Cover Bestseller Beck Holzer - CSR-Blog

Was im Leben wirklich zählt: Coverinterview
Alles in die
größte Kraft
Frage nicht, was der Markt braucht. Frage, wofür
dein Herz leuchtet. Der blinde Alpinist Andy Holzer
und der Musiker Thomas Andreas Beck zeigen, wo unser
größtes kreatives Potenzial liegt, und rollen bestehendes
Wirtschaftsdenken von hinten neu auf.
Interview von Doris Raßhofer
Fotografiert von He Shao Hui
Wirtschaft der Freude. Sie haben sich vor
Jahren kennengelernt. Thomas Andreas
Beck, seines Zeichens Businesscoach und
Musiker, war zu einem Vortrag des blin­
den Extrembergsteigers Andy Holzer ein­
geladen. Noch in derselben Nacht schrieb
Beck ein Mail an Holzer – mit einer
Sprachdatei im Anhang. Schließlich kön­
nen Blinde ja nicht vom Bildschirm ab­
lesen, so sein Gedanke. Die Nachricht:
„Du hast mich erfasst, umgehauen und er­
mutigt. Ich würde dich gerne treffen.“ Am
nächsten Tag klingelte das Telefon und
Holzer war dran (er stammt aus Osttirol):
„Hey Thomas, da isch da A
­ ndy. Wos isch’n
des fir a Onhong in dein Mail? Des krieag i
ned auf …“ Lachkrampf, als Beck sein An­
sinnen erklärte. „I hab doch so a Pro­
gramm, desch ma olles vualesn tuat“, klärte
Holzer auf. Zwei Wochen später waren sie
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gemeinsam in den Lienzer Dolomiten –
der blinde Osttiroler schleppte den W
­ iener
Sehenden durch die Bügeleisenkante den
Berg hinauf. Der Sehende nimmt darauf­
hin den Blinden mit zum Tauchen. Und so
weiter. Zwei „wuide Hund“, würde man
sagen. Wären sie nicht beide hochreflek­
tiert, was unser Wirtschaftsgeschehen und
-gebaren betrifft – jeder auf seine Weise,
jeder aus seiner Position heraus.
Wir trafen beide am Wiener Flughafen.
Im Transitbereich. Zwischen Vortrag und
Konzert. Mit Hochsicherheitsvorkehrun­
­
gen wurden wir in das neue Restaurant
Zugvogel gelotst, das mit seinem unge­
wöhnlichen Design und seiner freien Aus­
sicht den perfekten Rahmen bot, um ge­
meinsam Wirtschaft neu zu denken. Ein
berührendes Gespräch über Verletzungen,
Grenzen, Kreativität und Lebendigkeit.
bestseller 1 | 2015
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„Ich hab die Sonnenstrahlen
auf meiner Haut gespürt –
und wieder hat sich die Erde
einmal umsonst gedreht.“
Andy Holzer
Warum halten Sie Ihr Gegenüber für einen
guten Gesprächspartner zum ­Thema „Wirt­
schaft neu denken“?
Thomas Andreas Beck Der Andy ist ein ide­
Unternehmers gerutscht, der jährlich fünf
Prozent Gewinn machen muss. Es gibt kei­
nen Gewinn. Es gibt nur A
­ usgleich.
ales Vorbild, wie ein Leben voller Freude,
Leidenschaft und trotzdem voll wirtschaft­
lichen Erfolgs aussehen kann. Er ist das
Gegenteil von einem Jammerer. Und für
­
mich verkörpert er dieses berufene Arbei­
ten. Berufung hat immer etwas mit einer
Prägung im Leben zu tun, vielleicht auch
mit einer Verletzung oder Einschränkung.
Und du, Andy, lebst uns vor, wie man in
­allen möglichen und unmöglichen Lebens­
umständen nicht nur das Beste daraus
macht, sondern Freude und Wertigkeiten
den richtigen Platz behalten.
„Unternehmen Mensch“ – was verstehen
Sie darunter?
Holzer Ein Unternehmen nutzt die Ressour­
Andy Holzer Der Thomas ist mit allen ­Wassern
der Wirtschaft gewaschen, er ist schon auf
unterschiedlichsten Standbeinen gestanden,
war Baggerverkäufer, Familienvater, Unter­
nehmensberater, Musiker, Coach. Er hat
viel ausprobiert, ist hingefallen, hat was an­
deres versucht. Alles Dinge, die das Unter­
nehmen Mensch überhaupt erst zu einem
Unternehmen werden lassen. Wir sind hier
nicht im Paradies auf der Erde, sondern im
Versuchslabor. Der Tom hat ­immer viel zu­
gelassen, sich nie versteift und ist vor allem
nicht auf die eingefrorenen Bahnen eines
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cen, die uns diese Erde bietet. Sei es für wirt­
schaftliche Zwecke oder für menschliche.
Neben Ihren 200 Bergtouren im Jahr halten
Sie rund hundert Vorträge vor Managern.
Was kann die Wirtschaft von Ihnen lernen?
Holzer Dass die Reduktion das Ziel ist.
Was heißt das?
Holzer Nicht immer Ausschau zu halten,
was man noch alles haben könnte, was es
noch alles geben sollte. Erst wenn weniger
da ist – und das geht bei mir bis zum
Augenlicht –, hast du die Möglichkeit,
­
wirklich kreativ zu werden.
Sie haben besondere Kreativität entwickelt,
wenn es um das Unvermögen anderer geht.
Holzer Das ist richtig. Ich hab mich darauf
konzentriert, die Unsicherheit meines Ge­
genübers wegen meiner Blindheit vorzeitig
abzufangen – und zwar bevor er sich dessen
bewusst wird, dass ich eigentlich blind bin –
denn dann würde er mich sofort als
ist von Geburt an blind. Um
trotzdem das Leben leben zu
können, das er sich vorgestellt
hat, war er gezwungen, kreative
Wege zu finden. Heute erklimmt
der Osttiroler die höchsten Ber­
ge der Erde und organisiert Ex­
peditionen in die entlegensten
Gegenden der Welt. Er ist ein
begehrter Vortragender zum
Thema „Blind Leadership“ und
Gast in vielen Talkshows. Seine
Botschaft: Grenzen sind da, um
kreativ überwunden zu werden.
Das Buch dazu: „Balanceakt.
Blind auf die Gipfel der Welt“.
überhaupt nicht entdeckt, weil er hier nie
geprüft wurde. Für mich sind Menschen mit
Behinderung die größten, aufrüttelndsten
Vorbilder, die unsere Gesellschaft zur Ver­
fügung hat – sie haben die Endlichkeit und
Begrenztheit für sich genutzt. Sie sind
angstfrei und dankbar fürs Leben. ­Vorbilder
in Sachen Lebendigkeit.
Wie?
Holzer Als ich gerne mit anderen Rad fahren
Verletzung als Chance?
Beck Jeder Mensch hat seine größte Kraft
wollte, hab ich mir in die Speichen ­meines
Vorderrades Spielkarten geklebt, so dass das
beim Fahren so schön gerattert hat. Das fan­
den die anderen natürlich toll und haben es
sofort nachgemacht. Und das war auch das
Ziel: Ich musste ja die anderen dazu bringen,
diese Spielkarten zu nutzen. Das war mein
Peilsender, damit ich sie h
­ ören konnte.
dort, wo seine größte Verletzung ist – auch
psychisch. Dort hat er das meiste gelernt, um
dem großen Druck an dieser Stelle zu ent­
kommen. Deshalb frage ich immer: Welche
Verletzung hat dich wie geprägt? Was hast
du hier Herausragendes gelernt? Und die
nächste Frage: Wer braucht das? Denn dort
liegt deine Berufung. Wo du deine größten
Verletzungen zu konstruktiven Werkzeugen
machen kannst. Dort ist der individuelle
Erfindungsreichtum am größten.
Holzer Ich kann heute sagen, die Blindheit
ist die Voraussetzung für meinen Erfolg.
Früher war ich für die Leute im Dorf der
­arme Trottel. Jetzt sehen sie, dass ich in
Helsinki, in Hamburg, in Barcelona bin, sie
sehen, dass ich eine Schweinekohle ver­
diene. Da sagt der Nachbar: „Ist ja klar, der
kann das ja machen, der ist ja blind. Wir
­Sehenden müssen immer noch am Fließ­
band arbeiten.“ Was ich damit sagen will:
Vielleicht sollten wir genau das, was wir
nicht haben, zum Werkzeug zu machen.
Sie zu bitten, Ihnen beim Radfahren zu
­helfen, wäre keine Option gewesen?
Holzer Allein die Frage hätte mich schon
disqualifiziert. Denn dann wäre ihnen auf­
gefallen, dass sie jetzt mit einem Blinden
Rad fahren sollen. Und darauf hatte natür­
lich niemand Lust. Mit den Spielkarten aber
haben die Sehenden nicht gecheckt, dass sie
mir Blindem damit helfen. Und ich konnte
dabei sein. Aus demselben Grund habe ich
auch früh angefangen, meinem Gegenüber
beim Gespräch in die Augen zu schauen –
das klingt jetzt blöd, ich weiß (lacht). Ich
­orte die Position seines Gesichtes aufgrund
seiner Stimme und versuche ihm so das
Gegenüber zu bieten, das er für eine für
­
ihn natürlich wirkende Gesprächssituation
braucht. Bevor der andere also seine Unsi­
cherheit spürt, überlege ich mir schon, was
er braucht, um kompatibel mit mir zu sein.
Und dann muss ich mir natürlich noch über­
legen, wie komm ich damit zurecht, was er
braucht. Ich muss also zweimal vorausgrei­
fen. Und diese Notwendigkeit des Voraus­
denkens gilt in der Wirtschaft genauso: auf
das Bedürfnis des Gegenübers bereits eine
Antwort parat zu haben, bevor es seine
­Unsicherheit überhaupt spürt.
Das weibliche Prinzip – Empathie statt
Macht und Rechthaben.
Holzer Völlig richtig.
Beck Damit ist der Andy das beste Beispiel
für meine These: Wo Menschen ihre größte
Verletzung haben, haben sie die größten Fä­
higkeiten und Begabungen entwickelt, um
ihre Verletzungen zu überwinden. Fähig­
keiten, die ein normaler Mensch an sich
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Thomas, zu Ihnen kommen Manager, weil
sie etwas ändern möchten. Was fehlt ihnen?
Beck Ich erlebe das größte Defizit in einem
Mangel an Berührbarkeit. Alle müssen auf
Schiene ticken und sind meist grob isoliert
von sich selbst und ihrem eigenen Leben.
Es keat oanfach mehr gschmust?
(Anm.: Slogan der TEDxDonauinsel 2014.)
Beck Ja, das auf jeden Fall (lacht). Aber ich
meine Berührung im Sinn von sich öffnen,
etwas zulassen, sich von Themen, Menschen,
von Beziehungen wieder seelisch b
­ erührbar
zu machen.
Wie?
Beck In meiner Arbeit sind die größten
Fortschritte immer durch Entschleunigung
entstanden. Raus aus der Rille. Einfach ein­
mal loszulassen, die Stille auszuhalten und
dem, was da ist, den Gefühlen und Ängsten,
Raum zu geben. Einmal nicht sagen, was los
ist, einmal nicht wissen, was es zu tun
Andreas Unterkreuter
Andy Holzer
solches behandeln und mich ausgrenzen.
Deshalb muss ich mein Handicap in den
Köpfen anderer auslöschen. Wenn die Kin­
der in meinem Dorf beim Spielen gemerkt
hätten, dass ich blind bin, hätten sie mich
nicht mitspielen lassen. Also musste ich sie
austricksen, damit sie vergessen, dass ich
blind bin.
Andy, Sie propagieren die Notwendigkeit
der Abhängigkeit in unserer Gesellschaft.
Auch ein unpopulärer Ansatz – in Zeiten,
wo Unabhängigkeit als höchstes Gut gilt.
Holzer Unabhängigkeit ist der größte
Schwachsinn unserer Gesellschaft, denn
diese Welt wurde vom Schöpfer nicht für
Unabhängige gemacht. Es gibt hier nicht
­eine einzige Zelle, die unabhängig wäre. Es
ist jeder Grashalm vom Regentropfen ab­
hängig und jeder Regentropfen von der
Verdunstung am Ozean. Wenn wir einmal
eingestehen, dass diese Abhängigkeit nicht
grausam ist, und dass es sie nicht zu be­
kämpfen gilt, haben wir viel erreicht. Na­
türlich möchte ich am Berg nicht von jedem
abhängig sein. Welch Glück, haben wir un­
sere Intelligenz mitbekommen, sodass wir
uns aussuchen können, von wem wir uns
abhängig machen wollen, wirtschaftlich wie
menschlich.
Beck Diejenigen, die sich besonders um
Unabhängigkeit bemühen, die besonders
alles alleine schaffen wollen, die um ihre
­Alleinstellungsmerkmale kämpfen, um ihre
Marktführerschaft, das sind die Abhängigs­
ten von allen: nämlich abhängig von ihrer
Angst, abhängig zu werden, ihre Selbst­
bestimmung zu verlieren, unterzugehen,
gefressen zu werden.
Dazu gibt es ein Lied von Ihnen: „Bitte, geh
doch weg zu mir“ …
Beck Da beschreibe ich genau diese Angst:
Bevor ich mich von dir berühren lasse und
mich damit abhängig mache, bleib ich lie­
ber allein, aber ich hab dich gern, deshalb
bleib mir fern.
Paradox …
Beck Mühsam. Ungesund. Diese Angst
treibt uns in die Isolation, in scheinbar
recht gut funktionierende Sicherheits- und
Abwehrsysteme. Vor allem aber hat sie den
Verlust von Kreativität zur Folge. Wir hal­
ten die Steigerung von zwölf auf 14 Prozent
Marktanteil für einen Erfolg. Weil wir nicht
wissen, was möglich gewesen wäre, wenn
wir unsere alten Ängste über Bord gewor­
fen hätten und uns mit den fünf wildesten
Marktteilnehmern in einem co-kreativen
Prozess zusammengetan hätten. Vielleicht
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hätten wir ein ganz neues Feld eröffnet,
vielleicht eine Utopie erschaffen.
Sie beschreiben die „Wirtschaft der Freude“?
Beck Ja. Wirtschaft der Freude ist das Er­
gebnis einer freudvollen Lebensführung.
Wo wir fehlerbereit sind. Wo wir risiko­
bereit sind. Wo wir spielen wollen …
Holzer … Wo wir hinausgehen ohne Er­
folgsgarantie. Deshalb habe ich den Tom
nach einigen Bergtouren, wo ich den Vor­
stieg übernommen hatte, gebeten, mit mir
einmal tauchen zu gehen. Wir haben beide
nicht recht gewusst, wie das wohl gehen
wird. Aber es war ein richtiges Unterneh­
men im oben genannten Sinn (lacht).
Beck Leider wird „Wirtschaft der Freude“
oft falsch verstanden: „Du wiegelst mir
meine Mitarbeiter auf. Die sollen arbeiten,
nicht spielen.“ Wirtschaft der Freude aber
bedeutet nicht, dass wir aufhören zu arbei­
ten und nur noch tun, was grad lustig ist.
Sondern dass wir unser Talent mit voller
Freude in die Welt bringen.
Sie beide haben diesen Platz gefunden.
Aber viele sind gefangen in Gehorsam, Ab­
hängigkeit und Funktionieren. Wie kommt
man in seine Berufung?
Beck Da sind wir wieder bei der vom Andy
genannten Reduktion. Dem radikalen Weg­
lassen von allem, was dir keinen Spaß
macht, wo du nicht in deiner Kraft bist.
Müßiggang always and everywhere?
Beck Überhaupt nicht. Manch einem macht
es Freude, Menschen aus einem brennenden
Haus zu retten. Das Gegenteil von Muße.
Holzer Aber jetzt sag ich dir mal was. Man
muss da schon auch aufpassen, wer das hier
liest. Denn ein 25-Jähriger kann das nicht
machen, was du da sagst. Da geht’s um Pflicht
und um Kür. Bevor du in die Kür gehst, von
der du sprichst, muss jeder Mensch auch ein­
mal gelernt haben, wie hart es sein kann –
und sein muss –, einmal e­twas wirklich
durchzuziehen. Man darf nicht immer alles
hinschmeißen, nur weil es grad mal keinen
Spaß macht und grad nicht leicht ist.
Beck Parallel zum Weglassen geht es um
die volle Konzentration auf das, was mir
­total taugt. Denn wenn ich nur weglasse,
was mir nicht taugt, aber es begeistert mich
noch nichts, dann bleibt nichts übrig. Lass
nicht weg, wo du ins Schwitzen kommst.
Lass weg, was nicht das Deine ist. Das, was
du nur so halbherzig machst, weil du
glaubst, es tun zu müssen.
Thomas
Andreas Beck
ist Businesscoach, Berater,
Lieder­macher und Gründer
der Initiative „Wirtschaft der
Freude“. Die Zeiten, als er
seine Klienten in schicken ­
Büros empfing, sind vorbei.
Er hat den Glamour gegen eine
Hütte im Wald e­ ingetauscht –
sein Arbeitsplatz, sein Rück­
zugsplatz, sein Musenplatz.
Über 5.000 Menschen hat er
bisher bei der Über­windung von
Krisen und der Verwirklichung
ihrer Träume begleitet. Seine
Botschaft: Tu, was du wirklich
willst und kannst. Als Musiker
lebt er dieses Credo kompro­
misslos selbst.
Pamela Jaafar
gilt, keine Lösung suchen. Nur in die Re­
duktion gehen. So kann ein Verstehen der
eigenen Gefühlswelt entstehen, nicht der
Excel-Tabellen. Was wir brauchen, ist Zeit
fürs Gemeinsam-Mensch-Sein.
Was im Leben wirklich zählt: Coverinterview
„Wo Menschen ihre größte
Verletzung haben, haben sie
die größten Fähigkeiten und
Begabungen entwickelt.“
Thomas Andreas Beck
Holzer Und auf keinen Fall andersrum!
Wenn du alles hinschmeißt, nur weil du
­gerade keinen Sinn mehr darin siehst, kann
es sein, dass du viel zerstörst, weil du in
diesem Moment in einem Unvermögen
­
steckst, weil du das Ende des Tunnels nicht
siehst. Deshalb: Vertraue in der Phase der
Orientierungslosigkeit darauf, dass am En­
de des Tunnels etwas anderes kommt.
Halt’s einfach aus. Und zerstör dir in der
Dunkelheit nicht das Licht. Nur, weil du
blindlings etwas ändern willst.
Wie haben Sie, Andy, entdeckt, dass nicht
der Heilmasseur Ihr Weg ist, sondern der
des Berufskletterers?
Holzer Na ja, klettern war ich von klein an.
Doris Raßhofer im Gespräch mit
Thomas Andreas Beck und Andy Holzer.
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Dass ich Berufskletterer werden könnte,
das hab ich erst im Nachhinein gemerkt, als
ich es plötzlich war (lacht). Bis dahin saß ich
viele, viele Tage in meiner Massagekabine,
hab die Sonnenstrahlen auf ­meiner Haut
gespürt und mir gedacht: wieder ein Tag in
meinem Leben, wo sich der Planet einmal
umsonst um uns gedreht hat. Diese End­
lichkeit hat mich schließlich getrieben.
Beck Es gibt eine Hilfestellung: Erkenne,
wer dich und deine Fähigkeiten braucht.
Die Lösung liegt nicht in der Frage: Wo
kann ich Geld verdienen? Sondern: Wo und
wem kann ich mich verschenken? Was kann
ich und wer braucht mich?
Andy, Sie haben sechs der Seven Summits
erklommen – im Frühling 2014 musste die
Expedition zum siebten Summit, dem
Mount Everest, abgebrochen werden. Das
„Abhaken“ dieser Gipfel klingt nach einem
Leistungsnachweis alter Schule: schneller,
besser, höher, Maximierung, auf dem Weg
zur Spitzenleistung?
Holzer Für mich sind sie eine Rückmeldung
der Wirtschaft. Mir ist eigentlich erst nach
drei Summits bewusst geworden, dass es
die „Seven Summits“ als Ziel überhaupt
gibt – weil die Medien es so formuliert
­haben. Bei mir ist der Markt darauf ange­
sprungen und hat quasi diesen Wirtschafts­
zweig für mich erfunden. Auf meinem
Bergsteigerweg gibt es aber persönlich
weitaus wichtigere Steine als die Summits.
Die Emotionalitäten sind dort im Vergleich
zu Expeditionen nach Ecuador, zu den
­Galapagosinseln oder nach Jordanien in die
Wüste verschwindend gering. Die Summits
sind für mich insofern schön, weil ich da­
durch Gerüche, Geräusche, Geschmäcker
von sieben Kontinenten erfahren darf.
Wenngleich es natürlich auch für mich
e­ twas ganz Besonderes ist, auf dem höchs­
ten Punkt der Erde zu stehen.
Thomas Andreas Beck und Andy Holzer stehen
am 25. März 2015 wieder gemeinsam auf der Bühne
in Wien-Mödling: zur ersten Konzert-Talk-Show.
Sie werden ja zu vielen Talkshows einge­
laden – wegen dem Mount Everest.
Holzer Ich nutze dieses Medieninteresse an
mir. Aber im Grunde nicht, um vom Mount
Everest zu reden, sondern um meine Bot­
schaften zu transportieren – über Wirt­
schaft der Freude, oder was im Leben wirk­
lich zählt. Man muss sich kompatibel
machen und die Leute dort abholen, wo sie
sind – und wenn es der Mount Everest ist.
Beck Was bei dir der Mount Everest ist, ist
bei mir das Konzert. Menschen kommen
wegen der Unterhaltung und gehen inhalt­
lich betroffen. Diese „Hüllen“ sind Vehikel,
um zu wirken.
Holzer Aber wir schleusen kein Verderben
ein, sondern neues Denken. Tom mit seiner
Botschaft „Tu, was du wirklich willst und
kannst“. Und ich versuche, die Freude an
Grenzen zu vermitteln, um sie zu über­
winden und an ihnen zu wachsen.
Beck Die Wirkung ist Revitalisierung, Ver­
lebendigung. www.stadtgaleriekultur.info
Das Coverinterview
wurde von
He Shao Hui
fotografiert.
heshaohui.at
Der 37-jährige Wiener mit chinesischen Wurzeln versteht
sich als „Dokumentar-Hochzeitsfotograf“. Mit klarem
Blick und seiner Leidenschaft für Menschen und Feste
aus unterschiedlichen Kulturen hält er diesen besonderen Tag nicht nur mit Fotos, sondern in Form liebevoller
Geschichten fest. Seinen F­ otografiestil beschreibt er
­selber als emotional, nah am Leben, berührend und mit
besonderem Blick. Zu seinen Lieblingsmotiven zählen
­seine Tochter, sein Leben, Hochzeiten und Ausdruckstanz.
„Wer braucht mich?“ ist aber nicht an den
Markt gerichtet, oder?
Holzer Nein! Der Markt entwickelt sich
nach deinen Gedanken und nicht du dich
nach dem Markt. Du kreierst den Markt –
nach dir. Und du schaust nicht, was braucht
der Markt. Da bist du immer hinten dran.
Beck Marketingguru Philip Kotler sagte:
„Find the need and feed it.“ Ich sage: „Find
yourself and do it.“ Das ist ein künstle­rischer
Zugang. Das Gegenteil von einem geküns­
telten Beruf. Geh spielen und schau, wen du
mit deinem Spiel erfreust – er wird dir, wie
Andy richtig sagt, „Ausgleich“ d
­ afür geben.
Das ist für Unternehmen ein schwieriger
Zugang, solange nicht Wirkung, sondern
Arbeitszeit als Messgröße gilt.
Beck Deshalb sollte die Wirtschaft auch
nicht den Kotler zu ihrem Guru machen,
sondern Einstein. E = mc². Die Frage ist:
Wie schnell habe ich eine Masse beschleu­
nigt? Das ist die Wirkung. Also weg von
der Stoppuhr, wie lange warst du da? Lei­
der versuchen die meisten Unternehmen
noch, ihre Mitarbeiter möglichst lange
­auszupressen, damit sie möglichst viel in
möglichst wenig Zeit zu möglichst wenig
Geld leisten. Neue Wirtschaft hingegen
schaut auf die Wirkung eines Mitarbeiters
und fragt sich: Wie könnte der Ausgleich
aus­sehen?
@@@dieser mann bewegt@@@
@@@74 millionen pakete in über@@@
@@@200 länder pro jahr@@@
@@@helmut zaufall, LOGISTIK TEAM@@@
Wer so viel leistet und immer sein Bestes gibt, darf stolz darauf sein, als Nr. 1 zu
gelten. Rund um die Uhr sorgen wir dafür, dass Pakete aus aller Welt schnell,
pünktlich und sicher ihr Ziel erreichen. Nutzen auch Sie die vielen Vorteile des
stärksten Logistikpartners! Nähere Infos unter post.at/logistik-team
Wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post.