Evangelisches Frankfurt Zeitung für Mitglieder der evangelischen Kirche in Frankfurt am Main Mai/Juni 2015· 39. Jahrgang · Nr. 3 Peter Feldmann im Gespräch Kirchenvorstandswahl Band Habakuk wird 40 Oberbürgermeister Peter Feldmann verrät, was ihn mit der evangelischen Kirche verbindet, was er vom Rat der Religionen hält und wie er Kinderarmut bekämpfen will. > Seite 3 Die Kirchenvorstände der evangelischen Gemeinden für die nächsten sechs Jahre stehen fest. Evangelisches Frankfurt veröffentlicht die > Seite 4/5 Ergebnisse. Die Band Habakuk feiert am 31. Mai ihr 40-jähriges Bühnenjubliäum. Viele ihrer Lieder gehören längst zum Repertoire des evangelischen > Seite 12 Gesangbuchs. Flüchtlingspolitik „Eine Schande für Europa“ ▶Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat ein Umdenken in der europäischen Flüchtlingspolitik angemahnt. In einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Resolution fordern sie Deutschland und Europa auf, „mehr Verantwortung zu übernehmen und konzertiert Flüchtlinge aufzunehmen“. Wichtig sei auch „eine umfassende zivile Seenotrettung in europäischer Verantwortung von der Ägäis bis zur Meeresenge von Gibraltar“. Das bisherige mangelnde Engagement sei “unerträglich und eine Schande für Europa“. Zudem solle die Staatengemeinschaft „legale und gefahrenfreie Wege für Flüchtlinge nach Europa“ eröffnen. Die derzeitige Abschottung der europäischen Außengrenzen führe zu immer mehr Toten und befördere das Schlepperwesen. „Die Chronik der angekündigten Tode im Mittelmeer muss endlich beendet weden“, sagte Kirchenpräsident Volker Jung. Red. Kirchenvorstandswahlen Zwölf Jugenddelegierte gewählt ▶Die Wahlbeteiligung bei den Kirchenvorstandswahlen im April ist im Vergleich zu 2009 leicht gestiegen, auf rund 11,8 Prozent. Damals lag sie in Frankfurt bei rund 11,3 Prozent. Rund 1,5 Millionen Mitglieder der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau über 14 Jahren waren aufgerufen, ihr Votum abzugeben, in Frankfurt waren es 115.465 Personen. Ein Grund für den möglichen leichten Anstieg scheint die zunehmende Nutzung der Briefwahl zu sein. 54 Prozent aller Gewählten in Frankfurt sind Frauen, 46 Prozent sind Männer. Außerdem wurden erst- mals in acht Gemeinden insgesamt zwölf Jugenddelegierte gewählt ein bundesweites Novum in der evangelischen Kirche. Bis zu zwei Jugendliche ab vierzehn Jahren dürfen jetzt in der hessen-nassauischen Kirche jeweils an den Sitzungen des Leitungsgremiums teilnehmen. Sie haben Rede- und Antragsrecht. Wenn sie volljährig sind, erhalten sie das Stimmrecht. „Wir wollen die Verbindung zwischen dem Kirchenvorstand und den Jugendlichen in der Gemeinde stärken“, unterstreicht etwa Simon Gatzke, Jugenddelegierter der Erlösergemeinde in Oberrad. Red. ■ Pfingstfest Am Pfingstmontag, dem 25. Mai, feiern die evangelischen Kirchen wieder ihr traditionelles ökumenisches Pfingstfest. Um 11 Uhr predigt Stadtdekan Achim Knecht auf dem Römerberg. Ab 12.30 Uhr beginnt das internationale Fest im Dominikanerkloster. Am vorangehenden Pfingstsonntag, dem 24. Mai, predigt Kirchenpräsident Volker Jung um 10 Uhr in einem Kantatengottesdienst in der Foto: Rolf Oeser Katharinenkirche an der Hauptwache. Podiumsdiskussion in der Akademie auf dem Römerberg (von li.n.re.): Mitveranstalterin Gotlind Ulshöfer von der Evangelischen Akademie, Gustav Adolf Horn, Wirtschaftswissenschaftler, Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Foto: Rolf Oeser Evangelischen Kirche Deutschland sowie der Arbeitspsychologe Tim Hagemann. Arbeit darf kein Selbstzweck sein EKD stellt in Frankfurt ihre neue Denkschrift vor ▶Extra in die Bankenmetropole war man gekommen, um die Denkschrift „Solidarität und Selbstbestimmung im Wandel der Arbeitswelt“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Evangelischen Akademie am Römerberg vorzustellen. Die Denkschrift formuliert ethische Maßstäbe für die Arbeitswelt. Arbeit ist darin nicht in einem falsch verstandenen protestantischen Arbeitsethos als Selbstzweck oder gar als Religionsersatz definiert, sondern als „kommunikatives Gemeinschaftswerk“, das dem Wohl der Gemeinschaft dient. Gustav Adolf Horn, Vorsitzender der Kammer für soziale Ordnung der EKD und vielgefragter Wirtschaftsprofessor, macht angesichts der Digitalisierung der Arbeitswelt ein weites Aufgabenfeld auf: es reicht von der Erosion der Tarifverträge bis hin zur riesigen Spreizung der Arbeitseinkommen mit einem Niedriglohnsektor, der mittlerweile mehr als 20 Prozent aller Beschäftigten umfasst. „Es ist nicht zu verantworten, dass Arbeitnehmer durch Missachten von Mindeststandards um ihre Rechte betrogen werden“, hält die Denkschrift fest. Als Werte im Prozess des Wandels der Arbeitswelt definiert sie „Selbstbestimmung“ und „Solidarität“. Horn: „Wir empfehlen betriebliche Mitbestimmung als Gestaltungsprinzip auch unter der Herausforderung der Globalisierung.“ In einer Expertendiskussion zur Denkschrift sagt Stefan Hoehl von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, er finde den „sehr kritischen Ton“ gegenüber der atypischen prekären Beschäftigung „schwierig“. „Es ist nicht alles sozial, was Arbeit schafft“, kontert Gustav Adolf Horn. Der Ratsvorsitzende der EKD Heinrich Bedford-Strohm spricht von einer „kommunikativen Arbeitsmoral“, die es zu entwickeln gelte. Sie bedeutet „die Mitbestimmung aller am Arbeitspro- zess Beteiligter“ auf Basis gleicher Rechte. Die EKD sucht dafür den Schulterschluss mit den Gewerkschaften und hält fest: „Mitarbeit in den Gewerkschaften ist für christliche Arbeitnehmer wesentlicher Ausdruck ihres Berufsethos.“ Die Denkschrift bezieht Position und mobilisiert ein altbewährtes Instrument, das auch in Zeiten des rasanten Wandels der Arbeitswelt nichts von seiner Gültigkeit verloren hat: Die Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften und Unternehmen. Und wie hält es die Kirche selbst als einer der größten Arbeitgeber in Deutschland? Bedford-Strohm erklärt den sogenannten Dritten Weg, der kirchliche Arbeitsprozesse in arbeitsrechtlichen Kommissionen regelt und keine Streiks erlaubt. „Würde der Dritte Weg dazu dienen, dass wir soziale Standards senken oder Arbeitnehmer schlecht behandeln, hätte er seinen Anspruch verloren.“ Susanne Schmidt-Lüer ▸ Menschen und Meinungen Seite 2 Unbeugsam und streitbar Kommentar Gemeindegrenzen durchlässig machen Ex-Staatsanwalt Dieter Kellermann steht dem Islam kritisch gegenüber ▶Pfingsten will ein Fest der Begeisterung und Bewegung sein, Kirchen und Gemeinden jedoch sitzen in ihren Traditionen fest, hängen in den Seilen ihrer Klientelverbundenheit und fürchten Aufbrüche ins Unbekannte. Zwölf Prozent Beteiligung an der Kirchenvorstandswahl zeigen ein generell hohes Maß an Distanz zwischen den Kirchengemeinden und ihren Mitgliedern. Konfirmanden, die nicht um ihrer selbst willen akzeptiert werden, sondern nur, wenn sie sich unauffällig verhalten, werden nicht in die Gemeinde hineinwachsen. Wenn eine wissenschaftliche Studie nun bestätigt, dass sich die Kirchengemeinden mit einer Willkommenskultur gegenüber Migranten und Migrantinnen schwertun, passt das ins Bild der in Territorialgemeinden organisierten Kirchlichkeit. Die Gemeinden sind in einer Zwickmühle. Ihr Nährboden ist ein spezifisches Milieu im Stadtteil, welches nach außen den Eindruck einer geschlossenen Gesellschaft vermittelt. Die Kirchenvorstandswahl hat erneut gezeigt, dass die Bekanntheit der Kandidaten und Kandidatinnen ausschlaggebend für ihren Wahlerfolg gewesen ist. Man schmort im eigenen Saft und grenzt Außenstehende aus. So wahrt man zwar familiäre Vertrautheit, wird aber dem Auftrag im Stadtteil nicht mehr gerecht. Die, die zurzeit in den Gemeinden nicht andocken wollen oder können, bleiben außen vor. Weil ein Großteil der Frankfurter ohnehin einen weiteren Horizont hat als den Stadtteil, in dem sie wohnen, wäre es nicht so abwegig, die Gemeindegrenzen ganz fallen zu lassen und Kirchen und Gemeindezentren mit einem jeweils spezifischen Profil und Angebot zu versehen, die Menschen aus einer größeren Umgebung anziehen. Auch Sportvereine und Restaurants wirken nicht allein durch ihre räumliche Nähe attraktiv, sondern durch ihr Angebot. Bei Kirchens müsste nicht überall ein Vollprogramm angeboten werden, aber mit den spezifischen Talenten ließe sich wuchern. Dabei bliebe Raum für das Stadtteil-Klientel, aber die Türen wären auch für andere Kreise weit geöffnet. Und Evangelisches Frankfurt würde das kirchliche Leben im Großraum Frankfurt journalistisch erschließen und kritisch begleiten. Eine Umstellung auf Angebot und Nachfrage eröffnet Chancen, birgt aber auch Risiken und schürt Ängste. Andererseits feiern wir an Pfingsten, dass der Heilige Geist Enge und Resignation der überforderten Jünger durchbricht und sie inspiriert zu Offenheit und Gottvertrauen. Wilfried Steller Beratung und Information Info-Telefon/Kircheneintrittsstelle Kurt-Schumacher-Straße 23, Telefon 069 21651111 Auskunft über alle Fragen rund um die Frankfurter evangelische Kirche. Evangelische Propstei Rhein-Main Rechneigrabenstraße 10, Telefon 069 92107388 In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gibt es keinen Bischof, sondern sechs regionale Pröpstinnen und Pröpste im Kirchengebiet. Pröpstin in Rhein-Main ist Gabriele Scherle. Evangelischer Regionalverband/ Evangelisches Stadtdekanat Kurt-Schumacher-Straße 23, Telefon 069 21650 www.frankfurt-evangelisch.de Der Evangelische Regionalverband Frankfurt ist ein Zusammenschluss von Kirchengemeinden und Stadtdekanat und verantwortet die übergemeindlichen Angebote der Kirche. Das Stadtdekanat ist für die Entwicklung der Arbeitsbereiche in Gemeinden und kirchlichen Diensten zuständig. Beide werden von einem gemeinsamen Vorstand geleitet, Vorstandsvorsitzender ist Stadtdekan Dr. Achim Knecht. Spendenkonto Evangelische Bank Kassel, IBAN DE64 5206 0410 0004 0002 00 Mit einem Stichwort (wie „Obdachlosenarbeit„ oder „Gemeinde XY“) können Sie bestimmen, wem Ihre Spende zugute kommt. Wenn Sie Ihre Adresse angeben, bekommen Sie eine Spendenquittung für das Finanzamt. Evangelisches Frankfurt Beratung Telefonseelsorge 0800 1 11 01 11 Beratungsstelle für Frauen 94350230 Evangelisches Zentrum für Beratung und Therapie 5302–222 Paar- und Lebensberatung 5302–222 Familienberatung 5302–220 Migranten und Flüchtlinge 5302–291 Evangelisches Zentrum für Beratung Höchst 7593672–10 Begegnung und Bildung Evangelisches Frauenbegegnungszentrum 9 20 70 80 Evangelische Akademie 17 41–5260 Kontaktstelle für Körperbehinderte und Langzeitkranke 24751494003 Familienbildung 605004–0 -Höchst 759367280 Reisen 29723911 Jugend Stadtjugendpfarramt 959149–0 Sankt Peter 2972595100 Jugendreisen 959149–22 Evangelisches Jugendwerk 9521830 Diakonie Geschäftsstelle Evangelisches Pflegezentrum Hauskrankenpflege Demenz-Projekte Betreuungsdienst Kleider- und Möbelspenden 24751490 254920 2492121 25 4921 40 25 4921 31 90 436780 Sucht Alkoholfreie Begegnungsstätte Dominikanergasse 295456 Suchtkrankenberatung 1505–9030 -Höchst 759367260 ▶Schon der Treffpunkt signalisiert seine Gemeindeverbundenheit. „Wir gehen in die DietrichBonhoeffer-Kirche“, sagt Dieter Kellermann. Seit 2005 gehört er dem Kirchenvorstand an. Und die Gemeinde verlässt sich in vielen Fällen auf den Rat des ehemaligen Leitenden Oberstaatsanwalts. Neben der juristischen Karriere gehört die Leidenschaft Kellermanns der Politik und der Philosophie. Mit seinen 69 Jahren ist er in vielen Feldern aktiv. Er gilt als Experte für die Auseinandersetzung mit dem Islam. Nicht nur in seiner Partei, der FDP. So trat er jüngst als Sachverständiger bei der Anhörung im Hessischen Landtag auf. Zur Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, vertritt Kellermann eine eigene Meinung. Mit der Kirche kam er schon früh in Kontakt. Aufgewachsen in Heddernheim, faszinierte und überzeugte ihn die Persönlichkeit des Pfarrers der Thomasgemeinde. Pfarrer Kurt Kirmes war für ihn das „Urbild eines protestantischen Pfarrers: unbeugsam und konfliktfähig“. Die Grundüberzeugung, dass es die Schöpfung zu bewahren gilt, war ausschlaggebend für sein Engagement beim Umweltschutz. Längst noch kein FDPMitglied, gehörte Kellermann zu den Mitbegründern des Hessischen BUND. Er engagierte sich gegen den Bau der Startbahn West. „Es ging damals um die Verteidigung der natürlichen Ressourcen und nicht um die Wertminderung des Eigenheims“, sagt er mit kleinem Seitenhieb auf die heutigen Gegner des Flughafenausbaus. In den 1990er Jahren trat Kellermann dann in die FDP ein. Jörg- Ex-Staatsanwalt Dieter Kellermann gehört zu den Gründern des hessischen BUND. Uwe Hahn, der spätere Justiz- und Integrationsminister, hatte ihn gebeten, ihn zu beraten. Gut ein Jahrzehnt später flossen die entwickelten Konzepte in die konkrete Politik. Für Kellermann galt und gilt das Toleranzgebot. Deshalb war für ihn klar, dass Träger des islamischen Religionsunterrichts keine islamistischen Tendenzen haben dürfen. Die Übertragung des Religionsunterrichts an Mitgliedsgemeinden der DITIP hält er aus diesem Grund auch für falsch. Kellermann bleibt dem Islam gegenüber skeptisch. „Ich bin naturgemäß misstrauisch, was Religionen mit Absolutheitsanspruch angeht.“ Der von einigen Verbänden vertretene aggressive orthodoxe Islam gehört seiner Ansicht nach nicht zu Deutschland. Er sei vielmehr das Haupthindernis für eine gedeihliche Integration in die freiheitliche Gesellschaft. „Die Menschen gehören natürlich zu Deutschland. Religionsfreiheit ist aber nicht schrankenlos, findet sie ihre Grenzen doch in den unabänderlich vorgegebenen Grundwerten der freiheitlich-demokratischen Verfassungsordnung.“ Für Kellermann trennt der orthodoxe Islam nicht glaubwürdig zwischen Religion und Staat. Seine Fachkompetenz schätzte auch der Frankfurter Integrationsdezernent Jean Claude Diallo, der ihn als Sachverständigen in die von ihm begründete „Denkwerkstatt Integration“, den Integrationsbeirat, berief. Als politischen und persönlichen Erfolg wertet Kellermann, dass durch die Intervention seiner Partei die ehemalige Kultusministerin Wolff nicht mehr als Dienstvergehen ahndete, wenn Lehrer und Erzieher illegal zugewanderte Kinder, die im Unterricht oder in der Kita auftauchten, nicht bei den Behörden meldeten. Mit Blick auf die Christenverfolgung bemerkt Kellermann bitter: „Wir haben versagt. Wir haben die Kirche in Syrien und Irak im Stich gelassen.“ Sein kirchliches Engagement wird Kellermann aus gesundheitlichen Gründen einschränken müssen. Doch seine fast schon provozierende Unbeugsamkeit wird er weiterhin in die Diskussion in Kirche und Gesellschaft einbringen. Kurt-Helmuth Eimuth Lebenslagen Urlaub mit wenig Geld ▶In Frankfurt leben 20.000 Kinder in Armut, 25 Prozent der Bevölkerung an oder unter der Armutsgrenze. 12.000 Menschen können von ihrem Lohn nicht leben und beziehen aufstockende Leistungen. Wer im Niedriglohnbereich arbeitet, hat kein Geld für Ausflüge. Erwerbslose erleben permanenten Stress und Einschränkungen. Nach Jahren „mal rauskommen“ aus der Stadt, „gemeinsam, mit der Familie oder Einzeln was unternehmen“, „raus aus dem schwarzen Loch“ ist ein großes Bedürfnis. Vor diesem Hintergrund gibt es auch 2015 wieder „Urlaub ohne Koffer“, ein Kurz-Urlaubsangebot für Menschen mit wenig Geld. Angestoßen 2008 von der katholischen Erwachsenenbildung hat sich ein ökumenisches Projekt entwickelt: Evangelische und ka- tholische Einrichtungen stellen jetzt im achten Jahr ein Programm auf die Beine. Zusammen mit ehrenamtlichen Begleitpersonen, Stiftungen und Gemeinden spenden sie Arbeitszeit und Geld. „Wir finden es wichtig, dass Menschen mit wenig Geld an der Gesellschaft teilhaben“, unterstreicht Gunter Volz, evangelischer Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung. Letztes Jahr haben 550 Menschen „Urlaub ohne Koffer“ gemacht. Etwas über die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kam aus anderen Ländern. „Viele sind überrascht, wie schön Deutschland ist“, erzählt Ute Schäfer von der Katholischen Erwachsenenbildung. Mütter und Väter freuten sich vor allem, ihren Kindern etwas Neues zeigen zu können. „Und alle freuen sich, in entspannter Atmosphäre andere Menschen kennen zu lernen.“ Kurzurlaube werden dieses Jahr zwischen dem 27. Juli und dem 14. August angeboten. Auf dem Programm stehen unter anderem Ausflüge in Freizeitparks wie Rheinböllen, Tanuswunderland oder Fantasialand in Brühl. Eine Wanderung in der Rhön oder bei Oppenheim ist ebenso möglich wie auf der Lahn zu paddeln oder an einer Schiffstour bis zur Loreley oder nach Seligenstadt teilzunehmen. Drei Tage im Kloster Maria Laach erfüllen das Bedürfnis nach Ruhe, auf der Tagesfahrt nach Würzburg und der Zwei-Tages-Tour nach München gibt es viel anzusehen und zu erleben. Nicht zu vergessen das Kindertanzen im Haus am Dom. Die Plätze für die Kurzurlaube sind begehrt. Deshalb kann man sich im Haus am Dom nur am 22. und am 25. Juni anmelden. Stephanie von Selchow Evangelisches Frankfurt ▸ Das Interview Seite 3 „Die harte Trennung von Staat und Kirche gefällt mir nicht“ Oberbürgermeister Peter Feldmann will die Stadt sozialer gestalten. Dabei baut er auch auf die Kirchen. Ein Gespräch mit Kurt-Helmuth Eimuth ▶Herr Oberbürgermeister, Sie haben bei mancher Gelegenheit betont, dass Sie selbst einmal Mitarbeiter des Evangelischen Regionalverbandes waren. Das ist wahr. Und das war eine sehr gute Zeit, in der ich viel gelernt habe, gerade im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Es ging nicht um Sozialstatistiken oder Organigramme, sondern es ging um Menschen. Ich habe gelernt, dass Sozialarbeit immer ein Wertefundament braucht. Das trägt meine Arbeit bis heute. Was erwarten Sie als Oberbürgermeister von der evangelischen Kirche? Dass das Heimatgefühl, das ich damals als Mitarbeiter erlebt habe, nicht nur nach innen, sondern auch gesamtgesellschaftlich trägt. Das heißt, dass die Kirchen insgesamt zu ihrem Wertefundament stehen und es keinem allzu modernen Zeitgeist opfern sollten. Die Botschaft, die wir aus dem Weihnachtsfest mit der Nähe von Mensch zu Mensch mitnehmen, ist eine Aufgabe für das ganze Jahr. Viele nehmen heute Religion als etwas wahr, das Unfrieden stiftet. Die Religionen stehen ja erst einmal für Frieden. Schwierig sind nur die, die glauben, sie wissen alleine, wie der Weg zum Frieden auszusehen hat, die keine anderen Ansichten neben der eigenen gelten lassen Das bringt die Konflikte. Sobald zumindest im Umfeld der drei Buch-Religionen, Judentum, Christentum und Islam die Ur-Botschaft der zehn Gebote ernst genommen wird, sind harte, aggressive, gewalttätige Konflikte undenkbar. Mehr gemeinsame Auftritte der Konfessionen Hier in Frankfurt haben wir ja den Rat der Religionen. Wie nehmen Sie ihn wahr? Das ist eine wunderbare Plattform für den gemeinsamen Diskurs. Ich wünsche mir allerdings mehr gemeinsame Auftritte der Konfessionen in den Kindergärten und Schulen. Damit die nächste Generation weiß, der Jude, der Muslim ist nicht der Feind, sondern auch einer der Guten. Das geht nur, wenn sich die zentralen Vertreter der Religionsgemeinschaften nicht scheuen, auch gemeinsam in Schulen zu gehen und sich gegenseitig unterstützen. Das hat große Symbolkraft. Da bin ich als Oberbürgermeister Peter Feldmann im Gespräch mit Evangelisches Frankfurt. Oberbürgermeister immer dabei. Viele rufen aber nach einer stärkeren Trennung von Staat und Kirche. Diese absolute Säkularität, diese harte Trennung, gefällt mir nicht. Ich finde es sehr schön, wenn beispielsweise der RMV gemeinsam mit den Kirchen für ein Weihnachtsticket wirbt. Das ist eine Zeit der Besinnung, da sollte man seine Familien und Freunde besuchen, das sollte nicht am Geld scheitern. Ich wünsche mir mehr Projekte dieser Art. Soll der Sonntag als arbeitsfreier Tag weiter geschützt werden? Absolut. Nicht nur als Sozialdemokrat und Gewerkschafter bin ich dafür. Das Gebot des siebten Tages soll nicht an die Seite gelegt werden. Sie sind angetreten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wie sieht Ihre Bilanz aus? Das Thema ist endlich in unserer Stadt zum zentralen Thema geworden. Das hängt natürlich nicht alleine von mir ab. Aber ich bin schon sehr stolz, dass wir die Budgets der Stadt um hundert Prozent gesteigert haben. Geld baut noch keine Wohnungen, ist aber eine Grundlage dafür. Jetzt müssen wir alles tun, um die leidige Diskussion über leer stehenden Büroraum in konkrete Pro- jekte einfließen zu lassen. In der Adickesallee im Februar dieses Jahres oder in der Hahnstraße in der Bürostadt Niederrad im März durfte ich jeweils einen „Baggerbiss“ machen. Baggerbiss bedeutet: Wir reißen Gewerberaum ab, um daraus Wohnraum zu machen! Es gibt die ersten Projekte im Umland, wo wir auch gemarkungsübergreifend bauen und beispielsweise Studenten Wohnraum außerhalb Frankfurts anbieten. Aber auch mit unserer Nachbarstadt Offenbach sind wir einen Schritt nach vorne gekommen: Die Hafeninsel ist ein tolles Projekt unserer beider Städte. Die Kinderarmut ist ein Skandal Welche Pläne verfolgen Sie außerdem noch? Ein Weg ist eine vorsichtige, sensible Verdichtung. Aber ich möchte auch nicht, dass jeder Hinterhof zugebaut wird. Deshalb trete ich für ein Wohngebiet im Frankfurter Norden ein. Unsere Grünflächen wollen wir nicht aufgeben, doch bei fünfundzwanzig Foto: Rolf Oeser Prozent agrarischen Flächen in der Stadt bestehen Möglichkeiten. Die Stadt wird immer reicher, aber die Spaltung zwischen arm und reich wird immer größer. Sie haben die Kinderarmut als Skandal bezeichnet. Ja, da bin ich sehr geprägt von meiner Jugendhauszeit beim Evangelischen Regionalverband. Wenn man erlebt, wie Kinder es empfinden, wenn Gleichaltrige mit besseren Berufs- oder Bildungschancen an ihnen vorbeiziehen, welches Erniedrigungsgefühl, manchmal auch Wut oder Hass daraus entsteht, weiß man, wovon ich spreche. Bei fünfundzwanzig Prozent armen Kindern bleibt es eine zentrale Aufgabe der Stadt, daran etwas zu ändern. Kinderarmut ist aber auch Elternarmut. Eltern müssen Arbeit bekommen. Hier müsste die Arbeitsmarktpolitik eindeutigere Prioritäten setzen. Es kommen 1600 Flüchtlinge im Jahr nach Frankfurt. Wie wollen Sie ihnen helfen? Erst einmal ein großes Kompliment an die Kirchen, die uns beispielsweise mit der Unterbringung in der Gutleutkirche geholfen haben. Das beweist, welch wichtige Rolle die Kirchen in solchen konfliktreichen Situationen haben. Die Menschen, die herkommen, wollen auch Arbeit ha- ben. Hier müssen wir bürokratische Hürden abbauen. Wer arbeiten will, soll die Möglichkeit dazu bekommen Dann müsste das Arbeitsverbot für Flüchtlinge doch aufgehoben werden. Absolut. Da bin ich radikal. Wer arbeiten will, soll die Möglichkeit dazu bekommen. Ihr Thema in diesem Jahr ist die älter werdende Gesellschaft. Warum? Alles, was die Älteren heute erkämpfen, wird auch in jüngeren Generationen wirksam. Ich habe ein schönes Beispiel. Unsere Wohnungsbaugesellschaften wollen Haltegriffe oder automatisches Licht bei Neu- und Umbauten mit einplanen. Die erste Reaktion kam von Studenten, die das auch für sich ganz praktisch fanden. Wir werden mit dem Deutschen Seniorentag Anfang Juli ein klares Zeichen setzen: Diese Stadt ist für Senioren nicht nur offen, sondern gehört ihnen auch. Herr Oberbürgermeister, herzlichen Dank für das Gespräch. ▸ Wahlergebnisse Seite 4 Evangelisches Frankfurt Das sind die neuen Kirchenvorstände Die Ergebnisse der Kirchenvorstandswahlen 2015 stehen fest. Zum 1. September treten sie ihr Amt an. ▶Gemeinde Am Bügel Paul Barth Ella Bon Christiane Hommel Konrad Neitzel Brigitte Saydo Dietmar Turrek Renate Werner Erika Zivko ▶Andreasgemeinde Ursula Brauburger Achim Hubert Britta Jungermann Thea Nagel Wolfgang Nordmeyer Rainer Ohland Günter Reuter Andreas Rossow Anke Schnackenberg Helga Vagts Hartmut Volle Astrid Müller-Wankel ▶Auferstehungsgemeinde Walter Baeck Michael Blüchardt Michael Dorgarten Thomas Gerlach Wolfgang Hess Sven Köllen Elisabet Kubbe Gigi Witthohn ▶Bethaniengemeinde Guido Firle Klaus Günter Gutowski Birgit Heeßel Anne Hemzal Lisa Hohenleitner Katja Peglow Gunnar Petersson Sylvia Schwarzer Sebastian Steinke Boris Straub ▶Bethlehemgemeinde Eva Basler Birgit Börner Irene Borsutzky Ulrike Greulich-Bock Hans-Jürgen Huppert Wolf von Kopp-Colomb Kirsten Kuhr Luca Nösekabel Eike Schulz Kathrin Zisch ▶Gemeinde Bockenheim Claus-Henning Bley Christian Brause Renate Ehlers Gerd Gerlach Jochen Jakob Wolfgang Lindner Dr. Martin Lommel Renate Mayr Rainer Muhs Christina Preißner Dr. Kristina Quitmann Margret Schützler Dore Struckmeier-Schubert Heidrun Wacker ▶Gemeinde Bornheim Fredy Althaus Andreas Cornel René Eisenacher Eva Häfner Lars Hamann Hartmut Ludwig Robert Mehr Isabel Philipp Dörthe Sack Jens Schmitt Katrin Steul Anne Wisseler ▶Gemeinde Cantate Domino Anouk Alix Michael Bietz Beate Dahmer Gina Echt Sascha Muschalle Christiane Nord Gabriele Steppler ▶Christus-Immanuel-Gemeinde Gudetu Adugna Eticha Mechthild Calado Carneiro Claus Ludwig Dieter Susanne Lukas Dr. Helga Müller Dr. Max Schumacher ▶Dankeskirchengemeinde Elke Frank Martina Fröhlich Stefan Gegner Inge Ebel Simone Frank Frank Oberst Jürgen Roy Margitta Reuter Wolfgang Löhner Ulrike Will Melanie Wiedermann Achim Müller ▶Ev.-Luth. Gemeinde des Frankfurter Diakonissenhauses Sr. Ulrike Buchholz Marlis Etrich Sr. Eleonore Gründig ▶Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Eduard Arendt Walter Denter Julien Evertse Jan Goßmann Wilfried Jahn Gabriele Koulen Jessica Reiter Renate Stein ▶Dornbuschgemeinde Rolf Aßhauer Klaus-Dieter Drescher Bärbel Feltrini Gerhard Häfner Markus Häfner Christel Held Claudia Hemmling Susanne Hennings Carola Hertz-Siegel Axel Kaufmann Dorothea Paul Silke Schmidt Dr. Eberhard Spittler Thomas Stoll Christiane Zschunke ▶Dreifaltigkeitsgemeinde Dr. Jona Dohrmann Hans-Peter Faber Ilse Glowacki André Hyttrek Michael Kiefer Beate Lauer Udo Warch Michael Grötsch Evelin Klein Marion Kloster Zabia-Auta Kockerbeck Luisa Nachtrab Andres Rohrbach Thomas Ruf Thomas Strohbach ▶Dreikönigsgemeinde Hergen Haas Waltraud Hofmann Karin Kehr Roswitha Kleck Lothar Korn Torsten Mitze Gabriele Moog Dietlind Peukert Dr. Peter Polke Dr. Jörg Tietze Markus Tombers Ralf-Günter Werb ▶Festeburggemeinde Erika Becker Andreas Funk Wolfgang Gertkemper Michael Klimpel Matthias Körner Dr. Ralph Marquardt Roswitha Martell Gertrud Walesch ▶Emmausgemeinde Cathrin Afrath Jörg Burgsmüller Marianne Epping Jacob Kircher Esmeralda Lehmann Dr. Gerrit Nentwig Jürgen Reinwald Yvonne Schneider-Häfner Christiane Schott ▶Erlösergemeinde Mathias Barth Erika Buchwald Karl Feldhäuser Angela Franz Dr. Daniela Herber Klaus Huber Jutta Rohrbach Kurt Siehl Katrin Winckler Gisela Witzel ▶Gemeinde Frieden und Versöhnung Günther Adam Christiane Bender Muriel Bierbach Jens Brockof Harald Diether Petra Erk-Döhring Saskia Hartmann Pascal Hlavinka Norbert Kehler Arne Kluth Inge Lang Karina Lutter Dr. Marc-Christian Ollrog Nino Raubaum ▶Gehörlosengemeinde Frankfurt Ingeborg Schiemann Ursula Weber Marianne Wünsch ▶Gemeinde Fechenheim Wolfgang Damoisy Christiane Drößler-Utecht Matthias Eislöffel ▶Gethsemanegemeinde Ursula Ast Inge Bergmann Katharina Cless Brigitte Franke Friedrich Giersbach Katja Krings Susanne Müller-Haas Julia Piretzis Andreas Porzig Ralf Schwarz ▶Gemeinde Griesheim Martin Beyhl Edward Chwalak-Then Olaf Dannenberg Gabriele Ermentraut Nicole Fischer Stefan Glotzbach Heike Heissig Dr. Birgit Kanz Martin Keßler Jessica Kogoj Klaus-Dieter Kupka Bernd Trautmann Julia Weigel Alexander Wilhelm Das Kirchenfoyer wurde zum Wahllokal. Hier in der Matthäuskirche. Foto: Rolf Oeser ▶Gemeinde Harheim Silke Biedenkapp Martin Bouché Astrid Heidrich Eva Höll Dr. Frank Immel Kerstin Keller Ute Matzel Silke Pätz Dagmar Podeyn Elmar Rothe Renate Stübbe Sonja von Thomsen Evangelisches Frankfurt ▶Gemeinde Hausen Hans-Martin Aurich Stefanie Graeme Werner Gutmann Dr. Claudia Heuser-Mainusch Elke Krenzer Angelika Sémon Brigitte Spiegel Elke Zenner ▶Gemeinde Höchst am Main Peter Dürr Elisabeth Gavi Fr. Dr. Haag-Diergarten Hildegard Hartmann Karlheinz Niederhöfer Stefanie Schmidt Dr. Carolyn Schmoll Heidrun Schneider Helmut Schneider Anja Schulte Jan Steinhilber Mirko Tasevski ▶Hoffnungsgemeinde Ulla Bauer Gisela Brackert Horst Denz Christoph Domaschke Christine Elbert Karl Jochen Elser Ortrud Fein Ursula Hermann Friedhelm Kirmeier Horst Michaelis Dr. Jutta Mildner Marjolaine Seudieu Helmut Völkel Dr. Christian Zangs ▶Evangelische Indonesische Kristusgemeinde Rhein-Main Jens Christian Balondo Daniel Michael Damanik Selvia Lingkan Lengkong Frank Adiwinarto Madrikan ▶St. Katharinen-Gemeinde Gülüm Basak Waveney Davey Dr. Fritz Koch Rita Meinecke Gertraude Mohnhaupt Dr. Rita Pikó Dr. Wolfram Schmidt Oliver Weigelt ▶Koreanische Evangelische Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet Dr. Jun-Suk Kang Kim Jai-Seung Kim Kyung-Joong Park Seok-IL Lie Han – Na Sul Hae-Sook Frau Schreider Pauline Wiedler; Sonja Wismath ▶Maria Magdalena-Gemeinde Nicole Baisch Simone Bartlog Eliza Bullack Dr. Hans-Ulrich Dallmann Maximilian Graeve Stephan Goedecke-Sutoj Michael Hamm Horst Littmann Dr. Hans Michaelis Beatrice Onyele Christian Raab Jutta Vogel Jona Michael Tarnowsk Jörg Wohlfahrt ▶Mariengemeinde Birgit Albrecht Doris Bende Christian Büsgen Valentin Christ Jürgen Dornheim Dr. Uwe Haase Ruth Hettler Christoph Kampe Dr. Christine Rubel ▶Martinusgemeinde Barbara Becker Wolfgang Blankenburg-Schubert Peter Glade Giesela Gläser Britta Münzert Dr. Sylvia Sikora Katja Warzecha Dr. Silke Wedekind ▶Miriamgemeinde Lara Bauer-Kress Irmela Dickel Uta Hillers Christine Matthias Daniela Reinmann Walter Sohrmann Sabine Wolf-Weigand Walter Zielke ▶Nazarethgemeinde: Ingeborg Becker Peter Blänkle Sofie van Geene Thomas Haase Jörg Herzog Elke Karmann Helmut Malewski Rüdiger Mertens Ilona Pinhard ▸ Wahlergebnisse Benjamin Schmitt Rafael Wick Ingrid Wolfart ▶St. Nicolai-Gemeinde Helga Andrae Bernd Braun Wilfried Eckert Jochen Kerler Dr. Sibylle Krebs Karin Künstner Joachim Kullmann Miriam Mehler Gisela Pagés Silke Schuler-Engelhard Tatjana Stiege Philipp Wiedemann ▶Gemeinde Nied Hans-Joachim Buley Alena Bundschuh Ralf Dreier Rolf Gehbauer Annerose Helmer Markus Hofmann Sandra Janowski Alexander Kalbfleisch Marion Peter Gisela Rehm Frauke Rothenheber Matthias Schlaa Rita Thielmann-Feurig Andreas Welcher ▶Gemeinde Nieder-Erlenbach Gabriele Friedrich Brigitte Rottmair Volker Gumpinger Dr. Gabriele Brückner Alexander Eisler Helga Kötter Hans-Wilhelm Michel Andreas Schneider Anja Bachmann Marion Schmid Adrian Spies Ruth Momberger Uta Weichtmann ▶Gemeinde Nieder-Eschbach Dr. Hans-Jörg Ast Krista Lübke Wolfgang Schimm Wolfram Siegel Werner Schmieder Wolfram Schultze Claudia Seiboldt Dr. Renate Sterzel Kathryn Ziebart-Steitz ▶Gemeinde Niederursel Jürgen Bartoschek Frank Bassermann Seite 5 Caroline Wornath Birgit Schaufler Thomas Herbert Tino Lange Beate Matthäi Aneke Schüder Dr. Heiko Drebes Kerstin Manthey Dagmar Balzer Dr. Stefan Lorenz Inka Brandstätter Renate Britz Oda Düttmann Piet Henningsen Gisela Marschall Astrid Rogotzki Wolfram Sauer Dorothee Schücking ▶St. Paulsgemeinde Ulrike Diehl Hella Freisler Martin Grün Martin Hunscher Moni Jahn Christine Mährle Elisabeth Oswald Mirjam Raupp Jürgen Streckenbach Markus Valk Dr. Frauke Zbikowski Bärbel Zielenkewitz ▶Gemeinde Sindlingen Anthony Baechle Sonja Heinisch Claudia Ilg Jürgen Peters Edith Schlereth Christa Trompeter Hans-Joachim Schulz Frank Weber ▶St. Petersgemeinde Martin Bingemann Dr. Dirk Bliesener Wolfram von Braunschweig Marie Buring Matthias Dachsel Erdmuthe Gravenhorst Rudolf Haas Felix von Joest Friedemann Loos Claudia Michel Dr. Irmela von Schenck Hans-Martin Scholder Dr. Ursula Stein ▶Philippusgemeinde Johanna Diehl Sophie Frey Gerhard Rudolph Kerstin Scholz Daniela Träber Jan Wittlich Gaby Wolf ▶Regenbogengemeinde Wolfgang Bratkus Nadine Heinrichs Fred von Heyking Sandra Jüptner Andreas Kopkow Marlene Lindenstruth Thomas Ohly Elvira Poschmann Kirsten Raatz-Reinmann Egon Rehrmann Martina Straßer Klaus Zimmermann ▶Gemeinde Riedberg Ulrike Naumann ▶Gemeinde Unterliederbach André Bening Rainer Brunßen Valérie Chamboncel Hannelore Engel Manuela Flach Elisabeth Geselle Dr. Susanne Herrmann Thomas Müller Eva-Maria Müller-Krah Martin Nissen Klaus-Dieter Pfeiffer Christine Sieber Dr. Christine Ulmke Peter Westphal ▶Wartburggemeinde Uwe Doehn Rosemarie Dütz Kum-Ang Lie Heike Ließmann Stefan Nabben Gerhard Richter Stefan Schubert Anngret Schüssler Otfried Wolf Yvonne Ziegler ▶Wicherngemeinde Leonie Bergemann Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn Ute Falkenmayer Ulyana Gräf Gabriele Keßler Martin Klose Martin Luckow Helmut Richter Dr.-Ing. Klaus Sauer Brigitte Stark-Wolf ▶Kreuzgemeinde Christa Conrad Anneliese Gad Thomas Hermannek Anna-Lena Jansen Karsten Kujath Maik Litzenbauer-Kötsch Marie-Luise Raab Renate Richter-Slomian Ursula Schmidt ▶Luthergemeinde Procolino Antacido Hanna Feuerstein Gerhard Kneier Katrin Koch Christiane Moeser Hauke Reimer Renate Sandforth Alexandra Schwarz Anna Spiske Yvonne Weichert ▶St. Thomasgemeinde Renate Ackermann Ulla Courtney Claudia Dehoust Sieglinde von Döhren Anja Pertzsch Oliver Ramonat Peter Rassow Charlotte Rendel Jörg Schönfeld Gabriele Slutzky Mirjam Sprau Christine Tries Bei der Auszählung der Stimmen im Gemeindezentrum Emmaus ging es fröhlich zu. Foto: Rolf Oeser ▶Gemeinde Zeilsheim Pascal Boesen Gudrun Buchs Roland Glotzbach Dieter Jung Vanessa Liebig Felix Meurer Hannelore Rischling Anette Schäfer Hannelore Scharf Tobias Schmitt Frank Stadtmüller Erwin Steinke ▸ Kirche und Kultur Seite 6 Evangelisches Frankfurt Spielt souverän mit Gegensätzen Michael Riedel, Kantor der Petersgemeinde, lotet musikalische Spannungsfelder aus ▶„Im Grunde genommen plane ich die Veranstaltungsreihe nach dem heidnischen Kalender“, erklärt Michael Riedel und lacht verschmitzt. Der Kantor der evangelischen Epiphaniaskirche spricht von der ungewöhnlichen Konzertreihe „Fullmoon-Concert“, also Konzerten, die dem Kalender nach bei Vollmond stattfinden sollten und die unter seiner Stabführung gegründet wurden. „Unklassisches“ an „klassischem Ort“ ist das Ziel dieses Konzepts. „Gegensätze sollen sich musikalisch anziehen“, findet der gebürtige Franke, einer von nur sechs Stelleninhabern einer Kirchenmusik-A-Stelle in Frankfurt. Ein „Lobe den Herren“ überschriebenes Konzert am 2. Juni etwa sieht vor, dass Besucher bei freiem Eintritt als „Singalong“ Schlager des evangelischen Gesangsbuches intonieren. Als Solisten treten hochkarätige Musiker des Epiphanias-Brass, also Blechbläser, auf. Kammermusikkonzerte mit Gegensätzen, etwa mit einem DJ und Orgel, Oboe und Harfe oder auch neue gegen alte Musik im Spannungsfeld, immer am Vollmondabend um 21 Uhr in der Epiphaniaskirche veranstaltet, runden das Konzept ab. Kantor Michael Riedel an seinem Arbeitsplatz in der Epiphaniaskirche im Foto:Rolf Oeser Nordend. Riedel, der in Bayreuth und Köln an renommierten Musikhochschulen studiert hat und seine Kenntnisse im Orgelspielen bei Ben van Osten, einem der bedeutendsten Organisten der Gegenwart, in Rotterdam vertieft hat, ist Kirchenmusiker mit Leib und Seele. Als Kantor der Gemeinde an der Ecke Oederweg/Holzhausenstraße leitet er auch den gemeindeeigenen Oratorienchor, der zweimal im Jahr ein Werk dieser Gattung einstudiert und öffentlich aufführt. Dritte Säule seines Frankfurter Wirkens sind Projekte auf Stadtdekanat-Ebene. Hier geht es um Austausch mit 13 hauptamtlichen Kollegen im Frankfurter Stadtgebiet. Für Aufsehen in der kirchenmusikalischen Szene der Stadt sorgte etwa das Projekt „Bach in der U-Bahn“, bei dem ein Oratori- um des barocken Übervaters in der B-Ebene der Hauptwache, ein anderes Werk Bachs später in der Paulskirche aufgeführt wurde. Ein „Kirchenmusiktag“ zum Tag der deutschen Einheit (Einheitsfest) mit Schwerpunkt auf neuer Musik, also mit Kompositionen des 20 Jahrhunderts, rundet das Spektrum Riedels in Frankfurt ab. Das Mitwirken als Organist bei Tonträgerproduktionen des weltberühmten Thomanerchors Leipzig, den er auch bereits während eines Gottesdienst dirigierte, kann er sich zudem in die künstlerische Biographie schreiben. Das Wirken Riedels, der privat etwa Orgelkompositionen französischer Tondichter der Romantik schätzt und besonders den Komponisten Jean Allain (1911 – 1940) bevorzugt, ist also sehr vielfältig und künstlerisch auf hohem Level angesiedelt. Es umfasst neben dem gottesdienstlichen Begleiten auch die Pflege und regelmäßige Wartung sämtlicher Tasteninstrumente der Gemeinde, also Orgel und Klaviere. Auch Kinderkonzerte mit Werken von Benjamin Britten und Mendelssohn Bartholdy gehören in den Gestaltungsbereich von Michael Riedel. Joachim Schreiner Längst eine Einwanderungskirche Wie Gemeinden sich für zuwandernde Christen und Christinnen öffnen können ▶Deutschland ist ein Einwanderungsland. Diese Erkenntnis ist langsam in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dass die evangelische Kirche eine Einwanderungskirche ist, liegt da nahe. Pfarrer Dietmar Burkhardt hat in dem dreijährigen Forschungsprojekt „Evangelische Kirche als Einwanderungskirche“ untersucht, wie sich Gemeinden für Christinnen und Christen anderer Nationalität öffnen können. „Immerhin haben in manchen westlichen Stadtteilen Frankfurts ein Drittel der evangelischen Gemeindemitglieder keine deutschen Wurzeln, sondern sind zugewandert“, stellt Burkhardt fest. Doch, so das Ergebnis der Untersuchung, den Gemeinden gelingt es nicht hinreichend, Christinnen und Christen aus anderen Ländern zu integrieren. Das ernüchternde Urteil: „Ich fand he- raus, dass heute in der evangelischen Kirche immer noch strikt zwischen „drinnen“ und „draußen“ unterschieden wird. So erzählte mir ein nigerianischer Flüchtling, er sei, als er zum Gottesdienst ging, weder begrüßt noch verabschiedet worden, ein Phänomen, das mir immer wieder begegnete.“ Burkhardt vermutet, dass die Aufteilung der Gemeinden nach Bezirken wenig hilfreich für eine interkulturelle Öffnung von Kirchengemeinden ist. „Diese Organisationsform“, so sein Fazit, „schafft eine gemeindliche Identität, die unterscheidet zwischen ’Wir’ und ’die Anderen’.“ Das sei ein Dilemma für Kirche, sagt Burkhardt. Einerseits richte sich das Evangelium an die globalisierte Christenheit und Welt, andererseits organisiere sich der Protestantismus in Deutschland nach dem überlieferten Territori- In der Segenskirche in Griesheim sitzen schon lange Menschen aus verschiedenen Foto: svs Nationen zusammen auf der Kirchenbank. alprinzip. Nicht selten habe er gehört: „Die Migrantengemeinden boomen und wir sterben aus!“ Wenn eine Familie aus Ghana zugleich Mitglied der landeskirchlichen Gemeinde und der baptistisch-nigerianischen Gemeinde ist, so ist das für die Familie kein Problem. Nur: Nach dem Mitgliedschaftsrecht der Landeskirche kann man nicht in zwei Kirchen Mitglied sein. Burkhardt fordert einen anderen Ansatz in der Gemeindearbeit. „Um die interkulturelle Öffnung von Gemeinden zu erleichtern, scheint das „Dazwischen“ oder der sogenannte „Dritte Raum“ ein hilfreicher Denkansatz.“ Ein Raum also, in dem es keine Gastgeber und Gäste, sondern nur Gäste gibt. Nicht eine Gruppe setze darin die Regeln und die anderen müssten sie be- folgen. Burkhardt: „Wenn eine Gemeinde sich als Zwischenraum versteht, so wird sie offen für diejenigen, die neu hinzukommen. Dabei handelt es sich weniger um eine Organisationsform als vielmehr um eine Haltung. Wenn eine Gemeinde sich als „Kirche im Zwischenraum“ versteht, wird sie sich weniger als einladende als vielmehr als selbst eingeladene Gemeinde verstehen.“ Die Studie plädiert für die Entwicklung einer Kirche, in der Gott alle als Gäste einlädt, und in der alle unter dem Willkommen Gottes in Christus als gleichberechtigte Gäste an einem Tisch sitzen. „Gefragt ist also weniger eine Willkommenskultur denn eine Beteiligungskultur.“ Die Studie kann unter [email protected] angefordert werden. Kurt-Helmuth Eimuth Zuschriften Zu: Alle Macht dem Kirchenvolk, Nr. 2/2015 Der Artikel beschreibt zu Recht, wie sich in den lutherischen Gemeinden Frankfurts erst im 19. Jahrhundert demokratische Leitungsformen entwickelt haben. Er übersieht allerdings, dass zu den evangelischen Gemeinden der Stadt auch andere Konfessionen gehören. Die beiden reformierten Gemeinden Frankfurts haben seit ihrer Gründung 1554/1555 Älteste, Diakone und Pfarrer durch die (männlichen) Gemeindemitglieder gewählt. Sie gehören zwar nicht zum Regionalverband, aber seit 1899 zur evangelischen Landeskirche. Auch evangelische Freikirchen kannten demokratische Wahlen. Es tut der evangelischen Kirche gut, sich daran zu erinnern, dass die lutherische Tradition nur eine Spielart unter vielen im Protestantismus ist und etwa im Blick auf Demokratie von anderen lernen kann! Bendix Balke Pfarrer der Ev. Französisch-reformierten Gemeinde Zu: Hilfe am Flughafen, Nr. 2/2015 Man merkt die Absicht und ist verstimmt, wenn ausgerechnet bei der „Woche der Stille“ die Fraport als Sponsor auftritt – oder Kirchenpräsident Jung eine Kapelle am Frankfurter Flughafen einweiht und dies von einer Fraport-Werbemaßnahme vereinnahmt wird – oder in Ihrer April/Mai Ausgabe ein Buch über die Flughafenarbeit des evangelischen Sozialdienst beworben wird. Also wieder nichts Anderes als verdecktes Sponsoring zur Imageaufbesserung des Flughafens? Selbst in der Buchbesprechung ist ja von „arg werbemäßig geratenen Interviews mit Verantwortlichen“ die Rede. Anstatt die 350000 Menschen zu unterstützen, die im Rhein-Maingebiet unter dem Fluglärm und den Abgasen leiden, werden die Kirchen von der Fraport-PR-Abteilung zur Image-Aufbesserung benutzt. Friedhilde Scholl Zu: Wer hat Jesus umgebracht?, Nr.2/2015 Mich quälen andere Fragen: Warum brauchte Gott überhaupt Menschenopfer? Wie grausam! Schon Abraham sollte seinen Sohn Isaak opfern, um seine Gottesfurcht zu beweisen. Konnte der „grausame“ Gott nur durch ein Menschenopfer zum „lieben“ Gott werden? War Gott nicht stark genug, um seinen Geschöpfen mit Gnade, Güte und Barmherzigkeit zu begegnen? Kann man überhaupt von „Opfer“ sprechen, wenn es durch die Auferstehung rückgängig gemacht wird? Ist die Welt durch den Opfertod Jesu einen Deut friedlicher und gottgefälliger geworden? Bertram Klingelhöfer Briefe an die Redaktion sind willkommen, Kürzungen müssen wir uns allerdings vorbehalten. Adressen finden Sie im Impressum auf Seite 12. ▸ Theologie und Leben Evangelisches Frankfurt Ein Friedens-Lesebuch Texte und Lieder für Frieden und Gerechtigkeit ▶Es ist wohl einer der berühmtesten Predigt-Sätze. Jenes Wort von Margot Käßmann, wonach „nichts gut ist in Afghanistan“. Gemeint war der dortige Krieg. Käßmann ist sich treu geblieben und hat mit Konstantin Wecker einen ausgewiesenen Verbündeten gefunden. Hier die Theologin, die wie keine andere das Gesicht des deutschen Protestantismus ist, und dort der Liedermacher und „hartgesottene Anarchist“, der überraschenderweise Dorothee Sölle mit ihrer „Mystik und Widerstand“ wiederentdeckt hat. Zwei, die den Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ ernst nehmen. Gerne setzen sie sich dem Vorwurf der Naivität aus. Doch, so fragt Käßmann in dem 50seitigen Interview, das den Friedenstexten vorangestellt ist: „Wie wächst denn Frieden? Durch Gewinn der Herzen der Menschen, hieß es immer. Aber die Herzen der Menschen hat man im Irak, glaube ich, durch keinen Einsatz der letzten entsetzlichen Kriegsjahre gewonnen.“ Und so verweisen beide im gemeinsamen Vorwort darauf, dass es in einer Zeit, in der Pazifismus belächelt und verspottet wird, Margot Käßmann/ Konstantin Wecker (Hg.) Entrüstet Euch. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015, Christliche Perspektiven Der Geist der Freiheit Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, den Gott uns Menschen schickt, um uns so immer nahe zu sein. Doch was ist das für ein Geist? Und in welchem Verhältnis steht er zur Freiheit? Und was für eine Freiheit ist da eigentlich gemeint? 208 Seiten, 14,99 Euro. wichtig sei, dass sich Menschen verschiedenster Herkunft zusammenfinden. Das Buch wird bereichert durch eine Sammlung von Texten zum Frieden. Darunter all die Besonderen von Wolfgang Borchert etwa oder Matthias Claudius. Aber es finden sich auch neue Texte von zeitgenössischen Autorinnen und Autoren wie Antje Vollmer oder Friedrich Schorlemmer oder die Rede von Eugen Drewermann zur Demonstration vor dem Bundespräsidialamt. Unbedingt lesensund sicher auch hörenswert die Liedtexte von Konstantin Wecker. Ein Friedens-Lesebuch, getragen von der biblischen Vision: Friede und Gerechtigkeit werden sich küssen. „Was für ein schönes Bild!“ sagt Margot Käßmann. Kurt-Helmuth Eimuth Luther & Co. Das Symbol der Taube Haben wir an Weihnachten gefeiert, dass Gott-Vater uns begegnet wie ein Mensch dem anderen, an Karfreitag/Ostern bedacht, wie Gottes Sohn uns eine neue Lebensperspektive verschafft, so ist Pfingsten das Fest der Ausschüttung des Heiligen Geistes und damit der wirksamen und bleibenden Nähe Gottes bei allen Menschen: Allgegenwärtig ist und bleibt er ihr Beistand und Begleiter, ihre Weisheit und Erkenntnis, ihr Versicherer und Mutgeber, ihr Antrieb und Beweger. Im Hebräischen ist die „ruach” denn auch Atem und Wind. Wie macht man jedoch eine unfassbare Kraft wie den Heiligen Geist vorstellbar? Die Apostelgeschichte (Kapitel 2) spricht von „Zungen, zerteilt wie von Feuer”, in denen sich Gott auf alle Anwesenden setzt. Die Flammenzungen enthalten das brennende und unnahbare Feuer Gottes und zugleich auch das den Jüngern und Jüngerinnen aufgehende Licht sowie die Fähigkeit, die Erkenntnis in Sprache zu fassen und zu vermitteln („Zungen”). Im JohannesKreis ist vom Geist als dem lebendigen Wasser (Johannes 7,37f) und dem Wasser des Lebens (Offenbarung 22,17) die Rede. Der Geist ist hier also als eine Art übernatürliches Lebensmittel erklärt. Die verbreitetste Darstellung ist von der Taufe Jesu her beeinflusst: Seite 7 „Wie eine Taube” kommt der Geist Gottes auf Jesus hernieder (Matthäus 3,16). Damit wird das Unsichtbare und Unfassbare mit etwas Vorstellbarem in Analogie gesetzt, wobei der Heilige Geist keine Taube ist, sondern man sich das Kommen des Geistes so vorstellen kann, wie eine Taube aus dem Himmel zur Erde kommt. Die Taube ist also das, was die Zeiger einer Uhr für die ansonsten nicht begreifbare Zeit sind. Der Vogel steht dabei für ein Geschehen, das zwischen Himmel und Erde hin- und hergeht. Im Assoziationsraum der Hebräischen Bibel liegt die Analogie zwischen Göttlichem und Taube nahe: Noah sendet eine Taube aus; sie wird zur Überbringerin der frohen Botschaft von der Bewohnbarkeit der Erde und damit Verkünderin des Friedens zwischen Gott und den Menschen. Sie schafft als Opfertier, welches als „rein” gilt, eine Verbindung zur himmlischen Sphäre, und in ihrem Gurren ist gar der Widerhall der Stimme Gottes zu hören. Darüber hinaus mag man bei der Taube an den allgemein verbreiteten „Seelenvogel” denken, der die Seele repräsentiert, die den Körper verlassen kann. Und dass die Brieftaube sicher und robust ihren Weg zum Ziel findet, legt ebenfalls das Bild der Taube als Analogie des Heiligen Geistes nahe. Wilfried Steller ▶Religion und Freiheit – das passt für viele Menschen nicht zusammen. Im Gegenteil: In der Religion geht es doch vor allem um Gebote und Gesetze, um: Du sollst und du darfst nicht. Mit Freiheit hat das alles nichts zu tun. Für die ersten Christen war Freiheit ganz wichtig. Dabei ging es ihnen gar nicht so sehr um die Befreiung von Gesetzen und Geboten. Sie fühlten sich eher unter dem Diktat von Herrschaftsansprüchen, die sich nicht in Paragraphen ausdrücken. „Mächte und Gewalten“, unsichtbar, aber dennoch sehr wirksam. Das kann ich gut nachvollziehen. Ich kenne solche Mächte auch. Sie wollen mich beherrschen und es ist schwer, von ihnen loszukommen. Vorurteile und Geltungsbedürfnisse halten mich fest. Das gilt auch im Weltmaßstab. Die Macht des Mainstream steht da ganz weit oben. Die knallharte Logik von Marktforschung und Statistik, die Herrschaft der Rating-Agenturen und jede Menge Ehrgeiz als Schmiermittel für diesen Betrieb. Alle diese Mächte sind keine Paragraphen, denen wir uns als Staatsbürger zu unterwerfen haben. Aber: Wie schwer ist es, dagegen anzugehen! „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Korinther 3,17), schrieb der Apostel Paulus. Am Pfingstfest feiern wir diesen Geist Jesu Christi und bitten ihn, dass er auch zu uns kommt. Gott schickt den Heiligen Geist, damit ich mich nicht anderen Herren unterwerfe als einem allein: Jesus Christus. Ich darf frei sein – frei von allen Menschen und Mächten, die irgendwelche Herrschaftsansprüche an mich stellen. Keiner außer Christus allein darf mir letzten Endes befehlen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Natürlich gibt es Regeln, an die ich mich halten muss. Aber mein Gewissen ist für meine Entscheidungen noch wichtiger. Gleichzeitig darf ich frei sein für andere Menschen, ihnen Gutes tun und zum Leben verhelfen. Der Geist macht mich nicht nur für uns selbst frei, sondern auch für andere. Freiheit ist kein Selbstzweck. Ich bin frei, meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. Ich kannte mal eine alte Frau, die in meinen Augen frei war. Wirklich frei. Sie unterwarf sich nicht dem Zwang, so zu sein wie andere. Wenn ich mit ihr redete, äußerte sie unbekümmert und angstfrei ihre Meinung, die nicht unbedingt so wirklich aktuell war. Sie kleidete sich so, dass ich manchmal schmunzeln musste. Und bei Wind und Wetter radelte sie durch die Stadt. Diese alte Frau war ziemlich frei davon, etwas haben zu müssen. Sie war nicht arm und sie war nicht reich. Sie gab ungewöhnlich viel von ihrem Geld für Bedürftige her, aber sie war keine Asketin, für die Bescheidenheit ein Selbstzweck gewesen wäre. So kleinbemessen ihre Wohnung samt Ausstattung war, so großzügig waren ihre Reisen, die sie fast in alle Welt führten und natürlich Geld kosteten. Leben, Erleben: das war ihr wichtiger, als stationäre Schätze zu sammeln. Was mir am besten gefallen hat: diese Frau sorgte sich nicht Anne Katrin Helms ist Pfarrerin in der Erlösergemeinde Oberrad. Foto: Nicole Kohlhepp/Medienhaus gGmbH als Allererstes um sich selbst, weder um ihre Selbstverwirklichung noch um ihre Gesundheit. Sie lebte einfach. Sie war oft allein und konnte das gut haben. Aber in Gesellschaft war sie auch sehr angenehm. Sie liebte es, Besuch zu bekommen und Besuche zu machen, und damit teilzunehmen am Leben anderer. Mal dies, mal das, wie es sich ergab. Ich hatte nie den Eindruck, dass sie das eine oder das andere geplant hatte. Ich glaube, sie nahm ihr Leben als Gabe und als Aufgabe aus Gottes Hand. Sie nahm es nicht als Goldmine, die man ausbeuten oder als Wertgegenstand, den man rundum versichern muss. In ihr habe ich erlebt, wie groß die Freiheit ist, die aus dem Vertrauen auf Gott entsteht. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!“ Freiheit von anderen Herren. Und Freiheit zur Liebe für andere Menschen. Komm Heiliger Geist, komm auch zu mir! Anne-Katrin Helms Innere Unabhängigkeit im Vertrauen auf Gott ist eine Lebenshaltung, zu der der Heilige Geist ermutigen will. Foto: Fotolia ▸ Kirche aktuell Seite 8 ■ Frauengottesdienst Jeden zweiten Dienstag im Monat findet in der Alten Nikolaikirche auf dem Römerberg ein ökumenischer Frauengottesdienst statt, veranstaltet vom Evangelischen Frauenbegegnungszentrum (EVA) und der Katholischen Erwachsenenbildung. Die Frauen suchen nach einer ganzheitlichen Spiritualität, die sie unmittelbar mit Leib und Seele anspricht, und in der sie Gemeinschaft spüren können. Dabei beteiligen sie sich gerne aktiv. Im Anschluss an den Gottesdienst wird immer zu Brot, Wein und Gespräch ins EVA in der Saalgasse 15 eingeladen. Der nächste Frauengottesdienst ist am 9. Juni. Gestaltet wird er von der neuen Frauenpfarrerin Anne Daur-Lyrhammer mit einem Team. Thema: „You’ll never walk Foto: Ilona Surrey alone“. Das Gemeindeporträt Evangelisches Frankfurt Fluglärm erhöht das Herzinfarktrisiko ▶Um den Zusammenhang zwischen Mobilität, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ging es in der Veranstaltung „Alternativlos auf Achse? Lebensstile und Mobilität“ in der Evangelischen Akademie Frankfurt. Während insgesamt nur 2,5 Prozent der Bevölkerung Car-Sharing nutzt, ist der Anteil bei den 18- bis 29-Jährigen deutlich höher: Dieses Ergebnis seiner Studie stellte Konrad Goetz vom Institut für sozialökologische Forschung vor. Fünfzehn Prozent der jungen Leute in der Stadt besitzen ChipKarten von mehreren Car-Sharing-Firmen. Fast alle haben ein Smartphone, um Car-SharingApps zu nutzen, und sind außerdem überdurchschnittlich viel mit anderen Verkehrsträgern wie Fahrrad, S-Bahn oder Bahn unterwegs. Diese jungen Leute betrachten das Auto nicht als Statussymbol, sondern als „Geldvernichtungsmaschine“, wie Goetz in zahlreichen Interviews erfahren hat. Zugang zu einem Auto zu haben, sei heute nur noch ein Symbol des Dabei-Seins. Wirtschaftlich, politisch und sozial Miriramgemeinde in Bonames und Kalbach Für Bonames und Burkina Faso ▶In den vergangenen Jahren hat die Miriamgemeinde einige Herausforderungen gemeistert. So schnell bringt sie jetzt nichts mehr aus dem Lot. Schon gar nicht die für Januar besiegelte Fusion mit der Gemeinde Am Bügel. In dieser Hinsicht liegt reichlich Erfahrung vor, wachsen unter dem MiriamDach doch seit acht Jahren recht gegensätzliche Strukturen zusammen: junge und meist wohlhabende Familien aus Kalbach treffen auf kleine Beamte und Angehörige der unteren Mittelschicht aus Bonames. Wenngleich es allerlei Probleme zu bewältigen galt, verzeichnen Pfarrer Thomas Volz und sein Kollege Richard Birke eine insgesamt konstruktive Entwicklung. „Die Fusion hat viele Lernprozesse in Gang gesetzt.“ Abzulesen sind sie zum Beispiel in der Entscheidung, afghanischen Flüchtlingen Kirchenasyl zu gewähren. Die Theologen erinnern sich noch gut, wie im vergangenen November der quasi über Nacht entstandene Unterstützerkreis das Ehepaar mit zwei Kindern im alten Gemeindehaus einquartierte. Um die inzwischen geduldete Familie kümmern sich bis heute rund zwanzig Personen. Wie in diesem Fall sorgen in der Miriamgemeinde auch an anderen Stellen selbständig agierende Teams dafür, dass tätige Nächstenliebe kein Lippenbekenntnis bleibt. So werden seit langem Projekte in Afrika und Südamerika gefördert, die die Lebensbedin- gungen der Menschen vor Ort verbessern. In Burkina Faso etwa wurde unlängst den Bewohnern eines Dorfes der ersehnte Brunnen finanziert. Dank großzügiger Spender erfahren auch notleidende Menschen im gemeindlichen Einzugsbereich handfeste Unterstützung. Neben dem sozialen Engagement und der Kantorei – der Chor trieb zur Freude der Pfarrer das Zusammenwachsen sehr voran –, liegt der Gemeinde vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen am Herzen. Wie die Kinderkirche, der Kindergottesdienst, der „KinderSamstagKalbach“ und die Jungschargruppe erweist sich nicht zuletzt das Kindermusical als äußerst begehrtes Angebot. Weder die Kleinen noch die Großen möchten noch auf die Darbietungen an Weihnachten und beim Sommerfest verzichten. Ungewöhnliche Wege schlägt die Gemeinde überdies beim Konfirmationsunterricht ein. Seit man ihn auf den Freitagabend verlegte, schnellte die Anwesenheitsquote nach oben. Ein Übriges tun die monatlichen „KonfiHighlights“ im Bonameser Jugendkeller oder im Kalbacher Gemeindezentrum Crutzenhof. Einmal im Monat werden hier auch die 14– bis 17-Jährigen mit „ExKonfi-Highlights“ bei der Stange gehalten. Um die Betreuungskapazität für Krabbel-, Kindergarten- und Hortkinder auf insgesamt 200 Plätze zu erhöhen, nahm die Miriamgemeinde gern einen nervenzehrenden Kraftakt in Kauf. Zwischen 2010 und Ende 2014 wurde die Bonameser Einrichtung komplett neu gebaut und die in Kalbach beträchtlich erweitert. Nachdem das Baukapitel seit Dezember abgeschlossen ist, wenden sich Thomas Volz und Richard Birke wieder voll ihren pfarramtlichen Aufgaben und dem Zusammenwachsen der Gemeinde zu. Von einer Barriere können sie die knapp 2500 Mitglieder allerdings nicht erlösen. Räumlich werden Autobahn und U-Bahn-Trasse die Miriamgemeinde auch weiterhin teilen und namentlich den Senioren die Annäherung erschweren. Doris Stickler Mit Dudelsack und Gitarre treten Richard Birke (li.) und Thomas Volz (re.) gerne in der Gemeinde auf. Hier im GemeindeFoto:Rolf Oeser zentrum Kalbach. ausgeschlossen sind dagegen Menschen, deren Mobilität eingeschränkt ist, wie Georg Wilke vom Institute for Climate, Environment an Energy in Wuppertal erforscht hat. „Das Einkommen wirkt sich deutlich auf die Wege-Häufigkeit aus“, sagte der Forscher. Menschen mit Grundsicherung, die nur 23 Euro im Monat für Mobilität ausgeben können, ziehen sich nach seinen Studien auch geistig immer mehr zurück. Dieser Zusammenhang müsse politisch viel stärker reflektiert werden, forderte er. Bei der anschließenden Diskussion über Flugverkehr und Nachhaltigkeit waren Fluglärmgegner und Vertreter der Fraport sich nur in einem Punkt einig: Für den Flugverkehr müssten internationale Standards gelten, gerade auch für die neuen Flughäfen in Dubai und Istanbul. Nur so könnten Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden und der Flughafen Frankfurt gerate nicht noch mehr unter Druck. „Im Vergleich zu den anderen sind wir auf unser Nachtflugverbot fast stolz“, sagte Pierre Dominique Prümm, Geschäftsbereichsleiter Flug- und Terminalbetrieb von der Fraport AG. „Außerdem müssen laute Flugzeuge bei uns mehr zahlen als leise.“ Ein Innenstadtflughafen wie Frankfurt könne aber nicht nachhaltig sein, unterstrich Helmut Mader, Vertreter der Frankfurter Bürgerinitiativen gegen Fluglärm. „Nicht zuletzt ist erwiesen, dass das Herzinfarktrisiko in Gegenden mit Fluglärm um fünfzig Prozent steigt.“ Die neue Landebahn ist zwölf Kilometer von der nächsten Wohnsiedlung entfernt, argumentierte dagegen Prümm. In Stuttgart, Hamburg, Berlin, London, Paris und Madrid seien die Flughäfen sogar noch stadtnäher. „Da Dubai und Istanbul ohnehin die Umsteigeflughäfen der Zukunft sind, ist die neue Landebahn und der Terminal 3 in Frankfurt ein auslaufendes Geschäftsmodell für die Fraport“, erklärte Mader. Prümm entgegnete, in der arbeitsteiligen, globalisierten Wirtschaft gebe es nichts Effektiveres und Nachhaltigeres als das Drehkreuz Frankfurt im Herzen Europas. Bleibt die Frage, warum Fliegen so billig ist, dass die Einzelteile einer Ware in verschiedenen Ländern der Welt hergestellt und dann wieder „zusammengeflogen“ werden, wie ein Diskussionsteilnehmer formulierte. Regionalität statt Globalität für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung forderte nicht zuletzt Hubert Meisinger, Pfarrer für Umweltfragen der Evangelischen Kirche Hessen Nassau. Stephanie von Selchow Übrigens: Auch bei Facebook können Sie sich mit „Evangelisches Frankfurt“ verbinden. Evangelisches Frankfurt ▸ Kirche aktuell Seite 9 Ein Küster ist mehr als ein Hausmeister Auf einen wie Johann Kartmann kann die Mariengemeinde Seckbach nicht verzichten Sonntags vor dem Gottesdienst steckt Küster Johann Kartmann in der MarienkirFoto: Ilona Surrey che in Seckbach die Liednummern. amtliche ist. In vielen anderen Gemeinden ist das Küsteramt gefährdet. „Für die Gemeinde Seckbach mit ihrer weitläufigen Außenfläche und ihrer wöchentlichen Flüchtlingsberatung ▶Amaou Gaye berät zur Zeit vor allem die frankophonen Afrikaner, die zur Evangelisch französisch-reformierten Gemeinde gehören: etwa bei der Wohnungssuche, wenn die Kinder Probleme in der Schule haben oder beim Umgang mit den deutschen BehörAmadou Gaye „Viele, Foto: Privat den. die zu mir kommen, haben in ihren Ländern schlechte Erfahrungen mit den Behörden gemacht“, erzählt er. „Ich sage ihnen erst einmal, dass sie keine Angst zu haben brauchen, dass jeder Bürger hier Rechte hat und an der Gesellschaft teilhaben kann, wenn er sich um seine Belange kümmert.“ Seit September 2014 hat die französisch-refomierte Gemeinde eine kleine Projektstelle eingerichtet, die vom Flüchtlingsfond der Evangelischen Kirche Hessen Nassau mitfinanziert wird. Vor allem wird Amadou Gaye sich in Zukunft um die Beratung von Flüchtlingen aus verschiedensten Ländern kümmern. Weil er dafür nur acht Stunden in der Woche Zeit hat, bemüht er sich aktiv um weitere Ehrenamtliche. Amadou Gaye selbst ist kein Flüchtling. Er kam 1995 aus Senegal nach Darmstadt, um Politik und Soziologie zu studieren. Seit Abschluß seines Studiums arbeit er als interkultureller Trainer. Um die Situation von Flüchtlingen mit allen unterschiedlichen Aspekten zu verstehen, macht er zur Zeit zusätzlich Fortbildungen. Gaye spricht Wolof, Französisch, Englisch, Spanisch und Deutsch. Im Erlernen der Sprache sieht er einen Schlüssel zur Integration. Deshalb freut er sich besonders, dass es ihm jetzt gelungen ist, einen Flüchtling von der Elfenbeinküste, den er bereits seit September begleitet, in einem kostenlosen Deutschkurs unterzubringen. „Das geht ja normalerweise erst, wenn man als Flüchtling anerkannt ist“, sagt er. Wesentlich bei seiner Arbeit ist ihm eine wertschätzende Haltung. „Es geht darum, nicht primär den Flüchtling in dem Anderen zu sehen, sondern den Menschen“, unterstreicht er. „Heute ist er in Not und ich helfe ihm, morgen ist es vielleicht umgekehrt.“ Neben der direkten Beratungsarbeit möchte Gaye ehrenamtliche Unterstützer und Unterstützerinnen für die Arbeit mit Flüchtlingen finden, sie schulen und begleiten. Wer sich dafür interessiert, kann sich an ihn wenden. Auch Ratsuchende erreichen ihn über [email protected] oder Telefon 0151/21 73 86 68. svs Abendmahl-Tradition stand nie infrage, dass sie einen Küster braucht“, sagt Pfarrerin Pietsch. Als Kartmann 1985 mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern von Siebenbürgen nach Frankfurt zog, war sein Schwiegervater Küster in Sachsenhausen und machte ihn auf die freie Stelle in Seckbach aufmerksam. „Ich war damals sehr froh über die Stelle in der Kirche und bin es noch“, sagt Kartmann. Der gelernte Installateur hat viele Küster-Fortbildungen besucht. Er kennt sich mit Sicherheitsvorschriften ebenso gut aus wie in der Aufteilung der Bibel. Jeden Montagmorgen macht er zunächst einen Rundgang durch die Kirche, das Gemeindehaus, den Gartensaal, den Kindergarten und über das große Außengelände. „Dann sehe ich ja, wenn etwas nicht stimmt“, sagt er. Da steht vielleicht eine Heizung auf Fünf oder eine Gemeinde-Gruppe hat doch nicht so aufgeräumt, wie es vereinbart war. Eine Zeitlang haben Randalierer immer wieder Mülltonnen vor der Kirchentür ausgekippt. Zweimal hat der Küster sogar Einbrecher gestört, die abends den Safe im Gemeindebüro knacken wollten: Sie verschwanden zum Glück durchs Fenster, als sie ihn hörten. Ein anderes Mal wollten die Glocken gar nicht mehr aufhören zu läuten: Der Küster war in Urlaub und ein Ehrenamtlicher hatte sie falsch programmiert: Da half erstmal nur noch das Ausknipsen des Hauptstromschalters. Kartmann fährt nicht nur in den Baumarkt, repariert, was anfällt, und hilft im Kindergarten, sondern putzt auch Gemeinderäume und Kirche. „Was wir inhaltlich sagen wollen, soll auch in der Form deutlich werden“, unterstreicht Ute Pietsch. „Wenn unsere schön renovierte Kirche für den Sonntag vorbereitet ist, steckt da viel Liebe drin.“ Jeden Sonntag um halb zehn geht Kartmann in die Kirche, richtet das Abendmahl und den Kirchenkaffee, steckt die Liednummern, schaltet das Mikro ein und zündet die Kerzen an. „Meine Familie war immer kirchlich“, sagt er schlicht. „An der Art, wie jemand das Abendmahl oder eine Taufe vorbereitet, spürt man, ob er ein inneres Wissen hat und mit dem Glauben verbunden ist“, erklärt die Pfarrerin. Nicht zuletzt hat ihr Küster immer ein offenes Ohr: Wenn etwa jemand nach einer Beerdigung noch einmal in die Kirche kommt. Oder sich über die Taufe seines Enkels freut. Johann Kartmann kennt die Menschen in Seckbach. Weil er schon solange dort wohnt und in der Gemeinde arbeitet. Stephanie von Selchow www.facebook.com/FrankfurterSparkasse ▶In der Festschrift von 1985 kann man noch sehen, wie der Innenraum der Marienkirche vor dem zweiten Weltkrieg aussah. „Ich hebe alle Festschriften auf“, sagt Johann Kartmann, der seit dreißig Jahren Küster in der Seckbacher Kirche ist und viele Umbauten miterlebt hat: Er ist das Langzeitgedächtnis der Gemeinde. Vor allem auch in praktischer Hinsicht. Der Küster weiß, welches Benzingemisch in den Rasentraktor muss, und wie man zu gegebener Zeit den großen Weihnachtsstern in der Kirche einhängt. Er kann die Alarmanlage im Gartensaal neu einstellen, wenn sie versehentlich ausgelöst wurde, und bestückt die ErsteHilfe-Kästen neu, wenn es nötig wird. Er programmiert das Glockenläuten und füllt Wasser in die Heizung, weil sie sonst kaputtgeht.. „Diese Art Spezialwissen könnte er vielleicht auch an Ehrenamtliche weitergeben“, sagt Pfarrerin Ute Pietsch. „Aber jemand mit einem festen Vertrag kann viel zuverlässiger sein als jemand, der kein dauerhaftes Amt hat.“ Die Kontinuität bringt Ruhe in die Gemeinde und lässt ihr Zeit für andere Aufgaben. Zumal der Küster auch Ansprechpartner für insgesamt 135 Ehren- Dr. Corinna Engel, Kulturschaffende und Jörg Engel, Leitender Angestellter | Kunden seit 2012 Unser Leben, unser Ideal, unsere Frankfurter Sparkasse „Genau so etwas schwebte uns immer vor: schöner Altbau und mitten in der Stadt. Ein Luftschloss? Nö, ganz solide – mit dem richtigen Finanzpartner.“ Die Sparkassen-BauFinanzierung der Frankfurter Sparkasse – damit Träume wahr werden. ▸ Kirche aktuell Seite 10 Evangelisches Frankfurt Vertrauen aufbauen Neue Wohngruppen für Kinder und Jugendliche ▶Mehrere Wohngruppen für Kinder und Jugendliche von 8 bis 18 Jahren beherbergt jetzt das Haus „Eschersheimer 109“ im Frankfurter Westend. Der Evangelische Regionalverband als Träger und die Stadt Frankfurt unterstützen mit diesem zentral in Frankfurt gelegenen neuen Angebot den Kontakt zwischen Kindern und Eltern bestmöglich. Freuen sich über die Eröffnung des neuen Hauses: (von li. nach re.) Jürgen Mattis, Leiter des Fachbereichs Beratung, Bildung und Jugend im Evangelischen Regionalverband, Stadträtin Daniela Birkenfeld, Stadtdekan Achim Knecht sowie Einrichtungsleiterin TatFoto: Ilona Surrey jana Bär. Nicht selten, so Stadträtin Daniela Birkenfeld und Jürgen Mattis vom Evangelischen Regionalverband in ihren Eröffnungsreden, finden Kinder und Jugendliche, die der Unterbringung außerhalb der Familien bedürfen, nur in weiter Entfernung zu den Herkunftsfamilien eine Bleibe. Das erschwere die Bearbeitung der Konflikte innerhalb der Familie und trage eher dazu bei, den Kontakt vollständig abreißen zu lassen. Die Kooperationspartner setzen sich gleich mit zwei neuen Häusern dafür ein, Familien zu stärken: Unlängst eröffnete die Kindervilla Hollerkopf für jüngere Kinder in Niederursel ihre Pforten. Das Band des Vertrauens zu stärken, ist die Arbeit, die die Lei- terin der Wohngruppen, Tatjana Bär, und ihr zehnköpfiges Team zu leisten haben. Wechselseitiges Vertrauen, Selbstvertrauen. Eine Aufgabe, die nicht nur Professionalität verlangt, sondern auch Herzblut. Die Wiese ist gesät, das Haus saniert und eingerichtet und teilweise schon bewohnt. Neulich, so Tatjana Bär, hätten sich die Jugendlichen einen Sonntagnachmittag mit Kaffee und Kuchen gewünscht, und die Frage, ob denn die Betreuer auch dabei sein sollten, mit „Ja, aber natürlich“ beantwortet. Keine Selbstverständlichkeit, denn der Weg, den die Heranwachsenden zu beschreiten haben, sei kein leichter: In einer Lebensphase, in der es eigentlich darum geht, sich innerlich von den Eltern abzulösen, müssten sie sich mit der Aufgabe beschäftigen, neues Vertrauen aufzubauen – ein Ambivalenzkonflikt, der im Alltag seine Spuren hinterlasse. Zu sehen, dass man es niemals allein in der Hand habe, schaffe erst das Vertrauen, über sich selbst hinauswachsen zu können, sagte Stadtdekan Achim Knecht in seinem Grußwort. Damit das gelingen kann, gibt es neben den Wohngruppen die „Trainingswohnung“ unter dem Dach, auf die Tatjana Bär besonders stolz ist: Dort können zwei Jugendliche einziehen, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen möchten. Zwei Zimmer, verbunden von einem Gemeinschaftsraum mit Küche. Verbindungswege hat der Architekt Volker Max Engelhardt viele geschaffen: Die Stockwerke des 500 qm großen Hauses sind nicht nur durch das Treppenhaus, sondern teilweise auch über innenliegende Treppen miteinander verbunden. Silke Kirch Leiterin Tatjana Bär in der neuen “Trainingswohnung“ für Jugendliche unter dem Foto: IlonaSurrey Dach. Halfen beim Einzug: (von li. nach re.): Pfarrer Jürgen Mattis, Evangelischer Regionalverband, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Justizministerin Eva Kühne-Hörmann, Polizeipräsident Gerhard Bereswill und Jürgen Fröhlich vom Verein KinderFoto: Hessisches Justizministerium und Jugendhilfe. Hand in Hand Konflikte lösen Im Frankfurter Norden nimmt das Haus des Jugendrechts seine Arbeit auf ▶ Im Mertonviertel wurde ein neues Haus des Jugendrechts eröffnet. Nach dem Erfolg des Modells in Höchst arbeiten nun auch hier Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe eng zusammen. Integriert in die Arbeit sind zudem der Evangelische Regionalverband mit einer Vermittlungsstelle für den Täter-OpferAusgleich (TOA) und der Verein für Kinder- und Jugendhilfe. Fast hätte die Eröffnungsveranstaltung abgesagt werden müssen; Brandstifter hatten in der Nacht zum 19. März Mülltonnen angezündet und Eingang wie Treppenhaus des neuen Gebäudes in der Louis-PasteurStraße in Brand gesetzt. Andere Geschichten erzählen die vielen bunten Skulpturen und Bilder, die in den Fluren und Arbeitszimmern auf den drei Stockwerken ausgestellt sind. Jugendliche Straftäter im Alter zwischen 14 und 21 Jahren haben sie gefertigt. Figuren, die ein Lebensgefühl mitteilen, zuweilen roh und direkt, zuweilen mit einer Ästhetik, die fragil und verletzlich wirkt: So wird die Frage nach dem Verhältnis von Täterschaft und Opferstatus auf einnehmende Art plastisch. Häufig, so erzählt Birgit Steinhilber vom TOA, leisten jugendliche Straftäter die ihnen auferlegten Arbeitsstunden in der Kunstwerkstatt ab, die vom Verein Kinder- und Jugendhilfe in der Mainzer Landstraße unterhalten wird. Sie sollen sich in ihrer Arbeitszeit über die Mitwirkung in einem künstlerischen Projekt mit einem Team und dem eigenen Werkstück, nicht zuletzt also mit sich selbst, auseinandersetzen. Das erwirtschaftete Geld könne in den Täter- Opfer-Ausgleich fließen, wenn etwa Schmerzensgeld oder Sachschaden auszugleichen sind oder es diene der Bezahlung von Bußgeldern. Das Dach im Logo des Hauses des Jugendrechts ist mehr als eine Klammer für die Kooperation verschiedener Instanzen, die auf diesem Wege ihre Zusammenarbeit optimieren können, Verfahren beschleunigen, Zeit und Geld sparen. „Das Dach stiftet einen Rahmen für die Möglichkeiten einer zivilgesellschaftlichen Konfliktregulierung“, sagte Pfarrer Jürgen Mattis, Fachbereichsleiter im Evangelischen Regionalverband. „Eine Präventivmaßnahme mit großem Potenzial.“ TAO im Haus des Jugendrechts in Höchst habe sich als überaus erfolgreich erwiesen, sagte Mattis. Die Quote der Verfahrenseinstellungen nach dem Täter-Opfer-Ausgleich beträgt 90 Prozent. Gespräche mit den Geschädigten und mit den Straftätern stiften im Laufe von Wochen, zuweilen auch Monaten, ein neues zwischenmenschliches Verhältnis. Sie schaffen eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht. Das ermöglicht Opfern, Zusammenhänge zu begreifen, Geschehnisse angemessen zu verarbeiten und sich mitzuteilen; es ermöglicht den Tätern, gehört zu werden und eine Wiedergutmachung anbieten zu können. Gespräche, kurze Verfahrenswege, unmittelbare Hilfe – all diese Erfahrungen sind für jugendliche Straftäter häufig der Schlüssel, zukünftig nicht mehr straffällig zu werden. Sie ermöglichen nicht allein den unmittelbar Betroffenen, sich in Zukunft im Stadtteil begegnen zu können, sondern stiften ein anderes Bewusstsein im Hinblick auf die Folgen einer Straftat. Das habe auch dazu geführt, dass Jugendliche selbst den Mitarbeitenden im Haus des Jugendrechts Hinweise geben, wenn Anstiftung zu Krawall im Stadtteil im Gange ist. Silke Kirch ■ BasKIDball am Heideplatz Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren, die Lust aufs BasketballSpielen haben, können einfach ohne Anmeldung kommen: Das Jugendhaus Heideplatz des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit ist der zweite Frankfurter Standort für das bundesweite Projekt „BasKIDball“ in Trägerschaft des Sportkreises Frankfurt e.V. Die pädagogischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort sind nicht nur in Punkto Sport, sondern auch für jegliche andere TheFoto: Rolf Oeser men ansprechbar. ▸ Kirche aktuell Evangelisches Frankfurt Seite 11 Frieden im Olivenhain Kurz notiert Rabbiner Yehiel Grenimann bemüht sich um den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern ▶Seit 1988 setzt sich die Organisation „Rabbiner für Menschenrechte“ für die Rechte von Palästinensern in Israel und in den besetzten Gebieten ein. Hierzu gehört vor allem das unermüdliche Bemühen um einen Dialog zwischen Israelis und Palästinensern. Rabbiner Yehiel Grenimann gab bei einem Gesprächsabend in der Evangelischen Akademie Einblicke in einen mühsamen Friedensprozess. Was er erzählt, klingt nach einer Sisyphusarbeit. Wenn ein palästinensischer Beduine ein Haus baut, wo er kein Haus bauen darf, kommen Bulldozer und machen es dem Erdboden gleich; der Geschädigte bekommt zusätzlich eine Rechnung, die die Bezahlung der Aktion von ihm verlangt. Wenn Israel Palästinensern hingegen auf politischer Ebene Entgegenkommen zeigt, fallen israelische Siedler in palästinensische Siedlungen ein und besprühen die Wände mit Graffiti und Todesdrohungen. „Was wir machen“, sagt Rabbi Grenimann, „ist Beten mit den Füßen“: Soziale Aktionen als Teil religiöser Praxis Rabbiner Yehiel Grenimann berichtet bei einem Gesprächsabend des Zentrums Ökumene von der Arbeit seiner Organisation „Rabbiner für MenschenFoto: Ilona Surrey rechte“. – unabhängig von politischen oder religiösen Einstellungen. Als Teil dieser Praxis hat sich die Hilfe bei der Olivenernte palästinensischer Bauern etabliert. Freiwillige Helfer, vor allem junge Israelis, die auf diese Weise häufig zum ersten Mal mit Palästinensern in Kontakt kommen, helfen bei der Olivenernte, sorgen dafür, dass die Oliven überhaupt geerntet werden können, wie es eine gesetzliche Regelung von 2006 vorsieht. Gewaltfrei, notfalls unter dem Schutz der israelischen Armee, geht die Ernte vonstatten. Das Projekt, das Olivenernte und Aufforstung der Olivenhaine verbindet, dient der Begegnung, möchte Vertrauen schaffen und die wechselseitigen Stereotypen auflösen. Darüber hinaus stabilisiert es die Lage von Palästinensern, denn Land, das nicht be- wirtschaftet wird, fällt nach zehn Jahren zurück an die israelische Regierung und kann von hier aus neu verteilt werden. Bewirtschaftung verhindern, sagt Grenimann, sei immer möglich, notfalls mit roher Gewalt. Überhaupt scheinen Furcht und Schrecken die gewichtigsten Gegenspieler des Friedens zu sein, zerstören sie doch immer wieder mühsam aufgebautes Vertrauen. Darüber hinaus versucht die Organisation „Rabbiner für Menschenrechte“ vielerorts Aufklärungs- und Bildungsarbeit zu leisten: bei Polizei und Armee, in Schulen sowie durch allgemeine Öffentlichkeitsarbeit. Ein wenig Hoffnung, sagt Grenimann, gebe es durchaus, dass die Kräfte, die eine friedliche Koexistenz anstreben, stärker werden; doch was auf politischer Ebene erreicht werde, sei eben längst nicht immer von allen als maßgeblich akzeptiert. Deshalb wollen die „Rabbiner für Menschenrechte“ auf allen Ebenen gleichzeitig wirksam sein, institutionell wie auch im unmittelbaren Dialog mit den Menschen. Tag für Tag. Silke Kirch Schon Luther wehrte sich dagegen Evangelische Akademie setzt sich mit der Kultur des Kopierens einst und heute auseinander ▶Es war eine Revolution. Damals im ausgehenden Mittelalter, als Vervielfältigungen von Schriften nur durch Abschreiben möglich waren. Erst Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern ermöglichte vielen, selbst die Bibel und andere Schriften zu lesen. Der Buchdruck beflügelte die Reformation, veränderte Texte und Lesende und damit die Welt. Heute bewirkt die digitale Revolution einen ähnlich revolutionären Einschnitt. Wohin das führen kann, welche Kulturtechniken des Kopierens wir einst und heute nutzen und was sie bewirken, damit befasste sich eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie Frankfurt. Die Frage, wie das schier unerschöpfliche Vervielfältigen von Bildern und Gedanken im Internet uns verändert, ist bedeutsam. Ein Literaturwissenschaftler aus dem Publikum vertrat die These, die junge Generation von Wissenschaftlern sei angesichts der Digitalisierung des Weltwissens nicht mehr in der Lage, einen Kanon dessen zu bilden, was der Aufmerksamkeit wert ist. Auch Eberhard Ortland, der an der Uni Bielefeld mit einem Team die Ethik des Kopierens erforscht, hält die Auseinandersetzung darüber, was kanonisch gelten soll, also die Aufmerksamkeit vieler verdient, für dringender denn je: „Wir brauchen solche Verdichtungspunkte, die uns anziehen, Während Mönche im Mittelalter Bücher noch von Hand kopierten, stehen heute im Internet illegal massenweise E-Books zur Verfügung. Abb.: Buchdeckel aus dem 10. Jhdt. aus dem Kunsthistorischen Museum Wien Foto: momius-Fotoalia.com sonst verstehen wir einander und uns selbst nicht mehr.“ Die heutige Lesetechnik am Computer sei mit dem einstigen Entziffern unübersichtlicher Schriftrollen in der Antike vergleichbar: Man muss sich durchscrollen und braucht ein Gespür dafür, an welcher Stelle im Text man gerade ist. Die bahnbrechende Revolution von der Schriftrolle zum Codex, also zum umblätterbaren gebundenen Buch, das einen bes- seren Überblick über den gesamten Text ermöglicht, wird durch das Lesen am Computer zurückgeführt auf die Zeit der Schriftrollen. Original, Kopie und ihre Wechselwirkungen gehören zum Alltagsgeschäft von Katharina Winter. Die Juristin vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels führte am Beispiel von E-Books aus, dass Käufer eines digitalisierten Werkes nur das Recht erwer- ben, die Datei zu lesen, vielleicht auszudrucken und vielleicht zu kopieren. Ein E-Book zu verkaufen ist hingegen verboten, wie inzwischen mehrere Gerichte feststellten, im Gegensatz zum gebrauchten Buch, das sehr wohl weiterverkauft werden darf. Die digitale Entwicklung ermögliche allerdings das Kopieren von Dateien in kürzester Zeit ohne Qualitätsverlust. Im Internet würden daher massenweise E-Books illegal zur Verfügung gestellt. Einer der Ersten, der sich gegen das Kopieren seiner Werke zur Wehr setzte, war Albrecht Dürer, erklärte Annette Ludwig, die Direktorin des Mainzer Gutenberg-Museums. Und auch Martin Luther pochte auf seinen Schutz als Autor: 1525 schrieb er eine „Vermahnung an die Drucker“, die seine Werke ohne Vergütung des Autors nachdruckten und obendrein „falsch und schändlich“ zurichteten. Susanne Schmidt-Lüer ■ Abschied von Peter Steinacker Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat Abschied von ihrem ehemaligen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker genommen. Sie würdigte ihn mit einem Gedenkgottesdienst in der Katharinenkirche. Steinacker war am 14. April nach schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren in Frankfurt gestorben. Er stand von 1993 bis 2008 an der Spitze der hessen-nassauischen Kirche. ■ Engagement für Flüchtlinge Sechs Veranstaltungen mit Experten und Expertinnen informieren im Juni und Juli über die Lage von Flüchtlingen und sinnvolles Engagement in Kirchengemeinden. Veranstalter ist der Fachbereich Beratung, Bildung und Jugend im Evangelischen Regionalverband. Veranstaltungs-Flyer im Netz unter: www.frankfurt-evangelisch.de/ nehmeteinanderan.html. ■ Ökumenisches Stadtgebet Jeden Mittwoch um 18 Uhr findet ein Friedensgebet in der Katharinenkirche an der Hauptwache statt. Federführend ist die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Frankfurt. Deren Vorsitzende, Prodekanin Schoen, sagt: „Mit dem Stadtgebet möchten wir Menschen in aller Welt eine Stimme geben, die Aggression und eskalierender Gewalt ausgesetzt sind.“ ■ Passantenseelsorge Von Montag bis Samstag bieten ehrenamtlich Seelsorgende in der Katharinenkirche an der Hauptwache Gespräche für Passanten an. Zur Verstärkung des Teams werden neue Mitarbeitende gesucht. Kontakt: Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz, Telefon 069 21651238; [email protected]. ■ Weiterbildung für Eltern Wie können Eltern die Beziehung zu ihrem Kind stärken? Wieviel Förderung braucht es? Antworten auf solche Fragen geben Expertinnen und Experten per Text, Videound Audiobeiträgen auf www.digita le-elternbildung.de, ein Projekt des Zentrum Bildung der EKHN. Frei von kommerziellem Interesse. ■ Alltagstaugliche Frauengespräche bietet ein Kreis von Frauen mittleren Alters an, der sich jetzt neu in der Cyriakusgemeinde in Rödelheim zusammengeschlossen hat. Wer Lust auf Diskussionen, Vorträge, gelegentliche Ausflüge, kleine Feste und Kreatives hat, ist herzlich willkommen. Info: Angela Aldinger. Telefon 069/789 37 63. ■ Zwischen Wein und Oliven Vom 13. bis 20. Juni bietet „evangelisch reisen“ eine Kulturreise in die Emilia Romagna in Italien an. Basis ist die romantische Kleinstadt Brisighella am Fuß des Apennin. Von dort gibt es Tagesausflüge nach Ravenna, Florenz und Rimini sowie San Marino. Ab 790 Euro. Infos unter www.ervreisen.de. Mai/Juni 2015 · 39. Jahrgang · Nr. 3 · www.evangelischesfrankfurt.de ▸ Panorama Seite 12 Terminkalender ■ Begegnung Ethisches Investment und Menschenrechte – Halbtagesveranstaltung am Montag, 18. Mai, ab 16 Uhr, in der Frankfurt School of Finance & Management, Sonnemannstraße 9 - 11. „Fegt mich weg! Eine musikalische Unterhaltung über das Leben und den Tod“ - mit Katrin Skok und Ursula Mühlbauer am Mittwoch, 11. Juni, um 19 Uhr in der Andreasgemeinde, Kirchhainerstraße 2. „Arbeit mit Flüchtlingen“ – Überblick über die Engagementmöglichkeiten und Einblicke in Unterstützungsprojekte in Frankfurt am Mittwoch, 1. Juli, um 19 Uhr im Evangelischen Zentrum, Rechneigrabenstraße 10. Kurt-Schumacher-Straße 23 · 60311 Frankfurt/Main Evangelisches Frankfurt „Halte deine Träume fest“ Die Band Habakuk steht seit 40 Jahren auf der Bühne und viele ihrer Lieder bereichern das evangelische Gesangbuch. Ein Grund zum Feiern Lichtwiderstand im Raum Kein bisschen müde: (von li. nach re.) Eugen Eckert (Gesang), Klaus Bussalb (Bass), Jan Koslowski (Gitarre), Laura Doernbach (Gesang), Raphael Wolf (Saxophon), Doro Rosenzweig (Gesang), Andreas Neuwirth (Klavier), Christoph Maurer Foto: Friederike Schaab (Schlagzeug). ▶Die Zeit des deutsch-französischen Kriegs 1870/71, der im blutigen Mai 1871 mit rund 30.000 Hinrichtungen während der Pariser Kommune einen traurigen Höhepunkt erlebte, war auch die Geburtsstunde des Impressionismus: Jene heiter wirkende, lichtdurchflutete Malerei, deren wichtigster Vertreter Claude Monet ist. Auch diese Gleichzeitigkeit von Krieg und Kunst spiegelt die jetzige Städel-Ausstellung „Monet und die Geburt des Impressionismus“ wider: Darauf verwies die Kunsthistorikerin Helga Bill während ihres gut besuchten Vortrags im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum. Die heute so eingängig wirkende Kunstrichtung war damals eine Revolution in der Malerei, sagte Bill. Die alltäglichen, ungezwungenen Szenen, der flüchtige Augenblick, den die Freiluftmaler immer wieder einfingen, sowie ihre Konzentration auf Farbe und Lichtverhältnisse erschienen der damals tonangebenden Akademie von Paris nicht als „bildwürdig“. Doch davon ließen sich Claude Monet, Edouard Manet, Auguste Renoir, Peter Sisley oder Camille Pissarro nicht abhalten. Sie interessierten sich für die Natur, für Licht, Wind, Schatten und Spiegelung im Wasser. Monet lebte bis 1926. Zuletzt, so Bill, waren die Motive für ihn nur noch „Lichtwiderstände im Raum“, etwa „Die Kathedrale von Rouen“. Die Monet-Ausstellung ist noch bis 21. Juni im Städel zu sehen. svs ■ Konzerte Pfingstkonzert – Werke von Mozart, Bach und Vivaldi am Sonntag, 24. Mai, um 18 Uhr in der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 1. Fullmoon-Concert – „Lobe den Herren“ - Schlager des evangelischen Gesangbuchs als „Singalong“ mit Profis und mit Ihnen am Dienstag, 2. Juni, um 21 Uhr in der Epiphaniaskirche Oederweg/Ecke Holzhausenstraße. „Le souvenir de vous“ – Musik des ausgehenden Mittelalters mit Blockflöte, Fidel und Laute am Samstag, 6. Juni, um 18 Uhr in der Emmauskirche, Alt Eschersheim 22. Jazzkonzert – organisiert von der Jazz-Initiative Frankfurt am Freitag, 12. Juni, um 20.00 Uhr in der Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstraße 90. Heiteres Konzert am Sonntag, 14. Juni, um 11.15 Uhr in der Alten Nikolaikirche, Waldschmidtstraße 116. „Beflügelt“ – J.S.Bach: Konzerte für 3 Flügel und Orchester am Sonntag, 14. Juni, um 18 Uhr in der Jakobskirche, Kirchplatz 9. Festburgkonzert – Duo Violine-Klavier am Sonntag, 14. Juni, um 19.30 Uhr in der Festeburgkirche, An der Wolfsweide 58. „Schaurig-schöne Geschichten“ – Melodramen und Balladen aus vier Jahrhunderten am Freitag, 26. Juni, um 20 Uhr in der alten Nikolaikirche, Waldschmidtstraße 116. „60 Jahre und kein bisschen leise“ – Posaunenchor am Samstag, 27. Juni, um 18 Uhr in der Jakobskirche, Kirchplatz 9. 20 Jahre Kurt-ThomasKammerchor – Musik von Leipziger Thomaskantoren am Sonntag, 28. Juni, um 18 Uhr in der Dreikönigskirche am Sachsenhäuser Ufer. Kinderkonzert – Brittens „SimpleSymphony“ und Mendelssohn Bartholdys „ Lobgesang“ am Samstag, 4. Juli, um 17.30 Uhr in der Epiphaniaskirche, Oederweg/Ecke Hozhausenstraße. „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ – Bach-Vesper am Samstag, 4. Juli, um 17.30 Uhr in der Katharinenkirche an der Hauptwache. Weitere Veranstaltungen unter www.frankfurt-evangelisch.de Kunst ▶Eintausend selbst getextete Lieder: Damit spielt Eugen Eckert in einer Liga mit Udo Jürgens. Auch die Professionaliät seiner Band Habakuk kann mithalten. Inzwischen singen und spielen bei Habakuk ausschließlich Profimusiker und -musikerinnen. Nur beim Plattenverkauf kann eine Band, die christliche Pop- und Rockmusik macht, nicht konkurrieren. Doch immerhin sind 30.000 verkaufte Platten und CD’s ohne Werbung und Vertrieb auch eine beachtliche Zahl. Vor vierzig Jahren begann alles. Im Nachgang zum Kirchentag 1975 spendierte der damalige Stadtjugendpfarrer Martin Jürges die erste Musikanlage. Die Band probte jahrzehntelang im Keller des Stadtjugendpfarramtes im Nordend. Beim Kirchentag 1977 in Berlin spielte Habakuk erstmals vor größerem Publikum. Erste Lieder entstanden. „Halte deine Träume fest“ stammt aus jenen Anfangszeiten. Es war das Lied, das 1983 bei der Trauerfeier für Familie Jürges in der Katharinenkirche erklang. Sechs Menschen waren beim Absturz eines Starfighters auf der Mörfelder Landstraße ums Leben gekommen. Der Kirchentag ist ein Kristallisationspunkt für die Band. Aus den Bibelarbeiten von Dorothee Sölle und Luise Schottroff entstand ein besonderes Format, das aus Exegese, Liturgie und Musik besteht. Es begeisterte sogar auf einer Tournee in Kanada. Deshalb sind diese Veranstaltungen auch Highlights für die Band und die Freundschaft zu den beiden feministischen Theologinnen war für Eugen Eckert prägend. Es wundert also nicht, wenn er vor allem um eine gerechte und befreiende Sprache bemüht ist. „Dieser Ansatz ist gut und bereichernd“, stellt er fest. Die Themen seiner Lieder sind die Grundthemen der evangelischen Kirche: Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung. Doch dabei müsse man eben auch eine Heilsvision entwickeln. Vier Jahrzehnte Bühnenpräsenz, natürlich mit wechselnder Besetzung, aber doch mit erstaunlicher Kontinuität. Die heutige Besetzung von Habakuk ist erst die dritte Generation. Und Eugen Eckert fühlt sich mit 61 Jahren noch lange nicht zu alt. Längst ist Habakuk weit über die Grenzen Frankfurts bekannt, und die Lieder sind aus den Gesangbüchern nicht mehr wegzudenken. Mit „Bewahre uns Gott“ im 1993 erschienen evangelischen Gesangbuch begann es. Im neuen katholischen Gotteslob stehen jetzt 21 Lieder der Band. Habakuk feiert am Sonntag, 31. Mai, sein 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einem Konzert in der Friedenskirche in der Frankenallee 150. Viele ehemalige Bandmitglieder haben ihre Mitwirkung zugesagt. Außerdem erscheint das DreifachAlbum „Einfach so“. Es enthält Hits aus vier Jahrzehnten und Nagelneues. Es kostet 25 Euro (bei Postversand plus Porto) und ist unter www.habakuk-musik.de zu beziehen. Kurt-Helmuth Eimuth ■ Ratswahlkantate Das Letzte Nur geliehen ▶Wir fliegen nach Marokko oder Indonesien, statt Urlaub mit der Bahn zu machen. Wir fahren Auto statt Fahrrad. Wir antworten auf alle cc-E-Mails und verbrauchen dadurch viel mehr Strom, als wir denken. So produzieren wir Unmengen von CO2. Aber die Klimaerwärmung berührt uns nicht. Die geht ja nur unsere Kinder etwas an. Und Kindeskinder. Wenn die dann noch auf diesem schönen Planeten leben können. Impressum „Gott ist mein König“ : Passend zum Tag der Kirchenvorstandswahlen dirigierte Kantor Tobias Koriath in der Thomaskirche in Heddernheim Johann Sebastian Bachs „Ratswahlkantate“ BWV 71 sowie Wolfgang Amadeus Mozarts „Krönungsmesse“ C-Dur KV 317. Ausführende waren die Thomaskantorei, das La Tirata Ensemble pro Alte Musik sowie Kateryna Foto: Rolf Oeser Kasper (Sopran), Sofia Pavone (Alt), Michael Porter (Tenor) und Thomas Faulkner (Bass) als Solisten. Herausgeber: Der Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main. [email protected] Redaktion: Kurt-Helmuth Eimuth (Redaktionsleitung), Stephanie von Selchow (Geschäftsführung), Pfarrer Ralf Bräuer, Anne Lemhöfer, Pfarrer Wilfried Steller. 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