NR. 18/2015, 8. MAI 2015 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 Firmino und die Seleção DAS NEUE BRASILIEN ENGLAND MOURINHOS MEISTERREZEPT NACHWUCHS GROSSE TRÄUME AM BLUE STARS / FIFA YOUTH CUP ALGERIEN TITELKAMPF NOCH VÖLLIG OFFEN W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L 6 19 23 24 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com Das neue Brasilien Es war eine Schmach, das 1:7 gegen Deutschland an der Heim-WM 2014. Heute, fast ein Jahr später, ist die Seleção unter der Führung von Coach Carlos Dunga auf gutem Weg zurück zum offensiven Tempofussball. Sven Goldmann über den Umbruch. Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com Erste Einblicke Im kommenden Jahr eröffnet in Zürich das FIFA World Football Museum. Bereits heute kann man sich im Showroom einen ersten Eindruck verschaffen. S epp Blatter In seiner wöchentlichen Kolumne schaut der FIFA-Präsident zurück auf zehn Jahre “Football for Hope”: “Im Zuge der WM 2014 haben wir unsere Entwicklungshilfe auch in Südamerika auf ein neues Niveau gehoben.” 16 England José Mourinho zelebriert mit Meister Chelsea FC die moderne Version des Catenaccio. Grosse Träume Die Nachwuchstalente geben sich am Blue Stars / FIFA Youth Cup ein Stelldichein. Zwei Tage lang stehen junge Spieler aus Brasilien, Deutschland, Schweden, Portugal, der Türkei, der Schweiz und den Niederlanden im Scheinwerferlicht. Das neue Brasilien Das Cover zeigt den 23-jährigen Roberto Firmino von der TSG Hoffenheim. Die Aufnahme entstand am 5. März 2014. 30 Sammelfieber Das Panini-Album zur FrauenWeltmeisterschaft in Kanada. The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf dem Tablet verfügbar. http://www.fifa.com/mobile 2 T H E F I FA W E E K LY FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ 6. Juni – 5. Juli 2015, Kanada imago (3), Panini TSG 1899 Hoffenheim D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L Europa 54 Mitglieder www.uefa.com Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com 17 Algerien In der Division 1 können vier Runden vor Schluss noch alle 16 Teams Meister werden. (Im Bild: Akram Djahnit) 37 Hugo Lloris Wie Frankreichs Torhüter vom Tennis zum Fussball kam. Blue Stars / FIFA Youth Cup U20-Weltmeisterschaft FIFA Beach-Soccer-Weltmeister- U17-Weltmeisterschaft 13. + 14. Mai 2015, Zürich, Schweiz 30. Mai – 20. Juni 2015, Neuseeland schaft™ 9. – 19. Juli 2015, Portugal 17. Oktober – 8. November 2015, Chile T H E F I FA W E E K LY 3 Jeder Traum braucht einen Kick-off. Beflügeln Sie ihre Leidenschaft. Nutzen Sie jetzt Ihre Visa Card, um Tickets für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ zu kaufen! UNCOVERED Nie mehr 1:7 I rgendwann glaubt man nicht mehr an den Sieg. Irgendwann hofft man nur noch, dass es aufhört. Bitte keine Gegentore mehr. Es gibt ja die ehrenvolle Niederlage, die geht in Ordnung. Aber hohe Niederlagen sind demütigend. Man muss nicht im Detail darauf eingehen, was am 8. Juli 2014 geschah. An dem Tag wurden der Seleção im WM-Halbfinale die Grenzen aufgezeigt. Zehn Monate sind seit dem 1:7 gegen Deutschland vergangen. Und hätte man an j enem 8. Juli einem brasilianischen Fan gesagt, dass alles wieder gut kommt, er hätte untröstlich weiter geweint. Es scheint nun, als komme alles gut. Schon viel früher, als angenommen. Die neue, junge Nationalmannschaft unter Carlos Dunga konnte alle acht Spiele seit der WM gewinnen. Auch grosse Nationen wie Frankreich und Argentinien wurden geschlagen. In Brasilien ebenso wichtig: Die jahrelang eher defensiv ausgerichtete Seleção begeistert wieder mit frischem Offensivfussball. Ab dem 14. Juni nun trägt das Team seine ersten Ernstkämpfe an der Copa América aus. Brasilien freut sich darauf. Und, seien wir ehrlich, wir freuen uns mit. Alles zum Comeback ab Seite 6. Å Mario Wagner / 2Agenten Alan Schweingruber T H E F I FA W E E K LY 5 BRASILIEN Die Seleção 2015 Firmino (o.l.) und der neue Kapitän Neymar (o.r.) sowie Luiz Gustavo (u.l.) und Willian (u.r.). Brasilien ist auf gutem Weg, das desaströse 1:7 gegen Deutschland abzuhaken. Trainer Carlos Dunga leistet gute Arbeit. Die Seleção funktioniert endlich wieder als Offensivteam, schreibt Sven Goldmann. 6 T H E F I FA W E E K LY Rafael Ribeiro / CBF (4), Adrian Dennis / AFP ES GEHT WIEDER BRASILIEN Firmino Der junge Offensivspieler (l.) steht für den Aufbruch der neuen Seleção. 7 BRASILIEN Was ist aus dem Winnerteam geworden? Amtszeit bemängelt. Der Spieler Dunga war von eher rustikaler Natur und er verdiente sein Geld ein paar Jahre in Deutschland, als es noch die Heimat der Grätscher und Grobtechniker war. “Der brasilianische Fussball ist immer etwas ganz Besonderes gewesen, wir sind ja nicht zufällig fünfmal Weltmeister geworden”, sagt Cafu und registriert sehr zufrieden, dass der neue Dunga sehr wohl brasilianisch spielen lasse. Dungas Umbruch nach der WM Entsprechend gespannt ist die Nation vor dem Wiedersehen am 7. Juni in São Paulo, genau elf Monate und einen Tag nach dem 1:7 im WM-Halbfinale gegen Deutschland. Die Vorfreude wächst schon seit einer Weile, seitdem die Nationalmannschaft nicht nur von Sieg zu Sieg eilt, sondern auch noch schönen Fussball spielt. Ganz Brasilien wird dabei sein. In den Kneipen und Bars und Cafés oder ganz spontan in den Strassen, wo alle hundert Meter einer einen Fernseher auf die Strasse stellt und sich sofort Menschentrauben bilden. Bei den fliegenden Händlern an der Copacabana verkaufen sich die gelb-grünen Nationaltrikots schon wieder so gut wie die Leibchen von Fluminense, Flamengo, Botafogo oder Vasco. Das war so selbstverständlich nicht nach der Humilhaçao Historica, der historischen Demütigung gegen die Deutschen. Völlig unverhofft wachte die Nation in einer anderen Welt auf. Über Nacht war Brasilien nicht mehr der fünfmalige Weltmeister. Sondern die Mannschaft, die 1:7 gegen Deutschland verloren hat. Carlos Dungas Brasilien ist nicht mehr jenes, mit dem die Brasilianer nach der Copa nichts mehr zu tun haben wollten. Für jenes Brasilien standen Männer wie Fluminenses Stürmer Fred. Nach dem Spiel gegen die Deutschen hatten die Zeitungen Statistiken aufgelistet, laut denen Fred eine schlechtere Passquote hatte als Manuel Neuer und nur un wesentlich mehr gelaufen war als der deutsche Torhüter. Fred spielt immer noch für Fluminense und ist frisch gekürter Torschützenkönig des Campeonato Carioca, der Regionalmeisterschaft von Rio de Janeiro. Mit der Nationalmannschaft will er nichts mehr zu tun haben. “Für mich ist die Seleção erledigt”, hat er im November gesagt, und Dunga unternahm keinen Versuch, ihn zurückzuholen. Ohnehin hat er nicht so viel übernommen von dem Gerüst seines Vorgängers Luiz Felipe Scolari. Von den elf Spielern, die am 6. Juli 2014 in Belo Horizonte hoffnungsfroh singend gegen Deutschland auf den Rasen Die am Konföderationenpokal 2013 siegreiche Mannschaft unter Coach Luiz Felipe Scolari. In Gelb: Die Spieler, die heute noch zum Kader gehören. (Nicht abgebildet: Jô, der für Leandro Damião in den Kader rückte.) Diego Cavalieri Hulk Marcelo Réver 8 T H E F I FA W E E K LY Paulinho Jean Platon / NIKE V ier Wochen noch bis zu diesem 7. Juni. Vier ewig lange Wochen. Brasilien gegen Mexiko, das ist kein Klassiker der Fussballgeschichte, aber diesmal könnte es ein Feiertag werden. Bis dahin fliesst von Manaus nach Belém noch reichlich Wasser den Amazonas hinunter, in Rio spielt noch Flamengo gegen Fluminense und in São Paulo Corinthians gegen Palmeiras. Nach den Regionalmeisterschaften nimmt in diesen Tagen das Campeonato Brasileiro den Spielbetrieb auf. Selbst die spannungsgeladenen Derbys in den grössten und f ussballverrücktesten Städten sind nur Routine für die Torcedores, die heissblütigen Fans zwischen Fortaleza im Norden und Porto Alegre im Süden Brasiliens. Wann aber bekommen sie schon ihre Nationalspieler zu sehen? Die Senhores Neymar, Oscar oder Thiago Silva spielen allesamt weit weg in Europa, und dort treten sie auch zu ihren gut bezahlten Länderspielen an, gern auch mal in Nordamerika oder Asien. Die Seleção Brasileira macht sich rar in der Heimat. Das letzte Spiel vor eigenem Publikum fand am 12. Juli 2014 statt, ein trauriges 0:3 gegen die Niederlande bei der aus brasilianischer Sicht so traurigen FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™. Wenige Brasilianer hatten nach diesem Spiel um Platz 3 geglaubt, sie würden sich in absehbarer Zeit auf ein Wiedersehen mit ihrer Nationalmannschaft freuen. Aber genau das tun sie jetzt, nach acht Siegen in den acht Spielen im neuen Zeitalter nach der Copa. Für Carlos Dunga ist es ein grossartiger Einstand – der beste für einen brasilianischen Trainer seit 1969. Damals kam João Saldanha auf neun Siege in Serie. “Wir sind auf einem guten Weg, aber wir müssen unser Gleichgewicht noch finden”, sagte Dunga vor ein paar Wochen nach einem beeindruckenden 3:1 in Paris gegen Frankreich. 1994 war er Kapitän der Weltmeistermannschaft um Romário und Bebeto, 20 Jahre später hat er zum zweiten Mal den schönsten und schwierigsten Trainerjob der Welt übernommen. “Er ist genau der Richtige”, sagt Cafu, er war 1994 gemeinsam mit Dunga Weltmeister und stand als einziger Spieler überhaupt in drei WM-Finals. “Dunga hat der Mannschaft ihr Selbstvertrauen zurückgegeben. Und er macht auch nicht den Fehler, die Philosophie unseres Fussballs zu verleugnen.” Das hatten die gar nicht so wenigen Kritiker nach Dungas erster und mit der missratenen WM 2010 in Südafrika beendeten BRASILIEN einmarschierten, zählt im Frühjahr 2015 mehr als die Hälfte nicht mehr zum Kreis der Seleção: Júlio César ist wie Fred zurückgetreten. Hulk kämpft nach auskurierter Verletzung um Anschluss, hat aber noch keine Minute unter Dunga gespielt. Maicon flog gleich zu Beginn des Neu anfangs wegen einer nicht näher definierten Disziplinlosigkeit aus der Mannschaft. Dante und Bernard spielen in den Plänen des neuen Trainers keine Rolle mehr. Die Abhängigkeit von Neymar Übrig geblieben sind David Luiz, Luiz Gustavo, Fernandinho und Mar celo. Dazu kommen der im Halbfinale gesperrte Thiago Silva und – über allen thronend und unumstrittenen – Neymar, der einzige Weltstar, den der brasilianische Fussball bei der Weltmesse des Fussballs zu bieten hatte. “Das ist unser Problem”, sagt Cafu. “Früher spielten fünf oder sechs Spieler dieser Qualität in der Nationalmannschaft. Heute haben wir nur noch Neymar.” Diese Konstante ist auch nach dem Wechsel von Scolari zu Dunga geblieben. Von den bisher 18 Toren in der Ära Dunga II gehen 8 auf das Konto des Stürmers vom FC Barcelona, der das Spiel gegen die Deutschen in Folge eines Wirbelbruchs verpasst hatte. “Früher spielten fünf oder sechs Spieler dieser Qualität in der Nationalmannschaft. Heute haben wir nur noch Neymar.” Glyn Kirk / AFP Cafu Auch Dunga sieht das Problem der Abhängigkeit von Neymar. “Wir haben zwar Spieler von guter Qualität, aber keinen Careca, Ronaldo oder Rivaldo mehr”, sagt er, und natürlich sei das nicht gut für den brasiliani schen Fussball. Und doch war es eine seiner ersten Amtshandlungen, Neymars Einzigartigkeit noch stärker zu betonen und ihn zum neuen Mannschaftskapitän zu bestellen. Das war nicht ganz unumstritten, denn einhergehend mit der Beförderung des einen erfolgte die Degradierung des anderen. Im konkreten Fall diejenige des Abwehrchefs Thiago Silva, Carlos Dunga In seiner zweiten Amtszeit bislang überzeugend. David Luiz Luiz Gustavo Jefferson Hernanes Fernando Filipe Luís T H E F I FA W E E K LY 9 BRASILIEN Name Roberto Firmino Barbosa de Oliveira Geburtsdatum, Geburtsort 2. Oktober 1991, Maceió, Brasilien Position Offensives Mittelfeld Stationen als Spieler 2009–2010 Figueirense FC seit 2011 TSG 1899 Hoffenheim Nationalteam Brasilien 4 Einsätze, 2 Tore “MEINE UNZUFRIEDENHEIT IST MEIN GRÖSSTER ANTRIEB” 10 T H E F I FA W E E K LY BRASILIEN Die Fussball-WM 2014 war für das brasilianische Nationalteam ein traumatisches Ereignis. Nach dem enttäuschenden Abschneiden wechselte nicht nur der Trainer, auch viele neue Spieler bekamen eine Chance, sich zu beweisen. Einer von ihnen ist Roberto Firmino. Welche Bedeutung hat der 12. November 2014 für Sie? An diesem Tag gaben Sie Ihr Debüt in der brasilianischen Nationalmannschaft gegen die Türkei ... Die WM 2014 in Brasilien liegt noch nicht weit zurück. Wird in der Nationalmannschaft noch darüber gesprochen? Wie ist die allgemeine Stimmung im Team? Roberto Firmino: Da ging ein Lebenstraum in Erfüllung. Jeder Junge in Brasilien will für die Seleção auflaufen, wenn er in der Kindheit mit seinen Freunden kickt. Das war kein Thema mehr, als ich dabei war. Die Stimmung im Team war gut. Das Aus gegen Deutschland war natürlich schon ein herber Dämpfer. Ich habe die Partie in unserem Lauftrainingslager in Westerburg im Mannschaftsraum angeschaut und konnte gar nicht richtig glauben, was ich sehe. Ich glaube, alle Brasilianer hatten ein anderes Ende für diese WM im Kopf. Brasilianer bekräftigen immer wieder, welche Ehre es ist, für die Nationalmannschaft zu spielen. Was ist das Besondere an der Seleção? Die Mannschaft ist ein Symbol für das ganze Land. Brasilien ist Rekordweltmeister, und einige der grössten Spieler der Fussballgeschichte haben für die Seleção gespielt: Pelé, Zico, Ronaldinho, Ronaldo. Das sind Legenden, die man – genau wie den Begriff Seleção – überall auf der Welt kennt. In diesem Trikot aufzulaufen, ist schlicht unglaublich. Für mich war das zuerst ein bisschen u nwirklich, aber ich habe es, so denke ich, ganz gut gemacht. Bei Ihrem zweiten Einsatz haben Sie bereits Ihr erstes Länderspieltor geschossen – noch dazu ein richtig schönes Tor. Ein gutes Gefühl? Eines, das ich gar nicht richtig beschreiben kann. Es war phänomenal. Ich habe schon gespürt, dass es ein guter Schuss ist, als der Ball meinen Fuss verlassen hat. Dass er dann so in den Winkel geflogen ist – traumhaft. Die Seleção erlebte im Anschluss an die WM einen Umbruch. Wie muss sich die brasilianische Nationalmannschaft verändern, um wieder näher an die Weltspitze zu kommen? Wie bei jeder Mannschaft hat der Trainer natürlich einen grossen Stellenwert. Er gibt ganz klar die Richtung vor und definiert den Stil einer Mannschaft. Ich glaube nicht, dass die Seleção weit von der Spitze entfernt ist. Und das wird das Team in Zukunft auch wieder zeigen. Wie wichtig ist Trainer Dunga für Sie? Er ist derjenige, der mich als Erster in die Nationalmannschaft berufen hat. Deshalb ist er eine wichtige Bezugsperson für mich. Er und das Team haben mir meine erste Zeit mit der Mannschaft einfach gemacht – das war ein sehr schönes Erlebnis. Die Charaktere in der Mannschaft passen sehr gut zusammen. Wir haben eine tolle Stimmung in der Kabine. Das ist schon sehr wichtig. Zudem haben wir, seit Markus Gisdol als Trainer im April 2013 angefangen hat, eine klare Philosophie. Wir wollen TSG-Fussball spielen und diesen immer weiter verbessern. Diese Kontinuität und die damit verbundene akribische Arbeit sind sehr wichtige Faktoren für die Leistungen der Mannschaft. Was ist diese Saison mit der TSG möglich? Das werden wir sehen. Wir gehen jedes Spiel mit demselben Ziel an: Wir wollen gewinnen. Wie Sie wissen, ist da aber auch immer noch ein Gegner, der ein ähnliches Ziel verfolgt. Wir können nur in jeder Partie das absolut Beste aus unseren Möglichkeiten machen. Dann haben wir unsere Aufgabe erfüllt. Sie sind seit 2011 in Deutschland. Hat Sie der deutsche Fussball noch kompletter werden lassen? Ich denke schon. Als ich nach Hoffenheim kam, konnte ich auch schon Fussball spielen. Aber ich habe mich körperlich, technisch und taktisch weiterentwickelt. Die Bundesliga gehört zu den besten Ligen der Welt. Ich musste mich anpassen und verbessern, um hier zu bestehen. Jetzt habe ich ein gutes Niveau erreicht, aber es ist noch mehr drin. Meine eigene Unzufriedenheit ist dabei mein grösster Antrieb. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Nationalteam? Was sind Ihre persönlichen Ziele mit der Nationalmannschaft? Habe ich schon eine Rolle? Ich wurde gerade zum vierten Mal eingeladen und habe bisher vier Spiele gemacht. Ich bin also ein junger Spieler, der seine Rolle noch finden muss. Ich hoffe, ich bekomme die Gelegenheit dazu. Neymar hat in der Nationalmannschaft eine Rolle, Oscar hat eine Rolle, David Luiz hat eine Rolle – das sind Spieler, die in ihrer Karriere viel weiter sind als ich. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich will so oft wie möglich eingeladen werden und spielen. Sie spielen mit Hoffenheim eine gute Saison. Was macht das Team 2014/15 aus? Welche Chancen sehen Sie, weiterhin nominiert zu werden? TSG 1899 Hoffenheim Ich muss weiter in Hoffenheim jede Woche meine Leistung abliefern. Dann stehen die Chancen wohl nicht schlecht. Alles beginnt bei der TSG, dann geht es weiter. Ihr Vertrag in Hoffenheim läuft noch bis 2017. Wollen Sie in Deutschland und bei der TSG bleiben, oder zieht es Sie zu einem anderen Verein oder sogar in eine andere Liga? Es ist noch ganz schön lange bis 2017. Man wird sehen, was danach kommt. Å Mit Roberto Firmino sprach Marius Achatz T H E F I FA W E E K LY 11 BRASILIEN TSG Hoffenheim kannte niemand Und dann ist da ja noch das ganz neue Brasilien. Es besteht aus ein paar jungen Männern, für die sich Scolari nie richtig interessiert hat. Zum Beispiel Danilo, der sich beim FC Porto zu einem der besten Aussenverteidiger in Europa entwickelt hat und zur kommenden Saison für 31,5 Millionen Euro zu Real Madrid wechselt. Oder Philippe Coutinho, der im Alltag beim FC Liverpool im Trikot mit der Nummer 10 brilliert und von seinen Profikollegen gerade in die Premier-LeagueAuswahl des Jahres gewählt wurde. Und Roberto Firmino, auch er trägt in seinem Klub die Nummer 10, aber diesen Klub kannten in Brasilien viele gar nicht. Bis sie die Bekanntschaft mit Firmino machten. Der filigrane und gedankenschnelle Offensivgeist spielt in der Bundesliga beim Dorfklub TSG Hoffenheim, und vielleicht ist es D ungas besonderer Beziehung zu Deutschland zu verdanken, dass Firmino endlich seine Chance bekam. Wie das neue Dunga-Brasilien funktioniert, war Ende März in London zu bewundern. Im Emirates Stadium des Arsenal FC duellierten sich die Brasilianer mit Chile, dem alten Angstgegner, der ihnen 2014 im WM-Achtelfinale so arg zugesetzt hatte. Es war kein schönes Spiel im Sinne der Ästhetik, aber das lag weniger an den Brasilianern denn an den Chilenen, die ihr Spiel auch zum freundschaftlichen Anlass so aufzogen wie immer: als eine 90 Minuten währende Treibjagd gegen den Ball, zuweilen aber auch gegen die Beine der Gegner. Spiele gegen Chile sind auch immer ein Charaktertest, er verlangt Antworten auf die Fragen: Wie weit bin ich bereit zu gehen? Was traue ich mich einzustecken? Spiele gegen Chile sind ein Charaktertest. Was traue ich mich einzustecken? Brasilien schien schon zu verzweifeln, allen voran Neymar, der ein paar Mal in hohem Bogen über den Rasen flog. Eine halbe Stunde vor Schluss nahm Carlos Dunga seinen Stürmer Luiz Adriano vom Platz und schickte Firmino in Spiel. Jetzt ging alles ganz schnell. Der Neue war erst ein paar Minuten im Spiel, da fand der Ball nach Danilos grandiosem Pass den Weg in den Lauf von Firmino. Zur Vollendung genügten ihm zwei Ballkontakte: der erste mit links, vorbei am herausstürzenden Torhüter Claudio Bravo. Der zweite mit rechts, hinein aus spitzem Winkel ins leere Tor zum 1:0-Siegtreffer. Ein Tor, das modernen Tempofussball mit virtuoser Technik kombinierte. So will das neue Brasilien spielen. Da nächste Mal am 7. Juni zur Freude des eigenen Publikums in São Paulo gegen Mexiko, in den Wochen danach bei der Copa América, sie wird diesmal bei den lieben Freunden in Chile ausgespielt. Es war Thiago Silva, der nach dem Sieg in London den schönsten Satz sagte. Er war dem Torschützen Roberto Firmino gewidmet und stand als Hoffnung gebendes Zeichen für das neue Brasilien: “Dieser Bursche ist ein Stern, der einmal hell leuchten wird.” Å Dante Neymar Bernard Júlio César Thiago Silva 12 T H E F I FA W E E K LY Leandro Damião Platon / NIKE der bei der WM noch am ehesten an das von Neymar verkörperte Weltklasseformat heranreichte. Gut möglich, dass Dunga diese Entscheidung als Signal an seine Kritiker verstanden wissen wollte. An alle, die auf seine erste und glücklose Amtszeit verwiesen, gezeichnet von eher unansehnlichem Defensivfussball mit dem Viertelfinal-K.-o. bei der WM 2010 als Tiefpunkt. Zur Entkräftung aller Befürchtungen vor einer offensivscheuen Seleção war es nicht das schlechteste Zeichen, einen Verteidiger als Kapitän abzuberufen und einen Stürmer zu ernennen. In diesem Sinne lässt Carlos Dunga auch Fussball spielen. “Wir heben den Kopf und spielen nach vorne”, hat Neymar zuletzt in Paris erzählt. “Das war nicht so einfach nach all dem, was bei der WM passiert ist. Aber wir haben die Wende geschafft.” Mit schönem Angriffsfussball und eben jenen 18 Toren in 8 Spielen. Dabei waren die Gegner nicht die schlechtesten, sie hiessen unter anderem Argentinien, Frankreich und Kolumbien. Im Windschatten von Neymar blühten andere auf. Zwei Tore schoss Chelseas Künstler Willian, den Scolari bei der Copa vorwiegend auf der Ersatzbank platziert hatte. Dunga war sich auch nicht zu schade, den schon 31 Jahre alten, aber immer noch mit begnadeten Füssen gesegneten Robinho zu einem Comeback zu überreden. Auch der nach langen Jahren in Europa in die Heimat zurückgekehrte Elías fand wieder Aufnahme in den Kreis der Nationalspieler. BRASILIEN Wenn’s richtig weh tut N David Gray / Reuters ie d e r l a g e n sin d b e s o n d e r s s c hm e r z haf t , wenn sie uner war te t eintr e f f en. Nic ht nur Einheimisc he zählten Brasi lien an der W M 2014 zum Fa vor itenk r eis. Das s die Seleç ão dann im Halbf inale gegen D eu t s c hland p e r 1:7 r ic ht igge he nd we g gef egt und dek las sier t wur de, lö s te einen kollek tiven Sc hoc k aus. Man kann sic h dar über s tr eiten, ob die ser de nk w ür dige A b e nd de s 8. Juli 2014 die Sc hmac h von 1950 über tr if f t . Wahr sc hein lic h nic ht . Damals, vor 65 Jahr en in R io de J aneiro, war schon alle s anger ichtet f ür die gr o s s e Par t y. E s s o ll t e e ine l and e s we i t e F eie r anläs slic h de s e r s t e n We l t meis t e r titels f ür Brasilien wer den. Die er s ten z wei Tage nac h dem F inale gal ten als ar b eit s f r ei. Re s t aur ant s und S äle war e n aus ge buc ht . Nur den Gegner hat te niemand auf d e m P l an: U r u gu a y, d e r k l e in e N a c hb ar aus dem Süden, sc hlug den Fa vor iten 2:1. Stunden nac h dem Spiel sas sen noc h Z ehn tausende Brasilianer innen und Brasilianer f as sungslo s auf den Tr ibünen. Die Nieder l a g e im M ar a c an ã -S t a dio n b e kam e in e n eigenen Namen: Marac anaç o. Im Aufzug beide Tore verpasst E s is t v ielleic ht die se inner e Z uf r iedenheit, die Vor f r eude auf das sc heinbar Er r eic hte, die sic h manc hmal ein wenig zu f r üh br eit von dem A bend in Bar c elona über sc hlugen s ic h n o c h Ta g e d an a c h: D e r e h e m alig e Te n ni s - St a r B o r i s B e c ke r b e i s p i e l s w e i s e hielt sich im C amp - Nou - Stadion auf. Er sas s ganz oben auf den Rängen und machte sich kur z vor 22. 30 Uhr mit Ba yer ns Präsident Fr anz B e c kenb auer auf zur Sie ger ehr ung. Beim Stand von 1:0 begaben sie sic h zum A u f z u g, d e r sie in e in e n Inn e nr aum d e s St a dio n s im Er d g e s c h o s s b r in g e n s o ll t e. Als Becker und Beckenbauer unten ankamen, hat te M anche s ter United 2:1 gewonnen. Selb s t f ür die Pre s seleute ging das damals alle s ein bis s c hen s c hnell. Eine deu t s c he Z eitung hat te den Ba yer n - Spieler n b er eit s gu t e N o t e n v e r g e b e n . D i e J o ur n ali s t e n konnten die se z war im le t z ten Augenblic k änder n, aber der alte (f alsc he) Tex t zu den Noten ging in Dr uc k . WM 1950 Joseph Gaetjens (USA) gelingt das überraschende Siegtor gegen England, links Keeper Bert Williams. mac ht . Und seien e s nur ein paar Minuten. In Eur op a gil t das ve r lor e ne C hampions - L e ague - F inale von B a yer n Münc hen 1999 als ein traumatisc he s Fus sballspiel. Bis zur 9 0. Minu t e l a g e n die D e u t s c h e n 1: 0 in Führung, ehe Manchester United z wei Tore in der Nac hspielzeit gelangen. Die A nekdoten Kein Übermittlungsfehler Apropos Falschmeldungen: An der WM 1950 in Brasilien sc hlugen die US A den Favor iten England üb er r as c hend mit 1:0. Eine br it i sc he Z eitung konnte die Meldung aus der Fer ne aber nic ht wahr haben und ver mutete einen tele gr af is c hen Üb er mit t lungs f ehler. Die Z eitung änder te in ihr em Ber ic ht das 0:1 spontan in ein 10:1 f ür England. Alan Schweingruber Fred Oscar Lucas Moura Dani Alves Jádson Ein Jahr später s tellte Sc olar i das WM -Team 2014 zusammen. Hinzu kamen: Ma x well, Henr ique, Ramire s, Fer nandinho, W illian, V ic tor sowie Maic on. E s f ehlten: Réver, Diego C avalier i, Jean, Fer nando, F ilipe L uís, L eandro Damião, L uc as Moura sowie Jádson. T H E F I FA W E E K LY 13 BLICK IN DIE LIGEN I N S I D E Schwerer Stand Pauli Kuusijärvi von HIFK (in Rot) versucht Jussi Vasara von SJK auszuspielen. F i n n l a n d: Vei k ka u s l i i g a Lang ersehnte Konkurrenz für HJK Alan Schweingruber ist Jouko Hänninen / I-Mediat Redakteur bei The FIFA Weekly. Und da stehen sie nun wieder, ganz oben in der Tabelle. In der finnischen Veikkausliiga scheint alles seinen gewohnten Lauf zu nehmen, weil der HJK Helsinki, der Klub des einstigen Stars Jari Litmanen (Ajax, FC Barcelona, Liverpool), die Rangliste nach der vierten und fünften Runde wie üblich anführt. Der Verein konnte die letzten sechs Meisterschaften für sich entscheiden und fuhr auch letztes Wochenende ziemlich souverän drei Punkte ein: HJK besiegte im frühlingshaften Helsinki den FF Jaro aus Jakobstad 3:0. Das aktuelle Ranking, das muss an dieser Stelle erwähnt werden, gibt seither ein z iemlich sonderbares Bild ab. Es ist eine Tabellen-Konstellation, wie es sie in der finnischen Profiliga noch nie gegeben hat. Kein Klub verfügt über dieselbe Punktzahl. Dabei lesen sich die erzielten Punkte der Teams von unten nach oben wie eine Tabelle: 0-1-2-3-4-5-6-7-8-9-10-11. Zuoberst, wie erwähnt, thront der Serienmeister. Zuunterst steht der Vaasa PS, der seit Jahrzehnten ständig auf- und absteigt. Der Schein eines langweiligen Titelrennens trügt. Denn das wird es in Finnland voraussichtlich nicht geben. Hinter HJK Helsinki lauert, mit einem Spiel weniger, nicht irgendeine Mannschaft, sondern diejenige von Seinäjoen Jalkapallokerho. Das ist der Verein, der 2007 aus einer Fusion von TP-Seinäjoki und Jalkapalloseura Sepsi-78 entstanden ist und sich danach von der dritten in die erste Spielklasse hochspielte. Letzte Saison gewann SJK den Ligapokal und schaffte es mit dem 2. Platz in der Veikkausliiga in die Europa-LeagueQualifikation. Möglich gemacht hat den schnellen Erfolg Raimo Sarajärvi, ein finnischer Geschäftsmann und Präsident des Klubs. Sein Klub hat sich vor und nach dem Aufstieg in die höchste Liga kontinuierlich verstärkt – mit guten Transfers. Unter anderem auch mit Toni Lehtinen, dem beim letzten Heimspiel (2:0 gegen den Helsingfors IFK) das entscheidende Tor in der 86. Minute gelang. In Seinäjoki, wo der Klub zu Hause ist, tut sich also was. Das kleine Städtchen im Westen Finnlands war bislang vor allem für sein jährliches Tangofestival bekannt. Nun entsteht in Seinäjoki ein neues Stadion, das auch internationalen Ansprüchen genügt. Läuft alles nach Plan, wird die Arena schon nächstes Jahr eröffnet. Vielleicht – wer weiss? – mit dem neuen finnischen Meister als Heimteam. Å T H E F I FA W E E K LY 15 England: Premier League Mo u r i n h o s p e r fe k te Ta k t i k David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”. Als der Chelsea FC drei Spieltage vor Schluss seinen vierten Premier-League-Titel in zehn Jahren gewann, verspotteten die Fans der Blues ihre Kritiker. Zwei Jahre nachdem José Mourinho das Ruder beim Klub zum zweiten Mal übernommen hat, ist Chelsea das stärkste, ausgewogenste Team Englands. Allerdings haben die Blues dadurch nicht etwa universelle Beliebtheit erlangt, und laut Kritikern mache es keinen Spass, ihnen beim Spielen zuzuschauen. Den Fans ist das jedoch vollkommen egal. Am Sonntag trugen einige von ihnen beim 1:0-Sieg gegen Crystal Palace T-Shirts, auf denen Mourinho am Steuer eines Busses auf dem Spielfeld an der Stamford Bridge zu sehen war. Unter dem Bild prangt der Schriftzug “He parks where he wants!” (Er parkt, wo er will!) 16 T H E F I FA W E E K LY Es ist geschafft José Mourinhos Taktik hat in London Erfolg. Er versteht sich meisterhaft in der Kunst des Gewinnens und passt seine Taktik nach Bedarf an. Sein Team kann auch brillanten Offensivfussball spielen, wie zu Saisonbeginn geschehen, als die offensiven Mittelfeldspieler Eden Hazard (in England zum Spieler des Jahres gewählt) und Oscar unglaubliche Durchschlagskraft entwickelten und die Neuverpflichtungen Cesc Fàbregas und Diego Costa geniale Schachzüge und Tore beisteuerten. Niederlagen zur Saisonmitte, unter anderem die Schlappe gegen den Drittligisten Bradford City im FA Cup, bewogen Mourinho jedoch dazu, zu dem zurückzukehren, was er am besten kann. Und auch darin verbirgt sich eine gewisse Schönheit. Mourinhos Spielweise erfordert ein hohes Mass an Technik, Schnelligkeit und Stärke sowie viel Fingerspitzen gefühl in der Raumaufteilung. Kann Chelsea weiterhin Titel gewinnen? Mourinho möchte uns das glauben machen. Letzten Monat sagte der Portugiese in einem Interview, er und sein Team würden sich noch immer verbessern. “Seit ich begonnen habe, werde ich in allem, was mit meinem Job zu tun hat, immer besser”, sagte er dem “Daily Telegraph”. “Es hat in vielen unterschiedlichen Bereichen eine Entwicklung gegeben – beim Lesen des Spiels, bei der Vorbereitung des Spiels, in der Art des Trainings, der Methodik … Ich fühle mich besser und besser.” Å R. Parker / Keystone / Sportsphoto / Photoshot Die Fans besingen in der Regel Stürmer, die “treffen, wann sie wollen”. Mit diesem geistreichen Vergleich bringen sie ihre Zustimmung zur defensiven Spielweise ihres Teams zum Ausdruck. “Den Bus parken” – so solide und tief gestaffelt verteidigen, dass das Tor von einem Londoner Doppeldeckerbus v erbarrikadiert zu sein scheint –, gehört zu Mourinhos Spezialitäten. Und seine Angreifer sind immer gut genug, um Spiele mit Kontertoren zu gewinnen. Die Taktik ist die moderne Version des italienischen Catenaccio, wobei Mourinho die Bezeichnung Deep Block (tiefer Block) bevorzugt. In dieser Saison ist diese Taktik oftmals perfekt aufgegangen, wobei dem routinierten Innenverteidiger John Terry und dem defensiven Mittelfeldspieler Nemanja Matic in der umgebauten Hintermannschaft sicher tragende Rollen zukamen. Und die Taktik bringt die Gegner an den Rand der Verzweiflung. Im vergangenen Monat skandierten die Arsenal-Fans, frustriert von dem Unvermögen ihres Teams, den dicken, blauen Beton zu durchbrechen, Chelsea sei einfach nur langweilig (“Boring, Boring”). An Mourinho prallen solche abfälligen Äusserungen indes ab. Algerien: Division 1 Auch der Letzte kann Meister werden Sarah Steiner ist Redakteurin bei The FIFA Weekly. Schlussspurt in Algerien. Es bleiben nur noch vier Partien zu spielen, bis in der Première Division der Meister feststeht. Während in vielen Ligen das Titelrennen schon entschieden ist oder aber nur wenige Klubs involviert sind, ist in Algerien der Kampf um Platz 1 an Spannung kaum zu überbieten. 16 Teams umfasst die Meisterschaft, 16 Teams können diese noch gewinnen. Chris Brunskill Ltd / Getty Images Die ES Sétif führt die Tabelle mit 41 Punkten an, das Schlusslicht Hussein Dey hat 30 Punkte auf dem Konto. Theoretisch ist alles noch möglich. Es gibt sogar eine Konstellation, in der am Saisonende zehn Klubs mit je 42 Punkten an der Spitze stehen könnten. Letztes Jahr war der Klassenunterschied zwischen den Mannschaften noch offensichtlich. Zum selben Zeitpunkt der Meisterschaft hatte Tabellenführer USM Algier 40 Punkte Vorsprung auf die Schlusslichter Bordj Bou Arreridj und Ain Fakroun. Doch die Dominanz des Klubs aus der Hauptstadt ist Vergangenheit. MC-El-EulmaCoach Jules Accorsi, der sich mit seinem Team auf Platz 11 befindet, ist der Meinung, dass die ausgeglichene Tabellensituation nicht nur spannend für die Fans ist, sondern auch den unbekannten Klubs gute Perspektiven bietet. “Für mich ist es eine Art Segen, dass die Liga dieses Jahr so hart umkämpft ist”, sagt er. Alain Michel ist da anderer Meinung. Er kennt die Première Divison als Trainer seit vielen Jahren. Mit dem CR Belouizdad coacht er momentan seinen vierten algerischen Verein. “Der Fussball im Lande leidet unter einem Mangel an Stabilität in den Trainerstäben. Die Teams können sich kaum längere Zeit auf ein System einstellen, daher haben viele Mannschaften eine ähnliche Spielweise. Das Spiel ist ziemlich körper betont und die Partien sind hart umkämpft. Das hat für sehr ausgeglichene Verhältnisse gesorgt, und die einzelnen Mannschaften trennt nicht viel.” Schaut man sich die CAF-Champions-League an, scheint es aber nicht ganz so schlecht um den algerischen Ligafussball zu stehen. Gleich drei Klubs haben sich für die Gruppenphase qualifiziert. Ein historischer Erfolg. ES Sétif, USM Algier und MC El Eulma befinden sich unter den acht besten Klubs des Kontinents. Die Gruppenauslosung vom 5. Mai hat zudem ergeben: Die drei stehen sich auch im internationalen Wettbewerb gegenüber. Å ES Sétif Algeriens Tabellenführer peilt den siebten Meistertitel an. T H E F I FA W E E K LY 17 FIFA PARTNER FIFA WORLD FOOTBALL MUSEUM Erste Einblicke Seit 2014 wird in Zürich am FIFA World Football Museum gebaut. Die FIFA Museum AG hat nun einen Showroom eingerichtet. Er macht Lust auf ganz viel mehr. D TRIAD ie Arbeiten auf der Baustelle zum FIFA World Football Museum schreiten planmässig voran. Damit sich alle Fussballund Museumsinteressierten einen ersten Eindruck von dem entstehenden Museum verschaffen können, hat die FIFA Museum AG an der Seestrasse 37, 8002 Zürich, einen Showroom eingerichtet. Der Showroom ist ab sofort werktags von 11 bis 14 Uhr geöffnet und steht allen Interessierten offen. “Liegen gut in der Zeit” Die Eröffnung des Showrooms bildet für die FIFA Museum AG einen wichtigen Meilenstein bei der Realisierung des neuen Museums. “Wir liegen gut in der Zeit. Die letzten Detailplanungen werden in den nächsten Wochen abgeschlossen”, sagt Managing Director Stefan Jost, der im März 2015 die Führung des Museums übernommen hat. “An der geplanten Eröffnung im ersten Quartal 2016 können wir festhalten.” Der Showroom vermittelt einen ersten Eindruck vom Erscheinungsbild sowie dem Volumen und der Grösse des Museums. Zudem wird das Ausstellungskonzept präsentiert, und ein rund achtminütiger Film visualisiert die verschiedenen Museumsebenen. “Der Showroom gibt den künftigen Besucherinnen und Besuchern ein e rstes G efühl für die multimediale Erlebniswelt, die wir im FIFA World Football Museum kreieren”, sagt David Ausseil, Creative Director, der für die Gestaltung des Museums verantwortlich zeichnet. Das Museum will sämtliche Facetten der ussballwelt abbilden. Es sollen aber nicht nur F die ausserordentliche Geschichte der FIFA und die Einzigartigkeit der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ präsentiert werden. Eine interaktive, multimediale Erlebniswelt zeigt auf, wie der Fussball tagtäglich weltweit Emotionen weckt, die Menschen begeistert und beeinflusst. Damit soll das Museum zu einem lebendigen Begegnungsort für die gesamte weltweite Fussballfamilie werden. Mehr als 1000 Exponate Die Ausstellung umfasst mehr als 1000 Ausstellungsobjekte. Die Eingangshalle “Planet Football” ist ein Willkommensgruss an alle, die den Fussball lieben. “The Rainbow”, eine runde, raumgreifende Glasvitrine, versammelt die Nationaltrikots sämtlicher FIFA-Mitglieder und bedeutende Objekte aus jedem Kontinent. “The Timeline” präsentiert die historischen Höhepunkte des Fussballs und die erfolgreiche Geschichte der FIFA, die seit 1904 das Spiel stetig weiterentwickelt. Die zweite Ebene des FIFA World Football Museums befindet sich im Untergeschoss. Dort würdigt “The World Cup Gallery”, die Entwicklung der Fussball-WM zum weltweit w ichtigsten Sportereignis. Hier findet auch der originale FIFA-WM-Pokal seinen besonderen Platz. Die dritte Ebene des FIFA World Football Museum wird als “Fields of Play” bezeichnet und befindet sich im ersten Stockwerk. Dort lassen sich die Schönheit und die Bedeutung des Spiels auf eine a ndere Weise entdecken: Fussball als Inspiration, als Kunst- und Lebensform in den unterschiedlichsten Kulturen. Ein weiteres Highlight bilden der “Game Corner” und eine gigantische, einmalige, eigens für das Museum entwickelte “Pinball Machine”, an der die Fans ihr eigenes Ballgeschick testen können. Ein Museums-Shop und ein Bistro im zweiten Geschoss sowie eine Sport-Bar im Erdgeschoss runden das Angebot ab. Å tfw Das FIFA World Football Museum Die Bauar beiten begannen im Mai 2014 und werden im Dezember 2015 – nach r und 20 Monaten Bauzeit – abgeschlos sen sein. Die E röf fnung ist für das erste Quar tal 2016 geplant. Auf drei Ebenen s teht eine Aus s tellungs f läche von r und 3500 Quadratmetern zur V er fügung. Das Museum umfasst zudem rund 1500 Qua dratmeter öf fentlich zugängliche Fläche mit einem Museums -Shop, einer Spor t- Bar und einem Museums - Bis tro sowie einer C af eter ia. In den Oberg e schos sen de s Gebäudes bef inden sich r und 140 Büro arbeit splät ze sowie 34 Wohnungen. T H E F I FA W E E K LY 19 First Love O r t : Ya z d , I r a n Datum: 15. Mai 2014 U hrzeit: 18. 30 Uhr Fotog ra f: Simon Koy Favorite Picture T H E F I FA W E E K LY 21 FOOTBALL FOR HOPE Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com. LIVE YOUR GOAL S PRESIDENTIAL NOTE 200 lächelnde Nachwuchsspielerinnen Die “Live Your Goals”-Festivalreihe läutet die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ ein und begeistert Hunderte von Mädchen und jungen Frauen. Hoffnung durch Fussball “P Grosser Erfolg Über 200 Mädchen nahmen am Festival “Live Your Goals” in Ottawa teil. A m Sonntag, dem 3. Mai 2015, fanden sich 200 junge Nachwuchsspielerinnen im Louis-Riel-Dome in der kanadischen Hauptstadt Ottawa ein – bereit für zwei Stunden voller Fussballaktivitäten und Spass. Die Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren kamen aus zahlreichen Klubs in der Gegend von Ottawa und einige auch aus Quebec. Wenige Stunden zuvor hatten 40 Trainerinnen und ehrenamtliche Helferinnen aus ganz Ontario noch alle Hände voll zu tun gehabt, um den Veranstaltungsort für die zahllosen Fussballaktivitäten vorzubereiten, die hier stattfinden sollten. Der Dome gab mit all den “Live Your Goals”-Flaggen und Bannern, tragbaren Toren, Hüpfburgen, Schminkständen, Installationen für Torschusswettbewerbe und vielen weiteren Attraktionen ein prächtiges Bild ab. Alle Aktivitäten waren darauf aus gerichtet, dass die Mädchen Spass haben und neue Kontakte knüpfen können. Shuéme, das Maskottchen der Frauen-WM 2015, war ebenfalls dabei und überraschte Teilnehmerinnen und Eltern. Josée Bélanger, kürzlich als Mitglied des kanadischen Kaders für die Frauen-WM 2015 bekanntgegeben, und Kristina Kiss, die bei zwei Weltmeisterschaften für die kanadische Nationalmannschaft aufgelaufen ist und es auf insgesamt 75 Länderspieleinsätze bringt, boten ihre Unterstützung für die Initiative “Live Your Goals” an und gaben ein grossartiges Vorbild für die jungen Mädchen ab. Die Veranstaltung war ein Riesenerfolg, und rund zwei Stunden nach Beginn verliessen 200 Mädchen das Gelände mit einem Lächeln auf dem Gesicht, Schweissperlen auf der Stirn und glänzenden Augen. Von ihren neuen Fussbällen wollten sie sich auf dem gesamten Heimweg nicht mehr trennen. Å rojekt 1” – das war 1975 meine erste Mission als FIFA-Mitarbeiter: ein Programm zur Entwicklung und Förderung des Fussballs auf der gesamten Welt – besonders im damals fussballerisch noch wenig erschlossenen afrikanischen und asiatischen Raum. Es war der Startschuss zu einem Prozess, der bahnbrechende Fortschritte brachte – etwa die erste WM-Endrunde in Asien 2002 oder die afrikanische Premiere 2010. Gleichzeitig intensivierten wir unser soziales und gesellschaftliches Engagement. So lancierten wir (nach der Vergabe der WM 2010 nach Südafrika) 2005 das P rogramm “Win in Africa with Africa”, das die infrastrukturelle Situation auf dem gesamten Kontinent entscheidend verbesserte und dem afrikanischen Fussball im wahrsten Sinn des Wortes eine neue Grundlage gab. Parallel dazu initiierten wir 2005 das Programm “Football for Hope”, das die Botschaft der FIFA für eine bessere Zukunft mit konkreten Hilfsprojekten verband und (in Afrika) den Bau von 20 “Football for Hope”-Zentren für Ausbildung, Gesundheit und Fussball umfasste. Wir haben nicht nur dieses Ziel erreicht, sondern im Zuge der WM-Endrunde 2014 unsere Unterstützung für soziale Entwicklung auch in Südamerika auf ein neues Niveau gehoben und die Zahl unterstützter Organisationen allein in Brasilien von fünf auf 37 gesteigert. Durch “Football for Hope” haben wir 550 Programme in allen sechs Konföderationen unterstützt. Mit Stolz blicken wir auf zehn Jahre “Football for Hope” zurück. Doch die Arbeit ist noch lange nicht abgeschlossen. Dessen sind wir uns voll und ganz bewusst, und wir werden alles dafür tun, um unsere Verantwortung wahrzunehmen: für die nächsten zehn Jahre – und noch viel länger. FIFA tfw Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY 23 B L U E S T A R S / F I F A Y O U T H C U P 24 T H E F I FA W E E K LY B L U E S T A R S / F I F A Y O U T H C U P Zwei Tage im Rampenlicht Die grosse Fussballbühne ist der Traum eines jeden Nachwuchsspielers. Am 13. / 14. Mai bekommen einige von ihnen am Blue Stars / FIFA Youth Cup in Zürich einen Vorgeschmack davon, schreibt Sarah Steiner. Mit Illustrationen von Julien Pacaud. Illustration: Julien Pacaud / Talkie Walkie D en Blick auf den Rasen gerichtet, den Vereinswimpel in der Hand, das Trikot noch ohne Flecken. Ein sehnsuchts voller Blick auf den Matchball, der auf seinem Sockel steht, gleich vor der Tribüne. Ein scheuer Blick auf die Zuschauer, die da sitzen – zu Tausenden. Unter ihnen Grössen des Fussballs. Christian Karem beu filmt mit dem Smartphone, FIFA-Präsident Blatter im Gespräch mit Turnierpräsident Jürg Hofmann. Und die unzähligen Talentscouts. Sie sind an diesem Frühlingstag nach Zürich ge kommen, um die Youngsters spielen zu sehen, zu entdecken, ihnen womöglich eine Karriere einzurichten. Der Scheinwerfer hält drauf. Der Blue Stars / FIFA Youth Cup ist eines der bedeutendsten internationalen Jugend fussball-Turniere. Jährlich wird es über die Auf fahrtstage auf der Sportanlage Buchlern in Zürich veranstaltet. Am 13. und 14. Mai 2015 bereits zum 77. Mal. Unter dem Motto “Where Stars Are Born” treffen sich zehn Klubs mit ihren Nachwuchsteams in der Schweiz, um sich zu messen. 232 Teams aus 40 Ländern waren schon hier. Im Nationalmannschafts-Aufgebot der teilnehmenden Teams der WM 2014 stan den 25 Spieler, die am Youth Cup einst ihre Ballkünste vorführten. Das sind nur Zahlen. Trotzdem beeindrucken sie und setzen die jungen Spieler auch unter Druck. “Druck gehört zum Spiel” Doch der Druck ist ein Teil des Geschäfts. Wer Profifussball spielen will, setzt sich ihm tagtäglich aus. Es gilt, sich perfekt vorzuberei ten, physisch und psychisch fit zu sein, um am Spieltag eine Top-Leistung abzurufen. Dass an einem solchen Turnier Talentscouts anwe send sind, dessen sind sich sowohl Spieler als auch Trainer bewusst. “Es gehört zum Spiel”, sagt Mats Gren, Trainer der Mannschaft von IFK Göteborg. Für den Schweden bedeutet der Besuch in Zürich eine Rückkehr zu alter Wirkungsstätte. Von 1985 bis 2000 spielte er für die Zürcher Grasshoppers, fünf Meister- und vier Cuptitel hat er hier gewonnen. “Die Jungen müssen sich an diesen Druck gewöhnen”, sagt er. Interna tionale Spiele zu bestreiten, sei für die jungen Spieler sehr wichtig. “Es bringt sie weiter. Lehrt sie sowohl Lebens- als auch Spielerfahrung.” “Solche Turniere sind massgeblich für die Entwicklung junger Spieler.” Roy Makaay, Nachwuchs-Trainer Feyenoord Rotterdam Die Liste berühmter Teilnehmer am Youth Cup ist lang. Von Sir Bobby Charlton zu Gerard Piqué, von David Beckham zu Kaká. Viele K arrieren nahmen hier ihren Lauf, viele Sterne begannen hier zu leuchten. Der Stern, der jedoch für immer mit dem Turnier verbunden sein wird, ist derjenige des Hausklubs: Blue Stars. Zwar konnte der Verein fussballerisch auf internationalem Niveau nie überzeugen, und auch national ist er heute bloss noch in der fünfthöchsten Schweizer Spielklasse anzutref fen, doch im kleinen Klub war schon früh eines klar: Gute Nachwuchsarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Und so bauten die Blue Stars 1921 als einer der ersten Vereine der Schweiz eine Juniorenabteilung auf. 17 Jahre später kam das Turnier hinzu. Eine nachhaltige Investition. Einer, der seit vielen Jahren mit dabei ist, ist Blue-Stars-Präsident und Chef des lokalen Organisationskomitees Jürg Hofmann. 1960 spielte er selbst am Youth Cup gegen Manches ter United. Eine Erinnerung für die Ewigkeit. “Ich weiss noch gut, da war ein Junge mit lan gem, lockigem Haar – er war der Beste auf dem Platz. Sein Name? George Best!”, erzählt er und lacht. Heute ist Hofmann zusammen mit sei nem Team für die Organisation des Turniers zuständig. Spielpläne ausarbeiten, Teams ein laden, Budgets berechnen … Arbeit, die sich lohnt: Der Youth Cup gilt als eines der meist besuchten Jugendturniere. “Wir verzeichnen insgesamt 15 000 Besucher”, sagt Hofmann. Von den Prüfungen in den Flieger In den vergangenen 77 Jahren hat sich einiges getan. Was als nationales Juniorenturnier sei nen Anfang nahm, ist heute eines der renom miertesten Nachwuchsturniere der Welt. Auch dieses Jahr wieder hat der Youth Cup ein illus tres Teilnehmerfeld zu bieten. Aus Brasilien reist Atlético Paranaense an und hat sich dabei nichts weniger zum Ziel gesetzt als die Titel verteidigung. Unter der Führung von Mirko Votava, der 1973 mit Borussia Dortmund das Turnier gewann, stellt sich ihnen eines der erfolgreichsten Jugendteams von Deutschland in den Weg: Werder Bremen. “Ich fahre mit ei ner sehr jungen Mannschaft nach Zürich”, sagt der Coach. Er wird mit seinem Team erst am T H E F I FA W E E K LY 25 B L U E S T A R S / F I F A Y O U T H C U P Erfolgreiche Feyenoord Academy Auch bei der Jugendakademie von Feyenoord Rotterdam ist die Vorfreude spürbar. “Solche Turniere sind wichtig für die Entwicklung junger Spieler”, sagt ihr Trainer, der frühere Weltklassestürmer Roy Makaay. Entwicklung, ein Begriff, der im Jugendfussball allgegenwär tig ist. Kein Wunder, hat sich doch in der Nach wuchsarbeit in den letzten Jahren enorm viel getan. War früher die Professionalisierung der Vereine vor allem auf die erste Mannschaft fokussiert, greifen heute die Strukturen viel weiter. Vorbereitung und Vorbeugung. Regene ration und Individualisierung. Die J ungen wer den heute auf allen Ebenen auf eine mögliche Profikarriere vorbereitet. “Die Erwartungen an die Jungen sind gestiegen.” Mats Gren, Nachwuchs-Trainer IFK Göteborg Die Feyenoord Academy, auch unter dem Namen Varkenoord bekannt, ist in den Nieder landen eine der besten Fussballschulen. Seit 26 T H E F I FA W E E K LY 2010 gewann sie fünfmal in Folge den Rinus Michels Award für die beste Nachwuchsschule des Landes. Robin van Persie, Stefan de Vrij, Georginio Wijnaldum und Bruno Martins Indi: Sie alle haben an der WM in Brasilien für Furore gesorgt, und sie alle haben ihre ersten Schritte in der Feyenoord Academy gemacht. “Die Jungen trainieren härter und professi onell. Parallel dazu sind auch die Erwartungen an sie gestiegen”, bestätigt Mats Gren. Wie in Rotterdam liegt auch in Göteborg ein Haupt augenmerk auf der Nachwuchsabteilung. “Die Arbeit mit den Jungen ist nicht nur sehr wich tig für den Klub, sondern für die Gesellschaft. Sie hat einen grossen sozialen Wert”, sagt Gren. Talent ist nicht alles Was aber ist der Schlüssel zum Glück? Welches die entscheidenden Faktoren für eine Profikarriere? Talent allein reicht nicht aus, das ist heute ein Fakt. “Talent ist wichtig, aber ohne harte Arbeit, Hingabe und Leistungsbereitschaft ist es nicht möglich, erfolgreich zu sein”, so Roy Makaay. Er weiss, wovon er spricht, in seiner internationalen Karriere sammelte er Titel in Deutschland, Spanien und den Niederlanden. Sein Trainerkol lege Mirko Votava sagt: “Das Wichtigste für einen jungen Spieler ist es, Spielpraxis zu sam meln. Denn wenn du nicht spielst, kannst du dich nicht verbessern. Du musst also die richtigen Schritte zur richtigen Zeit tun.” Und neben all der perfekten Organisation braucht es am Schluss noch ein Quäntchen Glück. Und sei es, dass einen keine schlimmen Verletzungen ereilen. Im heutigen Jugendfussball wird mit allen Möglichkeiten gerechnet. So ist den Vereinen auch wichtig, dass sie mit ihren Spielern über ein Leben nach – oder gar ohne – Profifussball reden. Den Nachwuchstalenten soll die Mög lichkeit geboten werden, eine Ausbildung zu absolvieren, die ihnen Abseits vom Sport eine Perspektive bietet. “Wir investieren viel Zeit Illustration: Julien Pacaud / Talkie Walkie Abend des 12. Mai eintreffen, eine frühere Hin reise war für die Norddeutschen nicht möglich. “Einige meiner Spieler haben am Tag noch Abi turprüfungen”, sagt Votava und fügt hinzu: “Sie freuen sich sehr auf die Reise nach Zürich.” B L U E S T A R S / F I F A Y O U T H C U P BLUE STARS / FIFA YOUTH CUP TEILNEHMER 2015 Gruppe A: Atlético Paranaense, Bursaspor, Werder Bremen, Grasshopper Club, FC Zürich Gruppe B: Benfica Lissabon, Feyenoord Rotterdam, IFK Göteborg, FC Luzern, FC Blue Stars in diesen Bereich. Es ist wichtig, auch jenen Spielern Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die nicht im Profifussball Fuss fassen werden”, sagt Roy Makaay. Stolz nach Hause Den Blick auf die Tribüne gerichtet, das Trikot des Gegenspielers in der Hand. Ein stolzer Blick auf den Pokal, der auf dem Sockel steht, gleich vor der Tribüne. Es ist geschafft, das Turnier gewonnen. Der Scheinwerfer hielt drauf. Doch was nun? Die Nachwuchstalente treten nach zwei spannenden und intensiven Tagen die Heimreise an. In ihre heimischen Ligen, in den Alltag, wo sie Spieltag für Spieltag kämpfen: um den Stammplatz und darum, sich täglich von Neuem zu beweisen. Viele von ihnen werden den Sprung nicht schaffen. Fussball wird zwar immer ein Teil ihres Lebens sein, doch die Tür zum Profisport wird geschlossen bleiben. Einige aber werden sich zurück ins Scheinwer- ferlicht kämpfen. In den grossen Ligen spielen, Erfolge feiern, Titel gewinnen. Von ihnen wird man in ein paar Jahren erzählen. Und ihren Namen nennen neben jenen von Sir Bobby Charlton, Gerard Piqué, David Beckham und Kaká – von denen man sagt, ihre Karriere habe hier in Zürich begonnen. Å BEKANNTESTE SPIELER (SEIT 1990) Roy Keane, Christian Nerlinger, Markus Babbel, Jay-Jay Okocha, Ryan Giggs, David Beckham, Iván de la Peña, Eidur Gudjohnsen, Nuno Gomes, Kaká, Alexander Frei, Diego Benaglio, Alberto Aquilani, João Moutinho, Nani, Gerard Piqué, Ron-Robert Zieler, Xherdan Shaqiri, Ricardo Rodríguez, Adnan Januzaj TEILNEHMER (SEIT 1939) 232 Klubs aus 40 Ländern ERFOLGREICHSTE KLUBS Manchester United (18 Turniersiege), Grasshopper Club (6 Turniersiege), FC Barcelona und FC Young Fellows (je 3 Turniersiege) TURNIER 2015 Mittwoch, 13. Mai 2015 (ab 15.00 Uhr) und Donnerstag, 14. Mai 2015 (ab 9.15 Uhr) Sportanlage Buchlern, Zürich, Schweiz T H E F I FA W E E K LY 27 FREE KICK SPOTLIGHT ON ALLGEMEINE INFORMATIONEN Land: Vietnam FIFA-Kürzel: VIE Kontinent: Asien Hauptstadt: Hanoi Lauter Beweise Perikles Monioudis Mario Wagner / 2Agenten L ionel Messi wird am Strafraum angespielt, die Welt hält den Atem an. Der wuselige A rgentinier nimmt den Ball in seiner unnachahmlich exakten Art an und spitzelt ihn in derselben Bewegung des Fussgelenks am deutschen Verteidiger vorbei, mit einem Chip überwindet er anschliessend den deutschen Torhüter Manuel Neuer, doch die abgeklärte deutsche Defensivkraft Jérôme Boateng rettet für sein Team kurz vor der Linie. Zehn Monate später ereignet sich mit denselben Protagonisten eine ähnliche Szene – in einem anderen Kontext, auf einem anderen Kontinent, in einem anderen Wettbewerb. Messi, nunmehr im Jersey des FC Barcelona, nimmt den Ball an und spitzelt ihn in derselben Bewegung des Fussgelenks am hochgewachsenen Boateng – nunmehr im Jersey des FC Bayern München – vorbei, der buchstäblich auf dem falschen Fuss erwischt wird und umfällt; wie “ein gefällter Baum”, so der hämische Sprech in den Internetforen. Messis Chip hat diesmal, da Neuer den Ball passieren lässt, eine zählbare Konsequenz: den zweiten Treffer beim 3:0 für Barça im Halbfinal- Hinspiel der Champions League am Abend des 6. Mai zu Hause gegen den Deutschen Meister FC Bayern. Zehn Monate zuvor, im Maracanã zu Rio de Janeiro, durften Boateng und Neuer noch den Sieg gegen Messi im WM-Finale bejubeln (1:0). Müssig zu erwähnen, dass ein WM-Titel schwerer wiegt als die Verheissung eines konti- nentalen Pokals, aber das ist auch nicht der Punkt hier. Vielmehr könnte man sich die Augen reiben ob der Duplizität der Ereignisse – wären wir Fussballverrückte es nicht schon längst gewohnt, in den wichtigsten Partien des Jahres stets dieselben Ausnahmespieler am Werke zu sehen. Damit wäre zumindest schon ein Beweis geführt. Dass nämlich die besten Spieler der Welt – etwa Messi, Mascherano, Neuer, Lahm – tatsächlich die besten Spieler der Welt sind. Wobei man vor lauter Barça und Bayern einen auf gar keinen Fall vergessen sollte: Cristiano Ronaldo. Der Unvergleichliche könnte im Jersey von Real Madrid auch in dieser Saison wieder allen ein Schnippchen schlagen und sich die europäische Krone aufsetzen. Å GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Landesfläche: 331 690 km² Höchster Punkt: Fansipan 3143 m ü. M. Nachbarmeere und -ozeane: Südchinesisches Meer FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 125. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 34. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen LET Z TE RESULTATE Männer: Vietnam - Malaysia 2:4 11. Dezember 2014 Frauen: Vietnam - Malaysia 7:0 4. Mai 2015 FIFA-INVES TITIONEN Seit 2000: Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion USD 2 373 214 T H E F I FA W E E K LY 29 C O U N T D OW N K A N A DA 2015: N O C H 29 TAG E Panini Das Sammelalbum umfasst 56 Seiten mit Platz für 478 Sammelbilder, darunter 29 Sonderbilder. Die Päckchen werden in rund 25 Ländern verkauft. Jedes Päckchen enthält fünf S ammelbilder. In Nordamerika sind es sieben. 30 T H E F I FA W E E K LY Panini bringt erneut ein Sammelalbum zur Frauen-WM heraus NOCH 29 TAGE Das Sammelfieber ist ausgebrochen. Die siebte Frauen-Weltmeisterschaft wird mit einem Sammelalbum gewürdigt – dem zweiten nach der WM 2011 in Deutschland. P anini S.p.A. ist der weltgrösste Herausgeber von Sammelbildern. Das italienische Traditionsunternehmen ist international tätig und vertreibt seine berühmten Portraits zum Einkleben in über 120 Ländern. Wie Panini und die FIFA, Dachverband des Weltfussballs und Organisator der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™, nun bekanntgegeben haben, wird die Zusammenarbeit weiter ausgebaut. So sollen die Möglichkeiten, die das Turnier bietet, noch besser ausgeschöpft werden. Die Frauen-Weltmeisterschaft ist das siebte Turnier dieser Art und das zweite, das mit einem Sammelalbum von Panini gewürdigt wird. Die Endrunde findet vom 6. Juni bis zum 5. Juli in sechs kanadischen Städten statt. K anada ist erstmals Gastgeberland. Voller Erfolg Seit 1970 bringt Panini S.p.A. Sammela lben zu Fussball-Weltmeisterschaften heraus. Das itali- enische Unternehmen hat von der FIFA die Exklusivrechte für Sammelalben, Sammelkarten und offizielle Sammelkartenspiele für bis jetzt 14 WM-Turniere erhalten (inklusive der Frauen-WM 2011 und 2015). Das erste Sammelalbum für eine Frauen-Weltmeisterschaft gab es 2011 in Deutschland – und es war ein voller Erfolg. Peter Warsop, Direktor für Lizenzfragen bei der Panini-Gruppe, sagt dazu: “Wir sind sehr stolz, auch in diesem Jahr wieder an dem Programm teilzuhaben, mit dem wir die Frauen-Weltmeisterschaft nicht nur feiern, sondern auch für mehr Aufmerksamkeit und mehr Begeisterung rund um das Turnier sorgen können. Wir wurden bereits von zahlreichen Fans aus aller Welt mit der Frage kontaktiert, ob wir wieder ein Sammelalbum herausgeben. Wir freuen uns sehr, diese Frage mit Ja beantworten zu können. Das Turnier 2011 in Deutschland war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Daher haben wir unser Marketing und unseren Vertrieb der Sammelbilder auf rund 25 Länder usgedehnt. Da die Zahl der teilnehmenden a Mannschaften auf 24 erhöht wurde, wird das aktuelle Sammelalbum auch dicker. Wir wollten alle Mannschaften und alle eventuell nominierten Spielerinnen abdecken. Fussballfans, die die Sammelbilder nicht bei sich vor Ort kaufen können, können sie bei uns online erwerben.” Vertrieb in rund 25 Ländern FIFA-Marketingdirektor Thierry Weil ergänzt: “Wir sind froh, im Rahmen der Frauen- Weltmeisterschaft mit Panini zusammenzu arbeiten, da wir wissen, dass Fans auf der ganzen Welt schon ungeduldig darauf warten, ein Sammelalbum für dieses Jahr zu kaufen. Das Erscheinen des Panini-Sammelalbums sorgt in den Wochen vor grossen Turnieren stets für Begeisterung unter den Fans. Es ist jetzt noch ein Monat bis zum Anpfiff der WM, und ich bin überzeugt, dass jetzt schon die ganze Welt nach Kanada blickt.” Å tfw T H E F I FA W E E K LY 31 ZEITSPIEGEL T H E N London, England 1931 Fox Fotos / Getty Images Spieler des Arsenal FC unterziehen sich einer UV-Strahlen-Behandlung. 32 T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W München, Deutschland 2015 A. Beier / Getty Images for FC Bayern Bastian (r.) und sein älterer Bruder Tobias Schweinsteiger vom FC Bayern München beobachten eine partielle Sonnenfinsternis. T H E F I FA W E E K LY 33 Jeder Moment zählt Rückfahrkamera - Display System Gekühltes Handschuhfach Flaschenhalter hintere Tür Der Neue Dieses Modell ist eventuell nicht verfügbar in Ihrem Land. THE ART OF FOOTBALL Finales Finale Ronald Düker D er 30. Juni des Jahres 2002 war einer dieser ganz besonderen Tage: WMFinale in Japan, Brasilien gegen Deutschland, Ronaldo gegen Oliver Kahn – eine Begegnung, an die der Stürmer heute ganz bestimmt lieber zurückdenkt als der Torhüter, denn Kahn wurde zwar zum Spieler des Turniers gewählt, liess aber den Ball vor seinem ersten G egentor in der 67. Endspielminute so u nglücklich abprallen, dass das Spiel entschieden war. Der 30. Juni 2002 war noch aus einem anderen Grund als dem WM-Finale ein ganz besonderer Tag: In Bhutan, dem kleinen Königreich am Fusse des Himalaya, fand parallel zum Finale von Yokohama ein zweites Endspiel statt. Auch hier standen 22 Männer auf dem Platz, auch hier wurde auf zwei Tore gespielt, auch hier gab es am Ende eine Siegermannschaft – aber sonst war eben eigentlich alles anders. Johan Kramers Dokumentarfilm “The Other Final“ erzählt die Geschichte dieses erstaunlichen Spiels, und zwar von Beginn an, der lange vor dem Anpfiff liegt. Matthijs de Jongh, ein Fussballfan aus Holland, hatte alles organisiert. Warum? Seitdem sein eigenes Land schon in der WM-Qualifikation gescheitert war, interessierte er sich für die Kultur der Niederlage. Und damit auch für die beiden grössten “Geschlagenen” im Fussball. Ein Blick auf die Weltrangliste der FIFA zeigte ihm, wer das war: Bhutan (Platz 202) und Montserrat (203), die Schlusslichter aller aufgelisteten Nationen. Schon die geografische Verortung d ieser beiden Länder versteht sich nicht immer von selbst. Montserrat? Eine winzi- ge Insel in der Karibik, die im Jahr 1997 durch einen Vulkanausbruch zu grossen Teilen verwüstet wurde. Bhutan: ein von der Aussenwelt beinahe abgeschottetes Königreich in Südasien. Cricket heisst der Nationalsport in Montserrat, in Bhutan liebt man das traditionelle Bogenschiessen. Aber war nicht der König selbst in den 70er-Jahren ein ziemlich guter Fussball torhüter gewesen? Solche Dinge kommen ans Licht, während Johan K ramer die Vorbereitungen auf das grosse Spiel der k leinen Fussballnationen begleitet. Und weil seine Kamera ganz nahe an den Spielern beider Teams bleibt, lernt der Zuschauer ein Menge über das Alltags leben an zwei völlig verschiedenen Stellen der Welt. Wie sich die Spieler beider Länder langsam kennenlernen und ihre Sprachbarriere durch gemeinsames Musizieren überwinden (der Song “Hot Hot Hot” ist seit dem Vulkanausbruch so etwas wie die inoffizielle Hymne von Montserrat), wie sie von ihren sportlichen und persönlichen Träumen berichten, wie sich die Mönche vor dem Spiel der Spiele zum Gebet niederlassen, und wie die ganze Zeit doch immer der Fussball im Mittelpunkt steht – das zeigt, dass das schönste Ballspiel der Welt auch dann noch schön ist, wo es um professionelle Leistungen gar nicht geht. Das Endspiel, das andere Finale – und nur so viel soll hier verraten werden – wurde dann vor allem durch spektakuläre Torhüterfehler entschieden. So spektakulär waren diese Torhüter fehler, dass O liver Kahn mit seiner eigenen Leistung im grossen Finale dieses Tages eigentlich für alle Zeiten versöhnt sein sollte. Å Z I TAT E DER WOC HE “Ich freue mich, dass einige Spieler Panenka-Elfmeter schiessen, dass die Journalisten darüber schreiben und die Fans sie geniessen. Spieler wie Francesco Totti und Zinédine Zidane haben es auch schon gemacht, doch der von Messi war der schönste von allen. Nicht zu kraftvoll, genau in die Mitte und mit einem schönen Bogen – seine Technik ist einfach beeindruckend und dieses Tor beweist sein aussergewöhnliches Talent nur ein weiteres Mal.” Antonin Panenka über Lionel Messis Panenka-Elfmeter gegen Getafe “Es spielt keine Rolle, wie man gewinnt – solange man gewinnt. N atürlich sehen die Leute gern schönen Fussball mit cleveren Dribblings und Drehungen, aber das zählt jetzt nicht. Es spielt keine Rolle, wie hässlich oder schlimm es ist, von mir aus auch lange Bälle – die Leute können sagen, was immer sie wollen. Es spielt keine Rolle. Ich will gewinnen. Ich muss gewinnen!” Roly Bonevacia von Wellington Phoenix “Cristiano Ronaldo könnte für Millwall, QPR, Doncaster Rovers oder jeden anderen Klub spielen und er würde trotzdem einen Hattrick schaffen. Ich bin nicht sicher, ob Messi das auch schaffen würde. Ronaldo ist beidfüssig, schnell, kopfballstark und kühn, wobei Messi natürlich auch kühn ist. Ich glaube nur, dass Messi einfach ein Barcelona-Spieler ist.” Sir Alex Ferguson T H E F I FA W E E K LY 35 sharecocacola.com #shareacocacola Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company. Share a with TURNING POINT “Das Teamgefühl war stärker” Frankreichs Nationaltorhüter Hugo Lloris galt als grosse Nachwuchshoffnung im Tennis. Doch plötzlich hatte er nur noch den grossen Ball im Fokus. Charlie Forgham Bailey/Presse Sports/freshfocus A ls Sohn einer Anwältin und eines Bankers an der Côte d’Azur aufgewachsen, war der Fussball in meiner Kindheit nicht automatisch die erste Wahl. Ich habe auch Tennis geliebt, sowohl aktiv als auch passiv. Nicht weit von meinem Geburtsort Nizza stand jedes Jahr im Frühling das berühmte Sandplatzturnier von Monte Carlo auf dem Programm. Da musste ich natürlich unbedingt hin. Der Amerikaner Pete Sampras war mein Held. Ich weiss nicht, ob mein eigenes Niveau je gereicht hätte, um ein Profi zu werden, aber Talent ist mir auf jeden Fall attestiert worden. Parallel jagte ich beim unterklassigen Verein CEDAC (Centre de Diffusion et d’Action Culturelle) im Kulturzentrum von Cimiez am Rande Nizzas der Lederkugel hinterher. Anfangs wollte ich unbedingt Stürmer sein, doch nach einiger Zeit muss den Betreuern aufgefallen sein, dass ich im Tor besser aufgehoben war – wegen der ausserordentlichen Antizipation, der Grund s chnelligkeit, der Hand-Auge-Koordination und der Reflexe, wie es hiess. Auf eine Empfehlung des früheren französischen Nationalkeepers Dominique Baratelli hin bin ich dann in die Akademie seines ehemaligen Klubs OGC Nizza übersiedelt. Ich muss zehn oder elf Jahre alt gewesen sein, als der Fussball immer mehr die Oberhand gegenüber dem Tennis gewann. Die Trainingseinheiten unter der Woche häuften sich. Mir war klar, dass bald eine Entscheidung fällig war. Ich musste mich auf eine Sache konzentrieren. Und ich wählte den Fussball. Wahrscheinlich hatte das Teamgefühl den Ausschlag gegeben, die Aussicht, mit den Kumpels ein Gemeinschaftserlebnis auszukosten. Nach all den Saisons im Nachwuchsbereich von Nizza, dem Debüt in der 1. Mannschaft mit 18 Jahren, den folgenden Transfers zu Olympique Lyon und zu Tottenham Hotspur nach London und als Kapitän der Equipe Tricolore ein Jahr vor der Heim-Europameisterschaft darf ich behaupten: “Non, je ne regrette rien.” Aber es ist nicht so, dass Tennis überhaupt kein Thema mehr für mich wäre. Im Alltag habe ich nur keine Zeit mehr dazu. Aber in den Ferien habe ich in der Vergangenheit wiederholt zum Schläger gegriffen, und da ist mir aufgefallen, wie schnell das Feuer in mir wieder entfacht worden war. Å Aufgezeichnet von Andreas Jaros Name Hugo Lloris Geburtsdatum, Geburtsort 26. Dezember 1986, Nizza, Frankreich Position Torwart Vereine 1997–2008 OGC Nizza 2008–2012 Olympique Lyon seit 2012 Tottenham Hotspur Nationalteam 65 Einsätze für Frankreich Erfolge U19-Europameister 2005 Bester Torhüter in Frankreich 2008, 2010, 2011 Französischer Pokal 2012 Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY 37 W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R Deutschland (unverändert) keine keine 3 kein Team mit mehr als einem Spiel Russland (+ 47 Punkte) Suriname (+ 14 Ränge) Montenegro (– 34 Punkte) Mauretanien (– 9 Ränge) Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team +/- Punkte Rang Team +/- Punkte Letzte Aktualisierung: 7. Mai 2015 Rang Team +/- Punkte Rang Team +/- Punkte 1 Deutschland 0 1687 55 Gabun 0 583 109 Kuba 0 298 163 Guyana -8 128 2 Argentinien 0 1494 56 Mali 0 578 110 St. Vincent und die Grenadinen 6 291 163 Bhutan 0 128 3 Belgien 0 1457 57 Albanien 0 575 111 Sudan -1 288 165 Dominica 12 121 4 Kolumbien 0 1412 57 Republik Korea 0 575 112 Libyen -1 281 166 Malaysia -2 120 5 Brasilien 0 1372 59 Südafrika 1 553 112 St. Kitts und Nevis -1 281 167 Puerto Rico -1 119 6 Niederlande 0 1301 60 Sambia -1 552 114 Namibia -1 279 168 Jemen 2 117 7 Portugal 0 1221 61 Äquatorial-Guinea 0 549 115 Kanada -1 277 169 Hongkong -2 116 8 Uruguay 0 1176 62 Republik Irland 0 546 116 Aserbaidschan -1 264 169 Bangladesch -2 116 9 Schweiz 0 1135 63 Peru 1 532 117 Kenia 0 258 171 Grenada -6 113 10 Spanien 0 1132 64 Australien -1 531 118 Dominikanische Republik 0 257 172 Montserrat -1 107 11 Frankreich 0 1127 65 Trinidad und Tobago 0 519 119 Niger 0 252 173 Pakistan -1 106 12 Rumänien 0 1086 66 Burkina Faso 0 517 120 Moldawien 1 245 174 Amerikanische Jungferninseln -1 104 13 Italien 0 1085 67 Bulgarien 0 505 121 Lesotho 1 242 175 Neukaledonien -1 101 14 England 0 1030 68 Vereinigte Arabische Emirate 0 501 122 Burundi 1 237 176 Guam -1 97 15 Costa Rica 0 1016 69 Venezuela 0 495 123 Simbabwe 0 235 176 Swasiland -1 97 16 Chile 0 1002 70 Norwegen 0 491 124 Vietnam 1 229 178 Laos 0 88 17 Kroatien 0 977 71 Uganda 1 485 125 Syrien 1 225 179 Kambodscha 0 86 18 Tschechische Republik 1 923 72 Usbekistan 1 476 126 Kuwait 1 224 179 Chinese Taipei 0 86 70 19 Slowakei 1 920 73 Ruanda 1 474 127 Liechtenstein 1 219 181 Nepal 0 20 Algerien 1 917 74 Jamaika 1 466 128 Bermuda 1 217 182 Brunei Darussalam 1 69 21 Wales 1 916 75 Montenegro -5 457 129 Mauretanien -9 216 183 Turks- und Caicos-Inseln 1 66 22 Mexiko -4 908 76 Honduras 0 453 130 Barbados 0 215 183 Macau 1 66 23 Elfenbeinküste 0 907 77 Armenien 0 449 131 St. Lucia 5 214 185 Tahiti 1 65 24 Griechenland 0 900 78 Finnland 0 446 132 Guinea-Bissau -1 212 185 Mauritius -4 65 25 Österreich 0 891 79 Haiti 0 442 132 Liberia -1 212 185 Komoren 1 65 26 Ghana 0 833 80 Togo 0 435 134 Kasachstan -1 210 188 Sri Lanka -2 64 60 27 Russland 5 828 81 Paraguay 0 415 135 Afghanistan 0 208 189 Seychellen 0 28 USA -1 825 82 VR China 0 408 136 Aruba -2 204 190 São Tomé und Príncipe 0 58 29 Dänemark -1 808 83 Belarus 0 397 137 Philippinen 2 200 191 Cayman-Inseln 0 48 30 Schottland -1 796 84 El Salvador 0 388 137 Luxemburg 0 200 192 Salomon-Inseln 0 46 31 Tunesien -1 793 85 Lettland 0 387 139 Georgien -1 197 193 Südsudan 0 43 32 Bosnien und Herzegowina -1 783 86 Mosambik 0 383 140 Malediven 1 191 194 San Marino 0 40 33 Ukraine 0 772 86 Irak 0 383 141 Palästina -1 190 195 Vanuatu 0 34 34 Ecuador 0 762 88 Sierra Leone 0 382 142 Thailand 0 183 196 Fidschi 0 30 35 Polen 0 753 89 Angola 0 381 143 Tadschikistan 0 173 196 Samoa 0 30 36 Senegal 0 752 90 Marokko 1 371 144 Zentralafrikanische Republik 0 163 198 Bahamas 0 26 37 Kap Verde 0 737 90 Guatemala 0 371 144 Libanon 0 163 198 Britische Jungferninseln 0 26 38 Island 0 728 92 Bolivien 0 360 144 Neuseeland 0 163 200 Mongolei 0 19 39 Schweden 0 704 93 Estland 0 358 147 Indien 0 161 201 Tonga 0 17 40 Iran 0 689 94 Benin 0 357 148 Curaçao 0 159 202 Papua-Neuguinea 0 13 41 Guinea 0 678 95 Saudiarabien 0 349 149 Malta 0 158 203 Amerikanisch-Samoa 0 12 8 42 Nordirland 0 672 96 Zypern 0 342 150 Madagaskar 0 156 204 Andorra 0 43 Ungarn 0 665 97 Oman 0 341 151 Osttimor 1 151 204 Eritrea 0 8 44 Serbien 0 664 97 Malawi 0 341 152 Tschad -1 150 206 Somalia 0 6 45 Nigeria 0 659 99 Katar 0 337 153 Kirgisistan 0 148 207 Dschibuti 0 4 46 Israel 0 649 100 Litauen 0 333 154 Nicaragua 0 142 207 Cook-Inseln 0 4 47 Slowenien 0 648 101 Äthiopien 0 321 155 Suriname 14 141 209 Anguilla 0 2 48 Kamerun 0 627 102 Färöer 0 318 156 DVR Korea 1 139 49 Kongo 0 624 103 Jordanien 0 316 157 Gambia -1 138 50 Japan 0 614 104 Botsuana 0 314 158 Myanmar 0 133 51 Ägypten 0 612 105 EJR Mazedonien 0 312 159 Turkmenistan 0 131 52 Türkei 0 603 106 Antigua und Barbuda 0 311 159 Indonesien 0 131 53 Panama 0 587 107 Tansania 0 304 159 Belize 0 131 54 DR Kongo 0 584 108 Bahrain 0 299 162 Singapur 0 130 38 T H E F I FA W E E K LY http://de.fifa.com/worldranking/index.html PUZZLE Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Präsident Joseph S. Blatter 1 4 9 2 Generalsekretär Jérôme Valcke 7 7 8 9 Chefredakteur Perikles Monioudis Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefred.), Sarah Steiner 5 8 6 3 2 2 2 9 9 7 7 8 6 6 1 2 4 9 3 5 7 8 7 5 3 3 8 3 Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub 7 3 Produktion Hans-Peter Frei Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA. 9 1 4 Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf, Honey Thaljieh Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. 8 4 Mitarbeit an dieser Ausgabe Marius Achatz, Lefteris Coroyannakis Internet www.fifa.com/theweekly 4 7 3 Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn Kontakt [email protected] 1 MIT TEL Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach Druck Zofinger Tagblatt AG 6 3 3 8 5 1 6 Bildredaktion Peggy Knotz, Andreas Wilhelm (Stv.) 4 6 Art Direction Catharina Clajus Übersetzung www.sportstranslations.com 7 9 8 Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Walter De Gregorio Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli 5 LEICHT 1 7 3 3 2 7 SCHWER 9 4 7 1 5 5 6 4 9 7 5 7 3 9 2 3 3 7 3 8 1 6 4 2 3 9 5 9 2 T H E F I FA W E E K LY Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878 Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht. 39 AUSWERTUNG DER LET Z TEN UMFR AGE UMFR AGE DER WOCHE Welcher kontinentale Meister wird bei der FIFA-Beach-Soccer-WM 2015 am weitesten kommen? Wer gewinnt die UEFA-ChampionsLeague 2014/15? 47+32+1263 21 10 8 6% 12% 32% 3% 47% Quelle: Fifa.com ·Barcelona · Bayern München · Juventus Turin · Real Madrid ≠ Brasilien ≠ Mexiko ≠ Madagaskar ≠ Russland ≠ Oman Stimmen Sie ab unter: FIFA.com/newscentre Meistertitel in Folge kann Dinamo Zagreb, Kroatiens erste Kraft, vorweisen. Damit setzte der Hauptstadtklub seine aussergewöhnliche Vormachtstellung fort und ist weltweit der erfolgreichste Serienmeister hinter Lincoln FC aus Gibraltar, der am gleichen Tag seinen 13. Titel in Folge perfekt machte. (Im Bild: Ángelo Henríquez) Spiele sind seit der letzten Heimniederlage des VfL Wolfsburg vergangen – ein neuer Vereinsrekord. Die “Wölfe” sind der einzige Bundesligaklub, der in der laufenden Saison im eigenen Stadion noch nicht besiegt wurde. Diese Serie bauten die Wolfsburger mit dem 2:2-Unentschieden gegen Hannover 96 aus. Tore ohne Gegentreffer gegen Córdoba sind für den FC Barcelona gleichbedeutend mit der Einstellung des höchsten Ligasiegs. Nur zweimal in seiner Geschichte hat der katalanische Klub ein Meisterschaftsspiel in der Fremde mit einem so hohen Unterschied gewonnen – 1959 gegen Las Palmas und 2010 gegen Almería. (Im Bild: Luis Suárez) Michael Regan / Getty Images, Getty Images (3) Z AHLEN DER WOCHE
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