Kokon ein. zz z z z z 3. Stadium: Puppe In diesem Kokon vor Feinden geschützt wirft die Raupe ihre letzte Haut ab. Darunter trägt sie schon die Puppenhaut, in der ihr Körper jetzt die Gestalt eines Schmetterlings ausbildet. Diesen Gestaltwandel nennt man Metamorphose. Wie man Seide gewinnt Die aus den Eiern geschlüpften Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Weißen Maulbeerbaums Morus alba. Die Lebenszyklen von Baum und Schmetterling müssen aufeinander abgestimmt werden. Das bedeutet, dass wenn die Blätter austreiben, gleichzeitig auch die Raupen schlüpfen müssen. Durch kühle Raumtemperatur kann man das Schlüpfen verzögern, durch Wärme beschleunigen. Der geschlüpfte Schmetterling auf einem Seidenkokon. Die Raupen sind hoch sensibel, deshalb liegt ihre Aufzucht traditionell in der Verantwortung von besonders fürsorglichen Frauen, den sogenannten „Raupenmüttern“. Die Raupen werden auf Bambuskörben ausgelegt und darauf mit zerkleinerten frischen Blättern des Maulbeerbaums gefüttert. Wenn der Kokon fertig ist, greift der Mensch in den Lebenszyklus ein. Die Puppe wird in heißem Wasser getötet und man beginnt, den Faden abzuwickeln, den die Raupe um sich gesponnen hatte. Die losen Enden der Fäden (Filamente) mehrerer Kokons werden mit den Fingern aufgenommen und zusammengeführt. Sie verkleben durch ihren Leim miteinander zu einem stärkeren Faden. Durch das fortlaufende Ankleben immer neuer einzelner Kokonfäden kann ein praktisch beliebig langer Seidenfaden erzeugt werden, der auf einer Haspel zu einem Strang aufgewickelt wird. Der naturweiße Faden kann jetzt gefärbt und gewebt werden. © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 27
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