STREIKZEITUNG ———— AUSGABE 3 Kleine Presseschau und Ausblick Was bleibt von diesem Streik? Eine ganze Menge. Erst am vergangenen Dienstag stimmte die Streikdelegiertenkonferenz der Gewerkschaft ver.di in Fulda für die Fortsetzung des unbefristeten KiTaStreiks — über Pfingsten hinweg. Damit soll der Druck auf die kommunalen Arbeitgeber deutlich erhöht werden. Dazu ver.di-Chef Frank Bsirske, der an der Konferenz teilnahm: „Wir fordern für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst (SUE) eine bessere Eingruppierung, die im Durchschnitt zu zehn Prozent höheren Einkommen führt. Der SUE umfasst rund zehn Prozent aller Beschäftigten in den Kommunen. Es geht also bei der überfälligen Aufwertung um eine Personalkostensteigerung von rund einem Prozent.“ Der Bund erhalte ungeplante Rekordsteuereinnahmen bis 2019 in zweistelliger Milliardenhöhe und könnte diese dafür nutzen, so Bsirske. Ganz verkehrt ist der Ansatz des ver.diChefs nicht. In der „Bild am Sonntag“ hat sich Vize-Kanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) dafür ausgesprochen, die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen komplett dem Bund zu übertragen und den Kommunen so die nötige finanzielle Möglichkeit zu geben, die Löhne anzuheben. Ihm springt Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zur Seite, die im „Focus“ klarstellt, dass „Erzieherinnen und Erzieher für ihre Leistungen auch entsprechend bezahlt werden müssen“. Aus der Union hingegen werden Stimmen nach einer Verschärfung des Streikrechtes laut. Nach dem Willen der Jungen Union und des CDU-Wirtschaftsflügels sollen Streiks nur noch nach einem Mediationsverfahren und mit viertägiger Vorankündigung möglich sein, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet. Weniger Verständnis für den Ausstand und die geschlossenen Kindertagesstätten zeigen Eltern in Norddeutschland, da sie große Probleme bei der alternativen Unterbringung der Kinder hätten, schreibt die „Hannoversche Allgemeine“. Eine Unterbringung der Kinder am Arbeitsplatz sei nur begrenzt möglich, da nicht allzu oft ausreichende Betreuungsmöglichkeiten angeboten würden, beklagen sich betroffene Eltern. Verständnisvoller ist man hingegen im Süden der Republik im Raum München. Die „Süddeutsche Zeitung“ konstatiert, dass oft Großeltern und Freunde die Betreuung übernehmen und die Infrastruktur der KiTas im Süden anders aussehe. Eltern und Betroffene seien gut organisiert und zeigten volles Verständnis für die Arbeitsniederlegung. Nun stehen diese Beispiele nur stellvertretend für viele weitere, doch in einem Punkt scheinen sich alle einig zu sein: die Bezahlung muss besser werden. Laut einer Umfrage von „YouGov“ stehen zwei Drittel der Bürger hinter den Motiven der Streikenden, jedoch lehnen sogar mehr als zwei Drittel den langen Ausstand der Lokführer ab, wie „Zeit Online“ berichtet. In Köln ergab sich ein reges Streikbild. Gewerkschaftssekretär Tjark Sauer, der für die Koordination der Bezirksaktionen zuständig ist, berichtete mir von Aktionen und Veranstaltungen in und um Köln. Es wurden Lieder gedichtet, umgetextet und gesungen, Fahrradtouren veranstaltet und um das Porter Bezirksrathaus bildete sich sogar eine Menschenkette. Flugblätter und die ersten Ausgaben der Streikzeitung wurden verteilt und in vielen Bezirken gab es Streiklokale. In der vergangenen Woche sprach sich ebenfalls ein Großteil der Ratsfraktionen für die Unterstützung der Erzieherinnen und Erzieher aus. Der Rat beschloss die Rückerstattung bereits gezahlter Beiträge an betroffene Eltern, die ihre Kinder nicht in die KiTa bringen konnten. In der ersten Streikwoche waren maximal sieben Kitas ohne Einschränkungen geöffnet, 150 blieben geschlossen. Damit konnte die Stadt Köln lediglich 3.000 der sonst 17.000 Betreuungsplätze anbieten, was die Stadt in etwa 1 Million Euro an Einbußen gekostet haben dürfte, jedoch spart sie auch erheblich an den ausfallenden Personalkosten. Am Ende der zweiten Streikwoche dürfte die Motivation trotz finanzieller Einbußen bei den Streikenden dennoch auf gutem Niveau sein, was nicht nur an der Rückendeckung aus vielen Bereichen der (Bundes-) Politik liegen dürfte, sondern auch am gesellschaftlichen und sozialen Rückhalt. Die Bürgerinnen und Bürger unterstützen das Anliegen der Sozial- und Erziehungsdienstler auf breiter Basis. Die Arbeitgeber müssen sich jetzt entscheiden: zukünftige, schmerzhaftere Streiks auf vielen Ebenen riskieren, oder endlich zur Tat schreiten und an den richtigen Stellen investieren. Eine Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sehr sie die Arbeit im sozialen und öffentlichen Dienst honoriert. Fabian Felder ■ STREIKZEITUNG Tarifeinheitsgesetz: Ein weiterer Fall für Karlsruhe Am 22. Mai 2015 wird der Bundestag das sogenannte Tarifeinheitsgesetz (TEG) verabschieden. Dieses sieht vor, dass in Betrieben, in denen unterschiedliche Gewerkschaften verschiedene Tarifverträge für die gleiche Arbeitnehmergruppe ausgehandelt haben, derjenige Tarifvertrag für alle Arbeitnehmer gültig wird, dessen Gewerkschaft nach Mehrheitsprinzip die meisten Mitglieder in genannter Arbeitnehmergruppe hat. Minderheitengewerkschaften würden dadurch ihre Zuständigkeit und Einfluss verlieren bzw. in diesen stark eingeschränkt werden. Ihnen steht zwar ein Anhörungsrecht zu, jedoch hätten sie de facto keine Macht mehr. Laut Bundesarbeitsministerin Andrea Nahes (SPD) soll verhindert werden, „dass einige Spartengewerkschaften für ihre Partikularinteressen vitale Funktionen unseres Landes lahmlegen. Das ist nicht in Ordnung.“ Kritiker sehen darin das Streikrecht stark eingeschränkt und fürchten um die Existenz kleinerer Gewerkschaften. Die Arbeitnehmer, die Mitglied einer Minder- heitengewerkschaft sind und denen ein Tarifvertrag „aufgezwungen“ wurde, würden nicht den Schutz der Gewerkschaft genießen, die den Tarifvertrag ausgehandelt hat, da sie nicht Mitglieder dieser sind. Kleinere Gewerkschaften würden um Mitglieder kämpfen müssen, was ebenfalls zu einer Destabilisierung der Arbeitsverhältnisse in einigen Betrieben führen könnte. Ein gutes Beispiel dafür ist die GDL mit ihren Lokführerstreiks. Die GDL ist solch eine Minderheitengewerkschaft bei der Deutschen Bahn. Ihre größere Konkurrentin EVG würde nach dem TEG die Hoheit über alle Tarifverträge übernehmen. Durch das Tarifeinheitsgesetz ist die GDL im Betrieb der Deutschen Bahn bedroht, dementsprechend müssen ihre Mitglieder jetzt dafür kämpfen, Macht zu gewinnen bzw. zu behalten — die aktuellen Streiks der Lokführer sind dafür ein gutes Mittel zum Zweck. Es geht nun also bei den Streiks nicht nur um bessere Löhne, sondern nun auch um Macht und Machtgewinn Seit dem elften Mai befinden wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Tageseinrichtungen für Kinder, uns in einem unbefristeten Streik, um eine Aufwertung unseres Berufes durch eine höhere Eingruppierung zu erreichen. Heute wurde das Abstimmungsergebnis vom Deligiertentreffen in Fulda über das weitere Vorgehen bekannt gegeben: DER STREIK WIRD FORTGEFÜHRT! Unsere Streikbereitschaft, sowie die der Kolleginnen und Kollegen hier in Köln ist ungebrochen! Die Streikaktionen der letzten Tage waren kreativ und vielfältig. Da gab es zum Beispiel eine Fahrraddemo, ein Flashmob, ein „Unterstützungs – Hupkonzert“ durch Autofahrer/innen, die aufgefordert wurden zu hupen wenn sie für eine Aufwertung des Berufs seien, Flugblattaktionen, Streiklieder wurden geschmettert und noch viele andere einfallsreiche Aktionen. Leider berichteten die Medien bisher wenig bis gar nicht von unseren Aktivitäten. Dies scheint ein Zeichen dafür zu sein, dass Kinder in unserer Gesellschaft weniger von Interesse sind. In der Vorstellung vieler Menschen beginnt Bildung in der Schule. Hierbei wird häufig übersehen, dass sich die Kindertagesstätten in den letzten Jahren zu Bildungseinrichtungen gewandelt haben. Hier findet Bildung von Anfang an statt. Hier werden Kinder unterstützt, ihre Stärken zu finden und zu entwickeln. Hier wird der Grundstein für ein ganzes Leben gelegt. Unsere Aufgaben sind dadurch vielfältig und anspruchsvoll. Viele Politiker sehen dies. Sagen sie jedenfalls. Bisher gibt es leider keine Anzeichen, dass den Lippenbekenntnissen Taten folgen. Wir stehen dafür, dass unser Beruf aufgewertet wird! Dafür streiken wir! Wir sind bereit auch längerfristig zu kämpfen! Bis unser Ziel erreicht ist! Autoren Bettina Schwarberg, Zlatica Minich, Dagmer Köhler, Silke Jürgens innerhalb des Betriebs der Deutschen Bahn. Den Befürwortern des Gesetzentwurfs kommen diese Streiks jedoch zugute: kommt das Gesetz durch, könnte die GDL nicht mehr streiken wie sie es jetzt tut. Dementsprechend hätten Befürworter auch eine große Menge an Menschen hinter sich, die durch die Lokführerstreiks geschädigt oder behindert wurden. Tatsächlich ist dieses aber Gesetz gefährlich, da es sich gegen die im Grundgesetz verankerte Koalitionsfreiheit richtet. Arbeitnehmern würden die Möglichkeiten ihrer gewerkschaftlichen Organisation entzogen werden, wenn diese keine Mehrheit besitzt. Dies entspricht nicht dem Sinn der Koalitionsfreiheit. Ob das neue Gesetz zur Tarifeinheit, was im Sommer in Kraft treten soll, lange Bestand haben wird, ist fraglich, denn eine abschließende Klärung wird wohl wieder nur das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erbringen. Lucas Kulczycki ■ STREIKZEITUNG Angst vor Veränderung Wer dieser Tage an deutschen Bahnhöfen entlang geht, sieht zum einen überfüllte Bahnsteige, aber auch das Gegenteil. Auf menschenleeren Bahnsteigen, fällt einem nur die Info-Box auf, auf deren Bildschirm sonst über eintreffende Züge informiert wird. In diesem Fall steht dort meist „+++Zug fällt aus+++“. Wenn man jetzt noch die überfüllten DB-Infoschalter betrachtet, dann ist eins klar: Die Bahn streikt! Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, kurz GDL, hat nur acht Tage nach dem letzten Streik, der längste in die Geschichte der Deutschen Bahn, erneut ihre Mitarbeiter zum kollektiven Streik aufgefordert. Die GDL fordert eine Lohnsteigerung um fünf Prozent, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde sowie eine familienfreundlichere Schichtregelung. Doch damit nicht genug. Bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, worum es der Gewerkschaft wirklich geht: mehr Macht! Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer vertritt, wie es der Name schon andeutet, hauptsächlich Lokführer, etwa 20.000. Somit vertritt sie zwar die meisten Lokführer als Berufsgruppe, die größte Gewerkschaft bleibt allerdings die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Diese vertritt zusätzlich noch Zugbegleiter, das Bordpersonal und Rangierführer. Vor allem die Verabschiedung des Tarifeinheitsgesetzes bereitet der GDL nun die größten Ängste. Wenn der Bundestag am heutigen Freitag das Gesetz erwartungsgemäß verabschiedet, setzt sich fortan bei Tarifstreitfragen zwischen den Gewerkschaften immer die Gewerkschaft durch, welche die meisten Arbeiternehmer einer Berufsgruppe vertritt. Auch für die Deutsche Bahn ist es keine einfache Situation, da es im Interesse der Bahn liegt, die am 30. Juni (GDL) und 31. Juli 2015 (EVG) auslaufenden Entgelttarifverträge zu verlängern. Trotzdem wolle man keine grundlegend unterschiedlichen Tarifverträge vorlegen, wodurch verschiede- ne Arbeitszeiten bei gleichen Berufsgruppen entstehen könnten, so die Bahn. Den Forderungen der GDL stehen die Forderungen der EVG gegenüber, welche den Fokus auf bessere Gehälter legt. Vielen Bahnkunden ist der genaue Grund für den Streik und die Probleme zwischen den Gewerkschaften und der Deutschen Bahn nicht eindeutig klar. Für die Bahnkunden sei es „langsam nur noch nervig“, so eine Pendlerin am Bonner Hauptbahnhof. Pendler sind rein beruflich an die Bahn gebunden, und somit jeden Tag auf die Einhaltung der Fahrpläne angewiesen. Ein Student der Universität Siegen, der zwischen Köln und Siegen pendelt, wirkte sichtlich genervt. Er brauche mehr als eine Stunde länger für die Strecke, trotzdem hätten wegen der Regelmäßigkeit der Streiks „alle schon ihren eigenen Ersatzfahrplan“. Es kommt somit nicht von ungefähr, dass die Stimmung an deutschen Bahnhöfen momentan sehr gereizt ist. Bahnstreik heißt nicht direkt Totalausfall. Wie die Deutsche Bahn am Mittwoch verkündete, rolle rund zwölf Stunden nach Beginn des Streikes etwa ein Drittel der Fernzüge wieder zuverlässig. Auch Privatunternehmen, wie die Mittel-Rhein-Bahn (transregio), fahren weiterhin nach Plan. Eine Kundin dieses Unternehmens, stand den ganzen Streiks sehr „zwiegespalten“ gegenüber. Sie könne „trotz vieler Streiks die Forderungen nachvollziehen“. Eine vermeintlich sanfte Haltung dieser Art, findet man momentan wohl nur bei den Bahnkunden, welche nicht direkt vom Streik betroffen sind. Till Hoffmann ■ Nach Redaktionsschluss einigten sich Bahn und GdL auf Schlichtung und setzten den Streik aus. STREIKZEITUNG Beruf mit Leidenschaft: Aufwertung jetzt! Es gibt eine Handvoll Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen. Sie wollen KiTa-Gebühren umgehen und verbringen den gesamten Tag mit ihren Kindern. Viele schwören aber auch auf ihre eigene Erziehung. Dabei ist es jedoch sehr wichtig, dass Kinder schon früh lernen mit anderen Bezugspersonen und anderen Kindern zurechtzukommen. Die Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten übernehmen dabei große Verantwortung und beschäftigen sich sehr gerne mit den Kleinen. Die Arbeit des Pädagogen ist dabei mehr als nur ein normaler Beruf: er ist Berufung. Sie haben diesen Beruf gewählt und gelernt, damit sie die Kinder spielerisch beschäftigen und im letzten Schritt auf die Schule vorbereiten. Dabei erleben Betreuer viele interessante Dinge, die manche Eltern vielleicht erst später erfahren. Die Kinder lernen viel Neues und sind stolz darauf. Wenn die Kinder morgens schon mit einem Lachen in den Kindergarten kommen, blüht das Herz jedes Erziehers auf. Natürlich es ist auch manchmal schwierig: es gibt oftmals Meinungsverschiedenheiten zwischen Kindern. Diese sind zum Teil auch schon ziemlich heftig. Die Erzieherinnen und Erzieher müssen dabei einen kühlen Kopf bewahren und den Streit schlichten. Männliche Erzieher sind in deutschen Kindergärten noch in der Unterzahl: der Kindergarten ist meist noch in weiblicher Hand. Es ist aber auch wichtig, dass Kinder Kontakt zu männlichen Bezugspersonen finden können. Ein Erzieher ist aber nicht nur Kontaktperson und Spielkamerad. Er oder sie bringt die Kinder meist dazu neue Dinge auszuprobieren, wie z.B. Fußball spielen oder akrobatisches Turnen. In der Schule läuft dann natürlich einiges anders als in der KiTa, jedoch lernen Kinder schon früh die Arbeit im Team. Teamwork ist ein wichtiger Grundbaustein für einen geregelten Schulalltag und ein wohliges Miteinander. Erzieherinnen und Erzieher leisten somit eine harte und wichtige Arbeit und werden dafür nicht fair entlohnt. Die Entlohnung ist nicht optimal und muss besser eingruppiert werden, weshalb der KiTa-Streik eine wichtige und notwendige Maßnahme ist. Viele Eltern sind zwar über diese Aktion verärgert, können aber auf der anderen Seite die Situation der Betreuerinnen und Betreuer verstehen. Aus diesem Grund haben tausende Eltern die Petition „Eltern für ErzieherIn- nen“ unterschrieben. Diese Unterschriftenaktion drückt die Solidarität der Eltern gegenüber den Erzieherinnen und Erziehern aus, denn auch die Eltern der betreuten Kinder wollen eine gesellschaftliche und finanzielle Aufwertung dieses Berufes. Kinder und junge Menschen sind das wertvollste Gut für die Zukunft unseres Landes. Die Arbeitgeber müssen endlich in die Zukunft investieren. Max Schmidt ■ Arbeitgeber wollen Streik auf dem Rücken von Eltern und Kindern aussitzen – Unbefristeter Streik im Sozialund Erziehungsdienst über Pfingsten hinaus Der unbefristete Streik im Sozial- und Erziehungsdienst wird auch über Pfingsten hinaus fortgesetzt. Das beschloss heute in Fulda die erste bundesweite Streikdelegiertenkonferenz der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) für den Sozial- und Erziehungsdienst. Zuvor hatten rund 330 Vertreterinnen und Vertreter aus Streikbetrieben im ganzen Bundesgebiet über den laufenden Tarifkonflikt mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) beraten. „Die Arbeitgeber setzen darauf, den Streik auf dem Rücken von Eltern und Kindern auszusitzen“, sagte der ver.diVorsitzende Frank Bsirske. „Seit langem ist für Donnerstag nächster Woche (28. Mai) die VKA-Mitgliederversammlung geplant. Es gab offenbar keine Bemühungen, diesen Termin mit Blick auf den laufenden Tarifkonflikt vorzuziehen, um über eine generelle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe zu beraten und ein annehmbares Ergebnis zu erzielen. Stattdessen verweigern die Arbeitgeber nach wie vor die überfällige Anerkennung der wichtigen pädagogischen Facharbeit im Sozial- und Erziehungsdienst.“ Auch das Argument der Arbeitgeber, eine generelle Aufwertung der Sozial- und Erziehungsdienste sei nicht finanzierbar, ließ Bsirske nicht gelten. „Wir fordern für die Beschäftig- ten im Sozial- und Erziehungsdienst eine bessere Eingruppierung, die im Durchschnitt zu zehn Prozent höheren Einkommen führt. Der Sozial- und Erziehungsdienst umfasst rund zehn Prozent aller Beschäftigten in den Kommunen. Es geht also bei der überfälligen Aufwertung um eine Personalkostensteigerung von rund einem Prozent.“ Bund, Länder und Gemeinden werden bis zum Jahr 2019 insgesamt 38 Milliarden Euro mehr einnehmen als bisher eingeplant, etwa acht Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr, so die aktuelle Steuerschätzung. Es seien also Spielräume für die Kommunen zur Finanzierung der Tarifforderung vorhanden. Da es sich bei den Sozialund Erziehungsberufen aber um gesellschaftlich dringend notwendige Tätigkeiten handelt, müssten notfalls auch die Länder und der Bund die Kommunen bei der Finanzierung unterstützen. Dies habe Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zurecht bereits angesprochen und den Kommunen finanzielle Hilfen des Bundes in Aussicht gestellt. Dienstag, 26.5.2015 Streikkundgebung am Hans-Böckler-Platz – Beginn ab 08:30 Mehr zur Kundgebung und zu den DiskussionsteilnehmerInnen im Wochenplan, der Freitag nachmittag vermailt wird! 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