Lebenszyklus des Seidenspinners Lebenszyklus des

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Fäden aus Insektenspucke
Lebenszyklus des Seidenspinners (Bombyx mori)
Ein Seidenspinner gehört zur Ordnung der Schmetterlinge. Ein ganzer Lebenszyklus dauert
etwa 6 Wochen.
1. Stadium: Ei
4. Stadium: erwachsener Schmetterling
Nach der Befruchtung im Sommer legt ein
Weibchen in 3-10 Stunden ca. 400 Eier und
stirbt eine Woche danach. In der Natur ruhen
die Eier bis zum nächsten Frühling. Bei der
Aufzucht durch den Menschen wird die
Ruhephase verkürzt.
Etwa 45 Tage nach dem Schlüpfen weicht der
fertige Schmetterling mit seinem Speichel
ein Loch in den Kokon und kriecht heraus.
Dabei zerstört er den langen Seidenfaden.
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2. Stadium: Raupe (auch: Larve)
Aus jedem befruchteten Ei schlüpft eine
Raupe. Sie beginnt sofort zu fressen,
und zwar nur die Blätter des Weißen
Maulbeerbaumes (Morus alba).
Schon nach 6 Tagen ist die Raupe so
gewachsen, dass sie aus ihrer zu klein
gewordenen harten Haut platzt. Weil sie
immer weiter frisst, muss sie sich noch
dreimal häuten.
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Nach ca. 33 Tagen wiegt die Raupe 10.000
Mal so viel wie am ersten Tag. Etwa 40 %
ihres Gewichtes machen das Seidenprotein
Fibroin und der Seidenleim Sericin aus.
So wie man Zahnpasta aus einer Tube drückt,
„spuckt“ die satte Raupe jetzt aus Drüsen an
ihrem Maul dieses Fibroin-Sericin-Gemisch
aus.
Im Kontakt mit Luft härtet der „Spuckefaden“
aus. Er wird 800-1200 m lang. Damit spinnt
sich die Raupe einige Tage lang in einen völlig
geschlossenen Kokon ein.
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3. Stadium: Puppe
In diesem Kokon vor Feinden geschützt
wirft die Raupe ihre letzte Haut ab. Darunter
trägt sie schon die Puppenhaut, in der ihr
Körper jetzt die Gestalt eines Schmetterlings
ausbildet. Diesen Gestaltwandel nennt man
Metamorphose.
Wie man Seide gewinnt
Die aus den Eiern geschlüpften Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern
des Weißen Maulbeerbaums Morus alba.
Die Lebenszyklen von Baum und Schmetterling müssen aufeinander abgestimmt
werden. Das bedeutet, dass wenn die Blätter austreiben, gleichzeitig auch die Raupen
schlüpfen müssen. Durch kühle Raumtemperatur kann man das Schlüpfen verzögern,
durch Wärme beschleunigen.
Der geschlüpfte Schmetterling auf einem
Seidenkokon.
Die Raupen sind hoch sensibel, deshalb liegt
ihre Aufzucht traditionell in der Verantwortung von besonders fürsorglichen Frauen, den sogenannten „Raupenmüttern“. Die
Raupen werden auf Bambuskörben ausgelegt und darauf mit zerkleinerten frischen
Blättern des Maulbeerbaums gefüttert.
Wenn der Kokon fertig ist, greift der Mensch
in den Lebenszyklus ein. Die Puppe wird in
heißem Wasser getötet und man beginnt,
den Faden abzuwickeln, den die Raupe um
sich gesponnen hatte. Die losen Enden der
Fäden (Filamente) mehrerer Kokons werden mit den Fingern aufgenommen und
zusammengeführt. Sie verkleben durch ihren Leim miteinander zu einem stärkeren
Faden. Durch das fortlaufende Ankleben
immer neuer einzelner Kokonfäden kann
ein praktisch beliebig langer Seidenfaden
erzeugt werden, der auf einer Haspel zu
einem Strang aufgewickelt wird. Der naturweiße Faden kann jetzt gefärbt und gewebt
werden.
© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen.
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