UNIVERSITÄTSKLINIKUM HAMBURG-EPPENDORF Institut für Systemische Neurowissenschaften Direktor: Prof. Dr. med. Christian Büchel Trigemino-nozizeptive Stimulation und neuronale Verarbeitung bei Patienten mit Clusterkopfschmerz Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. vorgelegt von: Monica-Antoanela Kreuzpointner aus Klausenburg, Rumänien Hamburg 2014 Angenommen von der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am: 16.02.2015 Veröffentlicht mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. Prüfungsausschuss, der/die Vorsitzende: Prof. Dr. Arne May Prüfungsausschuss, zweite/r Gutachter/in: Prof. Dr. Tim Magnus Prüfungsausschuss, dritte/r Gutachter/in: Prof. Dr. Friedrich Thaiss Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ..................................................................................................................... 1 1.1. Einteilung der Kopfschmerzen .............................................................................. 1 1.2. Epidemiologie ........................................................................................................ 2 1.3. Klinik des Clusterkopfschmerzes .......................................................................... 3 1.4. Therapie ................................................................................................................. 5 1.4.1. Akuttherapie der Clusterattacken .................................................................... 5 1.4.2. Prophylaktische Therapie des Clusterkopfschmerzes ..................................... 5 1.4.3. Invasive Verfahren .......................................................................................... 6 1.5. Pathophysiologie des Clusterkopfschmerzes ......................................................... 7 1.5.1. Von der vaskulären zur trigemino-vaskulären Genese ................................... 7 1.5.2. Funktionelle Bildgebung bei Clusterkopfschmerzpatienten ........................... 9 1.5.3. Erkenntnisse aus der Tiefenhirnstimulation .................................................. 11 1.6. Schmerzverarbeitende Hirnareale ........................................................................ 12 2. Fragestellung .............................................................................................................. 15 3. Material und Methoden .............................................................................................. 16 3.1. Probandenkollektiv .............................................................................................. 16 3.2. Experimentelles Design ....................................................................................... 19 3.2.1. Event-Related-Design ................................................................................... 19 3.2.2. Aufbau der Stimulationsmethode (Olfaktometer) ......................................... 19 3.2.3. Trainingsphase .............................................................................................. 21 3.2.4. Innerhalb des Scanners .................................................................................. 22 3.2.5. Logfiles.......................................................................................................... 24 3.3. Datenakquisition mittels fMRT und technische Daten ........................................ 24 3.4. Datenverarbeitung ................................................................................................ 25 3.4.1. Analyse der behavioralen Daten ................................................................... 25 3.4.2. Analyse der funktionellen MRT-Daten ......................................................... 25 3.4.2.1. Bildverarbeitung und statistische Analyse ............................................. 25 I Inhaltsverzeichnis 3.4.2.2. Vorbereitung der Daten (Preprocessing) ................................................ 25 3.5. Statistische Auswertung der funktionellen MRT-Daten ...................................... 26 3.5.1. Einzelanalyse (First-Level-Analyse) ............................................................. 27 3.5.2. Gruppenanalysen (Second-Level-Analyse)................................................... 27 3.5.2.1. Gemeinsames Aktivierungsmuster der Clusterpatienten und Gesunden während trigeminaler Schmerzverarbeitung ....................................... 27 3.5.2.2. Unterschiede der Aktivierungsmuster zwischen Gesunden und Clusterkopfschmerzpatienten während trigeminaler Schmerzverarbeitung ........ 27 4. Ergebnisse................................................................................................................... 28 4.1. Behaviorale Daten (subjektive Schmerzbewertung) ............................................ 28 4.2. Funktionelle Bildgebungsdaten ........................................................................... 30 4.2.1. Gemeinsames Aktivierungsmuster der Clusterpatienten und Gesunden während trigeminaler Schmerzverarbeitung (main effect) ..................................... 30 4.2.2. Unterschiede der Aktivierungsmuster zwischen den Gesunden und den Clusterkopfschmerzpatienten während trigeminaler Schmerzverarbeitung ........... 33 4.2.2.1. Vergleich zwischen Gesunden und allen Clusterkopfschmerzpatienten 33 4.2.2.2. Vergleich zwischen Gesunden und Episodikern .................................... 35 4.2.2.3. Vergleich zwischen Gesunden und Chronikern ..................................... 36 4.2.2.4. Vergleich zwischen Episodikern und Chronikern .................................. 38 5. Diskussion .................................................................................................................. 42 5.1. Ergebnisse der behavioralen Daten ...................................................................... 42 5.2. Ergebnisse der funktionellen Bildgebung ............................................................ 43 6. Ausblick ...................................................................................................................... 48 7. Zusammenfassung ...................................................................................................... 50 8. Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................. 52 9. Literaturverzeichnis .................................................................................................... 53 10. Danksagung .............................................................................................................. 59 11. Lebenslauf ................................................................................................................ 60 12. Anhang ..................................................................................................................... 61 13. Eidesstattliche Erklärung .......................................................................................... 66 II 1. Einleitung 1. Einleitung Der Clusterkopfschmerz wird von Betroffenen häufig als der stärkste je erlebte Schmerz beschrieben. Er wird auch „suicide headache“ (Suizidkopfschmerz) genannt (Roberts 1954). Frauen beschreiben den Clusterkopfschmerz stärker als den Geburtsschmerz. Der Leidensdruck bei den Betroffenen ist dementsprechend groß, nicht zuletzt weil eine beträchtliche Zeit zwischen Auftreten der ersten Clusterattacke und der endgültigen Diagnosestellung und damit wirksamen Therapiemöglichkeiten vergeht. Diese Zeit liegt bei durchschnittlich 7,8 Jahren (Bahra et al. 2002). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten ist, gegenüber der Normalbevölkerung, deutlich beeinträchtigt (D'Amico et al. 2002). Der Clusterkopfschmerz (CK) ist sehr selten und liegt mit einer Prävalenz von unter einem Prozent deutlich hinter der Migräne (Prävalenz ca. 14-16 %) (Stovner und Andree 2010) und der des Kopfschmerzes vom Spannungstyp (Prävalenz ca. 12,5 %) (Yoon et al. 2012). Die Pathophysiologie des CK ist trotz zahlreicher Studien auf diesem Gebiet weiterhin nicht geklärt. Diese experimentelle Arbeit soll dazu beitragen, die Pathophysiologie des Clusterkopfschmerzes besser zu verstehen. 1.1. Einteilung der Kopfschmerzen Die Klassifikation der International Headache Society (IHS) unterteilt die Kopfschmerzen in primäre (idiopathische) Kopfschmerzen (siehe Tabelle 1) und sekundäre (symptomatische) Kopfschmerzen. Während bei den häufigeren, primären Kopfschmerzen der Schmerz selbst die Erkrankung darstellt und sich keine den Kopfschmerz verursachende Erkrankung finden lässt, liegt beim sekundären, seltener auftretenden Kopfschmerz eine strukturelle oder funktionelle Läsion zugrunde. Der Clusterkopfschmerz ist ein primärer Kopfschmerz und gehört, gemeinsam mit dem SUNCT (Short-lasting unilateral neuralgiform headache with conjunctival injection and tearing) und der paroxysmalen Hemikranie, zu der Gruppe der Trigeminoautonomen Kopfschmerzen (TAK). 1 1. Einleitung Tabelle 1: Primäre Kopfschmerzerkrankungen nach der Klassifikation der IHS (The International Classification of Headache Disorders: 3rd edition (beta version), 2013). Primäre Kopfschmerzerkrankungen 1. Migräne 2. Kopfschmerz vom Spannungstyp 3. Trigeminoautonome Kopfschmerzen 4. Andere primäre Kopfschmerzen Die TAK umfassen Kopfschmerzsyndrome, die als Gemeinsamkeit starke, meist kurz anhaltende Schmerzattacken im Bereich des N. trigeminus und obligat ipsilateral zum Schmerz vorhandene autonome Begleitsymptome aufweisen. Ihr prominentester Vertreter ist der Clusterkopfschmerz (The International Classification of Headache Disorders: 3rd edition beta version, 2013). 1.2. Epidemiologie Epidemiologische Studien zum Clusterkopfschmerz innerhalb Europas ergaben Lebenszeitprävalenzen von 0,056 % - 0,38 % (Tonon et al. 2002, Sjaastad und Bakketeig 2003, Torelli et al. 2005, Ekbom et al. 2006). Für Deutschland ergab sich eine Zwölfmonatsprävalenz von 0,15 % (Evers et al. 2007). Die Anzahl der Betroffenen liegt demnach bei etwa 120.000. Im Gegensatz zur Migräne sind beim Clusterkopfschmerz Männer mit einem Verhältnis von 2,5-3,5 zu 1 häufiger betroffen als Frauen (Bahra et al. 2002, Schurks et al. 2006). Eine Metaanalyse ergab sogar ein Verhältnis von 4,5 zu 1 (Fischera et al. 2008). Die Erstmanifestation erfolgt in der Regel im jüngeren Erwachsenenalter, mit einem Gipfel bei 28-30 Jahren (May 2005). Nur 3 % erkranken nach dem 51. Lebensjahr (Rozen und Fishman 2012). Bis zu 80 % leiden nach 15 Jahren immer noch an dem Clusterkopfschmerz (May 2005). Genetische Faktoren sind bislang nicht bekannt, jedoch lässt sich eine familiäre Häufung beobachten. So ergab eine italienische Studie ein 39-fach erhöhtes Risiko bei 2 1. Einleitung Angehörigen ersten Grades und ein bis zu achtfach erhöhtes Risiko bei Angehörigen zweiten Grades (Leone et al. 2001a). Eine dänische Studie ergab ein 14-fach erhöhtes Risiko bei Angehörigen ersten Grades, bzw. ein zweifach erhöhtes Risiko bei Angehörigen zweiten Grades (Russell et al. 1995). Clusterkopfschmerzattacken können typischerweise durch Alkoholgenuss oder Nitroglycerin ausgelöst („getriggert“) werden, allerdings nur während einer aktiven Phase, dem sogenannten "bout" (siehe weiter unten). Die Raucherquote unter den Betroffenen ist deutlich höher als in der Normalbevölkerung. So rauchen 79 % der episodischen und 88 % der chronischen Clusterkopfschmerzpatienten (Manzoni 1999). Ob und wie Rauchen die Clusterkopfschmerz-Pathogenese beeinflusst, ist bislang jedoch unbekannt. Ein Rauchstopp führt zu keiner Veränderung der Attacken (May 2005). Trotz der überdurchschnittlich hohen Anzahl an teilweise starken Rauchern kommt es relativ selten zu kardiovaskulären Erkrankungen oder Lungenkrebs (Rozen und Fishman 2012). 1.3. Klinik des Clusterkopfschmerzes Der Clusterkopfschmerz zeichnet sich aus durch Attacken eines schweren, streng unilateralen Kopfschmerzes, der meist orbital, supraorbital oder temporal gelegen ist. Die Attacken dauern, gemäß der Diagnosekriterien der IHS (siehe Tabelle 2), 15-180 Minuten und können mit einer Frequenz von einem Mal in 48 Stunden bis hin zu acht Mal pro Tag auftreten. Begleitet werden sie, stets ipsilateral, von autonomen Begleiterscheinungen wie etwa parasympathischen Plus-Symptomen (konjunktivale Injektion, Lakrimation, nasale Kongestion, Rhinorrhoe, vermehrtes Schwitzen im Bereich von Stirn und Gesicht) oder sympathischen Minus-Symptomen (Miosis, Ptosis oder Lidödem) (The International Classification of Headache Disorders: 3rd edition (beta version), 2013). Ein Seitenwechsel kann bei etwa 15 % (Manzoni et al. 1983) erfolgen. Im Gegensatz zu Migränepatienten sind die meisten Clusterkopfschmerzpatienten während einer Attacke unruhig, agitiert bis aggressiv, laufen umher („pacing around“) oder schaukeln in sitzender Position mit dem Oberkörper vor und zurück („rocking“) (May 2005). 3 1. Einleitung Tabelle 2: Diagnostische Kriterien nach der Klassifikation der IHS für den Clusterkopfschmerz (The International Classification of Headache Disorders: 3rd edition (beta version), 2013) (ICHD-3) Diagnostische Kriterien nach der Klassifikation der IHS A. Wenigstens fünf Attacken, welche die Kriterien B-D erfüllen B. Starke oder sehr starke einseitig orbital, supraorbital und/oder temporal lokalisierte Schmerzattacken, die unbehandelt 15 bis 180 Minuten anhalten. C. Ein oder beide folgende Kriterien: 1. Mindestens eines der folgenden, zum Kopfschmerz ipsilateralen Symptome: a) konjunktivale Injektion und/oder Lakrimation b) nasale Kongestion und/oder Rhinorrhoe c) Lidödem d) Schwitzen im Bereich der Stirn oder des Gesichtes e) Erröten im Bereich der Stirn oder des Gesichtes f) Völlegefühl im Ohr g) Miosis und/oder Ptosis 2. Gefühl von Unruhe oder Agitiertheit D. Die Attackenfrequenz liegt zwischen einer Attacke jeden zweiten Tag und acht pro Tag, in mindestens der Hälfte der Zeit, in der die Krankheit aktiv ist E. Nicht auf eine andere ICHD-3-Diagnose zurückzuführen Es werden zwei Subtypen unterschieden: Der episodische und der chronische Clusterkopfschmerz. Der Name "Cluster" (engl. für Bündel, Haufen) rührt von den lediglich in begrenzten Zeitabschnitten (auch „bouts“ oder „aktive Phase“ genannt) auftretenden Attacken bei der episodischen Clusterkopfschmerzform her. Diese bouts dauern in der Regel mehrere Wochen an (gemäß IHS-Kriterien von sieben Tagen bis zwölf Monaten), gefolgt von symptomfreien Remissionsphasen, die mindestens einen 4 1. Einleitung Monat andauern. Diese episodische Form ist mit etwa 80 % die häufigste Form; 20 % leiden hingegen unter einem chronischen Clusterkopfschmerz. Ein chronischer Clusterkopfschmerz geht per definitionem ohne oder mit Remissionsphasen kürzer als einem Monat einher. Ein chronischer Clusterkopfschmerz kann de novo entstehen (primär chronischer Clusterkopfschmerz) oder sich aus einem episodischen Clusterkopfschmerz entwickeln (sekundär chronischer Clusterkopfschmerz). Eine Besonderheit des Clusterkopfschmerzes ist die ausgeprägte zirkadiane und zirkannuale Rhythmik. So wird er auch „alarm clock headache“ genannt, aufgrund seiner häufig zur exakt gleichen, meist nächtlichen Uhrzeit auftretenden Attacken. Gegen zwei Uhr nachts treten sie statistisch am häufigsten auf (May 2006a, Rozen und Fishman 2012). Eine zirkannuale Rhythmik wurde mit einer Häufung der bouts im Frühling und Herbst in mehreren Studien beobachtet (Ekbom 1970, Bahra et al. 2002). 1.4. Therapie In der Therapie des Clusterkopfschmerzes unterscheidet man Akutmedikation und prophylaktische Medikation. Während die Akutmedikation lediglich zur Attackencoupierung bei Auftreten von Symptomen angewendet wird, ist eine prophylaktische Medikation dauerhaft und regelmäßig einzunehmen und soll die Attackenfrequenz und –intensität verringern, im Idealfall das Auftreten der Attacken ganz verhindern. 1.4.1. Akuttherapie der Clusterattacken Als Akuttherapie werden Sauerstoffinhalation und Triptane empfohlen. Die Inhalation von hochdosiertem Sauerstoff (8–12 l/Minute) führt innerhalb von 15 Minuten bei 78 % der Patienten zur Schmerzfreiheit (Cohen et al. 2009). Auch subkutan oder nasal applizierte Triptane, wie etwa Sumatriptan, besitzen eine sehr effektive, rasch einsetzende Wirkung (Law et al. 2010). Die intranasale Applikation von Lidocain 4 % ist ebenfalls möglich, jedoch der Wirkung von Triptanen unterlegen (Gaul et al. 2011). 1.4.2. Prophylaktische Therapie des Clusterkopfschmerzes Das Ziel der prophylaktischen Medikation ist eine Frequenz- und Intensitätsreduktion der Clusterkopfschmerzattacken. 5 1. Einleitung Mittel der ersten Wahl ist Verapamil. Eine Dosis von max. 560 mg/Tag wird empfohlen, wobei höhere Dosen bis zu 960 mg/Tag häufig notwendig werden. Regelmäßige kardiologische Kontrollen sollten unter der Therapie erfolgen. Lithium ist ebenfalls wirksam, weist jedoch einen langsameren Wirkeintritt und mehr Nebenwirkungen als Verapamil auf (Bussone et al. 1990). Als zweite Wahl können Topiramat oder Ergotamine eingesetzt werden, jedoch sind letztere aufgrund der Nebenwirkungen (Ergotismus, Klappenfibrosen, vasokonstriktive Wirkung) nur in Ausnahmefällen und nicht gleichzeitig mit Triptanen einsetzbar. Einzelfallbeschreibungen gibt es für Valproat, Gabapentin und Pizotifen (Gaul et al. 2011). Häufig wird eine Kombination mehrerer Prophylaktika nötig. Bei chronischen Clusterkopfschmerzen kann etwa alle sechs Monate ein Reduktionsversuch erfolgen. Bei kurzen oder bei besonders schweren Episoden, wie auch zur Überbrückung bis zum Einsetzen der Wirkung von Verapamil oder Lithium kann eine Cortisonstoßtherapie erfolgen (May et al. 2006a). 1.4.3. Invasive Verfahren Invasive Verfahren werden aufgrund der Nebenwirkungen und Komplikationen nur in Ausnahmefällen bei therapierefraktären Patienten und nach sicherem Ausschluss eines symptomatischen Clusterkopfschmerzes durchgeführt. Neurodestruktive oder ablative Verfahren erfolgen etwa durch HochfrequenzRhizotomien des Ganglion Gasseri, Radiation der Eintrittszone des N. trigeminus (Gamma Knife), Applikation von Glyzerol oder Lokalanästhetika in das Ganglion Gasseri, Resektionen des N. petrosus superficialis major oder des Ganglion sphenopalatinum. Aufgrund schwerer, irreversibler Nebenwirkungen (Anästhesia dolorosa oder Hyposensibilitäten) werden die meisten destruierenden Therapieoptionen nicht mehr empfohlen. Neuromodulatorische Verfahren wie die wenig invasive Stimulation des Nervus occipitalis oder die Tiefenhirnstimulation (s.u.) brachten Erfolgsraten von etwa 50 % (Gaul et al. 2011). 6 1. Einleitung 1.5. Pathophysiologie des Clusterkopfschmerzes 1.5.1. Von der vaskulären zur trigemino-vaskulären Genese Ein vollständiges Modell für die Pathophysiologie des Clusterkopfschmerzes muss folgende Aspekte des Clusterkopfschmerzes erklären: Den streng einseitigen Schmerz und seine trigeminale Ausbreitung, die ipsilateralen autonomen Begleitsymptome und die zirkadiane und zirkannuale Rhythmik. Beim Clusterkopfschmerz, wie auch bei anderen primären Kopfschmerzen, ging man lange Zeit von einer vaskulären Genese aus, bis man schließlich zu dem aktuell vorherrschenden pathophysiologischen Konzept der neuro-vaskulären Genese kam. Das Konzept der vaskulären Genese basiert auf der Vorstellung, dass Änderungen des Gefäßdiameters oder Änderungen des cerebralen Blutflusses den Schmerz auslösen. In diesem Rahmen wurde ein aseptischer entzündlicher Prozess des retroorbital gelegenen Sinus cavernosus und der abführenden Venen als Ursache benannt (Hardebo 1994). Mit diesem Modell konnten der trigeminale Schmerz und die autonomen Begleitsymptome teilweise erklärt werden, da sich im Sinus cavernosus entsprechende Strukturen (trigeminale, sympathische und parasympathische Nervenfasern) in topographischer Nähe befinden. So würden die sympathischen Fasern, die die A. carotis interna als dünnes Geflecht ummanteln und u.a. das Augenlid und das Auge sympathisch innervieren, durch die Entzündung geschädigt, was das für den Clusterkopfschmerz typische Hornersyndrom erklären würde. Der Schmerz könne durch Schädigung des ebenfalls durch den Sinus cavernosus ziehenden ersten Trigeminusastes (N. ophthalmicus) erklärt werden und die konjunktivale Injektion durch das Abflusshindernis der V. ophthalmica. Lässt die Entzündung nach, würden sich diese Strukturen erholen und damit die aktive Periode enden, indem die mechanische Irritation sensibler und sympathischer Fasern sistiert. Diese Theorie wurde unterstützt durch pathologische Phlebographiebefunde bei sich im bout befindenden Clusterkopfschmerzpatienten: Diese zeigten eine ipsilaterale Verengung der V. ophthalmica superior und einen partiellen Verschluss des Sinus cavernosus, ähnlich einer venösen Vaskulitis (Hannerz et al. 1987). 7 1. Einleitung Die Fähigkeit vasodilatierender Faktoren (Alkohol, Nitroglyzerin, Histamin, Hypoxie) Clusterattacken während aktiver Clusterphasen zu provozieren, ist mit diesem Modell kompatibel (Bogucki 1990). Weitere vergleichbare Phlebographiebefunde und Studien mit neueren Verfahren wie SPECT legten jedoch nahe, dass zwar eine paraselläre Hyperaktivität besteht, diese jedoch nicht spezifisch für den Clusterkopfschmerz ist, zumal sie sich ebenso bei Migränepatienten, beim Tolosa-Hunt-Syndrom und Spannungskopfschmerz findet (Hannerz et al. 1986, Bovim et al. 1992). Eine PET-Studie zeigte ein verstärktes Signal im Sinus cavernosus bei trigeminaler Reizung durch eine Capsaicin-Injektion in die Stirn gesunder Probanden (May et al. 1998a). Die pathologischen Veränderungen innerhalb des Sinus cavernosus sind demnach allenfalls ein Epiphänomen bei allgemeiner trigeminovaskulärer Aktivierung (May et al. 1998b). Das heißt die vaskulären Veränderungen können bei jedem Schmerz im Bereich des N. ophthalmicus auftreten und sind nicht für den Clusterkopfschmerz spezifisch (May und Goadsby 1999). Man gelangte somit von der vaskulären zur neuro-vaskulären und speziell trigemino-vaskulären Theorie der Clusterkopfschmerzentstehung, die besagt, dass der Schmerz das Gefäßkaliber beeinflusst, nicht andersherum. Nicht erklärbar durch jenes rein vaskuläre Modell war zudem, wie es zu dem meist exakten zirkadianen und zirkannualen Rhythmus kommt und woher eine eventuelle intermittierende Entzündung kommen soll. Neuroendokrinologische Studien Plasmatestosteronspiegel bei sich ergaben im u.a. bout signifikant erniedrigte befindenden männlichen Clusterkopfschmerzpatienten, erniedrigte Melatoninspiegel in der Nacht und eine verminderte Antwort auf das Hormon TRH (Thyreotropin releasing hormone) (Waldenlind et al. 1987, Leone et al. 1990, Strittmatter et al. 1996) . In Zusammenschau dieser Befunde und der chronobiologischen Rhythmik wurde vermutet, dass der Hypothalamus, als vegetatives, chronobiologisches und hormonelles Steuerungszentrum, eine wichtige Rolle in der Entstehung des Clusterkopfschmerzes spielen muss. 8 1. Einleitung Durch moderne bildgebende Verfahren zeigten schließlich May et al. 1998 eine für trigemino-autonome Kopfschmerzen hochspezifische Aktivierung bei Clusterkopfschmerzpatienten im Mittelhirn im Bereich des inferioren posterioren Hypothalamus (May et al. 1998b). 1.5.2. Funktionelle Bildgebung bei Clusterkopfschmerzpatienten Sowohl in der Pathophysiologie des Clusterkopfschmerzes als auch der Migräne, haben moderne bildgebende Verfahren, wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), die Positronenemissionstomographie (PET) und die EinzelphotonenEmissionscomputertomographie (SPECT) das pathophysiologische Verständnis dieser Erkrankungen grundlegend verändert. Bei Clusterkopfschmerzpatienten hat man strukturelle und funktionelle Veränderungen im Hypothalamus gefunden (May et al. 1998b, May et al. 1999), bei der Migräne im Hirnstamm (Bahra et al. 2001). May et al. führten 1998 die erste Studie durch, bei der mittels PET der regionale cerebrale Blutfluss (rCBF) als Zeichen synaptischer Aktivität bei neun Clusterkopfschmerzpatienten während einer Attacke im Vergleich zu acht Clusterkopfschmerzpatienten, die nicht in der aktiven Phase waren, untersucht wurde. Dabei wurden Nitroglycerin die ausgelöst, Attacken mit welche, wie klinische und experimentelle Daten zeigen, mit spontanen Clusterkopfschmerzattacken vergleichbar sind (Goadsby und Edvinsson 1994) und sich, wie die spontanen, rasch und effektiv mit Sumatriptan beenden lassen. Neben bekanntermaßen den Arealen, unspezifisch in die Abbildung 1: Aktivierung des inferioren posterioren Hypothalamus (gelb) aus der Arbeit von May et al. (May et al. 1998b) der Schmerzverarbeitung involviert sind wie das anteriore Cingulum, die Inselrinden und der kontralaterale Thalamus (siehe Tabelle 3), wurde in dieser Studie eine spezifische Aktivierung des ipsilateralen, inferioren Hypothalamus gefunden (siehe Abbildung 1). Diese wurde ausschließlich beim Clusterkopfschmerz, jedoch nicht bei anderen Schmerz- oder Kopfschmerzarten gefunden. 9 1. Einleitung Dieser Befund wurde in mehreren Studien bestätigt. So wurde eine solche Aktivierung während einer spontanen, nicht getriggerten Clusterkopfschmerzattacke mittels PET gemessen (Sprenger et al. 2004). Das gleiche Ergebnis brachte eine fMRT-Messung von vier Patienten während einer Attacke (Morelli et al. 2009). May et al. fanden zudem mittels struktureller MRT-Aufnahmen (Voxel based morphometry, VBM) eine Volumenvermehrung im inferioren, posterioren Hypothalamus bei Clusterkopfschmerzpatienten im Vergleich zu Gesunden. Diese Veränderung bestand innerhalb und außerhalb der bouts und bilateral (May et al. 1999). Patienten mit anderen Kopfschmerzarten wiesen diese Veränderung nicht auf (Schmidt-Wilcke et al. 2008). Im gleichen Areal wiesen Lodi et al. 2006 mittels Magnetresonanzspektroskopie einen im Vergleich zu gesunden Probanden signifikant verminderten Gehalt an NAcetylaspartat nach, sowohl bei Patienten mit episodischem als auch mit chronischem Clusterkopfschmerz außerhalb einer Schmerzattacke. Diese Substanz ist ein neuronaler Marker; eine Reduktion wird bei Verlust an Neuronen oder bei neuronalen Dysfunktionen beobachtet, sodass das verminderte N-Acetylaspartat im Hypothalamus auf eine neuronale hypothalamische Dysfunktion hindeuten kann (Lodi et al. 2006). Diese Beobachtungen bei Patienten außerhalb einer Attacke unterstützen die These, dass die hypothalamischen Veränderungen nicht bloß eine Schmerzantwort sind, sondern als echtes pathophysiologisches, gegebenenfalls pathogenes Korrelat zu gelten haben. Die hypothalamische Aktivierung in funktionellen Aufnahmen ist weder beim experimentellen Kopfschmerz, noch in der Migräneattacke (hier besteht eine spezifische Aktivierung des Hirnstamms) zu finden, obwohl bei allen der erste ophthalmische Ast des N. trigeminus involviert ist. Dieses Aktivierungsmuster ist beim Clusterkopfschmerz anscheinend spezifisch und unverwechselbar. Deswegen und auch in Anbetracht der biologische Rhythmen kontrollierenden und steuernden Funktion des Hypothalamus, postulierten May et al. eine auslösende, permissive Rolle des Hypothalamus bei diesem Kopfschmerz (May 2005). Während die starken, einseitigen Schmerzen über den ophthalmischen Ast des N. trigeminus vermittelt werden, ist der mit dem N. facialis (VII. Hirnnerv) laufende 10 1. Einleitung parasymphatische Nervenstrang mit im Verlauf beteiligtem Ganglion sphenopalatinum für die autonomen Symptome verantwortlich (May 2006a). Dieses Modell vereint somit alle drei pathophysiologischen Aspekte: Den trigeminalen Schmerz, die autonomen Begleitsymptome und die biologische Rhythmik. 1.5.3. Erkenntnisse aus der Tiefenhirnstimulation Tierexperimentell wurden modulierende Verbindungen zwischen dem posterioren Hypothalamus und dem Trigeminus (Nucleus caudalis trigemini) gefunden (Malick et al. 2000). Bartsch et al. zeigten ebenfalls tierexperimentell, dass eine Stimulation des posterioren Hypothalamus die Aktivität der trigeminalen Neurone im Nucleus caudatus trigemini moduliert (Bartsch et al. 2004), der posteriore Hypothalamus also eine Rolle in der Modulation trigeminaler Aktivität haben könnte. All diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung einer neuen Behandlungsmethode für den therapierefraktären Clusterkopfschmerz mittels Tiefenhirnstimulation (deep brain stimulation, DBS). Dabei wird stereotaktisch eine Elektrode in den ipsilateralen posterioren inferioren Hypothalamus implantiert und dieser darüber kontinuierlich stimuliert (Leone et al. 2001b, Franzini et al. 2003). Eine Metaanalyse ergab einen Therapieerfolg (definiert als totale oder beinahe Schmerzfreiheit) von 62 % bei insgesamt 58 derart versorgten Patienten (Leone et al. 2010). In vivo wurde das Bestehen einer direkten hypothalamisch-trigeminalen Verbindung erstmals von May et al. 2006 mittels PET-Studie belegt. Sie beobachteten eine erhöhte Aktivität sowohl im Ort der Stimulation (ipsilaterales posteriores inferiores hypothalamisches Grau) als auch im ipsilateralen trigeminalen System bei Clusterkopfschmerzpatienten mit Hypothalamus-Tiefenhirnstimulation. Diese hypothalamisch-trigeminale Aktivierung löste keine Clusterkopfschmerzattacke aus. Zudem wurde eine Wirklatenz von mehreren Tagen bis Wochen zwischen An- und Abschalten des Stimulators und Wechsel des klinischen Bildes verzeichnet. Diese Beobachtungen legen eine komplexere Bedeutung des Hypothalamus, als die eines einfachen „Ein- und Ausschalters“ nahe, zumal die Stimulation des Hypothalamus neben der o.g. Aktivierung des Hypothalamus und ipsilateralen trigeminalen Systems auch Aktivierungen und Deaktivierungen in der sogenannten „Schmerzmatrix“ 11 1. Einleitung hervorruft (May et al. 2006b). Auch ist die Schmerzschwelle für kalte Schmerzreize im Bereich des ersten Trigeminusasts bei solchen Patienten ipsilateral herabsetzt (Jurgens et al. 2009). Eine Erklärung hierfür wäre, dass in Anbetracht der längeren Wirklatenz der DBS eine schrittweise Modulation des antinozizeptiven Systems stattfindet, etwa über neuroplastische Umbauvorgänge (Jurgens et al. 2009). Ein verminderter Metabolismus in der Schmerzmatrix bei Clusterpatienten außerhalb einer Attacke, verglichen zu Gesunden, deutet nach Sprenger et al. darauf hin, dass eine insuffiziente Schmerzmodulation eine Rolle für die Pathophysiologie des Clusterkopfschmerzes spielt und dass durch die DBS eine langsame Wiederherstellung der normalen Funktion in diesen hypometabolischen Arealen bewirkt wird (Sprenger et al. 2007). Ob der Hypothalamus die Rolle eines Initiators oder eine die Attackendauer regulierende bzw. terminierende Rolle spielt (Leone und Bussone 2009), bleibt aktuell unklar. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Clusterkopfschmerz-Attacken charakteristischerweise mit einer hypothalamisch-trigeminalen Aktivierung einhergehen, mit dem Hypothalamus als zentrale Schaltstelle dieser Erkrankung (May 2005). 1.6. Schmerzverarbeitende Hirnareale In der Literatur wird Schmerz als multifaktorielles Geschehen beschrieben, welches somatosensorisch-diskriminative, emotional-affektive und kognitiv-evaluative Faktoren beinhaltet (Tracey 2008). Durch moderne bildgebende Verfahren (PET, fMRT) konnten durch experimentelle Schmerzreize spezifische Areale identifiziert werden, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Funktionelle Aktivierungen werden dabei im PET als Zunahme des rCBF beschrieben, im fMRT hingegen werden Unterschiede der BOLD (blood oxygen level dependent)-Antwort gemessen. Peyron et al. beschreiben in einer Metanalyse die unterschiedlichen Areale und deren unterschiedliche Funktionen innerhalb der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung (Peyron et al. 2000) (s. Tabelle 3 und Abbildung 2). 12 1. Einleitung Tabelle 3: Allgemeine „Schmerzmatrix“ mit ihren verschiedenen Arealen nach Peyron (Peyron et al. 2000) und Neugebauer (Neugebauer 2006). Die allgemeine Schmerzmatrix mit ihren Arealen zur Verarbeitung sensorischer, kognitiver und affektiver Schmerzkomponenten S1 Stimuluslokalisation und Intensitätswahrnehmung schmerzhafter und nicht-schmerzhafter, kontralateraler somatosensorischer Stimuli. S2 sensorimotorische Schmerzintegration, affektive und kognitive Funktion. Inselrinde (Insula) emotionale Bewertung von Schmerzen Anteriorer Cingulärer Kortex (ACC) affektive und aufmerksamkeitsbezogene Schmerzwahrnehmung und Auswahl der Schmerzantwort Contralateraler und bilateraler Thalamus Schmerzweiterleitung an die Großhirnrinde Dorso-lateraler präfrontaler Kortex (DLPF) und Posteriorer Parietaler Kortex (PPC) Aufmerksamkeits- und Gedächtnisnetzwerke, die durch nozizeptive Reize aktiviert werden; kognitive Schmerzbewertung und -verarbeitung. Periaquäduktales Grau Schmerzregulation Amygdala Verarbeitung affektiver Schmerzkomponenten Motorische Areale wie das Striatum, das Cerebellum (Vermis) und die supplementäre motorische Rinde (SMA) Unklar, evtl. (prä-)motorische Antwort zur Schmerzvermeidung 13 1. Einleitung Abbildung 2: Die allgemeine Schmerzmatrix (May 2006b): Sie besteht hauptsächlich aus dem Thalamus (Th), der Amygdala (Amyg), dem insulären Kortex (Insula), der supplementärmotorischen Rinde (SMA), dem posterioren parietalen Kortex (PPC), dem präfrontalen Kortex (PFC), dem cingulären Kortex (ACC), dem periaquäduktalen Grau (PAG), den Basalganglien, dem cerebellären Kortex (nicht eingezeichnet), und dem primären (S1) und sekundären (S2) sensorischen Kortex. Abbildung nach May (May 2006b). 14 2. Fragestellung 2. Fragestellung Trotz intensiver Forschungsbemühungen ist die Pathogenese des Clusterkopfschmerzes bisher weiterhin ungeklärt. Aktuelle Studien deuten jedoch auf die entscheidende Rolle des trigemino-vaskulären Systems hin. Weiterhin zeigen Bildgebungsstudien, dass Strukturen des Mittelhirns maßgeblich am Pathomechanismus akuter Clusterkopfschmerz-Episoden beteiligt sind. Intensiv wird in diesem Zusammenhang der Hypothalamus als rhythmusgebende Struktur diskutiert (May et al. 1998b, Sprenger et al. 2004). Die meisten Arbeiten wurden bisher während der Attacken durchgeführt. Außerdem wurde als Methode häufig das PET angewandt. Ein funktionelles MRT (fMRT) bietet jedoch den Vorteil einer genaueren räumlichen und, gekoppelt mit einem Event-Related-Design, zeitlichen Auflösung. In der vorliegenden Arbeit wurde mit Hilfe der funktionellen MRT und eines eigens zur nozizeptiven Stimulation im Trigeminusbereich konstruierten, MR-fähigen Geräts (Olfaktometer) (Stankewitz et al. 2010) systematisch die Clusterkopfschmerzpatienten - trigeminale verglichen mit Schmerzverarbeitung gesunden von Kontrollprobanden - untersucht. Dafür wurden Patienten innerhalb der aktiven Episode, jedoch nicht während einer Attacke („Episodiker“), sowie chronische Clusterkopfschmerz-Patienten („Chroniker“) gewählt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es dabei, folgende Fragestellungen zu beantworten: 1. Bewerten die Patienten und Kontrollprobanden die erhaltenen standardisierten trigeminalen Schmerzreize auf der visuellen Ratingskala signifikant unterschiedlich? 2. Unterscheidet sich - außerhalb einer Attacke - die trigeminale Schmerzverarbeitung von Clusterkopfschmerzpatienten im Vergleich zu der gesunder Kontrollprobanden auf kortikaler und subkortikaler Ebene? 3. Weicht die neuronale Antwort der Chroniker auf einen standardisierten trigeminal-nozizeptiven Reiz von der Verarbeitung der Episodiker und gesunder Kontrollprobanden ab? 15 3. Material und Methoden 3.1. Probandenkollektiv Es wurden 54 Patienten mit der Diagnose eines Clusterkopfschmerzes gemäß der Klassifikation der IHS (2004) und 36 gesunde, alters- und geschlechtsgematchte Kontrollprobanden rekrutiert. Die Rekrutierung der Clusterpatienten erfolgte über die Kopfschmerzambulanz des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die der gesunden Kontrollprobanden über ein Informationsblatt in der Mitarbeitermensa sowie über die Probandenkartei des Instituts für systemische Neurowissenschaften, Hamburg. Elf Clusterpatienten wurden aus der Datenanalyse aufgrund von vordefinierten Kriterien ausgeschlossen. Hierzu zählten: Klinische Parameter (Diagnosekriterien) (n=5), Substanzmissbrauch (n=1) oder technische Probleme mit dem Scanner und Bewegungsartefakte (Translation mehr als drei Millimeter oder Rotation mehr als drei Grad auf drei Achsen) (n=3). Dabei gab es lediglich eine Ausnahme, bei der ein Patient über fünf Grad langsam driftete, ohne Auswirkung auf die Aktivierung. Weitere Ausschlusskriterien waren eine zusätzliche Kopfschmerz- oder andere neurologische und psychiatrische Erkrankungen (n=2) sowie allgemeine MRT-Kontraindikationen wie metallische Implantate. Die Einnahme von Kopfschmerzmedikation wurde akzeptiert. Die gesunden Kontrollprobanden durften keine Kopfschmerz- sowie andere neurologische und psychiatrische Erkrankungen aufweisen. Vier gesunde Kontrollprobanden wurden aufgrund technischer Probleme (n=3) und psychiatrischer Erkrankung (n=1) aus der Datenanalyse ausgeschlossen. Die vorliegende Dissertation befasst sich mit den chronischen und den sich innerhalb der aktiven Phase befindlichen episodischen Clusterkopfschmerzpatienten (im Folgenden „Chroniker“ und „Episodiker“ genannt). Die Personen der gesunden Kontrollgruppe werden dementsprechend als „Gesunde“ bezeichnet. Es konnten somit die Messergebnisse von 32 Clusterkopfschmerzpatienten (16 Episodiker, davon drei weibliche und 16 Chroniker, davon eine weibliche) und 32 16 3. Material und Methoden Gesunden verwertet werden. Keiner der Patienten erlitt eine Clusterattacke während der Messung innerhalb des Scanners. Detaillierte Angaben zu demographischen Daten des untersuchten Kollektivs finden sich in Tabelle 4 und 5. Tabelle 4: Patientenkollektiv: Episodiker Patienten mit Episodischem Clusterkopfschmerz (innerhalb einer Episode) Geschlecht Alter zum Untersuchungszeitpunkt [Jahre] prophylaktische Medikation [mg/Tag] Erkrankungsdauer [Jahre] 1 F 40 V 640, Li 6 2 M 47 Keine 10 3 M 33 Keine 17 4 M 43 V 240 13 5 M 46 V 5 6 M 51 Keine 20 7 M 45 Keine 3 8 M 25 Keine 7 9 M 41 Keine 20 10 M 24 Keine 4 11 M 50 V 240 1 12 M 39 V 320 13 13 M 49 V 600 8 14 F 34 Keine 19 15 F 27 Keine 3 16 M 29 Keine 18 V=Verapamil, Li=Lithium 17 3. Material und Methoden Tabelle 5: Patientenkollektiv: Chroniker Patienten mit Chronischem Clusterkopfschmerz Erkrankungsdauer [Jahre] Primär (PCC) oder sekundär chronisch (SCC) Geschlecht Alter zum Untersuchungs zeitpunkt [Jahre] 1 M 51 V 720 21 SCC 2 M 51 V 960, Dox 33 SCC 3 M 50 V 840 20 SCC 4 M 45 V 480, Cort 10 SCC 5 M 49 V 720 1 PCC 6 M 67 n.n. 4 SCC 7 M 49 V 480, Top 12 SCC 8 M 45 V 240, Gaba, Valp 17 SCC 9 F 60 V 480 12 PCC 10 M 65 V 600 13 SCC 11 M 54 V 640, Top 16 SCC 12 M 60 V 720 30 SCC 13 M 46 V 240, Gaba, Valp 10 SCC 14 M 53 V 960, Trip 7 SCC 15 M 51 Li, Sertralin, Top 20 SCC 16 M 43 V 240, Gaba, Valp 21 SCC prophylaktische Medikation [mg/Tag] V=Verapamil, Li=Lithium, Dox=Doxepin, Cort=Cortison, Top=Topiramat, Trip=Triptan, Gaba=Gabapentin, Valp=Valproat, n.n. = nicht bekannt 18 3. Material und Methoden Alle Probanden (Patienten und Gesunde) nahmen nach ausführlicher Information über Ziele und Durchführung der Studie freiwillig und nach schriftlicher Einverständniserklärung an den Untersuchungen teil und wurden für den Aufwand finanziell entschädigt. Die Studie wurde gemäß der Deklaration von Helsinki geführt und unterlag einem positiven Votum der Ethik-Kommission Hamburg. 3.2. Experimentelles Design 3.2.1. Event-Related-Design Als Versuchsdesign wurde das Event-Related-Design gewählt. Beim Event-RelatedDesign wird die Reaktion des Gehirns auf zeitlich weit getrennte, kurze Einzelstimuli gemessen. Dadurch wird eine hohe zeitliche Auflösung erzielt. 3.2.2. Aufbau der Stimulationsmethode (Olfaktometer) Die bisherigen Möglichkeiten, nozizeptive Stimulation des trigeminalen Systems innerhalb des MR-Scanners und während eines Event-Related-Designs zu erreichen, hatten mehrere Nachteile: eine Laserstimulation birgt die Gefahr von Verbrennungen im Gesichts- oder Augenbereich, eine nozizeptive Stimulation mittels intranasaler CO2Applikation (Boyle et al. 2007) kann den Blutfluss im Gehirn erhöhen und somit die BOLD-Antwort verfälschen. Daher wurde im Vorfeld von Stankewitz et al. ein Olfaktometer konstruiert, der das trigeminale System durch die Applikation von Ammoniakgas reizt (Stankewitz et al. 2010). Wird Ammoniakgas intranasal appliziert, bewirkt dies eine schmerzhafte Reizung der Schleimhaut, die vom ersten und zweiten Ast des Trigeminusnervs (N. ophthalmicus und N. maxillaris) innerviert wird (Hummel und Kobal 1992, McKeegan 2004). Mittels einer vorangegangenen Testreihe war von Stankewitz et al. eine Konzentration ermittelt worden, bei der neun von zehn Probanden einen erträglichen aber spürbaren Schmerzreiz empfanden. Das Ammoniakgas wurde über einen langen, nicht ferromagnetischen Schlauch, der in einem Nasenloch der Probanden bzw. Patienten lag, an die Nasenschleimhaut für eine sehr kurze Zeit (800 ms) appliziert. Dies löste einen etwa ein bis zwei Sekunden andauernden, stechenden Schmerz aus. Mittels einer nicht-ferromagnetischen Handbox konnten die Probanden bzw. Patienten innerhalb des Scanners die Intensität des Schmerzreizes auf einer numerischen Ratingskala von 0 ("kein Schmerz") bis 10 19 3. Material und Methoden ("maximal erträglicher Schmerz") bewerten, welche ihnen über eine Beamer-SpiegelKonstruktion dargeboten wurde. Kontrollstimuli waren Rosenduft und geruchlose Luftstöße (Stankewitz et al. 2010). Wie von Stankewitz et al. beschrieben, bestand der Olfaktometer hauptsächlich aus einem luftdichten Schlauchsystem aus Polytetrafluorethylen (Teflon). Ein Luftdruck von 60 Millibar wurde durch eine Druckluftflasche an das Schlauchsystem gelegt und konstant gehalten. Zudem kamen drei Glasflaschen zum Einsatz, die am Schlauchsystem angeschlossen waren. Diese wurden jeweils mit einer Ammoniaklösung (25 ml), mit synthetisch hergestelltem Rosenöl (20 Tropfen) bzw. nicht (Raumluft) befüllt. Die drei Substanzen (Ammoniak, Rose und Luft) wurden durch einen dünnen Teflonschlauch (Durchmesser: 4 mm; Länge: 8 m) in ein Nasenloch der Studienteilnehmer geleitet. Der Schlauch lag etwa ein bis zwei Zentimeter tief in der Abbildung 3: Technische Konstruktion der MR-fähigen Stimulationsmethode nach Stankewitz (Stankewitz et al. 2010): Drei Gasflaschen, befüllt mit Ammoniaklösung, Rosenöl bzw. Raumluft, wurden an ein Schlauchsystem angeschlossen. In diesem herrscht ein Druck von 60 Millibar, der durch eine Druckluftflasche erzeugt und durch einen Druckminderer konstant gehalten wird. Magnetventile, die sich hinter den Flaschen befinden, werden durch ein Computerprogramm gezielt angesteuert und öffnen sich für jeweils 800 ms, um den jeweiligen Flascheninhalt in das Schlauchsystem einzuspritzen. Die Substanzen erreichen die Nase des im Scanner liegenden Patienten/Probanden über einen dünnen Schlauch. Der Olfaktometer selbst befindet sich im Vorraum, nur der Schlauch erreicht den Scannerraum. Abbildung modifiziert nach (Stankewitz et al. 2010). 20 3. Material und Methoden Nase. Während des fMRT-Experiments befand sich lediglich dieser Schlauch im Scannerraum; das Stimulationsequipment, an dem dieser Schlauch angeschlossen war, stand im Vorraum. Über einen kleinen Schacht gelangte der Schlauch in den Scannerraum. Der technische Aufbau ist in Abbildung 3 dargestellt. Die Konzentration der Ammoniaklösung (25 ml) in der Flasche betrug 4,3 %, das gasförmige Ammoniak am probandenseitigen Ende des Schlauches wies eine Konzentration von 2,5 % auf, welche über das gesamte Experiment konstant blieb (Stankewitz et al. 2010). Um die Reize gezielt zu steuern, wurden Magnetventile eingesetzt. Im Ruhezustand waren alle Ventile geschlossen. Um diese gezielt zu öffnen, wurde das Stimulationsprogramm „Presentation“ (http://www.neurobs.com, Version 13.0) eingesetzt, welches das Öffnen und Schließen zu bestimmten Zeitpunkten für jeweils 800 ms kontrollierte. Rückschlagventile verhinderten den Eintritt des Gefäßinhaltes in das zuführende Schlauchsystem. Zusätzlich wurde hierfür nach jedem Stimulus das Schlauchsystem mit einem Luftstoß gespült. Der Luftstrom floss dabei über den Schenkel des luftgefüllten Probengefäßes für drei Sekunden (Stankewitz et al. 2010). Das Stimulationsprogramm „Presentation“ wurde des Weiteren für die visuelle Stimulation über eine Beamer-Spiegel-Konstruktion genutzt, sowie für das Schreiben eines Logfiles pro Experimentdurchlauf, wodurch alle Zeiten des Stimulationsablaufes den Bildaufnahmen des fMRT zugeordnet werden konnten (genauere Beschreibung weiter unten). 3.2.3. Trainingsphase Vor dem Experiment wurden die Studienteilnehmer über die Studieninhalte aufgeklärt sowie einer MRT-ärztlichen Untersuchung unterzogen. Weiterhin erhielten sie einen Fragebogen zu personenbezogenen und klinischen Parametern (siehe Anhang) sowie das Beck-Depressions-Inventar (Beck et al. 1961) und die Symptom-Checkliste SCL90-R (Franke 2002). Anschließend wurden, wie bei Stankewitz et al. beschrieben, die Patienten und Probanden zunächst außerhalb des Scanners mit dem Ablauf vertraut gemacht. Das Bewerten der Stimuli wurde mit Hilfe der Handbox eingeübt. 21 3. Material und Methoden Bei den nozizeptiven Ammoniakstimuli sollte die Schmerzintensität, bei den olfaktorischen Stimuli die Geruchsintensität auf einem Kontinuum von 0 bis 10 auf einer numerischen Ratingsskala (NRS) bewertet werden. Das linke Ende der Skala (=„0“) stand hierbei für keine Reizwahrnehmung, das rechte Ende („10“) präsentierte bei den Ammoniakstößen „den stärksten sich vorstellbaren Schmerz“ bzw. bei den Rose-Stimuli eine „sehr starke Geruchsintensität“. Diese Skala wurde nach jeder Stimulusapplikation auf einem Bildschirm präsentiert. Mittels der Handbox regelten die Probanden mit dem Daumen den Cursor runter, mit dem Zeigefinger den Cursor hoch und mit dem Mittelfinger bestätigten sie die eingegebene Zahl. Die „4“ diente hierbei als vordefinierte Schmerzschwelle (Stankewitz et al. 2010). Des Weiteren wurden die Studienteilnehmer instruiert, möglichst still zu liegen und während des gesamten Experiments durch den Mund zu atmen, um eventuelle Konzentrationsschwankungen der in die Nase geleiteten Reize zu vermeiden (Stankewitz et al. 2010). 3.2.4. Innerhalb des Scanners Die Teilnehmer wurden im Scanner in entspannter Rückenlage positioniert. Der Kopf wurde zur Minderung von Bewegungsartefakten seitlich fixiert. Der mittels Klebeband befestigte Schlauch wurde in die Nase und die Handbox an die rechte Hand gelegt. Eine auf der Brust liegende Notfallklingel ermöglichte es allen Teilnehmern, das Experiment jederzeit abzubrechen. Das im Folgenden beschriebene Paradigma wurde den Teilnehmern über eine sich am Kopfende befindende Leinwand präsentiert, welche mit Hilfe eines auf der Spule angebrachten Spiegels sichtbar gemacht wurde. Ein Kopfhörer wurde den Teilnehmern als Gehörschutz und zur Kommunikation vor und nach dem Experiment aufgesetzt. Nach dem Localizer (neun Bilder) zur Überprüfung der vollständigen Abbildung der gewünschten Areale begann das Paradigma, wie von Stankewitz et al. beschrieben: Vor jedem Stimulus wurde eine Reaktionsaufgabe durchgeführt. Hierzu wurde den Patienten und Probanden ein rotes Fixationskreuz auf dem Bildschirm präsentiert, das nach etwa acht bis zehn Sekunden seine Farbe zu gelb wechselte. Die Teilnehmer wurden 22 3. Material und Methoden instruiert, mit einem Tastendruck auf der Handbox zu reagieren, sobald sie den Farbwechsel bemerkten. Hierdurch konnte eine ausreichende Vigilanz während des gesamten Experimentes überprüft werden. Daraufhin wurde der Bildschirm schwarz und etwa vier bis sechs Sekunden später wurde den Teilnehmern einer der drei Stimuli (Ammoniak, Rose oder Luft) über 800 ms verabreicht. Hiernach folgte ein drei Sekunden langer Luftstoß zur Spülung des Schlauchsystems. Die jeweilige Substanz benötigte etwa vier Sekunden, bis sie die Nase der Probanden erreichte und wahrgenommen wurde. Nach weiteren sechs bis acht Sekunden erschien die oben erwähnte numerische Ratingskala, auf der die Teilnehmer den soeben erhaltenen Reiz bewerteten. Nach dem Bewertungsprozess folgte ein schwarzer Bildschirm über etwa vier bis sechs Sekunden und ein neuer Durchlauf begann. Dieser Ablauf wiederholte sich 45 Mal. Jeder der drei Stimuli wurde jeweils 15 Mal in randomisierter Reihenfolge verabreicht (siehe Abbildung 4) (Stankewitz et al. 2010). Abbildung 4: Experimentelles Paradigma nach Stankewitz et al. (Stankewitz et al. 2010): Zu Beginn bestand eine Aufmerksamkeitsaufgabe, dann erfolgte die Verabreichung 15 trigeminal nozizeptiver Reize (Ammoniak), 15 olfaktorischer Duftreize (Rosenduft) sowie 15 Luftstöße als Kontrolle in randomisierter Abfolge. Die mittels einer Handbox eingegebenen und individuell bewerteten Intensitäten dieser Stimuli wurden auf einer numerischen Ratingskala erfasst. ITI=Interstimulus-Intervall. Abbildung modifiziert nach (Stankewitz et al. 2010). Die relativ langen Zeiten zwischen zwei Reizen (durchschnittlich 56 Sekunden) wurden zum einen gewählt, um eine eindeutige sensorische Diskriminierung der Reize zu ermöglichen; in vergangenen Studien hat sich bei olfaktorischen Reizen ein 23 3. Material und Methoden Interstimulus-Intervall von mindestens 40 Sekunden bewährt (Hummel und Kobal 1992). Zum anderen musste man die Verzögerung von der eigentlichen Stimulusverabreichung bis hin zur maximalen BOLD-Antwort berücksichtigen, die etwa acht bis zwölf (im Mittel zehn) Sekunden betrug. Indem die Stimuli zeitlich weit genug voneinander getrennt waren, konnte man somit in späteren Analysen die BOLDAntworten eindeutig jedem Event zuordnen (Stankewitz et al. 2010). Das sofortige Bewerten der Stimuli war wesentlich, denn erinnerte Schmerzbewertung kann erheblich von einer simultan zum Schmerz getätigten abweichen (Price et al. 1999). Die Zeiten zwischen den einzelnen Stimuli waren zudem „gejittert“, d.h. das Interstimulus-Intervall variierte leicht. Dies hat den Vorteil, dass die funktionellen Bilder des Gehirns zu sehr vielen unterschiedlichen Zeitpunkten aufgenommen wurden und damit die Zeitauflösung erhöht wurde (Stankewitz et al. 2010). 3.2.5. Logfiles Pro Experimentdurchlauf wurde von dem Programm „Presentation“ jeweils ein Logfile geschrieben, welcher es ermöglichte, alle Zeiten des Stimulationsablaufes mit den Bildaufnahmen des fMRT zu synchronisieren. Hierzu wurden die Zeiten gespeichert, zu denen die jeweiligen Ereignisse stattfanden (Fixationskreuz, Farbwechsel, trigeminale/olfaktorische Stimulation, Beginn und Ende des Ratingprozesses sowie die angegebenen Ratingantworten der Patienten/Probanden). 3.3. Datenakquisition mittels fMRT und technische Daten Die Untersuchung wurde an einem drei Tesla MRT-Scanner (TRIO) der Firma Siemens, Erlangen/Deutschland durchgeführt. Dabei wurde eine Zwölf-Kanal-Spule verwendet. Die Erfassung der neuronalen Aktivität erfolgte indirekt über den im fMRT gemessenen BOLD-Effekt. Alle Messungen wurden mit Hilfe von T2* (BOLDsensitiven echo-planaren) Pulssequenzen durchgeführt. Nach dem üblichen Localizer, der die axiale, sagittale und coronale Position des Probanden bestimmte, wurden die funktionellen, echo-planaren Bilder mit folgenden Parametern gewonnen: 42 axiale Schichten; Voxel-Größe = 3 mm3 , mit 1 mm Schichtabstand, time to echo (TE) = 30 24 3. Material und Methoden ms, repetition time (TR) = 2620 ms, Flipwinkel 80°, field of view 192 mm2. Zusätzlich wurden hochauflösende T1-gewichtete strukturelle Bilder (Voxelgröße = 1mm3) gewonnen (MPRAGE-Sequenz). 3.4. Datenverarbeitung 3.4.1. Analyse der behavioralen Daten Für die Analyse der behavioralen Daten wurde das Auswertungsprogramm SPSS (Statistical Program for Social Sciences, version 15.0; SPSS Inc., Chicago, USA) benutzt. Zunächst erfolgte eine deskriptive Statistikanalyse. Dabei wurden Mittelwerte, Mediane und Standardabweichungen (SD) der NRS-basierten Rating-Daten für Ammoniakstimulation der Gruppen „alle Clusterpatienten“, „Chroniker“, „Episodiker“ und „Gesunde“ berechnet (15 Werte pro Session). Ein Einstichproben-t-Test für die Gruppen „alle Clusterpatienten“ und „Gesunde“ wurde berechnet, um die Ratingdaten auf statistisch signifikante Unterschiede zu testen. Schließlich wurde eine Varianzanalyse (ANOVA) mit anschließendem post-hoc Test (Scheffé) berechnet, um die Ratingdaten der drei Gruppen (Chroniker, Episodiker und Gesunde) auf signifikante Unterschiede zu testen. Die minimale Signifikanzschwelle wurde a priori auf p<0.05 festgelegt. 3.4.2. Analyse der funktionellen MRT-Daten 3.4.2.1. Bildverarbeitung und statistische Analyse Die Vorverarbeitung sowie die statistischen Analyseschritte der fMRT-Daten erfolgte mit Hilfe des Programms Statistical Parametric Mapping (SPM5; Wellcome Department of Cognitive Neurology, London, UK). SPM ist eine Software zur Berechnung von fMRT- und PET-Daten, die als Matlab-Applikation verfügbar ist. Die Auswertung der fMRT-Daten erfolgte in mehreren Schritten. 3.4.2.2. Vorbereitung der Daten (Preprocessing) Vor der statistischen Auswertung wurden die Daten einem Preprocessing unterzogen, um eine bessere interindividuelle Vergleichbarkeit zu erzeugen und Artefakte zu minimieren. Die Daten wurden in vier Schritten bearbeitet, die im Folgenden erklärt werden: Slice Time Correction, Realignment, Normalisierung und Smoothing. 25 3. Material und Methoden Als erstes wurde die „Slice Time Correction“ durchgeführt, bei welcher die Intensitätswerte auf einen definierten Akquisitionszeitpunkt (Referenzschicht) innerhalb der repetition time (TR; 2,62 Sekunden von der ersten bis zur letzten Schicht) interpoliert werden (Wohlschläger et al. 2006). Dann erfolgte das „Realignment“, das eine Bewegungs- und Lagekorrektur zur Minimierung der Bewegungsartefakte darstellt. Hierzu wurden alle Einzelbilder einer EPI-Serie (Echo Planar Imaging) durch Translation und Rotation an das erste Bild angeglichen („Rigid-Body“-Transformation). Bei jedem Datensatz wurde zusätzlich überprüft, ob die Bewegungsparameter in der Translationsebene weniger als 3 mm und in der Rotationsebene weniger als 3° betragen, denn jegliche Überschreitung dieser Parameter würde bei einer Voxelgröße von 3 mm³ fälschlicherweise eine Aktivierung im benachbarten Voxel darstellen. Zusätzlich wurde ermittelt, dass bewegungsbezogene Regressoren statistisch nicht signifikant mit den Schmerzstimuli korrelierten (Stankewitz et al. 2010). Anschließend wurde eine zeitliche und räumliche „Normalisierung“ durchgeführt. Dabei wurden die individuellen Gehirnbilder der Probanden und Patienten auf ein „Standardgehirn“ (template) gelegt und mittels Transformation in den stereotaktischen Raum des Montreal Neurological Institute gebracht. Dadurch können auf Gruppenebene die individuellen Gehirne standardisiert verglichen werden (Wohlschläger et al. 2006). Zur Verbesserung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses wurden die normalisierten Bilder anschließend mit einem isotropen Gauß-Filter von 6 mm³ geglättet (full-width at halfmaximum, „Smoothing“) (Stankewitz et al. 2010). 3.5. Statistische Auswertung der funktionellen MRT-Daten Diese vorverarbeiteten funktionellen Bilder gingen dann in die statistische Analyse mit Hilfe des Allgemeinen linearen Modells (ALM) (Friston et al. 1995) ein. Dieses analysiert den Zusammenhang zwischen Einflussgröße und Zielgröße. 26 3. Material und Methoden 3.5.1. Einzelanalyse (First-Level-Analyse) Es erfolgte zunächst die Einzelanalyse (auch „First-Level-Analyse“ oder „singlesubject-analysis“ genannt), in der für jede Versuchsperson ein ereigniskorreliertes („event-related“) Studiendesign mit Hilfe der Informationen aus dem Presentationlogfile erstellt wurde. Folgende Regressoren wurden in das statistische Modell aufgenommen: (1) Ammoniak (=Schmerz), (2) Rose (=Geruch), (3) Luft, (4) Reaktionsaufgabe (=Zeit der Fixationskreuzanzeige bis zum Tastendruck nach Farbänderung) und (5) Rating (= Zeit von der Präsentation der Numerischen Ratingskala bis hin zum Einloggen der Ratingzahl). Ein Hochpassfilter diente dazu, niedrigfrequente Störeffekte wie Puls und Atmung zu eliminieren. Als Basisfunktion für die statistische Auswertung wurde eine hämodynamische Antwortfunktion mit Zeitverzögerung („hrf with time derivative“) gewählt, die in SPM implementiert ist. Für jede Versuchsperson ergab sich schließlich eine statistische parametrische Karte und ein dazugehöriges Kontrastbild. Die vorliegende Arbeit thematisiert die zentrale Schmerzverarbeitung, so dass hier ausschließlich die Ergebnisse des Schmerzkontrastes (Ammoniak) dargestellt werden sollen. Diese Kontrastbilder der Bedingung Schmerz (Ammoniak) versus Ruhebedingung gingen im zweiten Schritt in die Gruppenanalyse („second level“) ein. Folgende Analysen wurden berechnet: 3.5.2. Gruppenanalysen (Second-Level-Analyse) 3.5.2.1. Gemeinsames Aktivierungsmuster der Clusterpatienten und Gesunden während trigeminaler Schmerzverarbeitung Um die Gehirnareale zu identifizieren, die ein erhöhtes BOLD-Signal während der Schmerzstimulation aufweisen, wurden die Haupteffekte des Schmerzkontrastes (Ammoniak) gegenüber Ruhebedingungen mittels t-Tests für jede Gruppe berechnet (Ergebnisse ab Punkt 4.2.1.). 3.5.2.2. Unterschiede der Aktivierungsmuster zwischen Gesunden und Clusterkopfschmerzpatienten während trigeminaler Schmerzverarbeitung Im nächsten Schritt erfolgte die Analyse von statistisch signifikanten Gruppenunterschieden. Mittels t-Tests für unabhängige Stichproben wurden folgende Gruppenvergleiche berechnet: 1.) Vergleich zwischen gesunden Kontrollprobanden und 27 allen Clusterpatienten (Episodiker und Chroniker), 2.) Vergleich zwischen gesunden Kontrollprobanden und Episodikern, 3.) Vergleich zwischen gesunden Kontrollprobanden und Chronikern und 4.) Vergleich zwischen Episodikern und Chronikern. Es wurde eine statistische Signifikanzschwelle von p<0.001 gewählt („whole brain“, unkorrigiert). In der Ergebnisdarstellung wurde eine Clustergröße von zehn definiert, d.h. Aktivierungen werden erst ab einer Größe von mindestens zehn aktiven Voxel als signifikant angesehen, um Zufallsbefunde zu minimieren. Zur visuellen Darstellung wurde unter die Ergebnisse der funktionellen Daten das Template (Vorlage) gelegt, in dessen Berechnung die einzelnen anatomischen hochaufgelösten Aufnahmen aller Patienten und gesunden Probanden eingingen. 4. Ergebnisse 4.1. Behaviorale Daten (subjektive Schmerzbewertung) Der Vergleich der gemittelten Schmerzratingangaben ergab, dass sich die zwei Gruppen „alle Clusterpatienten“ und „Gesunde“ statistisch signifikant unterschieden (unabhängiger Einstichproben-t-Test, p=0,004; t=3,02). Werden die Mittelwerte der drei Gruppen betrachtet, erkennt man, dass die Gesunden den Schmerz am stärksten bewerteten und die Chroniker am schwächsten; die Episodiker lagen im Mittel (Boxplot siehe Abbildung 5). Die Varianzanalyse (ANOVA) über die drei Gruppen (Chroniker, Episodiker und Gesunde) war signifikant (F=3,15). Der anschließende post-hoc Test (Scheffé) zeigte einen statistisch signifikanten Effekt für den Vergleich Gesunde vs. Chroniker (p=0,006). Keinen signifikanten Effekt zeigten die Gruppenvergleiche Gesunde vs. Episodiker (p=0,27) und Chroniker vs. Episodiker (p=0,35). Mittelwerte, Mediane und Standardabweichung (SD) der Ratingdaten aller Gruppen sind in Tabelle 6 zu finden. 28 4. Ergebnisse Abbildung 5: Boxplot mit Medianen und SD der drei Gruppen Tabelle 6: Mittelwerte, Mediane und Standardabweichungen (SD) der Gruppen Anzahl (N) Mittelwert Median SD 32 4,52 4,75 1,46 - Episodiker 16 4,87 5,23 1,51 - Chroniker 16 4,18 4,6 1,36 Gesunde 32 5,54 5,2 1,24 Alle Patienten 29 4. Ergebnisse 4.2. Funktionelle Bildgebungsdaten 4.2.1. Gemeinsames Aktivierungsmuster der Clusterpatienten und Gesunden während trigeminaler Schmerzverarbeitung (main effect) Die statistische Analyse der Hauptkontraste Schmerz (Ammoniak) für die einzelnen Gruppen zeigte Aktivitätserhöhungen in unterschiedlichen kortikalen und subkortikalen Gehirnarealen, zu denen u. a. folgende zählen: Mittleres und anteriores Cingulum, Thalamus, präfrontale, pontomedulläre, mesencephale und insuläre Areale. Die Aktivitätsmaxima der aktiven Cluster sind für jede Gruppe in den Tabellen 7-10 dargestellt. Tabelle 7: Aktivitätsmaxima der gesunden Probanden für den Kontrast „Schmerz“ Region Fronto-lateral Rechts (x;y;z) 57; 6; 6 Insulärer Kortex Mittlerer Cingulärer Kortex 6; 12; 39 Cuneus Anteriorer Cingulärer Kortex Pontomedullär bis mesencephal Präcuneus -30; 24; 6 7.00 -12; -18; 42 6.23/4.7 -15; -69; 15 -12; -78; 33 5.31 4.50 -6; 30; 6 4.63 -6; -24; -9 4.26 4.16 -12; -12; 6 12; -69; -18 Voxel-Level (T) R/L 7.34 18; -75; 36 Thalamus Cerebellum Links (x;y;z) 3.88 3.58 30 4. Ergebnisse Tabelle 8: Aktivitätsmaxima aller Clusterpatienten für den Kontrast „Schmerz“ Rechts (x;y;z) Links (x;y;z) Voxel-Level (T) R/L Frontal, präzentraler Gyrus 54; -6; 9 -60; 3; 12 7.45/6.46 Mittlerer Cingulärer Kortex 3; 18; 33 -15; -21; 42 5.45/4.88 Region Präcuneus 12; -78; 39 Frontal, mittlerer frontaler Gyrus Cuneus 12; -81; 12 4.47 -45; 45; 18 4.43 -3; -81; 24 4.01/3.81 Tabelle 9: Aktivitätsmaxima der Episodiker für den Kontrast „Schmerz“ Region Superiorer Temporaler Gyrus Rechts (x;y;z) Links (x;y;z) 57; -9; 9 39; 3; -12 Frontal, präzentraler Gyrus Voxel-Level (T) R/L 6.86 5.76 -39; -12; 36 6.04 -12; -18; 42 5.99/4.7 Mittlerer Cingulärer Kortex 3; 21; 30 Mesencephal 9; -18; -9 5.37 Cuneus 9; -78; 15 5.20 Insulärer Kortex -36; 3; 9 -30; 24; 6 4.99 4.41 Gyrus parahippocampalis -21; 0; -18 4.92 -42; 45; 24 4.38/3.7 4.37 Fronto-lateral 54; 18; 15 36; 27; 3 Tabelle 10: Aktivitätsmaxima der Chroniker für den Kontrast „Schmerz“ Fronto-lateral -45; 39; 27 -36; 24; 6 Voxel-Level (T) R/L 5.74/4.14 4.20 5.03 4.80 Insulärer Kortex -39; -12; 15 4.18 Region Frontal, präzentraler Gyrus Gyrus supramarginalis Mittlerer Cingulärer Kortex Rechts (x;y;z) Links (x;y;z) 54; 0; 15 45; -12; 39 -60; 3; 12 63 -24 24 4.17 -3; 9; 39 4.07 31 4. Ergebnisse Die Betrachtung der Aktivierungen bei nozizeptiver Stimulation im Hauptkontrast der einzelnen Gruppen verdeutlicht, dass alle drei Gruppen ein ähnliches Muster hinsichtlich der Schmerzaktivierung aufzeigen (diverse Areale der sog. „Schmerzmatrix“), siehe Abbildung 6. Abbildung 6: Aktivierungsmuster der einzelnen Gruppen (Gesunde, alle Clusterkopfschmerzpatienten, Episodiker und Chroniker): Offensichtlich aktivieren alle Gruppen in schmerzverarbeitenden und -modulierenden Arealen. 32 4. Ergebnisse 4.2.2. Unterschiede der Aktivierungsmuster zwischen den Gesunden und den Clusterkopfschmerzpatienten während trigeminaler Schmerzverarbeitung 4.2.2.1. Vergleich zwischen Gesunden und allen Clusterkopfschmerzpatienten Verglichen wurde das Aktivierungsmuster zwischen den gesunden Probanden und allen Clusterkopfschmerzpatienten. Das Ergebnis zeigt, dass Gesunde signifikant stärker als Clusterpatienten in folgenden Arealen aktivierten: Im dorsalen Pons (Bereich des periaquäduktalen Graus, PAG) (x = 3, y = -39, z = -27; t = 2.91; p=0.002), temporo-occipital links (x = -39, y = -57, z = 6; t = 3.71; p<0.001), bilateral frontal (x = -18, y = 36, z = 18; t = 4.68; p<0.001), im anterioren cingulären Kortex (ACC) links und im ventro-lateralen präfrontalen Kortex (VLPFC) rechts (x = 33, y = 45, z = -9; t = 3.72; p<0.001). Siehe Abbildung 7. Der gegenteilige Kontrast („alle Clusterkopfschmerzpatienten > Gesunde“) ergab kein signifikantes Ergebnis. 33 4. Ergebnisse Abbildung 7: Areale, in denen gesunde Probanden signifikant stärker aktivierten als alle Clusterpatienten 34 4. Ergebnisse 4.2.2.2. Vergleich zwischen Gesunden und Episodikern Die Analyse der Daten ergab, dass die Gesunden stärker als die Episodiker in folgenden Arealen aktivierten: Im dorsalen Pons (anatomische Region des PAG bzw. der Raphe-Kerne) (x = 0, y = 39, z = -39; t = 3.67; p<0.001) und im VLPFC (x = 36, y = 39, z = -9; t = 3.69; p<0.001). Siehe Abbildung 8. Der gegenteilige Kontrast, d.h. „Episodiker > Gesunde“, ergab keinen signifikanten Effekt. Abbildung 8: Areale, in denen gesunde Probanden signifikant stärker aktivierten als die Episodiker 35 4. Ergebnisse 4.2.2.3. Vergleich zwischen Gesunden und Chronikern Es zeigte sich, dass die Gesunden stärker als die Chroniker in folgenden Arealen aktivierten: Im dorsalen Pons (anatomische Region des PAG) (x = 3, y = -36, z = -21; t = 4.28; p<0.001), im Mittelhirn (Nucleus ruber bis posteriorer Hypothalamus) (x = 3, y = -24, z = -12; t = 4.16; p<0.001), im VLPFC rechts (x = 30, y = 45, z = -3, t = 3.45; p = 0.001), im ventro-medialen präfrontalen Kortex (VMPFC) links und rechts (x = -12, y = 54, z = 15; t = 4.09; p<0.001 und x = 15, y = 51, z = 15; t = 3.84; p<0.001), im ACC links (x = 21, y = 36, z = 18; t = 4.13; p<0.001), im Corpus callosum, im Forceps frontalis rechts (x = 24, y = 18, z = 21; t = 3.75; p<0.001), temporo-occipital links (x = -42, y = -54, z = 0; t = 3.90; p<0.001) und im Cerebellum paravermal rechts (x = 12, y = -69, z = -39; t = 3.43; p = 0.001). Siehe Abbildung 9. Der gegenteilige Kontrast, d.h. „Chroniker > Gesunde“ ergab kein signifikantes Ergebnis. 36 4. Ergebnisse Abbildung 9: Areale, in denen gesunde Probanden signifikant stärker aktivierten als Chroniker 37 4. Ergebnisse 4.2.2.4. Vergleich zwischen Episodikern und Chronikern Der Vergleich dieser beiden Gruppen ergab, dass die Episodiker stärker als die Chroniker in folgenden Arealen aktivierten: Im Mesencephalon in der Region des PAG (x = 3, y = -27, z = -15; t = 3.82; p<0.001), Nucleus ruber bis posteriorer Hypothalamus (x = 6, y = -21, z = -9; t = 3.94; p<0.001), weiterhin im Hippocampus bilateral (x = 24, y = -21, z = -9; t = 3.74; p<0.001 und x = 21, y = -24, z = -18; t = 4.60, p<0.001), im occipitalen Kortex (Cuneus) beidseits: (x = 6, y = -93, z = 12, t = 4.34; p<0.001), (x = -6, y = -90, z = 30, t = 3.31; p = 0.001) (x = 15, y = -87, z = 33, t = 3.20; p = 0.002) sowie im temporalen Pol rechts (x = 39, y = 12, z = -24; t = 3.90; p<0.001). Siehe Abbildung 10. Abbildung 11 zeigt eine Bilderserie der mesencephalen Aktivierung mit Einbezug des posterioren Hypothalamus zur genaueren Darstellung dieser Areale. Der gegenteilige Konstrast, d.h. „Chroniker > Episodiker“ ergab keinen signifikanten Effekt. Tabelle 11 gibt eine Übersicht der Aktivierungen aller differentiellen Kontraste. 38 4. Ergebnisse Abbildung 10: Areale, in denen Episodiker signifikant stärker aktivierten als Chroniker 39 4. Ergebnisse Abbildung 11: Mesencephale Aktivierung mit Einbezug des posterioren Hypothalamus des Kontrasts „Episodiker > Chroniker“ 40 4. Ergebnisse Tabelle 11: Übersicht der Aktivierungen in den Gruppenvergleichen 41 5. Diskussion 5. Diskussion Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob sich die trigeminale Schmerzverarbeitung von Clusterkopfschmerzpatienten im Vergleich zu der gesunder Kontrollprobanden auf kortikaler und subkortikaler Ebene unterscheidet. Die meisten bislang veröffentlichten Bildgebungsstudien untersuchten Patienten während einer Clusterkopfschmerzattacke. Dabei wurden spezifische Aktivierungen in der „Schmerzmatrix“ und im Hypothalamus beobachtet (May et al. 1998b). In der vorliegenden Arbeit wurden zwei Clusterkopfschmerz-Patientengruppen untersucht: Patienten, die sich in der aktiven Phase befanden (Episodiker) und solche, die an einem chronischen Clusterkopfschmerz litten (Chroniker). Beide Patientengruppen hatten zum Zeitpunkt der Messung keine Attacken. Diese Daten wurden mit gesunden Kontrollprobanden verglichen. Es zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen Clusterpatienten und gesunden Probanden - sowohl in den behavioralen Daten (subjektive Schmerzwahrnehmung) als auch in den Analysen der funktionellen Bilder. Im Folgenden wird auf die Analysen einzeln eingegangen und diese mit den Ergebnissen anderer Studien verglichen. 5.1. Ergebnisse der behavioralen Daten Es zeigten sich signifikante Unterschiede in den Ratingdaten zwischen allen Clusterpatienten und gesunden Probanden. Betrachtet man die einzelnen Untergruppen (Chroniker, Episodiker und Gesunde), zeigt sich, dass Gesunde den Schmerzreiz signifikant stärker als die Chroniker bewerteten. Die Bewertungshöhe der Episodiker lag im Mittel. Der extern applizierte und standardisierte trigeminale Schmerzreiz wird von den Chronikern demnach als weniger stark bewertet als von den Gesunden. Interessanterweise fanden Ladda et al. eine erhöhte Schwelle thermischer und mechanisch-nozizeptiver Reize bei 16 Clusterpatienten (Episodikern und Chronikern) sowohl im Trigeminusbereich als auch an den Händen beidseits. Eine erhöhte Sensitisierung, im Sinne einer Allodynie, wie bei Migränikern bekannt, wurde nicht gefunden (Ladda et al. 2006). 42 5. Diskussion Diesen von uns gefundenen Unterschied in der Schmerzbewertung kann man dahingehend deuten, dass die Clusterkopfschmerzpatienten den experimentellen Schmerzreiz mit dem üblicherweise erlittenen Clusterkopfschmerz vergleichen, welcher allgemein als sehr starker bis extremer Schmerz mit einer Stärke von 8-10/10 auf der NRS beschrieben wird (Torelli und Manzoni 2003). Gesunde Probanden dagegen bewerten den Schmerzreiz aufgrund fehlender extremer Vergleiche relativ höher. Das würde bedeuten, dass die Gruppen die Bewertungsskala des Schmerzes basierend auf Schmerzerfahrungen unterschiedlich interpretieren. Dagegen spricht, dass sich Clusterpatienten und Gesunde auch in der neuronalen Verarbeitung des trigeminalen Schmerzreizes unterscheiden. Wahrscheinlicher ist daher, dass (zumindest bei dem hier verwendeten phasischen Schmerzreiz) die zentrale Schmerzverarbeitung und dadurch sekundär auch die Perzeption bei Clusterpatienten tatsächlich verändert sind. Zu bedenken ist jedoch, dass es sich hier um Gruppengrößen von 16 Patienten handelt, was die statistische Power zur Identifizierung solcher Unterschiede als nicht gänzlich zweifelsfrei erscheinen lassen kann. Zukünftigen Studien bleibt es vorbehalten diesen Befund in noch größeren Stichproben zu replizieren. 5.2. Ergebnisse der funktionellen Bildgebung In früheren Arbeiten wurde gezeigt, dass bei spontanen oder Nitroglyzerin-getriggerten Clusterkopfschmerzattacken (May et al. 1998b, Sprenger et al. 2004) neben dem spezifischen Hypothalamus-Areal die sogenannte „Schmerzmatrix“ (Peyron et al. 2000) aktiv ist. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk kortikaler Strukturen, das immer bei nozizeptivem Input in der funktionellen Bildgebung sichtbar wird. In unserer Studie erfolgte bei trigeminal appliziertem Schmerzreiz ebenfalls die Aktivierung der „Schmerzmatrix“ - sowohl bei den Gesunden als auch bei den Clusterkopfschmerzpatienten (main effect). Veränderungen in schmerzverarbeitenden kortikalen und subkortikalen Arealen Vergleicht man die Gesunden mit den Clusterkopfschmerzpatienten (Episodiker und Chroniker), wird ersichtlich, dass die Gesunden einige der Schmerzareale stärker aktivierten. Es fanden sich stärkere Aktivierungen der Gesunden vor allem in antinozizeptiven, schmerzmodulierenden Arealen: Im Pons (PAG/Raphe-Kerne), im ACC sowie in präfrontalen Arealen (VLPFC, VMPFC). In diesem Zusammenhang ist 43 5. Diskussion wichtig, dass Schmerzwahrnehmung als Interaktion zwischen nozizeptiven und antinozizeptiven Mechanismen verstanden wird. Eine präfrontale Aktivität (v.a. im DLPFC, VLPFC) während eines Schmerzreizes wird generell mit kognitiver und aufmerksamkeitsbezogener Schmerzverarbeitung, Schmerzregulation und -modulation, Evaluation sensorischer Reize und Regulation der Aufmerksamkeit in Zusammenhang gebracht (Casey 1999, Coghill et al. 1999, Buchel et al. 2002, Richter et al. 2011). Das PAG wird, als Teil der antinozizeptiven Schmerzmatrix, ebenfalls mit Schmerzregulation in Verbindung gebracht. Es erhält sowohl aszendierende, nozizeptive spinothalamische Afferenzen als auch deszendierende, regulatorische Signale von höheren Hirnstrukturen, um nozizeptive Signale zu modulieren bzw. zu inhibieren (Andersen 1986). Valet et al. fanden eine erhöhte Aktivität des PAG und des ACC bei Ablenkung von einem Schmerzreiz, was die schmerzmodulierende Funktion dieser Region unterstreicht (Valet et al. 2004). Hinsichtlich der Aktivierungsstärke im Pons (PAG/Raphe-Kerne) zeigte sich interessanterweise eine Stufenabfolge: Gesunde aktivierten in dieser Region stärker als Episodiker (und Chroniker) und Episodiker wiederum stärker als Chroniker. Offenbar zeigen Patienten, die an einem Clusterkopfschmerz leiden, eine Dysfunktion in diesem schmerzmodulierenden Areal und zwar möglicherweise umso deutlicher, je häufiger sie unter Attacken leiden. Die Daten lassen sich demnach so interpretieren, dass die gesunden Probanden, die insgesamt stärker präfrontal und im PAG aktivieren, eine stärkere Schmerzkontrolle besitzen. Dies würde im Umkehrschluss für eine Dysfunktion dieser antinozizeptiven Areale im Sinne eines funktionellen Defizites bei den Clusterkopfschmerzpatienten sprechen, insbesondere bei den Chronikern. Dazu passen frühere PET-Befunde: Bei elf episodischen Clusterkopfschmerzpatienten während des bouts (bout = aktive Episode), aber außerhalb einer Attacke und ohne nozizeptive Stimulation, zeigte sich im ACC, im präfrontalen und orbitofrontalen Kortex ein Hypometabolismus (FDG-PET). Die Autoren erklärten dies mit einer ungenügenden Modulation antinozizeptiver Schaltkreise. Somit bestehe eine unzureichende Fähigkeit bei Clusterkopfschmerzpatienten, Schmerz zu modulieren, was zu einer Initiation des bouts und akuter Attacken führen könnte (Sprenger et al. 2007). Diskutiert wurde in diesem 44 5. Diskussion Zusammenhang, dass durch die Tiefenhirnstimulation des Hypothalamus, die bei chronischen Clusterkopfschmerzpatienten eingesetzt und untersucht wurde, eine langsame Attackenreduktion mit einer Wiederherstellung der normalen Funktion in diesen hypometabolischen Arealen einhergeht. In Anbetracht der längeren Wirklatenz fände somit eventuell eine schrittweise Modulation des antinozizeptiven Systems statt, etwa über neuroplastische Umbauvorgänge. Veränderungen im Mittelhirn Eine signifikante Aktivierung des Hypothalamus wurde als Antwort per se auf die trigeminal-nozizeptive Stimulation weder bei den Clusterpatienten, noch bei den Gesunden gefunden. In Gruppenvergleichen zeigte sich jedoch, dass sowohl Gesunde als auch Episodiker gegenüber den Chronikern zumindest eine signifikante Mehraktivierung im Mittelhirn mit Einbezug des Hypothalamus zeigten (s. Tabelle 11 und Abbildung 11). Der Hypothalamus ist strukturell mit verschiedenen schmerzverarbeitenden Arealen verbunden, u.a. mit dem trigeminalen System (Malick et al. 2000, May et al. 2006b). Offenbar ähneln sich die Gesunden und Episodiker hinsichtlich der Hypothalamusaktivierung mehr als die Episodiker und Chroniker. Es stellt sich die Frage, ob die Biologie zwischen Chronikern und Episodikern unterschiedlich ist, oder ob dieser Effekt mit der Erkrankungsdauer bzw. Attackenanzahl, die bei den Chronikern definitionsgemäß viel höher ist als bei den Episodikern, zusammenhängt. Nach aktuellem Wissensstand wird davon ausgegangen, dass der episodische und chronische Clusterkopfschmerz die gleiche Krankheitsentität darstellen und dass ein fließender Übergang besteht, zumal viele primär episodische Clusterkopfschmerzpatienten sekundär die chronische Form entwickeln. Für ein Kontinuum beider Erkrankungszustände (episodisch – chronisch) spricht auch eine Studie von Sprenger et al., die zeigen konnte, dass die Verminderung der Opioid-Rezeptoren im ACC und im Hypothalamus umso ausgeprägter war, je länger die Patienten erkrankt waren (Sprenger et al. 2006). Die zuvor genannten Hypoaktivierungen der Clusterpatienten im Hypothalamus könnten somit eine funktionelle Dysfunktion darstellen, die umso stärker wird, je länger die Patienten unter Clusterkopfschmerzattacken leiden. Die Hypoaktivierung der 45 5. Diskussion Chroniker im Mittelhirn (Nucleus ruber bis Hypothalamus) könnte daher eher auf eine andauernde Attackenexposition und nicht auf einen biologischen Unterschied zwischen Episodikern und Chronikern zurückzuführen sein. Zusammenfassend kann also die Frage, ob Clusterkopfschmerzpatienten bei trigeminalnozizeptiver Stimulation auch außerhalb einer akuten Kopfschmerzattacke dasselbe spezifische hypothalamische Areal aktivieren, wie es während akuter Attacken gezeigt wurde, negiert werden. Die Patienten zeigten keine Mehraktivierung im Hypothalamus bei externem Schmerzreiz. Dies bedeutet, dass ein externer Schmerzreiz, auch wenn dieser trigeminal appliziert wird, eine Clusterattacke nicht nachahmen kann - eine Clusterattacke ist somit ein selbständiges Geschehen. Dieses wird am ehesten zentral in eben dem, in der Literatur häufig beschriebenen, hypothalamischen Areal - gesteuert, das in ein komplexes schmerzverarbeitendes Netzwerk eingebettet ist (Qiu et al. 2013). In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass chronische Clusterkopfschmerzpatienten bei trigeminal-nozizeptiver Stimulation das mesencephale Areal (Nucleus ruber bis posteriorer Hypothalamus), genauso wie schmerzmodulierende Hirnareale, signifikant weniger stark aktivieren. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Chroniker den Schmerzreiz im Mittel niedriger bewerten als Gesunde und Episodiker, eine neuronale Minderaktivierung könnte somit lediglich die Folge sein. Da die Chroniker jedoch insbesondere in schmerzhemmenden Arealen weniger Aktivität zeigen, den Schmerz gleichzeitig jedoch niedriger bewerten, sprechen diese Daten eher für eine tatsächlich veränderte Schmerzverarbeitung bei diesen Patienten - unabhängig von der Bewertungsstärke. Bei der Interpretation der Daten muss weiter bedacht werden, dass die Clusterkopfschmerzpatienten, v.a. die Chroniker, Prophylaktika einnahmen. Es war ethisch nicht vertretbar, den Patienten ihre prophylaktische Medikation für die Studie abzusetzen, zumal die Ausschleich- und Auswaschphase mehrere Tage bis Wochen gedauert hätte. Sechs von 16 Episodikern nahmen Verapamil in einer Dosis von 240640 mg/Tag ein, 14 von 16 Chronikern nahmen Verapamil in einer Dosis von 240-960 mg/Tag ein, meist in Kombination mit Antiepileptika (Topiramat, Gabapentin, Valproat). Eine zentrale schmerzhemmende Wirkung oder Modulation nozizeptiver Verarbeitung durch die prophylaktische Medikation ist nicht ausgeschlossen. 46 5. Diskussion Antiepileptika sind bekannt für eine Verminderung der kortikalen Exzitabilität. Eine schmerzhemmende Wirkung von Verapamil wurde in der Literatur bisher allerdings hauptsächlich in tierexperimentellen Modellen beschrieben (Yildiran et al. 1997, Prado 2001). Interessant ist, dass gerade in Kombination mit Niktotin der antinozizeptive Effekt verstärkt scheint, so verlängerte Nifedipin, ebenfalls ein Calciumantagonist wie Verapamil, die Nikotin-induzierte Antinozizeption bei Ratten (Wong et al. 1994). Nikotin wirkt anscheinend sowohl via nikotinischen als auch µ-opioid-Rezeptoren (Simons et al. 2005) und eine andere Studie an Ratten fand heraus, dass gerade die Kombination von L-Typ Calciumkanalblockern, zu denen auch Verapamil gehört, und Morphin zu einer deutlichen Schmerzreduktion führt (Kumar et al. 2010). In tierexperimentellen Studien hat Nikotin einen antinozizeptiven Effekt, bei Menschen hingegen ist die Datenlage umstritten (Ditre et al. 2011). Dennoch: Zigarettenrauchen und chronischer Schmerz sind eng miteinander assoziiert (Zvolensky et al. 2009). Besonders hervorzuheben ist, dass etwa 80% der Clusterkopfschmerzpatienten rauchen (Rozen 2001, Schurks und Diener 2008). Die Frage, ob Rauchen einen Risikofaktor darstellt, oder die Clusterkopfschmerzpatienten eine Prädisposition für Nikotinabusus haben, ist noch nicht geklärt. Ein Verzicht auf Nikotin jedenfalls führt nicht zu einer Veränderung der Attackenanzahl (May 2005). Interessanterweise zeigen auch Patienten mit Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (Fumal et al. 2006) und mit Suchterkrankungen (Dom et al. 2005) Minderaktivierungen in prä-/orbitofrontalen Hirnarealen. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen einem erhöhten Zigarettenkonsum und der präfrontalen Hypoaktivität bei Clusterkopfschmerzpatienten. Weitere kortikale Aktivierungen Es zeigten sich einige weitere Aktivierungsunterschiede zwischen den Gesunden und Chronikern: Gesunde aktivierten stärker temporo-occipital, cerebellär paravermal rechts und im Corpus callosum rechts (siehe Tabelle 11). Das temporo-occipitale Areal links liegt a.e. nahe des Gyrus angularis, der eine Rolle in der Vernetzung höherer Seh- und Hörzentren mit höheren sensorischen und motorischen Arealen spielt. Die Rolle in der Schmerzverarbeitung in diesen Arealen wurde bisher nicht ausreichend erforscht, dennoch vermutet man eine Empathiefunktion (Shimo et al. 2013). 47 6. Ausblick Im Vergleich zu den Episodikern zeigten die Chroniker zudem Hypoaktivierungen im Hippocampus bilateral, Cuneus bilateral (Teil der Sehrinde) und im temporalen Pol rechts. Cerebelläre und Hippocampusareale wurden mit motorischer bzw. affektiver Schmerzverarbeitung in Verbindung gebracht (Peyron et al. 2000, Neugebauer 2006). Eine Aktivierung des rechten temporalen Pols wurde während akuter Clusterkopfschmerzattacken beobachtet (Hsieh et al. 1996). Nili et al. fanden eine Korrelation temporopolarer Aktivität mit Angstbewältigung (Nili et al. 2013). Außerdem weist der temporale Pol Verbindungen zum PAG, zu präfrontalen Regionen sowie zum Hypothalamus auf (Kondo et al. 2003). Diese temporopolare Hypoaktivierung der Chroniker würde somit zu der o.g. funktionellen Dysfunktion in den schmerzverarbeitenden Arealen passen, die umso stärker wird, je länger die Patienten unter Clusterkopfschmerzattacken leiden. 6. Ausblick Ein sich aus dieser Arbeit ergebender interessanter Aspekt ist, wie sich die Episodiker außerhalb der aktiven Phase hinsichtlich der Hirnaktivierungen im Vergleich zu den bereits untersuchten Gruppen verhalten, d.h. ob sich diese von den Gesunden überhaupt unterscheiden und ob es einen messbaren Unterschied zwischen den Phasen gibt. So könnte man eventuell besser verstehen, wie es zum Phasenwechsel (aktive Phase versus inaktive Phase, aber außerhalb der Attacken) kommt. Gleichfalls ergibt sich die Frage, ob die Attacke versus attackenfreies Intervall untersuchbar sind, allerdings ist auf Grund der besonders heftigen Schmerzen, die eine Clusterattacke charakterisieren, eine solche Untersuchung im Scanner schon wegen möglicher Bewegungsartefakte schwierig. Um einen Confounding-Effekt der prophylaktischen Medikation auf die Gehirnaktivität auszuschließen, ist eine Untersuchung mit gleichem experimentellen Design von Probanden ohne Clusterkopfschmerz nötig, die diese Medikamente (insbesondere Verapamil) aufgrund anderer Erkrankungen einnehmen. Alternativ könnte man Clusterkopfschmerzpatienten ohne prophylaktische Medikation messen. Möglich wäre 48 6. Ausblick dies zu Beginn einer aktiven Episode bei Episodikern, ein Absetzen der Medikation ist ethisch nicht vertretbar. Auch wäre es interessant, starke Raucher ohne Clusterkopfschmerzen mit demselben Studiendesign zu untersuchen, um zu sehen, ob auch diese präfrontale Hypoaktivitäten aufweisen, wie von Schoenens Arbeitsgruppe hinsichtlich Patienten mit Medikationsübergebrauch und substanzabhängigen Patienten nahegelegt (Fumal et al. 2006). Alternativ könnte man Clusterkopfschmerzpatienten ohne Nikotinkonsum messen. Allerdings rauchen über 90% aller Clusterpatienten, es ist sicher logistisch schwierig ein ausreichend großes homogenes Patientengut zu finden. Der Befund, dass die Dysfunktion in schmerzmodulierenden Arealen desto stärker ist, je häufiger die Patienten unter den Attacken leiden, sollte außerdem in zukünftigen Studien in größeren Stichproben mit mehr statistischer Power repliziert werden. Aufschlussreich wäre zudem, mit DBS erfolgreich behandelte Patienten zu untersuchen, mit der Fragestellung, ob die Hypoaktivierungen behoben und damit die ursprüngliche Funktion dieser Areale wiederhergestellt werden. Letzteres ginge problemlos nur im PET-Scanner, weil DBS-Patienten im MR nicht ohne weiteres untersuchbar sind. Nicht zuletzt ist diese Studie ein weiterer Schritt in die Richtung, spezifische Muster einer primären Kopfschmerzart, auch außerhalb einer Attacke, zu identifizieren und bildlich darzustellen. Dies ist besonders im Bereich der Kopfschmerzen wichtig, deren Diagnosestellung sich sonst zum größten Teil einzig auf die Anamnese stützt. 49 7. Zusammenfassung 7. Zusammenfassung Der Clusterkopfschmerz, ein sehr seltener primärer Kopfschmerz, geht mit stärksten unilateralen Schmerzen im Temporoorbitalbereich und ipsilateralen vegetativen Symptomen wie Lakrimation und Ptose einher. Am häufigsten ist die episodische Form, charakterisiert durch attackenfreie Intervalle von mindestens einem Monat. 20 % der Patienten leiden an der chronischen Form. Die Pathophysiologie ist noch nicht geklärt. Viele Studien deuten auf die entscheidende Rolle des trigemino-vaskulären Systems hin. Insbesondere bildgebende Verfahren wie PET und fMRT betonen die zentrale Rolle des inferioren posterioren Hypothalamus in der Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Erkrankung. Die meisten funktionellen Arbeiten wurden bisher während der Attacken durchgeführt. Diese Studie untersuchte mittels fMRT, ob bereits außerhalb einer Attacke bei trigeminal nozizeptiver Stimulation eine veränderte Gehirnaktivität im genannten Hypothalamusareal und anderen schmerzverarbeitenden Arealen bei den Clusterkopfschmerzpatienten besteht. Auch sollte untersucht werden, ob sich die Episodiker (innerhalb eines bouts) von den Chronikern unterscheiden. Dafür wurden 16 Episodikern, 16 Chronikern und 32 Gesunden repetitive trigeminale Schmerzreize in Form von Ammoniakgas mittels eines MR-fähigen Olfaktometers in die Nase verabreicht. Die Gehirnaktivität (BOLD-Antwort) der einzelnen Gruppen wurde miteinander verglichen. Außerdem bewerteten die Probanden und Patienten die erhaltenen Schmerzreize auf einer visuellen Ratingskala. Die behavioralen Daten (subjektive Schmerzwahrnehmung auf der Ratingskala) ergaben, dass die Clusterkopfschmerzpatienten die Schmerzintensität signifikant als weniger stark bewerteten als die Kontrollprobanden. Dabei ergab sich der größte Unterschied zwischen Chronikern und Gesunden. Die funktionellen Daten zeigten, dass alle Gruppen während der trigeminal nozizeptiven Stimulation schmerzverarbeitende Areale aktivierten. Vergleicht man die Gesunden mit den Clusterkopfschmerzpatienten, wird eine Hypoaktivierung der Patienten in einigen v.a. schmerzmodulierenden - Arealen (PAG, präfrontale Areale, ACC) deutlich. Eine Hypothalamusaktivierung wurde durch trigeminal-nozizeptive Stimulation weder bei den Clusterpatienten, noch bei den Gesunden beobachtet. In Gruppenvergleichen zeigte sich hingegen, dass sowohl Gesunde als auch Episodiker gegenüber den Chronikern eine signifikante Mehraktivierung im Mittelhirn mit Einbezug des Hypothalamus zeigten. 50 Die neuronale Hypoaktivierung in schmerzmodulierenden Hirnarealen bei den Clusterpatienten deutet auf eine funktionelle Dysfunktion hin. Vermutlich finden bereits während der schmerzfreien Phase entscheidende Prozesse statt, die schließlich am Übergang von der schmerzfreien Phase in die aktive Phase bei episodischen Clusterpatienten beteiligt sind bzw. zur Attackengenerierung führen. Die Hypoaktivierung der Chroniker im Mittelhirn (Nucleus ruber bis Hypothalamus) ist vermutlich auf eine erhöhte Attackenfrequenz und nicht auf einen biologischen Unterschied zwischen Episodikern und Chronikern zurückzuführen. 51 8. Abkürzungsverzeichnis 8. Abkürzungsverzeichnis A. Arteria ACC Anteriorer cingulärer Kortex ALM Allgemeines Lineares Modell BOLD Blood oxygen level dependent CK Clusterkopfschmerz DBS Deep brain stimulation DLPFC Dorso-lateraler präfrontaler Kortex DTI Diffusion tensor imaging EPI Echo Planar Imaging FDG-PET Fluordesoxyglucose-Positronenemissionstomographie fMRT Funktionelle Magnetresonanztomographie ICHD The International Classification of Headache Disorders IHS International Headache Society MPRAGE Magnetization Prepared Rapid Gradient Echo MRT Magnetresonanztomographie N. Nervus NRS Numerische Ratingskala PAG Periaquäduktales Grau PET Positronenemissionstomographie rACC rostraler anteriorer cingulärer Kortex rCBF regional cerebral blood flow S1 Primärer sensorischer Kortex S2 Sekundärer sensorischer Kortex SD Standardabweichung SPECT Single-photon emission computed tomography SPM Statistical Parametric Mapping TAK Trigeminoautonome Kopfschmerzen TE Time to echo TR Repetition time V. Vena VBM Voxel based morphometry VLPFC Ventro-lateraler präfrontaler Kortex VMPFC Ventro-medialer präfrontaler Kortex 52 9. Literaturverzeichnis 9. Literaturverzeichnis (2004). "The International Classification of Headache Disorders: 2nd edition." Cephalalgia 24 Suppl 1: 9-160. (2013). "The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition (beta version)." Cephalalgia 33(9): 629-808. Andersen E. (1986). "Periaqueductal gray and cerebral cortex modulate responses of medial thalamic neurons to noxious stimulation." Brain Res 375(1): 30-6. Bahra A., Matharu M. S., Buchel C., Frackowiak R. S. and Goadsby P. J. (2001). "Brainstem activation specific to migraine headache." Lancet 357(9261): 1016-7. Bahra A., May A. and Goadsby P. J. (2002). "Cluster headache: a prospective clinical study with diagnostic implications." Neurology 58(3): 354-61. Bartsch T., Levy M. J., Knight Y. E. and Goadsby P. J. (2004). 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"Chronic pain and cigarette smoking and nicotine dependence among a representative sample of adults." Nicotine Tob Res 11(12): 1407-14. 58 10. Danksagung 10. Danksagung Ich danke meinem Doktorvater, Professor Arne May, für die freundliche Überlassung des Themas, für seine großartige fachliche Begleitung, stets hilfreichen Tipps (fachlich und persönlich), wie auch die fortwährende Motivation. Selten gehe ich so erfrischt und motiviert heraus, wie nach einem Gespräch mit ihm. Auch hat mich seine Fairness und Menschlichkeit beeindruckt, die seine wertvolle Forschungsarbeit, die wunderbaren Vorträge und Vorlesungen, wie auch den Patientenumgang stets begleiten. Deshalb war und ist er mir ein großes Vorbild! Größter Dank gilt auch meiner Doktorarbeits-Betreuerin Dr. Anne Stankewitz, die mir über all die Jahre und alle Höhen und Tiefen des wissenschaftlichen Arbeitens unermüdlich zur Seite stand. Ohne ihre herausragende Kompetenz und Hilfsbereitschaft wäre die Dissertation in dieser Form nicht entstanden. Mein herzlicher Dank geht auch an PD Dr. Tim Jürgens. Während meiner Zeit in der Kopfschmerzambulanz habe ich sehr von seinem großen Wissen und seiner Erfahrung profitiert. Es war eine schöne und lehrreiche Zeit! Vielen Dank auch dem tollen MTA-Team des Instituts, mit dem die Versuche immer reibungslos über die Bühne laufen konnten; sowie den MR-Ärzten, die auch zu früher Stund‘ meine Probanden und Patienten untersucht haben. Die angenehme und kollegiale Atmosphäre in der Arbeitsgruppe und im gesamten Institut hat mir große Freude bereitet. Meinen Eltern und meinem Mann bin ich zutiefst dankbar für alles – für ihre Liebe, ihre Hingabe und bedingungslose Unterstützung. Auch danke ich herzlich meinen Schwiegereltern für die stete Motivation, die Arbeit zu Ende zu schreiben. Sehr dankbar bin ich ebenso allen Patienten und Probanden – die sehr interessiert und engagiert an der Studie teilgenommen haben. Ich hoffe sehr, dass diese Arbeit ein weiteres aufklärendes Puzzleteil zum komplexen Gesamtbild und damit zur Therapie des Clusterkopfschmerzes beiträgt. 59 11. Lebenslauf 11. Lebenslauf (entfällt aus datenschutzrechtlichen Gründen) 60 12. Anhang 12. Anhang Fragebogen zur Studienteilnahme Datum: Persönliche Angaben / Kontakt: Name: Vorname: Geb.datum: Adresse: Tel. privat: Tel. mobil: Email: Soziodemographische Daten: (Bitte Zutreffendes ankreuzen) - Geschlecht: □m □w - Nationalität: □ deutsch □ andere: ___________________ - Beruf / Tätigkeit: □ Schüler □ Azubi □ Student □ Berufstätig als: _________ □ erwerbslos / arbeitsuchend □ Rente / Ruhestand □ sonstiges: _____________ Ausbildung: □ Hauptschule □ Mittlere Reife □ Abitur □ Keine □ abgeschl. Studium □ abgeschl. Ausbildung - Familienstand: □ ledig / alleinstehend □ verheiratet / feste Beziehung □ geschieden □ verwitwet □ Kinder: _________________ - Alkoholkonsum / Drogenkonsum:: Alkohol: □ keinen □ gelegentlich □ häufig (z.B. 1-2x pro Wo) (mehr als 1 Bier oder Wein/Tag) Sonstige Drogen: □ keine □ ja: _________________ - Raucher: □ nein □ ja --> Zigaretten / Tag: __________ - Händigkeit: □ links □ rechts - Zusätzliche Angaben (nur Frauen): - Letzte Monatblutung (Beginn): ________ - Zykluslänge (Tage): ______ - □ Menopause - Schwangerschaft / Stillzeit: - Orale Kontrazeption (Pille): □ nein □ nein □ ja □ ja 61 12. Anhang Bemerkungen: ____________________________________ Kopfschmerzspezifische Daten: (Bitte Zutreffendes ankreuzen) 1. Beginn der Kopfschmerzen: □ attackenartig (1-2h) □ schleichender Beginn über mehrere Stunden 2. Seit wie vielen Jahren leiden Sie an Clusterkopfschmerzen? _____ Jahre 3. Periodik des Clusterkopfschmerzes: □ Die Kopfschmerzperioden halten einige Wochen oder Monate an, gefolgt von schmerzfreien Intervallen □ Seit mehr als einem Jahr ohne schmerzfreie Intervalle oder mit nur kurzen schmerzfreien Intervallen, die nicht länger als einen Monat dauern □ Früher gab es schmerzfreie Intervalle, die mehr als einen Monat dauerten, jetzt nicht mehr. Haben sie bei Frage 3 die erste Möglichkeit angekreuzt, bitte mit Frage 4 fortfahren, haben Sie eine der letzten beiden Möglichkeiten angekreuzt, bitte mit Frage 7 fortfahren. 4. Wie oft treten die Clusterkopfschmerzperioden auf? □ weniger als einmal pro Jahr □ ca. einmal pro Jahr □ zweimal pro Jahr oder öfter 5. Durchschnittliche Dauer der Clusterkopfschmerzperioden? _____ Tage oder _____ Monate 6. Gibt es eine jahreszeitliche Häufung z.B. Herbst, Frühling? □ Ja, und zwar: _________________________________ □ Nein 7. Wie lange dauerten die bisherigen kopfschmerzfreien Perioden? □ durchschnittlich ______ Tage oder ______ Monate □ trifft nicht zu, ich habe seit mehr als einem Jahr täglich Clusterkopfschmerzen. 8. Durchschnittliche Häufigkeit der einzelnen Attacken: ca: ______ x/Tag oder _________x/Wo. 62 12. Anhang 9. Treten die Kopfschmerzen zu bestimmten Tageszeiten auf? (Mehrfachnennung möglich): □ ja: □ vor allem morgens □ tagsüber □abends □ sonstige ____________________ □ nein □ nachts (aus dem Schlaf heraus) 10. Wenn Sie nächtliche Attacken haben, kommen diese eher vor (Mehrfachnennung möglich): □ Einige Zeit nach dem Einschlafen □ Im Schlaf □ Gegen Morgen, vor dem Aufwachen 11.a. Dauer des einzelnen Kopfschmerzereignisses (ohne Medikamenteneinnahme): Mindestens __________ Minuten bzw. Stunden Maximal __________ Minuten bzw. Stunden Durchschnittlich: __________ Minuten bzw. Stunden 11.b. Dauer des einzelnen Kopfschmerzereignisses (mit Medikamenteneinnahme): Mindestens __________ Minuten Maximal __________ Minuten Durchschnittlich: __________ Minuten 12. Sind Sie zwischen den einzelnen Attacken kopfschmerzfrei? □Nie □ Manchmal □ Meistens □ Immer 13. Qualität der Kopfschmerzen (Mehrfachnennung möglich): □ pulsierend □ bohrend □ drückend □ brennend □ ziehend □ hämmernd □ stechend 14. Zunahme der Kopfschmerzen beim Gehen oder Steigen 15. Ruhebedürfnis ja □ nein □ ja □ nein □ 16. Während einer Attacke bin ich unruhig/kann nicht liegen ja □ nein □ 17. Begleitsymptome des Kopfschmerzes : □ Lichtempfindlichkeit □ Geräuschempfindlichkeit □ Geruchsempfindlichkeit □ Übelkeit / Unwohlsein □ Erbrechen □ Schwindel (□ Dreh- / □ Schwank-) □ Gereiztheit 18. Einseitige Symptome auf der Seite des Schmerzes (falls beidseitig oder auf nichtschmerzhaften Seite, bitte daneben schreiben): □ Augenrötung □ Dickes Augenlid □ Tränen des Auges □ Verstopfte oder laufende Nase □ Hängendes oder geschwollenes Lid □ Schwitzen im Gesicht □ Verengte Pupille □ Einseitige Lichtscheu □ Einseitige Lärmscheu □ Sonstiges: __________________ □ Keine Begleitsymptome 63 12. Anhang 19. Triggerfaktoren (auslösende Faktoren): □ Alkohol □ Schokolade □ Nikotin □ Stress/Ärger □ Ruhe, Wochenende, Urlaub □ Wetter □ Licht □ Menstruation □ Sonstige: _________________ 20. Lokalisation: 1. ) □ beidseitig □ einseitig : □ links □ rechts □ je nach Clusterperiode wechselnd □ innerhalb einer Clusterperiode wechselnd 2. ) □ Stirn □ Schläfen □ hinter den Augen (o.ä.) □ Nacken □ ganzer Schädel □ Hinterkopf □ Sonstige: ___________________ 21. Aura / Erscheinungen unmittelbar vor der Attacke: □ Keine Aura □ visuell (Flimmern / Lichtblitze / Gesichtsfeldausfälle o.ä.) □ sensibel (Missempfindungen / Kribbeln / Taubheit etc.) □ Sprachstörungen □ sonstige Erscheinungen: _____________________ Dauer der Aura: □ <20 min □ 20-30 min □ 30-60 min □ >60 min 22. Prodromalphase / Vorahnung einer Attacke (Reizbarkeit, Heißhunger o.ä.) □ nein □ ja, nämlich: _____________________ 25. Übliche Kopfschmerzintensität ( von min.=0 bis max.= 10): □ 0 □ 1 □ 2 □ 3 □ 4 □ 5 □ 6 □ 7 □ 8 □ 9 □ 10 26. Letzte Kopfschmerzattacke Datum / ggf. Uhrzeit: __________________ 27. Therapie: Bedarfsmedikation: ja □ nein □ Medikamente: _________________________ Dosierung: _________________________ ______ ______ letzte Einnahme: ________________ Einnahmehäufigkeit: ca. ______ Tage / Monat Prophylaxe: ja □ nämlich: ___________________________________ nein □ Sonstige Medikation : 64 12. Anhang 28. Haben Sie Angehörige mit Kopfschmerzen? Wenn ja, welcher Verwandtschaftsgrad und welcher Kopfschmerz (Migräne, Cluster, etc)? Angaben zu weiteren Erkrankungen: - weitere regelmäßige Medikamenteneinnahme: □ nein □ ja: ___________________ warum: ________________________ - neurologische Erkrankung (Epilepsie, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma o.ä.): □ gesund □ Begleiterkrankung: _____________________________________ □ Zeitraum: __________ □ Behandlung: __________________ - internistische Erkrankungen (Herz/Nieren/Lungenerkrankungen, Diabetes o.ä. ): □ gesund □ Begleiterkrankung: _____________________________________ □ Zeitraum: __________ □ Behandlung: __________________ - psychiatrisch Erkrankungen: (Psychose, Depression, Schizophrenie o.ä.) □ gesund □ Begleiterkrankung: _____________________________________ □ Zeitraum: __________ □ Behandlung: __________________ - vorherige depressive Episode: □ nein □ ja ( Zeitraum: __________ Behandlung: □ ja □ nein) - Chronische Schmerzen (z.B. Rückenschmerzen, Knieschmerzen o.ä) □ keine □ ja: _________________________ □ Zeitraum: __________ □ Behandlung: __________________ - Hör- oder Sehschäden: □ keine □ ja: _________________________ Angaben durch die Studienleitung: Schlauchlage: □ links □ rechts 65 13. Eidesstattliche Erklärung 13. Eidesstattliche Erklärung Ich versichere ausdrücklich, dass ich die Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die aus den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen einzeln nach Ausgabe (Auflage und Jahr des Erscheinens), Band und Seite des benutzten Werkes kenntlich gemacht habe. Ferner versichere ich, dass ich die Dissertation bisher nicht einem Fachvertreter an einer anderen Hochschule zur Überprüfung vorgelegt oder mich anderweitig um Zulassung zur Promotion beworben habe. Ich erkläre mich einverstanden, dass meine Dissertation vom Dekanat der Medizinischen Fakultät mit einer gängigen Software zur Erkennung von Plagiaten überprüft werden kann. Unterschrift: ...................................................................... 66
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