SPORT BLICK Nummer 7, 15. Mai 2015 31 Es war einmal … Vor fünfzehn Jahren begann in Kirchdorf ein Tennismärchen, das mit dem Mannschaftsmeistertitel in der Staatsliga vor zwei Jahren und dem VizeMeistertitel im Vorjahr seine Höhepunkte erlebte. Nun scheint dieses Märchen zu Ende zu gehen – ein Tennisbetrieb auf diesem Niveau ist nicht mehr finanzierbar. „Bedingung für Tennis auf solch hohem Niveau war für uns immer, dass wir es ausschließlich mit Sponsorgeldern und Zuschauereinnahmen finanzieren können und dafür keine Mitgliedsbeiträge anrühren“, erklärt Teamchef Joki Unterscheider, der für heuer noch einmal eine schlagkräftige Staatsliga-Mannschaft zusammengestellt halt. „Die Unternehmen fahren das Sponsoring immer mehr zurück, das zieht sich durch alle Sportarten und betrifft leider auch uns“, sagt Unterscheider, „wie es derzeit ausschaut, wird das unsere letzte Saison in der Staatsliga sein – außer es geschieht noch ein Wunder und wir finden neue Sponsoren!“ Wir haben alles erreicht, was man im Tennis in Österreich erreichen kann “ Vor fünfzehn Jahren spielte das Herren-Team des TC Kirchdorf noch in der Regionalklasse – von der fünfthöchsten Spielklasse marschierten die Kremstaler in elf Jahren in die höchste Spielklasse durch. Nachdem im ersten Jahr im entscheidenden Match gegen Steyr gerade noch die Klasse gehalten werden konnte, gelang den Kirchdorfern 2013, wovon niemand zu träumen gewagt hätte. Sie setzten dem Kirchdorfer Tennismärchen mit dem Staatsmeistertitel die Krone auf und be- stätigten mit dem Vizemeistertitel im letzten Jahr ihre große Klasse. Thiem und Koubek waren in Kirchdorf zu bewundern „Wir haben alles erreicht, was man im Tennis in Österreich erreichen kann, mehr geht nicht – Champions-League gibt‘s im Tennis keine“, erinnert sich Joki Unterscheider an tolle Partien. In den letzten Jahren haben am Kirchdorfer Tennisplatz mit Dominik Thiem oder Stefan Koubek Österreichs Aushängeschilder aufgeschlagen – und verloren. Thiem wurde von Marco Mirnegg niedergekämpft, Koubek zog gegen Publikumsliebling Markus Egger den Kürzeren. Die beiden Oberösterreicher werden auch heuer wieder für die Kirchdorfer antreten. Auf Nummer eins ist bei den Kremstalern Vladi Ignatik aus Weißrussland gesetzt, er rangiert in der Weltrangliste um Postion 200. Mit Daviscup-Spieler Peter Oswald aus Vorarlberg, Peter Heller aus Bayern und dem Tiroler Armin Sandbichler ist der Mannschaft auch nach den Abgängen von Podlipnik und Jezmenek einiges zuzutrauen. „Wir konnten uns die beiden einfach nicht mehr leisten“, sagt Unterscheider, der dem Team – „mit dem nötigen Quäntchen Glück“ – trotzdem die Qualifikation fürs Finalturnier der besten Teams zutraut. Keine finanziellen Abenteuer eingehen Am Donnerstag, 14. Mai empfängt der TC Kirchdorf daheim Scheibbs, am Samstag, 23. Mai müssen die Kremstaler zum Derby nach Steyr, bevor am Pfingstmontag, 25. Mai auf eigener Anlage die Partie gegen Salzburg gespielt wird. Das letzte Match der Vorrunde findet am 30. Mai beim WAC in Wien statt – alle Spiele beginnen um 11 Uhr. Publikumsliebling Max Egger schwingt seit acht Jahren für Kirchdorf den Tennisschläger. Der Jungpapa, der in Altenberg im Mühlviertel wohnt, verlor erst eine Partie in der Meisterschaft und zwang auch Stefan Koubek in die Knie. „Es ist wahrscheinlich für lange Zeit die letzte Gelegenheit, in unserer Gegend Tennis auf so hohem Niveau erleben zu können“, weiß Joki Unterscheider. Im nächsten Jahr wird der TC Kirchdorf mit ziemlicher Sicherheit mit Spielern aus den eigenen Reihen in der Landesliga aufschlagen. „Es war eine schöne Zeit, aber wir können uns auf keine finanziellen Abenteuer einlassen, das sind wir unseren Mitgliedern schuldig!“ Thomas Sternecker Der Linzer Marco Mirnegg bezwang im Dress der Kirchdorfer sogar Österreichs heutige Nummer eins Dominik Thiem. Mirnegg trainiert als Coach Peter Heller, den er in Kirchdorf kennengelernt hat. Der Bayer spielt auch heuer wieder für die Kremstaler und rangiert in der ATP-Weltrangliste auf Platz 480.
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