Die Bedeutung der Waldwirtschaft für den Kohlenstoffhaushalt Univ.Prof.Dr. Hubert Hasenauer Institut für Waldbau Universität für Bodenkultur Kohlenstoffspeicher Wald Weltweit lagern (Pan et al. 2011) 861 PgC (1015g C oder Billionen t Kohlenstoff) – 44 % im Boden – 42 % in der Biomasse – 8% Totholz – 5 % Streu Österreichs Wald: 800 Mio. t Kohlenstoff Waldwirtschaft für den Kohlenstoffhaushalt Rolle der Atmosphäre • Bringt das tägliche Wetter • verändert aber nicht das Klima • Klima wird durch die Erdoberfläche vbeeinflußt - Ozeane - Vegetation – Wald - Kryosphäre (Gletscher) • Anthropogene Einflüsse … all das begann mit einer einfachen Kurve… Warum steigt der CO2 In der Atmosphäre ? • Seit Beginn der Industrialisierung starke Zunahme von Treibhausgasen – CO2 • Ursache sind fossile Brennstoffe (Kohle, Gas, Öl) • 2008 bisher höchster Wert mit 7,7PgC (1015g C) • Zusätzlich Freisetzung erfolgt durch den weltweiten Verlust an Waldflächen Verteilung des anthropogenen Kohlenstoff Canadell et al. 2007, PNAS 45 % des CO2 Emission bleibt in der Atmosphäre 55 % des CO2 werden gespeichert Weltmeere (ca. 25 %) Vegetation (ca. 30 %) Waldwirtschaft für den Kohlenstoffhaushalt Kohlenstofflager • • • • Wald bindet große Mengen Kohlenstoff Ausnahmen sind Störungen (Windwurf, etc.) Großes „Energielager“ Holzverbrennung - CO2 neutral Bedarf an Holzbiomasse steigt Kohlenstoffkreislauf im Urwald Rothwald Verjüngung/Zerfall (neutral) Optimum (C-Senke)) 18 Fi-Bu Bestände Urwald Rothwald Zerfall/Verjüngung (C-Quelle) Pietsch & Hasenauer 2009 Vergleich Urwaldzyklus (300 Jahre) mit Umtriebszeit im Wirtschaftswald (2 mal 150 Jahre) Urwald Holz verrottet im Wald und setzt damit CO2 frei Wirtschaftswald Holz wird geerntet, CO2 entsteht am Ende der Wertschöpfung C bzw. CO2 Bindung – ein Beispiel Umrechnung C : CO2 = 12 : 44 Annahmen: 1. Urwald 300 Jahre ausgeglichenes Altersklassenverhältnis C bzw. CO2 wird über die Verrottung freigesetzt Urwald ist damit CO2 neutral 2. Wirtschaftswald 150 Jahre Umtriebszeit dann geerntet Die C Aufnahme ausgedrückt in CO2 äquivalenten ist ca. 1.603 t CO2 oder 5,34 t CO2/ha per Jahr. Dieser Teil wird geerntet und substituiert fossile Energieträger. Waldwirtschaft für den Kohlenstoffhaushalt Was bewirkt Waldwirtschaft ? • Nutzt Holz am Ende der Optimalphase • „Kaskadisch“ verwendet und am Ende verbrannt • Substituiert fossilen Kohlenstoff (Öl, Gas, Kohle) • Photosynthese bindet Kohlenstoff wieder • Ergibt einen natürlichen Kohlenstoffkreislauf • Holz ist damit CO2 neutral Pfemeter 2015 CO2 neutraler und CO2 anreichender Kreislauf Kaskadische Verwendung von Holz Pfemeter 2015 • Genutztes C (Holz) wird „zwischengelagert„ • CO2 wird der Atmosphäre entzogen • Am Ende der Energieerzeugung zugeführt Waldwirtschaft für den Kohlenstoffhaushalt „Folgen“ der Waldwirtschaft • Intensivierung der Waldwirtschaft bewirkt: – Verringerung des stockenden Holzvorrates – Erhöhung des laufenden Zuwachses • Mehr im Wald gebundenes C geht in die Atmosphäre – das sogenannte “carbon dept” • Führt zur Diskussion – ist Biomasse CO2 neutral ? – Studie Joanneum Research (Zanchi et al. 2010) – Studie Joint Research Centre (Agostini et al. 2013) Wirkung intensivierter Waldwirtschaft • Gleichgewicht (mittlerer Vorrat) verändert sich • Führt kurzfristig zu einer zusätzlichen Kohlenstofffreisetzung • Neues Gleichgewicht stellt sich ein Wichtig zu betonen ist: • Holz substituiert fossile Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle) • Zeithorizont für die Bindung von CO2 aus Biomasse vs. CO2 aus fossilen Brennstoffen? Waldwirtschaft für den Kohlenstoffhaushalt Einige Begriffe • Volume – V (fm) • Biomasse (t): Kohlenstoff plus die anderen Elemente ca. Volumen /2 • Kohlenstoff – C (t) ca. die Hälfte der Biomasse • Kohlendioxid – CO2 (t) 3,6 fache von C (12:44) • Stammbiomasse ca. 20 bis 30% der gesamten Biomasse (Stamm, Ast, Blatt und Wurzelmasse) Wie wird Kohlenstoff ermittelt: 1. Statistisch – empirischer Ansatz • Expansions Faktoren: aus Volumen wird Biomasse ermittelt • Biomasse Funktionen: aus Baumparametern wird Biomassse ermittelt • Typische Ansatz für Waldinventurdaten und in Waldwachstums- und Sukzessionsmodellen Vergleich von Biomasseschätzungen in Österreich Stammkohlenstoff für Buche Source: Thurnher et al. 2013 Wie wird Kohlenstoff ermittelt: 2. Photosynthesezyklus • Photosyntheseroutine schätzt in Abhängigkeit von Baumart, Boden und Klimaparametern die CO2Bindung von Waldgebieten • Validierung erfolgt mittels Expansionsfaktoren • Typischer Ansatz in Prozess bzw. Carbon Cycle Modellen Waldwirtschaft für den Kohlenstoffhaushalt Woher kommen Kohlenstoffdaten ? • Waldinventuren – messen Baumvolumina (V m3/ha) • Flux tower – messen Stoffflüsse • MODIS Satellitendaten – schätzen NPP (C t/ha) Berechnung von “Biomassepotentialen” für Europas Wälder (EU Projekt FORMIT) Kohlenstoffdaten für Europa Daten und Methoden • • • 1 x 1 km Tageswetterdaten 1 x 1 km Bodendaten Waldinventurdaten von 13 Europäischen Ländern > 200.000 Inventurpunkte Moreno and Hasenauer 2014 Hasenauer et al. 2014 MODIS NPP Schätzungen für Europas Wälder Waldwirtschaft und Kohlenstoffhaushalt Zusammenfassung • Photosynthese fixiert atmosphärischen Kohlenstoff • Wälder speichern große Mengen an Kohlenstoff • Störungen bzw. Mortalität setzen Kohlenstoff frei • Holz gilt als “erneuerbare Energie” • Wälder sind “kohlenstoffneutral” • Intensivierung der Waldwirtschaft ist zu erwarten Herausforderungen für Waldwirtschaft • Erhaltung der Waldfunktionen (Nutz, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion) • Gegensatz von „Bioökonmie“ und „Biodiversität“ • Umwelteinflüsse nehmen zu • Nachhaltige Waldwirtschaft schützt das Klima
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