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Freizeitsport
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Wer sich neue Laufschuhe
kauft, vertraut oft auf das
Nachfolgemodell eines
früheren Favoriten. Das ist
nicht in jedem Fall ratsam.
Von Robert Peterhans
Zum Start in die Laufsaison gehört bei vielen
Freizeitsportlern neues Schuhwerk: Nie
werden so viele Laufschuhe gekauft wie im
April. Eine Orientierungshilfe bei der
unüberschaubar wirkenden Auswahl sind
Klassiker; Modelle, die von den Herstellern
seit vielen Jahren im Sortiment geführt
werden. Die Zahl hinter dem Modell steht
für die Modifikationen des Schuhs. Zwar ist
beispielsweise der jetzige Nike Pegasus 31
punkto Technologie und Materialien nicht
mit dem ersten Pegasus von 1983 vergleich­
bar. In den Entwicklungsstufen eines Klassi­
kers bleiben aber Gemeinsamkeiten beste­
hen, die bei den Fans für einen Wiedererken­
nungseffekt sorgen sollen. Dazu sagt Bruno
Steiger, Einkäufer Sport bei Jelmoli und
selber Volksläufer: «Das gleiche Modell zu
kaufen, ist sinnvoll, da es meist in dieselbe
Kategorie gehört wie das Vorgängermodell.»
Nicht alle Hersteller haben frühere
Modelle bis heute weiterentwickelt. Aber alle
Unternehmen, die Klassikerpflege betreiben,
geniessen bei Läufern einen besonderen
Rückhalt. Schliesslich entwickelt man zum
Modell, das man einmal für sich entdeckt
hat, eine starke Bindung. So hofft man, dass
die jährliche Erneuerung des Lieblings­
schuhs moderat ausfällt. Und geht das
Gerücht um, die Produktion werde einge­
stellt, wird schnell ein Vorrat angelegt. Dani
Thörig schwört seit rund zehn Jahren auf den
Asics Kayano. Änderungswünsche hat der
Langstreckenläufer keine, im Gegenteil: «Der
Schuh war für mich von Anfang perfekt.»
Als Start in die Geschichte des modernen
Laufschuhs gilt die Verwendung einer
gedämpften Mittelsohle. Der Brütting Road­
runner von 1970 zählt dabei als Pionier und
ist noch immer erhältlich. Diese Urform
eines Klassikers ist heute nicht mehr state of
the art. Andrerseits sind diverse vermeintlich
revolutionäre Innovationen längst wieder
vom Markt verschwunden. Einen Klassiker
zeichnet aus, dass er sich an eine breite
Zielgruppe richtet und dass keine extremen
Marketingversprechen gemacht werden.
Insgesamt sind die Neuerungen der letz­
ten Jahre und Jahrzehnte im Interesse der
Läufer. Die schweren, steifen Treter der Ver­
gangenheit wünscht sich eigentlich niemand
zurück. Doch wie viel Innovation verträgt es,
damit man den Lieblingsschuh wieder­
REUTERS
Wann sich die Treue zum
Laufschuh-Klassiker lohnt
Auch wenn das
Wetter manchmal
garstig ist: In keinem anderen Monat
werden so viele
Laufschuhe verkauft
wie im April.
erkennt und ihm die Treue hält? Demetrius
Rinderknecht hatte einst den Brooks Adrena­
line zum Favoriten auserkoren. Nach einer
Erneuerung konnte er sich nicht mehr mit
dem Schuh anfreunden und stieg um auf
eine andere Marke. Der ambitionierte Hob­
bysportler sagt: «Zwar weiss man bei einer
Modellreihe ungefähr, was man erwarten
kann. Aber man bleibt vielleicht eher zu
lange beim gleichen Schuh und entwickelt
dadurch seinen Laufstil nicht weiter.»
Sich beim Kauf neuer Laufschuhe nicht
den Kopf zerbrechen zu müssen, ist eine
verlockende Aussicht. Doch auch wenn der
Favorit aus den Regalen verschwunden ist
oder nicht mehr passt, kann der Kauf glück­
lich enden. So findet man für sich vielleicht
einen Laufschuh, der aufgrund seiner Kate­
gorisierung einst nicht beachtet wurde. Oder
man lässt sich im Fachgeschäft auf eine aus­
Volksläufe im Frühling
• 11. April: Bündner Frühlingslauf
• 18. April: Rotseelauf
• 25. April: 20 km de Lausanne
• 26. April: Aargauer Volkslauf
• 1. Mai: Sihltaler Frühlingslauf
• 9. Mai: GP Bern
führliche Beratung ein, was früher überflüs­
sig schien. Die Suche nach einem neuen
Lieblingsschuh kann sich zusätzlich lohnen,
weil sich mit den Jahren nicht nur die Lauf­
schuhe verändert haben, sondern auch die
eigenen Füsse sowie die Ansprüche und die
Möglichkeiten. Für die Füsse von jungen, gut
trainierten Läufern findet sich in der Regel
schneller ein passender Schuh als für ältere
Semester, die trotz zeitweiligen Beschwer­
den weiterhin Sport betreiben wollen.
Mit etwas Erfahrung entwickelt man eine
persönliche Strategie für den Laufschuh­
Kauf. Dazu sagt Martina Jöhr, eine Outdoor­
Sportlerin: «Grundsätzlich stelle ich fest,
dass ich eher neue Laufschuhe ausprobiere,
wenn ich fit bin und keine Wehwehchen
habe. Sobald es mich irgendwo zwickt, ver­
traue ich dem sicheren Wert des Klassikers.»
Sichere Werte sind Klassiker heute auch für
die Hersteller. Darum werden die Läufer bei
der Suche nach einem Schuh weiterhin auf
bekannte Modelle treffen, die die Qual der
Wahl erleichtern, aber nicht ausschliessen.
Der Autor ist Initiant und Gesamtleiter des
Lauftreffs CityRunning
(www.cityrunning.ch) in Zürich.
Klassiker im Test
Nur einer
ist noch
ganz
der Alte
Der Brütting Roadrunner ist der
aussergewöhnlichste Schuh im
Test. Er kam 1970 auf den Markt
und wird bis heute ohne wesent­
liche Modifikationen in Deutsch­
land produziert. Bei seiner Pre­
miere war er eines der weltweit
ersten Modelle mit gedämpfter
Mittelsohle und gilt darum als
ein Vorbild des modernen Lauf­
schuhs. Die Blütezeit des Road­
runners waren die siebziger
Jahre. Doch wie läuft sich der
Lederschuh mit Gummisohle für
den Sportler von heute? Auffal­
lend ist das bequeme Fussbett,
ungewöhnlich straff ist hingegen
das Laufgefühl. Dass hinter dem
Roadrunner tatsächlich ein Lauf­
schuh steckt, merkt man bei der
Tempobeschleunigung, die er
wie auf Schienen mitmacht. Erst
beim Gewicht von 450 g fällt
negativ auf, dass keine High­
End­Materialien und ­Technolo­
gien zum Einsatz kommen.
Das erste Pegasus­Modell von
1983 war bereits mit Luftdämp­
fungs­Elementen ausgerüstet,
für die Nike bis heute bekannt
ist. Die einen mögen das typisch
weiche Nike­Laufgefühl, andere
empfinden es als schwammig.
Der Nike Air Zoom Pegasus 31
verfügt über eine Passform, in
der man sich auf Anhieb wohl
fühlt. Ein eigentliches Leicht­
gewicht ist er nicht, aber für
Läufer mit aktivem, eher tempo­
orientiertem Stil ist er ein dyna­
mischer Trainingspartner. Nike
preist den Pegasus 31 als Schuh
für längere Distanzen an. Wenn
die Füsse Unterstützung brau­
chen, ist er jedoch nicht die rich­
tige Wahl. Allroundqualitäten
bietet dafür die Sohle: Sie passt
auf Asphalt wie auf Naturwegen.
Der Kayano enthält alle tech­
nischen Innovationen von Asics
und gilt als Flaggschiff des japa­
nischen Unternehmens. Gerade
diese Techniklastigkeit konnte
in der Vergangenheit aber eine
abschreckende Wirkung haben,
galt der Kayano doch lange als
schwer und steif. Heute spricht
er von allen vorgestellten Klassi­
kern die breiteste Zielgruppe an
und kann auch von Sportlern
probiert werden, die eigentlich
Schuhe ohne Stützelemente
bevorzugen. Verblüffend ist die
Gutmütigkeit des Kayanos. So
funktioniert er auch, wenn man
keinen perfekten Laufstil hat
und in gemütlichem Tempo
unterwegs ist. Gemäss Hersteller
besteht ein Kayano aus 90 ver­
schiedenen Teilen. Im Test fällt
auf, dass der Schuh auf kleinste
Signale reagiert, sich etwa genau
so aufsetzen und abrollen lässt,
wie man es sich wünscht. Das
macht ihn speziell für längere
Läufe zu einer guten Option.
Der Adrenaline ist der Best­
seller von Brooks, einem ameri­
kanischen Unternehmen, das
seit 1914 existiert und gänzlich
auf Laufausrüstung spezialisiert
ist. Einst galt der Adrenaline als
eher steifer Stabilschuh. Um ihn
leichter zu gestalten, wurde die
Zwischensohle in der neusten
Version mit dem Dämpfungs­
element verschmolzen. Zusätz­
lich soll der Adrenaline jetzt
durch vermehrte Flexkerben
und Aussparungen in der Aus­
sensohle flexibler zu laufen sein.
Für vor­ oder mittelfussorien­
tierte Läufer fühlt sich der Adre­
naline trotz Flexkerben störrisch
an. Und der komfortorientierte
Läufer kommt durch das härtere
Aufsetzen der gröber struktu­
rierten Aussensohle weniger auf
die Rechnung. Robert Peterhans
Brütting Roadrunner
Old-School-Laufschuh aus Leder,
der seit 1970 nahezu unverändert
produziert wird. Bequemes Fussbett, aber straffes Laufgefühl, an
das man sich erst gewöhnen muss.
Unisex. 450 g in Grösse 44,
€ 189.98 (Webshop).
Nike Air Zoom Pegasus 31
Die neuste Version des legendären
Dämpfungsschuhs. Geeignet für
beschwerdefreie Füsse, die auch
bei langen Läufen keinen Support
benötigen. Frauen- und Männerversion. 290 g in Grösse 44,5,
Fr. 149.90.
Asics Gel Kayano 21
Klassischer Trainingsschuh, der an
viele Füsse passt. Korrigiert Nachlässigkeiten unauffällig und ist
speziell für längere Läufe ein verlässlicher Begleiter. Frauen- und
Männerversion. 340 g in
Grösse 44,5, Fr. 249.90.
Brooks Adrenaline GTS 15
Stabilschuh mit kräftigen Stützelementen. Ursprünglich für
(schwere) Fersenläufer konzipiert,
soll mit zusätzlichen Flexkerben
jetzt mehr Dynamik ermöglichen.
Unisex. 330 g in Grösse 44,5,
Fr. 209.90.