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Sonntag, 26. April 2015
Thema der Woche
Worüber die Menschen in Berlin nachdenken und diskutieren
AM SONNTAG
Liebe Leserin,
lieber Leser
Vor etwa zehn Jahren gab es bei
meiner Freundin und mir einen
Veräppelungs-Klassiker: Wenn
wir auf einer coolen Party, in einem angesagten Mitte-Club herumturnschuhten, Hipster-Jungs
uns ansprachen, dieses Undwas-machst-du-sonst-so-Spiel
begann, erzählten wir begeistert von unserem Schrebergarten in Charlottenburg, den wir
uns gerade zugelegt haben.
Hatten wir nicht, und eine Laube war auch nicht unser Lifestyle-Plan, damals, aber genau
deshalb führten wir die Männer auf diese Fährte. Es war ein
Test: Sind wir interessant, auch
wenn wir so was Olles wie das
Schrebergärtnern lieben (würden)? In Wahrheit inde ich es
nicht oll, wollte nur wissen:
Wie vielseitig ist der Typ? Cool
im Club rumstehen kann jeder,
klar, bisschen schlau daherreden auch. Zum Party-Opening
nach Ibiza – ja und? Was wäre
mit dem in einer KleingartenKolonie? Fanden wir lustig, das
zu durchdenken. Und nur wer
lustig reagiert hat, in der Laube ein klein wenig vorstellbar
war, der hatte eine Chance. Ein
durchaus gutes Kriterium, inde ich, auch heute noch. Schauen Sie mal, wie glücklich die Kleingärtner
sind. Unser Thema
der Woche: S. 2–5
Die
Turteltäubchen
Der
ComputerSpezialist
Aydin Zeynel ist fit, was
Computer angeht. Seine
Hilfe schätzen vor allem
die älteren Pächter
Nancy und
Wolfgang Zur
Aydin
Zeynel
Laube. Liebe
Mit lieben Grüßen,
Inga Grömminger
und die Z AM
SONNTAG-Redaktion
Daniel Lau
INHALT
Thema der Woche
Schrebergärtner in Berlin
2–5
Politik & Wirtschaft
Hans ten Feld im Interview
6/7
Berlin & Umland
8–11
Angriff auf Vattenfall-Arbeiter
Gesellschaft & Kultur
12–15
Mit Winfried Glatzeder auf dem
Rad durch Rummelsburg
Reportage der Woche
Die Flucht aus Afrika
16/17
Das Leben & ich
19–21
Gefährliche Vergesslichkeit?
Picknick mal vegan
Horoskop
20
Beauty & Style
Kurz, kürzer, Shorts!
22/23
Reisen & Träumen
Der Frühling in Belgrad
24/25
Sport
30–36
Sollte Dardai zu Bayern?
Der 30. Bundesliga-Spieltag
Das alte Eisen der Füchse
Rätsel
39
Wissen & Forschen
40
Der slowenische Indiana Jones
TV / Programm
41–43
Der
Gurkenmeister
Von
SARAH BORUFKA
Daniel Lau (42) sitzt tief zurückgelehnt in einem PlastikGartenstuhl in Parzelle fünfzehn, um ihn herum Tulpen,
ein Hochbeet, ein Apfelbaum,
neben ihm, im Gras, der dunkelbraune Staffordshire Terrier Bronko (5), das Maskottchen
der Laubenkolonie Lindenbaum
in Schöneberg. Lau streichelt
den gähnenden Hund. Das Thermometer am Apfelbaum misst
zwanzig Grad. Die Sonne scheint
an diesem Apriltag fast wie im
Sommer. Die Kleingarten-Saison
hat begonnen.
Lau ist jetzt schon tiefbraun.
Wenn das Wetter gut ist, ist er
jeden Tag hier, bis September. Er
ist einer von 19 Pächtern der Kolonie Lindenbaum. Sie ist eine
der kleinsten Berlins. Lau hat im
Kleingarten seiner Freundin, mit
der er seit fünf Jahren zusammen
ist und durch die er zur LaubenLiebe kam, sein Glück gefunden.
Leben wie auf dem Dorf, aber mitten in der Großstadt. Schöne „Ich kann mich entspannen, aber
langweilig wird es nie. Es gibt immer was zu tun.“
Alle nennen ihn den Gurkenmeister. Über 200 Gläser Essiggurken macht er jedes Jahr ein.
„So lecker wie Daniel kann das
keiner“, sagt sein Nachbar Aydin
Zeynel (52), der sich mit Computern auskennt und jedem Kleingärtner hilft, der ein Problem
mit seinem Laptop oder Smartphone hat.
Hinter Laus Gurkenbeet, auf
der anderen Seite des Zauns,
liegt eine kleine Kapelle, dahinter ein Friedhof. Davor ragt ein
Rohbau in den SchäfchenwolkenHimmel. Was wird da eigentlich
gebaut? Laus Miene verinstert
sich. „Der Bunker da? Wohnungen oder Büros oder so, das weiß
keiner so genau“, sagt er. An seinem Gartentor läuft jemand vorbei, Bronko knurrt. „Aber das ist
’ne Unverschämtheit, das macht
nur Dreck und Lärm. Die Kapelle ist denkmalgeschützt, das geht
doch eigentlich gar nicht, dass
man daneben baut“, sagt er.
Mit dieser Meinung ist Lau
nicht alleine. Auch Helmut Semmet (66), der Kassenwart der Kolonie Lindenbaum, der seit drei
Jahren seine Laube pachtet und
früher im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, indet den Bau nicht
schön. „Das passt hier nicht hin“,
sagt er.
Die Grabenlinien sind in diesem Fall klar: wir hier drinnen
und die da draußen. Denn Laube,
Thema der Woche 3
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ILLUSTRATION: LEA SCHNEIDER
Z AM SONNTAG
El Presidente
Der nette
Handwerker
Die
Sonnenanbeter
Ehrentraud
und Miguel
Camajo
Gerhard
Brendel
Ali Yücel
e . Hoffnung.
Helmut
Semmet
Die
Tortenkönigin
Der
Ältestenrat
Der
Kassenwart
Sabine
Marktscheffel
Sabine Marktscheffel will es nicht
so richtig zugeben, aber ihre Torte
ist in der Kolonie sehr beliebt
FOTOS: DAVID HEERDE, OLAF SELCHOW, CHARLES YUNCK
Renate und
Jürgen Mühlau
bergs kleinste Laubenkolonie hat 19 Pächter. Jeder ist für sich, und doch sind alle ganz nah beieinander
das heißt Frieden, das heißt kein
Lärm, und die Hoffnung, dass
wenigstens die Welt im Kleingarten heil bleibt, wenn schon sonst
nichts mehr sicher ist in der großen weiten Welt da draußen. Laube, Liebe, Hoffnung.
Lau, Semmet und die 17 anderen Pächter der Laubenkolonie Lindenbaum sind Teil einer
gar nicht so kleinen Gruppe von
Deutschen, die genau diese Art
der Idylle zu schätzen wissen:
Kleingärtner.
Um die 970 000 solcher Parzellen gibt es in Deutschland
– 73 600 davon in Berlin. 400
Quadratmeter misst ein Schrebergarten, die Laube darf nicht
größer als 24 Quadratmeter sein.
Bei der Kolonie Lindenbaum ist
man mit 300 Euro Betriebskosten im Jahr dabei. 300 Euro Miete für ein kleines Paradies, würden viele hier sagen.
Wolfgang (65) und Nancy
Zur (67) zum Beispiel. Der pensionierte Feuerwehrmann und die
frühere Krankenschwester sind
seit über 40 Jahren unzertrennlich, sie iebern schon jetzt auf ihre goldene Hochzeit in vier Jahren
hin. Die Turteltauben in diesem
Lauben-Kosmos.
„Nancy kannte das mit dem
Kleingarten noch aus ihrer Heimat Kroatien, und sie wollte so
gerne auch hier in Berlin einen
kleinen Garten haben“, sagt Wolfgang Zur. Um sie glücklich zu machen, meldete er sich beim Kleingärtnerverband. Drei Monate
später konnte er seiner Frau stolz
die Parzelle präsentieren.
Das war 1974, da waren sie
schon seit fünf Jahren verheiratet. Ihre Liebe ist hier mit jedem
Sommer ein Jahr älter geworden.
Und sie hat vieles überstanden:
einen schweren Autounfall, den
Wolfgang vor 40 Jahren auf einer
Rückfahrt aus Kroatien hatte, seine langwierige Genesung, jetzt im
Alter eine Lungenkrankheit, unter der Nancy Zur leidet, und den
Schlaganfall, den Wolfgang Zur
vor vier Jahren hatte.
Auch das Geld ist knapper geworden. „Aber wir können uns
von unserer Laube sehr gut ernähren“, sagt Nancy Zur. Sie baut Zucchini, Kohlrabi, Tomaten, Gurken
und Radieschen an und zehrt jetzt
noch von der Ernte des vergangenen Jahres.
Zur war früher Erster Vorsitzender der Kolonie Lindenbaum.
Sein Nachfolger Gerhard BrenFortsetzung auf Seite 4
4
Fortsetzung von Seite 3
del (74), pensionierter Fuhrparkleiter, pachtet die Parzelle nebenan. Er übernahm das Amt, als Zur
gesundheitlich nicht mehr in der
Lage dazu war. „Früher haben wir
uns nicht so gut verstanden“, sagt
Brendel. „Er war mehr so der Sheriff. Ich bin eher ein ruhiger Typ“,
sagt er. „Aber wir sind hier gemeinsam alt geworden, jetzt streiten wir schon lange nicht mehr.“
Brendels Amtsperiode fällt
in eine denkwürdige Zeit: Am
10. Juni feiert die Kolonie ihr
75-jähriges Bestehen. Brendel
muss jetzt schnell weg, zum Vergnügungsausschuss, der im Biergarten Ahornbaum, am Eingang
zur Kolonie, tagt. Es gibt viel zu
besprechen: Wer backt Kuchen,
wer macht Nudelsalat, wer ist
eingeladen und was für Musik
soll Daniel Lau, der bei Festen
immer den DJ macht, für diesen
Abend heraussuchen?
Nach der Sitzung läuft Brendel zu seiner Parzelle und setzt
sich an den Kuchentisch auf seiner Terrasse. Seine Frau Margarete (73), Fleischfachverkäuferin in
Rente, reicht ihm eine Tasse Kaffee, es gibt Kartoffelpuffer. Brendel ist Jahrgang 1941, ein Jahr jünger als die Kolonie.
Er hat schon hier im Gras gespielt, als die Alliierten im Tieflug über die Parzellen steuerten,
Richtung Flughafen Tempelhof,
zu Zeiten der Luftbrücke „Damals waren die, die einen Garten
hatten, richtig gut dran“, sagt
er. „Wir hatten Karnickel, Enten,
Hühner, haben Kartoffeln angebaut. Wir mussten nicht ganz so
sehr unter dem Hunger nach dem
Krieg leiden wie viele andere.“
Den Garten von Brendels Eltern hat mittlerweile seine Tochter Sabine Marktscheffel (51)
übernommen – und ihr Enkel
Moriz (10 Monate) spielt jetzt da,
wo sein Uropa Gerhard Brendel
vor 70 Jahren im Gras gekrabbelt
ist. „Natürlich ist es schön, wenn
so etwas über Generationen weitergegeben wird, auch wenn sich
vieles verändert“, sagt sie. Marktscheffel ist für das leibliche Wohl
der Gäste bei den Lauben-Festen
zuständig. Zur 75-Jahr-Feier wird
sie wieder eine Schwarzwälder
Kirschtorte backen. Die ist dann
immer ziemlich schnell weg.
Gibt es hier eigentlich manchmal Ärger? „Ärger? Gibt’s hier
nicht. Nur die Wühlmäuse nerven.“ Die fressen immer ihre Tulpenzwiebeln an.
Kleine Sorgen, einfache Regeln, eine überschaubare Insel
im Chaos der modernen Welt:
Laubenleben, das ist Rückzug
in das Private. Dass das nicht
langweilig wird, liegt auch an
den Nachbarn hinter der Hecke.
Denn kleine Dramen, die gibt es
hier schon auch.
So war einer der Pächter früher
mal mit der älteren Schwester von
Ehrentraud Camajo (74) aus Parzelle Nummer neun liiert. Seitdem
sie sich getrennt haben, herrscht
zwischen den Camajos und dem
Ex-Schwager Funkstille. „Aber
man kann sich hier auch ganz gut
aus dem Weg gehen“, sagt Ehrentraud Camajo. Liebe in der Laube
– es ist schon besser, wenn sie hält.
Denn im Trennungsfall muss auch
das Gartenprivileg ausgefochten
werden.
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Viele führt die Liebe überhaupt
erst zur Laube. So wie Daniel Lau
aus Parzelle fünfzehn. Oder Aydin Zeynel aus Parzelle eins. Seine
Frau ist eine Cousine von Ali Yücels Frau, der Parzelle acht pachtet. Zeynel ist Kurde, Yücel Türke. Das ist zwischen den beiden
aber kein Streit-Thema. Fast jedes
Wochenende grillen sie mit ihren
Familien bei Yücel. „Manche stört
es, dass ich oft grille, aber meine Kinder mögen es sehr gerne“,
sagt er.
Grillen, lauter Lärm vom Häcksler, eine Wassertonne, deren Inhalt
auf das Grundstück des Nachbarn
schwappt: In der SchrebergartenIdylle wiegen diese banalen Dinge
besonders schwer. Brendel kennt
diese kleinen Konlikte gut – wenn
es Streit gibt, muss er als Erster
Vorsitzender meist schlichten.
„Eine gute Strategie ist es eigentlich, den Nachbarn zum Grillen einzuladen, dann ist er Mittäter und beschwert sich nicht
mehr“, sagt er. Und immer noch
und zwar keineswegs nur bei
Menschen jenseits der 50. „Seit
2008 boomt es richtig“, sagt
Günter Landgraf (67), Präsident
des Landesverbandes Berlin der
Gartenfreunde.
„Viele junge Familien sehnen
sich danach, ihren Kindern so ein
Stück Natur nahezubringen. Und
man kann sich von einem solchen
Garten auch gut ernähren.“
Drei bis sechs Jahre muss man,
je nach Bezirk, mittlerweile schon
auf eine eigene Laube warten
– Tendenz steigend. Kein Wunder, denn wer einmal LaubenLuft geatmet hat, den kriegt so
schnell niemand dazu, die Parzelle aufzugeben.
Daniel Lau hat immer noch riesige Einweckgläser voller Gurken
von der vergangenen Ernte, die
er gerne an Kollegen und Freunde verschenkt – wohl auch, weil
die auf sein Gartenglück immer
ein bisschen neidisch sind. „Ich
kenne viele, die auch gerne einen
schönen Garten hätten, so wie
Sonntag, 26. April 2015
Nancy und Wolfgang Zur
freuen sich schon darauf,
hier auch ihre goldene
Hochzeit zu feiern
Nancy und
Wolfgang Zur
Helmut
m
Se met und
Monika Ewald
Helmut Semmet
ist erst seit einem
Monat Kassenwart,
mag das Amt
aber sehr. „Es ist
eigentlich nicht viel
Arbeit“, sagt er
„Ärger? Gibt’s hier nicht.
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am besten sei es ohnehin, einfach
mit den Nachbarn zu reden, sagt
Renate Mühlau (78), die mit ihrem
Mann Jürgen schon seit 52 Jahren
eine Parzelle hier mietet. „Wir hatten einmal Besuch und die Nachbarn hatten den Häcksler fast eine Stunde laufen. Da haben wir
uns beschwert. Aber seitdem ist
das dann auch nicht mehr vorgekommen“, sagt sie.
Probleme, die noch von Angesicht zu Angesicht geklärt werden, ganze Tage in der Natur, an
der frischen Luft, und jeden Sommer selbst angebautes Gemüse ernten: Was nach guter alter
Zeit klingt, können KleingartenPächter selbst in einer Großstadt
noch haben.
Gute Gründe, warum Lauben
heute beliebter sind denn je –
ich“, sagt er.
Bei der 75-Jahr-Feier im Juni
wird es auch wieder Laus Gurken
geben, Marktscheffel wird ihre
berühmte Schwarzwälder Kirschtorte backen und die Yücels und
Zeynels bringen gefüllte Paprika
und Salate mit. Brendel wird eine
Rede halten, die Zurs werden Arm
in Arm am Zaun stehen, und Bronko, der Hund, wird darauf hoffen,
dass auch für ihn eine Wurst vom
Grill fällt.
Dass man das so genau vorhersagen kann, weil das Lauben-Leben eben vorhersehbar ist, muss
gar nicht negativ sein. Es ist der
eine Faktor, der alle Kleingärtner, egal wo sie leben und wie alt
sie sind, eint. Denn wann sonst
weiß man noch so genau, wie die
Zukunft wird?
Renate und
Jürgen Mühlau
Renate und Jürgen Mühlau sind seit
1963 Pächter und damit die Ältesten
Thema der Woche 5
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Ali Yücel
Ehrentraud
und Miguel
Camajo
Fakten, Zahlen, Regeln:
So geht Kleingarten
Nur mittags, wenn
es richtig heiß ist,
lesen Ehrentraud und
Miguel Camacho im
Schatten der Markise
Ali Yücel
war lange
Maurer,
heute fährt er
Taxi und tobt
sich handwerklich
an der
Laube aus
Gerhard Brendel ist
der Erste Vorsitzende
der Kolonie
Lindenbaum. Wenn
es Streit gibt, muss
er schlichten
Daniel Lau
Gerhard
und Margarete
Brendel
Daniel Lau liebt Essiggurken – und noch
mehr liebt er es, sie selbst einzukochen.
Das schmeckt man
auch, sagen die anderen
Rund 970 000 Kleingarten-Parzellen gibt es in
Deutschland – mehr als in
jedem anderen europäischen Land. Hinter uns liegen Polen mit 850 000 und
die Slowakei mit 130 000.
In Berlin gibt des 73 600
Lauben – und geschätzte
250 000 Kleingärtner. Teuer
ist eine solche Laube nicht:
Im Durchschnitt fallen für
Pacht und Verbrauchskosten 100 Euro monatlich an,
bei manchen Parzellen aber
auch deutlich weniger.
Dementsprechend lang
sind die Wartelisten: Rund
12 000 Berliner sind bei den
Bezirksverbänden vorgemerkt. Jedes Jahr kommen mehr Interessenten
hinzu. Momentan liegt die
Wartezeit für eine Parzelle je nach Bezirk bei drei
bis sechs Jahren. „Das wird
auch so bleiben, denn der
Boom hält an“, sagt Günter Landgraf (67), Präsident
des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde.
Wer es geschafft hat und
eine Laube sein Eigen
nennt, muss sich an strenge
Regeln halten. Im Bundeskleingartengesetz ist detailliert vorgeschrieben, was
geht – und was nicht. Der
Kleingarten darf nicht größer als 400 Quadratmeter
sein, die Laube höchstens
24 Quadratmeter. Sie kann
aus Holz oder gemauert
sein – aber sie darf sich von
der Ausstattung und Einrichtung her nicht dazu eignen, dort fest zu wohnen.
Der Kleingarten darf auch
nicht gewerblich genutzt
werden. Hecken entlang der
Grundstücke sind gesetzlich auf 1,25 Meter Höhe begrenzt. Denn ein Kleingarten ist eine private Nutzung
öffentlicher Grünflächen –
und davon sollen auch Passanten etwas haben. Üblicherweise darf zwischen
13 und 15 Uhr nicht laut gewerkelt werden – und auch
an die Nachtruhe ab 22 Uhr
müssen sich die Laubenpieper halten.
Der Kleingarten dient zwar
der Erholung – aber einfach nur grüner Rasen und
Blumen in einer Parzelle,
das geht nicht. Mindestens
ein Drittel der Gartenfläche
muss zum Anbau von Obst
oder Gemüse genutzt werden. Wer all das berücksichtigt, ist ein vorbildlicher Kleingärtner – aber ein
bisschen Schummeln geht
immer.